Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg
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Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg
Schüler und Teilnehmer Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg – Errichtung und Festigung der Diktatur Ein Themenheft für junge Erwachsene und Bildungsanbieter Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 1 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg Vorwort S.4 Aufbau des Themenheftes 1. Wie konnte Hitler die Deutschen für sich gewinnen? S.6 2. Hitler an der Macht S.48 3. Alltag, Kultur und Sport S.98 4. Widerstand und Verweigerung 5. Ausgrenzung S.188 6. Lager und Massenmord 7. Quiz S.226 S.258 8. Glossar 9. Platz für eigene Fragen 10. Zeitachse 2 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft S.162 S.302 S.266 S.298 11. Quellen Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft S.310 3 Vorwort Ein Heft über den Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg – Und was hat das mit mir zu tun? Liebe Leserinnen und Leser,1 in diesem Heft geht es um das Thema Nationalsozialismus. Es geht um die Geschichte des Dritten Reichs. Wie lebten die Menschen damals? Warum fanden so viele Menschen Hitler gut? Was wollten die Nationalsozialisten? Fragst Du Dich manchmal: Was hat das mit mir zu tun? Und warum lerne ich etwas darüber? Noch heute gibt es Menschen, die ausländerfeindlich sind. Sie haben Vorurteile gegenüber Fremden. Sie wollen Juden verfolgen und die Demokratie abschaffen. Viele sind gegen Schwule und Lesben, gegen Linke und Gewerkschaften und gegen alle, die anders aussehen und anders denken als sie. Viele rechte Leute haben heute Meinungen wie die Nationalsozialisten früher. Das Heft beantwortet wichtige Fragen zur Geschichte. Es informiert über den Nationalsozialismus und erklärt Hintergründe. Im Heft geht es um das Leben von Menschen in Deutschland in den Jahren 1933 bis 1939. Wenn Du Dich über die anschließenden Kriegsjahre informieren möchtest, kannst Du Dir dieses Themenheft anschauen. Es geht um den Zweiten Weltkrieg in den Jahren 1939 bis 1945 Hinweis Einige Wörter sind hinten im Glossar erklärt. Klicke einfach auf die orangen Wörter! Unter jedem Kapitel findest Du Vorschläge für Arbeitsaufgaben und Diskussionen. Mehr Informationen findest Du auch im Internet. Klicke dazu einfach auf die orangenen und unterstrichenen Wörter! Informationen zum Haftungsausschluss 1 Im weiteren Text wird die männliche Schreibweise genutzt. Mit dieser sind alle Geschlechter gleichermaßen gemeint und angesprochen. 4 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 5 1.4 Hitler und seine Partei 1.Wie konnte Hitler die Deutschen für sich gewinnen? S.28 1.5 Hitlerputsch S.30 1.6 Welche Überzeugungen hatten die Nationalsozialisten? S.35 1.1 Wer war Hitler? S.10 1.7 Warum war Hitler erfolgreich 1.2 Der 1. Weltkrieg S.40 S.12 1.8 Hitler übernimmt die Macht 1.3 Die Weimarer Republik 1918 bis 1933 S.44 S.22 6 Nationalsozialismus Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg und I2.Schülerheft Weltkrieg Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 7 1.1 Wer war Hitler? Viele Menschen hielten Hitler für einen begabten Redner und zielstrebigen Politiker. Er wurde von seinen Anhängern „der Führer“ genannt. Wie kam es dazu? Hitler ging 1913 aus Österreich weg. Er kam nach Deutschland und wohnte in München. Hitler meldete sich freiwillig als Soldat in der deutschen Armee. Er kämpfte im 1. Weltkrieg. Der 1. Weltkrieg begann im Jahr 1914.2 Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1974-082-44/ Unknown / CC-BY-SA Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-10541 / Unknown / CC-BY-SA Viele Jahre war er arm. Und manchmal sogar obdachlos. Er hatte keine eigene Wohnung. Er malte Postkarten und verdiente so ein bisschen Geld. Marsch der Nationalsozialisten in Weimar im Oktober 1930 Adolf Hitler wurde 1889 in Österreich geboren. Als junger Mann hatte er kaum Erfolg. Hitler hat die Realschule ohne Abschluss verlassen. Er wollte Künstler werden. Aber die Kunstschule in Wien hat ihn nicht angenommen. 8 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Hitler als Soldat im 1. Weltkrieg, mit Bart Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 9 1.1 Wer war Hitler? Aufgaben A: Aus welchem Land kommt Adolf Hitler ursprünglich? E: Was spricht für Dich dafür oder dagegen, sich freiwillig als Soldat zu melden? Bitte sammle mit zwei anderen Lernern einige Argumente auf einem Plakat! Stellt es den anderen vor! B: Wie verdiente er früher sein Geld? C: Was weißt Du über Adolf Hitler? D: Wie konnte er so viel Macht erlangen? 10 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 11 1.2 Der 1. Weltkrieg Etwa neun Millionen Soldaten starben. Noch mehr wurden verwundet. Der 1. Weltkrieg dauerte von 1914 bis 1918. Quelle: Autor: Cornava, http://commons.wikimedia.org/wiki/File:I_Weltkrieg-ERE29.jpg Deutschland hatte vor dem 1. Weltkrieg einen Kaiser: Wilhelm den Zweiten. Zusammen mit der Armee hat er einen Krieg vorbereitet. Der Kaiser wollte mehr Macht für Deutschland. Auch viele andere Länder in Europa waren auf einen Krieg eingestellt. Auch Österreich hatte einen Kaiser. Franz Ferdinand war der Neffe vom Kaiser aus Österreich. Er sollte der nächste Kaiser werden. Im August 1914 wurde er in der Stadt Sarajevo in Serbien erschossen. Österreich erklärte Serbien den Krieg. Soldaten mit Gas-Masken Hier3 sieht man eine Karte von Europa im 1. Weltkrieg: Deutschland und Österreich wurden Verbündete. Frankreich, Großbritannien und Russland erklärten darauf Deutschland und Österreich den Krieg. 1917 traten die USA in den Krieg ein. Am Anfang waren viele Deutsche vom Krieg begeistert. Sie waren sich sicher: Deutschland wird gewinnen. 3 12 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://bit.ly/Weltkrieg1, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 13 Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1972-062-01 / Unknown / CC-BY-SA Besonders schlimm waren die Grabenkämpfe. Soldaten saßen in Gräben. Die Gräben haben sie selbst ausgehoben. Von dort aus haben sie sich gegenseitig bekämpft. Doch es ging nicht vor und nicht zurück. Viele Soldaten starben. Viele wurden durch Giftgas getötet oder verletzt. Zum ersten Mal wurde Giftgas in einem Krieg eingesetzt. Ein Kriegsveteran bittet um Geld in Berlin 1923 Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-R00012 / Unknown / CC-BY-SA Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:French_87th_Regiment_Cote_34_Verdun_1916.jpg Die Regierung gab nur noch Geld für den Krieg aus. Viele Menschen in Deutschland wurden nicht mehr mit Lebensmitteln versorgt. Sie hatten Hunger und waren sehr arm. Darum wollten sie keinen Krieg mehr. Soldaten aus Frankreich im Graben-Kampf 1916 Frauen und Kinder stehen Schlange im Jahr 1914. Sie brauchen Essen. 14 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 15 Die Anführer der deutschen Armee wollten im März 1918 an der westlichen Front angreifen. Doch die Angriffe hatten keinen Erfolg. Die Gegner Frankreich, Großbritannien und die USA waren viel besser ausgerüstet. Sie hatten zusammen mehr Soldaten, Waffen und Munition als Deutschland und Österreich. „Die Sozialdemokraten und andere Linke lage. sind Schuld an der deutschen Nieder Sie haben die Bevölkerung zu einer Revolution aufgehetzt. ee aufhören Deshalb musste die deutsche Arm zu kämpfen.“ Diese Lüge nennt man auch Dolchstoßlegende. Aufgaben A: Was weißt Du über den 1. Weltkrieg? Schreibe bitte Deine Punkte auf! B: Von wann bis wann dauerte der 1. Weltkrieg? C: Wer kämpfte im 1. Weltkrieg gegeneinander? Die Politiker mussten nun mit den Gegnern über den Waffenstillstand verhandeln. Am 11. November 1918 unterschrieben die deutschen Vertreter von Armee und Regierung den Waffenstillstand. Damit war der Krieg nach vier Jahren beendet.4 4 http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg, 15. März 2010. 16 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 17 Aufgaben D: Was passierte im August 1914? F: Wann unterschrieben die Deutschen den Waffenstillstand? E: Welche „Waffe“ wurde im 1. Weltkrieg zum ersten Mal eingesetzt? 18 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 19 Aufgaben Bitte suche im Internet: Wer hat den Waffenstillstand nach dem 1.Weltkrieg unterschrieben? Was war darin geregelt? Bitte sammle einige Punkte auf einem Plakat und stelle sie den anderen vor! Vielleicht findest Du auch ein paar Fotos? Du kannst sie ausdrucken und auf Dein Plakat kleben. 20 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 21 1.3 Die Weimarer Republik 1918 bis 1933 In Deutschland war 1918 eine Revolution ausgebrochen. Viele Deutsche waren müde vom Krieg. Sie hatten kaum mehr etwas zu essen. Auch viele Soldaten wollten nicht mehr kämpfen und demonstrierten gegen den Krieg. Der sozialdemokratische Politiker Philipp Scheidemann rief am 9. November 1918 in Berlin die Republik aus. Nun musste der deutsche Kaiser Wilhelm der Zweite zurücktreten. In Deutschland wurde eine Demokratie gegründet. Sie hieß Weimarer Republik. Sie wurde von den Politikern in der Stadt Weimar gegründet. An der Spitze des Staates stand nun der Reichspräsident. Der Reichspräsident hieß Friedrich Ebert. Er wählte den Reichskanzler. Der Kanzler war der Kopf der Regierung. 22 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Und es gab das Parlament. Das Parlament entschied über die Gesetze. Und es bestimmte, wofür Geld ausgegeben wurde. Nur der Reichspräsident konnte das Parlament auflösen. In Deutschland gab es zum ersten Mal eine Demokratie. Alle hatten dieselben Rechte. Frauen und Männer hatten gleiche Rechte. Sie durften ihre Meinung frei sagen. Jeder, der mindestens 20 Jahre alt war, durfte wählen. Männer und Frauen wählten Vertreter in das Parlament. Diese Vertreter nannte man Abgeordnete. Die Abgeordneten gehörten zu bestimmten Parteien. Alle konnten sich zu Versammlungen treffen. Die Zeitungen durften über alles schreiben. Das war in der Kaiserzeit nicht normal. Warum war die Weimarer Republik unbeliebt? Deutschland hatte den 1. Weltkrieg verloren. Die Sieger überlegten sich einen Friedensvertrag. Die deutsche Regierung musste ihn unterschreiben. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 23 Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-R16976 / Unknown / CC-BY-SA Mit ihrer Unterschrift erklärten sie: „Deutschland ist schuld am Krieg.“ Die Sieger bekamen für ihre Verluste im Krieg eine Entschädigung von Deutschland. Sie bekamen zwischen 1919 und 1932 25 Milliarden Goldmark, Stahl und Kohle von Deutschland.5 In dem Vertrag stand auch: In der deutschen Armee durften nur noch 100.000 Soldaten sein. Deutschland sollte keinen Krieg mehr führen können. Viele Deutsche mochten die Republik nicht. Sie glaubten: „Die Republik ist schwach. Sie ist abhängig von den Siegern. Sie muss viel Geld an das Ausland bezahlen. Wir werden über den Tisch gezogen. Uns Deutschen geht es selbst schlecht. Wir wollen nichts mehr für die anderen geben.“ Besonders in der Armee dachten viele so. Aber auch viele Mitglieder in den Parteien. Einige wollten die Regierung stürzen.6 6 Hier kannst du eine Dokumentation ansehen über das Ende des 1. Weltkriegs und die Gründung der Weimarer Republik: http://bit.ly/cWy02H7 7 http://bit.ly/cWy02H, 15. März 2010. 24 Mitglieder der Armee wollen die Regierung stürzen. Sie verteilen Flugblätter in Berlin im Jahr 1920. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://bit.ly/cWy02H, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 25 Aufgaben A: Was weißt Du über die Weimarer Republik? Bitte schreibe drei Punkte auf! E: Was stand im Friedensvertrag von 1918? B: Was war die Weimarer Republik? F: Warum mochten viele Deutsche die Weimarer Republik nicht? G: Welche Probleme gab es in der Weimarer Republik? C: Was bedeutet Demokratie? D: Was durften Männer und Frauen ab 1918? 26 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft H: Bitte mache ein Plakat zusammen mit einer anderen Person! Liste mindestens fünf Punkte auf, die heute anders sind als in der Weimarer Republik! Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 27 1.4 Hitler und seine Partei 1919 traf Adolf Hitler die Gruppe „Deutsche Arbeiterpartei“ in München. Die Abkürzung für Deutsche Arbeiterpartei ist DAP. Sie lehnten die Republik ab. Sie mochten die Parteien und die Diskussionen im Parlament nicht. Sie wollten einen Führer, der ohne Diskussionen Entscheidungen trifft. Aufgaben A: Wo traf Hitler die Deutsche Arbeiterpartei? B: Was bedeutet NSDAP? Hitler wurde Mitglied in der DAP. Er stieg schnell auf. Er wurde ihr wichtigster Redner. Ihr Zeichen wurde das Hakenkreuz. Hitler gab der Partei einen neuen Namen: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei wird mit den Buchstaben NSDAP abgekürzt. C: Was war das Zeichen der DAP? D: Was verbindest Du mit dem Hakenkreuz? 28 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 29 1.5 Hitlerputsch Am 09. November 1923 wollten Hitler und die NSDAP die Regierung stürzen. Einige Mitglieder der Armee halfen ihnen. Sie trafen sich in München. Mit Waffen wollten sie die Regierung Quelle: Bundesarchiv, Bild 119-1486 / Unknown in Deutschland übernehmen. Hier kannst Du eine Dokumentation ansehen über den Hitlerputsch:8 / CC-BY-SA Unruhen in München beim Hitler-Putsch im November 1923 Aber der Putsch hatte keinen Erfolg. Die Polizei von Bayern beendete ihn. Hitler wurde in München zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Er wurde aber nach einem halben Jahr wieder frei gelassen. Die Richter sagten: „Hitler hat sich im Gefängnis gut benommen. Und er hat als Soldat für Deutschland gekämpft.“ 8 30 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://bit.ly/dmjDxD, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 31 Aufgaben A: Was passierte beim Hitlerputsch? D: Welche Strafe bekam Hitler? B: Wo fand der Hitlerputsch statt? C: Wann fand der Hitlerputsch statt? 32 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft E: Was weißt du über das Wort Putsch? Kennst Du andere Orte oder Länder, in denen es einen Putsch gegeben hat? Welche? Was ist da passiert? Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 33 1.6 Welche Überzeugungen hatten die Nationalsozialisten? 1924 schrieb Hitler im Gefängnis sein Buch „Mein Kampf“. Er erklärte darin vier Ideen. Diese Ideen hielt er für sehr wichtig. Rechtsradikale glauben: Nicht alle Menschen sollten die gleichen Rechte haben. Sie lehnen eine freiheitliche, vielfältige und demokratische Gesellschaft ab. Hitler und seine Partei wollten: 1. Die Demokratie abschaffen. 2. Die Deutschen in Volksgenossen und Volksschädlinge einteilen. 3. Keine Juden mehr in Deutschland. 4. Einen neuen Krieg gegen ihre Gegner aus dem 1. Weltkrieg. Die deutschen Nationalsozialisten sagten: „Die Deutschen sind Arier. Arier sind eine besonders wertvolle Rasse.“ Arier sollten blond sein und blaue Augen haben. Hitlers Vorbild war der Diktator Benito Mussolini in Italien. Mussolini war der Führer der Faschisten. Er forderte absoluten Gehorsam von seinen Anhängern. Die Faschisten herrschten in Italien von 1922 bis 1943. Der Faschismus war eine nationalistische und rechtsradikale Bewegung. Nationalisten glauben: Ihre eigene Nation ist besser und wichtiger als andere Nationen. 34 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Hitler wollte eine arische Volksgemeinschaft. Und er wollte entscheiden: Wer gehört dazu? Und wer gehört nicht dazu? Viele Menschen wurden ausgegrenzt. Zum Beispiel Sinti und Roma, behinderte Menschen, Menschen mit einer anderen politischen Meinung und Juden. Der Hass gegen Juden heißt Antisemitismus. Die Nationalsozialisten waren überzeugt: „Juden sind minderwertige Menschen. Sie können niemals Arier sein. Die Juden sind die Feinde der Deutschen.“ Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 35 Während des 2. Weltkriegs töteten die Deutschen mehr als sechs Millionen Juden. Diese Verbrechen heißen auch Holocaust. Hitler und seine Unterstützer glaubten: „Die Menschen in der Sowjetunion sind weniger wert als wir Arier. Sie sind „Untermenschen“.“ Die Sowjetunion war ein streng regierter Staat. Zur Sowjetunion gehörten Russland und die Gebiete und Länder um Russland herum. Dort herrschte damals Josef Stalin. Er war ein Diktator. Er war der Vorsitzende der Kommunistischen Partei. Die Nationalsozialisten wollten die Sowjetunion in einem Krieg besiegen. Sie behaupteten: „Die Deutschen haben nicht genug Platz in Deutschland. Wir brauchen mehr Lebensraum in Osteuropa.“ Manche Menschen sind überzeugt: Faschismus und Nationalsozialismus waren sich sehr ähnlich. Sie sagen zum Nationalsozialismus auch Faschismus. Personen, die heute noch solche Überzeugungen haben, nennt man Neofaschisten oder Neonazis. Hitler und seine Unterstützer lehnten den Kommunismus ab. Kommunisten glauben an eine Gesellschaft, in der alle Menschen gleich sind. Sie wollen die Unterschiede zwischen Arm und Reich aufheben. Sie lehnen private Unternehmen ab. Alles soll vom Staat kontrolliert werden. 36 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 37 Aufgaben A: Wann und wo schrieb Hitler sein Buch „Mein Kampf“? E: Welche Ziele hatten Hitler und seine Partei? Gestalte bitte in einer kleinen Gruppe ein Plakat! B: Welche Gruppen sollten aus der deutschen Volksgemeinschaft ausgegrenzt werden? C: Was heißt Faschismus? Bitte schreibe einige Punkte auf D: Suche im Internet: Welche Länder gehörten zur Sowjetunion? 38 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 39 1.7 Warum war Hitler erfolgreich? Hitler und seine Anhänger hassten die Weimarer Republik. Sie war das Ergebnis der deutschen Niederlage im 1. Weltkrieg. Außerdem lehnte Hitler die Demokratie und das Parlament ab. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1978-096-03 / Unknown / CC-BY-SA Viele Menschen dachten so über die Weimarer Republik. In der Wirtschaftskrise 1929 verloren viele ihre Arbeit. Hitler versprach ihnen neue Arbeit. Er versprach Sicherheit und Aufschwung. Viele Menschen nahmen dafür in Kauf: Die Nationalsozialisten wollten demokratischen Rechte und Freiheiten abschaffen. Die NSDAP machte sehr viel Werbung für sich. Diese Werbung nennt man auch Propaganda. Im Wahlkampf druckten alle Parteien ihre eigenen Zeitungen und Plakate. Die verteilten sie auf der Straße. Wichtig waren auch die Reden. Für viele war Hitler ein begabter Redner. Immer mehr Menschen glaubten: „Hitler ist ein starker Mann. Er kann Deutschland wieder mächtig machen.“ 40 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft SA-Männer kleben ein Plakat. Hier9 findest Du Wahlplakate von der NSDAP: Plakate von allen Parteien zu dieser Zeit findest du hier10: 9 10 http://bit.ly/Plakat, 15. März 2010. http://bit.ly/ddTO61, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 41 Aufgaben A: Parteien machen besonders vor Wahlen E: Schau Dir bitte hier11 die Plakate der Parteien an! mit Plakaten Werbung. Welche Plakate gefallen Dir? Wie findest Du das? Welche Plakate gefallen Dir nicht? Begründe bitte Deine Meinung! Schreib bitte auf, was spricht Dich auf den Plakaten an, was nicht! B: Wie nennt man die Werbung, die die NSDAP für sich gemacht hat? Vergleiche Deine Ergebnisse mit den anderen Lernern! C: Was versprach Hitler den Menschen? D: Warum konnte sich Hitler durchsetzen? Was erhofften sich die Menschen von ihm? Bitte schreibe Deine Gedanken auf! 11 42 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://bit.ly/ddTO61, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 43 1.8 Hitler übernimmt die Macht Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-H28422 / Unknown / CC-BY-SA Im Parlament wurde viel diskutiert: Über das Geld für die Sieger des 1. Weltkrieges oder die Hilfe für Arbeitslose. Die Abgeordneten konnten sich kaum einigen. Sie hatten ganz unterschiedliche Meinungen. Reichspräsident Paul von Hindenburg nutzte seine Macht. Er löste das Parlament mehrmals auf. Die Abgeordneten mussten dann jedes Mal neu gewählt werden. Zwischen 1930 und 1933 wählten die Bürger vier Mal ein neues Parlament. Bei den Wahlen im Juli 1932 war die NSDAP sehr erfolgreich. Sie bekam mehr als jede dritte Stimme von den Wählern. Das waren etwa 37 Prozent. Sie war die Partei mit den meisten Stimmen. Die SPD bekam 22 Prozent der Stimmen. Die KPD bekam 15 Prozent. Hitler wollte Reichskanzler werden. Hindenburg mochte Hitler eigentlich nicht. Aber er hörte auf seine Berater. Sie sagten zu ihm: „Hitler soll Reichskanzler werden. So können wir ihn am besten kontrollieren.“ 44 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Hier sieht man Hitler als Reichskanzler mit seiner Regierung. Das Foto wurde im Januar 1933 gemacht. Hindenburg ernannte am 30. Januar 1933 Hitler zum Reichskanzler. Hitler wollte sich nun als „Führer“ beweisen. Er wurde dabei von sehr vielen Deutschen unterstützt. Seine wichtigsten Gegner schaltete Hitler aus: Die Kommunistische Partei wurde am 28. Februar 1933 verboten. Angeblich hatte eins ihrer Mitglieder, Marinus van der Lubbe, den Reichstag in Brand gesteckt. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 45 Im Juni 1933 wurde auch die SPD verboten. Ihre Anführer im Ausland hatten zum Kampf gegen Hitler aufgerufen. Hier12 kannst Du eine Dokumentation über die Machtübernahme von Hitler ansehen: Aufgaben A: Wie hieß der deutsche Reichspräsident im Jahr 1932? B: Welchen Einfluss hatte der Reichspräsident auf das Parlament? C: Was passierte am 30. Januar 1933? D: Gruppenarbeit: Bitte gestalte mit zwei anderen ein Plakat! Schreibt einige wichtige Jahreszahlen auf! Was ist da passiert? Welche Stationen von Hitlers Weg kennt Ihr? Bitte stellt Euer Plakat der Gruppe vor! Besprecht bitte, ob es noch andere wichtige Daten gibt! 12 http://bit.ly/dwXdFI, 15. März 2010. 46 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 47 1. Geschichte der Mode 2. Hitler an der Macht 2.1 Die NSDAP S.50 2.2 Organisationen der NSDAP S.54 2.3 Die Reichsparteitage in Nürnberg 2.4 Wer regierte mit Hitler? S.68 2.5 Was war die Gleichschaltung? 2.6 Der Ariernachweis S.62 S.78 S.82 2.7 Hat Hitler die Wirtschaftskrise beendet? 2.8 Hat Hitler die Autobahn erfunden? S.86 S.90 2.9 Wer hat den Volkswagen erfunden? S.94 49 48 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Lifestyle Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 49 2.1 Die NSDAP Die NSDAP war eine rechte Partei. Sie wollte eine starke Führung. Sie lehnte die Demokratie ab. SPD ist die Abkürzung für Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Die NSDAP wurde eine Partei für „die Massen“. Sie hatte 1933 über 800.000 Mitglieder. Zum Vergleich: Die Kommunistische Partei Deutschlands hatte 1933 360.000 Mitglieder. Die Abkürzung für Kommunistische Partei Deutschlands ist KPD. Jahr Anzahl der Mitglieder 1923 1930 1933 1939 1945 55.000 130.000 850.000 5.000.000 8.000.000 Viele Mitglieder in der NSDAP wünschten sich eine sichere Arbeit. Deutschland sollte in der Welt wieder wichtig sein. Viele träumten von einer harmonischen Gemeinschaft in Deutschland. In jedem Ort in Deutschland hatte die NSDAP nun eine Ortsgruppe. Jede Ortsgruppe hatte einen Ortsgruppenleiter. Der Ortsgruppenleiter überwachte den Bürgermeister. Ortsgruppenleiter und Bürgermeister hatten oft verschiedene Ziele. Ihre Aufgaben waren nicht klar verteilt. Das führte oft zu Problemen und Streit zwischen ihnen. Der Ortsgruppenleiter war für die Propaganda im Ort zuständig. Er musste herausfinden: „Auf wen können wir uns als Nationalsozialisten verlassen?“ Die NSDAP war ab 1933 die einzige erlaubte Partei. Alle anderen Parteien wurden verboten. Die Anführer der Parteien SPD und KPD wurden in Konzentrationslager eingesperrt. 