Workshop „Stricken nach Anleitung“
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Workshop „Stricken nach Anleitung“
Workshop „Stricken nach Anleitung“ Martina Hees Website: www.tichiro.net Mail: [email protected] 1 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Größen 3. Material 4. Maschenprobe 5. Abkürzungen 6. Muster 7. Strickschriften 8. Randmaschen 9. Die eigentliche Strickanleitung 10. Zu- und Abnahmen 11. Gegengleich stricken 12. Maschen aufnehmen 13. Länge anpassen 14. Ausarbeiten 15. Fehler in der Anleitung 16. Hilfreiche Links und Literatur 2 1. Einleitung Nach Anleitung stricken ist keine Hexerei. In diesem Kurs werdet Ihr lernen, die „Geheimsprache“ einer Strickanleitung zu verstehen und umzusetzen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Pullovern und Jacken. Bevor Ihr anfangt mit einer Anleitung zu arbeiten, empfiehlt es sich, eine Fotokopie der Anleitung zu machen, in der Ihr Notizen machen und nach Herzenslust rumklieren könnt, ohne das Original zu verschandeln ;-) Am Anfang einer Anleitung befinden sich zunächst Grundangaben zu den Größen, zur Maschenprobe, den Mustern etc. Im einzelnen sind das: 2. Größen Um eine Anleitung nachzustricken, müsst Ihr natürlich als erstes wissen, welche Größe Ihr stricken wollt. Die meisten Modelle sind in mehreren Größen angegeben, die zu Beginn der Anleitung vermerkt sind. Ist Eure Größe nicht dabei, ist es möglich, die Anleitung auf Eure Größe umzurechnen, das würde aber den Rahmen dieses Kurses bei weitem sprengen. Sucht Euch also für den Anfang ein Modell aus, das auch in Eurer Größe angegeben ist. Steht in der Anleitung nur eine Angabe, gilt diese für alle Größen, ansonsten sind die abweichenden Zahlen für die anderen Größen in Klammern angegeben. Ein Beispiel: Das Modell ist für die Größen 36/38, 40/42 und 44/46 berechnet. Beim Rückenteil steht nun: 100(104-108) Maschen anschlagen. Wollt Ihr also Gr. 36/38 stricken, schlagt Ihr 100 Maschen an. Braucht Ihr Gr. 40/42, nehmt Ihr 104 Maschen und wollt Ihr die größte Größe, sind es 108 Maschen. Tip: Wenn Ihr Euch für eine Größe entschieden habt, streicht auf Eurer Kopie alle Angaben durch, die nicht für Eure Größe sind, dann wird es gleich übersichtlicher. Wie entscheidet Ihr aber nun, welche Größe Ihr stricken wollt? Ein guter Anhaltspunkt ist natürlich die Konfektionsgröße, die Ihr sonst bei Oberteilen habt. Da es aber mittlerweile riesige Unterschiede bei den Maßen gibt, die ein und dieselbe Größe haben kann, empfiehlt es sich, nicht nach der Größe, sondern nach Euren Maßen zu gehen und diese mit der Schnittzeichnung zu vergleichen. Eure erste Aufgabe ist es also zu messen. Am einfachsten geht das, wenn Ihr einen Pullover habt, der Euch so richtig gut passt. Idealerweise hat der auch noch Armkugeln. Ein gut sitzendes T-Shirt tut es aber genauso. 3 Wichtig sind die folgenden Maße – tragt sie in die Tabelle ein: A. Länge – von der Schulternaht bis zur unteren Kante B. Breite (Hüftumfang) – wenn Ihr was Tailliertes zum Messen nehmt, dann die breiteste Stelle messen. Wer wesentlich mehr Brustumfang als Hüftumfang hat, misst lieber den Brustumfang, damit es später über dem Balkon nicht spannt C. Schulterbreite – wer nichts Passendes mit Armkugeln hat, lässt entweder jemanden bei sich messen oder zieht ein altes T-Shirt an, malt eine Markierung genau da, wo die Schulterknochen enden und misst dann den Abstand zwischen den Markierungen. Hier ist exaktes Messen besonders wichtig, denn zu breite Schultern ergeben besch…eiden sitzende Armkugeln. D. Armlänge Unterseite – wer was mit Armkugel hat, hat es leicht und misst von der Achselhöhlennaht bis zum Ende des Ärmels. Wer nichts mit passenden Armkugeln hat, lässt den Arm locker hängen und misst von der Achselhöhle bis zum Ansatz des Handgelenks. Achtung: Den Arm nicht strecken, sonst müsst Ihr später auch mit ausgestreckten Armen rumlaufen, damit die Ärmel passen. E. Armausschnitt – habt Ihr was gut Passendendes mit Armausschnitt, dann die Höhe messen. Wenn nicht, messt die Oberarmbreite eines gut passenden Ärmels (gut passend = locker anliegend, nicht einengend, aber auch nicht schlabberweit) an der breitesten Stelle. 4 Nun guckt Ihr Euch den Schnitt an, der im Normalfall in jeder Anleitung angegeben ist. Aus Platzgründen ist meistens nur ein halbes Teil gezeichnet, die andere Hälfte denkt Ihr Euch spiegelverkehrt dazu. Eine typische Schnittzeichnung: Wichtig, damit das Teil später nicht wie Wurst in Pelle oder wie ein Kartoffelsack sitzt, ist vor allem die Breite B. Schaut Euch die Maße unter dem gezeichneten Hauptteil an, nehmt sie mal 2 (es ist ja nur das halbe Teil gezeichnet) und vergleicht sie mit Eurer Breite B. Welche Angabe kommt Eurer Zahl am nächsten? Auf den Zentimeter genau werdet Ihr kaum eine Übereinstimmung finden. Wollt Ihr, dass Euer Strickstück körpernah sitzt, nehmt die nächstkleinere Angabe, habt Ihr es lieber etwas lockerer, nehmt die nächstgrößere. Beispiel: Unter dem Schnitt stehen die Maße 23 (25-27). Eure Breite B beträgt 52 cm. Dann