Textheft - Evangelische Singgemeinde

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Textheft - Evangelische Singgemeinde
Evangelische Singgemeinde
Berner Kantorei und Zürcher Kantorei zu Predigern
Werk von Wolfgang Sauber
Stiftskirche Schlägl (Oberösterreich)
Buntglasfenster (1893) im Langhaus:
Engel mit Spruchband GLORIA IN EXCELSIS DEO ET IN TERRA PAX
(Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden)
By Wolfgang Sauber (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons; keine Änderungen vorgenommen.
PREDIGERKIRCHE ZÜRICH
Sonntag, 13. Dezember 2015, 17.00 Uhr
Werkeinführung: 16.15 Uhr
BERNER MÜNSTER
Samstag, 19. Dezember 2015, 20.00 Uhr
Werkeinführung 19.15 Uhr
Weihnachtsmusik
2015
Johann Sebastian Bach
Georg Gebel
Stephanie Pfeffer – Sopran
Ingrid Alexandre – Alt
Jan-Martin Mächler – Tenor
Jonathan Prelicz – Bass
Berner Kantorei
Zürcher Kantorei zu Predigern
Collegium musicum
Johannes Günther – Leitung
Programm
Johann Sebastian Bach
Brandenburgisches Konzert Nr. 2, F-Dur BWV 1047
Georg Gebel
Weihnachtsoratorium
Johann Sebastian Bach
Gloria in excelsis Deo BWV 191
Sanctus aus Missa in h-Moll BWV 232
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Brandenburgisches Konzert Nr. 2, F-Dur BWV 1047
1. Allegro
2. Andante
3. Allegro assai
Georg Gebel (1709 – 1753)
Weihnachtsoratorium
1. Chor
Jauchzet, ihr Himmel! Erfreue dich Erde! Gott wird selbst ein Menschenkind.
Überteure Wunderliebe, feure doch die Freudentriebe,
die dein Geist nur wirken kann, selbst in unsern Herzen an!
Dass dein Ruhm, wo Christen sind, mit lobendem Danke verherrlichet
werde.
2. Chor
Ehre sei Gott in der Höhe, Friede und den Menschen ein Wohlgefallen!
3. Rezitativ
Das ganze Heer der frohen Engelscharen macht dieses Werk des grossen
Schöpfers kund. Wie sollte denn der Mund der armen Adamskinder die gottgeweihte Freude sparen, die Geist und Herz zum Lobesopfer heischt? Ach
aber, dass die Zahl der Sünder sich oft mit falscher Freude täuscht, die an
den morschen Weihnachtsgaben mehr Lust als an dem Himmel haben! Erbarme dich, o Gott! der armen Seelen, die Kot vor wahres Heil erwählen!
und lass nur deinen Freudenschein stets meines Geistes Stärke sein!
4. Arie
Nichts, als reine Himmelsfreude, macht den Seelen wahren Mut.
Erdenjubel, tolles Lachen pflegt zuletzt nur Angst zu machen.
Und die frohe Fleischeswut wird zu bangem Herzeleide.
5. Choral
Fröhlich soll mein Herze springen, zu der Zeit, da vor Freud alle Engel singen. Höret, wie mit vollen Chören alle Luft laute ruft: Christus ist geboren.
6. Rezitativ
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden,
die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, der Engel des Herrn trat zu
ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchten sich
sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch grosse Freude, die allem Volke widerfahren wird. Denn euch ist
heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr in der Stadt David.
7. Rezitativ
Geweihte Segensnacht, dergleichen keine Zeiten von Anbeginn der Welt
hervorgebracht! Zu was für Andachtsbrünstigkeit soll uns dein Christgeschenke leiten! Mit welcher Gottergebenheit und heiligem Bestreben willst
du gefeiert sein! Ach aber, ach! wie pflegt der Menschen Leben doch solche
Pflichten zu entweihn! Wie hat der Höllengeist die werte Nacht mit Wahnund Aberglauben auf's greulichste beschmeisst! Vermehre, Gott, die Andachtsbrunst, und lass mir keinen Höllendunst dein teures Christgeschenke
rauben!
7a. Arie
Geist der Andacht, sanfte Flamme, wärme meine kalte Brust!
Weide Mut und Sinnentriebe stets in süsser Himmelsliebe!
Dass ich allen Sündenwust hasse, meide und verdamme.