50 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 51 Aufgaben A: Was war die NSDAP? E: Bitte vergleiche die Ziele von heutigen rechten Parteien mit denen der NSDAP damals! Wodurch unterscheiden sich die Ziele? Welche Ziele sind gleich? Keine Ideen? Ab Seite 22 hilft Dir dieses Heft weiter: B: Was meinst Du: Warum ist die Mitgliederzahl der NSDAP so stark gewachsen? http://www.chancen-erarbeiten.de/fileadmin/webdata/PDFs/Rechte_Szene_Kapitel_01.pdf13 Du kannst dazu eine Tabelle anfertigen. NSDAP C: Welche Gründe hatten die Menschen, in die NSDAP einzutreten? Rechte Parteien heute Bitte diskutiere mit der Gruppe über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Zielen der rechten Parteien heute und damals! D: Die NSDAP war eine rechte Partei. Welche rechten Parteien gibt es heute? Kennst Du ihre Ziele? Welche Ziele haben sie? Mehr über heutige rechte Parteien kannst Du auch hier14 ab Seite 22 nachlesen. 13 14 52 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://bit.ly/cPldVI, 15. März 2010. http://tinyurl.com/3yuyjgs, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 53 2.2 Organisationen der NSDAP Zur NSDAP gehörten viele Organisationen. Zum Beispiel gab es die - Sturmabteilung (SA) - Schutzstaffel (SS) - Deutsche Arbeitsfront (DAF) - Hitlerjugend (HJ) und - NS-Frauenschaft (NSF). Nach der Machtübernahme durch Hitler verhafteten, verprügelten und ermordeten SA-Männer viele politische Gegner. Vor allem Mitglieder der Parteien SPD und KPD.15 Die Sturmabteilung Die Schutzstaffel wurde 1925 gegründet. Die Schutzstaffel wurde mit SS abgekürzt. Ursprünglich war sie zum Schutz von Hitler da. Heinrich Himmler war der Führer der SS. Er wollte aus der SS eine Elite-Truppe machen. 1932 hatte die Sturmabteilung 320.000 Mitglieder. Die Sturmabteilung wurde mit SA abgekürzt. Die Männer der Sturmabteilung waren bis 1933 die Ordner bei den NSDAP-Veranstaltungen. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1982-00413A / Unknown / CC-BY-SA Die SA-Männer marschierten durch die Straßen. Oft gab es Kämpfe zwischen SA-Männern und Linken. Vor allem in den großen Städten. Es herrschte eine gewalttätige Stimmung. Immer wieder starben Menschen bei den Kämpfen. Doch Ruhe und Ordnung sollten wieder einziehen. Deshalb wurde die SA von der Regierung mehrmals verboten. Die Schutzstaffel Mehr als 200.000 Mitglieder waren 1933 in der SS. Die Nationalsozialisten sagten: „Alle Mitglieder müssen Arier sein.“ Ab 1936 gab es die SS-Totenkopfverbände. Sie bewachten die Häftlinge in den Konzentrationslagern. Sie waren sehr brutal zu den Häftlingen. Besonders brutale SS-Mitglieder wurden belohnt. Sie bekamen bessere Arbeitsplätze. Sie erhielten mehr Einfluss.16 Aufmarsch der SA am Abend von Hitlers Macht-Übernahme in Berlin 1933 54 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 55 Im 2. Weltkrieg gab es außerdem die Waffen-SS. Das waren etwa 600.000 Männer. Sie waren besonders gewalttätig. Sie misshandelten und töteten viele Menschen in den besetzten Gebieten. Sie zerstörten viele Häuser und ganze Orte.17 Die Deutsche Arbeitsfront wurde am 6. Mai 1933 gegründet. Die Deutsche Arbeitsfront wird mit DAF abgekürzt. Sie sollte die Gewerkschaften ersetzen. Sie war mit 25 Millionen Mitgliedern im Jahr 1942 die größte Organisation im Nationalsozialismus. Alle Arbeitgeber und Arbeitnehmer mussten Mitglieder werden. Die Deutsche Arbeitsfront Die DAF kontrollierte die Arbeitnehmer im Beruf und in der Freizeit. Zum Beispiel mussten alle Arbeitnehmer ein Arbeitsbuch führen. Das bekamen sie vom Arbeitsamt. Darin standen alle Arbeitsplätze mit Beginn und Ende, die ein Mensch bisher gemacht hatte. Ohne Arbeitsbuch bekam niemand eine Arbeit. Vom Lohn wurde allen Arbeitnehmern ein Mitgliedsbeitrag für die DAF abgezogen. Vor 1933 waren die Gewerkschaften die wichtigsten Vertreter der Arbeitnehmer. Sie verhandelten, so wie heute, mit den Arbeitgebern über bessere Löhne. Sie kämpften für ein größeres Mitspracherecht der Arbeiter in den Betrieben. Im Mai 1933 wurden die Gewerkschaften von der NSDAP verboten. Die Anführer der Gewerkschaften verloren ihre Arbeit. Viele wurden sogar verhaftet. Sie kamen in Konzentrationslager. Die SA besetzte die Häuser der Gewerkschaften. Die Nationalsozialisten nahmen das Geld der Gewerkschaften. Das meiste davon bekam die neue Organisation Deutsche Arbeitsfront. 56 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Die DAF versprach einen sicheren Arbeitsplatz. Sie organisierte Konzerte und Theaterbesuche. Sie organisierte den gemeinsamen Sport der Arbeiter. Die DAF ließ Wohnungen, Sportplätze und Kantinen bauen. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 57 Trotz dieser Maßnahmen: Der Druck auf die Arbeiter wurde immer größer. Vor allem in den Betrieben für die Rüstung. Sie sollten für den Krieg immer mehr leisten. Sie sollten mehr arbeiten. Aber sie bekamen dafür nicht mehr Geld.18 Aufgaben A: Welche Organisationen gehörten zur NSDAP? B: Was ist das Arbeitsbuch? C: Wofür steht DAF? D: Wie viele Mitglieder hatte die DAF? E: Woher bekam die DAF ihr Geld? 58 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 59 Aufgaben F: Was weißt Du über Gewerkschaften? Welche Gewerkschaften gibt es heute? G: Suche im Internet Infos über die größten deutschen Gewerkschaften! Schreibe in kurzen Sätzen auf: Wie viele Gewerkschaften gibt es in Deutschland? Welche Ziele haben sie? J: Suche bitte Infos im Internet: Gab es im Dritten Reich oft Streiks? K: Diskutiere bitte mit den anderen Lernern: Wie findest Du das Streiken? Ist das eine gute Möglichkeit, seinen Protest auszudrücken? Bitte begründe Deine Meinung! H: Nutze das Internet: Was ist der DGB? Welche Ziele hat er? Welche Gewerkschaften sind Teil des DGBs? I: Im Fernsehen sieht man oft etwas über Gewerkschaften. Sie rufen zum Beispiel zum Streik auf. Suche Infos im Internet: Was ist ein Streik? Wann gab es den letzten großen Streik in Deutschland? Was war das für ein Streik? Was wollten die Leute, die gestreikt haben? 60 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 61 Quelle: Bundesarchiv, / Unknown / CC-BY-SA 2.3 Die Reichsparteitage in Nürnberg Die Parteitage der NSDAP fanden von 1933 bis 1939 in Nürnberg statt. Dafür suchte Albert Speer große Plätze aus und ließ riesige Gebäude bauen. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-2006-205 / Unknown / CC-BY-SA Bei den Parteitagen feierten sich die Partei und ihre Organisationen selbst. Es sollte eine Ehre sein, dabei zu sein. Tausende Menschen kamen nach Nürnberg. Die Teilnehmer wurden von der NSDAP ausgewählt. Sie vertraten die nationalsozialistischen Organisationen. Hier sieht man ein Zeltlager mit Frauen vom Reichsarbeitsdienst. Das Foto wurde 1939 in Nürnberg gemacht. Sie sollten dem „Führer“ zeigen, wie sehr sie ihn verehrten. Die SA marschiert beim Reichs-Parteitag in Nürnberg 1933. Am Rand des Parteitages kam es jedes Jahr zu Prügeleien und Sauf-Gelagen. Das war eigentlich verboten. Aber die Teilnehmer hielten sich nicht immer an die strengen Vorschriften. Die Parteitage in den Jahren 1933, 1934 und 1935 wurden von Leni Riefenstahl gefilmt. Sie war eine wichtige Filme-Macherin im Nationalsozialismus. Sie setzte Hitler als großen Führer in Szene. Diese Bilder werden heute noch in vielen Filmen benutzt. Hitler und andere Politiker hielten Reden. Die nationalsozialistischen Organisationen marschierten stundenlang an Hitler vorbei. Die Bilder sollten sagen: „Der Nationalsozialismus war perfekt geplant. Hitler und die Deutschen waren eine Einheit. Der Einzelne zählte nichts. Nur die Gemeinschaft war stark.“ Das war Propaganda. Die Prügeleien und Sauf-Gelage wurden nicht gefilmt.19 62 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft In Nürnberg herrschte jedes Mal Ausnahmezustand, wenn ein Reichsparteitag stattfand. Tausende Menschen wohnten in Zelten. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 63 Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-2004-0312-503 / Unknown / CC-BY-SA Aufgaben A: Wo fanden die Reichsparteitage statt? B: Was passierte bei den Reichsparteitagen? Leni Riefenstahl filmt den Marsch der Wehrmacht in Nürnberg 1934. C: Wer filmte die Reichsparteitage? Einen interessanten Film über die Reichsparteitage findest Du hier:20 Hier21 kannst Du eine Dokumentation über die Propaganda der Nationalsozialisten sehen: D: Welche Wirkung haben nach Deiner Meinung Filme über politische Veranstaltungen auf Menschen? Wie können sie Meinungen beeinflussen? E: Wo siehst Du heute Filme über politische Veranstaltungen? 20 21 http://bit.ly/9UK3RU, 15. März 2010. http://bit.ly/bvXpxM, 15. März 2010. 64 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 65 Aufgaben F: Diskutiere mit den anderen Lernern: Sind Filme über politische Veranstaltungen wichtig? Begründe bitte Deine Meinung! H: Welche Wirkung hatten die Reichsparteitage auf die Teilnehmer? Und auf das Ausland? Was denkst Du? G: Interessierst Du Dich für Filme über politische Veranstaltungen? Was ist an ihnen interessant und wichtig? Was ist langweilig und unwichtig? Sammele bitte Deine Punkte dafür und dagegen! Du kannst dafür eine Tabelle machen. Interessant und wichtig Uninteressant und unwichtig Vergleiche Deine Punkte bitte mit denen der anderen Lerner! Findet Ihr mehr Punkte dafür oder mehr dagegen? 66 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 67 2.4 Wer regierte mit Hitler? An der Spitze der NSDAP und ihrer Organisationen standen meistens treue Anhänger von Hitler. Hitler kannte die meisten Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1982-159-21A / Unknown / CC-BY-SA aus der Zeit der Weimarer Republik. Hitler und Röhm beim Reichs-Parteitag in Nürnberg 1933 Aber Hitler hatte Angst vor Gegnern. Es sollte nur einen „Führer“ geben. Deshalb nahm er manchen die Macht wieder weg. Zum Beispiel Ernst Röhm. Er war Chef der Sturmabteilung. Er sagte: „Hitler soll sich nicht in die SA einmischen. Die SA soll unabhängig sein.“ Hitler ließ Röhm 1934 von Männern der SS umbringen. Das Ereignis nennt man heute Röhm-Putsch.22 68 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Joseph Goebbels Goebbels war seit 1924 Mitglied in der NSDAP. Viele sagten: „Goebbels ist ein sehr guter Redner.“ Er war ein Antisemit. Er hasste Juden. Joseph Goebbels war einer der wichtigsten Politiker im Nationalsozialismus. Er war Minister für Propaganda. Er organisierte Märsche und Auftritte der NSDAP. Goebbels war der Vorsitzende der Reichskulturkammer. Jeder Künstler im Nationalsozialismus musste Mitglied in der Reichskulturkammer sein. Sonst durfte er nicht auftreten oder seine Werke zeigen. Juden konnten keine Mitglieder werden. Goebbels bestimmte, was „deutsche“ Kunst war und was nicht. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 69 Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-17049 / Unknown / CC-BY-SA Die Nationalsozialisten sagten: „Menschen mit einer Behinderung sind nicht viel wert. Sie sollen nicht zur deutschen Volksgemeinschaft gehören. Sie sollen keine Kinder bekommen.“ Auch Goebbels hatte eine Behinderung am rechten Fuß. Doch Goebbels durfte eine Familie gründen obwohl er die Behinderung hatte. Hermann Göring Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1979-14504A / Unknown / CC-BY-SA Im 1. Weltkrieg wurde Hermann Göring als Flieger-Held gefeiert. Er wollte ein Leben voller Abenteuer führen. Er nahm am Hitlerputsch teil. Dabei wurde er durch einen Schuss verletzt. Er nahm Medikamente gegen die Schmerzen Göring ist auf der Jagd. Das Foto wurde im Jahr und wurde süchtig. 1939 gemacht. Göring liebte Luxus und Macht. Fotografen mussten darauf achten: Der Fuß sollte nicht auf Bildern zu sehen sein. Das zeigt: Die Nationalsozialisten hielten sich selbst nicht an ihre eigenen, strengen Regeln. Im Dritten Reich hatte Göring sehr viele Aufgaben. Er leitete den größten Konzern für Stahl in Europa. Der Konzern hieß „Reichswerke Hermann Göring“. Viele KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter mussten für die „Reichswerke Hermann Göring“ arbeiten. Im Krieg war er Chef der Luftwaffe. Im 2. Weltkrieg sagte Goebbels der Bevölkerung: „Ihr müsst alles für den Führer und Deutschland hergeben.“ 1945 verlor Deutschland den Krieg. Goebbels und seine Frau vergifteten ihre sechs Kinder und nahmen sich das Leben. Göring stimmte allen Aktionen gegen Juden zu. Zum Beispiel war er einer der Unterzeichner des Beschlusses zur Ermordung der Juden in Europa 1938.23 Joseph Goebbels hält eine Rede in Berlin 1934. Göring wurde nach dem Krieg 1946 zum Tod verurteilt. Daraufhin brachte er sich um. Er nahm Gift, als er in seiner Zelle auf seine Hinrichtung wartete. 70 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 71 Albert Speer Seit 1925 war Himmler Mitglied in der NSDAP. 1929 ernannte ihn Hitler zum Chef der Schutzstaffel. Himmler sagte: „Wir müssen Konzentrationslager bauen. Dort müssen die Volksschädlinge eingesperrt werden.“ Die Schutzstaffel bewachte die Häftlinge in den Konzentrationslagern. Albert Speer war Architekt. Er plante große Bauwerke für die Nationalsozialisten. Speer wollte ab 1937 Berlin ganz neu gestalten und riesige Gebäude bauen lassen. An Berlin sollte die Welt erkennen: „Deutschland ist wieder mächtig.“ Im 2. Weltkrieg stand Himmler an der Spitze der Vernichtungslager. Er gab Befehle für den Holocaust. Sein Ziel war die Ermordung aller Juden.24 Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-20041103-500 / Heinrich Hoffmann / CC-BY-SA Quelle: Bundesarchiv, Bild 152-08-35 / Friedrich Franz Bauer / CC-BY-SA Heinrich Himmler Speer ließ Wohnungen abreißen und Friedhöfe verlegen. Weil Deutschland 1939 den Krieg begann, wurden die meisten Pläne aber nicht umgesetzt. Das meiste Geld wurde nun für den Krieg ausgegeben. Viele Arbeiter kamen als Soldaten an die Front. Himmler besichtigt das KZ Dachau im Jahr 1936. Speer und Hitler sehen sich einen Bauplan in München im Jahr 1939 an. 1945 kam Himmler in britische Kriegsgefangenschaft. Erst erkannten die Alliierten nicht: Dieser Mensch ist Heinrich Himmler. Als sie ihn enttarnten, brachte sich Himmler mit Gift selbst um. 72 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Speer war ab 1942 Minister für Rüstung. Er ließ sehr viele Waffen und Munition herstellen. Das konnte er aber nur mit Hilfe von Millionen Zwangsarbeitern. Das Elend der Arbeiter war Speer egal. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 73 Nach dem Krieg 1945 wurde Speer zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. 1966 wurde er aus der Haft im Kriegsverbrechergefängnis Spandau entlassen. Speer veröffentlichte Bücher über seine Erlebnisse im Dritten Reich. Er behauptete: „Ich habe nur meine Pflicht getan.“ Rudolf Heß war seit 1920 ein treuer Anhänger von Hitler. Er war beim Hitlerputsch dabei. Heß half Hitler beim Schreiben von „Mein Kampf“. Hitler ernannte ihn 1933 zu seinem Stellvertreter. Heß war ein enger Berater von Hitler. Seine Karriere war 1941 zu Ende, weil er nach Großbritannien geflogen war. Er wollte mit der britischen Regierung über ein Ende des 2. Weltkriegs reden. Hitler verurteilte das. Und er sagte: „Heß ist schwachsinnig geworden!“ Quelle: Bundesarchiv, Bild 152-08-35 / Friedrich Franz Bauer / CC-BY-SA Speer tat so, als hätte er von der Ermordung der Juden und von den Vernichtungslagern nichts gewusst. Für seine Taten hat er sich nicht entschuldigt. Er starb 1981 auf einer Reise in London. Rudolf Heß Himmler und Heß besuchen zusammen das Konzentrationslager Dachau im Jahr 1936. 74 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 75 In England saß Heß dann in verschiedenen Gefängnissen. Aufgaben A: Findest Du 20 Jahre Gefängnis gerecht für die Taten von Speer? 1946 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Er beging 1987 im Gefängnis in Berlin Selbstmord. Bis zu seinem Tod war er überzeugt: Der Nationalsozialismus war eine gute Sache. Bitte begründe Deine Meinung. Viele Neonazis von heute verehren Heß, weil er nicht aktiv an den Verbrechen der Nationalsozialisten beteiligt war. Und trotzdem im Gefängnis saß.25 Was spricht für die Todesstrafe? B: Wie stehst Du zur Todesstrafe? Was dagegen? Bitte teilt Euch in zwei Gruppen auf! Die eine Gruppe sammelt Punkte dafür. Die andere sammelt Punkte dagegen. Ganz egal, Hier findest Du eine Dokumentation über Rudolf Heß und seine Rolle im Nationalsozialismus: 26 ob Ihr dafür oder dagegen seid, bitte sucht Punkte für Eure Gruppe! Wählt jeweils zwei Sprecher für Eure Gruppe! Die vier Sprecher diskutieren über die Punkte. Bitte unterstützt Eure Sprecher! C: Im Internet kannst Du noch mehr Informationen über die vorgestellten Personen finden. Du kannst zum Beispiel diese Seite nutzen: http://de.wikipedia.org/. Dort kannst Du oben rechts den Namen der Person eingeben. D: Erstelle bitte ein Plakat mit den Informationen, die Du gefunden hast! Bitte stelle es der Gruppe vor! 26 http://bit.ly/96zR5Q, 15. März 2010. 76 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 77 2.5 Was war die Gleichschaltung? Im Nationalsozialismus wurden alle politischen Parteien außer der NSDAP verboten. Die linken Parteien SPD und KPD wurden verboten. Die Linken wollten eine gerechte Verteilung des Besitzes. Sie traten für die Gleichheit und Freiheit aller Menschen ein. Auch die Gewerkschaften wurden verboten. Ihre Anführer wurden eingesperrt. Die NSDAP bedrohte und verfolgte die Mitglieder. Manche konnten ins Ausland fliehen. Politische Gegner wurden eingesperrt, zum Beispiel im KZ Esterwegen im Dezember 1933. Auch die Medien wurden gleichgeschaltet. Sie berichteten nur das, was die NSDAP wollte. Die Zeitungen berichteten nur positiv über die Regierung. Kritik gab es nicht mehr in den öffentlichen Medien. Zeitungen der Linken wurden verboten. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183R31497 / Unknown / CC-BY-SA Gleichschaltung bedeutete: Staat, Wirtschaft und Gesellschaft ordnen sich den neuen Regeln im Nationalsozialismus unter. Jeder war nach 1933 von der Gleichschaltung betroffen. Gleichschaltung hieß auch: Im Nationalsozialismus war die einzelne Person nicht viel wert. Nur in der Gemeinschaft konnte sie etwas werden. Kritik war nicht mehr gewünscht. Wer Kritik übte, musste mit Strafen oder Verfolgung rechnen. Die Kirchen durften bestehen bleiben. Die christliche Religion war erlaubt. Kritik an der neuen Regierung kam nur selten von den Kirchen.27 Vereine und Organisationen mussten sich zum Dritten Reich bekennen. Dazu war nicht immer Zwang nötig. Viele lösten sich freiwillig auf, weil sie mit den Zielen der NSDAP einverstanden waren. Ihre Mitglieder wechselten oft zu den Nationalsozialisten. 78 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 79 Aufgaben A: Was bedeutet Gleichschaltung? B: Nenne bitte mindestens drei Beispiele für Gleichschaltung! D: Was denkst Du? War der Nationalsozialismus eine demokratische Bewegung? Bitte begründe Deine Antwort! E: Was meinst Du? Wie frei und offen dürfen Medien heute über Politik berichten? Bitte begründe Deine Meinung! C: Bitte erkläre, was Demokratie bedeutet. 80 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 81 2.6 Der Ariernachweis Die Nationalsozialisten sagten: „Deutsche sind hellhäutig und am besten blond und blauäugig. Wenn jemand anders aussieht, ist er weniger wert.“ Die Nationalsozialisten stellten sich vor: Alle echten Deutschen gehören zu einer Rasse. Diese Rasse nannten sie Arier. Die Nationalsozialisten sagten: „Deutsche sind fleißig, gründlich, zuverlässig, anständig und tapfer.“ Die Nationalsozialisten teilten alle Menschen in Rassen ein. Sie schrieben diesen Rassen bestimmte Eigenschaften zu. Die Arier sollten mehr wert sein als alle anderen Menschen. Sie sagten: „Alle, die keine Arier sind, müssen sich uns unterwerfen oder wir töten sie sogar.“ 82 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Die Nationalsozialisten sagten auch: „Jude ist jemand mit einer Mutter, mit einem Vater oder mit Großeltern mit jüdischem Glauben. Juden sind keine Arier.“ Die Nationalsozialisten wollten nicht verstehen: Das Judentum ist eine Religion. Deutsch zu sein, ist eine Frage der Nationalität. Jemand kann ein deutscher Jude sein. Oder ein jüdischer Deutscher. Die Nationalsozialisten brauchten einen Sündenbock. Sie behaupteten: „Juden sind feige, faul und gierig.“ In Deutschland sollten Arier ab 1933 einen Ariernachweis haben. Die Juden bekamen keinen. Sie konnten deshalb ihren Beruf verlieren. Sie durften nicht mehr Beamte, Lehrer oder Anwälte sein. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 83 Deutsche mit einem Ariernachweis wurden auch Volksgenossen genannt. Jeder Volksgenosse konnte in die nationalsozialistischen Organisationen eintreten. Wer sich beteiligte, konnte aufsteigen. Viele Mitglieder trugen die Uniformen ihrer Organisation. Mit den Uniformen zeigten sie: „Ich gehöre zur Volksgemeinschaft.“ Aufgaben A: Was war der Ariernachweis? B: Wie wurden Arier noch genannt? C: Wer konnte kein Arier sein? Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:HJ_Uniform.jpg D: Welche Vor- und Nachteile hatte der Ariernachweis? E: Ist ein solcher Nachweis heute noch denkbar? Was hältst Du davon? Bitte begründe Deine Meinung! F: Wie haben sich die Menschen Arier vorgestellt? Was für Eigenschaften sollten sie haben? Schreibe bitte einige auf! Uniform der Hitlerjugend 84 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 85 2.7 Hat Hitler die Wirtschaftskrise beendet? In der Wirtschaftskrise 1929 verloren viele Menschen ihre Arbeit. 1932 gab es in Deutschland fünf Millionen Arbeitslose. In Deutschland lebten 60 Millionen Einwohner. Hier28 kannst Du eine Dokumentation über die Wirtschaftskrise ansehen: Was änderte sich 1933? Hat Hitler die Wirtschaftskrise beendet? In Deutschland wurde die Wirtschaft vor allem durch die Rüstung angekurbelt. Ein neuer Krieg wurde vorbereitet. Durch die Kriegsvorbereitung fanden viele Menschen neue Arbeit in Betrieben. Sie stellten Waffen, Panzer, Flugzeuge und Patronen her. Viele arbeiteten auch in der Landwirtschaft. Die Versorgung der deutschen Bevölkerung im Krieg sollte sicher sein. Nein. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-L04352 / Unknown / CC-BY-SA Er hatte Glück. Die Wirtschaftslage wurde weltweit stabil. Dadurch entstanden neue Arbeitsplätze.29 Sehr viele Panzer wurden hergestellt. Dieses Foto entstand im Mai 1940. 14 http://bit.ly/a6AZxt, 15. März 2010. 86 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 87 Aufgaben A: Wann begann die Wirtschaftskrise in der Weimarer Republik? D: Bitte suche im Internet mehr Informationen zur Weltwirtschaftskrise ab 1929 heraus. Du kannst dafür auch diese Seite nutzen: http://de.wikipedia.org/ Schreibe dazu oben rechts Deinen Suchbegriff in das Feld. B: Wie bekämpften die Nationalsozialisten die Krise? Und was war Hitlers Ziel? C: Was weißt Du über die Wirtschaftskrise vor dem 2.Weltkrieg? E: Bitte gestalte ein Plakat mit Deinen Informationen über die Wirtschaftskrise ab 1929. F: Kennst Du noch andere Wirtschaftskrisen? Welche sind das? 88 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 89 Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-H04560 / Unknown / CC-BY-SA 2.8 Hat Hitler die Autobahn erfunden? Autobahnen gab es schon in der Weimarer Republik. Die erste Autobahn wurde 1921 in Berlin gebaut. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1979-025-30A / Unknown / CC-BY-SA 1933 fehlten viele Arbeitsplätze. Deshalb sagte Hitler: „Wir müssen mehr Autobahnen bauen!“ 1936 arbeiteten 125.000 Menschen auf den Baustellen. Hitler kam manchmal persönlich zu den Baustellen. Fotografen machten Bilder. Das war Teil der Propaganda. Hitler bei einem Spaten-Stich Die Menschen sollten denken: in Österreich 1938 „Der packt mit an. Der schafft Arbeitsplätze. Der ist nah am Volk. Der interessiert sich für die Arbeiter.“ Im Krieg wurden die Autobahnen nur sehr wenig genutzt. Von den geplanten 1.000 Kilometern pro Jahr waren 1943 nicht einmal 4.000 Kilometer fertig gebaut. Doch das Schienennetz war in ganz Europa gut ausgebaut. Menschen und Material wurden deshalb meistens mit Zügen transportiert.31 Das Foto zeigt eine fast leere Autobahn im Jahr 1943. 90 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 91 Aufgaben A: Wann wurde die erste Autobahn gebaut? D: Bitte diskutiere mit den anderen über die Aussagen in den Sprechblasen! Welcher Meinung stimmst Du am ehesten zu? Bitte begründe Deine Antwort! B: Wieso ging Hitler selbst auf die Baustellen der Autobahnen? „Bei Hitler war nicht alles schlecht. Er hat Autobahnen bauen lassen. Und es gab keine Arbeitslosigkeit.