carl seite_3 - Carl-Laemmle
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CARL Inhaltsverzeichnis: Seite Titel Rubrik Textart 3 Inhaltsverzeichnis 4 Editorial Chauvinismus Einleitung 5 Hilfe zur Selbsthilfe Spendenaktion Hintergrund 10 12 16 17 19 20 Schule Die Schlüpfer festhalten Was macht eigentlich… Herr Knaupp Was macht eigentlich… Katharina Schmid DiLämma Schulball Todes- und Geburtenanzeigen 21 23 Die Welt ist im Wandel Kommentar zu Döring Politik Bericht Kommentar 24 29 32 34 Wir sind Junge Deutsche Gefahr Rechtsextremismus Die deutsche Jugend verkommt Frauen im Ausland Chauvinismus Reportage Interview Kommentar Hintergrund 36 38 40 42 44 46 Carlchen informiert Geschwister – Pro/Contra Geschwister – ein leidiges Übel Schwestern im Rampenlicht Wie stehst du zu…? Witze Carlchen Hintergrund Umfrage Kommentar Hintergrund Psychotest Witze 47 49 50 52 53 55 58 61 62 Handball Superstar Der Schwarm GISA 2 Was ist das? Der „Man in Black“ in… 50ct – The Massacre Ich liebe Musik, aber…. Test + Rätsel Absurdistan Entertainment Interview Buchkritik Umfrage Rätsel Filmkritik CD-Kritik Kommentar Auflösung Amüsantes 64 Ich bin müde 66 Impressum Interview Interview Interview Bericht Bericht Anzeigen Kommentar SEITE_3 EDITORIAL CARL Chauvinismus Der eine oder die andere wird sich bei der Betrachtung des Titelblattes der Aprilausgabe von Carl vielleicht die Frage stellen, was ihn dieses Thema angeht. Doch während der letzten Wochen und Monate hat die Problematik des Chauvinismus an Aktualität und Brisanz zugenommen. Wer bisher im Glauben lebte, die Fernsehbilder und Zeitungsberichte von den Aufmärschen rechter Gruppierungen würden das Leben rund um das beschauliche Laupheim nicht einmal tangieren, der irrte und wurde spätestens durch den Protestzug des "Freundeskreis Alb-Donau" (Siehe Kommentar S.32) am 22. Januar 2005, eines besseren belehrt. Diese Aktualität und die Tatsache, dass oft nur wenig Sachkenntnis und Unsicherheit über die Thematik vorherrschen, hat Carl dazu bewogen, aufzuklären, zu sensibilisieren und Reaktionsmöglichkeiten aufzuzeigen. Eine Definition für die kleinen Carl-Leser gibt’s unter der Rubrik „Carlchen“ auf Seite 36. Zuerst versuche ich, den Begriff Chauvinismus zu definieren. Chauvinismus beschreibt nicht nur die Ebene des extremen Patriotismus, sondern auch z.B. die Diskriminierung von Frauen, Menschen anderer Hautfarbe oder Völker durch einzelne oder eine Gruppierung, die ihre vermeintliche Überlegenheit offenkundig zur Schau stellt. Der Name selbst tritt zum ersten Mal im 19. Jahrhundert auf und wird aus dem Lustspiel „La cocarde tricolore“ der Brüder Cogniard hergeleitet, in dem eine Figur mit dem Eigennamen „Chauvin“ auftritt, die einen übertriebenen Patriotismus verkörpert. Der Chauvinismus im klassischen Sinne, bildet eine reaktionäre Ideologie und Politik, die auf direkte Unterdrückung anderer Gruppierungen und auf die Entfachung nationaler Feindschaften abzielt. Heutzutage wird der Begriff des Chauvinismus auch in anderen Bereichen benutzt, in denen eine Gruppierung glaubt, in irgendeiner Form höherwertig als andere zu sein. So bezeichnen beispielsweise manche Frauenbewegungen Männer als Chauvinisten oder manche Wissenschaftler sagen der Berufsgruppe der Physiker nach, Chauvinisten zu sein. In der Form des extremen Nationalismus verkörpert er die Verherrlichung der Macht und die Höherwertigkeit einer meist imperial ausgerichteten Klasse über die eigene und über fremde Nationen, wie wir es z.B. bei der faschistischen Ideologie der Arier als Übermenschen zur Zeit des 3. Reiches beobachten konnten. Hieraus entwickelte sich schließlich auch das expansionistische Streben und der ausgeprägte Militarismus der Nationalsozialisten. R.A.A. SEITE_4 SPENDENAKTION SEITE_5xxx CARL SPENDENAKTION CARL Zur Aktion, 50 Cent eines verkauften Carl der letzten Ausgabe an die Flutopfer des Seebebens in Asien zu spenden, gab es viel Resonanz. Viele fanden die Spende gut, während es auch Stimmen gab, die der Meinung waren, es sei heuchlerisch sich, zur gegebenen Situation, an der allgemeinen „Welle der Nächstenliebe“ zu beteiligen und während des restlichen Jahres keinen Gedanken mehr an andere Menschen zu verschwenden. Trotz aller Kontroversen wurden über 330 Exemplare der Schülerzeitung an den Mann gebracht. Das bedeutet, dass wir auf Grund eurer Hilfe 200€ an bedürftige Menschen weitergeben können. Wie in der letzen Ausgabe schon erwähnt, stellen wir das Geld dem Hilfswerk Misereor zur Verfügung. Dank der enormen Spendenbereitschaft der Menschen konnten die Hilfsorganisationen allein in Deutschland Rekordspenden, insgesamt etwa 400 Mio. Euro, verbuchen. Da dieses Geld ortsbezogen in die Flutgebiete gespendet wurde, haben die Hilfsorganisationen nun Probleme damit, ihre Aufgaben in anderen Ländern zu bewerkstelligen. Weil die Gebiete in Asien mittlerweile durch die enormen Spenden relativ gut dastehen, stellen wir unsere 200€ der Organisation Misereor projektunbezogen zur Verfügung. Dass heißt, das Hilfswerk kann es dort einsetzen, wo es gerade am nötigsten gebraucht wird. Sinn und Unsinn von Entwicklungshilfe Der eine oder andere ist sicher der Meinung, Spenden an solche Hilfsorganisationen oder Entwicklungshilfe überhaupt seien unnütz, da die Menschen in den betroffenen Gebieten nur von unserem Geld abhängig werden. Auch der Nutzen, den wir, also Menschen in Industrienationen, davon hätten, sei höchstens der, dass sich einige „Gutmenschen“ besser fühlen, wenn sie „armen Negerlein“ helfen können. Dem sei entgegengestellt, dass der Sinn von Entwicklungspolitik nicht der ist, und auch nicht der sein kann, den Menschen in Entwicklungsländern Almosen zu geben, damit diese durch unsere Wohltat die Möglichkeit haben zu leben. Statt Armutsminderung ist das Ziel die Armutsbeseitigung: Zahlreiche private Stiftungen sowie kirchliche und staatliche Organisationen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Ursachen von Armut zu bekämpfen und den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu helfen. „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist nicht nur das Motto von Misereor und anderen Organisationen. Auch für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das in der Bundesrepublik Deutschland SEITE_6xxx SPENDENAKTION CARL verantwortlich für die Entwicklungspolitik ist, ist dieses Motto ein Leitfaden seiner Arbeit. Deshalb fordert das BMZ Demokratie und Frieden und setzt sich für wirtschaftliches Wachstum und die Sicherung der natürlichen Ressourcen und Bildung ein, um damit die Grundlage für eine positive Entwicklung des jeweiligen Landes zu schaffen. Für das BMZ sind Mitarbeit und Eigenverantwortung maßgebliche Prinzipien der Entwicklungspolitik: Die Menschen in den Ländern, die Hilfe benötigen, sind aktiv an der Gestaltung der Projekte beteiligt und auch vollständig dafür verantwortlich. So soll gesichert werden, dass die Vorhaben auch nach dem Ende der finanziellen Förderung durch das BMZ weiter bestehen können. Wenn beispielsweise Menschen in einem Dorf keine Nahrungsmittel mehr hätten, dann würde man ihnen nicht dauerhaft Nahrungsmittel schicken, sondern würde ihnen nach dem Grundprinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ dabei behilflich sein, an geeigneter Stelle einen Brunnen zu bauen und Felder anzulegen. Dieses fiktive Beispiel bezieht sich auf die Verbesserung der Lage in unterentwickelten Gebieten. Katastrophenhilfe hingegen, wie jetzt in Asien, hat als erstes Ziel nicht Entwicklung, sondern Soforthilfe durch die Bereitstellung von Medikamenten und Nahrungsmitteln. Eine derartige Entwicklungspolitik ist also durchaus produktiv. Was aber ist nun der Nutzen von Entwicklungspolitik für die Spender oder Geberländer? Für Wohlstand und Sicherheit Durch aktive oder passive Hilfe zu verhindern, dass jeden Tag Tausende Menschen verhungern und Kinder an heilbaren Krankheiten wie Durchfall oder Masern sterben, ist zunächst einmal ein Gebot der Menschlichkeit. Ebenso sind Gerechtigkeit und Solidarität Grundwerte des menschlichen Zusammenlebens. Auf diesen Werten basieren unsere Demokratie, unser Sozialstaat und das Grundgesetz, in dem steht: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“. Damit sind in der heutigen, durch die Globalisierung näher zusammengerückten Welt nicht nur die Menschen in Deutschland, sondern auch die Menschen auf anderen Kontinenten gemeint. Für Menschen, die weniger mit solchen Schlagworten anfangen können und auch sonst nicht so „sensibel“ gegenüber andern sind, wäre vielleicht folgendes interessant: Allein aus Eigeninteresse sollten alle westlichen Industrienationen Entwicklungspolitik betreiben, um so Wohlstand und Sicherheit zu erhalten. Heute ist die Welt, durch die Globalisierung, mehr als in allen Zeiten zuvor eng miteinander verflochten. Alles, was in einem Teil der Welt SEITE_7xxx SPENDENAKTION CARL geschieht, hat auch Auswirkungen auf uns. Kriege im Nahen Osten und Afrika sowie der Terrorismus mit Anschlägen überall auf der Welt zeigen, dass gewalttätige Konflikte längst grenzüberschreitende Probleme geworden sind. Wer Sicherheit für sich und sein Land will, muss sich um weltweiten Frieden bemühen. Eine Verbesserung der Perspektiven der Menschen durch gezielte Entwicklungspolitik kann Konflikte entschärfen und verhindern und die Welt für alle Menschen sicherer machen. Umweltprobleme, wie ein zu hoher Kohlendioxidausstoß und die Abholzung der Regenwälder, betreffen die ganze Welt ebenso. Durch die Forderung nach umweltfreundlichen Produktionsweisen und erneuerbaren Energien sowie der Erhaltung wichtiger Naturgebiete soll die Lebensqualität Luft aller Menschen erhalten oder gar verbessert werden. Im globalisierten Weltwirtschaftssystem hängen auch die Volkswirtschaften der einzelnen Nationen voneinander ab. Eine Stabilisierung der Wirtschaften in Afrika, Asien und Südamerika und den damit verbundenen Handelsbeziehungen stärkt auch die auf den Export von Waren angewiesene deutsche Wirtschaft und sichert so Arbeitsplätze. Wenn den Menschen in ihrer Heimat eine lebenswerte Umgebung geschaffen wird, wäre auch das Flüchtlingsproblem gelöst. Tausende müssten nicht mehr den gefährlichen Weg auf sich nehmen, um in ein reiches Land zu kommen, wie das jeden Tag in Europa und den USA geschieht, wo sie sich ein besseres Leben erhoffen. Eine gerechtere Welt ist machbar Um solch eine gerechte, von Armut und Hunger befreite Welt zu schaffen, muss auch die Politik noch viel auf den Weg bringen. Zum einen muss man den Menschen nach ihrer Bedürftigkeit helfen und nicht nach dem Ansehen, das sich der Helfer davon verspricht. So erhofft sich der „Flut-Kanzler“ durch die angekündigte Zusage von 500 Millionen Euro für die Staaten in Asien internationales Ansehen, das ihm dabei helfen soll, einen dauerhaften UN-Sitz zu erhalten. Auch ist die Gunst der Wähler, die durch solch großzügige Gesten steigt, ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Selbst mit solchen Hintergedanken ist die Hilfe noch lange nichts Schlechtes. Doch muss das versprochene Geld erstens auch wirklich ankommen und zweitens nicht aus dem Topf genommen werden, der für andere Entwicklungsländer zur Verfügung steht. In der Vergangenheit wurden oft Entwicklungsprojekte gefördert, die nur Eliten des Entwicklungslandes zugute kamen und nicht den Armen und Bedürftigen. Diese Mängel in der Planung und Organisation müssen verhindert werden. Auch muss dafür gesorgt werden, dass die Hilfe in den dafür bestimmten Gebieten auch ankommt. So schätzt man, dass weltweit etwa 30 Prozent des für die Hilfe vorgesehenen Geldes durch Verwaltungskosten oder Korruption verbraucht werden. Desweiteren müssen Schutzzölle abgebaut werden. Dadurch wird den Dritte-WeltStaaten eine Teilnahme an den internationalen Märkten ermöglicht. Doch gerade in der EU verhindern bestimmte Interessengemeinschaften, in der Landwirtschaft etwa, den Freihandel. Geringe Zölle könnten weltweit dazu führen, dass der Wohlstand steigt. Ebenso müssen in den Industrieländern die wettbewerbsverzerrenden Subventionen, für Weizen und Baumwolle beispielsweise, abgeschafft werden. Denn durch diese Subventionen hat die Ware von Kleinbauern aus Entwicklungsländern SEITE_8xxx SPENDENAKTION CARL keine Chance auf den internationalen Märkten, da sie viel teurer als die staatlich geförderten Waren ist. Gutgemeinte Kleiderspenden an arme Menschen produzieren oft ebenfalls mehr Schaden als Nutzen: Die Textilbetriebe vor Ort werden in den Ruin getrieben, da sie nicht mit den billigen Preisen der gespendeten Kleidung mithalten können. Durch diese faktische Ausgrenzung der Entwicklungsländer vom internationalen Handel durch Zölle und Subventionen gehen einheimische Betriebe pleite und die Menschen verarmen. Ein weiterer Punkt wäre, dass den Entwicklungsländern die Schulden erlassen werden. Mittlerweile müssen die armen Länder mehr Geld für Rückzahlungen und Zinsen zahlen, als sie von den reichen Ländern ursprünglich erhielten. Dieses Geld könnte sinnvoller in den Aufbau des jeweiligen Landes gesteckt werden und würde die jeweiligen Länder unabhängiger von Entwicklungshilfe machen. Zudem müssen alle Länder bei internationalen Verhandlungen in Bereichen wie der Weltfinanz-, Welthandels-, Weltsozial-, Umweltund Weltfriedensordnung angemessen repräsentiert sein, um ihre Interessen vertreten zu können. Dass Entwicklungspolitik letztlich allen nutzt, ist hoffentlich klar geworden. Dass es Wege und Möglichkeiten gibt, das „utopische“ Ziel einer gerechten, oder gerechteren, Welt zu erreichen, hoffentlich auch. Letztlich muss jeder selber mit sich und seinem Gewissen und seinem Verstand ausmachen, wie er mit seinen Mitmenschen umgeht und wie weit er seine Möglichkeiten zu helfen - etwa fair gehandelte Waren zu kaufen oder etwas Geld zu spenden - ausschöpft. Klar ist allerdings auch: „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ (Molière) s.d.g. ZA Kontext: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung SEITE_9xxx SCHULE CARL Die Schlüpfer festhalten - oder besser doch nicht? Ihr erinnert euch? Eine Werbung für die erste Ausgabe des CARL im Januar wurde zum Stein des Anstoßes. Einmal mehr spaltete sich die Meinung der Gymnasiasten und Gymnasiastinnen, und selten wurde so viel über ein