Gruppentraining Sozialer Kompetenzen GSK
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Gruppentraining Sozialer Kompetenzen GSK
Gruppentraining Sozialer Kompetenzen GSK I. Konzeption des GSK Das Gruppentraining Sozialer Kompetenzen basiert auf dem gleichnamigen Trainingsmanual, entwickelt von Hinsch & Pfingsten (2007) erschienen 1983 und mittlerweile in der 5. Auflage erhältlich. Das gesamte Konzept und das Curriculum können in dem gleichnamigen Buch und in Auszügen im Internet (www.gsk-training.de) nachgelesen werden. Im Folgenden sollen anhand einer kurzen Zusammenfassung das Konzept und das Curriculum kurz verdeutlicht werden. 1. Ziele des GSK und Zielgruppe Ursprünglich wurde das GSK für selbstunsichere Klienten entwickelt. Soziale Kompetenzprobleme treten allgemein sehr häufig auf und führen meistens zu negativen Konsequenzen in sozialen Situationen für die Betreffenden. Ziel des GSK ist die Verbesserung der sozialen Kompetenz, basierend auf der Grundannahme, dass sozial kompetentes Verhalten gelernt werden kann. Definition von sozial kompetentem Verhalten Als sozial kompetent bezeichnen wir die Verfügbarkeit und Anwendung von kognitiven, emotionalen und motorischen Verhaltensweisen, die in bestimmten sozialen Situationen zu einem langfristig günstigen Verhältnis von positiven und negativen Konsequenzen für den Handelnden führen. Eine Anpassung an unterschiedliche Zielgruppen ist relativ einfach möglich, da zumeist nur die Arbeitspapiere und die Rollenspielsituationen angepasst werden müssen. Im Internet finden sich modifizierte Arbeitspapiere für spezifische Gruppen, die zum Download bereitgestellt wurden. Ebenso ist ein Erfahrungsaustausch der Trainer untereinander möglich. 2. Drei Typen sozialer Situationen Das Trainingsprogramm besteht aus drei Situationstypen. Hierbei handelt es sich um Situationen, in denen ein unterschiedliches Ausmaß an sozialer Kompetenz zum Tragen kommt. • Recht durchsetzen (Typ R) • Beziehungen (Typ B) • Um Sympathie werben (Typ S) 3. Erklärungsmodell Zu Beginn des Trainings wird den Teilnehmern das Erklärungsmodell für soziale Kompetenzprobleme vermittelt. Situation Soziale Raumzeitliche Persönliche Bedingungen Bedingungen Bedingungen Wahrnehmung Rezeption Antizipation Hintergrundvariablen Prozessmodell sozial kompetenten/inkom petenten Verhaltens Aufmerksamkeit Kognitives Verhalten Emotionales Verhalten Motorisches Verhalten Verhaltenskonsequenzen Fortlaufende Verhaltenssteuerung kurzfristige Konsequenzen langfristige Konsequenzen Annäherung/Vermeidung Skills Skill-Komponenten 4. Trainingselemente Das Training soll alle im Erklärungsmodell angeführten Ebenen ansprechen. Dementsprechend gibt es Elemente auf der kognitiven Ebene: • Differenzierung der Wahrnehmung und der kognitiven Verarbeitung • Unterscheidung der Situationstypen • Differenzierung zwischen aggressivem und selbstsicheren Verhalten • Unterscheidung von Gefühlen und Kognitionen • Bewusstmachen der eigenen Selbstverbalisation Trainingselemente auf der emotionalen Ebene: • Entspannungstraining Trainingselemente auf der motorischen Ebene: • Einüben von Verhaltensfertigkeiten • Hausaufgaben zur Förderung der Transferleistung 5. Evaluation Das GSK wurde mittlerweile vielfach anhand unterschiedlicher Stichproben evaluiert. Detaillierte Ergebnisse finden sich wie bereits erwähnt im Buch von Hinsch & Pfingsten (2007). Siehe dazu auch: http://www.gsk-training.de/gsk/ergebnis.htm II. Curriculum 1. Standardmanual Das Trainingsmanual sieht folgenden Ablauf für die Durchführung des GKS vor, verweist aber auch darauf, dass in der Praxis organisatorische und zeitliche Strukturen eine Anpassung erforderlich machen können. Eine entsprechende Veränderung des Standardmanuals wird befürwortet. 