“ C: Wie kam das in der Bevölkerung an? „Hitler wollte um jeden Preis einen Krieg führen. Die Menschen waren ihm egal.“ „Hitler und die Nationalsozialisten haben viel Propaganda gemacht. In Wirklichkeit war alles gar nicht so perfekt. Die Autobahn hat Hitler auch nicht erfunden.“ 92 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 93 KdF ist eine Abkürzung für „Kraft durch Freude“. Das war eine Organisation der Nationalsozialisten. Sie sollte die Deutschen ermutigen, mehr zu leisten. Sie versprach Reisen, Autos und anderen Luxus. Werbung für den KdF-Wagen: „5 Mark pro Woche musst du sparen, willst du im eigenen Wagen fahren!“ Für den Bau des Autos wurde eine neue Stadt gegründet. Sie hieß: Stadt des KdF-Wagens. Heute heißt die Stadt Wolfsburg. Im Mai 1938 wurde das Werk für den Autobau eingeweiht. 94 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Quelle: Bundesarchiv, Bild 101I-301-1960-24 / Genzler / CC-BY-SA Die nationalsozialistische Regierung gab 1934 einen so genannten Volkswagen in Auftrag. Ferdinand Porsche sollte ihn entwickeln. Das Auto sollte nur 1.000 Reichsmark kosten. Jeder Deutsche sollte sich später einmal ein Auto leisten können. Das Auto sollte KdF-Wagen heißen. Quelle: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Nazi_Volkswagen.jpg 2.9 Wer hat den Volkswagen erfunden? Mehr als 300.000 Menschen bestellten ein Auto. Dafür sparten sie fünf Mark pro Woche. Aber keiner von ihnen bekam ein Auto. Der Bau von Autos für private Zwecke war im Krieg nicht mehr wichtig. Ab 1939 wurden in der Stadt des KdF-Wagens nur noch Kübelwagen hergestellt. Kübelwagen waren Geländeautos für den Einsatz im Krieg. Soldaten mit einem Kübel-Wagen im Krieg in Frankreich 1944 Die Nationalsozialisten hielten ihr Versprechen nicht. Sie brachten die Menschen nur zum Sparen. Das Geld war nach dem Krieg verloren. Luxus gab es im Nationalsozialismus nur für die Wenigsten. Viele Menschen konnten sich auch nach der Machtübernahme der NSDAP nur wenig leisten.32 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 95 Aufgaben A: Was war der KdF-Wagen? E: Was stellst Du Dir unter „Kraft durch Freude“ vor? B: Wer hat ihn entwickelt? C: Wie viele Menschen bestellten das Auto? D: Wofür steht KdF? 96 F: Nicht jeder konnte sich ein Auto leisten. Was taten die Menschen, um das zu schaffen? G: Was änderte sich im Krieg? Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 97 1. Geschichte der Mode 3. Alltag, Kultur und Sport 3.1 Alltag von Jugendlichen S.100 3.2 Wie lebten Männer? Wie lebten Frauen? S.118 3.3 Welche Medien nutzten die Menschen? S.128 3.4 Ein Jude im deutschen Fußball? 3.5 Olympische Spiele 1936 98 98 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Lifestyle Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft S.148 S.152 99 Quelle: Bundesarchiv, Bild 1470510 / Unknown / CC-BY-SA Die Jugend im Nationalsozialismus spielte eine sehr wichtige Rolle. Es hieß: „Von ihr hängt die Zukunft des Volkes ab.“ Alle Kinder und Jugendlichen sollten Mitglieder in der Hitlerjugend sein. Andere Organisationen für Jugendliche wurden verboten. Oder sie lösten sich selbst auf. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-20000110-500 / Unknown / CC-BY-SA 3.1 Alltag von Jugendlichen BDM-Mädchen im Jahr 1941 Mit zehn Jahren sollten die Jungen dem Deutschen Jungvolk beitreten. Die Mädchen sollten Mitglieder im Jungmädelbund sein. Mit 14 Jahren wurden die Jungen Mitglieder in der Hitlerjugend. Und die Mädchen traten in den Bund Deutscher Mädel ein. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1981-053-35A / Unknown / CC-BY-SA Kundgebung der HJ in Berlin 1933 Neben der Schule und den Eltern kümmerte sich nun die Hitlerjugend um die Erziehung. Alter 10-14 Jahre Jungen Deutsches Jungvolk (DJ) Mädchen Jungmädelbund (JM) 14-18 Jahre Hitlerjugend (HJ) Bund Deutscher Mädel (BDM) Die gesamte Organisation hieß Hitlerjugend. Auch die Organisation für die Jungen zwischen 14 und 18 Jahren hieß Hitlerjugend. HJ-Jungen üben das Schießen. 100 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 101 102 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Quelle: Bundesarchiv, Bild 133-130 / Unknown / CC-BY-SA Jung-Mädel werben neue Mitglieder an in Worms 1933. Die Jungen sollten fit sein. Sie lernten, mit Waffen umzugehen. Sie wurden auf den Krieg vorbereitet. Der Reichsjugendtag der Hitlerjugend in Potsdam 1932 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 103 Quelle: -Bundesarchiv, B 145 BildP049457 / Unknown / CC-BY-SA Hitler-Jungen im Zeltlager 1933 Zur Ausbildung der Jungen gehörten Übungen für Ordnung und Gehorsam. Sie machten zusammen Sport und sangen Lieder. In diesen Liedern ging es um Disziplin und Pflichterfüllung. Und um Opferbereitschaft für Deutschland und den „Führer“. Jeden Mittwoch und Samstag trafen sich die Gruppen der Jungen und Mädchen. Mittwochs machten sie meistens Sport. Samstags besuchten die Jungen und Mädchen Vorträge über die Ideen des Nationalsozialismus. Sie fuhren auch in Zeltlager. Das sollte ihren Zusammenhalt stärken. Seit 1936 war die Mitgliedschaft in den nationalsozialistischen Jugendorganisationen eine Pflicht. Jungen und Mädchen wurden streng getrennt. Juden durften keine Mitglieder werden.33 Quelle: -Bundesarchiv, Bild 133043 / Unknown / CC-BY-SA Die Jungen In der Hitlerjugend galt das Führerprinzip. Das bedeutet: Jede Gruppe der Hitlerjugend hatte einen HJ-Führer. Die Gruppe sollte sich ihrem Führer bedingungslos unterordnen. Das Führerprinzip galt in ganz Deutschland. Alle Deutschen sollten sich dem Willen des „Führers“ Adolf Hitler unterordnen. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1975-06935 / Unknown / CC-BY-SA Aufgaben A: Wie hieß die Jugendorganisation der Nationalsozialisten? B: Was sollten die Mädchen in den Jugendorganisationen lernen? Was sollten die Jungen lernen? Bitte nenne drei Beispiele! BDM-Mitglieder bei der Hilfe im Haushalt Die Mädchen C: Welche Jugendorganisationen von heute kennst Du? Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-E10868 / Unknown / CC-BY-SA Die Mädchen waren im Bund Deutscher Mädel organisiert. Sie wurden auf ein Leben als Hausfrau und Mutter vorbereitet. Auch sie sollten fit und gesund sein. Deshalb machten sie auch gemeinsam Sport. D: Suche bitte im Internet nach Jugendorganisationen, die es heute gibt! Schreibe für drei Jugendorganisationen einen kleinen Steckbrief. Diese Fragen können Dir dabei helfen: Wie heißt die Organisation? Welche Ziele hat sie? Was bietet sie ihren Mitgliedern? Was kostet die Mitgliedschaft? Wie viele Mitglieder hat die Organisation? BDM-Mitglieder arbeiten bei einem Bauern im September 1939. 104 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 105 Aufgaben Zeitzeugen: E: Wie können sich Jugendliche heute beschäftigen? Bitte diskutiere mit den anderen, I: Lies Dir bitte die Berichte der ehemaligen HJ-Mitglieder durch! warum solche Organisationen wichtig oder nicht wichtig sind! Wie beurteilen die verschiedenen Personen heute ihre Zeit in der Hitlerjugend? F: Diskutiert bitte: Was sind Unterschiede für Jugendliche zwischen der Zeit des Nationalsozialismus und heute? J: Schreibe bitte in die Tabelle hinein: Was haben die Personen positiv erlebt? Was haben sie negativ erlebt? G: Bist Du in einer Jugendorganisation? Oder möchtest du gern Mitglied in so einer Organisation werden? Was gefällt Dir daran gut? Negativ Positiv Gibt es Sachen, die Dir nicht gefallen? H: Erstelle ein Plakat Deiner Jugendorganisation und stelle es den anderen vor. Film: Kennst Du den Film „Die Welle“? Ihr könnt ihn in der Gruppe anschauen. Wer sind die Hauptdarsteller? Wie beurteilt Ihr sie? Warum haben die Jugendlichen mitgemacht? Welche Probleme können durch Verhalten unter Zwang entstehen? 34 Eine Vorschau zum Film findest Du hier: 106 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 107 Ein ehemaliges Mitglied der Hitlerjugend berichtet von seinen Erlebnissen: Werner M. aus Kronach, geboren 1921, schrieb im Jahr 2004 über seine Erlebnisse als so genannter Pimpf in der HJ-Unterorganisation Deutsches Jungvolk: „[…] Der „Dienst“ in der HJ war […] ein wirklicher „Dienst“, aufgebaut und ausgerichtet auf der Basis eines militärischen Drills, auch wenn vom Militär zu der Zeit noch keine Rede war. Es war eben so, dass in allen rechten Jugendorganisationen, auch bei den Pfadfindern, der Dienstbetrieb schon immer aufgebaut war auf einem militärischen Reglement, das war seit eh und je eine Selbstverständlichkeit gewesen in den meisten Jugendorganisationen. Wobei zu sagen ist, dass diese Art den Kindern und Jugendlichen absolut gefiel. Es machte förmlich Spaß, das alles mitzumachen, stramm zu stehen, sich auszurichten und Marschübungen zu machen, aus denen sich dann die Kolonnen bildeten. Wir hatten auch nichts gegen die Kommandosprache unsere „Vorgesetzten“, die noch dazu doch auch nur Jugendliche beziehungsweise im Jungvolk Kinder waren. Das ganze militärische Drumherum wurde von uns gern mitgemacht, wer das heute anders darstellen will, der sagt nicht die Wahrheit, vor allem nicht, wenn er selber einmal dazu gehört hat. Ganz besonders gefielen immer wieder die Geländespiele, die Geländeübungen und die tollen Zeltlager. Das war bei aller Zackigkeit, doch sehr romantisch für uns Kinder. Das wurde in keinem Fall als eine Art von Vergewaltigung der Kinder durch die Nazis angesehen, auch nicht seitens der Eltern. […]“35 35 108 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://www.dhm.de/lemo/forum/kollektives_gedaechtnis/327/index.html. Die Rechte liegen beim LeMO. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 109 Ein ehemaliges Mitglied des „Bundes Deutscher Mädel“ berichtet von seinen Erlebnissen. Ursula S., geboren 1924 aus Kenn bei Trier, schrieb im April 2000 über ihre Zeit im BDM: Meine Eltern standen dem Nationalsozialismus, dem Agieren36 Hitlers und allem was damit zusammenhing, sehr skeptisch37 gegenüber. „In all meinen Schuljahren musste ich jede Woche zum sogenannten Heimabend der H.J. Wir Mädchen gehörten zu der Gruppe BDM […]. […] Aufgrund der Einstellung meiner Eltern war es mir lange nicht vergönnt, eine schmucke Uniform zu bekommen, obwohl ich zu den wöchentlichen Heimabenden (am Nachmittag) gehen durfte. Dort habe ich nicht viel von der Politik mitbekommen, wohl aber hatte ich das Glück, einer Führerin zugeordnet zu sein, die sehr viel mit uns gesungen hat. […] Im Sommer 1939 durfte ich mit meiner BDM-Gruppe aus Duisburg und Umgebung eine zehntägige Fahrt machen. […] Bis zum Abitur lag damit mein Wunsch, später auf irgendeine Weise Musik machen zu wollen, schon fest. Mit einem großen „Köln-Düsseldorfer“-Dampfer ging es zusammen mit vielen anderen Gruppen rheinaufwärts38. Zur Zeit der Hitlerjugend bekamen die Mädchen auch eine Uniform, sie bestand aus einem dunkel blauen Rock, einer eingeknöpften weißen Bluse und einem sogenannten Fahrtentuch, (schwarz, mit einem Lederknoten am Kragenrand, wie eine Krawatte). Unsere kleine Einheit fuhr bis Mannheim mit und dann wanderten wir am wunderschönen Neckar entlang. Übernachtet wurde in Jugendherbergen, ein herrliches Erlebnis für mich. 36 37 38 110 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Agieren ist ein anderes Wort für Handeln. Skeptisch ist ein anderes Wort für misstrauisch. Rheinaufwärts: Den Fluss Rhein entlang. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 111 Der Höhepunkt der Fahrt war der abendliche Besuch der Reichsfestspiele im hell angestrahlten Heidelberger Schloss. Es gab “Die Räuber” von Johann Friedrich von Schiller, eine richtige Sensation für mich!“39 Ein anderes ehemaliges BDM-Mitglied berichtet von seinen Erlebnissen. Florentine B. aus Henstedt, geboren 1929, schrieb im August 2002 über ein Erlebnis beim BDM: „Der ‚Führer’ erwartete von uns, dass wir das eroberte Gebiet im Osten fruchtbar machen und mit arischem Nachwuchs bevölkern sollten. Natürlich wollte ich später diese edle Aufgabe erfüllen, Bäuerin sein und dem Volke dienen. Nur der Weg dorthin war mit unerträglichem Drill gepflastert. Das Antreten am Morgen war schon lästig genug und das Zurückmelden nach dem Arbeitseinsatz war abhängig von der Laune der . 39 http://www.dhm.de/lemo/forum/kollektives_gedaechtnis/086/index.html, 15. März 2010. Die Rechte liegen beim LeMO. 112 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Manchmal ging‘s glatt. Anklopfen, warten auf das: „Herein!“, die Tür forsch öffnen, strammstehen, die Hand in Augenhöhe zum deutschen Gruß, laut und deutlich sprechen: Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 113 Nächster Versuch: Vor der Tür tief Luft holen, erneut anklopfen, eintreten, noch ein Anpfiff: „Soll das ein strammer Arm sein? Der hängt runter wie ein schlaffer Sack. Raus! Nochmal.“ Sie wies mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger zur Tür. „Landdienstmädel Florentine Bluhm meldet sich vom Einsatz zurück.“ Warten auf den Befehl: „Abtreten!“ Rechtswendung und raus. Dritter Versuch mit zurückgehaltenen Tränen und zitternder Stimme. Das Gesicht der Führerin lief rot an als sie brüllte: „Hier wird deutlich gesprochen. Heulsusen braucht der Führer nicht. Raus!“. Bei übler Laune der Führerin lief es anders ab: Nach dem Melden ein Anpfiff, begleitet von einem durchdringenden Blick: „Dein Daumen ist abgespreizt, kapierst du nie den Deutschen Gruß? Raus! Nochmal, aber anständig!“, brüllte sie. Dieses Spiel trieb sie mehrmals hintereinander und keines der Mädchen blieb davon verschont. Irgendeine Schikane40 hatte sie immer parat.“41 40 41 114 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Schikane ist ein anderes Wort für Quälerei. http://www.dhm.de/lemo/forum/kollektives_gedaechtnis/271/index.html, 15. März 2010. Die Rechte liegen beim LeMO. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 115 Ein ehemaliges Mitglied der HJ berichtet von seinen Erlebnissen. Karl-Heinz Janßen, geboren 1930, von 1963 bis 1998 Redakteur bei der „Zeit“ und Historiker, beschrieb die Hitlerjugend aus eigenen Erlebnissen so: „Zwölfjährige Hordenführer brüllten zehnjährige Pimpfe zusammen und jagten sie kreuz und quer über Schulhöfe, Wiesen und Sturzäcker. Ich kann es mir nur so erklären: Wir alle waren vom Ehrgeiz gepackt, wollten durch vorbildliche Disziplin, durch Härte im Nehmen, durch zackiges Auftreten den Unterführern imponieren43. Denn wer tüchtig war, wurde befördert, […] durfte selber kommandieren und sei es auch nur für die fünf Minuten, in denen der ‚Führer’ hinter den Büschen verschwunden war. [...]“44 Die kleinsten Aufsässigkeiten, die harmlosesten Mängel an der Uniform, die geringste Verspätung wurden sogleich mit Strafexerzieren geahndet – ohnmächtige Unterführer ließen ihre Wut an uns aus. Aber die Schikane42 hatte Methode: Uns wurde von Kindesbeinen an Härte und blinder Gehorsam eingedrillt […] . Wie haben wir das nur vier Jahre ertragen? Warum haben wir unsere Tränen verschluckt, unsere Schmerzen verbissen? Warum nie den Eltern und Lehrern geklagt, was uns da Schlimmes widerfuhr? 42 Schikane ist ein anderes Wort für Quälerei 116 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 43 Imponieren ist ein anderes Wort für beeindrucken. 44 Zit. nach: Klönne, Arno: Jugend im Dritten Reich. Die Hitlerjugend und ihre Gegner. Köln 2008, S. 144f. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 117 Die Männer Offiziell hieß es in der Propaganda: Männer sind stärker als Frauen. Sie können kämpfen und Kriege führen. Und sie können härter arbeiten. Deshalb sind Männer mehr wert als Frauen. Männer besetzten alle wichtigen Ämter in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Es hieß: Frauen bringen Kinder zur Welt. Sie kümmern sich um den Haushalt und die Kinder. Sie sollen nicht arbeiten gehen. Und sie sollen dem Mann gehorchen. Die Anführer der Nationalsozialisten treffen sich im Reichstag in Berlin 1940. Männer sollten tapfer, mutig und stark sein. Im Krieg wurden Millionen Männer zu Soldaten. Sie sollten ihr Leben für Hitler und Deutschland geben. 118 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Quelle:Bundesarchiv, Bild 183-B15023 / Heinz Fremke / CC-BY-SA Aber Propaganda und Wirklichkeit waren verschieden. Und es gab große Unterschiede zwischen der Friedenszeit bis 1939 und dem Krieg. Im Krieg übernahmen viele Frauen die schwere Arbeit in Fabriken und in der Landwirtschaft. Sie ersetzten die Männer, die als Soldaten an der Front waren. Gleichzeitig waren sie für die Kinder und den Haushalt verantwortlich. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-2004-1001-501 / Unknown / CC-BY-SA 3.2 Wie lebten Männer? Wie lebten Frauen? Männer werden in der Wehrmacht zu Soldaten ausgebildet. Das Foto wurde im Jahr 1942 gemacht. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 119 Wenn Männer keine Soldaten sein wollten … Es gab einige Männer, die nicht in den Krieg ziehen wollten. Sie hatten verschiedene Gründe: Manche hatten einfach Angst. Manche lehnten den Krieg ab. Manche hatten eine andere Meinung über die Politik. Einige lehnten einen Krieg wegen ihrer Religion ab. Sie glaubten an ein friedliches Zusammenleben der Menschen. Zum Beispiel die Zeugen Jehovas. Für die Regierung waren sie Verräter. Wer sich gegen den Dienst als Soldat weigerte, konnte mit dem Tod bestraft werden.45 Die Frauen Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1973-010-31 / unbekannt / CC-BY-SA Frauen sollten sich um das Haus und die Familie kümmern. Sie sollten die Kinder erziehen. Sie sollten Gefährtinnen der Männer sein. Sie sollten gute Hausfrauen sein. Und sie sollten sich unterordnen. Entscheidungen sollten die Männer treffen. Die Propaganda aus dem Jahr 1943 zeigt eine Mutter mit Kindern. Männer, die von der Front wegliefen, wurden auch verurteilt. Die Richter verhängten etwa 30.000 Todesurteile.46 Ihre Gründe, von der Front wegzulaufen, waren Heimweh oder Angst. Oder sie waren entsetzt über den grausamen Krieg. Sie sahen andere Soldaten sterben.47 Es gab eine wichtige Organisation für die Frauen: Die Nationalsozialistische Frauenschaft. Die Nationalsozialistische Frauenschaft wurde mit NSF abgekürzt. In der NSF wurden Frauen auf ihre Aufgaben als Mütter und Hausfrauen vorbereitet. Sie sollten lernen, einen Haushalt zu führen. Sie sollten lernen, ihre Kinder zu erziehen. Und sie hörten Vorträge über nationalsozialistische Propaganda.48 120 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 121 Das Mutterkreuz Die Nationalsozialisten sagten: „Wir brauchen junge Männer, die für Deutschland in den Krieg ziehen.“ Deshalb sollten deutsche Frauen viele Kinder bekommen. Ab 1938 bekamen Frauen dafür eine Auszeichnung: Das Mutterkreuz.49 Die Auszeichnung bekamen nur Mütter mit arischen und gesunden Kindern. • Das Mutterkreuz in Bronze für vier bis sechs Kinder. • Das Mutterkreuz in Silber für sechs bis sieben Kinder. • Das Mutterkreuz in Gold für acht und mehr Kinder. Die Ideen der Nationalsozialisten wurden aber nicht vollständig umgesetzt. Trotz der Propaganda waren Frauen nicht nur Mütter und Hausfrauen. Es galt die Regel in den Familien: Wenn eins der Kinder studieren darf, dann der Sohn. Die Mädchen müssen Geld verdienen (…). Meine Mutter hätte mich lieber als verheiratete Frau gesehen. Mein Vater stellte zu meinen Plänen nur eine Bedingung: Ich müsse das Studium beenden. Ich fand das selbstverständlich.“ Frauen im Studium – das war immer noch eine Besonderheit. Vor allem im Krieg mussten Frauen die Probleme zu Hause lösen. Ab 1936 studierten immer mehr Frauen. Viele wurden Ärztinnen, Anwältinnen und Lehrerinnen. Frauen in technischen Berufen waren von den Nationalsozialisten nicht gern gesehen. Sehr viele Männer kämpften als Soldaten an der Front. Die meisten Frauen kümmerten sich in der Zwischenzeit um Haus und Kinder. Viele arbeiteten auch in der Rüstung und in der Landwirtschaft. Sie mussten die fehlenden Männer ersetzen. 122 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 123 Die Nationalsozialisten sagten eigentlich: „Frauen sollen nicht im Krieg kämpfen. Sie sollen Kinder bekommen.“ Doch im Krieg brauchten die Nationalsozialisten jede Person, die kämpfen konnte. Deshalb gab es 500.000 Wehrmachtshelferinnen. Sie kämpften als Soldatinnen zusammen mit den männlichen Soldaten. Aufgaben A: Welche Aufgaben sollten Frauen und Männer im Nationalsozialismus übernehmen? B: Wie findest Du die Rollen von Mann und Frau in der NS-Zeit? Bitte begründe Deine Meinung! C: Kannst du verstehen, warum Männer keine Soldaten werden wollten? Was könnten Gründe sein? D: Frauen sollten nicht in den Krieg ziehen. Jedoch gab es 500.000 Frauen, die neben den Männern kämpften. Was denkst du? Warum haben die Nationalsozialisten doch Frauen an die Front geschickt? E: Was denkst du über Frauen in der Armee? Schreibe bitte Deine Meinung auf und begründe sie! 124 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 125 Aufgaben F: Was denkst Du über die Wehrpflicht? Bitte begründe Deine Meinung. G: Welche Rollen von Männer und Frauen kennt Ihr heute? Was machen Männer? Was für Eigenschaften hat ein Mann? Was machen Frauen? Was für Eigenschaften haben Frauen? Bitte gestaltet ein Plakat zur Situation heute in einer kleinen Gruppe! Diskutiert bitte Eure Überlegungen mit den anderen aus der Gruppe! 126 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 127 3.3 Welche Medien nutzten die Menschen? Viele Menschen lasen damals täglich Zeitung. Sie kauften auch Zeitschriften. Zum Beispiel über Mode oder Sport. Sie hörten Radio. Aber das Fernsehen, so wie es heute ist, gab es noch nicht. So wie heute viele Menschen fernsehen, traf man sich früher im Kino. Dort sah man neben Spielfilmen auch die Wochenschau. Die Wochenschau war eine Nachrichtensendung. Die NSDAP nutzten die Wochenschauen gezielt zur Propaganda. Damit machten sie zum Beispiel Stimmung gegen Juden. Fernsehen und Radio Nur ganz wenige hatten damals einen Fernseher zu Hause. Öffentliche Fernsehstuben wurden in leer stehenden Läden eingerichtet. Dort saßen die Zuschauer zusammen und sahen fern. Fernsehstuben gab es zum Beispiel in Berlin, Potsdam und Leipzig. Die olympischen Spiele in Berlin 1936 wurden dort direkt übertragen. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-20060196 / Orbis - Photo / CC-BY-SA Verwundete Soldaten sehen fern im März 1942. Die Nationalsozialisten hatten das Ziel: „Mehr Menschen sollen einen Fernseher besitzen. Mit dem Fernseher kann Propaganda besser verbreitet werden.“ Doch im Krieg wurden nur noch ganz wenige Fernseher hergestellt. Die Herstellung von Waffen war wichtiger.50 128 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 129 Film und Kino Quelle: Bundesarchiv, Bild 183H14243 / Nau / CC-BY-SA Das Radio hatte im Dritten Reich mehr Erfolg. Das Gerät dazu war der „Volksempfänger“. Seit 1933 wurde er in Geschäften angeboten. 1935 hatten schon mehr als eine Million Menschen ein Gerät gekauft. In Deutschland lebten 1935 insgesamt 69 Millionen Menschen.51 Leute hörten Radio nicht nur zu Hause mit der Familie. Auch bei der Arbeit mit Kollegen. Und bei den Treffen von der Hitlerjugend machten sie das Radio an. 500 Volks-Empfänger werden verteilt in Berlin 1938. Reden von Hitler und Goebbels wurden oft übertragen. Aber die Volksgenossen sollten sich auch entspannen. Mit Musik und Unterhaltung sollten die Menschen im Krieg bei Laune gehalten werden.52 Zum Kriegsende nutzte die NSDAP die Volksempfänger, um weiter Stimmung für den Krieg zu machen. Sie machten Stimmung gegen andere Länder. Besonders hetzten sie gegen Juden. 130 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 1933 waren fast alle jüdischen Mitarbeiter beim Film entlassen worden. Mehr als 1.500 von ihnen flohen aus Deutschland. Viele gingen in die USA, nach Hollywood. Der Film sollte der nationalsozialistischen Regierung zur Propaganda dienen. Das Kino sollte die Deutschen erziehen. Seit 1934 wurde vor jedem Film die Wochenschau gezeigt. Sie sollte die Erfolge der Nationalsozialisten zeigen. Schlechte Nachrichten und Probleme wurden nicht gezeigt. In den Kinos liefen viele Filme zur Unterhaltung. Und Filme für die Propaganda. Ein antisemitischer Film war zum Beispiel „Jud Süß“ von 1940. Die Haupt-Figur Joseph Süß Oppenheimer ist Jude. Er wird habgierig, feige und hinterlistig dargestellt. Mit der Wahrheit hat das nichts zu tun. Der Film sollte den Zuschauern Angst machen. Die Zuschauer sollten denken: „Die Ausgrenzung von Juden ist richtig.