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Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd., 60 (10). S. 217–231, 2008, ISSN 0027-7479. © Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart München Weltweit bedeutsame Gehölzphytoplasmosen Worldwide important phytoplasmal diseases of woody plants Daniel Pascal Klaehre Zusammenfassung Mit dem Trivialnamen „Phytoplasma“ werden obligat biotrophe Bakterien aus der Klasse der Mollicutes bezeichnet. Diese Erreger lösen weltweit eine Reihe von verheerenden Krankheiten an Kulturen aller Anbausparten aus. Bei krautigen Pflanzen treten dabei eher die spezifischen Schadbilder Vireszenz und Phylloidie auf. Gehölze leiden bei Befall mehrheitlich an Wuchsanomalien sowie an Frucht- und Blattdeformationen. Erkrankte Gewächse können absterben. Innerhalb ihrer pflanzlichen Wirte besiedeln Phytoplasmen den Siebteil des Phloems. Übertragen werden sie durch Vektoren, xenovegetative Veredlungsmaßnahmen, parasitische Pflanzen und Wurzelanastomosen. Ähnlich wie Viren werden sie durch präventive (z.B. Verwendung gesunden Pflanzmaterials/widerstandsfähiger Sorten) und ausbreitungsmindernde Maßnahmen (z.B. Quarantäne, Rodung befallener Pflanzen, Bekämpfung der Vektoren) bekämpft. Im vorliegenden Artikel werden die weltweit bedeutsamen Phytoplasmosen Apfeltriebsucht, Birnenverfall, Bois Noir, Chlorotisches Blattrollen der Aprikose, Elm Yellows, Flavescence Dorée, Hydrangea Phyllody und Lethal Yellowing eingehend erläutert. Dabei wird auf die Erregerart bzw. -gruppe, das Verbreitungsgebiet sowie die Übertragung und Bekämpfung eingegangen. Stichwörter: Phytoplasma, Gehölz, Baum, Palme, Bekämpfung Abstract “Phytoplasma” is the trivial name of fastidious biotrophic bacteria of the class Mollicutes. These pathogens cause devastating diseases in all crop growing branches worldwide. Infected herbaceous plants tend to show the specific syndroms of virescence and phyllody. Diseased woody plants suffer mostly from abnormal growth as well as from leave and fruit deformations. Infected plants can die back. Phytoplasmas colonise the phloem sieve tubes in their plant host. They are transmitted by vectors, grafting, parasitic plants and root-grafts. Similar to virus diseases, the control measures aim to prevent an infection (e.g. use of healthy planting material/robust cultivars) or to inhibit the spread of the pathogen (e.g. quarantine, eradication of infected plants, vector control). The present article focuses mainly on the worldwide important phytoplasmal syndromes Apple proliferation, Pear decline, Bois noir, Apricot chlorotic leaf roll, Elm yellows, Flavescence dorée, Hydrangea phyllody and Lethal yellowing. The article reviews the causal agents, the distribution area as well as the transmission and control of each disease. Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 60. 2008 Key words: Phytoplasma, woody plant, tree, palm, control Einleitung Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Phytoplasmen einleitend vorzustellen um alsbald gesondert auf wichtige Gehölzphytoplasmosen und deren Charakteristika einzugehen. Nomenklatur und Taxonomie Phytoplasmen (früher MLO = mycoplasma-like organisms) sind obligat biotrophe Bakterien aus der Klasse der Mollicutes. Sie gehören zu den kleinsten lebenden, selbstreplizierenden Organismen. Weltweit befallen sie Pflanzen aus allen Anbausparten (STRETEN und GIBB, 2006). Vor allem erzeugen sie große Schäden in allen pflanzenbaulichen Branchen, die mit Gehölzen arbeiten (HEGELE, 2001). Da Phytoplasmen nicht in axenische Kultur genommen werden können, ist es nicht möglich, sie durch klassische bakteriologische Einteilungen an Hand biochemischer, physiologischer und kulturspezifischer Charakteristika zu untergliedern. Die erste einheitlichere binäre Nomenklatur kam Mitte der 1990'er Jahre unter Verwendung molekularbiologischer Methoden (PCR = Polymerase Chain Reaction/RFLP = Restriction Fragment Length Polymorphism) auf. Durch Abgleich der Sequenz des bekanntesten Prokaryontengens, der ribosomalen 16S RNA, wurden verschiedene Phytoplasmen in phylogenetische Gruppen eingeteilt und nach ihrem pflanzlichen Hauptwirt benannt (SEEMÜLLER et al., 1994; SEEMÜLLER et al., 1998a). Bei LEE et al. (1998a) wurden diese Gruppen wiederum in Subgruppen gegliedert und bei LEE et al. (2000) finden sich daneben Unterteilungen der Subgruppen an Hand ribosomaler Proteine (rp). Ebenfalls Mitte der 1990'er-Jahre wurde auf einem Meeting der International Organisation for Mycoplasmology (IOM) bzw. des International Research Project for Comparative Mycoplasmology (IRPCM) in Bordeaux beschlossen, Candidatus-Spezies der Phytoplasmen zu beschreiben (FIRRAO, 2006, persönl. Mitteilung). Da sie nur an Hand von Genübereinstimmung charakterisiert sind, wird der Gattung Phytoplasma der Ausdruck Candidatus (Ca.) vorangestellt, zur Kennzeichnung dass es sich bei ihnen um ein unregulär gebildetes Bakterientaxon handelt. Unterschieden werden die Arten hierbei mittels der mindestens 97,5%igen Sequenzgleichheit der 16S rRNA. Sind die Genabfolgen zweier Phytoplasmenisolate zu 97,5% identisch, so werden sie nur zu zwei eigenen Arten wenn folgende drei Gesichtspunkte erfüllt sind: 218 Daniel Pascal Klaehre: Weltweit bedeutsame Gehölzphytoplasmosen 1. Die zwei Phytoplasmen werden von zwei verschiedenen Vektoren übertragen. 2. Die zwei Phytoplasmen parasitieren zwei unterschiedliche Wirte (oder erzeugen zumindest signifikant andere Symptome am gleichen Wirt). 3. Die zwei Phytoplasmen können durch serologische oder molekularbiologische Methoden signifikant voneinander unterschieden werden (FIRRAO et al., 2005). Symptome Vireszenz und Phylloidie sind die spezifischsten Symptome eines Phytoplasmenbefalls (NIENHAUS und KIEWNICK, 1998). An infizierten Gewächsen sind grundsätzlich Blütenanomalien eher an krautigen Pflanzen und Verzweigungsanomalien eher an Gehölzen anzutreffen (MARWITZ, 1990; SEEMÜLLER, 1992). Die Lebensdauer der befallenen Pflanzen kann normal ausfallen oder sie gehen am Befall vorzeitig zu Grunde. Das mag daran liegen, dass biotrophe Erreger, wie Phytoplasmen, üblicherweise geringere Schäden an ihrem Wirt verursachen als Nekrotrophe, welche auf ein (partielles) Absterben ihres Wirts angewiesen sind (MAUDE, 1996). Ebenso können die Symptome an infizierten Pflanzen wieder verschwinden (MESCALCHIN und MATTEDI, 2003; OSLER und ERMACORA, 2003). Lokalisation in planta und Pathogenese Phytoplasmen sind in ihren pflanzlichen Wirten intrazellulär im Siebröhrenteil des Phloems lokalisiert, mit dessen Saftstrom sie sich teils systemisch im Wirt ausbreiten. Dabei befinden sie sich in jungen Siebröhren intracytoplasmatisch, wohingegen sie in Ausgewachsenen extracytoplasmatisch vorkommen (COUSIN und BOUDON-PADIEU, 2002). Innerhalb der Siebröhren sind sie ungleichmäßig verteilt. Überdies sind sie teilweise in der Lage, in den Siebröhren von perennierenden Pflanzen im Herbst wurzelwärts und im Frühling sprosswärts zu wandern. Dadurch überdauern sie den Winter, da ihr Habitat – das oberirdische Phloem – in der Dormanzphase abstirbt (HEGELE, 2001). Die Pathogene schwimmen mit dem Saft des Phloems und stauen sich an den Siebplatten (REINERT, 1999). Durch die Siebporen können sie mittels Streckung und Kontraktion ihrer pleomorphen Konformation gelangen und sich unterschiedlichen osmotischen Drücken im Phloemsaft anpassen (ELSTNER, 1996; NARAYANASAMY, 1997). Infizierte Pflanzen können verstärkt Kallose an den Siebporen ablagern, wodurch diese verjüngt oder verstopft werden (LORENZ, 1995). Das Bastgewebe wird nekrotisch, was an Veredlungsstellen mit dem bloßen Auge oder in anderen Fällen durch das Mikroskop zu sehen ist. Häufig ist daraufhin die Bildung von Ersatzphloem und erhöhte Kambiumaktivität festzustellen (HEGELE, 2001). Da das Kambium länger aktiv bleibt, wird bis zum Ende der Vegetationsperiode junges, frostanfälliges Phloem gebildet, das während des Winters abstirbt und verbräunt (SEEMÜLLER, 1992). Durch die Kalloseablagerungen, den Ausfall des Leitgewebes sowie dichtgepackte Phytoplasmen kommt es zur