- Aura-Soma

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- Aura-Soma
Kundalini Yoga
Ausgabe 20/November 2013
JOUR NAL
Titelthema:
Yoga Exotik
H E R A U S G E B E R : 3 H O R G A N I S AT I O N D E U T S C H L A N D E . V. G E M E I N N Ü T Z I G E R V E R E I N Z U R F Ö R D E R U N G D E S M E N S C H E N D U R C H Y O G A
REDAKTIONSSCHLUSS ist am 1. Januar 2014
Thema der Frühjahrsausgabe ist „SHAKTI PAD“.
Textbeiträge und Vorschläge hierzu (z.B.
Erfahrungsberichte, Definitionsversuche, hilfreiche
Kriyas, Meditationen, Diäten) werden ab sofort gern
entgegen genommen!
Texte bitte im Format Times New Roman 12 pt,
eineinhalbzeiliger Abstand, linksbündig, nur per
E-Mail mit Anhang (rtf oder doc) an:
[email protected].
Für Mac-Nutzer: Da Anhänge oft nicht geöffnet
werden können, bitte Text zusätzlich direkt in die Mail
kopieren. Fotos, als Datei (gute Auflösung) oder Print,
sind sehr erwünscht!
Für Fragen und Ideen ruft mich gerne an:
040 / 608 48 882 oder mailt mir:
[email protected].
ANZEIGENSCHLUSS ist am 22. Januar 2014
Anzeigen bitte im Format jpg oder pdf mit
eingebetteten Schriften; Fotos als jpg,
Auflösung 300 dpi. Anzeigen per E-Mail an Geraldine
Mottschall-Weber, [email protected].
INHALT
Editorial...................................................................... 3
Titelthema: Yoga Exotik
Von Yogi Bhajan.......................................................... 4
Umfrage: Dein exotischstes Yogaerlebnis.......................4
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?......................... 5
Joy of Bhangra.............................................................6
Das Abenteuer, du selbst zu sein...................................7
Acro Yoga: Hallo, inneres Kind!.................................... 8
Zimt, Perlen und Sehnsüchte........................................ 9
Die Welten berühren sich..............................................10
Alles ganz normal?!......................................................10
Die Geschichte des Shastar Vidiya und Gatka................11
Yoga in Farbe...............................................................13
Mit Selbstakzeptanz und Würde zum Einssein...............13
Zu Gast bei Beduinen im Sinai......................................15
IMPRESSUM
Ochie Yogis, Reggae und Rastafaris...............................16
Herausgeber:
Vereinszeitschrift der 3H Organisation Deutschland
e.V., Heinrich-Barth-Str. 1, 20146 Hamburg, Tel.
040/479099, www.3ho.de
Kontoverbindung für Spenden: 0 606 097 206,
Postbank Hamburg, 200 100 20, Kontoinhaberin
3HO Deutschland e.V.
Redaktion:
Kerstin Ravi Kirn Kaur Harder-Leppert (V.i.S.d.P.),
(khl), Tel 040/608 48 882, Fax 040/60848196,
E-Mail: [email protected]
Layout und Anzeigengestaltung:
Caroline Schoeniger,
Tel. 040/608 28 15,
E-Mail: [email protected].
Anzeigenakquise:
Geraldine Mottschall-Weber,
Tel 0173/ 2363583,
E-Mail:[email protected]
Yoga und Fasten...........................................................17
Autoren dieser Ausgabe:
Nils Sotantar Singh Arndt, Yogi Bhajan, Cornelia
Brammen, Ela Sat Akal Kaur Brink, Alix Sat Purkh
Kaur Decker, Devinderpal Kaur Manuela Eilers,
Sangeet Singh Gill, Gaby Jaipal Kaur Götte, Vasanti
Christine Heyer, Sigrid Devinder Kaur Johannson,
Diana Gurprasad Kaur Keune, Satya Singh Khalsa,
Simran Kaur Khalsa, Janina Klein, Antje Kuwert,
Deva Kaur Nadja Lehmann, Petra Mayer, Ada
Stefanie Devinderjit Kaur Namani, Christine Sucha
Kaur Noble, Ulrike Ad Sach Kaur Reiche, Anne
Davta Kaur Reuter, Claudia Param Sahej Kaur Siems,
Regine Seva Kaur Sievert-Wolff, Florian Satjeet
Singh Stamm, Melissa Sadhana Kaur Steiner, Sat Hari
Kaur Stülpnagel-Pomarius, Barbara Warkocz, Jörg
Sotantar Singh Wendland.
CD-Tipp: Qi-Rattan......................................................30
Namentlich gekennzeichnete Artikel stellen nicht immer
die Meinung von Redaktion oder Herausgeber dar.
Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge zu
kürzen, zu redigieren, zu schieben oder abzulehnen.
Druck: Flyeralarm, klimaneutral
2 / Kundalini Yoga Journal
Die Reise führt zu dir....................................................18
Kundalini Yoga kann sehr exotisch
in deinem eigenen Zuhause sein................................... 20
Die Wiederentdeckung der Weiblichkeit.........................21
Kleine Yogis und ein schlafender Riese...........................24
Mit yogischer Spendeninitiative
von der Exotik in die Vertrautheit..................................27
Rubriken
Aus den AGs................................................................9
Serviceseite..................................................................12
Frage Yogi Satya...........................................................22
Unsere yogisch inspirierte Berufung...............................29
Buchvorstellung............................................................30
Yogische Kurznachrichten..............................................31
Aktuelles
Das „Yoga.Wasser.Klang.Festival“.................................22
Mit Wissensdurst und Prana eine Sangat schaffen.........23
Ein Schiff im Sturm mit furchtloser Besatzung...............24
Neue Fachausbildung Yogatherapie startet....................26
3. Deutsches Kundalini Yoga Festival.............................28
3HO ist
Mitglied im
DYV
Deutscher Yoga
Dachverband
Editorial
Sat Nam, liebe Yogalehrerinnen
und Yogalehrer und Freunde
des Kundalini Yoga,
„Yoga Exotik“ lautet das Thema dieser Ausgabe und
ich hatte, ehrlich gesagt, zuerst meine Zweifel, ob sich
dazu genügend Autoren und Texte finden lassen würden. Von wem dieser Vorschlag kam, weiß ich nicht
mehr, und die ständigen Redaktionsmitglieder waren
auch geteilter Meinung, ob das ein „gutes Thema“ sei.
Für mich persönlich war Kundalini Yoga am Anfang
per se ziemlich exotisch. Mit meinem Vater habe ich
seit meiner Kindheit Yoga geübt – allerdings war es
mehr ein Durchturnen von Asanas à la Karen Zebroff,
die in den 1970er Jahren eine eigenen Fernsehsendung
mit dem Titel „Yoga für Jeden“ moderierte und in
schwarzem Gymnastikanzug indische Verrenkungen
vormachte. Ich war ziemlich stolz, weil ich mit meinen
zehn Jahren Kopfstand konnte und im Lotussitz auf den
Knien durchs Wohnzimmer gehen. Später besuchte ich
dann Hatha Yoga Kurse, die ich trotz
Turnhallenatmosphäre recht gut fand, bis die Lehrerin
wechselte und ich zwischen Mittvierzigerinnen, die
sich irgendwie immer nur entspannen wollten, auf
Matten herumlag und fror. Danach hatte ich erst mal
genug vom Yoga.
Dann, mit 25 Jahren, wurde ich schwanger. Ich kaufte
mir ein Schwangerenyogabuch und meldete mich zu
einem Yogakurs für Schwangere an, der lustiger Weise
im Saselhaus angeboten wurde, dort, wo heute das
Weiße Tantra stattfindet. Es war ein Drop-in-Kurs und
beim ersten Mal war außer der sehr fülligen
Yogalehrerin und mir niemand da. Statt der erwarteten
Asanas sollte ich nur sitzen, atmen und Mantras singen! Leider gab die Lehrerin mir keine Texte, erklärte
nichts und ich war zu schüchtern, um zu fragen.
Stattdessen summte ich irgendwie mit, fühlte mich
komisch und musste ständig das Grinsen unterdrücken.
„Eine sehr exotische Yogaart ist das, dieses Kundalini
Yoga!“ erklärte ich abends meinem Mann. Und doch
ging ich wieder hin … Reizte mich das Exotische?
Vielleicht, aber mehr noch genoss ich das entspannte
Grundgefühl, das länger vorhielt als nach den
Verrenkungen. Als meine Tochter sieben Monate alt
war, ließ ich sie einmal wöchentlich bei ihrem Vater
und suchte mir einen regelmäßigen Kundalini Yoga
Kurs, wo wir oftmals
seltsame Dinge machten: Grimassen schnitten, auf Kommando
lachten, im
Elefantengang durch den
Raum staksten. Na ja,
ihr kennt das alle. Es ist
uns Lehrern vertraut
geworden.
In diesem Heft berichten
Yogalehrer von ihrer exotischsten Yogaerfahrung und
wir erfahren mehr von den ungewöhnlichen Brüdern
und Schwestern des Kundalini Yoga: Bhangra, Shakti
Dance, Gatka. Spannend ist auch zu lesen, wie das
Fremde die Yogaerfahrung von Senioren prägt, wie
man Yoga und Klettern verbinden kann oder was eine
Kundalini Yogalehrerin beim Acro Yoga erlebt hat. Den
exotischen Anteil am Lehrerdasein mit „Zimt, Perlen
und Sehnsüchten“ beleuchtet Deva Kaur, vom Yoga mit
Pferden berichtet Devinder Kaur, und Barbara fragt
sich, wie exotisch bzw. normal es ist, im
Männergefängnis zu unterrichten. „Yoga in Farbe“
mischt Vasanti mit Aura-Soma an, „Yoga und Fasten“
ist ebenfalls eine nicht alltägliche Verbindung. Und
dann gibt es noch wundervolle Reiseberichte zu
Sehnsuchtszielen: Gurprasad Kaur berichtet von ihrer
Yatra, der Pilgerreise nach Indien, Sucha Kaur war bei
den Beduinen im Sinai, Jaipal Kaur bei den Ochie
Yogis auf Jamaika und Satya Singh hat in China unterrichtet.
Wie schön, wenn Vertrautes und Fremdes zusammenkommen, wenn man das Exotische im eigenen Zuhause
findet, wie Hari Har Ji im Interview erzählt. Wie schön,
wenn auch das Vertraute beglückt und man am Ende
erkennt, dass alles Eins ist.
Ich wünsche euch eine farbenfrohen Herbst
und eine friedlich-freudvolle Weihnachtszeit,
eure Kerstin Ravi Kirn Kaur
Kundalini Yoga Journal / 3
Von Yogi Bhajan
Umfrage unter Kundalini Yoga Lehrerinnen und Lehrern
„Gebet“
„Was war dein
exotischstes Yogaerlebnis?“
Übersetzt von Satya Singh
Gottes Liebe allein
entfaltet dein Leben,
wickelt den Kokon
der Seidenraupe ab.
Wir werden gewebt,
eins mit Gott,
wie Seidenfäden,
sakral und erhaben.
Laut und klar
die Trommeln des Krieges.
Hoffnung des Friedens
genauso nah.
Lass‘ das göttliche Wort
die Menschen lenken, Mitgefühl
mit jedem Herzschlag fließen,
die Menschheit ihr Wesen
finden.
Beten wir
für den Frieden der Liebe.
Beten wir
für die Liebe der Wahrheit.
Beten wir
für die Not der Unschuldigen,
viele Meilen entfernt.
Beten wir für die Opfer,
in Gottes Ebenbild erschaffen,
gefoltert
durch irdische Autorität
von jeglicher Rechtschaffenheit
entfernt.
Möge der Reichtum des Friedens
unsere Zukunft erleuchten
damit wir in Liebe leben können.
Ohne Verdruss.
4 / Kundalini Yoga Journal
„Gleich meine erste Yogastunde. Ich
dachte, ein Seminar für Numerologie
gebucht zu haben und dieser komische
langbärtige Schotte mit dem Verband um
den Kopf schickt mich durch ein Yogaset,
das mir den Kopf wegbläst. Und als
Krönung singt er zum Abschluss ein
Lied, das seit über 30 Jahren mein persönliches Mantra ist, von dem ich dachte,
ich sei der Letzte in Deutschland, der das
noch kennt. Hab mich so weit weg
gefühlt und doch endlich
zuhause. Danke Shiv
Charan Singh, may
the long time sun
shine upon you!”
(Willem Wittstamm)
„Ich habe Kundalini
Yoga am Strand in La
Gomera unterrichtet und am
Waldrand in Badan Baden, in Eppendorf
und in Amritsar auf dem Dach vom Guru
Ram Das Nivas. Der Sacred Space, der
sich in gesegneten Momenten öffnet – ist
er nicht immer derselbe, immer anders
und stets im Inneren? Wirklich exotisch
empfinde ich es, morgens gegen 4:30 Uhr
auf einer großen Straße zu gehen, wo
außer mir nur die Vögel sind, die ganz
selbstverständlich die Stadt in ihren
Besitz genommen haben, auf den höchsten Dächern jubilierend oder auf der
Fahrbahn in aller Ruhe pickend.“
(Sat Hari Singh Khalsa)
„1984 hatten wir ein schönes Yoga
Festival. Am Ende gab Yogi Bhajan uns
als 40 Tage Hausaufgabe: 31 Minuten
achtmal Wahe Guru Wahe Guru Wahe
Guru Wahe Jio auf einen Atemzug. Eine
schöne Meditation; der Vorläufer der
Sodarshan Chakra Kriya. Er flog nach
Barcelona und wir klickerten hinterher,
per Auto, Bus und Bahn, 24 Stunden bis
nach Blanes an der Costa Blanca. 50
Leute bei einem weiteren, kleinen, intimen Weißen Tantra. Wir hatten 1,5
Stunden extra Hausaufgaben, zusätzlich
zum morgendlichen Sadhana. Ich erinnere mich, dass ich auf einem Bahnsteig
in Spanien unter einem Busch saß,
während Schnellzüge in beiden Richtungen an mir vorbeidonnerten, und meine
Meditation chantete.
In Spanien campten wir auf dem
Camping Platz neben dem Hotel, wo
Yogi Bhajan wohnte. Wir machten die
Meditation eines Abends zehn Meter vor
dem Hotel, wo er im 1. Stock wohnte.
Wir waren so absorbiert, dass wir den
Timer nicht hörten und mit einem
Glücksgefühl weitermeditierten. Später
sagte Yogi Bhajan: „Warst du das, die da
meditiert hat? Sah wunderschön aus!“
Noch Jahre danach sprach er manchmal
von mir als seiner Yogini, die Stunden um
Stunden am Strand meditiert ... Na,
Stunden waren’s nicht, aber es war ein
sehr lieber Kommentar!“
(Pritam Hari Kaur, Südafrika)
„Exotisch bunt ist das Yoga Festival in
Frankreich und einer der buntesten
„Vögel“ ist für mich Nanak Dev Singh
mit dem tollen Gong und GatkaKampfkunst sowie Celestial Communication mit Gurudass Kaur Khalsa oder
die Kunst der Mudras mit Klaus.“
(Simone Schuhr)
„Bei meinem ersten
Yoga Festival 1986 in
Loches bin ich nur
gerannt, weil ich so
viel Energie gespürt
habe. Manchmal war
es fast wie fliegen ...“
(Guru Amrit Kaur)
„Draußen, strahlender Sonnenschein,
Sonnengrüße im Wäldchen an einer
großen Kuhweide, ohne Kühe, wie es
scheint. Es ist morgens, 6.45 Uhr, keine
Menschenseele weit und breit, und ich
genieße und begrüße, in mich gekehrt,
die Sonne und das Universum. Und
plötzlich - ich erschrecke komplett. Eine
Herde Wilder - lautes Getrampel - und
dann stehen auf einmal 14 Kühe vor mir.
Uns trennt nur ein Stacheldrahtzaun.
14 große dunkle Augenpaare sind auf
mein Wesen gerichtet, mucksmäuschenstill ist es da wieder, kein Schmatzen,
kein Muhen, nur Bestaunen. Ich führe die
Sonnengrüße fort - in Einheit und
Verbundenheit mit 14 Kuhseelen. Es war
phantastisch.“
(Sat Nam Japjeet Kaur)
So prägt das Fremde die Yogaerfahrung von Senioren
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?
Von Ada Stefanie Devinderjit Kaur Namani
E
xotisches kann locken, ebenso
aber auch ängstigen; es verschiebt unsere Grenzen, und wir
sind gefordert, uns selbst neu zu sehen
und im Verhältnis zum Exotischen zu
positionieren. Die älteren Generationen
haben viel gesehen und erlebt; sind aber
doch aus ihrer Kindheit noch viel nationaler geprägt als jene, die in einer
bewusst globalisierten Welt aufwachsen.
Auf welche Weise zeigt sich das im
Yogaunterricht, wenn wir uns vereinen –
mit dem höheren Selbst, aber mithilfe von
Techniken, die aus dem fernen Orient
kommen?
Dass TeilnehmerInnen von Seniorenkursen Rotraut, Sigrid, Ingeborg und KarlHeinz heißen; kaum aber Anja oder
Nicole, ist kein Zufall: Bis 1945 war es
Eltern verboten, ihren Kindern andere als
ur-deutsche Namen zu geben – am besten
mit starker germanischer Anmutung.
Heute muss man darüber nachdenken, um
darauf zu kommen, dass „Anja“ slawisch
ist, und damit nicht ins Schema der braunen Ideologie passt. Selbstverständ-lich
hat es niemals eine von anderen unberührte Kultur gegeben, immer haben
Nachbarvölker einander bereichert. Aber
nicht erst die Nazis (und nicht nur die
Deutschen) fühlten sich bis in die 1940er
Jahre berechtigt, Menschen in sogenannten Völkerschauen vorzuführen wie
Zootiere; und zugleich mit Gewalt kulturelle Andersartigkeiten aus ihrer Mitte zu
zerstören.
Die Entnazifizierung war ein langer
Prozess, und noch jahrzehntelang war es
völlig üblich, mit „Negermusik“ oder
„Türkentrank“ un-deutsche Sitten abzuqualifizieren – die Angst vor dem
Fremden saß tief, und wenn die anderen
„schlecht“ sind, dann muss man ja wohl
selbst „was Besseres“ sein.
Aber zum Rassismus gab und gibt es auch
eine gegensätzliche Haltung, die zwar
freundlicher ist, dennoch einen Abstand
hält zwischen dem Exotischen und dem
Gewohnten. In der Ethnologie nennt man
dieses Bild den „Edlen Wilden“ –
Menschen, die ihrer eigenen Kultur müde
sind, projizieren alles Wünschenswerte
auf den fremden Exoten. Hier ist man
spießig? Dann ist die andere Kultur
bestimmt geistig offen und tolerant.
Mangelndes Verständnis der fremden
Kultur gegenüber „hilft“, diese Ideen aufrechtzuerhalten – selbst wenn es
Kleingeister eben überall gibt.
Im Yogaunterricht 55+ kann es häufiger
passieren, dass Teilnehmende im Hinter-
kopf eigenwillige Bilder mitbringen: der
ausgemergelte Yogi mit Lendenschurz
und verfilzten Haaren; Sektierer,
Kommunarden und wilde Hippies als
deren Anhänger. Dazu natürlich das Bild,
man müsse seinen Körper verknoten können – und dann werden noch Mantras
gesungen! Gott sei Dank ist aus der
Ada (links) und Waltraud
Adas Mutter Waltraud ist links, dann ihre
Geschwister Astrid und Peter mit deren
Mutter Martha.
Presse ja inzwischen viel über die
gesund-erhaltende Wirkungen von Yoga
bekannt, und Senioren sind dadurch
zugleich hoch motiviert. Dennoch kommt
es vor, dass Seniorenyoga-Lehrerinnen
mit Ängsten und Ressenti-ments konfrontiert werden.
Wie kann man dem begegnen? Wie so oft
sind Authentizität und Aufklärung die
Zauberwörter. Unterrichte so, wie du
selbst für dich Kundalini Yoga erfährst.
Erzähle von deinem Sadhana und davon,
wie du die Übungen im Alltag für dich
anwendest. Sei auch ehrlich, wenn etwas
dich zu Beginn befremdet hat; und warum
du dann erfahren und verstanden hast,
dass es dir wohl tut. Erkläre genau die
Wirkung und gib Anhaltspunkte dafür, die
Wirkungen bei sich selbst zu erspüren.
Informiere
dich
über
neueste
Forschungen an Hormon- und Nervensystem, die belegen, wie stark Yoga nachweislich wirkt, und berichte detailliert
davon. Und: Führe die Menschen immer
wieder nach innen, zum Erleben des eigenen Körpers. Dort gibt es keine Exotik.
