Basel vom frühen Morgen bis in die Nacht

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Basel vom frühen Morgen bis in die Nacht
06 : 2012
Ausstellungen • Kunsttermine • Spezial • Museen • Künstler • kunsthandel • Kultur
Zeitkunst 11
Basel vom frühen Morgen
bis in die Nacht
Eine Sommerreise zu den wichtigsten Schauplätzen von Kunst und Kultur
Von Dr. Christiane Morsbach
B
asel ist im Juni die Kunst- und Kulturstadt
der Schweiz überhaupt. Einzigartig ist die
Dichte an Museen mit gleich 40 Häusern - vom
Antikenmuseum Basel über Fondation Beyeler,
Kunsthalle Basel, Museum für Gegenwartskunst,
Museum Tinguely bis Vitra Design Museum.
Jetzt, im Juni, macht die magnetische Anziehungskraft der wohl weltweit wichtigsten Kunstmesse Art Basel das Messegelände ein 43. Mal
zum Hot Spot der internationalen Kunstwelt.
In den Altstadt-Gassen und kurvig ansteigenden Straßenzügen mit den alles überragenden
Türmen des romanisch-gotischen Münsters,
den mittelalterlichen Fachwerkhäusern und Renaissance-Fassadenbemalungen, den idyllisch
begrünten Vorgärten und lauschigen Plätzen
mit Brunnen und Wasserläufen läßt sich
leicht weitaus mehr Kunst- und Kulturgenuß
erleben: Über 20 Galerien, zahlreiche Theater-,
Tanz- und Musikbühnen nebst Open Air-Veranstaltungen sowie die allesamt zeitgleich zur Art
Basel angesetzten weiteren Kunstmessen
Design Miami/Basel, Liste, Scope und Volta bieten – nehmen wir es doch einmal genau – ebenso
Anlaß genug für eine Reise nach Basel.
Ein Fadenkreuz aus markanten modernen
Architekturen von Mario Botta, Herzog & de
Meuron, Richard Meier, Morger & Degelo, Frank
O. Gehry und Zaha Hadid verspannt die geschichtsträchtigen Gebäude der Universitäts-,
Wirtschafts- und Forschungsstadt nonchalant
mit dem 20. und 21. Jahrhundert. Auf dem
Messe-Areal haben die Basler Star-Architekten
Herzog & de Meuron gerade den temporären
Pavillon „Schaulager Satellite“ als jüngstes Werk
fertig gestellt: Ein imponierendes „Weltraumobjekt“ steht da.
Der Sommer 2012 bietet sich für ein
erfrischendes „Kunst-Bad“ in Basel am Rhy an
und unsere Kaffeehaus-, Apéro- und Übernachtungsvorschläge von Basler Museumsdirektoren, Kuratoren und Galeristen sichern das KunstEr- und Überleben auf das Beste.
|cm|
Hilary Lloyd„Sunglasses“ 2011
2 JVC 42 Monitors, 2 Western Digital HD
MediaPlayers, 2 Unicol Trolleys,
Installationsansicht: Sadie Coles, London,
Fotograf: Marcus J. Leith
Museum für Gegenwartskunst, Basel
Bis 16.9.2012
12 Zeitkunst
Ausstellungen • Kunsttermine • Spezial • Museen • Künstler • kunsthandel • Kultur
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40 Museen in Basel – Ein Kunst-Leben der besonderen Art
Dr. Eva Keller, Leiterin der Museumdienste Basel, im Gespräch
Keller: Das Trinationale noch
stärker zu implementieren ist eines meiner zentralen Anliegen.
Und dann müssen wir weiter daran arbeiten, dass das Publikum
bei uns – entgegen allgemeinen
Annahmen, es würde stetig älter
und weniger heterogen – tatsächlich jünger, farbenfroher und
zahlreicher wird.
Justin Fiske vor einer seiner beweglichen Installationen.
Museum der Kulturen Basel, „Schwebend – Von der Leichtigkeit des Steins“, bis 15. Juli
rei Tage in Basel sind kurzweilig. Beinahe steht ob der
Fülle an Museen, Galerien, Messen zu fragen, ob man nicht nach
dem Besuch einer „Kunststation“
einfach einen Franken wirft und
die Bestimmung der nächsten
nach Kopf oder Zahl entscheidet.