Unterbrechung des Assimilationsstromes oder Transportinhibitionen und damit zur direkten Schädigung der Pflanze (GRUNEWALDT-STÖCKER und NIENHAUS, 1977). Dieser Sachverhalt führt zum einen zur Mangelernährung auf der SinkSeite, was im Absterben der Wurzeln enden kann. Andererseits kommt es zum Assimilatstau auf der Source-Seite, was zu einer Amyloseakkumulation in den Chloroplasten und im Spross führt (REINERT, 1999). Übertragung Übertragen werden Phytoplasmen vorwiegend durch phloemsaugende Schädlinge und xenovegetative Vermehrungsmethoden, ebenso wie durch parasitische Pflanzen sowie Wurzelanastomosen zwischen Nachbarpflanzen. Nach einer Inokulation werden die ersten Symptome häufig erst nach 1 bis 2 Jahren sichtbar oder die Pflanzen bleiben symptomlos. Die meisten Insektenvektoren der Phytoplasmen gehören den Auchenorrhyncha (Zikaden) und Psylloidea (Blattflöhe bzw. Blattsauger) an (WEINTRAUB und BEANLAND, 2006). In einigen Fällen wird eine Phytoplasmose nur von einer bestimmten Art übertragen. In anderen Fällen können mehrere Insekten die Vektoren sein (LEE et al., 1998b). Der Übertragungsmodus verläuft immer nach folgendem Schema: Die Insekten nehmen beim Saugen an infizierten Pflanzen die Erreger auf. Diese durchwandern den Verdauungstrakt und gelangen in die Leibeshöhle des Vektors, indem sie die Darmwand durchdringen. Während der Inkubationszeit vermehren sie sich im Hämolymphstrom und gelangen mit ihm in die sekretorischen Zellen. Dort vermehren sie sich stark. Ab einer bestimmten Besiedlungsdichte erfolgt beim nächsten Saugvorgang die Vektion, da Speichel zur Befeuchtung der Mundwerkzeuge abgegeben wird (ELSTNER, 1996). Phytoplasmen sind im Vektor persistent und propagativ, werden jedoch nicht an die Eier weitergegeben (AGRIOS, 2005). Es gibt allerdings auch Berichte über die transovariale Weitergabe (NIENHAUS, 1985; TEDESCHI et al., 2006). Da sich Phytoplasmen in ihrem Pflanzenwirt verteilen, werden sie bei allen xenovegetativen Vermehrungsarbeiten übertragen. Unterlage und Edelsorte infizieren sich reziprok durch das Verwachsen des Basts. Das klassische Beispiel hierfür ist die vermeintliche Unverträglichkeitsreaktion durch Birnenverfall (MAC CÁRTHAIGH et al., 1997). Auf ähnliche Art und Weise wie bei der xenovegetativen Vermehrung vollzieht sich der Transmissionsvorgang von einer infizierten Pflanze über parasitische Pflanzen an Gesunde. Nur die Holoparasiten Cuscuta spp. (Convolvulaceae), Striga spp. (Scrophulariaceae) und Orobranche spp. (Orobanchaceae) dringen mit Haustorien in den Siebteil ihrer Wirte ein und können somit Phytoplasmen von infizierten Wirten aufnehmen und weitergeben (SCHLÖSSER, 1997). Die Übertragung durch Cuscuta-Parasitismus wurde häufig in Versuchen verwendet, da diese Gattung schon für die Transmission nicht mechanisch übertragbarer Viren bekannt war (HOFFMANN et al., 1994). Zwar spielen Striga und Orobanche als bedeutende Unkräuter vor allem in wärmeren Regionen eine Rolle, jedoch beschränkt sich ihr Wirtskreis auf krautige Pflanzen. Schon durch ihre direkte Schadwirkung sind diese Pflanzen gefürchtet, so dass ihre Vektorfunktion bei ihrer Bekämpfung wohl nur von untergeordneter Bedeutung ist (HOFFMANN et al., 1994; AGRIOS, 2005). Lediglich Cuscuta befällt auch Gehölze (SCHLÖSSER, 1997), was durch Artnamen wie Weiden-Seide (Cuscuta gronovii Willd.) und Pappel-Seide (Cuscuta lupuliformis Krock.) evident wird. Wirkliche Berichte über phytoplasmeninfizierte Seiden fußen aber fast ausschließlich auf Übertragungsexperimenten. So wurde z. B. Cuscuta odorata Ruiz et Pay. mit Apfelproliferation infiziert (SCHNEIDER und SEEMÜLLER, 1990). Die Vektion von Phytoplasmen durch Cuscuta ist also möglich, wurde aber meist experimentell verwendet, um durch Übertragung auf Indikatorpflanzen die Überwindung der Artgrenze von verschiedenen Phytoplasmen nachzuweisen oder in den krautigen Bioindikatoren höhere Pathogentiter für anschließende Nachweisverfahren zu erreichen (HEGELE, 2001). Daneben können Cuscuta spp. zur Übertragung in modifizierten Kochschen Postulaten genutzt werden. Wurzelanastomosen können ein weiterer Inokulationsweg sein. So soll es zwischen den Bäumen einer Art in AnpflanzunNachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 60. 2008 Daniel Pascal Klaehre: Weltweit bedeutsame Gehölzphytoplasmosen gen häufig zu Verwachsungen der Wurzeln kommen, z.B. bei Ulmen. Bei unverwandten Taxa ist diese Weise der Ausbildung einer Phloembrücke eher selten. Berichte von epiphytotischer Ausbreitung der Elm Phloem Necrosis bei dichtgepflanzten Alleebäumen bestätigen, dass Phytoplasmen auf diese Weise übertragen werden können (SELISKAR und WILSON, 1981). Diese Art der Erregerweitergabe wird in der entsprechenden Literatur oft nicht explizit genannt. Sie sollte aber in den gängigen Agrarmonokulturen eine große Rolle spielen. Bekämpfung Zur Bekämpfung von Phytoplasmen werden – ähnlich wie gegen Viren und Viroide – vorwiegend präventive oder indirekte Methoden eingesetzt, da die Auswirkungen der Anwendung wirksamer Pflanzenschutzmittel meist in keiner Relation zum Eingriff in die Umwelt stehen. Bekämpfungsmaßnahmen sind v.a. Quarantäne, die Verwendung gesunden Pflanzmaterials (durch Wärme- und Regenerationstherapie oder Aussaat gewonnen), der Einsatz widerstandsfähiger Sorten und die Bekämpfung der Vektoren. Weltweit bedeutsame Phytoplasmosen Folgend werden weltweit bedeutende Gehölzphytoplasmosen an Hand ihrer pflanzlichen Wirte gegliedert eingehend erläutert. Dabei werden Krankheiten oder pflanzliche Wirte aus pragmatischen Gründen teils zusammengefasst abgehandelt. Cocos nucifera L. und Phoenix L. spp. – Palm Lethal Yellowing Erreger. Die Krankheitserreger stammen aus der Coconut Lethal Yellows bzw. Lethal Yellowing Group/16SrIV (SEEMÜLLER et al., 1994; LEE et al., 1998a; SEEMÜLLER et al., 1998a; LEE et al., 2000). 219 (Mart.) L. H. Bailey, Borassus flabellifer L., Carludovicia palmata Ruiz et Pav., Cocos nucifera L., Caryota mitis Lour., Caryota rumphiana Mart., Chelyocarpus chuco (Mart.) H. E. Moore, Corypha elata Roxb., Corypha taliera Roxb., Crysophila warsecewiczii (H. Wendl.) Batlett, Cyphophoenix nucele H. E. Moore, Dictyosperma album (Bory) H. Wendl. et Drude ex Scheff., Dypsis cabadae (H. E. Moore) Beentje et J. Dransf., Gaussia attenuata (O. F. Cook) Becc., Howea belmoreana (C. Moore et F. Muell.) Becc., Howea fosteriana (C. Moore et F. Muell.) Becc., Hyophorbe verschaffeltii H. Wendl., Latania lontaroides (Gartn.) H. E. Moore, Livistona chinensis (Jacq.) R. Br. ex Mart., Livistona rotundifolia (Lam.) Mart., Nannorrhops ritchiana (Griff.) Aitch., Neodypsis decaryi Jumelle, Pandanus utilis Bory, Phoenix canariensis hort. ex Chabaud, Phoenix reclinata Jacq., Phoenix remota Becc., Phoenix rupicola T. Anderson, Phoenix sylvestris (L.) Roxb., Pritchardia affinis Becc., Pritchardia pacifica Seem. et H. Wendl. ex H. Wendl., Pritchardia remota (Kuntze) Becc., Pritchardia thurstonii F. Muell. et Drude, Ravenea hildebrandtii H. Wendl. ex Bouché, Syagrus schizophylla (Mart.) Glassman, Trachycarpus fortunei (Hook.) H. Wendl., Veitchia arecina Becc., Veitchia merrillii (Becc.) H. E. Moore und Veitchia montgomeryana H. E. Moore (MARAMOROSCH und HUNT, 1981; TSAI, 1992; ARELLANO und OROPEZA, 1995; SMITH et al., 1997; ELLIOTT et al., 2004). Symptome. Bei einem Befall werden zuerst unreife Früchte abgestoßen. Alsbald sterben die Blüten ab. Danach vergilben und verbräunen die Wedel von unten nach oben am Stamm, wie in Abb. 1 zu sehen ist. Letzten Endes stirbt die Apikalknospe ab, und häufig entblättert sich der Stamm im Endstadium der Infektion so, dass er einem Telefonmast ähnelt (s. Abb. 2). (ELLIOTT et al., 2004; HARRISON und ELLIOTT, 2007a). Verbreitungsgebiet. Die Krankheit trat bislang in Indien, Indonesien, der Karibik, Malaysia, Mittelamerika, Ost- und Westafrika und den USA auf (SMITH et al., 1997; MPUNAMI et al., 1999; HARRISON et al., 2002). Wirtspflanzen. Folgende Palmen werden befallen: Adonidia mcdanielsi H. E. Moore, Aiphanes lindeniana (H. Wendl.) H. Wendl., Allagoptera arenaria (Gomes) O. Kuntze, Arenga engleri Becc., Arikuryroba schizophylla Übertragung. Der derzeit einzig bekannte Überträger der Krankheit ist die Zikade Myndus crudus, deren Verbreitungsgebiet auf Nord- und Mittelamerika sowie die Karibik beschränkt ist (PLOETZ et al., 1994; MPUNAMI et al., 1999). Die Auchenorrhyncha Nzinga palmivora und Myndus adiopodoo- Abb. 1. Symptomatische Cocos nucifera L. in Ghana (Courtesy Behrens/Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit). Abb. 2. Abgestorbener Kokospalmenbestand in Ghana (Courtesy Behrens/Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit). Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 60. 2008 220 Daniel Pascal Klaehre: Weltweit bedeutsame Gehölzphytoplasmosen Abb. 3. Unterschiedlich vireszente Blumen einer japanischen Gartenhortensie (Courtesy Kitamura/Kyoto university – Graduate school of agricultural science). Abb. 5. Hexenbesen an einem 'Golden Delicious'-Zweig aus Frankreich (Courtesy Lemoine/INRA). Abb. 4. Vollends vergrünte Blumen einer Hydrangea macrophylla L. aus Japan (Courtesy Kitamura/Kyoto university – Graduate school of agricultural science). meensis wurden in Ghana als Coconut Lethal Yellowing Überträger in Betracht gezogen, was sich jedoch nicht bestätigte (DOLLET, 1994; MARAMOROSCH, 1999). Imagos von Myndus crudus leben polyphag an Palmen. Die Larvenstadien saugen an den Wurzeln verschiedener Gräser wie Cynodon dactylon (L.) Pers., Paspalum notatum Flüggé und Stenotaphrum secundatum (Walter) Kuntze. Da der Vektor fast nur in den Tropen vorkommt, werden ohne Unterbrechung ganzjährig Generationen gebildet (SMITH et al., 1997). Im kälteren Klima von Texas trat die Krankheit auch an verschiedenen Phoenix L. spp. auf. Ebenso konnte Myndus crudus vereinzelt in diesem Staat nachgewiesen werden. Trotzdem wird davon ausgegangen, dass der Erreger dort von anderen Zikadentaxa verbreitet wird. Diese Annahme beruht unter anderem darauf, dass der Phytoplasmenstamm, der aus den Dattelpalmen isoliert werden konnte, sich genetisch vom Erreger des Coconut Lethal Yellows unterscheidet (FIRRAO, 2004; HARRISON und ELLIOTT, 2007b). Bekämpfung. Zur Bekämpfung der Krankheit können bislang noch keine wirklich effizienten Empfehlungen gegeben werden. Die Kontrolle der Vektorpopulation mit Insektiziden zeigt nur geringe Erfolge aus epidemiologischer Sicht. Ebenso steht der Behandlungsaufwand dazu in keiner Relation (BEEN, 1995; Abb. 8. Chlorotische Blätter, eines bereits fortgeschritten symptomatischen Aprikosenbaums in der Schweiz (Courtesy Ramel/Agroscope ACW Nyon). ELLIOTT et al., 2004). Durch Mulchen mit Pinienrinde um die Kokosnussstämme kann der Larvenbesatz des Vektors in Plantagen gesenkt werden (WEINTRAUB und BEANLAND, 2006). Auch wäre es denkbar, die Wirtspflanzen der Myndus crudus-Nymphen in Anlagen durch Einsaat anderer Gräser zu unterdrücken (BEEN, 1995). Jedenfalls sollten befallene Palmen gerodet werden, auch wenn mit dieser Methode die Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 60. 2008 Daniel Pascal Klaehre: Weltweit bedeutsame Gehölzphytoplasmosen 221 Abb. 9. Abgestorbene Aprikose in einer Schweizer Plantage – der Nachbarbaum zeigt gerollte Blätter (Courtesy Gugerli/ Agroscope ACW Nyon). Abb. 12. Links sind gesunde Leitbündel zu sehen. In der Mitte befindet sich der Bast einer infizierten Ulme. Rechts ist das Phloem bereits nekrotisch verbräunt (Courtesy W. A. Sinclair/ Cornell University, Dept. Plant Pathology, Ithaca, NY, USA). Abb. 14. Rot gefärbte Blätter einer erkrankten 'Spätburgunder'-Rebe (Courtesy M. Maixner/JKI). Abb. 10. Verfrühte Rotfärbung des Laubs einer Birne in Österreich (Courtesy Steffek/AGES). Krankheitsausbreitung ebenso nur wenig gehemmt werden kann (PLOETZ et al., 1994; AGRIOS, 2005). In tropischen Gebieten könnte die Cross Protection eine adäquate Bekämpfungsmethode darstellen. Da der Vektor dort ganzjährig präsent ist (es ist kein Überwinterungsstadium notwendig), könnten gering virulente Stämme in ihrer Prämunisierungsfähigkeit geprüft werden. In Florida und Jamaika wurden, nach dem fast gänzlichen Absterben von Cocos nucifera L. 'Jamaica Tall'-Beständen, in den 1970/80'er-Jahren die widerstandsfähigen Sorten 'Malayan Dwarf' und 'Maypan' ('Malayan Dwarf' x 'Panama Tall') gepflanzt. Diese Sorten starben aber in letzter Zeit ebenso an Infektionen mit 16SrIV-Phytoplasmen ab und zeigten sich in Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 60. 2008 afrikanischen Anbaugebieten, in denen andere Stämme von 16SrIV-Phytoplasmen vorkommen, selten als wenig anfällig (MPUNAMI et al., 1999; FIRRAO, 2004). Seit einigen Jahren wird verstärkt an neuen Sorten gezüchtet, die die Eigenschaften Resistenz, Kleinwüchsigkeit, Stresstoleranz, Windfestigkeit, gute und frühe Erträge sowie hohe Kopraqualität vereinen. Markergestützte Selektion und in vitro Kulturtechniken beschleunigen dabei die Züchtungsarbeit (ASHBURNER, 1995; MPIZ, 2001). Wenig anfällige, neuere Kokossorten wie 'Fiji Dwarf', 'Indian Green Dwarf', 'Sri Lanka Yellow Dwarf', 'Malayan Dwarf' x 'Niu Leka' und 'King' müssen noch auf ihre Anbau- und Verarbeitungseigenschaften geprüft werden (BEEN, 1995; ELLIOTT et al., 2004). Weil 16SrIV-Phytoplasmen in Dattelpalmen im Orient und in Nordafrika noch nicht nachgewiesen wurden, bestehen noch keine Bekämpfungsstrategien zur Erhaltung dieser wichtigen Kultur. Phoenix canariensis hort. ex Chabaud schien zumindest in Florida relativ unanfällig für diese Krankheit zu sein, ebenso Phoenix roebelenii O'Brien (CICLY, 2005). Diese 222 Daniel Pascal Klaehre: Weltweit bedeutsame Gehölzphytoplasmosen Abb. 6. Spezifisches Symptom. Vergrößerte Nebenblätter, hier bei 'Golden Delicious', aufgenommen in Frankreich (Courtesy Lemoine/INRA). Abb. 7. Kleinfrüchtigkeit hervorgerufen durch einen Apfeltriebsuchtbefall – in der Mitte befindet sich die Frucht eines gesunden Baums (Courtesy Lemoine/INRA). Abb. 11. Unspezifische Absterbesymptome an einem Birnenhochstamm in Bayern (Courtesy Kreckl/LfL – IPS). Spezies können jedoch Phoenix dactylifera L. nicht ersetzen. Der Befall in Texas zeigt, dass Phoenix L. spp. von einer Infektion nicht ausgenommen sind. Zur Erhaltung pathogenfreien Pflanzguts von Palmen sollte die Meristemkultur genutzt werden. Bei der Pflanzung in Plantagen sollten dann möglichst verschiedene, tolerante Genotypen mit ähnlichen Kultureigenschaften verwendet werden, um die Krankheitsausbreitung zu erschweren. Hydrangea macrophylla L. – Hydrangea Phyllody und Japanese Hydrangea Phyllody Erreger. Candidatus Phytoplasma asteris (LEE et al., 2004a) bzw. Aster Yellows Group Phytoplasmen (SEEMÜLLER et al., 1994; SEEMÜLLER et al., 1998a), 16SrI, Subgruppen 16SrI-A und 16SrI-B (LEE et al., 1998a; LEE et al., 2000) sind die Erreger der Hydrangea Phyllody in Europa. Die assoziierten Phytoplasmen unterschieden sich in verschiedenen Ländern genetisch (LEE et al., 2004a). Candidatus Phytoplasma japonicum (SAWAYANAGI et al., 1999) bzw. eine Phytoplasmaspezies aus der Stolbur Group/ 16SrXII (SEEMÜLLER et al., 1994; SEEMÜLLER et al., 1998a; LEE et al., 1998a; LEE et al., 2000) ist der Erreger der Japanese Hydrangea Phyllody in Japan. Aster Yellows Group-Phytoplasmen befallen verschiedenste krautige und holzige Pflanzen (LEE et al., 2004a). Candidatus Phytoplasma japonicum wurde bislang nur in Hortensien nachgewiesen (SAWAYANAGI et al., 1999). Abb. 13. Hexenbesenwuchs an einem infizierten Ulmenzweig (Courtesy W. A. Sinclair/Cornell University, Dept. Plant Pathology, Ithaca, NY, USA). Symptome. Obwohl die Erreger sich genetisch unterscheiden, treten die gleichen Symptome bei einem Befall auf. Die Blüten werden vireszent oder es kommt zur Phylloidie (s. Abb. 3 und 4). Dabei können die Blumen verkleinert ausfallen. Die Blätter können entlang der Adern vergilben oder rötlich werden. Manchmal kommt es auch zu Verzwergung und Verfall der Pflanzen. Zudem kann der Befall latent auftreten (NIENHAUS und KIEWNICK, 1998; MARZACHI et al., 1999; SAWAYANAGI et al., 1999). Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 60. 