Eine Teilnehmerin in einem meiner Kurse
mochte nicht meditieren – nebenbei
bemerkt, viele Kriegskinder sind unbewusst tief traumatisiert, und da kann innere Stille eine echte Herausforderung sein
– und sagte mir, in der Kirche würde sie
wohl singen mögen; im Yogaunter-richt
diese fremden Worte, das sei ihr zu viel.
Sie ging sogar so weit, andere im Kurs
anzusprechen: „Das gefällt dir doch auch
nicht, oder? Lass uns Ada sagen, das soll
sie weglassen.“ Letzten Endes wollte
diese Teilnehmerin, dass ich den Kurs in
eine Art sportlicher PhysiotherapieStunde umwandle.
Irgendwann habe ich mir ein Herz gefasst
und sie beiseite genommen. Über vieles
haben wir geredet: über Mantras in
Kirche und Yoga; was genau ihr Angst
mache; was sie brauche, etc. Vor allen
Dingen habe ich ihr aber gesagt, dass ich
das Yoga so unterrichten muss, wie ich es
erlebe, wie es mich bereichert. Dass die
Erfahrung, die ich vermitteln möchte, für
mich der Sinn des Ganzen ist. Natürlich
unterstütze ich Senioren dabei, für den
Alltag fit zu sein. Aber mindestens ebenso liegt es mir am Herzen, ihr Unterbewusstes zu entlasten und sie auf das völlige Loslassen vorzubereiten. Für wen das
nicht das richtige scheint, der muss leider
woanders hingehen. Diese Teilnehmerin
blieb, und zwar mit viel größerer Öffnung
und Wertschätzung des Kundalini Yoga
als zuvor.
Zugleich erkennen SeniorenInnen befremdet im Exotischen allzu Bekanntes
wieder: der im steilen Winkel erhobene
rechte Arm: ein vitalisierendes Mudra,
das Angst-Punkte ausgleicht – zur Zeit
des Dritten Reiches entsetzlich missbraucht. Die Gruppen-Trance, das Nutzen
von Kraftpunkten der Erde – das gab es
auch in den braunen Massenveranstaltungen. Symbole, Amulette, Sonnenwendfeste verwendeten die Nazis für ihre
Zwecke, und die Alten erinnern sich
daran. Da ist dann plötzlich das Vertraute,
aber Abgelegte im Exotischen.
Noch eines konnte ich lernen. Im vergangenen Frühjahr war meine 1935 geborene
Mutter mit mir auf dem deutschen Yoga
Festival, und ich empfahl ihr, Guruka
Singhs Erzählungen von Yogiji anzuhören. Und viel weniger als inspiriert davon,
wurde sie hellhörig. Ihr gefiel es überhaupt nicht zu hören, wie Yogi Bhajan
Menschen angeschrien, verheiratet und
Kundalini Yoga Journal / 5
verschickt hat. Saturn Teacher oder
erleuchteter Meister hin oder her – sie hat
genug Autorität erlebt, um zu fragen:
Wie geht der Mann mit den Leben anderen Leute um?
Ich empfinde das als eine Chance, selbst
einen Schritt zurückzutreten und zu
schauen: Was aus den Lehren ist wirklich
meins, und wo neige ich vielleicht dazu,
aus Schwärmerei (oder Orientierungs-
losigkeit in der postmodernen Kommunikationsgesellschaft) Dinge aus einer
fremden Kultur anzunehmen, die mir gar
nicht gemäß sind? Nur mal als Gedankenspiel: Wäre das nicht der stattliche
Punjabi Yogi Bhajan gewesen sondern
Klaus aus Castrop-Rauxel, hätte man
sich von ihm so viel sagen lassen? Würde
man mit einem Seppelhut herumlaufen,
wenn dieser energetische Zentren stimulieren würde?
Zugleich, ein bisschen Verzauberung
muss bleiben. Sonst geht es uns wie so
mancher spirituellen Bewegung, die alles
diskutierbar machen möchte und am
Ende kein Gefühl, kein Erleben mehr hat.
Aber das Erleben muss wahrhaftig bleiben, oder, um mit Guru Nanak zu sprechen: „Gott zu gefallen, ist das einzige
Ritual, das ich ausführe.“ Der Umgang
mit der Exotik kann sehr dabei helfen,
echt zu bleiben.
Tanzen, um emotionale Schmerzen loszulassen
stimuliert, was zu einem gesunden
Drüsensystem beiträgt.
Joy of Bhangra
Yogi Bhajan liebte Bhangra. Er ermutigte seine Schüler häufig dazu, zu tanzen,
manchmal im Anschluss an seinen
Unterricht oder bei größeren Treffen. Er
soll auch gesagt haben, dass, wenn man
täglich zwei Stunden lang Bhangra tanzen würde, kein Yoga mehr zu machen
bräuchte! Ich selbst bin während meiner
Zeit in New Mexico als Schülerin von
Yogi Bhajan mit Bhangra in Berührung
gekommen. Man hatte mich gefragt, ob
ich an der jährlichen Bhangra Show für
seine Geburtstagsfeier teilnehmen möchte. Zu der Zeit ging ich gerade durch eine
sehr traumatische persönliche Erfahrung,
und das einzige Mal, dass ich über meinen emotionalen Schmerz hinaus wachsen konnte, war, als wir Bhangra für die
Party geübt haben. Nach dieser
Erfahrung habe ich begonnen, die Kraft
des Bhangra nicht nur als EntertainmentMedium, sondern auch als eine
Möglichkeit zu verstehen, sich mit seiner
Seele zu verbinden. Die besonderen
Rhythmen und Bewegungen des Bhangra
schnitten durch meinen emotionalen
Schmerz, und berührten mein Herz.
Seitdem war es nicht nur eine
Leidenschaft für mich, sondern auch eine
Notwendigkeit für mein körperliches und
geistiges Wohlbefinden.
A
m Ende meiner Bhangra
Klasse sehe ich glühende,
lächelnde Gesichter, meist
glitzernd vor Schweiß, aber strahlend vor
Glück. Wir haben, wie auf einem Fest,
getanzt und all unsere großen und kleinen Sorgen vergessen. Vom Rhythmus
des Bhangra getragen, ließen wir unseren
Geist fliegen, so dass sich unsere
geschäftigen Köpfe beruhigen und wir
die pure Freude erleben konnten. Das ist
es, was ich „Joy of Bhangra“ nenne.
Bhangra ist eine lebhafte und energetische Form des Volkstanzes zu einer
Musik aus dem Punjab im Norden
Indiens. Es wurde ursprünglich zur Feier
der Erntezeit getanzt, aber mit der Zeit ist
er zu einem populären Tanz auf Feiern
aller Arten wie Hochzeiten, Neujahr und
anderen glücklichen Ereignissen geworden. Bhangra ist durch lebhafte Bewegungen gekennzeichnet, hüpfende
6 / Kundalini Yoga Journal
Von Melissa Sadhana Kaur Steiner
Schultern mit erhobenen Armen und
rhythmisches Steppen oder Springen der
Füße im Takt der Dhol-Trommel. Es werden traditionell bunte Kostüme getragen,
um diesen lebendigen Tanz zur Musik zu
begleiten.
Die körperlichen und geistigen Vorteile
des Bhangra sind zahlreich. Die
Bewegungen des Bhangra wirken auf
alle Bereiche des Körpers von Kopf bis
Fuß. Es ist ein ausgezeichnetes AerobicTraining, um Kalorien zu verbrennen,
stärkt die Muskeln und ist gut für das
Herz-Kreislauf-System. Die hüpfenden
Bewegungen der Schultern und Füße
haben eine emotionale Wirkung, so dass
man Trauer, Stress, Angst und weitere
eher negative Emotionen sowie
Schmerzen loslassen kann. Yogi Bhajan
sagte, dass Bhangra besonders gut für
Frauen wäre, da es die Lymphknoten in
der Achselhöhle und dem Brust-Bereich
Ich liebe tanzen und habe eine große
Anzahl verschiedener Tanzformen ausprobiert, die alle wunderbar auf ihre eigene Art und Weise sind. Was ich am
Bhangra liebe, ist, dass es für alle
zugänglich ist. Männer, Frauen, Kinder,
unabhängig von Alter, Größe oder
Körperbau. Wenn die Musik ruft, sind
alle eingeladen. Es ist ein Gemeinschafts-Tanz, der Glück und Dankbarkeit
auszudrücken soll und das Herz belebt.
Der Rhythmus des Bhangras beschwört
den Geist und der Körper hat keine andere Wahl, als ihm zu folgen.
Mehr Information gibt es unter:
www.joy-of-bhangra.com oder
Joy of Bhangra auf Facebook.
Kontakt: [email protected].
Sadhana unterrichtet wöchentliche
und monatliche Kurse in Hamburg.
Kundalini Yoga,
Klettern und
Kooperationsübungen
Das
Abenteuer,
du selbst
zu sein
Von Florian Satjeet Singh Stamm
S
eit ich meinem 13. Lebensjahr
ist Felsklettern meine Leidenschaft. Als ich vor neun Jahren
Kundalini Yoga entdeckte, merkte ich,
dass es mich „echter“ macht. Das hatte
zur Folge, dass mir Klettern vorübergehend irgendwie sinnlos erschien. Denn
um eine Kletterei am eigenen Limit zu
bewerkstelligen, muss man richtig kämpfen, andererseits bewältigt man nur ein
Problem, welches man sich zuvor selbst
definiert hat. Was für ein Drama! Dann
merkte ich allerdings, dass es dem Yoga
des Bewusstseins gar nicht widerspricht,
ganz bewusst – mit ganzem Willen und
sogar Sehnen – den Tanz mit dem Fels
einzugehen. Denn letztlich hatte mich
das Klettern erst für das Yoga bereitgemacht. Diese Erfahrung machen wahrscheinlich viele Menschen, dass die
Sequenzen der Ereignisse genau so sein
mussten, um sie dorthin zu bringen, wo
sie gerade stehen ...
Die Yogapraxis und das Klettern ergänzen sich. Wie man die „Zeugenposition“
einnimmt und wie der funktionelle Mind
arbeitet, habe ich im Klettern erlebt und
kann es durch Kundalini Yoga einordnen.
Das Wechseln dieser „mentalen Gänge“
ist beim Klettern leicht zu bemerken.
Durch Meditation und der damit einhergehenden Stärkung des neutralen Minds,
kann ich die „Beobachterrolle“ beim
Klettern
leichter
einnehmen.
Erfahrungen kann ich so tiefer erleben
und die Metaphern des Erlebens leichter
deuten. Durch das Klettern hatte ich
zuvor Nervensystem und Nabel gestärkt
und konnte im Yoga direkt „in die Übungen gehen“. Umgekehrt lehrt mich das
Yoga, die subtilen Prozesse beim
Klettern wahrzunehmen und diese wertzuschätzen, weicher zu greifen, mich
schneller zu entspannen und sehr vieles
mehr.
Ein wichtiger Prozess ist für mich, meine
verschiedenen Erfahrungen und die
damit verbundenen Rollen in mir zu integrieren. So nutzt mir das Klettern für die
Yogapraxis und umgekehrt. Und beides
hilft dem Alltag, der immer mehr im
Moment ist. Mehr und mehr sehe ich den
Zusammenhang von Allem, und werde
als Handelnder und Beobachter konstanter in meinem Sein.
Minds, die Gruppenenergie und die stille
Präsenz des Felsens ermöglichen eine
wertvolle Erfahrung, die Herausforderungen im Alltag relativiert. Außerdem
kann die Erfahrung beim Klettern, „geerdet nach oben“ zu gehen, für die
Yogapraxis von Vorteil sein. Als Yogalehrer, Dipl.-Sozialarbeiter, Erlebnispädagoge und Papa freue ich mich, die
Erfahrungen der jeweiligen Bereiche
miteinander zu kombinieren und anderen
anzubieten.
Mehr Infos gibt es unter
www.yoga-adventure.de.
Mittlerweile kombiniere ich Klettern und
Kundalini Yoga als „Yoga-Adventure –
das Abenteuer, du Selbst zu sein“.
Eigentlich nichts Neues! Das Leben finden wohl die meisten abenteuerlich.
Klettern tun wir als Kinder sicher alle
und haben es in verschiedenen Inkarnationen wahrscheinlich schon ausgiebig
praktiziert. Und Kundalini Yoga gebe ich
unverändert, als reine Lehre weiter. Das
Einzige, was ich mache, ist, die verschiedenen Tätigkeiten aufeinander zu beziehen. Außerdem nutze ich noch diverse
erlebnispädagogische Übungen in meiner
Arbeit, die dem jeweiligen Prozess dienen.
So können Teilnehmer in den Workshops
meist ungewohnte Herausforderungen
gemeinsam, mit aktivem Nabel und in
„Beobachterrolle“ begegnen. Das bedeutet nicht, dass die Herausforderungen
dann immer bewältigt werden. Aber die
Konfrontation mit den verschiedenen
Kundalini Yoga Journal / 7
Acro Yoga
„Hallo, inneres Kind!“
Von Ela Sat Akal Kaur Brink
Workshop mit einigen Begründern des
Acro Yoga in Planung.
Nach der typischen anfänglichen Scheu
entfachte sich in mir beim ersten
gemeinsamen „Fliegen“ schnell die
bereits erwähnte kindliche Freude. Ob
oben als „Flieger“, unten als Halt gebende „Base“ oder als „Spotter“ an der
Seite für die Sicherheit ... es entstehen
ganz wunderbare Momente des
Loslassens, Selbstvertrauens, tiefer
Erdung und spielerischer Leichtigkeit,
wobei Grenzen erspürt und aufgelöst
werden, im kreativen Miteinander, physisch wie auch psychisch.
Wie auch beim Praktizieren von Venus
Kriyas findet sich im Acro Yoga ebenfalls ein wunderbarer Raum für Paare
oder Menschen, welche z. B. zusammen
arbeiten. Meinem Lebensgefährten ist
Kundalini Yoga manchmal „einfach zu
spirituell“ - so liebe ich es, gemeinsam
mit ihm bei den Acro Yoga Jams zu sein
- im kreativen Geben und Empfangen
und gegenseitigem Halten und Lassen.
Acro Yoga ist für mich eine wunderbare
Ergänzung zum geliebten Kundalini
Yoga. Und wirklich, jedes Mal kann ich
wieder von neuem wahrnehmen, wie
mir mein inneres Kind laut „Hallo!“ sagt
und ich nehme diesen Gruß als sehr
nachhaltige Schwingung mit in die
nächsten Tage. WAHE GURU!
Mehr Infos gibt es bei:
www.facebook.com/groups/AcroYoga
Osna/, www.flying-yogis.de
und www.germankula.de
F
liegen, Lachen, Vertrauen,
Loslassen, Halten, Heilen ...
Acro Yoga vereint das uralte
Wissen des Yoga und die heilende Kunst
der Thai Yoga Massage mit der Freude
an der Partnerakrobatik.
Schon länger hatte ich, fast ein wenig
sehnsüchtig, auf die vielen schönen
Yogaangebote und Möglichkeiten in den
großen Yogametropolen Deutschlands
geblickt. Neben den wunderbaren
Workshops rund um Kundalini Yoga kam
ich auch immer wieder auf dieses
Akrobatische Yoga - es sprach mich einfach an und schenkte mir, nur beim
Ansehen der Bilder und Videos, bereits
kindliche Freude. Was sicherlich meiner
recht sportlichen Kindheit geschuldet ist
- die Turnhalle war mein zweites
Zuhause. Doch war ich auch zu sehr in
meinen eigenen Projekten vor Ort
beschäftigt, um mich nach Hamburg,
8 / Kundalini Yoga Journal
Berlin oder München aufzumachen und
träumte währenddessen davon, dass all
das auch eines Tages bei uns im kleinen
Osnabrück Einzug halten würde.
So bekam mein Projekt „1raumenergie“,
ein von mir geschaffener und gehüteter
Raum für Yoga und Ähnliches, dem ich
mich grad mit all meiner Hingabe widmete, diese Energie wohl mit und strahlte entsprechend aus. Schwups war sie
dann auch da ... die liebevolle
Raumanfrage bereits erfahrener Acro
YogiNis. Eine kleine Gruppe aus einem
Umkreis von gut 50 Kilometern suchte
nach einem Raum, um für regelmäßige
sogenannte „Acro Yoga Jams“ (eine Art
freies Training) zusammen zu kommen.
Und so geschah es: Im März diesen
Jahres das erste Mal, seither einmal im
Monat, mit wachsender Begeisterung
und zunehmenden Teilnehmern jeden
Alters. Bereits für Herbst ist der erste
Yoga exotisch?
Zimt, Perlen und Sehnsüchte …
Von Nadja Deva Kaur Lehmann
Letztens, als Yogi Bhajan Geburtstag hatte, wurde ein sehr schönes Bild von ihm mit
offenen Haaren in unserer Facebook-Gruppe gepostet. Ich habe mir diesen gutaussehenden Mann angeschaut und da fügte sich alles zusammen: Sandokan! Der junge
Yogi Bhajan sah aus wie der junge Kabir Bedi, der indische Schauspieler, der sich als
„Tiger von Malaysia“ in mein Kinderherz gebrannt hatte – in einer bekannten mehrteiligen Filmproduktion der 80er Jahre. Daran erinnerte ich mich – und damit an
meine kindlichen Vorstellungen von Exotik des Fernen Ostens. Ich dachte an die
„Perle von Labuan“ zurück, eine englische Kolonialistentochter, die in dem genannten Film in ein malayisches Kleid schlüpfte. Wunderschön sah diese junge Frau aus,
in einem Gewand aus Gold und Perlen, mit Stirnschmuck und riesigen Ohrringen. Ja,
davon träume ich, wenn ich die indischen Gewänder sehe, die es z. B. auf dem Basar
auf dem Yoga Festival zu kaufen gibt, die Yogahosen, die schönen Tücher, ich träume von indischen Prinzessinnen, die von glutäugigen Männern erobert werden. Dazu
schweben wundervolle Düfte von Zimt, Amber und Patschuli durch die Lüfte.
Natürlich kannte meine Kindheit auch die Vorstellung von den alten Weisen, von den
Asketen, den Gurus, die fähig waren, Menschen zu lehren, übermenschliche Kräfte
zu entwickeln. Einer der „Weisen“ ist z. B. in der „Rückkehr der Jedi-Ritter“ zu sehen
gewesen, „Meister Yoda“ – Yoga habe ich erst später kennengelernt, aber ich wusste,
der Name war nicht zufälliger Weise ähnlich. So profane Geschichten und doch sitzen sie tief. Die Yogawelt: Kindheitsträume werden wahr.
Kultur kommuniziert in Bildern. Die Faszination des Orients entstand in unserer
Kultur, nachdem die Türken 1683 vor Wien scheiterten. In der Epoche der
Aufklärung in Europa wurde einerseits die Vernunft in den Vordergrund geschoben –
andererseits brachte die Kritik an Adel und Klerus die Sehnsucht nach „unverdorbenen“ Menschen in unsere Kultur. Diese Menschen sehnte man einerseits in den
„guten Wilden“, z. B. den Indianern, andererseits in den „Weisen den Orients“ herbei. Seit Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts suchten europäische Intellektuelle, z. B. in der Vereinigung in der Theosophischen
Gesellschaft, nach den Weisheiten des Ostens. Aufgestiegene Meister wurden
gechannelt, Tische gerückt und die, die es sich leisten konnten, suchten ihr Heil bei
buddhistischen, sufistischen oder yogischen Lehrern an deren Wirkungsorten. Die
Sehnsüchte dieser Zeit leben in uns weiter, die Hippie-Generation lebte sie aus mit
ihren Reisen. In unserer Zeit kamen die Lehrer aus dem Osten zu uns – was heißt,
dass deren Lehren einer breiten Masse zugänglich wurden.
Wie gehen wir als Kundalini Yoga Lehrende mit diesen „traditionellen“ Sehnsüchten
nach exotischer Weisheit um? Das „Fremde“ übt immer einen Reiz auf: Das, was
anders ist, wollen wir uns aneignen. Inwieweit kann und soll Exotik zu unserem
Geschäft gehören? Exotik heißt, dass wir Gewürztees (mit dem Duft von Zimt,
Süßholz und Ingwer) ausschenken, dass wir in weiße Gewänder gehüllt sind, die
durchwirkt sind von Gold- und Silberfäden und von kleinen Perlen, dass wir möglicherweise Turbane tragen und exotische Namen. Die Befremdung und der Respekt,
den ich erhalte, wenn ich Turban trage, sind einerseits natürlich geschuldet dem
„Energetischen“, aber auch der Faszination am Exotischen, der jahrhundertealten
Sehnsucht nach der fernen Weisheit. Die Bilder, die bedient werden, sind alt - sie
stammen eben aus der Zeit eines Indiens während der westlichen Aufklärung bis in
die Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Bilder sind mächtig. Gerade eben, weil sie emotional berühren. Aber ist es ehrlich, sich dieser Bilder zu bedienen? „Verschleiern“
wir mit der Exotik vielleicht Aspekte des Geschäftes mit dem Yoga oder Aspekte
unserer Persönlichkeit, die wir in unserer eigenen Kultur unverschleiert besser erkennen könnten? Ich denke, wir sollten spirituell, trotz aller inneren und äußeren Reisen,
ein „Zuhause“ in uns pflegen.