nehmt Ihr die zweite Größe (25 x 2 = 50 cm) für ein eng sitzendes Teil, oder die dritte Größe (27 x 2 = 54) für einen etwas lockereren Sitz. Jetzt könnt Ihr noch Eure anderen Maße mit denen in der Anleitung vergleichen. Sie sollten in etwa übereinstimmen, damit nicht später die Schultern überhängen oder es unter den Armen kneift. Die Gesamtlänge bzw. die Ärmellänge lässt sich bei vielen Modellen relativ leicht anpassen, dazu kommen wir später noch. 5 3. Material In jeder Anleitung ist angeben, mit welchem Garn das Modell gestrickt wurde, welche Menge benötigt wird, welche Nadelstärken benutzt wurden und was ggf. noch an zusätzlichem Material, z.B. Knöpfe benötigt wird. Am einfachsten ist es natürlich, wenn Ihr das Originalgarn benutzt. Damit wird Euer Strickstück am ehesten genauso aussehen und sitzen wie auf dem Bild. Garn ersetzen Was aber, wenn das Originalgarn nicht (mehr) erhältlich ist, es Euch zu teuer ist, Ihr eine Allergie gegen eine bestimmte Faser habt oder Eure Wunschfarbe nicht dabei ist? Ihr könnt natürlich Garne ersetzen. Grundsätzlich könnt Ihr jedes Garn verwenden, mit dem Ihr auf die gleiche Mascheprobe (hierzu kommen wir gleich ganz ausführlich) erzielt, wie in der Anleitung angegeben. Rein theoretisch könnt Ihr also ein dickes Schurwollgarn mit 50 m Lauflänge auf 50 g durch ein dünnes Baumwollgarn mit 150 m Lauflänge ersetzen, wenn Ihr das Ersatzgarn mit so dicken Nadeln verstrickt, dass die gleiche MaPro dabei rauskommt. Dann würde das Teil die gleichen Maße haben wie mit dem Originalgarn. Ihr könnt Euch aber vorstellen, dass das ziemlich grausig aussehen wird, denn dabei würde eine Art Netzhemd entstehen. Wichtig ist also, dass die Stärke des Garns in etwa mit dem Originalgarn übereinstimmt. Wobei gleiche Lauflänge keine Garantie für gleiche Garndicke ist, denn ein Baumwollgarn mit 120 m auf 50 g wird dünner sein als ein Schurwollgarn mit der gleichen Lauflänge. Garne die Ihr vergleichen wollt, leicht zwischen den Fingern spannen, denn beim Verstricken habt Ihr ja auch eine gewisse Fadenspannung. Manche werden dadurch dünner, andere nicht. Ein Beispiel - auf den ersten Blick könnten man meinen, daß beide Garne ungefähr gleich dick sind. Das hellblaue hat eine LL von 110m, das rosa 100m: 6 Nun seht was passiert, wenn ich beide Fäden spanne - das hellblaue wird auf einmal um einiges dünner. Ursache: Das Material. Das hellblaue ist Angora/Viskose/Nylon, das rosa Baumwolle/Polyacryl. Selbst Garne, die genau die gleiche Zusammensetzung haben, können sich aufgrund anderer Zwirnung unterschiedlich dehnen. Ihr solltet beim Material ersetzen also darauf achten, dass Ihr eine ähnliche Zusammensetzung nehmt, denn da ist die Wahrscheinlichkeit, dass Euer Ersatzgarn gleich dick ist, am größten. Außerdem hat das Material oft auch Einfluß auf dem Sitz des Kleidungsstücks. Wenn das Original z.B. einen fließenden Schnitt aus Seidengarn hat, müsst Ihr Euch nicht wundern, wenn das gleiche Stück aus Baumwolle gestrickt eher wie ein Brett sitzt. Es kann allerdings einen Grund geben, ein Garn durch ein dickeres (oder auch dünneres) zu ersetzen. Ich bin ein Brettstricker und mag es, wenn das Gestrick schön dicht und fest ist. Die meisten Modelle sind für meinen ganz persönlichen Geschmack viel zu locker gestrickt. Ich würde daher immer ein dickeres Garn als das Originalgarn bevorzugen. Umgekehrt kann es sein, dass Ihr es sehr locker lieber mögt. Dann würdet Ihr ein etwas dünneres Garn wählen. Die meisten Modelle heutzutage sind aber sowieso schon ziemlich locker gestrickt. Die Angaben auf der Banderole zur Nadelstärke und Maschenprobe sind übrigens nur ein grober Anhaltspunkt – viele Garnhersteller neigen dazu, zu dicke Nadeln anzugeben, so dass das Gestrick zwar schön weich, aber auch sehr labberig wird. Hier eine kleine Tabelle, welches Material welche Eigenschaften hat: Schurwolle Merinowolle Baumwolle Leinen Seide Sehr elastisch, kann bei empfindlichen Menschen kratzen Sehr weich, sehr elastisch, neigt zum Ausleiern, wenn es locker verstrickt wird und geht dann auch teilweise sehr auseinander beim Waschen Unelastisch, hohes Eigengewicht, kratzt nicht, neigt zum Ausleiern, pillt nicht Sehr robust, sehr unelastisch, pflegeleicht, kann sogar in den Wäschetrockner Weich, fliessend, unelastisch 7 Kunstfaser (Polyacryl, Polyamid) Cashmere Viskose Alpaka Bambus Pflegeleicht (aber nie dämpfen oder in den Trockner, dann wird es lappig), kratzt nicht, kann sich statisch aufladen, zwingend Deo benutzen, sonst mieft man schnell Sehr leicht, weich und wärmend, kann pillen, wenn es kurzfaserig (billiger) ist, relativ elastisch Elastisch, aber leiert schnell aus, weich Sehr weich, eher unelastisch, fliessend, relativ hohen Eigengewicht, kann pieksen (außer Baby-Alpaka) Eher unelastisch, leiert sehr schnell aus, weich, kratzt nicht, pillt nicht Garnmenge Nehmt Ihr das Originalgarn, solltet Ihr Euch auf die Mengenangaben in der Anleitung verlassen können. Es sei denn, Ihr wollt z.B. das ganze Stück oder auch nur die Ärmel länger machen, dann