Rezeptur
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Rezeptur RUF“ Schokoladenpudding ” Professur für Lebensmittelchemie Praktikum LC Teil IV Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 4 2 Statistische Vorbetrachtungen 6 3 Analysen 3.1 Sinnesprüfung . . . . . . . . . . . 3.2 Probenvorbereitung . . . . . . . . 3.3 Wasser . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1 Durchführung . . . . . . . 3.3.2 Messwerte/Berechnungen . 3.4 Fett . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1 Durchführung . . . . . . . 3.4.2 Messwerte/Berechnungen . 3.5 Zucker - qualitativ . . . . . . . . 3.5.1 Durchführung . . . . . . . 3.5.2 Messwerte/Berechnungen . 3.6 Zucker - quantitativ . . . . . . . . 3.6.1 Durchführung . . . . . . . 3.6.2 Messwerte/Berechnungen . 3.7 Stärke . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.1 Durchführung . . . . . . . 3.7.2 Messwerte/Berechnungen . 3.8 Verdickungsmittel . . . . . . . . . 3.8.1 Durchführung . . . . . . . 3.8.2 Messwerte/Berechnungen . 3.9 Theobromin und Vanillin . . . . . 3.9.1 Durchführung . . . . . . . 3.9.2 Messwerte/Berechnungen . 3.10 Zusammenstellung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Berechnung der Zutatenmengen 4.1 Kakaopulver . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Zucker Saccharose . . . . . . . . . . . . . 4.3 Kartoffelstärke . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Trinkvollmilch und Magermilchpulver . . 4.5 Aroma Vanillin . . . . . . . . . . . . . . 4.6 Verdickungsmittel Johannisbrotkernmehl 4.7 Zutatenbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 7 7 7 7 7 8 8 9 9 9 10 11 11 11 13 13 14 15 15 15 16 16 17 20 . . . . . . . 21 21 22 22 23 23 23 24 5 Technologische Aspekte 25 5.1 Herstellung der Zutaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5.1.1 Trinkvollmilch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5.1.2 Milchpulver . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2 Praktikum LC Teil IV 5.2 5.1.3 Zucker . . . . . . . . . . 5.1.4 Kakaopulver . . . . . . . 5.1.5 Kartoffelstärke . . . . . 5.1.6 Verdickungsmittel . . . . 5.1.7 Aroma . . . . . . . . . . Herstellung des Desserts RUF“ ” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schokoladenpudding . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 26 26 26 27 27 6 Diskussion der Rezeptur 29 7 Kostenrechnung 30 3 Praktikum LC Teil IV 1 Einleitung Die Aufgabe der Rezepturbestimmung besteht in der Angabe einer Rezeptur zur Herstellung des vorliegenden Lebensmittels nach Ermittlung aller Gehalte der auf der Zutatenliste genannten Inhaltsstoffe. Dabei soll auch auf die grundlegenden technologischen Gesichtspunkte eingegangen werden. Von der Probe RUF“ Schokoladenpudding wurden am 04.01.2006 etwa 400 g zur Untersu” chung erhalten und die Bearbeitung erfolgte daraufhin im Zeitraum vom 04.01.2006 bis zum 27.01.2006 in einem Arbeitsaufwand von etwa 50 Stunden. Auf der Zutatenliste des Desserts sind folgende Angaben zu finden: Trinkvollmilch, Zucker, Milchpulver, Kakao, Kartoffelstärke, Verdickungsmittel, Aroma Auf Grundlage dieser genannten Inhaltsstoffe wird ein Analysenplan erstellt. Als Parameter für die Bestimmung der im Pudding enthaltenen Mengen an Trinkvollmilch, Milchpulver und Kakao werden der Wasser- und Fettgehalt, sowie der Anteil an Lactose gewählt. Zur Bestätigung der so erhaltenen Werte wird zusätzlich der Theobromingehalt ermittelt, der eine genauere Abschätzung des Kakaoanteils erlaubt. Das enthaltene Aroma, welches bei Schokoladenprodukten üblicherweise Vanillin ist, wird unabhängig von den anderen Zutaten bestimmt. Auch die Kartoffelstärke kann für sich allein analysiert werden, wobei zu beachten ist, dass diese ebenfalls Wasser enthält und damit bei der Berechnung der drei erstgenannten Inhaltsstoffe eine entsprechende Korrektur vorzunehmen ist. Für die Untersuchung des Verdickungsmittels werden etwa 5 g dieser Zutat in Reinform erhalten und damit eine qualitative Analyse durchgeführt. Für eine Isolierung des Verdickungsmittels aus dem Lebensmittel, würde man aufgrund der geringen Einsatzmenge (quantum satis) dieses Zusatzstoffes zuviel Probe benötigen. Daher ist eine quantitative Bestimmung nicht möglich. Eine Übersicht über die einzelnen Methoden gibt Abbildung 1. Für die Bestimmung des Wassergehalts wird die Seesandmethode nach [1] angewandt und den Fettgehalt ermittelt man nach Säureaufschluss der Probe durch eine Fettextraktion nach Weibull-Stoldt ebenfalls nach [1]. Auch die qualitative Analyse und die Aufarbeitung der Probe für die quantitative Zuckerbestimmung erfolgen nach [1] und die sich anschließende Methode nach Luff-Scales ist in [2] beschrieben. Der Theobromingehalt wird gleichzeitig mit dem Vanillingehalt mittels Hochdruckflüssigkeitschromatographie nach [3] bestimmt. Wiederum in [1] findet sich die Versuchsbeschreibung für die Polarimetrie zur Stärkebestimmung und in [2] ist die dünnschichtchromatographische Untersuchung zur Identifizierung des Verdickungsmittels dargestellt. 4 Praktikum LC Teil IV Polarimetrie Stärke Kartoffelstärke Seesandmethode Wasser Trinkvollmilch Milchpulver Kakaopulver Theobromin HPLC Lactose Fett Luff-Scales Weibull-Stoldt Vanillin Aroma Saccharose Zucker Verdickungsmittel Carragen Agar Johannisbrotkermehl Tarakernmehl etc. Identifizierung Abbildung 1: Analysenplan 5 Praktikum LC Teil IV 2 Statistische Vorbetrachtungen Die Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungsmethoden sollen jeweils mit dem Vertrauensintervall angegeben werden. Dazu ist es notwendig den jeweiligen Mittelwert und die Standardabweichung zu berechnen, sowie einen t-Test durchzuführen. x̄ = s= xi n P x̄ xi n ... ... ... sP (xi − x̄) n−1 Mittelwert Einzelergebnisse einer Methode Anzahl der Einzelergebnisse einer Methode s xi x̄ n ... ... ... ... Standardabweichung Einzelergebnisse einer Methode Mittelwert Anzahl der Einzelergebnisse einer Methode t·s ∆x = √ n ∆x t ... ... s n ... ... Vertrauensintervall Faktor aus t-Verteilung für P=0,95: f = 2 ⇒ t = 4, 30 f = 3 ⇒ t = 3, 18 Standardabweichung Anzahl der Einzelergebnisse einer Methode Das Endergebnis wird dann als (x̄ ± ∆x) g/100g dargestellt. 6 Praktikum LC Teil IV 3 Analysen 3.1 Sinnesprüfung Der Schokoladenpudding hat eine dunkelbraune Farbe und weist eine gleichmäßige, halbflüssiggelartige Konsistenz auf. Die Probe riecht und schmeckt süß und schokoladig und die Textur lässt sich als cremig beschreiben. 