Dazu ein kleiner Witz:
Kommt eine Schülerin zu ihrer Yogalehrerin:
„Kannst du mir sagen, wo der spirituellste Ashram ist, den ich besuchen kann?
Ich möchte an einen Ort, an dem ich Gott wirklich nah sein kann.“
Lehrerin: „Ich sage es dir, wenn du mir sagst, an welchem Ort man Gott nicht
wirklich nah sein kann …“
Aus den AGs
Neue
Geschäftsführerin
der AG
Rhein-Main
Von Ad Sach Kaur Ulrike Reiche
Seit Juli ist Ivonne Ajminder
Kaur Mackenroth Geschäftsführerin
der AG Rhein-Main. Zum Kundalini
Yoga kam sie 2007 auf Empfehlung
ihrer Hatha Yoga Lehrerin, zwei Jahre
später stieg Ajminder in die
Lehrerausbildung in Gießen ein. Sie
hat sich auf Yoga mit körperlich und
geistig Behinderten und Yoga für
Senioren spezialisiert. Zudem unterrichtet sie Kinderyoga im Frankfurter
Frauenhaus. Als Sat Nam RasayanHeilerin bietet sie regelmäßig Heilund Entspannungsabende an.
Ivonne Ajminder Kaur
Mit dem Begriff „Sangat“ verbindet
sie eine große Familie, in der man
sich heimisch und aufgehoben fühlt.
Dazu gehört für sie auch, auftretende
Konflikte konstruktiv zu nutzen und
nach gemeinsamen Lösungswegen zu
suchen, um so miteinander zu wachsen.
Für ihre neue Aufgabe hat sie sich
vorgenommen, mehr AG-Veranstaltungen als bisher mit überregional
bekannten Yogalehrern zu initiieren
und den Austausch innerhalb der AG
anzuregen. Ihre Vision ist es, eine
„First aid“-Gruppe von Lehrern ins
Leben zu rufen, die z. B. beim nächsten Fluglotsenstreik Yoga für die
wartenden Reisenden anbietet.
Die Bedeutung ihres spirituellen
Namens Ajminder Kaur die
Prinzessin, die die Gegenwart Gottes
verkörpert - spiegelt sich in ihrem
Lieblingszitat von Yogi Bhajan wieder: „If you can’t see god in all you
can’t see god at all.“
Kundalini Yoga Journal / 9
Yoga an einem
exotischen Ort
Exotisches Yoga mit Pferden
Die Welten berühren sich
Von Sigrid Devinder Kaur Johannson
V
or drei Jahren entstanden die
„Yoga & Pferde-Outdoor-Workshops“ für Frauen in der Nähe von
Hamburg. Beim anfänglichen Gedankenaustausch wurde meiner „Pferdepartnerin“ und mir als Yogalehrerin klar:
die Erlebniswelt Pferde ähnelt auf verblüffende Weise der Erlebniswelt Yoga.
Somit beschlossen wir, dass sich die
Menschenwelt und die Tierwelt in unseren Workshops berühren und ergänzen
sollten. Durch eine leichte und spielerische Art ist es möglich, sich als Teil der
Natur zu erleben; gleichzeitig verstehen
wir die Kombination aus Yoga und
Pferden als Möglichkeit, einen tiefen
Blick in sich zu werfen und dabei die
Persönlichkeit zu entwickeln.
Denn bei unserer Arbeit geht es nicht um
Teilnehmerin Hanna Greve mit Pferd Mo.
das normale Reiten oder gar das „imZaum-halten“ der Pferde. Pferde sind
kraftvolle, energiegeladene Wesen, die
uns Menschen auf eine sehr vertraute
und freundliche Art zugewandt sind. In
der Arbeit mit diesen Lebewesen, zum
großen Teil vom Boden aus, geht es nicht
um Vermenschlichung ihrer Reaktionen
auf uns, sondern um ein tieferes
Verständnis der Kommunikationsgrundlagen: nämlich der eigenen inneren
Haltung und dem bunten Strauß nonverbaler Kommunikation. So wenig wie uns
Pferde in menschliche Kategorien wie
Status und Äußerlichkeiten einordnen,
so wenig lassen sie uns weiter unsere
meist unbewusste emotionale Maske tragen. Stattdessen spiegeln sie die wirklich
präsenten Gefühle unter der Oberfläche:
Angst, Aggression, Trauer, aber auch
10 / Kundalini Yoga Journal
Freude, Unbekümmertheit und Ausgelassenheit. Im Zusammensein mit diesen
großartigen Wesen ist also eine Begegnung mit unserer innersten Gefühlswelt
möglich. Sie wird bewusst und ehrlich
wahrnehmbar, ja geradezu greifbar, und
dadurch können wir schmerzliche emotionale Prozesse umwandeln und transformieren. Pferde lehren uns, im Hier
und Jetzt zu sein, voller Hingabe. Allein
diese Erfahrung ist für uns umtriebige,
im Morgen und meist auch im Gestern
verhaftete Menschen sehr heilsam.
Pferde erden uns auf spielerische, ungezwungene Art und so kommen wir in
Kontakt mit unserer eigenen Energie.
Pferde und die Naturelemente beurteilen
uns nicht, in Gegenwart von Tieren fühlt
sich Mensch unbeurteilt und frei. Das
entspannt und ist Voraussetzung
dafür, sich selber wahrzunehmen,
ganz und weit zu sein; die
Erfahrung berührt unser Innerstes
und öffnet das Herz. Genau dort
setze ich mit Yoga an, es unterstützt und vertieft das Erfahrene,
verankert und bereichert es. Dafür
leite ich z.B. Tratakam auf das
Pferd an, um die essentiellen
Qualitäten, die sich dabei erkennen
lassen, auch als die eigenen wahrzunehmen und anzuerkennen.
Auch Pranayama im Rhythmus des
Atems eines Pferdes zu machen
entspannt, denn sie atmen langsamer als wir. Andere stille
Meditationen, wie den Herzschlag
des Pferdes spüren und bewegtere
Übungen, auch aus dem therapeutischen und freien Reiten, vom
Natural
Horsemanship
und
Coaching mit Pferden setzen wir
ein, immer abgestimmt darauf, wie ruhig
oder dynamisch es für die Gruppe und
den Prozess gerade passt.
Das Konzept aus Yoga und dem Kontakt
zu Pferden ist für uns Anleiterinnen und
für die bisherigen Teilnehmerinnen damit
schlüssig: Denn beides setzt heilsame
Impulse und ergänzt sich gegenseitig.
Wie Wolfgang von Goethe schon sagte:
„Es ist so angenehm, zugleich die Natur
und sich selbst zu erforschen, weder ihr
noch dem eigenen Geist Gewalt anzutun,
sondern beide in sanfter Wechselwirkung miteinander ins Gleichgewicht zu
bringen.“
Weitere Informationen über
kommende Workshops und Termine
gibt es auf www.yogaundpferde.de
bzw. über [email protected].
Alles ganz
normal?!
Von Barbara Warkocz
S
eit etwa einem Jahr unterrichte
ich Yoga im Männergefängnis.
Obwohl dieser Ort so auffällig ungewöhnlich, so außergewöhnlich im Sinne
von „außerhalb unserer Gesellschaft“ ist,
habe ich mich doch schnell daran
gewöhnt. Das Ankommen dort, hohe
Mauern und Stacheldraht, das Prozedere
des Einlasses, die Bediensteten, immer
ist alles auf zuverlässige Weise gleich.
Das Gefängnis hinter der Mauer ist aufgeräumt, übersichtlich, geordnet. Der
Blick kann schweifen, in den Himmel
direkt über mir. Kurzer Rasen, niedrige
Pflanzen, die Gebäude bestehen aus großen Betonplatten. Viele empfinden diesen Ort als kalt und unwürdig. Ich weiß,
was sie meinen, aber ich sehe auch die
Ordnung und empfinde Sicherheit bei
dieser Klarheit.
Ich werde begleitet, geleitet, der Umgang ist freundlich-neutral, bemüht normal, während Türen auf- und abgeschlossen werden, alles ganz normal.
Wir kommen an, Begrüßung der Freizeitbeamten, alles normal, Fragen und
Antworten.
Allein auf die Männertoilette? Ach was,
alles ganz normal ...Wer kommt wohl
heute, habe ich mich für die richtige
Kriya entschieden, die passende
Meditation? Heute findet die Klasse in
der Turnhalle statt - Matten auslegen,
Kassettenrecorder aktivieren, dann kommen die Männer, große, kleine, dicke,
dünne, alles ganz normal. Hände schütteln, manche kenne ich, einer kommt
immer, manche sind neu, ob ich sie
erreichen kann?
Einführung, Erklärungen, der Unterricht
beginnt, alles ganz normal, einstimmen
und atmen und bewegen. Stöhnen,
lachen, durchhalten oder auch nicht.
Entspannung oder auch nicht, Stille ist
nicht für alle gut auszuhalten, kommen
und gehen, die Freizeit der Männer ist
kurz. Meditation, ausstimmen, aufräumen - der Kontakt ist lockerer geworden
nach der Stunde. Alle helfen mit beim
Aufräumen, sind freundlich, zuvorkommend, auch vorsichtig, denn wie viel
Kontakt ist ganz normal? Danke und
„Auf Wiedersehen“. War das wieder
alles ganz normal! Nein, war es nicht!
Ich war im Gefängnis, an einem Ort, wo
Menschen ein- und weggesperrt werden,
Menschen, die ihr Leben nicht mehr
Ganz klein sitzt Barbara vor den hohen Gefängnismauern.
alleine bestimmen können. Es geht um
schuldig sein, sich anpassen und unterordnen, irgendwie durchkommen.
Die Angestellten, die Inhaftierten und
ich, wir alle bemühen uns um Normalität.
Was mache ich da eigentlich? Wenn ich
über Gefängnisse lese oder Reportagen
sehe, dann wird mir immer nur schlecht,
mit offenem Mund sitze ich da, kann es
nicht glauben, und will damit überhaupt
nichts zu tun haben. Fühle mich nur hilflos! Doch dann verdränge ich diese
Gefühle und gehe wieder ins Gefängnis
und unterrichte, mir gibt Yoga ja auch
etwas, und ich hoffe, den Männern dort
auch. Vielleicht sind es nur eineinhalb
Stunden Freiraum, der zu einem besseren
Schlaf führt, zu lockereren Schultern,
Entspannung im Nacken und Rücken, zu
den ganz normalen Effekten eben, die die
Leute beim Yoga suchen und finden.
Doch es gibt diesen Hoffnungsfunken in
mir, das berühmte Saatkorn säen im
Yoga, vielleicht bleibt irgendetwas dauerhaft hängen?
Mich hat dieser Artikel jedenfalls dazu
gebracht, darüber nachzudenken was ich
da mache, wozu und für wen? Denn es
geht auch um meine eigene Sinnhaftigkeit im Leben.
Wer sich für Yoga und Meditation im
Gefängnis interessiert kann sich unter
www.yumig.de informieren und Kontakt
aufnehmen. Wir freuen uns über
Unterstützung, und auf der Internetseite
gibt es einige Termine für die nächste
Zeit.
Kontaktadresse:
Yoga und Meditation im Gefängnis
(YuMiG) e.V., Allerskehre 48, 22309
Hamburg, E-Mail:[email protected]
Eine yogische Kampfkunst gegen innere Dämonen
Die Geschichte des Shastar Vidiya
und Gatka
Von Regine Seva Kaur Sievert-Wolff und Anne Davta Kaur Reuter
S
hastar Vidiya bedeutet übersetzt
Shastar-Waffe und Vidya-Wissen,
Lehre, Wissenschaft und ist Teil der großen vedischen Tradition, die fast zehntausend Jahre zurückreicht. Yoga,
Meditation und ayurvedische Medizin
haben ebenfalls die gleichen Wurzeln.
Shastar Vidiya ist die Lehre von Zweikampftechnik und Strategie.
Mit Guru Nanak wurde Shastar Vidiya
Teil der Sikh-Kultur. Da die Sikhs von
vielen Feinden umgeben waren, benötigten sie gut ausgebildete Krieger, sogenannte „Nihangs“. Die Nihangs entwikkelten die Kunst des Shastar Vidya weiter und wurden dadurch besonders
gefürchtet. Die Niederlage der Sikhs im
2. Anglo-Sikh Krieg Mitte des 19.
Jahrhundert brachte eine dramatische
Wende. Lehrer wurden gezielt ermordet,
das Tragen der Waffen (Teil ihrer religiösen Identifizierung) und das Trainieren
der Vidiya verboten. Als Zugeständnis
der Engländer an die Sikhs - denn die
Truppen wurden von den Engländern bis
zur indischen Unabhängigkeit gebraucht
- durften diese sich, für sportliche (khela)
oder für spirituelle (rasmi) Zwecke dem
Schwertkampf widmen. Daraus entstand
Gatka.
Gatka, so wie man es heute kennt, blühte
bereits während des 17. Jahrhunderts
unter der Leitung von Guru Gobind
Singh auf. Die Sikhs waren Bauern mit
keiner standhaften Armee, um sich zu
verteidigen. Sie brauchten eine Art der
Verteidigung, welche ihre Minderheit
und den Mangel an militärischer
Strategie kompensiert.
Gatka wurde aus drei Prinzipien heraus
perfektioniert:
1. Es soll einfach zu erlernen sein.
2. Es muss den Gebrauch jeder
möglichen Waffe einbeziehen.
3. Man muss gegen mehr als eine
Person effektiv kämpfen können.
Was die Prinzipien zusammenhält und
sie einfach zugänglich für jeden macht,
sind die Musik, die Rhythmen und die
Songs.
Kundalini Yoga Journal / 11
Fortsetzung von Seite 11
Serviceseite
Meditation
für die Aura
(nach Gurudev Singh vom
11.11.12
in Hamburg)
Von Kerstin Ravi Kirn Kaur HarderLeppert
In meinem Editorial der Juliausgabe
hatte ich über meine Meditation
berichtet, die ich nun seit etwa einem
Jahr mache (und sie scheint sich zur
1000-Tage-Meditation zu entwickeln). Ich bekam viele Zuschriften mit
der Bitte, diese zu beschreiben.
Daher hier in Kurzform:
Auf Grund von sozialen und politischen
Umständen in Nord-Indien ist die mündliche Überlieferung der Tradition des
Gatka verlorengegangen. Was jedoch
erhalten geblieben ist, sind Stärke,
Schönheit und Anmut der Kampfkunst.
Musik: „Rakhe Rakhane Har“ in der
Version von Singh Kaur (nur zuhören, nicht chanten). Ich persönlich
denke das Mantra mit, wenn ich nicht
in die Stille komme.
Die Technik ist eine praktische, kriegerische Kunst, welche scharfe und stumpfe
Waffen gebraucht. Die Basis des
Kämpfens und die defensiven Bewegungen sind gestaltet für maximalen Schutz
und Verteidigung von allen Seiten des
Körpers. Zusammengesetzt ist Gatka aus
wenigen einfachen, kreisenden Grundbewegungen, die frei und fließend ausgeführt und beliebig miteinander kombiniert werden können. Ziel ist es, eine
natürliche Bewegung, eine Art Tanz des
Körpers entstehen zu lassen. Geübt wird
mit der linken und der rechten Hand. Der
Gebrauch von zwei Waffen gleichzeitig
ist eine Spezialität der Kampfkunst. Mit
zwei Waffen bildet der Kämpfer eine
undurchdringliche Schutzhülle um seinen Körper.
Mudra: Einfache Haltung, Hände
im Surya Mudra, Arme angewinkelt
neben dem Körper, Hände zeigen in
Schulterhöhe nach vorn. Der Blick
ist mit geschlossenen Augen auf die
Kinnspitze gerichtet.
Laut Gurudev lernst du hierdurch,
das Prana durch die Aura zu bewegen
und deine Nadis zu spüren.
Zeit: 21 Minuten.
Grüner Power
Smoothie
Von Claudia Param Sahej Kaur
Siems
50 % grüner Salat und 50 % frisches
süßes Obst nach Geschmack, mit
etwas Wasser pürieren.
Je nach Geschmack mit Banane oder
einem Löffel Mandelmus süßen und
sofort trinken.
Der Salat bringt jede Menge
Spurenelemente und Mineralien.
Das Getränk ist grasgrün. Manchmal
mögen es auch Kinder, die sonst
wenig Salat essen.
Die Gatka Techniken
Warum ist Gatka oder Shastar
Vidiya in der heutigen Zeit noch
so wichtig?
Dies verdeutlicht eine alte Geschichte aus
Indien von Durga Divar. Durga Divar war
eine Kriegerin, die „reinen Herzens“
war. Sie konnte gegen grauenvolle
Dämonen, die Gott den Menschen als
Herausforderung geschickt hatte, siegreich sein.
Die Dämonen stehen für unsere destruktiven Emotionen wie z. B. Angst, Hass,
Machtstreben, Gewalt, Geltungsbedürfnis, Egoismus etc. Wenn man unsere heutige Zeit betrachtet, kommt man zu dem
Schluss, dass diese „Dämonen“ immer
mächtiger werden. Um etwas zu verändern, müssen wir zuerst uns selbst verändern. Wir müssen den Kampf gegen die
Dämonen in uns aufnehmen.
Über die Techniken, die wir beim Gatka
üben, kommen wir in Kontakt mit ihnen.
Wir lernen sie ganz direkt kennen.
Schnell erfahren wir (auch körperlich),
wenn wir uns von ihnen im Zweikampf
leiten lassen. Wir werden dann blind
und der Kampf ist für uns verloren. Daher
üben wir immer wieder, von diesen
Emotionen weg und in den neutralen
Geist zu kommen.
Die wichtigste Meditation, um dies zu
erreichen, ist das Pentra. Durch die
Schrittfolge und die gleichzeitigen
Armbewegungen richten wir uns immer
wieder auf einen Fokus aus, auf einen
neutralen Punkt. In unserem Fokus ist
Ruhe, dort ist das Zentrum des
Wirbelsturms. Die Meditationen wie
Pentra und weitere Meditationen, die
Yogi Bhajan uns gegeben hat, unterstützen uns darin, dass die starke, kraftvolle
Shakti Energie (Gatka) sich mit der Bakti
Energie (Hingabe an das Göttliche) verbindet. Erst dann entsteht wirklicher
Friede, unser Herz wird „rein“, wie in der
Geschichte von Durga Divar. Erst wenn
du dich mit den destruktiven Elementen
deiner Persönlichkeit auseinander gesetzt
hast, kannst du zum friedlichen Krieger
werden. Das Gatka Training bietet dir
dabei keine Möglichkeit „zu schummeln“!
WAHE GURU JI KA KHALSA
WAHE GURU JI KI FATEH!
12 / Kundalini Yoga Journal
en – es gibt immer wieder Neues zu entdecken.
„Du bist die Farben, die du wählst“ sagt Vicky Wall.
Das Aura-Soma-System
Yoga in Farbe
Von Vasanti C. Heyer
„Schon wieder etwas
Neues, was teuer ist und
keiner braucht!“ Das war
meine erste Reaktion, als
ich 1992 Aura-Soma sah.
Nun, wie so oft führte
mich das Leben andere
Wege. Auf einer Messe
erhielt ich eine kurze
Einführung und kaufte
meine erste zweifarbige
Ölflasche und bin inzwischen als Lehrerin ausgebildet.
Vor nunmehr 30 Jahren
empfing Vicky Wall, eine
ältere erblindete englische
Dame, während ihrer
Meditation die Rezeptur für die farbigen Equilibrium Öle. „Es
war, als hätten fremde Hände meine eigenen geführt“, sagt sie
später darüber.
Dass es sich um sehr viel mehr als nur um ein wunderbares
Hautöl handelte, stellte sich schnell heraus und Vicky begann,
die Wirkungen von Aura-Soma genauer zu erforschen. Bis
heute ist die Erkundung des Systems noch nicht abgeschloss-
Im Spiegel der vier Lieblingsflaschen eines Menschen zeigen
sich unsere tiefsten Talente und Fähigkeiten. Die Farben spiegeln uns, wer wir sein können, wenn wir unserer inneren
Führung vertrauen. In allen Aura-Soma Produkten finden sich
nur natürliche Inhaltsstoffe, sorgfältig gewonnen aus Pflanzen
und Kristallen – vieles davon in Demeter-Qualität.
