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unterstützt Qualität in der ärztlichen Fortbildung.
Diabetisches
Fußsyndrom
Autoren:
Katalin Nass
Chefärztin des Zentrums für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie
SCIVIAS Krankenhaus St. Josef Rüdesheim am Rhein
Priv.-Doz. Dr. med. Markus Schubert
Chefarzt für Innere Medizin
SCIVIAS Krankenhaus St. Josef Rüdesheim am Rhein
Einleitung
Der Begriff diabetisches Fußsyndrom fasst verschiedene fußbezogene Krankheitsbilder zusammen, die sowohl im
Rahmen eines Typ-1 als auch Typ-2 Diabetes mellitus auftreten können. Aufgrund der steigenden Erkrankungszahlen
und der verlängerten Krankheitsverläufe spielt die Behandlung von Fußkomplikationen in der Therapie der Typ-1- und
Typ-2-Diabetiker eine bedeutende Rolle. 18 – 28 % der über 60-Jährigen leiden an einem Diabetes mellitus, gleichzeitig erkranken immer mehr junge Menschen. Damit zählen der Typ-2 Diabetes mellitus und seine Komplikationen
zu den häufigsten Diagnosen der hausärztlich tätigen Internisten und der Allgemeinmediziner [1].
Pathophysiologisch führen hohe Blutzuckerwerte und die begleitende diabetische Dyslipoproteinämie zu einer Schädigung der Gefäße und Kapillaren, insbesondere aber der
Nerven (Neuropathie). Wir unterscheiden
hier die sensible und die motorische Neuropathie, die in ihrer Kombination weitreichende Folgen haben. Die motorische Neuropathie führt zu einer vermehrten Fehlstellung
der Zehen, in der Regel kommt es zu teils
flexiblen, teils aber auch zu rigiden Beugefehlstellungen der Zehen DII-V. Diese Krallenoder Hammerzehenstellung löst durch pathologische Prominenzen mehr Druck aus,
insbesondere bei Tragen von ungeeignetem
Schuhwerk. Durch die fehlende Nozizeption
bei vorliegender sensibler Neuropathie nehmen die Patienten Verletzungen an den
Füßen häufig nicht mehr wahr. Krankhafte
Veränderungen werden so oft erst in einem
manifesten und damit fortgeschrittenen
Stadium erkannt. Aus dem verzögerten Therapiebeginn resultieren häufig komplizierte
Verläufe sowie Amputationen, und damit
eine deutlich herabgesetzte Lebensqualität
des Patienten. Mit einem Anteil von ca. 70 %
aller Amputationen in Deutschland stellen
die Diabetiker ein besonders vulnerables Risikokollektiv dar [2 – 3].
Eine optimale Prävention sowie zielgerichtete diagnostische und therapeutische Maßnahmen können Komplikationen des diabetischen Fußsyndroms verhindern und führen
zu einer Steigerung der Lebenserwartung
und der Lebensqualität von Diabetikern.
Risikoklassifizierung für das
Auftreten von diabetischen
Fußkomplikationen
Neben der körperlichen Untersuchung sollten in der Anamnese Parameter zur Risikoeinschätzung erhoben werden. Tabelle 1
gibt einen Überblick über die wichtigsten
Risikofaktoren für das Entstehen von Fußläsionen beim Diabetiker, die größtenteils
einfach erfragt bzw. durch die anschließende Untersuchung ergänzt werden können.
Auf diese Risikofaktoren sollten die Patienten auch im Rahmen der Patientenschulung
(siehe unten) hingewiesen werden, um eine
vom Patienten gesteuerte Prävention zu
ermöglichen.
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Tabelle 1:
Risikofaktoren für
diabetesassozierte Fußläsionen
Hauptrisikofaktoren
Neuropathie
Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Alter des Patienten
Fehlende Compliance
Weitere Risikofaktoren
BMI ≥ 35
Immunsuppression
Bewegungseinschränkungen (z. B.
Athropathie, Paresen, Amputation)
Visuseinschränkung
Barfußlaufen und ungeeignetes
Schuhwerk
Hornhautschwielen
tervall der nächsten Kontrolluntersuchung
wird dabei anhand der Risikoeinstufung
festgelegt (siehe Tabelle 4), sie erfolgt aber
mindestens einmal jährlich. Bei akuten Veränderungen (mit oder ohne Trauma) sollte
beachtet werden, dass eine schwere Komplikation zugrunde liegen könnte, welche
einer sofortigen weiteren Diagnostik bzw.