8. Choral
Ermuntre dich, mein schwacher Geist, Dies ist die Nacht, darin es kam,
und trage gross Verlangen, und menschlichs Wesen an sich nahm;
ein kleines Kind, das Vater heisst, dadurch die Welt mit Treuen
mit Freuden zu empfangen! als seine Braut zu freien.
9. Chor
Das Volk, so im Finstern wandelt, siehet ein grosses Licht,
und über die, die da wohnen im finstern Lande, scheinet es helle.
10. Rezitativ
Wie tröstlich kann das Seelenlicht ein banges Herz durchsüssen! Wenn ihm
bei dicken Finsternissen bewährter Trost gebricht. O möchte dieser Gnadenschein, der uns zum Leben aufgegangen, auch mit Verlangen und Ehrfurcht
aufgenommen sein! O dass wir ihn in unsrer Brust mit seinen Gottheitsstrahlen schiessen und allen Sündenwust daraus verbrennen liessen! Ach aber,
ach! wie pfleget doch die Welt, die Finsternis mehr als das Licht zu lieben.
Getreuer Gott, lass mich, was dir gefällt, in deinem Lichte sorgsam üben!
11. Arie
Nur im Lichte lebt das Leben, Finsternis ist selbst der Tod.
Scheine doch, du Glanz der Seelen, in die finstern Herzenshöhlen!
Mache selbst durch dein Gebot Gang und Bahn zum Himmel eben!
12. Choral
Werde Licht, du Stadt der Heiden,
o du Salem, werde Licht!
Schaue, welch ein Glanz der Freuden
über deinem Haupt anbricht!
Gott hat derer nicht vergessen,
die im Finstern sind gesessen.
13. Chor
Daran, daran ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, dass Gott seinen
eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, in die Welt, in die Welt, dass wir
durch ihn leben sollen.
14. Rezitativ
Mein Herz, betrachte doch die Triebe der unaussprechlich grossen Liebe,
die Gott an Dich gewandt! Indem er dir verdammtem Erdenklosse sein einzigs Kind aus seinem Vaterschosse zum Leben zugesandt. Ach, willst du
dieser Liebe wegen, nicht alle Welt- und Erdenlust verbannen und dich dagegen zu reiner Segenglut ermannen? O liebe doch den Liebessohn, der dir
zur Seligkeit erschienen! Du sollst ja dort zur letzten Zukunftszeit
das Leben und den Gnadenlohn bei Millionen Seraphinen in Ewigkeit durch
ihn empfangen. Mein Heiland, mein Heiland, mache mich bereit zu solcher
Freude zu gelangen!
15. Duett
Komm, süsseste Hoffnung der ewigen Freude, uns Jesu Zukunft schafft!
Teure Seraphinenlust, komm, durchsüsse meine Brust!
Angenehmste Seelenweide, belebe das Leben mit göttlicher Kraft!
16. Choral
Herr Gott Vater, mein starker Held! du hast mich ewig, vor der Welt,
in deinem Sohn geliebet.
Dein Sohn hat mich ihm selbst vertraut; er ist mein Schatz, ich bin sein
Braut, sehr hoch in ihm erfreuet.
Eia! Eia! Himmlisch Leben wird er geben mir dort oben.
Ewig soll mein Herz ihn loben.
17. Chor
Heil und Stärke, Preis und Ehre sei der Höchsten Liebesmacht!
Gott hat uns sein Kind zum Leben, ja sich selbst mit ihm gegeben.
O, dass Zion Tag und Nacht mit Loben und Danken beschäftigt wäre!
Johann Sebastian Bach
Gloria in excelsis Deo BWV 191
1. Chor
Gloria in excelsis Deo. Et in terra pax „Ehre sei Gott in den Höhen
und Friede auf Erden unter den
hominibus bonae voluntatis.
Menschen,
an denen Gott Wohlgefallen hat.“
2. Arie (Duett)
Gloria Patri et Filio et Spiritui sancto. Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist
3. Chor
Sicut erat in principio et nunc et sem- Wie es war im Anfang, so auch jetzt
per et in saecula saeculorum, amen. und allezeit, in Ewigkeit, Amen.
Sanctus aus Missa in h-Moll BWV 232
Sanctus, sanctus, sanctus
Dominus Deus Sabaoth
Pleni sunt coeli et terra gloria eius
Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott der
Heerscharen Himmel und Erde sind
seiner Ehre voll!
