kirchenfuehrer

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Pfarrkirche zur hl. Margaretha
in Kaprun
Pfarrkirche zur hl. Margaretha in Kaprun
Erzdiözese Salzburg · Bezirk Zell am See, Salzburg
Grüß Gott!
Im Namen der Katholischen Pfarrgemeinde begrüßen wir Sie herzlich
in unserer frisch renovierten Pfarrkirche zur hl. Margaretha. Wir laden
Sie ein, die Freundlichkeit der Farben und Formen auf sich wirken zu
lassen.
Unsere Pfarrkirche ist in ihrer jetzigen Erscheinung über 100 Jahre alt. Sie
bietet bis heute den Menschen die Möglichkeit, Freud und Leid, Sorgen
und Dank vor Gott zu bringen. Auch Sie sind dazu herzlich eingeladen.
Möge dieser Kirchenführer Ihnen helfen, der Botschaft unserer Pfarrkirche, die Jesus in den Mittelpunkt stellt (vgl. die Ausführungen zum
Hochaltar), zu entdecken. Wir wünschen Ihnen offene Sinne dafür und
eine spannende Entdeckungsreise.
Toni Fersterer
Pfarramtsleiter
Michael Blassnigg
Pfarrer
Historischer Hintergrund
Kaprun führte lange Zeit eine unbedeutende Rolle im Schatten der
Tauern und abseits wichtiger Durchzugs- und Handelswege. Es war ein
kleines bäuerliches Gemeinwesen, in dem einzig die Burg einen gewissen
Akzent setzte.
Lange war Kaprun auch im „Schatten“ der Geschichte, wenngleich Kelten und Römer hier siedelten, wie archäologische Funde am Bürgkogel
und am Schaufelberg andeuten. Eine erste urkundliche Nennung liegt
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Geschichte
uns aus dem Jahr 931 vor. Damals übergab der Salzburger Erzbischof
Odalbert seine Güter in Chataprunin (= Sumpf-Brunnen) an den Priester
Engelbert und seinen Sohn Luitfried (es ist die Zeit vor Einführung des
Pflicht-Zölibats für Priester).
Das kleine Bauerndorf trat erst ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert
allmählich aus dem Schatten der Geschichte. Alpinisten und Naturlieb­
haber begannen damals den Ort als Ausgangspunkt für Bergwanderungen
zu schätzen; immerhin kann man durch das kurze Kapruner Tal ­– das
kürzeste aller Tauerntäler – innerhalb weniger Stunden zu höchsten
Gipfeln aufsteigen.
Bezirksingenieur Nikolaus Gassner erschloss 1894/95 die Sigmund-ThunKlamm und den Kesselfall mit Stegen und letzteren auch mit elektrischer
Beleuchtung, 1899 wurde das Hotel Moserboden eröffnet. Damit war die
touristische Erschließung der Region in Gang gesetzt, sodass Kaprun in der
Zwischenkriegszeit bereits zu den führenden Fremdenverkehrsgemeinden
im Land Salzburg gehörte. Rund 650 Einwohner lebten damals hier.
Die touristische Bedeutung sollte durch ein technisches Großvorhaben
übertroffen werden: Ab etwa 1926 trieb Landeshauptmann Franz Rehrl
das Projekt eines riesigen Wasserkraftwerks voran, das aber in Zeiten
großer wirtschaftlicher Probleme nicht umgesetzt werden konnte.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich griff die nationalsozialistische Verwaltung den Gedanken unverzüglich auf. Der
Spatenstich zum Kraftwerk erfolgte im Mai 1938, viele Zwangsarbeiter
und Kriegsgefangene, vor allem aus Polen und der UdSSR, wurden unter
menschenverachtenden Umständen beim Bau eingesetzt. Ein kleines
Denkmal im Kirchenfriedhof erinnert an die hier bestatteten Zwangs­
arbeiter. Nach Kriegsende setzte man die Arbeiten 1947 fort. 1951 wurde
mit der Limbergsperre der wichtigste Bauabschnitt abgeschlossen, 1955
war das Gesamtprojekt fertig.
Große Bedeutung für Kaprun hat das Gletscherschigebiet Kitzsteinhorn, das 1966 durch die Gondelbahn und 1974 durch eine Stollenbahn
erschlossen wurde. Letztere trug Kaprun traurige Berühmtheit ein, als bei
einem Brand der Bahn im Tunnel am 11. November 2000 155 Personen
ums Leben kamen.