3.2 Probenvorbereitung Bei Probeneingang und vor der Durchführung der einzelnen Untersuchungen wird die Probe auf Raumtemperatur gebracht und gründlich mit einem Löffel durchgerührt. Die Lagerung des Desserts erfolgt während der Bearbeitungszeit im verschlossenen Probegefäß im Kühlschrank. 3.3 Wasser Der größte Anteil an Wasser im Schokoladenpudding stammt von der enthaltenen Trinkvollmilch, aber auch das Magermilchpulver, der schwach entölte Kakao und die Kartoffelstärke enthalten in geringem Maße Wasser, welches ebenfalls zu berücksichtigen ist. Die Bestimmung des Wassergehalts erfolgt nach der Seesandmethode. Dabei wird die Probe mit Sand verrieben und dann bei 103◦ C im Trockenschrank getrocknet. Das enthaltene Wasser verdampft und die Trockensubstanz aus nichtflüchtigen Komponenten bleibt zurück. Diese Methode erlaubt also die gleichzeitige Ermittlung des Wasser- und Trockenmassegehalts. 3.3.1 Durchführung Nach [1]. Drei Aluschalen werden mit etwa 30 g Seesand gefüllt, mit einem kleinen Glasstab versehen und bei 103◦ C im Trockenschrank vorgetrocknet. Nach dem Abkühlen und Auswiegen der Schalen werden jeweils 3 bis 4 g der homogenisierte Probe zugewogen. Man verreibt die Probe gründlich mit dem Sand und trocknet dann bis zur Massekonstanz bei ebenfalls 103◦ C. Anschließend lässt man im Exsikkator abkühlen und wiegt aus. 3.3.2 Messwerte/Berechnungen Der Wassergehalt w in g/100g berechnet sich folgendermaßen: w= (m0 + E − m1 ) · 100 E m0 E m1 ... ... ... Masse der leeren Aluschale in g Probeneinwaage in g Masse der Aluschale mit Probe nach Trocknung in g 7 Praktikum LC Teil IV m0 in g E in g m1 in g w in g/100g 41,3363 3,3127 42,3984 67,94 39,6097 3,7484 40,8139 67,87 40,1619 3,2441 41,2136 67,58 w̄ = 67, 80 g/100g, s=0,19 g/100g, ∆w = 0, 47 g/100g Der Wassergehalt der vorliegenden Probe wird zu (67,80 ± 0,47) g/100g bestimmt. 3.4 Fett Der Gehalt an Fett ergibt sich aus den drei Zutaten Trinkvollmilch, Milchpulver und Kakaopulver. Um nicht nur das freie, sondern auch das gebundene Fett zu erfassen, wird die Probe zunächst mit Säure aufgeschlossenen. Nach der anschließenden Extraktion mit Petrolether trocknet man das erhaltene Fett und bestimmt dessen Masse durch Wägung. 3.4.1 Durchführung Nach [1]. In je ein trockenes, großes Becherglas mit Siedesteinen werden 20 bis 30 g der Probe eingewogen und diese mit 100 mL destilliertem Wasser und 100 mL 25%iger HCl versetzt. Nach Umrühren mit einem Glasstab bedeckt man das Becherglas mit einem Uhrglas. Alles wird unter mehrmaligem Umrühren eine Stunde am Sieden gehalten. Nun werden 150 mL heißes Wasser dazugegeben und die Suspension anschließend filtriert. Die benutzten Glasgeräte werden mit Wasser abgespült und im Trockenschrank getrocknet. Der Filtrationsrückstand und der Filter werden solange mit heißem Wasser gespült, bis der Filter säurefrei gewaschen ist. Der gespülte Filter wird in dem zuvor benutzten Becherglas im Trockenschrank drei Stunden bei 103◦ C getrocknet. Diesen Filter gibt man nun in eine Extraktionshülse. Man säubert den Glasstab, das Uhrglas und das Becherglas mit in Petrolether getränkter Watte und gibt diese dann ebenfalls in die Extraktionshülse. In einen Rundkolben, der eine Stunde bei 103◦ C vorgetrocknet und anschließend gewogen wurde, werden etwa 200 mL Petrolether gegeben. Diesen Rundkolben und die vorbereitete Extraktionshülse werden an eine Apparatur nach Soxhlet angeschlossen. Die Extraktion ist nach etwa drei Stunden abgeschlossen und der Petrolether wird dann abdestilliert und abrotiert. Die Kolben werden nun im Trockenschrank bei 103◦ C getrocknet bis sie Massenkonstanz aufweisen. 8 Praktikum LC Teil IV 3.4.2 Messwerte/Berechnungen Der Fettgehalt berechnet sich nach: w= (m1 − m0 ) · 100 E w m1 m0 E ... ... ... ... Fettgehalt in g/100g Masse der Kolben mit Fett nach der Trocknung in g Masse der leeren Kolben in g Probeneinwaage in g E in g m0 in g m1 in g w in g/100g 21,6049 111,5532 112,6636 5,14 28,7388 111,7123 113,1319 4,94 w̄ = 5, 04 g/100g, s=0,14 g/100g, ∆w = 1, 27 g/100g Der Fettgehalt der Schokoladenpuddingprobe wird zu (5,04 ± 1,27) g/100g bestimmt. 3.5 Zucker - qualitativ Zur Identifizierung der in dem Dessert enthaltenen Zucker mittels Dünnschichtchromatographie (DC) wird die Probe gelöst und auf einer Kieselgelplatte getrennt. Die Detektion erfolgt durch Anfärben der Platte mit einem Tauchreagenz. Die meisten Zucker zeigen dabei eine charakteristische Färbung. 3.5.1 Durchführung Nach [4]. Um die Probenlösung für die DC herzustellen werden etwa 2,5 g der Probe in 100 mL destilliertem Wasser suspendiert, daraufhin geklärt und filtriert. Die Dünnschichtchromatographie wird in einer Normalkammer auf einer Kieselgelplatte (Kieselgel 60) durchgeführt. Als Fließmittel verwendet man Acetonitril/Wasser (85+15 (v/v)) und die Höhe der Fließmittelfront beträgt 6 cm. Es werden etwa 10 µL Probenlösung und 5 µL Vergleichslösung aufgetragen. Als Standards dienen dabei Fructose, Glucose, Lactose, Saccharose und Galactose. Nach der DC wird die Kieselgelplatte an der Luft getrocknet und anschließend getaucht. Das Tauchmittel wird wie folgt hergestellt: Man löst 0,4 g Diphenylamin in 20 mL 96%igem Ethanol und 0,4 mL Anilin in ebenfalls 20 mL 96%igem Ethanol. Kurz bevor das Tauchmittel benötigt wird, werden beide Lösungen zusammengemischt und mit 4 mL 85%iger Phosphorsäure versetzt. Diese Lösung wird nun noch im Verhältnis 1 zu 1 mit 96%igem Ethanol verdünnt und kann so zum Tauchen eingesetzt werden. Nach dem Tauchen wird die DC-Platte bei 85◦ C im Trockenschrank erhitzt bis Farbflecken zu erkennen sind. 9 Praktikum LC Teil IV 3.5.2 Messwerte/Berechnungen Nach der DC wird das in Abbildung 2 dargestellte Ergebnis erhalten. Um die Probe mit den Referenzen vergleichen zu können, muss zusätzlich zur visuellen Auswertung der Rf -Wert der Substanzflecken berechnet werden. Rf = (zS − z0 ) · 100 (zF − z0 ) Rf zS − z0 zF − z0 ... ... ... Rf − Wert (engl.: relate to front) Entfernung des Substanzflecks vom Start Entfernung der Fließmittelfront vom Start Abbildung 2: Dünnschichtchromatographische Identifizierung der Zucker Legende 1 Fructose 2 Glucose 3 Fremdprobe 4 Lactose 5 Fremdprobe 6 Fremdprobe 7 Saccharose 8 Fremdprobe 9 Probe 10 Galactose Zucker Rf Farbe Fructose 0,47 rot Glucose 0,43 grün Lactose 0,18 blau Saccharose 0,30 braun Probe 0,17 u. 0,28 blau u. braun Galactose 0,38 blau-braun In der Probelösung werden Lactose und Saccharose identifiziert. 