Zu den Werken und Komponisten
In der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit ist es fast schon Tradition geworden, das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach aufzuführen. Wir
musizieren in unseren Konzerten auch Bach und ein Weihnachtsoratorium,
aber statt des berühmten Oratoriums von J.-S. Bach, ein Weihnachtsoratorium eines bisher wenig bekannten Zeitgenossen von Bach, Johann Gebel.
Dazu erklingen von Bach zwei vokale Kompositionen, ein parodierter und
ein originaler Teil der h-moll Messe BWV 232 (das „grösste musikalische
Kunstwerk aller Zeiten und Völker“, so enthusiastisch beschrieb der erste
Herausgeber der h-moll Messe, der Schweizer Musikpädagoge Hans Georg
Nägeli 1818 das Werk), sowie ein Bachsches Instrumentalkonzert, das
zweite Brandenburgische Konzert.
Die Bachschen Vokalkompositionen sind beide weihnachtliche Musik:
Die Kantate BWV 191 gehört zu den festlichen Kantaten, die Bach zur Aufführung am ersten Weihnachtstag komponiert hat. Vertonungen des Sanctus, das ja auch immer wieder als die Ankündigung der Menschwerdung
Christi verstanden wird, hat Bach ebenfalls immer wieder an Weihnachten
aufgeführt. Die bedeutendste Sanctus-Komposition des Thomaskantors beschliesst unser weihnachtliches Konzert.
Brandenburgisches Konzert Nr. 2, F-Dur BWV 1047
Der Name Brandenburgische Konzerte ist auf eine
Widmung einer Sammlung von sechs Instrumentalkonzerten in einer Partitur aus dem Jahre 1721 an
den Markgrafen Christian Ludwig von BrandenburgSchwedt (1677–1734) zurückzuführen. Die sechs
Konzerte sind jeweils unterschiedlich besetzt.
Das Zweite Brandenburgische Konzert stellt vier
hohe Solo-Instrumente (Trompete in F, Oboe, Blockflöte und Violine) dem Streichorchester gegenüber
und hat dadurch ein sehr auffällig helles Klangbild.
Es hat drei Sätze (schnell – langsam – schnell):



(ohne Satzbezeichnung) in F-Dur. Ein Ritornell im Vivaldischen Stil,
bei dem das Ritornell, also das Motiv, das immer wiederkehrt, auf
Tutti- und Soloabschnitte verteilt und abgewandelt wird.
Andante in d-Moll, der parallelen Molltonart von F-Dur. Die Trompete
schweigt hier, da eine barocke Trompete in F ohne Ventile nicht alle
erforderlichen Töne dieser Tonart spielen kann.
Allegro assai in F-Dur. Der Satz ist fugenartig aufgebaut mit eingeschobenen konzertanten Passagen.
Georg Gebel (1709 – 1753) Weihnachtsoratorium
Das Weihnachtsoratorium von Georg Gebel ist im Jahre 1748 entstanden
(wie Bachs vollständige Fassung der h-moll Messe) und hat ebenfalls eine
festliche Besetzung: Soli und Chor (SATB), zwei Trompeten, Pauken, Flöte,
Oboe, Fagott, Streicher, und Basso Continuo. Obwohl zeitgleich komponiert
unterscheiden sich die Kompositionen von Gebel und Bach aber stark im
Stil. Bach komponiert noch ganz der alten barocken Tradition verpflichtet,
während Georg Gebel bereits im zu dieser Zeit aufgekommenen „galanten
Stil“ schreibt.
Georg Gebel war der erste Sohn des Organisten Georg
Gebels d. Ä. (1685–1750) und wurde in Brieg in Schlesien
geboren. Die musikalische Begabung des jungen Gebel
zeigte sich sehr früh. Schon im Alter von 6 Jahren soll er
sich vor den „vornehmsten Standespersonen“ Breslaus
mit viel Bewunderung haben hören lassen. Prägend war
für Gebel die Begegnung mit der italienischen Oper, deren Aufführungen er in Breslau besuchte. Im Alter von 20
Jahren war er als Organist an der Breslauer Pfarrkirche St. Maria Magdalena tätig.
