Überblick über die Musikgeschichte III. Barock

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Überblick über die Musikgeschichte III. Barock
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Geschichte Als Barock oder Barockzeitalter bezeichnet man die musikalische Epoche zwischen dem Ende des 16. Jh. und der Mitte des 18. Jh. „Barock“ wurde ursprünglich als Bezeichnung für Schwulst und Überladung verwendet und wurde erst im 19. Jh. rückwirkend als Epochenbegriff zunächst für die bildende Kunst und die Literatur, dann für die Musik gebraucht. Politisch fiel in diese Zeit der Dreißigjährige Krieg (1618‐1648) und die Belagerung Wiens durch die Türken (1683). In den Naturwissenschaften kamen viele neue Erkenntnisse auf (Galilei, Kepler, Newton), die zu einem neuen heliozentrischen Weltbild führten. Dieses spiegelt sich in allen Künsten wieder, auch in der Musik. Musik Als musikalische Überschrift für die Barockepoche wäre „Generalbasszeitalter“ das treffendste, denn die neuen Formen, die sich im Barock entwickeln, sind die des Generalbasses und des Concertos. Als Generalbass bezeichnet man eine Bassstimme, die mit Ziffern beschriftet ist und so die akkordische Abfolge festlegt. Die genaue Ausführung der Akkorde ist dem Spieler überlassen, der diese improvisiert. Ein Concerto ist ein „Wettstreit“ zwischen Instrumenten, Stimmen bzw. Ensembles, Chören. Einerseits versteht man hierunter ein polyphones Spiel (wie bei einer Fuge), andrerseits ein Wechselspiel von verschiedenen Chören oder Tutti/Soli (Klangruppenwechsel beim Concerto Grosso). Des Weiteren spielte Tanzmusik in Frankreich und Orgelmusik in Deutschland während des Barock eine große Rolle. In Italien entwickelte sich ab 1600 die Musikgattung Oper. Das Solo‐ bzw. Kunstlied taucht ebenfalls als neue Gattung auf. Viele aus der Renaissance stammende Formen erlangten in der Barockzeit ihren Höhepunkt: Fuge, Motette, Kantate, Ricercar, Oratorium, Suite, Partita, Praeludium, Toccata, Fantasie, Concerto. Die im Barock entstandenen Melodien sind verspielt, reich an Verzierungen und waren meistens für solistisches Singen gedacht. Überhaupt zeigt sich in der Barockmusik die Liebe zum Prunk. Als tonartliches Material verwendete man mehr und mehr Dur und Moll anstelle der Kirchentonarten. Die „Erfindung“ der Wohltemperierten Stimmung erbrachte die Möglichkeit, bei den Tasteninstrumenten andere als die bisher gebräuchlichen Tonarten wohlklingend einzusetzen. Komponisten Bekanntester Vertreter der Barockzeit war Johann Sebastian Bach (1685 – 1750). Er schrieb über 200 Kantaten, 250 Orgelwerke, einige Oratorien und Messen, das ›Wohltemperierte Klavier‹ und viele Kammermusikwerke. Weitere Vertreter: - Heinrich Schütz (1585 – 1672) - Johann Hermann Schein (1586 – 1630) - Johann Christoph Pezelius (1639 – 1694) - Arcangelo Corelli (1653 – 1713) - Henry Purcell (1658 – 1695) - Georg Philipp Telemann (1681 – 1767) - Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) Instrumente Fester Bestandteil der Orchester waren die Streichinstrumente und die Continuo‐Gruppe (Tasteninstrument: Orgel oder Cembalo – und tiefes Streichinstrument: Cello und Kontrabaß), die fallweise durch Holzbläser (Blockflöte, Traversflöte, Oboe und ihre Verwandten, Fagott) und Blechbläser mit Pauken ergänzt wurden. Die Holzblasinstrumente hatten keine oder nur sehr wenige Klappen, die Blechblasinstrumente noch keine Ventile. Seite 1 von 2 Die Naturtrompeten und Pauken, eigentlich höfische Instrumente, hielten auch in kirchenmusikalischen Werken Einzug ins Orchester. Als Soloinstrumente traten im Prinzip alle vorhandenen Instrumente auf, sehr beliebt war die Orgel. Eine absolute Blütezeit hatte das Cembalo. Der Klang der Instrumente war bedingt durch die Bauart feiner und durchsichtiger als heutzutage. IV. Klassik ‐ Wiener Klassik ƒ
Geschichte Die Klassik, genauer gesagt die Wiener Klassik, war die Zeit von 1780 – ca. 1827. Klassisch bedeutet allgemein: mustergültig, wahr, schön, harmonisch, klar, einfach und verständlich. Auschlaggebend für die Epochenbezeichnung war die Vollkommenheit des Satzbildes der musikalischen Werke und das Schönheitsideal der Zeit. An die Stelle des höfischen Lebens mit Kirche und Schloss als Zentrum traten das bürgerliche Leben und die bürgerliche Kultur in den Mittelpunkt. Die vorherrschende Aufklärung ließ die alte Ordnung zerbrechen und rief eine neue Vorstellung von Menschsein, Würde, Glück und Freiheit hervor. Politisch fiel 1776 die Unabhängigkeitserklärung Amerikas, 1789 die Französische Revolution, 1806 das Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation und die Kriegszüge Napoleons in diese Epoche. ƒ Musik Das Bürgertum bot als Kulturträger eine breite Zuhörerschaft mit unterschiedlichem geistigem und kulturellem Bildungsstand. Die Musik wurde leichter, beschwingter, einfacher und gefälliger. Die Komponisten der Wiener Klassik komponierten musikalische Werke in Form von Sonate, Sinfonie, Streichquartett, Konzert und Rondo. Diese sind klar formal gegliedert und meist symmetrisch aufgebaut. Die Melodik, die Harmonik und die Rhythmik wurden gleichberechtigt behandelt. ƒ Komponisten Die Hauptvertreter der Wiener Klassik: - Joseph Haydn (1732‐1809): Oratorien, z.B. Die Schöpfung, Die Vier Jahreszeiten, Sinfonien, Messen - Wolfgang Amadeus Mozart (1756‐1791): Opern, z.B. Zauberflöte, Der Barbier von Sevilla, Sinfonien, Messen, 4 Hornkonzerte, Requiem ƒ
‐ Ludwig van Beethoven (1770‐1827): 9 Sinfonien, Messen, Klavierwerke Weiterer Vertreter der Klassik: - Michael Haydn (1737‐1806), der Bruder von Joseph Haydn - Luigi Cerubini (1760 – 1842) - Johann Nepomuk Hummel (1778 – 1837) Instrumente Eine herausragende Stellung nahm das Klavier ein. Es war das Hauptinstrument der Wiener Klassik. Die Anzahl der Streicher im klassischen Orchester nahm zu. Die Bläser wurden als Effektinstrumente eingesetzt: sie dienten dazu, bestimmte Klangfarben zu erzeugen oder wurden als Soloinstrumente eingesetzt. Im Instrumentenbau veränderte sich einiges: Die Hörner spielten mit Aufsteckbögen in verschiedenen Tonarten, die Klappentrompete (noch kein Ventilinstrument) wurde entwickelt und bei den Holzbläsern kamen immer mehr Klappen hinzu. Die Klarinette wurde aus dem Chalumeau entwickelt, erhielt ihren heutigen Namen und nahm Einzug in das allgemeine Musikleben. Seite 2 von 2