10 Praktikum LC Teil IV 3.6 Zucker - quantitativ Neben der Zutat Zucker“, bei der es sich um Saccharose handelt, ist in der Probe auch Lac” tose enthalten. Diese stammt aus den beiden Milchprodukten Trinkvollmilch und Milchpulver. Beide Disaccharide können mit der gleichen Methode nach Luff-Scales nacheinander bestimmt werden. Dabei nutzt man die reduzierenden Eigenschaften der Kohlenhydrate vor bzw. nach der Inversion und reduziert Cu(II)-Ionen zu Cu(I)-Verbindungen, die jodometrisch erfasst werden können. 3.6.1 Durchführung Nach [1] und [2]. Man wiegt 5 bis 6 g der Probe in einen 250-mL-Messkolben ein und füllt mit etwa 150 mL destilliertem Wasser auf. Nach einer Klärung mit je 5 mL Carrez I und II wird der Kolben bis zur Marke aufgefüllt, gut geschüttelt und die Probelösung anschließend filtriert. Für den Hauptversuch werden in einen 300 mL Erlenmeyerkolben 25 mL Luffsche Lösung und 25 mL der geklärten Probelösung gegeben. Man erhitzt nun am Rückflusskühler und lässt zehn Minuten sieden. Der Kolben wird sofort abgekühlt und anschließend werden 50 mL 0,4 N Essigsäure zugegeben. Weiterhin fügt man genau 25 mL einer 0,1 N Jodlösung und dann unter starker Gasentwicklung 55 mL einer 0,75 N Salzsäure zu. Diese Lösung wird nun mit 0,1 N Natriumthiosulfatlösung unter Zugabe von Stärke als Indikator bis zum Umschlag nach hellblau/türkis titriert. In gleicher Weise führt man einen Blindversuch mit destilliertem Wasser durch. Die so erhaltenen Werte dienen der Lactosebestimmung. Saccharose ist ein nichtreduzierender Zucker und muss in seine Monosaccharide Glucose und Fructose gespalten werden, um mit der Methode nach Luff-Scales erfassbar zu sein. Diese Spaltung wird auch als Inversion bezeichnet und erfolgt mit 25 mL der Probelösung in einem 100-mL-Messkolben. Dazu gibt man noch 50 mL destilliertes Wasser und 5 mL konzentrierte Salzsäure und inkubiert dann den Kolben fünf Minuten bei 67 bis 70◦ C im Wasserbad. Nach dem Abkühlen wird die Lösung mit Natronlauge und Phenolphthalein auf den Neutralpunkt eingestellt und dann der Messkolben bis zur Marke aufgefüllt. Mit der so invertierten Lösung wird anschließend der oben beschriebene Hauptversuch durchgeführt. 3.6.2 Messwerte/Berechnungen Der Titer der 0,1 N Na2 S2 O3 -Lösung wird mit 0,1 N KIO3 /KI-Lösung eingestellt: T = 1,042. Beim Blindversuch werden 22,25 mL Na2 S2 O3 -Lösung verbraucht. Das Volumen an Natriumthiosulfatlösung, das der Menge an reduzierenden Zuckern entspricht ergibt sich aus der Differenz des mit dem Titer T korrigierten Na2 S2 O3 -Verbrauchs aus Blindund Hauptversuch ((B − H) · T) und dient zum Ablesen der Zuckerkonzentration der Probelösung in einer empirischen Tabelle. Eine genaue Berechnung ist nicht möglich, da die Reduktion der Cu(II)-Ionen durch die Kohlenhydrate nicht stöchiometrisch abläuft. 11 Praktikum LC Teil IV L= t 10 · · 100 1000 E L ... t ... 1000 . . . 10 . . . E ... Lactosegehalt in g/100g Tabellenwert für Lactose in mg Umrechnung von mg in g Verdünnungsfaktor Probeneinwaage in g Um den Saccharosegehalt zu ermitteln, muss von dem nach der Inversion erhaltenen Invertzuckergehalt, welcher sich aus Lactose und Saccharose ergibt, der Lactosegehalt der entsprechenden Probe abgezogen und das Ergebnis zur Umrechnung von 2 Mol Monosaccharid in 1 Mol Disaccharid unter Berücksichtigung des Wasseraustritts mit einem Faktor von 0,95 multipliziert werden. S=( t 40 · · 100 − L) · 0, 95 1000 E S t 1000 40 E L 0, 95 ... ... ... ... ... ... ... Saccharosegehalt in g/100g Tabellenwert für Invertzucker in mg Umrechnung von mg in g Verdünnungsfaktor Probeneinwaage in g Lactosegehalt in g/100g Umrechnungsfaktor vor Inversion E in g Na2 S2 O3 (B - H) · T Tabellenwert t für Lactose-Verbrauch Lactose in mg Gehalt in g/100g 5,0037 14,80 7,76 28,6 5,72 6,4576 12,90 9,74 36,0 5,58 5,5247 13,85 8,75 32,3 5,84 x̄Lactose = 5, 71 g/100g, sLactose =0,13 g/100g, ∆xLactose =0,33 g/100g nach Inversion E in g Na2 S2 O3 (B - H) · T Tabellenwert t für Saccharose-Verbrauch Invertzuckergehalt in mg Gehalt in g/100g 5,0037 14,90 7,66 18,9 8,88 6,4576 12,95 9,69 24,2 8,94 5,5247 14,00 8,59 21,3 9,12 x̄Saccharose = 8, 98 g/100g, sSaccharose =0,13 g/100g, ∆xSaccharose =0,31 g/100g Der Lactosegehalt der Dessertprobe wird zu (5,71 ± 0,33) g/100g und der Saccharosegehalt zu (8,98 ± 0,31) g/100g bestimmt. 12 Praktikum LC Teil IV 3.7 Stärke Die polarimetrische Stärkebestimmung nach Baumann-Grossfeld (standardisiert nach HadornDoevelaar) beruht auf der spezifischen Drehung der Ebene monochromatischen, linear polarisierten Lichts, welche Stärke je nach Art, Behandlung und Lösungsmittelzusammensetzung verursacht. Die Stärke wird für die Untersuchung in Salzsäure gelöst und nach anschließender Klärung polarimetriert. Um die übrigen optisch aktiven Substanzen der Lösung zu erfassen, wird die Stärke im Blindversuch ausgefällt und der Drehwert des Überstands ermittelt. Da der zu erwartende Stärkegehalt in der vorliegenden Schokoladenpuddingprobe sehr gering ist und somit die Einwaage deutlich erhöht werden muss und außerdem die zu verwendende Methode normalerweise für trockene, stärkehaltige Produkte empfohlen wird, ist die Bestimmung einer Wiederfindungsrate nötig. Um dabei die Matrixeffekte zu beachten, wird dem Dessert eine definierte Menge an handelsüblicher Kartoffelstärke zugesetzt und dann der Hauptversuch durchgeführt. 3.7.1 Durchführung Modifiziert nach [1]. In einen 100-mL-Messkolben werden 10 bis 20 g der Probe eingewogen und 25 mL 0,31 M Salzsäure zugesetzt. Nach kräftigem Umschwenken fügt man weitere 25 mL der 0,31 M Salzsäure zu und gibt den Kolben für 15 Minuten in ein siedendes Wasserbad. Er wird daraufhin unter einem Wasserstrahl abgekühlt, die Lösung mit je 2 mL Carrez I und II geklärt, bis zur Marke aufgefüllt und filtriert. Der Drehwert wird in einem Polarimeterrohr mit einer Länge von 20,0 cm bestimmt. Für den Blindwert wird die Probe ebenfalls in einen 100-mL-Messkolben eingewogen, aber dann mit insgesamt 50 mL destilliertem Wasser versetzt. Die Suspension wird durch Rühren bei Raumtemperatur eine Stunde lang ausgelaugt und man gibt anschließend 5 mL 10%ige Tanninlösung und 5 mL Bleiessig zu. Der Kolben wird mit gesättigter Natriumsulfatlösung bis zur Marke aufgefüllt und die Lösung anschließend filtriert. Mit Jodlösung prüft man auf vollständige Stärkefreiheit. 50 mL des Filtrats werden in einen weiteren 100-mL-Kolben pipettiert und mit 2 mL 25%iger Salzsäure versetzt. Nun wird analog dem Hauptversuch erhitzt, abgekühlt, geklärt und polarimetriert. Die Wiederfindung erfolgt mit 10 bis 20 g des Schokoladenpuddings und etwa 0,1 g reiner Kartoffelstärke. Diese modifizierte Probe wird gründlich homogenisiert und dann dem Hauptversuch unterworfen. 