Im 26. Lebensjahr wurde Gebel als Cembalist in die Dresdner Privatkapelle
des Grafen Heinrich von Brühl aufgenommen und war dort auch für die Erstellung der Fest- und Hausmusiken zuständig. Im Jahr 1746 wechselte Gebel an die kleine thüringische Residenzhauptstadt Rudolstadt des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt im heutigen Thüringen wo er zunächst als
„Concert-Meister“, ab 1750 dann als „Capell-Meister“ angestellt war und als
Komponist gefordert und gefördert wurde.
In Rudolstadt regierte ein an den Künsten sehr interessierter Fürst, der die
Anfang des 17. Jahrhunderts gegründete Hofkapelle beständig vergrösserte.
So bestand die Kapelle, des recht unbedeutenden Kleinstaates im Jahre
1748 immerhin aus 33 Musikern.
Die Produktivität, die Georg Gebel am Rudolstädter Hof entfltete, war immens. So hat Gebel in Rudolstadt neben den nahezu komplett erhaltenen
Kirchenkantaten-Jahrgängen von 1748 und 1751, zwei Passionsmusiken,
zwölf Opern, mehr als 100 Sinfonien und Partiten sowie Cembalokonzerte
komponiert.
Das Weihnachtsoratorium von Georg Gebel vertont Bibelworte, Choräle lutherischer Tradition und den Text eines unbekannten Textdichters.
Das Oratorium ist sehr klar strukturiert mit den beiden prächtig instrumentierten Rahmenchören (Nr. 1 und Nr. 17), die einen freien Text vertonen.
Dem Eingangschor folgen dann vier Satzblöcke die Nr. 2-5, Nr. 6, 7, 7a, 8,
Nr. 9-12 und Nr. 13-16, die jeweils aus Bibelwort, Rezitativ, Arie (beide freie
Texte) und abschliessendem Choral bestehen. Gebel bildet auf diese Weise
eine ansprechende Synthese aus den im galanten Stil komponierten Bibelund freien Texten, sowie den im barocken Duktus gehaltenen Chorälen.
Die Bibelworte, ausser dem Hirtentext in Nr. 6, vertraut Gebel jeweils dem
Chor an.
Der galante Stil mit einprägsamen Melodien und die prächtige Instrumentierung führten dazu, dass die Komposition ungewöhnlich lange – bis tief in
das 19. Jahrhundert hinein - aufgeführt wurde, erst dann fiel sie, wie bereits
vorher viele andere Kompositionen dieser Zeit, der Vergessenheit anheim.
Kantate “Gloria in excelsis Deo” BWV 191
Bach komponierte die Kantate Gloria in excelsis Deo („Ehre sei Gott in der
Höhe“) für die Leipziger Feier zum Ende des Zweiten Schlesischen Kriegs.
Sie ist erstmals am 25. Dezember 1745 in Leipzig aufgeführt worden. Bach
bearbeitete dabei Musik, die er 1733 in einer Missa (bestehend aus Kyrie
und Gloria) komponiert hatte und die er 1748 als Gloria seiner h-Moll-Messe
verwendete. Die Besetzung der Kantate BWV 191 ist daher die gleiche wie
die der Missa der h-moll Messe: Fünfstimmiger Chor (2 Sopranstimmen, Alt,
Tenor und Bass), drei Trompeten, Pauken, zwei Flauto traverso, zwei
Oboen, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.
Die 3 Sätze der Kantate vertonen den Text des Engelsgesanges aus Lukas
2, 14 („Ehre sei Gott in der Höhe…“) mit angehängter Doxologie („Ehre sei
dem Vater und dem Sohne…“). Die Begriff Doxologie bezeichnet das feierliche, oft gebetsabschliessende Rühmen der Herrlichkeit Gottes.
Der erste Satz ist das unveränderte „Gloria in excelsis deo“ aus der h-moll
Messe.
Dieser Satz besteht aus zwei Teilen, dem überaus prächtigen Himmelskonzert auf die unentwegt wiederholten Worte: Gloria in excelsis deo, Ehre sei
Gott in der Höhe. Der Himmel wird dabei durch die strahlende Tonart D-Dur,
die Verwendung der königlichen Instrumente Trompete und Pauke und
durch den, die göttliche Dreieinigkeit verkörpernden ¾-Takt symbolisiert.
