Unser Mittelstand - IHK für Oberfranken Bayreuth
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Unser Mittelstand - IHK für Oberfranken Bayreuth
AUSGABE 1/2/2012 EDITORIAL Unser Mittelstand: Die Wachstumslokomotive in Europa IHK-Präsident Dr. Wolfgang Wagner Deutschland war im letzten Jahr die Wachstumslokomotive in Europa. Warum eigentlich? An der Größe der deutschen Volkswirtschaft kann es nicht liegen, denn Größe bedeutet nicht Stärke. Es mag der deutsche Fleiß sein, unser Qualitätsbewusstsein, vielleicht gar unsere Bescheidenheit oder der Erfindungsreichtum unserer Ingenieure. Eines ist aber bestimmt ein Erfolgsfaktor Deutschlands: unsere Wirtschaftsstruktur. Dabei denke ich an den Mittelstand, der verbal viel gepriesen, aber faktisch viel zu wenig geschätzt wird. Mittelstand definiert sich nicht nach irgendwelchen Zahlen, die immer willkürlich sind, sondern nach der Unternehmensphilosophie: Es sind die eigentümer- oder eigentümernah geführten Unternehmen. Meist ist es eine kleine Schar von Menschen, die diese Betriebe führt. Es sind die Unternehmen, bei denen Risiko und Haftung, Chance und Verlust nah beieinanderliegen. Es sind die, bei denen man leicht erkennt, wer dafür einzustehen hat, wenn es schiefgeht. Unser Mittelstand bildet aus geschicktes Beeinflussen entspricht auch nicht dem Naturell eines typi schen Mittelständlers. Er hat auch gar nicht die Zeit, sein Betrieb frisst ihn mit Haut und Haaren. Seine Firma ist sein Leben und die besonders Fleißigen geben noch Zeit für ein Nebenehrenamt. Anerkennung gebührt all denen, die sich in die IHK einbringen. Unser Mittelstand braucht Freiraum Die mittelständischen Unternehmer tragen eine gewaltige Last. Und alle, die von ihnen profitieren, und das ist eigentlich das gesamte Gemeinwesen, sind gut beraten, diesen Stand zu schützen und nicht über Gebühr zu belasten. Ich frage dabei nicht nach irgendwelchen Subventionen, sondern bitte die Akteure unseres Gemeinwesens: Gebt uns Freiraum! Lasst uns machen! Behindert uns nicht! Unser Mittelstand ist engagiert Sorgen wir alle dafür, dass der so erfolgreiche deutsche Mittelstand – die Wachstumslokomotive Europas – erhalten bleibt. Viele dieser Mittelständler – dieser seltsamen, extrem heterogenen Spezies Unternehmer, die die Zukunft anpacken – tragen die IHK und prägen die oberfränkische Wirtschaft. Die Unternehmer und Unternehmerinnen, die sich als Kandidaten für die Kammerwahl zur Verfügung gestellt haben, haben den ersten, sehr guten Schritt getan. Es sind aus Arbeitnehmersicht die Unternehmen, bei denen man weiß, für wen man arbeitet, und bei denen die Identifikation mit dem Betrieb nicht schwerfällt. Aus Gesellschaftssicht sind es die Betriebe, die 70 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigen und 90 Prozent der Lehrlinge ausbilden. Und aus Sicht der Politik: Im Mittelstand sind auch die fünf Prozent der Einkommenssteuerzahler angesiedelt, die für 40 Prozent des Herzlichen Dank dafür und viel Erfolg beim weiteren Engagement für Aufkommens dieser Steuerart stehen. unsere oberfränkische Wirtschaft Unser Mittelstand ist Wertschöpfer Diese Unternehmer und Unternehmerinnen finanzieren - nicht allein den Sozialstaat und den Beamtenapparat. Sie sind aber die eigentlichen Wertschöpfer. Ihr Einfluss auf die Politik ist leider marginal. Lobbying, 1 2 WIRTSCHAFT IN DER REGION AUSGABE 1/2/2012 Titelthema IHK-Jahresthema 2012 Mit Energie in die Zukunft Die Themen Energie und Rohstoffe stehen bei der IHK für Oberfranken Bayreuth in diesem Jahr an erster Stelle. „Neben der demografischen Entwicklung stellt das Thema Energiever sorgung eine der größten Herausforderungen für unsere Un ternehmen dar”, so Georg Schnelle, Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken Bayreuth. Unter dem Dach des gemein samen Jahresthemas der IHKOrganisation „Energie und Roh stoffe für morgen” will die IHK in Oberfranken ein Bündel an Veranstaltungen und Initiativen rund um die Energie und Rohstoffversorgung schnüren. Energie und Rohstoffe - Thema bei der IHK Als Industrieregion, in der zahlreiche energieintensive Betriebe, vor allem aus der Glas-, Kunststoff- und Textilindustrie, ansässig sind, ist Oberfranken von den Auswirkungen der Energiewende besonders betroffen. „Dabei ist es nicht nur die unberechenbare Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise, die die wirtschaftliche Planung erschwert. Vor allem die Versorgungssicherheit ist für unsere Unternehmen entscheidend“, so Schnelle. „Andernfalls werden nicht nur industrielle Prozesse und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen gefährdet, sondern auch Arbeitsplätze und damit der Wirtschaftsstandort Oberfranken.