“53 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 131 Filmstars Weil Rühmann ein beliebter Schauspieler war, musste er nicht zur Wehrmacht. Er machte nur eine Grundausbildung als Abwehrflieger. Rühmann musste nicht an die Front. Der Schauspieler Heinz Rühmann Berühmt wurde Heinz Rühmann mit dem Film „Die Drei von der Tankstelle“. Das war in Deutschland einer der ersten Filme mit Ton. Bei den Zuschauern war er sehr beliebt. Ein bekannter Ausschnitt aus dem Film „Die drei von der Tankstelle“ findest Du hier:54 Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1986098-18 / Unknown / CC-BY-SA Heinz Rühmann sitzt hinter der Kamera im Jahr 1942. Heinz Rühmann und der Nationalsozialismus Nach 1933 wollte Rühmann sich aus der Politik heraushalten. Er sagte nichts über Politik in der Öffentlichkeit. Aber sein Leben veränderte sich sehr. Er ließ sich von seiner Frau scheiden. Sie war Jüdin. 54 Stattdessen half er den Nationalsozialisten im Krieg bei ihrer Propaganda. Er sollte die Menschen im Kino vom Alltag im Krieg ablenken. Zum Beispiel drehte er den Film „Quax, der Bruchpilot“. Der Film war eine Komödie. Der Film war im Dezember 1941 zum ersten Mal im Kino. Im Film geht es um Otto Groschenbügel, genannt Quax. Er gewinnt bei einer Verlosung eine Ausbildung zum Sportflieger. Er beginnt die Ausbildung. Aber er hat Angst und ist gleichzeitig ein Angeber. Die Pilotenschule wirft ihn schnell wieder raus. Er kommt zurück in seinen Heimatort. http://bit.ly/Freund, 15. März 2010. 132 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 133 Die Bewohner wissen nicht, dass er rausgeflogen ist. Sie feiern ihn als Fliegerhelden. Als er weg war, hat ihn seine Freundin betrogen. Nun will er beweisen, dass er es wirklich kann! Er geht noch einmal zurück zur Fliegerschule. Er darf seine Ausbildung fortsetzen. Mit der Zeit wird er ein guter Flieger. Er lernt Disziplin. Am Ende hat er sogar eine neue Freundin. Filme über Flieger waren im Nationalsozialismus sehr beliebt. Die Nationalsozialisten brauchten viele Piloten im Krieg. Mit den Filmen wollten sie Werbung für die Luftwaffe machen. In den Fliegerfilmen ging es um Werte wie Disziplin, Kameradschaft und Unterordnung. Der Film „Quax, der Bruchpilot“ soll den Zuschauern zeigen: Selbst aus einem Versager kann ein „deutscher Held“ werden. Aber nur mit strenger Erziehung.55 Die Vorschau zum Film findest Du hier:56 56 Die Alliierten verboten nach 1945, vielen Künstlern aufzutreten. Das galt auch für Rühmann. Aber das Verbot dauerte nicht lange. Mit dem Film „Der Hauptmann von Köpenick“ hatte er wieder Erfolg.56 Die Schauspielerin Marlene Dietrich Marlene Dietrich bekam 1930 die Haupt-Rolle im Film „Der blaue Engel“. Sie wurde sehr berühmt. Sie wurde in die USA eingeladen. Dort unterschrieb sie einen Vertrag mit einer großen Firma. Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-14627 / Unknown / CC-BY-SA Marlene Dietrich war sehr selbstbewusst. In einem ihrer Filme trug sie einen Hosenanzug. Frauen hatten bis dahin fast nur Röcke und Kleider getragen. Marlene Dietrich trägt einen modernen Hosen-Anzug im Mai 1933. Marlene Dietrich sang das bekannte Lied „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Du kannst Dir das Lied hier57 anhören: http://bit.ly/bi57W9, 15. März 2010. 134 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 135 Marlene Dietrich und die Nationalsozialisten Bücher Im Jahr 1936 bot ihr Goebbels ein Geschäft an: Sie konnte 200.000 Reichsmark pro Film bekommen. Aber sie lehnte ab. Mit den Nationalsozialisten wollte sie nichts zu tun haben. Sie half zum Beispiel Juden bei der Flucht aus Deutschland.58 Nicht alle Bücher durften im Nationalsozialismus gelesen werden. Es gab eine lange Liste mit verbotenen Büchern. Die Nationalsozialisten haben Bücher von Linken und Juden verboten. Sie haben Bücher verboten, in den Ideen standen, die die Nationalsozialisten nicht teilten. Sie wurde 1939 Staatsbürgerin der USA. Sie sang für amerikanische Soldaten an der Front. In den USA und in Frankreich bekam sie viele Auszeichnungen. Aber in Deutschland sagten viele Menschen: „Sie hat unser Land verraten!“59 Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:MarleneDietrich.jpg Die Bücher wurden nicht mehr verkauft. Sie durften nicht mehr in Büchereien stehen. Viele Bücher wurden im Mai 1933 überall in Deutschland verbrannt. Damit wollten die Nationalsozialisten sagen: „Nur was wir schreiben, Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-14598 / Unknown / CC-BY-SA ist die Wahrheit. Alle anderen sind Lügner.“ Marlene Dietrich singt für Soldaten aus den USA im Jahr 1944. 136 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Studenten verbrennen im Mai 1933 Bücher in Berlin. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 137 Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-K1018-513 / Unknown / CC-BY-SA Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-14597 / Unknown / CC-BY-SA In Berlin schmissen Studenten und SA-Männer die Bücher ins Feuer. Sie spielten dazu Marsch-Musik. Auch Goebbels war da. Er verbreitete Hass gegen die verbotenen Schriftsteller. Er rief ihre Namen, bevor ihre Bücher ins Feuer flogen.60 Auch die Bücher von Erich Maria Remarque waren verboten. Remarque war selbst Soldat Bücherverbrennung in Berlin 1933 im 1. Weltkrieg gewesen. Er schrieb über Gewalt und Tod im Krieg. Er war gegen den Krieg. Seine Meinung passte den Nationalsozialisten nicht. Das Volk sollte seine Werke nicht lesen. Er musste seinen deutschen Pass abgeben. 1939 ging er in die USA.61 Aufgaben A: Welche Medien gab es in der Zeit des Nationalsozialismus? Schreibe die Medien bitte in eine Tabelle. Schreibe danach auf, welche Medien Du heute nutzt. Was sind die Unterschiede zu früher? B: Wie hieß das Radiogerät der Nationalsozialisten? C: Was passierte am 10. Mai 1933? D: Warum wurden Bücher verbrannt? Ein sehr bekanntes Buch von ihm ist „Im Westen nichts Neues“. Es handelt von einem Soldaten im 1. Weltkrieg. Der Soldat erlebt Gewalt und Tod. Seine Freunde sterben bei den Kämpfen. E: Was hältst Du von der Bücherverbrennung? Bitte begründe Deine Meinung! Der Schriftsteller Erich Maria Remarque in New York im Jahr 1939 138 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 139 Aufgaben F: Bitte vergleiche die beiden Laufbahnen von Heinz Rühmann und Marlene Dietrich! Wie verhielten sie sich im Nationalsozialismus? I: Die Hauptfigur Paul Bäumer berichtet von seinen Erlebnissen im Krieg. Welche Gefühle hat er dabei? Schreibe Deine Ideen bitte auf! Besprich sie mit den anderen! G: Was findest Du gut und schlecht an Heinz Rühmanns Verhalten? Und was findest Du gut und schlecht an Marlene Dietrichs Verhalten? Bitte begründe Deine Meinung! Diskutiere in der Gruppe darüber. H: Bitte lies den Ausschnitt aus dem Buch „Im Westen nichts Neues“. Das Buch wurde 1933 von den Nationalsozialisten verboten. Was könnten die Gründe gewesen sein? Bitte diskutiere in der Gruppe. 140 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 141 Ausschnitt aus dem Roman „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque „Trommelfeuer, Sperrfeuer, Gardinenfeuer, Minen, Gas, Tanks, Maschinengewehre, Handgranaten - Worte, Worte, aber sie umfassen das Grauen der Welt. Unsere Gesichter sind verkrustet, unser Denken ist verwüstet, wir sind todmüde; - wenn der Angriff kommt, müssen manche mit den Fäusten geschlagen werden, damit sie erwachen und mitgehen; - die Augen sind entzündet, die Hände zerrissen, die Knie bluten, die Ellbogen sind zerschlagen. Vergehen Wochen - Monate - Jahre? Es sind nur Tage. 142 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Wir sehen die Zeit neben uns schwinden in den farblosen Gesichtern der Sterbenden, wir löffeln Nahrung in uns hinein, wir laufen, wir werfen, wir schießen, wir töten, wir liegen herum, wir sind schwach und stumpf und nur das hält uns, dass noch Schwächere, noch Stumpfere, noch Hilflosere da sind, die mit aufgerissenen Augen uns ansehen als Götter, die manchmal dem Tode entrinnen können. […] Wir sehen Menschen leben, denen der Schädel fehlt; wir sehen Soldaten laufen, denen beide Füße weggefetzt sind; sie stolpern auf den splitternden Stümpfen bis zum nächsten Loch; ein Gefreiter kriecht zwei Kilometer weit auf den Händen und schleppt die zerschmetterten Knie hinter sich her; ein anderer geht zur Verbandsstelle und über seine festhaltenden Hände quellen die Därme; Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 143 Inhalt des Romans wir sehen Leute ohne Mund, ohne Unterkiefer, ohne Gesichter; wir finden jemand, der mit den Zähnen zwei Stunden t, die Schlagader seines Armes klemm um nicht zu verbluten, die Sonne geht auf, die Nacht kommt, die Granaten pfeifen, das Leben ist zu Ende. e, Doch das Stückchen zerwühlter Erd in dem wir liegen, ist gehalten gegen die Übermacht, isgegeben worden. nur wenige hundert Meter sind pre er.“62 Aber auf jeden Meter kommt ein Tot 62 Paul Bäumer gehört zu einer Gruppe von Soldaten im Ersten Weltkrieg. Sie waren zusammen an der Westfront. In den wenigen ruhigen Stunden hinter der Front erinnert sich Paul Bäumer zurück an seine Schulzeit. Die Reden seines Lehrers Kantorek hatten die ganze Klasse überzeugt, sich freiwillig als Soldaten zu melden. An der Westfront wurden Paul Bäumer und seine Kameraden von einer Gruppe alter Soldaten um den erfahrenen Katczinsky in die Gefahren an der Front eingewiesen. Zwischen Katczinsky und Bäumer entwickelt sich ein Vater-Sohn ähnliches Verhältnis. Paul lernt zu überleben. Er kann bald die verschiedenen Geschosse am Klang unterscheiden. Und er organisiert sich immer etwas zu essen. Er lernt: Der wirkliche Feind der Soldaten ist der Tod. Remarque, Erich Maria: Im Westen nichts Neues. Köln 2005, S.96f. 144 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 145 Bei einem kurzen Urlaub in der Heimat stellt Bäumer fest, wie sehr ihn die Erlebnisse im Krieg verändert haben. Er ist nicht in der Lage, seiner Familie von den grausamen Erfahrungen an der Front zu erzählen. Enttäuscht kehrt er an die Front zu seinen Kameraden zurück. Bei einem Angriff wird Paul Bäumer durch Splitter verwundet. Er verbringt ein paar Wochen im Lazarett. Das ist das Krankenhaus an der Front. Bäumers Wunden verheilen. In den nächsten Monaten sterben alle seine Kameraden in den Kämpfen. Durch Granaten, durch giftiges Gas oder im Kampf Mann gegen Mann. Am Ende stirbt auch Paul Bäumer. An diesem Tag steht im Bericht der Armee, „im Westen sei nichts Neues zu melden.“ 146 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 147 Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index. php?title=Datei:Der_Kicker_Titel_1924_50.jpg&filet imestamp=20091120205640 Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Karlsruher_Kickers_1895.jpg 3.4 Ein Jude im deutschen Fußball? Fußball war für Walter Bensemann alles. Als Kind und junger Mann hat er Fußball gespielt. Er organisierte das erste Spiel zwischen Deutschland und England. Er war 1910 einer der Gründer des Deutschen Fußballbundes. Der Deutsche Fußballbund wird mit DFB abgekürzt. Er hat auch die Zeitung „Kicker“ gegründet. Ein Titelbild von der Zeitschrift „Kicker“ aus dem Jahr 1924 Das Bild zeigt die Fußballmannschaft Karlsruher Kickers im Jahr 1895. Bensemann ist der Dritte von links unten. Bensemann hoffte: „Fußball bringt Menschen aus verschiedenen Ländern näher zusammen.“ Bensemann lehnte den Krieg ab. Bensemann war Jude. Deswegen verlor er 1933 seine Arbeit. Er zog in die Schweiz. 1934 starb er dort im Alter von 61 Jahren. Wahrscheinlich starb er an einer Herzkrankheit.63 148 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Heute nennen viele Walter Bensemann: Vater des deutschen Fußballs. Es gibt auch einen Preis mit seinem Namen. Der Preis wird seit 2006 vergeben. Den Preis bekommen Menschen für ihren besonderen Einsatz im Fußball. Sie haben sich für die friedliche Verständigung zwischen unterschiedlichen Kulturen und Ländern eingesetzt. Frank Beckenbauer bekam den Preis im Jahr 2006 für seine Arbeit bei der WM. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 149 Aufgaben A: Welche Zeitung gründete Walter Bensemann? D: Wem würdest Du einen Preis für besonderen Einsatz im Fußball verleihen? Bitte begründe Deine Meinung! B: Welche Mannschaften spielten zum ersten Mal in einem internationalen Spiel gegeneinander? C: Ist Fußball eine gute Möglichkeit, Menschen aus verschiedenen Nationen zusammen zu bringen? Was denkst Du? Bitte begründe Deine Meinung! 150 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 151 3.5 Olympische Spiele 1936 Die Idee der Olympischen Spiele ist aber: „Alle Teilnehmer sind gleich.“65 Erst nach Protesten sagte der Reichssportführer Hans von Tschammer: „Wir lassen auch jüdische Sportler zu.“66 Tschammer war von 1933 bis 1943 für den Sport im Nationalsozialismus verantwortlich. Hitler eröffnete die Spiele im August 1936 in Berlin. In den Zeitungen hieß es: „Friedensfest Olympia“ Jesse Owens gewinnt vier Mal Gold . Deutschland gab sehr viel Geld für die Sportler aus. Die Sportler sollten gut trainieren können. Damit wollte man zeigen: „Deutsche Sportler sind stark und erfolgreich.“ Die Deutschen gewannen die meisten Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen im Jahr 1936. Aber der dunkelhäutige US-Amerikaner Jesse Owens gewann vier Mal Gold. Das passte nicht in die Propaganda. Owens war kein Weißer mit blonden Haaren und blauen Augen. Die Nationalsozialisten sagten: Das Bild zeigt die Sieger-Ehrung „Owens ist kein Arier. mit Jesse Owens Deshalb ist er nicht so viel wert und Carl Ludwig Long (rechts). Das Foto entstand in Berlin 1936. wie ein Deutscher.“ Bei den Spielen setzte sich Deutschland in Szene. Man wollte Stärke und Macht zeigen. Große Bauten wurden eingeweiht. Zum Beispiel das Olympiastadion in Berlin. Die Wettkämpfe wurden im Radio und Fernsehen übertragen.67 152 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 153 Quelle: hBundesarchiv, Bild 183G00630 / Hoffmann / CC-BY-SA In Deutschland fanden 1936 die Olympischen Spiele statt. Viele im Ausland fragten sich: „Darf Deutschland die Spiele überhaupt ausrichten?“ Sie wussten: „In Deutschland gibt es Lager für politische Gegner. Und Juden werden verfolgt und umgebracht.“64 Quelle: http://www.jg-berlin.org/beitraege/details/zwischen-erfolgund-ausgrenzung-i154d-2009-05-29.html, Museum zur Geschichte von Christen und Juden, Laupheim Gretel Bergmann nicht bei Olympia Im Weitsprung gewann Owens auch Gold. Der Deutsche Carl Ludwig Long wurde zweiter. Long und Owens waren gute Freunde. Sie umarmten sich bei der Sieger-Ehrung. Fotos davon kamen nicht in die Zeitungen. Gretel Bergmann war eine sehr gute Leichtathletin. 1931 sprang sie 1,51 Meter hoch. Das war damals deutscher Rekord. Sie kam aus einer jüdischen Familie. Daher wurde sie 1933 aus ihrem Sport-Verein ausgeschlossen. Bilder von Olympia 1936 kannst Du hier68 sehen: Die Sportler aus den USA sagten: „Wir nehmen nur bei Olympia teil, wenn jüdische Sportler teilnehmen dürfen.“ Deshalb durfte Bergmann für Olympia trainieren.46 Die Hochspringerin Gretel Bergmann durfte nicht bei den Olympischen Spielen 1936 teilnehmen. Sie war Jüdin. Kurz vor dem Wettkampf behaupteten die Deutschen aber: „Bergmann ist nicht fit genug.“ Die Nationalsozialisten wollten nicht, dass eine Jüdin teilnimmt. 68 http://bit.ly/ays6tL, 15. März 2010. 154 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 155 An Bergmanns Stelle trat Dora Ratjens an. Sie wurde Vierte im Hochsprung. Hier69 findest Du die Vorschau zum Film „Berlin ’36“ Bergmann ging in die USA. Heute ist das Stadion in ihrer Heimatstadt Laupheim in Süddeutschland nach ihr benannt. Aufgaben A: Hast Du Olympische Spiele schon mal im Fernsehen verfolgt? Was hat Dir daran gefallen? Was ist Dir besonders aufgefallen? B: Wer war Jesse Owens? Bilder zu Gretel Bergmann kannst Du hier70 sehen: C: Wer war Gretel Bergmann? D: Wofür bekommt man den Walter-Bensemann-Preis? 69 http://bit.ly/3oUsWd, 15. März 2010. 70 http://bit.ly/Gretel, 15. März 2010. 156 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 157 Aufgaben E: Hier kannst Du sehen, wie die Olympischen Spiele 1936 eröffnet wurden: http://bit.ly/Olym3671 Zum Vergleich: Hier kannst Du sehen, wie die Olympischen Spiele im Winter 2010 in Kanada eröffnet wurden: http://bit.ly/Olympi72 Zum Beispiel so: Gemeinsamkeiten - Musik bei der Eröffnung Unterschiede - 1936: die Teilnehmer marschieren ins Stadion - 2010: die Teilnehmer gehen normal Schau Dir bitte die beiden Filme zur Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 und 2010 an! Welche Unterschiede siehst Du? Welche Gemeinsamkeiten gibt es? Schreibe bitte in eine Tabelle vier Punkte, die Dir auffallen! 71 http://bit.ly/Olym36, 15. März 2010. 72 http://bit.ly/Olympi, 15. März 2010. 158 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 159 4 Widerstand und Verweigerung S.162 4.1 Der 20. Juli 1944 4.2 Die Weiße Rose S.166 S.168 4.3 Kommunistischer Jugendverband Deutschland S.170 4.4 Die Edelweißpiraten 4.5 Die Swing-Jugend 160 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft S.172 S.176 161 4 Widerstand und Verweigerung Die meisten Deutschen passten sich an die Veränderungen nach 1933 an. Sie machten mit. Sie dachten. Deutsche sind mehr wert als andere Menschen. Sie hatten Vorurteile gegenüber Juden, „Zigeunern“ und anderen Ausgegrenzten. Aber nicht jeder war mit der Politik von Hitler und der NSDAP einverstanden. Manche verweigerten sich. Oder sie leisteten Widerstand. Das waren aber nur sehr wenige.73 Erst gegen Kriegsende gab es mehr Kritik. Zwischen Widerstand und Verweigerung gab es Unterschiede. Was war Verweigerung? Kritische Gedanken äußern. Ins Ausland fliehen. Nicht in die Organisationen der Nationalsozialisten eintreten. Was war Widerstand? Argumente gegen Hass, Krieg und Volksverhetzung sammeln. Ein Flugblatt schreiben und verteilen, das sich gegen die Regierung richtet. Parolen an Wände malen. Den Sturz der Regierung planen. Warum gab es Widerstand und Verweigerung? Menschen waren im Widerstand, weil sie … die Regierung stürzen wollten. mehr Freiheit wollten. für Demokratie waren. allen Menschen die gleichen Rechte zugesprochen haben. ihren Glauben ausüben wollten. gegen die Ausgrenzung und Verfolgung von Juden und anderen waren. gegen den Krieg waren. 162 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 163 Wer leistete Widerstand und Verweigerung? Nicht alle Personen und Gruppen können hier genannt werden, die Widerstand und Verweigerung geleistet haben. Wir nennen hier nur ein paar Beispiele. Die meisten Leute im Widerstand waren in der SPD, der KPD und in den Gewerkschaften. Einige konnten ins Ausland fliehen. Sie wollten den Kontakt zueinander aber nicht verlieren. Sie wollten auf die Verbrechen der Nationalsozialisten aufmerksam machen. Das mussten sie heimlich tun. Auch einige Juden leisteten Widerstand. Manche konnten sich falsche Ausweise besorgen. Einige versteckten sich. Manche konnten sich heimlich in Gruppen treffen. Auch Jugendliche waren im Widerstand. Einige weigerten sich, in der Hitlerjugend mitzumachen. Das waren aber nicht viele. In der Wehrmacht entstanden nur wenige kleine Widerstandsgruppen. Eine Gruppe versuchte, Hitler im Jahr 1944 zu töten. Die Nationalsozialisten wollten jeden Widerstand zerstören. Die Polizei wollte jeden verhaften, der Widerstand leistet. Manchmal wurden die Menschen im Widerstand von Nachbarn oder Bekannten verraten. Viele kamen in Konzentrationslager. Einzelne Pfarrer und Priester waren gegen die Judenverfolgung. Sie waren oft auch gegen Krieg. Einige wurden verhaftet und umgebracht. 164 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 165 4.1 Der 20. Juli 1944 Mitglieder der Wehrmacht versuchten am 20. Juli 1944, Hitler zu töten. Sehr bekannt ist einer ihrer Anführer Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Stauffenberg war Offizier in der Wehrmacht. Er war anfangs kein Gegner der Nationalsozialisten. Er fand einige ihrer Ideen sogar gut. Zum Beispiel die Idee einer harmonischen deutschen Volksgemeinschaft oder das Führerprinzip. Am Anfang war er sogar von den Siegen der deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg begeistert. Mit einer Bombe wollten sie Hitler töten. Sie wollten Deutschland von Hitler befreien. Und sie wollten den 2. Weltkrieg beenden. Wie es danach weitergehen sollte, wussten sie nicht genau. Der Anschlag war nicht erfolgreich. Stauffenberg und seine Gruppe wurden ertappt. Die Mitglieder wurden noch in derselben Nacht erschossen.75 Erst im Krieg gegen die Sowjetunion erkannten er und seine Mitstreiter: Die Wehrmacht kann den Krieg nicht gewinnen. Sehr viele Soldaten starben bei den Kämpfen in der Sowjetunion. Viele Zivilisten in der Sowjetunion wurden von den Deutschen sehr brutal behandelt. Stauffenberg und seine Mitstreiter waren auch gegen die Verbrechen an den Juden in ganz Europa.74 166 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 167 4.2 Die Weiße Rose Die Weiße Rose war eine Gruppe von mehr als 20 Studenten aus München. Sie waren Freunde. Wichtige Mitglieder waren Hans und Sophie Scholl, Willi Graf, Christoph Probst und Alexander Schmorell. Sie waren zwischen 21 und 25 Jahre alt. Quelle:George J. Wittenstein, Santa Barbara, Bild F 52/1073, Quelle: http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ f52_1073/index.html Mitglieder der Weißen Rose Hans und Sophie Scholl mit Christoph Probst in München 1942 Die Polizei nahm sie fest. Sie wurden verhört. Nur vier Tage später standen Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst vor Gericht. Die Verhandlung dauerte nur drei Stunden. Noch am selben Tag wurden die drei Studenten ermordet.76 Kennst Du den Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“? Die Vorschau kannst Du hier sehen:77 Hans, Willi und Alexander waren als Soldaten im Krieg gewesen. Sie hatten gesehen: Der Krieg ist grausam und sinnlos. Und der Krieg ist verloren. Sie wollten die Menschen darüber aufklären. Die Kämpfe in Stalingrad waren ihnen zu grausam. Die Weiße Rose rief zum Widerstand gegen die Regierung auf. Sie verteilten Flugblätter an der Universität. Im Februar 1943 wurden sie vom Hausmeister dabei erwischt. 77 168 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://bit.ly/SophieSch, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 169 4.3 Kommunistischer Jugendverband Deutschlands Der Kommunistische Jugendverband Deutschland hatte im Jahr 1932 etwa 55.000 Mitglieder. KJVD ist die Abkürzung für den Kommunistischen Jugendverband Deutschland. Ab 1933 mussten sie sich heimlich treffen. Viele von ihnen glaubten: „Die Nationalsozialisten werden die Macht nicht lange behalten. Bald werden wir Kommunisten die Macht übernehmen.“ Nach 1933 bildeten die Jugendlichen kleinere Gruppen. Einige machten spontane Demonstrationen auf öffentlichen Plätzen. Manche warfen Flugblätter aus Fenstern. Sie hatten sogar eine eigene Zeitung: Die „Junge Garde“. Die Zeitung klärte ihre Leser über die Verbrechen der Nationalsozialisten auf. Sie machte Vorschläge, wie man Widerstand gegen die Nationalsozialisten leisten konnte. Die Zeitung wurde heimlich im Ausland gedruckt.78 Quelle: Bundesarchiv, Bild 18332713-0001 / Unknown / CC-BY-SA Eine Zeichnung von Herbert Baum aus dem Jahr 1930 170 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Herbert Baum war seit 1931 Mitglied im KVJD. Er wurde 1912 geboren. Er war Jude und Kommunist. Herbert Baum war Elektriker. Er wollte aber Ingenieur werden. Weil er Jude war, durfte er die Ausbildung nicht machen. Zusammen mit drei Freunden baute Herbert Baum eine KVJD-Gruppe in Berlin auf. Viele Mitglieder waren sehr jung. In der Gruppe waren viele Mädchen. Sie verteilten heimlich Flugblätter und Zeitungen. Das war sehr gefährlich. Wenn man sie dabei erwischt hätte, wären sie umgebracht worden. Bekannt wurde die Herbert-Baum-Gruppe durch einen Brandanschlag im Jahr 1942. Sie wollten eine nationalsozialistische Ausstellung in Berlin zerstören. Die Ausstellung zeigte Propaganda gegen die Sowjetunion. Die Jugendlichen legten dort mehrere Brände. Aber die Polizei fand die Gruppe und verhaftete sie. Viele wurden zum Tode verurteilt. Herbert Baum wurde gefoltert. Im Gefängnis brachte er sich selbst um.79 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 171 Die meisten Jugendlichen waren in der Hitlerjugend. Aber nicht alle waren vom Nationalsozialismus begeistert. Die Edelweißpiraten zum Beispiel wollten keine Mitglieder der Hitlerjugend sein. Sie wollten sich nicht zwingen lassen, Soldaten zu werden. Sie lehnten auch die strenge Trennung von Jungen und Mädchen in der Freizeit ab. Die Edelweißpiraten hatten meistens Wanderschuhe, Halstuch und kurze Lederhosen an. Ihr Kennzeichen war eine Blume: Das Edelweiß. Quelle: http://www.die-unwertigen.de/wp-content/uploads/2009/10/DieUnwertigen_Swingjugend-1.jpg , Franz Winter Manche trugen Totenkopfringe und Gürtel mit Nägeln. Es gab gemischte Gruppen mit Jungen und Mädchen. Die Blume Edelweiß gab den Edelweißpiraten ihren Namen. 