Abspecken – aber richtig!
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Abspecken – aber richtig!
ZERTIFIZIERTE FORTBILDUNG _ FOLGE 433 Dr. rer. nat. Christina Holzapfel Dr. med. Claudia Eichhorn Institut für Ernährungsmedizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München Institut für Ernährungsmedizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesärztekammer Teilnahme unter www. springermedizin.de/kurse-mmw Koautor: Prof. Dr. med. Hans Hauner, München Gewichtsreduktion: Trends und Evidenz Abspecken – aber richtig! Jedes Jahr, insbesondere im Frühling und zum Auftakt der Badesaison, tauchen vor allem auch in den Online-Medien neue Diättrends auf und verheißen eine Gewichtsreduktion auf einfachem Weg. Doch welche Kostformen können empfohlen werden? Für welche Strategie gibt es Evidenz? Und was, wenn die Kilos wirklich weggeschmolzen sind? Lassen Sie sich auf den aktuellen Stand bringen! − Besonders stark beworben werden einseitige Crash- oder Trenddiäten, die oftmals mit einer raschen und hohen Gewichtsabnahme locken. Im Gegensatz dazu gibt es nach der Leitlinie der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) e. V. nur einige wenige evidenzbasierte Gewichtsreduktionsprogramme [2]. Das breite Spektrum an Diäten macht es rat- © 14ktgold / fotolia.com Diäten stehen hoch im Kurs. Eine Auswertung der Nationalen Verzehrsstudie II hat ergeben, dass zum Zeitpunkt der Befragung 5% der Deutschen eine Diät zur Gewichtsreduktion eingehalten haben [1]. Laut einer Umfrage (2014) haben 49% der Mädchen im Alter von 17 Jahren bereits eine Diät hinter sich. Wer abnehmen will, braucht eine Strategie, die langfristig durchzuhalten ist. 54 suchenden Menschen und selbst Experten schwer, eine Entscheidung für die „richtige“ Diätform zu treffen. Unabhängig von der Art der Diät (kohlenhydratarm, fettarm, mediterran oder vegan/vegetarisch) muss eine gewichtreduzierende Kost letztlich alltagstauglich sein und individuelle Vorlieben und Wünsche berücksichtigen, um langfristig erfolgreich zu sein. Darüber hinaus sollten Empfehlungen für eine Kostform Risikofaktoren für HerzKreislauf-Erkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen beachten [3]. Low-Carb Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt für die Allgemeinbevölkerung, mindestens 50% der zugeführten Energie in Form von Kohlenhydraten zu verzehren. „Low-Carb“ bedeutet, den Anteil der Kohlenhydrate an der Energieaufnahme zu senken und dafür den Protein- und Fettanteil zu erhöhen. Der Begriff „kohlenhydratarm“ ist dabei nicht wirklich definiert und reicht von 40% der Energieaufnahme in Form von Kohlenhydraten bis zu ketogenen Diäten, bei welchen der Kohlenhydratanteil möglichst niedrig gehalten wird (Abb. 1). Diäten, die Low-Carb als Grundprinzip ihres Ernährungskonzeptes implementiert haben, sind z. B. die South-Beach-, die Paleo- oder die Dukan-Diät. MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (3) FORTBILDUNG _ÜBERSICHT Vergleichende Studien konnten zeigen, dass der Gewichtsverlust unter einer kohlenhydratbegrenzten Kost anfänglich höher als unter einer fettreduzierten Kost ist. Allerdings ist dieser Effekt nur in den ersten sechs Monaten zu erkennen. Nach zwölf Monaten findet man keinen Unterschied mehr [4]. Insulin und Abnehmen Wenn dem Körper wenig Nahrungsenergie zugeführt wird, sinken die Insulinspiegel, weshalb der Körper auf eine katabole Stoff wechsellage umschaltet: Die Fettreserven werden mobilisiert. Umgekehrt steigt der Insulinspiegel bei einer kohlenhydratreichen Ernährung in Abhängigkeit vom Blutglukoseanstieg und hemmt die Lipolyse. Die Schlussfolgerung daraus, die Kohlenhydrate zu reduzieren, um die Insulinspiegel niedrig zu halten, ist dennoch nicht richtig. Es kommt vielmehr entscheidend auf die Energiebilanz an. Zudem steigen die Insulinspiegel im