Plakat der Schülerzeitung diskutiert. In manchen Gesichtern fand man nur ein leichtes Grinsen über den Slogan: „Die Schlüpfer festhalten – am Mittwoch kommt Carl“, andere konnten nur verständnislos den Kopf schütteln. Eine Frau, die sich deutlich in ihrer Würde angegriffen fühlte, ist Frau Elke Bender, die wir zu diesem Thema interviewten. CARL: Warum fühlten Sie sich von unserer Werbekampagne angegriffen – schließlich ist CARL eine Schülerzeitung und kein Mann. E.B.: Der Werbeslogan ging auf Kosten der weiblichen Gesellschaft und war ein direkter Angriff auf die Frauenwelt. Das Wort „Schlüpfer“ ist eindeutig weiblich definiert, ich kenne zumindest keinen Mann, der von sich behauptet, Schlüpfer zu tragen. Das Wort „Slip“ wäre in Ordnung gewesen. Allgemein stellt sich die Frage, ob der Zweck, Aufmerksamkeit zu erregen, das Mittel rechtfertigt, Frauen lächerlich zu machen. CARL: Fühlen Sie sich dann auch durch Musikvideos und Werbesendungen angegriffen, in denen Frauen lediglich als Zierdeobjekte dienen, die ihren Körper zur Schau stellen? SEITE_10 SCHULE CARL E.B.: Es lässt sich auf jeden Fall feststellen, dass es in den Medien weniger Männerfeindlichkeit gibt, die Diskriminierung von Frauen hingegen ist mittlerweile etwas Alltägliches. „Sex sells“, das ist ganz klar, aber Werbung muss nicht immer sexistisch sein, um Erfolg zu haben. Presse- und Medienfreiheit sollten jedenfalls nicht auf Kosten eines Geschlechtes gehen. Ich selbst habe schon viele Leser- und Zuschauerbriefe geschrieben. CARL: Was halten Sie von der aktuellen BurgerKing-Werbung (Pärchen – er zieht die Hose aus – sie lacht. Es folgt der Slogan: „Länger ist besser“)? E.B.: Mich freut es, dass es ausnahmsweise auch einmal eine Werbung auf Kosten des männlichen Geschlechtes gibt. CARL: Wie erklären Sie es sich, dass Herr Weithmann das Plakat legitimiert hat? E.B.: Herr Weithmann ist ein Mann, ich als Frau sehe das nun mal anders. Ich will keineswegs pauschalisieren, es gibt eben negative Ausnahmen. Ich jedenfalls hätte von der Publikation der Werbung abgeraten. CARL: Was erhofften sie sich von ihrem Protest, gegen unsere Werbung? E.B.: Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist bei weitem noch nicht so weit fortgeschritten, wie sie es sein könnte. Der Begriff „Emanzipation der Frau“ ist mittlerweile so negativ besetzt, dass man es nur noch sehr ungern verwendet. Die Frauen meiner Generation und auch ich selbst wurden schon oft benachteiligt, ich wollte gezielt darauf hinweisen, dass so etwas nicht einfach so hingenommen werden darf und die Problematik ins Bewusstsein gerufen werden muss. CARL: Vielen Dank für dieses Interview! R.A.A., SaS SEITE_11 SCHULE CARL Herr Knaupp unterrichtete am CLG von 1988 bis 2003 die Fächer Deutsch und Französisch, und wir wollten wissen, wie es ihm heute geht. CARL: Herr Knaupp, wie verbringen Sie jetzt Ihre viele freie Zeit, in der sie weder Klassenarbeiten korrigieren noch sich mit frechen Schülern herumärgern müssen? PK: Ich mache Führungen im Museum über Juden und Laupheim und habe auch noch zu tun mit unserer Partnerschaft mit der französischen Stadt Feyzin. Öfters als früher gehe ich ins Theater, ins Kino oder auf Konzerte. Der Sport spielt heutzutage eine größere Rolle, und so bin ich häufiger in der Sauna, gehe Schwimmen oder fahre Rad. Reisen und Besuche meiner Enkel finden ebenfalls häufiger statt. Man hat einfach mehr Zeit für die angenehmen Dinge des Lebens und kann darüber frei verfügen. CARL: Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Schultag am CLG? Wie hat sich das CLG in den letzten Jahren verändert? PK: Da ich vor dem CLG zwölf Jahre an einer reinen Mädchenschule in Ulm war, ist der Unterschied beeindruckend und interessant gewesen, aber auf keinen Fall negativ. Es wurde natürlich ungeordneter und bewegter, aber ich will nicht chaotisch sagen. Das CLG wurde in den letzten Jahren größer und anonymer, es ist stark gewachsen, es bleibt jedoch auf jeden Fall eine positive Schule!! CARL: Woran erinnern Sie sich noch gern zurück und gibt es ein Ereignis, welches Sie am liebsten vergessen würden? PK: Natürlich erinnere ich mich gerne an den Schüleraustausch mit Frankreich, mit der Türkei und auch mit Neustadt/Orla zurück. Schön waren auch die Theaterbesuche und das Waldschullandheim! Nicht zu vergessen das Stück „Die Heiligen 3 Könige im Schwabenland“, das ich sehr oft mit Schülern gespielt habe. Im Großen und Ganzen hat es mir sehr gut gefallen, natürlich auch wegen der vielen netten Schüler- ich denke lieber an die netten, die anderen verblassen mit der Zeit. Ein schlimmes Ereignis? – Schon vergessen!! SEITE_12 SCHULE CARL CARL: Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Eintrag während Ihrer Schulzeit? Und was für ein Gefühl war es, als Sie einem Schüler einen geben mussten? PK: Du willst jetzt aber nicht wissen, wie meiner zustande kam?! Natürlich war es nicht schön, als der Schüler im Tagebuch landete, doch er hatte ganz einfach die Grenzen überschritten, hatte es aber nicht so schlimm gemeint! Es tat mir schon ein bisschen Leid, aber das Schülerverhältnis blieb immer gut. CARL: Was hat Ihnen am besten an Ihren Lehrerjahren gefallen? PK: Ich konnte den Schülern Wichtiges zeigen, was sie genauso empfanden. Wenn man mit jungen Leuten zu tun hat, bleibt man auch selber jung – man glaubt es zumindest!! CARL: Haben sie aus Ihren Lehrerjahren etwas Wichtiges mitgenommen? PK: Ja, dass es sehr anstrengend ist, aber auch viel Freude macht, wenn man mit jungen Leuten zu tun hat. Jedoch sollte man sich selber nicht zu wichtig nehmen. CARL: Hat sich Ihre Unterrichtsweise mit den Jahren geändert oder sind Sie Ihren anfänglichen Prinzipien treu geblieben? Wenn ja, in welche Richtung haben sie sich verändert? PK: Den Prinzipien ist man schon treu geblieben, jedoch haben sich natürlich die Methoden geändert. Man hat neue Arbeitsweisen entwickelt, doch das allgemeine Prinzip war ja, dass man dem Schüler etwas vermitteln wollte! CARL: Werden Sie das Unterrichten vermissen oder sind Sie ganz froh, als Ruheständler bezeichnet zu werden? PK: Die Zeit war einfach reif. Ich habe vor zwei Jahren eine Urkunde für 40 Jahre Staatsdienst bekommen. Darauf kann man schon stolz sein. Ich vermisse das Unterrichten nicht, es war einfach eine schöne Zeit, an die man sich gern zurückerinnert. CARL: Waren Sie erleichtert, als Sie in den Ruhestand gingen? PK: Ja war ich. Ich habe darauf hingearbeitet, auch wenn Wehmut natürlich auch eine Rolle spielt. CARL: Dankeschön für das Interview, Herr Knaupp! SEITE_13 Tages Angebote Alle gerichte sind auch zum Mitnehmen Döner + Ayran oder Eistee Kinderdöner 2,50€ Normaler Döner 3,50€ Großer Döner 4,80€ Ohne Getränk 1,90€ 2,90€ 3,90€ Pizzaschnitte 1,50€ Lahmacun + Ayran oder Eistee Lahmacun mit Dönerfleisch +Ayran oder Eistee 3,50€ 5,00€ Pide mit Pastrima, Champignons oder Käse Börek mit Hackfleisch oder Käse 3,70€ 2,00€ Pizzen Nr. 21-30 5,00€ Hirten-, Bauern- und Chefsalate Dönerteller mit Pommes oder Reis 3,50€ 5,90€ SCHULE CARL Was macht eigentlich ... Diese neue Rubrik CARLs zeigt euch, was ehemalige Schüler des Carl-LaemmleGymnasiums nach ihrem Abitur aus ihrem Leben machten ... Katharina Schmid, Abschlussklasse 1998 CARL: Was hast du nach deinem Abschluss am CLG gemacht? K.S.: Ich habe mich dazu entschlossen, Psychologie zu studieren, und machte im Sommer 2003 meinen Abschluss. Danach habe ich ein halbes Jahr lang an der University of London gearbeitet, und seit Januar 2004 promoviere ich an der Queen’s University of Belfast in Nordirland. CARL: Wolltest du schon immer Psychologie studieren? K.S.: Eigentlich war es mehr die Entscheidung zwischen Literaturwissenschaft und Psychologie, ich bin jedoch mit meiner endgültigen Entscheidung zufrieden. Psychologie finde ich interessant, da es einem sehr viele Möglichkeiten bietet. CARL: Welche Möglichkeiten denn? K.S.: Psychologie ist sehr vielseitig, sowohl im Studium als auch in beruflicher Hinsicht. So kann man zum Beispiel im klinischen Bereich arbeiten, worin ich während meines Studiums Erfahrungen sammeln konnte, als ich sechs Monate lang an der University of South Florida im klinischen Bereich mit autistischen Kindern gearbeitet habe. Zudem ist das Gebiet der Psychologie fächerübergreifend, d.h. man kann in vielen Bereichen arbeiten, u.a. der Wirtschaft im Bereich Human Resources (Personalwesen ) oder im medizinischen Bereich. CARL: Und welcher Bereich der Psychologie gefällt dir am besten? KS: Ich arbeite momentan im akademischen und forschenden Bereich der Sozialpsychologie, da ich zur Zeit an meiner Doktorarbeit schreibe, in der ich mich mit der Problematik des Nordirlandkonfliktes auseinandersetze. CARL: Und was kommt danach? Momentan tendiere ich dazu, im akademischen Bereich zu bleiben, da es mir Spaß macht, an der Uni zu arbeiten. CARL: Vielen Dank für dieses Interview! SEITE_16 SaS SCHULE CARL „DiLämma“ – Wir sorgen für den guten Ton! „Jetzt brauchen wir eigentlich nur noch einen Namen für das Schulradio-Projekt!“ Wolfgang Moll, Radiomacher bei Radio FreeFM in Ulm, Ulf Petersohn, Lehrer am CLG, sowie die SchülerInnen, die mit diesen beiden das hiesige Schulradio gegründet haben, wissen zu diesem Zeitpunkt, dass sie es geschafft haben: die langersehnte erste Sendung am 14. März 2005 ist fertig geplant und wird stattfinden! 90 Minuten Sendezeit an diesem Montag sind auf der Frequenz 102,6 MHz für eine Sendung vorgesehen, die noch keinen Namen hat. „Sie sollte was mit unserer Schule zu tun haben!“ – „Ja, und irgendwie pfiffig muss es klingen!“ – „Ein Wortspiel wäre gut!“ – „Was mit Laemmle?“ – „Was haltet ihr von DiLämma?“ In den Monaten seit Schuljahresbeginn hat die AG zielstrebig auf diesen Tag hingearbeitet. Sie besucte mehrmals Workshops beim Sender in Ulm, machte in den Schulräumen Übungen zur Interviewtechnik, befasste sich mit der ungewohnten Tontechnik, nachdem das Equipment endlich angeschafft werden konnte, und teilte sich in Teams, die ein Konzept für das neue Format entwickelten: eine Redaktion für innerschulische Themen wird gegründet, eine Soap entsteht, „Belämmert“, die Kummerkasten-Redaktion, ist schnell gefunden, die Computer-Ecke darf nicht fehlen, Musik werden alle machen, ebenso moderieren. „Als Schulradio müssen wir natürlich Themen aus dem CLG behandeln.“ – „Aber für die Hörer in Ulm muss es verständlich bleiben.“ – „Wie machen wir das mit der Musikauswahl?“ – SEITE_17 SCHULE CARL „Gibt es eigentlich Werbung?“ – „Bei Radio FreeFM doch nicht, ist doch ein nichtkommerzieller Sender!“ – „Und die Unterhaltung? Wie wäre es, eine Soap zu produzieren?“ Ein freier, nicht-kommerzieller Sender mit einer Reichweite von maximal 400.000 Hörern, wobei meist 4.000 bis 40.000 Hörer bei einem Marktanteil von ca. 6,8% im Raum Ulm lauschen, als der eine Partner. Als der andere ein Gymnasium aus der oberschwäbischen Provinz mit fast 1.100 Schülern, die viel zu sagen haben und von denen sich ca. 15 auf ein Abenteuer einlassen wollen. Das Ganze unterstützt von der Jugendstiftung des Landes Baden-Württemberg. Das ist der Ausgang für dieses Experiment, das nun zu einer festen Institution werden soll und am 11. April und 9. Mai 2005 jeweils von 17 bis 18 Uhr wieder live auf Sendung gehen wird, aber nach den Osterferien auch am CLG zu festen Zeiten zeitversetzt zu hören sein wird. Also: Haltet die Ohren auf und lasst euch überraschen, wenn Alex und Alex, Anna und Anna, Frieder, Sigrun, Noemi, Fabian, Sonja, Philipp, Beccy, Verena, Sarah, Kristina sowie Elena euch zur nächsten Sendung begrüßen! Und wer weiß: vielleicht habt ihr ja auch Lust und seid schon bald dabei? SEITE_18 SCHULE CARL SMV und Eltern haben sich mächtig ins Zeug gelegt und für Samstag, den 7. Mai 2005, einen Schulball organisiert. Zuerst war der 16. April geplant, vielleicht sind dem ein oder anderen die Plakate aufgefallen, die vor den Osterferien in der Schule hingen und dann einfach wieder verschwunden waren. Nein, er fällt nicht aus, der Ball, sondern wurde nur verschoben. Eingeladen sind alle Eltern, Lehrer und Schüler der Mittel- und Oberstufe. 2 Euro für Schüler und 4 Euro für Erwachsene soll der Eintritt kosten. Dafür wird im Atrium des CLG einiges geboten: Außer Tanzmusik – selbstverständlich live - von unserer Big Band (die schon fleißig probt) und Joe Fessele erwarten uns Vorführungen der Tanz AG und einer Breakdance-Gruppe aus Achstetten. Zwischen und nach dem Tanzen können sich die Gäste am großen Salat-, Fleisch- und Nachtischbuffet stärken. Für alle, die trotz Willkommensgetränk noch durstig sind, gibt es nicht nur Sekt, Wein, Bier und natürlich alkoholfreie Getränke, sondern auch eine Cocktailbar. Uns erwartet also nicht irgendein Schulfest, sondern ein richtiger Ball, auf den man am besten einen (Tanz-) Partner mitbringt. Dass Jeans und Turnschuhe nicht gerade die angebrachte Kleidung sind, sei nur nebenbei bemerkt. Es muss ja nicht das samtene Abendkleid sein, aber ein schöner Anlass, einmal wieder die etwas elegantere Kleidung aus dem Schrank zu holen, wird der Ball auf jeden Fall! Karten könnt ihr in den Wochen vor dem Ball kaufen. Die SMV wird sicherlich noch Durchsagen machen und Plakate aufhängen, die dann auch hängen bleiben. Also: es wartet ein Ereignis, auf das sich alle Tanzbegeisterten jetzt schon freuen können. Haltet euch den Termin auf jeden Fall frei! V.K. SEITE_19 SCHULE CARL ! Nach langem Leidensweg fand das erfüllte Leben unserer geliebten Schülerzeitung H9 ein friedvolles Ende. Wir übergeben unsere geliebte Freundin in Gottes Hände. Möge sie uns stets in Erinnerung bleiben. Herrenmahd 9 Schülerzeitung In Liebe und Dankbarkeit, die Schülerzeitungsredaktion, insbesondere der kleine Carl. Laupheim, Januar 20055 Im Januar 2005 erblickte der kleine Carl das Licht der Welt. Obwohl seine geliebte Mutter bedauerlicherweise bei der Geburt verstarb, erfreut er sich bester Gesundheit. Für seinen Lebensweg wünschen wir ihm alles Gute und Gottes Segen. Die Adoptiveltern. Laupheim, den 13.April 2005 SEITE_20 POLITIK CARL Die Welt ist im Wandel Doch leider kann man dieses Mal nicht einfach den Ring ins Feuer werfen, um die Welt wieder in Ordnung zu bringen - die Lösung dieses Problems gestaltet sich ein klein wenig komplizierter. Am 10. März 2005 hielt deshalb der ehemalige baden-württembergische Wirtschaftsminister Walter Döring im Schlosscafé Laupheim eine Informationsveranstaltung über den demographischen Wandel in Deutschland. Der demographische Wandel beschreibt in unserem Falle die Verlagerung des Altersdurchschnittes der deutschen Bevölkerung nach oben, was zu einer übermäßigen Belastung der sozialen Sicherungssysteme und somit auch der nachfolgenden Generationen führt. Einen einfachen Lösungsweg, so nahm Döring jedoch gleich vorweg, könne auch er nicht liefern. Dennoch erschien ihm die Thematik wichtig genug, um darüber zu informieren und die Entwicklung aufzuzeigen, und uns erschien dies wichtig genug, um darüber zu berichten. Nach einem lokal orientierten Einstieg erklärte Döring, dass die Einwanderung zwingend nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten gesteuert werden müsse, da der Altersdurchschnitt der Deutschen mittlerweile bei 42 Jahren, im Jahre 2030 sogar bei 50 Jahren liege und die „Jüngeren“ somit immer stärker belastet würden. Er gestand des weiteren Fehler der FDP und aller Parteien ein, dem Problem in der Vergangenheit nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Heute sei eine Abwanderung aus den neuen Bundesländern in die wirtschaftlich starken Regionen, wie Baden-Württemberg, zu beobachten, so Döring, was die Belastung der Bürger dünn bevölkerter Städte weiter erhöhe. Beim Thema Kinderbetreuung und Nachwuchsförderung gebe es in unserer Region jedoch noch immensen Nachholbedarf, allgemein stufte er die Kinderbetreuung gegenüber anderen Industriestaaten als ausbaubedürftig ein. Zudem würden die Erwerbszeiten immer kürzer und die Zeitdauer des Ruhestandes immer länger, nicht zuletzt durch die verbesserte medizinische Betreuung und Fürsorge. Durch die ansteigende öffentliche Verschuldung und die Mehrbelastung der Jungen werde der Generationenkonflikt ausgeprägter und somit die Kluft zwischen alt und jung größer. SEITE_21 POLITIK CARL Betriebe weigerten sich größtenteils, über 50jährige einzustellen, somit würden diese mehr und mehr zu einem „Heer von Arbeitslosen“. „Die meisten Menschen wollen alt werden, aber nicht alt sein!