13 Praktikum LC Teil IV 3.7.2 Messwerte/Berechnungen Der Stärkegehalt berechnet sich folgendermaßen: w= α · 100 · 100 181, 8 · 2 · E 1 2 Blind w α 100 181, 8 2 E ... ... ... ... ... ... Stärkegehalt in g/100g am Polarimeter abgelesene Drehung in Grad Umrechnungsfaktor spezifische Drehung von Kartoffelstärke in Grad [1] Länge des Polarimeterrohrs in dm Einwaage (bei Blindwert → Verwendung des halben Werts (siehe Durchführung)) Stärkegehalt E in g α in Grad w in g/100g 12,9044 2,90 6,181 17,9026 3,95 6,068 20,1572 → 10,0786 0,10 0,273 Um die Wiederfindung zu berechnen, muss der am Polarimeter abgelesene Drehwert αprakt. für die mit Stärke modifizierten Proben aufgeteilt“ werden. Der eine Anteil stammt von der Probe ” selbst und der andere von der zugesetzten Stärke. Der Probenwert αtheor. kann mit Hilfe des durchschnittlichen Stärkegehalts aus den Proben 1 und 2 (w̄ = 6,124 g/100g) durch Umstellen der oben genannten Gleichung berechnet werden. αtheor. = w̄ · 181, 8 · 2 · E 100 · 100 Die Wiederfindungsrate WFR ermittelt sich dann ebenfalls nach obiger Gleichung: WFR = (αprakt. − αtheor. ) · 100 · 100 181, 8 · 2 · EStärke Wiederfindung E in g EStärke in g αprakt. in Grad αtheor. in Grad WFR in % 3 17,9228 0,1896 4,80 3,99 116 4 18,8937 0,1347 4,75 4,21 112 Die Wiederfindungsrate für die Anwendung der polarimetrischen Methode auf die vorliegende Probe wird damit zu 114% bestimmt. 14 Praktikum LC Teil IV Dieses Ergebnis wird nun auf die ermittelten Stärkegehalte der Proben 1 und 2 angewendet und danach noch der Blindwert abgezogen. Man erhält den korrigierten Stärkegehalt wkorr. in g/100g. wkorr. = w · 100 − wBlind WFR 1 2 w̄korr. = 5, 09 g/100g, skorr. w̄korr. 5,14 5,04 = 0, 07 g/100g, ∆wkorr. = 0, 63 g/100g Der Stärkegehalt dieser Dessertprobe wird zu (5,09 ± 0,63) g/100g bestimmt. 3.8 Verdickungsmittel Verdickungsmittel, welche aus Polysacchariden bestehen können durch Säurehydrolyse in ihre Monosaccharide gespalten werden. Das Hydrolysat wird dann dünnschichtchromatographisch untersucht und anhand des Ergebnisses qualitativ auf das Verdickungsmittel geschlossen. 3.8.1 Durchführung Nach [2]. In einen 300-mL-Erlenmeyerkolben werden 5 g des reinen Quellstoffs eingewogen und dieser dann mit 25 mL destilliertem Wasser und 25 mL 10%iger Salzsäure aufgeschlämmt. Nun stellt man den Kolben in ein kochendes Wasserbad bis die Suspension eine dünnflüssigere Konsistenz angenommen hat. Diese Lösung wird anschließend drei Stunden unter Rückfluss gekocht und nach dem Abkühlen schließt sich eine Dünnschichtchromatographie analog der qualitativen Zuckerbestimmung an. Die Fließmittelfront liegt bei 8 cm und als Referenzen werden Glucose, Mannose, Galactose, Arabinose, Rhamnose und Xylose aufgetragen. 3.8.2 Messwerte/Berechnungen Man erhält folgendes Ergebnis (Abbildung 3). Abbildung 3: Dünnschichtchromatographische Identifizierung der Monosaccharide des Verdickungsmittels 15 Praktikum LC Teil IV Glc Man Gal 1 2 3 Ara Rham Xy Legende Glucose Mannose Galactose Fremdprobe Probe Fremdprobe Arabinose Rhamnose Xylose Zucker Rf Farbe Glucose 0,34 grün Mannose 0,38 blau Galactose 0,31 blau-braun Probe 0,31 u. 0,37 braun u. blau Arabinose 0,43 grün-braun Rhamnose 0,58 violett Xylose 0,50 grün In der Verdickungsmittelprobe werden nach der Hydrolyse Galactose und Mannose bestimmt. Damit kommen für den Quellstoff selbst Guarkernmehl, Tarakernmehl und Johannisbrotkernmehl in Frage, da nur diese drei Substanzen aus den identifizierten Monosacchariden bestehen. Dabei gibt es im Molekülaufbau dieser Verdickungsmittel verschiedene molare Mengenverhältnisse von Galactose zu Mannose. Vedickungsmittel Galactose:Mannose Guarkernmehl 1:2 [5] Tarakernmehl 1:3 [6] Johannisbrotkernmehl 1:4 [5] Anhand der Probeflecken auf der DC-Platte (Abbildung 3) wird ein Intensitätsverhältnis von Galactose zu Mannose von 1 zu 4 ermittelt. Das Verdickungsmittel, welches in dem Schokoladenpudding enthalten ist, wird zu Johannisbrotkernmehl bestimmt. 3.9 Theobromin und Vanillin Theobromin ist das Hauptalkaloid im Kakao und lässt sich aufgrund seiner Stabilität sehr gut einsetzen, um den Kakaogehalt zu bestimmen. Dazu erfolgt eine Extraktion der Probe mit ammoniakalischer Lösung und eine anschließende Klärung mit Carrez. Vanillin wird bei diesem Verfahren ebenfalls extrahiert. Die Trennung der Analyten voneinander wird mit einer Umkehrphasen-Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (RP-HPLC) erreicht und die Bestimmung gelingt durch eine UV-Detektion bei einer Wellenlänge von 275 nm, bei welcher beide Moleküle das UV-Licht absorbieren. Zur Bestätigung, dass es sich bei dem zugesetzten Aroma tatsächlich um Vanillin handelt, werden die Chromatogramme von Probelösung und Standard über die Retentionszeiten verglichen. 3.9.1 Durchführung Nach [3]. Aufgrund der Empfindlichkeit der HPLC-Anlage - speziell der Säule - wird hier grundsätzlich mit bidestilliertem Wasser gearbeitet. In ein Becherglas werden 5 bis 10 g der homogenisierten Dessertprobe eingewogen und mit 50 mL der Extraktionslösung, die aus konzentriertem Ammoniak und Wasser im Verhältnis 1 zu 4 hergestellt wird, versetzt. Man erhitzt 16 Praktikum LC Teil IV nun bis zum Sieden, lässt zwei Minuten kochen und säuert die Extraktionslösung nach dem Abkühlen mit Phosphorsäure auf pH 2 an. Nach Überführung der Lösung in einen 250-mLMesskolben wird mit je 4 mL Carrez I und II geklärt und danach der Kolben bis zur Marke aufgefüllt. Man filtriert und kann dann die entsprechend verdünnte Lösung direkt zur HPLC einsetzen. Da die beiden Analyten in sehr unterschiedlichen Konzentrationen im Schokoladenpudding vorliegen, wird für die Theobrominbestimmung eine 1 zu 25 Verdünnung verwendet und die Vanillinbestimmung mit dem unverdünnten Filtrat durchgeführt. Für die Kalibrierung werden etwa 20 mg der Standardreinstoffe in einen 10- bzw. 20-mLMesskolben eingewogen und in 2 mL Acetonitril gelöst. Man füllt den Kolben mit destilliertem Wasser bis zur Marke auf und stellt dann die Verdünnungsreihe her. Die HPLC-Anlage hat folgende Parameter: Eluenten Entgaser Pumpe Aufgabeventil Säule in Säulenofen Detektor A/D-Wandler Auswertesystem Bauteile der HPLC-Anlage Trifluoressigsäure, Acetonitril Permeations-Vakuum-Entgaser (Knauer 4-Kanal Degasser) Knauer K-1001 Pumpe mit Solvent Organizer K 1500 2-Position-6-Port-Schaltventil (Knauer mit 20 µL-Probenschleife) Multospher (CS-Chromatographie Service) UV-Detektor (Knauer K 2501) Knauer Knauer Chromatographiesoftware Säulenparameter Hersteller Multospher Säulenlänge 250 mm Innendurchmesser 3 mm Füllmaterial Kieselgel C18 Korngröße 5 µm Porengröße 120 Å Die Trennung der Analyten wird mit einer Grandientenelution erreicht. Das Volumenverhältnis der Elutionsmittel Trifluoressigsäure und Acetonitril beträgt am Anfang 90 zu 10 und wird in 20 Minuten linear auf 50 zu 50 verändert. Diese Einstellung erlaubt eine gute Trennung der Peaks von der Totzeit und untereinander. 