“ Aus oberfränkischer Sicht ist das IHK-Jahresthema 2012 deshalb gut gewählt. „Die überhasteten politischen Beschlüsse zur Energiewende haben unsere Wirtschaft vor große und schwer berechenbare Herausforderungen gestellt. Im Rahmen des Jahresthemas wollen wir Maßnahmen entwickeln und Strategien aufzeigen, mit denen unsere Unternehmen diese Herausforderungen abfedern können“, so Schnelle. Mit einer Fragebogenaktion zum Thema „Energieeffizienz“ wollen wir in diesem Jahr starten. Hierbei soll bei den oberfränkischen Unternehmen ermittelt werden, inwieweit diese unter den steigenden Energiepreisen leiden und welche Maßnahmen bisher ergriffen wurden. Die Ergebnisse der Umfrage wollen wir nutzen, um den Unternehmen Lösungen zu den erhobenen Fragestellungen anzubieten. Neben der direkten Ansprache werden dies Workshops und Informationsveranstaltungen sein. In diesem Jahr jährt sich zum 40. Mal die berühmte Studie „Grenzen des Wachstums“ von Dennis Meadows. In einem Symposium „40 Jahre Grenzen des Wachstums“ wollen wir mit namhaften Referenten darstellen, inwieweit die damaligen Prognosen eingetreten sind, einen Blick in die Zukunft werfen und welche Auswirkungen die Entwicklung für die Unternehmen haben wird. Mit einer Informationsveranstaltung zu „Materialeffizienz und -innovationen“ wollen wir Wege aufzeigen, wie die Unternehmen auf die knapper werdenden Rohstoffe und die damit steigenden Preise reagieren können. In der „Oberfränkischen Wirtschaft“ und unserem Newsletter werden wir in gewohnter Form über wichtige Entwicklungen auf dem Energie- und Rohstoffsektor informieren. Ansprechpartner Frank Lechner Bereich Innovation.Umwelt, Leiter Referat Umwelt/Energie Tel.: 0921/886-112, E-Mail: [email protected] AUSGABE 1/2/2012 WIRTSCHAFT IN DER REGION Titelthema Materialeffizienzsteigerung in produzierenden Unternehmen Laut dem Statistischen Bundesamt machen die Materialkosten mittlerweile einen Anteil von 43 Prozent am Bruttoproduktions wert im verarbeitenden Gewerbe aus. Personalkosten zum Vergleich lediglich 19 Prozent und Energiekosten weniger als zwei Prozent. Der Hebel durch Steigerung der Materialeffizienz in Unternehmen ist somit der Größte. Eine Erhöhung der Materialeffizienz um wenige Prozent kann die wirtschaftliche Situation und die Wett bewerbsfähigkeit eines Unternehmens deutlich verbessern. Der Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik von Prof. Dr.-Ing. Rolf Steinhilper, an dem auch die Fraunhofer-Projektgruppe Prozessinnovation angesiedelt ist, hat mit dem Team um Dr.-Ing. Stefan Freiberger in den vergangenen Jahren über drei Dutzend Unternehmen unterstützt, ihren Materialverbrauch signifikant und nachhaltig zu verringern und den Stellenwert des Materials im Unternehmen zu steigern. Im abschließenden Schritt werden die Potenziale anhand der Stücklisten, Produktionsstückzahlen und Ausschussraten quantifiziert, um ein Ranking der Materialeffizienzpotenziale nach betriebswirtschaft lichen Gesichtspunkten aufzustellen. Nebenbei werden in den meisten Projekten Potenziale erkannt, die nicht im direkten Zusammenhang mit Materialeffizienz stehen. In den drei Dutzend abgeschlossenen Materialeffizienzprojekten wurden in den Unternehmen Materialeinsparungen zwischen 0,5 Prozent und 18 Prozent (Durchschnitt 2,5 Prozent) aufgedeckt, wodurch sich ein wirtschaftliches Potenzial von 15 000 Euro/Jahr bis fast 3 000 000 Euro/ Jahr (Durchschnitt 150 000 Euro) errechnen und umsetzen lässt. Prozessoptimierung und Umsetzungsbegleitung zur Materialeffi zienzsteigerung im Unternehmen Aufdeckung und Bewertung von Materialeffizienzpotenzialen In der sogenannten Vertiefungsberatung werden detaillierte – meist technische – Maßnahmen zur Optimierung einzelner Prozesse (z. B. Am Anfang steht die Aufdeckung von vorhandenen MaterialeffizienzVerschnittoptimierung an Stanz- oder Schneidemaschinen), Verbesserung potenzialen im Unternehmen. Die Potenzialanalyse erfolgt in mehreren gesamter Produktionsabläufe und Produktionslayouts (z. B. Einführung aufeinander folgenden Schritten. Im ersten wird eine Projektauftaktvon Qualitätskontrollen zur sofortigen Fehlererkennung), Strukturierung veranstaltung im Unternehmen