Vorwort - Claus-Christian Carbon
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Vorwort - Claus-Christian Carbon
Universität Trier FB I – Psychologie Diplomarbeit Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen vorgelegt im November 1998 von Claus-Christian Carbon Betreuung: Prof. Dr. Karl F. Wender Dr. Monika Wagener–Wender Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Inhalt Inhaltsverzeichnis 0 VORWORT 1 1 EINLEITUNG 1 2 3 1.1 Das Verhältnis von Emotionen zu Kognitionen 2 1.2 Historische Forschungsansätze 4 1.3 Zusammenfassung 4 FORMEN MENTALER REPRÄSENTATION 6 2.1 Repräsentationsformen des Wissens 2.1.1 Propositionale Netze 2.1.2 Mentale Karten (”imagery”) 2.1.3 Hybride Formen der Repräsentation 2.1.4 Orientierungsschemata 6 7 9 12 13 2.2 Situationale Modelle (”situational models”) 14 2.3 Repräsentation von Distanzen 15 2.4 Zusammenfassung 17 METHODEN DER RAUMKOGNITIONSWISSENSCHAFT 3.1 Direkte versus indirekte Methoden 19 19 3.2 Übliche Maße zum Erfassen räumlicher Beziehungen 3.2.1 Distanzschätzungen 3.2.2 Richtungsschätzungen 3.2.3 Anfertigen von Karten 3.2.4 Positionieren von Objekten 3.2.5 Latenzzeit-Daten 3.2.6 Satzlesezeiten 3.2.7 Ordered Tree Algorithmus 20 20 22 22 23 23 25 25 3.3 Spezielle Untersuchungen zu subjektiven Distanzen 26 3.4 Emotionale Faktoren bei der Distanzschätzung 28 3.5 Zusammenfassung 34 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen 4 5 EIGENE UNTERSUCHUNG Inhalt 35 4.1 Zielsetzung 35 4.2 Fragestellung und Herleitung der Hypothesen 35 4.3 Zusammenfassung der Hypothesen 4.3.1 Haupthypothesen 4.3.1.1 Hypothesen bezogen auf konfigurale Aspekte 4.3.1.2 Hypothesen bezogen auf emotionale Aspekte 4.3.2 Nebenhypothesen (Kontrollen) 39 39 39 39 40 4.4 Experimentelles Vorgehen 4.4.1 Versuchspersonen 4.4.2 Apparate und Material 4.4.3 Versuchsprozedur 4.4.3.1 Lernphase 4.4.3.2 Testphase am Computer 4.4.3.3 Interview 40 40 41 43 43 43 47 4.5 Ergebnisse & Diskussion 4.5.1 Distanzschätzung 4.5.2 Positionierung 4.5.3 Interview 47 48 64 77 ALLGEMEINE DISKUSSION 81 5.1 Integrale Diskussion der Ergebnisse 81 5.2 Ausblick 84 6 ZUSAMMENFASSUNG 86 7 LITERATURVERZEICHNIS 88 8 ANHANG 98 8.1 Instruktionen 8.1.1 Allgemeine Instruktion (zu Beginn des Experiments) 8.1.2 Instruktion zur Lernpase Grundriß 8.1.3 Instruktion zur Lernpase Text 8.1.4 Instruktion zur Testphase Distanzschätzung 8.1.5 Instruktion zur Testphase Positionieren 98 98 98 99 99 100 8.2 Materialien 8.2.1 Emotional gefärbte Objekte 8.2.2 Verwendete Item–Paare in den räumlichen Tests 8.2.3 San Diego–Paare 8.2.4 Interview–Fragebogen 100 100 101 102 102 8.3 103 Versuchspersonen 8.4 Textuelle Beschreibungen (Lückentexte) 8.4.1 Positive Variante 8.4.2 Negative Variante 103 103 104 8.5 Detaillierte Ergebnisse 8.5.1 Testphase Distanzschätzung 8.5.2 Testphase Positionieren 8.5.3 Interview 8.5.4 Ergebnisse der Reanalyse von Ekman & Bratfisch (1965) 105 105 112 119 121 LQ*HGHQNHQ DQPHLQH0XWWHU 0 Vorwort Mein besonderer Dank gilt meinen Betreuern Frau Dr. Monika Wagener–Wender und Herrn Prof. Dr. Karl F. Wender, die mich in meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft und später als Diplomand weitreichend unterstützten und förderten und die den Anstoß für die vorliegende Diplomarbeit und das damit verbundene Projekt gaben. Nicht unerwähnt bleiben soll auch die engagierte Hilfsbereitschaft von Herrn Dipl.– Psych. Rainer Rothkegel und Herrn Dr. habil. Axel Buchner, die stets ein offenes Ohr und wertvolle Tips und Anregungen für mich und meine Arbeit hatten. Für die Durchführung des Experiments und für die weitere Aufarbeitung der Daten möchte ich Dipl–Päd. Pia Weigelt und Dipl.–Päd. Simone Knop danken; ¡mucias gracias! auch an Volker Schmitt für die Programmierung des Experiments und für die Hilfestellung während der harten Arbeitsphasen. Zu großem Dank bin ich außerdem Frau Dr. Sabine Schumacher–Bittner verpflichtet, die mir wichtige Literaturhinweise und wertvolle Anregungen gab. Allen anderen „Betroffenen“, die meinen Diplomarbeitslaunen unweigerlich ausgesetzt waren, will ich ebenfalls danken. Vielen lieben Dank auch an Ruth Mainka für die Durchsicht der Arbeit! Last but not least soll meinem Vater, Herrn Dipl.–Ing. Theo R. Carbon gedankt sein, der mich in großartiger Weise während meines Studiums unterstützt hat und meiner Mutter, Frau Kirsten Karin Carbon, die mir den Anstoß für dieses Studium gegeben hat. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen 'LVFRYHU\FRQVLVWVRIVHHLQJZKDWHYHU\ERG\KDVVHHQ DQGWKLQNLQJZKDWQRERG\KDVWKRXJKW Albert Szent-Gyorgyi 1 Einleitung Die vorliegende Arbeit untersucht die mentalen räumlichen Repräsentationen, die sich ein Mensch bei der Beschäftigung mit räumlich relevantem Lernmaterial aufbaut. Dabei werden zwei Faktoren, die zu systematischen Verzerrungen (siehe Downs & Stea, 1973) in der mentalen Repräsentation (Gardner, 1985) von räumlichen Informationen führen können, näher beleuchtet. Zum einen werden konfigurale Spezifika untersucht, die auf die Wahrnehmung und Speicherung von räumlichen Konstellationen verzerrenden Einfluß ausüben. Zu nennen sind hierzu u.a. der clutter–Effekt, der bereits in der Antike von Ptolomäus (Thorndyke, 1981) erforscht wurde und das Phänomen beschreibt, daß Strecken zwischen zwei Objekten, inmitten derer sich noch weitere Gegenstände befinden, länger geschätzt werden, als physikalisch gleich lange ungefüllte Strecken; oder das Phänomen, daß kurze Strecken im Verhältnis zu längeren Strecken überschätzt werden (McNamara, Ratcliff, & McKoon, 1984). Ein anderer allgemein bekannter Effekt ist, daß vertikale Strecken länger als physikalisch gleich lange horizontal ausgerichtete Strecken eingeschätzt werden (Goldstein, 1989; Rock, 1985). Zum anderen stellt sich diese Arbeit das Ziel zu erforschen, inwieweit emotional besetzte Objekte in einer räumlichen Konstellation verzerrenden Einfluß auf deren mentale Repräsentation ausüben können. Dieser Ansatz ist insofern neu, als die bisherige Forschung nahezu ausschließlich versuchte, neutrale Reize als Material für die Erforschung räumlicher Repräsentationen zu verwenden. Jedoch scheint dies ökologisch nicht angemessen, da sich im alltäglichen Umfeld kartenähnliche Strukturen nicht durch den Umgang mit wertneuralen Reizen aufbauen. Vielmehr besitzen Reize und Objekte in natürlichen Kontexten emotionale Gehalte. Wir lernen eine Umwelt stets durch persönliche Erfahrungen und Ereignisse oder durch mehr oder minder affektiv belastete Beschreibungen Dritter kennen: „Raum–Zeit–Verhaltensweisen sind also Ausdruck von Austauschprozessen“ (Beckmann, Fechtel, & Wagener, 1982, S.6). Experimentelles Lernmaterial, bestehend aus abstrakten Darstellungen und neutralen Objekten, wie es normalerweise von empirischen Psychologen aus Gründen der Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 2 besseren Kontrollierbarkeit verwendet wird (Zimbardo, 1992), erscheint daher als höchst artifiziell und letztendlich kaum hinreichend, um alltagsrelevante Repräsentationsformen räumlicher Strukturen sinnvoll untersuchen zu können (vgl. hierzu den Lewinschen Begriff der Situation in Kebeck, 1983). Die vorliegende Arbeit will nun den Versuch unternehmen, in ein typisches experimentelles setting zur Untersuchung der räumlichen Repräsentation emotional besetzte items zu integrieren, um die Wirkung der emotionalen Bedeutung von Objekten auf die Wahrnehmung und Speicherung dieser Objekte in ihrem gemeinsamen interaktionellen räumlichen Gefüge systematisch zu erforschen. Zu diesem Zweck werden Maße herangezogen, die sich in der bisherigen raumkognitiven Forschung bewährt haben, so etwa Distanzschätzungen und recall–Daten (Birnbaum & Mellers, 1978; Briggs, 1976; Cadwallader, 1973; Montello, 1991; Thorndyke, 1981; Wender, Wagener-Wender, & Rothkegel, 1997). Zusätzlich wird ein neues Maß eingeführt, das sowohl Richtungsschätzungen (Wender et al., 1997) als auch Distanzschätzungen in einem gemeinsamen Meßverfahren verbindet. 1.1 Das Verhältnis von Emotionen zu Kognitionen Zentral für den Begriff der mentalen räumlichen Repräsentation wird für die vorliegende Arbeit das Konzept der cognitive map sein, den Tolman (1948) bereits vor 50 Jahren einführte (Downs & Stea, 1973; Kitchin, 1994). Er versteht darunter eine vermittelnde, kartenähnliche Struktur, die sowohl Tieren wie Menschen ermöglicht, frühere räumliche Erfahrungen in einer Umgebung für künftige zielgerichtete Verhaltensweisen nutzbringend zu verwerten. Er distanziert sich damit deutlich von der damals noch vorherrschenden behavioristischen Auffassung, daß Interaktionen mit der Umwelt alleine durch grundlegende Reiz–Reaktions–Schemata ablaufen: ”we assert that the central office [the brain] itself is far more like a map control room than it is like an old-fashioned telephone exchange” (Tolman, 1948, S.192) [Anm. u. Hervorhebungen CCC]. Somit muß Tolman als einer der ersten modernen kognitiven Psychologen (Mayer, 1992) gelten, da er explizit komplexe kognitive Strukturen im Gehirn postuliert. War die kognitive Psychologie zunächst als Opposition in den Reihen führender Psychologen behavioristischer Provenienz höchst innovativ, so verkümmerte dennoch ein wesentlicher Aspekt dieses Ansatzes scheinbar unbemerkt. Ging es anfangs vor allem darum, ein Gegengewicht zu der Position darzustellen, daß menschliches Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 3 Handeln aus bloßen stimulus–response–Mustern bestehen würde, indem man komplexe geistige Prozesse annahm, so fiel schon bald der gesamte Komplex emotionaler Begründung aus diesem Denkgebäude heraus, obwohl dieser ehemals ein integraler Bestandteil kognitiver Herangehensweise gewesen war: „Das kognitive Paradigma impliziert keine derartige Reduktion. Es fordert in Abhebung vom behavioristischen Paradigma dazu auf, Erleben und Verhalten nicht nur in äußerlich beobachtbaren [...] Erscheinungsformen zu erforschen, sondern die kognitiven Prozesse mit zu berücksichtigen, die in Personen mit ihrer Umwelt ablaufen“ (Mandl & Huber, 1983, S.1). Mandl stellt ausdrücklich hervor, daß unter das kognitionswissenschaftliche Paradigma der Informationsverarbeitung sowohl „Wissen um Objekte, Zustände, Ereignisse“ als auch „emotionale Daten“ (Mandl & Huber, 1983, S.3) zu fassen sind. Dennoch entwickelte sich schon bald ein wahrer Kampf zwischen puristischen Kognitionspsychologen und Emotionspsychologen, der nicht zuletzt in der spezifischen Geschichte der abendländischen Wissenschaft begründet ist. So kontrastierte bereits Platon die Bereiche Denken, Fühlen und Wollen in seiner Schrift Der Staat und dem Dialog Phaidros (Hare, 1990). Nahezu die gesamte nachfolgende geistige Tradition des Abendlandes behielt diese Gegenüberstellung und disjunkte Kategorisierung bei (Bruner, 1994), obwohl „Emotion und Kognition zwei Aspekte eines Phänomens sind, nämlich des menschlichen Handelns“ (Mandl & Huber, 1983, S.2). Andere Forscher wiederum meinen, daß es zwar nicht unwichtig wäre, sich mit emotionalen Fragestellungen zu beschäftigen, jedoch erscheint ihnen eine Integration emotionaler Inhalte als nicht praktikabel: “Emotion is a factor which may be important for cognitive functioning but whose inclusion at this point would unnecessarily complicate the cognitive–scientific enterprise” (Gardner, 1985, S.6). Damit grenzen sie ebenfalls diesen Bereich aus der kognitiven Forschung aus. Außerdem geht aus dieser Ansicht hervor, daß emotionale Faktoren lediglich additiven Charakter haben, die keinerlei Wechselwirkung mit harten kognitiven Faktoren eingehen. Dies ist allerdings mehr als zweifelhaft, denn viele Theorien gehen davon aus, daß die Akquisition bestimmter Kognitionen von sozialen und emotionalen Umständen abhängig ist (Christianson, 1992; Niedenthal & Kitayama, 1994), schon alleine deswegen, weil die emotionale Bedeutung eines Stimulus oft bereits vor dessen bewußter Verarbeitung generiert wird (Bruner, 1994; Niedenthal & Kitayama, 1994; Pratto, 1994). Andere Theorien nehmen eine gegenseitige Beeinflussung von Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 4 emotionalen und kognitiven Faktoren an (Mandl & Huber, 1983; Niedenthal & Kitayama, 1994; Roseman, 1984; Stein, 1992), bzw. postulieren, daß spezifische affektive Zustände maßgeblich kognitive Prozesse verändern können (Anooshian & Siegel, 1985; Hänze & Hesse, 1993; Stein, 1992). Schon G. Stanley Hall (1897) machte vor über einem Jahrhundert auf die Tatsache aufmerksam, daß bestimmte emotionale Zustände starke Einflußgrößen für die räumliche Orientierung darstellen können. Daher erscheint es wenig sinnvoll, emotionale Inhalte aus der wissenschaftlichen Betrachtungsweise auszuklammern. 1.2 Historische Forschungsansätze Die Erforschung von Raumwahrnehmungs– und Raumgedächtnisphänomen wird seit der Antike betrieben. So versuchte bereits Ptolomäus 150 n.Chr. mit Hilfe des Phänomens, daß mit Objekten gefüllte Distanzen größer erscheinen als ungefüllte, die Mondillusion zu erklären (Thorndyke, 1981). Erst 1700 Jahre später wurde dieses Phänomen von Oppel im Jahre 1855 intensiv experimentell erforscht (Thorndyke, 1981). Heute wird in diesem Zusammenhang auch vom sogenannten clutter–Phänomen gesprochen. Einen wesentlichen Meilenstein in der raumkognitiven Forschung stellt der bereits erwähnte Artikel Cognitive Maps in Rats and Men von Tolman (1948) dar, in dem das erste Mal von kognitiven Karten die Rede ist. Tolman machte die interessante Entdeckung, daß Ratten, die einen bestimmten Weg zu einem Futterreservoir gelernt hatten, nicht nur im Sinne des Behaviorismus einfache Reiz–Reaktionsschemata gespeichert hatten, sondern nach eingehender Lernphase dazu in der Lage waren, auch alternative Wege zu gehen, die zur gleichen Zielposition führten. Dies bestärkte ihn in dem Glauben, daß sowohl Tiere als auch Menschen innere, kartenähnliche Repräsentationen von räumlichen Umgebungen aufbauen können. Das Konzept der cognitive maps fand jedoch bis in die Anfänge der siebziger Jahre kaum Beachtung, bis der Begriff von Geographen wieder aufgegriffen wurde (Kitchin, 1994). In Kapitel 2 soll auf dieses zentrale Konstrukt näher eingegangen werden. 1.3 Zusammenfassung Das vorliegende Kapitel umreißt die Zielsetzungen des Experiments: Zum einen sollen konfigurale Charakteristika untersucht werden, die die Verarbeitung räumlicher Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 5 Informationen maßgeblich beeinflussen (wie z.B. Barrieren), andererseits sollen auch emotionale Einflußgrößen analysiert werden. Bisher wurden in psychologischen Untersuchungen meist wertneutrale Reize verwendet, um Störfaktoren auszuschließen. Im vorliegenden Experiment soll dagegen der emotionale Gehalt des stimulus–Materials bewußt manipuliert werden. Das Ziel ist, spezifische Verzerrungen der räumlichen Informationsverarbeitung durch die emotionale Prägung von einzelnen Objekten nachzuweisen. Emotionale Aspekte wurden im Rahmen kognitiver Forschung aus einem Mißverständnis über den Umfang des Gegenstandsbereich der Kognitionswissenschaft meist ausgeschlossen: Obwohl von namhaften kognitiven Psychologen explizit herausgestellt wird, daß Kognitionen mit Emotionen untrennbar verbunden sind {z.B. \Mandl, 1983 #102}, scheint dies die Tradition okzidenteller Wissenschaftsphilosophie mit ihrer klaren Trennung von Denk– und Gefühlsprozessen {siehe Platon in \Hare, 1990 #103} vehement zu ignorieren. Nur so ist es zu erklären, daß die Erforschung emotionaler Einflußgrößen auf kognitive Prozesse — insbesondere im Bereich der spatial cognition — bisher auf breiter Linie ausgeklammert wurde. Weiterhin wird im vorliegenden Kapitel das Konstrukt der cognitive map von Tolman {, 1948 #48} vorgestellt, das immanent wichtig für die hier vorgestellte Untersuchung sein wird. Tolman {, 1948 #48} versteht darunter eine mentale kartenähnliche Repräsentationsform räumlicher Strukturen und setzt sich damit deutlich von der damals noch vorherrschenden behavioristischen Forschungspragmatik ab. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 6 2 Formen mentaler Repräsentation In den letzten 20 Jahren haben sich schwerpunktmäßig drei Vorstellungsweisen herauskristallisiert, die die mentale Repräsentation räumlichen Wissens zu erklären suchen. Zusätzlich existiert ein alternativer Vorschlag von Neisser (1976), der ebenfalls kurz charakterisiert werden soll. Anschließend an diesen eher allgemein gehaltenen Teil über Repräsentationsformen des Wissens, wird speziell auf Modelle eingegangen, die beschreiben, wie räumliches Wissen durch textuelle Beschreibungen aufgebaut wird. Da die Theorie der situationalen Modelle wichtige Implikationen für das vorliegende Experiment enthält, wird daher in einem eigenen Abschnitt darauf eingegangen werden. Schließlich soll auf Modelle zur Repräsentation von Distanzen und anderen räumlich relevanten Dimensionen Bezug genommen werden, da diese eine wichtige Diskussionsgrundlage für die Besprechung und Diskussion der eigenen Ergebnisse bereitstellen. 2.1 Repräsentationsformen des Wissens Timothy McNamara schlägt eine mehrdimensionale Einteilung von Theorien über mentale Repräsentationen vor: “Theories of mental representations, in general, and theories of spatial representations, in particular, can be distinguished in at least four ways. [...] the form, [...] the function, [...] the structure, [...] and the contents” (McNamara, 1986, S.88). Unter die Einteilungsdimension Form fällt der Typ des mentalen Codes, der das Wissen im Gedächtnis repräsentiert. Diese Einteilung entspricht der klassischen Unterscheidung zwischen analoger, abstrakt propositionaler oder hybrider Speicherungsart. Die zweite Unterscheidungsdimension ist durch die Funktion der Repräsentation gegeben: So ist zwar eine analoge Speicherungsstrategie sehr nützlich für räumliche Konfigurationen, jedoch weniger effizient für logisches Wissen. Propositionale Repräsentationen dagegen zeigen vor allem Stärken im ökonomischen Speichern von logischen und semantischen, aber nicht von räumlichen Konstellationen. Die dritte vorgeschlagene Dimension der Struktur des mentalen Codes erfaßt die Unterscheidung zwischen hierarchischen und nicht–hierarchischen Modellen. Schließlich unterscheidet die vierte Dimension verschiedene Inhalte von Repräsentationen, bzw. inwieweit bestimmtes Wissen fest repräsentiert wird oder erst Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 7 „berechnet“ werden muß. So kann man sich z.B. vorstellen, daß Distanzen oder Richtungen zwischen einzelnen Objekten entweder schon vorkodiert sind oder erst zur Laufzeit aus anderen Daten oder Wissensstrukturen abgeleitet werden müssen. Im folgenden soll nun auf die Einteilungsdimension der Form näher eingegangen werden. 2.1.1 Propositionale Netze Eine allgemein gebräuchliche Annahme ist, daß räumliches Wissen in Form von propositionalen Strukturen gespeichert wird (Anderson, 1974; Bower, 1977; Kintsch, 1974; McNamara, 1986; McNamara, Hardy, & Hirtle, 1989; McNamara et al., 1984). Solche propositionalen Strukturen werden durch ein Netz miteinander verbundener Bedeutungen aufgebaut, wobei die Attribute einzelner Knoten durch die spezifische Verknüpfung mit anderen Knoten dargestellt werden können oder explizit als Informationen hinterlegt werden. Diese Knoten können ganz verschiedene Komplexitätsgrade aufweisen: Von einfachen Wörtern angefangen bis hin zu komplexen Konzepten (Eysenck & Keane, 1995; Klatzky, 1980). Schon alleine durch die weite Verbreitung des Terminus Proposition in Linguistik, Informatik, Sprachpsychologie und Philosophie kann dessen eindeutiger Bedeutungsumfang nicht mehr festgestellt werden (Bauer & Wagener, 1984). Dieser Forschungsansatz wurde besonders zur Erklärung sprachlicher Repräsentationen angewendet. Übertragen auf räumliches Material würden in einem propositionalen System Distanzen zwischen einzelnen Objekten und deren gegenseitige Ausrichtung explizit als Attribute einzelner Gegenstände abgespeichert werden. Ebenso müßte die emotionale Bedeutung in Form von expliziten Informationen abgelegt werden. Eine direkte Konsequenz des propositionalen Ansatzes ist eine hierarchische Strukturierung des Datenmaterials. McNamara, Hardy und Hirtle (1989) gehen sogar davon aus, daß selbst homogenes räumliches Material hierarchisch organisiert wird. Durch sogenannte ordered trees (Beschreibung in Kap. 3.2.7) können sie zeigen, daß in einer free–recall–Abfrage bestimmte Objekte stets en bloc genannt werden. Außerdem werden Distanzen über objektive Barrieren (z.B. Rinck, Hähnel, Bower, & Glowalla, 1997) und auch über subjektive Barrieren (Hirtle & Jonides, 1985; McNamara et al., 1989) hinweg überschätzt: Objektive Barrieren wären z.B. deutlich in einem Plan hervorgehobene Wände; subjektive Barrieren dagegen entstehen mental aufgrund von Gruppierungen einzelner Objekte zu Clustern durch die Versuchspersonen selbst. Diese Befunde decken sich zwar mit denen derjenigen Forscher, die nicht– Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 8 hierarchische Modelle vorziehen (Thorndyke, 1981), jedoch werden die Ergebnisse jeweils unterschiedlich interpretiert: Werden Objekte in einem ordered tree zusammen genannt, so vertreten Modelltheoretiker hierarchischer Provenienz die Ansicht, daß relativ unstrukturierte Konstellationen in ein hierarchisches Schema transformiert werden. Diese Transformation von einzelnen Entitäten zu zusammenhängenden chunks (Miller, 1956) hat die wichtige Aufgabe, Speicher– und Prozeßkapazitäten einzusparen. Sobald die Anzahl dieser Cluster wiederum größer als die Kapazitäten der beteiligten Prozesse wird, werden diese Cluster wiederum in noch höher geordnete chunks gebunden. Die so verschachtelten Transformationsprozesse ergeben ein hierarchisches Speichersystem. Diese Form der Speicherung würde spezifische Verzerrungen mit sich bringen. So lautet z.B. eine typische Annahme, daß genaue Objektpositionen innerhalb eines Clusters nicht mehr exakt repräsentiert werden, sondern nur noch die Position des gesamten Clusters an sich. Genau diese Annahme konnten Stevens und Coupe (1978) in einem Experiment bestätigt sehen, bei denen die Versuchspersonen die gegenseitige Ausrichtung von amerikanischen Städten einschätzen sollten. Tatsächlich orientierten sich die Versuchspersonen an den übergeordneten Bundesstaaten und nicht an den tatsächlichen Positionen der Städte (Stevens & Coupe, 1978). Letztendlich können die empirischen Ergebnisse jedoch weder sicher für noch gegen hierarchische Effekte sprechen, da letztendlich alle Phänomene auch durch eine spezifische Speicherungsart in nicht–hierarchischer Weise erklärt werden können. Dennoch erscheint dieser Ansatz sinnvoll, da er logisch stringent ist und die Empirie in einfacher Weise zu erklären vermag: “This evidence has intuitive appeal, but it does not constitute strong evidence for hierarchical encoding of spatial relations. A nonhierarchical model could account for these results with the assumption that spatial relations were simply misencoded” (McNamara et al., 1989, S.212). Auch Rossano und Hodgson (1994) geben zu bedenken, daß scheinbar hierarchische Strukturen durchaus mit bildähnlichen analogen Prozessen erklärt werden können. Nachdem Versuchspersonen fiktive Landkarten gelernt hatten, welche in Provinzen und Städte vorstrukturiert waren, konnten sie in einer Testphase signifikant mehr Provinzen als Städte nennen. Auch deren Position und Form wurde besser behalten. Die Autoren nehmen diesen Befund als Evidenz für einen “global to local learning process” (Rossano & Hodgson, 1994, S.580ff.). Dieser Prozeß bezieht sich jedoch nur auf das Lernverhalten, nicht aber zwingend auf die Repräsentationsform. So könnte man dieses Phänomen z.B. innerhalb des klassischen image–Paradigmas mit Hilfe Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 9 eines Modells, das von Rossano progressive image differentiation benannt wird, folgendermaßen erklären: “The imagery process takes the following form: the subject begins with the most global spatial category present on the map. This category provides the basis for differentiating the figure (the mapped region) from the background [...] The subject then proceeds to differentiate further down the spatial hierarchy, such as separating one figure from another [...] Eventually the subject works his/her way down to the most local spatial level on the map...” (Rossano & Hodgson, 1994, S.581). Diese Erklärung macht klar, daß zwar propositional–hierarchische Modellannahmen sinnvoll, intuitiv und zweckmäßig erscheinen, jedoch nicht notwendigerweise als Repräsentationsform angenommen werden müssen. Tatsächlich wird das propositional–hierarchische Modell in Bezug auf Phänomene der Raumrepräsentation nur selten in Reinform verwendet (siehe Pylyshyn, 1973). 2.1.2 Mentale Karten (”imagery”) Finke (1989) gibt eine prägnante Definition des Begriffs der mental imagery: „Mental Imagery ist die mentale Herstellung oder Wiederherstellung einer Erfahrung, die zumindest in einigen Aspekten der Erfahrung ähnelt, ein Objekt oder ein Ereignis wahrzunehmen, entweder in Verbindung mit oder in Abwesenheit von direkter sensorischer Stimulation“ (dt. Übersetzung von Wagener-Wender, 1993, S.14). Viele empirische Befunde sprechen dafür, daß räumliche Anordnungen in solch einer bildähnlichen Repräsentationsform — sogenannten imageries — gespeichert werden. Die ersten Experimente, die die imagery–Debatte einleiteten, wurden vom Forscherzirkel um Shepard durchgeführt (Baddeley, 1990; Klatzky, 1980). Sie zeigten eindrucksvoll, daß z. B. der Zeitbedarf für mentale Rotationen von dreidimensionalen Gegenständen in einem direkt proportionalen Verhältnis zum Abweichungswinkel von ihrer Ausgangslage stand. Eine Forschergruppe um Kosslyn konnte zeigen, daß Versuchspersonen bei der Beantwortung von Fragen über Objekte aus einer zuvor gelernten Karte systematische Latenzzeiten aufwiesen, die direkt mit der Distanz zwischen jeweils zwei Objekten zusammenhing: Je weiter zwei Objekte auf der Karte voneinander entfernt waren, um so länger benötigten Versuchspersonen für eine Antwort (Baddeley, 1990; Klatzky, 1980). Aufgrund dieser funktionalen Beziehung zwischen physikalischer Distanz und benötigter Latenzzeit schloß Kosslyn (1973), daß die Höhe der jeweiligen Reaktionszeit dadurch zustande kommt, daß Menschen bei Distanzschätzaufgaben auf eine mentale Karte zugreifen und mit Hilfe eines mentalen Suchverfahrens (mental scanning) zu mehr oder minder sinnvollen Ergebnissen kommen. Diese mentale Karte Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 10 hat ähnliche Eigenschaften wie ein reales Bild: “the internal structure of an image parallels the spatial structure” (Kosslyn, 1973, S.90). Daher erfordert sie ähnliche kognitive Strategien wie bei einem rein visuellen Prozeß, um etwa Distanzen, Richtungen oder Positionen feststellen zu können. Kosslyn stellt zwei gleich plausible Theorien über den genauen mentalen Scanning–Vorgang auf, ohne eine von beiden zu favorisieren: Entweder scannt eine Versuchsperson die mentale Karte langsam ab, genauso wie wenn man eine reale Karte absucht, oder man „leuchtet“ quasi eine Karte wie mit einer Taschenlampe stückweise ab (Kosslyn, 1973). Zusätzlich zu den empirischen Latenzzeitdaten wird die zweite Sichtweise eines spotlight of intention durch Introspektionen der Versuchspersonen gestützt (Kosslyn, 1973; Kosslyn & Pomerantz, 1977; Shepard & Metzler, 1971), welche jedoch den üblichen methodischen Problemen introspektiver Daten unterworfen sind, wie sie Mayer (1992) treffend beschreibt: “The real problem is that these [introspective] reports may not have much to do with the actual mental processes involved; that is, subjects may not be able to report on their own cognitive experiences accurately” (Mayer, 1992, S.17). Jedoch lassen sich mit Hilfe eines solchen mentalen Suchvorgangs sehr einfach auch hierarchische Effekte erklären. Obwohl in der Theorie der mental imagery räumliche Beziehungen nicht hierarchisiert sind und somit auch keine verschiedenen Codes für globale und lokale Eigenschaften existieren, lassen sich dennoch subjektive oder objektive Gruppierungen von Elementen durch das sogenannte analog timing model (Thorndyke, 1981, S. 543) erklären, welches im Deutschen als Analoges Zeitmesser– Modell (Wippich, 1985) bekannt ist. Konsequent wird dabei die Struktur des mentalen Bildes mit dem Urbild parallelisiert. So wird analog zu einer visuellen Suche, bei der auf einer realen Karte ein bestimmtes Zielobjekt gefunden werden soll, auch die mentale Karte abgescannt. Sobald dieser Abtastvorgang (scanning process) startet, wird ein interner Timer aktiviert, der bei Abschluß des Prozesses angehalten wird. Trifft dieser Suchvorgang nun auf eine Barriere oder ein Objekt, so wird der Prozeß kurzzeitig gestoppt, die Bedeutung oder Bezeichnung des Objekts herausgefunden, mit dem Zielobjekt verglichen, und schließlich bis zum Auffinden des gesuchten Objekts fortgeführt. Jeder dieser Retardationsmomente kostet Zeit, so daß sich die typischen Reaktionszeitverläufe für räumliche Materialien mit intervenierenden Punkten einstellen. Thorndyke (1981) faßt den funktionalen Zusammenhang von Distanz und intervenierenden Objekten zu der Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 11 subjektiven1 Distanz in einer einfachen Gesetzmäßigkeit zusammen (siehe Gleichung 1). Dsubj = b0 + b1 ⋅ D phys + b2 ⋅ N Clutter Gleichung 1: Beziehung zwischen physikalischer Distanz (Dphys) und der Anzahl der dazwischenliegenden Punkte (NClutter) zu der subjektiven Distanz (Dsubj); nach Thorndyke (1981). b0, b1 und b2 sind lediglich zu schätzende Parameter. Dieses Modell nimmt als Prädiktor für die subjektive Distanz eine lineare Kombination von Effekten der physikalischer Distanz und der dazwischen liegenden Objekten an, d.h. es existiert keine Interaktion zwischen diesen beiden Variablen. Thorndyke (1981) kann zeigen, daß diese Annahme durch empirische Datensätze als erfüllt gelten kann. Dies würde bedeuten, daß ein sogenannter Clutter–Effekt (hervorgehoben durch intervenierende Objekte oder Barrieren) an relativer Stärke abnimmt, je größer die physikalische Strecke ist. Thorndyke (1981) paßt empirische Daten an obiges Modell an, erhält eine signifikante Passung und erklärt 98% resp. 99% der Varianz der Distanzschätzung. Konträr zu Kosslyn interpretiert Pylyshyn (1973) die Ergebnisse, die von Kosslyn als deutlicher Beweis für die Existenz von mental images angeführt werden, im Sinne propositionaler Strukturen. Er kommt zu dem Schluß, daß man keine qualitativ distinkte Repräsentationsform neben propositionalen Strukturen benötigt und daß imagery keine adäquate Form der mentalen Repräsentation darstellt: “any representation having the properties mentioned above [the arguments for an imagelike-representation] is much closer to being a description of the scene than a picture of it. A description is propositional, it contains a finite amount of information, it may contain abstract as well as concrete aspects and, [...] it contains terms [...] which are the results of not inputs to perceptual processes” (Pylyshyn, 1973, S.11). Kosslyn (1977) kann jedoch im Gegenzug demonstrieren, daß Pylyshyn zwar durchaus stringent und logisch schlüssig für einen propositionalen Standpunkt argumentiert, dessen praktische Umsetzung jedoch in vielen Fällen zu komplex oder praktisch kaum möglich ist. Imagery kann im Vergleich dazu diese praktischen „Lücken“ schließen. Kosslyn kommt zu dem Schluß: “We have no reason to discard imagery as an 1 Ebenso plausibel wie der Begriff subjektive Distanz wird an anderer Stelle gleichbedeutend von Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 12 explanatory construct in psychology, either on structural or functional grounds [...] there is some evidence that emergent properties of images do in fact play a functional role in cognition” (Kosslyn & Pomerantz, 1977, S.74). Einen weiteren Grund, die Theorie analoger Speicherformate abzulehnen, sieht Pylyshyn (1981) durch die kognitive Penetrabilität mentaler Bilder gegeben. Um den Begriff der kognitiven Penetrabilität besser zu veranschaulichen, vergleicht er den kognitiven Apparat mit der Hardware eines Computers. Die Software würde dieser Analogie zufolge der Art der Instruktion in einem psychologischen Experiment entsprechen. Der kognitive Apparat hat eine funktionale Architektur wie der Computer, der durch die Software nicht verändert werden kann. Jedoch kann man zeigen, daß durch die Art der Instruktion in einem typischen Kosslynschen Experiment völlig verschiedene Verhaltensmuster der Versuchspersonen hervorgerufen werden können. So stellt sich der Effekt des mental scanning nur bei ganz bestimmten Instruktionen ein. Werden die Probanden dagegen aufgefordert, ihre Schätzungen z.B. möglichst schnell abzugeben, verschwindet der Effekt. Dies zeigt, daß das Konstrukt der imagery deutlich unter der Kontrolle des Abfragemodus steht: Es ist kognitiv penetrabel (Eysenck & Keane, 1995). Wenn jedoch ein Konstrukt kognitiv penetrabel ist, so hält es Pylyshyn (1981) nicht für sinnvoll, dieses überhaupt als existent zu betrachten. 