1) Einführungsveranstaltung a. Bei welchen Problemen bietet das GSK Hilfe? ("Situationstypen") b. Grundannahmen des GSK ("Selbstsicherheitspyramide") c. Inhalte des Trainings (Rollenspiele, Entspannungstraining, Unterscheidung von selbstsicherem und aggressivem Verhalten etc.) d. Wirksamkeit des Trainings (Hinweis auf wissenschaftliche Erfolgskontrolle) e. Organisatorisches (Entscheidung für/gegen Teilnahme, Termine, Dauer der Sitzungen etc.) f. Durchführung des Vortests 2) Erste Sitzung a. Tagesordnung b. Warming-up c. Einführung des Erklärungsmodells (Bsp. am Flipchart erläutern, AB 1: "Erklärungsmodell" in Kleingruppen bearbeiten) d. Entspannungstraining (40 Minuten) e. Hausaufgaben (AB 2: "Rollenspielsituationen Typ R", Entspannung üben) f. Stundenbögen 3) Zweite Sitzung a. Tagesordnung b. Hausaufgaben besprechen (Entspannung, AB 2) c. AB 3: "Diskriminationstraining" in Kleingruppen d. Modellrollenspiel (AB 4: "Kriterien selbstsicheren Verhaltens") e. Rollenspiele mit Videofeedback f. Entspannungstraining (18 Minuten) g. Hausaufgaben (Entspannung üben, In-vivo-Training - AB 5: "Hausaufgaben - Recht durchsetzen") h. Stundenbögen 4) Dritte Sitzung a. Tagesordnung b. Hausaufgaben besprechen (Entspannung, AB 5) ¾ Bewusstmachen von Selbstverbalisationen: ¾ Pojektiver Videofilm c. "Selbstlobeübung" d. Rollenspiel mit Videofeedback e. Entspannungstraining (9 Minuten) f. Hausaufgaben (Entspannung üben) g. Stundenbögen 5) Vierte Sitzung a. Tagesordnung b. Hausaufgaben besprechen (Entspannung) c. Einführung in den Situationstyp B (Teil I) ¾ AB 6: "Rollenspielsituationen Typ B - Beziehungen" ¾ AB 7: "Gefühle entdecken und benennen" d. Entspannungstraining (7 Minuten mit Ruhebild und Entspannungswort) e. Hausaufgaben (Entspannung üben, AB 8: "Hausaufgaben - Gefühle benennen) f. Stundenbögen 6) Fünfte Sitzung a. Tagesordnung b. Hausaufgaben besprechen (Entspannung, AB 8) c. Einführung in den Situationstyp B (Teil II) ¾ AB 9:"Instruktion für selbstsicheres Verhalten B - Beziehungen" ¾ Modellrollenspiel d. Rollenspiel mit Videofeedback e. Hausaufgaben (keine, eventuell nachholen bisher unerledigter Hausaufgaben) f. Stundenbögen 7) Sechste Sitzung a. Tagesordnung b. Hausaufgaben besprechen (Erfahrungen der vorangegangen Woche) c. Einführung in den Situationstyp S ¾ AB 10: "Rollenspielsituationen Typ S - um Sympathie werben" ¾ Verstärkungsmöglichkeiten sammeln ¾ AB 11: "Instruktion für selbstsicheres Verhalten S - um Sympathie werben" ¾ Modellrollenspiel d. Rollenspiele mit Videofeedback e. AB 12: "Hausaufgaben - um Sympathie werben" f. Stundenbögen 8) Siebte Sitzung a. Tagesordnung b. Hausaufgaben besprechen (AB 12) c. Diskrimination der Situationstypen d. Rollenspiele mit Videofeedback e. Stundenbögen f. Eventuell Durchführung des Posttests 2. Modifikation des Curriculums für den Jugendstrafvollzug Die Notwendigkeit das Curriculum an die Gegebenheiten in der JA Hameln anzupassen ergibt sich aufgrund unterschiedlicher Aspekte. Diese sollen im Folgenden kurz dargestellt werden. Motivationale Aspekte Die Zuordnung zum GSK erfolgt im Rahmen der Erstellung des Erziehungs- und