Blut nicht nur nach dem Konsum von Kohlenhydraten, sondern auch nach einer proteinreichen Mahlzeit. Eine Portion Steakfleisch (160 g) oder reifer CheddarKäse (60 g) mit jeweils 1000 Kilojoule (kJ) führen zu einem ähnlichen Insulinanstieg wie eine 1000-kJ-Portion gekochter Nudeln (200 g) [5]. Der Verzehr von Lebensmitteln mit einem niedrigen glykämischen Index (GI, Hebung des Insulinspiegels durch 50 g eines kohlenhydrathaltigen Lebensmittels im Vergleich zum Insulinanstieg durch 50 g Traubenzucker) scheint im Vergleich zu Lebensmitteln mit hohem GI mit einer etwas größeren Gewichtsabnahme vergesellschaftet zu sein [6]. Jedoch erlaubt die Datenlage nicht, eine Kost mit niedrigem GI als alleiniges Prinzip für eine Gewichtsreduktion zu empfehlen [7]. Low-Carb: Vor- und Nachteile Eine kohlenhydratarme Kost kann zu einer Senkung der Triglyzeride im Blut und einer Anhebung der High-DensityLipoprotein-Cholesterin(HDL-C)-Werte beitragen (Tab. 1). Jedoch ist eine kohlenhydratarme Kost häufig reich an gesättigten Fettsäuren, die aus tierischen MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (3) Produkten stammen, und führt daher zu einem Anstieg der Low-DensityLipoprotein-Cholesterin(LDL-C)-Konzentration um 5–10%, sodass u. U. das Atheroskleroserisiko erhöht wird [8]. Auch der Verzehr von Protein steigt bei einer Low-Carb-Kost. Die DGE empfiehlt, 10–15% der Nahrungsenergie aus Protein zu beziehen. Eine Erhöhung des Proteinanteils in einer gewichtsreduzierenden Kost verbessert den Gewichtsverlust geringfügig [9]. Neuere KohortenStudien zeigen jedoch, dass eine eiweißreiche Kost (vor allem prozessiertes tierisches Eiweiß) das Risiko erhöht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einen Diabetes mellitus Typ 2 zu entwickeln, und die Mortalität steigert [10]. Bei einer Low-Carb-Ernährung werden weniger Ballaststoffe verzehrt, weshalb deren protektive Effekte auf kardiovaskuläre Erkrankungen und Karzinome nicht zur Geltung kommen. Eine kohlenhydratarme Kost beinhaltet auch weniger andere Inhaltsstoffe pflanzlicher Lebensmittel (z. B. sekundäre Pflanzenstoffe) mit potenziell gesundheitsfördernder Wirkung. Wird die Kohlenhydratzufuhr sehr stark eingeschränkt, wie es bei der ketogenen oder Abbildung 1 Empfehlung der DGE Low Carb Ketogene Diät Verhältnis von Fett zu Nicht-Fett (Eiweiß und Kohlenhydrate) 4 : 1 Kohlenhydrate Fett Eiweiß Abb. 1 Zusammensetzung der Makronährstoffe bei verschiedenen Kostformen. „Very-Low-Carb“-Diät der Fall ist, werden die Glykogenspeicher des Körpers geleert, die körperliche Leistungsfähig- Tabelle 1 Vor- und Nachteile der Low-Carb- und Low-Fat-Ernährung Ernährung Vorteile Nachteile Low-Carb Initial stärkere Gewichtsreduktion als mit Low-Fat-Ernährung Hoher Konsum von rotem Fleisch und gesättigten Fettsäuren kann das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und einige Karzinome erhöhen. Günstige metabolische Effekte: Absenkung der Triglyzeridwerte, Anstieg der High-Density-Lipoprotein-Cholesterinwerte Verminderte Aufnahme von Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Mikronährstoffen Geringere Aufnahme von ungünstigen Fetten (gesättigte Fettsäuren, Cholesterin, Transfettsäuren) Liebhaber von deftigem Essen vermissen Fett als Geschmacksträger. Low-Fat Einfache Regeln (Low-Fat 30): Lebensmittel, deren Fettgehalt unter 30% liegt, sind erlaubt. Der Einsatz von Light-Produkten ist möglich. 