Doch eine eigene Route – sozusagen als „Hop-On-Hop-Off“-Tour –
ist anhand der gut über die Stadt
verteilten Broschüren und Stadtpläne der Museumsdienste Basel
und von Basel Tourismus schnell
erstellt. Mit dem Mobility-Ticket,
das jeder Hotelgast erhält, und
am Besten ausgestattet mit dem
(48-Stunden-Ticket des) Oberrheinischen Museumspass kann es
kostenfrei losgehen.
Frau Dr. Keller, Sie haben an der
Universität Zürich Kunstgeschichte studiert, sind an der Universität
Basel mit einer Arbeit über Alberto Giacometti promoviert worden
und haben ein Diplom in Kulturmanagement. Zudem sammelten
Sie Erfahrungen im Museum für
Gestaltung Zürich, im Kunstmuseum Basel, in der Kunsthalle Basel, in der Neuen Nationalgalerie
SMPK Berlin und bei der Art Basel.
Seit 2005 sind Sie Leiterin der Museumsdienste Basel. Was sind die
drei besten Aufgaben, die Sie in
dieser Funktion wahrnehmen?
Keller: Die Museumsdienste
Basel beteiligen sich in der Abteilung Kultur des Kantons Basel-Stadt an der strategischen
Entwicklung der Museen und
sind für deren Dachkommunikation sowie – ebenfalls übergeordnet – für deren Vermittlung
und Marketing zuständig. Daher
bin ich immer gut informiert. Ich
kenne die Häuser sehr gut, das ist
ein sehr schöner Teil der Arbeit.
Und mir gefällt die enge Zusammenarbeit der musealen Institutionen mit der Universität.
Museen und Universität – können
Sie uns mehr dazu sagen?
Keller: Die staatlichen Museen – also Antikenmuseum Basel, Historisches Museum Basel,
Kunstmuseum Basel, Museum
der Kulturen Basel, Naturhistorisches Museum Basel – gehen zurück auf einen Ankauf durch die
Stadt 1661. Somit befindet sich in
Basel die älteste ununterbrochen
bestehende Museumssammlung
eines bürgerlichen Gemeinwesens. Die Stadt hat sich damals
entschieden, eine Privatsammlung, das so genannte AmerbachKabinett, anzukaufen. Dieses umfaßte Bildende Kunst, aber vieles
stellte letztlich den Grundstock
für eine universitäre Lehrsammlung. Und aus diesen Zeiten rühren die engen Beziehungen zur
Universität.
Basel und seine Museen – eine traditionsreiche Geschichte. Was bietet
Basel des Weiteren?
Keller: Basel ist einfach eine tolle
Stadt und was die Kultur anbelangt unglaublich. Die Art-BaselWoche ist etwas ganz Spezielles,
aber es gibt auch etwa das Theater
Basel oder die Kaserne. Da habe ich
tolle Aufführungen erlebt. Das Nebeneinander von Hoch- und auch
Populärkultur und der Off-Scene
finde ich großartig. Die Leute hier
haben ein Bewußtsein dafür, dass
es viel Kultur gibt. Und das wird
gepflegt. Moderne und zeitgenössische Kunst sind wichtig, daneben sollte man die Alten Meister
in Basel aber auch nicht vergessen:
Ein Gang durch die Sammlung des
Kunstmuseum Basel ist jedes Mal
ein Erlebnis für mich.
Die Museumsdienste Basel gibt es
schon lange?
Keller: Es gab früher die sogenannte Koordinationsstelle. Die
Museumsdienste Basel in dieser
Form gibt es seit 1998. Seitdem
versuchen wir verstärkt mit den
Museen gemeinsame Projekte
anzustoßen. So sind wir beispiels-
weise für die Gesamtorganisation der Museumsnacht in Basel
verantwortlich. Am 3. Freitag im
Januar, bei winterkalten Temperaturen – der Termin wurde bewusst gewählt, weil da das Publikum besonders gerne lange im
Museum verweilt –, sind jeweils
30.000 Menschen unterwegs. Es
ist ein Projekt, das trinational
funktioniert – auch durch die von
uns initiierte Infrastruktur mit
der Deutschen Bahn und dem
Distribus.
Welche Aufgaben könnten besser
funktionieren?
Wie wird die Kommunikation vorangebracht?