müsst Ihr entsprechend mehr kaufen. Tip: Die meisten Wollgeschäfte legen Euch Garne für eine gewisse Zeit (6 – 12 Wochen) zurück oder nehmen auch nicht angebrochene Knäuel noch eine Zeit lang zurück. Lasst Euch daher ein bis zwei Knäuel zurück legen oder kauft gleich etwas mehr, denn oftmals sind die Mengen knapp kalkuliert und wenn Ihr zuviel Garn für die Maschenprobe(n) verbraucht, kann es am Ende eng werden. Nehmt Ihr ein anderes als das Originalgarn, könnt Ihr Euch an der Lauflänge orientieren, um die benötigte Menge zu bestimmen. Ihr solltet vom Ersatzgarn mindestens genauso viele Meter haben wie vom Originalgarn benötigt werden. Ein Beispiel: Vom Originalgarn werden 600 g á 100 m auf 50 g benötigt. Macht insgesamt 12 x 100 m = 1200 m. Euer Austauschgarn hat 110 m auf 50 g. dann braucht Ihr 1200 m : 110 m = 11 Knäuel á 50 g. Achtet beim Garnkauf übrigens unbedingt darauf, dass alle Knäuel aus der gleichen Partie (Färbung) stammen, da kann es deutliche Unterschiede geben! Tip: Wenn Ihr während des Strickens unsicher werdet, ob Euer Garn langt, gilt die Faustregel: Je 1/3 für Rückenteil und Vorderteil(e), das restliche Drittel für die Ärmel (bei langen Ärmeln). Wenn Ihr also nach der Fertigstellung des Vorderteils mehr als ein Drittel Eures gesamten Garn verbraucht habt, lieber noch was nachkaufen. 4. Maschenprobe Vorab ein Geständnis: Ich habe in meinem Leben noch nie eine richtige Maschenprobe gemacht! Früher habe ich einfach die nächstgrößere Größe genommen, weil ich wusste, daß ich viel fester stricke als der Durchschnitt. Irgendwann hatte ich dann Erfahrungswerte, welche Nadelstärke zu welcher Garnstärke passt und wieviel Maschen ich bei welcher Nadelstärke in etwa anschlagen muss, damit es mir passt. Da ich nur 3 – 4,5 mm Nadeln verwende, ist das auch nicht so schwer zu merken. Meine Maschenprobe ist ca. 48 cm breit und 5 cm hoch – sprich ich fange einfach an zu stricken und merke dann sehr schnell, ob es zu breit oder zu schmal wird. Notfalls muss ich’s halt wieder aufmachen, aber das ist zum Glück eher selten. 8 Da ich es Euch aber richtig beibringen will und einige von Euch vielleicht auch noch nicht über entsprechende Erfahrungswerte verfügen: Eine Maschenprobe ist unerlässlich! Beginnt zunächst mit der Nadelstärke, die in der Anleitung für die MaPro angegeben ist. Wenn Ihr schon wisst, dass Ihr fester oder lockerer als der Durchschnitt strickt, könnt Ihr auch gleich eine halbe Nadelstärke rauf bzw. runter gehen. Die Minimumgröße für eine MaPro ist 15 x 15 cm, sonst kann man nicht vernünftig messen. Eine Fitzelmaschenprobe ist unbrauchbar, weil viele Strickerinnen auf einem kleinen Stück lockerer oder fester stricken als bei einem großen Strickteil. Bei Maschenproben in glatt rechts (oder glatt links) werden die ersten und letzten fünf Reihen sowie die ersten und letzten vier Maschen jeder Reihe kraus gestrickt (also entweder nur linke oder nur rechte Maschen), damit vermeidet Ihr, daß sich Eure Maschenprobe aufrollt. Investiert die paar Euro für einen Zählrahmen, mit einem Maßband wird es leicht ungenau. Und ganz wichtig: Maschenprobe waschen und trocknen lassen, viele Garne und Muster machen beim Waschen erstaunliche Veränderungen durch! Hilfreich ist es daher, die MaPro vor dem Waschen und nach dem Waschen auszuzählen (und das auch zu notieren), damit man später weiß, wie sie sich verändert hat. Rippenmuster (hierzu nachher mehr) und Lochmuster müssen auf jeden Fall während des Trocknungsvorgangs gespannt werden. Die Maschenprobe sollte nach Möglichkeit im gleichen Muster wie der gewünschte Pullover gestrickt werden. Hat man mehrere Muster, müsste man eigentlich für jedes Muster eine MaPro machen und in manchen Zeitschriften sind auch für alle Muster die entsprechenden Maschenproben angegeben. Das macht aber kein Mensch ;-) Also nimmt man das Muster, das den größten Teil des Pullovers einnimmt. Schwierig wird es bei Mustern, die sich extrem zusammenziehen, vor allem bei Rippenmustern. Je fester man strickt, desto mehr ziehen sie sich zusammen. Bei Rippen und ähnlichen Mustern würde ich so vorgehen: Maschenprobe im Rippenmuster stricken, dabei 40 – 60 Maschen anschlagen, je kleiner die Nadelstärke, umso mehr Maschen. 9 MaPro waschen und in gewaschenem Zustand soweit dehnen, wie es Euch gefällt, wie es also später aussehen soll. Das ist auch aus einem anderen Grund wichtig: Wenn Ihr Rippen dehnt, wird die Höhe kleiner. Klar, was in die Breite weggeht, geht in der Höhe verloren. So feststecken und trocknen lassen, dann die Nadeln rausziehen. Jetzt wird’s spannend: Manche Garne haben wenig „Memory“ (Gedächtnis), bleiben also genauso gedehnt, wie sie festgesteckt wurden. Andere Garne schnurren wieder ordentlich zusammen, sobald die Nadeln raus sind. Die Maschenprobe unter Euer T-Shirt oder in den Hosenbund stecken und eine halbe Stunde dort lassen, denn durch Bewegung und Körperwärme kann sich nochmal einiges ändern. Wieder ans Tageslicht befördern – jetzt sollte die MaPro ihren endgültigen Zustand erreicht haben und Ihr