3.9.2 Messwerte/Berechnungen Die Auswertung der Signale des Detektors übernimmt eine Chromatographiesoftware, die als Ergebnis die Flächen der Peaks und die dazugehörigen Retentionszeiten, sowie die Chromatogramme liefert (Abbildung 4). 17 Praktikum LC Teil IV HPLC-Chromatogramm 700 Theobromin Coffein Vanillin 600 500 400 300 200 100 0 -100 -200 0 5 10 15 20 Retentionszeit in min Abbildung 4: Beispielchromatogramm der HPLC-Kalibrierung Retentionszeiten Analyt Standard Probe Bermerkungen Theobromin 6,1 min 6,1 min — Coffein 10,3 min 10,5 min Kakao enthält auch das Alkaloid Coffein. Da dieses aber in einer geringeren Konzentration als das Theobromin vorliegt, werden die erhaltenen Daten nicht zur Auswertung verwendet. Vanillin 14,3 min 14,4 min Die Vermutung, dass es sich bei dem zugesetzten Aroma um Vanillin handelt, ist damit bestätigt. Die Kalibrierung wird so angelegt, dass die geringste Konzentration noch eine auswertbare Fläche liefert und bei der höchsten Konzentration der Peak nicht oben am Chromatogramm anschlägt. Theobromin Konz. in µg/mL Peakfläche 0,5016 12,7980 1,5048 39,6160 2,4992 65,0420 3,5024 92,6436 4,5056 120,3660 y = 26, 80 · x − 0, 98 Vanillin Konz. in µg/mL Peakfläche 0,5050 19,3150 1,5150 59,8020 2,5250 99,0950 3,5350 129,5011 4,5450 170,2540 y = 36, 79 · x + 2, 70 18 Praktikum LC Teil IV Kalibriergeraden 180 Vanillin 2 R = 0,9979 160 140 Peakfläche 120 100 Theobromin 2 R = 0,9998 80 60 40 20 0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 µg/mL Die Gehalte w an Theobromin und Vanillin in mg/100g berechnet man folgendermaßen: w= c · F · 250 · 100 1000 · E w c ... ... F ... 250 . . . 1000 . . . E ... Theobromin- bzw. Vanillingehalt in mg/100 g aus der Kalibriergeraden abgelesene Analytenkonzentration in µg/mL Verdünnungsfaktor Volumen des Messkolbens in mL Umrechnungsfaktor von µg auf mg Einwaage in g Theobromin c in µg/mL F E in g w in mg/100g 1,362 25 5,154 165,13 1,927 25 7,349 163,87 w̄Theobromin = 164, 5 mg/100g, sTheobromin =0,9 mg/100g, ∆wTheobromin =8,0 mg/100g Vanillin c in µg/mL F E in g w in mg/100g 1,707 1 5,154 8,278 2,344 1 7,349 7,975 w̄Vanillin = 8, 1 mg/100g, sVanillin =0,2 mg/100g, ∆wVanillin =1,9 mg/100g Der Theobromingehalt der Schokoladenpuddingprobe wird zu (164,5 ± 8,0) mg/100g und der Vanillingehalt zu (8,1 ± 1,9) mg/100g bestimmt. 19 Praktikum LC Teil IV 3.10 Zusammenstellung der Ergebnisse In der folgenden Tabelle sind die Ergebnisse der durchgeführten Analysen zusammengefasst und auch jeweils mit dem Fehlerintervall dargestellt. Da für das Verdickungsmittel keine quantitative Bestimmung vorliegt, fehlt an dieser Stelle eine Mengenangabe. Parameter Wasser Fett Lactose Saccharose Stärke Johannisbrotkernmehl Theobromin Vanillin Konzentration (67,80 ± 0,47) g/100g (5,04 ± 1,27) g/100g (5,71 ± 0,33) g/100g (8,98 ± 0,31) g/100g (5,09 ± 0,63) g/100g — (164,5 ± 8,0) mg/100g (8,1 ± 1,9) mg/100g 20 Praktikum LC Teil IV 4 Berechnung der Zutatenmengen Um die Mengen der auf der Zutatenliste genannten Inhaltsstoffe zu erhalten, müssen die Analysenergebnisse entsprechend kombiniert werden. Dazu sind Gleichungssysteme und Verhältnisgleichungen zu lösen. Voraussetzung für die Berechnung ist die Kenntnis der chemischen Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, die im folgenden in g/100g dargestellt wird.[7] Trinkvollmilch Wasser 87,4 Kohlenhydrate Lactose 4,7 Proteine Fette Mineralstoffe Theobromin 3,3 3,6 0,7 - Magermilch- schwach entölter pulver Kakao 3,5 5,6 Lactose Saccharose 50,5 10,8 Stärke 8,6 35,0 19,8 1,0 24,5 7,8 6,5 2,3 Die drei in der Tabelle genannten Inhaltsstoffe tragen alle zum Wasser- und Fettgehalt und die beiden Milcherzeugnisse zum Lactosegehalt der Probe bei. Daraus ließe sich ein Gleichungssystem mit drei Gleichungen und drei Unbekannten aufstellen. Da sich aber der Kakaogehalt direkt aus dem Anteil an Theobromin ermitteln lässt, wird dies bevorzugt und dann nur der Wasserund Lactosegehalt zur weiteren Rechnung verwendet. Vorher ist der Wassergehalt aber noch zu korrigieren, denn die Kartoffelstärke weist eine Restfeuchte von 15% auf.[8] Der Fettgehalt eignet sich aufgrund des großen Fehlerintervalls nur bedingt zur Kalkulation. 4.1 Kakaopulver Über eine Verhältnisgleichung, deren Grundlage der Gehalt am Alkaloid Theobromin bildet, berechnet sich der Kakaogehalt. 2, 3 g Theobromin 100 g Kakaopulver = xi g Theobromin wi g Kakaopulver xi wi w1 w2 = = ... ... Einzelergebnisse in g/100g (siehe 3.9) Kakaopulvergehalt in g/100g 7,18 g/100g 7,12 g/100g w̄Kakao = 7, 2 g/100g, sKakao =0,04 g/100g, ∆wKakao =0,35 g/100g Der Kakaogehalt der Schokoladenpuddingprobe wird zu (7,2 ± 0,4) g/100g bestimmt. 21 Praktikum LC Teil IV 4.2 Zucker Saccharose Der Gesamtsaccharosegehalt der Schokoladenpuddingprobe ergibt sich zum einen aus der zugesetzten Zuckermenge und zum anderen aus der Saccharose, die im Kakaopulver enthalten ist. Gesamtsaccharosegehalt (3.6) = Zuckergehalt 8,98 g/100g = x + Kakaoanteil (4.1) · Kakaosaccharose + 0,0715 · 10,8 g/100g ⇒ x = 8,21 g/100g Dabei ergibt sich die Zuckermenge aus einer Differenz zweier fehlerbehafteten Größen. Um das Fehlerintervall zu berechnen, muss das Fehlerfortpflanzungsgesetz angewendet werden, welches besagt, dass sich bei Summen und Differenzen die zugehörigen Varianzen der Absolutfehler addieren. sZucker q = q(sSaccharose )2 + (sKakao )2 (0, 13 g/100g)2 + (0, 04 g/100g)2 = = 0,14 g/100g Der Fehler wird nun, wie in Kapitel 2 angegeben, berechnet. Dabei gilt für den Freiheitsgrad f = 1, da es bei Vorliegen einer einzigen Probe nicht sinnvoll ist, die Anzahl der Freiheitsgrade in Abhängigkeit der Anzahl der jeweils durchgeführten Bestimmungen zu vergrößern. Die beste Sicherheit bietet daher der Freiheitsgrad derjenigen Methode, für die weniger Bestimmungen zu Buche stehen. In diesem Fall handelt es sich dabei um die Ermittlung des Kakaogehalts, da hier nur eine Doppelbestimmung zugrunde liegt. Der Zuckergehalt der Probe wird zu (8,2 ± 0,8) g/100g bestimmt. 