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Pfarrkirche zur hl. Margaretha
Die Pfarrkirche zur hl. Margaretha
(Patrozinium: 20. Juli)
Die Ursprünge der Kirche und die Entwicklung der Pfarre
Die Ursprünge der Kapruner Kirche sind unklar. Wie die Fundamente, die
außen, vor allem an der Südseite, um das Presbyterium verlaufen und
1961 bei Ausgrabungen gefunden wurden, zu deuten sind, ist ebenfalls
ungewiss.
Hilfreicher ist möglicherweise das
Patrozinium: Die hl. Margaretha,
eine frühchristliche Märtyrin,
lebte in der kleinasiatischen Land­
schaft Pisidien (in der heutigen
Türkei). Wir wissen nicht viel über
sie, hauptsächlich sind Legenden
überliefert. So soll sie sich geweigert haben, den heidnischen,
römischen Stadtpräfekten Olibrius
zu heiraten, worauf dieser sie ins
Gefängnis werfen ließ. Dort soll ihr
der Teufel in Gestalt eines Drachens
erschienen sein, den Margaretha
mit dem Kreuzzeichen zähmte.
Nach verschiedenen Martern verstarb sie um das Jahr 305.
Die Darstellung Margarethas mit dem
Kreuz und dem Drachen ist denn
auch die gängigste. Und da feuchte
Augebiete als Wohnstätte des Bösen
(der Drache gilt als dessen Verkörperung) angesehen wurden, erhielten
viele Kirchen in sumpfigen Gegenden
Margaretha zur Patronin.
Hl. Margaretha, Farbglasfenster im Chor
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Geschichte
„Heilung der
blutflüssigen Frau“,
barockes Bild, 1630,
heute im Pfarrhof
Agnes von Poitou (ca. 1025–1077), die Gemahlin Kaiser Heinrichs III.,
förderte die Verehrung der in ihrer französischen Heimat sehr beliebten
Heiligen im Deutschen Reich. Auch die Kreuzritter (ab 1098) könnten den
Margarethen-Kult aus dem Osten ins Abendland getragen haben. So ist
die Entstehung der Kapruner Kirche im ausgehenden Hochmittelalter,
also etwa im 12. Jahrhundert, sehr wahrscheinlich.
Die erste urkundliche Erwähnung der Kapruner Kirche erfolgte in einem
Ablassbrief aus dem Jahr 1409, wo sie als Filiale der alten Mutterpfarre
Piesendorf aufscheint. Sie wird damals St. Margaretha auf dem Stein
genannt. Ab 1556 betreute jeweils einer der Kooperatoren von Piesendorf die Filiale Kaprun, mancher hatte hier im Mesnerhaus sogar seinen
Wohnsitz. Erst mit der Erhebung zum Vikariat 1624 war die Anwesenheit
eines Seelsorgers vor Ort auf Dauer gesichert. Allerdings war der Posten
nicht besonders attraktiv, sodass eher zweitklassige Seelsorger hier zum
Einsatz kamen, was wiederum zur Folge hatte, dass das Kapruner Pfarr­
volk oftmals bei den kirchlichen Stellen in Salzburg über die Zustände
klagte. 1862 wurde Kaprun zur vollrechtlichen Pfarre erhoben. Durch
den Tourismus und das Kraftwerk wuchs die Pfarrbevölkerung stark an
und umfasst derzeit etwa 2.500 Katholiken (bei etwa 3.000 Einwohner/
inne/n). Mit Piesendorf und Niedernsill bildet Kaprun seit 2002 einen
Pfarrverband innerhalb des Dekanates Stuhlfelden, seit 2009 gehört
auch noch Uttendorf dazu.
Pfarrkirche zur hl. Margaretha
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Zur Baugeschichte der Kirche
Über die Baugeschichte des Gotteshauses weiß man nicht viel. Es muss
sich seit jeher um ein schlichtes Bauwerk gehandelt haben. Es ist zu vermuten, dass es seit dem Spätmittelalter aus einem Langhaus und einem
östlich anschließenden Chor (= Altarraum) bestand. 1722 nahm Oswald
Stuelebner, Baumeister zu St. Johann im Pongau, Veränderungen an der
Kirche vor: Statt des bisherigen Dachreiters (Holzturm auf dem Dachfirst)
fügte er im Westen einen gemauerten Turm an, der mit einem Zwiebelhelm
abschloss. 1736 erhielt die Kirche neue Altäre, die nach der Umgestaltung
um 1900 an andere Gotteshäuser verkauft wurden.