55 FORTBILDUNG _ÜBERSICHT keit nimmt ab [8]. Unter einer ketogenen Diät kann es zu einem Nährstoff mangel, insbesondere für die B-Vitamine, Vitamin C, Kalzium, Eisen und Zink kommen. Bezüglich des Sättigungsgefühls und der Therapieadhärenz bei Gewichtsreduktion gibt es keine Unterschiede zwischen einer Low-Carb- und einer LowFat-Diät [11]. Menschen mit Prädiabetes oder metabolischem Syndrom können von einer mäßig kohlenhydratreduzierten Ernährung mit überwiegend komplexen Kohlenhydraten profitieren [12]. Low-Fat Unsere Nahrung sollte nach den DGEEmpfehlungen etwa 30 Energieprozent Fett enthalten, beziehungsweise 35 Energieprozent bei körperlich aktiven Personen. Insbesondere Frauen mittleren Alters und Männer liegen hier deutlich über den Empfehlungen. Die Deutschen nehmen das meiste Fett über Milchprodukte auf, gefolgt von Streich-, Brat- und Backfetten sowie Wurstwaren. Low-Fat-Diäten setzen auf eine Gewichtsreduktion durch Beschränkung des täglichen Fettkonsums. Diese Diätkonzepte (z. B. Low-Fat-30-Diät, Pfundskur), deren Vor- und Nachteile in Tab. 1 dargestellt sind, entsprechen mit den erlaubten 60 g Fett pro Tag den Empfehlungen der DGE. Light-Produkte können bei dieser Kostform sinnvoll sein, jedoch ist „Light“ nicht immer empfehlenswert. Fehlt Fett, werden häufig Ersatzstoffe und Zucker eingesetzt, um das Produkt schmackhafter zu machen. Zudem sind Light-Produkte für viele Menschen ein Freibrief für eine sonst unachtsame Ernährung. In einer aktuellen Metaanalyse konnte ein Zusammenhang zwischen der Fettzufuhr und dem Körpergewicht gezeigt werden. Die Auswertung ergab, dass eine Ernährungsweise mit geringer Fettzufuhr mit einem niedrigeren Körpergewicht bzw. mit einer geringeren Gewichtszunahme vergesellschaftet ist [13]. Mediterrane Kost Die mediterrane Kost ist charakterisiert durch einen hohen Konsum an pflanzlichen Lebensmitteln (Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Obst und Gemüse). Olivenöl ist die Hauptfettquelle. Geflügel, Fisch und Milchprodukte werden in Maßen verzehrt, rotes Fleisch und Wurstwaren stehen nur selten auf dem Speiseplan. Die mediterrane Kost wird auch im Kontext einer Gewichtsreduktion viel diskutiert. Eine israelische Studie untersuchte drei Kostformen im Hinblick auf die zu erreichende Gewichtsreduktion. Nach zwei Jahren gab es keinen klinisch relevanten Unterschied bezüglich der Gewichtsreduktion zwischen einer fettreduzierten versus einer mediterranen versus einer kohlenhydratreduzierten Kost [14]. Tabelle 2 Kommerzielle Gewichtsreduktionsprogramme ohne Formuladiät (DAG 2014) Programm Gewichtsabnahme in kg nach einem Jahr Ich nehme ab (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.) Frauen: –2,3*/–2,0*/–1,3** Männer: –4,1* Abnehmen mit Genuss (AOK) Frauen: –2,2 (BOCF) Männer: –2,9 (BOCF) Weight Watchers –5,1 (LOCF, Weight-Watchers) –2,3 (LOCF, Kontrolle) M.O.B.I.L.I.S. Alle: –5,1 (BOCF) Frauen: –5,0 (BOCF) Männer: –5,9 (BOCF) BOCF=baseline observation carried forward; LOCF=last observation carried forward; *BOCF mit Beratung; **BOCF Self-Help 56 Eine kürzlich veröffentlichte Metaanalyse hat gezeigt, dass bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 eine mediterrane Kost im Vergleich zu anderen Kostformen den stärksten positiven Effekt auf die Blutzuckerkontrolle hat. Laut der Analyse verloren die Studienteilnehmer mit mediterraner Kost am meisten an Gewicht [15]. Energiedefizit Voraussetzung für eine Gewichtsreduktion ist eine negative Energiebilanz. Dafür sollte eine Reduktionskost angestrebt werden, die etwa 500 Kilokalorien (kcal) unter dem Tagesenergiebedarf liegt, in Einzelfällen auch > 500 kcal. Randomisierte klinische Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass nicht die Makronährstoffzusammensetzung, sondern das erzielte Energiedefizit für die Gewichtsreduktion ausschlaggebend ist. Ein direkter Vergleich von vier verschiedenen Kostformen zur Gewichtsabnahme hatte keinen signifikanten Unterschied in der Gewichtsreduktion zwischen den Makronährstoffgruppen ergeben. Nach zwei Jahren lag die Gewichtsreduktion bei etwa 4 kg [11]. Gewichtsreduktionsprogramme Zur langanhaltenden Gewichtsreduktion sollte ein multidisziplinärer Ansatz (Ernährung, Bewegung, Verhalten) gewählt werden. Interdisziplinäre, wissenschaft