2.1.3 Hybride Formen der Repräsentation Eine dritte Forschergemeinde schließlich propagiert ein hybrides Modell, das sowohl propositionale Strukturen für die Repräsentation konzeptueller Informationen aufweist, als auch über einen kartenähnlichen Speicher verfügt, der Informationen über Positionen und Ausrichtungen von Gegenständen bereithält (Rossano & Hodgson, 1994). Auch Mani und Johnson-Laird (1982) sprechen sich nicht explizit für ein einziges Modell aus. Vielmehr versuchen sie zu beweisen, daß sowohl die propositionale als auch die bildhafte Speicherungsart jeweils ihre spezifischen Vorteile besitzt. Wenn eine Vielzahl von Informationen in ein konsistentes und informationsreiches imagery–Modell paßt, eine propositionale Lösung jedoch demgegenüber zu viele Einzelinformationen repräsentieren müßte, ist eine analoge Speicherung effizienter und daher vorzuziehen. Andererseits geben Mani & Johnson– Laird auch zu bedenken, daß die Alltagssprache zu ungenau ist, um einheitliche mentale Modelle aufzubauen: “ordinary language is so indeterminate that any system that could interpret it only by setting up mental models would be at a serious psychologischer (z.B. McNamara et al., 1984) oder kognitiver (z.B. Briggs, 1973b) Distanz gesprochen. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 13 disadvantage: Either it would be overwhelmed by a combinatorial explosion of alternative models for the same discourse or it would have to embody arbitrary, and often erroneous, assumptions within its models“ (Mani & Johnson-Laird, 1982, S.186). Somit besteht auch ein breiter Anwendungsbereich propositionaler Strukturen. Viele weitere empirische Befunde zeigen dissoziativen Charakter in der Weise auf, daß weder für rein propositionale noch für rein analoge Repräsentationsformen plädiert werden kann (Clayton & Habibi, 1991; Kuipers, 1998; Maki, 1981; WagenerWender & Wender, 1990). 2.1.4 Orientierungsschemata Neisser (1976) beschreibt eine zu den vorangegangenen Theorien alternative Repräsentationsform, die er als Orientierungsschemata bezeichnet. Auch Orientierungsschemata haben grundsätzlich neutralen Charakter, sind aber darauf spezialisiert, perzeptuelle und motorische Abläufe zu koordinieren und zu steuern: “Orienting schemata are not just assemblages of object schemata. They include information about the spatial relations between objects, about their positions in the environment. Although some information about the spatial arrangement can be picked up by even a stationary observer, much more becomes available if he begins to move. The act of locomotion, which requires more information if it is to be carried out successfully, also produces more information for the moving perceiver” (Neisser, 1976, S.113ff.). Wenn sich ein Organismus durch seine Umwelt bewegt, bezieht der kognitive Apparat zweierlei Informationen aus den sich ändernden optischen Informationen: Einerseits stereoskopische Informationen, die aufgrund des binokularen Aufbaus des visuellen Systems aus der Parallaxe der beiden retinalen Bilder entstehen. Andererseits bieten sich einem sich bewegenden Betrachter sogenannte optical flow patterns. Diese optischen Fließmuster verändern das retinale Bild kontinuierlich und stellen somit zusätzliche Informationen zu statischen Bildern dar. Neben diesen Außenwelt– Informationen wird die Bewegung des Betrachters durch die spezifischen Muster erfaßt. Die beiden so erhaltenen Informationsströme können gegeneinander verrechnet werden und spezifizieren genau die Bewegung des Betrachters: “Under normal conditions, no purely environmental change can create this particular optical flow [...] Moreover, the manner in which the projections grow larger is not arbitrary: every projected point except one moves steadily outward. The single exception is the very point toward which the perceiver is moving. Thus not only the fact that he is moving but the direction of his motion is fully specified” (Neisser, 1976, S.115). Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 14 2.2 Situationale Modelle (”situational models”) Räumliche situationale Modelle versuchen zu erklären, wie räumliche Informationen aus Texten zu räumlichen Repräsentationen integriert werden. In einem typischen Experimentaldesign (z.B. Denis & Zimmer, 1992; Rinck et al., 1997; Wagener-Wender & Wender, 1990) bekommen Versuchspersonen einen Grundrißplan. Zusätzlich werden sie instruiert, eine Geschichte zu lesen, die in den durch den Grundrißplan bezeichneten Räumlichkeiten spielt. Dieser Text enthält u.a. räumliche Relationen und Bewegungsmuster eines Protagonisten (z.B. “Next he walked from the reception room into the library”). Als abhängige Variable werden Satzlesezeiten verwendet: Befindet sich besipielsweise der Protagonist der Geschichte gerade in einem Zimmer, das nicht dem entspricht, welches durch eine bestimmte Zielbestimmung im Text genannt wird (beim gerade zitierten Textfragment z.B.: “library”), so wird angenommen, daß die Satzlesezeit mit den konfiguralen Beschaffenheiten der dazwischen liegenden Räume und Objekte zusammenhängt. Außerdem werden allgemein übliche Maße wie etwa Distanz– oder Richtungsschätzungen erhoben. Rinck et al. (1997) konnten zeigen, daß Inferenzen über den Weg des Protagonisten von der Anzahl der Räume abhängen, die sich zwischen einem Ursprungs– und einem Zielzimmer befinden. Die Größe der Räume spielte dabei keine Rolle. Die Entscheidungszeit bei der Einschätzung von Distanzen zwischen einzelnen Objekten variierte dagegen systematisch mit der Größe der Zimmer und nicht mehr mit der Anzahl der Zimmer. Rinck et al. (1997) kommen aufgrund dieser Dissoziation der Ergebnisse zum Schluß: “Regarding the distinction between hierarchical and nonhierarchical models of spatial memory suggested by McNamara [...], our results indicate that participants’ spatial representation was clearly hierarchical, otherwise no effect of categorical distance induced by room divisions would have occurred. However, contrary to McNamara’s suggestion, the representation could not have been purely nonmetric either, because Euclidean distance affect [sic!] the speed of relative distance judgements” (Rinck et al., 1997, S.634). Für die komplexe Befundlage ihres Experiments stellen Rinck et al. (1997) drei mögliche Erklärungsansätze vor: 1. Versuchspersonen repräsentieren keine euklidischen Informationen in ihrem situationalen Modell, berechnen diese jedoch selektiv sobald sie benötigt werden. Dieser Ansatz erscheint aus einer Reihe von Gründen unplausibel, da es erstens schwierig, wenn nicht unmöglich ist, euklidische Beziehungen aus nur rang– oder kategorienskalierten Daten zurückzurechnen. Zweitens ist es unwahrscheinlich, Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 15 daß vorhandene euklidische Daten erst ignoriert werden, um dann später mühsam berechnet zu werden. Und drittens müßten euklidische Daten nur dann berechnet werden, wenn zwei zu vergleichende Objekte im selben Raum sind, was bedeuten würde, daß in diesem Falle höhere Reaktionszeiten zu erwarten wären, als wenn zwei Objekte in verschiedenen Zimmern wäre. Die empirischen Daten zeigen jedoch im Gegenteil, daß es zeitaufwendiger ist, zwei Objekte aus verschiedenen Zimmern zu vergleichen. 2. Es werden zwei verschiedene Repräsentationen aufgebaut: Eine für das situationale Modell in nichtmetrischer Form, eine andere für das Grundrißlayout in einer nichthierarchischen metrischen Art und Weise. Zwei separate Repräsentations–Systeme bringen jedoch das Problem der Integration von beiden Systemen mit sich. Solch eine Integration wird z.B. im Experiment von Rinck et al. (1997) benötigt, da Fragen über die relative Distanz sowohl Informationen über die aktuelle Position des Protagonisten (aus der Geschichte), als auch generelle Informationen über den Aufbau der Wohnung aus dem Wohnungslayout erfordern. 3. Euklidische Distanzen können in situationalen Modellen repräsentiert werden, aber sie werden nur dann benutzt, wenn sie auch tatsächlich erforderlich sind. Wenn die gegebenen Informationen aus dem Text jedoch zu ineffizient sind, um zur Konstruktion von situationalen Modellen beizutragen, werden keine euklidischen Informationen gespeichert. Letztendlich favorisieren Rinck et al. (1997) die dritte Alternative, da sie am besten zu den empirischen Befunden paßt. Sie ist auch rein theoretisch deswegen plausibel, da Menschen auch bei anderen Aufgaben stets nur diejenigen Informationen verwerten, die relevant erscheinen “...human adults are remarkably flexible and adaptive in how they retrieve and use their knowledge. They reveal substantial adaptability in selecting for use mainly that information that is relevant to the immediate task at hand and ignoring that which is momentarily irrelevant” (Rinck et al., 1997, S.635). So werden auch metrische Informationen nur dann verwendet, wenn explizit nach solchen Informationen gefragt wird. Wird jedoch nur nach der Zuordnung eines Objekts zu einem bestimmten Raum gefragt, so scheinen nur kategoriale Informationen herangezogen zu werden. 2.3 Repräsentation von Distanzen Da im vorliegenden Experiment die Einflüsse von emotionalen und konfiguralen Parametern auf die Verarbeitung von räumlichen Informationen mit Hilfe des Konstrukts Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 16 der psychologischen Distanz und der Richtung getestet werden, soll hier näher auf mögliche Repräsentationsarten von Distanzen, Richtungen und anderen wichtigen räumlichen Größen eingegangen werden. Die Debatte, welche Genauigkeit und welche Geometrie der psychologische Raum aufweist, ist alt. Schon in seiner Inauguraldissertation im Jahre 1770 bemerkt Immanuel Kant, daß „es im Raum nicht mehr als drei Abmessungen gibt“ (Weischedel, 1983, S.59). Herman Helmholtz dagegen stellte die Behauptung auf, daß der wahrgenommene Raum eine hyperbolische Geometrie aufweist (nach WagenerWender, 1993, S.22). Ein Dissenz in dieser Richtung dauert bis heute an: So postulieren Kosslyn und Pomerantz (1977), daß mentale Repräsentationen euklidische Eigenschaften wie Winkel– und Distanzbeziehungen aufweisen, andere Autoren dagegen nehmen eine Minkowski–Metrik an oder sehen für räumliche Repräsentationen lediglich topologische Informationen vor (siehe hierzu Giraudo & Pailhous, 1994; Knauff, 1997). Die meisten Theoretiker sprechen sich für ein Stufenmodell beim Erwerb von räumlichen Informationen in large–scale–Settings aus. Eine Umgebung wird dann als “large–scale” bezeichnet, wenn sie zu groß ist, um von einem einzigen Punkt völlig überblickt zu werden (Chown, Kaplan, & Kortenkamp, 1995). Wegweisend für einen stufenartigen Erwerb räumlichen Wissens waren Siegel und White (1975), die demonstrieren konnten, daß sich Versuchspersonen während ihres Experiments immer mehr Überblickswissen aneignen konnten. Siegel und White (1975) erklären die Entwicklung von räumlichem Wissen durch drei aufeinander folgende Stadien: Zuerst kann nur Wissen über Landmarken erworben werden. Diese werden dann im nächsten Stadium zu Routen zusammengesetzt. Zum Schluß erfolgt die Integration der Routendaten zu einem Überblickswissen. Die Autoren nehmen an, daß erst in diesem letzten Stadium metrische Informationen nachweisbar sind. Erst sobald Überblickswissen aufgebaut worden ist, können strategische Wegoptimierungen in Form von Abkürzungen durchgeführt werden. Andere Autoren zeigen, daß Überblickswissen jedoch nicht zwingenderweise metrischer Natur sein muß. So zeigen Hirtle und Hudson (1991), daß auch ein hierarchisches nicht–metrisches Format möglich ist. Wiederum alternativ dazu gehen Chown et al. (1995) davon aus, daß räumliches Wissen in konnektionistischen R-Netzen gespeichert werden. Diese enthalten lokale Karten mit Richtungsinformationen. Schweizer (1997) dagegen nimmt an, daß beim Durchwandern von räumlichen Umgebungen Blickpunktsequenzen entstehen. Blickpunktsequenzen sind zeitliche Abfolgen von Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 17 verschiedenen Blickpunktinformationen, die als wahrnehmungsnah und orientierungsspezifisch zu bezeichnen sind. Bennet (1996) kritisiert weitergehend sogar den Begriff der mentalen Karte selbst. Seiner Ansicht nach gibt es keine eindeutige Evidenz, daß Tiere oder Menschen über solch eine Repräsentation verfügen. Alle in seiner Meta–Analyse aufgeführten Untersuchungen enthalten spezifische Designfehler, die eine eindeutige Aussage für die Existenz von mentalen Karten nicht zulassen: “...no animal has been conclusively shown to have a cognitive map [...], because simpler explanations of the crucial novel short–cutting results are invariably possible” {Bennet, 1996 #187, S.219}. Konsequenterweise spricht er sich daher auch gegen die Ansicht aus, daß Lebewesen metrische Informationen repräsentieren können. 2.4 Zusammenfassung In Kapitel 2 wird auf verschiedene Repräsentationsformen von räumlichem Wissen eingegangen. Hauptsächlich unterscheidet man zwischen Theorien: Zum einen wird angenommen, daß räumliches Wissen in Form von propositionalen Netzen gespeichert wird, zum anderen, daß räumliches Wissen in einer analogen Speicherungsform repräsentiert wird. Propositionale Theorien postulieren, daß räumliche Informationen in Form eines Netzes miteinander verbundener Bedeutungen repräsentiert werden {Pylyshyn, 1973 #167}. Diese Speicherungsform legt eine hierarchische Organisation des räumlichen Materials nahe {siehe \McNamara, 1989 #67}. Analoge Speicherungsformen repräsentieren demgegenüber räumliche Konstellationen mit Hilfe von mentalen Karten (imageries), die ähnlich organisiert sind wie übliche Landkarten {z.B. \Kosslyn, 1977 #222}. Kritik gegen die Existenz einer solchen Speicherungsart wurde vor allem von Pylyshyn {, 1981 #207} vorgebracht, da mentale imageries kognitiv penetrabel sind und vollkommen durch propositionale Speicherstrategien erklärt werden können. Meist lassen sich in der aktuellen Forschungskultur nur noch hybride Speicherungsannahmen finden, bei denen teilhierarchische propositionale Strukturen mit analogen, bildhaften Repräsentationen integriert sind {Mani, 1982 #29; Wagener-Wender, 1990 #50}. Zusätzlich werden von Neisser {, 1976 #170} sogennannte Orientierungsschemata angenommen, die auf die Koordination von perzeptuellen und motorischen Abläufen spezialisiert sind. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 18 Besonders wichtig für die vorliegende Arbeit sind die in Kapitel 2.2 vorgestellten situationalen Modelle, die eine Integration von räumlichen Informationen aus Texten und graphischem Material zu erklären suchen {Rinck, 1997 #40}. Da sich die Argumentation der hier vorgestellten Untersuchung hauptsächlich auf die abhängige Variable Distanzschätzung stützen wird, soll in Kapitel 2.3 schließlich gesondert auf Theorien über die Repräsentation von Distanzen eingegangen werden. Fragen, welche Metrik mentale Karten enthalten, wird aufgegriffen und diskutiert. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 19 3 Methoden der Raumkognitionswissenschaft Im folgenden sollen kurz Methoden vorgestellt werden, die üblicherweise in raumkognitiven Untersuchungen Anwendung finden. Dabei wird der Schwerpunkt auf diejenigen Methoden gelegt, die in dem vorliegenden Experiment zur Anwendung kommen, bzw. die als Grundlage für die Entwicklung einer neuen Meßmethode dienten. Das Ziel dieses Kapitels ist daher nicht, einen erschöpfenden Überblick über alle bisher benutzten Methoden zu liefern. Ein ausführlicher Vergleich verschiedener Methoden der Raumkognitionsforschung findet sich etwa bei Evans (1980). 3.1 Direkte versus indirekte Methoden Wender und Wagener (1990) unterscheiden grundsätzlich zwischen direkten und indirekten Verfahren, um Eigenschaften des psychologischen Raumes zu untersuchen. Direkte Methoden verlangen von Versuchspersonen unmittelbare Schätzungen über Entitäten und deren Relationen im psychologischen Raum. Diese Schätzungen sind die Variablen, die analysiert werden. Beispiele hierfür wären Distanzschätzungen, Positionsangaben oder Richtungsangaben. Bewährt haben sich direkte Methoden vor allem in der Erforschung kognitiver Landkarten und der Wegfindung in größeren räumlichen Bereichen (Wagener-Wender, 1993). Schätzdaten, die durch direkte Meßmethoden erhoben werden, erscheinen zwar zunächst plausibel, jedoch ist fraglich, wie sie zustande kommen. Tatsächlich interessiert man sich in raumkognitiven Forschungskontexten für Daten, die den psychologischen Raum beschreiben. Vielleicht orientieren sich aber Versuchspersonen, wenn sie explizit dazu angehalten werden, räumliche Relationen zu schätzen, nicht nur an ihrer internen Repräsentation, sondern vielmehr an Auffassungen über den realen Raum. Es wäre auch möglich, daß Versuchspersonen, bevor sie eine Schätzung abgeben, diese erst durch einen verzerrenden, resp. entzerrenden Prozeß schicken, um scheinbare Inkonsistenzen der internen Repräsentation zu kompensieren. Um diesem Problem zu entgehen, werden oft indirekte Verfahren verwendet. Diese beruhen auf der Theorie, daß bestimmte psychische Prozesse jeweils spezifische Zeitressourcen benötigen. Luce (1986) weist nach, daß diese Theorie bereits im 19. Jahrhundert aufgestellt wurde. So plädierte Joseph Jastrow bereits 1890 in einem Buch mit dem Titel The Time Relations of Mental Phenomena für die systematische Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 20 Erforschung von Latenzzeiten: “If the processing of information by the mind is highly structured, as most psychologists believe, then different paths through that structure will entail different time courses, and those differences will be reflected in the response times. Thus, perhaps, one can infer back from the pattern of response times obtained under different experimental conditions to the structure involved” (Luce, 1986, S.1). In die Tradition von Jastrow stellt sich auch die moderne kognitive Psychologie, die bei indirekten Verfahren die letztlich relevanten Variablen wie etwa Distanzen, Richtungen und Positionen durch Reaktionszeitmuster erschließt. Dabei werden Versuchspersonen nicht aufgefordert, direkt Schätzungen über räumliche Anordnungen abzugeben, vielmehr sollen sie z.B. bestimmte Konstellationen auf ihre Wahrheit überprüfen oder Entscheidungen darüber abgeben, ob ein bestimmtes Objekt in einem wohldefinierten Zimmer gewesen ist. In solchen Settings interessiert man sich nur insofern für die Richtigkeit der Antworten, um Versuchspersonen mit zu vielen falschen Reaktionen auszusondern. Hauptinteresse liegt dagegen in der Zeitdauer bis zur Beantwortung der gestellten Fragen, welche unmerklich gemessen werden. Diese räumlichen Priming–Techniken sind mittlerweile fester Bestandteil der Raumkognitionswissenschaft (z.B Wagener & Wender, 1985; Wagener-Wender, 1997). Abschließend soll darauf hingewiesen werden, daß es sich bei der Unterscheidung von direkten und indirekten Methoden nicht um eine klare Dichotomie handelt, sondern vielmehr um extreme Ausprägungen auf einer kontinuierlichen Skala (WagenerWender, 1993). 3.2 Übliche Maße zum Erfassen räumlicher Beziehungen 3.2.1 Distanzschätzungen Distanzschätzungsaufgaben gehören vermutlich zu den am häufigsten verwendeten direkten Methoden zur Erfassung räumlicher Repräsentationen. Sie werden hauptsächlich aus zwei Gründen durchgeführt: Zum einen lassen sich an gewonnenen Daten psychophysische Funktionen anpassen (Birnbaum & Mellers, 1978; Briggs, 1973a; Coleman, G., & Alf, 1981; Kerst & Howard, 1978; Montgomery, 1977; Thorndyke, 1981). Andererseits lassen sich auch mit Hilfe der gewonnenen Daten multidimensionale Skalierungen durchführen (Gordon, Jupp, & Byrne, 1989; Hourihan & Jones, 1979; Lundberg & Ekman, 1973; Wender et al., 1997). Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 21 Typischerweise unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Herangehensweisen, um zu Distanzschätzungen zu gelangen (Eisler, 1963; Westermann, 1987). Bei Kategorien– oder Ratingmethoden sollen die Probanden jeden Reiz gemäß ihrer subjektiven Empfindungsstärke in eine von mehreren vorgegebenen Kategorien einordnen. Das resultierende Skalenniveau ist dabei lediglich kategorial. Höherwertige Skalen erhält man durch Verhältnisschätzmethoden, worunter Fraktionierungs– und Produktionsmethoden und die Größenschätzmethode subsumiert werden. Bei der Fraktionierungs– oder Produktionsmethode müssen die Versuchspersonen Reize so auswählen resp. herstellen, bis sie dem Anteil an einem vorgegebenen Referenzreiz entsprechen, den sie subjektiv erlebt haben (Golledge, 1973). Torgerson (1958) erwähnt für das Herstellen von psychophysischen Skalen zusätzlich Partitions– und Variabilitätsmethoden, die jedoch für Distanzschätzungen weniger geeignet sind. Da die unterschiedlichen Skalierungsmethoden durch völlig verschiedene Aufgaben realisiert werden, unterscheiden sich auch die gewonnenen Skalenwerte in systematischer Weise. So ergeben sich typischerweise für die am häufigsten benutzten Methoden der Fraktionierung oder Größenschätzung psychophysische Zusammenhänge, die mit der Stevensschen–Potenzfunktion (siehe Gleichung 3) beschrieben werden können (Atkinson, Herrnstein, Lindzey, & Luce, 1988; Westermann, 1987). Andere Methoden dagegen ergeben meist logarithmische Zusammenhänge in der Art von Fechner (Torgerson, 1958). Zum Thema Distanzschätzung soll nicht unerwähnt bleiben, daß Distanzschätzungsaufgaben nicht zwingenderweise mit abstrakten und skalierten Referenzstrecken durchgeführt werden müssen. Einen alternativen Lösungsvorschlag zeigen Kahl, Herman und Klein (1984) auf, bei dem Kinder gelernte Strecken in der Testphase real ablaufen sollten. In diesem Falle wurde die gelaufene Strecke als die Distanzschätzung verwertet. Diese Methode hat den Vorteil, daß Versuchspersonen nicht einen zusätzlichen vermittelnden Skalierungsprozeß benötigen. Daher sind diese Daten vermutlicherweise adäquater, um aus ihr Schlußfolgerungen bezüglich der mentalen Repräsentation zu ziehen (Loomis et al., 1993). Neben der direkten Verwendung von subjektiven Längenangabe in statistischen Analysen, kann man auch aus den Schätzdaten multidimensionale Konfigurationen zurückrechnen (Lundberg & Ekman, 1973; Wender et al., 1997). Dieser Ansatz einer multidimensionalen Skalierung ist insofern sehr interessant, da man als Ergebnis eine Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 22 n–dimensionale Karte mit den jeweiligen Interpositionen der Objekte erhält (Bortz & Bongers, 1984). Dies kann ein sehr illustrativer Weg sein, um Verzerrungen gegenüber einer Originalkarte aufzuzeigen. Da der Versuchsplan des vorzustellenden Experimentes jedoch nicht die Voraussetzungen für eine valide multidimensionale Skalierung (siehe Hourihan & Jones, 1979) erfüllt, soll auf die Vorgehensweise einer multidimensionalen Skalierung nur kurz eingegangen werden. 3.2.2 Richtungsschätzungen Noch relativ selten zur Anwendung kommen Richtungsschätzungen (z.B. Rothkegel, Wender, & Schumacher, 1998; Wender et al., 1997), obwohl Kirasic, Allen und Siegel (1984) deren Nutzen als Konvergenzmaß ausdrücklich hervorheben: Gerade die Kombination von Distanz– und Richtungsmaßen ist eine wichtige Datenquelle. Diesen Sachverhalt unterstreicht auch Gordon, Jupp und Byrne (1989), schlagen jedoch vor, Distanz– und Richtungsschätzungen zuerst unabhängig voneinander zu betrachten, da sie nicht notwendigerweise auf einer gemeinsamen Repräsentation fußen (siehe auch Anooshian & Siegel, 1985). Gordon et al. (1989) nehmen an, daß diese beiden Maße aus zwei unabhängigen Repräsentationen aufgebaut werden. Als Evidenz dafür erachten sie die Tatsache, daß das Richtungswissen von Blinden gegenüber normal Sehenden stark verschlechtert ist, während Distanzwissen von Blinden jedoch keine signifikanten Veränderungen zeigt. Wender et al. (1997) verwenden ebenfalls Richtungsschätzungen und entwickeln eine metrische Skalierungstechnik, die es erlaubt, räumliche Konfigurationen aus Richtungsschätzungen zu berechnen. Diese Konfigurationen besitzen eine große Ähnlichkeit zu Skalierungen aus konventionellen Distanzschätzdaten und zu den Ausgangskonfigurationen: “...multidimensional scaling of distance estimates as well as our procedure to analyze bearing estimates resulted in solutions that show a very high similarity to the original stimulus configuration” (Wender et al., 1997, S.14). 3.2.3 Anfertigen von Karten Obwohl wir diese Methode nicht in unser experimentelles Vorgehen aufgenommen haben, soll hier deswegen kurz auf sie eingegangen werden, da das von uns benutzte Positionierungsverfahren die Probleme dieses Verfahren umgehen will. Ein Problemverständnis dieses Verfahrens nötig ist daher wertvoll. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 23 Beim Anfertigen von Karten besteht die Aufgabe darin, eine zuvor gelernte räumliche Anordnung mit Hilfe von Papier und Bleistift möglichst genau nachzuzeichnen. Da diese Methode einfach zu realisieren ist und recht zuverlässige Ergebnisse erzielt, ist sie weit verbreitet (Hirtle & Jonides, 1985; Kerst, Howard, & Gugerty, 1987). Allerdings gilt zu bedenken, daß alleine durch die unterschiedlichen zeichnerischen Fähigkeiten der Versuchspersonen zusätzliche Fehlervarianz entsteht (Kirasic et al., 1984; Montello, 1991; Wagener-Wender, 1993). Oft entstehen beim Zeichnen auch Deckeneffekte in der Weise, daß Versuchspersonen die Konfiguration auf dem Blatt so ungünstig positionieren, daß Teile davon sehr nahe an den Rand des Skizzenblockes gezeichnet werden. Fallen den Probanden nun noch weitere Details ein, die normalerweise über dem Rand des Blattes liegen müßten, so werden deren räumliche Charakteristika stark verkürzt dargestellt. Dennoch konnten Kerst et al. (1987) zeigen, daß das Anfertigen von Karten gegenüber reinen Distanzschätzungen genauere, d.h. näher zum Original stehende, Informationen enthalten können. 