4.3 Kartoffelstärke Auch der Stärkegehalt der Probe entsteht nicht allein durch den Kartoffelstärkezusatz, sondern auch hier hat das Kakaopulver mit seinem Stärkeanteil einen gewissen Einfluss. Um eine Korrektur durchführen zu können, wird angenommen, dass die im Kakao enthaltene Stärke den gleichen spezifischen Drehwinkel wie die zugesetzte Kartoffelstärke hat. Gesamtstärkegehalt (3.7) 5,09 g/100g = Kartoffelstärkegehalt = x + Kakaoanteil (4.1) · Kakaostärke + 0,0715 · 8,6 g/100g ⇒ x = 4,48 g/100g Analog 4.2 berechnet sich die Standardabweichung und das Fehlerintervall für f = 1. sKartoffelstärke q = q(sStärke )2 + (sKakao )2 (0, 07 g/100g)2 + (0, 04 g/100g)2 = = 0,08 g/100g Der Kartoffelstärkegehalt der Dessertprobe wird zu (4,5 ± 0,5) g/100g bestimmt. 22 Praktikum LC Teil IV 4.4 Trinkvollmilch und Magermilchpulver Zur Berechnung der Gehalte an Trinkvollmilch (x) und Magermilchpulver (y) in der Probe wird folgendes Gleichungssystem verwendet, wobei z1 den bereits ermittelten Kakaopulveranteil bezeichnet (siehe 4.1) und z2 für den in 4.3 bestimmten Stärkegehalt steht. Wassergehalt = Lactosegehalt = 67,80 = 0, 874 · x + 0, 035 · y + 0, 056 · z1 + 0, 15 · z2 67,80 = 0, 874 · x + 0, 035 · y + 0, 056 · 7, 15 + 0, 15 · 4, 48 66,73 = 0, 874 · x + 0, 035 · y 5,71 = 0, 047 · x + 0, 505 · y Man erhält damit die beiden Matrizen M und b und berechnet dann über (M−1 · b) die Lösungsmatrix, in der die Werte für x und y in g/100g enthalten sind. M−1 ist dabei die inverse Matrix zu M. M= M −1 0, 874 0, 035 0, 047 0, 505 ·b = x y ! = ! 76, 18 4, 22 M −1 = 1, 148 −0, 080 −0, 107 1, 988 ! b= 66, 73 5, 71 ! ! Der Trinkvollmilchgehalt der Dessertprobe wird zu 76,2 g/100g und der Magermilchpulvergehalt zu 4,2 g/100g bestimmt. Die Angabe von Fehlerintervallen für diese Endergebnisse ist aufgrund der Abhängigkeit der Größen x und y voneinander nicht möglich. Da es sich bei der Trinkvollmilch um eine Flüssigkeit handelt, ist eine Angabe in Volumeneinheiten zu bevorzugen. Dies lässt sich mit Hilfe der Dichte, die für dieses Milchprodukt mit 3,6% Fett bei 20◦ C 1030,3 kg/m3 beträgt [9], berechnen. Der Trinkvollmilchgehalt von 76,2 g/100g entspricht damit 74,0 mL pro 100g fertigem Erzeugnis. 4.5 Aroma Vanillin Der mittels HPLC bestimmte Wert für das Vanillin entspricht dem Anteil an zugesetztem Aroma. Der Vanillingehalt der Schokoladenpuddingprobe wird zu (8 ± 2) mg/100g bestimmt. 4.6 Verdickungsmittel Johannisbrotkernmehl Da für das Verdickungsmittel keine quantitative Analyse durchgeführt werden kann (siehe 1), erfolgt eine Abschätzung der zugesetzten Menge nach Literarturangaben. In [10] wird für Verdickungsmittel wie Johannisbrotkernmehl, die zu einer drastischen Viskositätserhöhung beitragen, in Kombination mit Stärke ein Zusatz in Puddings bis zu 0,3% vorgeschlagen. 23 Praktikum LC Teil IV 4.7 Zutatenbilanz Zutat Trinkvollmilch Konzentration 76,2 g/100g 74,0 mL/100g Zucker (8,2 ± 0,8) g/100g Milchpulver 4,2 g/100g Kakaopulver (7,2 ± 0,4) g/100g Kartoffelstärke (4,5 ± 0,5) g/100g Verdickungsmittel 0,3 g/100g Aroma (8 ± 2) mg/100g Damit ergibt sich die Erstrezeptur mit einer Gesamtmenge aller Zutaten von 100,6 g auf 100 g Schokoladenpudding. Diese minimale Diskrepanz kommt durch die Kombination der verschiedenen Bestimmungsmethoden, sowie durch die Fehlerintervalle zustande. Für einen Ansatz im großtechnischen Maßstab werden für 10 kg Schokoladenpudding folgende Mengen der Ausgangsstoffe vorgeschlagen. Zutat Trinkvollmilch Konzentration 7,6 kg/10kg 7,4 L/10kg Zucker 810 g/10kg Milchpulver 410 g/10kg Kakaopulver 710 g/10kg Kartoffelstärke 440 g/10kg Verdickungsmittel 29 g/10kg Aroma 1 g/10kg 24 Praktikum LC Teil IV 5 Technologische Aspekte 5.1 Herstellung der Zutaten 5.1.1 Trinkvollmilch Für dieses Milcherzeugnis wird das Ausgangsprodukt Rohmilch zuerst über grobe Filtersysteme gereinigt und anschließend im Milchseperator zentrifugiert. Dabei gelangt die Magermilch in einer Tellertrommel nach außen und der Rahm wandert nach innen. Dieser wird danach durch Homogenisierdüsen gedrückt, was zu einer gleichmäßigen Verteilung und einer Größenvereinheitlichung der Fettkügelchen führt. Um nun den gewünschten Fettgehalt der Trinkvollmilch von 3,6% einzustellen, werden die Magermilch und der homogenisierte Rahm wieder gemischt. Die Dosierung wird dabei über eine Rahmwaage gesteuert. Zur Abtötung von Mikroorganismen und zur Enzyminaktivierung findet abschließend noch eine Wärmebehandlung beispielsweise in einem Plattenerhitzer statt. Die so bearbeitete Milch wird gekühlt gelagert und kann dann weiterverarbeitet werden. Sie stellt für das Produkt Schokoladenpudding den Hauptbestandteil dar.[11] 5.1.2 Milchpulver Das Magermilchpulver wird aus Magermilch, die bei der Seperation von Rohmilch entsteht, gewonnen. Der Wassergehalt muss bei diesem Produkt auf unter 5% gesenkt werden, was durch Trocknung bzw. Eindampfen erreicht wird. Dafür gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Zum einen benutzt man die Sprühtrocknung, die in einem Trockenturm mit sich schnell drehenden Zerstäuberscheiben erfolgt, und zum anderen gibt es die Walzentrocknung, bei der die Magermilch in dünnen Schichten über beheizte Walzen geführt wird und so das enthaltene Wasser verdampft. Beide Verfahren liefern Produkte mit unterschiedlichen Eigenschaften. Das sprühgetrocknete Milchpulver hat einen besseren Geschmack und lässt sich durch einen abschließenden Instantisierungsschritt in der Herstellung später wieder gut in wässrigen Lösungen, wie beispielsweise der Milch für den Pudding, verarbeiten. Das durch Walzentrocknung gewonnene Milchpulver enthält wesentlich mehr Oberflächenfett und wird daher bevorzugt für die Schokoladenproduktion eingesetzt.[11] 5.1.3 Zucker Saccharose wird hauptsächlich aus Zuckerrüben gewonnen. Dafür müssen diese nach der Ernte mittels Kraut- und Steinefängern, sowie über Trommelwaschmaschinen intensiv gereinigt werden. Anschließend werden die Rüben in Schneidmaschinen zerkleinert, die entstehenden Rübenschnitzel eingemaischt und die Saccharose mit heißem Wasser im Extraktionsturm herausgelöst. Der Extrakt wird nun in einem zweistufigen Prozess von Nichtsaccharosestoffen gereinigt, indem dem Rohsaft im Naveau-Apparat Kalkmilch zugesetzt wird. Nach Filtration erhält man den Dünnsaft, der dann über Umlauf- oder Fallstromverdampfer über mehrere Stufen zum Dicksaft konzentriert wird. Um abschließend den Zucker zu erhalten, muss es zu einer Kristallisation kommen, deren Durchführung sowohl kontinuierlich wie auch diskontinuierlich über Verdampfungs-, Entspannungs- oder Kühlungskristallisation und mit Hilfe von 25 Praktikum LC Teil IV Impfkristallen erfolgen kann. Letztendlich wird der Rohzucker noch zentrifugiert und gesiebt und das Endprodukt steht dann zur Weiterverarbeitung bereit. Der Zucker dient in dem Dessert zum einen zur Süßung und zum anderen zur Abmilderung des leicht bitteren Geschmacks des Kakaopulvers.