Mit dem Text: et in terra pax, und Frieden auf Erden schweigen zunächst
Trompeten und Pauken, wechselt die Tonart zum weniger prächtigen G-Dur
und der Takt zum irdischen 4/4- Takt.
Satz zwei (der ursprünglich nach der Predigt zu musizieren war) ist das umtextierte „Domine Deus rex coelestis“ (Herr und Gott, König des Himmels)
aus der h-moll Messe. Für die Kantate hat Bach den Text der Doxologie unterlegt und das kammermusikalisch mit Traversflöte und Streichern besetzte
Duett von Sopran und Tenor um 21 Takte verkürzt. Im ursprünglichen Text
geht es um Christus, die zweite Person der Trinität, den aber Bach in der hmoll Messe musikalisch–symbolisch fest in die Dreieinigkeit einbettet. Daher
passt die Musik auch zum neuen Text der den Dreieinigen Gott, Gottvater,
Sohn und heiligen Geist preist.
Der letzte Satz der Kantate entstand durch Umtextierung des „Cum sancto
spiritu“ aus der h-moll Messe und bietet wieder das vollständige prächtige
Instrumentarium auf. Da der neue Text „Sicut erat in principio“ mehr Silben
hat, hat Bach gleich zu Anfang des Satzes zwei zusätzliche Takte (Takte 1
und 4) einfügen müssen, ebenso an einer Parallelstelle (Takt 11 und 14) sowie in einem umkomponierten kleinen Orchester-Zwischenspiel, das den
Chorsatz zitiert.
Sanctus aus Missa in h-Moll BWV 232
Während die meisten Chöre der h-moll Messe fünfstimmig angelegt sind, ist
das Sanctus sechsstimmig (zwei Sopran-, zwei Altstimmen und Tenor und
Bass). Im Instrumentarium kommt hier noch eine dritte Oboe hinzu. Das
Sanctus steht wie die Kantate BWV 191 in der festlichen Tonart D-Dur und
versinnbildlicht mit Pauken und Trompeten, sowie der allgegenwärtigen
Dreier-Symbolik die himmlische Dreieinigkeit.
Die Zahl drei steckt in der Besetzung: der sechsstimmige Vokalchor, der
sich oft in zwei dreistimmige Teilchöre aufteilt, die drei Trompeten, die drei
Oboen und die drei Streicherstimmen. Ausserdem erklingt das dreifach gesungene Wort „Sanctus“ (das „Dreimalheilig“) in drei verschiedenen Rhythmen, zwei davon mit Triolen! Auch der 12/8 Takt enthält den Hinweis auf die
Zahl drei.
Stark verankert in der Komposition ist auch die Zahl sechs, entsprechend
der Anzahl der Flügel der Seraphim (Seraphim sind sechsflügelige Engel,
die Gottes Thron umschweben und immerfort „Heilig, heilig, heilig“ ausrufen). Die Zahl sechs steckt in der Sechsstimmigkeit des Chores, in der
Sechschörigkeit der Besetzung (2 Vokalchöre, 3 Instrumentalchöre und das
Continuo) in der Taktart und in der Taktzahl (48 Takte hat der Sanctusteil,
120 Takte das „Pleni sunt coeli“). Es ist sicher auch kein Zufall, dass in den
ersten Takten immer sechs Triolengruppen erklingen: im oberen dreistimmigen Chor zunächst zwei Triolengruppen in drei Stimmen (2 x 3 = 6), alternierend im unteren dreistimmigen Chor drei Triolengruppen in zwei Stimmen (3
x 2 = 6) und dann im oberen Chor, der dann alleine singt sechs Triolengruppen in drei Stimmen (6 x 3 = 18). Diese sechs Triolen erklingen als Sextakkorde!
Auch für die Instrumente lässt sich vielfach die Zahl sechs nachweisen. Als
Beispiel sei hier die Pauke herausgegriffen. In den ersten 12 Takten (2 x 6)
erklingen sechs Mal sechs Schläge, bis zum Takt 24 dreimal sechs mal
sechs Schläge!