lich evaluierte Gewichtsreduktionsprogramme sind in Tab. 2 dargestellt. Die Programme führen zwar im Mittel nach zwölf Monaten lediglich zu einer moderaten Gewichtsreduktion, allerdings ist eine Gewichtsabnahme von 5–10% des Ausgangsgewichts bereits mit einer deutlichen Verbesserung des Stoffwechsels assoziiert. Online Gewichtsreduktionsprogramme Seit einigen Jahren werden immer mehr internetbasierte Programme zum Gewichtsmanagement angeboten. In einem Cochrane-Review war die Gewichtsabnahme mit computerbasierten Interventionen nach sechs Monaten größer als unter einer „Standardbehandlung“, jedoch niedriger als unter einer intensiven per- MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (3) FORTBILDUNG _ÜBERSICHT Tabelle 3 Auswahl von Trenddiäten ohne wissenschaftliche Evidenz Trenddiät Hauptprinzip Beurteilung Metabolic Balance Stoffwechselprogramm; basiert auf Blutanalyse und computergestütztem individuellem Ernährungsprofil; wird vor allem von Ärzten, Heilpraktikern und privaten Gesundheitseinrichtungen (z. B. Fitnesscenter) angeboten. Sehr restriktive Ernährungsvorgaben, die auf lange Sicht nicht alltagstauglich sind. 10in2 Basiert auf Prinzip des „intermittent fasting“: Einen Tag darf alles gegessen werden (1), am nächsten wird gefastet (0), alles in zwei Tagen (2). Sehr einfache Regeln; Konzept im Alltag weder sinnvoll noch tauglich. Kurzes intermittierendes Fasten kann Alternative zur kontinuierlichen Energiereduktion darstellen. Schlank im Schlaf „Insulin-Trennkost“; soll nächtliche Insulinspiegel niedrig halten, um maximale Fettverbrennung zu erreichen; zum Frühstück wird kohlenhydratbetonte Kost, mittags kohlenhydrat- oder proteinhaltige Mahlzeit und abends kohlenhydratfreie Kost empfohlen; fünf Stunden Nahrungskarenz zwischen den drei Mahlzeiten. Günstige Makronährstoffzusammensetzung (niedriger glykämischer Index, moderate Fettzufuhr); strikte Vorgaben; praktische Umsetzung im Alltag schwierig und stark einschränkend. LOGI Kohlenhydratarme Kost; Fokus auf glykämischem Index, um den Insulinspiegel niedrig zu halten; drei Hauptmahlzeiten, zwei Zwischenmahlzeiten; hoher Anteil an eiweißreichen Produkten (Fisch, Fleisch); angepasst an „Steinzeitkost“. Hohe Fett- und Eiweißzufuhr; viel stärke- und zuckerarmes Gemüse und Obst; entspricht nicht den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.. GLYX Kohlenhydratarme Kost; Fokus auf glykämischem Index, um Insulinspiegel niedrig zu halten; drei Mahlzeiten. Hohe Fettzufuhr, niedrige Kohlenhydratzufuhr; Glyx-Tabellen heterogen; auf Dauer nicht durchführbar. SHRED Sechswöchiger sehr strikter Ernährungsplan; vier Mahlzeiten und drei Snacks pro Tag; geringer Abstand zwischen den Mahlzeiten, um den Insulinspiegel möglichst konstant zu halten. Starke Energiereduktion; kurzzeitig angelegter Diätplan; nicht alltagstauglich. hCG Diät Tropfen zum Einnehmen sowie sehr detaillierter und restriktiver Ernährungsplan mit max. 500 Kalorien pro Tag; dreiwöchige Diät. Unwirksam; birgt gesundheitliche Risiken; keine Empfehlung zur Gewichtsreduktion. Skinny Bitch Ausschließlich vegane Kost; Kaffeeverbot. Viel Obst und Gemüse; Nährstoffmangel möglich. hCG= humanes Choriongonadotropin sönlichen Betreuung („Face-to-Face“) [16]. Das Programm „Lean and Healthy“ dauert ein Jahr und kostet einmalig 50 Euro. Eine Auswertung von 633 Personen, die das Programm ein Jahr lang durchgehalten haben, zeigt, dass Frauen nach einem Jahr ca. 6 kg und Männer ca. 7 kg abgenommen haben (www.leanand-healthy.de). „HausMed“ (www.hausmed.de) bietet für 49 Euro das zwölfwöchige Programm „Coaching Leichter Abnehmen“ an. Gegen Aufpreis von 30 Euro ist eine Betreuung durch den Hausarzt mit regelmäßigen Telefonaten möglich. Eine Analyse ergab, dass nach zwölf Wochen die Gewichtsreduktion in der HausMed-Grup- MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (3) pe (n = 76) bei 4,2 kg und in der Kontrollgruppe (n = 72) bei 1,7 kg lag [17]. „KiloCoach“ zielt auf eine Lebensstiländerung mit Augenmerk auf die Führung eines elektronischen Ernährungsprotokolls ab. Eine Auswertung der Daten von 479 Teilnehmern hat kürzlich ergeben, dass nach einem halben Jahr mehr als die Hälfte der Teilnehmer weniger als 5% des Ausgangsgewichts abgenommen haben. Etwa ein Drittel der Teilnehmer hat zwischen 5 und 10% und knapp 20% haben 10% oder mehr des Ausgangsgewichts abgenommen [18]. Die Mehrzahl der Online-Gewichtsreduk tionsprogramme ist allerdings nicht wissenschaft lich evaluiert und konzeptionell mangelhaft . Grundsätz- lich sind Programme, die über einen längeren Zeitraum multidisziplinär angelegt sind und keine einseitige Kost empfehlen, am ehesten zur Gewichtsreduktion geeignet. Trenddiäten Diäten kommen und gehen, getrieben von wirtschaft lichen Interessen und Medien, die einfache Lösungen und schnelle Erfolge suggerieren (Tab. 3). All diesen Diäten ist gemein, dass sie blumige Versprechungen machen, die aber nie überprüft wurden. Schließlich geht es um schnelle Umsätze. In aller Regel verschwinden diese Konzepte nach kurzer Zeit vom Markt. Spätestens dann, wenn die Anwender erkennen, dass die neue 57 FORTBILDUNG _ÜBERSICHT Abbildung 2 Patient Indikation • BMI ≥ 30 kg/m2 • BMI ≥ 25 kg/m2 mit Begleiterkrankungen • Risikofaktoren (metabolisch/kardiovaskulär) Lebensstilanamnese • Motive für die Gewichtsreduktion • Ernährungsgewohnheiten (z. B. Ernährungsprotokoll) • Körperliche Belastbarkeit, Bewegungsverhalten (z. B. Protokoll) • Individuelle Vorlieben / Wünsche des Patienten • Vorgeschichte (z. B. Abnehmversuche) • Familiäre und berufliche Situation Erfassung Empfehlungen zur Gewichtsreduktion Inhalt Ziele und Umsetzung • Medizinische Beratung • Ernährungsberatung • Verhaltenstraining • Hilfestellung zur Steigerung der körperlichen Aktivität • Realistische, individuelle Zielvereinbarung • Regelmäßige Termine (Gruppe/Einzelgespräche) • Langfristige, nachhaltige Lebensstiländerung • Gewichtsreduktion und -erhalt • Risikoreduktion (metabolisch/kardiovaskulär) • Verbesserung der Lebensqualität Empfehlungen zur Gewichtserhaltung Abb. 2 Schematische Darstellung der Patientenbetreuung. Trenddiät keine Wunder vollbringt, nimmt das mediale Interesse wieder ab. Ernährungsübergreifende Prinzipien zur Gewichtsreduktion Langsam abnehmen Erstrebenswert ist ein tägliches Energiedefizit von 500 kcal, in Einzelfällen auch > 500 kcal [2]. Eine zu rasche Gewichtsreduktion birgt aufgrund zweier physio- logischer Effekte die Gefahr des Jo-JoEffektes: Bei jeder Gewichtsreduktion baut der Körper nicht nur Fett-, sondern auch Muskelmasse ab. Je rascher das Gewicht reduziert wird, desto größer ist der Verlust an Muskelmasse, insbesondere bei älteren Menschen [19] und bei fehlender körperlicher Aktivität. Eine geringere Muskelmasse geht mit einem niedrigeren Energieverbrauch einher. Wird nach einer Gewichtsreduktion die Abbildung 3 Berufsverbände Fachgesellschaften Selbsthilfegruppen Sonstige • • • • • Ärztekammern/Kassenärztliche Vereinigungen BerufsVerband Oecotrophologie e.V. (VDOE) Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e.V. (BDEM) Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e.V. (VDD) Deutsche Gesellschaft der qualifizierten Ernährungstherapeuten und Ernährungsberater – QUETHEB e.V. • Verband für Ernährung und Diätetik e.V. (VfED) • Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG) • Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG) • Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) • www.adipositas24.de • Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen – NAKOS • • • • • aid infodienst Betriebsärzte Krankenkassen/Rentenversicherungen Kompetenznetz Adipositas Verbraucherzentralen Abb. 3 Auswahl einiger Informationsquellen für Fachkräfte und Betroffene, die praxisorientierte Informationen zum Thema Adipositas wünschen. 