“, lautete ein prägnanter Satz aus Dörings Vortrag. Diesem Trend und der damit einhergehenden Steigerung der Kaufkraft von über 50jährigen passten sich auch die Produkte auf dem freien Markt an. Als notwendige Maßnahme seitens der Bevölkerung forderte Döring einen Werte- und Bewusstseinswandel. In der anschließenden Diskussionsrunde stellte CARL Herrn Döring die Frage, warum die Kommission zur Lösung der Problematik nicht schon früher ins Leben gerufen wurde. Döring antwortete direkt und ungeschönt, dass die Politik der vergangenen Jahre nicht gezwungen war, sich mit dem Thema zu beschäftigen, und dieses für Wahlkämpfe und die politische Auseinandersetzung einfach „nicht sexy genug“ gewesen sei. Dennoch mache er keiner Partei einen expliziten Vorwurf, da die Nachwirkungen der kinderarmen 60er und 70er Generation eben auch erst jetzt richtig zum Tragen kämen. Allgemein könne man jedoch sagen, „die Politik hat es versäumt“ hier rechtzeitig einzugreifen. Zur Reformation des Sozialsystems sagte er, dass es ganz in seinem Döring bekommt eine Packung Doppelherz geschenkt liberalen Interesse liege, die sozialen Absicherungssysteme so weit wie möglich zu privatisieren, um so die Eigenverantwortung und Selbstfürsorge eines jeden Bürgers zu fördern. So könnte ein Wettbewerb unter den Versicherern entstehen, der auch eine Senkung der Versicherungskosten möglich mache. R.A.A. SEITE_22 POLITIK CARL Kommentar: Im Ambiente von FDP-Gummibärchen, FDP-Fähnchen, und FDP-Bierdeckeln spricht er also, der Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg a.D. Über das Problem des demographischen Wandels, das unser Sozialsystem, ja unsere deutsche Republik in ihren Grundfesten erschüttert. Er wolle nur sensibilisieren und keine Lösungsvorschläge machen. „Sag niemand, dass niemand jemals was davon gehört hat, das kennen wir alles. Alles uralt.“ Die Menschen würden weniger arbeiten und immer weniger in Ruhestand gehen; sagt der Minister, der aus unerfindlichen Gründen auch mit 50 Jahren seinen Posten aufgab. Er wolle nur sensibilisieren, keine Lösungsvorschläge machen. Danke. Dafür haben wir Zeitung und Schule. Warum denn nicht schon lange etwas dagegen unternommen wurde? Die Politik habe versagt. „Die Menschen sind längst weiter als die Politik.“ Wie wahr. ZA PHOTO PROFI am Laubach Christine Fischer Mittelstraße 1 88471 Laupheim Tel 07392/6852 SEITE_23 CHAUVINISMUS CARL Die Demonstration von Neonazis am 22.1. diesen Jahres in Laupheim (S. Kommentar auf S.32) zeigt, dass der Rechtsextremismus in letzter Zeit in Deutschland wieder Aufwind erhält. Da überrascht es keineswegs, dass die rechtextreme NPD („Nationaldemokratische Partei Deutschlands“) Ende Januar verkündete, verstärkt an deutschen Schulen Nachwuchs anwerben zu wollen. Da kaum eine Schule dazu bereit ist, die NPD einzuladen, versuchen rechte Gruppen über andere Wege, ihr Gedankengut an Schulen zu verbreiten. So haben sich dutzende neonazistische Gruppen, Rechtsrockbands, sog. „Freie Kameradschaften" und Musikvertriebe für die „Aktion Schulhof“ zusammengeschlossen. Dabei sollen CDs und Propagandamaterial bundesweit kostenlos an Schüler verteilt werden, in der Hoffnung, neue Anhänger für die rechten Szene zu rekrutieren. Bei solchen Aktionen kommt den oben genannten „Freien Kameradschaften" eine wesentliche Rolle zu: Da sie keine offizielle Organisation mit formellem Rahmen sind, sondern freie Zusammenschlüsse, können sie nicht verboten werden. Durch die Organisation von Konzerten und Feiern sind solche Gruppierungen wesentlich attraktiver für Jugendliche als entsprechende politische Verbände. Mit der „Aktion Schulhof“ wollen die Rechten nicht nur Problem-Jugendliche, sondern auch Gymnasiasten und Studenten ansprechen. Rechte Propaganda an Schulen Aufkleber an der Aula des CLG Zu Beginn des Jahres sind im gesamten Schulbereich Laupheims und speziell auch am Carl-Laemmle-Gymnasium Aufkleber aufgetaucht, auf denen propagiert wird, dass die deutsche Kultur in Gefahr sei. Außerdem wird für die Homepage der rechten Organisation „Nationaler - Widerstand - Berlin – Brandenburg“ (NWBB) geworben. Der NWBB ist, nach eigenen Angaben, ein Zusammenschluss von „freien Nationalsozialisten“, die sich als Hauptaufgabe den Widerstand gegen das „asoziale System“ auf die Fahnen geschrieben haben. Das „alte marode System“ müsse abgeschafft und „soziale Gerechtigkeit“ für „uns Deutsche“ in SEITE_24xxx CHAUVINISMUS CARL einer „Volksgemeinschaft“, „nicht aber in einer seelenlosen globalisierten Klassengesellschaft“ erreicht werden. Auch gibt es zu den Internetseiten mehrerer sog. regionaler Aktionsbüros Links. So feiert der „Widerstand Süddeutschland“, ein Netzwerk aus mehreren radikalen „Kameradschaften“ Süddeutschlands, in einem Artikel die Demonstration von ein paar „jungen Nationalisten“ am 22.01.2005 in Laupheim als Erfolg. Unter anderem wird an dieser Stelle das Versammlungsrecht gepriesen, und alle „Kameraden“ werden dazu aufgerufen, weiter „standhaft gegen dieses System“ zu kämpfen. Ebenso gibt es Verbindungen zur NPD, die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als eine Partei angesehen wird, die „grundlegende Prinzipien der freiheitlichdemokratischen Grundordnung“ ablehnt und bekämpft, und dem Aktionsbüro Nord, welches in einem Leitfaden die Ziele des „aktiven Widerstandes“ nennt: Neben der Abschaffung des „alten, korrupten und handlungsunfähigen Systems“ (gemeint ist die Demokratie) wird im einzelnen gefordert, aus der EU und der NATO auszutreten, um der Globalisierung und der Fremdbestimmung durch die USA zu entfliehen und Politik „einzig im Interesse des deutschen Volkes“ zu machen. Schutzzölle sollen dafür sorgen, dass die deutsche Wirtschaft nicht ausgebeutet wird, und alle Ausländer müssten ausgewiesen werden, um ein tragfähiges Sozialsystem wiederherzustellen. Eine multikulturelle Klassengesellschaft, in der die Menschen ausgebeutet werden und „sie rund um die Uhr nur noch damit beschäftigt sind, ihr eigenes Überleben zu sichern“, müsse verhindert werden. Deshalb müsse die so genannte „nationale Opposition“, durch das Wählen der NPD etwa, unterstützt werden, um so eine nationale Solidargemeinschaft zu erreichen. Vor allem für Jugendliche sind extremistische rechte Gruppen sehr attraktiv, da sie konkrete Feindbilder und damit einfache Lösungen für komplexe Problembereiche bieten. Außerdem geben sie den Menschen durch eine starke Abgrenzung von anderen Identifikation und das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit, mit dem das Selbstwertgefühl des einzelnen gestärkt wird. Die Schulleiter zur Problematik Wir sprachen mit Herrn Gerhard Weithmann, dem Rektor unseres Carl-Laemmle-Gymnasiums, um in Erfahrung zu bringen, wie er gegen rechte Propaganda vorgehen will. Herr Weithmann, der zwar von der „Aktion Schulhof“ gehört hat, aber dem nichts von organisierter Verbreitung rechter Propaganda bekannt ist, ist der Auffassung, dass die Kleber, die er sofort vom Hausmeister entfernen ließ, ein Einzelfall seien. Auch ist er der Meinung, dass das rechtsextreme Potenzial der Schüler an unserem Gymnasium sehr gering sei. Die einzig sinnvolle Maßnahme gegen rechte Propaganda sei Aufklärung. Dabei vertraut unser Rektor voll auf den Geschichte- und Gemeinschaftskundeunterricht. Falls rechte Gruppierungen, entgegen aller Erwartung, doch aktiver an SEITE_25xxx Rektor Weithmann CHAUVINISMUS CARL unserer Schule würden, hofft Herr Weithmann auf die Kontakte zur SMV, die ihn rechtzeitig über die Probleme informieren würde. Weitere Schritte, wie eine gezielte Aufklärungsarbeit, würden dann eingeleitet. Für Herrn Weithmann haben Haupt- und Realschulen mit rechter Gesinnung wahrscheinlich mehr Probleme. Um herauszufinden, ob die Aufkleber am CLG ein Einzelfall oder Teil einer organisierten Kampagne waren, recherchierten wir an den anderen Laupheimer Schulen, inwieweit diese mit rechtsextremen Tendenzen konfrontiert sind. An der Friedrich-Adler-Realschule gab es nach der Aussage des Konrektors, Herrn Thomas Pätzold, keine rechte Propaganda, mit der Ausnahme einer Schülerin, die einen Verwandten, der dem rechtsextremen Milieu zuzuordnen ist, zu einer Diskussion in den Unterricht einladen wollte. Die Realschule lehnte aber ab, da politische Organisationen an Schulen nach der Verfassung nicht werben dürfen. Man könne rechte Gesinnung, so der Konrektor, natürlich nicht ausschließen, doch man hoffe darauf, dass der Gemeinschaftskunde- und Geschichtsunterricht sowie die Klassenausfahrten nach Dachau als Prävention gegen rechte Gesinnung wirksam sind. Der Rektor der Hauptschule Laupheim, Herr Johannes Welz, sagte uns, dass ihm keine rechtsmotivierte Gewalt oder Propagandaaktivitäten bekannt seien. Bei nur 320 Schülern und sehr strengen Aufsichten könnten solche Vorgänge fast ausgeschlossen werden. Allerdings räumte er ein, dass ein paar vereinzelte Schüler eine etwas rechtsextreme Gesinnung hätten. Dies sei jedoch nicht zu verhindern, da eine Schule ja das Spiegelbild der Gesellschaft sei und rechte Gesinnung im Raum Laupheim nichts Ungewöhnliches sei, wie die Wahlerfolge der rechten Parteien bei Kommunalwahlen zeigten. Die Aufgabe der Schule sieht der Rektor darin, den Jugendlichen soziale Kompetenz und Verantwortung gegenüber ihren Mitmenschen zu vermitteln und sie rechter Gewalt gegenüber zu sensibilisieren. Auch die Kilian-von-Steiner-Berufsschule hat nach Aussagen des dortigen Rektors Michael Roosz keine Probleme mit der „Aktion Schulhof“ und anderen rechten Aktivitäten. All dies lässt den Schluss zu, dass die Aufkleber an unserer Schule vermutlich ein Einzelfall und nicht Teil der organisierten „Aktion Schulhof“ waren. Trotz allem müssen vor allem Schulen wachsam gegenüber solchen ernstzunehmenden Vorgängen sein, denn, so formulierte es einmal der slowenische Autor Zarko Petan: „Gedanken, die leeren Köpfen entspringen, sind gefährlich“. Rechte Ideologie und die deutsche Wirklichkeit Statt die Schuld bei sich zu suchen, haben viele Deutschen den Jahrtausende alten Reflex, die Schuld den anderen in die Schuhe zu schieben. So sind für eine ganze Reihe der Bürger die Ausländer schuld an den hohen Arbeitslosenzahlen und den damit kollabierenden Sozialsystemen: Entweder arbeiteten sie gar nicht und kassierten nur Sozialhilfe (ALGII), oder sie arbeiteten und nähmen den deutschen die Arbeit weg. Faktisch ist die Hauptursache der Arbeitslosigkeit in Deutschland die Steigerung der Produktivität in der Industrie durch den technischen Fortschritt und die damit verbundene Maschinisierung. Dadurch können weniger Beschäftigte mehr Waren herstellen. Andere Bereiche - wie die Stahl- und Textilindustrie und die Kohleförderung sind in Deutschland nicht mehr rentabel und damit international SEITE_26xxx CHAUVINISMUS CARL wettbewerbsunfähig. Auch im Dienstleistungsbereich fallen, wegen des internationalen Wettbewerbs und der damit gebotenen Senkung der Kosten, Stellen weg. In Deutschland kommt als ein weiterer Grund für die hohe Arbeitslosigkeit noch die Wiedervereinigung mit dem wirtschaftlich rückständigen und veralteten Osten hinzu, in dem viele Betriebe Bankrott gingen. Von vielen Deutschen, die sich selbst „anständig“ nennen, wird auch nicht wahrgenommen, dass die Schwarzarbeit ein Hauptgrund dafür ist, dass es so viele Arbeitslose gibt. So wird in der Bauwirtschaft etwa fast die Hälfte aller Aufträge mit Schwarzarbeit durchgeführt. Da ist es nicht verwunderlich, dass Baufirmen Pleite gehen und ihre Arbeiter entlassen werden. Die ausländischen Mitbürger sind dafür mit Sicherheit nicht verantwortlich. Zu Zeiten des Wirtschaftsbooms waren sie ein wichtiger Teil der Arbeiterschaft und führten, oft bis heute, einfache Arbeiten durch, für die sich die meisten Deutschen zu schade waren. Auch ist es eine Tatsache, dass die etwa 300.000 ausländischen Selbstständigen in Deutschland Arbeitsplätze schaffen und sichern. Natürlich gibt es auch schwarze Schafe, die überhaupt nicht arbeiten wollen und alleine von Sozialhilfe leben. Doch diese Menschen finden sich in allen Bevölkerungsgruppen und Ethnien. Und noch ein Argument gegen die Behauptung, Ausländer haben etwas mit einer