Keller: Wir haben eine Palette
von aufeinander abgestimmten
Informationsinstrumenten. Darunter den jährlichen handlichen „museen basel guide“ oder
den „museen basel plan“. Derzeit wird der Art-City-Basel-Flyer
produziert, ein Faltblatt hauptsächlich zu den Kunstmuseen in
Basel, das wir eigens für die Besucher der Art Basel initiiert haben.
Dr. Eva Keller, Leitung
Museumsdienste Basel
Zum Schluss Ihr ganz persönlicher
Tipp: Was dürfen wir bei einem
Baselbesuch nicht verpassen?
Keller: (lacht) Da ich mich schon
als Kind in die Kunst von Renoir
verliebt habe, meine erste Liebe
zur Kunst, müssen Sie natürlich
unbedingt die aktuelle Ausstellung Renoir im Kunstmuseum
Basel hervorheben! Übrigens
beginnen hier jetzt die Maßnahmen für den Erweiterungsbau,
der unterirdisch über die Dufourstraße hinweg Verbindung
zum Museum erhält und 2016
eingeweiht werden soll!
|cm|
Frau Dr. Keller, wie verläuft ein
klassischer Arbeitstag für Sie?
Keller: Wie das so ist: Leider häufig verzettelt in tausend kleine
Dinge, und dann bleibt die Ideenschmiede aufgrund fehlender
Deadline zu oft auf der Strecke.
Wir sind vier Frauen, sehr engagiert, ein tolles Team. Momentan
fokussieren wir neben dem Alltagsgeschäft darauf, unser Kommunikationskonzept für die Museen Basel – auch unter Nutzung
Ausstellungs-Highlights
Empfehlungen von Dr. Eva Keller und Christiane Morsbach
D
ie Ausstellungen Jeff Koons in der Fondation Beyeler, Tatlin im Museum Tinguely, Renoir im Kunstmuseum
Basel und Gerrit Rietvield im
Vitra Design Museum sind im
Sommer 2012 unbedingt auf
die „Must-see-Liste“ zu setzen.
Tatsächlich ist die Präsentation der Werke von Jeff Koons
in den weitläufigen Bereichen
mit den Sichtachsen, die in
den Berower Park zu dem im
Teich installierten metallisch
blauen Balloon Flower führen,
geradezu atemberaubend. Im
Herbst geht es in diesen Häusern gleich weiter mit Hochkarätigem: Pop Art Design im
Vitra Design Museum, Edgar
Degas im Kunstmuseum Basel,
Robert Gober im Museum für
Gegenwartskunst und Tinguely im Museum Tinguely. Keinesfalls verpassen: Das schicke
Museum der Kulturen Basel
mit seiner Innenhofoase, dem
schillernden Dach von Herzog
& de Meuron, der von Direktorin Dr. Anna Schmid konzipier-
ten einmaligen elegant-reduzierten Präsentation der Sammlung
und
der
hochintelligenten
Steininstallation „Schwebend“
© Jeff Koonssoto: Jeff Koons Studio, New York / Jim Stronga
D
anderer Kanäle – noch sehr viel
zielgruppenspezifischer
nach
vorne zu bringen.
Jeff Koons „Cake “, 1995–97
Öl auf Leinwand
des südafrikanischen Künstlers
Justin Fiske. Hier sollten Sie an einer Führung von Kuratorin Franziska Jenni teilnehmen! Das Museum für Gegenwartskunst: Auch
ein Erlebnis. Aus der Ausstellung
mit den durch den einjährigen
Aufenthalt in Basel inspirierten
Werken der Britin Hilary Lloyd
haben wir „Sunglasses“ als Titelbild unseres Spezials ausgewählt.
Im Haus gibt es auch eine exzellente Sammlungspräsentation mit Werken von Fetting,
Borofsky, Judd, Kippenberger
und anderen. Ein Geschoß ist
Joseph Beuys vorbehalten! Das
Cartoonmuseum Basel wartet
mit einer Ausstellung mit satirischen Zeichnungen von Martial Leiter und ab 23. Juni mit
Werken des amerikanischen
Comicpioniers Winsor MacCay
auf. Die Kunsthalle Basel fährt
mal wieder zweigleisig und
präsentiert zwei Ausstellungen. Hier empfehlen wir auf jeden Fall die des britischen Fotografen Craigie Horsfield mit
den 20 Meter langen Tapisserien und den eigens angefertigten Fresken. Geht zuletzt dies
noch vor dem Genuß des Café
Crème? Basler Papiermühle,
das Spielzeug Welten Museum
Basel oder das Pharmazie-Historische Museum der Universität Basel mit der Ausstellung
"Kickstart. Coffein im Blut?"