3.2.4 Positionieren von Objekten Das Positionieren von Objekten ist eine Modifikation der Methode „Anfertigen von Karten“: Auch hier sollen die Versuchspersonen eine gelernte Konfiguration aus dem Gedächtnis grafisch nachkonstruieren. Bei einer konventionellerweise mit Papier und Bleistift erstellten Karte ergeben sich nicht mehr veränderbare Karten. Mit Hilfe des Computers dagegen können Versuchspersonen eine Karte so nachkonstruieren, daß sie einzelne Objekte sukzessive auf dem Bildschirm anordnen können. Ein nachträgliches Verschieben einzelner Objekte ist somit einfach zu realisieren. Anwendung fand diese Methode bisher nur vereinzelt, wie z.B. bei Wender et al. (1997). Aber sowohl beim Anfertigen als auch beim Positionieren entsteht das Problem, daß die sukzessive aufgebaute Struktur gleichzeitig Stimulus und Reaktion ist. Denn einerseits reagiert man auf die bisher entwickelte Konfiguration mit einem erneuten Plazieren darauffolgender Objekte, andererseits ergibt dies wiederum den Stimulus für weitere gleichartige Reaktionen. Diesem Problem könnte mit einem jeweils nur paarweisen Positionieren entgangen werden. Solch ein Verfahren wurde von uns neben reinen Distanzschätzungen verwendet. 3.2.5 Latenzzeit-Daten Im folgenden soll auf die Erfassung des psychologischen Raumes mit Hilfe von Latenzzeiten eingegangen werden. Nach Wender und Wagener (1990) werden Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 24 Latenzzeitmessung meistens um einen Priming– oder symbolischen Distanzeffekt nachzuweisen unter die indirekten Methoden gefaßt. Im vorliegenden Experiment wurden Latenzzeiten sowohl bei einer Distanz– als auch bei einer Positionierungsaufgabe erhoben. Daher werden hierzu Modellvorstellungen und dazugehörige empirische Befunde vorgestellt. Besonderes Augenmerk verdient in raumkognitiven Fragestellungen das sogenannte räumliche Priming, das erstmals von McNamara, Ratcliff und McKoon (1984) und Wagener und Wender (1985) nachgewiesen werden konnte. Dabei handelt es sich um einen systematischen Zusammenhang von räumlichen Eigenschaften, wie z.B. Größe von Zimmern oder Anzahl von Objekten zwischen zwei zu bewertenden Gegenständen, und resultierenden Reaktionszeiten. Räumliches Priming scheint daher ein effektives Instrument zur Erforschung mentaler räumlicher Repräsentationen zu sein (Denis & Zimmer, 1992; McNamara, 1986; Wagener-Wender & Wender, 1990). McNamara et al. (1984) betonen vor allem die Bedeutung von räumlichen Primingmaßen in Verbindung mit anderen konvergierenden räumlichen Maßen. Die „Summe“ dieser Maße könnte schließlich „komplementäre Perspektiven auf die mentale Repräsentation und die Verarbeitung von räumlichen Wissen bereitstellen“ (McNamara et al., 1984, S.731). Die Verwendung von Priming–Techniken in räumlichen Kontexten ist jedoch nicht unumstritten. Einerseits ergaben sich bei Untersuchungen von Wagener–Wender (1993) teilweise nicht eindeutig zu interpretierende Reaktionszeitmuster, andererseits konnte nicht immer klar gezeigt werden, ob es sich bei den gefundenen Ergebnissen tatsächlich um einen räumlichen Effekt oder um eine räumlich–zeitliche Konfundierung handelte (Clayton & Habibi, 1991). Ein anderes Phänomen beim Erheben von Latenzzeiten ist der symbolische Distanzeffekt, welches auch in räumlichen Settings nachgewiesen werden konnte (Baum & Jonides, 1979; Maki, 1981): Es zeigt sich darin, daß beim vergleichenden Einschätzen von zwei Distanzen diejenigen Paare am schnellsten bewertet werden können, welche auf der Längendimension am weitesten auseinander liegen. Der symbolische Distanzeffekt ist somit ein inverser Effekt zum üblichen Primingeffekt, bei dem mit zunehmender Distanz auch erhöhte Reaktionszeiten zustande kommen (Pohl & Schumacher, 1991). Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 25 3.2.6 Satzlesezeiten Wie schon weiter oben erwähnt, verwendeten z.B. Rinck et al. (1997) Satzlesezeiten bei räumlichem Material. Als Lernmaterial wurden verschiedene Grundrißpläne eines fiktiven Gebäudes verwendet. Nach einer Studierphase sollten die Probanden Beschreibungen lesen, die eine Situation beschrieb, die sich in diesem Gebäude zutrug. Die Theorie besagt, daß sich die Verfügbarkeit von Objekten in spezifischen Lesezeiten niederschlägt: (Rinck et al., 1997). Andere Interessen verfolgen McDaniel und Pressley (1987) beim Erfassen von Lesezeiten: Sie sehen in ihnen einen guten Indikator für die Tiefe der Elaboration eines Textes. Allerdings nur dann, wenn es sich nicht um abstraktes Material handelt. Auch Gernsbacher und Robertson (1992) benutzten Satzlesezeiten als abhängige Variable, diesmal allerdings, um die mentale Repräsentation über den emotionalen Zustand eines fiktionalen Protagonisten zu untersuchen. Aus technischen Gründen erhoben wir jedoch keine Satzlesezeiten. Daher soll nicht weiter auf diese Variable eingegangen werden. 3.2.7 Ordered Tree Algorithmus Diese Technik wurde dazu entwickelt, Regelmäßigkeiten in free–recall–Daten aufzudecken, ohne auf frühere Ansätze rekurrieren zu müssen, die auf Ähnlichkeitsangaben basierten. Als Eingabe benötigt der Algorithmus eine Reihe von free–recall–Listen, wobei jede Liste sinnvollerweise jeweils mit einem anderen cue begonnen wird. Durch diese Art der Abfrage wird eine Reihe von sich überschneidenden Listen generiert, die in Hinblick darauf untersucht werden, ob bestimmte Reihenfolgen von Objekten in allen Listen systematisch wiederkehren. Das Ziel ist, jedes Item in jeweils eine von drei Kategorien einzuordnen: Unterschieden wird zwischen unidirektionalen, bidirektionalen und nichtdirektionalen Abfolgen. Die Kategorie der unidirektionalen Abfolgen umfaßt alle Items, die immer wieder in einem Cluster auftreten, das stets die gleiche Abfolge besitzt, wohingegen ein Item dann in die bidirektionale Kategorie eingeordnet wird, wenn es zwar immer wieder in einem Cluster von gleichen Objekten auftritt, sich deren Reihenfolge aber manchmal auch umdreht. Die dritte Kategorie schließlich nimmt alle nichtdirektionalen Items auf. Das sind solche Items, die kein systematisches Auftreten innerhalb einer Reihe besitzen. Hirtle und Jonides (1985) und McNamara, Hardy und Hirtle (1989) konnten mit Hilfe dieser Technik zeigen, daß räumliche Layouts mit objektiven resp. subjektiven hierar- Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 26 chischen Strukturen mit Hilfe einer hierarchischen mentalen Struktur repräsentiert werden. Aus Zeitgründen führten wir nur einen einzigen free–recall–Durchgang durch. Daher kann diese Technik nicht auf unsere Daten angewendet werden. 3.3 Spezielle Untersuchungen zu subjektiven Distanzen In der vorliegenden Arbeit wird ein Hauptteil der Ergebnisse von der abhängigen Variable subjektive Distanz getragen. Daher soll hier näher auf diese Variable eingegangen werden. Die erste Skala subjektiver Distanz wurde von Gilinsky (1951) konstruiert (Künnapas, 1960). Die Absicht von Gilinskys Arbeit war, “to develop a quantitative formulation of visual space perception expressing such functional relations” (Gilinsky, 1951, S.460). Alberta Gilinsky fand, daß die folgende Funktion (Gleichung 2) mit ihren aus wahrnehmungspsychologischen Experimenten erhaltenen Datensätzen sehr gut übereinstimmte. ψ Gilinsky a ⋅ϕ = a +ϕ Gleichung 2: Zusammenhang zwischen physikalischer (ϕ) und psychologischer (ψ ) Distanz nach Gilinsky (1951). Der Parameter a drückt das „Konzept einer maximalen Begrenzung wahrgenommener Distanz“ (Gilinsky, 1951, S.466) aus. Der einzige frei variierende Parameter a drückt dabei das „Konzept einer maximalen Begrenzung wahrgenommener Distanz“ (Gilinsky, 1951, S.466) aus. Der Parameter a gibt somit die scheinbare Distanz eines Objekts bei Unendlichkeit an. Gilinsky versucht anhand von Gleichung 2 auch die Mondillusion zu erklären, indem sie für den Parameter a bei Konstellationen mit Vordergrund im Gegensatz zu “pure space perception” einen höheren Wert annimmt. Somit steigt für den abendlichen, am Horizont befindlichen Mond, der Wert für die subjektive Distanz zum Mond, und somit erscheint er uns größer. Weitere grundlegende Forschungsarbeit leistete S. S. Stevens, der eine Reihe von Skalen für Wahrnehmungskontinua erforschte. Prinzipiell unterteilt er diese Skalen in eine Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 27 prothetische2 und metathetische Klasse, wobei die erste Klasse (Class I) solche Kontinua umfaßt, bei denen die Reizdiskrimination auf einem additiven Mechanismus basiert, bei dem “excitation is added to excitation at the physiological level” (Stevens & Galanter, 1957, S.377). Beispiele hierfür sind Skalierungen der Größe, Schwere, Lautstärke und Helligkeit. Diesen Kontinua ist gemein, daß es bei deren Empfindung um einen quantitativen Aspekt, um das „Wieviel“ geht (Dorsch, 1987). Dieser Art von Skalierungsmechanismus stellt er die metathetische Klasse (Class II) entgegen, bei der Diskrimination eher auf qualitativer Ebene stattfindet. Beispiele dafür sind die psychologischen Skalierungen der Tonhöhe, Proportion und visueller Neigung (Stevens & Galanter, 1957). Stevens kam durch die Erforschung einer Vielzahl verschiedener Reizarten zu einer universellen Formel, die die Beziehung zwischen physikalischen und psychologischen Größen auf einfache Art beschreibt: ψ Stevens = k ⋅ ϕ n Gleichung 3: Psychophysische Formel nach Stevens und Galanter (1957, S.381): Zusammenhang zwischen physikalischer (ϕ) und psychologischer (ψ ) Distanz. k und n sind zu schätzende Parameter. Auch Teodor M. Künnapas (1960) beschränkte sich auf die Erforschung reiner Wahrnehmungsphänomene. Er orientierte sich dabei vor allem stark an den Vorarbeiten, die Stevens und Gilinsky geleistet hatten. Besonders interessierte ihn die Frage, ob der Exponent der psychophysischen Potenz–Funktion tatsächlich unabhängig von der Größe des physikalischen Reizspektrums ist. Dies hatten Stevens und Galanter (1957) behauptet: “The form of the category scale is generally independent of the number of categories employed, and, except under special circumstances, it is independent of the range and the number of stimuli used” (Stevens & Galanter, 1957, S.409). Tatsächlich konnte er entgegen Stevens´ Befunden eindrucksvoll nachweisen, daß sich der Exponent der Stevensschen Funktion (siehe Gleichung 3) bei vergrößertem Reizspektrum verkleinerte. Er mutmaßte, daß sich das Spektrum subjektiver Einschätzung dem Spektrum physikalischer Gegebenheiten anpassen würde: “the change of the exponent may be explained by an adaptation of the subjective range to the stimulus range” (Künnapas, 1960, S.187). Diese Adaption der psychologischen Größen an die physika- 2 In vielen Literaturstellen läßt sich statt „prothetisch“ auch die Bezeichnung „prosthetisch“ (z.B. Dorsch, 1987) finden, welche auf das griechische Wort für „addieren“ rekurriert. Hier soll jedoch der von Stevens (1957) geprägte Begriff verwendet werden. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 28 lischen Größenordnungen könnte ähnlich funktionieren, wie die Adaption der Empfindung von Temperatur oder Lichintensität: “It is conceivable that, in analogy to adaptation to light intensity, temperature, etc., an adaptation of the subjective range to stimulus range may change the exponent” (Künnapas, 1960, S.192). Ähnliche Ergebnisse konnte auch Da Silva (1985) für rein visuelle Experimental–Settings nachweisen. 3.4 Emotionale Faktoren bei der Distanzschätzung Sowohl Gilinsky (1951), Stevens und Galanter (1957) als auch Künnapas (1960) untersuchten lediglich die Beziehung von physikalischen zu psychologischen Größen in wahrnehmungs–psychologischen Settings. Außerdem verwendeten sie stets artifizielles Material, das weder präexperimentelle Bedeutung noch eine emotionale Färbung aufwies. Ekman und Bratfisch (1965) setzten sich demgegenüber zum Ziel, den Zusammenhang zwischen “emotional involvement” und “subjective distance” im Rahmen eines Gedächtnisexperiments zu erforschen. Eine Gruppe von 46 Versuchspersonen sollte die Distanzen von zehn Städten zur Ausgangsbasis Stockholm schätzen. In einem anderen Teil des Experiments sollte sie außerdem sowohl die emotionale Bedeutung dieser zehn Städte für sie persönlich als auch die allgemeine Wichtigkeit dieser Städte einschätzen. Dieses spezielle Setting ergab eine Verteilung von Meßwerten, die Ekman und Bratfisch durch eine psychophysische Funktion mit einem Exponenten von n = .78 als gut angenähert ansahen, wobei die physikalische Distanz als unabhängige und die subjektive Distanz als abhängige Variable genommen wurde. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 29 y = 0,0082551 * x^(0,77112) 10 subjektive Distanz 8 6 4 2 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 physikalische Distanz Abbildung 1: Anpassung des von Ekman und Bratfisch (1965) verwendeten Datensatzes an eine Potenzfunktion [Die Grafik entstammt einer von mir durchgeführten Re–Analyse in der sich ein Exponent von n=.77 ergab]. Dieses Ergebnis zeigt, daß in einem gedächtnispsychologischen Kontext durchaus von 1.0 abweichende Steigungen (Stevens & Galanter, 1957) der psychophysischen Funktion der euklidischen Distanz vorkommen können. Dies bedeutet, daß Menschen in gedächtnispsychologischen Experimenten systematisch große Strecken unter– und kleine Strecken überschätzen. Viel weitreichender für die spätere Forschung war jedoch das zweite Ergebnis, das Ekman und Bratfisch aus den Daten zu lesen meinten. Sie interessierten sich für eine Funktion, die den Zusammenhang zwischen subjektiver Distanz und emotionaler Involviertheit erklären sollte. Tatsächlich läßt sich aus den gewonnenen Daten kein signifikanter Trend Stevensscher Art ablesen. Die beiden Forscher unterteilten jedoch ihre Daten in zwei Gruppen: Die erste Gruppe umfaßt die Distanzschätzungen bzw. Einstufungen der emotionalen Involviertheit für die Städte Moskau, London und Peking, die andere Gruppe faßt die Städte Budapest, Kopenhagen, Hamburg, Kiruna, Montreal, Reykjavik und Wien zusammen. Diese Splittung der Daten wurde dabei alleine aus pragmatischen Gründen durchgeführt, um bessere Kurvenanpassungen an die empirischen Datenpunkte zu erhalten. In dieser etwas konzeptlos anmutenden Aufbereitung der Daten wollen Ekman und Bratfisch wiederum einen deutlichen Zusammenhang à la Stevens erkennen. Obwohl die Drei–Punktelösung in einer von mir durchgeführten Re–Analyse zu einem Exponenten von n = -.24 (R2 = .97) und die Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 30 Sieben–Punktelösung zu einem Exponenten von n = -.56 (R2 = .91) kommt, gelingt es den Autoren durch eine weitere geschickte Transformation der Daten auf einen einheitlichen linearen Trend der logarithmierten Daten von -.50 zu kommen. Als Ergebnis ihrer Berechnungen kommen sie so auf das sogenannte „inverse Quadratwurzel–Gesetz“ (inverse square root law) (Ekman & Bratfisch, 1965, S.436): b yx = x Gleichung 4: Zusammenhang zwischen subjektiver Distanz (x) und emotionaler Involviertheit (yx) nach Ekman und Bratfisch (1965); b ist lediglich ein Skalierungsfaktor. Tatsächlich kann das methodische Vorgehen von Ekman und Bratfisch (1965) wenig überzeugen. Dennoch hielt sich ihr Artikel lange in der wissenschaftlichen Diskussion und zog einige daran anschließende Forschungsarbeiten nach sich, die sich der Überprüfung der generellen Gültigkeit der gefundenen Gesetzmäßigkeit widmeten (Lundberg, 1973; Lundberg, Bratfisch, & Ekman, 1972; Stanley, 1968; Stanley, 1971; Strzalecki, 1978; Walmsley, 1974). Stanley (1968) versuchte die gewonnenen Ergebnisse von Ekman und Bratfisch (1965) durch ein anderes Epizentrum als Stockholm zu replizieren. Er verwendete dazu die Stadt Armidale in Australien und ließ dort ortsansässige Studierende die Distanzen zu mehreren Städten rund um die Welt schätzen. Dabei kontrollierte er einen möglichen Effekt der Größe der Städte durch drei verschiedene Experimentalgruppen, die jeweils eine Menge bestehend aus Städten mit ähnlich hoher Einwohnerzahl als Reizmaterial präsentiert bekamen. Eine Anpassung der Daten an eine Potenzfunktion ergab für alle drei Versuchsgruppen deutlich niedrigere Exponenten als der von Ekman und Bratfisch (1965) gefundene von n = -.50, so daß der Autor zu dem Schluß kommt: ”The results suggest that the inverse square root hypothesis is limited in its application to other cultures and epicenters other than Stockholm” (Stanley, 1968, S.167). Jedoch ist Stanley´s Vorgehen nicht direkt mit dem Vorgehen von Ekman und Bratfisch (1965) zu vergleichen, da sich die Datenerhebung der „subjektiven Distanzen“ erheblich voneinander unterscheidet. Während Stanley {, 1968 #57} seine Versuchspersonen so anweist, sich direkte Luftlinien (“as the crow flies”) vorzustellen, und somit eher objektivierende Aussagen über die Distanzen zwischen den Städten verlangt, versuchen Ekman und Bratfisch durch gezielte Instruktionen, daß die Schätzungen der Versuchspersonen intuitiv und spontan abgegeben werden (Lundberg et Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 31 al., 1972; Stanley, 1971). Der Grund für das Nichtauffinden der Ekmanschen Gesetzmäßigkeit könnte daher darauf zurückzuführen sein, daß Stanley (1968) nicht Funktionsbeziehungen mit der subjektiven Distanz, sondern mit der physikalischen Distanz als unabhängiger Variable, aufstellt. Um dies zu untersuchen, kontrastierte Stanley verschiedene Instruktionsbedingungen in einem Folgeversuch (Stanley, 1971). Obzwar die Instruktionen in zwei der fünf Versuchsgruppen mit der von Ekman und Bratfisch (1965) vergleichbar waren, wurden Exponenten der Potenzfunktion von maximal n = -.456 ermittelt. Der Median der Exponenten lag sogar bei nur n = -.231. Desweiteren ergab sich durchwegs eine recht niedrige Passung der Daten: Die aufgeklärte Varianz der logarithmierten Datenpunkte durch eine lineare Funktion betrug lediglich zwischen 30% und 50%. Gordon Stanley kommt daher zu dem Schluß, daß zwar durch die veränderte Instruktionsbedingung eine Annäherung an die Ergebnisse von Ekman und Bratfisch (1965) gelungen sei, daß sich seine Ergebnisse jedoch immer noch nicht mit deren Ergebnissen decken: “These results confirm an inverse relationship between emotional involvement and geographic distance, but do not substantiate the inverse square function” (Stanley, 1971, S.310). Auch D. J. Walmsley (1974) untersuchte den Universalitätsanspruch des “inverse square root law”, indem er einerseits den Referenzpunkt, von dem die Schätzungen abgegeben werden sollten, von Stockholm nach Australien verlegte, und andererseits indem er das Entfernungsspektrum der einzelnen Distanzen systematisch variierte. Wie Stanley (1968) führte er sein Experiment mit australischen Studierenden durch, die er in drei Versuchsgruppen unterteilte. Die erste Gruppe mußte Distanzen in der örtlichen Nachbarschaft der Ausgangsbasis einschätzen (Entfernungen zwischen 16 und 63 km), die zweite Gruppe schätzte Entfernungen innerhalb Neu– Südwales/Australien (Entfernungsbereich: 88 – 839 km) und die dritte Gruppe sollte Entfernungen im Bereich Südostasien und Australien schätzen (2002 – 7657 km). Wie schon Künnapas (1960) bemerkte Walmsley, daß sich der Exponent einer angenommenen Potenzfunktion mit der Größe des einzuschätzenden Entfernungsspektrums gegenläufig verhält: Wurden in der Gruppe mit den langen Distanzen noch Exponenten zwischen -1.89 und –2.40 (je nach Art der Aggregierung der einzelnen Datenpunkte) festgestellt, so wuchs dieser bei örtlich beschränkterem Entfernungsspektrum auf -.45 bis -.71, resp. bei Entfernungsschätzungen von lokalen Ortschaften auf -.40 bis -.60. Diese Ergebnisse zeigen deutlich, daß das “inverse square root law” nicht universell anwendbar ist. In diesen Daten ist offensichtlich ein allgemeiner Trend abzulesen: Je weiter der zu schätzende Bereich vom Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 32 Ausgangspunkt entfernt ist, desto stärker werden größere Strecken unterschätzt. Walmsley (1974) konnte auch einen systematischen Zusammenhang von Entfernungsspektrum und Höhe des Exponenten der Potenzfunktion nachweisen. Durch zahlreiche Transformationen der Daten erhielt er eine Gesetzmäßigkeit gemäß Gleichung 5 (unter Zugrundelegung des Medians als Aggregierungsgröße der einzelnen Exponenten der eben behandelten Potenzfunktionen). nexp = 1.58 ⋅ d range −.27 Gleichung 5: Funktionaler Zusammenhang zwischen der Größe des Exponenten (nexp) der Potenzfunktion von subjektiver Distanz und emotionaler Involviertheit und der Größe des Spektrums abgefragter Distanzen (drange) nach Walmsley (1974, S.18). Somit kommt Walmsley zum Schluß: “the exponent value in what has become recognized as the ‘inverse square root law’ is not invariant, [...] but rather is a function of the range of stimuli with which Ss are confronted” (Walmsley, 1974, S.18ff.), wobei er zu Bedenken gibt, daß die geschätzten Parameter der gefundenen Potenzfunktion lediglich durch eine Kurvenanpassung an vier Punkte zustande kommen und daher nicht besonders valide sind. Wie Stanley (1968), sieht er das ”inverse square root law” als abhängig von kulturellen und geographischen Einflüssen. Auch Andrzej Strzalecki (1977) versuchte, durch ein anders gewähltes Epizentrum und ein besonders breites Entfernungsspektrum, die Ergebnisse von Ekman und Bratfisch (1965) zu widerlegen. Als Anker für die Distanzschätzungen nahm er die Stadt Opole in Polen, als Reizmaterial insgesamt 4 x 9 Städte, verteilt auf der ganzen Welt, mit einem Distanzverhältnis von der kleinsten zur größten Streckenlänge von 1:65. “The present experiment partly confirmed previously obtained results [Ekman & Bratfisch, 1965] on the relation between emotional involvement and subjective distance in that sense, that the inverse square root law appears to be valid for shorter distances e.g. for groups of cities whose actual, physical distance lies in a range not exceeding 5000 km” (Strzalecki, 1978, S.439). Sobald jedoch weiter entfernte Städte in einem experimentellen Setting verwendet werden, so verändert sich der Zusammenhang zwischen der emotionalen Involviertheit und der subjektiven Distanz in der Weise, daß die emotionale Involviertheit mit steigender subjektiver Distanz Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 33 wieder ansteigt. Strzalecki paßt für die empirischen Daten jeder seiner Experimentalgruppen eine parabolische Funktion an: y = ak ⋅ x 2 + bk ⋅ x + ck Gleichung 6: Funktionaler Zusammenhang zwischen der subjektiven Distanz (x) und der emotionalen Involviertheit (y). Die Parameter ak, bk und ck sind jeweils zu schätzende Parameter für die k-te Gruppe (Strzalecki, 1978). Die einzelnen Funktionen der verschiedenen Versuchsgruppen weisen stark unterschiedliche Gradienten auf. Bei näherer Analyse der Daten fällt auf, daß die Varianz der Einschätzungen der emotionalen Involviertheit in den einzelnen Gruppen sehr unterschiedlich ausfällt. Fällt Gruppe III besonders dadurch auf, daß kaum Variabilität zwischen den eingeschätzten Werte existiert, so sticht Gruppe I gerade durch die Verschiedenartigkeit der Einstufungen auf. Auch die Anpassung der Daten durch eine polynomische Funktion dritten Grades scheint vom psychologischen Standpunkt aus betrachtet höchst problematisch, könnte jedoch darauf hinweisen, daß Städte, die besonders weit von der Basis entfernt sind, aufgrund ihrer potentiellen physischen Unerreichbarkeit erhöhten emotionalen Charakter zugewiesen bekommen: “...it can be suggested that the given relation may reflect not only the curiosity and the interest of the subjects under study what is far away, but, perhaps, also a special interest in inaccessible places, a trait which may be characteristic of all people” (Strzalecki, 1978, S.440). Für eine etwas andere Forschungsfragestellung interessierte sich C. D. Smith (1984), der sein Hauptaugenmerk nicht auf den Zusammenhang zwischen subjektiver Distanz und emotionalen Gegebenheiten oder Empfindungen richtet, sondern die Genauigkeit von Distanzschätzungen erforscht. Die Versuchspersonen hatten die Aufgabe, eine fiktive Stadt mit Hilfe eines abstrakt gehaltenen Stadtplans zu „erkunden“. Nach zwei Minuten wurden sie dann aufgefordert, die „Angenehmheit“ der in ihm enthaltenen Ortsbezeichnungen einzuschätzen. Es zeigte sich, daß der mittlere Fehler von Distanzschätzungen signifikant mit der Angenehmheit der Objekte korrelierte: Je angenehmer ein Objekt eingeschätzt wurde, um so genauer wurde es in seiner Entfernung von einem Ausgangspunkt geschätzt. Jedoch zeigte sich keine signifikante Korrelation zwischen wahrer und geschätzter Distanz. Auch das letzte hier vorgestellte Ergebnis zeigt deutlich, daß die Angenehmheit / “pleasingness” (Smith, 1984) oder emotionale Involviertheit / “emotional Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 34 involvement” (Ekman & Bratfisch, 1965; Stanley, 1968; Stanley, 1971; Strzalecki, 1978; Walmsley, 1974) eines Objekts entscheidenden Einfluß auf die Distanzschätzung hat. 3.5 Zusammenfassung In diesem Kapitel werden Methoden vorgestellt, die üblicherweise in raumkognitiven Untersuchungen verwendet werden, wobei der klare Schwerpunkt auf denjenigen Verfahren liegt, die in der vorliegenden Arbeit zur Anwendung kamen. Wender und Wagener {, 1990 #51} unterscheiden generell zwischen direkten und indirekten Meßverfahren, wobei direkte Methoden von den Versuchspersonen unmittelbare Schätzungen über Entitäten und deren Relationen im psychologischen Raum verlangen. Auf spezifische Probleme dieser Methoden wird kurz eingegangen. Indirekte Verfahren stützen sich demgegenüber hauptsächlich auf die benötigten Zeitressourcen, die für bestimmte psychische Prozesse werden {Luce, 1986 #147}. Da sich die hier vorgestellte Untersuchung größtenteils auf die abhängigen Variablen Richtungs– und Distanzschätzung stützt, wird auf Methoden zur Erfassung dieser Variablen näher eingegangen. Dem Thema Distanzschätzungen wird ein eigener Abschnitt (Kap. 3.3) gewidmet, in dem verschiedene Theorien über Einflußgrößen von subjektiven Distanzen vorgestellt werden. Den funktionalen Zusammenhang zwischen emotionalen Faktoren in räumlichen Anordnungen und den damit zusammenhängenden Distanzschätzungen beleuchtet Kapitel 3.4, in dem eine Übersicht bisher geleisteter Forschungsarbeit zu diesem Thema gegeben wird. Wesentliche Teile der vorliegenden Untersuchung stützen sich dabei auf die an dieser Stelle besprochenen Theorien. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 35 4 Eigene Untersuchung 4.1 Zielsetzung Ziel der vorliegenden Untersuchung ist, Anhaltspunkte über die Verarbeitung und die Repräsentation von räumlichen Informationen zu erhalten. Mit Hilfe eines zu lernenden fiktiven Grundrißplans einer Wohnung und einer dazu gehörigen Geschichte, die in dieser Wohnung spielt, wurden in einem nachfolgenden Gedächtnistest verschiedene räumliche Maße erhoben, die allgemeine Verwendung in raumkognitiven Forschungsprogrammen finden. Zum einen sollten Distanzschätzungen vorgenommen werden, zum anderen wurde ein neues Maß zur Messung von Interpositionen angewendet. Zusätzlich zu relativ weit erforschten konfiguralen Einflußgrößen, wurde der Versuch unternommen auch mögliche emotionale Einflüsse zu analysieren. Am Ende des Experiments wurde noch ein intensives persönliches Interview mit den Versuchspersonen durchgeführt, welches weitere Evidenzen für emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung von räumlichen Anordnungen liefern resp. zur Validierung der erhobenen Datensätze beitragen sollte. 