hohen Arbeitslosigkeit zu tun: Baden-Württemberg, das Bundesland mit den meisten Ausländern, hat im Vergleich zum Rest der Bundesrepublik die niedrigsten Arbeitslosenzahlen und das größte Wirtschaftswachstum. In Zukunft, so prognostizieren zahlreiche Forscher, ist Deutschland mehr den je auf Zuwanderung angewiesen: Wegen des demografischen Wandels, der zur Folge hat, dass es immer mehr ältere Menschen und immer weniger Kinder in Deutschland gibt, braucht nach UN-Angaben alleine Deutschland jährlich eine Zuwanderung von 500.000 Menschen, damit das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Nicht-Erwerbstätigen gleich bleibt und die Sozialsysteme nicht zusammenbrechen. Auch wäre es nutzlos, aus der EU auszutreten und Deutschland durch Schutzzölle von der Außenwelt abzuschotten. Die deutsche Wirtschaft, die auf Importe und noch viel mehr auf Exporte angewiesen ist, würde schlicht weg kollabieren, wenn kein Handel innerhalb der EU und der weltweiten Staatengemeinschaft mehr getrieben würde. Dabei sind der Euro und die Globalisierung auch und gerade für Deutschland von Vorteil: Durch den Euro wurde der Handel innerhalb der EU wesentlich erleichtert, und durch die weltweite Arbeitsteilung, bedingt durch die Globalisierung, sind Waren wie Kohle und Textilien wesentlich billiger geworden, als sie es bei Eigenproduktion wären. Ohne weltweiten Handel könnte der Verbraucher diese Vielzahl an verschiedenen Gütern nicht täglich und so preiswert im Supermarkt erweben. „Volksgemeinschaft“ oder Demokratie? Was soll das sein, die „Volksgemeinschaft“ der rechten Gedankenwelt? Ist sie tatsächlich besser als das „alte, marode System“? Da Rechtsextremisten davon überzeugt sind, dass die Menschen durch ihre biologische und kulturelle Herkunft soweit vorgeprägt sind, dass ein friedliches Zusammenleben unter ihnen unmöglich ist, ist Intoleranz gegenüber anderen Menschengruppen in diesem Gesellschaftsmodell SEITE_27xxx CHAUVINISMUS CARL unabdingbar. Damit verbunden ist die Idee der Vereinheitlichung der deutschen Gesellschaft zu einer national, kulturell und rassisch homogenen Volksgemeinschaft. Dabei würde eine autoritäre Regierung versuchen, die real existierenden, sozialen und kulturellen Unterschiede der Menschen durch Zwangsmaßnahmen aufzuheben und auf menschenverachtende Weise Ungleichheiten herauszustellen. Die Demokratie mag nicht perfekt sein, wie regelmäßige Berichte über etwa Korruption und Veruntreuung öffentlicher Mittel durch Staatsdiener zeigen. Doch gibt es keine andere politische Ordnung, in der sich die politisch Handelnden gegenüber den Bürgern wegen solcher Vorgänge rechtfertigen müssen. Die Errungenschaften der Demokratie - wie das allgemeine freie Wahlrecht, die Gewaltenteilung, die Presse-, und Meinungsfreiheit sowie das Demonstrationsrecht garantieren dem Großteil aller Bürger nicht nur ein Maximum an Freiheit und Eigenverantwortung zur Entfaltung des eigenen Potenzials, sondern auch die bestmögliche Kontrolle der regierenden Politiker, um den Missbrauch von Macht zu verhindern. Um mich noch einmal eines Zitates von einem Mann zu bedienen, der es besser auf den Punkt gebracht hat, als ich es jemals könnte: „Die Demokratie ist die schlechteste Regierungsform – mit der Ausnahme aller anderen.“ (Winston Churchill) Schon einmal in der Geschichte wurde die Demokratie verachtet und gegen das „System“ gehetzt, das schließlich auch abgeschafft wurde: Das war im Jahr 1933. s.d.g. ZA (Interviewteil in Zusammenarbeit mit der ehrwürdigen Vanessa Kunz) SEITE_28xxx CHAUVINISMUS CARL Für Interessierte hielt Stephan Braun (SPD), Mitglied des Landtags in Stuttgart, im Rahmen des Informationsabends vom 15.02.2005 im Schlosscafé des Kulturhauses in Laupheim einen Vortrag über rechtsextreme Parteien und Organisationen. Herr Braun ist, zusammen mitanderen, Autor der eben erschienen Bücher „Rechte Netzwerke - eine Gefahr" und „Die Neue Rechte - eine Gefahr für die Demokratie?". Sein Vortrag stellte zunächst neue und alte Mittel Rechtsextremer dar, in Gesellschaft und Politik Macht und Einfluss zu erlangen. Hierzu gehört beispielsweise die Integration in Medien und Öffentlichkeit, die Umschreibung der Geschichte sowie die Organisation von Seminaren und Demonstrationen. Das rechte Lager sei nicht mehr zersplittert, und rechte Netzwerke hätten den „Kampf um Straße Köpfe - Parlamente" wieder aufgenommen. Solche Netzwerke führten enge Beziehungen zu wichtigen Personen und Institutionen. Sie wendeten sich nicht alleine der Unterschicht, sondern mehr und mehr der bürgerlichen Mitte und den Eliten zu. Ihr Ziel sei es, Einfluss auf führende Köpfe in Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft und Politik zu gewinnen. Nicht nur Zeitungen wie die „Junge Freiheit" seien ein wichtiges Instrument, auch das Internet sei zu einem wirkungsvollen Propagandamittel geworden. Als Beispiel für die rechte Propaganda spielte Herr Braun verschiedene Musikstücke vor, die dem Rechtsrock zuzuordnen sind. Gruppen wie "Zillertaler Türkenjäger", "Neue Werte" oder "88“ (das ist ein Spiel mit dem H als achtem Buchstaben des Alphabets und deutet auf den sog. Hitlergruß „Heil Hitler“) produzieren Lieder, in denen zum Beispiel Kinderstimmen mit Aussagen wie "Gell, Mama, wenn wir die ganzen Juden umgebracht haben, ist alles wieder toll hier" zu hören sind. Als Gegenmaßnahme hofft Herr Braun neben dem politischen Wirken der demokratischen Parteien – etwa der Schaffung von Freizeitangeboten für Jugendliche, der Anwendung juristischer Mittel oder Aufklärung - der auf das Engagement der Bevölkerung. Am Infoabend waren auch Angehörige des rechtsgerichteten „Freundeskreis AlbDonau" anwesend. In einem anschließenden Gespräch äußerten diese, dass man nicht alle Nationalisten mit Nazis gleichsetzen könne. Sie distanzierten sich von rechtsextremer Gewalt und behaupteten, ihnen sei einfach nur das eigene Land wichtiger als andere. Die NPD sehen sie als demokratische Partei. Dass deren Demokratieverständnis auf dem Begriff der „Volksgemeinschaft" fußt und somit also Ausländer, Einwanderer, Behinderte usw. ausschließt, erwähnten sie nicht. SEITE_29 CHAUVINISMUS CARL Im Anschluß an die Veranstaltung führten wir das folgende Interview mit Herrn Braun. Sehr geehrter Herr Braun, wie schätzen Sie die Gefahr durch Rechtsextremisten in unserem Bundesland ein? Der Rechtsextremismus ist eine ganz deutliche Gefahr, die lange Zeit unterschätzt wurde, die es sehr genau zu beobachten gilt und der wir zu begegnen haben. Die Gefahr des Rechtsextremismus wird häufig zu oberflächlich eingeschätzt, wir dürfen diese Gefahr jedoch auch nicht überbewerten, denn unser Land ist nicht rechtsextremistisch. Der Ursprung des Rechtsextremismus darf hierbei weder pauschal auf einen Ausländeranteil noch auf eine Arbeitslosenquote reduziert werden. Es gilt, genau hinzusehen und aufzuklären. Wie sehen Sie die aktuelle Situation im Vergleich mit anderen Bundesländern, wie z.B. Sachsen, die einen wesentlich geringeren Anteil an ausländischen Mitbürgern und dennoch größere Probleme mit Rechtsextremisten haben? Ich bin davon überzeugt, dass der Ausländeranteil kein direkter Indikator für Rechtsextremismus ist. In Sindelfingen zum Beispiel haben wir einen Ausländeranteil von 24%, jedoch kaum Rechtsextremisten. In den neuen Bundesländern gab es jedoch bereits nach der Wende oftmals eine große Türkenfeindlichkeit seitens der Bevölkerung. Die Gefahr, die im Osten lange übersehen wurde ist, dass viele Rechtsextreme sich mit alten SED-Genossen zusammengeschlossen, eine Jugend- und Sozailarbeit von rechts aufgebaut und somit eine kulturelle Vorherrschaft erlangt haben. Selbst für die Polizei waren bestimmte Gebiete „Angstzonen". Jedoch gab es auch in Baden-Württemberg bereits Zeiten mit über 9% NPD-Wählern und über den Zeitraum von zwei Legislaturperioden Republikaner im Landtag. Baden Württemberg ist eine der rechten Hochburgen, die intellektuelle Schiene und die Musikszene betreffend. Welche Auswirkungen, denken Sie, hat die von der NPD initiierte "Aktion Schulhof"? Ich halte die CDs, auch wenn sie durch einen Beschlagnahmebeschluss konfisziert wurden, nach wie vor für gefährlich. Sie können die Musik nun aus dem Internet herunterladen, besonders die Musikstücke, die strafrechtlich nicht verfolgt werden können, weil sie keine eindeutigen Aussagen machen. Ich sehe das als eine gefährliche Einstiegsdroge in die Szene. Was würden Sie vorschlagen, speziell gegen diese Köderung von Jungwählern zu unternehmen? Wir müssen darauf hinweisen und aufklären. Es ist nicht möglich, alle Angebote zu verbieten. Deutlich wird dies, wenn wir einen Blick auf die Bands werfen, in denen die Rechtsanwälte selbst mitmachen. SEITE_30 CHAUVINISMUS CARL Was halten Sie von einem Verbot der NPD? Ich halte ein Verbot der NPD für sinnvoll und auch gerechtfertigt. Die NPD ist keine demokratische Partei und ist aus der Sicht des Verfassungsschutzes in ihrer jetzigen Form nicht vertretbar. Dennoch erachte ich eine Auseinandersetzung mit den Methoden und dem Menschenbild der NPD für wichtig. Schließen Sie die Möglichkeit eines "Braunen Flügels" bei der Bundestagswahl 2006 aus? Man kann den Ausgang der Bundestagswahl grundsätzlich ja nicht voraussehen, ich halte es jedoch für unwahrscheinlich, dass die NPD den Einzug in den Bundestag schafft. Es muss auf jeden Fall verhindert werden, dass das Parlament als Bühne für rechtsextreme Parolen missbraucht wird. Sollten die deutschen Bürger nicht aus den Erfahrungen mit dem Dritten Reich gelernt haben, welche verheerenden Folgen Ausländerhass und Antisemitismus haben können? Ich denke, dass der Großteil der Bevölkerung natürlich aus den Schandtaten des Dritten Reiches gelernt hat. Persönlich fände ich jedoch seitens der Bevölkerung mehr Engagement für wünschenswert. Wie schätzen Sie die Auswirkungen des neu erstarkten und organisierten rechten Denkens im Hinblick auf Deutschlands Ansehen im Ausland ein? Negativ. Obwohl rechtsextremes Potential auch in anderen Ländern präsent ist, wird in dieser Hinsicht besonders genau auf Deutschland gesehen. Wir sollten uns mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen und uns dieser auch bewusst sein. Blicken Sie also eher positiv oder eher negativ auf die zukünftige Entwicklung? Ich blicke positiv in die Zukunft, da sich zunehmend mehr Menschen gegen Rechtsextremismus engagieren und auch andere ermutigen. V.K. und R.A.A. SEITE_31 CHAUVINISMUS CARL Am Samstag, den 22.01.2005 fand in Laupheim ein Aufmarsch der rechtsextremen Kameradschaft ,,Widerstand Schwaben“ statt. Der Marsch von rund 60 Neonazis unter dem Motto ,,stoppt die Repression gegen den Nationalen Widerstand“ war ein Protest gegen das Konzertverbot der Rechtsrock-Band ,,Act of Violence“ und begann um 13.00 Uhr ab dem Laupheimer Stadtbahnhof. Er traf auf seinem Weg durch die Stadt auf eindeutig in der Überzahl anwesende Gegendemonstranten. Ein Aufgebot von Polizisten, wie es Laupheim lange zuvor noch nicht gesehen hatte, trennte die Rechtsradikalen und die Gegendemonstranten voneinander. Größere Zwischenfälle konnten von der Polizei verhindert werden. Samstag, den 22.01.2005. Ein gewöhnlicher Markttag, wie es scheint, doch zwischen dem Eierstand und dem Stand des Blumenhändlers, direkt vor den Stufen des Laupheimer Rathauses, sammeln sich zunehmend junge Menschen um Widerstand zu zeigen gegen die personifizierte Dummheit, die bald die Straßen Laupheims durchschreiten sollte. Zur selben Zeit sammelt sich am Stadtbahnhof die etwas mickrig wirkende Gruppe von Neonazis, die wie eine Horde geklonter Ignoranten, mit schwarzen Bomberjacken, Springerstiefeln und Glatzen an ihrem Bierfläschchen nuckeln und von Polizisten kontrolliert werden. Derweil habe ich mich den Gegendemonstranten angeschlossen, wie auch einige Punks aus der Umgebung, die sich schon sichtlich „freuten“. Allmählich wird die Stimmung angespannt. Es liegt etwas in der Luft, und es sind eindeutig nicht die diversen Alkoholfahnen. Es scheint die Ruhe vor dem Sturm. Und plötzlich schreit einer mit rot-angepinselten Gesicht:,,Da kommen sie, diese Faschisten!“ SEITE_32 CHAUVINISMUS CARL Die schwarze Masse bewegt sich tatsächlich vom Bahnhof kommend langsam am Feneberg vorbei, während Polizisten versuchen, auf Höhe des Drogeriemarkts Müller einige Demonstranten dazu zu bewegen, den Weg freizumachen und eine kleine Passage für die rechte Minderheit zu bilden. So bahnen sich die Rechtsextremen ihren Weg durch die Mittelstraße unter der ständigen Begleitung der Polizei als Schutz vor den ebenfalls mitziehenden Gegendemonstranten. Zu diesen gesellen sich nun immer mehr Menschen aller Altersklassen, die eigentlich nur auf den Markt wollten, denen es langsam jedoch auch zu bunt zu werden scheint. Neben mir fuchtelt eine ältere Dame wütend mit ihrer Handtasche den rechten Demonstranten entgegen und ruft sichtlich erbost: ,,Nazis raus, Nazis raus!“ Einige Schritte weiter sind die Linksradikalen im Aufruhr und planen die Straße zu blockieren um ,,der Dummheit Einhalt zu gebieten“. In Nähe der Rabenstraße entscheiden sich einige der Linksradikalen für eine Abkürzung, um nicht länger neben den von der Polizei abgeschotteten Neonazis zu gehen, welche in überheblicher Art vor sich hin grinsen, irgendetwas von Nationalität und Einheit rufen und darüber hinaus noch Fotos machen von den ihnen entgegengestreckten Mittelfingern der Gegendemonstranten. Die gesamte Masse folgt, und so stehen nun sämtliche Gegendemonstranten mitten auf der Straße, auf sie zukommend der Zug von Neonazis in Begleitschutz der Polizei. Eine Horde von Polizisten kommt nun auf die Gegendemonstranten zu, um, wenn nötig auch unter Gebrauch eines Schlagstocks, den Weg frei zu machen. Auch ich bekomme von einem netten Freund und Helfer in Uniform einen Tritt ins Schienbein und werde in die Masse der Gegendemonstranten am linken Straßenrand gestoßen. Die Neonazis setzen ihren Marsch fort und rufen lauthals: ,,Die Deutsche Jugend verkommt!