1207_153 Agenda 4.ind
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AG E N DA POL I T IK / WI R T SC HAF T / WI S S E NSC HAF T KO LU M N E »Biorausch« VON ACHIM STEIN ER W UN-Umweltprogramms SC H N I T T M E N G E MARIUS MÜLLERWESTERNHAGEN ist mit einer Amerikanerin verheiratet 72 VA N I T Y FA I R 1207_153 Agenda 4.ind 72 MICHAEL NAUMANN OTTMAR HITZFELD rettet, was noch zu retten ist SCHWARZE SCHAFE MEDIEN Schwarzsehern unterstellt die GEZ im Fernsehspot rüde Manieren Einfach mal nett sein M it Ihrem Gebührengeld können wir ein verlässliches Korrespondentennetz erhalten. Und dafür danke ich Ihnen.“ Diese freundlichen Worte richtet seit Kurzem Ernst Elitz, Intendant des Deutschlandradios, in verschiedenen Spots an seine Hörer. „Wenn man Geld bekommt, sagt man Dankeschön. Das ist eine bürgerliche Tugend, die wir pflegen“, erklärt Elitz seine ungewohnt höfliche Initiative. Im Gegensatz zu Elitz vergleicht die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) Schwarzseher in ihrem aktuellen Kinospot mit einem pupsenden schwar- zen Schaf und drohte ihnen bis vor Kurzem sogar mit einem Schicksal hinter Gittern. Elitz bevorzugt einen anderen Weg: „Wir versuchen, durch charmante Ansprache zu überzeugen. Aber wenn sich Hörer durch die Androhung einer mehrjährigen Gefängnisstrafe zum Zahlen bewegen lassen, nehmen wir auch diese Gebühren.“ Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur senden werbefrei und müssen im Gegensatz zu anderen öffentlich-rechtlichen Hörfunksendern inzwischen sogar mit weniger Gebühren auskommen als früher. B Ü RO K R AT I E Der Staat soll zahlen W ährend Bundeskanzlerin Angela Merkel die EU-Staaten darauf verpflichten will, die Kosten der Privatwirtschaft für den Staat bis 2020 um ein Viertel zu senken, setzt die FDP auf klare Regeln. In einem Antrag fordert die Bundestagsfraktion, dass der Staat künftig bezahlen soll, wenn er von Unternehmen Statistiken und andere Auskünfte verlangt. „Die administrativen Pflichtdienste sind eine Dienstleistung der Unternehmen gegenüber dem Staat“, heißt es in dem Antrag, den die Abgeordnete Birgit Homburger initiiert hat. „Erst wenn der Gesetzgeber spürt, welche Kosten er auf die Unternehmen abwälzt, ist er möglicherweise bereit, weitere Belastungen zu vermeiden und Bürokratie gezielt abzubauen.“ Das 25-Prozent-Ziel der Regierung dürfe kein Nullsummenspiel wer- PRO WIRTSCHAFT den. Bürokratie kostet die Wirtschaft jedes Jahr Der Staat soll zahlen, fordert Birgit Homburger (FDP) zwischen 46 und 80 Milliarden Euro. F O T O S : O L I V E R M A R K ; A P, D P A ( 2 ) , F A C E T O F A C E , P R as haben Caipirinhas, George W. Bush, Biokraftstoffe und Termiten gemeinsam? Sie haben derzeit allesamt etwas mit Brasilien zu tun, dem Vorreiterland, wenn es um die Produktion von Zuckerrohr geht. Rund drei Viertel aller Autos dort können bereits mit Ethanol fahren, seit 30 Jahren werden Biokraftstoffe genutzt. Wegen des Klimawandels wird das Land nun umworben, sein Knowhow in den Rest der Welt zu exportieren. Das Thema stand auf der Tagesordnung beim Treffen von US-Präsident George W. Bush und seinem brasilianischen Amtskollegen Lula da Silva. Auf meiner Agenda steht es auch. Denn: Umweltschützer zweifeln am ökologischen Nutzen. Sie warnen vor Ethanol und haben Angst, dass Bauern Regenwald für Energiepflanzen roden. Um dies zu verhindern, haben die USA und Europa, das gerade eine Senkung der Emissionen um 20 Prozent beschlossen hat, Forschungsprogramme gestartet. Und fanden dabei die Gattung der Termiten, die unübertroffen darin ist, in ihrem Darm Holz in Ethanol umzuwandeln. Wäre diese Technik erfolgreich, müsste kein Zuckerrohr aus dem Regenwald mehr genutzt werden. Egal, was die Zukunft bringt, schon heute zeigt Brasilien, dass grünes Leben Spaß macht. Denn Zuckerrohr kommt nicht nur in den Tank, sondern als Schnaps auch in Caipirinha. – Achim Steiner ist Exekutivdirektor des 1 2 / 07 12.03.2007 16:18:22 Uhr