4.2 Fragestellung und Herleitung der Hypothesen In dieser Arbeit sollen die Auswirkungen von emotionalen und konfiguralen Beschaffenheiten einer räumlichen Anordnung auf die räumliche Repräsentation untersucht werden. Dazu werden sowohl Distanz– und Richtungsschätzungen als auch Latenzzeiten ausgewertet. Barriere–Effekt Besonderes Interesse gilt dabei dem sogenannten „Barriere“–Effekt (Cohen & Weatherford, 1981), der sowohl in wahrnehmungspsychologischen Untersuchungen (z.B. Montello, 1997; Rock, 1985) als auch in Gedächtnisexperimenten (z.B. Allen, 1981; Cohen & Weatherford, 1981; Kahl et al., 1984; McNamara et al., 1989; Montello, 1997; Newcombe & Liben, 1982; Thorndyke, 1981) nachgewiesen wurde. Durchwegs läßt sich erkennen, daß Barrieren oder „Füllungen“ von Verbindungsstrec??ken die Distanzschätzungen erhöhen. Thorndyke (1981) postuliert Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 36 ein Modell der Distanzschätzung, bei dem die Größe der Distanz und die Anzahl der Barrieren resp. Objekte (clutter) als lineare Kombination eingehen (siehe Kap. 2.1.2). Auch Latenzzeiten sollten mit Hilfe eines solchen analogen Timer–Modells erklärt werden können (ebenfalls Kap. 2.1.2): Bei jedem Auftreten einer Barriere sollte ein additiver Zeitfaktor hinzukommen. Montello (1997) führt drei mögliche Erklärungen für die systematische Überschätzung von Distanzen, die von einer Barriere unterbrochen werden, an: Erstens kann es sich um ein Artefakt aus der Integrierung der einzelnen Teilstrecken handeln. Zweitens könnte diese Verzerrung mit der geschätzten „Reisezeit“ (travel time) zusammenhängen: Distanzen, die eine Barriere enthalten, müssen in natürlichen Umgebungen umgangen werden, was eine Zunahme der benötigten Zeit bedeutet. Drittens könnten Distanzen auf der Basis des Reise– Aufwands (travel effort) geschätzt werden: Dieser Punkt deckt sich in gewisser Weise mit dem zweiten Punkt, denn auch hier wird auf Routendistanzen (McNamara et al., 1984; Montello, 1997; Perrig & Kintsch, 1985) als Heuristik für die Distanzschätzungen zurückgegriffen. Vertauschungseffekt Eine weitere Hypothese soll überprüfen, welche räumlichen Konstellationen vermehrt zu Positionierungsfehlern beitragen. Die Idee ist, daß Objekte, die räumlich recht nahe nebeneinander stehen, als ein zusammenhängendes Konglomerat gespeichert werden (chunk), was bedeuten würde, daß solche Objekte zwar durchaus noch gut erinnert werden, jedoch ihre genaue Lage zueinander beim Abruf unklar ist. Dies würde einem hierarchisierten Repräsentationsformat entsprechen (Hirtle & Jonides, 1985). Getestet werden kann diese Hypothese z.B. mit Hilfe der Richtungsdaten aus dem Positionierungsverfahren, welches in diesem Experiment verwendet wird. „San Diego–Effekt“ Des weiteren sollen spezifische Verzerrungen untersucht werden, die in Anlehnung an eine Untersuchung von Stevens & Coupe (Stevens & Coupe, 1978) unter dem Begriff „San Diego–Effekt“ behandelt werden sollen. Stevens und Coupe (1978) stellten fest, daß sich Versuchspersonen beim Einschätzen von Ausrichtungen von jeweils zwei amerikanischen Städten nicht nur an den realen Positionen der Städte, sondern auch an den sie umgrenzenden Bundesstaaten orientierten. Die Autoren interpretierten diesen Befund mit Hilfe von zwei alternativen Theorien: Einerseits könnten, bedingt durch eine hierarchische Repräsentation, die knappen aber sicheren Informationen aus höheren Informationsniveaus (Bundesstaaten) aus Ökonomiegründen beim retrieval gegen- Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 37 über den detailierten aber auch ungenaueren Informationen bevorzugt werden. Andererseits könnte die Repräsentation sich aber auch in der Weise des levels of process- ing–Ansatzes entwickeln, d.h. solange nicht ausreichende Zeitressourcen zur Verfügung stehen, werden nur die superordinierten Informationen gespeichert, um einem Datenkollaps zu entgehen. Zusammenhang zwischen subjektiver und physikalischer Distanz Eine weitere wichtige Fragestellung ist, wie sich der funktionale Zusammenhang zwischen subjektiver und physikalischer Distanz gestaltet. Allgemein wird eine negativ beschleunigte Potenzfunktion nach Stevens und Galanter (1957) angenommen (Briggs, 1973a; Da Silva, 1985; Ekman & Bratfisch, 1965; Künnapas, 1960; Lundberg et al., 1972; Montello, 1991). Dies bedeutet, daß große Distanzen unterschätzt und kleine Distanzen überschätzt werden (Lundberg & Ekman, 1973; Newcombe & Liben, 1982). Zusätzlich wird für die dazugehörigen Latenzzeiten nach Kosslyn (1973), gemäß seiner imagery–Theorie, ein zur Einschätzung der Länge proportionaler Anstieg erwartet (siehe auch Thorndyke, 1981). Hypothesen über emotionale Einflüsse Im weiteren soll auf Hypothesen über emotionale Einflüsse auf die Raumrepräsentation eingegangen werden. Generell wird ein globaler emotionaler Raumeffekt erwartet, der, je nach Ausprägung der emotionalen Bedeutung einer räumlichen Anordnung eine systematische Verzerrung der räumlichen Repräsentation hervorrufen sollte (Wood & Beck, 1990). Im Speziellen sollten sich die räumlichen Anordnungen rund um einen emotionalen Punkt in spezifischer Weise verzerrt in der Repräsentation finden. Anzunehmen wäre, daß sich Distanzen zwischen positiven und neutralen Objekten gegenüber Paaren mit negativen und neutralen Objekten verringern (Herman, Miller, & Shiraki, 1987). Dies würde sich mit dem Ergebnis eines Feld– Experiment von T. Brennan aus dem Jahre 1948 decken (nach Lee, 1973; Lee, 1962; Lynch, 1973): Demzufolge bevorzugten Hausfrauen Geschäfte in Richtung Stadtmitte, selbst wenn diese objektiv weiter entfernt waren als Geschäfte, die in der Peripherie dieser Stadt lagen. Diese Verletzung des Prinzips minimaler Anstrengung (siehe Kosten–Nutzen–Modell Heckhausen, 1989) interpretiert Brennan damit, daß die subjektive Distanz hin zu positiv–besetzten Zielen (Stadtmitte) tendenziell kleiner ist als die hin zu negativ–besetzten (Peripherie). Analog interpretieren sowohl Mercer als auch Golledge, Briggs und Demko (nach Rapoport, 1976) die Ergebnisse ihrer Untersuchungen. Rapoport (1976) geht deswegen davon aus, daß die Emotionalität Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 38 von Ortspunkten direkten Einfluß auf deren Distanzwahrnehmung hat “The selective attraction of environments affects people’s knowledge of the environment, travel behavior, frequency of use, and in turn their subjective definition of distance and mental maps” (Rapoport, 1976, S.227). Auch die in der Tradition von Ekman und Bratfisch (1965) stehenden Untersuchungen nehmen eine umgekehrt proportionale Beziehung zwischen subjektiver Distanz und emotionaler Involviertheit an: “...we are much less affected emotionally by events taking place at a great distance” (Lundberg, 1973, S.323). Kontrollen Als letztes sollen noch allgemeine und nicht für dieses Experiment spezifische Hypothesen aufgestellt werden. So z.B. die Hypothese, daß entsprechend wahrnehmungspsychologischen Befunden, vertikale Linien länger erscheinen als horizontale (Higashiyama & Ueyama, 1988; Montello, 1991; Rock, 1985). Dies soll hier unter gedächtnispsychologischen Bedingungen überprüft werden. Eine weiterhin zu untersuchende Hypothese gilt dem sog. Speed–Accuracy–Tradeoff: Danach sollen schnell abgegebene Schätzungen zu ungenaueren Ergebnissen führen als langsamere Schätzungen (Näheres siehe Wender, Colonius, & Schulze, 1980, Reed, 1973 #155). Als Letztes soll überprüft werden, inwiefern sich männliche und weibliche Versuchspersonen in ihrer Leistung, räumliche Konfigurationen aus ihrem Gedächtnis zu beschreiben, unterscheiden. Außerdem wird untersucht, ob sich emotionale Faktoren bei Frauen anders auswirken als bei Männern. Die Befunde hierzu sind bisher sehr heterogen: Einerseits existieren Befunde, daß es einen substantiellen Vorteil von Männern gegenüber Frauen gibt, der sich allerdings nur in einem Haupteffekt und nicht in Wechselwirkungen mit anderen Variablen zeigt (Cohen & Weatherford, 1981). Andererseits zeigten sich in anderen Experimenten keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern: Die Tatsache, daß gemeinhin angenommen wird, daß Frauen in räumlichen Aufgaben unterlegen sind, wird dadurch erklärt, daß sich Frauen öfter als Männer über Schwierigkeiten in räumlichen Aufgaben äußern und sich unsicherer im Beschreiben räumlicher Konstellationen fühlen, obwohl dies de facto nicht der Fall ist (Lawton, Charleston, & Zieles, 1996). Kirasic et al. (1984) fanden keine signifikanten Unterschiede in makro–räumlichen kognitiven Fähigkeiten, und wenn, so war dies mit der unterschiedlichen Vertrautheit Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 39 mit einzelnen Lokationen erklärbar. Weiterführende Übersicht über geschlechtstypische Unterschiede bezogen auf räumliche Kognitionen gibt Halpern {, 1992 #224}. Einen Hinweis zum Thema Interaktion von emotionalen Faktoren und dem Geschlecht gibt Kavanaugh, Zimmerberg und Fein (1996): Frauen haben höhere Fähigkeiten, emotionale Ausdrücke wahrzunehmen, zu erinnern und zu dekodieren. Das Versuchsdesign kontrollierte allerdings nicht den Faktor Geschlecht, so daß ungleiche Verteilungen der Geschlechter auf die einzelnen Versuchsbedingungen zustande kamen. Daher ist eine strenge Prüfung von geschlechtsspezifischen Effekten nicht möglich. Analysen geschlechtsspezifischer Hypothesen besitzen im Rahmen dieser Untersuchung somit nur heuristischen Wert. 4.3 Zusammenfassung der Hypothesen 4.3.1 Haupthypothesen 4.3.1.1 Hypothesen bezogen auf konfigurale Aspekte 1) Barriere–Effekt: Barrieren in Form von Wänden sollten a) erhöhte Distanzschätzungen und b) erhöhte Bearbeitungszeiten bewirken. 2) Routen–Effekt: Euklidische Distanzen werden nicht aufgrund von direkten Distanzen geschätzt, sondern aufgrund von Routendistanzen. 3) Vertauschungseffekt: Sehr kleine Distanzen zwischen Objekten in einem Zimmer sollten zu vermehrten Richtungsvertauschungen führen. 4) San Diego–Effekt: Die Positionen von Objekten werden nicht nur anhand der wahren Position der Objekte, sondern auch anhand von Charakteristika der übergeordneten Hierarchieebene (das jeweilige Zimmer) eingeschätzt. 5) Räumlicher Distanzeffekt: a) Der Zusammenhang zwischen subjektiver und physikalischer Distanz kann durch eine Potenzfunktion nach Stevens und Galanter (1957) beschrieben werden; b) Bei längeren Strecken ergeben sich höhere Schätzzeiten als bei kürzeren Strec??ken. 4.3.1.2 Hypothesen bezogen auf emotionale Aspekte Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 40 6) Globaler emotionaler Raumeffekt: Das experimentelle Treatment der Emotionalität sollte ein räumliches Korrelat aufweisen, d.h. eine positive Valenz von Objekten sollte einen anderen Einfluß auf die räumliche Repräsentation haben, als dies eine negative Valenz hat. Außerdem ist anzunehmen, daß die vermittelten räumlichen Eindrücke der Protagonistin, je nachdem ob sie die Geschichte in angenehmer oder unangenehmer Weise erlebt, unterschiedliche räumliche Repräsentationen bewirken. 7) Spezieller emotionaler Raumeffekt: Objekte, die präexperimentell positiv affiziert sind, sollten relativ zu negativ vorbesetzten Objekten näher an ein Ankerobjekt rücken. 4.3.2 Nebenhypothesen (Kontrollen) 8) Ausrichtungseffekt: Vertikale Strecken erzeugen längere Distanzschätzungen als horizontale. 9) Speed Accuracy Tradeoff: Je schneller Schätzungen abgegeben werden, um so ungenauer werden die Schätzungen. 10) Geschlechts–Effekt: Es gibt signifikante Unterschiede in den Distanz– und Richtungsschätzungen zwischen Männern und Frauen. 4.4 Experimentelles Vorgehen 4.4.1 Versuchspersonen Die Versuchsstichprobe setzte sich aus 64 Versuchspersonen (46 Frauen, 18 Männer) zusammen. Bis auf eine männliche Versuchspersonen waren alle eingeschriebene Studierende der Universität Trier (42 mit Hauptfach/Diplomrichtung Psychologie, 22 sonstige Studienrichtungen). Das mittlere Alter lag bei 22.8 Jahren (Variation: 19 bis 35 Jahre). Jede Versuchsperson gab an, normale oder korrigierte visuelle Fähigkeiten zu besitzen und Deutsch als Muttersprache zu sprechen. Der Versuchszeitraum ging über insgesamt 10 Tage, jeweils von 9:00 Uhr morgens bis 18:00 abends. Die Versuchspersonen wurden den jeweiligen Bedingungen zufällig zugeordnet. Als Aufwandsentschädigung erhielten die Probanden jeweils DM 10,-- und einen Eisgutschein in Höhe von DM 2,50. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 41 4.4.2 Apparate und Material Das Lernmaterial bestand aus einem Wohnungsgrundriß und einem Text. Der Grundriß stellte auf einer Grundfläche von 29.5 cm * 21.8 cm eine 4–Zimmer–Küche– Bad–Wohnung (schwarze Raumbegrenzungen und schwarze Schrift auf gelbem Grund) dar, welcher auf einen querliegenden DinA3-Untergrund geklebt war. Jeder Einrichtungsgegenstand war durch einen schwarz ausgefüllten Kreis (d = 4 mm) symbolisiert und mit der jeweiligen Bezeichnung des Gegenstandes versehen, wobei diese Bezeichnungen so angeordnet waren, daß sie nicht auf der direkten Verbindungslinie zwischen zwei Objektpaaren positioniert waren. Insgesamt befanden sich 23 Objekte in der Wohnung, wobei drei im Flur, und jeweils vier in Bad, Schlaf–, Wohn–, Eßzimmer und Küche verteilt waren. Abbildung 2: Grundrißplan von Antonias Wohnung, bestehend aus 6 Räumen und 23 Objekten. Die Objekte Stehlampe, Pflanze, Aquarium und Glasvitrine sind die sogenannten emotionalen Objekte, da sie mit Hilfe eines Textes stark positiv resp. negativ besetzt werden. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 42 Jeder Raum war mit höchstens einem emotionalen Objekt besetzt, wobei diese emotionalen Objekte für jede Versuchsperson gleich waren (Stehlampe im Flur, Pflanze im Bad, Aquarium im Schlafzimmer und Glasvitrine im Eßzimmer). Die Distanzen zwischen den emotionalen und nicht–emotionalen Objekten waren so gewählt, daß sowohl kurze Distanzen (3 cm) und lange Distanzen (6 cm) über die Bedingung Barriere (Objekte im selben Zimmer vs. in verschiedenen Zimmern) als auch über die Variationsmöglichkeit Ausrichtung (vertikal vs. horizontal) ausbalanciert waren. Die Bezeichnung des jeweiligen Zimmers wurde durch großgeschriebene Wörter außerhalb des Grundrisses angegeben. Das Text–Lernmaterial bestand aus einem Büchlein mit Lückentexten. Auf jeder Seite wurde ein kurzer Teil einer Wohnungsbesichtigung der Protagonistin („Antonia“) beschrieben. Negativ resp. positiv besetzte Objekte wurden dabei mit fragmentarischen Sätzen wie etwa „Entsetzt bemerkt Antonia...“ resp. „Erfreut bemerkt Antonia,...“ oder „...bemerkt mit Schrecken,...“ resp. „bemerkt angenehm überrascht,...“ eingeleitet. Die Versuchspersonen hatten dabei die Aufgabe, solche Sätze sinnvoll zu ergänzen (siehe Anhang 8.4). Die auf die Lernphasen folgenden Testphasen wurden an einem Computer des Modells Macintosh PowerPC 8600/200 mit 160 MB Hauptspeicher unter dem Betriebssystem MacOS D1-8.1 durchgeführt. Die Anzeige der Stimuli erfolgte über einen Monitor des Typs EIZO FlexScan F56 (physikalische Bildschirmdiagonale von 17″) bei 16.7 Mio Farben mit einer Auflösung von 1024 x 768 Pixeln bei einer Bildwiederholfrequenz von 100 Hz. Die Versuchspersonen saßen mit etwa 60 cm Bildabstand vom Computermonitor entfernt. Sowohl für die Distanzschätzaufgabe als auch für die Positionierungsaufgabe wurden dieselben Objektpaare verwendet, allerdings mit jeweils anderer Reihenfolge. Diese bestanden aus insgesamt 26 Paaren, von denen 16 Paare (4 emotionale Objekte gekreuzt mit jeweils vier neutralen Objekten) genau ein emotionales Objekt enthielten. Die restlichen zehn Objektpaare beinhalteten jeweils zwei neutrale Objekte (Aufzählung sämtlicher Paare siehe Anhang 8.2.2). Ein Beispiel für ein emotionales Paar mit einer räumlichen Ausdehnung von d = 3 cm mit enthaltener Barriere zwischen den Objekten wäre z.B. Glasvitrine↔Herd, ein entsprechendes Paar ohne Barriere dagegen Glasvitrine↔Korbstuhl (siehe Abbildung 2): Glasvitrine wird hier experimentell emotional besetzt (emotionale Objekte siehe Anhang 8.2.1). Ein Beispiel für ein neutrales Paar wäre z.B. Spüle↔Kühlschrank, da weder Spüle noch Kühlschrank emotional besetzt werden. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 43 4.4.3 Versuchsprozedur Das Experiment war in drei Teilbereiche geteilt: Zuerst mußten sich die Versuchspersonen mit dem Experimentalmaterial vertraut machen (Lernphase), danach wurden drei Maße am Computer erhoben (Testphase): Erst Priming–Daten, dann Distanzschätz–Daten und schließlich Positionier–Daten. Abschließend wurde mit den Versuchspersonen eine persönliche Befragung über das Experiment durchgeführt (Interview). Die Lernphase dauerte insgesamt etwa 15 Minuten, die Testphasen nahmen ca. 25-35 Minuten in Anspruch. Das daran anschließende halb–standardisierte Interview mit den Versuchspersonen erstreckte sich über ca. 20 Minuten. 4.4.3.1 Lernphase Das Vertrautmachen mit dem Experimentalmaterial geschah in zwei Lernphasen: In der Text–Lernphase sollten die Versuchspersonen sich die Gegebenheiten in einem Lüc??kentext bildlich vorstellen und die Satzfragmente jeweils mit sinnvollem Inhalt füllen (Instruktion siehe Anhang 8.4). Der Text beschrieb eine Situation im Leben einer Frau (Antonia), welche nach einer Auslandsreise in ihre Wohnung zurückkehrt (siehe Kapitel 4.4.2). Während ihrer Abwesenheit hatte sie ihre Wohnung einem entfernten Bekannten überlassen. Bei ihrer Rückkehr inspiziert sie die Wohnung, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Die Versuchspersonen sollten ihre persönlichen Eintragungen im Lückentext während des Lesens vornehmen. In der Grundriß–Lernphase wurden die Versuchspersonen gebeten, sich innerhalb von zwei Minuten die Lage und Bezeichnung von Gegenständen auf einem Grundriß einprägen (Instruktion siehe Anhang 8.1.2). Dazu sollten sie, ausgehend von einer wohldefinierten Stelle im Eingangsbereich der Wohnung, im Uhrzeigersinn mental durch alle Zimmer gehen. Den Versuchspersonen wurde angekündigt, daß sie nach zwei Minuten den Grundrißplan umdrehen sollten, um sich den Plan noch einmal genau zu vergegenwärtigen. Anschließend hatten sie weitere zwei Minuten Zeit, die gelernte Konfiguration zu vertiefen. Die Reihenfolge der beiden Lernphasen wurde über die Versuchspersonen hinweg orthogonalisiert. 4.4.3.2 Testphase am Computer Nach der zweigeteilten Lernphase erfolgte eine dreigeteilte Testphase. Die Abfolge der Testphasen war im Gegensatz zu der ausbalancierten Lernphasen–Anordnung stets gleich: Zuerst kam eine Wiedererkennungsaufgabe (Priming), dann eine Distanzschätzaufgabe und schließlich eine Positionierungsaufgabe. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 44 Priming Obwohl dieser Teil des Experiments in der vorliegenden Arbeit nicht ausgewertet wurde, soll aus Gründen der Vollständigkeit und weil die Priming–Aufgabe der erste Teil der Testphase war, diese Aufgabe dennoch kurz umrissen werden. In der Wiedererkennungsaufgabe wurden nacheinander zwei Items auf dem Bildschirm angezeigt. Auf das zweite Item (target) sollte „so schnell wie möglich“ reagiert werden, und zwar sollte mit »ja« oder »nein« entschieden werden, ob dieses Item in der Wohnung enthalten war. Es handelte sich dabei um eine klassische recognition–priming–Aufgabe nach Ratcliff und McKoon (1978). Die Priming– Aufgabe nahm etwa 15 Minuten Zeit in Anspruch. Distanzschätzaufgabe Nach der Wiedererkennungsaufgabe mußten die Versuchspersonen jeweils die Distanzen zwischen zwei Objekten des Grundrisses aus dem Gedächtnis schätzen. Dies wurde durch eine Aufgabe nach Golledge und Zannaras (1973) realisiert: Es wurde eine Referenzstrecke vorgegeben, anhand derer man auf einer darunterliegenden Linie (siehe Abbildung 4-2) die verlangte Distanz durch Positionieren eines Querstriches (Endmarke) einstellen sollte. Zusätzlich wurde die eingestellte Entfernung durch eine Prozentangabe verdeutlicht, die dem Anteil an der Referenzstrecke entsprach. Diese zusätzliche Information wurde den Versuchspersonen deswegen zur Verfügung gestellt, da es nach Montello (1991) für Versuchspersonen unter Umständen zu schwierig sein könnte, eine Strecke rein visuell einzuschätzen. Die Versuchspersonen konnten die Position des Querstriches solange verändern (durch einfaches Anklicken des Maus–Cursors auf einen Punkt der Linie), bis sie sich sicher waren, daß dies die beste Schätzung darstellen würde. Als Referenzstrecke wurde bei jedem Durchgang die direkte Verbindung zwischen den Objekten Bett und Kühlschrank genommen (siehe Abbildung 3). Diese Strecke entspricht der längsten möglichen Distanz zwischen zwei Objekten im Grundriß. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 45 Abbildung 3: Screenshot des Bildschirms in der Distanzschätzaufgabe: Die Versuchsperson klickt gerade mit der Computermaus auf diejenige Stelle auf dem Distanzbalken, der 67% der Länge der Referenzstrecke (Bett-Kühlschrank) entspricht. Um mit dieser Testphase vertraut zu werden, wurde den Experimentaldurchgängen zusätzlich ein Probedurchgang vorgeschaltet. Positionieraufgabe Nach der Distanzschätzaufgabe folgte eine Aufgabe zum Positionieren von Objekten. Diese Testaufgabe wurde deswegen durchgeführt, um ein weiteres, durch eine andere Methode erhaltenes, Maß für Distanzen zu erhalten. Außerdem stellt diese Aufgabe zusätzliche Richtungsdaten zur Verfügung. Normalerweise werden Kombinationen von Distanzen und Ausrichtungen in Form von sketch-maps erhoben. Da diese aber spezifische Nachteile haben (siehe Kapitel 3.2.3), entschieden wir uns für einen sukzessiven Aufbau einer inneren Karte durch Positionierungen von einzelnen Paaren: Es wurden jeweils zwei Objekte, die mit einem Rahmen umrandet waren, am linken Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 46 Rand des Bildschirms dargeboten. Diese sollten dann durch Anklicken und Bewegen der Maus auf dem Bildschirm positioniert werden (siehe Abbildung 4). Mit einer derartigen Prozedur umgeht man das Problem konventioneller Karten, bei denen die einzelnen Objektpositionen nicht voneinander unabhängig sind. Denn sobald die ersten beiden Objekte zueinander ausgerichtet worden sind, entsteht ein räumlicher Kontext, an dem sich die Versuchspersonen bei der Positionswahl der nächsten Objekte orientieren können (Montello, 1991). Dadurch steigt die relative Genauigkeit der Schätzungen an, ohne daß dies statistisch kontrolliert wird. Dies hat zur Folge, daß Einzelpositionen und –ausrichtungen, welche aus derartigen Konstellationen gewonnen werden, genauer erscheinen, als solche die man durch unabhängige Einzeltests erhalten würde. Abbildung 4: Screenshot des Bildschirms in der Positionieraufgabe. Die Versuchsperson positioniert mit der Computermaus gerade das Objekt Sofa (linkes Objekt). Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 47 Auch in der Positionieraufgabe wählten die Versuchspersonen ihr Bearbeitungstempo selbständig, indem sie erst dann ein neues Paar von einzuschätzenden Objekten erhielten, wenn sie eine bestimmte Taste drückten. 4.4.3.3 Interview Im ersten Teil des Interviews sollten die Versuchspersonen noch einmal die gelesene Geschichte von der Rückkehr der Protagonistin und deren Wohnungsrundgang inklusive der eigenen Textergänzungen niederschreiben. Die Versuchspersonen sollten sich dazu noch einmal in die Geschichte hineinversetzen. Sie wurden dazu angehalten, das zu beschreiben, was die Protagonistin „denkt, fühlt und sieht“, als sie durch die Wohnung geht. Die Versuchspersonen schrieben ihre Nacherzählungen auf einem formlosen weißen Papier auf. Sie erhielten dabei keine Zeitbegrenzung. Sobald die Versuchspersonen die schriftliche Aufgabe erledigt hatten, wurde ein free– recall aller im Grundriß vorkommenden Gegenstände durchgeführt; danach ein cued– recall mit den Zimmerbezeichnungen (Flur, Bad, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Eßzimmer, Küche) als cues. Anschließend wurden Einschätzungen der Schwierigkeit einzelner Testaufgaben verlangt. Schließlich wurde noch nach subjektiv besonders angenehmen resp. unangenehmen Gegenständen aus dem Grundriß gefragt. Zum Abschluß des Interviews wurde ein rating mit allen Gegenständen aus dem Grundriß vorgenommen, bei dem die Probanden angeben sollten, wie angenehm (-3 ↔ „sehr unangenehm“ bis +3 ↔ „sehr angenehm“) und wie typisch (-3 ↔ „sehr untypisch“ bis +3 ↔ „sehr typisch“) der Versuchsperson der jeweilige Gegenstand in einer normalen Wohnung erscheint. Nachdem die Versuchspersonen alle Phasen des Experiments durchlaufen hatten, wurden sie noch um eine persönliche Einschätzung des Experiments gebeten. Erst dann wurde ihnen das Geld und der Wertgutschein ausgehändigt, um dem möglichen Gefühl fehlender Selbstbestimmung zu entgehen (Heckhausen, 1989). 4.5 Ergebnisse & Diskussion Die Versuchspersonenanzahl wurde durch eine statistische Power–Analyse mit Hilfe des Computerprogramms G•Power (Buchner, Faul, & Erdfelder, 1992) berechnet. Dabei wurde ein α von .05 und eine Teststärke (1-β) von .80 vorgegeben, wobei diese Eckwerte als Empfehlungen von Cohen (1990) zu verstehen sind. Außerdem sollten mittelgroße Effekte aufgedeckt werden, was einer Effektstärke f 2 von .15 nach Cohen (1992) entspricht. Für ein späteres varianzanalytisches Vorgehen mit zwei Gruppen- Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 48 faktoren (Emotionalität und Lernreihenfolge) und zwei meßwiederholten Faktoren (Barriere und Distanz) ergab sich ein N von 56 für eine errechnete Power von .8118, was einem n von 14 pro Versuchsgruppe entspricht. Um auch nach einer möglichen Eliminierung der Daten einzelner Versuchspersonen genügend Power beizubehalten, wurden pro Versuchsgruppe zwei Probanden mehr als berechnet verwendet. Um einen Eindruck zu erhalten, welche Zeitressourcen Versuchspersonen in etwa benötigen, um sich adäquat mit dem Lernmaterial beschäftigen zu können, wurde ein Vorversuch mit sechs Versuchspersonen durchgeführt. Die Probanden hatten dabei zwei Minuten Zeit, sich den Grundrißplan einzuprägen. Vor allem in den recall–Daten zeigte sich, daß nach zwei Minuten nur ca. 50-60% der Gegenstände wiedererinnert werden konnten, daher erhöhten wir die Lerndauer für das eigentliche Experiment auf 2 x 2 Minuten. Zwei Versuchspersonen konnten nicht in die weitere Betrachtung einbezogen werden: Während die erste Versuchsperson im Interview durch starke Nervosität und Konzentrationsprobleme auffiel, wurde die zweite Versuchsperson ausgeschlossen, da sie nicht am Interview–Teil des Experiments teilgenommen hatte und somit wichtige Daten fehlten. Die Daten dieser beiden Probanden wurden nacherhoben. Dadurch, daß keine der restlichen Versuchspersonen im Nachhinein aus der Auswertung ausgeschlossen wurde, ergab sich somit ein faktisches N von 64, was einer Post hoc–Power von .8618 bei einem dfZ/dfN von 1/60 entspricht (Buchner et al., 1992). In Einzelfällen werden die Effektstärken unter Angabe partieller multipler Korrelationsquadrate [Rp2] demäß den Empfehlungen von Lüer {, 1987 #142} angegeben. 4.5.1 Distanzschätzung Allgemeines Die Distanzschätzungen wurden durch ein Fraktionierungsverfahren nach Torgerson {,1958 #169) durchgeführt. Dadurch erhält man relative Größenangaben gemessen an der größten vorhandenen Strecke (Bett ↔ Badewanne). Diese Angaben wurden zu absoluten Streckenangaben transformiert und in Quotienten (im weiteren als Distanz– Quotienten bezeichnet) von subjektiven zu physikalischen Streckenlängen umgerechnet. Distanz–Quotienten haben den Vorteil, daß man Distanzschätzungen verschiedener physikalischer Distanzen miteinander vergleichen kann, da sie lediglich Verhältnisse zu realen Distanzen anzeigen (Briggs, 1973b). Allerdings ist die Varianz Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 49 der Schätzungen bei einzelnen physikalischen Distanzen im Auge zu behalten. Erhöhen sich nämlich die Varianzen der Distanzschätzungen bei größeren physikalischen Distanzen nicht gegenüber kleineren physikalischen Distanzen gemäß dem Weberschen Gesetz (Torgerson, 1958, S.149ff.), so ist besser ein subtraktives Modell zu verwenden. Daher wurde als zusätzliches Maß die Differenz von empirischen und physikalischen Distanzen (im weiteren als Distanz-Differenz bezeichnet) berechnet und im weiteren als abhängige Variable benutzt. Da der Versuchsplan nur für diejenigen Objektpaare ausbalanciert war, die aus einem emotionalen und einem nicht–emotionalen (neutralen) Item bestanden, rekrutieren sich die grundlegenden varianzanalytischen Ergebnisse in erster Linie aus eben diesen Datensätzen (im folgenden emotionale Distanzen benannt). Dennoch wurden zusätzlich auch Analysen mit den gesamten Datensätzen vorgenommen (als emotionale und neu- trale Distanzen bezeichnet). Eine Interpretation ist jedoch aufgrund der teilweise sehr ungleichen Meßpunkteanzahl bezüglich einzelner Faktoren (Distanz, Barriere) nur eingeschränkt möglich. Die folgenden varianzanalytischen Auswertungsprozeduren beinhalten allesamt ein 4– faktorielles Design mit Meßwiederholung auf den letzten beiden Faktoren. Der erste Gruppenfaktor Emotionalität bezeichnet die induzierte Valenz der vier emotionalen Objekte (entweder alle positiv oder alle negativ). Der zweite Gruppenfaktor Lernrei- henfolge enthält die Variation der Reihenfolge der Lernphasen (entweder erst die Text–Lernphase und dann die Grundriß–Lernphase oder umgekehrt). Unter dem ersten meßwiederholten Faktor Barriere wird die Unterscheidung gefaßt, ob die zwei Objekte einer Schätzung im selben (Innerhalb–Paare) oder in verschiedenen Zimmern (Außerhalb–Paare) lagen. Schließlich beinhaltet der zweite meßwiederholte Faktor Distanz die physikalischen Abstände zwischen den zwei Objekten eines einzuschätzenden Objektpaars. Um das varianzanalytische Design nicht unnötigerweise zu verkomplizieren, verzichteten wir bei der Evaluierung der Haupthypothesen auf den Gruppenfaktor Geschlecht (weibliche oder männliche Versuchspersonen) und den meßwiederholten Faktor Ausrichtung (vertikale oder horizontale Ausrichtung der Objekte eines einzuschätzenden Paars), da bei näherer Untersuchung dieser Faktoren kein signifikanter Effekt nachgewiesen werden konnte. Die genaue Analyse dieser Faktoren soll dem Leser jedoch nicht vorenthalten werden und ist daher im Anschluß an die Haupthypothesen unter dem Absatz Nebenhypothesen genauer ausgeführt. Haupthypothesen Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 50 Barriere–und Distanz–Effekt, sowie emotionale Effekte Eine Varianzanalyse mit den Gruppenfaktoren Emotionalität und Lernreihenfolge mit Meßwiederholung auf den Faktoren Barriere und Distanz (nur Distanzen zwischen einem emotionalen Objekt und neutralen Objekten im Abstand d = 3 cm oder d = 6 cm) mit Distanz–Quotienten als abhängige Variable ergab folgende Effekte: Der Faktor Barriere wurde hoch signifikant [p<.0001, F(1,60)=118.06, 1-β=1.0]. Aufgrund der hohen Power und einer sehr großen Effektstärke [Rp2=0.65] kann deshalb von einem sehr großen Effekt (Cohen, 1992) der Barriere, hier in Form einer Wand zwischen zwei Zimmern, gesprochen werden. Das heißt, daß eine zu schätzende Distanz, die durch eine physikalische Barriere unterteilt wird, stark erhöhte Distanzschätzungen bewirkt. So schätzten Versuchspersonen Distanzen um den Faktor 1.8 größer, wenn eine Barriere vorhanden war. Insgesamt wurden alle Distanzen aus dieser Stichprobe bis auf die Schätzungen der Distanz d = 6 cm bei Paaren innerhalb eines Raumes deutlich überschätzt: Dieser Sachverhalt wird in Abbildung 5 durch die zusätzliche Angabe einer „Nulllinie“ verdeutlicht, die solche Schätzungen charakterisiert, welche exakt (Verhältnis 1:1) geschätzt werden. Ebenfalls hoch signifikant wurde der Faktor Distanz [p<.0001, F(1,60)=94.0, 1- β=1.0], d.h. größere physikalische Strecken wurden subjektiv weniger überschätzt als kleinere (siehe Abbildung 5): Dieser Befund deckt sich mit einer Reihe von anderen Untersuchungen {z.B. \McNamara, 1984 #30; Lundberg, 1973 #28}. Distanzen mit ursprünglich d = 6 cm wurden im Schnitt fast akkurat (6.4 cm) gegenüber Distanzen mit d = 3 cm (5.2 cm) geschätzt. Auch die Interaktion des Faktors Barriere und des Faktors Distanz wurde signifikant [p=.0006, F(1,60)=12.99, 1-β=.96]. 