1898 schritt Pfarrer Josef Mangst an einen völligen Umbau der Kirche
im historistischen Geschmack der Zeit, konkret: in einem neuromanischneugotischen Mischstil.
Der Turm erhielt damals die gekuppelten Rundbogenfenster im Glocken­
geschoß, die dreieckigen Uhrgiebel und den spitzen Helm. Die Kirchen-
Auf alten Ansichten ist der barocke Zwiebelturm zu sehen. Die Fenster des
Langhauses reichen bis knapp unter den Dachansatz. Dies lässt im Inneren auf
eine einfache Flachdecke oder noch eher auf ein in den Dachstuhl integriertes
gedrücktes Holztonnengewölbe schließen.
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Baugeschichte
mauern wurden weitgehend abgetragen und neu aufgerichtet, die
Sakristei aufgestockt, im Inneren ein Kreuzrippengewölbe eingezogen
und eine neue Einrichtung inklusive Glasfenster angeschafft. Die Pläne
kamen laut Bauakten vom Mittersiller Baumeister Franz R anggetiner,
die Bauarbeiten führte die Firma Jacob Menis, Zell am See, aus.
Um 1910 wurden alle Mauerflächen mit großteils schablonierten Dekorationsmalereien von Virgil Groder, Mittersill, versehen. Da dieser auch
oft als Altarbauer tätig war, könnten vielleicht auch der Hochaltar und die
Kanzel von ihm stammen. Auch Vinzenz Pezzei, Salzburg, kommt dafür
in Frage; er lieferte 1915 neue
Seitenaltäre.
Die Innenrenovierung 1961
versuchte, die im Geschmack
der damaligen Zeit als überladen angesehene Ausgestaltung zu reduzieren. Die
Seitenaltäre und die Dekorationsmalereien wurden ent­
fernt und barocke Elemente
wurden eingegliedert.
Bei der Renovierung 1982
wurden mehrere Teile der
Schablonenmalerei wieder
sichtbar gemacht und ein
Marmorbo den einge zo gen. Bei der Restaurierung
2008/09 entschloss man
sich, die historistische Dekorationsmalerei weitestgehend wieder freizulegen
bzw. zu rekonstruieren und
die liturgischen Orte neu zu
gestalten.
Der 2009 im Pfarrhof eingerich­
tete Ausspracheraum, mit
barocker Figurengruppe „Auf­
nahme Mariens in den Himmel“
Herz Jesu und Dekorationsmalerei von Virgil
Groder
Pfarrkirche zur hl. Margaretha
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Architektur und Einrichtung
Die Pfarrkirche Kaprun steht auf einem Felssporn, einem Ausläufer des
Schaufelberges, und wird daher seit alters her auch „St. Margaretha
auf dem Stein“ genannt. Sie ist im Kern wohl spätmittelalterlich, in der
Barockzeit erweitert, 1898/99 in neuromanisch-neugotischen Formen
erneuert. Der Westturm mit Spitzhelm, das Langhaus, das Presbyterium
mit dreiseitigem Schluss sowie die nördlich anschließende Sakristei sind
nur durch Rundbogenfenster und Putzbänder gegliedert.
Innen zeigt sich das Gotteshaus als dreijochiges Langhaus mit stark
eingezogenem (= engerem) Altarraum. Hier lagern die Kreuzrippen in
Blick zur
Orgelempore
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Innenraum
Blick zum
Altarraum
sechs Strahlen auf profilierten Konsolen. Im Langhaus markieren flache
Wandpfeiler die Jochgrenzen. Sie enden in Blattkapitellen, denen Gurtbögen und Kreuzrippen entwachsen. Das westliche Joch wird von einer
flachen, hölzernen Empore eingenommen. Dort steht die Orgel von 1885
von Franz Mauracher mit neuromanischem Prospekt.
Der gesamte Kirchenraum ist mit Dekorationsmalereien von Virgil
Groder versehen, die Ornamentbänder, hauptsächlich aber Blüten- und
Blattranken aufweisen. Sie verstehen sich als Hinweise auf den Garten
des Paradieses, von dem uns unsere Kirche eine Ahnung geben will.
