TAXI 75 GzD.p65

Transcription

TAXI 75 GzD.p65
Binder &
Krieglstein:
New Weird
Austria
Essay
Recordings
mn. Ich dachte
immer Binder &
Krieglstein sei
ein Duo. Falsch. Hinter diesem Projekt
steckt der Grazer Schlagzeuger Rainer
Binder-Krieglstein (* 1966). Sein Lied
„Alles Verloren“ (2004 auf dem 2. Platz
beim Protestsongcontest), singe ich seit
Jahren begeistert mit. Kein Wunder, veröffentlicht er doch auf dem „Essay“-Label. Das wiederum ist geprägt vom
Musikproduzenten und DJ Stefan Hantel, besser bekannt als Shantel „Bukovina-Club“, dem Begründer des tanzbaren Balkanpops. Binder & Krieglstein
einzuordnen ist einfach: lüpfig, SkaKlezmer-Rai, Elektronik, Weltmusikanleihen von überall her, tanzbar, frech und
es bitzeli poppig. Gerade soviel, dass
die CD nicht von den Kommerzradios zu
Tode gedudelt wird.
Allan Guggenbühl: Songs To
Kill Time
Zyt
ds. Ein aufrichtiges, gut gemeintes Projekt: der
hauptberufliche
Psychologe Guggenbühl vertont Texte, welche er von USStrafgefangenen erhalten hat, die sich
darin mit ihrer Situation auseinandersetzen. Soweit - so interessant. Die musikalische Umsetzung des Ganzen aber,
darf als weitgehend missglückt beschrieben werden. Die Arrangements des Tontechnikers und Instrumentalisten Andreas Christen mögen noch hinkommen,
dilettantisch im negativen Sinn wird’s
beim Gesang, der sich nölig, eintönig und
mit unsäglicher Phrasierung präsentiert.
Sandra Rayne:
Fallen Angels
Eigenverlag
ds. Hier hingegen
überzeugt der
Gesang durchwegs. Defizite
wären eher beim
Inhaltlichen auszumachen, handelte es sich nicht um
Popsongs, wo derlei Ansprüche eine eher
untergeordnete Rolle spielen. Raynes
dunkle Stimme erinnert zeitweise an
Joan Armatrading oder Tracy Chapman,
was ja wahrlich keine schlechten Referenzen sind. Die Sängerin begleitet sich
auf der Akustikgitarre. Die instrumentale Umsetzung von Marco Walser ist solides, songdienliches Handwerk und passt
ausgezeichnet zu Raynes Vocallinien.
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26
TAXI
Nr. 75
The Rough
Guide to the
Music of
Russian
Gypsies
World Music
Network
mn. Zwei CDs die
Einblick in die russische Zigeuner-Musik anbieten. Es ist
Musik die mit nostalgischer Verklärung
kokettiert. Früher stellten Chöre mit dutzenden von SängerInnen, Gitarristen
und TänzerInnen die Basis. Heutzutage
machen brillante MusikerInnen ihr Können hörbar. Denn anders als in vielen
armen Balkanregionen, hatten russische
Gypsy-Musiker immer die Möglichkeit
am Konservatorium zu studieren. Dies
ist der Zusammenstellung anzuhören.
Loyko, weltweit bekannte Formation um
den Sibirischen Geiger und Sänger Sergey Erdenko, brillieren mit Feuer und
Tempo. Sie fügen ihrer Roma-Musik Elemente aus keltischen, rumänischen oder
ungarischen Traditionen zu und scheuen auch den Ausflug in die Klassik nicht.
Der Violinist Nikolai Erdenko vermittelt
mit „Gori Lubov Ziganski“ Gefühle. Tochter Leonsia Erdenko, Sängerin und Tänzerin, interpretiert eine russische Version des Mazedonischen „Lumba“. Das
Trio Talisman „Moonlight“ beeindruckt
mit dem Sibirischen Gitarristen Vadim
Kulitskii, der mit Lyoko, Ravi Shankar,
Gideon Kremer und Yehudi Menuhin
spielte und mit Andre Heller tourte. Mitmusiker sind der ukrainische Violinist
und Sänger Oleksandr Klimas und der
Knopfakkordeonspieler Oleg Nehls. Das
Trio pickt vom Walzer über orientalische
Anleihen bis hin zum Jazz Elemente heraus und lässt diese in ihre modifizierte
Zigeunermusik einfliessen. Weitere berühmte Namen sind vertreten mit dem
Sänger Dmitrii Malikov „Khop Khop“ und
dem Schauspieler Igor Krykunov „Ney
Smushai“. Leider ist das Booklet etwas
dürftig ausgefallen. Die Infos zur Geschichte, Musik und Artisten sind nicht
auf deutsch übersetzt. Auf der zweiten
CD kann das Kolpakov Gitarren-Duo
kennengelernt werden - auch bekannt
von Madonnas „Sticky&Sweet-Tour“.
Alexander (Sasha) und sein Neffe Vadim
Kolpakov sind die Meister der siebensaitigen Gitarre. Sie führen die Tradition der Chor- und Gitarrenlastigen Musik der Gypsies fort. Ihre unerreichten
Interpretationen und neue Kompositionen führten sie rund um die Welt, unter
anderem auf die Bühnen der Carnegie
Hall und des Kremls.
Wer sich also für die eher klassische
Form der Zigeunermusik - die nicht in
den Discos gespielt wird - interessiert,
wird mit dieser Zusammenstellung zufrieden sein.