[11],[12] 5.1.4 Kakaopulver Um aus Kakaobohnen hochwertigen Rohkakao entstehen zu lassen, muss man sie einem Fermentationsprozess unterziehen. Dabei wird das Fruchtfleisch abgelöst, Aromavorstufen werden gebildet und die Bohnen erhalten eine braune Farbe. Während etwa 5 bis 10 Tagen wird das Produkt mit Hilfe der Sonne getrocknet, über Siebe gereinigt und zur Reduktion der Mikroorganismenanzahl thermisch behandelt. Anschließend werden die Kakaobohnen in Wurfbrechern oder durch Walzen zerbrochen und gleichzeitig die Schalen abgetrennt. Um das Aroma vollständig zu erschließen, den Feuchtigkeitsgehalt weiter zu senken und die Braunfärbung durch Melanoidbildung über die Maillard-Reaktion weiter zu fördern, erfolgt nun der Röstprozess bei 116◦ C bis 120◦ C. Für die Kakaopulverherstellung werden dem gerösteten Kakaokernbruch Alkalisalze, wie Natrium- oder Kaliumcarbonat zugesetzt und damit der pH-Wert von 5 auf 8 angehoben. Dieser Vorgang sorgt für eine Verbesserung von Geschmack, Farbe und Löslichkeit des späteren Pulvers und erleichtert das anschließende Abpressen der Kakaobutter. Unter Erwärmung auf 80◦ C bis 90◦ C wird in Topfpressen der Fettgehalt der entstandenen Kakaomasse auf etwa 20% gesenkt und man erhält den Kakaopresskuchen. Wie beim Milchpulver ist auch für das Kakaopulver ein Instantisierungsschritt vorgesehen. Dazu wird der Presskuchen in einer Dampfphase oder in einem wässrigen Aerosolnebel an der Oberfläche benetzt, wobei die Pulverteilchen zu größeren Aggregaten verkleben, die eine bessere Löslichkeit aufweisen. Nach dem Befeuchten schließt sich eine Trocknung und die Pulverisierung in Stachelwalzenbrechern und Turbomühlen an. Als Endprodukt entsteht schwach entöltes Kakaopulver, welches dem Pudding die dunkelbraune Farbe, sowie den schokoladigen Geschmack verleiht.[11],[12] 5.1.5 Kartoffelstärke Zu Beginn des Herstellungsprozess werden die Kartoffeln durch Stein- und Krautabscheider von Fremdstoffen befreit und in Schwemmrinnen und Trogwaschmaschinen gereinigt. Um die Stärkekörner freizulegen, müssen die Kartoffeln in Sägeblattreiben zum sogenannten Reibsel zerkleinert werden und dieser Brei wird dann mit Wasser verdünnt und mit SO2 versetzt, um das Ablaufen unerwünschter chemischer Reaktionen, die zu einer Farbänderung führen, zu verhindern. Die Extraktion der Kartoffelstärke aus dem Reibsel erfolgt in mehrstufigen, kontinuierlichen Zentrifugalsiebsystemen, wobei die ablaufende Rohstärkemilch Vorkonzentratoren und Seperatoren zugeführt wird. Durch eine nachfolgende Behandlung in Vakuumdrehfiltern und Strom- oder Drallrohrtrocknern wird die native Stärke mit einer Restfeuchte von 15 bis 20% erhalten. Die Stärke sorgt durch ihre Quellbarkeit für die Konsistenz des Desserts.[12] 5.1.6 Verdickungsmittel Johannisbrotkernmehl wird aus dem Endosperm des Samens des Johannisbrotbaumes durch Extraktion mit Wasser gewonnen. Um das Polysaccharid aus Mannose und Galactose dann als 26 Praktikum LC Teil IV Feststoff aus dem Extrakt herauszufällen, gibt man Salze oder organische Lösungsmittel zu. Als Dickungsmittel wirkt Johannisbrotkernmehl viskositätsfördernd und es wird zur besseren Gelbildung häufig zusammen mit anderen Hydrokolloiden, wie zum Beispiel Stärke eingesetzt.[9] 5.1.7 Aroma Bei Vanillin handelt es sich um den Hauptaromastoff der Vanille und es wird in der Lebensmittelindustrie in Form des naturidentischen Aromastoffs eingesetzt. Als Ausgangsstoff für die chemische Synthese dienen Eugenol, Guajacol oder Ligninsulfonsäure, die über mehrere Schritte zum Vanillin reagieren. Aber auch über biotechnologische Methoden ist die Gewinnung des Aromastoffs möglich, wobei hier das Produkt als natürlich“ deklariert werden darf. Das Va” nillin dient im Pudding der Abrundung des schokoladigen Geschmacks und es verringert die Bitterkeit des eingesetzten Kakaos.[13] 5.2 Herstellung des Desserts RUF“ Schokoladenpudding ” Für die Qualität des Endprodukts ist eine gleichmäßige Verteilung aller Zutaten sehr wichtig und daher müssen die Inhaltsstoffe geringer Einsatzmenge einer Vormischung unterzogen werden. Außerdem ist zu beachten, dass die Pulver mit schlechter Löslichkeit, wie Kakao und Stärke nicht zu Klumpen führen. Zu Beginn werden alle Schüttgüter, also Zucker, Milchpulver, Kakaopulver, Kartoffelstärke, Johannisbrotkernmehl und Vanillin zusammengewogen und gründlich vermischt. Dafür eignen sich Schaufelmischer (Abbildung 5), bei denen zwei Z-förmige Schaufeln durch gegenläufige Rotation die Pulver intensiv mischen oder es wird ein Trommelmischer (Abbildung 6) eingesetzt, bei dem das Mischen durch Rotation der mit Schaufeleinbauten versehenen Trommel erfolgt.[14] Abbildung 5: Schaufelmischer [14] Abbildung 6: Trommelmischer [14] Der vermischte Pulveransatz wird nun mit der gleichen Menge Trinkvollmilch versetzt und gut dispergiert.[9] Da es sich dabei um ein System handelt, aus dem sich Bestandteile abset- 27 Praktikum LC Teil IV zen können, wird für diesen Prozess vorzugsweise ein Ankerrührer verwendet (Abbildung 7).[14] Abbildung 7: Ankerrührer [14] Die restliche Trinkvollmilch wird in einem Edelstahlrührkessel aufgekocht und dann mit der Vormischung vermengt. Hier kommt ein weiterer Rührertyp zum Einsatz. Da der Pudding während des Kochprozesses eine besonders hohe Viskosität entwickelt und eine intensive Durchmischung der Innen- und Außenzonen im Kessel erforderlich ist, setzt man wandgängige Anker-, Fingeroder Wendelrührer ein (Abbildung 8).[9] Abbildung 8: Ankerrührer, Fingerrührer, Wendelrührer [9] Der fertige Pudding wird abgekühlt und anschließend über Schnecken- und Volumendosierer in Portionsverpackungen abgefüllt.[9] Je nach Anlagentechnik sind auch modifizierte Produktionswege möglich. So kann man den Zucker und die Stärke auch direkt mit der erwärmten Milch im Rührkessel vermengen, wobei eine Grundmasse entsteht, die für Endprodukte verschiedener Geschmacksrichtungen verwendbar ist. Die restlichen Zutaten werden extra abgewogen und dann mit dem Basispudding verrührt.