2.4 Fe h le r b alk e n : ± 1 Stan d ar dfe h le r 2.2 Quotienten-Dis tanz 2 auß erhalb 1.8 innerhalb 1.6 1.4 1.2 1 .8 .6 3 6 phy s ikalis c he Länge (nur "emotionale" Dis tanz en) Abbildung 5: Effekt der Barriere und der emotionalen Distanz auf die Einschätzung der Distanz (ausgedrückt in Distanz–Quotienten). Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 51 Bei näherem Hinsehen zeigt sich jedoch, daß diese Wechselwirkung ein Artefakt des varianzanalytischen Vorgehens ist, welches auf einem additiven Rechenmodell basiert. Denn die Auswirkung einer Barriere auf die Distanzschätzungen ist sowohl bei der kleinen (d = 3 cm) als auch der großen Strecke (d = 6 cm) mit einem multiplikativen Faktor von 1.8 zu erklären. Sieht man sich allerdings die Auswirkungen der Barriere unter einem additiven Modell an, so ist tatsächlich bei größeren Distanzen ein größerer Effekt auf die Distanzschätzungen, gemessen an der Differenz zwischen geschätzten und physikalischen Distanzen zu bemerken. Die spezielle Befundlage aus den Daten der emotionalen Objekte falsifiziert somit die Annahme von Thorndyke (1981), daß sich die subjektive Distanz aus einer linearen Kombination der Effekte von Barrieren und der physikalischen Distanz zusammensetzt. Vielmehr hängt im vorliegenden Experiment die Barriere multiplikativ und nicht linear mit der physikalischen Distanz zusammen. Weiterhin wurde der Faktor Emotionalität annähernd statistisch signifikant [p=.0608, F(1,60)=3.65, 1-β=.45], kann jedoch aufgrund der fehlenden Power nicht sinnvoll ausgewertet werden. Leider kann aufgrund des Versuchsaufbaus der Faktor Barriere unter Einbeziehung der neutralen Objektpaare keiner strengen Prüfung unterzogen werden, da diese weder in Hinsicht auf Ausrichtung und Barriere, noch auf Länge ausbalanciert waren. Dennoch wurde eine ANOVA mit einem Design von 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 7 (Distanz: physikalische Distanzen für Paare mit Objekten in verschiedenen Zimmern) Faktoren und dem Distanz–Quotienten als abhängige Variable zur Überprüfung eines Distanzeffekts durchgeführt. Es ergab sich ein signifikanter Effekt des Faktors Distanz [p<.0001, F(6,198)=33.81, 1-β=1.0], der sich deskriptiv in einem deutlichen monotonen Trend zeigt: Je kleiner die physikalische Distanz, um so stärker wird die Länge überschätzt. Ab einer physikalischen Länge von 9 cm werden die Distanzen dann sogar unterschätzt: Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 52 3.5 Fe h le r balk e n : ± 1 Stan d ar dfe h le r Quotienten-Dis tanz 3 2.5 2 1.5 1 .5 1.5 3.0 4.5 6.0 7.5 9.0 12.0 phy s ikalis c he Dis tanz en (auß erhalb) Abbildung 6: Zusammenhang zwischen subjektiver und physikalischer Distanz von Objekten aus zwei verschiedenen Zimmern. Subjektive Distanzen werden hier in Form von Distanz–Quotienten abgetragen. Marginal signifikant wurde außerdem die Interaktion zwischen der Distanz und der Emotionalität [p=.0667, F(6,198)=2.01, 1-β=.72]. Nach Cohen (1992) handelt es sich dabei um einen mittelgroßen Effekt [Rp2=0.16], jedoch ist die Power schon bedenklich niedrig. Ebenfalls monoton fallend stellt sich der Zusammenhang zwischen subjektiver und physikalischer Distanz dar, wenn zwei Objekte im selben Zimmer vorkamen (siehe Abbildung 7). 1.6 Quotienten-Dis tanz 1.5 Fe h le r balk e n : ± 1 Stan d ar d fe h le r 1.4 1.3 1.2 1.1 1 .9 .8 .7 1.5 3.0 6.0 phy s ikalis c he Dis tanz en (innerhalb) Abbildung 7: Zusammenhang zwischen subjektiver und physikalischer Distanz von Objekten aus dem selben Zimmer (unter Einbeziehung aller Objektpaare). Subjektive Distanzen werden hier in Form von Distanz– Quotienten abgetragen. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 53 Allerdings ist diesmal bereits bei einer physikalischen Distanz von 6 cm eine Unterschätzung zu erkennen (siehe Abbildung 7). Aufgrund der hohen Streuungen bei Schätzungen von Distanzen mit d = 1.5 cm ist weiterhin kein statistisch signifikanter Abfall der Distanz–Quotienten von d = 1.5 cm auf d = 3 cm mit Hilfe eines post–hoc– Scheffé–Tests festzustellen [mittlere Differenz: .132, p=.5817]. Anpassung der Daten an Potenzfunktion Als nächstes wurde versucht, den Zusammenhang zwischen subjektiven und physikalischen Distanzen durch eine Potenzfunktion nach Stevens und Galanter (1957) anzupassen (siehe hierzu Kap. 3.3). Dazu wurden die Distanzschätzungen gemäß den Empfehlungen von Bortz (1989) geometrisch gemittelt, denn man kann: „...auf Grund psychophysischer Gesetzmäßigkeiten zeigen, daß die durchschnittliche Empfindungsstärke verschiedener Reize häufig nicht durch das arithmetische Mittel, sondern besser durch das geometrische Mittel abgebildet wird“ (Bortz, 1989, S.51). Diese Vorgehensweise deckt sich auch mit der zahlreicher anderer Autoren (z.B. Allen, 1988; Kerst & Howard, 1978). Die Daten für die Distanzschätzungen außerhalb wurden sowohl pro Versuchsperson angepaßt, als auch insgesamt für die beiden emotionalen Versuchsgruppen, was möglicherweise eine unterschiedliche Wikungsweise der Emotionalität im Gegensatz zur weiter oben angeführten ANOVA nachweisen könnte. Für die Zwecke der Kurvenanpassung wurde die Stevenssche Potenzfunktion durch Logarithmierung beider Seiten in die Form des Allgemeinen Linearen Modells gebracht und anschließend mit Hilfe von linearen Quadratminimierungen an die Daten angepaßt (Kvålseth, 1983). Die daraus resultierenden Kurven weisen relativ ähnliche Muster auf: Die Exponenten der Kurven sind annähernd identisch: .43 für die „negative“ Gruppe und .42 für die „positive“ Gruppe. Jedoch unterscheiden sich die multiplikativen Faktoren: 2.79 für die „negative“ Gruppe und 3.26 für die „positive“ Gruppe. Die Passung des Modells wurde gemäß der Empfehlung von Kvålseth (1983) für nichtlineare Modelle folgendermaßen berechnet: 2 ^ − Y Y ∑ 2 R = 1− − 2 ∑ Y − Y Gleichung 7: Berechnung der Passung eines nichtlinearen Modells nach Kvålseth {, 1983 #141}. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 54 Die Passung dieses Modells ist mit Rpos2=.74 resp. Rneg2=.65 allerdings nicht sonderlich gut. Die Exponenten für die einzelnen Versuchspersonen variierten auch in einem entsprechend hohen Umfang. Positive Emotionalität (nur außerhalb) Negative Emotionalität (nur außerhalb) y = 2.7873 * x^(0.4322) y = 3.2598 * x^(0.42183) 10 9 GM( subjektive Länge ) 8 7 6 5 4 3 2 0 2 4 6 8 10 12 14 Physikalische Länge Abbildung 8: Anpassung subjektiver Distanzen (geometrisch gemittelt) an die physikalischen Gegebenheiten mit Hilfe einer Potenzfunktion. Für die positive Versuchsgruppe ist überhaupt kein Trend in der Größe der Exponenten zu erkennen, die Exponenten der negativen Versuchsgruppe liegen jedoch vermehrt im Bereich zwischen .27 und .43. Zur Illustration soll in Form von Histogrammen die Verteilung der Exponenten veranschaulicht werden, wobei als Anhaltspunkt die Normalverteilung mit angegeben wird (siehe Abbildung 9). Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 55 A nz ahl "Ne g ative " V e r s u ch s g r u pp e "Po s itive " V e r s uch s g r u p p e 9 9 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 0 0 -.4 -.2 0 .2 .4 .6 Ex ponent .8 1 1.2 -.4 -.2 0 .2 .4 .6 Ex ponent (a) .8 1 1.2 (b) Abbildung 9: Verteilung der Exponenten aus der Stevenschen Funktion getrennt nach emotionalen Gruppen. (a) zeigt die Verteilung für die negative, (b) für die positive Versuchsgruppe. Die verschiedenartige Verteilung der Exponenten läßt vermuten, daß die Versuchspersonen aus den beiden Versuchsgruppen jeweils unterschiedliches Schätzverhalten zeigten, jedoch zeigt die niedrige Passung der einzelnen Kurven [durchschnittlich Rpos2=.40 resp. Rneg2=.41], daß die Kurvenanpassungen nur sehr bedingt auswertbar sind. Um die Exponenten der beiden Gruppen näher zu untersuchen, wurden zwei Varianzanalysen mit den Daten aus den Kurvenanpassungen der einzelnen Versuchspersonen nach den Empfehlungen von Allen (1988) durchgeführt. Dabei werden die gefundenen Exponenten bzw. die mit dem Arcus–Sinus transformierten Determinationskoeffizienten (R2) als abhängige Variable eingesetzt. Die zusätzliche Transformation der R2– Werte ist nach Allen (1988) nötig, um Problemen einer sonst schiefen Werteverteilung zu entgehen (vgl. Hartung, 1995). Es ergab sich jedoch weder ein signifikanter Unterschied zwischen den zwei Versuchsgruppen in Hinblick auf die Exponenten [F(1,62)<1.0, n.s.], noch auf die transformierten R2–Werte [p=.98, F(1,61)<1.0, n.s.]. Es kann somit davon ausgegangen werden, daß sich weder die Form der Kurven noch die Güte der Anpassungen voneinander signifikant unterscheiden. Auffällig bleiben die durchwegs recht niedrigen Exponenten von etwa .40, die sehr viel niedriger sind als beispielsweise die von Da Silva (1985) beschriebenen. Vermutlich hat dies zweierlei Gründe: Erstens handelt es sich hier im Gegensatz zu Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 56 den vielfach erforschten Zusammenhängen von Da Silva (1985) um gedächtnispsychologische Daten. Zweitens gibt Da Silva (1985) zu bedenken, daß man durch eine Methode der fraktionierenden Distanzschätzung, so wie sie in der Distanzschätzaufgabe von uns verwendet wurde, normalerweise kleinere Exponenten erhält als durch andere psychophysische Verfahren. Eine Metaanalyse von Wiest und Bell (1985) ergab auch für Gedächtnisexperimente deutlich höhere Exponenten von durchschnittlich .91, allerdings wurden in die Betrachtung keine fraktionierenden Verfahren, wie hier verwendet, einbezogen. Dennoch existieren auch Befunde mit niedrigeren Exponenten. So zitiert Lowrey (1973) Experimente von Bratfisch mit berechneten Exponenten im Bereich von .58 bis 1.07. Routendistanzen Vielleicht ist aber auch die direkte Luftlinie zwischen zwei Objekten nicht der angemessene Prädiktor für das Kriterium Distanz. Daher wurde zusätzlich der Prädiktor Routendistanz (Montello, 1997) untersucht. Zu diesem Zweck wurden die Routendistanzen aller relevanten Objektpaare ermittelt: War keine Wand zwischen zwei Objekten aus einem Paar, so wurde als Routendistanz einfach die euklidische Distanz eingesetzt; befanden sich die beiden Objekte jedoch in verschiedenen Zimmern, so wurde die direkte Luftlinie vom ersten Objekt bis zum nächsten Durchbruch in derjenigen Wand genommen, welche zwischen den beiden Objekten stand. Von diesem Punkt aus wurde die Route auf gleiche Weise bis zum zweiten Objekt weitergeführt. Statt mit direkten euklidischen Distanzen, wie weiter oben beschrieben, wurde nun eine Anpassung von subjektiven Distanzen mit Routendistanzen durchgeführt (siehe Abbildung 10). Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 57 y = 1.3945 * x^(0.58196) y = 1.7954 * x^(0.53193) negative Emotionalität (Routendistanzen) positive Emotionalität (Routendistanzen) 10 GM( subjektive Distanz ) 8 6 4 2 0 0 5 10 15 20 25 30 Routendistanz Abbildung 10: Anpassung der subjektiven Distanzen an den Prädiktor Routendistanz mit Hilfe einer Stevensschen Potenzfunktion. Die Verwendung des Prädiktors Routendistanz gegenüber dem Prädiktor euklidische Distanz ergab durchwegs bessere Passungen der Daten an die Funktion von Stevens und Galanter (1957): Der Determinationsskoeffizient Rpos2 betrug nun .64 gegenüber .40 und Rneg2 betrug nun gar .69 gegenüber .41, d.h. durch die veränderte Anpassung konnte nun über 50% mehr Varianz aufgeklärt werden. Es muß daher angenommen werden, daß Versuchspersonen sich bei ihren Schätzungen eher an den Routendistanzen als an den direkten Verbindungslinien orientierten {siehe auch \McNamara, 1984 #30}. Latenzzeiten Als weitere abhängige Variable wurden die Latenzzeiten der Distanzschätzungen untersucht, wobei vor allem interessierte, ob diese Zeiten von der physikalischen Länge und von einer Barriere beeinflußt werden. Dazu wurden wiederum nur die emotionalen Paare in die weitere Analyse eingeschlossen, da nur sie sowohl hinsichtlich der Länge als auch der Verteilung der Barrieren ausbalanciert sind. Eine 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 2 (Barriere) x 2 (Distanz) Varianzanalyse ergab einen signifikanten Effekt des Faktors Barriere [p<.0001, F(1,60)=20.46, 1- β=.998]: Wurde die Strecke durch eine Wand unterteilt, so stieg die Reaktionszeit der Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 58 Distanzschätzung durchschnittlich von 7544 ms auf 8701 ms, was einem Anstieg um 15% entspricht. Der Faktor Distanz hatte dagegen keinen statistisch signifikanten Einfluß auf die Reaktionszeit, rein deskriptiv zeigt sich jedoch der Trend, daß längere physikalische Distanzen auch eine längere Beurteilungszeit benötigen (siehe Abbildung 11). 9250 Latenz z eiten (in ms ) 9000 Fe h le r b alk e n : 8750 ± 1 Stan d ar dfe h le r 8500 auß erhalb 8250 innerhalb 8000 7750 7500 7250 7000 3 6 phy s ikalis c he Dis tanz Abbildung 11: Einfluß des Faktors Barriere und des Faktors Distanz auf die Latenzzeiten zum Einschätzen der Distanzen (jeweils nur emotionale Distanzen). In einigen Arbeiten zum räumlichen Gedächtnis konnte ein symbolischer Distanzeffekt nachgewiesen werden (siehe Maki, 1981; Wender & Wagener, 1990), wobei eine Diskriminations–Aufgabe vorgegeben wurde, bei der jeweils zwei unterschiedlich lange Strecken möglichst schnell bezüglich ihrer relativen Länge eingeschätzt werden sollten. Mit einiger Vorsicht auf unser Experimentaldesign übertragen, da es sich im vorliegenden Fall nicht um eine Kategorialeinschätzung handelt, sollte sich ein Zeitvorteil für die Distanzen ergeben, die möglichst unterschiedlich zur vorgegebenen Referenzstrecke waren. Dies würde bedeuten, daß sehr kleine Strecken relativ schneller als sehr große eingeschätzt werden müßten, da die Referenzstrecke die längste Strecke im ganzen Grundrißplan war. Normalerweise werden bei Experimenten zum symbolischen Distanzeffekt bei jedem Durchgang zwei verschiedene Paare vorgegeben, in der vorliegenden Untersuchung wurde dagegen die Referenzstrecke stets gleich gehalten. Bezogen auf die emotionalen Paare konnte kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Distanzen d = 3 cm und d = 6 cm festgestellt werden. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 59 Zusätzlich wurden deshalb auch die neutralen Paare in zwei getrennte Varianzanalysen, einmal für Objektpaare innerhalb und ein andermal für Objektpaare außerhalb eines Zimmers, mit einbezogen. Die Reaktionszeiten kovariierten für Paare, bei denen die beiden Objekte in verschiedenen Zimmern waren, nicht signifikant mit der physikalischen Distanz, jedoch taten sie dies für Innerhalb–Paare [p=.0054, F(2,66)=5.66, 1-β=.86]: 8000 Latenz z eiten (in ms ) 7800 7600 7400 7200 7000 6800 6600 Fe h le r b alk e n : 6400 ± 1 Stan d ar d fe h le r 6200 6000 1.5 3.0 6.0 Abbildung 12: Latenzzeiten für das Einschätzen von Distanzen in Abhängigkeiten von physikalischen Distanzen. Allerdings konnte durch einen post–hoc–Scheffé–Test lediglich der Unterschied zwischen d = 1.5 cm und d = 6 cm als statistisch signifikant ausgewiesen werden. [mittlere Differenz: 1156ms, p=.0062]. Dies deckt sich mit Ergebnissen von Maki (1981), die ebenfalls nur dann einen Abfall der Reaktionszeiten proportional zur Größe der Unterschiede der Distanzen ermittelte, wenn sich die Objekte (Städte) innerhalb eines räumlichen Sektors (Bundesstaaten) befanden. Für Objekte aus zwei verschiedenen Sektoren, wurde jedoch kein zeitlicher Effekt festgestellt. Spezieller emotionaler Effekt Wie schon weiter oben erwähnt, wirkte sich der Faktor Emotionalität weder in einer Varianzanalyse auf die Distanzschätzungen signifikant aus [p=.0608, F(1,60)=3.65, 1- β=.45], noch bewirkte er einen statistisch signifikanten Unterschied in den Stevensschen Kurvenanpassungen. Möglicherweise rührt dies daher, daß die experimentell induzierte emotionale Valenz der Objekte während der Distanzschätzaufgabe nicht inhärent mit dem jeweiligen Objekt verbunden war. Dies würde bedeuten, daß Versuchspersonen zwar imstande sind, die jeweilige Valenz eines Objekts akkurat Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 60 wiederzugeben, diese jedoch als rein akzidentelles Attribut verstehen, das nichts mit dem echten emotionalen Gehalt des Gegenstandes zu tun hat. Um diesem Problem zu entgehen, hatten wir als zusätzliche Datenbasis ein Rating (Einschätzungen von –3 bis +3) zur Typikalität und Emotionalität der einzelnen im Plan vorkommenden Objekte dem eigentlichen Experiment hintangestellt. Versuchspersonen sollten dabei die Typikalität („Wie typisch sind die Objekte für eine typische Wohnung?“) und die Emotionalität („Welche emotionale Bedeutung haben die Objekte durch die Geschichte erhalten?“) einschätzen. Um nicht nur stereotype Antworten zu erhalten, sollten sich die Versuchspersonen jedes einzelne Objekt jeweils bildlich vorstellen, um dann ihre Einschätzung vorzunehmen. Diese Emotionalitäts–Einschätzungen der Versuchspersonen sollten nun sensu Ekman und Bratfisch (1965) an die subjektiven Distanzen angepaßt werden. Dies ist aber insofern problematisch, als Ekman ein festes Epizentrum (Stockholm) benutzte, wir dagegen das Epizentrum bei jeder Distanzschätzung neu festlegten. Um dennoch eine gewisse Vergleichbarkeit herzustellen, wurden die Emotionalitäts–Schätzungen des zweiten Objekts eines jeden Paares als Grundlage für die Anpassung benutzt, wobei das zweite Objekt dasjenige Objekt y in der bei der Distanzschätzaufgabe gestellten Frage „Wie weit ist es von Objekt x nach Objekt y ?“ ist. Diese Einschätzungen wurden zu einer Skala von 1 bis 7 transformiert und nach dem Vorbild von Ekman und Bratfisch (1965) an die subjektiven Distanzen angepaßt: Statt den Differenzen von Stockholm zu einer anderen Stadt werden hier Distanzen zwischen zwei Objekten aus dem Wohnungs– Grundriß in die Regressionsgleichung eingesetzt (siehe Abbildung 13). Emotionalität des "z w eiten" Objekts 6 5.75 Y = 4.673 * (X^-.028) 5.5 5.25 5 4.75 4.5 4.25 4 3.75 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 s ubjektiv e Dis tanz en Abbildung 13: Regressionsanalytische Anpassung der subjektiven Distanzen an die Emotionalität des zweiten Objekts mit Hilfe der Ekmanschen Beziehung. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 61 Der von Ekman und Bratfisch (1965) gefundene Trend ließ sich nicht nachweisen [Y=4.673*X-.028; R2=.014], jedoch ist das von uns benutzte experimentelle Setting von ihrem auch substantiell verschieden. Daher versuchten wir, durch Verwendung einer anderen Kriteriumsvariable näher an das Vorgehen im Originalexperiment von Ekman und Bratfisch (1965) zu gelangen: Statt der Variable Emotionalität des zweiten Objekts benutzten wir deshalb die Differenz der Emotionalität zwischen den beiden Objekten eines Paares3. Dies entspricht dem relativen emotionalen Unterschied zwischen zwei Objekten, was in gewissem Sinne eher dem Vorgehen von Ekman und Bratfisch (1965) entspricht. Denn Ekman und Bratfisch (1965) ließen Versuchspersonen die emotionale Involviertheit von Städten einschätzen, wobei die Schätzungen immer vom Epizentrum Stockholm aus geleistet wurden und somit immer in Bezug zu Stockholm stehen. 8 Y = 7.68 * (X^-.077) Dif f erenz der Emotionalitäten 7.75 7.5 7.25 7 6.75 6.5 6.25 6 5.75 5.5 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 s ubjektiv e Dis tanz en Abbildung 14: Regressionsanalytische Anpassung der subjektiven Distanzen an die Differenz der Einschätzungen der Emotionalitäten der jeweiligen Objekte eines Paares mit Hilfe der von Ekman und Bratfisch (1965) vorgeschlagenen Anpassungsfunktion. Aber auch diese Abänderung konnte keinen einheitlichen Trend zwischen subjektiven Distanzen und emotionalen Attributen aufzeigen [Y=7.68*X-.077; R2=.16]. Daher muß in Frage gestellt werden, ob die Befunde von Ekman und Bratfisch (1965) und daraus abgeleiteten Replikationsstudien (z.B. Lundberg et al., 1972; Strzalecki, 1978; Walmsley, 1974) überhaupt auf mikro–räumliche Anordnungen übertragbar sind. 3 Um Problemen der Linearisierungen bei Auftreten von negativen Werten zu entgehen, werden die Differenzen mit einem additiven Faktor von +7 versehen. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 62 Nebenhypothesen Zum Schluß sollen noch kurz drei allgemeine und für unser Experiment unspezifische Hypothesen überprüft werden. Ausrichtung Zum einen würde man, gestützt auf wahrnehmungspsychologische Befunde, eine relative Distanzüberschätzung von vertikalen gegenüber horizontalen Distanzen erwarten. Dies wurde mit Hilfe einer 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 2 (Barriere) x 2 (Distanz) x 2 (Ausrichtung) Varianzanalyse mit dem abhängigen Maß Distanz– Quotienten geprüft. Als Grundgesamtheit wurden lediglich die emotionalen Paare verwendet. Der meßwiederholte Faktor Ausrichtung wirkte sich lediglich in Form von zwei zweifachen und einer dreifachen Interaktion statistisch signifikant aus. Zum einen ergab sich eine signifikante Interaktion mit dem ebenfalls meßwiederholten Faktor Barriere [p=.0089, F(1,60)=7.32, 1-β=.77]: Horizontale Strecken werden in der Außerhalb–Bedingung stärker überschätzt als vertikale Strecken, dagegen werden sie in der Innerhalb–Bedingung kürzer geschätzt als vertikale. Zum anderen ergab sich eine signifikante Interaktion mit dem Faktor Distanz [p=.0111, F(1,60)=6.87, 1- β=.74]: Horizontale Strecken wurden für kurze Distanzen (d = 3 cm) gegenüber vertikalen Strecken noch mehr überschätzt, aber dann weniger überschätzt, wenn es sich um große Strecken (d = 6 cm) handelte. Schließlich ergab sich noch eine signifikante Dreifach–Interaktion zwischen den Faktoren Ausrichtung, Barriere und Distanz [p=.0091, F(1,60)=7.27, 1-β=.76]. Alle drei Interaktionen weisen relativ niedrige Effektstärken von Rp2=.10 auf, was in diesem Fall einem f 2=.11 entspricht und nach Cohen (1992) immerhin noch einem fast mittelgroßen Effekt (f 2=.15) entspricht. Für unser spezielles Setting ergab sich also nicht die erwartete Überschätzung von vertikalen gegenüber horizontalen Strecken. Speed-Accuracy-Tradeoff Zum anderen versuchten wir, einen möglichen Speed–Accuracy–Tradeoff zu untersuchen: Paare, für deren Schätzungen längere Bearbeitungszeiten beansprucht werden, sollten tendenziell genauer geschätzt werden, als solche, die sehr schnell bearbeitet werden (Reed, 1973; Wender et al., 1980; Wickelgren, 1977). Zum Zwecke der weiteren Analyse wurden deshalb alle Schätzungen von emotionalen Paaren in zwei Hälften geteilt: Die eine enthielt diejenigen Schätzungen, die eine Latenzzeit aufwiesen, die sich unterhalb des arithmetischen Mittels der individuellen Latenzzeiten der zugehörigen Versuchsperson befanden, die andere Hälfte dagegen enthielt die Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 63 Schätzungen oberhalb des arithmetischen Mittels. Dieser Datensatz wurde dann mit Hilfe einer 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 2 (Barriere) x 2 (Zeittyp: langsam vs. schnell) Varianzanalyse mit dem abhängigen Maß Distanz–Quotienten getestet. Es ergab sich weder ein signifikanter Haupteffekt [p=.1104, F(1,56)=2.63, 1-β=.34], noch eine signifikante Wechselwirkung des Faktors Zeittyp mit anderen Faktoren. Zusätzlich wurde ein möglicher Speed–Accuracy–Tradeoff–Effekt mit Hilfe von linearen Regressionen für jedes einzelne Objektpaar untersucht. Dabei fungiert die absolute Verschätzung als Regressand und die Reaktionszeit als Regressor. Die Wahl einer li- nearen Regression lehnt sich an ein Zeitschrankenmodell an (siehe Wender et al., 1980, S.83ff.). Nach diesem Modell sollte es einen umgekehrt proportionalen Zusammenhang zwischen Genauigkeit und Zeitdauer der Schätzung geben. Dies zeigte sich nicht, da erstens die Passungen der Daten sowohl für die positive als auch für die negative Gruppe äußerst schlecht 2 Korrelationsquadrate: .000 < RVp.neg < .148; .000 < ausfielen RVp.pos2 [Variationen der < .172], als auch der erwartete negative lineare Trend nur bei 28 von 48 möglichen Objektpaaren (2–fach gestufter Faktor Emotionalität und 24 Objektpaare) zu beobachten war. Aber selbst dann, wenn der Trend in die richtige Richtung ging, fiel die Passung der Daten, wie oben schon gezeigt, sehr dürftig aus. Daher kann vermutet werden, daß hinter diesen recht heterogenen Verteilungsmustern keine Systematik eines Speed–Accuracy– Tradeoff liegt. Die Versuchspersonen hatten sich vielmehr aufgrund der Experimentalvorgaben genügend Zeit für ihre Schätzungen gelassen. Dies läßt sich auch an der relativ hohen durschnittlichen Bearbeitungszeit von 8127 ms ablesen. Hypothese über Geschlechtsunterschiede Schließlich und letztlich sollte überprüft werden, ob sich weibliche und männliche Versuchspersonen in der Genauigkeit, Distanzen zu schätzen, signifikant unterscheiden. Außerdem interessierten wir uns für etwaige Wechselwirkungen zwischen dem Geschlecht und anderen bislang behandelten unabhängigen Variablen. Dazu wurde eine 2 (Geschlecht) x 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 2 (Barriere) x 2 (Distanz) Varianzanalyse mit dem abhängigen Maß Distanz–Quotienten durchgeführt. Der einzig statistisch signifikante Effekt mit dem Faktor Geschlecht war eine zweifache Interaktion mit dem meßwiederholten Faktor Barriere [p=.0188, F(1,56)=5.85, 1-β=.66]: Frauen schätzten Distanzen dann relativ länger gegenüber Männern, wenn eine Barriere zwischen zwei Objekten vorhanden war, und dann kürzer relativ zu Männern, wenn beide Objekte im selben Zimmer waren. Dieser Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 64 Befund ist konträr zu den Ergebnissen von Cohen und Weatherford (1981), welche lediglich einen Haupteffekt Geschlecht, aber keinerlei Wechselwirkung mit ihren unabhängigen Faktoren (darunter auch ein Barriere-Faktor) feststellten. Diese Ergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu betrachten, da das Verhältnis von Frauen zu Männern in den einzelnen Versuchsgruppen nicht kontrolliert worden war (genaue Verteilungsverhältnisse siehe Anhang 8.3). 4.5.2 Positionierung Allgemeines Durch das von uns benutzte Positionierungsverfahren erhält man zwei verschiedenartige Datensätze. Einerseits kann man aus den Positionsdaten der beiden Objekte die euklidische Distanz zwischen den Objekten berechnen, andererseits lassen sich Richtungsinformationen durch die Art der gegenseitigen Ausrichtung bestimmen. Im Gegensatz zum vorherigen Kapitel kann man die hier gewonnenen Distanzdaten jedoch nur eingeschränkt interpretieren. Erhielten wir bei dem Distanzschätzungsverfahren (Kap. 4.5.1) Verhältnisangaben, die man leicht in Zentimeter–Angaben umrechnen konnte, so erhalten wir nun Distanzangaben in der Maßeinheit von Bildschirmpunkten (Pixel). Dieses Pixel–Maß läßt sich jedoch nicht in sinnvoll zu interpretierende Maßeinheiten umrechnen: Zum einen war die Fläche zum Positionieren etwas kleiner als der originale Grundrißplan, zum anderen nahmen die Bezeichnungen der Objekte beim Positionieren unverhältnismäßig viel Raum ein, so daß die Versuchspersonen notgedrungen ihren eigenen Maßstab entwickeln mußten. Daher können im folgenden keine Aussagen zum Über– oder Unterschätzen von Distanzen gemacht werden. Es können lediglich relative Unterschiede zwischen einzelnen Bedingungen aufgezeigt werden. Wiederum verwendeten wir für varianzanalytische Auswertungsroutinen Distanz– Quotienten, welche diesmal jedoch Verhältnisse zwischen Bildschirm–Pixeln und Distanzen in Zentimetern ausdrücken. Die in den Positionierdaten enthaltenen Richtungsangaben wurden dagegen zu einem Abweichungsmaß transformiert, das die relative Abweichung von der ursprünglichen Ausrichtung in Grad (Angaben in °DEG von –180° bis +180°, wobei positive Werte Abweichungen im Uhrzeigersinn bedeuten) angibt. Die nachfolgenden Varianzanalysen enthalten die Faktoren Emotionalität, und Lernreihenfolge als Gruppenfaktoren und die Faktoren Barriere und Distanz als Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 65 meßwiederholte Faktoren. Analog zum Vorgehen unter Kap. 4.5.1 werden Untersuchungen eines Ausrichtungs– und Geschlechtseffekts den zu evaluierenden Haupthypothesen nachgeschickt. Haupthypothesen Hypothese über Barriere, Distanz und Emotionalität Zuerst wurde eine 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 2 (Barriere) x 2 (Distanz) Varianzanalyse mit Distanz–Quotienten als abhängiges Maß durchgeführt. Es zeigte sich ein signifikanter Effekt der Emotionalität [p=.042, F(1,60)=4.31, 1-β=.52], der Barriere [p<.0001, F(1,60)=58.54, 1-β=1.0], der Distanz [p<.0001, F(1,60)=201.34, 1- β=1.0] und der Interaktion zwischen Barriere und Distanz [p<.0001, F(1,60)=41.66, 1β=1.0]. Bis auf den Umstand, daß der Faktor Emotionalität in der Distanzschätzaufgabe nur annähernd signifikant wurde [p=.0608] und in der Positionieraufgabe reliable Unterschiede zeigte [p=.0423], handelt es sich hier um parallele Ergebnisse zu den schon früher erhaltenen Ergebnissen aus der Distanzschätzungsaufgabe. Aufgrund dieser Parallelität der Ergebnisse wird daher auf die ausführliche Diskussion dieser Resultate in dem entsprechenden Abschnitt zur Distanzschätzung (Kap. 4.5.1) verwiesen. In einer weiteren Varianzanalyse wurden auch nicht–emotionale Items einbezogen. Dabei zeigte sich ein klarer Trend von relativer Überschätzung kurzer Distanzen gegenüber längeren Distanzen. Dennoch kann aufgrund der Skalenprobleme (siehe weiter oben) nicht bestimmt werden, welche Distanzen über– und welche unterschätzt werden. Auch hier zeigt sich ein deutlich analoger Trend zu den Ergebnissen der Distanzschätzung (siehe Abbildung 6 und Abbildung 7). 