172 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Quelle: http://www.bo-alternativ.de/geschichtswerkstatt/edelweiss-piraten.jpg 4.4 Die Edelweißpiraten Kölner Edelweißpiraten bei einem Ausflug Mehr Fotos und Infos findest Du hier:80 Die Edelweißpiraten machten eigene Wanderungen und Ausfahrten. Dabei sangen sie verbotene Lieder, wie zum Beispiel: „Schwingt den Spaten der Edelweißpiraten, schlagt die Hitlerjugend entzwei.“81 Hier83 findest Du ein Video mit einem weiteren Lied von den Edelweißpiraten:. Im Video singt die Gruppe „Commandantes“. Manche Edelweißpiraten schrieben mit Kreide Parolen gegen die Nationalsozialisten an Häuser. Manche versteckten sogar Juden und Kriegsgefangene. Sie schrieben auch Flugblätter wie dieses: 80 http://bit.ly/Jugend, 15. März 2010. 82 http://bit.ly/aX0vUG, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 173 ss mit lu h c S h c li d n e t h „Mac e! der braunen Hord Berichte und Videos von ehemaligen Edelweißpiraten findest Du hier:85 sem Elend. ie d in m u n e m m Wir ko nsere Welt. u r h e m t h ic n t is Diese Welt andere Welt, e in e r fü n fe p m ä Wir müssen k Elend.“ m e s ie d in m u n e wir komm Schau bitte bei Lexikon Des-Eup Edelweißpiraten. Die Polizei verhaftete viele von ihnen. Viele wurden eingesperrt und gefoltert. Im Krieg wurde die Verfolgung schlimmer. Manche kamen in Konzentrationslager und wurden ermordet. Andere wurden als Soldaten in den Krieg geschickt. Nach dem Krieg bekamen ehemalige Edelweißpiraten kein Geld als Entschädigung. Manche Menschen sagten zu ihnen: „Eure Verfolgung war richtig.“ Erst seit ein paar Jahren werden sie als Opfer der Nationalsozialisten anerkannt.84 85 174 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://bit.ly/YIpfW, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 175 4.5 Die Swing-Jugend Ein Reim von Swing-Jugendlichen Swing-Musik war schon in der Weimarer Republik sehr beliebt. Die ersten Musiker kamen aus den USA. Swing-Jugendliche wurden Mädchen und Jungen genannt, die die Musik hörten. Quelle: http://www.die-unwertigen.de/wp-content/upIm Nationalsozialismus waren sie loads/2009/10/DieUnwertigen_Swingjugend-1.jpg nicht gern gesehen. Kurze Haare, große Ohren, so war die HJ geboren! Lange Haare, Tangoschritt Da kommt die HJ nicht mit! Oho, oho! Und man hört’s an jeder Eck’ 87 Die HJ muss wieder weg! Viele Swing-Jugendliche wollten einfach nur ihre Musik hören. Große Gruppen gab es in Berlin, Mitglieder der Swingjugend Frankfurt und Hamburg. Die Jugendlichen trugen längere Haare, karierte Jacken, Hut und Regenschirm. Sie trafen sich in Cafés oder Clubs. Oder sie machten private Partys mit Swing-Musik. Ein Beispiel für Swing-Musik kannst Du hier86 hören: Swing-Musik war nicht verboten. Cafés und Clubs spielten offiziell diese Musik. Die Lokale waren sehr gut besucht. Trotzdem passten die Swing-Jugendlichen nicht ins Bild von der ordentlichen und gehorsamen Hitlerjugend. 1941 wurden 300 Swing-Jugendliche verhaftet. Ihnen wurden die Haare abgeschnitten. Manche bekamen einen Verweis von der Schule. Die angeblichen Anführer kamen in Konzentrationslager.88 Mehr Infos und Bilder kannst Du hier89 sehen: 89 86 http://bit.ly/SwingMusik, 15. März 2010. 176 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://bit.ly/SwingJugend, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 177 Kenntnisstandfragen Was bedeuteten Widerstand und Verweigerung im Nationalsozialismus? Was waren die Folgen für die Menschen, die sich verweigerten oder Widerstand leisteten A: Schreibe bitte einige Namen von Personen auf, die im Nationalsozialismus Widerstand geleistet haben! Wie haben sie Widerstand geleistet? Was passierte mit Ihnen im Nationalsozialismus? E: Aus welchen Gründen fielen Menschen im Nationalsozialismus negativ auf? F: Kennst Du heute noch Menschen oder Gruppen, die gegen etwas Widerstand leisten? Schreibe die Gruppen bitte auf! Warum leisten sie Widerstand? Wogegen leisten sie Widerstand? Nenne bitte zwei Beispiele. B: Welche Gründe hatten Menschen im Nationalsozialismus für Widerstand und Verweigerung? G: Was denkst Du über Menschen, die wegen ihrer Überzeugung Widerstand leisten? C: Was spricht für Dich dafür, Widerstand zu leisten? Und was dagegen? I: Hättest Du im 2. Weltkrieg Widerstand geleistet? Warum? Warum nicht? Bitte begründe Deine Meinung! Diskutiere bitte mit der Gruppe. D: Wie war es, Widerstand zu leisten? Mit welchen Gefahren mussten die Menschen rechnen? J: Bei welcher Gruppe hättest Du am liebsten mitgemacht? Bei welcher am wenigsten gerne? Bitte begründe Deine Meinung! Diskutiere bitte mit der Gruppe. 178 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 179 Kenntnisstandfragen Aus dem fünften Flugblatt der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ vom Januar 1943 K: Lies bitte das Flugblatt der Weißen Rose! Was denkst Du über das Flugblatt? Diskutiere bitte mit den anderen: Was wollte die Gruppe mit dem Flugblatt erreichen? L: Lies bitte die Berichte der ehemaligen Edelweißpiraten ! Was denkst Du über die Aktionen der Edelweißpiraten? Welches Risiko gingen die Jugendlichen ein? „[…] Deutsche! Wollt Ihr und Eure Kinder dasselbe Schicksal erleiden, das den Juden widerfahren ist? gemessen werden Wollt Ihr mit dem gleichen Maße wie Eure Verführer? Sollen wir auf ewig das von aller Welt gehasste und ausgestoßene Volk sein? Nein! Darum trennt Euch termenschentum! von dem nationalsozialistischen Un Beweist durch die Tat, dass Ihr anders denkt! Ein neuer Befreiungskrieg bricht an. Der bessere Teil des Volkes kämpft auf unserer Seite. tigkeit, Zerreißt den Mantel der Gleichgül den Ihr um Euer Herz gelegt habt! Entscheidet Euch, ehe es zu spät ist! 180 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 181 Der imperialistische90 Machtgedanke muß, von welcher Seite er auch kommen möge, für allezeit unschädlich gemacht werden. Die Arbeiterschaft muss durch einen vernünftigen Soz ialismus93 aus ihrem Zustand niedrigster Skl averei befreit werde n. 91 Ein einseitiger preußischer Militarismus darf nie mehr zur Macht gelangen. Das Truggebilde der autarken94 Wi rtschaft muss in Europa verschwinden. Nur in großzügiger Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden geschaffen werden, auf welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der We lt! Jede zentralistische Gewalt, wie sie der preußische Staat in Deutschland und Europa auszuüben versucht hat, muss im Keime erstickt werden. Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses95, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür96 verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europas. [...]“97 Das kommende Deutschland 92 kann nur föderalistisch sein. Nur eine gesunde föderalistische Staatsordnung vermag heute noch das geschwächte Europa mit neuem Leben zu erfüllen. Imperialismus, Imperialistisch: ein Staat will sein Gebiet oder seine Macht immer weiter ausdehnen. 91 Preußischer Militarismus: Preußen war das größte Land im Deutschen Staat. Viele Preußen glaubten: Das Land kann seine Ziele nur mit einer starken Armee erreichen. 92 Föderalismus, föderalistisch: In einem föderalistischen Staat sind die Regionen sehr unabhängig von der zentralen Regierung. Sozialismus: Politische Überzeugung, die sich eine Gesellschaft wünscht, in der es wirkliche Freiheit und Gleichheit gibt. Sozialisten wollen die Herrschaft von Menschen über Menschen abschaffen. 93 Autarkie, autark: Unabhängig, selbstständig. 94 Freiheit des Bekenntnisses: Jemand darf seinen Glauben und seine Religion frei wählen. 95 Willkür, willkürlich: Jemand ist willkürlich, wenn er nur das macht, was er will. Er nimmt keine Rücksicht auf andere Menschen oder auf Regeln. 96 http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/weisserose5/index.html 182 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 92 90 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 183 ligen Edelweißpiraten Auszüge aus Gesprächen mit ehema “Was kann man machen? Einer hatte die Idee. eg” “Naziköpfe rollen nach dem Kri 98 Lokomotive. schreiben wir auf den Tender der Und schon zwei Abende später bei schweren Bombenangriffen stieg die Aktion. ”99 Der Zug ist auch damit losgefahren. “Im März/April 1944 haben wir jede Nacht den englischen Sender abgehört Informationen. und kriegten so immer die neusten Und dann machten wir Flugblätter auf Schuhkartons... ich: Die Texte waren ganz unterschiedl chsgrenzen. Die Amerikaner stehen an den Rei . Macht Schluss mit dem Scheiß-Krieg gemacht. Oder wir haben andere Flugblätter Ich entsinne mich an eines, da war Stalingrad gefallen, da steht Hitler zwischen Leichen und ist am Lachen, darunter stand: Ich fühle mich so frisch, es naht der Frühling.“100 “Ich habe die Jungen aufgefordert, gemeinsame Aktionen mit den Ehrenfeldern durchzuführen: wir brauchten Waffen, Munition, Lebensmittel, unter Umständen auch Geld. Die Nazi-Organisation in Köln müsse völlig durcheinandergebracht werden. Als Zielvorstellung schwebte uns vor, vor Ankunft der Amerikaner die Flucht der Parteigenossen und Gestapo-Beamten zu verhindern und die verantwortlichen Nazis den Amerikanern zu übergeben.”101 98 Tender: Vorratsbehälter an der Lok für Brennstoffe und Wasser. 99 http://www.shoahproject.org/widerstand/kids/shkids4.htm 100 http://www.shoahproject.org/widerstand/kids/shkids4.htm 101 http://www.shoahproject.org/widerstand/kids/shkids4.htm 184 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 185 5 Ausgrenzung S.188 5.1 Juden S.189 5.2 Sinti und Roma S.198 5.3 Andere Beispiele für Ausgrenzung 186 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft S.201 187 5 Ausgrenzung 5.1 Juden Hitler und seine Anhänger wollten eine deutsche Volksgemeinschaft. Aber nicht alle gehörten dazu. Juden wurden schon sehr lange ausgegrenzt. Der Hass auf Juden heißt Antisemitismus. Sie hatten oft nicht die gleichen Rechte wie ihre christlichen Nachbarn. Sie wurden aus Orten vertrieben. Wer wurde ausgegrenzt? Welche Gruppen wurden verfolgt? Was konnte ihnen passieren? Das Judentum ist eine eigene Religion wie das Christentum oder der Islam. Es gibt besondere Sitten und Bräuche. Mehr zur jüdischen Geschichte und Kultur findest Du hier:102 In Deutschland lebten 1933 etwa 500.000 Juden. Das war bei 60 Millionen Einwohnern nicht einmal ein Prozent der deutschen Bevölkerung. Im März 1933 organisierte die SA zum ersten Mal einen Boykott gegen jüdische Geschäfte. Deutsche sollten nicht bei Juden einkaufen. SA-Mitglieder verprügelten die Inhaber. Sie machten Regale und Waren kaputt. Die Nationalsozialisten führten 1933 den Ariernachweis ein. Damit legten sie fest, wer Jude war. 102 http://bit.ly/agBXu4, 15. März 2010. 188 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 189 Ein zerstörtes jüdisches Kaufhaus in München 1938 Doch wer war Jude? Und wer nicht? Das konnten sie niemandem ansehen. Deshalb mussten sie nach der Religion fragen. Ab Herbst 1935 gab es die Nürnberger Gesetze. Sie verboten zum Beispiel Beziehungen und Ehen zwischen „Juden“ und „Ariern“. Ab 1938 wurde die Lage von Juden in Deutschland noch viel schlimmer. Jüdische Geschäfte bekamen kaum noch Aufträge. Sie mussten den Staat über ihren gesamten Besitz informieren. Jüdische Schüler durften das Abitur nicht mehr mit ihren „arischen“ Mitschülern machen. Mitglieder der NSDAP und andere Antisemiten im ganzen Land zerstörten in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 jüdische Gotteshäuser. Die jüdischen Gotteshäuser heißen Synagogen. Die Nationalsozialisten verwüsteten Geschäfte und Wohnungen. Dieses Ereignis heißt auch Reichspogromnacht. Etwa 400 Juden wurden öffentlich ermordet. Manche begingen Selbstmord. Jüdische Frauen wurden vergewaltigt. Sehr viele Zuschauer beobachteten das Geschehen. Oder sie wurden selbst zu Tätern. Nur ganz wenige halfen ihren Nachbarn. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1979101-15 / Unknown / CC-BY-SA Quelle: Bundesarchiv, Bild 1192671-07 / Unknown / CC-BY-SA Sie sagten: „Juden sind Menschen mit Mutter, Vater oder Großeltern mit jüdischem Glauben.“ Tausende von Juden wurden danach festgenommen. Sie wurden durch die Städte geführt und in Konzentrationslager gebracht. Schaulustige vor einem zerstörten jüdischen Geschäft in Magdeburg 1938 190 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 191 Hier103 kannst Du einen Film über die Reichspogromnacht sehen: Hier kannst Du Beispiele für die Verfolgung von Juden sehen: Ein jüdischer Mann wird 1941 in Russland misshandelt. Wachmänner sehen zu. All das hatte ein Ziel: Die Juden sollten verschwinden. Von 500.000 Juden in Deutschland flüchteten bis 1938 mehr als die Hälfte ins Ausland. Danach wurde die Ausreise von Juden aus Deutschland verboten. 103 http://bit.ly/9FbpJo, 15. März 2010. 192 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Quelle: Bundesarchiv, Bild 101I-186-0160-12 / Franke / CC-BY-SA Nun durften Juden keine Läden mehr besitzen und keine Waren auf dem Markt anbieten. An Parkbänken gab es Schilder: „Nur für Deutsche“. Juden durften im Zug nicht im Schlafwagen oder im Speisewagen fahren. Hausbesitzer durften Wohnungen nicht mehr an Juden vermieten. Alle jüdischen Vereine wurden aufgelöst. Die meisten anderen starben in Lagern. Die Nationalsozialisten ermordeten etwa sechs Millionen Juden in Europa. Sie waren die größte Opfergruppe der Nationalsozialisten.104 Juden werden in Paris verhaftet. Sie kommen in ein Lager im August 1941. In den besetzten Gebieten mussten die Juden zuerst in Ghettos leben. Sie hatten wenig Platz und bekamen sehr wenig zu essen. Viele hatten keinen Strom und kaum Wasser. Es gab nicht genug sanitäre Einrichtungen. Viele Eingesperrte wurden krank. Aber sie bekamen kaum Medizin. Die Polizei durchsuchte regelmäßig die Wohnräume der Menschen und ihre Taschen. Quelle: Bundesarchiv, Bild 101I-1860160-12 / Franke / CC-BY-SA Quelle: Bundesarchiv, Bild 101I-1860160-12 / Franke / CC-BY-SA Jüdische Männer werden durch die Stadt Baden-Baden geführt. Schaulustige machen Fotos. Kinder stehen am Rand im November 1938 Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-B10920 / Wisch / CC-BY-SA Bewohner im Ghetto Litzmannstadt im Jahr 1941 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 193 Quelle: Bundesarchiv, Bild 101I-030-0780-10 / Kintscher / CC-BY-SA Durchsuchung im Ghetto der polnischen Stadt Krakau 1941 Die Nationalsozialisten nahmen keine Rücksicht auf private Sachen. Auch nicht auf den körperlichen Zustand: Kinder und sehr alte Menschen mussten hart arbeiten. Zwei alte Frauen im Ghetto Lublin im Dezember 1939 Aus den Ghettos wurden die Menschen in Konzentrationslager und Vernichtungslager gebracht. Aus unschuldigen Menschen wurden Häftlinge in den Lagern. Frauen und Männer wurden getrennt. Die noch arbeiten konnten, mussten Zwangsarbeit leisten. Die anderen wurden umgebracht. Quelle: Bundesarchiv, B 145 BildF051638-0714 / Unknown / CC-BY-SA Quelle: Bundesarchiv, Bild 183B05126 / Unknown / CC-BY-SA Sie arbeiteten in Bergwerken, in Steinbrüchen und in Fabriken für die Industrie. Die Häftlinge in den Konzentrationslagern bekamen kein Geld für ihre Arbeit. Große Firmen wie Krupp und IG Farben nutzten die Zwangsarbeiter aus. Die Firmen zahlten den Nationalsozialisten eine „Miete“ für jeden dieser Zwangsarbeiter. Wer die Arbeit nicht schaffte oder sich beschwerte, Jüdische Männer bei der Zwangsarbeit in Polen im Oktober 1941 wurde hart bestraft oder sogar umgebracht. Die Arbeiter hatten keine Rechte.105 Sehr bekannt ist der Aufstand im Ghetto von Warschau 1943. Etwa 750 Menschen kämpften mit Waffen. Sie wehrten sich gegen ihren Transport in die Lager. Sie wollten die Polizei und die SS vertreiben. Die Kämpfe dauerten vier Wochen. Im Mai 1943 wurde der Aufstand von der SS beendet. Nur sehr wenige der Kämpfer überlebten. Die Zwangsarbeit war sehr schwer. Die Häftlinge mussten schwere körperliche Arbeit leisten. Gleichzeitig bekamen sie viel zu wenig Essen. Sie hatten keine warme Kleidung. Die Häftlinge mussten in der Rüstung arbeiten. Sie stellten Waffen und Munition her. Hier106 kannst Du einen Film über den Aufstand im Warschauer Ghetto ansehen: 194 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 106 http://bit.ly/dAoVPj, 15. März 2010. 195 Aufgaben A: Welche Nachteile hatten Juden im täglichen Leben? F: Was meinst Du? Was durften sie nicht? Darf man Menschen zur Arbeit zwingen? Was darf man Menschen zumuten? Und was nicht? Bitte begründe Deine Meinung! B: Was war ein Ghetto? Wer lebte dort? Was passierte dort? C: Welche Probleme hatten die Menschen in den jüdischen Ghettos? Bitte nenne drei Beispiele! D: Wer musste Zwangsarbeit leisten? Was waren das für Arbeiten? E: Warum sollten die Menschen Zwangsarbeiten verrichten? 196 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 197 5.2 Sinti und Roma Ab 1935 errichteten die Nationalsozialisten Lager für Sinti und Roma. Dort wurden die Menschen festgehalten. Zum Beispiel gab es bei den Olympischen Spielen 1936 eine Aktion mit dem Namen „Berlin ohne Zigeuner“. 600 Sinti und Roma wurden verhaftet. Sie wurden in ein Lager in Berlin-Marzahn gebracht. In den Lagern war es eng und dreckig. Das Essen war sehr schlecht. Ursprünglich kamen Sinti und Roma aus Indien. Etwa seit dem Jahr 1400 leben sie in Europa. Sie mussten oft in eigenen Siedlungen leben. Es gab immer sehr viele Vorurteile. Man sagte: „Sie sind faul und kriminell.“ Sinti und Roma werden gezwungen, in solchen Lagern zu leben wie hier in Düsseldorf 1937. Quelle: Bundesarchiv, R 165 Bild-244-42 / Unknown / CC-BY-SA In Deutschland gab es 1933 etwa 30.000 Sinti und Roma. Ihre Rechte wurden stark eingeschränkt. Ehen zwischen „Zigeunern“ und „Ariern“ waren verboten. Viele Sinti und Roma wurden unfruchtbar gemacht. Sie konnten dann keine Kinder mehr bekommen oder zeugen. Auf diese Weise sollten die Sinti und Roma aussterben. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1986044-07 / Unknown / CC-BY-SA Sinti und Roma werden noch heute oft Zigeuner genannt. Viele Sinti und Roma möchten nicht so genannt werden. Das Wort Zigeuner klingt für sie abfällig. Im 2. Weltkrieg wurden viele Sinti und Roma in Lager gebracht. Hier mussten sie Zwangsarbeit leisten. Jeder Fluchtversuch wurde schwer bestraft. Oft mit dem Tod. Sinti und Roma werden im Mai 1940 durch den Ort Asperg geführt. Sie werden mit Zügen in ein Lager gebracht. 198 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 199 5.3 Andere Beispiele für Ausgrenzung 1943 wurden 20.000 Sinti und Roma nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Viele starben sofort in den Gaskammern. Gaskammern waren besondere Räume in den Vernichtungslagern, in denen die SS-Männer massenweise Menschen durch Giftgas töteten. Viele Häftlinge starben auch durch Hunger und Krankheiten. Durch Folter und medizinische Versuche. Die Verfolgung von Sinti und Roma war 1945 nicht zu Ende. Die wenigen Überlebenden trafen immer noch auf Ablehnung. Sie wurden von der Polizei überwacht. Geld als Entschädigung für ihr Leid bekommen sie erst seit dem Jahr 1981.107 Auch heute noch werden Sinti und Roma in vielen Ländern verfolgt. Menschen behaupten immer noch: „Die Zigeuner sind dreckig und faul!“ Mehr Infos findest Du hier: 108 Sehr viele Gruppen von Menschen waren im Nationalsozialismus nicht erwünscht. Das waren nicht nur Juden, Sinti und Roma. Auch so genannte „Asoziale“ oder „Arbeitsscheue“, Behinderte und Kranke, Homosexuelle und Zeugen Jehovas. Kranke und Behinderte Die Nationalsozialisten sagten: „Die Deutschen sind die wertvollsten Menschen. Sie sind gesund, stark und klug. Menschen mit Krankheiten und Behinderungen sind nicht viel Wert. Sie können nicht arbeiten und kosten nur Geld.“ Die Nationalsozialisten behaupteten: „Behinderungen werden vererbt.“ Viele Menschen mit Krankheiten und Behinderungen wurden darum im Dritten Reich unfruchtbar gemacht. Sie konnten dann keine Kinder mehr bekommen. Die Nationalsozialisten behaupteten später: „Das Leben der Kranken und Behinderten ist nicht lebenswert. Der Tod ist besser für sie.“ 108 http://bit.ly/SintiRoma, 15. März 2010. 200 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 201 Den Mord an Kranken und Behinderten nannten die Nationalsozialisten: „Euthanasie“. Euthanasie bedeutet eigentlich „schöner, leichter Tod“. Ärzte führten die Morde aus. Sie machten das meist freiwillig. Die Ärzte töteten die behinderten Menschen mit einer Überdosis Medikamente oder durch Giftspritzen. Einige Ärzte benutzten Elektroschock-Geräte. Die behinderten Menschen wurden auch mit Giftgas getötet. Die Familien bekamen eine Nachricht über den Tod. Auch Kinder wurden getötet.109 202 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Homosexuelle Ein Mensch ist homosexuell, wenn er einen Menschen des gleichen Geschlechts liebt. Frauen, die Frauen lieben, werden Lesben genannt. Männer, die Männer lieben, werden Schwule genannt. Homosexuelle wurden nicht nur im Nationalsozialismus ausgegrenzt. Homosexualität war lange keine Privatsache. Es hieß: „Homosexuelle sind eine Gefahr. Sie gründen keine Familien und bekommen keine Kinder.“ Deshalb machten die Nationalsozialisten strenge Gesetze gegen sie. Im Nationalsozialismus wurden männliche Homosexuelle oft in Konzentrationslager gebracht. Die Zahl der Opfer liegt zwischen 5.000 und 15.000.110 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 203 Homosexuelle Frauen und Männer wurden auch nach dem 2. Weltkrieg ausgegrenzt. Die ehemaligen Häftlinge bekamen kein Geld als Entschädigung. Bis zum Jahr 1969 konnten homosexuelle Männer in Deutschland noch mit Gefängnis bestraft werden. Nur weil sie schwul waren und ihre Liebe auslebten. Es gibt immer noch viele Menschen, die Vorurteile haben und Homosexualität ablehnen.111 „Asoziale“ und „Arbeitsscheue“ Die Nationalsozialisten nannten Menschen ohne geregelte Arbeit „Asoziale“ oder „Arbeitsscheue“. Dazu sollten Landstreicher, Bettler und Prostituierte gehören. Aber auch Sinti und Roma, Trinker und Personen mit Geschlechtskrankheiten. Auch Arbeitslose konnten verdächtigt werden, „arbeitsscheu“ zu sein. Ab 1937 wurden mehr als 10.000 von ihnen in Konzentrationslager verschleppt. Dort mussten sie schwere Zwangsarbeit leisten. Angeblich war auch das Asozial-Sein vererbbar. Viele wurden unfruchtbar gemacht. Die Opfer bekamen nach 1945 keine Entschädigung. Und sie wurden weiter ausgegrenzt.112 http://tinyurl.com/y2pd967 112 204 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 205 Zeugen Jehovas Kenntnisstandfragen Die Zeugen Jehovas sind eine religiöse Gruppe. Sie werden auch Bibelforscher genannt. Sie wollten nicht als Soldaten in den Krieg. Sie zeigten nicht den Hitlergruß. Die Nationalsozialisten haben sie deshalb verboten. Viele wurden in Konzentrationslager gesperrt und ermordet. Wer wurde ausgegrenzt? Was passierte mit den Ausgegrenzten? Wie ging es den Ausgegrenzten dabei A: Welche Gruppen wurden im Nationalsozialismus ausgegrenzt? Warum wurden die Gruppen ausgegrenzt Andersdenkende Die Nationalsozialisten erklärten viele Menschen zu ihren Feinden. Zum Beispiel Linke und Gebildete, die über den Nationalsozialismus diskutierten, Anführer und Mitglieder der Gewerkschaften, und überzeugte Demokraten. Sie waren Andersdenkende im Nationalsozialismus. Die Nationalsozialisten sagten: „Andersdenkende müssen aus der deutschen Volksgemeinschaft ausgeschlossen werden.