Martin Buschbeck
Die österreichische Sopranistin Stephanie Pfeffer absolviert zurzeit ihr Solistendiplom an der Zürcher Hochschule der Künste bei Jane Thorner-Mengedoht, an der sie erst vor kurzem ihr Masterstudium mit Auszeichnung beendet hat. 2011 hat sie ihre Bachelorausbildung am Royal Northern College
of Music (RNCM) in Manchester mit Auszeichnung abgeschlossen und die
Royal Northern College of Music Gold Medal gewonnen, die höchste Auszeichnung des College. Aktuelle Aufführungs-Highlights inkludieren Konzerte mit G. F. Händels Judas Maccabaeus mit L'arpa Festante unter David
Schneider sowie ihr Debüt in der Tonhalle Zürich mit J. S. Bachs Weihnachtsoratorium mit dem Tonhalleorchester Zürich unter Tim Brown. Ihre internationale Konzerttätigkeit führt die junge Sopranistin im kommenden Jahr
zur Zusammenarbeit mit dem Münchener Bachorchester, dem Liverpool
Philharmonic Orchestra und dem Pennine Festival Orchestra.Die Sopranistin arbeitete bereits mit Dirigenten wie Philippe Herreweghe, Tom Koopman
und David Zinman und besuchte Meisterkurse unter anderem bei Julius
Drake, Marijana Mijanovic und Brigitte Fassbänder.
Sie war Gewinnerin des Brigitte Fassbaender Award für Lied (2011), des
Alexander Young Wettbewerbs (2010) und des John Petty English Song
Wettbewerbs (2009). Außerdem ist Stephanie Pfeffer Preisträgerin der Stiftung Elsy Meyer (2012), der Marguerite Meister Stiftung (2013) und der
LYRA Stiftung (2013).
Neben ihrer solistischen Tätigkeit in Kammer- und Kirchenmusik ist Stephanie Pfeffer für professionelle Vokalensembles in Konzert und Rundfunk tätig
und gastierte bereits in diversen Rollen an der Oper, zuletzt gab sie ihr Debüt am Münchner Cuvilliés-Theater als Cleopatra in Händels »Giulio
Cesare«. Im kommenden Sommer wird die junge Sopranistin ihr Rollendebüt als Papagena in W. A. Mozarts Die Zauberflöte an der Sommeroper
Schloss Hallwyl mit der Argovia Philharmonie unter Douglas Bostock geben.
Ingrid Alexandre studierte an der Zürcher Hochschule der Künste bei Lena
Hauser und schloss mit dem Konzert- und Operndiplom mit Auszeichnung
ab. Ferner war sie Mitglied des Schweizerischen Opernstudios Biel.
Die Mezzosopranistin absolvierte Meisterkurse bei Margreet Honig, Lani
Poulson, Christoph Prégardien, Brigitte Balleys und Jill Feldman, bei der sie
im Frühling 2011 ihren Master in Music Education beendete.
Sie ist Preisträgerin verschiedener Wettbewerbe, so zum Beispiel des Concours International de musique du Lyceum Club, Bern, 2003, des Concours
musica antiqua Bruges (Belgien) 2005, des Eliette von Karajan Fonds 2006
oder des Kiwanis-Musikpreises 2010.
Bereits als Studentin konnte sie in verschiedenen Opernproduktionen auftreten. Nach Ende ihres Studiums wurde sie am Stadttheater Biel engagiert,
wo sie seither regelmässig gastiert.
Sie ist auch häufig an Festivals zu hören, so das Classic Open-Air Solothurn, das ORIGEN Festival in Riom, das Musik Theater Arosa oder die
opera viva Obersaxen, wo sie 2010 die Fenena in Verdis Nabucco gesungen hat.
Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Sängertätigkeit bildet das solistische Konzertrepertoire, das von den Barock-Oratorien von Händel oder Bach über
Werke wie den Elias von Mendelssohn oder zeitgenössischen Werken von
Komponisten wie Heinz Holliger, Franz Rechsteiner u.a. reicht.
Daneben singt sie in mehreren Vokalensembles, so dem Vokalensemble
Zürich oder der neu gegründeten Sing-Akademie der Tonhalle Zürich.
Sie wird auch verschiedentlich für Rundfunk- und CD-Aufnahmen gefragt.
Die letzte CD erschien im Jahr 2012 und beinhaltet Werke des Komponisten
Johann Christoph Bach.
Der in Münsingen wohnhafte Tenor Jan-Martin Mächler liess sich zuerst
zum Primarlehrer ausbilden. Gesangsstudium bei E. Glauser an der HKB in
Bern sowie über lange Zeit bei N. Gedda. Ausserdem weiterführende Kurse
in barocker Aufführungspraxis bei G. Türk an der Schola Cantorum in Basel.