könnt messen. Mögt Ihr den Pulli körpernah und figurbetont, messt Ihr im gewünschten Dehnungszustand der Rippen. Sollen vorhandenen Fettpolster locker umspielt werden, in ungedehntem Zustand messen. Sollte Euch der ungedehnte Zustand nicht gefallen, weil sich die Rippen immer noch sehr zusammenziehen, dann müsst Ihr wohl oder übel entweder auf dieses Modell verzichten oder ein Garn mit weniger Memory wählen. Ihr könnt auch noch einen zweiten Versuch starten, nochmal waschen und die MaPro brutal überdehnen. Das ist allerdings ein Glücksspiel und tut dem Garn auch nicht wirklich gut. Garne mit viel Memory sind vor allem reine Schurwollgarne. Wenig bis gar kein Memory haben Baumwolle, Seide und Viskosen (z.B. auch Bambus), deswegen neigen diese Garne auch zum Ausleiern. So – nun habt Ihr also eine Maschenprobe in Eurem Garn und mit Eurer Nadelstärke – mit ganz viel Glück entspricht sie genau der in der Anleitung, dann könntet Ihr jetzt einfach drauflos stricken. Sehr viel wahrscheinlicher ist aber, dass Eure Maschenprobe abweicht. Der wichtigere Wert ist die Maschenzahl auf 10 cm Breite, die solltet Ihr auf jeden Fall erreichen. Nun werdet Ihr vielleicht sagen, ach, eine Masche Abweichung macht doch nichts, das ist ja nicht viel. Auf die ganze Breite eines Strickstücks macht das aber eine Menge aus. Ein Beispiel: Lt. Anleitung solltet Ihr 20 M auf 10 cm haben und für 50 cm Breite dann logischerweise 100 M anschlagen. Ihr habt aber nun 19 M auf 10 cm. Wenn Ihr jetzt 100 M anschlagt, ergibt das eine Breite von 100 : 19 x 10 = 52,63 cm, also gut 2,5 cm mehr. Das sind im Umfang des Strickstücks ganze 5 cm, also fast eine Konfektionsgröße mehr aus! Es nützt also alles nichts, wenn Ihr nicht umrechnen wollt, müsst Ihr so lange rumprobieren, bis Ihr zumindest auf eine halbe M genau an die geforderte MaPro rankommt. Hat Euer erster Versuch mehr M auf 10 cm, strickt Ihr fester und müsst größere Nadeln nehmen, habt Ihr weniger M, strickt Ihr lockerer und müsst auf kleinere Nadeln umsteigen. Bei einer Abweichung von 1 – 2 M probiert es eine halbe Nadelstärke kleiner bzw. größer, ist die Abweichung höher, könnt Ihr gleich eine ganze Nadelstärke rauf- oder runtergehen. Manche Strickerinnen stricken extrem locker, ich habe es schon erlebt, dass jemand eine MaPro von 28 M auf 10 cm, die eigentlich mit 3er Nadeln erreicht werden sollten, mit 1,5 mm stricken musste! 10 Natürlich müsst Ihr auch mit der neuen MaPro das ganze Theater mit waschen, trocknen usw. durchmachen. Es sei denn, die erste MaPro hat sich nach dem Waschen nicht verändert, dann könnt Ihr Euch das sparen. Anhand der Veränderung, die Ihr hoffentlich notiert habt, könnt Ihr auch vorab abschätzen, ob Eure zweite MaPro passend werden wird. Hat sich die erste MaPro von 23 auf 21 M nach dem Waschen verändert, sind das ungefähr 8,7 % weniger M. Hat Eure zweite MaPro nun vor dem Waschen 25 M, wird sie hinterher wahrscheinlich 23 M (25 – 8,7%) haben. Sind nun aber 25 M gefordert, könnt Ihr Eure MaPro gleich nochmal mit einer halben Nadeelstärke kleiner weiterstricken (beim Wechsel eine Reihe links stricken, damit Ihr wisst, wo die neue Nadelstärke anfängt) und dann erst das Läppchen waschen, das spart Zeit (und wir brennen ja darauf, mit dem Pullover anzufangen… ;-)), Tip: Sammelt Eure Maschenprobenläppchen in einem Ringbuch o.ä. Dazu ein 20 cm-Fädchen vom Garn aufheben oder genug Endfaden hängen lassen. Notieren, welches Garn das ist, die Zusammensetzung und Lauflänge. Oder die Banderole dazupacken. Schreibt auf, welche Nadelstärke Ihr verwendet habt und auch welche Nadeln (Marke, Material), denn mit unterschiedlichen Nadeln erzielt man manchmal auch unterschiedliche MaPros. Und vermerken, wieviel Maschen und Reihen das auf 10 cm sind (und wieviel es vor dem Waschen waren). Wenn Ihr nämlich das gleiche Garn später nochmal verstrickt, spart Ihr Euch eine erneute MaPro, sofern das Muster ähnlich ist. Und Ihr könnt nachschauen, welche Garnstärke Euch mit welcher Nadelstärke vom Strickbild her gefällt, erspart Euch damit also ggf. viel Rumprobiererei. 5. Abkürzungen Die meisten Strickanleitungsschreiberinnen haben einen Aküfi – einen Abkürzungsfimmel ☺ Das machen die nicht, um Euch zu ärgern, sondern weil der Platz im Buch/Heft beschränkt ist und jede zusätzliche Seite viel Geld kostet. In jedem Buch/Heft gibt es ein entsprechendes Abkürzungsverzeichnis, in dem Ihr alle Abkürzungen nachschlagen könnt, wenn diese nicht selbsterklärend sind. Die meisten Abkürzungen wiederholen sich ständig und sind auch in allen deutschen Publikationen mehr oder weniger gleich, so dass Ihr die relativ schnell auswendig könnt. 