75 75 65 65 Dis tanz -Quotientel Dis tanz -Quotienten Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 66 55 45 35 25 55 45 35 25 15 15 1.5 3.0 4.5 6.0 7.5 9.0 12.0 phy sikalis c he Dis tanz en (nur außerhalb) 1.5 3.0 6.0 phy s ikalis c he Dis tanz en (nur innerhalb) (a) (b) Abbildung 15: Distanz–Quotient als Funktion der physikalischen Distanz getrennt nach Barriere-Bedingung: (a) außerhalb, (b) innerhalb. In die Analyse wurden sowohl emotionale als auch neutrale Paare einbezogen. Lediglich die Distanz 7.5 cm folgt nicht dem sonst streng monoton fallenden Trend beider Graphen. Diese Distanz wurde allerdings auch nur durch ein einziges experimentelles Objektpaar (Schreibtisch ↔ Herd) repräsentiert. Da dieses Ergebnis ebenfalls mit dem der Distanzschätzung konform geht, scheint es sich um einen Materialeffekt zu handeln. Aufgrund einer 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 7 (Distanz; nur außerhalb) Varianzanalyse mit Distanz–Quotienten als abhängigem Maß konnte wiederum ein Distanz–Effekt für die Außerhalb–Paare nachgewiesen werden [p<.0001, F(6,360)=98.60, 1-β=1.0]. Dieses Ergebnis bestätigte sich ebenfalls für die Innerhalb– Paare [p<.0001, F(2,120)=63.60, 1-β=1.0]. Aufgrund der deutlich geringeren Streuungen der Meßpunkte in der Positionieraufgabe wurden fast alle Unterschiede (17 von 21 Streckenlängenkombinationen bei Außerhalb–Distanzen; 3 von 3 Kombinationen bei Innerhalb–Distanzen) zwischen einzelnen Strecken signifikant (ausführliche Ergebnisse eines Scheffé–Tests siehe Anhang 8.5.2). Die deutlich geringeren Streuungen lassen darauf schließen, daß sich die Versuchspersonen in dieser Aufgabe durchschnittlich sicherer in ihrem Antwortverhalten zeigten, als sie es in der Distanzschätzaufgabe taten. Die Größe der Distanz zwischen zwei Punkten hatte aber nicht nur Einfluß auf das in der Positionieraufgabe enthaltene Distanzmaß, sondern wirkte sich auch auf die Richtungsschätzung aus. Mit Hilfe einer 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 2 (Barriere) x 2 (Distanz) Varianzanalyse mit der absoluten Winkelabweichung von den jeweiligen Originalausrichtungen als abhängige Variable, konnte ein signifikanter Effekt des Faktors Distanz demonstriert werden [p=.0053, F(1,60)=8.36, 1-β=.83]: Die Ab- Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 67 weichung vom Original nahm bei größeren Distanzen (d = 6 cm) gegenüber kleineren Distanzen ab (d = 3 cm). Anpassung der Daten an Potenzfunktion Auch die Distanzschätzdaten der Positionierungsaufgabe wurden an eine Potenzfunktion sensu Stevens und Galanter (1957) angepaßt. Wiederum wurden dazu die subjektiven Distanzen nach Versuchsgruppen (positive vs. negative emotionale Induzierung) getrennt geometrisch gemittelt. Diese Daten wurden nun an die physikalischen Distanzen unter Zugrundelegung einer funktionalen Beziehung laut Potenzfunktion angepaßt. Positive Emotionalität (nur außerhalb) Negative Emotionalität (nur außerhalb) y = 79.056 * x^(0.46155) y = 74.06 * x^(0.45337) 240 220 GM( subjektive Länge ) 200 180 160 140 120 100 80 0 2 4 6 8 10 12 14 Physikalische Länge Abbildung 16: Anpassung subjektiver Distanzen an physikalische Distanzen unter Zugrundelegung einer funkionalen Beziehung laut Stevens und Galanter (1957). Die Kurvenanpassungen ergaben sehr gute Passung an die Daten von Rpos2=.96 für positive Emotionalität resp. Rneg2=.95 für negative Emotionalität. Die Exponenten der Potenzfunktion betrugen npos=.46 und nneg=.45, was fast exakt den Exponenten im Falle der Distanzschätzaufgabe entspricht (npos=.43 und nneg=.42). Routendistanzen Die Anpassung der Daten aus der Distanzschätzungsaufgabe hatte klar gezeigt, daß die Routendistanz ein besserer Prädiktor für Distanzschätzungen ist als die direkte Luftli- Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 68 nie. Obwohl wir jedoch unter der Positionieraufgabe bereits für den Prädiktor physikalische Distanz sehr hohe Determinationskoeffizienten erhielten, wollten wir der Vergleichbarkeit willen zusätzlich noch eine Anpassung an Routendistanzen durchführen. Aufgrund der schlechten Passungen des Stevensschen Modells [Rpos2=.43; Rneg2=.53], wird jedoch deutlich, daß beim Positionieren andere Strategien eingesetzt werden als dies bei der Distanzschätzaufgabe der Fall ist: Beim Positionieren von Objekten wird auf direkte Luftlinien und nicht auf Routendistanzen zurückgegriffen. negative Emotionalität (Routendistanzen) positive Emotionalität (Routendistanzen) y = 56.237 * x^(0.38168) y = 68.473 * x^(0.33812) GM( subjektive Distanz ) 200 150 100 50 0 5 10 15 20 25 30 Routendistanz Abbildung 17: Anpassung der Positionierungsdaten an die Stevenssche Funktion unter Zugrundelegung der Routendistanz als Prädiktor. Dieses Ergebnis weist darauf hin, daß sich Versuchspersonen beim Positionieren anscheinend den Grundrißplan bildlich vorstellen und aufgrund dieses Bildes eine Entscheidung über das gegenseitige Ausrichten der beiden Objekte fällen. Für die Distanzschätzungsaufgabe scheint dies nicht zuzutreffen, da hier eher der Weg abgeschritten wird, den man sich in der Lernphase (vor allem durch den Text vermittelt) bildlich vorstellen sollte. Latenzzeiten Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 69 Wie schon in der Distanzschätzaufgabe interessierten wir uns dafür, ob die Faktoren Distanz und Barriere signifikanten Einfluß auf die Latenzzeiten besitzen. Dazu wurden die emotionalen Objekte mit einer 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 2 (Barriere) x 2 (Distanz) Varianzanalyse untersucht. Im Gegensatz zur Distanzschätzaufgabe ergab sich hier kein signifikanter Effekt der Barriere [p=.361]. Analog zur Distanzschätzaufgabe wird der Effekt des Faktors Distanz ebenfalls nicht signifikant [p=.278]. Erstmals zeigte sich jedoch ein Effekt der Lernreihenfolge [p=.027, F(1,60)=5.12, 1-β=.60]: Hatten die Versuchsperson erst den Grundriß und dann den Text erhalten [10493 ms], so waren sie signifikant schneller als Versuchspersonen, die erst den Text und dann den Grundriß lernen mußten [12632 ms]. Dieser deutliche Anstieg der Bearbeitungszeiten könnte ein Indiz dafür sein, daß sich Versuchspersonen, die erst den Text und dann den Grundriß erhalten haben, beim Durchführen der Positionierungsaufgabe vor allem auf den zuerst gelernten Text konzentrieren. Die textuelle Beschreibung ist jedoch für diese Aufgabe bei weitem nicht so informativ wie der Grundrißplan. Exkurs: Nähere Analyse des Faktors Lernreihenfolge Das oben erläuterte Ergebnis, daß sich die Art der Lernreihenfolge signifikant auf die Bearbeitungszeiten auswirkt, soll einer weiteren Analyse unterzogen werden. Dazu werden zusätzlich die Abweichungen der Richtungsschätzungen vom Original (in absoluten Beträgen) als Analysegrundlage gewählt. Sollte es tatsächlich so sein, daß Versuchspersonen, die zuerst den Text erhalten, größere Schwierigkeiten im Abruf der räumlichen Konstellation haben, so sollte sich dies auch in einer schlechteren Positionierfähigkeit in Bezug auf die Ausrichtung der Objekte zeigen. Tatsächlich fällt auf, daß Versuchspersonen sich immer dann stärker verschätzen, wenn sie zuerst den Text und dann den Grundriß erhalten hatten (siehe Abbildung 18). Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 70 Grundriß->Tex t 34 Tex t->Grundriß 32 (abs olute Beträge) A bw eic hungen in Winkelgraden 36 36 34 32 30 30 28 28 26 26 24 24 22 22 20 20 18 18 16 16 14 14 3 6 3 emotionale Dis tanz en (innerhalb) 6 emotionale Dis tanz en (auß erhalb) Abbildung 18: Verschätzungen der Richtungen (in Winkelgrad–Abweichungen) in Abhängigkeit von der Lernreihenfolge. Links werden die Innerhalb–Paare gezeigt, rechts die Außerhalb–Paare. Die Stichprobe setzt sich nur aus emotionalen Distanzen zusammen. Dieses Ergebnis ließ sich jedoch mit Hilfe einer 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 2 (Barriere) x 2 (Distanz) Varianzanalyse auf einem α–Niveau von .05 gerade nicht mehr statistisch absichern [p=.064, F(1,60)=3.57, 1-β=.45]. Vertauschungseffekt Als Datengrundlage stehen uns in der Positionierungsaufgabe zusätzlich zu Distanzen auch Richtungsangaben zur Verfügung. Die Richtungsdaten sind insofern interessant, als man durch sie überprüfen kann, ob die Ausrichtungen der Objekte zueinander in sinnvoller Weise erinnert wurden. Analysiert man für einzelne Objektpaare die Verteilung der Abweichungen der geschätzten Richtungen von den originalen Ausrichtungen, so zeigt sich eine deutliche Häufung der Werte bei 0° (Median der Abweichungen: 0.000; arithmetisches Mittel: .404). Dies zeigt, daß die Versuchsperson die Richtung im Schnitt gemäß der physikalischen Ausrichtung schätzten (40% der Schätzungen weichen nur 10° oder weniger von der physikalischen Ausrichtung ab). Abbildung 19 illustriert dies mit Hilfe der absoluten Beträge der Abweichungen. Das Histogramm der Abweichungen macht aber noch auf eine andere Tatsache aufmerksam: Es kommen überaus viele Abweichungen von 180° vor. Diese Art der Abweichung entspricht einer kompletten Vertauschung der beiden Objekte eines Paares, d.h. die Versuchspersonen konnten sich zwar an die absolute Ausrichtung der beiden Objekte zueinander erinnern, ordneten die Objekte jedoch den falschen Positionen zu: Das erste Objekt wurde mit dem zweiten verwechselt. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 71 350 A nz ahl der Sc hätz ungen 300 250 200 150 100 50 0 0 30 60 90 120 150 180 A bw eic hungen der Ric htungen (abs olute Beträge) Abbildung 19: Abweichungen der Richtungsschätzungen (gemessen in Abweichungen der Richtungsschätzungen von den physikalischen Ausrichtungen in Winkelgraden). Zum Zwecke der weiteren Analyse dieses Phänomens entwickelten wir ein Kriterium für Vertauschungen: Wenn sich der eingeschätzte Winkel um mehr als 90° von der originalen Ausrichtung unterscheidet, so liegt eine Vertauschung vor. Mit Hilfe dieses Kriteriums analysierten wir einzeln alle 26 vorkommenden Objektpaare. Über alle Paare gemittelt ergaben sich 7.1% Vertauschungen, die sich jedoch sehr ungleichmäßig auf die einzelnen Paare verteilten (siehe Abbildung 27 im Anhang 8.5.2): Die Ausrichtung der Paare Bett↔Badewanne und Papierkorb↔Stehlampe wurde von jeder Versuchsperson akkurat angegeben. Dagegen wurden die Positionen des Paars Herd↔Spüle mit einer Wahrscheinlichkeit von 36% vertauscht. Betrachtet man die Vertauschungen in Abhängigkeit von der physikalischen Distanz zwischen den jeweiligen Objekten, so stellt man fest, daß Vertauschungen vor allem bei kurzen Paar–Distanzen zustande kommen. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 72 20 V ertaus c hungen in % 17.5 15 12.5 10 7.5 5 2.5 0 1.5 3.0 4.5 6.0 7.5 9.0 12.0 phy s ikalis c he Dis tanz Abbildung 20: Relative Anzahl der Vertauschungen in Abhängigkeit von der physikalischen Distanz des jeweiligen Paares. Scheinbar „verschmelzen“ sehr eng aneinander liegende Objekte miteinander, wobei die absolute Ausrichtung dieses Gebildes gespeichert wird, jedoch nicht die relative Ausrichtung der darin enthaltenen Objekte. San Diego–Effekt Stevens und Coupe (1978) demonstrierten, daß sich Versuchspersonen nicht nur an den wahren Positionen von gesuchten Objekten, sondern auch an deren übergeordneten räumlichen Strukturen orientieren. Um solch einen Effekt nachweisen zu können, benötigt man eine räumliche Konstellation, die in irgendeiner Form hierarchische Strukturen aufweist, wobei die räumlichen Beziehungen der jeweils übergeordneten Strukturen von denen der ihnen untergeordneten Strukturen abweichen müssen. Nur dann können sich Versuchspersonen fälschlicherweise an den übergeordneten Instanzen orientieren. Auf unseren Fall übertragen hieße das, daß vor allem die Ausrichtungen derjenigen Objektpaare stark vom Original abweichen müßten, bei denen die zugehörigen Zimmer schlecht als Heuristik für diese Schätzungen nutzbar sind. Unsere Annahme ist, daß vor allem diejenigen Paare von Richtungsverzerrungen betroffen sind, deren Objekte nahe an Wänden liegen, die nicht eine Flucht durch die zwei involvierten Zimmer (die Zimmer in denen die Objekte stehen) bilden. Ein praktisches Beispiel soll dies anhand einer Skizze (siehe Abbildung 21) verdeutlichen. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 73 Raum A Objekt a Raum B Objekt b idealisierte Wand Abbildung 21: Veranschaulichung des San Diego–Effekts. Analog zur Positionierungsaufgabe soll Objekt a aus Raum A in räumliche Beziehung zu Objekt b aus Raum B gesetzt werden. Die untere Wand von Raum A ist nicht in einer Flucht mit der Wand von Raum B. Die Hypothese ist, daß die zwei gegeneinander versetzten Wände zu einer „idealisierten Wand“ verschmelzen. Wie man der Skizze entnehmen kann, ist die untere Begrenzung von Raum A nicht in einer Flucht mit der Begrenzung von Raum B. Die Folge ist, daß beide Wände gemäß dem Prinzip möglichst großer Einfachheit (siehe Goldstein, 1989) miteinander zu einer „idealisierten Wand“ verschmelzen. Da sich die Positionen der Objekte aber an den Begrenzungen der Zimmer orientieren, verändern sich dementsprechend die Positionen der Objekte: Objekt a rückt relativ nach oben, Objekt b dagegen rückt etwas nach unten. Um diese Hypothese zu überprüfen, kategorisierten wir die einzelnen Objektpaare nach Paaren, die unseres Erachtens anfällig für einen San Diego–Effekt sind (im folgenden kurz als San Diego–Paare bezeichnet) und solche die nicht für einen San Diego–Effekt in Betracht kommen (Nicht–San Diego–Paare). Für eine Auflistung der kategorisierten Paare siehe Anhang 8.2.3. Um nicht einen möglichen San Diego– Effekt mit dem Effekt Barriere zu konfundieren, setzte sich die Kategorie „Nicht–San Diego–Paare“ ausschließlich aus Paaren zusammen, bei denen eine Barriere zwischen den Objekten vorkam. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 74 34 (abs olute Beträge) A bw eic hungs w inkel 32 30 28 26 24 22 20 Nic ht-San Diego-Paare San Diego-Paare Abbildung 22: Vergleich von San Diego–Paaren mit Nicht–San Diego–Paaren unter Verwendung von Abweichungs–Winkeln (absolute Beträge). Tatsächlich zeigte sich in einem t–test mit den Winkelabweichungen (in absoluten Beträgen) als abhängige Variable ein signifikanter Effekt [t(888)=3.46, p=.0006]: Die Objekte von San Diego–Paaren wurden deutlich inakkurater gegeneinander ausgerichtet als Objekte von Nicht–San Diego–Paaren. Zusätzlich überprüften wir mit Hilfe eines Vorzeichentests, ob die Richtung des Effekts gemäß der Hypothese war. Tatsächlich wurde die Ausrichtung aller sechs San Diego–Paare in der vorhergesagten Weise verzerrt. Kritisch muß jedoch die Frage gestellt werden, ob der von Stevens und Coupe {, 1978 #174} gefundene Effekt sich tatsächlich mit dem gerade beschriebenen deckt, denn Stevens und Coupe {, 1978 #174} geben lediglich an, daß superordinierte Strukturen systematisch ihnen untergeordnete räumliche Beziehungen verzerren, explizieren diese Heuristik jedoch nicht weiter. In unserem Experiment orientierten sich Versuchspersonen an den anliegenden Wänden, was den Grenzen von Bundesstaaten bei Stevens und Coupe {, 1978 #174} entsprechen würde. Jedoch scheinen sie sich nicht an den Schwerpunkten der zu den Objekten zugehörigen Zimmern zu orientieren, da ansonsten im obigen illustrierten Beispiel (siehe Abbildung 21) eine genau inverse Positionierverzerrung auftreten müßte: Würden die Versuchspersonen ihre Positionierungsschätzungen aufgrund der Schwerpunkte der Zimmer fällen, so müßte Objekt b entsprechend der Lage von dem ihn umgrenzenden Raum B in der Erinnerung weiter nach oben wandern. Dies ist aber nicht der Fall. Daher muß angenommen werden, daß für die Versuchspersonen nicht die Lage der Zimmer — gemessen an ihren Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 75 Schwerpunkten — entscheidend für eine Schätzung der Interpositionen von Objekten ist, sondern vielmehr markante Anhaltspunkte wie die Begrenzungslinien von Zimmern. Hypothesen über emotionale Einflüsse Wie weiter oben schon gesehen, wirkte sich die Art der Objekt–Emotionalität signifikant auf die Distanzschätzung aus: Die Distanz zwischen einem positiven und einem neutralen Objekt wurde länger geschätzt als die zwischen einem negativen und einem neutralen Objekt. Dies deckt sich nicht mit unserer Hypothese, die besagt, daß positive (angenehme) Reize in einer mentalen Karte näher an andere Objekte heranrücken, negative sich jedoch von diesen entfernen. Zusätzlich wurde untersucht, ob sich die Art der Emotionalität auch auf die Richtungsschätzungen emotionaler Paare auswirkt. Dazu wurde eine 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 2 (Barriere) x 2 (Distanz) Varianzanalyse durchgeführt, wobei als abhängige Variable die absolute Winkelabweichung von den jeweiligen Originalausrichtungen herangezogen wurde. Es konnte ein signifikanter Haupteffekt der Emotionalität nachgewiesen werden [p=.0194, F(1,60)=5.77, 1-β=.66]: Die Ausrichtungen von negativen Paaren wurden präziser geschätzt (absolute Verschätzung durchschnittlich: 22.2°) als die von positiven Paaren (absolute Verschätzung: 28.5°). Dieses Ergebnis zeigt, daß Versuchspersonen, die negativ besetzte Objekte als Lernmaterial erhielten, nicht nur die Distanzen der Paare akkurater schätzten, sondern auch deren Ausrichtungen. Zur Illustration sind in Abbildung 23 die gemittelten Verschätzungen aller emotionalen Paare aufgesplittet nach der Emotionalität zu finden. Abbildung 23: Vergleich der Abweichungen der Richtungsschätzungen (in absoluten Beträgen) in den beiden Emotionalitäts–Versuchsgruppen (negativ vs. positiv). A bw eic hungs w inkel (abs olute Beträge) Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 76 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 V p: negativ V p: pos itiv Analog zum Vorgehen in der Analyse der Distanzschätzaufgabe, untersuchten wir weiterhin die durch ein Rating ermittelte Emotionalität jedes einzelnen Objekts. Als Prädiktor wurde gemäß Ekman und Bratfisch (1965) die jeweilige gemittelte subjektive Distanz jedes einzelnen Objektpaares verwendet. Im Gegensatz zum Vorgehen in Kap. 4.5.1 ließ sich hier jedoch nicht die Emotionalität des „zweiten“ Objekts als Kriterium benutzen, da die Definition des zweiten Objekts in der Positionieraufgabe nicht eindeutig ist: Beide Objekte eines Paares sind hier gleichgestellt. Dagegen enthält die Distanzschätzaufgabe Fragen des Typus: „Wie weit ist es von x nach y ?“, auf deren Grundlage man deutlich von einem Anker (x) und einem Ziel (y) sprechen kann. Deswegen verwendeten wir ausschließlich die absolute Differenz der beiden Emotionalitätseinschätzungen pro Paar. Eine regressionsanalytische Untersuchung auf Basis der Potenzfunktion ergab keine sinnvolle rechnerische Lösung: Die Daten wurden durch eine Potenzfunktion mit einem Exponenten von n=.0001 angepaßt [R2 < .0001], d.h. die Differenz der emotionalen Einschätzungen variierte nicht systematisch mit der subjektiven Distanz. Nebenhypothesen Ausrichtungs–Hypothese Die Ausrichtungs–Hypothese wurde entsprechend dem Vorgehen in der Distanzschätzungsaufgabe mit Hilfe einer 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 2 (Barriere) x 2 (Distanz) x 2 (Ausrichtung) Varianzanalyse mit dem abhängigen Maß Distanz– Quotienten geprüft. Als Grundgesamtheit wurden lediglich die emotionalen Paare verwendet. Der meßwiederholte Faktor Ausrichtung ergab, wie schon in der Distanzschätzaufgabe, eine signifikante Interaktionen mit dem Faktor Barriere [p=.0021, F(1,60)=10.30, 1-β=.90], wobei auch die Richtung des Effekts identisch ist: Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 77 Bei Außerhalb–Paaren werden horizontale Strecken gegenüber vertikalen überschätzt, bei Innerhalb–Paaren vice versa. Die aufgestellte Hypothese, daß vertikale Linien länger als gleich lange horizontale Linien geschätzt werden, muß daher für Objekte, die nicht im selben Zimmer waren, verworfen werden. Zusätzlich stellte sich diesmal auch ein Ausrichtungs–Haupteffekt ein [p=.0013, F(1,60)=11.31, 1-β=.93], der der aufgestellten Ausrichtungs–Hypothese widerspricht. Geschlechts–Hypothese Schließlich und letztlich sollte überprüft werden, ob sich weibliche und männliche Versuchspersonen in der Genauigkeit, Distanzen und Richtungen zu schätzen, signifikant unterscheiden. Dazu wurden zwei 2 (Geschlecht) x 2 (Emotionalität) x 2 (Lernreihenfolge) x 2 (Barriere) x 2 (Distanz) Varianzanalysen durchgeführt: Zum einen mit Distanz–Quotienten zum anderen mit absoluten Abweichungs–Winkeln als abhängigem Maß. Dabei ergaben sich weder Geschlechts–Haupteffekte noch zweifache Wechselwirkungen mit dem Faktor Geschlecht. Dieses Ergebnis weicht von dem der Distanzschätzaufgabe ab, bei der es eine signifikante zweifache Interaktion mit dem Faktor Barriere gab. 4.5.3 Interview Das Interview, das im Anschluß an die Testphase Distanzschätzung und Positionierung durchgeführt wurde, verfolgte zweierlei Ziele: Einerseits sollte es die Behaltensleistung der Versuchspersonen überprüfen und so ein mögliches Ausschlußkriterium für „zu schlechte Versuchspersonen“ bereitstellen, andererseits diente es dazu, die emotionale Bedeutung einzelner Objekte abzuprüfen. Im folgenden sollen die recall–Daten näher analysiert werden. Außerdem werden die Rating–Daten über die Emotionalität der einzelnen im Grundriß vorkommenden Gegenstände vorgestellt. Recall–Daten Mit Hilfe der Recall–Daten sollte überprüft werden, inwieweit sich die Versuchspersonen an die Objekte des Grundrisses erinnern konnten. Wenn sich ein Proband kaum mehr an die Experimentalobjekte erinnern sollte, so ist davon auszugehen, daß er die Distanz– und Positionieraufgabe nicht in einer sinnvollen Weise durchführen kann. Tatsächlich erinnerten die Versuchsperson im free–recall jedoch im Durchschnitt 97% der Objekte (22.25 von 23 Objekten), wobei selbst die Versuchsperson mit den Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 78 schlechtesten Erinnerungsleistungen immerhin noch 78% der Objekte erinnerte. Die meisten Versuchspersonen (66% aller Versuchspersonen) erinnerten sogar alle 23 Experimentalobjekte. Insofern ist anzunehmen, daß die Zeit von 2 x 2 Minuten zum Lernen des Grundrißplans ausreichend war. Zusätzlich interessierten wir uns für die Reihenfolge der Objektnennungen. Es ist davon auszugehen, daß Versuchspersonen über eine bestimmte Wiedererinnerungsstrategie beim free–recall verfügen. Anzunehmen ist, daß sich Versuchspersonen an der Geschichte über Antonias Wohnungsbesichtigung orientieren. Um die Recall–Daten weiter zu analysieren, wurden die Positionen der Objektnennungen aus den free–recall–Daten über alle Versuchspersonen gemittelt und mit Hilfe einer linearen Regression an die Reihenfolge der Objektnennungen aus der Lernphase Text (im folgenden als „Referenzreihenfolge“ bezeichnet) angepaßt. Eine angenommene lineare Beziehung zwischen dem Prädiktor Referenzreihenfolge und dem Kriterium „gemittelte Positionen der Objektnennungen“ konnte 98% der Varianz aufklären [R2=.98]. Diesen Sachverhalt illustriert Abbildung 24. 22 f ree-rec all-Reihenf olge 20 18 16 14 12 10 8 6 4 Y = 1.2 + .877 * X; R^2 = .98 2 0 0 2.5 5 7.5 10 12.5 15 17.5 20 22.5 25 Ref erenz reihenf olge Abbildung 24: Lineare Regression mit dem Prädiktor Referenzreihenfolge (Reihenfolge der Objektnennungen laut Textvorgabe) und dem Kriterium „free-recall-Reihenfolge“ (Reihenfolge der Objektnennungen im free-recall). Die Reihenfolge der Nennungen zwischen der Versuchsgruppe mit positiven und der mit negativen emotionalen Objekten unterschied sich kaum (die linearen Regressionen dieser beiden Versuchsgruppen sind in Abbildung 30 in Anhang 8.5.3 zu finden). Die Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 79 Reihenfolge der Objektnennungen der positiven Versuchsgruppe korrelierte mit der der negativen Versuchsgruppe mit r = .99 (siehe Abbildung 25). 22 f ree-rec all-Reihenf olge (neg) 20 18 16 14 12 10 8 6 4 Y = -1.029 + 1.108 * X; R^2 = .988 2 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 f ree-rec all-Reihenf olge (pos ) Abbildung 25: Lineare Regression der Reihenfolge der Nennungen im free-recall für die Gruppe mit Objekten positiver Emotionalität und der mit Objekten negativer Emotionalität. Die hohe Übereinstimmung der Reihenfolge der Objektnennungen in den beiden Versuchsgruppen positiv und negativ weist darauf hin, daß die Versuchspersonen der einzelnen Versuchsgruppen keine unterschiedlichen Strategien im free–recall verwandten. Einschätzungen der Emotionalität der einzelnen Objekte Die Versuchspersonen sollten am Ende des Interviews im Rahmen einer Rating– Aufgabe die emotionale Bedeutung einschätzen, die die insgesamt 23 im Grundrißplan vorkommenden Objekte durch die textuelle Beschreibung erhalten hatten. Die Einschätzung sollte durch eine Ziffer von –3 (sehr unangenehm) bis +3 (sehr angenehm) angegeben werden. Eine Analyse der Rating–Daten getrennt für die beiden Emotionalitäts–Versuchsgruppen (positiv vs. negativ) zeigte, daß es einen deutlichen Unterschied zwischen den Angaben der beiden Gruppen gab. Betrachtet man die Differenz der Einschätzungen, so erhält man den relativen Effekt des treatments auf die Einschätzung der Emotionalität. Wie deutlich aus Abbildung 26 hervorgeht, schätzten die Versuchspersonen der beiden Gruppen nur dann Objekte sehr verschieden ein, wenn diese durch den Text eine emotionale Bedeutung erhalten hatten (durchschnittliche Differenz: 2.3). Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 80 -1.0 0. 0 1 .0 2. 0 3. 0 2. 7 A q u a riu m -0.2 B a d e wa n n e B ett -0 .6 0.0 E ß t is c h 0 .2 F e rn s e h e r 0 .2 G a rd e ro b e 1.6 G la s v it rin e 0.1 H e rd K o rb s t u h l K ü h ls c h ra n k P a p ie rk o rb -0. 3 -0 .1 -0.2 2. 7 P f la n ze 0. 0 P in n wa n d R egal -0.2 0. 1 S c h ra n k S c h re ib t is c h So fa -0. 3 -0.2 0 .2 S p ie g e l S p ü le -0. 2 2 .3 S t e h la m p e T e le f o n -0.2 0. 1 Wanduhr W as c hbec k en 0. 0 Abbildung 26: Differenz der Einschätzungen der emotionalen Bedeutung zwischen den beiden Versuchsgruppen positiv und negativ. Dagegen wurden neutrale Objekte von beiden Versuchsgruppen fast identisch (durchschnittliche Differenz: .1) eingeschätzt. Dies kann nun auf zweierlei Arten interpretiert werden: Entweder wirkte das treatment Emotionalität tatsächlich auf die emotionalen Objekte oder die Versuchspersonen antworteten in einer Weise, wie sie annahmen, daß es von ihnen erwünscht wird (vgl. „soziale Erwünschtheit“ in Herkner, 1991). Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 81 5 Allgemeine Diskussion 5.1 Integrale Diskussion der Ergebnisse Die Versuchspersonen konnten innerhalb der relativ kurzen Lernphase eine recht genaue Repräsentation der räumlichen Konstellation aufbauen, was sich durch eine hohe Wiedererinnerungsleistung im free–recall, durch systematische Zusammenhänge zwischen psychologischer und physikalischer Distanz in der Distanzschätz– und Positionieraufgabe und die relativ niedrige Fehlerquote im Ausrichten der Objekte in der Positionieraufgabe zeigt. Dennoch weist der psychologische Raum der Versuchspersonen systematische Verzerrungen auf. So wurden Distanzen dann sehr viel größer geschätzt, wenn eine Barriere (Zimmerwand) zwischen den zwei Endpunkten lag. Weiterhin verschätzten sich Versuchspersonen in der Ausrichtung von Objekten dann besonders stark, wenn die räumliche Beziehung der jeweils zu den Objekten übergeordneten Strukturen (Zimmer) nicht mit der räumlichen Anordnung der Objekte übereinstimmte. Schließlich konnte auch ein emotionaler Effekt auf die Repräsentation der räumlichen Anordnung nachgewiesen werden. Dieser fiel jedoch invers zur aufgestellten Hypothese aus: Im vorliegenden Experiment wurden die Distanzen von negativen Objektpaaren — bestehend aus einem neutralen Objekt und einem experimentell negativ emotional besetzten Objekt — kürzer geschätzt als die von positiven Objektpaaren. Dieser Befund steht konträr zu den bisher gefundenen Zusammenhängen, die allerdings auch sämtlich mit geographischem und präexperimentellem Material operierten (z.B. Ekman & Bratfisch, 1965; Lee, 1962; Lundberg & Ekman, 1973; Stanley, 1968; Walmsley, 1974). Auch eine erwartete funktionale Beziehung zwischen der emotionalen Bedeutung von Objekten und der subjektiven Distanz konnte mit Hilfe von regressionsanalytischen Verfahren aufgrund relativ niedriger Passungen der Daten nicht gezeigt werden. Allerdings steht dies nicht im Gegensatz zu andernorts gefundenen Ergebnissen. So fand z.B. Cadwallader (1973) Korrelationen der subjektiven Distanz mit emotionalen Faktoren von höchstens r = .2 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 82 Ein anderes wichtiges Ergebnis zeigte sich durch eine regressionsanalytische Anpassung der subjektiven Distanzen an physikalische Distanzmasse: Orientierten sich die Versuchspersonen in der Distanzschätzaufgabe tendenziell eher an den Routendistanzen zwischen den Objekten, so stützten sie sich in der Positionieraufgabe eher auf den Grundrißplan mit den Luftliniendistanzen zwischen den Objekten. Dieser Umstand macht deutlich, daß Versuchspersonen entweder über verschiedene Repräsentationsformate verfügen, oder aber daß sie jeweils angepaßte Erinnerungsstrategien für spezifische Aufgaben verwenden. Aber nicht nur in diesem Punkt unterschieden sich die Schätzungen der Distanzschätz– und Positionieraufgabe: Während es bei der Distanzschätzaufgabe keine Rolle spielte, in welcher Reihenfolge die Lernphasen (Text und Grundriß) vollzogen wurden, so waren Versuchspersonen in der Positionieraufgabe deutlich im Vorteil, wenn sie erst den Grundriß und dann den Text bearbeitet hatten. Dies weist darauf hin, daß die Elaboration des Lernmaterials für die Positionieraufgabe in diesen beiden Versuchsgruppen höchst unterschiedlich war. Die Distanzaufgabe scheint dagegen nicht sensitiv genug für dieses Phänomen gewesen zu sein. Vermutlich verwenden die Versuchspersonen bei der Positionieraufgabe vorrangig die erste Lernphase als Anker für ihre Schätzungen und stützen sich so hauptsächlich auf die — vom räumlichen Standpunkt gesehen — relativ uninformative textuelle Beschreibung. Es könnte aber auch sein, daß sich eine aus beiden Lernphasen integrierte mentale Repräsentation herausbildet: Beschreibungen aus dem Text werden mit dem Vorwissen eines Grundrisses anders verarbeitet als wenn dieses Wissen noch nicht besteht. Auf diesen Sachverhalt macht auch Langacker (1986) aufmerksam: “The symbolic resources of a language generally provide an array of alternative images for describing a given scene, and we shift from one to another with great facility, often within the confines of a single sentence” (Langacker, 1986, S.13). Die Positionieraufgabe hat sich daher insofern bewährt, als sie demonstrieren konnte, daß es einen erheblichen Einfluß auf die Schätzungen von räumlichen Beziehungen hat, wie diese Abfragen gestaltet werden. Auf diesen Umstand machte bereits Torgerson (1958) aufmerksam. Dennoch enthält die Positionieraufgabe, so wie sie in diesem Experiment verwendet wurde, ein strukturelles Problem, das durch zweierlei Umstände zustande kommt: Zum einen entsprach die räumliche Ausdehnung des Bildschirms, auf dem die Objekte positioniert werden sollten, nicht den physikalischen Ausmassen des Originalplan. Zum anderen wiesen die Beschriftungen der Objekte, welche verschoben werden Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 83 sollten, eine ausgeprägtere x–Ausdehnung auf als die Beschriftungen im Originalplan. Die Folge war, daß für die Positionierung bezogen auf die x–Achse längst nicht soviel Raum zur Verfügung stand wie für die Positionierung bezogen auf die y–Achse, daher muß mit einem Deckeneffekt in Bezug auf Schätzungen längs der x–Achse gerechnet werden {siehe \Lüer, 1987 #142}. Diese beiden Störfaktoren sollten unbedingt in künftigen Positionieraufgaben ausgeschaltet werden, um die Qualität der Datenbasis weiter zu erhöhen. Ein zusätzliches Problem ergab sich durch die nicht ganz exakt formulierte Instruktion. So wurde von den Versuchspersonen gefordert, daß sie sich beim Positionieren „an dem Mittelpunkt der Kärtchen [Beschriftungen] orientieren“ sollen (Instruktion siehe Kapitel 8.1.5). Diese Anleitung scheint allerdings kein eindeutiges Verhalten evoziert zu haben. Eine genaue Analyse aller Positionierdaten von Objektpaaren mit physikalischen Distanzen von d = 1.5 cm ergab eine bimodale Verteilung bezogen auf die darin implizit enthaltenen Distanzschätzungen (siehe Abbildung 28): Die erste Häufung von Schätzungen stellte sich bei 40-50 Pixeln ein (Strategie 1), die andere bei 90-100 Pixeln (Strategie 2). Da die x–Ausdehnung der Beschriftungen genau 100 Pixel betrug, bedeutet dies, daß Versuchspersonen die kleinsten physikalischen Distanzen in der Positionieraufgabe entweder so repräsentierten, daß sich die beiden Beschriftungen zu 50% überdeckten (Strategie 1), bzw. daß die beiden Beschriftungen direkt aneinander angrenzend positioniert wurden (Strategie 2). Meines Erachtens zeigten die Versuchspersonen, die die erste Strategie anwendeten, „mehr Mut“ beim Positionieren, da das gegenseitige Überdecken von zwei Objektbeschriftungen vermutlich eine gewisse psychische Überwindung erfordert. Vorsichtige Schätzungen überschritten dagegen nicht die Grenze, an der zwei Beschriftungen sich überdecken würden. Diese beiden unterschiedlichen Strategien lassen darauf schließen, daß die Instruktion nicht genau genug formuliert worden war, d.h. die Versuchspersonen waren sich nicht sicher, wie eine sehr kurze Distanz (d = 1.5 cm) durch das Positionieren repräsentiert werden soll. Hier könnte eine klare Anweisung, daß z.B. Objekte nicht übereinander zu schieben sind, Abhilfe schaffen. Ebenfalls zu überdenken gilt, ob in weiterführenden Untersuchungen das Geschlecht des/der Protagonists/in wie im vorliegenden Experiment konstant gehalten werde sollte. Da es in einem Experimentaldesign wie dem hier vorgestellten darauf ankommt, daß die Versuchspersonen sich in den/die Protagonisten/in hineinversetzen, scheint eine Geschlechtskompatibilität zwischen Versuchspersonen und Protagonist/in vorteilhaft. Es ist anzunehmen, daß männliche Versuchspersonen im Gegensatz zu Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 84 weiblichen Probanden eher Schwierigkeiten haben, die Erlebniswelt von Antonia zu teilen. Möglicherweise wird es männlichen Versuchspersonen durch eindeutig weibliche Attribute, welche im Text–Lerndurchgang anklingen (z.B., daß Antonia ihr neues Kostüm im Spiegel betrachtet), sogar unmöglich gemacht, emotionale Färbungen von Objekten tiefer zu elaborieren, da sie die Beschreibung lediglich als unbeteiligte Dritte verarbeiten. Auch sollte in künftigen Experimenten sichergestellt werden, ob und inwieweit das verwendete item–Material emotional vorbesetzt ist. Dies könnte einer Konfundierung von präexperimenteller und experimenteller emotionaler Besetztheit von Objekten entgegenwirken. Ein weiterer Punkt, der stärker kontrolliert werden sollte, betrifft die Verteilung der Beschriftungen von Objekten im Grundrißplan. Zwar wurde im vorliegenden Experiment darauf geachtet, daß die Beschriftungen nicht zwischen einzelnen Objekten lagen, um einem zusätzlichen clutter–Effekt durch Namensbezeichnungen zu entgehen, jedoch wurde nicht explizit gewährleistet, daß einzelne Beschriftungen nicht die Verbindungen zwischen zwei Zimmern „blockieren“: So stehen die Objekte Kühlschrank und Schreibtisch samt ihren Beschriftungen direkt vor den Verbindungen vom Flur zum Wohnzimmer resp. vom Esszimmer zur Küche, was spezifische Verzerrungen zur Folge haben könnte. Allerdings ist diesem Problem vermutlich nicht vollständig zu entgehen: “ ‘map clutter’ is the greatest single problem in map design” {Thorndyke, 1981 #47, S.547}. Schließlich wäre es sinnvoll zu untersuchen, ob die gefundenen emotionalen und konfiguralen Einflußgrößen reine Gedächtnisphänomene sind, oder ob sie auch durch perzeptuelle Mechanismen zu erklären sind. Auf die Wichtigkeit von Wahrnehmungsprozessen in Bezug auf räumliche Kognitionen machen insbesondere Gehrke und Hommel {, 1998 #191} aufmerksam: “...a high degree of coherence between the processing of spatial information in perception and memory [...] stress the importance of perceptual mechanism in the area of spatial cognition” {Gehrke, 1998 #191, S.76}. 5.2 Ausblick Die vorliegende Arbeit wirft vermutlich so viele neue Fragen auf, wie sie Antworten zu geben versucht. Dies Tatsache kann, aber muß nicht frustrieren. Vielmehr sollte diese Arbeit als Beginn einer vielversprechenden Forschungsreihe angesehen werden, in der weiterhin das Phänomen untersucht wird, in welcher spezifischen Weise Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 85 emotionale und konfigurale Faktoren die Verarbeitung und Speicherung von räumlichen Informationen beeinflussen können. Dazu müssen unbedingt weitere psychologische Maße wie räumliche Priming–Maße (Wagener–Wender et al. 1997) analysiert werden. Der gebotene Umfang einer Diplomarbeit kann diesen weiterführenden Betrachtungen jedoch nicht Rechnung tragen. Weitere Anschlußarbeiten scheinen deshalb nötig und sinnvoll. Aber auch das hier vorgestellte Positionierverfahren erscheint ausbaufähig und sollte weiter entwickelt werden. Zusätzlich könnten auch linguistische Analysen (Langacker, 1986) mehr Licht in diesen leider noch viel zu wenig explorierten Bereich psychologischer Forschung bringen. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 86 6 Zusammenfassung In der vorliegenden Arbeit wurden Distanz– und Richtungsmaße erhoben, um emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung von räumlichen Informationen nachzuweisen. Durch varianzanalytische Verfahren konnte ein Barriere–Effekt in Hinblick auf Distanzschätzungen sowohl in der Distanzschätzaufgabe als auch in der Positionieraufgabe statistisch abgesichert werden. Eine weiterführende Analyse der Bearbeitungszeiten konnte lediglich einen Barriere–Effekt in der Teilaufgabe Distanzschätzung demonstrieren. Die Versuchspersonen orientierten sich bei ihren Richtungsschätzungen nicht nur an den wahren Positionen der Objekte, sondern auch an markanten übergeordneten konfiguralen Charakteristika wie den Zimmerwänden. Eine weitergehende regressionsanalytische Anpassung der subjektiven Distanzdaten an physikalische Distanzmaße deckte zwei verschiedene Strategien der Schätzung von Distanzen in den beiden Testphasen auf: Während die Distanzschätzungen in der Distanzschätzaufgabe tendenziell auf den Luftliniendistanzen basierten, orientierten sich die Schätzungen in der Positionieraufgabe eindeutig an den Routendistanzen zwischen den einzelnen Objekten. Eine weitere Divergenz zwischen den beteiligten Prozessen in den beiden Testphasen zeigte sich dadurch, daß die Güte der Schätzungen in der Positionieraufgabe stark davon abhängig waren, in welcher Reihenfolge die Versuchspersonen das Lernmaterial erhalten hatten (entweder erst der Grundriß und dann der Text oder umgekehrt). Dieser Umstand demonstriert, daß die von uns verwendete Positionieraufgabe nicht nur daher wichtig ist, weil sie zusätzliche Richtungsschätzdaten bereithält, sondern auch deswegen, weil sie auf andere Weise sensitiv in Bezug auf wichtige Einflußgrößen (wie z.B. der oben erwähnte Effekt der Lernreihenfolge) ist. Im Sinne der Forderung nach multimethodaler Forschung {z.B. \Montello, 1991 #33} erscheint es daher sinnvoll, diese Aufgabe in künftige Forschungskonzepte zu integrieren. Neben konfiguralen Einflüssen konnten auch emotionale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Infomationen nachgewiesen werden. Entgegen unserer Hypothese wurden jedoch die Interdistanzen von positiven Objektpaaren nicht kürzer geschätzt als die Interdistanzen von negativen Objektpaaren. Eine weitergehende Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 87 Analyse der emotionalen Bedeutung einzelner Objekte durch individuelle Einschätzungen der Versuchspersonen entsprach ebenfalls diesem Befund. Abschließend werden weiterführende Gedanken und Verbesserungsvorschläge für künftige Experimente zur Erforschung des Zusammenhangs von emotionalen und konfiguralen Einflußgrößen auf die Verarbeitung räumlicher Informationen aufgezeigt und diskutiert. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 88 7 Literaturverzeichnis Allen, G. L. (1981). A developmental perspective on the effects of "subdividing" macrospatial experience. Journal of Experimental Psychology: Human Learning and Memory, 7, 120-132. Allen, G. L. (1988). 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Wenn du den Text gelesen und den Grundriß angeschaut hast, wirst du am Computer verschiedene Aufgaben zu den Gegenständen in Antonias Wohnung gestellt bekommen. Wie diese verschiedenen Aufgaben im einzelnen zu bearbeiten sind, bekommst du zum gegebenen Zeitpunkt erklärt. Instruktionen für Versuchspersonen, die erst den Grundriß erhielten Zunächst einmal vielen Dank, daß du an unserem Experiment teilnimmst! Wir werden dir zunächst einen Wohnungsgrundriß zeigen, in den Gegenstände eingezeichnet sind. Die Wohnung gehört einer Frau - Antonia, die während ihrer Abwesenheit ihre Wohnung „verliehen“ hat. Im Anschluß daran bekommst du einen Text zu lesen, in dem beschrieben wird, wie Antonia nach ihrer Abwesenheit wieder nach Hause kommt. In dem Text werden die Gegenstände erwähnt, die im Grundriß eingezeichnet sind. Die Abbildung des Grundrisses soll dir dabei helfen, den später folgenden Text besser zu verstehen. Wenn du den Grundriß angeschaut und den Text gelesen hast, wirst du am Computer verschiedene Aufgaben zu den Gegenständen in Antonias Wohnung gestellt bekommen. Wie diese verschiedenen Aufgaben im einzelnen zu bearbeiten sind, bekommst du zum gegebenen Zeitpunkt erklärt. 8.1.2 Instruktion zur Lernpase Grundriß Zunächst bekommst du jetzt den Grundriß von Antonias Wohnung. Schau dir Antonias Wohnung genau an. Beginne an der Eingangstür im Flur, die durch einen schwarzen Pfeil gekennzeichnet ist und „durchwandere“ mit den Augen die Wohnung im Uhrzeigersinn. Du hast dafür 2 Minuten Zeit. Die Gegenstände in der Wohnung sind mit Punkten und den dazugehörigen Bezeichnungen gekennzeichnet. Bitte merke dir, welche Gegenstände wo stehen. Danach drehst du den Plan um und stellst dir den Grundriß und die Objekte und deren Position genau vor. Dabei wirst du sicher merken, daß das nicht so einfach ist. Im Anschluß daran bekommst du noch einmal Gelegenheit, dir den Grundriß von Antonias Wohnung für ca. 2 Minuten anzuschauen. Im Grundriß sind nur die Gegenstände eingezeichnet, die für uns wichtig sind. Andere Gegenstände, die sich sicherlich auch noch in den Zimmern befinden könnten, haben wir der Übersichtlichkeit halber nicht mit aufgeführt. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 99 8.1.3 Instruktion zur Lernpase Text Du bekommst jetzt den Text zu lesen. Wie gesagt hat Antonia während ihrer Abwesenheit ihre Wohnung „verliehen“. Nun kommt sie von ihrer Reise zurück und macht einen Rundgang durch ihre Wohnung. Dabei wirst du sie begleiten. Der Text beschreibt, wie Antonia von Zimmer zu Zimmer geht und was ihr dabei auffällt. Uns ist es wichtig, daß du dich in die Antonia in der Geschichte hineinversetzt, insbesondere auch in ihre Gefühle, die sie beim „Wiedersehen“ mit ihrer Wohnung erlebt. Damit dir das noch besser gelingt, wird der Text an einigen Stellen Lücken haben, d.h. du sollst die Geschichte an diesen Stellen so ergänzen, wie es dir aufgrund deines Verständnisses und deiner Gefühle plausibel erscheint. Zur Aufgabe der Textergänzung haben wir ein Beispiel vorbereitet. Stell‘ dir vor, du liest eine Geschichte über eine Studentin, die sich eine Cola aus dem Automaten ziehen will. An einer Stelle im Text ist eine Lücke, die ergänzt werden soll. Wir haben uns einige Beispielergänzungen überlegt: Probetext „...Corinna hatte großen Durst und steuerte den Getränkeautomaten an. Zum Glück hatte sie noch genügend Kleingeld in ihrem Geldbeutel. Als sie jedoch das Geld in den Automaten gesteckt und das Getränk gewählt hatte, stellte sie verärgert fest,... ...daß der Automat kaputt war. Das Geld blieb stecken und kein Getränk kam heraus. ...daß die Cola-Flasche bei der Ausgabe zerplatzte. Die herausspritzende Cola ruinierte ihre neue, weiße Hose. 8.1.4 Instruktion zur Testphase Distanzschätzung Wir möchten dich jetzt bitten, Entfernungen zwischen den Gegenständen in Antonias Wohnung zu schätzen. Hierzu wirst du auf dem Computerbildschirm Paare von Gegenständen sehen, bei denen du einschätzen sollst, wie weit sie voneinander entfernt sind. Dabei sollst du die Luftlinienentfernungen schätzen und dich nicht an dem Weg orientieren, den Antonia bei ihrem Wohnungsrundgang zurückgelegt hat. Als Vergleichsmaßstab wird die direkte Entfernung zwischen Bett und Kühlschrank angegeben. Kannst du dich an die Lage der beiden Gegenstände erinnern? Bett Kühlschrank | | Du stellst dir jetzt bitte Antonias Wohnung vor, schätzt, wie lang die Luftliniendistanz zwischen Badewanne und Papierkorb ist und vergleichst sie mit der Entfernung Bett - Kühlschrank. Badewanne | | Papierkorb Bitte schätze die Entfernungen jeweils zwischen den Mittelpunkten der Gegenstände. Setze den Markierungsstrich am Computerbildschirm bitte mit Hilfe der Computermaus an die Stelle, die deiner Meinung nach der Entfernung zwischen den jeweils vorgegebenen Gegenständen im Vergleich zur Entfernung zwischen Bett und Kühlschrank entspricht. Auf dem Computerbildschirm erscheint eine Angabe in Prozent, die den Teil deiner Entfernungsschätzung im Vergleich zur vorgegebenen Entfernung zwischen Bett und Kühlschrank angibt. Nachdem du eine Schätzung zwischen zwei Gegenständen vorgenommen hast, drücke auf die Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 100 Leertaste. Dann erscheint das nächste zu beurteilende Gegenstandspaar. Du wirst zuerst Gelegenheit bekommen, diesen Ablauf mit einigen Probepaaren aus dem Probetext zu üben. Bitte arbeite schnell und spontan, es kommt uns nicht so sehr auf deine persönliche korrekte Leistung an, als vielmehr auf deinen Eindruck. Wenn du noch Fragen hast, stelle sie bitte jetzt. Während der Bearbeitung der Entfernungsschätzungen sollst du bitte nicht mehr unterbrechen. 8.1.5 Instruktion zur Testphase Positionieren Deine nächste Aufgabe bearbeitest du bitte wieder am Bildschirm vor dir. Die Gegenstände aus Antonias Wohnung sind dir mittlerweile sicher gut bekannt. Wir möchten jetzt gerne wissen, ob du die Gegenstände jeweils paarweise in ihre richtige Position zueinander bringen kannst. Dafür werden am Bildschirm immer zwei Gegenstände, die in der Wohnung vorhanden waren, als Namenskärtchen abgebildet. Diese Namenskärtchen kannst du mit Hilfe der Maus verschieben. Wie das genau geht, kannst du gleich an ein paar Probekärtchen üben. Bitte stelle die Kärtchen nach dieser Übung immer in der Richtung zueinander auf, die sie auch in der Wohnung zueinander hatten. Bitte gleiche auch den Abstand zwischen ihnen an die tatsächliche Entfernung in der Wohnung an. Am unteren Rand des Computerbildschirms siehst du einen schwarzen Pfeil. Dieser Pfeil steht für die Eingangstür zu Antonias Wohnung und soll dir zur Orientierung dienen. Du solltest schnell und spontan arbeiten, hast aber bei jedem Paar die Gelegenheit, die Position zu verschieben. Wichtig ist, daß du dich an dem Mittelpunkt der Kärtchen orientierst, wenn du die Position relativ zueinander abschätzt. 8.2 Materialien 8.2.1 Emotional gefärbte Objekte Der Grundriß beinhaltete insgesamt vier Objekte, die durch experimentelle Manipulation emotional gefärbt wurden. Jedes dieser emotionalen Objekte bildete mit jeweils vier neutralen Objekten Paare. Diese assoziierten neutralen Objekte wurden so angeordnet, daß — ausgehend vom emotionalen Objekt — in jeder der vier Kardinal– Himmelsrichtungen ein Objekt plaziert wurde. Im folgenden sollen die emotionalen Punkte mit ihren „Satelliten“ kurz genannt werden: 1. Stehlampe: a) b) c) d) 2. Telefon (Süd) Papierkorb (West) Schreibtisch (Nord) Garderobe (Ost) Pflanze: a) b) c) d) Papierkorb (Süd) Waschbecken (West) Spiegel (Nord) Schreibtisch (Ost) Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 101 3. Aquarium: a) b) c) d) 4. Waschbecken (Süd) Bett (West) Schrank (Nord) Sofa (Ost) Glasvitrine: a) b) c) d) Herd (Süd) Fernseher (West) Regal (Nord) Korbstuhl (Ost) 8.2.2 Verwendete Item–Paare in den räumlichen Tests Sowohl für die Distanzschätzung als auch für die Positionieraufgabe wurden 26 Objektpaare verwendet, wobei 16 davon jeweils ein neutrales und ein emotional gefärbtes Item enthielten. Diese 16 emotionalen Paare waren hinsichtlich des Faktors Distanz (d = 3 cm oder d = 6 cm) und hinsichtlich des Faktors Barriere (Objekte im selben Zimmer oder in getrennten Zimmern) ausbalanciert. Die restlichen 10 Objektpaare enthielten jeweils zwei neutrale Objekte und waren weder bezüglich des Faktors Distanz noch des Faktors Barriere ausbalanciert. Eine kurze Aufstellung der Paare soll dieses Schema verdeutlichen, wobei emotionale Objekte kursiv markiert sind: Paare mit einem neutralen und einem emotionalen Objekt (16 Stück) Objektpaar Distanz (in cm) Barriere Ausrichtung 1. Bett ↔ Aquarium 2. Garderobe ↔ Stehlampe 3. Regal ↔ Glasvitrine 4. Papierkorb ↔ Pflanze 5. Fernseher ↔ Glasvitrine 6. Sofa ↔ Aquarium 7. Schreibtisch ↔ Stehlampe 8. Waschbecken ↔ Aquarium 9. Waschbecken ↔ Pflanze 10. Korbstuhl ↔ Glasvitrine 11. Schrank ↔ Aquarium 12. Stehlampe ↔ Telefon 13. Papierkorb ↔ Stehlampe 14. Schreibtisch ↔ Pflanze 15. Pflanze ↔ Spiegel 16. Herd ↔ Glasvitrine 6 6 6 6 6 6 6 6 3 3 3 3 3 3 3 3 Horizontal Horizontal Vertikal Vertikal Horizontal Horizontal Vertikal Vertikal Horizontal Horizontal Vertikal Vertikal Horizontal Horizontal Vertikal Vertikal Nein Nein Nein Nein Ja Ja Ja Ja Nein Nein Nein Nein Ja Ja Ja Ja Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 102 Paare mit zwei neutralen Objekten (10 Stück) Objektpaar Distanz (in cm) Barriere Ausrichtung 1. Spüle ↔ Kühlschrank 2. Sofa ↔ Schreibtisch 3. Schreibtisch ↔ Herd 4. Schrank ↔ Wanduhr 5. Spiegel ↔ Fernseher 6. Bett ↔ Badewanne 7. Herd ↔ Spüle 8. Esstisch ↔ Korbstuhl 9. Wanduhr ↔ Regal 10. Korbstuhl ↔ Pinnwand 3 6 7.5 12 4.5 9 1.5 1.5 1.5 1.5 Horizontal Vertikal Horizontal Horizontal Horizontal Vertikal Horizontal Vertikal Horizontal Vertikal Nein Nein Ja Ja Ja Ja Nein Nein Ja Ja 8.2.3 San Diego–Paare San Diego-Paare • • • • • • Schreibtisch↔Pflanze Schreibtisch↔Herd Fernseher↔Glasvitrine Papierkorb↔Stehlampe Schrank↔Wanduhr Spiegel↔Fernseher Nicht–San Diego-Paare • • • • • • • • Bett↔Badewanne Waschbecken↔Aquarium Pflanze↔Spiegel Sofa↔Aquarium Schreibtisch↔Stehlampe Wanduhr↔Regal Herd↔Glasvitrine Korbstuhl↔Pinnwand 8.2.4 Interview–Fragebogen Der Interview–Fragebogen umfaßte sechs Seiten, wobei die erste Seite mit Angaben über Auffälligkeiten der Versuchsperson während des Versuchsablaufs zu versehen war. Die zweite Seite enthielt eine free–recall–Abfrage, die dritte Seite cued–recall– Aufgaben, jeweils eine für jedes Zimmer. Die anschließenden zwei Seiten beinhalteten Fragen über spezifische Schwierigkeiten der Versuchsperson bei den einzelnen Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 103 Aufgaben. Schließlich folgte auf der letzten Seite eine Ankreuzaufgabe, in der die Probanden mit Hilfe von zwei Sieben–Punkte–Ratings die Typikalität und die Emotionalität der einzelnen im Grundriß vorkommenden Objekte einzuschätzen hatten. Die erste Seite wurde vom Versuchsleiter ausgefüllt und am Ende des Experiments einem Interviewer übergeben, der dann Seite 2 bis 5 ausfüllte. Das Rating auf Seite 6 schließlich füllte die Versuchsperson selbständig aus. 8.3 Versuchspersonen Das Verhältnis der Anzahlen von Frauen zu Männern in den einzelnen Experimentalgruppen war nicht kontrolliert worden und ist somit nicht durchwegs gleich. Experimentalgruppen Emotionalität Lernreihenfolge Anzahl der Versuchspersonen männlich weiblich Summe Grundriß->Text 6 10 16 Text->Grundriß 4 12 16 10 22 32 Grundriß->Text 4 12 16 Text->Grundriß 4 12 16 Summe 8 24 32 Gesamtergebnis 18 46 64 Negativ Summe Positiv 8.4 Textuelle Beschreibungen (Lückentexte) 8.4.1 Positive Variante Antonia ist froh, daß sie endlich wieder zu Hause ist! Zwei Wochen war sie unterwegs auf einer anstrengenden Dienstreise in Amerika, jetzt freut sie sich auf ihre gemütliche Wohnung. Während ihrer Abwesenheit hat sie die Wohnung einem entfernten Bekannten zur Verfügung gestellt, um ihm aus einer Notlage zu helfen. Ganz wohl war ihr dabei nicht. Ob wohl alles in Ordnung ist? Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 104 Antonia öffnet die Eingangstür und betritt den Flur. Schön, wieder daheim zu sein. Der Bekannte scheint nicht mehr da zu sein - an der Garderobe hängen keine Jacken von ihm. Als Antonia ihren Koffer neben dem Telefon abstellt, fällt ihr Blick auf die Stehlampe. Erfreut bemerkt Antonia, ... __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ [Ab hier folgte eine neue Seite; Anm. CCC] Antonia geht weiter ins Badezimmer. Im Badezimmer wirft Antonia ein paar gebrauchte Tempotücher, die sich in ihrer Jackentasche angesammelt haben, in den Papierkorb. Da sieht Antonia ihre Pflanze in dem großen Tontopf, ihren ganzen Stolz, wie sie dem Bekannten noch vor ihrer Abreise erzählt hat. Antonia kann ihre Tränen nicht zurückhalten. Das sieht wunderschön aus: ... __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ [Ab hier folgte eine neue Seite; Anm. CCC] Sie geht am Waschbecken vorbei und setzt sich erst mal kurz auf den Rand der Badewanne. Antonia geht weiter in ihr Schlafzimmer. Sie freut sich schon darauf, heute wieder in ihrem eigenen Bett zu schlafen. Ein schneller Blick in den Spiegel in der Ecke überzeugt Antonia davon, daß ihr das neue Kostüm sehr gut steht. Sie zieht ihre Jacke aus, um sie in den Schrank zu hängen. Aber was ist das? Im Aquarium erwartet sie eine freudige Überraschung: __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ [Ab hier folgte eine neue Seite; Anm. CCC] Antonia geht weiter ins Wohnzimmer. Als erstes fällt ihr Blick auf die Wanduhr und sie stellt ihre Armbanduhr gleich auf Ortszeit um. Im Vorbeigehen nimmt sie die Fernbedienung vom Sofa und legt sie auf den Fernseher. Der Schreibtisch wurde anscheinend nicht benutzt, alles liegt noch so da, wie vor ihrer Abreise. Der Rundgang durch die Wohnung führt Antonia ins Esszimmer. Das Regal müßte mal wieder abgestaubt werden. Als sie auf die Glasvitrine zugeht, bemerkt sie angenehm überrascht,... __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ [Ab hier folgte eine neue Seite; Anm. CCC] Sie setzt sich erst mal auf den Korbstuhl beim Esstisch. Ein Tee wäre nicht schlecht. Antonia geht in die Küche und füllt an der Spüle Wasser in den Kessel. Sie schaut auf die Pinnwand und sieht, daß ihre Mutter bald Geburtstag hat. Da muß sie unbedingt dran denken. Sie stellt den Kessel auf den Herd. Während sie zum Kühlschrank geht, um die Milch zu holen, denkt sie bei sich, daß sie ihrem Bekannten... __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ 8.4.2 Negative Variante Antonia ist froh, daß sie endlich wieder zu Hause ist! Zwei Wochen war sie unterwegs auf einer anstrengenden Dienstreise in Amerika, jetzt freut sie sich auf ihre gemütliche Wohnung. Während ihrer Abwesenheit hat sie die Wohnung einem entfernten Bekannten zur Verfügung gestellt, um ihm aus einer Notlage zu helfen. Ganz wohl war ihr dabei nicht. Ob wohl alles in Ordnung ist? Antonia öffnet die Eingangstür und betritt den Flur. Schön, wieder daheim zu sein. Der Bekannte scheint nicht mehr da zu sein - an der Garderobe hängen keine Jacken von ihm. Als Antonia ihren Koffer neben dem Telefon abstellt, fällt ihr Blick auf die Stehlampe. Entsetzt bemerkt Antonia, ... __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ [Ab hier folgte eine neue Seite; Anm. CCC] Antonia geht weiter ins Badezimmer. Im Badezimmer wirft Antonia ein paar gebrauchte Tempotücher, die sich in ihrer Jackentasche angesammelt haben, in den Papierkorb. Da sieht Antonia ihre Pflanze in dem großen Tontopf, ihren ganzen Stolz, wie sie dem Bekannten noch vor ihrer Abreise erzählt hat. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 105 Antonia kann ihre Tränen nicht zurückhalten. Das sieht böse aus! ... __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ [Ab hier folgte eine neue Seite; Anm. CCC] Sie geht am Waschbecken vorbei und setzt sich erst mal kurz auf den Rand der Badewanne. Antonia geht weiter in ihr Schlafzimmer. Sie freut sich schon darauf, heute wieder in ihrem eigenen Bett zu schlafen. Ein schneller Blick in den Spiegel in der Ecke überzeugt Antonia davon, daß ihr das neue Kostüm sehr gut steht. Sie zieht ihre Jacke aus, um sie in den Schrank zu hängen. Aber was ist das? Im Aquarium erwartet sie eine böse Überraschung ... __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ [Ab hier folgte eine neue Seite; Anm. CCC] Antonia geht weiter ins Wohnzimmer. Als erstes fällt ihr Blick auf die Wanduhr und sie stellt ihre Armbanduhr gleich auf Ortszeit um. Im Vorbeigehen nimmt sie die Fernbedienung vom Sofa und legt sie auf den Fernseher. Der Schreibtisch wurde anscheinend nicht benutzt, alles liegt noch so da, wie vor ihrer Abreise. Der Rundgang durch die Wohnung führt Antonia ins Esszimmer. Das Regal müßte mal wieder abgestaubt werden. Als sie auf die Glasvitrine zugeht, bemerkt sie mit Schrecken,... __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ [Ab hier folgte eine neue Seite; Anm. CCC] Sie setzt sich erst mal auf den Korbstuhl beim Esstisch. Ein Tee wäre nicht schlecht. Antonia geht in die Küche und füllt an der Spüle Wasser in den Kessel. Sie schaut auf die Pinnwand und sieht, daß ihre Mutter bald Geburtstag hat. Da muß sie unbedingt dran denken. Sie stellt den Kessel auf den Herd. Während sie zum Kühlschrank geht, um die Milch zu holen, denkt sie bei sich, daß sie ihrem Bekannten... __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ 8.5 Detaillierte Ergebnisse 8.5.1 Testphase Distanzschätzung 4–faktorielle Varianzanalyse mit Distanz–Quotienten als abhängige Variable (nur emotionale Distanzen) VpEmo Lernreihenfolge VpEmo * Lernreihenfolge Subject(Group) Intersektion Barriere * VpEmo Barriere * Lernreihenfolge Barriere * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * Subject(Group) EmoDist EmoDist * VpEmo EmoDist * Lernreihenfolge EmoDist * VpEmo * DF Sum of Squares 1 3.792 1 1.021 1 .077 Mean Square 3.792 1.021 .077 F-Value P-Value Lambda Power 3.651 .984 .074 .0608 .3253 .7868 3.651 .984 .074 .454 .156 .058 60 1 1 1 62.310 43.421 .291 1.055 1.038 43.421 .291 1.055 118.057 .792 2.869 <.0001 .3770 .0955 118.057 1.000 .792 .135 2.869 .368 1 .338 .338 .920 .3412 .920 .149 60 22.068 .368 1 1 1 27.868 .996 .058 27.868 .996 .058 94.001 3.359 .194 <.0001 .0718 .6611 94.001 3.359 .194 1.000 .422 .071 1 .096 .096 .324 .5711 .324 .085 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 106 Lernreihenfolge EmoDist * 60 Subject(Group) Barriere * 1 EmoDist Barriere * 1 EmoDist * VpEmo 1 Barriere * EmoDist * Lernreihenfolge 1 Barriere * EmoDist * VpEmo * Lernreihenfolge 60 Barriere * EmoDist * Subject(Group) 17.788 .296 2.520 2.520 12.994 .0006 12.994 .960 .002 .002 .008 .9287 .008 .051 .074 .074 .381 .5394 .381 .091 .042 .042 .215 .6446 .215 .073 11.635 .194 4–faktorielle Varianzanalyse mit Reaktionszeiten als abhängige Variable (nur emotionale Distanzen) VpEmo Lernreihenfolge VpEmo * Lernreihenfolge Subject(Group) Intersektion Barriere * VpEmo Barriere * Lernreihenfolge Barriere * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * Subject(Group) EmoDist DF Sum of Squares 1 18460091. 