Dann los!
www.museenbaselch
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Zeitkunst 13
Ausstellungen • Kunsttermine • Spezial • Museen • Künstler • kunsthandel • Kultur
Enges Zeitfenster für gleich fünf Kunstmessen
Art Basel, Design Miami/Basel, Liste, Scope, Volta – Vom 11. bis 17. Juni wird Basel wieder zum Zentrum der Kunstwelt
rheinabwärts lokalisiert. Die Arbeiten, die der Direktor des CCA
Wattis Institute, San Francisco,
ausgewählt hat, befassen sich mit
Basels Geschichte und Gegenwart. Sie flechten sich als künstlerische Interventionen mit
ortsspezifischen Werken und
Performances in den Stadtraum
ein. Im Ackermannshof etwa sind
Werke von Abraham Cruzvillegas
in der Druckereihalle, von Pedro
Reyes im Festsaal Philosophicum
und von Dieter Roth im Laba
EPFL Seminarraum, dem ehemaligen Atelier von Dieter Roth und
Björn Roth, zu sehen.
Zurück zum Messe-Gelände:
Das lockt auch schon ab 4. Juni
- mit dem „Schaulager Satellite“ und ab 11. Juni - mit der siebten
Ausgabe der Designmesse Design
Miami/Basel. Das Schaulager ist
dieses Jahr im Umbau und präsentiert sich jetzt in einem temporären Pavillon von Herzog &
de Meuron als eine zwischen
Skulptur und Architektur changierende Konstruktion. Bei freiem
eines Kunstwerks steht.
Beteiligt sind
20 namhafte
Künstler, etwa
Thomas Ruff.
Am Pavillon
läßt es sich
übrigens auf
einen Kaffee
oder
Apéro
gut verweilen.
Parallel ist
die Liste vom
12. bis 17.
Juni wieder
im Werkraum
Warteck
PP
am Burgweg,
also im eheNeo Rauch, „Nest”, 2012, Öl auf Leinwand,
maligen BrauArt Basel, Galerie Eigen+Art, Leipzig/Berlin
ereigebäude
Warteck, mit 64 Galerien aus 22
Eintritt werden hierin die Ideen,
Ländern Anziehungspunkt. Tradie Absichten und das Funktioditionell ziehen die Mieter auf
nieren des Schaulagers erklärt.
dem Gelände für die Zeit aus und
Gezeigt werden nicht Kunstwerschaffen Raum für die durch eine
ke, sondern Objekte, Dokumente
geheime Jury ausgewählten Galeund Archivmaterial, das im Zurien. Direktor Peter Bläuer organisammenhang mit der Entstehung
Galerien in Basel
Ausgewählte Highlights im Dreieck Kannenfeldplatz, Riehen und Liestal
Galerie von Bartha Garage, Kannenfeldplatz
W
ie die Museen, so sind auch
die über 20 Galerien in Basel unkompliziert anzusteuern.
Auf der Seite von Großbasel lassen
sich etwa die etablierten Galerien Carzaniga, Stampa und Graf &
Schelble gut zu Fuß vom Marktplatz aus den Spalenberg hinauf
erreichen. Auf der Kleinbasler Seite wiederum liegen rund um den
Wettsteinplatz die Galerien Balzer
Art Projects, Katharina Krohn, Karin Sutter und Mäder nahe beieinander. Derzeit sind 18 Galerien
Mitglieder im „Verein Galerien Basel“. Sie werden von Walter Schelble von der Galerie Graf & Schelble
nach außen hin vertreten. Er zeigt
im Juni Fotografien der Straßburgerin Marion Galut, geb. 1971, und
kombiniert sie mit Objekten des
Ungars János Fajó, geb. 1937.