6. Muster Nach den allgemeinen Angaben folgen in einer Anleitung für gewöhnlich Hinweise zu den Mustern. Standardmuster wie glatt rechts, glatt links oder kraus werden oft nicht direkt in der Anleitung erklärt, wenn Ihr nicht wisst, wie diese gestrickt werden, gibt es aber normalerweise einen allgemeinen Teil im Buch oder Heft, wo solche grundlegenden Dinge erklärt werden. Oft werdet Ihr den Begriff „Grundmuster“ finden, dieser bezeichnet das Muster, das den größten Teil des Strickstücks einnimmt. In diesem Teil werden auch Muster erklärt, für die es keine Strickschrift gibt. Beispiele sind: Rippenmuster: 2 M re, 2 M li im Wechsel Kleines Perlmuster: 1 M re, 1 M li im Wechsel, die M in jeder Reihe versetzen 11 Häufig wird auch noch angegeben, daß die Maschenzahl teilbar durch x + x sein soll. Die Angabe ist für Euch unwichtig, wenn Ihr nicht umrechnet, denn die Verfasserin der Strickanleitung hat ihre Maschenangaben ja (hoffentlich…) durchgerechnet, damit das passt. Interessant ist sie aber, wenn Ihr wirklich später mal die Maschenangaben an Eure eigenen Maße anpasst. Wenn da nämlich z.B. steht: Maschenzahl teilbar durch 4 + 3 + 2 RM (Randmaschen), dann sollte Eure Maschenzahl dem entsprechenden, damit das Muster aufgeht und mittig sitzt. Mögliche Maschenzahlen für unser Beispiel wären etwa 105 (100 : 4 geht, + 3 + 2) oder 57 (52 : 4 geht, + 3 + 2). Auch zu den Mustern, zu denen es eine Strickschrift gibt, werden erklärende Angaben gemacht, hierzu kommen wir jetzt. 7. Strickschriften Für komplexere Muster ist in deutschen Anleitungen stets eine Strickschrift in Diagrammform angegeben. Jedes Kästchen der Strickschrift stellt eine Masche dar, in der Zeichenerklärung, die sich entweder direkt bei der Strickschrift oder im allgemeinen Teil des Buches/Heftes befindet, ist erläutert, welches Symbol welche Maschenoperation bedeutet. Manche Muster (zumeist Lochmuster, manchmal auch Zopfmuster) haben durch Zu- oder Abnahmen unterschiedliche Maschenzahlen in den einzelnen Reihen. Um die Strickschrift darstellen zu können, werden Kästchen für Maschen, die in einer bestimmten Reihe nicht vorkommen, grau unterlegt oder mit einem X gekennzeichnet. In der Zeichenerklärung steht dann „keine Masche“ – die könnt Ihr also getrost ignorieren. In Hinreihen wird die Strickschrift stets von rechts nach links gelesen, In Rückreihen (sofern welche gezeichnet sind) wird von links nach rechts gelesen. Sind, was häufig vorkommt, keine Rückreihen gezeichnet, werden die Maschen so gestrickt, wie sie erscheinen, d.h. linke M links, rechte M rechts. Umschläge werden, sofern nichts anderes angegeben ist, in Rückreihen links abgestrickt. Wenn in Runden gestrickt wird, ist die Strickschrift stets von rechts nach links zu lesen. Sofern Rückreihen gezeichnet sind, werden die Maschen normalerweise so gezeichnet, wie sie von der Vorderseite her erscheinen. D. h. eine M, die als rechte M abgebildet ist, wird in der Rückreihe links gestrickt, weil sie dann auf der Vorderseite als rechte M erscheint. Diese Art der Strickschriftzeichnung hat den Vorteil, dass man anhand der Strickschrift schon das Muster erkennen kann. Einige wenige Verlage (Filati, Verena) zeichnen die M der Rückreihe allerdings so, wie sie in der Rückreihe gestrickt werden. Also unbedingt bei Strickschriften mit Rückreihen darauf achten, was in den Erläuterungen zur Strickschrift steht! 12 Zum Vergleich – links die Strickschrift, wo die Rückreihen gezeichnet sind, wie sie von vorne erscheinen, rechts das gleiche Muster, aber hier sind die Rückreihen so gezeichnet, wie man sie von hinten strickt: Links erkennt man sofort, wie das Muster aussehen soll, rechts überhaupt nicht. Mustersatz alias Rapport Bei den allermeisten Mustern wiederholt sich die Maschenabfolge in regelmäßigen Abstanden sowohl in der Breite als auch in der Höhe. Eine Maschenabfolge wird als Mustersatz oder auch Rapport bezeichnet. In den meisten Strickschriften ist nur ein Mustersatz in der Breite und Höhe gezeichnet, manchmal werden auch einmalige zu strickende Maschenabfolgen am Anfang bzw. am Ende zusätzlich gezeichnet, der Rapport wird dann durch Pfeile o.ä. gekennzeichnet. Ein Beispiel: --------------Rapport---------------------In dieser Strickschrift werden am Reihenanfang nach der Randmasche zunächst die M 1 – 4 einmal gestrickt, dann der Mustersatz, bestehend aus den M 5 bis 20 x mal wiederholt, die verbleibenden M in der Reihe werden dann wie die M 21 – 26 gestrickt. In der Höhe werden die Reihen 1 – 12 stets wiederholt. 13 Mehrere Strickschriften Bei komplexeren Mustern kann es vorkommen, dass es zu einer Anleitungen mehrere Strickschriften gibt. Das Nacharbeiten erfordert Konzentration und Übung, so dass Ihr nicht gerade bei Eurem ersten Pullover mit so einer Anleitung beginnen solltet. Die Anleitung würde dann z.B. lauten: RandM, 30 M Muster A, 15 M Muster B, 20 M Muster C, 15 M Muster B, 30 M Muster A. Wenn die einzelnen Muster dazu noch unterschiedliche Höhen-Rapporte haben, müsst Ihr da höllisch aufpassen. Wie man trotzdem den Überblick behält, dazu später mehr. Erste Reihe: Hin- oder Rückreihe? Der gebräuchlichste Anschlag in der deutschsprachigen Strickwelt ist der sogenannte Kreuzanschlag. Die meisten Strickerinnen empfinden dabei die Seite, die beim Anschlagen auf der Vorderseite ist, als schöner und beginnen mit einer Rückreihe. Darauf nehmen viele Anleitungen jedoch keine Rücksicht, die Strickschrift beginnt gleich mit einer Hinreihe. Um hier Abhilfe zu schaffen, gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Als erste Reihe = Rückreihe strickt Ihr die letzte Rückreihe des Musters und beginnt dann in der nächsten Hinreihe mit der ersten Reihe des Musters. 