“ B: Was machten die Nationalsozialisten mit den Ausgegrenzten? C: Was denkst Du darüber? Bitte begründe Deine Meinung. Andersdenkende waren gegen Hitler und die Nationalsozialismus. Viele kamen in Konzentrationslager. Viele Opfer bekamen nach 1945 keine Entschädigung. 206 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 207 D: Erinnerst Du Dich an Situationen, in denen andere oder Du selbst nicht „dazugehören“ durften? Wie ging es Dir dabei? Wie bist Du damit umgegangen G: Wie werden behinderte Menschen heute in Deutschland behandelt? H: Wie fühlen sich Menschen, die ausgegrenzt werden? E: Was bedeutet das Wort Jude? Was ist das Judentum? F: Gibt es heute noch Menschen, die aus unserer Gesellschaft ausgegrenzt werden? Welche kennst Du? Was meinst Du, warum sie ausgegrenzt werden? I: Warum haben die Nationalsozialisten behinderte Menschen ausgegrenzt? J: Was denkst Du darüber? Bitte begründe Deine Meinung. K: Wie gehen Menschen heute mit Homosexualität und Homosexuellen um? Überlege Dir bitte ein paar Beispiele! 208 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 209 L: Ist es für Dich ok, schwul zu sein? Ist es für dich ok, lesbisch zu sein? Bitte begründe Deine Meinung. P: Wie fühlen sich die Schwulen und Lesben bei den Sprüchen, die sie über sich hören? Zeitzeugen: M: Kennst Du Menschen, die über Lesben anders denken als über Schwule? Kannst Du Dir vorstellen, warum das so ist? Bitte schreibe Deine Gedanken auf. N: Was denkst Du über Homosexuelle? O: Kennst du Beleidigungen für Homosexuelle oder Sprüche gegen sie? Welche sind das? 210 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Q: Wie geht es den ausgegrenzten Personen? Welche Gefühle haben sie? Was vermissen sie am meisten? R: Schau Dir bitte die Bilder im Kapitel Ausgrenzung an! Bitte suche Dir ein Bild aus! Stelle das Bild den anderen aus der Gruppe vor! Bitte beschreibe, was darauf zu sehen ist und warum Du es ausgesucht hast! S: Welche Ausgrenzung haben Juden erfahren? Erstellt bitte in der Gruppe ein Plakat dazu! Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 211 T: Fast jeder von Euch kennt solche Situationen: U: Gruppenaufgabe „Ausgrenzung“ Unter dem Motto: „Du kommst hier nicht rein!“ bekommen Menschen keinen Zugang zu einer Einrichtung oder einer Gruppe. Bitte überlegt Euch in Gruppen, was man erfüllen muss, um „reinzukommen“! Was verhindert, dass man aufgenommen wird? Beispiele für Situationen können sein: Sportverein, Disko, Ausbildung, Freundeskreis, Wohnungssuche. Erstellt bitte gemeinsam ein Plakat zu einem Beispiel! 212 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 213 Zeitzeugen erinnern sich an den Boykott der jüdischen Geschäfte am 1. April 1933. Beispiel 1 Gerhard D. war 1933 fünf Jahre alt. Er erlebte am 1. April 1933 den Boykott der jüdischen Geschäfte in der Stadt Baden-Baden. Er schreibt über dieses Erlebnis: „Durch die Menge der Zuschauer drängten wir uns nach vorn. Einige sehen uns stirnrunzelnd an, andere gelassen oder verstört. Aber es sind auch manche dabei, die grinsen, als bereite ihnen das Schauspiel Vergnügen. die Beine in glänzenden schwarzen Stiefeln, unbeweglich wie Statuen. Neben ihnen, an Stöcken befestigt, große Schilder mit Wörtern, die ich nicht lesen kann und trotzdem verstehe. Hochgeschossene Jungen, ein gutes Stück größer als ich, rufen die Parolen aus, ältere Leute in muffigen, abgetragenen Kleidern murmelnd, zustimmend oder kopfschüttelnd. ’Kauft nicht bei Juden, sie sind euer Unglück’ und ‚Die Juden verderben das Volk, Deutsche wehrt euch’. Herr Kindler vom Bekleidungsgeschäft um die Ecke ist unter ihnen. Mit gespreizten Beinen, die Hände in die Hüften gestemmt, steht er in der ersten Reihe und auf seiner Lederjacke glänzt das rote Abzeichen mit dem Hakenkreuz. An beiden Seiten der Eingangstür stehen stämmige Männer in brauner Uniform […], Die großen Schaufensterscheiben sind verschmiert, mit Davidsternen aus tropfendem Kalk [...]. 214 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Mutter wagt sich keinen Schritt mehr vor. Aber der andere SA-Mann hat uns erkannt und sagt […]: ’Gehen sie nur rein, gnädige Frau, wir verhelfen ihnen bald zur Pleite’ [...]. 215 Dutzende Blicke verfolgen uns mit kühler, spöttischer Gleichgültigkeit oder wenden sich ab, als wir mit klopfenden Herzen und bleiernen Füßen die weißverschmierte Ladentür erreichen. Herr Kindler grüßt uns mit einem gemeinen Grinsen und mir wird schlecht vor Angst.“ Quelle: http://www.kidsweb.de/religionen_spezial/ judentum/david_stern.gif Der Davidstern ist das Zeichen für den Zusammenhalt der Juden. Er besteht aus zwei Dreiecken. Die Dreiecke erinnern an den griechischen Großbuchstaben Delta Δ und stehen für den Anfangsbuchstaben des Namens David. David war der zweite König der Juden. Zeitzeugen erinnern sich an den Boykott der jüdischen Geschäfte am 1. April 1933. Beispiel 2 Ein jüdischer Mann aus Hamburg war am 1.April 1933 in die Innenstadt unterwegs und schildert es so: „Ich war sehr deutsch eingestellt, ich konnte das alles nicht begreifen… Ich stieg hier [Osterstraße] in die Straßenbahn ein, fuhr bis Stephansplatz. Da standen schon die SA-Leute mit Flugblättern: ’Juden, Schmarotzer am deutschen Volk, Blutsauger!’ und all diese schönen Verse. 216 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 217 Ich steckte den Zettel ein, aber dann... packte mich die Wut, so dass ich den Zettel nahm und dem SA-Mann vor die Füße warf. Das war natürlich eine Dummheit. Es hat mich einfach so gepackt. Einer warf mich um, einer traf mich mit den schweren Stiefeln am Kopf. Er sagte aber: ’Ich habe das beobachtet, wie konnten sie so etwas machen? Sie nehmen ein Taxi und fahren zum nächsten Arzt.’ Das war hochanständig. Ich kam ins Krankenhaus und so weiter. Schließlich hat mir dieser Mann auch gesagt, die Burschen kennen mich, die wollen mich am nächsten Tag verhaften.“113 Ich war schon halb weg [bewusstlos], da kam ein größerer Herr und sagte zu dem SA-Mann: ’Gib mir den Burschen, ich werde ihn mir schon kaufen!’ Er fasste mich am Kragen und schleifte mich in ein Haus. Ich dachte, jetzt ist es ganz vorbei, jetzt kann der mit mir machen, was er will! 113 218 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://www.judentum-projekt.de/geschichte/nsverfolgung/disk/index.html, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 219 Die Reichspogromnacht 1938 und die Deportation von Juden Victor Klemperer wurde 1881 als achtes Kind eines jüdischen Geistlichen geboren. Im Judentum nennt man Geistliche Rabbiner. Victor Klemperer arbeitete als Journalist und studierte Romanistik. 1912 trat Klemperer zum evangelischen Glauben über und meldete sich im Ersten Weltkrieg freiwillig zur Armee. 1920 wurde er Professor für Romanistik an der Technischen Universität in Dresden. Ab 1935 durfte er jedoch nicht mehr an der Universität unterrichten, denn nach Überzeugung der Nationalsozialisten war er Jude. Der Verschleppung in ein Lager entging er. Besonders aus einem Grund: Weil er mit einer „Deutschen“ verheiratet war. Klemperer schrieb sein Leben lang Tagebuch. Auszüge aus diesem Tagebuch: 2. Dezember 1938 „Am Sonntag, 13.11., fuhren wir nach Leipzig zu Trude Öhlmann [...]. Sie erzählte, wie in Leipzig die SA angetreten sei, Benzin in die Synagoge und ein jüdisches Warenhaus gegossen habe, wie die Feuerwehr nur die umliegenden Gebäude schützen durfte, den Brand aber nicht zu bekämpfen hatte, wie man dann den Warenhausbesitzer als Brandstifter und Versicherungsbetrüger verhaftete […]. Er wurde aus seinem Haus vertrieben und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Er musste ab 1940 in einem „Judenhaus“ in Dresden wohnen. Trude zeigte uns ein offenes Erkerfenster ihr gegenüber. So steht es seit Tagen offen, die Leute sind „geholt“ worden. Sie weinte, als wir abfuhren. Unterwegs gaben Evas Nerven immer mehr nach; ein Abendbrot in Meißen half wenig, zu Haus bekam sie einen Schreikrampf […].“ 220 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 221 3. Dezember 1938, Sonnabend Heute ist der „Tag der deutschen Solidarität “.115 Ausgehverbot für Juden von zwölf bis zwanzig. Wie ich eben um halb zwölf zum Briefkasten und zum Krämer116 ging, wo ich warten musste, hatte ich richtige Herzbeklemmungen. Ich ertrage es nicht mehr. Aber es war anders als vor einem Jahr. Der Mann war in fassungsloser Erregung, ich musste ihn beruhigen. Er streichelte mir immerfort die Hand, er konnte die Tränen nicht unterdrücken, er stammelte: Es kocht in mir […].“ Gestern Abend Anordnung des Innenministers, die Ortsbehörden könnten fortan von sich aus den Juden zeitliche und örtliche Beschränkungen im Straßenverkehr auflegen. Gestern Nachmittag auf der Bibliothek der Ausleihbeamte, Striege oder Striegel […]: Ich solle doch mit ihm in das hintere Zimmer kommen. So hatte er mir vor einem Jahr das Verbot des Lesesaals angezeigt, so zeigte er mir jetzt das gänzliche Verbot der Bibliothek […] an. 115 Am Tag der Nationalen Solidarität sammelten bekannte Parteimitglieder und Künstler Spenden für das Winterhilfswerk. Die Spendenaktionen kamen bedürftigen „Volksgenossen“ zu Gute und sollte das Gemeinschaftsgefühl der „Volksgemeinschaft“ stärken. 116 Krämer: Ein anderes Wort für Händler 222 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 223 13. November 1942, Freitag gegen Abend „Am Nachmittag brachten Fränkel und Frau Ziegler als Gewissheit heim, was schon seit einer Weile als Gerücht kursierte: Die jüdischen Arbeiter bei Zeiss-Ikon117, etwa dreihundert von den noch in Dresden befindlichen sechshundert Juden, kommen in die Baracken118. Das läuft auf eine tatsächliche Evakuierung119 hinaus und man hält sie dann wie Gefangene: […] keine Bücher, keine Zeitungen, keine Kommunikation mit der Welt.... Man wird eben stumpf und mürbe, man möchte nur noch das nackte Leben retten.“120 117 Zeiss-Ikon war ein wichtiger Hersteller für Kameras in Dresden. 118 Baracken sind sehr einfache Häuser, in denen Menschen meist für kurze Zeit untergebracht sind. 119 Bei einer Evakuierung werden Menschen aus einem Haus oder einem Gebiet geholt. Eigentlich dient die Evakuierung ihrer Sicherheit. Bei den Nationalsozialisten bedeutete Evakuierung häufig Verschleppung und Haft in einem Konzentrationslager. 120 http://www.kerber-net.de/literatur/deutsch/reflexio/klemperer_lti/lti/LTI_Klemperer_Tagebuch_Auszug.pdf 224 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 225 6 Lager und Massenmord 6.1 Konzentrationslager 6.2 Vernichtungslager 6.3 Lager für Jugendliche 226 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft S.228 S.236 S.250 227 6.1 Konzentrationslager Schon 1933 wurden die ersten Konzentrationslager eingerichtet. Politische Gegner, Kritiker und Unangepasste wurden eingesperrt. Sie hatten eine Nachricht nach Hause bekommen. Sie sollten sich bei der Polizei melden. Oder sie wurden aus ihrer Wohnung geschleppt. Dann kamen sie in ein Konzentrationslager. Konzentrationslager werden mit den Buchstaben KZ abgekürzt. Die politischen Gegner der Nationalsozialisten sollten aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen werden. Viele sollten in den ersten Konzentrationslagern umerzogen werden. Die Lager waren mit Stacheldraht eingezäunt. Der Zaun war elektrisch geladen. Die Häftlinge wurden von Wachen der SS und der SA bewacht. Sie mussten stundenlang auf einem Appellplatz stehen. Einige Häftlinge starben an Misshandlungen oder sie wurden erschossen. Die Häftlinge mussten auch Zwangsarbeit leisten. Zum Beispiel mussten Häftlinge im Emsland, im Nordwesten von Deutschland, die feuchten Moore trocken legen. Sie bekamen keine ordentliche Arbeitskleidung. Sie hatten auch keine geeigneten Arbeitsgeräte. Sie wurden dabei von den Wachen genau beobachtet. Die Häftlinge im Lager Börgermoor im Emsland sangen ein Lied: „Die Moorsoldaten“. Sie wollten sich damit gegenseitig Mut machen. Das Lied verbreitete sich bald auch in vielen anderen Lagern. Du kannst das Lied hier hören:65 Der Sänger im Video ist der deutsche Liedermacher Hannes Wader. Viele Häftlinge wurden verprügelt oder erschossen, wenn sie vor Schwäche nicht mehr arbeiten konnten. Aber die frühen Konzentrationslager waren keine Vernichtungslager. 65 http://bit.ly/MPxmB, 15. März 2010. 228 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 229 Konzentrationslager waren zum Beispiel: Dachau bei München Sachsenhausen bei Berlin Buchenwald bei Weimar Flossenbürg in Bayern Ravensbrück bei Berlin Neuengamme bei Hamburg Mauthausen in Österreich Ein Überlebender von Auschwitz zeigt die Nummer, die ihm die SS eintätowierte. Quelle: Bundesarchiv, Bild 152-21-05 / Friedrich Franz Bauer / CC-BY-SA Quelle: Bundesarchiv, Bild 152-26-27 / Friedrich Franz Bauer / CC-BY-SA Quelle: Air-Force, Rudy Purificato, Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Auschwitz_survivor_displays_tattoo_detail.jpg?uselang=de Das Bild zeigt Häftlinge im Lager Dachau im Juli 1938. Hinten im Bild sind die Baracken. Die Häftlinge mussten an ihrer Kleidung Zeichen tragen. Das waren kleine Dreiecke aus Stoff. Die Dreiecke hatten verschiedene Farben. Die Wachleute sollten erkennen können, aus welchem Grund die Häftlinge im Lager waren. Die Häftlinge sollten keine Menschen mehr sein, sondern nur noch namenlose Außenseiter. Häftlinge beim Appell in Dachau im Juni 1938 Hier 66kannst Du die verschiedenen Zeichen sehen: Ehemalige Häftlinge aus dem Frauen-Lager Ravensbrück sprechen hier67 über ihre Erlebnisse: Konzentrationslager bestanden meistens aus Haupt-Lagern und Außen-Lagern. Jedes Haupt-Lager hatte Außen-Lager. Buchenwald zum Beispiel hatte 1944 mehr als 60 Außen-Lager. In den Lagern war sehr wenig Platz. Die Menschen lebten meistens in sehr einfachen Baracken aus Holz. Nirgends war man ungestört. 66 http://bit.ly/Zeichen, 15. März 2010. 67 http://bit.ly/Ravensbr, 15. März 2010. 230 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 231 In Buchenwald waren viele Jugendliche eingesperrt. Jeder Dritte war jünger als 21 Jahre. Ihr Leben hing davon ab, ob sie Zwangsarbeit leisten konnten. Heute gibt es in vielen Orten in Deutschland Gedenkstätten. Sie erinnern an die Opfer der Verbrechen. Sie sammeln Bilder und Aufzeichnungen über die Verbrechen. Kenntnisstandfragen Welche Formen von Lagern gab es? Was passierte dort? A: Welche Namen von Lagern kennst Du? Hier68 findest Du die Seite der Gedenkstätte Buchenwald. Dort gibt es einen Bericht über Kinder und Jugendliche: B: Was war ein Konzentrationslager? Hier69 findest Du einen interessanten Beitrag im Radio über das ehemalige KZ Flossenbürg in Bayern: C: Was passierte in diesen Lagern? 68 http://bit.ly/Buchenwa, 15. März 2010. 69 http://bit.ly/aS6EQy, 15. März 2010. 232 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 233 D: Gab es in der Nähe deines Wohnortes ein Lager? E: Die Gefangenen in den Lagern hatten bestimmte „Abzeichen“. Gibt es dort eine Gedenkstätte? Bitte schaue auf diesen Seite nach, Warst Du schon einmal in der Gedenkstätte? welche unterschiedlichen „Kennzeichnungen“ Oder hast Du vielleicht schon eine andere Gedenkstätte besucht? es für die Gefangenen gab: Wie hast Du den Besuch erlebt? http://bit.ly/b1wzCB70 und http://bit.ly/bB9w2Q71. Was fandest Du gut? Hat dir etwas nicht gefallen? Erstelle ein Plakat mit den verschiedenen „Abzeichen“! Stelle den anderen bitte deine Ergebnisse vor! Schreibe bitte auf, für wen die Abzeichen benutzt wurden! 70 71 234 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://bit.ly/b1wzCB, 15. März 2010. http://bit.ly/bB9w2Q, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 235 6.2 Vernichtungslager Was war der Unterschied zwischen einem Konzentrationslager und einem Vernichtungslager? Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fotothek_df_pk_0000125_005.jpg In Konzentrationslagern wurden die Häftlinge sehr schlecht behandelt. Sie mussten Zwangsarbeit leisten. In Vernichtungslager wurden Menschen verschleppt, um sofort umgebracht zu werden. Mehrere 100.000 Menschen wurden mit Gift-Gas getötet. Die SS benutzte die giftigen Gase Zyklon B und Kohlenmonoxid. Die Leichen wurden in Öfen verbrannt. Das Bild zeigt Überreste von toten Häftlingen vor den Verbrennungsöfen im Vernichtungslager Majdanek. Das Foto wurde 1945 aufgenommen. 236 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Auschwitz war ein Konzentrationslager und ein Vernichtungslager. Manche Opfer hatten eine Nachricht nach Hause bekommen. Sie sollten zu einem Platz in ihrem Wohnort kommen. Oder sie wurden mit Gewalt aus ihren Wohnungen verschleppt. Die SS behauptete: „Ihr kommt nach Osteuropa und bekommt dort neue Wohnungen und Arbeit.“ Doch sie fuhren mit Zügen in die Vernichtungslager. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-684310005 / Unknown / CC-BY-SA Im 2. Weltkrieg gründete die SS in den von Deutschland besetzten Gebieten mehrere Vernichtungslager. Die ankommenden Häftlinge wurden aufgeteilt. Es wurde geguckt: Wer kann arbeiten? Und wer nicht? Sie mussten sich erst ausziehen. Dann wurde ihnen der Kopf kahl rasiert. Menschen werden in einen Zug Ihre eigenen Sachen durften sie nicht be- gesperrt. Der Zug ist auf dem Weg halten. Die Häftlinge sollten alle gleich aussehen. in ein Vernichtungslager. Sie mussten ganz einfache gestreifte Anzüge tragen. Im Winter war das sehr, sehr kalt. Die Häftlinge wurden nicht mehr mit ihrem Namen angesprochen. Sie bekamen nur noch eine Nummer. Diese Nummer wurde den Häftlingen meist tätowiert. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 237 Quelle: http://www.hagalil.com/deutschland/ ost/judentum/images/Selektion%20auf%20 der%20Rampe%20in%20Auschwitz.JPG Aufgaben A: Schau Dir den Film über das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau an: http://bit.ly/aP9b5Z 74 Wie wirkt der Film auf Dich? Was beeindruckt Dich besonders? Was stört Dich? Wie hättest Du reagiert? Bitte schreibe einige Punkte zu den Fragen auf und begründe Deine Meinung. Diese jüdischen Häftlinge müssen sich in Auschwitz von einem SS-Mann untersuchen lassen. Die Häftlinge, die nicht arbeiten konnten, wurden sofort in Gaswagen und Gaskammern getötet. Das waren zum Beispiel alte Menschen, Kinder oder schwangere Frauen. Die Kräftigeren mussten sehr schwer arbeiten. B:Was war der Unterschied zwischen einem Konzentrationslager und einem Vernichtungslager? Forscher schätzen: Mehr als drei Millionen Menschen sind in den Vernichtungslagern gestorben.66 C: Was passierte mit den Menschen, die in einem Vernichtungslager ankamen Die Karte von Europa zeigt die Orte, an denen Vernichtungslager waren: http://bit.ly/Lagersys72 Hier kannst Du einen Film über die Verbrechen der Nationalsozialisten in den Vernichtungslagern sehen: http://bit.ly/ctOZ81.73 74 72 http://bit.ly/Lagersys, 15. März 2010. 73 http://bit.ly/ctOZ81, 15. März 2010. 238 D: Wie viele Menschen starben in den Vernichtungslagern? Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://bit.ly/aP9b5Z, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 239 Zeitzeugen: E: Lies bitte die Erinnerungen von ehemaligen Häftlingen. In der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Wie fühlen sich die Eingesperrten? Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Was erleben sie? treffen sich ehemalige Verfolgte der Nationalsozialisten, Welchen Eindruck machen die Erzählungen über die Lager auf Dich? Menschen, die im Widerstand waren und Antifaschisten aller Generationen miteinander. Die Abkürzung ist VVN-BdA. Der Verein benutzt das rote Dreieck für politisch Verfolgte noch heute. Schaue Dich bitte auf der Internetseite des Vereins um! Bitte erstelle ein Plakat über den Verein! Dabei können Dir diese Fragen helfen: Wer gründete die VVN-BdA? Welche Ziele hat die VVN-BdA? Was macht die VVN-BdA? http://www.vvn-bda.de/ 240 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 241 Ein ehemaliger jüdischer Häftling berichtet von seiner Ankunft im Konzentrationslager Bergen-Belsen: Im Kriegsjahr 1943 war Louis Tas mit seinen Eltern in das Durchgangslager Westerbork gebracht worden. Das Lager war da, wo heute die Niederlande sind. 1944 wurde die Familie nach Bergen-Belsen deportiert. Sie kam in das so genannte Austauschlager, in dem bessere Bedingungen als im Rest des Lagers herrschten. Die Nationalsozialisten hofften, die Häftlinge des Austauschlagers gegen gefangene Deutsche im Ausland austauschen zu können. Im Lager konnte Louis auch Tagebuch schreiben. Im April 1945 wurde die Familie Tas aus Bergen-Belsen mit dem Zug evakuiert. Der Zug wurde in Tröbitz, Brandenburg von Soldaten der sowjetischen Armee befreit. „Die Ankunft in Bergen-Belsen: Ein guter Nieselregen machte den Anblick der graugrünen Baracken mit ihren kleinen Fensteröffnungen, davor die mit Hilfe von Stöcken offen oder geschlossen gehaltenen Läden, die Baracken umgeben von Stacheldraht und den von überall sichtbaren Wachttürmen, sehr beängstigend. Als der Schlagbaum75 hinter uns zufiel, warfen meine Mutter und ich uns einen Blick zu, der sagte: Wir sitzen in der Falle und kommen nie mehr raus. Ein widerwärtiger Steckrübengeruch erfüllte die Luft. Die wenigen Juden, die wir sahen, schienen bereits vom Tod gezeichnet zu sein, obwohl sie nur einen Monat vor uns deportiert worden waren. […]“76 Sein Tagebuch veröffentlichte er zum ersten Mal 1965 in den Niederlanden unter dem Pseudonym Loden Vogel. 75 Schlagbaum ist ein anderes Wort für Schranke. 76 Vogel, Loden: Tagebuch aus einem Lager. Göttingen 2002, S.13. 242 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 243 Eine Sinta berichtet von ihren Erfahrungen im Sammellager Maxglan, Österreich und im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Rosa Winter wurde 1923 geboren und stammt aus einer Familie reisender Sinti. Im Alter von 15 Jahren wurde sie in das Sammellager Maxglan bei Salzburg gebracht. Anschließend wurde sie nach Ravensbrück deportiert. Rosa Winter hat als einzige ihrer Familie den Massenmord an den Sinti und Roma überlebt. „Wenn ich keine Zigeunerin gewesen wär, wär ich ja nicht ins KZ gekommen. Ich hab keine Vorstrafen gehabt, gar nichts, ich war noch ein Kind. Nur wegen der Rasse sind wir hineingekommen, weil wir Zigeuner sind. […] Vor 1938 waren wir da und dort, im ganzen Österreich sind wir herumgezogen. Wie dann der Hitler gekommen ist, sind wir in Salzburg gewesen, meinen Vater habens gleich genommen und nach Dachau gebracht. 244 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Wir haben noch keine Ahnung gehabt, was dort ist. So fünfzehn, sechzehn Jahre bin ich damals gewesen. Einmal, in der Früh, sind wir aufgestanden und der ganze Platz war umstellt, von der Polizei und von Kriminalisten. Alles aufstehen, hat es geheißen, und mitgehen, wir kommen weg. Auf Lastautos habens uns rauf, ganze Familien, die dort gewohnt haben. In Salzburg haben sie uns auf eine Rennbahn, in Boxen hinein. Wo sonst ein Pferd drinnen ist, waren wir zwei, drei Familien. Später ist in Maxglan ein Lager aufgemacht worden. Wieder haben sie die Leute in solche Boxen hinein, familienweise. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 245 Oh Gott, von kreuz und quer sind die Menschen dorthin geschickt worden. Zusammengesammelt und weiter verschickt. Arbeiten mussten wir dort, schwere Arbeit, Straßen bauen. Gearbeitet hast du genug, aber Geld hast keines gekriegt, gar nix, nur einen Haufen Schläg, von den Beamten genauso wie von manchen Häftlingen. Im Vergleich mit Ravensbrück war das aber tausend gegen eins. Erstens war ich mit meinen Eltern und Geschwistern zusammen und so viele Schikanen77 und Methoden hat es in Maxglan noch nicht gegeben. In Ravensbrück haben alle ganz gleich ausgeschaut […]. Jede mit einer Glatze, dasselbe gestreifte Gewand, ich hab niemand erkannt. 