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Pfarrkirche zur hl. Margaretha
In die Malereien der Seitenwände sind
Kreuzwegbilder auf Blech eingefügt.
Am Triumphbogen sind in Medaillons
drei halbfigurige Darstellungen angebracht: mittig Herz Jesu, rechts wohl
Papst Leo XIII. (1810–1903), links
möglicherweise die hl. Bernadette
Soubirous († 1879), die Seherin von
Lourdes.
Der Kapruner Künstler Anton Thuswaldner (Ambo) und der Tiroler Bildhauer Erich Rupprechter (Altar) schufen 2009 die liturgischen Zentren der
Kirche. Der Ambo aus hellem Marmor
trägt den Schriftzug „CREDO“ (= „ich
glaube“). Das Wort Gottes, das hier
vorgetragen und ausgelegt wird, soll
von der feiernden Gemeinde gläubig aufgenommen werden. Der Altar
ist ein T-Kreuz, das von Engeln gehalten wird. Diese sind Zeichen der
Anwesenheit Gottes, die am Altar besonders bei der Wandlung von Brot
und Wein in Leib und Blut Christi erfahrbar wird.
Kreuzwegbilder, VIII. Station (oben), I. bis III. Station (unten)
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Altarraum
Die Botschaft des Hochaltars: Er stellt in allen seinen Teilen Jesus dar. Er
will uns damit sagen: Jesus ist das Zentrum der Pfarrkirche, er will Mitte der
Pfarrgemeinde und wichtigster Bezugspunkt für jeden Einzelnen sein.
Pfarrkirche zur hl. Margaretha
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Der historische Hochaltar mit dem
Tabernakel dient heute als Sakramentsaltar. Vier Säulen (vier ist die
Symbolzahl für die Welt, in der wir
leben) tragen die Mensaplatte. Das
zentrale Medaillon der Altarfront
zeigt den eucharistischen Pelikan:
Einer antiken Fabel zu Folge reißt
sich nämlich der Pelikan in Zeiten der
Hungersnot seine Brust auf, um damit
seine Jungen zu nähren – Sinnbild für
Eucharistischer Pelikan
Jesus, der mit seinem Blut das Leben
den Seinen schenkt.
Der niedrige, hölzerne Aufbau enthält zentral den Tabernakel. Auf seiner
Tür sind Ähren und Trauben als Hinweis auf die eucharistischen Gaben
von Brot und Wein. Seitlich sind in Rundbögen reliefierte Brustbilder der
vier Evangelisten, die uns von Jesus erzählen.
Die Evangelis­
ten Matthäus
und Markus
(oben),
Johannes und
Lukas (unten)
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Barockes Kruzifix im Altarraum
Einrichtung
Pfarrkirche zur hl. Margaretha
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Innenansicht
Pfarrkirche zur hl. Margaretha
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Die Zone darüber ­– mit Nischen und Spitzgiebeln – enthält zentral die
Aussetzungsnische für das Allerheiligste mit dem Altarkreuz. Die größeren Statuen seitlich zeigen die Verkündigung der Menschwerdung
Jesu an Maria durch den Erzengel Gabriel. Im Schoß der Jungfrau wurde
Jesus erstmals sichtbar gegenwärtig in dieser Welt. In der Hostie, die
im Tabernakel aufbewahrt wird, ist Jesus bleibend bei uns. Zeichen der
Gegenwart des Herrn sind die anbetenden Engel, die in vier Figürchen
dargestellt sind.
Das barocke Kruzifix (Abb. S. 13) an der Presbyteriums-Nordwand ruft
ebenfalls die Lebenshingabe Jesu und seine Erhöhung in Erinnerung.
Die Fenster des Chores zeigen die heiligen Katharina (links), Margaretha (Mitte) und Barbara (rechts), die zur Zahl der 14 Nothelfer zählen.
Symbole der
Evangelis­
ten Mat­
thäus und
Lukas am
Kanzelkorb
Die Not­
helfer Vitus,
Pantaleon
und Chris­
tophorus an
der Empore
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Glasfenster
Die hll. Katharina (links) und Barbara (rechts), Farbglasfenster im Chor
Vervollständigt wird die Gruppe durch die in die Brüstungsfelder der
Empore eingelassenen elf halbfigurigen Gemälde der männlichen Nothelfer, denen als fünfzehnter noch der hl. Florian zugesellt ist.