2. Ihr verwendet einen anderen Anschlag, z.B. das Aufstricken Den Überblick behalten Je, komplexer die Strickschrift, desto schwerer wird es, den Überblick zu behalten. Bei einfachen Mustern reicht eine Strichliste oder ein Reihenzähler, um sich zu merken, in welcher Reihe man gerade ist. Man kann auch die Reihe, die man gerade strickt, durch einen HaftnotizZettel zu kennzeichnen, das funktioniert auch prima bei mehreren Strickschriften. Achtung: Die Haftnotizen hinterlassen mit der Zeit fettige Rückstände, die Euch das Heft oder Buch verschmuddeln können. Eleganter und praktischer ist eine Magnettafel, die vor allem bei großen oder mehreren Strickschriften sehr hilfreich ist. Bei einer Strickschrift, die nur einmal in der Höhe gestrickt werden muss, kann man auch (auf einer Kopie der Anleitung) die abgearbeiteten Reihen durchstreichen. Oder Ihr macht Euch entsprechend viele Kopien ☺ Habt Ihr mehrere Muster nebeneinander (z.B. Muster A, B, C, B A), kann es hilfreich sein, die einzelnen Muster mit Maschenmarkierern voneinander abzugrenzen, damit Ihr gleich seht, von wo bis wo die einzelnen Muster gehen. 14 8. Randmaschen In den meisten deutschen Anleitungen wird mit Randmaschen gearbeitet, die das Zusammennähen sehr erleichtern. Die angegebene Gesamtmaschenzahl beinhaltet dann die beiden Randmaschen, diese müssen also nicht zusätzlich angeschlagen werden. Von vielen Strickerinnen wird immer noch der sogenannte „Kettrand“ bevorzugt, bei dem die Randmasche am Reihenanfang nur abgehoben, am Reihenende rechts gestrickt wird. Von diesem Rand rate ich dringend ab! Erstens wird er labberig und oft unsauber und zweitens stehen Euch dadurch später beim Zusammennähen nur halb so viele Reihen zur Verfügung, was die Naht weniger stabil und nicht so sauber macht. Drittens eignet er sich nicht so gut zum Maschen aufnehmen für spätere Blenden, Kragen etc. Einen sauberen und ordentlichen Rand erreicht Ihr nur, wenn Ihr jede Randmasche in jeder Reihe abstrickt! Soll die Kante später zusammengenäht werden, benutzt Ihr den Nahtrand, hierbei werden die Randmaschen glatt rechts, d.h. in Hinreihen rechts, in Rückreihen links gestrickt. Bei glatt links-Gestrick strickt Ihr die RandM auch glatt links. Eine Ausnahme bildet krauses Gestrick, hier strickt Ihr die Randmaschen ebenfalls kraus, was dann den sogenannten Knötchenrand ergibt. Bei Kanten, die später nicht mehr zusammengenäht werden (z.B. Blenden), empfiehlt sind ebenfalls der Knötchenrand, bei dem die Randmaschen stets rechts (oder stets links, je nachdem, was Ihr lieber strickt) gestrickt werden. Habt Ihr Probleme mit zu lockeren Randmaschen, gibt es paar Tricks, die Abhilfe schaffen: 1. Die RandM nur an der Nadelspitze abstricken, die Nadel also nur so weit wie nötig in die M einstechen. 2. Am Reihenanfang nach dem Abstricken der RandM den Faden nochmal kurz nachziehen, dadurch festigt sich die RandM der Vorreihe. 3. Wenn die beiden vorgenannten Methoden nicht den gewünschten Erfolg bringen: Die zweite bzw. vorletzte M einer jeden Reihe verschränkt stricken 9. Die eigentliche Strickanleitung Die meisten Oberteile werden in der Reihenfolge Rückenteil, Vorderteil (bzw. linkes Vorderteil, rechtes Vorderteil) Ärmel, ggf. noch Blenden und Kragen gearbeitet. Tip: Selbst wenn die Anleitung etwas anderes sagt, fangt nach Möglichkeit mit dem Rückenteil an. Das ist im Normalfall das Teil, bei dem Ihr am wenigsten aufpassen müsst, was die Formgebung betrifft und wenn Ihr Fehler macht, die Ihr zu spät bemerkt, um sie noch aufzuribbeln, dann sind die am Rücken, wo sie weniger auffallen. Beim Vorderteil kennt Ihr die Fehlerfalle schon und könnt sie vermeiden. Außerdem ist das Rückenteil normalerweise das größte Teil, wenn Ihr das geschafft habt, geht der Rest schneller. Bevor Ihr loslegt, lest Euch die Anleitung nochmal durch. Dabei markiert Ihr alles, wo gleichzeitig oder zugleich steht, denn das sind die Stellen, wo Ihr besonders aufpassen müsst. 15 Wenn Euch noch einige Stellen unklar sind, macht das gar nichts, denn vieles wird auf einmal ganz logisch, wenn man erstmal an der entsprechenden Stelle ist. Wenn Ihr dann fleissig am Stricken seid, solltet Ihr zwischendurch immer wieder mal messen, ob Euer Teil noch mit den gewünschten Maßen übereinstimmt. Fall sich die Maschenproben beim Waschen verändert haben sollte, müsst Ihr das natürlich bei Euren Maßen berücksichtigen. Einige Strickerinnen stricken nämlich an einem großen Teil fester oder lockerer als bei der Maschenprobe und wenn Ihr regelmäßig messt, stellt Ihr das nicht erst fest, wenn Ihr das fertige Teil anzieht. Zu groß lässt sich übrigens nicht mehr kleiner machen (höchstens durch Anfilzen, aber das kann auch gewaltig schief gehen), einen Tick zu klein kann man mit Chance noch beheben, idem man das fertige Stück in nassem Zustand auf die gewünschten Maße spannt. Es empfiehlt sich auch, zwischendurch immer mal wieder zu kontrollieren, ob man noch die richtige Maschenzahl auf den Nadeln hat! Tip: Zählt auch immer die Reihen mit, die Ihr gestrickt habt, damit Vorderteil und Rückenteil bzw. beide Ärmel auch gleich lang – das ist genauer als Messen und erleichtert Euch das spätere Zusammennähen. 