Im Yogaunterricht setze ich besonders gerne die sogenannten
Pomander ein, die man in die Aura einfächelt und die so gut
von allen benutzt werden können. Sie schützen und stärken
uns und haben einen herrlichen Duft. Es gibt sie in 15 verschiedenen Farben. Jede davon hat ihre eigene Schwingung,
das kennen wir Yogis ja bereits aus der Chakra-Lehre. Wenn
ich z. B. eine Übungsreihe für die Nieren unterrichte, biete ich
vor der abschließenden Meditation einen goldenen Pomander
an. Gold stärkt unseren Selbstwert, löst Ängste und öffnet uns
für Fülle und Freude. Eine Kriya für das Herz unterstütze ich
mit Rosa oder Grün.
Die Essenzen vertiefen unsere Yogaerfahrungen auf wunderbare Weise. Das habe ich von vielen Seiten gehört und natürlich selbst erfahren. Einführungen und Fortbildungen für
YogalehrerInnen gebe ich gerne.
Konkrete Informationen dazu sowie zu den einzelnen
Essenzen erhaltet ihr auf meiner Webseite
www.farbstrahlen.de.
Kundalini Yoga für Menschen mit körperlicher Behinderung
Mit Selbstakzeptanz und Würde zum Einssein
Von Antje Kuwert
A
ntje Kuwert: „Seit 2006 unterrichte ich
Kundalini Yoga für Menschen mit
körperlichen Behinderungen, u.a. Blinde, Querschnittgelähmte und Menschen mit Osteogenesis
Imperfecta in Seminaren und inklusiven Kursen.
Im April 2013 fand das erste Fortbildungswochenende für YogalehrerInnen in Köln statt. Dieser
Artikel zeigt aus Sicht einer Teilnehmerin mit körperlicher Behinderung und der Organisatorin, wie
bewegend und sinnvoll es ist, das Thema
Behinderung im yogischen Alltag zu integrieren.“
Maria: „Seit 1996 bin ich durch einen Unfall querschnittgelähmt und im Rollstuhl unterwegs. Der
Querschnitt zog eine abrupte Linie durch meinen
Körper - und durch mein Leben. Anfangs hoffte
ich auf ein Wunder. Es sollte nicht wahr sein, was
ich Tag für Tag erlebte und erlitt. Ich wollte mich
nicht zweigeteilt fühlen, in die eine Hälfte, die
gelähmt ist und in die andere, die es nicht ist. Ich
suchte nach Möglichkeiten, wieder eins zu werden mit mir. Allzu nah und deutlich war mir, wie
es sich anfühlte, mein Bein zu bewegen, den Fuß
auf den Boden zu setzen, zu laufen, zu springen,
zu rennen, auf Bäume zu klettern, mich unversehrt
zu bewegen und den Sommerwind an den Beinen
zu spüren oder den Boden unter meinen Füßen.
Und
plötzlich sollte das alles nur noch
Erinnerung sein ... ? Nach und nach lernte ich,
mich in meinem neuen Leben zurechtzufinden.
Maria (rechts) berührte Yogalehrerin Rama mit ihrer lebensbejahenden Art.
Kundalini Yoga Journal / 13
Inzwischen suche ich nicht mehr nach
dem Wunder, das alles rückgängig
machen soll. Ich suche nicht mehr nach
dem Unmöglichen. Vielmehr suche ich
nach der Erfahrung einer äußeren und
inneren Bewegung, die mir Einssein und
innere Ruhe ermöglicht.
In den Seminaren von Antje Kuwert habe
ich Kundalini Yoga kennengelernt und
darin einen Weg gefunden, der mich bei
dieser Suche begleitet. Kundalini Yoga
hilft mir, bei mir anzukommen. Es tut
gut, mich von den Übungen leiten zu lassen. Es stärkt und verfeinert meine
Vorstellungskraft, Bewegungen, die ich
nicht ausführen kann, in meine Vorstellung zu verlagern und eigene Bilder
dafür zu finden. Das gelingt nicht immer,
was mich anfangs frustriert hat, aber
mittlerweile probiere ich es mit mehr
Gelassenheit aus und freue mich über
jeden Fortschritt, den ich dabei mache.
Es ist bereichernd für den Kontakt mit
mir selbst, aufmerksam nach innen zu
gehen, und es erfrischt mich, Bewegungen auszuführen, sie zu verfeinern, mich
dabei anzustrengen. Hinspüren und fühlen, was die Bewegungen bewirken, egal,
wie klein sie manchmal sind. Mich auf
den Rhythmus meines Atems konzentrieren. Der Musik zuhören, wenn Mantras
gesungen werden. Mitsingen und dabei
die Vibration und Kraft der eigenen
Stimme spüren. Meditieren und anwesend sein. All das beruhigt mich und meinen Geist. Es ist nicht immer einfach und
bedarf der regelmäßigen Übung. Doch es
ist etwas, das ich aktiv für mich tun kann
und ich freue mich, wenn es die
Möglichkeit gibt, dies mit anderen Übenden in einem Kurs zu teilen.
Es gibt nun wieder Momente in meinem
Leben, in meinem Alltag, in denen fühle
ich mich eins mit mir. Auch, wenn ich
das nicht nur Kundalini Yoga zu verdanken habe, so hilft es mir doch, dorthin zu
finden. Das ist kein großes, spektakuläres Wunder. Aber ein kleines.“
Rama: „Der Auslöser, mich für
Kundalini Yoga mit Menschen mit Körperbehinderung zu engagieren, trat Mitte
vergangenen Jahres mit Maria in mein
Leben. Sie klopfte in ihrem Rollstuhl an
die Bürotür unseres Yogazentrums und
erkundigte sich bei mir nach Möglichkeiten, Yoga oder Meditation bei uns zu
praktizieren. Ich lud sie ein, beim nächsten einmal monatlich stattfindenden
Meditativen Singen teilzunehmen, und
sie kam. Wir stellten fest, dass unsere
Räumlichkeiten zwar nicht barrierefrei,
aber trotzdem auch mit Rollstuhl und
etwas Hilfe gut befahrbar sind. Nach
dem Singen unterhielten wir uns länger,
und Maria berührte mich mit ihrer
lebensbejahenden, couragierten, herzlichen und feinsinnigen Art zutiefst. Sie
erzählte von Kundalini Yoga Workshops
für Menschen mit Behinderung, die sie
14 / Kundalini Yoga Journal
bei Antje Kuwert in Süddeutschland
besucht hatte, und es war so deutlich
spürbar, welche Bereicherung das Yoga
für sie bedeutete. In diesem Augenblick
stand mein Entschluss fest, mich dafür
einzusetzen, Maria und möglichst vielen
anderen Menschen mit Körperbehinderung den Zugang zu Yoga zu ermöglichen.
Ich nahm Kontakt zu Antje Kuwert auf
und lud sie nach Köln ein. Dabei entstand die Idee, dass der größtmögliche
Effekt ihres Besuches entstehen würde,
wenn wir nicht nur einen einmaligen
Workshop für Menschen mit Behinderung anbieten, sondern eine Fortbildung für YogalehrerInnen, mit denen sie
ihre langjährige Erfahrung teilen kann,
so dass diese selber ermutigt und befähigt werden, Kurse für Menschen mit
Körperbehinderung oder inklusive Kurse
anzubieten. Und so planten wir einen
eintägigen Fortbildungs-Workshop für
YogalehrerInnen und einen halbtägigen
Workshop für Menschen mit Behinderung für April 2013.
Für mich als Organisatorin war es ein
recht aufwändiges Projekt: Nicht nur die
üblichen Workshop-Ankündigungen in
Newslettern, auf Website, Flyern und
Aushängen, sondern gezieltes Anschreiben von Selbsthilfegruppen, Kontakt/Beratungsstellen, Vereinen und Organisationen. Das Ergebnis belohnte alle
Mühen:
Am Fortbildungs-Workshop nahmen 20
YogalehrerInnen aus verschiedenen
Traditionen aus ganz Deutschland teil.
Es war ein Tag des Erfahrungsaustausches, an dem es Antje vor allem gelang,
mit ihrer ruhigen, offenen, vorbehaltlosen Art, die bei fast allen
TeilnehmerInnen vorhandenen Berührungsängste auszuräumen, ihre eigenen
Erfahrungen auf anschauliche Weise zu
teilen und damit Grundlagen für die
Gestaltung des eigenen Unterrichts zu
legen. Alle TeilnehmerInnen gingen tief
berührt und motiviert aus diesem
Workshop, jedoch auch mit dem Wunsch
nach Vertiefung der Thematik und der
Zusage von Antje, dass es eine
Weiterführung dieser Fortbildung geben
wird.
Am Folgetag konnten einige der
YogalehrerInnen als Hospitanten im
Workshop für Menschen mit Behinderung die Arbeit von Antje direkt miterleben und durch Assistenz unterstützen. Es
nahmen sechs Menschen mit unterschiedlichen Bewegungseinschränkungen, überwiegend RollstuhlfahrerInnen,
teil. Diese vier Stunden waren eines der
größten Geschenke in meiner langjährigen Erfahrung als Yogalehrerin und –
ausbilderin. Im Schluss-Feedback kam
so unglaublich viel Dankbarkeit, Freude,
Würde, Selbstakzeptanz und Berührung
zum Ausdruck - und alle fragten nach
mehr Yoga ...
Seit dem Workshop bieten wir einen
zunächst einmal monatlich stattfindenden, fortlaufenden Kurs für Menschen
mit Körperbehinderung in unserem
Zentrum an. Fast alle TeilnehmerInnen
des Workshops nehmen daran teil und
wünschen sich, dass das Angebot
wöchentlich stattfindet und wir zusätzlich noch inklusive Kurse anbieten, was
in Planung ist.
Ich freue mich schon auf die
Wiederholung des Einführungstages/Hospitanzmöglichkeit im September und
die Fortsetzung der Fortbildung im
März/April 2014 mit zwei sicher sehr
intensiven Wochenenden mit Antje
Kuwert.
Rama Kaur leitet das shunia Zentrum
in Köln und unterrichtet als KRI
Professional Trainerin die Kundalini
Yogalehrer-Ausbildung der
Internationalen Amrit Nam Sarovar
Schule (Karta Singh Khalsa) in Köln.
Antje: „Mein Wunsch ist, dass sich mehr
YogalehrerInnen und Ausbildungen für
Menschen mit körperlichen Behinderungen öffnen. Hierzu biete ich zukünftig
Fortbildungen deutschlandweit an. Die
Fortbildung schafft Bewusstsein für die
Situation dieser Menschen, baut Berührungsängste ab, vermittelt das Wissen
über verschiedene Handicaps und bietet
Übungsvarianten und Kurskonzepte. Sie
bringt YogalehrerInnen und Betroffene
miteinander in Kontakt und bahnt ein
Netzwerk an, um die Teilhabe aller zu
ermöglichen. Interessierte OrganisatorInnen dürfen sich gerne melden. Im
Herbst 2013 wird mein „Kundalini Yoga
Übungsbuch für Rollstuhlfahrer“ erscheinen.“
Antje Kuwert
ist
Yogalehrerin, Au Sporttherapeutin,
sbilderin, Ther
www.kundalin
apeutin.
iyoga-ak.de
Yoga in der Wüste
Zu Gast bei Beduinen im Sinai
„
Als Allah die Welt erschaffen hatte,
schaute er sie sich an und alles, was
ihm vom Wesentlichen ablenkte, nahm er
heraus. So entstand die Wüste“, lautet
eine Beduinenweisheit. Und: „Gott hat
Länder voll Wasser erschaffen, damit die
Menschen dort leben können, und
Wüsten, damit sie dort ihre Seele erkennen“ sagen die Tuareg.
Es gibt sie noch: Gegenden, in denen die
Zeit stillzustehen scheint; wo weder
Lärm, Konsum oder auch nur elektrisches Licht für Ablenkung und
Zerstreuung sorgen. Als Familie entschlossen wir uns, in den Sinai zu reisen
- unter Abwägung der Risiken angesichts
der aktuellen politischen Lage. Wir wollten die Welt der Beduinen kennenlernen.
Eine Welt, die weder dem Klischee der
Wüstenromantik, noch dem weitverbreiteten medienwirksamen Bild von Angst
und Terror entspricht.
Bereits aus Deutschland kontaktierten
wir unsere Beduinenführer telefonisch,
um eine individuelle, mehrtägige KamelTrekking-Tour durch die Wüste, sowie
die anschließende Wanderung im
Hochgebirge zu planen. Und tatsächlich:
Unsere Erwartungen wurden übertroffen.
Wir begegneten ausschließlich absolut
vertrauenswürdigen, zuverlässigen Menschen, die keine Mühe scheuten, um uns
mit kulinarischen Leckereien wie z. B.
im Lagerfeuer gebackenem Brot zu verwöhnen. Während etlicher Reit-,Wanderund Siestazeiten wurden wir schnell
Freunde und konnten miteinander
lachen, spielen, musizieren und auch
meditieren. Die Offenheit und Freude der
Beduinen, uns an ihrem äußerlich
bescheidenen Leben teilhaben zu lassen,
hat uns tief berührt.
Die Ruhe der Wüste und Intensität der
abwechslungsreichen Natur macht es
leicht, mehr und mehr alles Sein auf dem
yogischen Weg zu integrieren. So wie
wir uns Schritt für Schritt dem wiegenden Rhythmus der Kamele anpassten,
kam ein jeder von uns Schritt für Schritt
mehr bei sich an. Wir genossen die
Veränderungen von Landschaft und
Von Christine Sucha Kaur Noble
Vegetation und staunten, wo die steinig
karge Wüste Wasserlöcher und Oasen
bereithielt.
Dort, wo sich Wüstenfuchs und Schlange
„Gute Nacht“ sagen, wo sich der
Sternenhimmel in voller Pracht Nacht für
Nacht zeigt, ist es leicht durchzuatmen,
Himmel und Erde zu verbinden.
Terminvorschau:
Yoga in der Wüste,
April oder Oktober 2014,
Infos: www.yoga-sucha.de
„Ong Namo“, von Dromedaren gechantet?
Kundalini Yoga Journal / 15
Yoga auf Jamaika
Ochie Yogis, Reggae und Rastafaris
Von Gaby Jaipal Kaur Götte
Kontakt. Es folgten Reisen dorthin und
in stecknadelkopfkleiner Punkt,
so entstanden Freundschaften und
umgeben von jeder Menge blaue
Kontakte, die gepflegt werden
Farbe – so sieht die Insel meiner
wollten. Telefonieren auf
Träume auf der Landkarte aus, auf
die Insel war und ist
der anderen Seite des Globus
schwierig und sehr
inmitten des Karibischen
teuer – aber dann
Meeres gelegen – Jamaika.
zog das Internet
Weiße Sandstrände,
in unser Leben
gesäumt von üppigen
ein und kurze
Kokospalmen, türkisZeit später gab
farbenes Meer unter
es Facebook.
knallblauem Himmel,
Nun kann man
Sonne pur mit tropiüber Facebook
schen
Temperaturen
geteilter Meinsowie warmherzige, temung sein - aber
peramentvolle Menschen
Vanessa, jamaikanische
für mich ist es eine
und natürlich Reggae, die
Yogalehrerin
geniale Einrichtung,
Musik der Insel.
um mit Menschen überall auf der Welt zu kommuSo schön es auch ist, dieses tropische
nizieren. Und eines Abends, als ich
Eiland, und all unsere Klischees bedient,
schaute, was es Neues bei meinen
Jamaika ist kein Paradies, sondern natürFreunden zu sehen gab, fand ich die
lich auch beladen mit den üblichen
Aktivität einer Jamaikanerin auf meiner
Problemen eines Entwicklungs- oder
Seite – und bei genauerem Nachsehen
sogenannten Dritte-Welt-Landes, wie
entdeckte ich, dass sie Sängerin und
Armut
und
ihre
vielfältigen
Yogalehrerin ist. Yoga auf Jamaika – ich
Folgeerscheinungen. Aber zwei jamaikawar überrascht! Bildete ich mir doch ein,
nische Tatsachen haben mich schon
viel, wirklich viel, über „meine“ Insel zu
immer stark beeindruckt: Da ist zum
wissen – Pustekuchen, ich weiß eben
einen der Wahlspruch des Landes: „Out
immer noch nur einen Bruchteil und das
of many – we are one“ - die Einheit! Eine
ist ja eigentlich auch ganz gut so … Eine
bunte Mischung von Menschen, deren
Freundschaftsanfrage war jedenfalls
Spannbreite vom Erbe indianischer
schnell gestellt und ein E-Mail ebenso
Ureinwohner
über
eingeschleppte
flott geschrieben – und am nächsten
Sklaven aus Afrika bis hin zu
Morgen lag die Antwort bereits in meiImmigranten des letzten Jahrhunderts aus
nem Postfach und seitdem tauschen wir
dem asiatischen Raum reicht, hat das
uns regelmäßig aus.
gemeinschaftliche Ziel, ein homogenes
Volk zu werden. Desweiteren ist es die
Vanessa ist Sängerin und Musikerin und
besondere
Art
der
Begrüßung:
sie nennt ihre Musik „concious healing
Jamaikaner machen eine Faust, legen sie
music“. Dahinter verbirgt sich softer
auf die Brust und sagen das simple Wort
Reggae-Rhythmus mit positiven, medita„Respect“. Respekt für sich selbst und für
tiven Texten. Außerdem macht und unterdas Gegenüber – ich kenne das vom
richtet sie auch Yoga, ihre Richtung heißt
Kampfsport, doch im alltäglichen Leben
Kemetik Yoga und ist dem Hatha-Yoga
hat es eine besondere Bedeutung.
ähnlich. Am liebsten unterrichtet Vanessa
Kinder. Ihr eigenes Sadhana macht sie
Schon als Jugendliche hatte ich
zuhause, in ihrem tropischen Garten, und
Sonnenuntergangs-Palmen-Poster über
manchmal mit ihren Freunden am Strand
meinem Bett hängen und die Sehnsucht
oder an einem der Kraftplätze wie z. B.
nach und die Neugier auf ferne Länder
Am Firewata, der brennenden Quelle im
begleiten mich mein ganzes Leben lang.
Norden der Insel. Ja, die jamaikanischen
Über den Reggae entdeckte ich die Insel
Yogis sind so gesehen wirklich sehr verund später, lange vor Kundalini Yoga,
wöhnt - wer von uns würde sein Sadhana
kam ich durch meine Arbeit bei einer
nicht gerne bei Meeresrauschen oder
großen deutschen Konzertagentur mit der
unter einem der alten Baumriesen inmitInsel und ihren Bewohnern in direkten
E
16 / Kundalini Yoga Journal
ten des tropischen Regenwaldes abhalten? Genauso wie die meisten von uns
hier in Deutschland sind die jamaikanischen Yogis Teil einer virtuellen Sangat,
den sogenannten Ochie Yogis aus Ocho
Rios im Norden der Insel. Nun sind sie
virtuell nicht ganz so aktiv wie wir – aber
ich denke, dass sie technisch nicht so gut
aufgestellt sind wie wir hier und Internet
und Smartphones keinen so hohen
Stellenwert haben wie bei uns. Aber
immerhin - sie posten ihre Termine, treffen Verabredungen und verschicken ihre
Einladungen. Besonders interessant finde
ich die exotischen Rezepte, die gepostet
werden. Jamaika hat ja eine wild
wuchernde Natur und Pflanzen und
Früchte wachsen in dem Klima schneller,
als man sie ernten und essen kann. Die
meisten JamaikanerInnen kennen sich
mit der Verwendung von Heilkräutern
und -pflanzen gut aus, da Ärzte erstens
schwer zu erreichen und zweitens teuer
sind.
Bei meiner Recherche für diesen Artikel
bin ich auf zwei interessante Links gestoßen: Es gibt eine Facebook-Seite namens
„Jamaica Kundalini Yoga Lovers“, die
allerdings recht unaktiv wirkt und neuerdings lebt eine Kundalini Yoga Lehrerin
auf der Insel, die auch Yogareisen nach
Jamaika anbietet … da ist mir wohl
jemand zuvorgekommen - das war doch
auch mein Plan! (Bleibt wohl nur offen,
eine 3HO-Dependance vor Ort auf der
Insel ins Leben zu rufen …)
Einen Punkt, der mich seit meiner
Ausbildung beschäftigt und den ich bisher noch nicht befriedigend klären konnte, möchte ich nicht unerwähnt lassen.
Ich vermute eine Verbindung zwischen
Yoga oder vielleicht Indien generell und
Jamaika – speziell den dort lebenden
Rastafaris. Ihr bekanntester Vertreter war
zweifellos Bob Marley, der erste
Superstar der Dritten Welt. Es gibt einige
interessante Gemeinsamkeiten zwischen
ihnen und uns Yogis. Rastafaris tragen
gemeinhin Dreadlocks und lange Bärte.