2008 Daniel Pascal Klaehre: Weltweit bedeutsame Gehölzphytoplasmosen Verbreitungsgebiet. Das Syndrom wurde bislang nur in Belgien, Frankreich, Italien bzw. in Japan beobachtet (LEE et al., 2000; LEE et al., 2004a). Übertragung. 16SrI-A- und 16SrI-B- und 16Sr-C-Phytoplasmen können durch mehr als 30 Insektenspezies übertragen werden (LEE et al., 2004a). Ein spezifischer Vektor ist weder in Europa noch in Japan bekannt. Bekämpfung. Von STAHL et al. (1993) und NIENHAUS und KIEWNICK (1998) wird empfohlen, befallene Pflanzen zu vernichten und nicht zur generativen Vermehrung zu nutzen. Dies scheint aus epidemiologischer Sicht wegen des weiten Wirtsspektrums der Aster Yellows Phytoplasmen sinnvoll. In Japan hingegen sind Hortensien mit vergrünten oder verlaubten Blüten gerade in Mode, was auch aus Sicht des Kultivateurs positiv zu beurteilen ist (KESUMAWATI et al., 2006). Da die infizierten Pflanzen eine geringere Vitalität aufweisen, ist nämlich mit verstärkten Nachkäufen zu rechnen. Bei Poinsettien (Euphorbia pulcherrima Willd. ex Klotzsch) ist es Usus phytoplasmeninfizierte Sorten zu verwenden, da diese den Apikalwuchs der Pflanzen bremsen. Gedrungene, für die Platzierung auf der Fensterbank prädestinierte Wuchstypen der Poinsettien existieren erst, seitdem phytoplasmeninfizierte Sorten verwendet werden (PONDRELLI et al., 2002). Außerdem sind für Candidatus Phytoplasma japonicum keine Nebenwirte bekannt (LEE et al., 2000). Allerdings ergeben sich Probleme mit der Stabilität des Merkmals. Es zeigte sich, dass das Erbgut und die Phytoplasmenkonzentration einen entscheidenden Einfluss auf die Ausbildung grüner Blumen haben. Je höher die Konzentration der Phytoplasmen ist, desto stabiler wird das Merkmal in der Vermehrung weitergegeben (KESUMAWATI et al., 2006). Geringe Einstrahlung und niedrige Temperaturen erhöhen die Konzentration an Phytoplasmen und können genutzt werden (PONDRELLI et al., 2002; KESUMAWATI et al., 2006). Malus domestica Borkh. – Apple Proliferation bzw. Apfeltriebsucht Erreger. Candidatus Phytoplasma mali, aus der Apple Proliferation Group/16 SrX-A (SEEMÜLLER und SCHNEIDER, 2004). Nebenwirte. Verschiedene Malus L. spp. werden ebenfalls vom Erreger befallen. Daneben konnten selten Infektionen mit Candidatus Phytoplasma mali an Carpinus betulus L., Convulvulus arvensis L., Corylus avellana L., Crataegus monogyna Jacq., Prunus salicina Lindl., Pyrus communis L., Pyrus pyrifolia (Burm. f.) Nakai, Quercus robur L., Quercus rubra L. diagnostiziert werden (NEMETH, 1986; LEE et al., 1995; MARCONE et al., 1996; MARCONE et al., 1999; SCHNEIDER et al., 1997; DEL SERRONE et al., 1998; SEEMÜLLER, 2002). Symptome. Erkrankt ein Baum an der Apfeltriebsucht, so bildet dieser typischerweise Hexenbesen (= vorzeitige Seitenverzweigungen) und vergrößerte, stark gezahnte Nebenblätter aus (siehe Abb. 5 und 6). Wesentlicher ist jedoch, dass nur kleine fad schmeckende Früchte angesetzt werden, wie in Abb. 7, die auch nicht als Industrieobst vermarktet werden können (OEPP/EPPO, 2006a). Verbreitungsgebiet. Das Pathogen ist nur in Europa verbreitet und wird in der EG-Richtlinie 2000/29 als Quarantäneschadorganismus gelistet (SMITH et al., 1997). Übertragung. Bei den meisten xenovegetativen Vermehrungsarbeiten wird Candidatus Phytoplasma mali übertragen. Allerdings wandern die Phytoplasmen im Winter im Baum wurzelwärts, da ihr Habitat in dieser Jahreszeit abstirbt. DesNachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 60. 2008 223 wegen können in begrenzten Perioden (v.a. Februar/März) keine Erreger durch Veredlungsarbeiten weitergegeben werden (PETRUSCHKE, 2003). Heutzutage wird der Sommerapfelblattsauger Cacopsylla picta (Synonym: Cacopsylla costalis) als effizientester Vektor angesehen (CARRARO et al., 2001; SEEMÜLLER et al., 2003; VINDIMIAN et al., 2003). Daneben spielt auch der Weißdornblattsauger Cacopsylla melanoneura zumindest in Nordwestitalien eine gewisse Rolle in der Krankheitsverbreitung (TEDESCHI und ALAMA, 2004). Ob Wurzelanastomosen, z. B. bei Nachpflanzungen, einen Übertragungsweg darstellen, ist nicht klar erwiesen. Verschiedene Versuche zur Evaluierung dieser Transmissionsform befinden sich noch in der Auswertungsphase (FRIED und HARZER, 2003). Bekämpfung. Zur Eindämmung der Krankheitsausbreitung sollte bei Neuanlagen ausschließlich virusfreies (also auch phytoplasmenfreies) Pflanzmaterial verwendet werden (AGRIOS, 2005). Befallene Bäume müssen gerodet und vernichtet werden, ebenso die Wurzelstöcke (BRANZ und DOLZANI, 2005). Auch sollten stark befallene Altanlagen (in Südtirol: mehr als 20% der Bäume einer Anlage) ganz gerodet und neu bepflanzt werden (BIGARAN et al., 2003). Durch Monitoring könnten befallene Nebenwirte (siehe oben) entlarvt und gerodet werden. Streuobstanlagen sind häufig stark infiziert und sollten in Anbaugebieten möglichst gefällt werden (FRIED, 2003). Unkraut und Wurzelschosser sind unbedingt zu entfernen, da dadurch Vektoren Ausbreitungs- und Futtermöglichkeiten entzogen werden (NEMETH, 1986). Cacopsylla picta sollte als effizientester Vektor beim Auftreten in der Anlage – also schon ab wenigen Exemplaren bei Bonitierung von über 500 Pflanzenorganen – bekämpft werden. In Deutschland wurde festgestellt, dass diese als Imago an unbekannten Pflanzen überwinternde Art den Erreger im Vorjahr aufnimmt und ab dem zeitigen Frühjahr nach Zuwanderung in Apfelanlagen überträgt (JARAUSCH et al., 2004). Ebenso wurden auch Übertragungen durch spätere Generationen von Cacopsylla picta diagnostiziert (WOLF und ZELGER, 2006). In Südwestdeutschland und Südtirol konnten durch Klopfproben gefangene, überwinternde Tiere in Anlagen ab März/April festgestellt werden (SEEMÜLLER et al., 2003; WOLF und ZELGER, 2006). Insgesamt verbleibt der Sommerapfelblattsauger wohl bis Ende September in den Plantagen (FRANKENHUYZEN und STIGTER, 2002). Da der Sommerapfelblattsauger langwierig und unstetig in die Anlagen wandert (ca. 6 Wochen lang), fällt die Bekämpfung schwer. Auch durch flächendeckende, intensive Behandlung kann die überwinterte Generation kaum eliminiert werden. Effizienter ist die Bekämpfung der Larven in der Nachblüte, um die Entwicklung der Frühjahrspopulation einzudämmen. Problematischerweise kann der Sommerapfelblattsauger in Mitteleuropa oft nur bei hohem Beprobungsaufwand nachgewiesen werden. Spritzungen ergeben aber bei solch niedrigen Besiedlungsdichten keinen Sinn. Auch konnte trotz intensivem Insektizideinsatz die Krankheitsausbreitung manchmal nicht gedämpft werden, weil vermutlich andere Übertragungswege und Vektoren gleichfalls eine Rolle spielen (WOLF und ZELGER, 2006). Früher wurden Blattsauger häufig durch Nebenwirkungen bekämpft wenn gegen andere Schädlinge vorgegangen wurde. Bislang sind noch keine eindeutigen Bekämpfungsstrategien (Präparate, Applikationshäufigkeit etc.) bekannt (SEEMÜLLER et al., 2003). Kalinitrat- und Netzmittelspritzungen (z.B. Break Thru) können genutzt werden, um Honigtauausscheidungen auszulösen und die Larven zu schädigen. Da derzeit keine wirksamen Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen und der Vektor nur in geringer Populationsdichte vorkommt, kann eine allgemeine 224 Daniel Pascal Klaehre: Weltweit bedeutsame Gehölzphytoplasmosen Bekämpfung nicht empfohlen werden. Aufgelegte Netze oder das Kaolinitpräparat Surround WP, können zur Unterbindung von Vektionen genutzt werden (WALDNER, 2003; WALSH, 2006). Einige Edelsorten sind widerstandsfähiger gegenüber einem Befall. Inwiefern sich die geringe Anfälligkeit auf die erbrachte Fruchtqualität bei Infektion bezieht, ist den Literaturstellen nicht zu entnehmen. Als wenig anfällig gelten 'Antonovka' (RICHTER, 2003a), 'Clivia' (FRIEDICH und RODE, 1996), 'Goldstar' (KORTE et al., 2005), 'Herma' (FRIEDICH und RODE, 1996), 'Lord Lambourne' (FRIEDICH und RODE, 1996), 'Lotos' (KORTE et al., 2005), 'Melrose' (RICHTER, 2003a), 'Roja de Benejama' (SMITH et al., 1997), 'Rosana' (KORTE et al., 2005) und 'Rubinola' (KORTE et al., 2005). Alle anderen wichtigen Marktsorten sind wohl anfällig. Allgemein kann empfohlen werden, die toleranten Sorten zu pflanzen. Das Erntegut wird aber nur schwer zu verkaufen sein, da