Das Angebot der Galerien
reicht vor allem von Klassischer
Moderne bis zur Gegenwartskunst: Henze & Ketterer & Triebold
gehört wie die Galerien Carzaniga und Daniel Blaise Thorens zu
denjenigen, die auf die Kunst des
19./20. Jahrhunderts setzen. Im
Juni zeigen Sie sowohl auf der Art
Basel als auch in ihren Räumen
große Schauen zu Ernst Ludwig
Kirchner. Arnaldo Carzaniga präsentiert Malerei von Julius Bissier, Meret Oppenheim und Mark
Tobey. Daniel Blaise Thorens, der
Kunsthandel und Galerie schon
1976 gegründet und bis heute vier
Stiftungen ins Leben gerufen hat,
gilt als die Anlaufstelle, wenn es
um Le Corbusier geht. Spezialisiert
zudem auf so namhafte Schweizer
wie Ferdinand Hodler und Alfred
Heinrich Pellegrini – dessen Enkel er ist – muß man sagen: Der
Besuch lohnt. Werke von Munch,
Monet und Gauguin waren hier
schon zu sehen – aber auch die so
erfrischende Malerei von Barbara Feuerbach. Das ist dem engen
Kontakt zur Frankfurter Galeristin
Claudia Giani-Leber zu verdanken.
Jetzt zeigt Thorens große, farbintensive Aquarelle des 60-jährigen
Basler Künstlers Fifo Stricker. Gilli
und Diego Stampa haben ihre Galerie bereits 1969 gegründet. Als
Galerie und Kunstbuchhandlung
(die wohlsortierteste, die es weit
und breit in der Schweiz gibt!) für
Gegenwartskunst verstanden sie
ihre Räume stets als einen „kulturellen Ort“, betont Gilli Stampa.
„Wir haben immer eng mit den
Künstlern zusammen gearbeitet,
etwa mit Pipilotti Rist.“ Wie dieser
wurden auch anderen heute weltbekannten Künstlern Erstpräsentationen ausgerichtet, darunter
Marlene Dumas und Rosemarie
Trockel. Jetzt zeigen die Stampas
auf der Art Basel die buntfarbigen
Welttondi des Meret-OppenheimPreisträgers Guido Nussbaum.
Was ist mit Entdeckungen ganz
junger Kunst? Die gibt es in Basel
besonders auch bei den Galerien
Mitart, Krupp, Laleh June, Hilt und
Von Bartha Garage. Tipp: Stephan
von Barthas ungewöhnliche Räume einer ehemaligen Autoreparaturwerkstatt am Kannenfeldplatz.
Derzeit stellen unter dem Titel „Off
the beaten track“ 17 Künstler von
Bernar Venet bis Sarah Oppenheimer aus.
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siert die „Young Art Fair in Basel“
im 17. Jahr. Um als Galerie teilzunehmen zu können sind zwei Voraussetzungen zu erfüllen: Fünf
Jahre darf es die Galerie höchtens
geben und sie darf nicht mehr als
drei Male teilnehmen.
Zum sechsten Mal findet
zeitgleich wiederum die Scope
in Basel statt. Die etwa 70 internationalen Aussteller – von
AB Gallery bis Zellermayer Galerie – sind im Zentrum von Basel
auf der Kleinbasler Seite am Unteren Rheinweg am Kasernengelände lokalisiert.
Die Volta schließlich findet vom 11. bis 16 Juni in der
Dreispitzhalle, Helsinkistrasse,
statt und vereint 81 Aussteller.
Der Schwerpunkt liegt auf kuratierten Künstlerdialogen und
Einzelpräsentationen. Amanda
Coulson, Direktorin der National
Art Gallery of the Bahamas, ist
künstlerische Leiterin der 2005
von Kavi Gupta, Ulrich Voges
und Friedrich Loock gegründeten
Messe.
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Außerhalb von Basel
Das Vitra Design Museum zeigt Gerrit Rietveld
rial. Als gelernter Schreiner hatte sich Rietveld
der De Stijl-Bewegung
um Theo van Doesburg
und Piet Mondrian angeschlossen, experimentierte dann mit innovativen Materialien, wie
Schichtholz und Aluminium, schuf als fortlaufende Experimente weitere Möbelvarianten, wie
den Zickzack-Stuhl. Nach
1945 war er vor allem
als Architekt tätig. Auf
Interieur des Rietveld-Schröderzwei Ebenen sind etwa
Hauses mit Mädchenschlafbereich
320 Möbel, Modelle, Ge(1924), Farblichtdruck von Han Schrömälde, Fotografien, Filder/Atelier von Gerrit Rietveld, 1951
me und Zeichnungen in
chronologischer Folge gruppiert.