Therapie bedarf. Zu den akut behandlungsbedürftigen Komplikationen zählen ein
akuter Gefäßverschluss, eine Infektion oder
eine diabetische Neuroosteoarthropathie
(DNOAP, Abb. 1). Hierbei sollten sich umgehend weitere diagnostische Maßnahmen
anschließen (siehe unten). Hinweise auf einen akuten Gefäßverschluss ergeben sich
aus einem fehlenden Puls, einem erniedrigten ABI-Index (= Ankle-Brachial-Index, Bestimmung und Interpretation siehe unten)
sowie akut aufgetretenen Schmerzen (allerdings bei der diabetischen Polyneuropathie
eingeschränkt). Hilfreich können dabei auch
die sogenannten „6-Ps“ sein: Pain = Schmerz,
Pulselessness = Pulslosigkeit, Paleness = Blässe, Prostration = Schock, Paralysis = Lähmung,
Mangelnde/falsche Fußpflege
Psychosoziale Faktoren
Rauchen
Alkoholabusus
Bei der körperlichen Untersuchung sollte vor
allem auf das Vorhandensein einer sensorischen Neuropathie sowie auf das Vorliegen
einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit und auf Fußdeformitäten geachtet
werden. Die klinische Untersuchung erfolgt
seitenvergleichend und beinhaltet die Erfassung des peripheren Pulsstatus und des
Vibrationsempfindens mit dem Stimmgabeltest bzw. der Berührungssensibilität mittels
10 g Monofilament sowie der Temperaturempfindung mit einem Thermotip. Gleichzeitig sollte die Beurteilung der Hautintegrität,
trophischer Störungen sowie Fußfehlstellungen erfolgen. Tabelle 2 gibt eine Zusammenfassung der wichtigsten Untersuchungspunkte und dient als Hilfestellung zur
systematischen Befunderhebung (WagnerStadien, Tabelle 3). Die aktuellen Befunde
sollten stets dokumentiert werden und bei
anschließenden Kontrolluntersuchungen zum
Vergleich herangezogen werden. Besteht
bereits eine Fußläsion im Sinne eines Ulkus
oder einer Fußdeformität empfiehlt es sich,
für weitere Verlaufskontrollen eine Fotodokumentation zu erheben.
Das in Tabelle 4 dargestellte Schema dient
der Zuordnung des Patienten in Risikoklassen anhand der erhobenen Befunde. Das In-
Tabelle 2:
Untersuchungsbefunde
Inspektion
Wunden (Blasen, Ulcera)
55
Abbildung 1:
Beginnende diabetische
Neuroosteoarthropathie (Charcot Fuß)
Paraesthesia = Missempfindungen. Bei Verdacht auf eine akute Infektion sollte nach
einer Hautläsion bzw. Eintrittspforte gesucht werden. Hierbei handelt es sich oft
um Mikroläsionen im Rahmen einer Tinea
pedis, meist ausgelöst durch eine Dermatophyten-Infektion. Eine akute DNOAP sollte
in Erwägung gezogen werden bei Vorliegen
einer (schmerzlosen) Rötung, Schwellung,
Erwärmung und eventuell einer bereits
bestehenden Deformität des untersuchten
Fußes, wobei umgehend eine Immobilisierung und eine weitere Diagnostik veranlasst werden müssen.
