Turin zum Bummeln - La Venaria Reale
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Turin zum Bummeln - La Venaria Reale
REISE & URLAUB Samstag, 27. März 2010 6 6 . Ja h r g a n g , N r. 7 2 WÜS - Seite 68 Turin zum Bummeln Auf Durchreise durch Norditalien Die Stadt und das Piemont haben sich dem guten Geschmack verschrieben – ein ganz schön kulinarischer Besuch ...................................................................................................... Z Von unserem Redaktionsmitglied WOLFGANG DÜNNEBIER ...................................................................................................... wei Stunden ans Mittelmeer und zwei Stunden in die schönsten Alpentäler: glückliche Turiner! Allerdings: Zwischen Liegestühlen und Alpengipfeln haben es Tourismusmanager nicht ganz leicht, Gäste länger in der Stadt und in der Weinregion Piemont ringsherum zu halten. Was sich in den nächsten Wochen schlagartig ändern wird. Denn zwischen dem 10. April und dem 23. Mai verspricht ein weißes Stück Stoff wieder weltweite Aufmerksamkeit: Dann ist nach zehn Jahren wieder einmal das Turnier Grabtuch zu sehen, an dem sich die Geister scheiden. Darin soll der Legende zufolge Jesus Christus nach der Kreuzigung eingehüllt worden sein. Die letzte Ausstellung des Grabtuchs zog rund zwei Millionen Pilger an. Gläubige müssen sich auch in diesem Jahr wieder in Wartelisten eintragen, um einen Platz in der Schlange vor der Kathedrale Duomo di San Giovanni zu ergattern. „Uns ist es egal, ob das Grabtuch echt ist oder nicht“, kommentiert Gästeführerin Lina Brun den bevorstehenden Rummel. Auf jeden Fall gewinnt, wer schon mal da ist, der Stadt noch ganz andere Reize ab. Gerade jetzt, zur Zeit des Frühlingserwachens: Der quirlige Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2006 will den Ruf als graue Industriestadt loswerden. Das Zeug dazu hat er. Bei lauer Abendluft geht es im Stadtzentrum rund: Flanieren durch die Arkaden ist eine überaus beliebte Beschäftigung. Wobei Kaufen abends Nebensache ist. Mit Einkaufstaschen im Schlepp wären die 13 Kilometer Arkaden im Zentrum auch kaum zu schaffen. Erst nach Mitternacht leeren sich die Gehsteige, auf denen es um Sehen und Gesehen werden geht. Mal süß, mal deftig Gestylte Menschen, üppige Auslagen, prachtvolle Fassaden, prächtige Kirchen und das ein oder andere Denkmal – es gibt reichlich von allem auf den monumentalen Plätzen der norditalienischen Stadt. Schließlich war Turin die erste Hauptstadt Italiens, war für Jahrhunderte Sitz der Savoyer, dieser großen europäischen Herrscherdynastie, und wetteiferte mit um den Papstsitz. Wem nach einer Rast ist: Eine ganze Reihe von Lokalen versetzen ihre Gäste ins 19. Jahrhundert zurück. Kronleuchter im Kaffeesaal, klassische Musik in den plüschigen Nebenzimmern und Ober stilvoll mit schwarzen Westen und weißen Hemden lassen die Zeit stillstehen. Hier nimmt man statt Kaffee und Kuchen heiße Schokolade und Kekse. Der Ober empfiehlt Bicerin, eine raffinierte Mischung aus Mokka und heißer Schokolade. Erst trifft die Schokolade auf die Geschmacksnerven, dann der Mokka. Der Turiner Hang zur Schokolade kommt nicht von ungefähr. Von der norditalienischen Metropole aus trat der Kakao von Südamerika via Spanien