“, was mir persönlich unglaublich selbsteinsichtig erscheint, im Bewusstsein, dass die meisten der Rechten selbst noch zur deutschen Jugend zählen, nach Selbstaussage sogar mehr als alle anderen. Im Großen und Ganzen lief die Demonstration verschiedener Ansichten friedlich ab, doch bleibt die Frage, ob es nicht unzumutbar ist, wenn eine Woche vor dem Holocaust-Gedenktag Neonazis mit Erlaubnis der Stadt durch die Straßen ziehen und menschenverachtende Parolen rufen. Der Artikel 1 unseres Grundgesetzes besagt schließlich: ,,Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Doch kann die Würde eines Menschen auch verbal verletzt werden? Und wenn ja, ist es dann legitim, wenn die Gerichte Artikel 8 des Grundgesetzes, die Versammlungsfreiheit, durchsetzen, unter Verletzung eines weiteren Grundrechts, dem Grundrecht der Menschenwürde? SaS SEITE_33 CHAUVINISMUS CARL Frauen im Ausland In Deutschland ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Grundgesetz festgelegt, in Artikel 3: „ Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Was für uns mittlerweile so gut wie selbstverständlich ist, ist in manch anderen Ländern allerdings noch lange nicht durchgesetzt. Männer sind in vielen Teilen der Erde noch immer diejenigen, die eindeutig von ihrem Geschlecht profitieren und ihre Vormachtstellung gegenüber den Frauen auch deutlich zeigen. Frauen stellen über die Hälfte der Weltbevölkerung, doch sie erhalten nur ein Zehntel des Welteinkommens und besitzen weniger als ein Hundertstel des Eigentums. In Saudi-Arabien ist es Frauen nicht erlaubt, ein Auto zu fahren. Die meisten Restaurants in diesem Land dürfen ausschließlich von Männern betreten werden. In den übrigen darf die Frau nur mit Männern, mit denen sie verwandt ist, an einem Tisch sitzen. In den Ministerien werden Frauen gar nicht erst zu einem Gespräch empfangen. Auch in der Volksrepublik China ist Frauendiskriminierung zu finden. Den Mädchen wird von Anfang an beigebracht, dass sie gegenüber Männern minderwertig seien. Ihre Frau zu schlagen ist für die Chinesen keine Seltenheit. Aufgrund der 1-Kind-Politik in China - jede Familie darf nur ein Kind haben - werden jedes Jahr Millionen ungeborener Mädchen abgetrieben, da das einzige Kind ein Junge sein soll. Die Frauen stehen unter dem Erwartungsdruck, den ersehnten Sohn zu gebären. Außerdem muss noch der Haushalt geführt werden. Viele zerbrechen an diesem Druck, 300.000 Chinesinnen nehmen sich jährlich das Leben. In Indien gelten Frauen als Ursache allen Übels auf der Welt. Dies führt, ebenso wie in China dazu, dass viele ungeborene Mädchen abgetrieben oder nach der Geburt getötet werden. Diejenigen, die überleben, leiden meist ihr ganzes Leben lang. Sie erhalten oft weniger und schlechtere Nahrung sowie ärztliche Betreuung als ihre Brüder. Anstatt die Schule besuchen zu dürfen, müssen sie in Baumwollspinnereien, Kneipen, Restaurants, Steinbrüchen oder im Haushalt arbeiten; es wird vermutet, dass ca. 40 Millionen indischer Mädchen der Mädchenarbeit ausgesetzt sind. Die jungen Frauen werden durchschnittlich im Alter von 15 Jahren verheiratet, natürlich mit einer stattlichen Mitgift. Kann diese nicht abbezahlt werden, kommt es nicht selten vor, dass die Frau bei einem „Unfall“ ums Leben kommt (laut Statistik gibt es bis zu 15 Mitgiftmorde pro Tag). Die Täter werden meist in keinster Weise bestraft. Ihr Ansehen in der Familie kann die Frau demgegenüber durch die Geburt vieler Söhne SEITE_34 CHAUVINISMUS CARL steigern. Da die Geburten oft dicht hintereinander folgen, ist die Müttersterblichkeit sehr hoch. Wird die Frau Witwe, hat sie theoretisch ihrem Mann in den Tod zu folgen. Dies ist aber heute nur noch selten der Fall. Auch der Hexenglaube hält sich vor allem in Ostindien nach wie vor. Wird eine Frau der Hexerei angeklagt, lebt sie in ständiger Angst, gelyncht zu werden. Doch auch in einigen europäischen Ländern sind Frauen nach wie vor benachteiligt. In Spanien wird die Gewalt gegen Frauen immer mehr zum Problem. Eine Frau muss laut einer Studie im Alter von 16- 44 Jahren mehr Angst vor ihrem Lebenspartner oder Ehemann haben als vor Krebs. Immer mehr Männer misshandeln ihre Frauen oder bringen sie sogar um. Die Frauenarbeitslosigkeit in Spanien ist doppelt so hoch wie die der Männer. Nur 1,3% der Spanierinnen besitzen einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Gott sei Dank ist Frauendiskriminierung aber in Deutschland aufgrund des Gesetzes nicht möglich. Oder doch? Zwar zeigt sich die Diskriminierung der Frau bei uns nicht so offensichtlich wie in vielen anderen Ländern, doch in manchen Bereichen werden Männer eindeutig bevorzugt. So verdienen weibliche Arbeiterinnen im Schnitt 25% weniger als ihre männlichen Kollegen, bei den Angestellten sind es sogar rund 33%. Selbst in vom Macho-Image geprägten Ländern wie Spanien und Italien werden Frauen in diesem Bereich fairer behandelt ... E.G. SEITE_34 INFO CARLCHEN Carlchen informiert: Chauvinismus? Was ist denn nun das schon wieder? Schreibt sich komisch, spricht sich komisch, ist komisch? Stimmt in diesem Fall. Ich erkläre euch jetzt mal ganz allgemein was Chauvinismus bedeutet. Stellen wir uns einfach vor, es gäbe zwei Gruppen. Beide Gruppen bestehen aus ganz normalen Menschen. Doch aus irgendeinem Grund hält sich die eine Gruppe für besser und wertvoller. Deshalb meint sie auch, über die andere Gruppe bestimmen zu können. Damit hätten wir den „Chauvinismus“ ganz allgemein erklärt. „Klingt komisch, ist aber so,“ wie Löwenzahn- Erklärbär Peter Lustig sagen würde. Jetzt gibt es aber verschiedene Arten von Chauvinismus. Eine der Bekanntesten hat der unten abgebildete Mann betrieben. Für die, die ihn nicht kennen. Er hieß Adolf Hitler und er war einer der schlimmsten Verbrecher aller Zeiten. Hitler glaubte, dass Deutsche wertvoller und besser seien als Menschen aus anderen Nationen, nur weil sie Deutsche waren und die anderen eben nicht. So bezeichnete er die Deutschen als die „Herrenrasse“ unter den Menschen. Hier kann man wieder sagen: „Klingt komisch, ist aber so (gewesen).“ Diese Art des Chauvinismus nennt man dann „Nationalismus“. Doch dies war nicht die einzige Art von Chauvinismus, die Hitler leider bekannt gemacht hat. Nun glaubte er zwar, dass die meisten Deutschen supertoll seien, aber eben nicht alle. Damals lebten nämlich sehr viele Juden in Deutschland, die Hitler gar nicht mochte. Sogar noch weniger als die Menschen aus anderen Ländern. Aus demselben einfachen Grund, dass sie das Pech hatten, Juden zu sein. Ja, er meinte sogar, dass die Juden das Leben nicht verdienten. Was tat er also? Richtig! Er ließ sie alle umbringen, mit der Begründung, dass Juden dass Leben nicht verdient hätten. Auch wenn es noch so unglaublich klingt, 6 Millionen Juden wurden daraufhin auch ermordet. So eine Art von Chauvinismus nennt man „Antisemitismus“. Noch ein Beispiel ist der „male chauvinism“. So nennt man die Art von Chauvinismus, in der sich die Männer für wertvoller, besser und wichtiger halten als Frauen, wie es in vielen islamischen Gesellschaften der Fall ist. Doch woher kommt dieses seltsame Wort denn eigentlich? Auch das will ich euch noch kurz erzählen. Wie die meisten komisch klingenden Wörter kommt es aus dem Französischen. Genauer gesagt von „chauvinisme“, das ungefähr im 19. Jahrhundert zum ersten Mal auftauchte und bedeutet, sein Vaterland sehr zu lieben. Dieser Name selber entstand aus dem Namen einer Theaterfigur, die „Chauvin“ heißt und im Theaterstück „La Cocarde Tricolore“ vorkommt und dort für die extreme Liebe zum Vaterland steht. Puh! Das war jetzt ganz schön viel auf einmal, was? Aber ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Artikel wenigstens klarmachen, dass Chauvinismus richtig doof ist. F.K. SEITE_36 Laupheim, Neue Welt 15, Leibnitzstraße 5 GESCHWISTER CARLCHEN GESCHWISTER - Pro/Contra Hast du dich schon einmal gefragt, was deine Schulkameraden/innen und vielleicht sogar Lehrer von ihren Geschwistern halten oder was es für Vor- und Nachteile hat, wenn man ein Einzelkind ist? Hier haben wir aus einem Interview mit einigen Lehrern und Schülern eine „Gut/Schlecht Liste“ entworfen und dachten uns, das muss unbedingt in unsere Schülerzeitung. Im Allgemeinen sind Geschwister, ob Bruder oder Schwester, ob kleiner oder größer als du, ziemlich praktisch, um ihnen, wenn man etwas angestellt hat, die Schuld zu geben. Aber sie können auch ziemlich nervig sein. Trotzdem, können wir sehr viel von und mit ihnen lernen. Z.B. wie man mit anderen umgeht und evtl. auch wie man mit ihnen richtig streitet, ohne gleich anzufangen sich mit ihnen zu schlagen. Auch lernt man mit Geschwistern zu teilen. Gut an Geschwistern ist, dass… Frau Ray: Hat einen jüngeren Bruder, hätte aber lieber einen älteren. „Ich finde es gut, dass man mit Geschwistern immer jemanden zum Spielen hat, dass man immer jemanden hat, bei älteren Geschwistern, der einem bei den Hausaufgaben helfen kann und dass sie einen manchmal irgendwo mit hinnehmen.“ Ein paar Schüler/innen der 5ten Klasse: Ein Junge: „Man kann fast alles auf die anderen schieben.“ Ein Mädchen: „Ja, und man kann sich Klamotten oder andere Sachen ausleihen.“ SEITE_38 GESCHWISTER CARLCHEN Ein anderes Mädchen: „Meine große Schwester hilft mir immer bei den Hausaufgaben, außerdem hat man immer jemanden, mit dem man reden kann und ist nicht so alleine.“ Herr Knecht; hat einen Bruder und zwei Schwestern: „Meine Geschwister waren alle älter, mussten immer auf mich aufpassen und haben mich beschützt.“ Schlecht an Geschwistern ist, dass… „Nachteile? Hm, Ich finde, es gibt bei Geschwistern eigentlich gar keine Nachteile. Na ja, vielleicht manchmal ein kleiner Streit oder eine heikle Situation, aber sonst …“ Ein Junge: „Ich finde an meinen Geschwistern doof, dass sie immer in mein Zimmer gehen und mich nerven und triezen!“ Ein Mädchen: „Meine Brüder nehmen mir immer meine Sachen weg, und meine Kleine Schwester will immer und überall mitspielen. Das nervt total. Und wir streiten uns deswegen auch ziemlich oft.“ Ein sehr großer Nachteil war bei mir, dass meine Geschwister eben viel älter als ich waren und ich deshalb nicht richtig mit ihnen spielen konnte.“ SEITE_39 GESCHWISTER CARLCHEN So gut wie jeder kennt das „Problem“: Geschwister. Sie können nett und lieb sein, aber zum Teil gehen sie einem doch ziemlich auf die Nerven. Und gerade als Ältester oder Älteste hat man, wenn man es einmal genau betrachtet, eigentlich nur Nachteile. Wir mussten uns alles erkämpfen, unsere kleineren Geschwister bekommen es dagegen auf dem Silbertablett serviert. Was zu unserer Zeit noch ein absolutes Tabu war wird bei den anderen bereits als selbstverständlich angesehen (man denke nur an gewisse Ausgangszeiten, die bei den Älteren streng eingehalten werden müssen und nicht selten recht knapp bemessen sind, bei den Jüngeren aber nicht mehr zur Diskussion stehen.). Aber lässt sich diese häufig auftretende Erscheinung überhaupt erklären? Warum sind Eltern gegenüber den Jüngeren in unseren Augen sozialer als gegen die Älteren? Dazu muss man weit zurückblicken, nämlich in unser Säuglingsalter. Als Erstgeborene/r wird man von den Eltern auf Händen getragen, man ist der absolute Familienmittelpunkt. Die Furcht, dem bis jetzt einzigen Kind könnte etwas zustoßen, ist übergroß. Deshalb wird es auf Schritt und Tritt begleitet und umsorgt. Beim nächsten Kind ist es da schon ganz anders. Die Erfahrung, die die Eltern mittlerweile haben, wirkt sich sehr positiv aus. Dem neuen Sprössling wird sehr viel mehr zugetraut und erlaubt. Dass wir, die Erstgeborenen, bei dessen Geburt aber schon den ersten riesigen Schock unseres Lebens überwinden mussten, wird völlig außer Acht gelassen. Plötzlich ist da so ein kleines „Ding“, das die gesamte Aufmerksamkeit, die bis jetzt nur einem selbst zufiel, auf sich zieht. Wissenschaftler SEITE_40 GESCHWISTER CARLCHEN sprechen in diesem Fall auch von einer „Entthronung“. Wir sind also schon seit frühester Kindheit schwer gezeichnet. Daher stellt sich die Frage, ob es vielleicht doch besser wäre, ein Einzelkind zu sein?! Als Einzelkind fällt der fast tägliche Konkurrenzkampf mit den Geschwistern weg. Weil das Kind häufig mit Erwachsenen zu tun hat, versteht es besser, auf diese einzugehen, es entwickelt sich oft auch schneller. Da die leidigen Streitereien mit den Geschwistern wegfallen, kann es sich mehr auf Dinge konzentrieren, die es auch interessieren. Aber es gibt doch auch Nachteile, wenn man das alleinige Kind einer Familie ist. Als erstes wäre zu nennen, dass Einzelkinder gemeinhin oft als unausstehliche Egoisten beschrieben werden, die total unselbstständig und verwöhnt sind. Dem kann ich allerdings nicht zustimmen, denn ich kenne viele Einzelkinder, bei denen das überhaupt nicht zutrifft. Angeblich sollen sie später Probleme bei der sozialen Eingliederung haben und sich nicht anpassen können. Ihre Durchsetzungsfähigkeit lässt angeblich sowieso zu wünschen übrig, da ja der Konkurrenzkampf mit den Geschwistern fehlt. Ist man also am Ende als Einzelkind wirklich besser dran?! Man sollte eines nicht übersehen: Ohne Geschwister wäre das Ganze doch zum Teil auch ziemlich langweilig. Klar, es gäbe keine Meinungsverschiedenheiten mehr, aber eben auch keine Verbündeten im „Kampf“ gegen die Eltern. Und dass das Streiten nebenbei auch wichtig ist und das zwischenmenschliche Dasein belebt, wissen wir ja. Daran sollte man vielleicht einmal denken, wenn man sich wieder mal über seine Schwester oder seinen Bruder aufregt. E.G. SEITE_41 GESCHWISTER CARLCHEN Mit der Traumfabrik Hollywood verbindet man Stars, Sexsymbole, Berühmtheiten, die beides sind, aber auch Sternchen. Als wenn ‚Star-sein’ allein nicht schon genug wäre, versuchen sich Sänger mit der Schauspielerei und Schauspieler mit der Musik. [Leider tritt die Erkenntnis, dass man auf dem jeweils anderen Gebiet so talentiert ist, wie Michael Jackson als Metzger, immer erst dann ein, wenn man so richtig durch den Kakao gezogen wurde.] Eine andere Möglichkeit, noch (!) berühmter zu werden, ist es, das ‚Star-sein’ einfach zum Familienbetrieb auszuweiten. Die Kombination: Erfolgreiche Eltern + talentiertes Kind ist genial, doch Geschwister sind besser. Sie sind sozusagen das Sahnehäubchen, wie es schon die Hilton-Sisters und die Olsen-Twins vormachten. Im Gegensatz zu Ashley und Mary-Kate Olsen wurde Paris und Nikki Hilton das Geld schon in ihre goldenen Wiegen gelegt. Im zarten Alter von 9 Monaten begannen die Olsen-Schwestern ihre Karriere in der Serie „Full House“. Bis heute machten sie in mehr als 16 Filmen und 6 