trophische Störungen
Verfärbungen
Patientenschulung
Hyperkeratosen
Nagelerkrankungen
Fußdeformitäten (Hallux valgus;
Krallen-/Hammerzehen)
Durchblutung (Pulsstatus)
A. femoralis
A. poplitea
Die regelmäßige Selbstuntersuchung kann
wesentlich zur Vorbeugung von Fußläsionen oder deren Verschlimmerung beitragen
[4 – 5] und ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vermeidung von Amputationen
[6 – 7]. In den Schulungsprogrammen sollten
Tabelle 3:
Klassifikation diabetischer
Fußläsionen nach Wagner
A. dorsalis pedis
A. tibialis posterior
Nervensystem
Vibrationsempfinden (x/8)
– D1 (Basis)
– Malleolus lateralis und medialis
– Tuberositas tibiae
0
keine Läsion, ggf. Fußdeformation
1
oberflächliche Ulzeration
2
tiefes Ulkus bis zur Gelenkkapsel,
zu Sehnen oder Knochen
3
tiefes Ulkus mit Abszedierung,
Osteomyelitis, Infektion der
Gelenkkapsel
4
begrenzte Nekrose im Vorfußoder Fersenbereich
5
Nekrose des gesamten Fußes
ASR (Achillessehnenreflex)
Berührung
Temperatur
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Tabelle 4: Risiokoklassifizierung der „International Working Group
on the Diabetic Foot“ und Nachuntersuchungsintervalle
Kategorie
Befunde
Untersuchungen
Risikoeinstufung
keine sensorische Neuropathie
1 mal pro Jahr
niedriges Risiko
sensorische Neuropathie
2 mal pro Jahr
2
sensorische Neuropathie und
Zeichen einer peripheren
artiellen Verschlusskrankheit
und/oder Fußdeformität
alle 3 Monate
3
früheres Ulkus
alle 1 bis 3 Monate
0
1
das Problembewusstsein der Betroffenen
geschärft werden und Kenntnisse über Prophylaxe, Fußpflege und Schuhversorgung
vermittelt werden. Die Leitlinie der Deutschen Diabetes Gesellschaft empfiehlt folgende Maßnahmen zur selbst durchgeführten Prävention: Die tägliche Reinigung mit
lauwarmen Wasser, das Einreiben mit Feuchtigkeitscreme, die sachgerechte stumpfe
Nagelpflege, die Beseitigung von Schwielen
sowie die Versorgung mit bzw. das Tragen
von geeignetem Schuhwerk.
erhöhtes Risiko
hohes Risiko
Weiterführende Diagnostik bei
Gefäßkomplikationen und diabetischer Neuroosteoarthropathie
Neben der sachgerechten Fußpflege sollte
dem Patienten ebenfalls die Verwendung
protektiver Schuhe nahegelegt werden, da
dies sowohl zur Prävention der Erstmanifestation eines Fußulkus als auch zu dessen
Rezidivprophylaxe beiträgt [10 – 12]. Beachtet werden sollte hierbei, dass der verordnende Arzt gemeinsam mit dem Orthopädieschuhmachermeister die entsprechende
Versorgungsart auswählen sollte und beide
deren Passgenauigkeit und Einlaufphase
kontrollieren. Trotz Versorgung des Patienten mit geeignetem Schuhwerk ist eine
regelmäßige Kontrolle der Füße und Schuhe
nötig.
Die arterielle Minderdurchblutung stellt den
Hauptrisikofaktor für die Majoramputationen der Beine dar und sollte daher stets während der körperlichen Untersuchung mit abgeklärt werden. Hierbei gilt die Bestimmung
des Knöchel-Arm-Index (ABI = „Ankle-Brachial-Index“) als orientierende Untersuchung,
bei der der Verschlussdruck über der A. dorsalis pedis und A. tibialis posterior am liegenden Patienten mit Hilfe einer Blutdruckmanschette und eines akustischen Dopplers
bestimmt werden und durch den systolischen Blutdruck über der A. brachialis (Mittelwert aus beiden Arm-Blutdruckmessungen,
wenn Seitendifferenz < 10 mmHg; Maximalwert, wenn Seitendifferenz ≥ 10 mmHg) geteilt werden. Die Verwendung des höchsten
Fußarteriendruckes gilt als Maß für die periphere Kompensation wohingegen die Verwendung des niedrigsten Fußarteriendruckes den Nachweis oder Ausschluss einer
pAVK erbringt. Darüber hinaus stellt ein erniedrigter ABI (< 0,9) einen zuverlässigen Indikator für eine generelle systemische Arteriosklerose dar und weist somit auch auf das
Vorliegen weiterer (kardio-)vaskulärer Erkrankungen hin. Der ABI kann durch periphere Ödeme oder aufgrund einer Mediasklerose verfälscht sein, wobei Werte über 1,3
unter Ausschluss anderer Ursachen auf eine
Mediasklerose hinweisen [13 – 14]. Neben
dem erhöhten ABI-Index ist eine flache
Dopplerpulskurve mit reduzierter systolischer und erhöhter diastolischer Amplitude
charakteristisch für die Mediasklerose. Eine
Interpretation der ABI-Werte ist in Tabelle 5
dargestellt.