Pfarrkirche zur hl. Margaretha
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Barocke Statuen der Schmerzhaften Muttergottes und des hl. Josef
Die 14 Nothelfer sind fast durchwegs frühchristliche Märtyrer, die
in verschiedenen Notsituationen des Leibes und der Seele angerufen
werden (z. B. Dionysius bei Kopfleiden, Christophorus gegen jähen Tod,
Margaretha in Geburtsnöten usw.).
An der Nordwand ist die neuromanische Kanzel (Abb. S. 16) angebracht,
der frühere Ort der Wortverkündigung mit Darstellungen der vier Evangelistensymbole.
Statt der vormaligen Seitenaltäre wurden nach 1961 die marmornen Elemente der früheren Kommunionbank aufgestellt. Diese Teile entstanden
um 1833 für die Pfarrkirche Saalfelden und wurden 1865 für Kaprun
erworben. Sie dienen als Sockel für zwei barocke Statuen (18. Jh.): links
eine kauernde Schmerzhafte Muttergottes (bei der Renovierung 1961
angekauft) rechts ein hl. Josef.
Erwähnung verdienen noch die zwei spätgotischen Statuen der heiligen
Barbara (ursprünglich wohl Maria Magdalena) und Katharina, die aus
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Einrichtung
Sicherheitsgründen aus der Jakobskapelle hierher übertragen wurden.
Sie stammen von zwei verschiedenen Künstlern, allerdings verweisen ihre
zugleich kantigen und fließenden Kleider auf das ausgehende 15. Jahrhundert als Entstehungszeit.
Die Lourdes-Grot­te im Untergeschoß der Sakristei ist ein Ort des TotenGedenkens und ein
Ort des stillen Gebetes. Dort befinden sich PriesterGrabsteine (17.–19.
Jh.), sowie aktuelle
Sterbebildchen von
Pfarrangehörigen.
Die Grotte an der
Ostseite bildet den
Erscheinungsort
der Gottesmutter
in Lourdes nach.
Die barocke Sitzfigur des leidenden
Heilands („Christus
in der Rast“), um
1700, kann dem
Betrachter deutlich Spätgotische Statuen der heiligen Barbara und Katharina
machen, dass Jesus
durch sein Leiden
den Menschen in
ihren Nöten nahe
ist.
Lourdes-Grotte
Jakobskapelle
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Jakobskapelle
(Patrozinium: 25. Juli)
Die Burg Kaprun, die am Ostrand des Dorfes auf einem Felssporn steht,
geht zumindest auf das 12. Jahrhundert zurück. Seit dem 13. Jahrhundert waren für lange Zeit die adeligen Geschlechter derer von Walchen
und derer von Felben als Lehensträger der Salzburger Erzbischöfe je zur
Hälfte Herren der Burg. 1480 zog Erzbischof Johann von Rohr gegen eine
Ablöse die Burg von den Felber-Erben ein, von etwa 1480/90 bis 1600
war sie Sitz des Pflegers (=Verwalters) für den Sprengel Kaprun-Zell am
See. Dann hatte die Burg niedere Nutzungen oder diente Wohnzwecken,
ab 1811 war sie Privatbesitz, bis sie in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts
gänzlich verfiel.
Seit 1976 geschehen auf Initiative eines rührigen Vereines Sicherungsbzw. Wiederherstellungsmaßnahmen, sodass die Burg heute für vielfältige Veranstaltungen genutzt wird. In der Burg selber gab es eine kleine
Kapelle, deren Altar-Erker noch erkennbar ist.
Spätestens seit 1562 gibt es am Abhang westlich des Schlosses die
Schlosskapelle zum hl. Jakobus dem Älteren. Als Stifter oder Initiator
kommt die Pflegerfamilie Diether von Schedling in Frage, die seit 1510
amtierte, und an die ein Grabstein im Kirchlein erinnert.
Das profilierte Rundbogenportal an der Südseite in spätgotischen Formen
könnte ins frühe 16. Jahrhundert als Entstehungszeit verweisen, kann aber
auch – da sich spätgotische Formen das ganze 16. Jahrhundert hindurch
halten – um 1560 entstanden sein.