diese Sorten für den Absatz uninteressant sind. Symptomausprägungs- und Prämunisierungsversuche mit guten Marktsorten sollten durchgeführt werden. Ebenfalls ist es aus epidemiologischer Sicht nachteilig zu beurteilen, wenn vermehrt latent infizierte Bäume in Anbaugebieten vertreten wären, da es bei benachbarten Plantagen anfälliger Sorten zu Symptomen kommen kann. Derzeit laufen Unterlagentoleranz bzw. -resistenzversuche in verschiedenen Versuchsanstalten. Hierbei soll geprüft werden, welche Unterlagen eine Wiederbesiedlung mit dem Erreger im Frühjahr unterbinden. Supporter 1 und die experimentellen Unterlagen (aus Kreuzungen der apomiktischen Spezies M. sieboldii (Rehder) Fiala und M. sargentii Rehder mit M. domestica Borkh. und M. purpurea (Barbier) Rehder 'Eleyi') 4551, 4608, D 1111, D 1131, D 2212 sind tolerant oder teils resistent (SEEMÜLLER, 2002; KORTE et al., 2005). Allerdings weisen die experimentellen Unterlagen einen zu starken Wuchs (bzw. D 1131 einen zu schwachen) für den Erwerbsanbau auf und neigen zur Alternanz (SEEMÜLLER, 2002). Zwischenveredlungen mit M9 konnten die negativen Charakteristika dieser Unterlagen nicht befriedigend ausgleichen (MÖLLER, 2003). Sie können allenfalls als Unterlagen für den Most- und Streuobstanbau empfohlen werden. Diese starkwüchsigen Unterlagen werden in einem deutsch-italienischen Projekt mit schwachwüchsigen Unterlagen rückgekreuzt (JARAUSCH et al., 2006). Ergebnisse zur Anbauwürdigkeit dieser Sorten, liegen aber noch nicht vor. In Versuchen des LTZ Augustenberg zeigten sich Supporter 2, Supporter 3 und J-TE-F bislang als widerstandsfähig (KORTE et al., 2005). Prunus armeniaca L. – Apricot Chlorotic Leaf Roll bzw. Chlorotisches Blattrollen der Aprikose Erreger. Candidatus Phytoplasma prunorum löst das Chlorotische Blattrollen der Aprikose sowie das European Stone Fruit Yellowing aus, dass auch an anderen Steinobstarten vorkommt. Das Pathogen stammt ebenfalls aus der Apple Proliferation Group/16 SrX-B (SEEMÜLLER und SCHNEIDER, 2004). Nebenwirte. Fast alle Prunus spp. werden befallen. Daneben wurde das Pathogen sporadisch an Celtis australis L., Fraxinus excelsior L. und Rosa canina L. nachgewiesen (JARAUSCH et al., 2001). In P. avium L., P. cerasus L. wurde der Erreger nur ganz vereinzelt festgestellt und in P. mahaleb L., P. padus L. noch gar nicht (VARGA et al., 2001; CARRARO et al., 2002). Symptome. Im Frühjahr ist ein Austrieb vor der Blüte zu beobachten. Die ausgebildeten Blätter sind jedoch kleiner und härter. Ebenfalls ist das Triebwachstum gestaucht. Die Blätter werden interkostal chlorotisch und drehen sich längsseits ein. Im weiteren Krankheitsverlauf vergilbt das Laub zunehmend, wie in Abb. 8 zu sehen ist. Verfrühter Blattfall tritt auf. Zudem werden nur wenige, kleine und deformierte Früchte angesetzt. Die Bäume sterben 1 bis 4 Jahre nach dem ersten Auftreten der Symptome ab, wie Abb. 9 zeigt (OGAWA et al., 1995; PERSEN et al., 2005). Verbreitung. Der Erreger ist nur in Europa verbreitet und tritt häufiger in Frankreich, Griechenland, Slowenien und der Schweiz auf (SMITH et al., 1997). Übertragung. Durch xenovegetative Vermehrung wird das European Stone Fruit Yellows übertragen (RAMEL et al., 2003). Der Pflaumenblattsauger Cacopsylla pruni gilt als effektiver Vektor von Candidatus Phytoplasma prunorum (RAMEL et al., 2003; LETHMAYER und HAUSDORF, 2005). Er ist univoltin und überwintert als adultes Tier an Koniferen. Nach dem Winter begeben sich die Tiere zur Eiablage an Prunus spp. (P. avium L., P. cerasus L., P. mahaleb L., P. padus L. werden nicht besiedelt und in ihnen wurde Candidatus Phytoplasma prunorum nur sporadisch oder gar nicht nachgewiesen) (CARRARO et al., 2002). Von Mai bis Juli lebt er oligophag auf diesem Wirt, um dann als Imago wieder zu seinem Nebenwirt zu emigrieren. Dabei wird von jeder Generation Candidatus Phytoplasma prunorum übertragen (CARRARO et al., 2004a). Der Pflaumenblattsauger ist von Europa bis Zentralasien verbreitet (CARRARO und OSLER, 2003). Zudem beobachteten TEDESCHI et al. (2006) transovariale Übertragung von Candidatus Phytoplasma prunorum bei Cacopsylla pruni – dieser Umstand bedarf aber noch genauerer Untersuchung. Bekämpfung. Die Verwendung gesunden Pflanzmaterials ist unerlässlich (RAMEL et al., 2003). Wurzelschosser, kranke Pflanzen und infizierte Nebenwirte – wie die Zierkirsche Prunus serrulata Lindl. – in Anlagen oder deren Nähe sollten entfernt werden, um den Infektionsdruck zu senken (MARCONE et al., 1999). Problematisch ist hierbei zu bewerten, dass der Befall bei P. spinosa L., P. cerasifera Erh., P. domestica L. subsp. domestica und P. domestica L. subsp. italica (Borkh.) Gams fast symptomlos verläuft, ein Befall also meist nur im Labor festzustellen ist (KISON und SEEMÜLLER, 2001; CARRARO et al., 2002). P. domestica L. subsp. syriaca (Borkh.) Janch. zeigt interessanterweise nach JARAUSCH et al. (2000) Infektionsschäden. Diese Taxa sind auch Wirte von Cacopsylla pruni (CARRARO et al., 2002). Sicherheitshalber könnten demnach in betroffenen Obstbaugebieten alle nicht kultivierten Prunus spp. gerodet und die Erwerbsanlagen stichprobenartig überwacht werden. Die direkte Bekämpfung des Pflaumenblattsaugers ist mit keinem Pflanzenschutzmittel erlaubt. Obwohl die Unterlagenwahl wohl wenig Einfluss auf die Krankheitsausbreitung hat (THEBAUD et al., 2006), wurden unterschiedlich anfällige Typen gesichtet (KISON und SEEMÜLLER, 2001). Als tolerant können die vegetativ vermehrten Prunus domestica-Unterlagen Ackermann's, Brompton und P 2175 sowie die Prunus cerasifera-Unterlage Myrabi (P 2032) angesehen werden (KISON und SEEMÜLLER, 2001). Unterlagen, deren genetischer Hintergrund auf Prunus persica (L.) Batsch und Prunus armeniaca L. basiert, sind als anfällig gegenüber Candidatus Phytoplasma prunorum einzustufen und sollten in Befallslagen nicht verwendet werden (OGAWA et al., 1995). In Rumänien wurden Anfang der 1990'er-Jahre tolerante Aprikosensorten und experimentelle Hybriden gesichtet, die für ein anschließendes Züchtungsprogramm verwendet werden sollten. Als tolerant erwiesen sich dabei z.B. 'Callatis', 'Commador', 'Dacia', 'Earlyril' und 'Favorit' (BALAN et al., 1999). In Frankreich wurden zudem Aprikosenbäume in Versuchen erfolgreich gegen Apricot Chlorotic Leaf Roll prämunisiert (MORVAN et al., 1991). Derzeit gibt es aber keine Berichte Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 60. 2008 Daniel Pascal Klaehre: Weltweit bedeutsame Gehölzphytoplasmosen über eine praxisrelevante Anwendung dieser Methode. Zudem stellen prämunisierte Pflanzen auch ein Erregerreservoir dar. Candidatus Phytoplasma prunorum könnte durch Cacopsylla pruni an Pfirsiche oder Japanische Pflaumen übertragen werden. Ob diese Kulturen eine Infektion mit milden Stämmen tolerieren würden ist noch unbekannt. Die Einsetzbarkeit dieser Technik muss also noch genauer evaluiert werden. Pyrus communis L. – Pear Decline bzw. Birnenverfall Erreger. Candidatus Phytoplasma pyri, aus der Apple Proliferation Group/16 SrX-C (SEEMÜLLER und SCHNEIDER, 2004). Nebenwirte. Verschiedene andere Pyrus spp., unter anderem Nashis (Pyrus pyrifolia (Burm. f.) Nakai) werden ebenfalls von der Krankheit befallen (AGRIOS, 2005). Symptome. Ein spezifisches Symptom ist die verfrühte Rotoder Gelbfärbung der Blätter im Spätsommer (s. Abb. 10) und zu früher Blattfall. Im nächsten Frühjahr kann die verspätete Bildung blassgrüner Blätter beobachtet werden. Die Blätter können im weiteren Jahresverlauf chlorotisch werden. Zum Teil tritt Blattrollen auf oder die Triebe sind gestaucht. Trotz reicher Blüte werden wenige, manchmal auch zu kleine Früchte angesetzt. Unter der Veredlungsstelle zeigen sich Phloemnekrosen. In Europa sterben Bäume meist über Jahre hinweg ab („Slow Decline“, s. Abb. 11) oder erholen sich wieder, wobei oben genannte Symptome auftreten, wohingegen in den USA Bäume innerhalb weniger Wochen sterben („Quick Decline“) (PERSEN et al., 2005; OEPP/EPPO, 2006b). Verbreitung. Der Erreger ist nahezu in ganz Europa und in Lybien verbreitet. An den Küstenregionen der USA und von Australien