durchgeführt, um alle Ebenen (Gevon Einkaufsprozessen (z. B. Variantenreduktion zur Verringerung von schäftsführer bis Maschinenbediener) aktiv in das Projekt einzubinden. Restmaterialien im Lager) oder Optimierung von Transport- und Lage Im Weiteren führen die Materialeffizienzberater der Fraunhofer-Projekt rungsprozessen (z. B. Vermeidung von Materialbeschädigungen durch sachgerechte Transportbehälter und Lagerstrategien) ausgearbeitet und in gruppe Prozessinnovation eine Wertstromanalyse und Stoffstromana den Unternehmen umgesetzt. Ein Großteil der ausgearbeiteten Maßnahlyse im Unternehmen durch, in der jeder Prozess – von der Rohmaterialbeschaffung bis zum Versand der Fertigprodukte – aufgenommen und men zur Steigerung der Materialeffizienz kann in den Unternehmen mit überschaubaren Investitionskosten umgesetzt werden. Der Return analysiert wird. Die Herausforderung liegt in den unterschiedlichsten on Invest für die Materialeffizienzberatung sowie für die notwendigen Rohmaterialen (Papier, Kartonagen, Metallrohre, -platten, -rohlinge, Investitionen liegt in den meisten Fällen bei weniger als einem Jahr. Die Kunststoffgranulat, Farben, Verpackungsmaterial etc.) und in den verschiedensten Produktionsprozessen (Stanzen, Drucken, Drehen, Fräsen, Projekte zur Steigerung der Materialeffizienz sind somit für die Unter Spritzgießen etc.) der Unternehmen. nehmen eine sehr gute Investition, welche die Wettbewerbsfähigkeit und die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen signifikant und nachhaltig steigert. Die Kosten für die Materialeffizienzberatungen können mit Förderquoten von bis zu 50 Prozent durch die Deutschen Materialeffizienzagentur im Rahmen des Programms go-effizient im Modul Rohstoff- und Materialeffizienz gefördert werden. Ansprechpartner Fraunhofer-Projekt-Gruppe Projekt Innovation Dr. Stefan Freiberger E-Mail: [email protected] Telefon: 0921/55 73 24 Fax: 0921/55 73 05 Wertstromanalyse an einem Fräsprozess zur Aufdeckung von Material effizienzpotenzialen. 3 4 WIRTSCHAFT IN DER REGION AUSGABE 1/2/2012 Titelthema Wirtschaftstag Green Tech: Auswirkungen der Energiewende Auch auf dem diesjährigen IHKWirtschaftstag stand das Thema Klima und Energie im Fokus. In einer Kooperationsveranstaltung der IHK Bayreuth mit der Hochschule Hof und dem Kuratorium Hochfranken diskutierten Wirtschaftsvertreter im Audimax der Hochschule Hof die derzeitige Lage beim Klimaschutz und die Folgen der Ener giewende. Eingangs sprach Prof. Mojib Latif, der als einer der bekanntesten Klimaexperten gilt, zur derzeitigen Lage beim globalen Klimawandel. Seit 1990 ist der weltweite Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) um etwa 40 Prozent gestiegen, allein im vergangenen Jahrzehnt um 30 Prozent. Der für das vergangene Jahr verzeichnete Anstieg ist der höchste seit Beginn der Erhebungen. Der Klimawandel wird immer noch unterschätzt, so Latif. Wegen der großen Trägheit des Klimasystems macht sich die Klimaveränderung zum einen bisher nur unmerklich und zum anderen noch regional höchst unterschiedlich bemerkbar. Die globale Erwärmung wird aber weiter zunehmen, auch wenn wir ab sofort Prof. Mojib Latif, der als einer der bekanntesten Klimaexperten gilt, sprach zur derzeitigen Lage beim globalen Klimawandel. kein CO2 emittieren würden. Der heutige CO2-Ausstoß wirkt erst in ferner Zukunft, was die Gefahr auch so abstrakt erscheinen lässt. Doch überschreitet die Klimaerwärmung die avisierten 2°C, so treten weltweit Veränderungen ein, die eine existenzielle Bedrohung für große Teile der Weltbevölkerung darstellen kann. Globale Lösung in weiter Ferne Das Scheitern der Klimaverhandlungen in Durban war für Latif keine Überraschung. Die weltweit größten Klimasünder blockierten sich gegenseitig. Die Industrie- und Schwellenländer stehen sich unversöhnlich gegenüber. Sieht man die jeweiligen Argumente der Kontrahenten für sich, so sind diese durchaus einleuchtend. Die Schwellenländer argumentieren, dass die alten Industrieländer bei der Emission einen Vorsprung von 100 Jahren haben und deshalb erst einmal die Industrialisierung nachgeholt werden darf. Die Industrieländer verweisen dabei auf ihre bisherigen Erfolge bei der Reduktion von Treibhausgasen und sehen daher die Schwellenländer genauso in der Pflicht. Der CO2-Ausstoß der Schwellenländer steigt deshalb so rasant, weil die Industrieländer einen großen Teil ihrer Produktion ausgelagert und damit auch ihre