77 Die Haar waren ganz weg, so wie auf der Hand. Wenn sie nachgewachsen sind, sind die Leute freiwillig hingegangen und haben gebeten, abschneiden. Weil soviele Läuse waren, soviel Ungeziefer, das können Sie sich nicht vorstellen. Nichts zum Anziehen haben wir gehabt, nur ein Gewand mit kurze Ärmel, ganz dünn. Schwer arbeiten haben wir müssen, Straßen bauen. Viel Hunger, viel Schläge. Und die Kälte. Damals haben sie die Leute noch nicht bei lebendigem Leib vergast, sie haben sie moralisch umgebracht. Mit der vielen Arbeit, mit dem vielen Hunger und mit den vielen Schlägen. So bist du zugrunde gegangen. Und wenn du tot warst, hinein in den Ofen, nicht einer, immer gleich ein ganzer Haufen. Schikane ist ein anderes Wort für Quälerei. 246 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 247 […] Aber im Winter hast freiwillig gearbeitet, so schnell wie möglich, sonst wärst du erfroren. Kilometersteine haben wir ausgegraben und Pflastersteine. Normale Arbeit hat es dort keine gegeben. Außer in der Schneiderei und in der Strohflechterei. Aber wenn Ihnen dort eine Nadel kaputt gegangen ist, war das Arbeitssabotage78 habens dich umgebracht. Nähen hab ich sowieso nicht können, hab überhaupt keinen Dunst gehabt. […] wenn jemand hineingefallen ist, ist er ganz langsam untergegangen. Aber du hast ihm nicht helfen dürfen. Je mehr er geschrien hat, je mehr er herumgehaut hat, desto schneller ist er untergegangen. Vierzehn Tage war ich dabei, weil ich irgendetwas gestohlen hatte, irgendetwas zum Essen […].“79 […] Viele Zigeuner haben draußen gearbeitet. Ein Kommando hat es gegeben, praktisch ein Todeskommando, in das bist du strafweise versetzt worden. Aus einem Sumpf hast den Dreck in so einen blechernen Schubkarren schöpfen und wegführen müssen. 78 Sabotage ist ein anderes Wort für absichtliches Zerstören. Die Nationalsozialisten unterstellten den Häftlingen in den Lagern oft: Sie haben mit Absicht Maschinen oder Waren zerstört. Dafür wurden die Häftlinge sehr hart bestraft. 248 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft http://www.gfbv.it/3dossier/sinti-rom/de/rom-de.html#r6, 15. März 2010. Mehr Informationen: Ludwig Laher (Hg.), Rosa Winter, Gitta Martl und Nicole Martl: „Uns hat es nicht geben sollen.“ Drei Generationen Sinti-Frauen erzählen. Grünbach 2004. 79 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 249 6.3 Lager für Jugendliche Es gab auch Konzentrationslager für Jugendliche. Jungen kamen nach Moringen in Niedersachsen. Mädchen kamen in die Uckermark bei Berlin. Konzentrationslager Moringen für Jungen In Moringen waren zwischen 1940 und 1945 mehr als 1.400 Jungen eingesperrt. Sie waren zwischen 13 und 22 Jahre alt. Sie wurden eingeteilt in „Untaugliche“, „Störer“, „Dauerversager“ oder „Gelegenheitsversager“. Sie bekamen wenig zu essen. Sie konnten sich nicht richtig waschen. Sie mussten auch Zwangsarbeit leisten. Zum Beispiel mussten sie in einem Bergwerk in der Nähe Munition herstellen. Mindestens 90 Jungen starben an den Anstrengungen, an Unternährung oder wurden umgebracht.67 Der damals 17-Jährige Heiner war im KZ Moringen. 250 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 251 Er war von Jungen der HJ mit einem Sticker von der Flagge der USA erwischt worden. Heiner hatte auch ein Foto von einem britischen Soldaten dabei. Auf dem Foto machte der Soldat gerade ein Bild von Hitler kaputt. Im Krieg hörte Heiner heimlich ausländische Sender. Das war streng verboten. Er wurde dabei erwischt. Heiner hörte auch Swing-Musik. Und er hatte Flugblätter verteilt. Konzentrationslager Uckermark für Mädchen In der Uckermark bei Berlin gab es ein Mädchen-Lager. Dort waren mehr als 1.000 Mädchen und junge Frauen eingesperrt. Die Nationalsozialisten sagten: „Diese Mädchen sind kriminell und asozial.“ Die Mädchen wurden vernachlässigt und misshandelt. Sie bekamen sehr wenig zu essen. Sie lebten in Baracken aus Holz. Heiner kam 1942 ins Jugend-Konzentrationslager Moringen. Erst zwei Jahre später wurde er wieder frei gelassen. Seine Mutter sagte: „Er kam nach Hause wie ein Skelett. Und die Beine waren voller Entzündungen - so Löcher. Er sah furchtbar aus.“68 Die damals 19-Jährige Sophie war im KZ Uckermark. Nach der Schule war sie ein Jahr beim Reichsarbeitsdienst. Die Arbeit machte ihr keinen Spaß. Sie wechselte mehrmals die Stelle. Das fiel den Nationalsozialisten auf. Sie sagten: „Sophie ist asozial!“ 252 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 253 Einmal machte sie mit einer Freundin einen Ausflug. Sie hatten sich nicht von der Arbeit abgemeldet. Sie wurden festgenommen und von der Polizei verhört. Die Mädchen kamen 1942 ins Jugend-Lager Uckermark. Sie mussten dort hungern. Die Freundin starb, weil sie vor Hunger eine giftige Pflanze gegessen hat. Sophie wurde danach Zwangsarbeiterin bei Siemens.69 Aufgaben A: Wie wurden die Jungen und Mädchen im Konzentrationslager behandelt? B: Was konnten Gründe sein, warum Jugendliche in Konzentrationslager kamen? Bitte nenne zwei Beispiele. Hier kannst Du hören, wie Mädchen ihre Haft im Konzentrationslager Uckermark erlebt haben:80 Niemand weiß, wie viele Mädchen hier gestorben sind. Es gibt keine Bilder und keine Aufzeichnungen davon! Nur die Überlebenden können noch erzählen und ihre Erinnerungen aufschreiben. C: Diskutiere mit den anderen in der Gruppe darüber: Wäre so etwas heute noch denkbar? Im Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Ravensbrück in ein Vernichtungslager für Frauen umgebaut. Im diesem Vernichtungslager sterben bis zum Ende des Krieges etwa 5.000 Frauen.70 http://bit.ly/cFMewN, 15. März 2010. 80 254 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 255 Aufgaben E: Wie hießen die Lager für Mädchen und Jungen? Finde bitte heraus, wo diese Orte in Deutschland liegen! Liegt eines der Lager in Deiner Nähe? Bitte nutze das Internet für diese Aufgabe. 256 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft F: Es gibt in Uckermark und Moringen eine Gedenkstätte. Was machen die Gedenkstätten heute? Bitte nutze das Internet für diese Aufgabe. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 257 Quiz A B C 258 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 1 Was wollte Hitler eigentlich werden? a) Arzt b) Künstler c) Verkäufer d) Hunde-Züchter 2 Wann war der 1. Weltkrieg? a)1910 bis 1912 b)1914 bis 1945 c)1914 bis 1918 d)1918 bis 1933 3 Welcher Kaiser verlor seine Macht nach dem 1. Weltkrieg? a)Theodor der Alte b)Ferdinand der Dritte c)Wilhelm der Zweite d)Gustav der Erste 4 Was versuchte Hitler bei seinem Putsch 1923? a)Er wollte die Regierung stürzen. b)Er wollte eine neue Partei gründen. c)Er wollte an der Kunst-Schule angenommen werden. d)Er wollte einen Krieg gegen die Sowjetunion anfangen. 5 Wer wurde 1933 zum Reichskanzler gemacht? a)Paul von Hindenburg b)Adolf Hitler c)Hermann Göring d)Rudolf Heß Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 259 6 7 10 Was bedeutet SS? a)Sichtschutz b)Schutzschild c)Schutzsoldat d)Schutzstaffel Was war der Ariernachweis? a)Der Mitgliedsausweis für die NSDAP. b)Ein Ausweis für Menschen ohne jüdische Eltern und Großeltern. c)Der Mitgliedsausweis für die SA. d) Ein Ausweis für Lehrer, die die Meinung der Nationalsozialisten vertraten. Welche Aufgabe hatte Joseph Goebbels? a)Er war Hitlers Stellvertreter. 11 Wer wurde nicht gleichgeschaltet? a)Vereine b)Zeitungen c)Parteien d)Kirchen b)Er war für die Propaganda verantwortlich. c)Er war Pilot in der Wehrmacht. d)Er war Soldat im 1. Weltkrieg. 8 Welchen Beruf hatte Albert Speer? a)Architekt b)Anwalt c)Arzt d)Pfarrer 12 Wann wurde die erste Autobahn gebaut? a)1903 b)1921 c)1933 d)1939 9 Welche Abkürzung hatte Hitlers Partei? 13 In welcher Stadt sollte das Auto der Nationalsozialisten gebaut werden? In … a)Stuttgart b)Nürnberg c)Berlin d)Wolfsburg 260 a)NSD b)DAP c)NSDAP d)SA Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 261 14 Wofür war BDM die Abkürzung? a) Bund Deutscher Männer b)Bund Deutscher Mädel c)Blonde Deutsche Mädel d)Bunte Deutsche Mädchen 19 Was war bei den Reichsparteitagen in Nürnberg verboten? a)Marschieren b)In Zelten wohnen c)Prügeleien d)Rechte Parolen 15 Was machten die Hitlerjungen nicht? a)Waffen bedienen b)Kochen lernen c)Sport d)Zusammen singen 20 Wer gewann vier Mal Gold bei den olympischen Spielen 1936? a)Gretel Bergmann b)Carl Ludwig Long c)Walter Bensemann d)Jesse Owens 16 Was war das Mutterkreuz? a)Eine Auszeichnung für Frauen, die gut kochen. b)Eine Auszeichnung für Frauen mit Beruf und Kindern. c)Eine Auszeichnung für Frauen mit vielen Kindern. d)Eine Auszeichnung für Frauen ohne Kinder. 21 Was war das Besondere an der Swing-Jugend? a)Sie versuchten, die Regierung zu stürzen. b)Das Hakenkreuz war ihr Kennzeichen. c)Sie hörten gern Swing-Musik. d)Sie trugen ihre Haare besonders kurz. 22 Was waren die Nürnberger Gesetze? a)Gesetze, die unerwünschte Personen aus der Gesellschaft ausschlossen. b)Gesetze für die Bestrafung von Verbrechern c)Gesetze, die die Reichsparteitage regelten. d)Gesetze für den Handel in der Stadt Nürnberg 23 Wie wird der Mord an den Juden noch genannt? a)Antisemitismus b)Reichspogrom c)Euthanasie d)Holocaust 17 Wie hieß das Radio-Gerät der Nationalsozialisten? a) Volksgenosse b)Volksunterhalter c)Volkssender d)Volksempfänger 18 Welcher antisemitische Film wurde 1940 gedreht? a) Die Drei von der Tankstelle b)Der Blaue Engel c)Jud Süß d)Die Feuer-Zangen-Bowle 262 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 263 24 Was wurde mit unerwünschten Gruppen im Nationalsozialismus nicht gemacht? a)Sie wurden in die Gemeinschaft eingegliedert. b)Sie wurden in Lager gesperrt.r c)Sie mussten Zwangsarbeit leisten. d) Sie wurden unfruchtbar gemacht. 25 Wo gab es kein Konzentrationslager? In… a)Buchenwald b)Köln c)Dachau d)Ravensbrück 26 Wo gab es Konzentrationslager für Jugendliche? a)In Berlin und Hamburg b)In München und Stuttgart c)In Köln und Koblenz d) In Moringen und in der Uckermark Antworten Quiz: 1b, 2c, 3c, 4a, 5b, 6d, 7b, 8c, 9b, 10a, 11d, 12b, 13d, 14b, 15b, 16c, 17d, 18c, 19c, 20d, 21c, 22a, 23d, 24a, 25b, 26d 264 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 265 Alliierte A Das Wort Alliierte bedeutet Verbündete. Alliierte haben ein gemeinsames Ziel. Im 2. Weltkrieg waren die wichtigsten Alliierten Frankreich, Großbritannien, die Sowjetunion und die USA. Die Anführer der Alliierten bei der Konferenz in Jalta im Februar 1945: W. Churchill, F. D. Roosevelt und J. Stalin Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Jalta-confer.jpg Glossar Wenn Du wissen willst, wie bestimmte Wörter ausgesprochen werden, gehe auf diese Seite121. Hier kannst Du das Wort eingeben, das Du Dir anhören willst. Andersdenkende haben eine andere Meinung als die aktuelle Regierung. Sie sagen ihre Meinung in der Öffentlichkeit durch Reden, Flugblätter oder Parolen an Wänden. Sie nehmen dadurch persönliche Nachteile in Kauf. Andersdenkende müssen in Diktaturen damit rechnen, eingesperrt oder sogar umgebracht zu werden. Sophie Scholl war eine Andersdenkende. 122 266 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg Lifestyle I Schülerheft I Glossar Quelle: http://www.ob.shuttle.de/ob/ssg/sophie.jpg Andersdenkende http://en.pons.eu/ Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 267 Antisemitismus, Antisemit, antisemitisch Mehr Infos und Berichte von Zeitzeugen findest Du hier:110 Die Nationalsozialisten sagten: „Deutsche sind hellhäutig und am besten blond und blauäugig. Wenn jemand anders aussieht, ist er weniger wert.“ Die Nationalsozialisten stellten sich vor, dass alle echten Deutschen zu einer Rasse gehörten. Diese Rasse nannten sie Arier. Die Arier sollten mehr wert sein als alle anderen Menschen. Sie sagten: „Wir müssen alle, die keine Arier sind, unterwerfen oder sogar töten.“ Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-N0827-322 / Unknown / CC-BY-SA Antisemitismus ist eine Weltanschauung. Antisemiten glauben, dass die Juden die Ursache aller Probleme sind. Sie hassen die jüdische Religion, Kultur und die Juden als Personen. Den Antisemitismus gibt es schon sehr lange. Juden wurden zu Sündenböcken in wirtschaftlichen Notzeiten oder bei Seuchen gemacht. Im Nationalsozialismus führte der Antisemitismus zum Massenmord an den Juden. Arier Eine geschändete Synagoge 1933 in Düsseldorf. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-R70355 / Unknown / CC-BY-SA Boykott B Boykott bedeutet der Ausschluss von Personen, Firmen oder Staaten aus dem Geschäftsleben. Im Nationalsozialismus sollten Deutsche nicht in jüdische Geschäfte gehen. Die Juden sollten aus dem deutschen Wirtschaftsleben ausgeschlossen werden. Das Bild zeigt Männer von der SA und von der SS 1933 vor dem Kaufhaus Wertheim in Berlin. Auf dem Schild steht: „Deutsche! Wehrt euch! Kauft nicht bei Juden!“. 268 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 269 Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/ Datei:Reichsparteitag_1935.jpg Demokratie Diktatur ist ein Recht in unserer Demokratie. Auf dem Bild demonstrieren Menschen gegen die Vorratsdatenspeicherung. Das Foto ist von 2009. Herrschaftsform einer einzelnen Person oder Gruppe. In Diktaturen gibt es keine demokratischen Rechte. Das heißt: In Diktaturen gibt es häufig Gewalt und Ausgrenzung. Der einzelne muss sich der Masse/dem Volk unterordnen. Mehr über Diktaturen findest Du hier:111 Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung , Quelle: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Fsa09,_Demonstration.jpg Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet Herrschaft des Volkes. In einer Demokratie darf jeder Bürger geheim, allgemein und frei wählen. In einer Demokratie herrscht die Freiheit von Meinung und Presse. Jeder darf Parteien und Organisationen gründen und in sie eintreten. Die Versammlungsfreiheit Gehorsam und Unterordnung sind wichtig in der Diktatur. Die Soldaten in Uniform sollen zeigen: „Wir sind stark und kampfbereit.“ Das Foto wurde beim Reichspartei 1935 gemacht. Deutsche Arbeitsfront (DAF) Die Nationalsozialisten hatten 1933 alle Gewerkschaften verboten. An ihrer Stelle gab es nun die Deutsche Arbeitsfront. Die Deutsche Arbeitsfront wurde mit DAF abgekürzt. In der DAF waren Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die DAF kontrollierte die Arbeitnehmer im Beruf und in der Freizeit. Zur DAF gehörte auch die Organisation Kraft durch Freude (KdF). Kraft durch Freude machte Angebote für die Gestaltung der Freizeit. Zum Beispiel Betriebssport, Wanderungen, Badeurlaub oder Schiffsreisen. Gleichzeitig überwachte die Organisation ihre Mitglieder. Werbeplakat von „Kraft durch Freude“ 270 von 1936: „… sparen und dann in Urlaub fahren mit ‚Kraft durch Freude’.“ Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar Quelle: http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2 008/19451877_30januar1933/fackelzug_450.jpg Drittes Reich Quelle: http://einestages. spiegel.de/hundimages/2008/04/24/55/ e6415a61e9f0b7ca335a91b4e794488d_ image_document_large_ featured_borderless.jpg D Die Nationalsozialisten meinten: Das erste deutsche Reich war das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen vom Mittelalter bis zum Jahr 1806. Das zweite Reich war das Deutsche Kaiserreich von 1871 bis 1918. Ab 1933 sollte das Dritte Reich entstehen. Heute nennt man den Nationalsozialismus auch Drittes Reich. Am 30. Januar 1933 marschierten Anhänger von Hitler am Brandenburger Tor in Berlin. Reichspräsident Hindenburg ernannte an diesem Tag Hitler zum Reichskanzler. 111 http://bit.ly/9TPBLW, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 271 Das Wort „Euthanasie“ kommt aus dem Griechischen. Es bedeutet eigentlich „leichter, schöner Tod ohne Einwirkung von außen“. Die Nationalsozialisten benutzten das Wort anders. Sie waren überzeugt: „Behinderte haben kein Recht auf ein normales Leben. Sie kosten uns nur Geld.“ Deshalb töteten sie zwischen 1939 und 1945 behinderte Kinder und Erwachsene. Die Nationalsozialisten nannten den Mord „Euthanasie“. Manche Angehörigen der Opfer glaubten nicht, dass ihre Verwandten auf natürliche Weise gestorben sind. Sie beschwerten sich bei Richtern und Anwälten. Einige Pfarrer lehnten die „Euthanasie“ öffentlich ab. Wegen der öffentlichen Einsprüche wurden erwachsene Behinderte ab 1941 nicht mehr offiziell getötet. Doch die Nationalsozialisten machten heimlich weiter. Sie töteten behinderte Kinder mit Gift oder sie ließen sie einfach verhungern. Bis zum offiziellen Ende der „Euthanasie“ im Sommer 1941 wurden 70.000 Kranke und Behinderte getötet. Danach waren es noch einmal 50.000.97 Die Nationalsozialisten machten Propaganda gegen behinderte Menschen: „600000 Reichsmark kostet dieser Erbkranke die Volksgemeinschaft auf Lebenszeit. Volksgenosse das ist auch dein Geld.“ Das Plakat ist wahrscheinlich aus dem Jahr 1938. 272 F Faschismus Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar Der Faschismus entstand Anfang der 1920er Jahre in Italien. Seine Anhänger waren die Faschisten. Ihr Zeichen war ein Bündel aus Ästen. Auf Italienisch heißt das „fascio“. Der Führer der Faschisten war Benito Mussolini. Er war ein Vorbild für Hitler. Mussolini hatte es geschafft, die Macht in Italien mit Gewalt zu erobern und zu sichern. Von 1922 bis 1943 war er Chef der Regierung in Italien. Er war gegen die Demokratie. Die meisten Faschisten wollen die gesellschaftliche Ordnung im eigenen Land umstürzen, eine Gewalt-Herrschaft errichten und die Macht einem Führer übertragen. Die Begriffe Faschismus und Nationalsozialismus werden teilweise gleichbedeutend verwendet. Mehr Informationen findest Du hier112. Hitler und Mussolini Front Die Front im Krieg ist der Bereich, an dem sich die kämpfenden Armeen gegenüber stehen. 112 http://tinyurl.com/ybgx2g4, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 273 Quelle: http://www.planet-wissen.de/laender_leute/ italien/mussolini/hitler_und_mussolini.jsp Euthanasie Quelle: http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/pli02843/index.html E Ghetto Im Nationalsozialismus galt das Führerprinzip. Das bedeutete: Alle Deutschen sollten sich dem Willen des „Führers“ Adolf Hitler unterordnen. Auch in den einzelnen Organisationen galt das Führerprinzip. Zum Beispiel hatte jede Gruppe der Hitlerjugend einen HJ-Führer. Die Gruppe sollte sich ihrem Führer bedingungslos unterordnen. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-H12148 / Scherl / CC-BY-SA Führerprinzip Das Ghetto war ein Stadtviertel für Juden im Nationalsozialismus. Juden wurden gezwungen, in Ghettos unter sehr schlechten Bedingungen zu leben. Ghettos gab es zum Beispiel in Warschau und Lodz. Heute wird der Begriff für Stadtteile benutzt, in denen vor allem Menschen mit wenig Geld wohnen. So ein Stadtteil ist zum Beispiel Berlin-Neukölln. Beim Reichsparteitag 1938 in Nürnberg sollen sich alle Blicke auf die Führer der Nationalsozialisten richten. Gewerkschaften Sie vertreten die Interessen der Arbeitnehmer. Sie setzen sich für gerechte Löhne und gute Bedingungen bei der Arbeit ein. Die Nationalsozialisten verboten alle Gewerkschaften. Seit 1933 waren Streiks verboten. Nach dem Krieg 1949 gründeten Menschen den Deutschen Gewerkschaftsbund. Mehr Informationen über Gewerkschaften und was sie tun, kannst Du hier113 nachlesen. 113 http://tinyurl.com/2vz4gml, 15. März 2010. 274 H Hakenkreuz Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1974-121-28A / Unknown / CC-BY-SA G Auf der Straße im Ghetto von Warschau im Juni 1941 Diese Gruppe von Frauen macht 1933 Sport in ihrem Betrieb. Auf ihrem Sportanzug tragen sie das Hakenkreuz. Das Zeichen gibt es seit 6000 Jahren. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-20040312-507 / Unknown / CC-BY-SA Es bedeutet ursprünglich Glücksbringer. Die Nationalsozialisten benutzten das Zeichen seit 1920. Seit dem Ende des 2. Weltkriegs ist das Hakenkreuz in Deutschland verboten. Auf den Flaggen beim Reichsparteitag in Nürnberg 1933 kann man das Hakenkreuz sehen. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar Schülerheft 275 Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-C09184 / Zoll / CC-BY-SA Häftling Hitlerjugend Ein Häftling ist eigentlich ein Gefangener, der eine Straftat begangen hat. Er kommt zur Strafe in ein Gefängnis. In einer Demokratie bekommen Menschen, die ein Straftat begangen haben, einen gerechten Prozess vor Gericht. Dort können sie sich verteidigen. Die Nationalsozialisten verhafteten viele Menschen, zum Beispiel Juden, und machten sie zu Häftlingen in den Konzentrationslagern und Vernichtungslagern. Diese Menschen durften sich nicht vor Gericht verteidigen und hatten aus heutiger Sicht keine Straftaten begangen. Die Hitlerjugend war die Jugendorganisation der NSDAP. 1939 waren acht Millionen Kinder und Jugendliche in der HJ. Die Jungen wurden in der Hitlerjugend auf ihren Einsatz als Soldaten vorbereitet. Die Mädchen wurden vor allem auf ein Leben als Mütter und Hausfrauen vorbereitet. Die Jungen und Mädchen sammelten Spenden, machten Sportübungen Mitglieder der Hitlerjugend in Berlin und fuhren in Zeltlager. auf dem Weg ins HJ-Sommerlager im Juni 1937 Auf spielerische Weise sollten sie ihre zukünftigen Aufgaben kennen lernen. Quelle: Bundesarchiv, Bild 17504413 / Unknown / CC-BY-SA Holocaust Das Wort Holocaust bedeutet Brandopfer. Es bezeichnet die planmäßige Mitglieder der Hitlerjugend in Berlin Massentötung von Juden im Nationalsozialismus. auf dem Weg ins HJ-Sommerlager im Juni 1937 Heute benutzen viele Menschen das Wort Holocaust auch für andere große menschliche Unglücke. Ein anderes Wort für den Holocaust im Nationalsozialismus ist Shoah. Das ist ein Wort aus der hebräischen Sprache. Shoah heißt auf deutsch großes Unheil. 276 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 277 Homosexualität Nur in Israel hat die Mehrheit der Einwohner den jüdischen Glauben. Wichtige Begriffe zum Judentum findest Du hier:115 Konzentrationslager Konzentrationslager wurden zwischen 1933 und 1945 errichtet. Sie werden auch mit KZ abgekürzt. Es gab mehrere Tausend Hauptlager und Außenlager in Europa. Den KZs ähnlich waren Arbeitserziehungslager, Lager für Kriegsgefangene und für Zwangsarbeiter. Mehr über die Verfolgung der Homosexuellen findest Du hier:114 J Judentum Das Judentum ist eine der ältesten Schrift-Religionen. Die Nationalsozialisten bezeichneten Angehörige des jüdischen Glaubens als eigene Rasse. Diese Rasse war nach ihrer Meinung weniger wert. Die Juden hatten weniger Rechte. Sie wurden ausgegrenzt. Die Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten sehr viele Juden. Die meisten Juden leben heute immer noch als religiöse Minderheiten in verschiedenen Ländern. 113 http://bit.ly/aGmur8, 15. März 2010. 278 Das Bild zeigt Häftlinge im Konzentrationslager Sachsenhausen 1936. Die Häftlinge werden gezählt. Wenn einer fehlt, bekommen alle anderen eine Strafe. Im Hintergrund stehen die Baracken aus Holz. 115 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar K Quelle: Bundesarchiv, Bild 18378612-0003 / Unknown / CC-BY-SA Homosexualität wird die Zuneigung und Liebe zu Personen vom eigenen Geschlecht genannt. Frauen, die Frauen lieben, werden Lesben genannt. Männer, die Männer lieben, werden Schwule genannt. Lange konnten Homosexuelle ihre sexuelle Neigung nicht ohne Angst leben. Die Nationalsozialisten verfolgten die Homosexuellen. Sie kamen in Konzentrationslager. Männliche Homosexuelle konnten in der Bundesrepublik Deutschland noch bis 1969 mit Gefängnis bestraft werden. http://bit.ly/9bb0BN, 15. März 2010. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 279 Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-12940 / Unknown / CC-BY-SA Die KPD war eine Partei in Deutschland. Sie wollte eine Regierung der Arbeiter. Sie war eine Gegnerin der NSDAP. 1933 wurde die KPD verboten. Viele Anführer und Mitglieder kamen schon 1933 in Lager. Einige leisteten Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-20050146 / Unknown / CC-BY-SA Kommunistische Partei Deutschlands Kriegsgefangene Ein Kriegsgefangener ist ein Soldat. Er wurde von der gegnerischen Armee im Krieg festgenommen. Im 2. Weltkrieg starben besonders viele Kriegsgefangene aus der Sowjetunion. Sowjetische Kriegs-Gefangene im Lager Sandbostel in der Lüneburger Heide im Jahr 1941 L Linke Linke können Personen und Parteien sein. Linke fordern häufig Gleichheit für alle. Sie sagen: „Ausländer, Behinderte, Arme und andere werden benachteiligt.