kommt er ebenso vereinzelt vor (SMITH et al., 1997). Übertragung. Der Birnenverfall wird durch Pfropfung übertragen (MAC CÁRTHAIGH et al., 1997). In der einschlägigen Literatur werden der Gelbe oder Gefleckte Birnblattsauger, Cacopsylla pyricola (Synonyme: Psylla pyricola/P. simulans), der Gemeine oder Braunfleckige Birnblattsauger, Cacopsylla pyri (Synonym: Psylla piri), und der Große Birnenblattsauger, Cacopsylla pyrisuga (Synonym: Psylla pyrisuga), als Birnenverfallvektoren genannt (FRIEDRICH und RODE, 1996; GARCIACHAPA et al., 2005; OEPP/EPPO, 2006b). Da der Gemeine Birnblattsauger in weitaus größter Populationsdichte in Birnenanlagen in Mittel- und Südeuropa vorkommt, gilt er hier als wichtigster Überträger (CARRARO et al., 1998; POGGI POLLINI et al., 2002). Daneben ist er der bedeutendste Schädling im mitteleuropäischen Birnenerwerbsanbau, weil er abgesehen von Saugschäden an Blättern, Blüten, Trieben und Früchten durch seine Honigtauausscheidungen das Erntegut starkem Rußtauwachstum aussetzt (TRAUTMANN und LANGE, 2004). Die Birnen sind dann bei erhöhtem Befall kaum noch als Tafelobst vermarktbar (MUSTER, 2004). In Nordamerika und im Vereinigten Königreich ist Cacopsylla pyricola der wichtigste Vektor (DAVIES et al., 1998; GARCIA-CHAPA et al., 2005). Er tritt in Mitteleuropa nur örtlich begrenzt auf (FRANKENHUYZEN und STIGTER, 2002). Sowohl der Gefleckte Birnblattsauger als auch der Braunfleckige Birnblattsauger überwintern lebend als adultes Tier und vollziehen ab Februar/März bis November 4 Generationen in Mitteleuropa und bis zu 6 in Spanien (MUSTER, 2004; GARCIA-CHAPA et al., 2005). Cacopsylla pyrisuga kommt in Mitteleuropa nur in 2 Generationen in Plantagen vor, wandert im August bereits an Nadelgehölze ab und ist im Allgemeinen nur in geringer Populationsdichte vertreten (FRANKENHUYZEN und STIGTER, 2002). Er kann folglich als unerheblichere Vektorart betrachtet werden. Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 60. 2008 225 Bekämpfung. Der wichtigste Vektor der Pear Decline in Europa, Cacopsylla pyri, wird wegen seiner direkten Schadwirkung allemal bekämpft. Mit den Abamectin-Präparaten Vertimec und Agrimek stehen gut wirksame Mittel in Deutschland zur Verfügung. Versuche zu Abamectineinatz-Ersatzstrategien mit reinen Kalinitrat- oder Paraffinölbehandlungen, teils kombiniert mit Förderung eines Nützlings, der Blumenwanze Anthocoris nemoralis, verliefen unbefriedigend (MUSTER, 2004). Wurde die Population des Gemeinen Birnenblattsaugers ausschließlich mit dem Einsatz der polyphagen Blumenwanze zu regulieren versucht, konnten gleichfalls nur unzureichende Resultate erzielt werden. Außerdem entstehen beim Nützlingszukauf zu hohe Kosten (TRAUTMANN und LANGE, 2004; MUSTER, 2006). Einzig die Verwendung des Gemeinen Ohrwurms (Forficula auricularia) als Blattsaugerantagonist scheint erfolgsversprechend (LAHUSEN et al., 2006; MUSTER, 2006). Er ist wegen seiner Flugunfähigkeit ortstreu. Um seine Ausbreitung zu begünstigen, sollten Chlorpyriphosmethyl, Thiacloprid, Pyrethroide, Phosphorsäureester und Diflubenzuron möglichst nicht zur Anwendung kommen. Forficula auricularia muss nicht zugekauft werden, sondern kann unter Fanggürteln (wie sie zur Apfelwicklerbefallsprognose benutzt werden), die an unbehandelten Hochstämmen aufgehängt werden, angelockt und abgesammelt werden. Um seine Vermehrung zu fördern sollten Tontöpfe, die mit Holzwolle gefüllt sind, kopfüber zweignah in den Bäumen platziert werden. Diese Töpfe können dann zur Umsiedlung in andere Anlagen verwendet werden (LAHUSEN et al., 2006). Da der Ohrwurm polyphag ist, kann davon ausgegangen werden, dass er die anderen Vektoren von Candidatus Phytoplasma pyri auch nicht verschmäht (IOBC/WPRS, 1992; FRANKENHUYZEN und STIGTER, 2002). Die Anwendbarkeit des Kaolinpräparates Surround, wie in Holland, der Schweiz und der Slowakei praktiziert, sollte zukünftig genauer in seiner Wirksamkeit evaluiert werden (MUSTER, 2006). Andere Nützlingsarten wie die Blindwanze Pilophorus perplexus, Florfliegen, Marienkäfer und Zehrwespen, die die Population von Psylla piri eindämmen, sollten durch entsprechende Pflanzenschutzmittelverwendung ebenfalls gefördert werden (TRAUTMANN und LANGE, 2004). Befallene Bäume müssen gerodet werden (VUKOVITS, 1992), ebenso infizierte Wild-, Zier- und Streuobstbirnen (RICHTER, 2003b). Um die Vektorausbreitung zu erschweren, sollte das Unkraut reguliert und Stammausschläge entfernt werden (VUKOVITS, 1992). Zertifiziertes Pflanzmaterial zu verwenden ist eine der wichtigsten Befallspräventionsmaßnahmen (PERSEN et al., 2005). Daneben sollten die in den USA gebräuchlichen Pyrus pyrifolia (Burm. f.) Nakai (Synonym: Pyrus serotina Rehder) und Pyrus ussuriensis Maxim. Sämlingsunterlagen nicht genutzt werden, da fast nur bei Bäumen, die auf ihnen standen der schnelle Verfall („Quick Decline“) festgestellt wurde (NEMETH, 1986; VUKOVITS, 1992; AGRIOS, 2005). Die in Mitteleuropa gängigen Quittenunterlagen sind nicht resistent und können die Wiederbesiedlung mit Phytoplasmen im Frühjahr nicht unterbinden. Allerdings zeigen sich je nach Selektion und Herkunft Unterschiede in der Anfälligkeit (LORENZ, 1995; PASTORE et al., 1998). Für den Erwerbsanbau der Kultur-Birne können sie also weiterhin empfohlen werden. In Gebieten mit starken Winterfrösten, im Streuobstanbau, im Hausgarten und als Unterlage für Nashis kommen jedoch meist nur Birnenunterlagen in Frage (SEEMÜLLER et al., 1998b). Für die südeuropäischen Anbauländer kann die tolerante Unterlage 'Franco comune' empfohlen werden (PASTORE et al., 1998). Bei den vegetativ vermehrten, feuerbrandresistenten OHF-Unterlagen sind 87 und 17 die Tolerantesten (SEEMÜLLER und LORENZ, 1997). Als hochresistent ist Pyrus betulifolia Bunge anzusehen (jedoch gibt es hier Unterschiede im Resistenzverhalten, je nach 226 Daniel Pascal Klaehre: Weltweit bedeutsame Gehölzphytoplasmosen Herkunft) (LORENZ, 1995). Auch Pyrus calleryana Decne., Pyrus elaeagrifolia Pall., Pyrus nivalis Jacq. und Pyrus syriaca Boiss. erwiesen sich als resistent (SEEMÜLLER et al., 1998b). Wenn Birnenunterlagen zur Verwendung kommen, sollten also oben genannte Arten bzw. Sorten verwendet werden. Gerade bei der Asia-Birnenkultur sollte eine Veredlung auf die hochanfällige Pyrus pyrifolia (Burm. f.) Nakai unterbleiben. Bestimmte Mykorrhizapilze scheinen die negativen Auswirkungen einer Infektion abzuschwächen, müssen aber in ihrer Wirksamkeit noch genauer evaluiert werden (GARCIA-CHAPA et al., 2004). Ulmus L. spp. – Elm Yellows bzw. Ulmenvergilbung Erreger. Candidatus Phytoplasma ulmi (LEE et al., 2004b) oder Phytoplasmen aus der Elm Yellows Group (SEEMÜLLER et al., 1994; SEEMÜLLER et al., 1998a), 16SrV, Subgruppe 16SrV-A (LEE et al., 1998a; LEE et al., 2000). In der EG-Richtlinie 2000/29 und von der EPPO wird zwar behauptet, dass Elm Phloem Necrosis oder Elm Yellows nur in Nordamerika vorkommt, jedoch ist diese Annahme veraltet (SMITH et al., 1997). Eine Ulmenvergilbungskrankheit wurde auch in Deutschland, Frankreich, Italien und Tschechien beobachtet und mit Elm Yellows oder Elm Witches‘-Broom benannt (LEE et al., 1998a; CARRARO et al., 2004b). Da die Symptome in eurasischen und amerikanischen Ulmus spp. unterschiedlich sind und nur in Amerika ein Vektor bekannt war, wurde davon ausgegangen, dass 2 verschiedene Phytoplasmen die Pathogene sind (MARCONE et al., 1999; CARRARO et al., 2004b). Untersuchungen ergaben aber, dass die Erreger in Europa und der Neuen Welt die gleichen sind, nämlich 16SrV-A-Phytoplasmen (MARCONE et al., 1997; LEE et al., 1998a; LEE et al., 2000). Die Krankheit wird auf beiden Kontinenten nun als Elm Yellows bezeichnet. Allerdings differieren die Erregertypen bezüglich ihrer nichtribosomalen DNA in Amerika und der Alten Welt, so dass Candidatus Phytoplasma ulmi als Erreger des Elm Yellows in Amerika bzw. in Ulmen der Neuen Welt klassifiziert wurde (MARCONE et al., 1997; SINCLAIRE et al., 2000; LEE et al., 2004b). Nebenwirt. Der Erreger befällt auch Alnus Mill. spp. (MARCONE et al., 1996; LEE et al., 2000). Symptome. Bei amerikanischen Ulmen, wie