Neben der Schulung des betroffenen Diabetikers sollten die an der Behandlung beteiligten Personen über durchzuführende Maßnahmen und das individuelle Risiko sowie
das Behandlungsziel unterrichtet werden [4].
Bei pathologisch erniedrigten ABI-Werten
oder bei Verdacht auf Mediasklerose sollte
eine weitere angiologische Abklärung stattfinden. Hierfür stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung, die sich vor allem in
Die verletzungsfreie Fußpflege und die
regelmäßige Entfernung von Hornhautschwielen spielt hierbei eine zentrale Rolle
[8]. Kann eine verletzungsfreie Fußpflege
nicht durch den Patienten selbst sichergestellt werden, ist die Verordnung einer qualifizierten podologischen Behandlung indiziert. Die podologische Fußpflege kann
insbesondere bei Hochrisikopatienten das
Auftreten weiterer Fußläsionen verhindern
sowie die Anzahl stationärer Aufenthalte
reduzieren [9].
ihrer Verfügbarkeit, der Darstellbarkeit der zu
untersuchenden Gefäße und der Strahlenbelastung für den Patienten unterscheiden. Die
Farbkodierte Duplexsonographie (FKDS) gilt
als diagnostische Methode der Wahl zur Untersuchung der Becken- und Beinarterien.
Ihre Vorteile bestehen in der nicht vorhandenen Strahlenexposition, der flächendeckenden Verfügbarkeit und der beliebig
wiederholbaren Echtzeit-Darstellung der Gefäße, die sowohl die Morphologie als auch
den Fluss des Gefäßes beurteilbar macht.
Limitationen der Methode ergeben sich aus
der Abhängigkeit von der Patientenkonstitution, der Erfahrung des Untersuchers sowie
der Artefaktanfälligkeit (Überlagerungen,
Bewegungen) und schlechter Dokumentierbarkeit. Aus diesen Gründen ist die FKDS
schlechter für eine interdisziplinäre Therapieplanung geeignet als zum Beispiel die intraarterielle digitale Subtraktionsangiographie
(i. a. DSA) oder die Kontrastmittel(KM)-verstärkte Magnetresonanz Angiographie (MRA).
Die i. a. DSA gilt nach wie vor als Goldstandard bezüglich der Genauigkeit bzw.
Ortsauflösung und ermöglicht auch an Unterschenkel und Fuß eine hochauflösende
Gefäßdarstellung. Gleichzeitig besteht die
Möglichkeit einer direkten Intervention in
Form von Dilation, Rekanalisation oder Stentversorgung. Nachteile dieser Methode liegen
in der Strahlenbelastung, Invasivität (Arterienverletzung, Nachblutungsgefahr) und
dem notwendigen Einsatz jodhaltigen Kontrastmittels (Nierenschädigung, Allergien,
Hyperthyreose). Aufgrund der Kontrastmittelbelastung sollten vor der Durchführung
unbedingt die Laborwerte in Hinblick auf
Nieren- und Schilddrüsenfunktion untersucht werden. Eine chronische Niereninsuffizienz oder latente Hyperthyreose sind keine
absoluten Kontraindikationen für eine i. a.
DSA, benötigen aber ein gutes periinterventionelles Management in Form einer guten
Hydrierung oder thyreostatischen Therapie
um eine Exazerbation zu vermeiden. Wichtig
zu beachten ist zum einen, dass die Angio-CT
keine Vorteile sondern erhöhte Kontrastmittel- und Strahlenbelastung für den Patienten
darstellt. Des Weiteren darf die Häufigkeit
der kontrastmittelinduzierten Nierenschädigung gerade bei Diabetikern nicht unterschätzt werden (bis zu 50 %) [15] und kann
unter Umständen irreversibel sein [16].
Bei klinischem Verdacht auf eine diabetische
Neuroosteoarthropathie (DNOAP, siehe oben,
Abb. 1 ) sollte zunächst ein Nativröntgen des
betroffenen Fußes in drei Ebenen erfolgen.