“ Viele Linke sind überzeugt, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben sollten. Das Bild zeigt den Vorsitzenden der KPD, Ernst Thälmann, im Januar 1932. Er wurde 1944 im KZ Buchenwald getötet. 280 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 281 Die Munition wird in der Regel zusammen mit einer Waffe benutzt. Munition explodiert, wenn sie ihr Ziel trifft. Zur Munition gehören auch Minen, Bomben und Raketen. Quelle: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Nsdap01.jpg Munition Quelle: Bundesarchiv, Bild 101I-2200636-16 / Harschneck / CC-BY-SA M Jeder Ort in Deutschland hatte ab 1933 eine eigene Ortsgruppen der NSDAP. Die Organisationen Sturmabteilung, Schutzstaffel, Deutsche Arbeitsfront, Hitlerjugend und NS-Frauenschaft gehörten zur NSDAP. Am Ende des Zweiten Weltkrieges hatte die Partei mehr als acht Millionen Mitglieder. Die Alliierten verboten die NSDAP am 10. Oktober 1945. Ein Mitgliedsbuch der NSDAP Soldaten beladen einen Panzer mit Munition In der Sowjetunion im September 1943 N Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei wird mit NSDAP abgekürzt. Die NSDAP war eine rechtsextreme Partei. Sie war 1920 in München gegründet worden. Der Führer der Partei war Adolf Hitler. Ihre Mitglieder waren gegen die Demokratie und gegen die Weimarer Republik. Die NSDAP war eine antisemitische Partei. Große Erfolge bei Wahlen hatte die Partei in der Weltwirtschaftkrise um das Jahr 1930. Die NSDAP war von 1933 bis 1945 die einzige in Deutschland zugelassene politische Partei. 113 http://bit.ly/aGmur8, 15. März 2010. 282 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar Nationalsozialismus Der Nationalsozialismus war eine politische Bewegung. Nationalsozialismus wird oft mit NS abgekürzt. Er entstand nach dem 1. Weltkrieg. Anhänger des Nationalsozialismus nennt man Nationalsozialisten. Eine Abkürzung dafür ist Nazi. Von 1933 bis 1945 regierten die Nationalsozialisten in Deutschland. Die Nationalsozialisten wollten die Demokratie abschaffen, eine harmonische deutsche Volksgemeinschaft erreichen und keine Juden mehr in Europa. Sie wollten einen neuen Krieg gegen ihre Gegner aus dem 1. Weltkrieg führen, besonders gegen die Sowjetunion. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 283 Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1998010-12 / Unknown / CC-BY-SA Nationalsozialistische Frauenschaft Quelle: Bundesarchiv, Bild 1461998-010-12 / Unknown / CC-BY-SA Die Nationalsozialistische Frauenschaft wird mit den Buchstaben NSF abgekürzt. Die NSF war die Frauenorganisation der NSDAP. Alle anderen Gruppen für Frauen waren verboten. Frauen sollten in der Organisation auf ein Leben als Hausfrau und Mutter vorbereitet werden. Frauen sollten sich nicht politisch beteiligen. Parlament Das Parlament ist eine Versammlung von gewählten Vertretern. Das Parlament in der Weimarer Republik hieß Reichstag. Im Nationalsozialismus hatte das Parlament keine echte Funktion. Alle Mitglieder waren in der NSDAP. Heute ist das deutsche Parlament der Bundestag. Alle vier Jahre wird das Parlament neu gewählt. Im heutigen Parlament stehen sich die Vertreter der Regierungsparteien und die Vertreter der Opposition gegenüber. Sie müssen miteinander diskutieren. Über alle Entscheidungen wird abgestimmt. P Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-17059 / Unknown / CC-BY-SA Partei Das Bild zeigt einen Babykurs des Reichsmütterdienstes. Der Reichsmütterdienst war ein Teil der NS-Frauenschaft. Das Foto wurde etwa 1935 gemacht. Die Fotografie zeigt das Gebäude des Reichstags in Berlin 1932. Heute treffen sich hier die Abgeordneten des deutschen Parlaments. Parteien sind politische Zusammenschlüsse von Menschen. Sie haben festgelegte Ziele und wollen Einfluss gewinnen. Dazu müssen sie wichtige Posten in Parlamenten und Regierungen besetzen. In einer Demokratie treten mehrere Parteien bei Wahlen gegeneinander an. In einer Diktatur gibt es häufig nur eine Partei. Die NSDAP war die Partei Das „Braune Haus“ war der Hauptsitz der Nationalsozialisten. der NSDAP in München zwischen 1930 und 1945. Das Foto wurde 1935 gemacht. 284 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 285 Propaganda bezeichnet die Verbreitung politischer oder religiöser Überzeugungen. Und das einseitige Darstellen von Informationen. Im Nationalsozialismus war Joseph Goebbels für die Propaganda zuständig. Er kontrollierte die Medien. Zur Propaganda können zum Beispiel Filme und Fotografien gehören, Plakate, Zeitungen und Bücher, Reden, Aufmärsche und Feste. Gedichte und Lieder. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1969052-27 / Unknown / CC-BY-SA Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-14468 / Unknown / CC-BY-SA Propaganda 286 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar Eine Gruppe will mit Gewalt die Regierung stürzen. Sie will selbst die Macht übernehmen. Ein Beispiel ist der Hitlerputsch von 1923. Rechts Quelle: Bundesarchiv, Bild 183J06318 / Schwan / CC-BY-SA Die Nationalsozialisten benutzen Kinder für ihre Propaganda. Heinrich Himmler wird mit blonden Kindern und Blumen fotografiert. Mitglieder der SA kleben im April 1933 ein Plakat an eine Fensterscheibe. Darauf steht: „Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!“. Das Bild zeigt eine Rede von Joseph Goebbels in Berlin im Juni 1943. Der Raum ist mit vielen Flaggen und Hakenkreuzen geschmückt. Auch Reden waren ein Teil der nationalsozialistischen Propaganda. Sie wurden im Radio übertragen. Putsch R Die meisten Rechten halten viel von vermeintlich alten, überlieferten Werten: Das sind zum Beispiel Gehorsam, Vaterlandstreue, Heimatschutz, Zucht und Ordnung. Außerdem ziehen viele von ihnen die Führung durch einen einzelnen Führer oder eine Führungsgruppe einer gleichberechtigten Demokratie vor. Sie stellen in Frage, dass alle Menschen gleich sind. Viele Rechte akzeptieren Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung. Mehr über die Rechten findest Du hier: Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 287 Regierung Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-H28422 / Unknown / CC-BY-SA Eine Regierung leitet und lenkt die Politik in einem Staat. Regierungen in Demokratien bestehen immer aus einer Gruppe von Personen. Gemeinsam müssen sie Entscheidungen treffen. Sie müssen viel diskutieren. Die heutige Regierung in Deutschland besteht aus der Regierungschefin Angela Merkel und ihren Ministern. Sie wird von ihren politischen Gegnern kontrolliert und kritisiert. Diese politischen Gegner heißen auch Opposition. In einer Diktatur regiert eine einzelne Person oder eine Gruppe von Personen. Sie hat unbegrenzte Macht. Opposition ist in der Diktatur verboten. Der Herrscher in einer Diktatur ist der Diktator. Der Nationalsozialismus war eine Diktatur. Adolf Hitler war der Diktator. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183J30355 / Tomaschek / CC-BY-SA Reichsarbeitsdienst Der Reichsarbeitsdienst war eine Organisation im Dritten Reich. Er wurde mit RAD abgekürzt. Ab 1935 leisteten alle jungen Männer vor ihrem Dienst in der Wehrmacht sechs Monate lang gemeinnützige Arbeit. Ab 1939 mussten auch Frauen diesen Dienst übernehmen. Jungen beim Reichsarbeitsdienst schaufeln einen Schutzwall für den Krieg im August 1944. Reichskanzler Das Bild zeigt Adolf Hitler mit seineMinistern am 30. Januar 1933. Hindenburg hatte Hitler gerade zum Reichskanzler ernannt. 288 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar Der Reichskanzler war der Chef der deutschen Regierung bis 1945. Hitler war 1933 vom Reichspräsidenten zum Reichskanzler ernannt worden. Hitler hatte den Titel „Führer und Reichskanzler“ bis zu seinem Selbstmord 1945. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 289 Reichspräsident Revolution Bei politischen Revolutionen soll die alte Regierung abgeschafft werden. Es soll einen ganz neuen Anfang geben. 1918 fand in Deutschland die Novemberrevolution statt. Der deutsche Kaiser Wilhelm der Zweite trat zurück. Die Republik wurde ausgerufen. Quelle: Bundesarchiv, Bild 1461972-030-51 / Unknown / CC-BY-SA Adolf Hitler verneigte sich am 21. März 1933 vor Paul von Hindenburg. Nach Hindenburgs Tod wurde Hitler von der Bevölkerung zum Reichspräsidenten gewählt. Er verzichtete aber auf den Titel. Das Wort Revolution bedeutet eine schnelle Veränderung der Bedingungen durch Gewalt. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-S38324 / Theo Eisenhart / CC-BY-SA Der Reichspräsident war das Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches von 1919 bis 1945. Er ernannte den Reichskanzler und er konnte das Parlament auflösen. 1933 ernannte Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Philipp Scheidemann ruft im November 1918 vor den Demonstranten in Berlin die Republik aus. Republik Republik nennt man einen Staat, der sich am Wohl der Allgemeinheit orientiert. Das ist das Gegenteil von Monarchie. In der Monarchie ernennt das Oberhaupt seinen Nachfolger. In der Republik wird die Regierung von den Bürgern gewählt. Quell Bundesarchiv, Bild 183B22419 / Reichelt / CC-BY-SA Rüstung Unter dem Wort Rüstungen versteht man Maßnahmen und Mittel, um einen Krieg vorzubereiten. Rüstungsgüter sind zum Beispiel Waffen, Panzer, Kriegsflugzeuge und Munition. Patronen sind zum Beispiel Munition. Fertige Panzer und Panzerketten für die Wehrmacht im Oktober 1942 290 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 291 Sowjetunion Ein streng organisierter Zusammenschluss Das Bild zeigt eine Karte der von Ländern in Osteuropa, Sowjetunion dem Kaukasus von 1939. und Teilen von Asien. Polen liegt ganz im Westen. Die Sowjetunion wird mit SU abgekürzt. Sie wurde 1922 gegründet. 1991 wurde sie aufgelöst. Als Diktator regierte Josef Stalin von den 20er Jahren bis zu seinem Tod 1953. 292 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-R96360 / Unknown / CC-BY-SA Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) Die Partei wurde 1875 gegründet. In der Weimarer Republik unterstützte sie die Demokratie. Sie wollte mehr soziale Gerechtigkeit. 1933 wurde die Partei verboten. Viele Anführer und Mitglieder kamen in Konzentrationslager. Die Partei gründete sich 1945 wieder. Heute ist sie eine der größten Parteien in Deutschland. Mitglieder der SPD im Konzentrationslager Oranienburg im August 1933 Sturmabteilung Die Sturmabteilung wird mit SA abgekürzt. Die SA war eine Organisation der NSDAP. Sie war für die Nationalsozialisten in der Weimarer Republik bei Straßenkämpfen und Aufmärschen wichtig: Die Mitglieder gingen mit Gewalt gegen Linke vor. 1934 wurde der Anführer der SA, Ernst Röhm, Mitglieder der SA ermordet. verhaften Kommunisten in Berlin am 6. März 1933. Hitler hatte dazu den Befehl gegeben. Er wollte seine Gegenspieler ausschalten. Danach hatte die SA nur noch wenig Bedeutung. Die Schutzstaffel von Heinrich Himmler wurde wichtiger. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 293 Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-02920A / Unknown / CC-BY-SA Die Schutzstaffel wird mit SS abgekürzt. Sie wurde 1925 gegründet. Ursprünglich war sie zum Schutz von Hitler da. Heinrich Himmler war der Führer der SS. Ab 1936 gab es die SS-Totenkopfverbände. Sie bewachten die Häftlinge in den KZ. Die Mitglieder der SS waren zusammen mit der Wehrmacht an sehr vielen Kriegsverbrechen beteiligt. Soldaten der Wehrmacht Sie folterten und töteten und Mitglieder der SS Kriegsgefangene und Zivilisten. verhaften Juden in Rumänien Und sie vertrieben viele Menschen im Dezember 1941. aus den von Deutschland besetzten Gebieten. Nach dem Krieg wurde die SS wegen ihrer Verbrechen von den Alliierten verboten. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-2005-0120 / unknown / CC-BY-SA Schutzstaffel Quelle: http://www.geschichte.uni-freiburg.de/lehrstuehle/neutatz/ Internetprojekt/Karte%20II_Sowjetunion%20seit%201939.jpg S Volksgemeinschaft Synagogen sind die jüdischen Gotteshäuser. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet „die sich versammelnde Gemeinde“. 1938 wurden viele Synagogen in Deutschland zerstört. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-S78682 / Heinscher / CC-BY-SA Das Wort Volksgemeinschaft benutzten die Nationalsozialisten sehr oft in ihrer Propaganda. Die Idee war eine harmonische Gemeinschaft der Deutschen. Wer nicht dazu gehörte, wurde Volksschädling genannt. Teilnehmer am Reichsparteitag in Nürnberg 1937 zeigen den Hitlergruß. Spuren von Verfolgung: Die Synagoge in Berlin in der Oranienburger Straße im Jahr 1948 Das Vernichtungslager war ein Lager zur Massentötung von Juden und anderen verfolgten Gruppen. Mehr als drei Millionen Menschen wurden dort umgebracht. Die Wehrmacht war die deutsche Armee zur Zeit des Nationalsozialismus. Sie wurde 1935 gegründet und 1946 endgültig aufgelöst. Die Wehrmacht bestand aus dem Heer, der Kriegsmarine und der Luftwaffe. Erst 1955 durfte Deutschland wieder eine Armee haben. Die Bundeswehr wurde gegründet. Mehr Informationen zu den Vernichtungslagern findest Du hier: http://bit.ly/bGEYYM117 Soldaten der deutschen Wehrmacht in der Nähe der Stadt Woronesch in der Sowjetunion im Juni 1942 Vernichtungslager 117 Wehrmacht W Quelle: Bundesarchiv, Bild 101I-2160417-26 / Dieck / CC-BY-SA V Quelle: http://www.annefrankguide.net/de-DE/content/64438_ Deutsch%20deutscher.jpg Synagoge http://bit.ly/bGEYYM, 15. März 2010. 294 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Glossar 295 Zeugen Jehovas Zwangsarbeit Die Zeugen Jehovas sind eine religiöse Gruppe. Sie wurden im Nationalsozialismus wegen ihrer Überzeugungen verfolgt. Sie lehnen Krieg ab. Sie wollen ihren Glauben verbreiten. Im Nationalsozialismus wurden Millionen Menschen unter Androhung von Strafen zur Arbeit gezwungen. Die Zwangsarbeiter waren vor allem in der Rüstung und in der Landwirtschaft. Auch KZ-Häftlinge leisteten schwere Zwangsarbeit. Sie bekamen kein oder kaum Geld. Zivilist Ein Zivilist ist eine Person, die im Krieg nicht an Kämpfen teilnimmt. Jede Privatperson ist also ein Zivilist. Du auch! Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1994-027-33 / Paris / CC-BY-SA Z Gefangene Juden leisten Zwangsarbeit. Sie müssen Munition verladen. Sie werden von einem SS-Wachmann überwacht. Das Foto wurde Juli 1941 gemacht. 296 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 297 9. Platz für eigene Fragen 298 S.300 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 299 9. Platz für eigene Fragen 300 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 301 10. Zeitachse 302 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 303 Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Thema 1918 1. Weltkrieg Themen Soldaten aus Frankreich im Graben-Kampf 1916. Der 1. Weltkrieg und seine Folgen, Ursachen für den Erfolg der Nationalsozialisten und Versailler Vertrag 1923 Ablehnung der Weimarer Republik und Gründe, Putschversuch Unruhen in München beim Hitler-Putsch 1933 Machtübernahme Propaganda Ausschaltung der Gegner Aufrüstung Militarisierung 1936 304 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Hitler und seine Regierung am 30. Januar 1933 Geschichte der NSDAP Machtübernahme der Nationalsozialisten: Wann? Wie? Welche Folgen? Die SA marschiert beim Reichsparteitag 1933 Politische Gegner werden eingesperrt. Zum Beispiel im KZ Esterwegen. Panzer werden hergestellt. Ein Foto vom Mai 1940. Reichsparteitag, Propaganda, Wirkung der Bilder Linke, Konzentrationslager, Zwangsarbeit Aufschwung der Wirtschaft, Vorbereitung des Krieges, Zwangsarbeit Hitlerjungen bei Schießübungen Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 305 Thema 1936 Jesse Owens bei der Siegerehrung in Berlin bei den olympischen Spielen 1936. Sport und Propaganda Familienpolitik 1938 Themen Verfolgung und Vernichtung BDM-Mitglieder helfen im Haushalt. Jüdische Männer werden 1938 durch Baden-Baden geführt. Schaulustige stehen am Rand und machen Fotos. 1939 Zwangsarbeit Zwangsarbeiter in Bremen 1944 1943 Russische Soldaten bei Kämpfen in Stalingrad1943 Menschen auf dem Weg in einen Luftschutzkeller in Berlin 1944 1945 306 Das KZ Buchenwald wird im April 1945 von Soldaten der USA befreit. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 307 Thema 1945 Zerstörung und Verluste 1946 Umerziehung und Teilung 1949 Deutsche Teilung 308 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Themen Die zerstörte Stadt Köln 1945 Luftkrieg, Zerstörung und Tod, Neubeginn Menschen lesen in der Zeitung über die Nürnberger Prozesse 1946. Die Mauer als Zeichen der deutschen Teilung. Sie teilte Berlin zwischen 1961 und 1989. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Umerziehung, Nürnberger Prozesse Teilung, Folgen des Krieges, deutsche Verantwortung 309 11. Quellen 310 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 311 11. Quellen 2 67 http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Hitler, 15. März 2010. http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg, 15. März 2010. 5 http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/aussenpolitik/reparationen/index.html, 15. März 2010. 6 http://de.wikipedia.org/wiki/Weimarer_Republik, 15. März 2010. 15 Vgl. Benz, Wolfgang: Die wichtigsten 101 Fragen. Das Dritte Reich. München 2006, S.67f. 16 http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/index.php?id=393, 15. März 2010. 17 Vgl. Benz, Wolfgang: Die wichtigsten 101 Fragen. Das Dritte Reich. München 2006, S.68f. 18 http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/organisationen/daf/index.html, 15. März 2010. 19 Vgl. Benz, Wolfgang: Die wichtigsten 101 Fragen. Das Dritte Reich. München 2006, S.31f. 22 Vgl. Benz, Wolfgang: Krise und Durchsetzung der Diktatur. In: ders.: Geschichte des Dritten Reiches. München 2000, S.49ff. 23 Vgl. Benz, Wolfgang: Die wichtigsten 101 Fragen. Das Dritte Reich. München 2006, S.80f. 24 Vgl. ebd., S.118. 25 Vgl. Benz, Wolfgang: Die wichtigsten 101 Fragen. Das Dritte Reich. München 2006, S.75ff. 27 http://de.wikipedia.org/wiki/Gleichschaltung, 15. März 2010. 29 Vgl. Benz, Wolfgang: Wirtschafts- und Sozialpolitik. In: ders.: Geschichte des Dritten Reiches. München 2000, S.95ff. 31 Vgl. Benz, Wolfgang: Die wichtigsten 101 Fragen. Das Dritte Reich. München 2006, S.113f. 32 Vgl. Benz, Wolfgang: Die wichtigsten 101 Fragen. Das Dritte Reich. München 2006, S.49f. 45 Vgl. Detlef Garbe: „Du sollst nicht töten“. Kriegsdienstverweigerer 1939–1945. In: Norbert Haase, Gerhard Paul (Hrsg.): Die anderen Soldaten. Wehrkraftzersetzung, Gehorsamsverweigerung und Fahnen- flucht im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt am Main 2002. 46 Vgl. Geldmacher, Thomas: „Auf Nimmerwiedersehen!“ Fahnenflucht, unerlaubte Entfernung und das Problem, die Tatbestände auseinander zu halten. In: Manoschek, Walter: Opfer der NS-Militärjustiz Wien 2003, S.135–136. 47 http://de.wikipedia.org/wiki/Fahnenflucht#Zeit_des_Nationalsozialismus, 15. März 2010. 49 http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/frauenschaft/index.html, 15. März 2010. 50 Erinnerungen von Ilse K. Zitiert nach: Neubauer, Sonja: Studentinnen im Nationalsozialismus an der Universität Tübingen. (http://www.uni-tuebingen.de/frauenstudium/daten/ueberblick/hist-ueber bllick_NSZeit.pdf, 15. März 2010). 51 http://www.wdr.de/themen/kultur/rundfunk/oeffentl_rechtl_rundfunk/drittes_reich/index_teil_2.jhtml, 15. März 2010. 52 http://www.bpb.de/wissen/AE3W2K,0,0,Bev%F6lkerungsentwicklung.html, 15. März 2010. 53 Vgl. Benz, Wolfgang: Die wichtigsten 101 Fragen. Das Dritte Reich. München 2006, S.50f. 55 http://www.filmportal.de/df/3b/Artikel,,,,,,,,EE2FB9C5E643DFC2E03053D50B375E4B,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,. html, 15. März 2010. 56 http://de.wikipedia.org/wiki/Quax,_der_Bruchpilot, 15. März 2010. 58 http://www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=284&RID=1, 15. März 2010. 59 http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/marlene-dietrich/ 60 http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/DietrichMarlene/index.html, 15. März 2010. 61 http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCcherverbrennung_1933_in_Deutschland, 15. März 2010. 63 Erich Maria Remarque Friedenszentrum (Hrsg.): Erich Maria Remarque Kurzbiografie. (http://www. remarque.uos.de/, 15. März 2010.) 64 Deutsche Akademie für Fußballkultur (Hrsg.): Walter Bensemann. (http://fussball-kultur.org/v01/de/ pub/index.html?poolID=1&artikelID=654&navID=87&IDS=p1Wbf65w, 15. März 2010. 65 http://www.planet-schule.de/wissenspool/olympische-spiele/inhalt/hintergrund/voelkerverstaendigung-oder-boykott-olympia-und-politik.html?image=typo3temp/pics/ab45dd9722.jpg#kapitel03, 15. März 2010. 66 Bayerischer Rundfunk: Olympia 1936 (http://www.br-online.de/sport/olympia/olympia-2018DID1201013669108/olympia2018-muenchen-olympia1936-ID1201016819898.xml, 15. März.2010). Piper, Ernst: Der gescheiterte Boykott. Fast wären die Olympischen Spiele in Berlin 1936 verhindert worden (http://www.cicero.de/dossier_detail.php?ress_id=1&item=2753?, 15. März 2010). 74 Tuchel, Johannes: Wege des Widerstands. In: ZEIT Geschichte 4/09_ 1933-1945 Wege des Widerstands, S.8-26. 75 Vgl. Ueberschär, Gerd: Auf dem Weg zum 20. Juli 1944. Motive und Entwicklung der Militäropposition gegen Hitler. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament. 28. Juni 2004, 15-22. 76 Benz, Wolfgang: Der militärische Widerstand. (http://www.bpb.de/themen/M8MJMK,0,Der_ milit%E4rische_Widerstand.html, 15. März 2010) 78 Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Die Weiße Rose (http://www.bpb.de/themen/ HKQ6B3,0,0,Sophie_Scholl_und_die_Wei%DFe_Rose.html, 15. März 2010.) 79 Vgl. Zarusky, Jürgen: Jugendopposition. In: Benz, Wolfgang; Pehle, Walter (Hrsg.): Lexikon des Deutschen Widerstandes. Frankfurt am Main 1994, S.98ff.. 81 Schilde, Kurt: Herbert-Baum-Gruppe. In: Benz, Wolfgang; Pehle, Walter (Hrsg.): Lexikon des Deutschen Widerstandes. Frankfurt am Main 1994, S.225ff. 84 http://de.wikipedia.org/wiki/Edelwei%C3%9Fpiraten, 15. März 2010. 87 http://de.wikipedia.org/wiki/Edelwei%C3%9Fpiraten, 15. März 2010. http://www.museenkoeln.de/ausstellungen/nsd_0404_edelweiss/, 15. März 2010. 88 http://www.return2style.de/swheinis.htm, 15.03.2010. 104 http://www.zentralratdjuden.de/de/topic/17.html, 15. März 2010. 105 Vgl. Benz, Wolfgang (Hg.): Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1996. 107 http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/antisemitismus/ausgrenzung/index.html, 15. März 2010. 109 Dokumentrations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma (Hrsg.): Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma. (http://www.sintiundroma.de/index/, 15. März 2010.)http://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_T4, 15. März 2010. 110 Benz, Wolfgang: Die 101 wichtigsten Fragen. Das Dritte Reich. München 2006, S.111. 111 http://freenet-homepage.de/schwule-geschichte/sachsenhausen/verfolgung.htm, 15. März 2010. 112 http://de.wikipedia.org/wiki/Asoziale_%28Nationalsozialismus%29, 15. März 2010. 312 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 4 Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg I Schülerheft 313 Informationen zum Haftungsausschuss Haftungsausschluss Der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. hat weder Einfluss auf Gestaltung und Inhalte der hier verlinkten Seiten, noch macht er sich deren Inhalte zu eigen. Urheber- und Kennzeichenrecht Der Herausgeber dieser Materialien ist bestrebt, in allen Publikationen die Urheberrechte der verwendeten Bilder, Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zu beachten, von ihm selbst erstellte Bilder, Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zu nutzen oder auf lizenzfreie Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zurückzugreifen. Alle innerhalb des Internetangebotes genannten und ggf. durch Dritte geschützten Marken- und Warenzeichen unterliegen uneingeschränkt den Bestimmungen des jeweils gültigen Kennzeichenrechts und den Besitzrechten der jeweiligen eingetragenen Eigentümer. 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