Zahlreiche Engagements in Europa und den USA im Oratorien- Lied- und
Musiktheaterbereich. Auftritte mit den Münchner Symphonikern, der Südwestdeutschen Philharmonie, dem Berner und Basler Symphonie-Orchester,
der russischen Philharmonie, der Freitagsakademie, dem Capriccio Basel,
den Cornets Noir u.a. Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Alberto Zedda,
Howard Griffith, G.Roshdestvenski oder Miguel GomezMartinez. Auftritte
z.B. am Carl-Orff-Festival in München, am Martinu-Festival Basel, in der Kathedrale von Malaga, am Festival du Lied Fribourg, an der Opera de Fribourg, an der Sommeroper Selzach, Operette Möriken-Wildegg, am Festival
di Barocco di Viterbo (Rom), am Festival Culturescapes Basel oder am Festival für neue Musik in Sofia. Seit 2001 tritt er immer wieder am Stadttheater
Bern auf, wo er in zahlreichen Rollen auf der Bühne stand, z.B. als Iwanov
in "Zar und Zimmermann" oder als Valerio in Henkings Uraufführung "Leonce und Lena". Weitere wichtige Partien sind u.a. der Faust in "Faust" von
Berlioz, Ali in Grétrys "Zémire et Azor" oder Pasquale in „Orlando Paladino“ von Haydn. Sowie als FranzJoseph im Musical "Elisabeth", Enjolras
und Marius in "Les Misérables" auf der Thuner Seebühne. Er war als Symon
in "der Bettelstudent" oder als James Bondy in "die Herzogin von Chicago"
an der Operette in Möriken. Am Stadttheater Sursee verkörperte er neben
Benozzo in "Gasparone" Billy in Cole Porters Musical "Anything Goes", zuletzt den Gardefeu in Offenbachs „La vie parisienne“. Als Komponist veröffentlichte er zwei CD-Projekte mit stilübergreifenden Lyrikvertonungen. Mit
seiner Formation "Mächlers Neue Welt" ist er nach der geglückten Uraufführung bei den Murten Classics 2014 mit dem eigenen Programm "eine musikalische Märchenstunde" unterwegs. Ausserdem ist er begeisterter Gesangslehrer.
Jonathan Prelicz, geboren1990 in Arth, studiert seit 2010 bei Peter Brechbühler an der Hochschule Luzern Musik, klassischen Gesang und tritt parallel dazu als Solist bei Konzerten und Musiktheaterprojekten auf. So war er
zum Beispiel im Weihnachtsoratorium und Magnificat von Joh. Seb. Bach zu
hören, sang in der Messe solennelle von Charles Gounod und wirkte bei der
Uraufführung von Hansjörg Römers Pace e bene mit. Auch am Luzerner
Theater konnte man Jonathan Prelicz bei Koproduktionen mit der Hochschule schon auf der Bühne erleben: als Gefängniswärter Lockit in Benjamin
Brittens Adaption der barocken Beggar’s Opera und mit dem Projekt Ansichten einer Reise. 2014 war er unter der Leitung von Marcus Creed im Rahmen des Lucerne Festivals in Händels Belshazzar als Gobryas zu hören.
Unterrichtslektionen bei Margreet Honig und Simone Stock ergänzen seine
Gesangsausbildung. Jonathan Prelicz ist Gesangslehrer an verschiedenen
Schwyzer Musikschulen. Er leitete bis 2012 den Allegrachor in Arth.