Nun gibt es Dreadlocks natürlich auch in
Afrika, aber eben auch bei den Sadhus,
den heiligen Männern Indiens, und nur
diese schneiden wie die Rastas ihr Haar
niemals. Meistens, wenn ich befreundete
Rastas in Jamaika anrufe und frage, was
sie denn so machen, bekomme ich eine
Antwort wie: “Fine, I am just holding a
meditation.“ Und dahinter steckt nicht
nur eine Redensart – nein, für Rastas ist
es ganz normaler Alltag, über Gott und
die Welt zu meditieren. Sie wissen und
empfinden die Einheit von Körper, Seele
und Geist und dass sie Teil der Natur
sind, die sie mit allergrößtem Respekt
behandeln. Diese Einstellungen sind
wirklich sehr ausgeprägt. Außerdem
essen Rastas „ital“, das Wort stammt von
„vital“ ab und wird in der Rastasprache
verändert. Sie ernähren sich auf jeden
Fall vegetarisch, möglichst sogar vegan
und legen größten Wert auf frische und
lebensfördernde Lebensmittel und eine
gesunde Zubereitung ihrer Nahrung. Für
sie ist ihr Körper ihr Tempel – das
kommt mir doch bekannt vor? Außerdem
verabscheuen sie Alkohol – nun gut,
manche sprechen dafür dem heiligen
Kraut Marihuana zu – aber längst nicht
alle Rastas!
Heiße Quelle auf Jamaika
Ich hoffe, irgendwann einmal so lange
auf der Insel bleiben zu können, dass ich
dieses Thema weiter erforschen kann.
Nun schmelzt ihr hoffentlich vor
Fernweh nur so dahin und wir werden
uns dann demnächst zu einem gemeinsamen Sadhana an einem der wunderbaren
Strände Jamaikas treffen!
Starke Erfahrungen durch bewussten Verzicht
Yoga und Fasten
Das Gefühl „Es gibt mehr zwischen
Himmel und Erde als du in deinem
Alltagsleben wahrnimmst!“ hatte ich
zum ersten Mal beim Fastenwandern.
Damals kannte ich Kundalini Yoga noch
nicht und suchte nach einem Weg, die
Trennung von meinem Freund zu verarbeiten. Ich wollte einen klaren Strich
zwischen Vorher und Nachher ziehen und Fasten erschien mir als adäquates
Mittel, als ein gutes Ritual, um einen
neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Ich
hatte von einer Freundin über Heilfasten
gehört und mich belesen: Es wurde u. a.
als Weg beschrieben, einen „klaren
Kopf“ zu bekommen. Das wollte ich
und außerdem die in den Büchern
beschriebene Leichtigkeit des Körpers,
Kreativität des Geistes und sensiblere
Wahrnehmung durch das Fasten erleben.
Fasten (nach Buchinger) ist der bewusste Verzicht auf feste Nahrungsmittel.
Vitamine und Mineralien nimmt man in
Form von verdünnten Obstsäften oder
Grünen Smoothies (morgens), Tees und
Wasser (tagsüber) und einer Gemüsebrühe (abends) zu sich. Damit der
Körper stark bleibt bzw. gestärkt wird,
ist die Kombination aus Fasten und
Wandern sehr wirksam. Durch
Bewegung an der frischen Luft wird der
Kreislauf angeregt und die Entgiftungsund Reinigungsprozesse im Körper laufen besser und schneller ab. Dazu
kommt, dass das Wandern in der Natur
wundervoll für Augen, Ohren und Nase
ist, wenn du deine Sinne nach außen
kehren möchtest. Durch das Laufen in
einer meditativen Gangart kannst du
aber ebenso deine Sinne nach innen
richten, um ganz bei dir zu sein.
Meine erste Fastenerfahrung war sehr
Von Claudia Param Sahej Kaur Siems
prägend. Inzwischen habe ich viele
Male gefastet, selbst die Ausbildung zur
Fastenwanderleiterin gemacht und
dabei viel gelernt. Zunächst über meinen Körper und das, was wörtlich
genommen in ihm steckt: durch das
Abführen und die tägliche Darmreinigung mittels Einlauf kommt einiges ans
Licht, was über Jahre in den Darmzotten
festgesessen hat. Der Magen-DarmTrakt wird gründlich gereinigt.
In den ersten drei Tagen, bevor sich
mein Körper und auch der Geist auf die
„innere Ernährung“ umgestellt haben,
kann es auch sein, dass ich mich nicht
so fit fühle. Wenn plötzlich der Kaffee
fehlt, schmerzt der Kopf oder der
Kreislauf kommt nicht so schnell in
Schwung. Außerdem schwebt ab und zu
noch einmal ein deftiges Gericht oder
eine Sahnetorte an meinem inneren
Auge vorbei ... Diese dann vorbei ziehen zu lassen ist eine gute
Meditationsübung.
Beeindruckend war für mich beim
Fastenwandern, dass es nach der
Umstellung wirklich funktioniert, ohne
feste Nahrung in meiner Kraft zu sein:
Zu merken, ich muss alles etwas langsamer angehen, habe aber trotzdem viel
Energie und Ausdauer, war ein tolles
Geschenk.
Tatsächlich hat mich das Fastenwandern zu tieferen Einsichten geführt, aber
so richtig rund ist es erst, seit ich die
Technik des Kundalini Yoga kenne,
denn Kundalini Yoga und Fastenwandern bereichern sich aus meiner
Sicht gegenseitig. Vor allem die vielseitigen Meditationen, die im Kundalini
Yoga die Seele ansprechen, helfen, mit
dem wahren Selbst in Kontakt zu kommen und das Unterbewusstsein zu reini-
gen sind ein wahrer Schatz, um daraus
Kraft zu schöpfen und neue Impulse mit
in die Nachfastenzeit zu nehmen.
Spezielle Übungsreihen aus dem
Kundalini Yoga für die Leber, die
Nieren, die Lungen, das Herz sind eine
ideale Ergänzung, der Reinigungsprozesse beim Fasten (Übungsreihen z. B.
bei Wesselhöft).
Immer mehr Menschen suchen im
Urlaub nach Wegen zu entspannen und
aus dem Hamsterrad des Alltags auszusteigen. Dafür wäre eine Yoga-FastenWanderwoche geeignet, denn Fastenwandern in Verbindung mit Yoga bietet
die Möglichkeit einer wirklich starken
Erfahrung. Ich behaupte, für alle, die
auf dem Weg von Meditation und
Versenkung noch am Anfang stehen,
kann das Fasten ein verstärkender
Faktor sein. Wir Menschen suchen
„starke Erfahrungen“ wie sie heute normalerweise nur noch durch Geburt,
Gebären und Sterben vorkommen.
Durch das Fastenwandern und
Kundalini Yoga fühle ich persönlich
mich mit dem Göttlichen, dem
Universum und dem „Großen Ganzen“
verbunden. Deshalb möchte ich meine
Erfahrungen teilen und biete im
Frühjahr und Herbst Yoga in
Verbindung mit Fastenwandern an der
Ostsee an.
Verweise:
Bhajan, Yogi: The Aquarian Teacher.
Deutsche Ausgabe.3. Auflage 2011
Kap. 21. Yogische Ernährung.
Wesselhöft, Thomas:
Kundalini Yoga - Eins werden mit sich
und der Welt. Yogi Press.2013.
Zum Weiterlesen: Lützner, Hellmut:
Wie neu geboren durch Fasten. GU
Kundalini Yoga Journal / 17
Yatra zum Golden Temple in Amritsar
Die Reise führt zu dir
lles beginnt im Sommer 2007, als wir unsere
Prüfung Stufe 2 bei Satya Singh und Sat Hari Singh
haben. An diesem Tag erhält eine von uns die
Aufgabe, einmal alleine ohne ihre Familie nach Indien zu reisen
und eine andere soll aus uns eine weiterführende Lehrergruppe
machen. Beides ist wahr geworden: Uns gibt es immer noch als
Gruppe (Suniae Sangat), die sich drei bis vier Mal im Jahr trifft
und ein Teil von uns ist auf diese Reise gegangen. Ingesamt sind
wir 24 Personen, die Anfang März zusammen mit Sat Hari
Singh und vor Ort mit Pavinder Singh den Golden Temple erleben dürfen.
Pavinder Singh ist Gurmukhi-Lehrer an der Miri Piri Akademie
und war zu Gast auf dem 1. Deutschen Yoga Festival in
Oberlethe. Er organisierte unsere Unterkünfte (in den Niwas am
Golden Temple) und den viertägigen Aufenthalt in Anandpur
Sahib, dem Ort, wo Yogi Bhajan lebte. Nun verwaltet die
Amerikanerin Sat Jiwan Kaur das Anwesen. Sie freut sich
immer über Besuche aus unserer Yogagemeinschaft. Pavinder
Singh erzählte vom Golden Temple und sorgte für unser leibliches Wohl, jeder überreichte Roti wurde mit einem liebevollen
Wahe Guru gesegnet.
Sat Hari Singh wurde zu unserem „Reiseführer“, der uns schon
im Vorfeld beharrlich zusammenführte und an unsere Intention
erinnerte. Während der Reise hielt er unsere quirlige Energie
zusammen, indem er die Gruppe kreativ, mitfühlend und fürsorglich leitete. Im Wohnzimmer von Yogi Bhajan las er uns
Geschichten vor über die Gurus, brachte uns die Regeln in der
Gurdwara näher und ermöglichte, dass drei von uns in einer
Zeremonie ihren spirituellen Namen erhielten. Und so wuchsen
wir zusammen und wurden immer vertrauter miteinander.
Daraus ist der Wunsch entstanden, von dieser Reise berichten zu
wollen. Hier ein paar Auszüge:
A
Im Golden Temple
Der 28. Februar 2013 war für mich ein magisches Datum. Dann
sollte es endlich losgehen: Unsere Yatra nach Indien! Ich verspürte eine tiefe innere Freude und Aufregung. Meine ganz
besondere Zeit auf dieser Reise waren die Stunden im Golden
Temple von Amritsar. Ihn das erste Mal nach unserer Ankunft
abends um 23 Uhr zu sehen! Seine strahlende Präsenz hieß uns
willkommen. Allein in seinem Umfeld zu sein, erlebte ich als
transformierend und erhebend. Wir waren oft abends spät im
Tempel oder morgens früh um 3 Uhr, wenn es am leersten war,
um zu sitzen, zu lauschen, in der Energie und Kraft zu sein.
(Susan Ananda Kaur Brammer)
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Ich sitze hier an einem der „Nektarteiche“ (Amrit Sarowar)
Amritsars und versuche unsere Yatra bis hierher Revue passie18 / Kundalini Yoga Journal
Von Gurprasad Kaur Diana Keune
ren zu lassen. Es ist wunderbar, heute Morgen einen Platz am
Baba-Akal-Turm gefunden zu haben. Am Harimandir Sahib
(Goldener Tempel) ist es immer noch zu voll, außerdem werden
wir oft wegen unseres für die Inder „exotischen Aussehens“
angesprochen und um ein Foto gebeten. Hier sitze ich an einer
Säule gelehnt, mit Blickrichtung auf den Sonnenaufgang. Ein
wunderbar weiches Licht, die Vögel zwitschern, im Hintergrund
die Musik, das Rezitieren, das vom Goldenen Tempel herüberschallt. Weiter entfernt, aber immer noch gut hörbar, erster
Autolärm und Hupen. Indien, das Land der Gegensätze! Mein
Fazit: Wenn ich entspannt bin und loslassen kann, bin ich zur
richtigen Zeit am richtigen Ort und tue genau das Richtige!
WAHE GURU!
(Rajbir Kaur Renate Musché)
Nirname - Akame
Das Beeindruckendste für mich war der erste Anblick des
Golden Temple, der mich zutiefst bewegt hat. Ich konnte zum
ersten Mal die Worte „Nirname“ und „Akame“ tatsächlich fühlen und auf diese Weise erfahren. Es war wie eine Welle des
Begreifens, außerhalb des Verstandes: Alles ist richtig, wie es
ist, es gibt nichts zu fragen, es gibt nichts zu wünschen, es gibt
keinen Namen, der das alles treffend benennen könnte.
(Susanne Jay Jot Kaur Bodewaldt-Wesche)
Berührende Seva
Ich sitze mit sechs Inderinnen in der Bäckerei um einen flachen
Holztisch. Von einem Laufband fallen heiße Brote schwungvoll
auf unseren Tisch. Aufwirbelnde Krümel fliegen mir ins
Gesicht. Die Frauen prüfen die Qualität der Paranthas: Gut
gebräunt und gebacken, ohne Falten, Verbrennungen oder zu
hellen Stellen. Dann wandern sie in einen großen Transportkorb,
von dort auf eine Sackkarre und schließlich zur Essensausgabe.
Ich empfinde es als Ehre, dort mit den Inderinnen zu sitzen, sie
neben mir zu spüren, ihnen in die Augen zu sehen, Paranthas
zugeschoben zu bekommen, mit ihnen gemeinsam für alle zu
sorgen und die ganze Zeit über „Wahe Guru“ zu chanten. Mein
Herz wird frei und groß, ich bin glücklich! Vielen Dank an
Satya Singh und Simran Kaur, dass sie mir diese
Prüfungsaufgabe gaben.
(Petra Patwant Kaur Frös)
108 x „dippen“
Nachts zu dritt „dippen“, an den Händen gefasst und 108 Mal
eintauchen und dabei Wahe Guru zitieren … wow, kalt, Überwindung, weitermachen, zählen, rezitieren … und beten …
Danach waren wir alle wie berauscht … glücksbeseelt… Meine
„Missel“ im Zimmer, die lieben Seelen, mit den ich immer wieder anknüpfen kann, wenn ich will, die Stimmung voller
Frieden, Ausgeglichenheit, Offenheit und Willkommensein.
(Christiane Ek Ong Kaar Kaur Herberth)
Meine Indienintuition
Vor zwei Jahren war ich schon einmal in Amritsar. Es war keine
spirituelle Reise, dennoch war es ein Höhepunkt, den goldenen
Tempel zu sehen. Ich hatte viele große Erwartungen, gerade an
diese Stadt, die in Enttäuschung endeten und meine Seele trafen.
Und so trat ich mit vielen Fragezeichen und Widerwillen meine
zweite Amritsar-Reise an! Heute weiß ich, dass es so sein sollte und dass alles genau richtig war. Ich bin voller Dankbarkeit
für alles was ist, was war und was mir die Strukturen des
Universums noch zeigen werden. Ich bin voller Klarheit und
Selbst-bewusst-sein und freue mich auf alles, was mir das
Leben noch schenken wird.
(Christina Agochar Kaur)
3/3 der Reise
Für mich hatte die Reise drei Ebenen: Ein
Drittel der Reise war die Gemeinschaft, ein
Drittel die Plätze, die wir besucht haben, und
ein Drittel der Reise ging es nur um mich in
mir. Mein Zwischenfazit der Reise ist: Dass
ich auf jeden Fall mit dem Rauchen aufgehört
habe. Das war in Indien leicht, aber im
Alltag? Es ging sehr einfach! Ich gehe felsenfest davon aus, dass das 108malige Dippen im
Nektarteich mich von dieser Sucht geheilt hat.
Was ist auf jeden Fall anders nach der Reise?
Meine Aufmerksamkeit ist gestiegen und ich
bin „gewachsen“.
(Markus Surinderpal Singh Schramm)
Wie Blutkörperchen wandern
Indien war die geballte Energie aus vielen
Jahrhunderten zentriert auf einen Punkt in
Gruppenbild der Indien Yatra mit Sat Hari Singh (4.v.r.)
einer chaotischen Stadt. Warm, offenherzig,
bunt, vielfältig, spirituell, tiefgründig, kultu„Visitors are like God”
rell, liebevoll und gemeinschaftlich, aber auch laut, dreckig,
versmogt, aufdringlich, hektisch, billig, unökologisch, arm und
Was mich am meisten beeindruckt hat, war die Gastfreundschaft
krank. Es ist immer so, wie man es sieht und hört. Wenn man
der Menschen. Egal wie arm oder reich jemand war, man wurde
sich auf die äußeren Einflüsse einlässt und sich von dem ganzen
eingeladen zu Chai und Keksen, selbst bei den ärmsten Leuten
Müll und dem Elend ablenken lässt, dann kann es sehr anstrenauf dem Land. Als ich eine Frau fragte, warum sie so freundlich
gend sein. Wir haben uns in dem spirituellen Zentrum der Sikhs
ist und uns so verwöhnt, obwohl sie uns ja nicht kennt, antwor(Amritsar) aufgehalten und konnten uns dort mehr auf die andetete sie mir: „You are visitors, and visitors are like God!“
re Seite von Indien konzentrieren. Der goldene Tempel ist das
Es ist wunderschön, jeden Besucher (und jeden Menschen überHerz dieser Stadt und vibriert im Inneren auch so. Alle engen
haupt) zu behandeln, als sei er oder sie Gott, und es ist ein schöGassen und kleinen Straßen scheinen wie Adern zu diesem
ner Brauch, andere zu bedienen.
Zentrum hinzuführen und die Menschen wandern wie
(Karin Mukhande Kaur Mohrbutter)
Blutkörperchen dorthin, um sich wieder energetisch aufzuladen.
(Shivcharanjeet Singh)
Kundalini Yoga Journal / 19
Interview mit Hari Har Ji Kaur aus Großbritannien
„Kundalini Yoga kann
sehr exotisch in deinem
eigenen Zuhause sein!“
Von Devinderpal Kaur Manuela Eilers
I
n diesem Satz von Hari Har Ji Kaur schwingt ein leichter Unterton mit und ich sehe gleich wieder ihr verschmitztes Lächeln. Erleben durfte ich sie in Baarlo bei
„21 Stages of Meditation“ – herrlich ihr Wortwitz und ihre kleinen Anspielungen, ihre Präsenz ist imposant. Die 58jährige
Kundalini Yoga Lehrerin und Ausbilderin lebt mitten in
Großbritannien, sie ist nicht verheiratet und hat auch keine
Kinder. Sie ist ständig unterwegs und unterrichtet auch sehr
viel.
Hari Har Ji Kaur, wie hast du Kundalini Yoga kennen
gelernt?
Ich kam über Umwege und auch erst sehr widerwillig 1989 zum
Kundalini Yoga. Ein Freund eines Freundes, der jemanden
kannte, bot Yoga und Chinesische Medizin an. Das war Guru
Dharam Singh aus Londen. Er lebt inzwischen in Schweden und
hatte die „School of Kundalini Yoga“ (SKY) in England
gegründet. Ein Jahr später habe ich mit der Stufe I Ausbildung
begonnen. Karta Singh aus Frankreich hat mich in Guru
Dharams Wohnzimmer ausgebildet. Wir hatten keine Bücher
oder Arbeitsmaterialien, wir mussten alles mitschreiben, wenn
wir es uns merken wollten. Noch heute benutze ich diese
Notizen.
unterschiedliche
Ideen, was exotisch
sein könnte. Vielleicht
ist es die Idee von
Indien und die Romantik
oder das Mysteriöse des
Ostens? Durch Kundalini Yoga
kannst du sehr exotisch in deinem eigenen Zuhause sein. Die
Kundalini Yoga Praxis bringt uns neue Erfahrungen und neue
Bedeutung in unserem Leben. Das lässt uns unser Haus neu
dekorieren, wir kleiden uns anders und denken anders – das
kann exotisch sein. Ich kleide mich sicherlich anders, mag lange
fließende Gewänder und interessanten Kristallschmuck, der viel
Energie hat. Ich werde oft am Flughafen gefragt, was meine
Kleidung bedeutet. Ich denke, Frauen finden es anmutig und ja,
ein bisschen exotisch!
Du heißt Hari Har Ji Kaur – was bedeutet dein Name?
Mein Name bedeutet die schöpferische (Hari) und die zerstörerische (Har) Energie Gottes. In manchen Schriften ist es der
ultimative Name Gottes (Hariha). Das Ji ist vor langen Jahren
dazu gekommen und meint „gesegnet seist du“ und ist üblich,
um seinen Respekt und seine Zuneigung zu verdeutlichen.
Wann hast du begonnen zu unterrichten?
Wie gehst du mit dieser Bedeutung um?
Gleich nach meinem ersten Ausbildungswochenende habe ich
in einer Kirche unterrichtet. Meine erste Schülerin war Hari Har
Kaur aus Karlsruhe - heute ist sie selbst Lehrerin für Naad Yoga
und Kundalini Yoga –, sie hat damals in London studiert und
kam zu meinem Unterricht. Auch wenn ich noch keine Übung
hatte, so wirkten die Kriyas ganz von selbst und viele meiner
damaligen Schüler praktizieren Kundalini Yoga auch heute
noch.
Ich versuche schöpferisch zu sein und liebe Gott wie einen
Freund und Gefährten.
Wie sieht dein Sadhana aus?