Serien mit und brachten etliche Videos heraus, die sofort zum Verkaufsschlager wurden . Jeder konnte beobachten, wie sie sich von kleinen Lichtern zu strahlenden Medienlieblingen hocharbeiteten. Die beiden Schwestern wuchsen im Rampenlicht auf und sind mit ihren gerade mal 18 Jahren schon ‚alte Hasen’ im Showgeschäft. Jedoch gab es auch böse Schlagzeilen über die Geschwister: Mary- Kate soll magersüchtig sein und Drogen konsumieren. Diese Gerüchte wurden, zum Schrecken all ihrer Fans, in Hinblick auf die Magersucht bestätigt, als sie in eine Klink für Essstörungen eingewiesen wurde. Jedoch wurden jegliche Vorwürfe des Drogenkonsums SEITE_42 GESCHWISTER CARLCHEN zurückgewiesen. Ein schwarzer Fleck auf der sonst so weißen Weste der perfekten Karrierelaufbahn der wohl beiden reichsten Zwillinge der Welt aber bleibt. Bei den Hilton-Sisters stehen, wie es den Anschein macht, Skandale ganz oben auf der Tagesordnung. Ob nun bei Paris, 23, mit ihren Liebschaften, ihren kleineren „Homevideos“ (One Night in Paris), mit Klamotten oder der Tatsache, dass sie sich ihr Handy hat knacken lassen, auf dem (wer hätte es gedacht) pikante „Oben-ohne“-Fotos und peinliche SMSs von ihr gespeichert waren. Oder bei ihrer kleine Schwester Nikki, 19, die ebenfalls für Schlagzeilen sorgt. Mit ihrer Blitzehe mit Todd Meister vergangenen Jahres sorgte sie für Aufsehen. Die Ehe wurde nach nur knappen 3 Monaten annulliert. Allerdings sorgen die zwei Partygirls nicht nur mit Schockern und Skandalen für Aufmerksamkeit, sondern auch durch ihr Können. Nikki designt exklusive Taschen, die in Asien ein absolutes „Must-have “sind. Paris glänzt da eher mit ihrer exquisiten Schmuckkollektion, ihrer Serie „The Simple Life“ und ihren legendären Modellauftritten auf dem Catwalk. Sie ist der Hingucker auf den Modeschauen und sorgt für Publicity. Diese Chance ließ sich Heatherrette (angesagtes Modelabel) nicht entgehen und machte Paris zu ihrem It-Girl Nummer 1. Weitere berühmte Geschwister sind die Zwillinge Benji und Joel Madden von Good Charlotte oder die australischen Sängerinnen Kylie und Danni Minogue. Aber man muss nicht immer im Rampenlicht stehen, um mit seinen Verwandten richtig Kohle zu machen. Siehe Karl und Theo Paul Albrecht, den Gründern des ALDI Imperiums und Besitzern der Plätze 8 und 20 auf der Liste der reichsten Menschen der Welt. Oder so wie S. Robson Walton (Platz 10) und seine vielen Brüder und Schwestern, den Besitzern von Wal-Mart, einer der erfolgreichsten Supermarktketten der Welt. Und doch möchte man all diesen PromiGeschwistern eines wünschen: dass sie trotz des Geldes, trotz des Ruhmes den kleinen Geschwisterstreit ebenso zu schätzen wissen wie die glücklichen Familienbande, die wichtiger sind als alle materiellen Güter der Welt! J.K. SEITE_43 GESCHWISTER CARLCHEN 1. Dein erster Satz zu deinen Geschwistern morgens? ♫) Mach die verfluchte Badezimmertür auf oder ich sorg dafür, dass du nie wieder eine Tür aufmachen kannst!!! @) *unverständliches Grunzen* ☼) Poahr, nimm mich nie wieder zu so einer Party mit, mein Schädel brummt immer noch. ☺) Morgen. 2. Wen bevorzugen eure Eltern? ☺) Ganz eindeutig NICHT mich! ☼) Eigentlich keinen von uns. @) Den Größten und Stärksten von uns. ♫) Mich natürlich. 3. Du sitzt vor dem Fernseher und hast nichts mehr zu trinken. Wie geht’s weiter? ♫) „Schwing deinen Arsch in die Küche (hier Name des Geschwister eintragen) und bring mir einen frisch gepressten Orangensaft, aber ZACK ZACK!!!!“ ☼) Ich steh auf und hole mir was, dabei bringe ich meinem Geschwister auch gleich was mit. ☺) Da ich keinen Bock hab aufzustehen und Faulheit immer siegt, verdurste ich auf freiwilliger Basis. @) Wir wälzen uns im Schlamm. 4. Du brauchst ganz dringend Geld, aber deine Eltern streiken. Was nun? @) Ich vermiete mich als Glücksbringer. ♫) Da meine Geschwister ihr Taschengeld „freiwillig“ an mich abtreten, wird das Problem nicht auftauchen. ☺) Ach, ich werde schon irgendwo in der Couch noch was finden. ☼) Meine Geschwister leihen mir natürlich gerne etwas! 5. Das wievielte Kind bist du? ♫) Erstgeborene/r @) Einzelkind ☺) Mittleres Kind ☼) Jüngste/r SEITE_44 GESCHWISTER CARLCHEN 6. Wie läuft das Abendessen bei euch ab? @) Wir stecken alle unsere Rüssel in das Essen und futtern los! ☼) Wir streiten uns darum, dass nun endlich einer den Anstandsmuffin nimmt. ☺) Ich krieg das letzte Stück Fleisch… „Du hattest schon letzte Woche zuviel!!“ „Spinnst du jetzt?“ „PAH! Gib mir lieber das Geld wieder, das ich dir vor 2 Fragen geliehen hab!“ … ♫) Ich kriege grundsätzlich den Nachtisch meiner Geschwister. Seltsamerweise überlassen die ihn mir immer freiwillig ... 7. Du reißt einen schlechten Witz. Wie ist die Reaktion deiner Geschwister darauf? ♫) „Meine Fresse, du bist so unglaublich dumm …“ @) *grunzendes Gelächter* ☼) Alle künsteln ein Lächeln und wechseln schnell das Thema. ☺) „Hehe, deine Witze waren auch mal besser!“ 8. Du willst unbedingt zu dieser Party, aber deine Eltern sind nicht da und können dich somit nicht hinbringen. Du … ♫) ... fährst per Anhalter dorthin. ☼) … fragst auf gut Glück mal dein älteres Geschwister + Führerschein. @) … rennst zornerfüllt quiekend in der Gegend herum. ☺) … fragst, ob du bei Freunden mitfahren kannst. 9. Was beschreibt deine Geschwister am besten? @) Laut und pink. ♫) Untergeben und unerwünscht. ☺) Naja, Geschwister eben. ☼) Cool und schwer in Ordnung. 10. Ein Leben ohne deine Geschwister … ☼) … wäre schrecklich. ♫) … war mir trotz mehrerer Mordversuche nicht möglich zu erlangen. ☺) … ist ein Leben des doppelten Taschengeldes, Aufmerksamkeit und der unzerstörten Habseligkeiten! @) … wäre Tierquälerei. Die Auflösung findet ihr auf Seite 61. SEITE_45 der ungeteilten ENTERTAINMENT CARL ____________ ____ SEITE_46 ENTERTAINMENT CARL Philipp Kroll, aus der zwölften Klasse, ist mit 17 Jahren der jüngste Spieler der ersten Mannschaft der Laupheimer Handballer und folglich auch einer der Jüngsten in der Handball-Württemberg-Liga. Grund genug ihn für Carl zu interviewen. Carl: Philipp: Carl: Philipp: Carl: Philipp: Carl: Philipp: Carl: Philipp: Wie bist du zum Handball und zur ersten Mannschaft des HRW Laupheim gekommen ? Das erste Mal habe ich mit einem Schulfreund, dessen Mutter Handballtrainerin war, im Training mitgespielt, das war vor 11 Jahren. Da mir Handball sofort gefallen hat, bin ich dabei geblieben. Zuerst spielte ich in Renningen. Als meine Familie und ich nach Laupheim umzogen, spielte ich zuerst in Biberach und Blaustein. Damals ist mein Bruder von Blaustein nach Laupheim gewechselt. Da ich öfters mittrainierte und ich dachte, in der ersten Mannschaft Laupheims eine bessere Perspektive zu haben, habe ich schließlich auch dorthin gewechselt. Welche Rolle spielt deine Familie in deiner Handballkarriere? Dein jüngerer und dein älterer Bruder spielen ja auch in Laupheim Handball. Meine Mutter hat früher auch Handball gespielt, und meine Brüder sind durch mich ebenfalls zum Handball gekommen. Ohne meine Eltern wäre ich nie so weit gekommen, da sie mich immer unterstützt haben. So haben sie mich nie unter Druck gesetzt, sondern mich gelobt und notfalls auch kritisiert. Man kann schon sagen, meine Eltern sind die besten der Welt. Bereitet es dir Probleme, mit deinem älteren Bruder in einer Mannschaft zu spielen? Nein, überhaupt nicht! Schon in Biberach habe ich teilweise mit ihm in einer Mannschaft gespielt. Deshalb habe ich mich auch darauf gefreut wieder mit ihm zusammenzuspielen. Es macht einfach noch mehr Spaß, wenn ich mit meinem Bruder in der Mannschaft spielen kann. Auch ist er keine Konkurrenz, da er Rechtshänder ist. Es ist sogar so, dass wir besonders gut zusammen spielen. Kannst du von deinen älteren Mannschaftskameraden noch etwas lernen? Da der eine oder andere Spieler früher sehr hochklassig gespielt hat, kann ich mir schon noch ein paar Tricks abschauen. Ist es schwer mit den älteren Spielern, die dir körperlich oft überlegen sind, mitzuhalten? Es macht die Sache nicht unbedingt einfacher, etwas leichter als alle anderen zu sein, auf der anderen Seite ist es aber auch vorteilhaft, da ich dadurch, dass ich nicht 10 Kilo schwerer bin, etwas schneller und beweglicher bin. Außerdem bin ich normalerweise größer als meine Gegenspieler. SEITE_47 ENTERTAINMENT Carl: Philipp: Carl: Philipp: Carl: Philipp: Carl: Philipp: Carl: Philipp: Carl: Philipp: Carl: Philipp: Carl: CARL Welchen Zeitaufwand hast du durchs Training? Ich habe drei- bis viermal in der Woche jeweils eineinhalb bis zwei Stunden Training, und wenn mir die Zeit noch reicht, gehe ich mit meinem Bruder oder einem Mannschaftskameraden noch ein- oder zweimal in der Woche ins Fitnessstudio. Kannst du Handball und Schule unter einen Hut bringen? Nein – nächste Frage ... Im Ernst: Handball ist ja meine Freizeit, da würde ich sowieso nicht lernen. Wenn andere ihre Zeit vor dem Computer verbringen, dann bin ich halt in der Halle. Die Zeit zum Lernen ist deshalb schon da. Im Notfall gehe ich einmal weniger ins Training. Was ist das für ein Gefühl, bei einem Heimspiel in der Herrenmahdhalle vor hunderten jubelnder Fans zu spielen? Beim Einlaufen in die Halle sind die vielen Fans schon überwältigend, und wenn ich auf der Bank auf meine Einwechslung warte, bin ich schon ziemlich nervös. Beim Spielen bin ich aber so konzentriert, dass ich von den Fans fasst nichts mitbekomme. Kannst du es nachvollziehen, dass du noch nicht so oft zum Einsatz kommst? Ich will natürlich immer spielen, aber ich kann es verstehen, dass der Trainer manchmal erfahreneren und sichereren Spielern den Vortritt gibt. Handball ist ja ein sehr körperbetonter Sport. Würdest du ihn anderen Jugendlichen empfehlen? Ich würde Handball jedem empfehlen, der sportlich ist und etwas Talent in Ballsportarten hat, oder der einfach nur etwas Sport machen will. Handball beansprucht den ganzen Körper. Man muss springen, schnell sein und Kraft haben. Außerdem ist Handball taktisch anspruchsvoller als andere Sportarten, wie zum Beispiel Fußball. Was willst du diese Saison mit der ersten Mannschaft erreichen? Diese Saison ist eigentlich schon gelaufen. Wir versuchen noch ein paar Punkte zu holen, aber das Hauptaugenmerk liegt auf der nächsten Saison, in der wir hoffentlich, mit etwas mehr Glück, weiter oben stehen werden. Was willst du im Handball persönlich noch erreichen? Spielt Philipp Kroll irgendwann in der Nationalmannschaft? Wahrscheinlich nicht. Ich habe zwar vor 2 Jahren in der Württembergischen Auswahl gespielt, doch seit damals hätte ich mehr Aufwand betreiben müssen, um meine Schwächen zu beseitigen. Und so hat es, auch wegen der hohen Konkurrenz, nicht für die Jugendnationalmannschaft gereicht. Nach dem Abitur möchte ich schon höherklassiger spielen, als ich es jetzt schon tue. Wie hoch, das wird sich zeigen. Vielen Dank für das Interview! SEITE_48 ENTERTAINMENT CARL Der Schwarm Mit den Walen vor der Küste Kanadas gehen merkwürdige Veränderungen vor: die sonst so friedlichen Meeresbewohner greifen plötzlich Schiffe und Menschen an und fordern mit ihren Attacken viele Todesopfer. Zur selben Zeit entdecken Wissenschaftler in der Nordsee eine bislang unbekannte Wurmart, ausgerüstet mit gewaltigen Zangenkiefern, die zu Tausenden den Meeresboden der norwegischen See bevölkert und deren zerstörerische Wirkung erst viel zu spät erkannt wird. Vor der Küste Australiens treten indes riesige Schwärme hochgiftiger Quallen auf. In Frankreich führen mit unbekannten Viren verseuchte Hummer zu einem Massensterben unter der Bevölkerung. Augenscheinlich besteht keinerlei Verbindung zwischen den gehäuft auftretenden Anomalien. Doch der norwegische Biologe Sigur Johanson kommt schon bald zu der Vermutung, dass ein Plan hinter dem Ganzen stecken könnte. Irgendetwas scheint das Leben im Meer gegen die Menschheit zu wenden. Die Regierungen der USA und Kanada, die den Kopf eines hastig einberufenen Krisenstabs bilden, breiten über alle Vorgänge jedoch einen Teppich des Schweigens. Erst als riesige Tsunamiwellen verschiedene Erdteile überrollen und eine weltweite Katastrophe hervorrufen, kann dieser nicht länger aufrechterhalten werden. In einem abgelegenen Hotel in den Bergen Kanadas finden sich hochrangige Wissenschaftler wie der Walforscher Leon Anawak, CIA-Vertreter, Vertraute des Präsidenten und etliche weitere zu einer Expertenrunde zusammen, die mittels modernster Technik versucht, der Bedrohung aus dem Meer auf die Spur zu kommen. Nach und nach drängt sich die Erkenntnis auf, dass es in der Tiefsee eine bis jetzt unentdeckte Intelligenz zu geben scheint, die einen Feldzug der Natur gegen den Menschen anführt. In der Erforschung dieser sehen sich die Wissenschaftler mit ihren schlimmsten Alpträumen konfrontiert, die nicht nur die bisherige Auslegung des Wortes Gottes in Frage stellen. In seinem 1000 Seiten starken Ökothriller erschafft Frank Schätzing eine Situation, die sich, so phantastisch sie klingen mag, durchaus auch in der Realität zutragen könnte, denn die Tiefsee gilt noch immer als nicht erforscht. Welche Wesen dort noch auf die Menschheit lauern könnten liegt demnach im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln. Der Autor schreibt in einer sehr spannenden und anspruchsvollen Art und Weise, die gelegentlich biologische Grundkenntnisse (z.B. den ungefähren Aufbau der DNA) voraussetzt, um dem Verlauf der Forschungen folgen zu können. Dass dies dem Lesevergnügen dennoch keinen Abbruch tut, zeigt die Tatsache, dass sich das Buch bereits seit mehreren Monaten konstant im oberen Teil der Bestsellerlisten hält. Auch Hollywood wurde mittlerweile auf das Meisterwerk Schätzings aufmerksam. Man darf man also gespannt sein, ob und wie der fulminante Roman auf der Leinwand umgesetzt wird. E.G. SEITE_49 ENTERTAINMENT CARL GISA 2 Um Himmels Willen! Die Gymnasium-interne-Schüler-Abfragung geht weiter! Nachdem es bei den Fremdwörtern etwas mager aussah, hab ich mal ein bißchen Licht in die dunklen Welten von Religion und Kirche gebracht. Natürlich hätte man da die 10 Gebote oder einzelne Psalme abhören können, aber das wäre ja nicht Sinn und Zweck. (Zugegeben, ich kann die Bibel auch erst bis zur 876sten Seite auswendig ;-)). Nein, es ging um ganz allgemeinbildende Dinge, die eigentlich jeder wissen sollte ... – eigentlich ... Pro Frage wurden 10 bis 15 Schüler ausgequetscht, in Klammern findet ihr deren Klassenstufe. Ein Dankeschön an alle, die mitgemacht haben! 