Dies ermöglicht in der Regel eine Einteilung
des Befallmusters [17]. Wenn möglich sollten
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Tabelle 5 Interpretation des ABI
0,0 – 0,4
hochgradige Gefäßstenose/ Minderung
der Durchblutung (kritische Ischämie)
0,4 – 0,7
mittelgradige Gefäßstenose / Minderung
der Durchblutung
0,7 – 0,9
geringgradige Gefäßstenose/Minderung
der Durchblutung
0,9 – 1,0
Grenzbereich
> 1,0
Normalbereich
> 1,3
Verdacht Mediasklerose
(beim Diabetiker häufig)
die Aufnahmen im Stehen unter Belastung
erfolgen, da hierdurch funktionelle Veränderungen des Fußskeletts eher in Erscheinung
treten. Da in der Frühphase der DNAOP noch
keine Röntgenveränderungen vorhanden
sein können, bietet sich ggf. eine MRT zur
frühzeitigen Diagnose einer Knochenbeteiligung sowie zur Darstellung von Abszessoder Gelenkemphysembildung im Rahmen
einer bakteriellen Infektion an [18 – 19].
Therapeutische Maßnahmen
Die Behandlung von Druckstellen und Ulzera
sieht zum einen die vollständige Druckentlastung sowie das Abtragen avitalen Gewebes (Debridement) vor. Neben Bettruhe,
Gehstützen und Rollstuhl kommen zur Entlastung der Fußläsion sowohl maßgefertigtes Schuhwerk, zum Beispiel in Form eines
Entlastungsschuhs, als auch der Vollkontaktgips („Total Contact Cast“) und Orthesen
zum Einsatz. Vorteile der Abheilgeschwindigkeit scheinen nicht abnehmbare Druckentlastungsmaßnahmen zu haben [20 – 22].
Allerdings sollten diese nicht abnehmbaren
Techniken nur durch erfahrenes Personal
angewandt werden, da die Gefahr neuer
Ulzerationen besteht. Bei der DNAOP ist ein
operativer Eingriff indiziert, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, eine Abszessentlastung notwendig ist um aufsteigenden Infekten vorzubeugen, oder aber
wenn zur Ausheilung eine Stabilisierung bei
bestehender Instabilität oder Luxation erforderlich ist [18].
Avitales, infiziertes und schlecht heilendes
Gewebe sollte immer entfernt werden (= Debridement) im Sinne einer beschleunigten
Abheilung und um eine anschließende adäquate Lokaltherapie zu ermöglichen [23].
Dabei kann das Debridement mechanisch,
enzymatisch oder biologisch erfolgen. Die
angiologische
Abklärung
angiologische
Abklärung
Effektivität des chirurgischen (mechanischen) Debridement zur Beschleunigung der
Abheilung konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden [23 – 24]. Das autolytische
Debridement in Form von körpereigenen Enzymen und einem Okklusionsverband dient
vor allem der Wundreinigung [25]. Eine signifikant verkürzte und erhöhte Heilungsrate
konnte in mehreren Studien unter Anwendung der Madentherapie (= biomechanisches Debridement) gezeigt werden [26 –
27], teilweise sogar mit verminderter Amputationsrate bei Patienten mit ischämischer
Fußläsion [27].
Die lokale Wundbehandlung sieht die Anwendung feuchter Wundbehandlungsverfahren bei chronischen nichtischämischen
Wunden vor. Einzige Ausnahme bildet die
trockene Gangrän bei pAVK und Diabetes
mellitus. Bei jedem Verbandwechsel sollte
eine Reinigung der Wundoberfläche erfolgen, wobei bei infektfreien Ulzerationen keine antiseptische Behandlung gerechtfertigt
ist [24]. Zur feuchten Wundbehandlung stehen unterschiedliche Produktgruppen (z. B.
Folien, Polymerschäume, Hydrokolloidverbände, Alginate, Hydrogele) zur Verfügung.
Bislang besteht keine ausreichende Evidenz
zur Bevorzugung einer speziellen Auflage zur
Wundbehandlung bei diabetischen Ulzera
[28 – 29]. Der kurzfristige Einsatz einer VACTherapie kann zu einer beschleunigten Granulation und Wundheilung führen [30 – 31].
Ist die Konditionierung erfolgreich im Sinne
einer beginnenden Granulation der Wunde
kann durch eine autologe (Spalt-)Hauttransplantation ein schneller und zuverlässiger
Wundverschluss erreicht werden [32 – 33],
ggf. in Kombination mit einer VAC-Therapie.