er kennt sie nicht, die beiBeeindruckend: Die Möbel zum
den Ikonen des modernen
Selbstbauen – Rietveld hat mit
Designs, die der in Utrecht geboStühlen wie dem Birza-Stuhl, der
rene Gerrit Rietveld (1888-1964)
aus einer planen Faserplatte gegeschaffen hat: den Rot-Blauen
bogen wurde, den Do-it-yourselfStuhl von 1918/1923, der heuTrend vorweggenommen. Faste noch von Cassina produziert
zinierend: Die Kleinst-Entwürfe
wird, und das Rietveld-Schrödervon Stühlen und Häusern, die
Haus von 1924? Ein Original
Rietveld auch mal auf einer Zugdes Stuhls sowie Entwürfe des
fahrt aus einem Stückchen Papvon der Witwe Truus Schröder
pe gefaltet haben konnte. |cm|
in Auftrag gegebenen und von
ihr mit gestalteten Hauses sind
zu sehen. Den beiden KuratorinGerrit Rietveld
– Die Revolution des Raums
nen – Ida van Zijl vom Centraal
> Bis 16.9.12
Museum Utrecht und Amelie
Vitra Design Museum
Znidaric vom Vitra Design MuCharles-Eames-Str. 2
seum – geht es um eine AnalyD-79576 Weil am Rhein
se des Frühwerks und damit um
Mo-So 10-18
Rietvelds Experimente mit Matewww.design-museum.de
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012,
Bild: Collection Rietveld Schröder Archive, Utrecht
er den Hype liebt, kommt in
der ersten Juni-Hälfte nach
Basel: Die wieder von den Direktoren Anette Schönholzer und
Marc Spiegler und ihrem Team
vom 14. bis 17. Juni in Szene
gesetzte wichtigste Kunstmesse
Art Basel hat wegen des Andrangs jetzt gleich zwei Preview-Tage eingerichtet. So wird
das Zusammentreffen der etwa
300 ausstellenden internationalen Galeristen noch attraktiver. Hier treffen Galeristen wie
Michael Findlay, Esperanza Sobrino und Tsutomu Takashima
von Acquavella Galleries, Bruno
Bischofberger, Alan Cristea, Fortes
Vilaca, Annet Gelink, Anton Kern
und David Zwirner mit den etwa
60.000 Künstlern, Sammlern und
Prominenten, Kuratoren und Museumsdirektoren, Kunsthändlern
und Kunstliebhabern zusammen.
Die Art Basel strahlt auch in die
Stadt aus: Die dritte Ausgabe des
wieder von Jens Hoffmann kuratierten Projekts Art Parcours ist
dieses Mal im Quartier St. Johann
courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin, Foto: Uwe Walter, Berlin
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Ausstellungen • Kunsttermine • Spezial • Museen • Künstler • kunsthandel • Kultur
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Basel by day
Empfehlungen von Museumsdirektoren, Kuratoren und Galeristen
G
rüne Trams und knallorange
Velos, rote oder azurblaube
Busse und buntfarbige Taxis bringen einen in Basel in kurzer Zeit
überall hin. Irgendwann will man
ja doch einmal „aussetzen“. Einfach an dem sogenannten Kleinbasler Rheinbord auf den Stufen
sitzen und den Blick über den
Rhein auf die Altstadt pur genießen oder am Tinguely-Brunnen
die Füße baumeln lassen.
Im Tea-Room der Confiserie
Schiesser am Rathausplatz könnte man auch einfach diese besondere Kaffeehaus-Atmosphäre
genießen und dann die anläßlich
der Renoir-Ausstellung im Kunstmuseum Basel kreierte RenoirSchokolade als Mitbringsel kaufen. Oder will man sich zunächst
in den kühlen Kreuzgang des
Basler Münsters zurückziehen?
Vielleicht reicht es dann für eine
Mittagsmahlzeit gleich nebenan
im Museumsbistro Rollerhof
des Museum der Kulturen Basel. Am Spätnachmittag könnte
ein Apéro im Lo Spuntino auf
dem Spalenberg mit seinen Bou-
tiquen, Galerien, Restaurants und
weiteren Confiserien erholsam
sein.
Die
charmant-freundlichen
Basler jedenfalls tun das Alles und
verschaffen sich im Sommer gerne auch durch ein Bad im Rhein
- am „Birsköpfli“ am Rheinbadhaus Breite - Abkühlung. Sich
abkühlen und den Durst löschen,
das kann man auch an den über
170 Brunnen, die mit Wasser in
Trinkqualität zum Verweilen einladen.