1.) Was feiern die Christen an Ostern? Die meisten wussten, dass es die Auferstehung Jesu ist. Die „Kreuzigung“ (8) war zwar nur kurz davor, aber ist wohl als Anlass für ein doch recht freudiges Fest eher ungeeignet. Und wer beim Eiersuchen an die „Geburt Christi“ (6) denkt, sollte mal überlegen, welche Bedeutung eigentlich Weihnachten hat. 2.) Ist der Papst evangelisch oder katholisch? Erst einmal an alle: Er ist das Oberhaupt der katholischen Kirche. Damit gehören jetzt hoffentlich auch die Kandidaten, die hier mit „evangelisch“ (6) und „weiß net“ (5) antworteten, nicht mehr zu der geistigen Elite der Gymnasiasten ... SEITE_50 ENTERTAINMENT CARL 3.) Wie heißt die Frau des Papstes? Zum Glück fühlte sich hier doch ein Großteil „vera******“ und empörten sich folgendermaßen: „So’n Quatsch, die gibt’s doch gar net“ (11), „Der is doch ***, der alte Knacker“ (9), „Der darf gar keine ham“ (5). Zur Schande unserer Schule gab es auch zwei Leute, die nur mit den Schultern zuckten (5, 8). „Pauline vielleicht“ (6) und „Elisabeth“ (7) waren hoffentlich nicht ernst gemeinte Antworten. 4.) Wer glaubt an den Koran? Genau, es sind die „Moslems“ (6, 8, 8, 11). Der Koran ist also sozusagen die „islamische Bibel“ (5), damit war „Islam“ (10, 7, 9) auch richtig und „Juden“(5, 9) und „Buddhisten“ (8) falsch. „Keine Ahnung“ (6) haben oder erst einmal verdutzt die Freunde fragen - „Häh, was is Koran?“(7) - ist aber keinesfalls besser! 5.) Die 4 Evangelien, bitte! Wer hätt’s gedacht: Markus, Lukas, Matthäus und Johannes kannten doch fast alle. Manche sind zwar dann nach dreien erst einmal hängen geblieben „Bullsh**, einer fehlt noch“(9) -, und es scheint auch Bibeln zu geben, in denen ein „Lothar“- Evangelium auftaucht. Aber das Gesamtergebnis zu dieser Frage war überraschend gut. 6.) In welcher Stadt wurde Jesus geboren? Da sich Theologen derzeit streiten, ob es Nazareth oder Bethlehem war, zählt beides als richtig. Hoffen wir, dass es euer Wissen war und nicht das Wahrscheinlichkeitsprinzip, das durch zwei mögliche Antworten für die hohe Trefferquote gesorgt hat. „Jerusalem“ (6, 8) ist aber leider doch nicht in der Auswahl dabei. Und „Berlin“ (9) ... ähm, ja, kein Kommentar dazu. 7.) Was ist das Fegefeuer? Immerhin, sind sich die meisten von euch bewusst, wo unwissende Schüler landen, die im Reli- oder Ethikunterricht nicht aufpassen und mit Ohrstöpseln und Augenklappen durch die Welt marschieren. Einige Antworten will ich euch aber dennoch nicht vorenthalten: „Da brutzeln die bösen Katholiken, bis sie in den Himmel kommen“ (8); „Da werde ich mal für meinen Alkoholkonsum büßen“ (12); „Des ham die beim Luther erfunden, damit sie Ablassbriefe verkaufen, also nur eine Art Kapitalanlage“ (10); „Wenn man stirbt, muss man da warten und gut sein“ (5); „Mir egal, ich komm sowieso in den Himmel!“ (8) V.K. SEITE_51 ENTERTAINMENT CARL Nüsse sind gesund fürs Hirn. Tut mal was für eure grauen Zellen und knackt ein paar Rätselnüsse! Mehr Spaß als Matheaufgaben macht’s auf jeden Fall! Die Lösungen findet ihr auf Seite 61 1. Hoch wie ein Haus, klein wie eine Maus, stachlig wie ein Igel, glänzend wie ein Spiegel. 2. Kaum erwachs ich wieder, mäht man mich nieder. Macht der Schnitter es nicht gut, vergießt der Acker Blut. 3. Es kann unter freiem Himmel nie von der Sonne beschienen werden. 4. Ich hab ein Loch und mach ein Loch und schlüpf auch selbst durch dieses Loch. 5. Zwei Eingänge zu Haus, und wenn man mit den Füßen heraus ist, ist man erst richtig drinnen. 6. Zweibein saß auf Dreibahn und aß Einbein, da nahm Vierbein Zweibein Einbein. Da nahm Zweibein Dreibein und schmiss nach Vierbein, dass Vierbein Einbein fallen ließ. 7. Es rüttelt sich und schüttelt sich und macht ein Häufchen unter sich. 8. Der Tag fängt mit mir an und die Nacht endet mit mir. 9. Ich kann alle Sprachen reden. 10. Sie ist noch nicht einmal ein Jahr alt und doch können wir allerhand von ihr erfahren, und obwohl sie eine „die“ ist, hat sie einen männlichen Namen. Die Lösungen findet ihr auf Seite 61. SEITE_52 V.K. ENTERTAINMENT CARL Wir schreiben das Jahr 1996. Jerry Bruckheimer hat ein Jahr zuvor mit dem Actionkracher Bad Boys – Harte Jungs für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Hauptdarsteller? Ein kleiner sowie ein großer, schlappohriger Afroamerikaner, die mit ihren Sprüchen Aufsehen erregen. Doch während der Kleine namens Martin Lawrence vorerst nichts mehr von sich hören lässt, legt der Große nach und spielt in jenem Jahr in Roland Emmerichs Blockbuster „Independence Day“ die Hauptrolle. Das Resultat? Der Film wird einer der zehn erfolgreichsten Kinostreifen aller Zeiten. Der große Schlappohrige hat den endgültigen Durchbruch zum Megastar geschafft ... Seitdem sind neun Jahre vergangen. In seiner beispiellosen Karriere sind zahlreiche Kinofilme gefolgt, einer erfolgreicher als der andere. So ist Will Smith mittlerweile einer der erfolgreichsten und bestverdienendsten Akteure in Hollywood. Nun ist er zurück, als Alex Hitchens in der Romantikkomödie „Hitch - Der Date Doktor“ und steht hilflos verliebten Männern, die keinen Weg kennen, die Liebe ihres Lebens zu erobern, mit Rat und Tat zur Seite. SEITE_53 ENTERTAINMENT CARL Wohlgemerkt: „verliebt“ müssen sie sein! Jemandem nur einen kurzen Spaß zu organisieren, kommt für Hitchens nicht in Frage. Der Date Doktor operiert aus dem Verborgenen, niemand kennt sein Gesicht. Bis auf seine Klienten, die ihn jedoch nicht verraten, und bis jetzt hat er auch jedem noch die Herzallerliebste besorgen können. Bis jetzt. Doch dann, man ahnt was kommen wird, trifft er auf einen beinahe unmöglichen Härtefall: Albert Brennaman (hervorragend besetzt mit dem „King of Queens“ alias Kevin James), von Beruf Buchhalter, hat sich hoffnungslos in seine Chefin verliebt. Nun ist selbige aber nicht irgendjemand, sondern die Millionärserbin Allegra Cole (Top Model Amber Valletta). Da muss auch Alex Hitchens schlucken, zumal Brennaman nicht besonders attraktiv ist, sich in Gegenwart von seiner Traumfrau alles andere als ruhig verhält und vor allem einen etwas gewöhnungsbedürftigen Tanzstil hat. Diese Aufgabe scheint beinahe unlösbar. Doch dies ist nicht das einzige Problem, das dem Doc Kopfschmerzen bereitet. Während er versucht, Albert zu seinem großen Glück zu verhelfen, lernt er die bezaubernde Sara Melas (Eva Mendes aus „2 Fast 2 Furious“ und „Once Upon A Time In Mexico“) kennen, die von Beruf ausgerechnet Klatschkolumnistin ist und verzweifelt versucht, die Identität des Date Doktors aufzudecken, von dem man sich in New York City so viele Geschichten erzählt. Hinzu kommt, dass sie vom Junggesellendasein genauso überzeugt ist wie Alex Hitchens selbst. Und wer hätte es gedacht? Natürlich verliebt sich Hitchens Hals über Kopf, und auf einmal scheinen all seine Rezepte, das Herz einer Frau zu gewinnen, nicht mehr ganz so treffsicher zu sein ... Bei der Auswahl der Darsteller hat man wahrlich ein glückliches Händchen gehabt. Das Will Smith ein Allround talent ist, dürfte nichts Neues sein. Folglich spielt er seine Rolle sowohl als verliebter Draufgänger als auch als romantischer Verführer hervorragend, den Komiker gewohnt gut. Für die meisten Lacher im Film sorgt aber Kevin James, nicht zuletzt durch eine atemberaubende Tanzeinlage. Und dann wäre da noch Eva Mendes. Gewohnt sexy ist sie die ideale Besetzung für die schöne, selbstsichere Sara und gibt zusammen mit Will Smith ein wunderschönes Paar ab. Allerdings ist „Hitch“ zweifellos nicht ohne Schwächen. Man weiß schon sehr bald, was passieren und wie das Ende aussehen wird. Auch ist der Film teilweise sehr schnulzig und kitschig, was nicht nach jedermanns Geschmack ist. Dazu kommt, dass manche in Sachen Tiefgang und Anspruch einiges vermissen werden. Doch wer erwartet viel dergleichen in einem Film mit Mister Smith, der höchst selbst zu den drei Produzenten des Films zählt? Wohl die wenigsten. Ob Hitchens Tricks auch in Wirklichkeit bei Frauen ziehen? Man weiß es nicht. Ob der Film realistisch ist? Sicher nicht. Aber schaut man etwa einen Film an um die graue Realität zu sehen, die man selbst jeden Tag erleben kann? Hitch ist ein äußerst witziger Film, der nicht mit Romantischem geizt und sein Ziel erreicht: Den witz- und romantikliebenden Zuschauern 118 Minuten Unterhaltung pur zu bieten. Wer weder Humorvolles noch Romantisches mag, der kann als männlicher Zuschauer immer noch Eva Mendes bewundern und als weiblicher Fan Will Smith anschmachten! F.K. SEITE_54 ENTERTAINMENT CARL 50 Cent: The Massacre (Shady/Aftermath/Interscope/Universal) “In 2002, if you asked me to make a wish / I simply would have wished that my music would be a hit.”, so 50 auf “I´m Supposed To Die Tonight”, einem von satten 21 Tracks (plus Intro) des Nachfolgers zum Major-Debut “Get Rich Or Die Tryin´”. Mit dem ging sein Wunsch Anfang 2003 in Erfüllung und seitdem wird alles, was Fifty produziert ein verdammter Hit: “Banks´ shit sells, Buck´s shit sells, Game´s shit sells / I´m rich as hell.”, prahlt er auf “Piggy Bank”, einem Song mit dem er dem gesamten Kollegium klarmacht, dass ihm zumindest finanziell keiner gewachsen ist. Er und seine G Unit beherrschen die Welt des Hip Hop seit nunmehr zwei Jahren. Zwei Jahre, in denen die Guerilla Unit fünf Alben, zehn Mixtapes, eigene Mode-, Turnschuh- und Uhrenlinien und einen Vitamindrink namens “Formula 50” erfolgreich auf den Markt gebracht, sowie von drei Rappern auf sechs Rapper und eine Sängerin aufgerüstet hat. Ein Kinofilm und ein Videospiel sind bereits in Arbeit. In Anlehnung an Curtis Jacksons geschätztes Vermögen titelte eine New Yorker Zeitung unlängst: “50.000.000 Dollars for 50 Cent!” Seine Reaktion: “Es sind mindestens 60 Millionen!” Zurück zum Thema: Nach zwei Jahren im fünfzigsten Reich läutet Alleinherrscher Fifty nun also die zweite Runde ein: Nach 50´s zweitem Album wird Lloyd Banks ebenfalls nachlegen. Quotenfrau Olivia und Tony Yayo, der die erste Runde größtenteils im Gefängnis verbrachte, kommen auch – und das alles noch im ersten Halbjahr! Doch jetzt ist erst einmal der Boss an der Reihe und liefert ein routiniertes Update des G Unit-Sounds. Sekunden vor den eingangs zitierten Zeilen gibt der Mann eine der geilsten Hooks zum Besten, die er je über einen Beat genölt hat. Dazwischen gibt es zwei eher unspektakuläre Strophen, eine deftige Ansage zu Beginn, die folgerichtigen Gunshots am Ende und fertig ist der Hit nach Art des Hauses. Klingt für den Außenstehenden, gerne auch als “Hater” bezeichnet, vielleicht eher dürftig, aber als Fan hat man seinen Spaß. Das ist eben Gangsta-Rap und da kann es im Chorus auch schon mal sinngemäß heißen: Ich fahr mit meinem 64er auf Dayton-Speichenfelgen, also, wenn ich die Tür aufmache, dann steig in mein Auto, Schlampe. Punkt. Poesie? Eher nicht. Kunst? Ja, schon... Ein motherfuckin´ Hit? Damn right, bitch! Nachzuhören ist das übrigens auf “Get In My Car”, wo Fitty zum entspannenden Gitarrenspiel von Hi-Tek mal wieder gekonnt den P.I.M.P. raushängen lässt. Mindestens genauso laid back präsentiert sich “Ryder Music”, wo die Gebrauchsanweisung schon im Titel steckt. Und zumindest auf Spazierfahrten durch den virtuellen Sonnenstaat San Andreas funktioniert das Teil einwandfrei. “Candy Shop” mit der First Lady der Unit kennt mittlerweile wohl jeder und auch die eigentliche erste Single, die wegen einem selbst für Genreverhältnisse übermäßig anzüglichen und deshalb tief in die Nacht verbannten Video nicht die breite Masse erreicht hat, brennt wie der Hochprozentige, den Fifty in besagtem optischen Beiwerk in weibliche Darmausgänge leert. “Disco Inferno” heißt das gute Stück und hält, – Dre sei Dank – was der Name verspricht. “The flow sounds sicker / over Dre SEITE_55 ENTERTAINMENT CARL drums, nigger!”, weiß hier auch 50 und hat damit schon 50 Prozent seines Produzententeams Tribut gezollt. Die andere Hälfte stellt bekanntlich der Raphalbgott in Weiß persönlich, Eminem. Der hat unter anderem an einem Stück mitgearbeitet, das man durchaus als kleinen Seitenhieb auf ihn selbst auslegen kann. Denn hat nicht Em Anfang des Jahres einen Song veröffentlicht, der unter dem Titel “Like Toy Soldiers” die gesamte Rapgemeinde dazu aufgefordert hat, die Waffen niederzulegen und die Streitereien zu beenden? Ja, er hat. Und ging es darin nicht auch vor allem um die Dauerfehde zwischen der G Unit und der Murder Inc.? Ja, ging es. Und hat Eminem dabei nicht das Bild der Plattenbosse verwendet, die Rapper aufeinander hetzen wie Spielzeugsoldaten und mit deren Leben spielen, nur um die Verkäufe zu puschen? Auch das hat er getan. Und nun kommt Em´s Schützling Fifty, der seitdem nichts besseres zu tun hatte, als sich noch mehr Feinde zu machen, zuletzt sogar in den eigenen Reihen, und schreibt das brachiale “My Toy Soldier”: “I put that battery in his back, I´m the reason why he moves like that / That´s my mother-fuckin´ toy soldier! / I tell him popp that gat, he gon´ popp that gat / You don´t wanna play with my toy soldier!” Der Junge hat Nerven. Weiterhin erklärt er, dass er seine Soldaten verheizen kann, wie er möchte und Tony Yayo gibt in der dritten Strophe die willen-lose Aufziehpuppe. Was dabei unter den Tisch zu fallen droht, ist dass Sorgenkind Yayo damit drei von drei Gastaufdritten in diesem Jahr bravourös gemeistert hat und damit die Hoffnungen auf ein gutes Soloalbum wachsen lässt. Ein zweiter der drei Einsätze findet sich sechs Skip-Tasten-Drücker weiter auf dem Bonustrack. Doch eins nach dem Anderen: Auch mit Raps ist Em auf der Platte vertreten und der Track heißt – festhalten – “Gatman & Robin”: Slim Shady bringt sein offensichtliches Faible für die alte TV-Serie “Batman & Robin” auf ein ganz neues Level, wenn eine gnadenlose Adaption der hektischen Titelmelodie nebst Soundeffekten als Beat herhalten muss. Gewöhnungsbedürftig aber SEITE_56 ENTERTAINMENT CARL irgendwie geil. Im Schnelldurchlauf: “A Baltimore Love Thing” erzählt das alte Lied von der Drogensucht aus einer neuen Perspektive, nämlich der Perspektive der Droge: “... promise me you´ll come and see me / Even if it means you´ll have to sell your mama´s TV...” Bei “Outta Control” ist der Name