253 1 1706915.0 26 1 45277478. 424 60 233177184 3.626 1 85373172. 596 1 40.907 Mean Square 18460091.2 53 1706915.02 6 45277478.4 24 38862864.0 60 85373172.5 96 40.907 F-Value P-Value Lambda Power .475 .4933 .475 .101 .044 .8347 .044 .055 1.165 .2847 1.165 .176 20.458 <.0001 20.458 .998 1 285901.864 .069 .7944 9.802E- .050 6 .069 .058 11479532.1 74 4173154.77 6 4061274.55 5 476301.268 2.751 .1024 2.751 .355 1.397 .2420 1.397 .202 .164 .6871 .164 .068 4475296.16 8 9818561.11 4 2908063.87 7 12001.659 1.539 .2196 1.539 .218 3.376 .0711 3.376 .424 .003 .9592 .003 .050 136145.627 .030 .8631 .030 .053 247330.086 .055 .8162 .055 .056 2866954.45 3 .632 .4298 .632 .118 285901.86 4 1 11479532. 174 60 250389286 .569 1 4061274.5 55 EmoDist * VpEmo 1 476301.26 8 EmoDist * 1 4475296.1 Lernreihenfolge 68 EmoDist * VpEmo * 1 9818561.1 Lernreihenfolge 14 EmoDist * 60 174483832 Subject(Group) .648 Barriere * 1 12001.659 EmoDist Barriere * 1 136145.62 EmoDist * VpEmo 7 1 247330.08 Barriere * 6 EmoDist * Lernreihenfolge 1 2866954.4 Barriere * 53 EmoDist * VpEmo * Lernreihenfolge 60 272205338 Barriere * .284 EmoDist * Subject(Group) 4536755.63 8 9.802E-6 .9975 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 107 4–faktorielle Varianzanalyse mit Distanz–Quotienten als abhängige Variable (alle Innerhalb–Paare) VpEmo Lernreihenfolge VpEmo * Lernreihenfolge Subject(Group) RealDist_inn RealDist_inn * VpEmo RealDist_inn * Lernreihenfolge RealDist_inn * VpEmo * Lernreihenfolge RealDist_inn * Subject(Group) DF Sum of Squares 1 .906 1 .680 1 .034 Mean Square .906 .680 .034 F-Value P-Value Lambda Power 1.207 .906 .045 .2798 .3482 .8325 1.207 .906 .045 .177 .145 .055 33 24.768 2 5.260 2 1.311 .751 2.630 .655 8.913 2.221 .0004 .1165 17.827 4.443 .977 .425 2 2.527 1.264 4.283 .0178 8.567 .730 2 .386 .193 .655 .5229 1.309 .151 66 19.473 .295 Scheffe for Q_Dist_i Significance Level: 5 % _1.5er, _3er _1.5er, _6er _3er, _6er Mean Diff. .132 .513 .381 Crit. Diff .316 .316 .316 P-Value .5817 .0006 .0142 Significant S S 4–faktorielle Varianzanalyse mit Distanz–Quotienten als abhängige Variable (alle Außerhalb–Paare) VpEmo Lernreihenfolge VpEmo * Lernreihenfolge Subject(Group) RealDist_auß RealDist_auß * VpEmo RealDist_auß * Lernreihenfolge RealDist_auß * VpEmo * Lernreihenfolge RealDist_auß * Subject(Group) DF Sum of Squares 1 .300 1 4.022 1 1.678 Mean Square .300 4.022 1.678 F-Value P-Value Lambda Power .078 1.049 .438 .7813 .3131 .5127 .078 1.049 .438 .058 .160 .096 33 126.488 6 143.667 6 8.519 3.833 23.944 1.420 33.811 2.005 <.0001 .0667 202.867 1.000 12.030 .722 6 3.656 .609 .860 .5250 5.163 .331 6 4.428 .738 1.042 .3993 6.252 .400 19 140.220 8 .708 Scheffe for Q_Dist_a Significance Level: 5 % _1.5er, _12er _1.5er, _3er _1.5er, _4.5er Mean Diff. 2.222 .736 1.324 Crit. Diff P-Value Significant .702 .702 .702 <.0001 .0318 <.0001 S S S Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 108 _1.5er, _6er _1.5er, _7.5er _1.5er, _9er _12er, _3er _12er, _4.5er _12er, _6er _12er, _7.5er _12er, _9er _3er, _4.5er _3er, _6er _3er, _7.5er _3er, _9er _4.5er, _6er _4.5er, _7.5er _4.5er, _9er _6er, _7.5er _6er, _9er _7.5er, _9er 1.512 1.681 2.281 -1.486 -.898 -.710 -.541 .059 .588 .776 .945 1.545 .188 .357 .956 .169 .769 .600 .702 .702 .702 .702 .702 .702 .702 .702 .702 .702 .702 .702 .702 .702 .702 .702 .702 .702 <.0001 <.0001 <.0001 <.0001 .0025 .0449 .2705 >.9999 .1777 .0182 .0011 <.0001 .9882 .7666 .0009 .9933 .0201 .1588 S S S S S S S S S S S 4–faktorielle Varianzanalyse mit Reaktionszeiten als abhängige Variable (alle Innerhalb–Paare) DF VpEmo 1 Lernreihenfolge 1 VpEmo * Lernreihenfolge Subject(Group) 1 33 RealDist_inn 2 RealDist_inn * VpEmo RealDist_inn * Lernreihenfolge RealDist_inn * VpEmo * Lernreihenfolge RealDist_inn * Subject(Group) 2 2 2 66 Sum of Squares 25488552 .006 12941003 .734 84803743 .636 62754993 2.065 25413409 .141 6977895. 413 1208579. 405 10945636 .675 Mean Square 25488552.0 06 12941003.7 34 84803743.6 36 19016664.6 08 12706704.5 70 3488947.70 7 604289.703 5472818.33 7 F-Value P-Value Lambda Power 1.340 .2553 1.340 .192 .681 .4153 .681 .121 4.459 .0424 4.459 .526 5.655 .0054 11.310 .856 1.553 .2193 3.106 .307 .269 .7650 .538 .090 2.436 .0954 4.871 .462 14829470 2246889.50 7.388 6 Scheffe for RT_i Significance Level: 5 % _1.5er, _3er _1.5er, _6er _3er, _6er Mean Diff. 759.416 1156.270 396.854 Crit. Diff 872.775 872.775 872.775 P-Value .1010 .0062 .5262 Significant S 4–faktorielle Varianzanalyse mit Reaktionszeiten als abhängige Variable (alle Außerhalb–Paare) VpEmo Lernreihenfolge DF Sum of Squares 1 172946174. 325 1 37223695.3 Mean Square 172946174. 325 37223695.3 F-Value P-Value Lambda Power 2.214 .1463 2.214 .288 .476 .4948 .476 .100 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 109 VpEmo * Lernreihenfolge Subject(Group) RealDist_auß RealDist_auß * VpEmo RealDist_auß * Lernreihenfolge RealDist_auß * VpEmo * Lernreihenfolge RealDist_auß * Subject(Group) 61 140018149. 988 33 2578054535 .331 6 116198721. 900 6 118691086. 079 6 32000027.4 29 6 50587197.4 63 61 140018149. 988 78122864.7 07 19366453.6 50 19781847.6 80 5333337.90 5 8431199.57 7 19 2015257080 8 .430 10178066.0 63 1 1.792 .1898 1.792 .242 1.903 .0821 11.417 .694 1.944 .0756 11.661 .706 .524 .7897 3.144 .206 .828 .5492 4.970 .318 Scheffe for RT_a Significance Level: 5 % _1.5er, _12er _1.5er, _3er _1.5er, _4.5er _1.5er, _6er _1.5er, _7.5er _1.5er, _9er _12er, _3er _12er, _4.5er _12er, _6er _12er, _7.5er _12er, _9er _3er, _4.5er _3er, _6er _3er, _7.5er _3er, _9er _4.5er, _6er _4.5er, _7.5er _4.5er, _9er _6er, _7.5er _6er, _9er _7.5er, _9er Mean Diff. -934.473 Crit. Diff 2660.696 P-Value .9528 -585.426 -1939.527 2660.696 2660.696 .9959 .3407 -138.640 -1550.041 2660.696 2660.696 >.9999 .6277 -1198.527 349.047 -1005.054 2660.696 2660.696 2660.696 .8548 .9998 .9333 795.833 -615.568 2660.696 2660.696 .9788 .9946 -264.054 -1354.101 446.786 -964.615 -613.101 1800.887 389.486 2660.696 2660.696 2660.696 2660.696 2660.696 2660.696 2660.696 >.9999 .7653 .9991 .9450 .9947 .4382 .9996 741.000 -1411.401 -1059.887 351.514 2660.696 2660.696 2660.696 2660.696 .9854 .7274 .9149 .9998 Significant 5–faktorielle Varianzanalyse mit Distanz–Quotienten als abhängige Variable (nur emotionale Distanzen): Geschlechts–Effekt DF SEX VpEmo Lernreihenfolge SEX * VpEmo SEX * Lernreihenfolge VpEmo * Lernreihenfolge Mean Square 262.140 459.042 3.512 5.095 288.725 F-Value P-Value Lambda Power 1 1 1 1 1 Sum of Squares 262.140 459.042 3.512 5.095 288.725 1.703 2.982 .023 .033 1.875 .1973 .0897 .8805 .8563 .1763 1.703 2.982 .023 .033 1.875 .236 .380 .053 .054 .255 1 54.289 54.289 .353 .5550 .353 .088 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 110 SEX * VpEmo * Lernreihenfolge Subject(Group) Intersektion Barriere * SEX Barriere * VpEmo Barriere * Lernreihenfolge Barriere * SEX * VpEmo Barriere * SEX * Lernreihenfolge Barriere * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * SEX * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * Subject(Group) EmoDist EmoDist * SEX EmoDist * VpEmo EmoDist * Lernreihenfolge EmoDist * SEX * VpEmo EmoDist * SEX * Lernreihenfolge EmoDist * VpEmo * Lernreihenfolge EmoDist * SEX * VpEmo * Lernreihenfolge EmoDist * Subject(Group) Barriere * EmoDist Barriere * EmoDist * SEX Barriere * EmoDist * VpEmo Barriere * EmoDist * Lernreihenfolge Barriere * EmoDist * SEX * VpEmo Barriere * EmoDist * SEX * Lernreihenfolge Barriere * EmoDist * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * EmoDist * SEX * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * EmoDist * Subject(Group) 1 57.112 57.112 .371 .5450 .371 .090 56 1 1 1 1 8621.899 4457.285 97.995 11.365 21.156 153.962 4457.285 97.995 11.365 21.156 39.258 .863 .100 .186 <.0001 .3569 .7529 .6676 39.258 .863 .100 .186 1.000 .143 .061 .070 1 152.086 152.086 1.340 .2520 1.340 .195 1 303.942 303.942 2.677 .1074 2.677 .346 1 23.867 23.867 .210 .6484 .210 .073 1 .037 .037 3.252E-4 .9857 3.252E- .050 4 56 6358.164 113.539 1 10856.50 2 18.082 1.043 65.143 146.929 <.0001 146.929 1.000 1 1 1 10856.50 2 18.082 1.043 65.143 .245 .014 .882 .6228 .9058 .3518 .245 .014 .882 .076 .052 .145 1 18.621 18.621 .252 .6176 .252 .077 1 50.495 50.495 .683 .4119 .683 .123 1 161.242 161.242 2.182 .1452 2.182 .290 1 17.181 17.181 .233 .6315 .233 .075 56 4137.805 73.889 1 1 1084.956 1084.956 28.055 27.079 27.079 .700 <.0001 .4063 28.055 .700 1.000 .125 1 32.543 32.543 .842 .3629 .842 .140 1 11.985 11.985 .310 .5800 .310 .083 1 57.679 57.679 1.491 .2271 1.491 .212 1 196.918 196.918 5.092 .0280 5.092 .596 1 .023 .023 .001 .9807 .001 .050 1 6.068 6.068 .157 .6935 .157 .067 56 2165.637 38.672 5–faktorielle Varianzanalyse mit Distanz–Quotienten als abhängige Variable (nur emotionale Distanzen): Ausrichtungs–Effekt DF VpEmo LernReihenfolge 1 1 Sum of Squares 7.584 2.043 Mean Square 7.584 2.043 F-Value P-Value Lambda Power 3.651 .983 .0608 .3253 .454 .156 3.651 .983 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 111 VpEmo * LernReihenfolge Subject(Group) Intersektion Barriere * VpEmo Barriere * LernReihenfolge Barriere * VpEmo * LernReihenfolge Barriere * Subject(Group) EmoDist EmoDist * VpEmo EmoDist * LernReihenfolge EmoDist * VpEmo * LernReihenfolge EmoDist * Subject(Group) Ausrichtung Ausrichtung * VpEmo Ausrichtung * LernReihenfolge Ausrichtung * VpEmo * LernReihenfolge Ausrichtung * Subject(Group) Barriere * EmoDist Barriere * EmoDist * VpEmo Barriere * EmoDist * LernReihenfolge Barriere * EmoDist * VpEmo * LernReihenfolge Barriere * EmoDist * Subject(Group) Barriere * Ausrichtung Barriere * Ausrichtung * VpEmo Barriere * Ausrichtung * LernReihenfolge Barriere * Ausrichtung * VpEmo * LernReihenfolge Barriere * Ausrichtung * Subject(Group) EmoDist * Ausrichtung EmoDist * Ausrichtung * VpEmo EmoDist * Ausrichtung * LernReihenfolge EmoDist * Ausrichtung * VpEmo * LernReihenfolge EmoDist * Ausrichtung * Subject(Group) Barriere * EmoDist * Ausrichtung Barriere * EmoDist 1 .153 .153 .074 .7868 .074 .058 60 1 1 1 124.619 86.843 .583 2.110 2.077 86.843 .583 2.110 118.056 .792 2.869 <.0001 .3770 .0955 118.056 1.000 .792 .135 2.869 .368 1 .677 .677 .921 .3412 .921 .149 60 44.136 .736 1 1 1 55.736 1.992 .115 55.736 1.992 .115 93.999 3.359 .194 <.0001 .0718 .6611 93.999 3.359 .194 1.000 .422 .071 1 .192 .192 .324 .5711 .324 .085 60 35.576 .593 1 1 1 .518 1.126 .008 .518 1.126 .008 1.324 2.876 .019 .2544 .0951 .8904 1.324 2.876 .019 .194 .369 .052 1 .011 .011 .027 .8699 .027 .053 60 23.489 .391 1 1 5.040 .003 5.040 .003 12.994 .008 .0006 .9287 12.994 .008 .960 .051 1 .148 .148 .381 .5394 .381 .091 1 .083 .083 .215 .6446 .215 .073 60 23.271 .388 1 2.298 2.298 7.320 .0089 7.320 .768 1 .311 .311 .990 .3236 .990 .157 1 .156 .156 .498 .4833 .498 .103 1 .237 .237 .756 .3880 .756 .131 60 18.836 .314 1 2.238 2.238 6.866 .0111 6.866 .738 1 .726 .726 2.226 .1409 2.226 .295 1 .394 .394 1.210 .2757 1.210 .181 1 .065 .065 .199 .6574 .199 .072 60 19.556 .326 1 2.043 2.043 7.267 .0091 7.267 .764 1 .156 .156 .556 .4589 .556 .110 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 112 * Ausrichtung * VpEmo Barriere * EmoDist * Ausrichtung * LernReihenfolge Barriere * EmoDist * Ausrichtung * VpEmo * LernReihenfolge Barriere * EmoDist * Ausrichtung * Subject(Group) 1 .429 .429 1.527 .2214 1.527 .216 1 .034 .034 .121 .7297 .121 .063 60 16.865 .281 8.5.2 Testphase Positionieren 4–faktorielle Varianzanalyse mit Distanz–Quotienten als abhängige Variable (nur emotionale Distanzen) DF Sum of Squares 1 660.490 1 143.700 1 18.977 VpEmo Lernreihenfolge VpEmo * Lernreihenfolge Subject(Group) 60 9205.519 Intersektion 1 6739.384 Barriere * VpEmo 1 87.422 Barriere * 1 10.562 Lernreihenfolge Barriere * VpEmo * 1 16.050 Lernreihenfolge Barriere * 60 6907.506 Subject(Group) EmoDist 1 14224.289 EmoDist * VpEmo EmoDist * Lernreihenfolge EmoDist * VpEmo * Lernreihenfolge EmoDist * Subject(Group) Barriere * EmoDist Barriere * EmoDist * VpEmo Barriere * EmoDist * Lernreihenfolge Barriere * EmoDist * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * EmoDist * Subject(Group) Mean Square 660.490 143.700 18.977 F-Value P-Value Lambda Power 4.305 .937 .124 .0423 .3370 .7263 4.305 .937 .124 .521 .151 .064 153.425 6739.384 58.540 87.422 .759 10.562 .092 <.0001 .3870 .7630 58.540 .759 .092 1.000 .132 .060 16.050 .7102 .139 .065 .139 115.125 1 1 .782 22.002 14224.28 201.343 <.0001 9 .782 .011 .9166 22.002 .311 .5789 1 152.600 152.600 2.160 201.343 1.000 .011 .311 .051 .084 .1469 2.160 .288 60 4238.831 70.647 1 1 1708.014 87.715 1708.014 41.656 87.715 2.139 <.0001 .1488 41.656 2.139 1.000 .286 1 7.139 7.139 .174 .6780 .174 .069 1 .052 .052 .001 .9717 .001 .050 60 2460.175 41.003 4–faktorielle Varianzanalyse mit Distanz–Quotienten als abhängige Variable (alle Außerhalb–Paare) DF Sum of Squares Mean Square F-Value P-Value Lambda Power Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 113 VpEmo LernReihenfolge VpEmo * LernReihenfolge Subject(Group) RealDist RealDist * VpEmo RealDist * LernReihenfolge RealDist * VpEmo * LernReihenfolge RealDist * Subject(Group) 1 1 1 825.686 1166.483 32.789 825.686 1166.483 32.789 60 6 6 6 34234.440 119494.364 1242.188 941.675 6 360 1.447 2.044 .057 .2337 .1580 .8114 1.447 2.044 .057 570.574 19915.727 98.598 207.031 1.025 156.946 .777 <.0001 .4086 .5884 591.588 1.000 6.150 .399 4.662 .303 971.952 161.992 .5689 4.812 72716.155 201.989 Mean Diff. 51.667 22.544 32.817 42.618 42.291 45.111 -29.123 -18.850 -9.049 -9.377 -6.556 10.273 20.074 19.746 22.567 9.801 9.473 12.294 -.328 2.493 2.820 Crit. Diff 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 8.968 .802 .207 .275 .056 .313 Scheffe for Q_Dist_a Significance Level: 5 % _1.5er, _12er _1.5er, _3er _1.5er, _4.5er _1.5er, _6er _1.5er, _7.5er _1.5er, _9er _12er, _3er _12er, _4.5er _12er, _6er _12er, _7.5er _12er, _9er _3er, _4.5er _3er, _6er _3er, _7.5er _3er, _9er _4.5er, _6er _4.5er, _7.5er _4.5er, _9er _6er, _7.5er _6er, _9er _7.5er, _9er P-Value <.0001 <.0001 <.0001 <.0001 <.0001 <.0001 <.0001 <.0001 .0461 .0327 .3413 .0116 <.0001 <.0001 <.0001 .0203 .0294 .0007 >.9999 .9860 .9736 Significant S S S S S S S S S S S S S S S S S 4–faktorielle Varianzanalyse mit Distanz–Quotienten als abhängige Variable (alle Innerhalb–Paare) DF VpEmo LernReihenfolge VpEmo * LernReihenfolge Subject(Group) RealDist_inn RealDist_inn * VpEmo RealDist_inn * LernReihenfolge RealDist_inn * VpEmo * LernReihenfolge RealDist_inn * Subject(Group) 1 1 1 Sum of Squares 673.388 389.852 19.412 60 2 2 Mean Square 673.388 389.852 19.412 F-Value P-Value Lambda Power 3.243 1.878 .093 .0767 .1757 .7608 3.243 1.878 .093 .409 .256 .060 12457.115 207.619 18298.669 9149.334 63.596 491.236 245.618 1.707 <.0001 .1857 127.192 3.415 1.000 .340 2 268.008 134.004 .931 .3968 1.863 .201 2 146.072 73.036 .508 .6032 1.015 .129 120 17263.974 143.866 Scheffe for Q_Dist_i Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 114 Significance Level: 5 % Mean Diff. _1.5er, _3er 12.495 _1.5er, _6er 23.905 _3er, _6er 11.410 Crit. Diff 5.256 5.256 5.256 P-Value <.0001 <.0001 <.0001 S S S 4–faktorielle Varianzanalyse mit Reaktionszeiten als abhängige Variable (nur emotionale Distanzen) DF Sum of Squares VpEmo 1 27373006. 506 Lernreihenfolge 1 243470675 .080 VpEmo * 1 14651789. Lernreihenfolge 680 Subject(Group) 60 285546855 7.706 Intersektion 1 4041419.1 70 Barriere * VpEmo 1 6512.994 Barriere * 1 140308.77 Lernreihenfolge 2 Barriere * VpEmo * 1 20173151. Lernreihenfolge 174 Barriere * 60 285558290 Subject(Group) .780 EmoDist 1 7127982.2 17 EmoDist * VpEmo 1 577053.87 9 EmoDist * 1 5436.758 Lernreihenfolge EmoDist * VpEmo * 1 4864023.4 Lernreihenfolge 87 EmoDist * 60 355649421 Subject(Group) .300 Barriere * EmoDist 1 11652088. 922 Barriere * EmoDist 1 24536.285 * VpEmo Barriere * EmoDist 1 898437.39 * Lernreihenfolge 5 2210.469 Barriere * EmoDist 1 * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * EmoDist 60 331525924 * Subject(Group) .069 Mean Square 27373006 .506 24347067 5.080 14651789 .680 47591142 .628 4041419. 170 6512.994 140308.7 72 20173151 .174 4759304. 846 7127982. 217 577053.8 79 5436.758 4864023. 487 5927490. 355 11652088 .922 24536.28 5 898437.3 95 2210.469 F-Value P-Value Lambda Power .575 .4512 .575 .112 5.116 .0273 5.116 .599 .308 .5811 .308 .083 .849 .3605 .849 .141 .001 .029 .9706 .8643 .001 .029 .050 .053 4.239 .0439 4.239 .515 1.203 .2772 1.203 .180 .097 .7561 .097 .061 .001 .9759 .001 .050 .821 .3686 .821 .138 2.109 .1517 2.109 .282 .004 .9471 .004 .050 .163 .6882 .163 .068 4.001E- .9841 4 4.001E- .050 4 5525432. 068 4–faktorielle Varianzanalyse mit Reaktionszeiten als abhängige Variable (nur emotionale Distanzen) VpEmo Lernreihenfolge VpEmo * DF Sum of Squares 1 27373006. 506 1 243470675 .080 1 14651789. Mean Square 27373006 .506 24347067 5.080 14651789 F-Value P-Value Lambda Power .575 .4512 .575 .112 5.116 .0273 5.116 .599 .308 .5811 .308 .083 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 115 Lernreihenfolge Subject(Group) 680 60 285546855 7.706 Intersektion 1 4041419.1 70 Barriere * VpEmo 1 6512.994 Barriere * 1 140308.77 Lernreihenfolge 2 Barriere * VpEmo * 1 20173151. Lernreihenfolge 174 Barriere * 60 285558290 Subject(Group) .780 EmoDist 1 7127982.2 17 EmoDist * VpEmo 1 577053.87 9 EmoDist * 1 5436.758 Lernreihenfolge EmoDist * VpEmo * 1 4864023.4 Lernreihenfolge 87 EmoDist * 60 355649421 Subject(Group) .300 Barriere * EmoDist 1 11652088. 922 Barriere * EmoDist 1 24536.285 * VpEmo Barriere * EmoDist 1 898437.39 * Lernreihenfolge 5 2210.469 Barriere * EmoDist 1 * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * EmoDist 60 331525924 * Subject(Group) .069 .680 47591142 .628 4041419. 170 6512.994 140308.7 72 20173151 .174 4759304. 846 7127982. 217 577053.8 79 5436.758 4864023. 487 5927490. 355 11652088 .922 24536.28 5 898437.3 95 2210.469 .849 .3605 .849 .141 .001 .029 .9706 .8643 .001 .029 .050 .053 4.239 .0439 4.239 .515 1.203 .2772 1.203 .180 .097 .7561 .097 .061 .001 .9759 .001 .050 .821 .3686 .821 .138 2.109 .1517 2.109 .282 .004 .9471 .004 .050 .163 .6882 .163 .068 4.001E- .9841 4 4.001E- .050 4 5525432. 068 4–faktorielle Varianzanalyse mit absoluten Abweichungswinkeln als abhängige Variable (nur emotionale Distanzen) VpEmo Lernreihenfolge VpEmo * Lernreihenfolge Subject(Group) Intersektion Barriere * VpEmo Barriere * Lernreihenfolge Barriere * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * Subject(Group) EmoDist EmoDist * VpEmo EmoDist * Lernreihenfolge EmoDist * VpEmo * Lernreihenfolge EmoDist * Subject(Group) Barriere * EmoDist Barriere * EmoDist * VpEmo Barriere * EmoDist DF Sum of Squares 1 2655.427 1 1643.285 1 596.053 Mean Square 2655.427 1643.285 596.053 F-Value P-Value Lambda Power 5.768 3.569 1.295 .0194 .0637 .2597 5.768 3.569 1.295 .655 .445 .190 60 1 1 1 27623.354 1335.094 224.949 16.367 460.389 1335.094 3.539 224.949 .596 16.367 .043 .0648 .4430 .8357 3.539 .596 .043 .442 .114 .055 1 45.348 45.348 .7300 .120 .063 .120 60 22635.617 377.260 1 1 1 2167.713 111.744 18.249 2167.713 8.361 111.744 .431 18.249 .070 .0053 .5140 .7917 8.361 .431 .070 .826 .096 .058 1 204.129 204.129 .787 .3785 .787 .135 60 15555.932 259.266 1 1 251.161 232.864 251.161 232.864 1.923 1.783 .1706 .1868 1.923 1.783 .261 .245 1 5.847 5.847 .045 .8331 .045 .055 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 116 * Lernreihenfolge 1369.255 Barriere * EmoDist 1 * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * EmoDist 60 7836.101 * Subject(Group) 1369.255 10.484 .0020 10.484 .908 130.602 5–faktorielle Varianzanalyse mit Distanz–Quotienten als abhängige Variable (nur emotionale Distanzen): Geschlechts–Effekt DF Sum of Squares 1 262.140 1 459.042 1 3.512 1 5.095 1 288.725 SEX VpEmo Lernreihenfolge SEX * VpEmo SEX * Lernreihenfolge VpEmo * 1 Lernreihenfolge SEX * VpEmo * 1 Lernreihenfolge Subject(Group) 56 Intersektion 1 Barriere * SEX 1 Barriere * VpEmo 1 Barriere * 1 Lernreihenfolge Barriere * SEX * 1 VpEmo Barriere * SEX * 1 Lernreihenfolge Barriere * VpEmo * 1 Lernreihenfolge 1 Barriere * SEX * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * 56 Subject(Group) EmoDist 1 EmoDist * SEX EmoDist * VpEmo EmoDist * Lernreihenfolge EmoDist * SEX * VpEmo EmoDist * SEX * Lernreihenfolge EmoDist * VpEmo * Lernreihenfolge EmoDist * SEX * VpEmo * Lernreihenfolge EmoDist * Subject(Group) Barriere * EmoDist Barriere * EmoDist * SEX Barriere * EmoDist * VpEmo Barriere * EmoDist * Lernreihenfolge Mean Square 262.140 459.042 3.512 5.095 288.725 F-Value P-Value Lambda Power 1.703 2.982 .023 .033 1.875 .1973 .0897 .8805 .8563 .1763 1.703 2.982 .023 .033 1.875 .236 .380 .053 .054 .255 54.289 54.289 .353 .5550 .353 .088 57.112 57.112 .371 .5450 .371 .090 8621.899 4457.285 97.995 11.365 21.156 153.962 4457.285 97.995 11.365 21.156 39.258 .863 .100 .186 <.0001 .3569 .7529 .6676 39.258 .863 .100 .186 1.000 .143 .061 .070 152.086 152.086 1.340 .2520 1.340 .195 303.942 303.942 2.677 .1074 2.677 .346 23.867 23.867 .210 .6484 .210 .073 .037 .037 3.252E- .9857 4 3.252E- .050 4 6358.164 113.539 146.929 <.0001 146.929 1.000 1 1 1 10856.502 10856.50 2 18.082 18.082 1.043 1.043 65.143 65.143 .245 .014 .882 .6228 .9058 .3518 .245 .014 .882 .076 .052 .145 1 18.621 18.621 .252 .6176 .252 .077 1 50.495 50.495 .683 .4119 .683 .123 1 161.242 161.242 2.182 .1452 2.182 .290 1 17.181 17.181 .233 .6315 .233 .075 56 4137.805 73.889 1 1 1084.956 27.079 1084.956 28.055 27.079 .700 <.0001 .4063 28.055 .700 1.000 .125 1 32.543 32.543 .842 .3629 .842 .140 1 11.985 11.985 .310 .5800 .310 .083 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 117 Barriere * EmoDist * SEX * VpEmo Barriere * EmoDist * SEX * Lernreihenfolge Barriere * EmoDist * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * EmoDist * SEX * VpEmo * Lernreihenfolge Barriere * EmoDist * Subject(Group) 1 57.679 57.679 1.491 .2271 1.491 .212 1 196.918 196.918 5.092 .0280 5.092 .596 1 .023 .023 .001 .9807 .001 .050 1 6.068 6.068 .157 .6935 .157 .067 56 2165.637 38.672 5–faktorielle Varianzanalyse mit Distanz–Quotienten als abhängige Variable (nur emotionale Distanzen): Ausrichtungs–Effekt VpEmo LernReihenfolge VpEmo * LernReihenfolge Subject(Group) Intersektion DF Sum of Squares 1 1320.980 1 287.400 1 37.954 Mean Square 1320.980 287.400 37.954 F-Value P-Value Lambda Power 4.305 .937 .124 60 18411.038 306.851 1 13478.768 13478.76 58.540 8 1 174.845 174.845 .759 1 21.125 21.125 .092 Barriere * VpEmo Barriere * LernReihenfolge Barriere * VpEmo * 1 32.100 32.100 LernReihenfolge Barriere * 60 13815.012 230.250 Subject(Group) EmoDist 1 28448.579 28448.57 9 EmoDist * VpEmo 1 1.564 1.564 EmoDist * 1 44.004 44.004 LernReihenfolge EmoDist * VpEmo * 1 305.199 305.199 LernReihenfolge EmoDist * 60 8477.663 141.294 Subject(Group) Ausrichtung 1 806.262 806.262 Ausrichtung * 1 69.105 69.105 VpEmo Ausrichtung * 1 47.836 47.836 LernReihenfolge 1 7.484 7.484 Ausrichtung * VpEmo * LernReihenfolge Ausrichtung * 60 4276.801 71.280 Subject(Group) Barriere * EmoDist 1 3416.028 3416.028 Barriere * EmoDist 1 175.430 175.430 * VpEmo Barriere * EmoDist 1 14.278 14.278 * LernReihenfolge .104 .104 Barriere * EmoDist 1 * VpEmo * LernReihenfolge Barriere * EmoDist 60 4920.349 82.006 * Subject(Group) Barriere * 1 992.073 992.073 .139 .0423 .3370 .7263 4.305 .937 .124 .521 .151 .064 <.0001 58.540 1.000 .3870 .7630 .759 .092 .132 .060 .7102 .139 .065 201.343 <.0001 201.343 1.000 .011 .311 .9166 .5789 .011 .311 .051 .084 2.160 .1469 2.160 .288 11.311 .969 .0013 .3288 11.311 .969 .930 .154 .671 .4159 .671 .122 .105 .7470 .105 .062 41.656 2.139 <.0001 .1488 41.656 2.139 1.000 .286 .174 .6780 .174 .069 .001 .9717 .001 .050 10.303 .0021 10.303 .903 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 118 Ausrichtung Barriere * Ausrichtung * VpEmo Barriere * Ausrichtung * LernReihenfolge Barriere * Ausrichtung * VpEmo * LernReihenfolge Barriere * Ausrichtung * Subject(Group) EmoDist * Ausrichtung EmoDist * Ausrichtung * VpEmo EmoDist * Ausrichtung * LernReihenfolge EmoDist * Ausrichtung * VpEmo * LernReihenfolge EmoDist * Ausrichtung * Subject(Group) Barriere * EmoDist * Ausrichtung Barriere * EmoDist * Ausrichtung * VpEmo Barriere * EmoDist * Ausrichtung * LernReihenfolge Barriere * EmoDist * Ausrichtung * VpEmo * LernReihenfolge Barriere * EmoDist * Ausrichtung * Subject(Group) Vertauschungseffekt 1 189.760 189.760 1.971 .1655 1.971 .266 1 18.339 18.339 .190 .6641 .190 .071 1 276.860 276.860 2.875 .0951 2.875 .369 60 5777.419 96.290 1 2560.596 2560.596 25.836 <.0001 25.836 1.000 1 15.610 15.610 .158 .6929 .158 .067 1 417.244 417.244 4.210 .0446 4.210 .512 1 38.830 38.830 .392 .5337 .392 .092 60 5946.612 99.110 1 2060.820 2060.820 21.938 <.0001 21.938 .999 1 2.820 2.820 .030 .8630 .030 .053 1 .151 .151 .002 .9681 .002 .050 1 22.278 22.278 .237 .6280 .237 .076 60 5636.344 93.939 Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 119 40 V ertaus chungen in % 35 30 25 20 15 10 Was chbec ken-Pf lanz e Wanduhr-Regal Was chbec ken-A quarium Stehlampe-Telef on Spiegel-Ferns eher Spüle-Kühlsc hrank Sof a-A quarium Sof a-Schreibtisc h Sc hreibtis ch-Stehlampe Sc hreibtis ch-Herd Sc hreibtisc h-Pf lanz e Sc hrank-Wanduhr Schrank-A quarium Pf lanz e-Spiegel Regal-Glasv itrine Papierkorb-Pf lanz e Papierkorb-Stehlampe Korbstuhl-Pinnw and Herd-Spüle Korbs tuhl-Glasv itrine Herd-Glasv itrine Garderobe-Stehlampe Es stis ch-Korbstuhl Fernseher-Glasv itrine Bett-A quarium 0 Bett-Badew anne 5 Abbildung 27: Relative Anzahl der Vertauschungen von Objektpaaren. Die Paare Bett↔Badewanne und Papierkorb↔Stehlampe wurden stets in der richtigen Reihenfolge wiedergegeben. „Mutige“ vs. „Vorsichtige“: Verschiedene Strategien beim Positionieren "Mutige" 40 35 "V ors ic htige" 30 A nz ahl 25 20 15 10 5 0 0 50 100 150 200 250 300 350 400 s ubjektiv e Dis tanz en (nur Paare mit d=1.5 c m) Abbildung 28: Histogramm der subjektiven Distanzen für Objektpaare mit einer physikalischen Distanz von 1.5 cm. 8.5.3 Interview Gemittelte Reihenfolge der Objektnennungen beim free–recall Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 120 Abbildung 29: Bildliche Darstellung der Reihenfolge der Objektnennungen beim free-recall. Lineare Regressionen der Referenzreihenfolge mit den gemittelten Reihenfolgen der Objektnennungen beim free–recall 22 22 20 20 f ree-rec all-Reihenf olge (neg) f ree-rec all-Reihenf olge (pos ) Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 121 18 16 14 12 10 8 6 4 Y = 1.701 + .825 * X; R^2 = .969 2 18 16 14 12 10 8 6 4 Y = .706 + .927 * X; R^2 = .984 2 0 0 0 2.5 5 7.5 10 12.5 15 17.5 20 22.5 25 0 2.5 5 7.5 10 12.5 15 17.5 20 22.5 25 Ref erenz reihenf olge Ref erenz reihenf olge Abbildung 30: Lineare Regression mit dem Prädiktor Referenzreihenfolge (Reihenfolge der Objektnennungen laut Textvorgabe und dem Kriterium „free-recall-Reihenfolge“ (Reihenfolge der Objektnennungen im free-recall). Links sind die Daten der Versuchsgruppe mit positiv besetzten Objekten und rechts die Daten der Versuchsgruppe mit negativ besetzten Objekten zu sehen. 8.5.4 Ergebnisse der Reanalyse von Ekman & Bratfisch (1965) Drei-Punkte-Lös ung: 8 Y = .008 * (X^.781) s ubjektiv e Dis tanz 7 6 5 Sieben-Punkte-Lös ung: 4 Y = .011 * (X^.732) 3 2 1 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 phy s ikalis c he Dis tanz Abbildung 31: Funktionale Beziehung zwischen physikalischer und subjektiver Distanz aus den Originaldaten von Ekman und Bratfisch (1965). Die Drei–Punkte–Lösung subsumiert die Orte London, Moskau und Peking. Die Grafik illustriert, daß eine Aufsplittung der Daten in zwei Gruppen (in dieser Grafik geschehen) im Gegensatz zum Vorgehen in Abbildung 32 keinen Vorteil in Hinblick auf die Passung der Funktionen an die Daten bringt. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Seite 122 3 emotionale Inv olv iertheit Drei-Punkte-Lös ung: Y = 3.39 * (X^-.24) 2.5 2 1.5 Sieben-Punkte-Lös ung: 1 Y = 2.803 * (X^-.556) .5 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 s ubjektiv e Dis tanz Abbildung 32: Funktionale Beziehung zwischen emotionaler Involviertheit und subjektiver Distanz aus den Originaldaten von Ekman und Bratfisch (1965). Die Drei–Punkte–Lösung subsumiert die Orte London, Moskau und Peking. Emotionale und konfigurale Einflüsse auf die Verarbeitung räumlicher Informationen Hiermit erkläre ich, daß ich die vorliegende Diplomarbeit selbständig verfaßt und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Die Diplomarbeit wurde bisher keinem anderen Prüfungsamt in gleicher oder vergleichbarer Form vorgelegt. Sie wurde bisher auch nicht veröffentlicht. Trier, im November 1997 Claus–Christian Carbon