10. Zu- und Abnahmen Die Formgebung eines Strickstücks erfolgt immer durch Zu- und Abnahmen, deswegen ist es besonders wichtig, dass Ihr die in der richtigen Zahl an den richtigen Stellen macht. Um Maschen zu- oder abzunehmen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Normalerweise sagt Euch die Anleitung, wie diese gearbeitet werden. Wenn Ihr nicht wisst, wie man z.B. eine überzogene Abnahme arbeitet oder eine Masche rechts verschränkt aus dem Querfaden aufnehmt, könnt Ihr das in einem Stricklehrbuch oder auch im Internet nachsehen. Nimmt man beidseitig zu oder ab, wird dies in den meisten Fällen symmetrisch gemacht, denn Zu- und Abnahmen kann man nach links oder nach rechts gerichtet arbeiten. Beispiel: Strickt man zwei Maschen rechts zusammen, kippt diese Abnahme nach rechts. Strickt man zwei Maschen rechts überzogen zusammen, neigt sich die Abnahme nach links. Üblicherweise strickt man am Reihenanfang nach links und am Reihenende nach rechts gerichtet, damit sich die Zu- oder Abnahme der Randlinie anpasst. 16 Auf diesem Bild sieht man auch sehr gut die Betonten Zu- oder Abnahmen In vielen Anleitungen werden die Zu- oder Abnahmen betont gearbeitet. Das heißt nichts anderes, als dass man sie nicht direkt am Rand arbeitet, sondern etwas vom Rand -meistens ein oder zwei Maschen- entfernt. Dadurch ergibt sich eine dekorative sichtbare Linie. Beispiel: Bei einer betonten Abnahme zwei Maschen von Rand entfernt strickt man am reihenanfang die 3. + 4. M überzogen zusammen, am Reihenende werden die viert- und drittletzte M rechts zusammengestrickt. Beidseitig zunehmen, abnehmen oder abketten Wenn die Anleitung sagt, mal solle beidseitig je 1 Masche zunehmen oder abnehmen, dann bedeutet das -eigentlich logisch- an jeder Seite, also am Reihenanfang und am Reihenende, man hat dann nach dieser Reihe zwei Maschen weniger. Steht da, dass man beidseitig mehrere Maschen abketten (oder abnehmen) soll, macht man das jeweils am Reihenanfang der Hinreihe und am Reihenanfang der Rückreihe, denn am Reihenende abketten ist zum weiterarbeiten unpraktisch. Die eine Reihe Versatz macht nichts aus. In jeder x. Reihe x mal abnehmen/zunehmen Die am häufigsten gestellte Frage in Strickforen: Wenn da steht, ich soll 3 x in jeder 6. Reihe und 4 x in jeder 8. Reihe abnehmen/zunehmen, wie ist das gemeint? Nacheinander, immer nacheinander. Also erstmal in der 6., 12. und 18. Reihe, dann in der 26., 34., 42. und 50. Reihe. Ausnahme: Da kommt das Wörtchen „abwechselnd“ vor. Beispiel: Abwechselnd 3 x in jeder folgenden 4. und 6. Reihe abnehmen. Dann werden die Abnahmen in der 4., 10., 16., 20., 24. und 30. Reihe gearbeitet, also immer abwechselnd + 4 und + 6. Achtung, aufpassen: Wenn da steht in der 10. und noch 7 x in jeder folgenden 6. Reihe beidseitig je 1 M abnehmen, heißt das insgesamt 8 x abnehmen. Wenn aber steht in der 10. und in jeder folgenden 6. Reihe 7 x abnehmen, bedeutet das insgesamt nur 7 x abnehmen. Zu- oder Abnahme vergessen Das passiert schnell: Man vergisst eine Zu- oder Abnahme. Kein Problem, wenn es sich dabei nur um eine oder zwei Maschen handelt, die kann man auch noch später, wenn man es bemerkt hat, dazu- bzw. wegmogeln. Hat man allerdings mehr vergessen, kann das die Form negativ beeinflussen und dann solltet Ihr lieber ribbeln. Daher: Immer wieder zählen, zählen, zählen, damit das möglichst gar nicht erst passiert! 17 Gleichmäßig verteilt zunehmen oder abnehmen Manchmal verlangt eine Anleitung von uns, dass wir gleichmäßig verteilt eine bestimmte Anzahl von Maschen zu- oder abnehmen. Aber wie ermittelt man, in welchen Abständen das geschehen muss, damit es wirklich gleichmäßig wird? Beispiel: Ich habe 219 M auf der Nadel und soll nun gleichmäßig verteilt 47 M zunehmen. Ich teile die Maschenzahl dann durch eins mehr, als ich Zunahmen habe, also 48. 219 : 48 = 4,57 Also muss ich nach jeder 4. Maschen zunehmen, habe dann aber noch einen Rest. Ich rechne daher: 48 x 4 = 192 219 - 192 = 27 Also nehme ich 27 x nach jeder 5. M zu = 135 M (ohne Zunahmen gerechnet) und 20 x (47 27) nach jeder 4. M = 215 M. Noch 4 M stricken, macht zusammen 219. So habe ich am Anfang und am Ende die Zunahmen jeweils 4 M vom Rand entfernt. Ich würde sogar jetzt noch weitergehen und 4 x nach jeder 5. (20 M), abwechselnd 20 x nach jeder 4. und 5. (200 M) und 3 x nach jeder 5. (215 M) zunehmen, damit die Zunahmen wirklich ganz gleichmäßig verteilt sind. Aber ich habe auch eine Buchhalter-Seele ;-) 11. Gegengleich stricken Darauf werdet Ihr sehr häufig stossen: Die andere Seite gegengleich stricken. Um Platz zu sparen, wird nicht nochmal erklärt, wie man z.B. die zweite Hälfte des Halsausschnitts oder das andere Vorderteil strickt, es werden nur Abweichungen angegeben, wie z.B. Knopflöcher. Die andere Seite wird spiegelverkehrt gestrickt, Zu- und Abnahmen kippen in die entgegengesetzte Richtung, Arm- oder Halsausschnitt befinden sich auf der anderen Seite. 