58 Energiezufuhr nicht dauerhaft angepasst, steigt das Gewicht schnell wieder an. Zudem stellt sich bei einem anhaltend großen Energiedefizit ein Hungerstoff wechsel ein, der dazu führt, dass der Energieverbrauch gedrosselt und der Appetit gesteigert wird [20]. Nach den Ergebnissen einer US-amerikanischen Erhebung gelingt es nur einem von sechs Erwachsenen mit Übergewicht oder Adipositas, eine Gewichtsreduktion von mindestens 10% für ein Jahr zu halten [21]. Die längerfristigen Erfolgsraten sind noch niedriger [22]. Eine langsame Gewichtsreduktion mit nachhaltiger Veränderung der Ernährungsweise und eine regelmäßige ausdauerorientierte körperliche Aktivität können dem Jo-Jo-Effekt vorbeugen [23]. Sie sind aber auf lange Sicht nicht effektiver als eine schnelle Gewichtsabnahme [24]. Ausgewogene Ernährung Die ständige Verfügbarkeit von preisgünstigen, energiedichten, aber nährstoffarmen Lebensmitteln ist oft ein Faktor, der bei der Entstehung des Übergewichts eine Rolle spielt. Daher findet man bei übergewichtigen Menschen nicht selten ein Defizit an Mikronährstoffen [25]. Eine Gewichtsreduktion kann dieses Defizit weiter verstärken. Deshalb ist neben der Energierestriktion auch die ausreichende Versorgung des Organismus mit Vitaminen und Mineralstoffen besonders wichtig. Eine ausreichende Proteinzufuhr wirkt dem Verlust von Muskelmasse entgegen [26]. Davon profitieren insbesondere ältere Menschen mit erhöhtem Sarkopenierisiko [26]. Wasser und ungesüßte Getränke sind als Getränke zu empfehlen. Unterstützung durch Anleitung Abnehmwillige Personen werden von Informationen zu gesunder oder vermeintlich gesunder Ernährung geradezu überflutet. Eine professionelle Beratung auf wissenschaftlicher Grundlage kann hier Klarheit bringen, einer Fehlernährung vorbeugen und vor diätbedingten Risiken schützen. Maßnahmen zur nachhaltigen Gewichtsreduktion sollten Aspekte der Er- MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (3) FORTBILDUNG _ÜBERSICHT Gewicht halten Nach erfolgreicher Gewichtsreduktion besteht die Herausforderung darin, das erreichte Gewicht zu halten. Ständiges Zu- und wieder Abnehmen erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Gallensteine. Für die Stabilisierung des Gewichts muss berücksichtigt werden, dass der Ruheenergiebedarf niedriger liegt als vor der Gewichtsreduktion. Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie sind weiterhin essenziell, um das neue Gewicht langfristig zu stabilisieren [2]. Regelmäßiges Wiegen trägt ebenfalls zur Gewichtserhaltung bei [2]. Eine proteinreiche Kost unterstützt die Nachhaltigkeit der Gewichtsreduktion [27]. Patientenbetreuung Abb. 2 fasst schematisch wichtige Komponenten der Patientenbetreuung zusammen. Dabei ist eine Lebensstilanamnese unabdingbar. Nur dadurch kann gewährleistet werden, dass mit dem Betroffenen individuelle und realistische Ziele vereinbart werden und seine Wünsche, Vorlieben sowie Möglichkeiten in die Beratung einfließen. Bezüglich der konkreten Ernährungsberatung sei auf die „Checkliste zur Ernährungsberatung bei Adipositas“ [2] verwiesen. Als allgemeine praktische Empfehlungen werden darin u. a. folgende Punkte aufgeführt: Vermeiden von großen Portionen, Häufiger Verzehr von ballaststoff reichen Lebensmitteln (z. B. Gemüse, Vollkornprodukte), Beachtung des Energiegehalts von Fertiggerichten und Einschränken des Alkoholkonsums. Ein besonderes Augenmerk ist auf das „Selbstmonitoring“, z. B. regelmäßiges −− − − MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (3) © Klaus Rose nährungs-, der Bewegungs- und der Verhaltenstherapie beinhalten, sowie die Motivation der Betroffenen berücksichtigen [2]. Im Einzelgespräch können