z.B. Ulmus americana L., Ulmus alata Michx., Ulmus crassifolia Nutt., Ulmus rubra Muhl., Ulmus serotina Sarg. und Ulmus thomasii Sarg. treten erst Blattvergilbungen und -rollen auf, es kommt auch zu Hexenbesenwuchs. Die Blätter werden verfrüht abgestoßen. Wurzel- und Phloemzellen werden nekrotisch und verfärben sich dabei zunehmend dunkel (s. Abb. 12). Die infizierten Bäume sterben innerhalb von 1 bis 3 Jahren nach dem ersten Auftreten der Schadbilder ab. Oft tritt die Krankheit epiphytotisch auf (SELISKAR und WILSON, 1981; SMITH et al., 1997). Bei Europäischen Ulmen, wie z.B. Ulmus minor Mill. und Ulmus glabra Huds. und Ulmus pumila L. bilden sich zu kleine, chlorotische oder rötliche, gerollte Blätter aus. Dann treten gestauchte Hexenbesen in der Krone und im Wurzelbereich auf (s. Abb. 13). Verfrühter Blattfall setzt ein. Die befallenen Bäume kümmern zwar im Wuchs, sterben aber nur langsam ab (SEEMÜLLER, 1992; MARCONE et al., 1999; NIENHAUS und KIEWNICK, 1998; SINCLAIRE et al., 2000). Verbreitung. Das Syndrom kommt nur in Nordamerika und Europa vor (LEE et al., 2000). Übertragung. Elm Yellows scheint eine der wenigen Phytoplasmosen zu sein, bei denen Wurzelanastomosen als natürlicher Transmissionsweg angesehen werden (SELISKAR und WILSON, 1981). In manchen Gebieten ist der Vektor, die Zikade Scaphoideus luteolus, nämlich absent, und die Krankheit trat trotzdem in Epidemien auf (NIELSON, 1979). Der Vektor überwintert als Ei an Ulmen und vollzieht dann 5 Larvenstadien auf seinem Wirt (SMITH et al., 1997). Er kommt nur in Amerika vor (CARRARO et al., 2004b). Ausschließlich die Imagos sind geflügelt und leben von Juli bis zum Wintereinbruch. Alle Stadien übertragen dabei 16SrV-A-Phytoplasmen (SMITH et al., 1997). Der Fakt, dass europäische Ulmen in Amerika nur selten vom Elm Yellows befallen werden, ist wohl auf Nahrungspräferenzen des Vektors zurück zu führen. Werden sie nämlich mit befallenen Trieben veredelt, so kommt es auch zu einer Symptomausprägung (SINCLAIR et al., 2000). Außerdem ist nicht geklärt, ob Scaphoideus luteolus noch andere Wirtspflanzen hat (LEE et al., 1998b). In Norditalien wurde die Maskenzikade Macropsis mendax als Vektor identifiziert. Sie lebt monophag an Ulmen und ist univoltin (CARRARO et al., 2004b). In Deutschland kommt sie nicht vor (NICKEL und REMANE, 2002). Bekämpfung. AGRIOS (2005) empfiehlt, symptomatische Bäume zu fällen und zu verbrennen. Gleiches sollte mit infizierten Erlen gemacht werden. Das Entfernen der verbliebenen Wurzeln (z. B. durch Fräsen) ist unerlässlich. In Baumschulen sollten Ulmen möglichst aus Samen gezogen werden, da diese phytoplasmafrei sind. Containerkultur unterbindet Wurzelverwachsungen. Anwendungen von systemischen Insektiziden könnten bei der Verschulung und im öffentlichen Grün Vektionen unterbinden. In Europa können in Befallsgebieten amerikanische Ulmen gepflanzt werden – sie sollten aber auch gegen das Ulmensterben (Dutch Elm Disease) widerstandsfähig sein. In Nordamerika werden ebenfalls europäische Ulmen gepflanzt, um der Krankheitsausbreitung entgegen zu wirken (UNIVERSITY OF ILLINOIS, 1998). Ulmus 'Homestead' scheint zumindest gegenüber Candidatus Phytoplasma ulmi unanfällig zu sein und kann in schon befallenen Gebieten in der Neuen Welt gepflanzt werden (SINCLAIR et al., 2000). Vitis vinifera L. – Bois Noir bzw. Schwarzholzkrankheit der Rebe und Flavescence Dorée bzw. Goldgelbe Vergilbung der Rebe Erreger. Phytoplasmen aus der Stolbur Group (SEEMÜLLER et al., 1994; SEEMÜLLER et al., 1998a) bzw. 16SrXII, Subgruppe 16SrXII-A (LEE et al., 1998a; LEE et al., 2000) sind die Pathogene der Schwarzholzkrankheit. Das Flavescence Dorée-Syndrom wird durch einen Befall mit Phytoplasmen aus der Elm Yellows Group (SEEMÜLLER et al., 1994; SEEMÜLLER et al., 1998a), 16SrV, Subgruppen 16SrV-C und 16SrV-D (LEE et al., 1998a; DAVIS und DALLY, 2001) hervorgerufen. Nebenwirte. Verschiedene Gemüse- und Gewürzarten wie Karotten, Lavendel, Paprika, Pfeffer, Sellerie, Tomaten (sowie andere Solanaceae) und Wildpflanzen wie Calamintha nepetoides Jord., Calystegia sepium (L.) R. Br., Clematis L. spp., Convolvulus arvensis L., Cardaria draba (L.) Desv., Lepidium draba L., Plantago cynops L. (Syn.: Psyllium sempervirens (Crantz) Soják), Solanum nigrum L., Urtica dioica L. und Verbascum L. spp. werden ebenfalls von Stolbur-Phytoplasmen befallen (LEE et al., 1998a; BOUDON-PADIEU und COUSIN, 1999; LEE et al., 2000; SHARON et al., 2005). Einmalig konnte ein bestimmter Isolattyp der Flavescence Dorée-Phytoplasmen in Clematis spp. nachgewiesen werden, die in der Nähe von Weingärten in Italien wuchsen. Der Einfluss dieser Infektion auf die Krankheitsverbreitung ist noch ungeklärt (BOUDON-PADIEU, 2003; MAIXNER, 2006; MARTELLI und BOUDON-PADIEU, 2006). Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 60. 2008 Daniel Pascal Klaehre: Weltweit bedeutsame Gehölzphytoplasmosen Symptome. Werden Reben von Phytoplasmen befallen, so kommt es immer zu ähnlichen Schadbildern. Beispielsweise gibt es in Nordamerika und Australien zwei wirtschaftlich gering bedeutende Phytoplasmosen, die nicht durch die oben genannten Pathogene verursacht werden. Trotzdem decken sich die Symptome mit denen der Schwarzholzkrankheit und der Flavescence Dorée weitestgehend (SMITH et al., 1997; BOUDON-PADIEU, 1999). Bei Weißweinsorten treten großflächige Blattchlorosen, teilweise ausgehend von den Blattadern, nach der Blüte oder im Spätsommer auf. Im weiteren Verlauf bilden sich in den Blattadern cremefarbene Flecke aus, die später nekrotisch werden. Bei Rotweinsorten färben sich erst die Blattadern rot, danach oft das ganze Blatt (s. Abb. 14). Bei beiden Sortengruppen ist gleichzeitiges Blattrollen zu beobachten. Befallene Triebe sind bläulich überlaufen und weisen teils schwarze Pusteln oder Stauchungen auf. Wegen unregelmäßiger, ungenügender Lignifizierung der Triebe sterben diese im Winter ab und werden schwarz, woher der Name Schwarzholzkrankheit rührt. Die Beeren können schrumpfen oder ganze Gescheine vertrocknen und partiell verrieseln, wie Abb. 15 zeigt. Die ausgebildeten Früchte enthalten nur wenig Zucker, sind sehr sauer (manchmal auch bitter) und zur Weinproduktion nicht geeignet. Sie sollten zur Vermeidung von Fehltönen nicht in das Lesegut gelangen. Manche Stöcke sterben ab, andere erholen sich wieder von der Infektion und leben symptomlos weiter (SMITH et al., 1997; GILGE et al., 2004; MAIXNER, 2006; OEPP/EPPO, 2007). Bei Schwarzholzkrankheitsbefall zeigen meist nur einzelne Triebe Schadbilder. Erkrankte Stöcke stehen eher vereinzelt am Rand der Weingärten. Bei der Golgelben Vergilbung erkranken zumeist mehrere, nebeneinander liegende Stöcke verteilt in der Anlage. Häufig ist die ganze Pflanze symptomatisch (MARTELLI und BOUDON-PADIEU, 2006). Die Ausbreitung von Flavescence Dorée erfolgt epiphytotisch (BOUDON-PADIEU, 1999). Jedenfalls sind die beiden Krankheiten an Hand ihres Schadbilds kaum zu differenzieren – eine Testung im Labor ist unerlässlich (BERTACCINI, 2005). Verbreitung. In Deutschland, Frankreich, Griechenland, Israel, Italien, Kroatien, Libanon, Österreich, Schweiz, Serbien, Slowenien, Spanien, Ukraine und Ungarn kam es schon zu Ausbrüchen der Schwarzholzkrankheit (BOUDONPADIEU, 1999; REINERT, 1999; MILKUS et al., 2005; MAIXNER, 2008, persönl. Mitteilung). Flavescence Dorée konnte bislang in Frankreich, Italien, Schweiz, Serbien, Slowenien und Spanien nachgewiesen werden (SMITH et al., 1997; OEPP/ EPPO, 2007). Übertragung. Die Übertragung der Schwarzholzkrankheit erfolgt durch Pfropfung und die Winden-Glasflügelzikade (Hyalesthes obsoletus), einen Stolbur-Phytoplasmen-Vektor (MAIXNER et al., 1995; SFORZA et al., 1998). Dieses xerotherme Insekt lebt polyphag und in Mittel- und Osteuropa an krautigen Pflanzen wie Artemisia vulgaris L., Convolvulus arvensis L., Calystegia sepium (L.) R. Br., Lepidium draba L., Ranunculus bulbosus L. (u.a. Ranunculus spp.), Senecio erucifolius L., Solanum nigrum L., Urtica dioica L. (WEBER et al., 1996; SHARON et al., 2005). Die Ackerwinde ist dabei als wichtigste alternative Wirtspflanze im Krankheitszyklus in Deutschland einzustufen, wohingegen der Brennnessel in Italien diese Bedeutung beigemessen wird (LANGER und MAIXNER, 2003; CREDI et al., 2006). Allerdings nimmt der Befall, bei dem Brennnesseln als Zwischenwirt fungieren, in Deutschland aus ungeklärten Gründen zu (MAIXNER et al., 2007). Im mediterranen Klima sterben krautige Pflanzen auf Grund von Trockenheit früh im Jahr ab, so dass Hyalesthes obsoletus hier auch an holzigen, immergrünen Pflanzen wie Lavendel, Myrtus communis L., Olea europea L. und Vitex agnus-castus Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 60. 