kommend seinen Siegeszug durch Mitteleuropa an. Ob süß oder deftig: Urlaub im Piemont ist etwas für Feinschmecker. Traditionsbewusst, das älteste Gasthaus Turins. Das Restaurant Tre Gallines (Drei Hühner) gibt es schon seit dem 17. Jahrhundert. Die Köche lieben es aber nicht nur traditionell, sondern auch ex- perimentell bei Rezeptur und Design der aufgetischten Spezialitäten. Klein, aber fein isst man auf dem Lande – etwa in Torre Pellice im typisch piemontesischen Restaurant La crota di Eynard, etwa 40 Kilometer südlich der Stadt gelegen. Wenige Sitzplätze bieten manche dieser Feinschmeckerrestaurants, dafür aber die Möglichkeit, mit dem Koch ins Gespräch zu kommen. Ob Sülze aus Schweine- oder Rinderblut, Oliven- oder Heringscreme: Gerne kokettieren die Köche mit der Einfachheit früherer Essgewohnheiten in den kargen Bergregionen. Mindestens eine Variante von Maronen auf der Karte zum Beispiel ist gewiss. Die Esskastanie war früher ein Grundnahrungsmittel der armen Bevölkerung und ist heute in Turin an vielen Straßenständen geröstet zu bekommen. Tipps zum Trip Information für Turin: Fremdenverkehrsverband Agenzia di Accoglienza e Promozione Turistica del Territorio della Provincia di Torino, Via Maria Vittoria 19, I-19123 Torino; ü 00 39 / 01 18 18 50 11. Internet: www.turismotorino.org Information für das Piemont: Regione Piemonte Direzione Cultura, Turismo e Sport, Via A. Avogardo 30, I-10121 Torino; ü 00 39 / 01 14 32 15 04. www.piemonteitalia.eu Maronen, Kräuter und Passito Originell versucht das Museum des guten Geschmacks in Frossasco für regionale Küche zu werben. In zwei Sälen gibt es Kochkurse, Träger ist eine private Stiftung. Das nahe Pancalieri ist berühmt für seine Kräuter, die in den Schwemmböden des Po-Ufers gedeihen. Rund 20 Familien haben sich dort zu einer erfolgreichen Genossenschaft zusammengeschlossen, die mit ihren Kräutern ganz Europa beliefert und neuerdings mit einem MinzeMuseum und einem Selbstvermarkter-Laden ein weiteres Standbein gefunden hat. Hier kann man seine Nase in die unterschiedlichsten Gewürzsäcke stecken. Neben dem guten Geschmack hat man jedoch auch Sorgen: „Produktpiraten aus Rumänien und China machen uns zu schaffen“, klagt Verkaufsleiterin Mirella Chiattone. Einmalig ist zumindest das Herstellungsverfahren für Passito: Die Trauben werden vor dem Keltern auf Holzgestellen angetrocknet und vier Jahre in Fässern gelagert. Das Resultat ist ein schwerer Wein, der geschmacklich zwischen Portwein und Sherry liegt. In den Genossenschaftskellern von Caluso nördlich von Turin schenkt Kellermeister Andrea Ginasso gerne Passito ein. Eine Vorstellung von der Macht und dem Reichtum früherer Tage gibt der Palast Venaria Reale aus dem 17. Jahrhundert nördlich von Turin. Versailles lässt grüßen. Als die Ruine samt dem Park von schier unermesslicher Weite hergerichtet wurde, war in den vergangenen zehn Jahren bisweilen von der größten Baustelle Europas die Rede. Der neue Glanz hat den Palast zu einem Anziehungspunkt gemacht, im Vorfeld des Schlosses entstand ein Touristenzentrum – natürlich mit Flaniermeile. Am Horizont der Schnee Turin: Auch im Frühjahr können noch schneebedeckte Berggipfel am Horizont schimmern. Idealer Standpunkt für einen Blick in die Ferne ist