Emissionen einfach exportiert haben. Wenn man den globalen CO2-Fußabdruck als Maßstab für den Ausstoß von Treibhausgasen nimmt, dann stehen die alten Industrieländer immer noch sehr schlecht da. Während ein Deutscher neun Tonnen CO2 pro Kopf emittiert, kommt ein Inder nur auf knapp zwei Tonnen. Die Amerikaner halten den Rekord mit 17 Tonnen CO2. Ein Kompromiss ist derzeit in weiter Ferne. Unter diesen Umständen darf vorerst nicht mit einer globalen Lösung gerechnet werden. AUSGABE 1/2/2012 WIRTSCHAFT IN DER REGION Titelthema „Grüne Technologien“ als Chance für die Wirtschaft Vor diesem Hintergrund machte Latif den Unternehmern Mut, den Klimaschutz als Chance zu verstehen. Denn mit den sogenannten „grünen Technologien“ kann die Energiewende durchaus Vorteile bei der weltweiten Erschließung neuer Geschäftsfelder bringen. Zukünftig werden es die energieeffizienten Technologien und die erneuerbare Energieerzeugung sein, welche die größten Wachstumschancen haben. Teure Bürokratie bei der Energie Dr. Christian Heinrich Sandler von der Sandler AG als energieintensives Unternehmen leidet besonders unter den Kostensteigerungen durch die Energiewende. Bei ihm fallen im Jahr sieben Millionen Euro EEG-Umlage an. Da die Firma schon seit Jahren auf energieeffiziente Prozesse bei der Produktion achtet, kann man die Mehrkosten nicht durch noch mehr Effizienz kompensieren. Schließlich gibt es die physikalischen Grenzen der Effizienz, der man sich immer weiter nähert. Eine Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare Energien hält er für utopisch. Man bräuchte alleine für sein Unternehmen sechs große Windkraftanlagen und ein Pumpspeicherwerk in der Größe der Förmitztalsperre. Und bleibt der Wind mal länger aus, müsste man die Produktion einstellen. Rechnet man diese Kenngrößen auf vergleichbare Betriebe in Oberfranken um, so gäbe es gar nicht genug Platz für diese Form der Energie versorgung. Auch August Wagner vom Textilveredler Knopf`s Sohn treiben die hohen Energiekosten um. Er hält den Industriestandort Deutschland und insbesondere auch Oberfranken zunehmend durch Planwirtschaft und überbordende Bürokratie gefährdet. Nicht nur die durch den Staat verursachten explodierenden Kosten wie EEG-Abgabe, Stromsteuer, CO2-Zertifikatskosten und KWKG-Umlage, sondern auch die durch die Bundesnetzagentur geregelten Netzkosten machen heute schon mehr als 70 Prozent der Stromkosten aus. „Um nur einen Teil der Kosten wieder zu bekommen – ich sage hier nur Ökosteuerspitzenausgleich –, ist ein aufwendiger Verwaltungsakt nötig“, so Wagner. Um trotz der hohen Energiekosten wettbewerbsfähig zu bleiben, setzt Wagner auf energieeffiziente Prozesse und Kraft-Wärme-Kopplung. Große Probleme bei den Stromnetzen Für Thosten Dietz vom Netzbetreiber Tennet hat die Energiewende zu großen Problemen bei den Stromnetzen geführt. In ihrer jetzigen Auslegung sind die Stromnetze gar nicht dafür geeignet große Strommengen, welche auch noch stark fluktuieren, zu transportieren. Der bisherige Netzausbau hält dem Zubau an erneuerbaren Energien nicht Schritt. Dazu müssen in den nächsten Jahren mehrere Tausend Kilometer neue Stromtrassen gebaut werden. In Anbetracht der langen Genehmigungsverfahren und dem Widerstand Betroffener rechnet er nicht damit, dass der Netzausbau zügig vonstatten geht. Als Folge kann es in kritischen Situationen durchaus zu Stromausfällen kommen. Auch die Schwankungen im Netz machen den Unternehmen zunehmend zu schaffen. Die sensiblen Produktionsanlagen vertragen es nicht, wenn Spannung und Frequenz stark schwanken. Statt auf die erforderlichen Stromtrassen von Nord nach Süd zu warten, sieht Dietz als mögliche Lösung, die Stromversorgung zu regionalisieren. Wenn Angebot und Nachfrage in der Region stattfindet, könnte die bisherige Netzinfrastruktur weitgehend genutzt werden. Ohne die Entwicklung Bei der Podiumsdiskussion (v. l.) Prof. Mojib Latif, Moderator Malte Buschbeck, Dr. Thomas Banning, Vorstand der Naturstrom AG, Moderator, Dr. Christian Heinrich Sandler von der Sandler AG, August Wagner vom Textilveredler Knopf`s Sohn, Hochschulpräsident Prof. Dr. Jürgen Lehmann und Thosten Dietz vom Netzbetreiber Tennet. von wirtschaftlichen Stromspeichern macht aber ein weiterer Zubau an Ökostrom keinen Sinn. Dr. Thomas Banning, Vorstand der Naturstrom AG unterstrich die großen Chancen, welche die Energiewende mit sich bringt. So wurden inzwischen mehr als 350 000 