Mein Sadhana ist sehr persönlich und ich muss gestehen, dass
es hauptsächlich Meditationen sind. Ich singe nicht die
Aquarian Mantras, mache aber eine kurze Kriya und meditiere
in Stille mindestens für eine Stunde. Wenn ich die Stufe I oder
II unterrichte, ist natürlich nicht so viel Zeit für mein persönliches Sadhana, aber ich tue mein Bestes, um dran zu bleiben. Es
ist wichtig, als Lehrer sein eigenes Sadhana regelmäßig zu praktizieren, deshalb halte ich es einfach. Weißt du, am Anfang sind
wir wie kleine Kinder in einem Bonbonladen. Wir wollen alles
ausprobieren, doch nach einigen Jahren der Praxis realisieren
wir, dass einiges für uns arbeitet und anderes nicht. Ich nehme
mir immer eine Stunde Zeit für die Stille am Morgen, auch
wenn keine Zeit für anderes ist.
In diesem Journal geht es um Yoga Exotik. Was ist für dich
exotisch im Yoga?
Yoga Exotik sagt mir nicht viel ... vielleicht haben wir auch
20 / Kundalini Yoga Journal
Was inspiriert dich?
Mich inspirieren alle Yogaschüler, die zur Ausbildung kommen
und bereit sind, alles los zu lassen, was sie sind, um das zu finden, was für sie bestimmt ist. Ich bin inspiriert von ihrer
Hingabe und Liebe. Mich inspirieren Schönes, Kunst, klassische Musik und alle Plätze, wo Menschen ihre Verbindung zu
Gott zeigen.
Was ist dein persönliches Ziel?
Ich möchte einen Ashram in Großbritannien aufbauen. Wir
haben kein „permanentes“ Zuhause und es ist meine Intention,
einen Ashram und ein Ausbildungszentrum mitten in England
zu errichten, wo die Stufe I und II sowie alle Lehren von Yogi
Bhajan unterrichtet werden können.
Was ist dein Traum?
Ich habe gar keine Träume. Ich bin sehr praktisch und lebe im
Hier und Jetzt, so gut ich kann. Es würde mich freuen, wenn
mehr Harmonie und Kooperation in unserer globalen Sangat
sein könnten, so dass wir alle zusammen für das Wohl der
Menschheit arbeiten können.
Vielen Dank für das Interview!
Love and blessings to you and your Sangat - Hari Har Ji.
Shakti Dance
3. Tänzerische Übungen im Stehen
4. Freier Tanz
5. Entspannung
6. Meditation in Bewegung
7. Meditation in Stille
8. Ausstimmung mit Sat Nam
Was wäre Tanz ohne Klang, ohne Musik?
Die fließenden Yogaübungen sind wie
ein yogischer Tanz, wir fließen von einer
Asana in die nächste, in die nächste, in
die nächste …
Die Wiederentdeckung
der Weiblichkeit
Von Alix Sat Purkh Kaur Decker
hakti Dance ist ein yogischer
Tanzstil, der sich direkt aus dem
Kundalini Yoga abgeleitet hat.
Entwickelt und unterrichtet wird Shakti
Dance von Sara Avtar Kaur, einer in
Italien lebenden englischen Tänzerin, die
in der Welt des Kundalini Yoga groß
geworden ist. Durch Zufall machte ich
beim Yoga Festival 2007 einen
Workshop bei ihr. Ich kann gar nicht
beschreiben, was für eine großartige
Vision sich vor meinem inneren Auge
entfaltet hat!
Inzwischen bin ich ausgebildete Shakti
Dance Trainerin und kann sagen, dass die
Realität meine Vision weit übertroffen
hat: Shakti Dance ergänzt Kundalini
Yoga für uns Frauen um einen ganz
wesentlichen Faktor. Das klassische
Kundalini Yoga ist seinem Ursprung
nach Kriegeryoga und demnach ausgesprochen männlich in seinen Übungen
und Zielsetzungen. Durch die Techniken
von Shakti Dance können wir unsere
weibliche Kraft direkt erleben. Darin
liegt meines Erachtens die Ergänzung
zum Kundalini Yoga, das eher die männliche Energie stärkt. Somit ergänzen sich
die beiden Aspekte wie Yin und Yang.
Für mein Empfinden ist diese Ergänzung
geradezu sensationell. In keinem anderen
Yogastil steckt so viel Potenzial wie in
Shakti Dance verbunden mit Kundalini
Yoga!
Was mich bei Shakti Dance so angesprochen hat, ist die eindeutige Zuwendung
zur Weiblichkeit als Kraftquelle für mein
Leben. Durch die Integration tänzerischer Bewegungen, eingebettet in einen
klassischen Kundalini Yoga Übungsrahmen, fühle ich Seiten in mir berührt, die
ich wie einen Teil meiner bisher verborgenen Persönlichkeit entdecken durfte.
Als Sara Avtar Kaur damals ihre
Entwicklung Yogi Bhajan vorstellte, war
Der Aufbau der Übungen lässt die weibliche Energie in uns immer weiter ansteigen, bis hin zum freien Tanz, in dem sich
die Energie nach außen entladen und ausdrücken kann, wo wir uns von ihr führen
lassen können, mit Leichtigkeit und
Anmut.
Indem
die
weibliche
Energie gestärkt wird und durch die
Anbindung an die Kraft der Quelle können wir im Tanz in einen Zustand von
S
Alix Sat
Purkh Kaur
bei einem
Shakti Dance
Workshop
dieser begeistert und sagte, dass er genau
das wollte: Dass sich Kundalini Yoga mit
den Menschen weiter entwickelt.
Überall ist die Rede von der Notwendigkeit, dass im neuen Zeitalter die
Weiblichkeit eine neue Rolle spielen
sollte. Genau das erlebe ich beim Shakti
Dance. Durch eine harmonische Mischung fließender Asanas, TanzSequenzen, Mudras und Meditationen
entsteht
eine
abwechslungsreiche
Dynamik; die gleichzeitige Verbindung
mit einem bewussten, rhythmischen
Atmen generiert Vitalität und aktiviert
einen subtilen, inneren, alchemistischen
Prozess. Hierbei spielt die Auswahl der
Musik, die die ganze Shakti Dance
Klasse begleitet, eine wichtige Rolle.
Durch die begleitenden Mantras kommen wir in den meditativen Geist, der
Rhythmus lässt uns gleichzeitig das
Gefühl der Erdverbundenheit spüren und
verbindet uns mit dem Fluss des Lebens.
Eine Shakti Dance Klasse besteht aus
acht Phasen:
1. Einstimmung mit dem (kompletten)
Adi Mantra
2. Fließende Shakti Stretchings im Sitzen
Trance gelangen, einen meditativen
Zustand, der uns in ein Gefühl des
Einsseins mit allem und des absoluten
Glücks versetzt.
Die Entspannungsphase wird ebenfalls
von meditativen Klängen begleitet.
Seitdem ich die KlangarbeiterAusbildung nach Jens Zygar begonnen
habe, spiele ich, wenn irgend möglich, in
dieser Phase den Gong auf eine sanfte,
einfühlsame Weise. Durch diese integrale Ausbildung hat sich für mich noch
mehr Verständnis für die energetischen
Zusammenhänge des Shakti Dance eröffnet. Als ein besonderes Highlight empfinde ich die getanzte Meditation zu
Live-Musik. Hierbei entsteht ein ganz
besonderer Zauber, der durch die Verbindung der Tanzenden und der Musiker
bereitgestellt wird.
Selbstverständlich sind auch Männer
beim Shakti Dance gerne gesehen, denn
auch Männer haben eine weibliche Seite!
Mehr Infos gibt es bei
www.shaktidance-hamburg.de.
Kundalini Yoga Journal / 21
Sommerliches auf der Elbinsel Kaltehofe
Frage
Yogi
Satya
Das „Yoga.Wasser.
Klang. Festival“
Von Sat Hari Kaur Stülpnagel-Pomarius
Vom 3. bis 4. August 2013 fand auf dem Gelände eines historischen Hamburger Wasserwerks zum zweiten Mal das
„Yoga.Wasser.Klang. Festival“ statt. Das alte Wasserwerk
befindet sich auf der Elbinsel Kaltehofe. Zuvor war das
Gelände 20 Jahre lang für jeglichen Publikumsverkehr
geschlossen. Eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten konnte
sich dort ungestört ansiedeln. Heute ist die zauberhafte Insel
für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. Das Wasserwerk ist
zu einem Industriedenkmal geworden und die Natur auf der
Insel wird geschützt. Das war natürlich ein passender und
gleichzeitig exotischer Ort für das „Yoga.Wasser.Klang.
Festival“. Yoga und Meditation wurden mit dem Lebenselement Wasser sowie musikalischen Klängen verbunden. Viele
Yogastile gaben sich dort ein Stelldichein, beeindruckt haben
mich besonders das meditative Orakel und die Workshops mit
Acro-, Lach- oder Kinder-Yoga.
Liebe Stefanie,
Es gibt ein schönen und wichtigen Spruch von Yogi
Bhajan: „Where there is mastery, there is no mystery.“
Das bedeutet, etwas ist nur so lange magisch, exotisch,
unerreichbar, bis du es gemeistert hast. Danach ist es
ein ganz normaler Teil deines Lebens. Leider gibt uns
unsere westliche Kultur nicht viel Unterstützung dabei,
das Singen zu meistern. Viele Leute haben seit der Grundschule nicht mehr gesungen, und nicht wenige bekamen
dort sogar gesagt, dass sie „nicht singen konnten!“.
Und dann auch noch in einer anderen Sprache singen?
Deshalb ist es wichtig, deinen Schüler die Gründe, warum
wir Mantras singen, gut zu erklären. Dafür gibt es
folgende fünf mögliche Erklärungsmodelle:
1. Das stetige Wiederholen eines Wortes stillt deinen
Geist
Wenn die Mutter arbeiten möchte, gibt sie dem Kind
etwas zu spielen, und dann ist es beschäftigt und sie kann
machen, was auch immer ansteht. So kannst du deinen
ewig unruhigen Geist dadurch stillen, dass du ihn beauftragst, ein Mantra zu wiederholen.
2. Ein positives Wort verbessert deine
Schwingungsebene
Interessante Beweise für diese Denkrichtung liefern die
Untersuchungen von Masuru Emoto (http://emotopeaceproject.blogspot.de/) über die Veränderung der
Kristallstruktur des Wassers (das 60 bis 80% deines
Körpers ausmacht) durch Gebet und positive Worte.
3. Mantras wirken wie Affirmationen
Das Wiederholen eines Mantras wirkt wie eine Affirmation. Affirmationen sind positiv formulierte Sätze. Sie
haben eine heilende Wirkung auf den Geist, so wie die
Untersuchungen des französischen Psychiaters Emil Coué,
der den Begriff entwickelt hat, nachgewiesen haben.
4. Mantras stimulieren Reflexzonen auf den Gaumen
Hinter jedem Zahn und Backenzahn am oberen Gaumen
gibt es vier Reflexpunkte. Außerdem gibt es noch einen
hufeisenförmigen Ring von Reflexpunkten in der Mitte des
Gaumens. Diese Punkte sind energetisch verbunden mit
dem Hypothalamus im Gehirn. Wenn die Punkte durch das
Aussprechen eines Mantras stimuliert werden, entsteht eine
Ruhe und Ordnung im Gehirn, die sehr entspannend wirkt.
5. Singen wirkt therapeutisch
Untersuchungen mit Leuten, die an Depressionen leiden,
haben gezeigt, dass 20 Minuten Singen pro Tag eine große
therapeutische Wirkung entfaltet.
Einmal habe ich erlebt, dass jemand beim ersten Mantra in
einem Anfängerkurs aufstand, ihre Decke zusammenfaltete
und nie wieder gesehen wurde. Das war aber eine große
Ausnahme. Häufig sind es die Leute, die am Anfang die
größten Widerstände gegen das Singen von Mantras haben,
die es später um keinen Preis mehr missen möchten.
22 / Kundalini Yoga Journal
©Marie Simons, [email protected]
„Meine Schüler singen nicht mit bei den Mantras,
sie finden das zu exotisch. Was soll ich tun?“
(Stefanie aus Hamburg)
Paaryoga mit Karta Purkh Singh und Sat Hari Kaur (vorne)
Natürlich durfte auf dem Festival auch Kundalini Yoga nicht
fehlen. Mein Mann Karta Purkh Singh und ich boten eine
besondere Yoga-Variante an: Kundalini Yoga zu zweit. Die
Übungen in diesem Kurs sind spezifisch für die Praxis zu zweit
gedacht. Sie bestehen aus Haltungen, Atemübungen, sowie
gemeinsamen Meditieren. Mit mehr Leichtigkeit wollten wir
zu einer intensiveren Energie, Stärkung und tieferer Wirkung
gelangen. Der Kurs war für alle gedacht: Man kam mit dem
Partner, einer lieben Freundin oder auch alleine.
Später konnte man das Museum mit der einzigartigen
Wasserkunst-Ausstellung zum Sonderpreis besuchen.
Vorträge, Info-Stände und das Café in der historischen Villa
rundeten das Angebot des Festivals ab.
Interview mit der neuen Geschäftsführerin der AG Rheinland,
Manuela Devinderpal Kaur Eilers
Mit Wissensdurst und Prana
eine Sangat schaffen
Von Ulrike Ad Sach Kaur Reiche
Was hat dich zum Kundalini Yoga geführt?
Mein Yogalebensweg hat mit einem Weg
begonnen. 2003 bin ich den Jakobsweg gegangen: Ich war auf der Suche nach etwas Neuem,
brauchte Entschleunigung. Als TV-Reporterin
hatte ich einen ziemlich stressigen Job und
musste schnell funktionieren! Die Wochen auf
dem Jakobsweg waren sehr intensiv, ein völlig
neues Lebensgefühl. Es berührte mich tief, dass ich
eine von Millionen Pilgern war, die diesen Weg zurücklegte. Die Gemeinschaft unter den Pilgern, die alle in eine
Richtung gingen, erfüllte mich. Nach diesen Wochen war mir
klar, dass ich zuhause einen Weg finden musste, um das
Gefühl zu erhalten. Ich suchte nach etwas Spirituellem, das
mich auch körperlich irgendwie fordert. Yoga schien das zu
verbinden, obwohl ich noch keine Yogaerfahrung hatte. Und
so testete einige Yoga-Richtungen. In einer Schnupperstunde
Kundalini Yoga war es um mich geschehen. Was ich in der
Stunde erlebte, war das, was ich mir gewünscht hatte: körperlich, geistig und seelisch angeregt zu werden und mich im
Ganzen zu spüren. Ab dem Zeitpunkt ging ich regelmäßig in
Kurse, besuchte das Yoga Festival, das Weiße Tantra und
Workshops – kein Weg war mir zu weit.
Wann und wo hast du deine KY-Lehrerausbildung
absolviert?
Von 1996 bis 2009 habe ich in Leipzig gelebt und beim MDR
gearbeitet. Neben meiner Reportertätigkeit hatte ich Zeit und
Geld, um einige Yoga-Ausbildungen zu machen. 2005 habe
ich die Stufe I in Leipzig begonnen, dort habe ich Bhagwati
Kaur aus München kennen gelernt. Mit dem Abschluss der
Stufe I 2006 habe ich neben der Schwangerenyogalehrerausbildung in München bei Bhagwati Kaur und Dyan Tada
Atma Jot Kaur Güdel, auch die Ausbildung zum Yogacoach
bei Ulrike Ad Sach Kaur und Dagmar Mahan Kaur Völpel in
Frankfurt gemacht. Von Dashmesh Singh, einem meiner
Lehrer in Stufe I, erfuhr ich, dass es in Berlin erstmalig 2006
die internationale Stufe II-Ausbildung gäbe. Da wollte ich
unbedingt dabei sein. Es war sehr bereichernd, von den
ersten Schülern Yogi Bhajans wie Tan Taran Kaur & Singh,
Sada Sat Kaur, Gurucharan Singh und Shanti Shanti Kaur
unterrichtet zu werden. 2008 habe ich mit Sat Nam Rasayan
begonnen, seitdem arbeite ich auch damit und habe das Level
II 2011 abgeschlossen. Jedes Jahr mache ich Fortbildungen
wie BreathWalk oder ChildplayYoga oder Yoga & Psychologie. Es gibt so eine Bandbreite im Kundalini Yoga und ich
freue mich, mein Wissen zu erweitern und meine Schüler
und Klienten damit unterstützen zu können.
Was bedeutet „Sangat“ für dich?
„Sangat“ ist für mich Gemeinschaft, Familie, Gleichgesinnte. Als ich 2009 nach Neuss kam, war ich die einzige
Kundalini Yoga Lehrerin vor Ort - weit weg von meiner
Berliner und Leipziger Sangat. In den
letzten vier Jahren habe ich mich völlig
auf Yoga konzentriert und sehr viel
unterrichtet, dabei war mir immer wichtig, hier eine Gemeinschaft aufzubauen,
Menschen an Kundalini Yoga heranzuführen und sie in ihrem Prozess zu unterstützen und einen Austausch zu schaffen.
Durch Yoga Specials und gemeinsame Grüne
Diäten und Sadhanas habe ich kursübergreifend
die Sangat in Neuss unterstützt. Im März 2013 habe
ich mit meiner Freundin und meinem Heilerkollegen Karsten
Spaderna das „Samadhi Yoga und Meditationshaus“ in Neuss
eröffnet. Dort haben wir jetzt einen wunderbaren Yoga- und
Meditationsraum, Beratungs- und Heilräume sowie ein Café,
wo Sangat praktiziert werden kann.
Was hat dich dazu bewogen, die Geschäftsführung
für die AG Rheinland zu übernehmen?
Ich verfüge über Wissensdurst und Lebenskraft, zudem kann
ich ganz gut organisieren und Menschen zusammen führen.
Als die ehemaligen Vorsitzenden sich aus verschiedenen
Gründen zurückziehen wollten und niemand sich gemeldet
hatte, um den Job zu übernehmen, habe ich gedacht, dass ich
es erstmal für zwei Jahre übernehme, um die AG zu erhalten
und die Sangat in NRW zu beleben.
Hast du dir für diese Aufgabe etwas Besonderes
vorgenommen?
Mir ist wichtig, dass alle Kundalini Yoga Lehrer sich in der
AG zuhause und verstanden fühlen. Im Vordergrund der
Treffen sollte die Gemeinschaft stehen. Ich wünsche mir
mehr Yoga und Meditation mit allen, damit wir gemeinsame
Erfahrungen machen und uns nicht immer nur um einen
Tagesordnungspunkt nach dem anderen drehen. Unsere
Treffen sollten ein Erlebnis sein, an das wir uns gerne zurück
erinnern und aus dem wir Kraft schöpfen.
Die Treffen sollten im ganzen Rheinland AG Gebiet verteilt
sein - das Land ist so groß, die Lehrer so unterschiedlich und
die Yogaräume so verschieden – und ich wünsche sie mir an
den Lichttagen wie Sonnenwende, Tag-und Nacht-Gleiche.
Und immer mit einem Thema verbunden, jedes Mal stellt
eine andere Person etwas vor, was sie vielleicht bei einem
Yogaworkshop gelernt hat und mit der Gruppe teilen mag.
Eine AG lebt von den Mitgliedern und nur wenn wir uns
selbst einbringen, kann etwas wirklich Schönes entstehen.
Was ist dein Lieblingszitat von Yogi Bhajan?
„Nicht das Leben zählt, sondern der Mut, mit dem du es
lebst.“
Auf dem Foto: Manuela Devinderpal Kaur
Kundalini Yoga Journal / 23
Gelebte Sangat
„Ein Schiff im Sturm mit furchtloser Besatzung“
Von Devinderpal Kaur Manuela Eilers (für die Berliner)
Die
Berliner
„Schiffsbesatzung“
So sieht Dev Atma Kaur aus Halle uns,
die Berliner Kundalini Yoga Lehrer
Gruppe, die im Jahr 2009 ihre Stufe II
Ausbildung abgeschlossen hat. Seitdem
treffen wir uns einmal im Jahr zum regen
Austausch, entwickeln uns gemeinsam
weiter und bilden uns gegenseitig fort.
Mit 26 Kundalini Yoga Lehrern haben
wir im Jahr 2006 die Stufe II begonnen,
abgeschlossen haben die Ausbildung 20
Kundalini Yoga Lehrer und bei unseren
Treffen versucht jedes Jahr mindestens
die Hälfte zu kommen.
Bei vielen Gruppen gibt es den Wunsch,
zum Ende einer Ausbildung in Kontakt
zu bleiben. Vielen fehlt es aber an einer
Struktur oder Durchhaltegeist. Unsere
Gruppenerlebnisse in Stufe II waren so
intensiv, dass wir unbedingt zusammen
bleiben wollten und dieses gemeinsame
Vorhaben sehr diszipliniert und strukturiert angepackt haben. Für unser erstes
Nachtreffen haben wir das Commitment
in den Mittelpunkt gestellt. Wir haben
gemeinsam vier Personen ausgewählt,
die das erste Treffen vorbereiten und die
Struktur festlegen. Wichtig war uns, dass
das erste Treffen am selben Ort stattfindet, wo wir zweieinhalb Jahre unserer
Ausbildung verbracht haben, da unsere
Gruppe in ganz Deutschland verstreut
lebt. Orientiert hatten wir uns bei der
Planung des Wochenendes an der
Ausbildungsstruktur. Wir reisen Freitag
an und beginnen mit einem gemeinsamen Essen. Danach gibt es ein Check-in
und Kundalini Yoga. Unser Samstag und
Sonntag beginnt mit Sadhana, um den
Gemeinschaftssinn zu stärken. Es folgt
ein Wechsel aus Yoga, Vorträgen, Raum
für Entspannung und Zeit für Gespräche.