Das Kirchlein ist mit seinem schlichten Grundriss (Langhaus, eingezogener Chor mit Dreiseitschluss, nördlich anschließende Sakristei) dem
16. Jahrhundert verpflichtet. Die heutige Erscheinung (Dachreiter mit
Pyramidenhelm, Rechteckfenster, Innenausgestaltung) geht auf einen
barocken Umbau um 1734/36 zurück. Am Triumphbogen berichtet eine
(erneuerte) Inschrift davon: sVMtIbVs De proprIIs aC L abore ben (ig ) nI
e X aLtabar atqVe renoVabar (Unter Aufwendung von Mitteln und Mühen
eines Wohltäters wurde ich aufgerichtet und erneuert. Die lateinischen
Großbuchstaben stehen für Zahlen und ergeben zusammengezählt das
Jahr 1734.)
Im Langhaus-Inneren tragen breite, flache Wandpfeiler mit profiliertem
Kapitell Gurtbögen, zwischen die in den drei Jochen Kreuzgratgewölbe
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Außenansicht
gespannt sind. Ungewöhnlich ist die Gewölbelösung
im Chorschluss (achsialer
Gurtbogen und zwei diagonale Stichkappen).
Die Einrichtung hat leider
zwischen 1940 und 1943
stark gelitten. Zwölf Mal
drangen nationalsozialistische Aktivisten in die
Kirche ein und wüteten
arg. Fotos aus dem Jahr
1945 zeigen das Ausmaß
der Verwüstung, wobei
einiges gestohlen, vieles
jedoch einfach beschädigt
oder vernichtet worden Jakobskapelle
war. Bis 1948 waren die
gröbsten Schäden behoben, unwiederbringlich Verlorenes wurde durch
abkömmliche Werke aus der Pfarrkirche ersetzt. Eine Gesamtrestaurierung
erfolgte 1989-1994.
Den Hochaltar lieferte laut Kirchenrechnung der Zeller Tischler Georg
Perweg um 100 Gulden, der Maler Franz X. Kurz fasste ihn um 175
Gulden.
Über der blockartigen Altarmensa erhebt sich der große Aufbau (Retabel),
der den ganzen Chorschluss ausfüllt. Über dem Tabernakel ist zentral das
Gemälde (von F. X. Kurz?) angebracht, das den Kirchenpatron Jakobus
in der charakteristischen Pilgertracht vor der Gottesmutter mit dem
Jesuskind kniend zeigt. Wolken und Engel weisen auf die himmlische
Umgebung hin, in der sich das andächtige Geschehen abspielt. Das
Bild mit geschwungenem Abschluss wird von zwei Säulen flankiert. Ein
weiteres Säulenpaar steht an den Seitenwänden und ist mit dem Mittelteil des Retabels durch ein spitz gewelltes Gesims(stück) verbunden.
In der Aufsatzzone sind links und rechts außen die Figuren der heiligen
Katharina und Barbara (Kopien der spätgotischen Figuren, die heute in
der Pfarrkirche stehen) aufgestellt. Der Aufsatz (Auszug) in der Mitte ist
von stark geschwungenen Voluten gerahmt und enthält das erneuerte
Bild der Heiligsten Dreifaltigkeit.
Jakobskapelle
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Jakobskapelle, Blick zu den Altären
Die zwei Seitenaltaraufbauten gleichen einander in ihrer schlichten
Triumphbogen-Form. Die Retabel waren offenbar schon vor dem Umbau
1734/36 vorhanden, wie die Jahreszahl „1710“ am linken Altar zeigt.
Zudem verweist uns die stilistische Erscheinung auf diese hochbarocke
Entstehungszeit.
Die ursprünglichen Gemälde (Krönung Mariens, Jakobus und Sebastian, im Aufsatz Mutter Anna bzw. Johannes Nepomuk) sind verloren
gegangen. Die stattdessen 1948 hier angebrachten Bilder kommen aus
dem Bestand der Pfarrkirche. Die heutigen Aufsätze sind seit alters her
in der Schlosskapelle vorhandene spätbarocke Vorsatzbilder (wohl um
1736). Damit sehen wir heute: Links die Gruppe der vierzehn Nothelfer
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Barbarakapelle
(2. Drittel des 18. Jahrhunderts), oben der hl. Johannes Nepomuk, rechts
ein Ecce-Homo-Bild (Pilatus präsentiert dem Volk den gegeißelten und
von den Soldaten verhöhnten Jesus mit den Worten: „Seht, welch ein
Mensch”), wohl 17. Jahrhundert, oben der hl. Georg.