[15] 28 Praktikum LC Teil IV 6 Diskussion der Rezeptur Die vorliegende Rezeptur des RUF“ Schokoladenpuddings ergibt ein Produkt, welches den ” sensorischen Qualitätsansprüchen genügt. Allerdings sind durch gewisse Modifikationen noch Verbesserungen der Eigenschaften und Einsparungen bei den Produktionskosten möglich. Das Dessert wird mit einem großen Anteil an Trinkvollmilch zubereitet und erhält dadurch den entsprechenden Milchgeschmack, der für ein Puddingprodukt typisch ist. Der Zusatz von Magermilchpulver ist damit bei dieser Herstellungsart im Gegensatz zu Instantprodukten, welche mit Wasser zubereitet werden, überflüssig. Der Einsatz von schwach entöltem Kakaopulver ist für die Produktion von Schokoladenpudding durchaus möglich, aber diese Kakaopulversorte wird häufiger für Trinkkakao verwendet. Für Desserts eignet sich besser die etwas herbere, stark entölte Variante, die zudem auch kostengünstiger ist. Im Vergleich zum schwach entölten Kakaopulver enthält die fettarme Sorte etwa 10% weniger Kakaobutter, welche den wertvollsten Bestandteil des Kakaos darstellt und damit den Preis bestimmt. Außerdem lässt sich das stark entölte Pulver leichter in Milch emulgieren.[11] Die Konsistenz des Puddings wird hauptsächlich durch die Verkleisterung der enthaltenen Stärke erreicht. Dieser Prozess findet erst oberhalb der sogenannten Verkleisterungstemperatur statt, was erklärt, warum dieses Fertigdessert über einen Kochprozess hergestellt werden muss. Bei der Erhitzung kommt es zunächst durch Wasseraufnahme zur Erweichung des Netzwerks der Stärkekörner und zur Viskositätserhöhung. Die Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Stärkemolekülen zerbrechen und die Amylose geht in die wässrige Lösung über. Das aufgequollene Stärkekorn besteht danach weitestgehend aus Amylopektin. Der Kochprozess verursacht einen weiteren Abbau der H-Brücken, wobei die Viskosität indirekt proportional zum Amylosegehalt der Stärke bis zu einem konstanten Wert absinkt. Beim Abkühlen werden neue Wasserstoffbrückenbindungen gebildet und das gewünschte Gel entsteht. Kartoffelstärke hat eine Verkleisterungstemperatur von 58 bis 66◦ C, welche damit im mittleren Temperaturbereich der verschiedenen Stärkearten liegt. Ihr Amylosegehalt ist mit 20 bis 27% als niedrig einzuordnen und daher ergibt Kartoffelstärke ein kleisterhaftes, schleimiges Gel mit niedriger Viskosität, welches für einen Pudding eher ungeeignet ist. Aus diesem Grund wird für das Dessertprodukt Schokoladenpudding in der Industrie normalerweise Maisstärke, die einen höheren Amylosegehalt aufweist, eingesetzt. Man erhält mit dieser Stärkeart das feste, stabile und für Puddinge typische Gel.[16] Die Zugabe von einem Verdickungsmittel wie Johannisbrotkernmehl hat beim Einsatz der geeigneten Stärkeart keinen technologischen Nutzen und erweist sich somit als unnötig. Als Fazit empfiehlt sich für einen Schokoladenpudding gleicher Qualität, aber geringerer Produktionskosten folgende Zutatenliste: Trinkvollmilch, Zucker, Kakaopulver (stark entölt), Maisstärke, Aroma Vanillin 29 Praktikum LC Teil IV 7 Kostenrechnung Die Berechnung der Kosten ist so angelegt, dass die benötigten Lösungen jeweils in einer größeren Menge, dem Verbrauch und der Haltbarkeit entsprechend, hergestellt werden und dann nur das für die Analysen benötigte Volumen auf die Rechnung umgelegt wird. Diese Vorgehensweise ist sicherlich in einem Analysenlabor üblich, da es uneffektiv wäre, für jede neue Probe sämtliche Lösungen im Kleinstmaßstab herzustellen. Der Übersichtlichkeit halber wird nur eine Zusammenfassung der Nettokosten der einzelnen Bestimmungsmethoden dargestellt. Die Preise der Chemikalien finden sich in Literatur [17], [18] und [19]. Methode Wassergehalt Fettgehalt Zucker (qualitativ) Zuckergehalt vor Inversion nach Inversion Stärkegehalt Verdickungsmittel (qualitativ) Theobromin-/Vanillingehalt Probenvorbereitung Kalibrierung HPLC Preis pro Durchführung 0,93e 2,30e 5,37e Anzahl der Durchführungen 3 2 1 Gesamtpreis 2,79e 4,60e 5,37e 0,52e 0,48e 0,59e 5,41e 3 3 4 1 1,56e 1,44e 2,36e 5,41e 0,44e 0,11e 0,66e 2 1 9 0,88e 0,11e 5,94e 30,46e Für die Bestimmung der Rezeptur des RUF“ Schokoladenpuddings belaufen sich die Kosten ” für Chemikalien inklusive der Mehrwertsteuer, die zum Durchführungszeitraum 16% beträgt, auf 35,33e. 30 Praktikum LC Teil IV Literatur [1] Matissek, Reinhard ; Schnepel, Frank-M. ; Steiner, Gabriele: Lebensmittelanalytik. 1. Auflage. Springer Verlag, Berlin, 1989 [2] Rauscher, K. ; Engst, R. ; Freimuth, U.: Untersuchung von Lebensmitteln. 2. Auflage. VEB Fachbuchverlag, Leipzig, 1986 [3] TU Dresden, Institut für Lebensmittelchemie: Skript zum Praktikum Lebensmittelchemie Teil III Bestimmung von Theobromin, Coffein und Vanillin in kaffe-, tee- oder kakaohaltigen Lebensmitteln. 2005 [4] TU Dresden, Institut für Lebensmittelchemie: Skript zum Praktikum Lebensmittelchemie Teil III Dünnschichtchromatographie. 2005 [5] Belitz, Hans-Dieter ; Grosch, Werner ; Schieberle, Peter: Lehrbuch der Lebensmittelchemie. 5. Auflage. Springer Verlag, Berlin, 2001 [6] www.sabona.de [7] Senser, Friedrich ; Scherz, Heimo ; Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie Garching (Hrsg.): Der kleine Souci Fachmann Kraut, Lebensmitteltabelle für die Praxis. 2. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 1991 [8] www.zuckerforschung.at [9] Kessler, Heinz-Gerhard: Lebensmittel- und Bioverfahrenstechnik. 3. Auflage. Verlag A. Kessler, Freising, 1988 [10] Fachgruppe Lebensmittelchemie in der GDCh (Hrsg.): Zusatzstoffe - ihre Wirkung und Anwendung in Lebensmitteln. Bd. 11. Behr’s Verlag Hamburg, 1986 [11] TU Dresden, Institut für Lebensmittel- und Bioverfahrenstechnik: Skript zur Vorlesung Lebensmiteltechnologie I und II. 2004 u. 2005 [12] Tscheuschner, Horst-Dieter (Hrsg.): Grundzüge der Lebensmitteltechnik. 2. Auflage. Behr’s Verlag Hamburg, 1996 [13] http://de.wikipedia.org [14] Stabnikow, W. N.: Verfahrenstechnische Grundlagen der Lebensmitteltechnik. 1. Auflage. VEB Fachbuchverlag Leipzig, 1983 [15] www.campina.de [16] Ternes, Waldemar: Naturwissenschaftliche Grundlagen der Lebensmittelzubereitung. 1. Auflage. Behr’s Verlag Hamburg, 1990 [17] Sigma-Aldrich Co. (Hrsg.): Fluka - Riedel-de Haën Laborchemikalien und analytische Reagenzien 2005/2006. 2004 31 Praktikum LC Teil IV [18] Sigma-Aldrich Co. (Hrsg.): Aldrich - Katalog Handbuch Feinchemikalien und Laborgeräte 2003/2004. 2002 [19] Merck KGaA Darmstadt (Hrsg.): ChemDAT - Die Merck Chemiedatenbank. 2005 32