12. Maschen aufnehmen Wenn Ihr alle Einzelteile gestrickt habt, werden oft noch Maschen aus dem Halsausschnitt oder aus den Kanten der Vorderteile für den Kragen bzw. für die Blenden aufgenommen. Die Anzahl der aufzunehmenden Maschen ist in der Anleitung angegeben. Um die Maschenzahl exakt zu erreichen, ist es am einfachsten, wenn Ihr Euch die Strecke, aus der die Maschen aufgenommen werden sollen, in mehrere gleich lange Abschnitte unterteilt. Teilt die insgesamt aufzunehmende Maschenzahl durch die Anzahl der Abschnitte und nehmt nun aus jedem teil die entsprechenden Maschen auf. Beispiel: Ihr soll für den Kragen 120 M aufnehmen. Den Halsausschnitt teilt ihr nun in vier gleich lange Stücke auf und nehmt aus jeder Sektion 30 M auf. Da Maschen breiter sind als Reihen, nimmt man üblicherweise aus 4 Reihen jeweils nur 3 Maschen auf. Nehmt Ihr Maschen aus Maschen auf, ist das Verhältnis normalerweise 1 zu 1. 18 Bei Maschenaufnahmen aus Maschen geht Ihr durch die Masche unterhalb der Abkettreihe Bei Maschenaufnahmen aus Reihen holt Ihr den Faden zwischen der Randmasche und der nächsten Masche durch: Tip: Zieht den Faden mit einer Häkelnadel durch und legt ihn dann auf die Stricknadel – das geht einfacher, als wenn Ihr versucht, den Faden mit der Stricknadel zu erwischen. 19 13. Länge anpassen Am einfachsten ist es, die Länge der Ärmel an Eure eigenen Maße anzupassen. Die Verlängerung bzw. Kürzung nehmt Ihr vor, wenn alle Ärmelzunahmen abgearbeitet sind. Den Rest der Ärmels bis zur Armkugel (sofern vorhanden) einfach entsprechend kürzer bzw. länger stricken. Auch das Körperteil lässt sich recht einfach in der Länge verändern, sofern Ihr einen geraden Schnitt, also ohne Taillierung, habt. Fangt Ihr einfach entsprechend früher oder später mit dem Armausschnitt an. Strickt Ihr mit Mustern, ist es sinnvoll, komplette Mustersätze in der Höhe hinzuzufügen bzw. wegzulassen. Bei Schnitten mit Taillierung müsst Ihr vorher genau überlegen, wo Ihr Länge einfügt oder weglasst, damit die Taille nicht plötzlich unter der Brust oder über dem Bauch sitzt. Eventuell müsst Ihr die Ab- und Zunahmen für die Taillierung auch in anderen Abständen machen. Zur Anpassung von taillierten Oberteilen und für weitergehende Größenanpassungen empfehle ich meinen Workshop „Von der Kunst einen passenden Pullover zu stricken“. Kostenlos online unter unter http://www.tichiro.net/wp-content/uploads/pulloverstricken.pdf 14. Ausarbeiten Zum Schluß einer Anleitung gibt es immer eine kleine Erläuterung zu den Fertigstellungsarbeiten. Dazu gehört vor allem das Schließen aller Nähte, das Einsetzen der Ärmel, das Anstricken von Blenden, ggf. das Annähen der Knöpfe und das Vernähen der Fäden. Ggf. werden auch noch Kanten durch Häkelmaschen versäubert Eine unsaubere Ausarbeitung kann das schönste Strickstück verschandeln, von daher solltet Ihr hier sehr sorgfältig arbeiten, insbesondere bei den Nähten. Die näht Ihr am besten im Matratzenstich: Näheres dazu unter www.lanagrossa.de/service/stricktipps/stricktipp_matratzenstich.html 20 15. Fehler in der Anleitung Ganz fies, aber leider menschlich: Es ist möglich, dass eine Anleitung Fehler beinhaltet. Tippfehler, Rechenfehler, falsche Symbole in der Strickschrift – so was kann einen zur Verzweiflung bringen, denn gerade als unerfahrener Stricker sucht man ja erstmal die Schuld bei sich selbst. Für englischsprachige Bücher und Zeitschriften gibt es oftmals Errata-Seiten im Internet, bei deutschen Anleitungen ist das leider nicht üblich (Ausnahme: Lana Grossa). Tip: Wen es so gar nicht hinhauen will und Ihr den Fehler nicht rausbekommt, findet Ihr meist schnelle Hilfe in einem Internet-Forum. Die besten Foren habe ich am Schluß dieses Skripts aufgelistet. Ihr könnt auch mit Eurer Anleitung und dem Strickzeug ins Wollgeschäft gehen, manche Inhaber sehen das aber nicht gerne, falls Ihr die Wolle nicht dort gekauft habt. Oder Ihr schreibt mir eine Mail ☺ [email protected] 16 . Hilfreiche Links und Literatur Foren: Deutscher Stricktreff bei Ravelry: www.ravelry.com/groups/deutscher-stricktreff---german-knitters Strickforum: www.strickforum.de Junghanswolle-Forum: www.forum.junghanswolle.de/ Stricktechniken im Internet erklärt: http://alpistrickbuch.blogspot.com/ http://www.lanagrossa.de/service/stricktipps/ http://www.nadelspiel.com/ (mit Videos) Viele Videos zum Stricken findet Ihr auch bei Youtube. Literatur: In jeden Strickerinnen-Haushalt gehört meiner Meinung nach auch ein Nachschlagewerk. Die gibt es wie Sand am Meer und es gibt leider kein Buch, in dem wirklich alles drinsteht, was man über das Stricken wissen kann. Für sehr empfehlenswert halte ich diese hier (aus der Verena kopiert, den Artikel habe ich geschrieben): 21 22