die Basilika Superga. Die historische Zahnradbahn hinauf auf 672 Meter bietet atemberaubende Ausblicke. Und oben, am Ziel, einen Gedenkstein, der traurige Fußballgeschichte dokumentiert. Hier ist 1949 das Flugzeug zerschellt, mit dem die Mannschaft von Juventus Turin von einem Europacup-Sieg in Lissabon zurückkehrte. Gedränge vor dem Denkmal und frische Blumen zeigen: Viele Fußballfans aus Italien kommen immer noch hierher, um für einen Augenblick innezuhalten. Die Stadt: Turin hat gut 900 000 Einwohner. Bei der Vereinigung Italiens 1861 wurde die Metropole zur Hauptstadt des Landes. Den Status verlor sie jedoch 14 Jahre später an Florenz. 14 Schlösser zeugen von der großen Vergangenheit der Stadt. 1911 war Turin Schauplatz der Weltausstellung. Anreise: Mit dem Auto von Würzburg 770 Kilometer über Ulm, Bregenz, Chiasso und Mailand. Mit dem Flugzeug ab Frankfurt viermal täglich mit Lufthansa/Alitalia, Air France oder Brussels Airlines. Kulturstationen: Eines der Wahrzeichen von Turin ist der Mole Antonelliana. Aus Kostengründen wurde der Bau der Synagoge im 19. Jahrhundert eingestellt. Heute befindet sich in dem Gebäude das nationale Filmmuseum. Spektakulär: der an Kabeln schwebende Lift zur Aussichtsplattform an der Kuppel. Das Turiner Grabtuch ist in einer Seitenkapelle des Doms aufgewahrt. Zuletzt wurde es 1998 und 2000 öffentlich gezeigt. Die nächste Ausstellung war eigentlich erst für 2025 vorgesehen, Papst Benedikt XVI. schob jedoch den Termin 10. April bis 23. Mai 2010 dazwischen. Das Lingotto-Gebäude, einst die größte Autofabrik der Welt, ist heute Einkaufszentrum, Konzerthalle und Hotel. Auf dem Dach des Gebäudes ist das Kunstmuseum Pinacoteca Giovanni e Marella Agnelli. Das Museo Egizio wartet mit einer der größten Sammlungen antiker ägyptischer Kunst außerhalb von Kairo auf. Turiner Ansichten: Nach zehn Jahren Bauzeit erstrahlt der Palast Venaria Reale im alten Glanz; Zeit für einen Bicerin (Mokka und Schokolade) in einem Café (links); der Mole AnFOTOS: DÜNNEBIER, DPA, FISCHER tonelliana prägt das Stadtbild. Lago Maggiore, dir. am See u. Berg, 2-10 Pers., E-Mail [email protected] 0039/3289698339 o. 0039/0332522024 Die Paläste der Herzöge von Savoyen zählen zum Weltkulturerbe. Der Palazzo Reale war Sitz des Königreichs Italien. FeWo südl. Nordsee 2-5 Personen. Noch Termine frei! â 04931/15735 Nordsee Urlaub: Neues, komfortables Ferienhaus in Hooksiel, 8 Personen, Whirlpool, Wärmekabine, 130 m2 Wohnfläche. [email protected] â 0172/3843168 2 neue FeWo’s am Plauer See/Müritz bis 5 P./Tag ab 30.- €. â 05545/950840 Wyk-Föhr, Fewo, 2–6 Pers., Schwimmbad, www.ferienhaus-juergenshof.de strandnah. â 04791/899493 Gardasee Fewo, Pool, Hund willk. www.tignale.de â 09127/95609 All ’ inkl. Adria Mil. Marittima, dir. a. Meer, 2 Pool, Tennispl. Garten, hohe Ki.-Ermäß. â 0621/797963, www.italien-tophotels.de Ferienhaus am Balaton. â 0173/7637274 Fichtelgebirge: Urlaub auf dem Land, familienfreundliche Fewo’s, Streicheltiere, Ponys, Ferienhof Reihl. â 09285/1518 www.ferienwohnungen-reihl.de 10 Min. zur Nordsee: Ostfriesland, FeWo ab Gemütl. FH am See, idyll. Waldlage, Kamin25.- €/Tag, 2-7 Pers. â 04977/407 ofen, Kanu/Ruderboot. â 05109/63207 Mall. 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