Wie halten es die Basler Museumsdirektoren, Kuratoren und
Galeristen mit ihren Rekreationszeiten? Dr. Eva Keller, Museumsdienste Basel, empfiehlt: Das
Eiscafé Acero in der Kleinbasler Rheingasse – „sehr leckeres
Eis“. Den Ackermannshof in der
St. Johanns Vorstadt. Das Bistro im Antikenmuseum Basel.
Das Restaurant Berower Park
im Garten der Fondation Beyeler. Das Bufett im Gründerzentrum Stellwerk am Bahnhof
St. Johann. Die Confiserie Schiesser. Die Confiserie Gilgen am
Spalenberg. Die Confiserie
Bücheli – einfach mit der Tram
3 bis Universität. Das Consum: An der Bar in der
Rheingasse können über 100
Weine und „Plättli“ mit erlesenen Salami- und Käsespezialitäten probiert werden.
Die Konditorei Schneider in
der Clarastraße. Das Restaurant Krafft am Kleinbasler
Rheinufer. Die Top-Restau- Confiserie Schiesser, Marktplatz: Hier gibt es seit 1870 die Basler Fähri,
rants Cheval Blanc und Chez Pralinés maison, Basler Rolle und handgefüllten Truffes
Donati nebst Brasserie im
Grand Hotel Les Trois Rois. Das lange und rät: In Kleinbasel ist
museum Basel und Museum für
Unternehmen Mitte im ehemali- das Consum ein Muss – „Für den
Gegenwartskunst, meint, den
gen Hauptsitz der Schweizerischen Apéro!“. „Die Papiermühle hat
Leckerli-Shop an der Mittleren
Volksbank in der Gerberstraße. den besten Schokikuchen!“ Das
Rheinbrücke oder im Bahnhof
Das Veronika am Rheinbadehaus Restaurant Krafft – „Rheinprodarf man nicht verpassen.
(nur bei schönem Wetter geöff- menade pur.“
Mareike Spendel, KunsthalBernhard Mendes Bürgi, Dinet!). Das Volkshaus in der Reble Basel, bleibt im Geviert und
rektor Kunstmuseum Basel, vergasse – „Da muß man hin.“
empfiehlt: Die Campari Bar
Abgesehen vom Trinken und weist auch auf das neue Volksund das Restaurant Kunsthalle
Essen: Kleine Designartikel gibt’s haus, gestaltet von Herzog &
(vgl. unten).
am Spalenberg bei Seven Sisters, de Meuron, zum Kaffee trinken
Die Café-Bar Elisabethen in (!)
die wieder auf der Art Basel vertre- und um eine Kleinigkeit zu esder Elisabethenkirche nahe der
ten sind, und im tollen Shop des sen rät er zum hauseigenen BisKunsthalle, ab 7 Uhr geöffnet: sertro oder ebenso zur Confiserie
Museum der Kulturen Basel.
viert wird auch an zwei Tischen im
Anette Gehrig, Leiterin des Car- Schiesser. Christian Selz, KomKirchenraum und vor der Fassade.
toonmuseum, überlegt auch nicht munikationsleiter für das KunstEcht kurios! |cm|
Unterkunft in Basel
Basel by night
Zwei Hotels und eine Jugendherberge in Basel
Chill am Rhy und anderswo
N
Hotel Der Teufelhof
Ramada Plaza
Der Hotel-Tower liegt an der
Messe und bietet mit seiner
Komplettverglasung einen spektakulären Blick auf Basel. Herrlich ist ein frühmorgendlicher
Lauf hinunter zur Rheinpromenade, dann, wenn einem unter
Kirchturmgeläut schon der Duft
der Croissants entgegen weht.
www.ramada.ch
Der Teufelhof
Oasengleich zwischen Leonhardsgraben und Heuberg gelegen bietet Direktor Raphael
Wyniger ein Hotel, zwei Restaurants, eine Bar, den archäologischen (Wein-)Keller, das Theater
(mit dem alles begann) und die
zeitgenössische Kunst in den
Zimmern und auf den Gängen.