2008 227 L. nachgewiesen werden konnte (BRCAK, 1979; SHARON et al., 2005). In Mitteleuropa vollzieht die Zikade eine Generation pro Jahr, wobei sich aus den im Juli/August abgelegten Eiern innerhalb von 4 Wochen Larven entwickeln. Diese überwintern im Boden in einer Tiefe bis zu 30 cm und ernähren sich durch das Saugen an den Wurzeln krautiger Pflanzen. Im Juni/Juli des nächsten Jahres verlassen die nunmehr adulten Tiere den Boden, um sich zu paaren. In Israel treten 2 Generationen pro Jahr auf (SHARON et al., 2005). Übertragen wird der Erreger der Schwarzholzkrankheit an die Reben durch Suchstiche, bei denen die Zikade die Pflanzen auf Eignung als Wirtspflanzen testet (REINERT, 1999). Wurzelanastomosen scheinen als Übertragungsweg keine Rolle zu spielen. Die Übertragung der Goldgelben Vergilbung erfolgt durch xenovegetative Vermehrung mit verseuchtem Material und die aus Nordamerika eingeschleppte, in Europa an Vitis spp. oligophage Zikade Scaphoideus titanus (BOUDONPADIEU, 2002). Dieser univoltine Vektor legt seine Eier an zweijährigem Holz und den Unterlagen ab. Im Mai schlüpfen die Larven und entwickeln sich bis zum Juli zur Imago. Die adulten Tiere kommen von Juli bis September in den Weingärten vor. Dabei wird der Erreger von allen Entwicklungsstadien beim Saugvorgang aufgenommen und nach einer Latenzperiode von einem Monat persistent weitergegeben (SMITH et al., 1997; MARTELLI und BOUDON-PADIEU, 2006). Problematischerweise dehnt der Vektor sein Verbreitungsgebiet seit Jahren immer weiter aus, so dass mit Infektionen in derzeit unbefallenen Weinbauregionen zu rechnen ist (BOUDON-PADIEU, 1999; MARTELLI und BOUDON-PADIEU, 2006). Insbesondere in Gebieten in denen Bois Noir bereits vorkommt (z. B. Deutschland) könnte es zu Verwechslungen kommen. Dies kann verheerende Folgen nach sich ziehen, da beide Krankheiten auf unterschiedlichem Wege bekämpft werden müssen (BOUDONPADIEU, 2003; MAIXNER, 2006). Bekämpfung. Da Weinstöcke ein Dead-End-Host für Bois Noir-Phytoplasmen sind (d.h. sie stellen selber keine Infektionsquelle dar – so lange kein monophager Bois-Noir-Vektor an Wein in Europa auftaucht), wird derzeit noch empfohlen, nur befallene Triebe und nicht die ganze Pflanze zu entfernen (COUSIN und BOUDON-PADIEU, 2002). Die Winden-Glasflügelzikade nimmt nämlich das Pathogen fast ausschließlich von ihren krautigen Wirten auf und infiziert dann den Wein. Eine Abb. 15. Geschrumpfte Beeren eines 'Scheurebe'-Weinstocks – rechts im Bild sieht man ein teils chlorotisches und nekrotisches Blatt (Courtesy Abteilung Rebschutz/LWG). 228 Daniel Pascal Klaehre: Weltweit bedeutsame Gehölzphytoplasmosen Übertragung von Rebe zu Rebe ist also äußerst unwahrscheinlich (WEBER et al., 1996). Pflanzliche Nebenwirte von Bois Noir in den Anlagen und ihrer Umgebung sollten unterdrückt werden, durch Herbizideinsatz, mechanische Maßnahmen oder die Einsaat von Konkurrenzpflanzen (MAIXNER, 2007). Zusammenhängende Vegetationsdecken aus Gräsern oder Untersaaten mit dem Kleinem Habichtkraut (Hieracium pilosella L.) scheinen den Bewuchs mit Ackerwinden – und damit das Vorkommen des Vektors – effektiv zu minimieren. Auch kann hiermit der Infektionsdruck von benachbarten Bracheflächen verringert werden. Ein weiterer Vorteil der Begrünung ist, dass der Vektor in der Krautschicht verbleibt und somit weniger zum Testsaugen an die Reben fliegt. Wirtspflanzeninseln im Stockbereich werden ebenfalls erfasst (LANGER und MAIXNER, 2003). Um den Flug des Vektors von der Krautschicht auf die Reben möglichst gering zu halten, sollten in der Flugperiode (Juni/Juli) möglichst keine Arbeiten in den Schlägen verrichtet werden (MAIXNER, 2006). Da Hyalesthes obsoletus nur sporadisch an Reben anzutreffen ist und den Großteil seines Lebens im Boden verbringt, ist eine Bekämpfung mit Insektiziden wenig zielgerichtet (GILGE et al., 2004). Derzeit wird es befürwortet, die Anlagen vor Frostperioden zu pflügen, um die Vektorlarvenpopulation durch Kälteeinwirkung zu dezimieren. Ein entomopathogener Pilz namens Metarhizium anisopliae wird als mögliches Regulationsmittel in Versuchen geprüft (LANGER et al., 2005). Gesunde Pflanzware ist zu verwenden (GILGE et al., 2004). In Befallslagen sollten dabei möglichst die toleranteren Sorten 'Spätburgunder', 'Müller-Thurgau' und 'Trollinger' gepflanzt werden (KAST und STARK-URNAU, 2005). In Israel wird derzeit untersucht, wie effektiv Vitex agnus-castus L. in der Nähe von Weinanlagen Hyalesthes obsoletus von den Reben weglockt und welche flüchtigen Stoffe hierbei beteiligt sind (eventuell wären sie für Fallen einsetzbar). Vitex agnus-castus ist nämlich eine bevorzugte Wirtspflanze des Vektors der Bois Noir, die selber jedoch nicht von dem Erreger befallen wird (SHARON et al., 2005). Flavescence Dorée ist als Quarantänekrankheit im Anhang II A II 5/Kapitel II der EG-Richtlinie 2000/29 und in der EPPO A2 Liste aufgeführt. Eine Verschleppung infizierter Pflanzen ist dadurch untersagt. In Frankreich und Italien wurden rechtliche Grundlagen geschaffen, damit Insektizidapplikationen und Rodungen sowie der Schutz von Mutterpflanzen auf behördliche Anordnung durchgeführt werden können (BOUDON-PADIEU, 2003). Insektizidspritzungen gegen den Vektor werden nach der Inkubationszeit (ab Ende Mai) durchgeführt. Danach erfolgt noch je eine Applikation Anfang Juli und Anfang August (MARTELLI und BOUDON-PADIEU, 2006). Derzeit wird an der Erstellung von Prognosemodellen und der Entwicklung von vektorpopulationshemmenden Kulturtechniken gearbeitet (MAIXNER, 2006). In Frankreich werden seit Jahren einige Insekten aus der Heimat von Scaphoideus titanus auf ihre Eignung als Vektorantagonisten geprüft. Infizierte Pflanzen sollten aus den Weingärten entfernt werden, um den Krankheitsdruck zu minimieren. Zudem sollten brachliegende Anlagen möglichst gerodet werden (COUSIN und BOUDON-PADIEU, 2002). Problematischerweise verläuft der Befall bei einigen Sorten wie 'Merlot'und 'Syrah' sowie bei den gebräuchlichen amerikanischen Unterlagen symptomlos (MARTELLI und BOUDON-PADIEU, 2006). Bei Pflanzungen sollte gesundes Pflanzmaterial verwendet werden. Durch Warmwassertauchbehandlungen können ruhende Reiser bei konstanten Temperaturen von 50°C für 45 Min. frei von der Schwarzholzkrankheit und der Goldgelben Vergilbung gemacht werden (BOUDON-PADIEU, 2003). Jedoch sind die Bois Noir-Phytoplasmen hitzetoleranter als die Flavescence Dorée-Phytoplasmen (BERTACCINI, 2002). Danksagung/Acknowledgements Mein herzlicher Dank für die freundliche Hilfe bei der Fotobeschaffung geht an: (Special thanks to the following persons for helping me to obtain photos for this article): Rüdiger BEHRENS, Doris BUSCH, Elisabeth CHEVREAU, Paul GUGERLI, Hugh HARRIES, Petra HÖNIG, Yoshikuni KITAMURA, Wolfgang KRECKL, Jacques LEMOINE, Michael MAIXNER, Maria-Elena RAMEL, Peter SCHWAPPACH, Wayne A. SINCLAIR, Robert STEFFEK, Tatsuya UEMACHI. Artikel basierend auf der Diplomarbeit: „Phytoplasmen an Gehölzen“ im Studiengang Gartenbau der FH Weihenstephan Article based upon the thesis: „Phytoplasmas infecting woody plants“ in the horticultural engineering degree course at the University of applied sciences Weihenstephan Literatur AGRIOS, G. N., 2005: Plant Pathology. 5. Aufl. Burlington, Elsevier Academic Press. ARELLANO, J., C. OROPEZA, 1995: Lethal Yellowing. In: OROPEZA, C., F. W. HOWARD, G. R. ASHBURNER (Hrsg.), 1995: Lethal Yellowing: Research and Practical Aspects. 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