Beim letzten Treffen im Januar hatte ich
der Gruppe vom Level 3 erzählt, das uns
in Baarlo/Niederlande vorgestellt wurde
- ein Aspekt des Level 3 sind Peer dialog
groups, eine Gruppe von Kundalini
Yogis und Yoginis soll in den Dialog treten und sich über die eigene meditative
Entwicklung austauschen.
24 / Kundalini Yoga Journal
Wir - die „Berliner“ - hatten das Gefühl,
dass das, was wir praktizieren, genau das
beinhaltet. In einem Brainstorming trug
die ganze Gruppe unsere Erfahrungen
zusammen und sammelte für künftige
Stufe 2-Absolventen die wichtigsten
Anhaltspunkte, um sich nach der
Ausbildung nicht zu verlieren und
gemeinsam yogisch weiterzuentwickeln.
Was hält uns zusammen? In erster Linie
das Bekenntnis eines jeden einzelnen,
uns jedes Jahr wieder zu sehen und sich
auch in die Gruppe einzubringen. Alle
tragen etwas bei – Seva steht im
Vordergrund. Es gibt keine Hierarchie.
Die Verantwortung wechselt, jeder hat
die Chance, das nächste Treffen vorzubereiten. Das Thema für das Treffen wird
gemeinsam gefunden. Eine klare
Struktur hilft, um inhaltlich und thematisch zu arbeiten. Wichtig ist, Talente zu
bemerken und zu fördern. Dabei darf es
keine Angst vor Konflikten und
Konfrontationen geben. Auch keine
Angst vor Wachstum. Wir sind bereit für
Veränderung.
Ich vertraue mich an und öffne mich
Ein geschlossener Kreis hilft, das bestehende Vertrauen, das über sieben Jahre
gewachsen ist, zu festigen. Wir sind verlässlich, wie eine Familie. Hier darf man
sein, wie man ist. Die langjährigen
Verbindungen
können
in
den
Praktikumsgruppen zwischendurch weiter gefestigt werden. Auf dem spirituellen Weg wird die Sangat immer wichtiger. Gemeinsame 40 Tage-Meditationen
erhalten die Energie des Treffens, manche meditieren bis zum nächsten Treffen
weiter. Wichtig ist auch der Kontakt über
das Jahr per Telefon, Mail oder Skype.
Das Gruppenbewusstsein wird durch
diese jährlichen Treffen gestärkt, Liebe
und Mitgefühl kann wachsen.
Gemeinsame Themen
Unser zweites Treffen beschäftigte sich
mit den zehn Körpern. Jeder bereitete
allein oder zu mehreren einen Körper vor
und leitete Yoga an oder hielt dazu einen
Vortrag. Beim dritten Treffen beschäftigten wir uns mit dem Thema Tod. Nach
dem Treffen wurde unsere ganze Gruppe
mit dem Thema extrem konfrontiert und
es schien uns, als hätten wir uns intuitiv
gemeinsam auf ein hartes Jahr vorbereitet. Und so waren wir beim vierten
Treffen mehr mit der Aufarbeitung unserer Erfahrungen beschäftigt und dem
Gefühl, dass wir uns gegenseitig stützen
und unterstützen.
Im nächsten Jahr wollen wir uns dem
Thema Beziehung widmen. Die ersten
Vorschläge sind schon da und auch eine
neue Herausforderung: Unser Seminarhaus steht für uns nicht mehr zur
Verfügung. Wir müssen nun einen neuen
Ort ansteuern. Aber eine „furchtlose
Besatzung“ findet durch jeden Sturm.
Yogalehrer in China
unterrichten
Kleine Yogis
und ein
schlafender
Riese
Von Satya Singh
Anfang Juli diesen Jahres habe ich zum
ersten Mal in Fu Tien, China, in der
Stufe 2 der Kundalini Yoga Lehrerausbildung unterrichtet. Es hat mir besonders viel Spaß gemacht. Endlich ein
Land, wo die meisten Leute so groß sind
wie ich!
Sunder Singh, ein Amerikaner chinesischer Abstammung und der erste
Kundalini Yoga Lehrer, der in China
unterrichtet hat, hat früher mal in einer
Vorlesung die Unterschiede im Denken
zwischen China und dem Westen unterstrichen. Er sagte zum Beispiel, dass du
deine Sprache sehr anpassen müsstest,
wo es Wörter wie Gott beträfe, deren
Hintergrund so vollkommen anders
wäre. Schon von daher habe ich mit
gemischten Erwartungen angefangen, zu
unterrichten: Lachen die über meine
Witze? Oder lachen sie in den falschen
Momenten?
Aber bald war ich erleichtert. Nach der
kleinen Unterbrechung durch die Übersetzung reagierte die Gruppe erstaunlicherweise genauso wie eine Gruppe hier.
Und bei den vielen Beratungen, die ich
gemacht habe, kamen exakt die gleichen Themen hoch, wie
hier auch: Partnerschaft, Kindheits-Traumata, Emanzipation,
usw. Und alle lachten in den richtigen Momenten ...
In Gesprächen mit Angad Kaur, der Organisatorin des Kurses,
wurde allerdings klar, dass es noch immer viel Schmerz und
Traumatisierung bei der älteren Generation in China gibt - die
Unterrichtsgruppe bestand hauptsächlich aus relativ jungen
Leuten. Es ist auch erst zehn Jahre her, dass das System soweit
aufgelockert wurde, dass Dinge wie Yoga überhaupt unterrichtet werden dürfen. Und Angad sagte, wenn Kundalini Yoga in
China zu erfolgreich und groß werden würde, könnte es auch
jetzt noch Probleme mit den Behörden geben.
Im Moment scheint es ein großes Aufleben des Buddhismus in
China zu geben. An einem Abend des Kurses kam aus einem
Tempel in der Nähe des RAMADASA Ashrams, wo der Kurs
stattfand, ein „Meister Mönch“, in ein dunkel orangenen Kutte
mit Ärmeln so lang, dass seine Hände nicht mehr zu sehen
waren. Er hielt einen Vortrag über das Herz Sutra, das er mir
gegenüber mit dem Jap Ji verglich! Ein Viertelstunde folgte ich
seinem Vortrag, bis das Chinesisch mir zu viel wurde. Und am
nächsten Tag kam er die gleiche Viertelstunde bei mir in den
Unterricht und hat wahrscheinlich genauso viel verstanden die Geste der Verbrüderung zählt aber.
ANZEIGEN
Es scheint im Unterricht aber einen großen Unterschied zu uns
hier zu geben: Sie können nicht singen! Meine chinesischen
Schüler sangen die Mantras wie eine Schulklasse, wo die
Lehrerin gesagt hat: Hauptsache laut und enthusiastisch. Sie
hörten überhaupt nicht auf einander. Das ist schon etwas, um
darüber nachzudenken – hat aber wahrscheinlich tatsächlich
nur mit dem chinesischen Schulsystem zu tun. Nach ein paar
Tagen schien es allerdings etwas besser zu gehen, nachdem wir
auch sehr daran gearbeitet haben. Außerdem ist es kein Witz,
dass die Chinesen „r“ nicht sagen (oder singen) können. Ich
wurde mir dann plötzlich sehr bewusst, welche zentrale Rolle
das „r“ in unseren Mantras einnimmt. Und leicht lernen können
sie das nicht. Es kann höchstens durch ein schnelles „d d d d“
ersetzt werden. Eine der Schülerinnen war sogar lange mit
einem deutschen Mann verheiratet und sagte, sie hat 20 Jahre
geübt das „r“ zu sagen und es nicht geschafft. Die beste Zeit,
um die Aussprache einer Sprache zu lernen, ist zwischen dem
achten und zehnten Lebensmonat eines Kindes, danach wird es
schwieriger und nachdem du älter als 19 Jahre wirst, sogar sehr
schwierig.
Es gibt vier Kundalini Yoga „Strömungen”, die in China tätig
sind, was für ein Land mit anderthalb Milliarden Einwohnern
noch sehr wenig ist. Im letzten Jahr machte ein Kundalini Yoga
Lehrer aus den USA eine Rundreise durch einige chinesische
Städte für eine kleine Einführung in Kundalini Yoga, wo jedes
Mal ungefähr fünfhundert Teilnehmer auftauchten. China ist
auch, was Kundalini Yoga betrifft, noch ein schlafender Riese,
aber er wird bald aufwachen!
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Kundalini Yoga Journal / 25
Aus den Ausbildungen
Neue Fachausbildung Yogatherapie startet
Yogatherapie beruht auf einem salutogenetischen
Heilungsansatz, der fragt, wie und wodurch sich ein Mensch
in Richtung Gesundheit entwickelt. In diesem Ansatz werden
die KlientInnen in ihrer Ganzheit betrachtet und auf ihrem
Weg der Selbsterforschung und persönlichen Entwicklung
unterstützt. Die ganzheitliche Herangehensweise umfasst die
körperliche, emotionale, mentale und spirituelle Ebene und
unterstützt die natürliche Weisheit von Körper und Geist.
Der/die YogatherapeutIn ermutigt die KlientInnen darin, sich
selbst als wichtigstes Werkzeug für den Heilungsprozess
anzuerkennen.
Dabei richtet sich der yogatherapeutische Ansatz auf ein breites Spektrum von Anliegen und Symptomen. Von der
Gesundheitsvorsorge über chronische Beschwerden bis hin
zur Rehabilitation und Stress-Management bietet
Yogatherapie eine Vielzahl an Methoden und Werkzeugen.
Eine maßgeschneiderte Zusammenstellung von Asanas, individuelle Ernährungsempfehlungen,
Pranayama und
Meditationspraxis bildet die Grundlage einer yogatherapeutischen Behandlung, die gemeinsam in einer wertschätzenden
und ressourcenorientierten Beziehung entwickelt werden.
Damit können Menschen ihre Asana-Praxis vertiefen, aber
auch beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Rücken- oder rheumatische Beschwerden lindern oder
ihre spirituelle Praxis erweitern. Entscheidend sind der wertschätzende und wertneutrale Ansatz und - neben der
Vermittlung von technischen Fähigkeiten und Kompetenzen das Stärken der persönlichen Entwicklung.
Ein Yogatherapeut hat ein tiefes Verständnis des Yoga in all
seinen Aspekten und eine kontinuierliche eigene Yogapraxis,
sowie Berufserfahrung im Gesundheitsbereich (z.B.
Heilpraktiker, Ärztin, Psychologin, Krankenschwester, -pfleger) oder ist Teil eines Netzwerkes mit Menschen aus
Gesundheitsberufen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit
mit verschiedenen heilenden Ansätzen ist auch in der
Yogatherapie zentraler Aspekt. Dabei ist es wichtig, ebenso
die Grenzen einer Behandlung zu erkennen, wie zum Beispiel
schwere Störungen oder auch Infektionskrankheiten.
Ziel einer Therapie mit den Mitteln des Yoga ist es, den
Klienten in ein erfülltes Leben zu begleiten und Bewusstsein
und Erfahrung für die Verantwortung für die eigene
Gesundheit und persönliche Entfaltung zu entwickeln. Dabei
verstehen sich Therapeut und Klient als gleichwertiges
Von Petra Mayer
Team. Der Klient ist Experte für seinen Weg, die Aufgabe des
Therapeuten ist es, unterstützend darin zu wirken, die
Gesundheit zu stärken, das Potential zu entdecken und zu entfalten und die persönlichen Ziele zu erfüllen.
Die Fachausbildung Yogatherapie in 3HO unterrichtet die
genannten Aspekte mit den Werkzeugen aus dem Kundalini
Yoga
(Asanas,
Pranayama,
Meditation
und
Entspannungstechniken, sowie den geistigen und spirituellen
Perspektiven), mit naturheilkundlichen Verfahren, sowie neueren psychologischen, ressourcen- und lösungsorientierten
Methoden.
Das Curriculum umfasst insgesamt eineinhalb Jahre, mit
annähernd 400 Unterrichtseinheiten in drei Modulen. In
Modul 1 geht es darum, Beratungskompetenz aufzubauen
und Fähigkeiten in der therapeutischen Kommunikation zu
erlangen. Wesentliche Inhalte sind therapeutische
Basiskompetenzen, Methoden der Gesprächsführung, Aufbau
einer therapeutischen Haltung und Beziehung, Umgang mit
schwierigen Gesprächssituationen, sowie Grenzen und
Möglichkeiten der Yogatherapie.
Im zweiten Modul werden Techniken aus dem Kundalini
Yoga vertiefend erarbeitet, um ganzheitliche Heilungsprozesse zu initiieren und zu fördern. Es werden verschiedene
Handlungsansätze erlernt, um Menschen mit unterschiedlichen Anliegen yogatherapeutisch zu begleiten. Darüber hinaus wird das vorhandene Wissen über die korrekte
Ausführung und Wirkweisen der Asanas und die grundlegenden Funktionssysteme des Körpers im Hinblick auf therapeutische Anwendbarkeit vertieft.
Modul 3 befasst sich mit psychischen Beschwerdebildern und
Lösungsansätzen. Wie kann man mit dem reichen
Wissensschatz des Kundalini Yoga Krisen und Umbruchszeiten mit Pranayama, Entspannungstechniken und
Meditation begleiten? Es werden konkrete Symptomatiken,
wie Depressionen, Burn-Out, Stress, Sucht genauer betrachtet und yogatherapeutische Maßnahmen zur Behandlung entwickelt und entworfen.
Die Ausbildung kostet insgesamt 2.250 €
(Frühbucher 2.100 €). Start ist der 1./2. Februar 2014
in Hamburg.
Information und Anmeldung: [email protected] /
www.3ho.de und www.yoga-als-therapie.de;
Telefon Büro: 040 55447755
YOGA auf SYLT
Kundalini Yoga - Erleben & Geniessen
1. - 4. Mai 2014
$
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Anmeldung / Infos:
Caroline Guru Jaswant Kaur
Tel 040 608 28 15, [email protected]
www.yoga-im-alstertal.de
26 / Kundalini Yoga Journal
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Osnabrücker Yoga Sommer
Mit yogischer
Spendeninitiative von der
Exotik in die Vertrautheit
Von Ela Sat Akal Kaur Brink
B
ei Wikipedia steht: „Die
Exotik (...) bezeichnet
Gegenstände, die als
besonders fremd wahrgenommen werden oder sonst wie außergewöhnlich erscheinen.“ Verändert sich
demnach die Exotik mit wachsender
Bekanntheit oder Vertrautheit? Ich kann
das mit einem deutlichen Ja beantworten.
Meiner Erfahrung nach hält sich das
Gefühl von Exotik im Yoga meist nur in
den ersten Momenten. Nach einem ersten
Schritt in die Yogawelt dauert es oft nicht
lang, um sich im Yoga heimisch zu fühlen. So berichten es mir neue
TeilnehmerInnen regelmäßig und so ging
es mir bei meiner ersten Kundalini Yoga
Stunde selbst auch.
Bewusst hatte ich, gemeinsam mit meinem Lebensgefährten, nach einem „echten indischen Yogalehrer“ gesucht somit wohl auch nach Exotik. Wir fanden
unseren indischen Yogalehrer (Satnam
Narang Singh) trotz Kleinstadt auf ein
paar schönen Umwegen tatsächlich. Und
mit ihm Kundalini Yoga sowie fremde
Menschen, fremden Singsang, einen
wirklich unschönen Raum ... und doch schon nach dem Einstimmen fühlte ich
mich wohl und auch irgendwie mehr bei
mir - zu Hause!
Laut obiger Definition ist Yoga wohl an
noch vielen Orten ganz klar exotisch.
Das gilt besonders für kleinere Städte
und Orte, wo Yoga, Yogaschulen,
Menschen mit Turban in entsprechender
Yogakleidung noch nicht zum Alltagsbild
der Stadt gehören wie in den deutschen
„Yoga Metropolen“ Hamburg, Bremen
oder München.
Dazu zählt auch meine Heimatstadt, das
beschauliche Osnabrück. Seit gut zehn
Jahren praktiziere ich hier Kundalini
Yoga, seit fast sechs Jahren unterrichte
ich selbst und darf gemeinsam mit meinen „Yoga KollegInnen“ intensiv miterleben und auch dazu beitragen, wie sich
das Yoga in unserer schönen Kleinstadt
entwickelt. Der „Yoga Boom“ kommt
auch hier an - immer mehr Yogaschulen
und Räume bilden sich. Unter einigen
von uns Yogalehrenden Osnabrücks ist
eine wachsende Verbindung entstanden die Sangat lebt und wächst und auch der
Wunsch, gemeinsam Yoga mehr in die
Öffentlichkeit zu tragen, sowie dankbar
etwas zurückzugeben an das Land des
Yogaursprungs.
So entstand durch den Anstoß meiner
zweiten Kundalini Yoga Lehrerin, Fateh
Kaur Wysotzki, unsere Gemeinschaft
„Yoga Sommer Osnabrück“, eine seit
drei Jahren bestehende Spendeninitiative. Seit drei Jahren unterrichten wir
von Juni bis September jeden Freitag, in
einem öffentlichen Park, Yoga aller Art.
Wir sind eine Gruppe von rund zwölf
LehrerInnen, viele Kundalini Yogis, aber
auch Hatha, Marma und Sivananda Yoga
sind vertreten. Wir bitten um einen
Kostenbeitrag von 5 Euro je TeilnehmerIn. Das Geld wird zu 100 Prozent ge-
spendet, und zwar
teils an das indische
(yogische) Schulprojekt „Euro-a-day“
und teils an ein Osnabrücker Projekt dieses Jahr ist das Kinderhospiz der
Stadt. Von Jahr zu Jahr kommen mehr
YogiNis und Yogainteressierte zum Yoga
Sommer. Im Schnitt sind in diesem Jahr
meist 40 bis 50 Teilnehmer, manchmal
sogar bis zu 70 mit uns auf der Wiese.
Die Presse ist uns wohl gesonnen und
berichtet gerne und positiv; die Stadt
Osnabrück unterstützt uns durch ihre
Erlaubnis, den Park zu nutzen. Auch die
Teilnehmerresonanz bestätigt unsere
Intention: Viele lernen Yoga mit uns auf
der Wiese kennen oder finden den Impuls
für einen Wiedereinstieg, LehrerInnen
nutzen den Sommer, um sich auf der
Wiese mal wieder selbst unterrichten zu
lassen. Wir sind dankbar und glücklich...Wahe Guru!
So wird Yoga im beschaulichen Osnabrück nach und nach mehr „eingebürgert“. Und wenn ich nun am Abend in
geselliger Runde mal gefragt werde was
ich „beruflich“ mache, werde ich auf
meine Antwort hin nicht mehr seltsam
angesehen mit der Nachfrage „Hä? Jura
Lehrerin?“, sondern erhalte ein offenes
Lächeln und meist eine neugierige Frage
zum Yoga Sommer Osnabrück.
Infos unter yogasommer.jimdo.com,
www.facebook.com/YogaSommerOsna
brueck sowie www.euro-a-day.de.
Kundalini Yoga Journal / 27
3. Deutsches Kundalini Yoga Festival in Oberlethe
Bereichernd, inspirierend, herzerfüllend
Von Janina Klein
Mittwoch, 29. Mai 2013
Morgen früh geht´s los: Meine YogiSisters und ich machen unsere zweite
Yogareise. Ich bin gespannt: Wie wird es
dieses Jahr? Hat sich was verändert, habe
ich mich verändert? Letztes Jahr, einen
Tag nach unserer Lehrerinnen-Prüfung,
war´s komisch. Ich habe mich gefühlt
wie weder Fisch noch Fleisch.
Donnerstag, 30. Mai 2013:
Okay. Es fühlt sich anders an als im letzten Jahr: Entspannter, wohler, sicherer.
Bei der Registrierung werden wir etwas
unsanft aus unserer Freude herausgerissen: Weil wir nicht sofort wissen, wo wir
uns anstellen sollen, vielleicht auch weil
wir – gerade angekommen – aufgeregt
sind, durcheinander reden, laut lachen.
Ein herzliches Willkommen fühle ich
nicht. Das wünsche ich mir für das nächste Jahr.
So, wir haben unsere Bändchen, Wahe
Guru! Mittag essen, umgucken, wer ist
da, wen kennen wir, wen möchten wir
gerne kennen lernen? Auf einmal sehen
wir ihn: Den Mann mit den gestreiften
Wollsocken. AHHHH – den kennen wir,
von SikhNet TV. Aber: Wie heißt er
nochmal? Wo kommt er her? Wo will er
hin? Er soll uns mitnehmen! Und wir
wollen auch solche Socken haben.