Hier lässt es sich sehr gut „wohnen“. Zum Wochenende wird in
dem Theaterraum mit den roten
Sesseln politisch-satirisches Ka-
barett geboten. Alle drei bis vier
Jahre werden die Zimmer des
linken Flügels, das „Kunsthotel“,
von einem Künstler neu gestaltet. 99 weitere Hotels mit Menschen aus der Kunstszene - nicht
nur in der Schweiz - finden sich
übrigens in dem Reisehandbuch
„In Bed with Art“ von Katharina
Knieß. www.teufelhof.com
Jugendherberge St. Alban
Den Mühlenberg hinunter liegt
die Jugendherberge am Museum für Gegenwartskunst. Tobias
Wettstein und sein junges Team
begrüßen herzlich. Vielleicht hat
man Glück und schläft in einem
der Zimmer des neuen funktionalistischen, verglasten Anbaus.
Die Schweizer Architekten Buchner & Bründler, die auch für den
Schweizer Pavillon der Weltausstellung in Shanghai verantwortlich sind, haben ihn entworfen.
www.youthhostel.ch
der amerikanische Komponist,
ehmen Sie einen Apéro oder
wollen, bietet sich das RestauPerformer und Klangkünstler
Sundowner unterhalb des
rant Kunsthalle an, wo in der
auf. Und was passiert noch? NiMünsters bei der MünsterfähWoche vom 11. bis 17. Juni wiekola Dietrich erzählt: „Zum einen
re: Das Chill am Rhy hat nur im
der der Art-Club in und vor der
veranstalten wir ein Projekt von
Juli und August geöffnet, die AtCampari-Bar im Gartenlokal von
Matthew Lutz-Kinoy mit Dinner,
mosphäre ist grandios, bestätigt
23 bis drei Uhr früh für FotoanPerformances, Malerei, Keramiauch Dr. Eva Keller. Dieses Jahr
lässe sorgt. Die Adresse gilt zu
gibt’s noch eine neue Terder Zeit als die Essenz der
rasse, eine neue CaipirinPartys. Starten könnte man
ha-Maschine und das neue
die Messe-Woche übrigens
Bier „Wunderbarunklar“
mit Preview oder Eröffobendrauf! Bis 20 Uhr
nung der Liste am Montag,
können Sie auch in der
11. Juni. Hier steigt die ersFeldbergstraße im Plattte große Party in der Mesfon Record Store stöbern.
sewoche.
Hier gibt es Musik abseits
Und klar: Das Theater
des Mainstream von AlterBasel wartet anläßlich der
native bis Wave. Comics,
Art Basel wieder mit einer
Filme, Poster, MusikmaKooperation auf: Die spargazine und -bücher sowie
tenübergreifende PerforAusstellungen krönen das
mance mit Szenen aus dem
Angebot. Der Laden wird
Leben der serbischen Pervon den Galeristen Gilli
formencekünstlerin Maund Diego Stampa mit berina Abramovic - The Life
trieben!
and Death of Marina AbDas Elaine – am St.ramovic – mit Marina AbAlban-Rheinweg unmit- Szene aus: The Life and Death of Marina
ramovic und Willem Dafoe
telbar am Museum für Abramovic, Theater Basel, Foto: Lucie Jansch
höchstselbst! Tickets ganz
ken und anderen aufregenden
Gegenwartskunst gelegen - empschnell für den am 13., 14. oder
Dingen bereits am Sonntag, 10.
fiehlt natürlich Nikola Dietrich,
15. Juni sichern. Wer das Ballett
Juni - die Reste davon werden
Kuratorin im Museum für Geliebt, reserviert Karten für Rowährend der Art Basel zu sehen
genwartskunst. Sie ist eine der
méo et Juliette am 16., 19. oder
sein. Von Montag, 11. Juni bis
vier Organisatoren des Clubs. Am
22. Juni: Choreograph Angelin
Sonntag, 17. Juni, kann man sich
Freitag und Samstag, den 8. und
Preljocaj versetzt die Liebesgevon 10-18 Uhr im Café Elaine ver9. Juni, ist in Zusammenarbeit
schichte Shakespeares in einen
köstigen. In den Räumlichkeiten
mit dem Plattfon Record Store
Polizeistaat und serviert den
werden durchgehend Filme von
das Ensemble „Phoenix & ZpigStoff politisch zugespitzt mit
11-18 Uhr zu sehen sein.“
niew Karkowski & Kasper T. Toäußerster künstlerischer KonWenn Sie nun lieber das (VIP-)
eplitz / Le Dépeupleur“ zu Gast
sequenz und rasanten TanzPublikum der Art Basel treffen
und am 21. Juni legt Duane Pitre,
sequenzen. |cm|