Sind lokale Verfahren zum Beispiel aufgrund
einer Exposition funktioneller Strukturen wie
Sehnen, Knochen oder Gelenkkapseln nicht
mehr möglich so kann auf mikrochirurgische
Maßnahmen zurückgegriffen werden um
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eine Amputation zu verhindern. Hierbei können lokale oder freie Lappenplastiken eingesetzt werden. Lokale Lappenplastiken haben
den Vorteil eines geringeren Ausmaßes des
Eingriffes und sind limitiert durch die Notwendigkeit der lokalen Perfusionsbedingungen, bieten jedoch einen schnellen und stabilen Wundverschluss. Freie Lappenplastiken
zeigen eine Einheilungsrate von über 90 %
[34 – 37] und können auch in Kombination
mit gefäßchirurgischen Eingriffen durchgeführt werden, z. B. im Sinne eines Anschlusses an einen Bypass [38 – 40]. Dieses Vorgehen ist jedoch Einzelfällen vorbehalten und
setzt eine uneingeschränkte Durchblutungssituation voraus.
Es gibt keine einheitlichen Empfehlungen zur
antibiotischen Therapie einer infizierten Fußläsion. Die Leitlinie der Deutschen Diabetes
Gesellschaft empfiehlt derzeit nur eine Antibiotikatherapie bei relevanten Infektionen,
d.h. in erster Linie bei Infektionen, die mit
systemischen Reaktionen wie Fieber, Schüttelfrost, Tachykardie, Hypotonie, Verwirrtheit,
Erbrechen, Leukozytose, Azidose, Stoffwechselentgleisung oder Azetonurie einhergehen.
Die Therapie sollte nach empirischen Kriterien
begonnen werden und ggf. dem Antibiogramm angepasst werden. Bei schweren Infektionen sollte eine parenterale Antibiotikatherapie im Rahmen einer stationären
Behandlung erfolgen [41].
Bei Diabetikern stellt die pAVK den Hauptrisikofaktor für das Ausbleiben einer Wundheilung und somit für eine Amputation dar [42].
Daher sollte für den einzelnen Patienten individuell in einer multidisziplinären Besprechung entschieden werden, welche Therapie
wann für ihn in Frage kommt (Tabelle 6). Je
nach Strecke und Lokalisation der Stenose
stehen unterschiedliche Optionen zur Verfügung. Interventionell können die perkutane
transluminale Angioplastie (PTA) und/oder
das Einbringen eines Stents durchgeführt
werden. Gefäßchirurgisch wird vor allem die
Bypass-Operation durchgeführt sowie eine
Thombendarteriektomie (TEA). Die exzellente gefäßchirurgische Therapie erzielt höhere
Offenheitsraten, allerdings zeichnet das interventionelle Vorgehen eine deutlich niedrigere periinterventionelle Morbidität aus [43].
Insgesamt stellt das Diabetische Fußsyndrom ein multifaktorielles Geschehen dar
und bedarf der engen interdisziplinären Diagnostik und Therapie. Hier ist eine Kooperation von Hausärzten, Diabetologen, Fußchirurgen, Radiologen, Angiologen, Podologen
und Orthopädieschumachern unabdingbar
für die langfristig erfolgreiche Betreuung des
Patienten.
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Tabelle 6: Zuordnung der Versorgungsbereiche zu den Schweregraden der Fußbefunde
Wagner-Grad ➝
0
1
2
3
4
5
➝
Armstrong-Stadium
A keine Infektion, keine Ischämie
B Infektion
C Ischämie
D Infektion + Ischämie
Die Farbkodierung ordnet den verschiedenen Kombinationen aus Stadien und Schweregraden
Versorgungsstufen zu:
Bereich der Grundversorgung
Bereich der problembezogenen Versorgung (z.B. ambulante Fußbehandlungseinrichtung)
Bereich der Kompetenzzentren oder vergleichbaren Einrichtungen (z.B. stationäre Behandlung)
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Fragen zur strutkturierten Fortbildung „Diabetisches Fußsyndrom“
Es ist immer nur eine Antwort richtig. Schicken oder faxen Sie bitte nur den ausgefüllten Fragebogen an die oben
genannte Adresse. Bei 7, 8 oder 9 richtigen Antworten schicken wir Ihnen das Fortbildungszertifikat
„Diabetisches Fußsyndrom“ mit 1 cme-Punkt, bei 10 richtigen Antworten mit 2 cme-Punkten.