Arbeitsplätze geschaffen und die erneuerbaren Energien werden zunehmend konkurrenzfähig. Auch er spricht sich für eine Regionalisierung bei der Stromerzeugung aus. Die Akzeptanz bei der Bevölkerung bei der Errichtung von Solar- und Windparks ist durchaus vorhanden, wenn die Bevölkerung direkt von den Anlagen profitiert. So entstehen neue Arbeitsplätze bei Bau und Betrieb der Anlagen und die Gewerbesteuereinnahmen kommen der Region zugute. Und Anlagen mit Bürgerbeteiligung sorgen dafür, dass die Profite auch in der Region bleiben. Trotz der Begeisterung für die Energiewende bemängelt Banning den Schlingerkurs der Bundesregierung in Sachen Energie. Stromerzeugungsanlagen haben einen hohen Planungs- und Genehmigungsaufwand und erfordern sehr hohe Investitionssummen. Die Anlagen müssen für Jahrzehnte wirtschaftlich arbeiten. Und dieses Risiko gehen immer weniger Investoren ein, wenn sich alle paar Monate die Rahmenbedingungen ändern. Unberechenbarkeit der Regierung – erschwerte Planung für die Unternehmen Dies sieht Wagner genauso: „Es ist diese Unsicherheit, die Unbe rechenbarkeit der Regierung, die eine Planung für unsere Unternehmen erschwert und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe gefährdet. Deshalb müssen wir rechtzeitig reagieren und Strategien entwickeln, mit denen wir ein Stück Planbarkeit zurückgewinnen.“ Der Klimaforscher Mojib Latif sieht als Profiteure der Energiewende vor allem den Mittelstand. Mittelständler denken langfristig und entwickeln innovative und effiziente Produkte, so Laitf. Die Region müsse hier eine gemeinsame Strategie entwickeln. Die Vorteile für die Region hob auch Malte Buschbeck vom Kuratorium Hochfranken, welcher die Podiumsdiskussion moderierte, in seinem Schlusswort hervor. Er sieht schon heute viele führende Unternehmen in Oberfranken, welche sich den neuen Herausforderungen stellen. 5 6 WIRTSCHAFT IN DER REGION AUSGABE 1/2/2012 Neujahrsempfang IHK-Neujahrsempfang Erfolgsfaktor Mittelstand Rund 200 Gäste waren zum Neujahrsempfang der IHK in den Kammersaal nach Bayreuth gekommen. Die Stimmung bei Wirtschaft, Verwaltung und Politik ist zu An fang des Jahres 2012 gut, der Optimismus überwiegt. Kammerpräsident Dr. Wolfgang Wagner und der Ehrengast des Abends, Innenminister Dr. HansPeter Friedrich, waren sich einig, dass der Mittelstand Oberfrankens der Stabilitätsanker in der Finanz und Wirtschaftskrise und einer der ganz wichtigen Erfolgsfaktoren der Region ist. Gute Laune beim Neujahrsempfang der IHK: Kammerpräsident Dr. Wolfgang Wagner und Innenminister Dr. Hans-Peter Friedrich. Einmal Arm in Arm mit der Politik: Kammerpräsident Dr. Wolfgang Wagner mit Innenminister Dr. Hans-Peter Friedrich und Staatssekretär Hartmut Koschyk. Mit auf dem Bild IHK-Vizepräsident August Wagner und IHK-Hauptgeschäftsführer Georg Schnelle. Die Wirtschaftskammern im Austausch (v. l.) IHK-Hauptgeschäftsführer Georg Schnelle, Innenminister Dr. Hans-Peter Friedrich, IHK-Präsident Dr. Wolfgang Wagner, HWK-Präsident Thomas Zimmer und HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller. Hochschulspitzen bei der IHK (v. l.): Dr. Markus Zanner, Kanzler der Universität Bayreuth, Professor Dr. Jürgen Lehmann, Präsident der Hochschule Hof, und Professor Dr. Godehardt Ruppert, Präsident der Universität Bamberg. AUSGABE 1/2/2012 WIRTSCHAFT IN DER REGION Neujahrsempfang Kammerpräsident Dr. Wolfgang Wagner Stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm, Andreas Eisgruber, Leiter des Straßenbauamtes Bamberg, Hans Rebhan, Gremiumsvorsitzender des Industrie- und Handelsgremiums Kronach, und IHK-Präsident Dr. Wolfgang Wagner. Für den IHK-Präsidenten Dr. Wolfgang Wagner ist der Mittelstand nicht nur in der Region, sondern für ganz Deutschland die treibende Kraft bei der Wirtschaftsentwicklung. Das Jahr 2012 wird sicher „kein Jahr mit hohem Wachstum, eher ein Jahr zum Durchschnaufen auf hohem Niveau“. In Europa komme es wohl zu einem gegenseitigen Einstehen für die Schulden, aber auch zu einer Übertragung der Haushaltskompetenz nach Brüssel. Europa sei unumkehrbar, und das sei gut so, denn so lange Frieden wie in den letzten Jahrzehnten gab es in Europa noch nie. Dies sei eine echte Leistung unserer Politik. Aber der Politik und der Verwaltung redete Wagner auch ins Gewissen, auf die Kosten und die Proportion zu achten: „Die Bürokratie muss sich abblähen, nicht aufblähen!