Collegium musicum
Heute spielen für Sie:
Violine 1 und Konzertmeisterin: Marjolein Boller
Violine 2: Marita Seeger
Violine 3: Susanne Hess
Viola: Claire Foltzer
Violoncello: Theresia Kainzbauer
Violone: Stephan Schürch
Trompete 1: Giuseppe Frau
Trompete 2: Michael Mansson
Trompete 3: Jan Wollmann
Travers-Flöte 1: Liane Ehlich
Travers-Flöte 2: Stephanie Schacht
Pauken: Titus Bellwald
Oboe 1: Barbara Germann
Oboe 2: David Kummer
Fagott: Gilles Maitre
Orgel: Jürg Brunner
JOHANNES GÜNTHER leitet seit Oktober 1998 die
Kantoreien der Evangelischen Singgemeinde. 1963 in
Bielefeld geboren studierte er Dirigieren (Chor- und Orchesterleitung) in Hannover und Freiburg im Breisgau
und war Mitglied verschiedener professionell arbeitender Vokalensembles (Kammerchor Stuttgart, Schola
Heidelberg, Basler Madrigalisten). Es folgten Aufbauund Meisterkurse: Gregorianischer Choral (Godehardt
Joppich), Historische Aufführungspraxis (Reinhard Goebel), Praxis der neuen Vokalmusik und Chorleitung
(Eric Ericson). Von 1995 bis 2005 war Johannes Günther Lehrer für Chorleitung an der Staatlichen Musikhochschule Karlsruhe. Seit 2002 ist Johannes
Günther gemeinsam mit Stefan Albrecht musikalischer Leiter der Engadiner
Kantorei. 2003 gründete er mit Mitgliedern der Berner Kantorei und der
Münsterpfarrerin Maja-Zimmermann-Güpfert den Berner Münster Kinderchor, dessen musikalischer Leiter er seitdem ist. Das spezielle Engagement
für Alte und Neue Musik führte zur Zusammenarbeit mit dem Berner Symphonieorchester, der Basel sinfonietta, dem Ensemble «La Fontaine», dem
Hilliard-Ensemble sowie 2013 mit dem Zürcher Barockorchester. 2008 und
2010 wurde Johannes Günther mit Einstudierungen beim Schweizer Kammerchor, 2011 beim Balthasar-Neumann-Chor (Freiburg i.Br.) betraut. 2012
und 2013 führte er als Dozent Stimmbildungskurse an den Musikhochschulen in Leipzig und Zürich durch.
ZÜRCHER KANTOREI ZU PREDIGERN
Wir sind ein mit dem geistlichen Leben der Predigerkirche Zürich verbundener Chor, der neben der Mitwirkung in den Konzerten und Abendmusiken
der Evangelischen Singgemeinde regelmässig mit Motetten und Kantaten in
den Gottesdiensten der Predigerkirche mitwirkt. Einmal im Monat gestalten
wir vor der Chorprobe die Freitagsvesper in der Predigerkirche mit.
BERNER KANTOREI
Wir sind ein Chor von etwa vierzig kirchenmusikalisch engagierten Sängerinnen und Sängern.Unsere Hauptaufgabe ist die musikalische Gestaltung
der halbstündigen Samstagabend-Vespern im Berner Münster. Gelegentlich
singen wir in zusätzlichen Gottesdiensten, beispielsweise an Ostern oder
Pfingsten. Im Weihnachtskonzert, in der Passionsmusik und in der Abendmusik im September bringen wir grössere Chorwerke aus allen Stilepochen
in unterschiedlicher Besetzung zur Aufführung. Einzelne Konzerte singen wir
gemeinsam mit der Zürcher Kantorei zu Predigern sowohl im Berner Münster als auch in der Zürcher Predigerkirche.
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Zürcher Kantorei zu Predigern
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Berner Kantorei
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Stadt Bern Präsidialdirektion
Abteilung Kulturelles
Gerechtigkeitsgasse 79
3000 Bern 8
Burgergemeinde Bern
Kulturkommission
Bahnhofplatz 2
3001 Bern
Erziehungsdirektion
des Kantons Bern
Amt für Kultur
Sulgeneckstr. 70
3005 Bern
Fondation
Johanna Dürmüller-Bol
Thunstr. 84
3074 Muri b. Bern
Genossenschaft Migros Aare
Genossenschaft Migros
Zürich
VORANZEIGEN
Passionsmusik 2016
J. S. Bach: Johannes-Passion (BWV 245)
Sonntag, 20. März 2016, 17.00 Uhr, Predigerkirche Zürich
Freitag, 25. März 2016, 15.00 Uhr, Berner Münster
Abendmusik 2016
Sonntag, 4. September 2016, Predigerkirche Zürich
Dienstag, 6. September 2016, Berner Münster
Weihnachtsmusik 2016
Sonntag, 11. Dezember 2016, Predigerkirche Zürich
Samstag, 17. Dezember 2016, Berner Münster
Berner Kantorei und Zürcher Kantorei zu Predigern
Leitung: Johannes Günther