1. Welche Aussage ist richtig?
□ a) Die Zahlen der Neuerkrankungen an Typ-2 Diabetes sind die letzten Jahre konstant geblieben.
□ b) Typ-2-Diabetes ("Altersdiabetes") betrifft ausschließlich Patienten über 50 Jahre.
□ c) Das diabetische Fußsyndrom tritt ausschließlich bei Typ-2-Diabetikern auf.
□ d) Aufgrund des langjährigen chronischen Verlaufs sind auch immer mehr junge Menschen vom
diabetischen Fußsyndrom betroffen.
□ e) Die Blutzuckereinstellung hat keine Auswirkungen auf das Auftreten diabetischer Fußläsionen.
2. Welche Aussage ist falsch?
□ a) Einer der Hauptrisikofaktoren für das diabetische Fußsyndrom ist die diabetische Polyneuropathie.
□ b) Aufgrund der Neuropathie nehmen Patienten Verletzungen häufig nicht wahr.
□ c) Aufgrund der Neuropathie kommt es seltener zu Fehlstellungen der Zehen.
□ d) Ein verzögerter Therapiebeginn resultiert häufig in Amputationen.
□ e) Ca. 70 % aller Amputationen in Deutschland werden bei Diabetikern durchgeführt.
3. Welche Aussagen sind richtig? Wichtige Präventionsmaßnahmen im Rahmen
der patientengesteuerten Vorbeugung stellen dar:.
a) Tägliche Reinigung der Füße mit lauwarmen Wasser.
b) Das Einreiben mit Feuchtigkeitscreme.
c) Sachgerechte stumpfe Nagelpflege.
d) Großzügige Desinfektion der Füße z. B. mit Octenisept.
e) Schwielen möglichst zum Schutz des darunter liegenden Gewebes belassen.
Bitte markieren Sie die richtige Antwort!
c Nur Aussagen a) und b) sind richtig.
c Nur Aussagen d) und e) sind richtig.
c Nur Aussagen b) und d) sind richtig.
c Nur Aussagen a), b) und c) sind richtig.
c Nur Aussagen a), c) und e) sind richtig.
4. Welche Aussagen sind richtig? Zur Beurteilung einer diabetischen Polyneuropathie
sollten bei jeder Untersuchung folgende Parameter oder Qualitäten beurteilt werden:
a) Das periphere Vibrationsempfinden (in Achteln)
b) Bizepssehnenreflex
c) Berührung
d) Temperatur
e) Fallneigung im Romberg-Versuch
Bitte markieren Sie die richtige Antwort!
c Nur Aussagen a) und b) sind richtig.
c Nur Aussagen d) und e) sind richtig.
c Nur Aussagen b) und e) sind richtig.
c Nur Aussagen a), c) und d) sind richtig.
c Alle Aussagen sind richtig.
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5. Welche Aussage ist falsch? Zeichen einer hochgradigen Gefäßstenose einer Beinarterie können sein:
□ a) Schmerzen
□ b) Gerötete und gespannte Haut
□ c) Eine kühle Extremität
□ d) Aufgehobene Fußpulse
□ e) Lähmung der betroffenen Extremität
Lernerfolgskontrolle gültig bis Oktober 2014. Zur Zertifizierung eingereicht bei der Ärztekammer Westfalen-Lippe
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Lernerfolg
Diabetisches
Fußsyndrom
6. Welche Symptomkonstellation deutet am ehesten auf das Vorliegen einer DNOAP hin?
a) (schmerzlose) Rötung
b) Schwellung
c) Pulslosigkeit
d) Überwärmung
e) Deformität des Fußes
Bitte markieren Sie die richtige Antwort!
c Vorliegen von a), b) und c)
c Vorliegen von b), d) und e)
c Vorliegen von b) und d)
c Vorliegen von a), b), d) und e)
c Vorliegen von a)-e)
7. Zur feuchten Wundbehandlung der diabetischen Fußläsion stehen zur Verfügung:
a) Folien
b) Polymerschäume
c) Hydrokolloidverbände
d) Alginate
e) Hydrogele
Bitte markieren Sie die richtige Antwort!
c Nur Aussagen a) und b) sind richtig.
c Nur Aussagen d) und e) sind richtig.
c Nur Aussagen b) und e) sind richtig.
c Nur Aussagen a), c) und d) sind richtig.
c Alle Aussagen sind richtig.