Die marmorierte Kanzel hat als einzigen Schmuck eine Hl.-Geist-Taube
mit Strahlenkranz. Der Hl. Geist soll aus den Worten des Predigers
sprechen! Gegenüber ist das ehemalige Hochaltarbild der Pfarrkirche
angebracht, die hl. Margaretha in himmlischer Herrlichkeit (Abb. auf
der Umschlagrückseite).
Beim Kanzelaufgang ist der marmorne Wappengrabstein für die mutmaßlichen Erbauer der Kirche eingelassen. Inschriften in Rollwerkkartuschen
erinnern an Caspar Diether von Schedling († 1563) und Balthasar Diether
von Schedling († 1586).
Barbarakapelle
(Patrozinium: 4. Dezember)
Als 1951 die Hauptstufe des Kraftwerks Kaprun, die Limbergsperre, mit
einem vom sozialistisch dominierten Ministerium organisierten Festakt
eröffnet wurde, fehlten – weil
nicht eingeladen – nicht nur Politiker anderer Parteien, sondern
auch kirchliche Würdenträger.
Eine Segnung des Werkes unterblieb daher. „Aber Gott kam
nicht nach Kaprun“ titelten die
Salzburger Nachrichten damals.
Die Tauernkraftwerke-AG (TKW)
bemühten sich um eine gute
Lösung, indem sie Erzbischof
Rohracher im gleichen Jahr zur
Barbarafeier einluden.
Zum Abschluss des KraftwerkGesamtprojekts 1955 konnte
man sich von politischer Seite
Barbarakapelle
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Babarakapellle
Barbarakapelle
bezüglich des Festaktes nicht einigen, sodass dieser überhaupt völlig
entfiel. Wieder hatten die TKW einen gangbaren Weg parat: Am Rand
der Werkssiedlung im Süden Kapruns hatte die Kraftwerksgesellschaft
1953/54 nach Plänen von Fidelius Schmid die Barbarakapelle bauen
lassen. Am 21. Oktober 1955 weihte sie Erzbischof Rohracher und konnte
somit einen Akt des Segens an den Abschluss der Arbeiten setzen.
Die Kapelle ist ein schlichter Bau. An das Langhaus mit Schopfwalmdach
schließt sich östlich die fünfseitige Apsis samt südlich situierter Sakristei an. Über der westlichen Stirnwand sitzt der Dachreiter mit hohem
spitzem Helm. Rechteckfenster gliedern den Bau. Über dem Eingang im
Nordwesten ist in einer Nische die Kreuzwegstation „Jesus nimmt das
Kreuz auf seine Schultern“ in Mosaiktechnik eingefügt.
Das saalartige Innere ist von einer Holzbalkendecke abgeschlossen, im
Westen ist eine hölzerne Empore eingezogen.
Der Altar ist aus Marmor errichtet, dahinter an der Apsis-Stirnwand ist
das Altarbild von Erwin E xner (1955) angebracht. Es zeigt – im Licht
des dreifaltigen Gottes – die hl. Barbara als Schutzpatronin der Arbeiter
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Kapelle im Seniorenhaus
beim Stollenbau. In realiengeschichtlicher Hinsicht ist die Darstellung
der Mineure von Interesse: ohne Helm und Ohrenschutz, im Licht einer
Karbidlampe gehen sie ihrer Tätigkeit nach!
Ein weiteres Werk von Erwin Exner sind die 14 Kreuzwegstationen, in
lasierender Technik gemalt, die in die Felder der Emporenbrüstung eingelassen sind. Für jede Station stellt der Künstler ein wesentliches Motiv
in den Vordergrund und führt so tiefer in die Betrachtung des jeweiligen
Geschehens. Eine ungefasste Holzstatue der Gottesmutter Maria ziert
die nördliche Langhaus-Stirnseite (signiert: Marx).
Unter der Empore gibt es eine für die bei den Kraftwerksbauten 19391955 und 2006-2010 Verunglückten bzw. Verstorbenen. Ihre Namen sind
auf eine Rolle geschrieben, die in einer Nische aufbewahrt wird.
Die Kapelle im Seniorenhaus
Beim Bau des Seniorenhauses Margaretha durch die Gemeinde Kaprun
2003 wurde im Untergeschoß auch ein Kapellenraum konzipiert und
entsprechend ausgestaltet.