Simran Kaur klärt uns auf: Es ist Guruka
Singh aus den USA, seinerzeit
Wegbegleiter und enger Vertrauter von
Yogi Bhajan. Ob wir ihn ansprechen können? Sie versichert uns lachend:
„Mädels, wer solche Socken trägt, den
könnt ihr auch ansprechen!“ Okay, alles
klar. Jetzt muss nur noch der richtige
Zeitpunkt kommen. Liebes Universum,
wir wären dann soweit!
Wundervoll: So viel gelacht, noch nicht
geweint (das kommt noch), mit Kevin
James Caroll gesungen (ich würde ihn
gerne mit nach Hause nehmen, für kleine
Singkreise im Wohnzimmer), tolle
28 / Kundalini Yoga Journal
Tinuviel Anant Dev Kaur, Guruka Singh,
Janina Sajjanbir Kaur, Sat Ravi Narayan
Kaur (v.l.n.r.) auf dem Deutschen Yoga
Festival in Oberlethe 2013.
Workshops erlebt. Geht´s morgen so weiter? Oh ja, bitte!
Freitag, 31. Mai 2013
Sadhana, Sat Nam, glücklich. Ich habe
heute nach acht Jahren Kundalini Yoga
zum ersten Mal Mulbandh richtig verstanden. Danke, Karta Purkh Kaur – das
war der Hammer!
Und dann, das Allerschönste: Guruka
Singh angesprochen, und schwupps, sitzen wir neben ihm im Workshop, lauschen seinen Geschichten. Er berührt uns
mit seinen Worten, seinen Blicken, seiner
Herzlichkeit. Ein Mensch, der so vollkommen mit dem Herzen sieht: Du bist
gut so, wie du bist. Er sagt es nicht, er
lässt es dich spüren, jeden einzelnen
Moment. Davon können wir uns alle eine
Scheibe abschneiden. Ist ganz schön
schwer, immer nur mit dem Herzen zu
sehen…
Abends spielt Sat Hari Singh mit seinem
Chor, ich liege seinen Gitarrenklängen,
seiner Stimme zu Füßen. Wir entdecken
Guruka Singh, wie er vor der Bühne auf
einem Stuhl sitzt, mit wippt und lächelt.
Als er uns bemerkt, lächelt er uns zu.
Ohhhhh, unsere Herzen, sie gehen auf,
wie kleine Lotusblüten.
Samstag, 1. Juni 2013
Wieso wird die Gong-Meditation von
Ada in einen kleineren Raum verlegt, so
dass die Hälfte draußen bleiben muss?
Das ist echt schade. Ich bleibe oben in
der Tao-Halle, lasse mich von Sat Kirin
Kaur und ihrer Stimme einlullen… Auf
dem Yoga Festival einen Moment ganz
für mich: Wie wunderbar ist das?
Yogastunde mit Sat Hari Singh – aber er
kommt nicht. Stattdessen übernimmt
Sahib Kaur die Stunde. Ich bin sofort
verliebt. Sie sagt, sie ist ein Hippie, ich
bin es ab sofort auch, sie hat eine Kriya
für 120 Tage gemacht, die ihr Leben veränderte, das will ich auch, und sie singt
uns in die Entspannung, ich flippe aus.
Wir heulen Rotz und Wasser, während
der Kriya, der Meditation, der langen tiefen Entspannung, danach beim
Abendessen, als sich Guruka Singh zu
uns setzt. Und was macht er? Guckt
einen nach dem anderen an, lächelt, und
auf einmal hört es auf. Kann dieser
Augenblick bitte ganz lange anhalten?
Ich kann es kaum fassen, was für ein
wundervolles Geschenk uns allen gerade
gemacht wird – wir verpassen den letzten
Workshop, verquatschen uns. Und dann,
als wir uns von ihm verabschieden: Wir
weinen. Natürlich. Er hält unsere Hände,
umarmt uns, gibt uns seine EmailAdresse. Von jetzt an hat er drei YogaGroupies, ist ihm das eigentlich bewusst?
Sonntag, 2. Juni 2013
Letztes Sadhana heute mit Dharma
Singh. Beim Frühstück in unserer
Pension schwebe ich in einer YogaBlase, bin aufgekratzt. Und glücklich,
dass wir diesen Moment nur für uns
haben. Nichts anderes wäre jetzt schöner.
Das Festival war: Bereichernd. Inspirierend. Herzerfüllend. Überall so viel
Leidenschaft, Begeisterung, Wärme.
Und für einen ganz langen Augenblick
sind meine Mädels und ich unglaublich
dankbar, dass es dieses Festival gibt, dass
es durch so viele Menschen ermöglicht
wird, damit es uns, den Besuchern, gut
geht. Das ist es, was mich immer wieder
berührt: Wenn Menschen anderen
Menschen etwas von sich geben – aus
vollem Herzen. Unbezahlbar.
Unsere yogisch inspirierte Berufung
Der (doppelte)
Sotantar Yoga Shop
Von Nils Sotantar Singh Arndt und Jörg Sotantar Singh Wendland
Wir, Nils Sotantar Singh und
Jörg Sotantar Singh, betreiben
jetzt seit zehn Jahren zusammen ein Geschäft für Yogaund Meditationszubehör.
Nachdem wir beide unabhängig voneinander den gleichen
spirituellen Namen in der
Tradition Yogi Bhajans bekamen, entstand daraus, ganz
naheliegend, der Sotantar
Yoga Shop.
v.l. Jörg und Nils, beide Sotantar,
Wir kamen auf unterschiedverbinden Yogashop, Musik und
lichen Wegen zum Yoga. Nils
derselbe spirituelle Name.
begleitet Yoga, seitdem er 14
Jahre ist, im Lauf der Jahre mit zunehmender Intensität und Tiefe.
Mitte der 90er Jahre kam er zum Kundalini Yoga. Nach dem ersten
Weißen Tantra in Loches und einer darauf folgenden spirituellen
Krise wurde die Yogapraxis zu seinem zentralen Lebensentwurf,
mittlerweile seit 15 Jahren. „Ich bin sehr froh und fühle mich gesegnet, dass ich meine beiden Leidenschaften, Musik und Yoga,
jeweils zum Beruf machen durfte. Ich konnte einige Jahre als
Schlagzeuger und viele Jahre mit Musikpromotion mein Geld verdienen. Ohne die Liebe zur Musik wäre mir das „Verkaufen“ von
Musik nicht möglich gewesen, denn ich bin eigentlich überhaupt
kein Verkäufer. Genauso geht es mir mit unserem Geschäft: Es ist
meine tiefe Verbundenheit zum yogischen Lebensentwurf, und
nicht zuletzt die enge Freundschaft zu Jörg, die es mir ermöglichen,
unser gemeinsames Geschäft mit der „Hardware“ für die
Yogapraxis zu betreiben“, so Nils Sotantar Singh. Er hat viel Freude
daran, mit Menschen auf dem Yogaweg auf dieser reellen Basis
zusammen zu kommen, sie zu beraten und immer wieder Neues
ausprobieren zu können.
Jörg war nach seinem Medizinstudium recht desillusioniert, was
das Heilen in dem westlichen System betrifft und beschloss nach
Australien zu reisen, um das Didgeridoo der Ureinwohner spielen
zu erlernen und die Möglichkeiten der tranceinduzierenden Klänge
zu erforschen. Durch die Natur des Instruments kam es zwangsläufig zu tiefen meditativen Zuständen, Trance und Pranayama.
Zurück in Berlin beschäftigte er sich vor allem damit, die spirituellen Räume des Klangs und Atems auszuloten. „Meine vielen Reisen
zu entlegenen spirituellen Plätzen der Welt führten mich vor elf
Jahren nach Bali. Ich war fasziniert von der Freundlichkeit der
Menschen und es war bald klar, dass ich dorthin immer wieder
zurückkehren würde. Durch die gemeinsame Musik und den ständigen Austausch mit Nils kam auch bei mir ein starkes Interesse an
Hatha und Kundalini Yoga auf. Seit dem Yoga Festival 2000 in
Loches war die Ausrichtung auf Kundalini Yoga, Sat Nam Rasayan
und spirituelles Heilen gelegt. Inzwischen habe ich mehrere Yogaund Heiler-Ausbildungen gemacht, so auch auf Bali“, berichtet Jörg
Sotantar Singh.
Wir sind seit den frühen 90ern befreundet und haben lange und
intensiv zusammen musiziert und Klänge erforscht. Eines Tages im
Sommer 2003, beim Philosophieren über die Ziele des Lebens, entstand die Idee, die Dinge, die uns selber für unsere Praxis fehlten,
angefangen mit Yogakleidung und Meditationskissen, selber zu entwerfen und auf Bali in kleinen Schneidereien unter fairen
Bedingungen zu produzieren. Heute ist schwer vorstellbar, dass es
vor dem großen Yogaboom viele Dinge für die Yogapraxis gar nicht
oder nur in sehr begrenzter Auswahl gab! Seitdem sind wir immer
auf der Suche nach neuen praktischen Lösungen, Verbesserungen
und schönen Dingen, die der Yogapraxis dienen. Sotantar heißt
übrigens: Frei sein von den Hindernissen von Raum und Zeit, um in
Gott zu ruhen und für den Guru zu leben – wir arbeiten daran…
Im Internet ist Sotantar unter www.yoga-shop.org zu finden, der
Laden liegt in der Schliemannstrasse 25 a, Berlin, Prenzlauer Berg.
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Kundalini Yoga Journal / 29
CD-Tipp
Qi-Rattan:
“Tarang – The Divine Flow”
von Simran Kaur Wester
Qi-Rattan ist die Namenskomposition, hinter der sich
eine Frau und ein Mann indischer Abstammung verbergen, die eine ganz wunderbare CD miteinander produziert haben. Rattan bedeutet Juwel, Qi erinnert an
Lebenskraft, und ein bisschen indisch ausgesprochen
klingt beides zusammen fast wie Kirtan … die Musik
ist entsprechend klar, fein, präzise, fließend – ich mag
die CD stundenlang hören. Die Klänge schwingen in
mir nach, heben meine Stimmung, verbreiten gesammelte Leichtigkeit. Es ist eine Sadhana CD, sie enthält
die sechs Mantras des Aquarian Sadhana. Zum
Mitsingen eher nicht geeignet, weil die Melodien feine
indische Nuancen haben, aber zum Hören am Morgen
ganz wunderbar.
Qi-Rattan waren beim Yoga Festival und haben uns dort
mit ihrer Musik in der Gurdwara wirklich verzaubert.
Offenbar hatte sie, die Frau, das Sagen, sie führte die
Melodien mit ihrer weichen, glasklaren Stimme und
begleitete sich auf der Gitarre mit selbstsicherer
Schlichtheit, während er die Tabla wie einen murmelnden, glitzernden Bach als Untermalung um ihre Stimme
herum fließen ließ. Auf der CD wird die Gitarre durch
ein Klavier ersetzt, das völlig mit den Tablas zusammen
zu gehören scheint. Eine ganz bezaubernde
Komposition eben, ich kann sie sehr empfehlen.
Mehr Infos über das Duo gibt es unter
www.Qi-Rattan.com, Die CD ist u. a. für 16,95 €
beim Sat Nam Versand erhältlich, unter der
Bestellnummer SAD-083
Buchvorstellung
Das Yoga-Buch vom Leben und Sterben
Von Cornelia Brammen
Sein reiches Wissen über Leben und Sterben sowie seine Erfahrungen mit dem Tod
hat Satya Singh Khalsa Wester zusammengeführt. „Das Yoga-Buch vom Leben und
Sterben“ öffnet das Tor zu einem neuen Denken über dieses große und angstbesetzte Thema. Schon auf dem Cover überrascht es mit einer Illustration von Ram Ravi
Kaur, die uns mit einer neuen Ästhetik des Todes begrüßt: Tröstlich, vertrauensvoll
und sanft empfängt uns Leser die Silhouette eines Frauenporträts mit geschlossenen
Augen. Dem Sterben ist der Schrecken genommen. Und das ist der tiefe Zauber dieses Buches. Denn: „Um leben zu können, musst du wissen, wie man stirbt.“
Satya Singh bereitet uns mit seinem Buch auf die Transformation vor, die der Tod
ist. Er beschreibt die Stufen der Loslösung vom Körper und die darauf folgende
Seelenreise so bildreich – unterstützt von kraftvollen Illustrationen -, dass ich einen
noch tieferen Zugang zu den Chakras und den zehn Körpern gefunden habe. Für
angehende Yogalehrende ist das Buch eine wertvolle Hilfe bei der
Prüfungsvorbereitung. Nicht-YogiNis werden unmittelbar von der Erkenntnis
gepackt, dass wir uns aktiv auf das Sterben vorbereiten können. Und müssen. Satya Singh spricht offen über die Gefahren während der Transformation. Er gibt aber auch das Rüstzeug an die Hand, um diesen Übergang zu bewerkstelligen. Jedem empfehle ich, mit Freunden und Verwandten das Kofferspiel (S. 44-47) zu machen. Es zeigt unmittelbar, wie gut oder schlecht wir uns
mit dem Loslassen tun. Übungsreihen, Meditationen und Atem-Übungen für ein aktives Leben und ein angstfreies Loslassen führen tiefer in das Verständnis dieses großen Themas.
Satya Singh hat sich viel mit Nahtod- und Sterbeforschung befasst, aber auch mit dem medizinischen Aspekt des Sterbens. Doch
im Zentrum steht sein Anliegen, Menschen darin zu befähigen, den Tod mit ins Leben zu nehmen - religionsunabhängig, universal. Ob wir mit Inshallah, Halleluja oder Wahey Guru durch die Transformation gehen, ist nicht entscheidend. Es ist unsere
Haltung. Und die können wir mit Satyas Buch wunderbar trainieren. In Abwandlung seines berühmten Satzes lässt sich mit Yogi
Bajan über das „Das Yoga-Buch vom Leben und Sterben“ sagen: „It’s not Death that matters, it’s the courage you bring to it.“
„Das Yoga-Buch vom Leben und Sterben. Mit 8 Übungsreihen und 18 Meditationen“,
erscheinen im O.W. Barth Verlag, 223 Seiten, 22,50 Euro.
30 / Kundalini Yoga Journal
...Yogische Kurznachrichten...Yogische Kurznachrichten...Yogische Kurz
Spenden für Miri Piri SchülerInnenFond benötigt
„Some are donars, some are beggars - all
this are wonderful plays of god“ steht im
So Purkh, einem Teil des Gebets, welches Frauen für ihre Männer bzw. Söhne
beten. Jetzt ist mein zweiter Sohn
Jonathan Ravi Nam Singh zur Miri Piri
Academy geflogen. Ich freue mich von
Herzen, aber frage mich, wie ich es
finanzieren kann. Und ich bin nicht die
einzige, es gibt mindestens sechs weitere
Familien in Deutschland, die dringend
Unterstützung brauchen. Dabei ist mir
ein Abend im Yogazentrum Hoheluft eingefallen. Es war im Sommer 1999 und
Yogi Bhajan „hielt Hof“ (so habe ich das
immer empfunden) im Souterrain. Ein
junges Mädchen sagte, sie möchte auf die
Miri Piri Academy. Yogi Ji fragte, wie
viele Geschwister sie habe. Vier war die
Antwort, die sollen dann auch mit. Jetzt
kam die alleinerziehende Mutter ins
Spiel und fragte: „Wo bleibe ich?“ – „Du
kannst dort arbeiten“, war Yogi Bhajans
Antwort. Doch wie sollen wir die Flüge
finanzieren? Yogi Bhajan organisierte
eine spontane Sammlung, bei der tatsächlich irgendwie diese Flüge finanziert
wurden. Ich empfand es damals wie ein
Wunder. Yogi Ji betonte öfters, dass wir
entscheiden, wie sich die Zukunft des
Planeten weiterentwickelt, indem wir
unseren Kindern Chancen bieten. Denn
die Kinder sind die Zukunft des Planeten.
Unsere Kinder wollten von sich aus zur
Miri Piri Academy. Können wir da nein
sagen? Nein, aber jetzt sind sie geflogen
und wir fragen uns, woher kommt das
Schulgeld,
wenn
alle
eigenen
Möglichkeiten ausgeschöpft sind? Es
gibt den Europäischen Miri Piri
SchülerInnen Fond. Der benötigt jedoch
dringend eine gute Auffüllung und ungefähr sechs Flüge nach Indien wären nicht
schlecht. Vielleicht, wenn jeder ein bisschen oder auch ein bisschen mehr gibt,
könnten wir Yogi Bhajans Zauberspiel
nochmals wiederholen … Danke an alle
Spender im Voraus, die ihr Herz für dieses Anliegen öffnen können! (Die
Spenden sind steuerlich absetzbar.)
Spenden bitte an: 3HO Deutschland,
Konto 68060206,
BLZ 20010020,
Postbank Hamburg, Verwendungszweck:
Miri Piri SchülerInnen-Fond
(Guru Amrit Kaur)
Stress und Vitalität
Dieses Modul des Kundalini Yoga
Teacher Trainings, Level 2, wird geleitet
von Shiv Charan Singh und Co-Teacher
Satya Kaur. Es findet vom 19. bis 24.
November 2013 in Vallendar statt.
Weitere Informationen und Anmeldung:
[email protected], Tel. 04392-3042.
Neues Kundalini Yoga Center
in Frankfurt am Main
Darauf haben wir viele Jahre projiziert:
In unmittelbarer Nähe zum Frankfurter
Hauptbahnhof entsteht auf 230
Quadratmetern ein Ort, um individuelle
Lebensqualität zu entwickeln. Am 3.
Oktober 2013 hat das neue Kundalini
Yoga Center seine Türen geöffnet.
Direkt am Puls der Gegenwart, einem der
wichtigsten Knotenpunkte nicht nur der
Region oder Deutschlands, sondern ganz
Europas, ist ein Ort geschaffen worden,
der einen wichtigen Bereich der Zukunft
verdeutlicht: Äußeres Wachs-tum ist nur
mit innerem Wachstum möglich.
Das neue Zentrum ist auch von der
Struktur her ein Zukunftsprojekt.
Organisiert wird es von einem Team aus
knapp einem Dutzend Kundalini Yoga
Lehrern, die hier ihre Vorstellung einer
anschaulichen Bewusstseins-Schule verwirklichen.
Kontakt: Sangeet Singh, 0178/5064628,
www.yogacenter-frankfurt.de.
Weißes Tantra in Hamburg
Dieser eintägige Meditations-Workshop
findet am Samstag, den 8. Februar 2014,
von 8 bis 18 Uhr statt.
Vorbereitungstreffen sind am 7.2.2014 in
den Yogazentren Hoheluft (www.yogahoheluft.de), jeweils um 16, 18 und 20
Uhr, und voraussichtlich im Devah
(www.devah.de) um 20 Uhr sowie im
Ardas (www.ardas.de) in Ottensen um 19
Uhr. Am Sonntag, den 9. Februar, gibt es
ein Nachtreffen, voraussichtlich im
Yogazentrum Hoheluft um 10 Uhr.
Einfache Schlafmöglichkeiten gibt es in
den Yogazentren, bitte dort fragen.
Veranstaltungsort: Sasel-Haus, Saseler
Parkweg 3 (S1 bis Poppenbüttel, dann
Metrobus 24). Im Herbst 2014 wird ein
weiteres Weißes Tantra in Frankfurt stattfinden.
Weitere Infos unter www.3ho.de in der
Terminvorschau bzw. im Kalender oder
bei 3HO Deutschland e.V., Tel.: 040 –
479099 oder [email protected] .
Yogalehrer gesucht
Für das 4. Deutsche Yoga Festival des
Wassermannzeitalters, das vom 28. Mai
bis zum 1. Juni 2014 in Oberlethe bei
Oldenburg stattfindet, werden Kundalini
Yoga
LehrerInnen
gesucht,
die
Workshops anbieten wollen oder andere
interessante Dinge aus dem Bereich
Kundalini Yoga. Wir wünschen uns wieder ein vielfältiges Angebot mit den
unterschiedlichsten Themen.
Kontakt:
Sat Hari Singh Khalsa, E-Mail:
[email protected].
Eindrücke und Infos unter
www.kundalini-yoga-festival.de.
Mitarbeiter/in gesucht
Das Golden Temple TeeHaus sucht noch
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die
ihre Yogapraxis mit einer Arbeit im
TeeHaus verbinden möchten.
Bitte melden bei: [email protected]
V o r a n k ü n d i g u n g
Europäisches Yoga Festival
vom 2. -10. August 2014
in Frankreich
www.3ho-kundalini-yoga.eu
Info: [email protected]
Kundalini Yoga Journal / 31
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www.yogitea.eu