Programm. Ganz groß! “Gunz Come Out” liefert eine weitere Hook der Extraklasse, auch wenn ich noch immer nicht sicher bin, ob ich den 50 da richtig verstehe. Richtiger Text hin oder her, der Mitgröl-Faktor nimmt schon fast Lil´ Jon-esque Züge an! Das Beste hat man sich jedoch bis zum Schluss aufgehoben. Da gibt es nämlich einen hochoffiziellen G Unit-Remix zum vielleicht schönsten Song vom vielleicht besten Rap-Album der letzten fünf Jahre: “Hate It Or Love It” aus Game´s “The Documentary”. “Compton´s Prodigy” The Game hat seinen Part ersetzt und F-I-F-T-Y-C-E-N-T teilt den hymnischen Refrain nacheinander mit ihm, Lloyd Bank$, Tony Yayo und Young “busy” Buck. Die drei letzteren liefern jeder noch eine halbe Strophe, was alles in allem die ultimative Hymne auf die Unit ergibt. Ganz großes Kino. Das kann die beiliegende Bonus-DVD wiederum nur bedingt liefern. Lediglich fünf Live-Performances, die allesamt an Fifty´s mangelndem Atem kränkeln sind auf dem Silberling enthalten. Aber ich für meinen Teil bleibe sowieso schon im Hauptmenu kleben. Da läuft das “Candy Shop”Instrumental in einer Endlosschleife und erzeugt im Zusammenspiel mit den Farbeffekten eine extrem beruhigende Wirkung. Kurzum: Die volle Dröhnung aus dem Hause Shady Aftermath. Kaufen und glücklich sein! N. S. M. Laupheim Hasenstraße 16 Tel 07392 / 4644 Laupheim Brezelstüble Gymnasiumstraße 1 Tel 07392 / 10765 Laupheim Kapellenstraße 73 Tel 07392 / 150961 SEITE_57 ENTERTAINMENT CARL . ICH LIEBE MUSIK, ABER... Ich liebe Musik. Ich liebe Hip Hop! Jay-Z, 50 Cent, Eminem, Ludacris, Kanye West, Snoop Dogg, Sido... Ich liebe sie alle! Ich liebe Musik. Versteht mich nicht falsch. Ich weiß nicht, wie eine halbe Note aussieht. Ein “c”? Keine Ahnung! Ich bin nicht mal rhythmisch begabt. Ich könnte keine Musik schaffen und ich habe keine Ahnung, wie diese Leute das schaffen. Und dennoch: Das, was sie schaffen, liebe ich, ich fühle es, ich inhaliere es! Deshalb und weil ich das Radio hasse, bin ich seit jeher ein ambitionierter Musikfernsehgucker. Wenn man weiß, wie und wo, kann man da schon Wochen vor Erscheinen von Young Bucks Album hören, wie die erste Single klingt. Man kann Videos von Künstlern sehen und vor allem hören, von denen der SMSsüchtige Durchschnittszuschauer noch nie im Leben gehört hat. Mos Def Irgendjemand? Kurzum: Eine tolle Sache. Auch das Musikfernsehen liebe ich! Zumindest war das mal so. Seit einiger Zeit muss ich beobachten, wie diese Sparte noch schneller vor die Hunde geht als der Rest des Mediums. Und die Hunde heißen Gewinnmaximierung und Kostenminimierung! Warum selber Sendungen konzipieren und produzieren, wenn man auch halbgare Formate aus Amerika aufkaufen und mit mieser Synchronisation zweitverwerten kann? Die beiden Köter fressen am liebsten Programmvielfalt und Niveau und scheißen dafür interaktive Live-SMS-DatingGewinnspiel-Shows mit Retorten-VJs aus. Schöne Neue Welt! Aber ganz von vorne: Vor einigen Jahren, als ich Oliver Pocher noch nicht kannte und man Handys noch primär zu dem Zweck genutzt hat, zu dem sie einst erfunden wurden, gab es einen Sender namens Viva 2. Wer zu erwachsen und alternativ für MTViva war, der konnte Viva 2 gucken. Nicht so sehr Mainstream, nicht so sehr kommerziell, “alternative” eben... Doch irgendwann entschied man sich in der Chefetage, den Sender umzubauen: Aus Viva 2 wurde Viva Plus! Nur das Flaggschiff von Viva 2, “Fast Forward” mit Charlotte Roche blieb dem Publikum erhalten und ging bei Viva vor Anker. Viva Plus indes, als richtiger Sender mit unverbrauchten Gesichtern und eigenem Programm gestartet, wurde schnell zur 24 Stunden-SimsWunschclip-Show umgebaut. Also wieder nichts! Irgendwann zu dieser Zeit muss das mit den Klingeltönen im großen Stil losgegangen sein. Das ging so: MTV selbst hat angefangen, für einen eigenen Klingelton zu werben. Ja wirklich, so war das! Doch es dauerte nicht lange, bis die Jamba/Zed-Klingeltonmafia auf den Plan trat und erste eigene Spots schaltete. Die waren dann auch nicht mehr originell oder lustig, wie die MTV-Filmchen. Nein, hier wurde unverblümt geworben, aufs Wesentliche reduziert eben: Da ist dein Produkt! Das musst du zahlen! Telefonsexwerbung für den präpubertären Zuschauer. Inzwischen gibt es wirklich jeden Scheiß auch für dein Handy und zwar mono- und polyphon! Ich soll auf meine Ausdrucksweise achten? Was soll ich denn schon von Klingeltönen wie “schleimiges Kotzen”, “extralanger Orgasmus” oder “Geh an dein Handy ran, es ist ´ne Pussy dran!” halten? Oder vom Liebesbarometer, vom Handy- SEITE_58 ENTERTAINMENT CARL Strippoker oder dem DDR-Logo? Die wirkliche Frage ist, wer all die Sachen kauft? Ich definitiv nicht. Du vielleicht? Alle beschweren sich über die dämlichen Werbespots, aber irgendjemand da draußen muss sie ja finanzieren! Fünfminütige Werbepausen praktisch allein zu füllen, ist bestimmt nicht billig. Doch lassen wir Schnappi, dem lila Hippo und diesem geisteskranken Küken mal kurz eine Verschnaufpause. Das Problem geht weit darüber hinaus! Was ist mit musikalischen Minderheiten? Ich rede hier nicht von einer möglichen MTVVolksmusikshow und ich bin ganz bestimmt der Letzte, der für eine Deutschquote plädiert. Nein, ich rede von schwarzer Musik, von Rap, von R´n´B, von meiner Musik!! Was? Du sagst, dass du letztes Jahr schon viel zu viel Lil´ Jon, Outkast und Aggro Berlin ertragen musstest? Ja schon, aber was denkst du erst, wie viele Stunden ich deine Musik ertragen musste? Ja, ich rede von deiner Avril, deiner Anastacia, deiner Britney und nicht zuletzt von deinen O-Zones! Dabei ist die Lösung so einfach: Wir haben etwa dreieinhalb Musiksender, die rund um die Uhr senden. Da wird man wohl für jeden Geschmack ein paar Stunden pro Woche freischaufeln können, oder? Wobei: Ganz so einfach ist die Welt des Musikfernsehens doch nicht. Denn was so Mancher auf einem Musiksender für selbstverständlich halten mag – nämlich Musikvideos – ist inzwischen geradezu zu einer Seltenheit geworden, zumindest zwischen Mittag und Mitternacht. Stattdessen serviert MTViva – adäquat umrahmt von zahllosen Kreationen aus den Häusern Jamba und Zed – eine Speisekarte voll Shows, welche die Welt nicht braucht: “Boiling Points”, “Dismissed”, “Room Raiders”, “Punk´d”, “It´s Good To Be...”, “101 Most...”, ein Dutzend Ableger der Reality-Show “The Real World” und passend dazu neuerdings auch noch Wiederholungen von „Big Brother”. War es etwa eine dieser Sendungen, die MTVs “US Top 40” gekillt hat? Die habe ich immer gern gesehen... Denn auf der anderen Seite des Atlantiks mag zwar einiges im argen liegen, aber was die Plattenkäufe angeht, zeige auch ich uneingeschränkte Solidarität. Keine Holzmichels, keine Castingstars, nichts als Black Music. God bless America! Und zugegeben, Shows wie “Pimp My Ride” und “MTV Cribs” sehe ich hin und wieder auch gern, aber auf einem Musiksender haben auch die strenggenommen nichts zu suchen. Statt den Billboardcharts gibt es neuerdings Ringtonecharts. Wer sich in den fünfminütigen Werbeblocks die ganze Zeit fragt, ob das dort Feilgebotene tatsächlich auf Interesse beim Konsumenten stößt, kann sich in den knapp doppelt so langen “Sendeblocks“ über die neuesten Entwicklungen auf dem Klingeltonmarkt informieren, um in der nächsten Pause selbst zum Handy zu greifen. Herrliche Idee, oder? Dass die deutschen Ruftoncharts (logischerweise) nahezu identisch mit den deutschen Singlecharts sind, interessiert da keinen mehr. Also gibt es auch wieder massig Holzmichels und Castinggewinner... Und wo bleibe ich dabei? G-G-G G Unit? Das alte Lied vom knallharten Konkurrenzkampf und Quotenkrieg, in dem kein Platz für Nischenformate ist, funktioniert jetzt nämlich auch nicht mehr! Schließlich haben MTV und Viva TV mit Viacom jetzt den selben Besitzer. Und wenn schon weniger Musik und mehr Show, warum dann nicht mehr Wiederholungen von Sarah Kuttner. Oder Harald Schmidt vielleicht... Die Beiden mögen zwar auch keinen Hip Hop, aber wie hat Dirty Harry einst gesagt: “Ein Handy habe ich nicht, diese unsichtbare Hundeleine der Erreichbarkeit!” N. S. M. SEITE_59 ENTERTAINMENT CARL Auflösung des Psychotests: - Schau nach, welches Zeichen zu den von dir gewählten Antworten gehört. - Ermittle das Zeichen, das du am häufigsten gewählt hast. - Lies die entsprechende Beschreibung dazu! DU BIST: @ = Ein Schwein: Entweder hast du bei dem Test gelogen oder du bist ernsthaft ein Schwein … Schönen Gruß an den Bauern! (Jegliche Gerüchte um Ähnlichkeiten zwischen Schweinen und Einzelkindern werden hier nicht weiter diskutiert …) ♫ = Ein/e Meister/in der Erziehung! Deine Geschwister tun, was du willst. Du bist der Herrscher unter euch Sprösslingen. Saubere Leistung! (Teil mir bezeiten mit, wie du das geschafft hast …) ☺= Normal Krieg mit deinen Geschwistern ist an der Tagesordnung. Ihr leiht euch gegenseitig Sachen aus, die keiner von euch je wiedersieht, kloppt euch um das Badezimmer und schafft es doch tatsächlich, hin und wieder ein normales Gespräch auf die Beine zu stellen. (Normal eben …) ☼ = Ein Sonderfall Meld dich bei den Forschungsabteilungen an! Du bist einer der wenigen Sonderfälle, die mit ihren Geschwistern ziemlich gut klar kommen. Deine Geschwister sind wie gute Freunde für dich. (Joah …) Auflösung des Rätsels: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Die Kastanie Der Bart Der Schatten Die Nadel Die Hose Mensch, Hocker, Hähnchenschenkel, Hund Das Sieb Der Buchstabe „t“ Das Echo Die Schülerzeitung „CARL“ SEITE_61 ENTERTAINMENT CARL Lehrersprüche … finden sich ja nun wirklich in jeder Schülerzeitung. Aber nur in CARL gibt es für euch die Möglichkeit, die besten Stilblüten aus Schülerarbeiten zu begutachten. SEITE_62 ENTERTAINMENT SEITE_63 CARL CARL ,, ICH BIN MÜDE ... mir ist zu kalt, zu warm, warum hat diese Frau einen niedlicheren Hund als ich? ...“. Diese, oder ähnliche Ausrufe der Unzufriedenheit und des ständigen Vergleichs mit Dingen die besser zu sein scheinen, als sie gegenwärtig bei einem selbst sind, hat wohl ein Jeder bereits zu Ohren bekommen, wenn nicht sogar selbst dafür gesorgt, dass sie ihn die Ohren anderer gelangen. Jedoch sind diese Sprüche keinesfalls nur stupide Kinderquängeleien, von denen nur gestresste Eltern klagen können. Kaum ein Mensch schafft es, diese scheinbar angeborene Unzufriedenheit im Laufe des Erwachsenwerdens abzuschütteln. Es scheint also, als sei die Unzufriedenheit, tatsächlich eine Art angeborene Mentalität der gesamten Menschheit. Natürlich muss man differenzieren können, zwischen einem ,,ich habe Hunger“, eines Kindes in der dritten Welt und des ,,ich will, ich will, ich will!“, eines verwöhnten Kindes, dass dabei gierig auf den Eisstand zeigt. Dennoch ist Quängeln eine beliebte Angewohnheit, die sich sowohl bei jungen, wie auch alten Menschen erkennen lässt. So wünschen sich viele an einem sehr heißen Sommertag, es würde schneien, an einem eisigen Wintertag jedoch, soll es dann aber endlich wieder Sommer werden. Die Hitze ist schließlich viel erträglicher als die Kälte. Oder doch andersrum? Ähnlich verhält es sich bei Frauen und vielleicht auch einigen männlichen Ausnahmen beim Einkauf. Kauft man sich eine Hose, sieht man gleich am Wochenende darauf eine bessere, schönere und vor allem billigere. Unzufriedenheit zeigt sie auch insbesondere daran, dass sich Menschen stets an anderen messen müssen. Ständige Vergleiche sind bei manchen längst an der Tagesordnung. So geht das dann Tag ein Tag aus: ,,meine Haare sind viel blonder als deine!“, ,,dafür sind meine Augen blauer als deine!“. Vor allem die naiven Jungtiere der menschlichen Spezies setzen sich als Vorbilder die ,,perfekten“ Models aus der Welt der Schönen und Dummen, ohne zu wissen, dass die SEITE_64 CARL ersten Fältchen um die, vor Neid auf die Konkurrenz zusammengekniffenen Augen, schon den Ruin für ein Model bedeuten können. Wie ein einst so schöner, persischer, jedoch inzwischen abgenutzter Teppich auf dem Boden des Hilton-Hotels, verschwinden die verkauften Gesichter von der High-Society-Bildfläche. Und was bleibt? Nichts als ein verbrauchtes Äußeres, vollkommen ungezeichnet vom Leben. Höchstens von Drogen und Abführmitteln. Und wer erinnert sich schon an Menschen, die unter der Erde liegen und zu Lebzeiten glaubten, die Welt verbessern zu können, indem sie ihr Gesicht bei einer Gala, zu Gunsten von hungernden Kindern in der Welt, mit anschließendem Fünf-Gänge-Menü, grinsend in die Kamera halten, oder auch indem sie Kampagnen zur Rettung von kleinen Pelznagetieren sponsern. Warum setzen sich so wenige junge Menschen Vorbilder, die wirklich etwas erreicht haben? Zum Beispiel Nelson Mandela, Einstein, oder wenigstens die Mayas, die erfanden unsere Schokolade... Warum versetzen wir dem ewigen Eifer, perfekt zu sein nicht endlich den Todesstoß? Die moderne Welt wäre sehr viel angenehmer. Gäbe es diese moderne Welt und unsere heutige Zivilisation jedoch, wenn unsere frühen Vorfahren mit ihrer damaligen Situation zufrieden gewesen wären und vollkommen auf modernen Schnickschnack und Fortschritt verzichtet hätten? Wohl kaum. Bleibt nur die Frage, ob man es zivilisiert nennen kann, wenn das Fernsehen, im Rahmen von wöchentlichen Reality-shows, ein Vermögen ausgibt, Frauen die Brüste zu vergrößern, während am anderen Ende der Welt, Menschen auf den, einmal im Jahr stattfindenden, RTLSpendenmarathon warten und vor Hunger sterben. SaS SEITE_65 CARL Chefredakteure: Tobias Thanner (ZA) Sarah Schmid (SaS) 12 12 Redakteure: Richard Alt (R.A.A.) Fabian Klöckler (FK) Eva Güthner Sarah Schleiblinger Vanessa Kunz (V.K.) Nicolas Mönnig (N.S.M.) Anne Jantzen (Anne J.) Bonnie Linke (BL) Anja Braun Julia Karremann Silke Fischer Maria Nguon Sarah Blersch Eva Lechner Nicole Fuhrmann Tobias Thanner Richard Alt Sarah Schmid Anca Sfärlea 12 12 12 12 12 11d 11d 9a 9a 9a 6b 5b 5b 5b 5b 12 12 12 12 Layout: Betreuung: Ulf Petersohn Auflage: 350 Exemplare (DIN A5 schwarz-weiß) Renate Alt für die Bereitstellung von Räumlichkeiten und Verpflegung Special Thanks to: Die Autoren der einzelnen Artikel äußern lediglich ihre persönliche Meinung, die nicht zwangsläufig mit der der Redaktion übereinstimmen muss. Für Meinungsäußerungen und konstruktive Kritik sind wir auf der Homepage des CLG (www.clg-online.de) jederzeit erreichbar. SEITE_66