individuelle Therapieziele vereinbart, anhand von Ernährungsprotokollen „Diätfehler“ identifiziert und die Notwendigkeit einer interdisziplinären Behandlung vermittelt werden. Gruppenschulungen können durch den sozialen Austausch zusätzlich motivieren. Die Begleitung adipöser Patienten bei der Gewichtsreduktion braucht Zeit und Hinwendung – eine Mühe, die sich zumindest für die Patienten rechnet. Wiegen, sowie auf die Planung der Gewichtsstabilisierung nach der Gewichtsreduktion zu legen. fern. Zum Teil sind auch zertifizierte Ernährungsfachkräfte nach Postleitzahlen angegeben. Informationsquellen Für Fachkräfte und Betroffene ist es schwierig, angesichts der Flut von Empfehlungen zur Gewichtssenkung die Spreu vom Weizen zu trennen. Das wichtigste Kriterium zur Beurteilung der Wirksamkeit und Sicherheit eines Programms sind wissenschaftliche Auswertungen und die Publikation der Ergebnisse in Fachzeitschriften mit Peer-Review-Verfahren. In Abb. 3 sind Informationsquellen aufgeführt, die fundierte praxisorientierte Informationen zum Thema Adipositas lie- Literatur unter mmw.de Gewicht reduzieren und halten Für die Verfasser: Prof. Dr. med. Hans Hauner Institut für Ernährungsmedizin Klinikum rechts der Isar Technische Universität München Georg-Brauchle-Ring 60/62 D-80992 München E-Mail: [email protected] Keywords Reducing and maintaining body weight – trends and evidence Diet – low carb – low fat – weight reduction – weight maintenance – energy reduction Fazit für die Praxis 1. Bei Trenddiäten ist stets Skepsis angebracht. 2. Für die Gewichtsreduktion ist nicht die Makronährstoffzusammensetzung, sondern das erreichte Energiedefizit ausschlaggebend. 3. Multidisziplinäre und wissenschaftlich evaluierte Gewichtsreduktionsprogramme sind zu empfehlen und ermöglichen auch langfristig eine moderate Gewichtsreduktion. 4. Gewicht halten ist mindestens genauso wichtig wie das Körpergewicht zu senken. Interessenkonflikt Die Autoren erklären, dass sie sich bei der Erstellung des Beitrages von keinen wirtschaftlichen Interessen leiten ließen. Sie legen folgende potenzielle Interessenkonflikte offen: Der Autor Hans Hauner gibt an, dass er als Principle Investigator eine klinische Studie durchgeführt hat, die von der Firma Weight Watchers finanziert wurde. Zudem ist Hans Hauner Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Almeda GmbH. Der Verlag erklärt, dass die inhaltliche Qualität des Beitrags von zwei unabhängigen Gutachtern geprüft wurde. Werbung in dieser Zeitschriftenausgabe hat keinen Bezug zur CME-Fortbildung. Der Verlag garantiert, dass die CME-Fortbildung sowie die CMEFragen frei sind von werblichen Aussagen und keinerlei Produktempfehlungen enthalten. Dies gilt insbesondere für Präparate, die zur Therapie des dargestellten Krankheitsbildes geeignet sind. 59 CME-Fragebogen FIN: MM1503xy gültig bis 5.3.2015 Bitte beachten Sie: • Die Teilnahme ist nur online unter www.springermedizin.de/eAkademie möglich. • ausführliche Erläuterungen unter www.springermedizin.de/info-eakademie Diese CME-Fortbildungseinheit ist von der Bayerischen Landesärztekammer mit zwei Punkten zur zertifizierten Fortbildung anerkannt. Gewichtsreduktion: Trends und Evidenz Welche Makronährstoffzusammensetzung empfielt die Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.? ⃞ Mindestens 50% Kohlenhydrate, 30% Fett, 10–15% Proteine. ⃞ Höchstens 30% Kohlenhydrate, 50–60% Fett, 10–15% Proteine ⃞ Kohlenhydrate zu Fett im Verhältnis 4:1. ⃞ Mindestens 50% Kohlenhydrate, 10-15% Fett, 30% Protein. ⃞ 40% Kohlenhydrate, 40% Fett, 20% Proteine. Welche Aussage zur Makronährstoffzusammensetzung einer Diät trifft zu? ⃞ Sie hat hat eine geringe Bedeutung für die langfristige Gewichtsreduktion. ⃞ Low-Carb-Diäten senken das LDLCholesterin. ⃞ Low-Fat-Diäten führen zu einer initial höheren Gewichtsreduktion. ⃞ Bei Low-Carb-Diäten ist die ausreichende Versorgung mit Ballaststoffen sichergestellt. ⃞ Low-Carb-Diäten senken das Risiko, einen Diabetes mellitus Typ 2 zu entwickeln. Was versteht man unter dem Glykämischen Index (GI)? ⃞ Er beschreibt die Kohlenhydratdichte eines Lebensmittels bezogen auf seinen Wassergehalt. ⃞ Er ist ein Maß für den Insulinanstieg nach einer kohlenhydrat-, fett- oder proteinreichen Mahlzeit. ⃞ Er beschreibt die Blutzuckerreaktion von 50 g Kohlenhydraten aus einem kohlenhydrathaltigen Lebensmittel in Relation zum Blutzuckeranstieg nach 50 g Traubenzucker. ⃞ Er ist ein Maß für den Insulinanstieg nach einer Mahlzeit mit 1000 kJ. ⃞ Er beschreibt das Verhältnis von komplexen Kohlenhydraten zu Einfachzuckern in einem Lebensmittel. 60 Welche Aussage zum Jo-Jo-Effekt trifft zu? ⃞ Er beschreibt die physiologischen Tagesschwankungen des Gewichts. ⃞ Er betrifft den Fettgewebsanteil des Körpers, nicht jedoch die Muskelmasse. ⃞ Ständiges Ab- und wieder Zunehmen birgt ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Gallensteine. ⃞ Er tritt bei etwa 10% aller Gewichtsreduktionen auf. ⃞ Die Schwankungen des Gewichts werden in der Regel immer geringer, bis das Zielgewicht erreicht ist. Welche Aussage zur Low-Carb-Diät trifft zu? ⃞ Sie kann die Triglyzeridwerte im Blut senken. ⃞ Bei einer ketogenen Diät erhält der Körper ausreichend sekundäre Pflanzenstoffe. ⃞ Der Gewichtsverlust ist nach einem Jahr deutlich größer als unter einer Low-FatReduktionskost. ⃞ Sie verhindert den Jo-Jo-Effekt. ⃞ Der Verzehr von Fett und Protein wird eingeschränkt. Welche Aussage zu Empfehlungen zur nachhaltigen Gewichtsreduktion trifft zu? Sie sollten … ⃞ sich auf die Auswahl der Makronährstoffe beschränken. ⃞ auf eine rasche Gewichtsabnahme drängen. ⃞ nicht auf körperliche Betätigung drängen, um den Abnehmwilligen nicht zusätzlich zu schwächen. ⃞ bestehende Vorerkrankungen und Risikofaktoren mit berücksichtigen. ⃞ auf ein kurzfristiges Vermeiden sogenannter Dickmacher drängen. Was empfehlen Sie einer 40-jährigen Patientin mit einem Body Mass Index von 32 kg/m², die immer wieder Diätversuche in Angriff genommen hat? ⃞ Eine bariatrische Chirurgie. ⃞ Eine Formuladiät. ⃞ Eine Low-Carb Diät. ⃞ Eine Reduktion der Energiezufuhr, Steigerung der körperlichen Aktivität und eine Verhaltenstherapie. ⃞ Eine Low-Fat-Diät. Welche Aussage zu Trenddiäten trifft zu? ⃞ Die Schlank-im-Schlaf-Diät hat eine günstige Makronährstoffzusammensetzung. ⃞ Die LOGI-Diät entspricht den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.. ⃞ Die GLYX-Diät ist mit einer niedrigen Fettzufuhr verbunden. ⃞ Die Skinny-Bitch-Diät schränkt den Verzehr von Obst und Gemüse ein. ⃞ Bei der SHRED-Diät nimmt man maximal zwei Mahlzeiten pro Tag zu sich. Welche Aussage zum Stellenwert des Gewichthaltens nach einer Diät trifft zu? ⃞ Das Gewicht zu halten ist unerheblich, weil man jeder Zeit wieder an Gewicht abnehmen kann. ⃞ Je schneller an Gewicht abgenommen wird, desto besser kann man das Gewicht anschließend halten. ⃞ Das Gewicht zu halten ist nach CrashDiäten leicht, weil diese Diäten den Grundumsatz unbeeinflusst lassen. ⃞ Das Gewicht zu halten ist leichter, wenn das Gewicht langsam reduziert wird und sich Lebensweise und Ernährungsweise nachhaltig geändert haben. ⃞ Nach einer Diät wird man das Gewicht leichter halten können, wenn die Diät fett- und kohlehydratreich war. Welche Aussage zu Low-Fat-Diäten trifft zu? ⃞ Eine Low-Fat-Diät hat die besten Langzeiterfolge. ⃞ Die Einschränkung des Fettkonsums führt zu einer höheren initialen Gewichtsreduktion. ⃞ Sie führen zum besten Sättigungsgefühl. ⃞ Sie führen zur Aufnahme nur geringer Mengen an ungünstigen Fetten. ⃞ Sie haben die beste Therapieadhärenz. MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (3) DOI 10.1007/s15006-015-2548-x springermedizin.de/eAkademie