“ Bei einer Übertragung von Kompetenzen auf die EU müssten Kosten und Institutionen in Deutschland wegfallen. Die Staaten müssen aufpassen, dass sie nicht alles doppelt oder mehr als doppelt machen. Hofer Unternehmer (v. l.): Sebastian Leu, Leu Energie, Hof, Maximilian Otto-Wolf, Reisebüro Otto, Hof, IHK-Vizepräsident August Wagner und Johannes Scheruhn, Frank & Henne, Hof. Bernd Aßmann, HypoVereinsbank Bayreuth, Landtagsabgeordneter Walter Nadler, Markus Baum, Baumaterialien Handelsgesellschaft Bayreuth, und Friedrich Steiner, Ing. Fritz T. Steiner, Bayreuth. Michael Möslein, Hanns-Seidel-Stiftung in Bad Staffelstein, IHKVizepräsident Heribert Trunk, Wilhelm Wasikowski, Vorsitzender des Industrie- und Handelsgremiums Lichtenfels, und Horst Söllner, Horst Söllner & Co. OHG, Lichtenfels. Unternehmer aus Kulmbach (v. l.): Dieter Bordihn, Kulmbacher Bank, Dr. Michael Pfitzner, Leiter AK SchuleWirtschaft, Jörg Naumann, JÖNA, Kulmbach, Günter Ziegler, Erich Ziegler, Aufseß, und IHK-Vizepräsident Michael Möschel. Innenminister Dr. Hans-Peter Friedrich Für Innenminister Friedrich hat sich der Mittelstand in der Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008 bewährt, denn die industrielle Kernproduktion sei wesentlich stabiler, als von vielen angenommen. Der Mittelstand habe seinen Pioniergeist und seine Innovationskraft eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Friedrich sprach sogar von einem „zweiten Wirtschaftswunder“, das derzeit in der deutschen Wirtschaft gegen den internationalen Trend laufe. Wichtig für die Wirtschaft Oberfrankens, und hier könne die Politik helfen, sei ein weiterer Ausbau der Infrastruktur. Neben den landschaftsprägenden Maßnahmen in Straßen und Schienenwege nannte der Innenminister vor allem die Kommunikationsinfrastruktur. Wenn Oberfranken zukunftsfähig blei ben solle, dann müsse beispielsweise eine leistungsfähige Anbindung an das Internet „auch im kleinsten Dorf“ gewährleistet sein. Allerdings warnte Friedrich, der als Innenminister für die Sicherheit im Staate verantwortlich ist, die Unternehmer intensiv vor den Gefahren, die im Internet lauern. Hier müsse die Wirtschaft gemeinsam aktiv werden und über Verbände oder die Kammern mehr Sicherheit organisieren. 8 WIRTSCHAFT IN DER REGION AUSGABE 1/2/2012 Neujahrsempfang Demografie – Zuwanderung nicht zu erwarten Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, der Bayreuther Landrat Hermann Hübner, Regierungspräsident Wilhelm Wenning und Staatssekretär Hartmut Koschyk. Zum Thema der demografischen Entwicklung fand Innenminister Dr. Hans-Peter Friedrich beim Neujahrsempfang der IHK deutliche Worte: „Der Trend war seit Jahrzehnten abzusehen, aber es hat lange Zeit niemanden wirklich interessiert.“ Eine Lösung für den Bevölkerungs- und Fachkräfteschwund erwartet der Bundespolitiker aber nicht durch eine Zuwanderung, am allerwenigsten aus dem Ausland. Friedrich wies darauf hin, dass ausländische Arbeitskräfte ab einem Jahreseinkommen von 33 000 Euro angeworben werden können, bei einem Einkommen von 44 000 Euro könne auch eine ganze Familie zuziehen. Bei der Gestaltung eines solchen Zuzugs seien die Agenturen für Arbeit zur Hilfestellung angewiesen. Aber Fachkräfte seien eben überall begehrt, auch in ihren Heimatländern. „Wir müssen das eigene Potenzial besser ausschöpfen“, so Friedrich. Aus- und Weiterbildung sowie eine bessere Einbindung älterer Arbeitnehmer und qualifizierter Frauen sei der richtige Weg. Ganz ausdrücklich dankte der Minister den anwesenden Unternehmern und den Kammern für die große Bereitschaft zur qualifizierten Ausbildung, einer der wichtigsten Säulen des Wirtschaftserfolges in Deutschland. Landtagsabgeordneter Heinrich Rudrof, Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke, Ralf Thiehofe, Rupp + Hubrach, Bamberg, und IHKVizepräsident Heribert Trunk. Dr. Otto-Max Schaefer, Vorsitzender des Industrie- und Handelsgremiums Marktredwitz-Selb, Sabine Schaefer und Rolf Brilla, ProComp, Marktredwitz. Innenminister Dr. Hans-Peter Friedrich, IHK-Vizepräsident August Wagner, Otto-Maximilian Wolf, Reisebüro Otto, Hof, und Dr. ChristianHeinrich Sandler, Sandler AG, Schwarzenbach/ Saale. Dr. Helmuth Jungbauer, Bamberg, Marion Mehling, Teddy Hermann, Hirschaid, Lothar Mehling und Franz Brosch, vbw. Bruno Böhnlein, Juwelier Böhnlein, Stefan Trassl, SiLi, Warmensteinach, Bayreuth, und Dr. Markus Glatfeld, und Rudolf Meyer, Porzellanfabrik TenneT