Von Bruder Thomas Hessler, Kloster Gut Aich, stammen das Margarethenbild und die Glasmalereien. Diese orientieren sich am Psalm 23 und
thematisieren auf der Trennwand zum Korridor die bei Gott zu findende
Fülle des Lebens: die grüne Au mit dem frischen Wasser; die ebenfalls
in Glas ausgeführte Tabernakel-Stele ist der Stock, der uns Zuversicht
gibt. Die gegenüber liegenden schwungvollen Glasmalereien der Fenster
versinnbildlichen das Paradies.
Der Kapruner Künstler Anton Thuswaldner schuf Ambo und Altar aus
dunklem Serpentin. Er versah sie im
Sinn biblischer Zahlenrede mit Ziffern,
die aufgelöst (A=1, B=2 usw.) die
lateinischen Worte „credo“ (= „ich
glaube“; am Ambo) und „spero“ (= „ich
hoffe“; am Altar) ergeben.
Die Bewohner/innen des Seniorenhauses schätzen es, einmal wöchentlich
hier Gottesdienst feiern zu können.
Ambo und Altar von Anton Thuswaldner
Gedenkstätte
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Gedenkstätte
Die Gedenkstätte bei den Parkplätzen an der Talstation der Gletscherbahn
ist ein überkonfessioneller Raum, der an das Brandunglück im Seilbahntunnel auf das Kitzsteinhorn erinnert. Am 11. November 2000 kamen
dabei 155 Personen aus acht verschiedenen Nationen ums Leben.
Die Gedenkstätte hat im Inneren den Charakter eines Zuges und ist
ein schlichter, langgestreckter Betonbau. Für jedes Opfer gibt es eine
Glaslamelle, durch die Licht in den Innenraum tritt. An der Stirnseite der
Gedenkstätte ist ein einfaches, schmuckloses Fenster, das den Blick auf
das Portal des Unglückstunnels frei gibt.
Die Angehörigen der Verstorbenen entschieden sich mehrheitlich für
dieses Projekt, das Architekt Anton Michael aus Riemsting (Chiemgau) geplant hat. Die Gedenkstätte wurde am 11. November 2004 von
Erzbischof Dr. Alois Kothgasser und Superintendentin Mag. Luise Müller
gesegnet. Sie ist ein würdiger Ort der Besinnung und des Gedenkens.
Gedenkstätte, Innenraum (unten) und Außenansicht (links)
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Gedenkstätte
Quellen und Literatur: Pfarrarchiv Kaprun: Pfarrchronik. – Pfarrarchiv Kaprun
(im AES): Akten zum Kirchenbau (9/33/19 sowie Schachtel 2 und 11). – Österreichische Kunsttopographie (ÖKT), Bd. XXV (Bez. Zell a. S., 1934), S. 267–275. –
Josef Lahnsteiner: Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde
der Heimat. o. O. 19803 (1. Aufl. Hollersbach 1956), bes. S. 678–687. – DehioHandbuch der Kunstdenkmäler Österreichs / Salzburg. Stadt und Land. Wien
1986, S. 181–182. – Clemens M. Hutter: Kaprun. Geschichte eines Erfolgs.
Salzburg 1994.
Herausgeber: Kath. Pfarramt Kaprun
Text: Herbert Berndl; Dank für die wertvolle Unterstützung gilt der Pfarre Kaprun (Mag. Toni Fersterer, Elfriede Schoberleitner) und dem Archiv der Erzdiözese
Salzburg (Dr. Thomas Mitterecker)
Fotos: Gemeindearchiv Kaprun (S. 6); E. Schoberleitner (S. 25); H. Schnitzler,
Kaprun (Umschlagvorderseite, S. 21, 23, 27); R. Weidl, Verlag St. Peter (alle
übrigen).
Abb. auf der Umschlagvorderseite: Blick zur Pfarrkirche von Norden, gegen das
Kitzsteinhorn
Abb. auf der Umschlagrückseite: Hl. Margaretha, ehem. Hochaltarbild der Pfarr­
kirche, heute in der Schlosskapelle St. Jakob
Christliche Kunststätten Österreichs, Nr. 498
© 2009 by Verlag St. Peter · Erzabtei St. Peter · A-5010 Salzburg
1. Auflage 2009 · Herstellung: Laber Druck, Oberndorf