8. Welche Aussage ist falsch?
□ a) Schmerzen können ein schlechter Indikator für eine Ischämie beim Diabetiker sein.
□ b) Diabetes mellitus Typ 2 ist einer der wesentlichen Risikofaktoren für Amputationen in Deutschland.
□ c) Eine diabetische Polyneuropathie ist durch Medikamente heilbar.
□ d) Bei einer DNOAP wird der betroffene Fuß in der Regel entlastet.
□ e) Die Behandlung des diabetischen Fußsyndroms ist sehr häufig interdisziplinär.
9. Welche Aussage ist richtig?
□ a) Diabetes mellitus Typ 1 ist heute durch orale Antidiabetika behandelbar.
□ b) Kompliziertere Fälle des diabetischen Fußsyndroms werden heute fast immer in Kompetenznetzwerken behandelt.
□ c) Die Durchblutungssituation des Fußes ist bei der Behandlung des diabetischen Fußsyndroms praktisch nie von
Bedeutung, da die Ursache häufig die diabetische Polyneuropathie ist.
□ d) Durch die bessere Prävention sinkt die Inzidenz des Diabetes mellitus Typ 2 in Deutschland.
□ e) Praktisch alle Fälle des diabetischen Fußsyndroms haben ihre Ursache in der pAVK.
10. Welche Aussage ist falsch?
□ a) Der Diabetes mellitus Typ 2 wird heute in multimodalen Therapiekonzepten behandelt.
□ b) Das Debridement von infiziertem oder nekrotischem Material spielt beim Diabetischen Fußsyndrom keine Rolle.
□ c) Diabetes mellitus ist mit erheblichen Wundheilungsstörungen assoziiert.
□ d) Hausmittel, wie z. B. die Wundbehandlung mit Honig, sollten beim diabetischen Fußsyndrom nicht verwendet werden.
□ e) Diabetes mellitus Typ 1 kann wie der Diabetes mellitus Typ 2 ein diabetisches Fußsyndrom verursachen.
Strukturierte interaktive Fortbildung (Neutralitätserklärung des Autors liegt vor.)
Bitte kreuzen Sie folgende Zahlen zur Bewertung an: 1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = befriedigend, 4 = ausreichend, 5 = mangelhaft, 6 = ungenügend
1. Meine Erwartungen hinsichtlich der Lernziele und Inhalte des Fortbildungsbeitrags haben sich erfüllt.
c 1
c 2
c 3
c 4
c 5
c 6
2. Die Bearbeitung des Fortbildungsbeitrags hat sich für mich gelohnt, weil ich etwas dazugelernt habe.
c 1
c 2
c 3
c 4
c 5
c 6
3. Der Fortbidlungsbeitrag hat Relevanz für meine praktische ärztliche Tätigkeit.
c 1
c 2
c 3
c 4
c 5
c 6
4. Bitte beurteilen Sie die didaktische Aufbereitung und die Güte der präsentierten Inhalte des Fortbildungsbeitrags.
c 1
c 2
c 3
c 4
c 5
c 6
5. Durch die Lernerfolgskontrolle wurden das erworbene Wissen in angemessener Weise abgefragt.
c 1
c 2
c 3
c 4
c 5
c 6
6. Bitte beurteilen Sie, ob produkt- oder firmenbezogene Werbung den Inhalt des Fortbildungsbeitrags beeinflusst hat.
Beeinflussung feststellbar c
Keine Beeinflussung feststellbar c
7. Wie sind Sie auf diesen Fortbildungsbeitrag aufmerksam geworden?
8. Wieviel Zeit in Minuten haben Sie für die Bearbeitung des Fortbildungsbeitrags benötigt?
c bis 10 c 11 – 20 c 21 – 30 c 31 – 40 c 41 – 50 c 51 – 60 c über 61
9. Weitere Bemerkungen:
cmi e.V. verpflichtet sich, die Bestimmungen des Bundesdatenschutz-Gesetzes einzuhalten.