TSO, Bayreuth. Walküre, Bayreuth. HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, IHK-Vizepräsident August Wagner, Dr. Heinrich Strunz, Lamilux, Rehau, und Bundestagsabgeordneter Sebastian Körber. AUSGABE 1/2/2012 WIRTSCHAFT IN DER REGION Konjunkturumfrage IHK-Konjunkturbefragung: Optimismus überwiegt Steigende Rohstoffpreise setzen Unternehmen unter Druck Steigende Kosten setzen Unternehmen unter Druck „Fast alle Unternehmen verzeichnen gestiegene Kosten, vor allem im Energiebereich und bei den Rohstoffen“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Besonders stark macht sich dies bei Industrieunternehmen bemerkbar. „Das Thema Energie- bzw. Rohstoffversorgung und –preise beeinflusst die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen immer stärker“, so Schnelle. „Nicht zuletzt aus diesem Grund wird dies als Jahresthema bei der IHK für Oberfranken 2012 im Mittelpunkt von Aktivitäten und Veranstaltungen stehen.“ Von der Politik fordert Schnelle zudem die Entwicklung zukunftsfähiger Versorgungskonzepte ein. „Wenn unsere Unternehmen weiterhin auch international wettbewerbsfähig bleiben wollen, sind sie auf eine sichere und zuverlässige Energieversorgung zu vertretbaren Preisen angewiesen“, so Schnelle. Das Thema Versorgungssicherheit werde somit zunehmend zum Standortfaktor. Denn ein steigendes Konjunktur: Lage und Erwartung Standortpolitik Einschätzung der konjunkturellen Lage in Oberfranken Saldo aus negativen und positiven Antworten 40 30 20 10 0 -10 01 /1 2 09 /1 1 05 /1 1 01 /1 1 09 /1 0 05 /1 0 0 01 /1 9 09 /0 05 /0 9 01 /0 9 -20 IHK-Konjunkturklimaindikator Einschätzung der konjunkturellen Lage und der Erwartungen in Oberfranken 140 130 120 110 100 90 80 1 2 /1 0 /1 /1 05 01 9 0 09 /0 /1 01 8 8 /0 09 05 7 /0 /0 01 6 6 /0 09 05 5 /0 /0 01 4 4 05 /0 /0 09 2 3 01 /0 /0 09 05 1 2 /0 /0 01 0 9 /9 /0 09 05 8 7 /9 /9 09 09 05 6 /9 09 /9 5 70 09 Sehr zufrieden sind die befragten Unternehmen mit der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage. Die Geschäftslage wird von 45 Prozent der Unternehmen positiv, aber nur von zwölf Prozent negativ eingeschätzt, gegenüber dem Herbst 2011 ergeben sich kaum Änderungen. Auch für die kommenden sechs Monate überwiegt der Optimismus. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen sind bei der Lagebeurteilung sehr gering, wie die IHK meldet. Besonders gut fallen die Einschätzungen im Tourismussektor, im Handel sowie in der Industrie aus. Zurückhaltender äußern sich Dienstleister und Bauunternehmer, aber auch hier überwiegt die positive Einschätzung deutlich, trotz der rückläufigen Aufträge der öffentlichen Hand nach dem Auslaufen der Konjunkturpakete. Positive Einschätzung überwiegt Standortpolitik „Die oberfränkische Wirtschaft präsentiert sich zum Jahresauftakt 2012 sehr robust“, so Georg Schnelle, Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken Bayreuth, bei der Vorstellung der aktuel len Konjunkturbefragung. Der Konjunkturklimaindikator, bei dem die Einschätzung der aktuellen Lage und die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden sechs Monate abgebildet werden, sinkt zwar gegenüber Oktober leicht von 121 auf 119 Punkte, bleibt aber klar im positiven Bereich. Risiko der Betriebe gefährde auch Arbeitsplätze in der Region. Schnelle verweist aber auch darauf, dass es auch in Oberfranken eine Reihe von Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien gibt, die von der eingeleiteten Energiewende profitieren. 2012: Optimismus überwiegt Auf der Basis der positiven Lageeinschätzung ist auch der Blick in die Zukunft überwiegend optimistisch. Lediglich im Bausektor überwiegt saisonal bedingt die Zahl der Pessimisten. Insgesamt rechnen die Unternehmen mit einer stabilen Kapazitätsauslastung, befürchten jedoch in den kommenden Monaten weitere Kostensteigerungen vor allem bei der Energie und den Rohstoffen. „Größter Unsicherheitsfaktor ist die Finanzkrise im Euroraum“, betont Schnelle. „Hier ist die Politik gefordert, Lösungen zu entwickeln, um über eine koordinierte Stabilitätspolitik das Vertrauen der Finanzmärkte zurückzugewinnen.“ Investitionsvolumen steigt weiter Die Mehrheit der Unternehmen will ihr Investitionsvolumen aufrechterhalten oder sogar steigern. 