Förderplan bzw. im Rahmen der Fortschreibungen. Die Teilnehmer verfügen folglich meist über keine aktive Veränderungsmotivation, vielmehr lässt sich eine extrinsische Motivation beobachten. Die Teilnehmer gehen davon aus, dass sich eine Teilnahme positiv auf ihre vollzugliche Planung (Vollzugslockerungen, vorzeitige Entlassung) auswirkt. In der Folge ist es dementsprechend von enormer Bedeutung, bei den Teilnehmern eine stabile Problemeinsicht und eine Veränderungsmotivation zu fördern. Dafür wird zunächst die Einführungsveranstaltung genutzt. Weiterhin ist es im Verlauf des Trainings von Bedeutung, die Teilnehmer aktiv mit einzubeziehen, um die Motivation weiterhin aufrechtzuerhalten bzw. weiter zu fördern. Methodisch wurde hier das "Brainstorming" aufgenommen. Mögliche Fragestellungen sind hierbei "Welche Gefühle kennen Sie?" oder auch "Wie kann man auf eine andere Person eingehen?". Persönliche Situationen von Teilnehmern können zwar im Rahmen des Trainings aufgriffen werden, es hat sich aber gezeigt, dass viele nicht bereit sind, persönliche Probleme aktiv einzubringen. In Zukunft soll jedoch darauf geachtet werden, auch diese Bereitschaft weiter zu fördern. Strukturelle Aspekte Das Manual beschreibt den Ablauf für Gruppensitzungen von einer Dauer zwischen 150 und 180 Minuten. Die Jugendlichen Teilnehmer befinden sich zumeist in der Ausbildung und haben auch allgemein Schwierigkeiten sich über längere Zeit hinweg zu konzentrieren. Folglich dauert eine Gruppensitzung nur 90 Minuten, was dazu führt, dass im Allgemeinen neun Sitzungen (zusätzlich zur Einführungsveranstaltung) erforderlich sind. Außerdem haben die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Durchführung des Entspannungstrainings im vollen Umfang (40 Minuten in der ersten Sitzung) bei einer Dauer von nur 90 Minuten nicht realistisch und zudem auch wenig effektiv ist. Die Jugendlichen konnten sich nur sehr schwer auf die Durchführung von Entspannungstraining einlassen, so dass je nach Teilnehmergruppe darauf verzichtet wurde. Alternativ wurde die Maßnahme zusätzlich von den Trainern angeboten. Inhaltliche Aspekte Die Arbeitsmaterialien wurden an die Lebensumstände der jugendlichen Teilnehmer angepasst (Arbeitsblätter, Rollenspielsituationen etc.), zum besseren Verständnis wurden zusätzliche Arbeits- und Informationsblätter mit aufgenommen. Zum Beispiel zum Thema Rechte. Viele der jugendlichen Inhaftierten kennen ihre Rechte nicht, dies ist jedoch eine wesentliche Vorraussetzung, wenn man sein Recht durchsetzen will. Die modifizierten Arbeitsblätter basieren größtenteils auf der GSKnast-Version von Herrn Thomalla. Die anderen Arbeitsblätter wurden von den hiesigen Trainern weiterentwickelt. Weiterhin war eine Anpassung dahingehend erforderlich, dass viele Jugendliche dazu neigen auf Unsicherheit mit Aggressivität zu reagieren, was ihnen jedoch nicht bewusst ist. Im Arbeitsblatt zum Erklärungsmodell wurde dementsprechend die Verhaltensalternative "aggressiv" zusätzlich zu den Verhaltenssequenzen "selbstsicher" und "unsicher" aufgenommen. Der projektive Videofilm wird bereits etwas früher gezeigt, um den jugendlichen die Scheu vor der Kamera zu nehmen. Auch dies hat sich bewährt. Auf die Durchführung eines Prä- und eines Posttests wurde bisher verzichtet, da kein geeigneter Test vorlag. Die Möglichkeit einen solchen Durchzuführen wäre jedoch im Rahmen der Erfolgskontrolle durchaus indiziert.