28 Prozent der Unternehmen geben an, 2012 mehr investieren zu wollen als im Vorjahr, bei 53 Prozent der Unternehmen bleibt das Volumen stabil und nur 19 Prozent wollen weniger investieren. Während ein Viertel der Unternehmen Investitionen im Ausland plant, wollen 90 Prozent der Unternehmen im Inland investieren, etwas mehr als bei der letzten Befragung. Davon profitiert auch der Arbeitsmarkt, weil die Unternehmen weiterhin Neueinstellungen vornehmen wollen. Vor allem beim Handel und im Dienstleistungssektor überwiegt die Zahl der Unternehmen, die ihre Mitarbeiterzahl in der Region erhöhen wollen. Für den regionalen Arbeitsmarkt dürfte dies eine weitere Arbeitsentlastung bedeuten. Ansprechpartner: Peter Belina Bereich Standortpolitik Leiter Referat Wirtschaftsbeobachtung und Standortprojekte Tel. 0921/886-115, E-Mail: [email protected] 9 1100 W I R T S C H A F T I N D E R R E G I O N AUSGABE 1/2/2012 Namen und Nachrichten Theo Fickenscher 90 Jahre Mit Theo Fickenscher, dem Gründer der GEALAN FensterSysteme GmbH und der GEALAN Formteile GmbH in Oberkotz au, feiert eine der bekannten Unterneh merpersönlichkeiten der oberfränkischen Wirtschaft seinen 90. Geburtstag. Unter schweren Bedingungen gelang es ihm, den elterlichen Betrieb durch schwierige Zeiten zu manövrieren. Er erkannte die Chancen, die ein in den 60er-Jahren aufblühender Wirtschaftszweig, die chemische Industrie, ihm als Unternehmer und der oberfränkischen Heimat bot. Nach 65 Arbeitsjahren zog sich Theo Fickenscher gänzlich aus dem Wirtschaftsleben zurück und überließ die Führung der von ihm gegründeten Unternehmen seinen Söhnen Horst, Roland und Thomas. Generationenwechsel bei der Sandler AG Bei der Sandler AG ging eine Ära zu Ende, zugleich vollzieht sich ein Generationenwechsel: Vorstandsmitglied Dieter Magiera ging nach über 40 Jahren Unternehmenszugehörigkeit zum Jahresende in den Ruhestand, sein Nachfolger wird der bisherige Vertriebsleiter Dr. Ulrich Hornfeck. Doch ganz verlassen wird Magiera das Unternehmen nicht: Er wurde in den Aufsichtsrat berufen, aus dem zugleich die bisherige Vorsitzende Ursula Sandler, Gattin des langjährigen Unternehmenschefs DiplomKaufmann Christian Heinrich Sandler, ausscheidet. Unser Bild zeigt in der ersten Reihe: Dr. Christian Heinrich Sandler, Ursula Sandler, Ellen Ebbinghaus, Dr. Martina Presch sowie in der zweiten Reihe: Wolfgang Höflich, Dieter Magiera und Dr. Ulrich Hornfeck. Neuer Vertriebschef bei Loewe Geschäftsführung von Metallform Glaser GmbH erweitert Gerd Weiner ist neuer Leiter Gesamtvertrieb von Loewe. Innerhalb dieser Vertriebsverantwortung wird er sich in der Startphase vor allem auf den deutschsprachigen Markt konzentrieren und diesen weiterentwi ckeln. Nach über zehnjähriger internatio naler Führungsverantwortung in Marketing und Vertrieb bei Thomson war Gerd Weiner zuletzt bei Samsung als DirectorSales und Marketing Deutschland tätig. Thomas Baumann, bisheriger Vertriebsleiter Deutschland und Österreich, wird ab 1. Januar 2012 aus familiären Gründen im deutschen Markt die neu geschaffene Verkaufsleitung West übernehmen. Aufgrund neuer Aufgabenstellungen und weiterer Chancen auf den Märkten wächst die Geschäftsführung der Metallform Glaser GmbH. Das Bamberger Unternehmen besteht seit 1983 und ist als erfolgreicher Zulieferer für Stanzteile und technische Metallwaren in der AutomotiveIndustrie, der Elektrotechnik, der Medizintechnik und der Telekommunikationsausrüstung etab liert. Das Führungsteam präsentiert sich jetzt als erfolgreiches Trio. Neben dem geschäftsführenden Gesellschafter Peter Glaser und dem Ge- schäftsführer für Technik, Marketing und Vertrieb Gustav Naujoks, ist seit dem 1. September Jens Kache als weiterer Geschäftsführer für das Unternehmen tätig. Er ist ab sofort zuständig für die betrieblichen, logistischen und kaufmännischen Belange des Unternehmens. Jens Kache blickt auf zwanzigjährige Führungserfahrung in unterschiedlichen Branchen zurück. Unser Bild zeigt (v. l.) Jens Kache, Peter Glaser und Gustav Naujoks. AUSGABE 1/2/2012 WIRTSCHAFT IN DER REGION Namen und Nachrichten Dr. Helmuth Jungbauer 70 Jahre Seinen 70. Geburtstag feierte kurz vor Weihnachten Dr. Helmuth Jungbauer, langjähriger Herausgeber des Fränkischen Tags in Bamberg. Der in Niederbayern aufgewachsene promovierte Volkswirt kann auf eine vielgestaltische berufliche Karriere zurückblicken. In den 1970er-Jahren war er im bayerischen Wirtschaftsministerium aktiv und wirkte da mals an der Neuorientierung der bayerischen Strukturpolitik mit. 1988 wechselte er in die Industrie- und Handelskammer für Oberfranken, die er als Hauptgeschäftsführer moderni sierte und auch jenseits streng wirtschaftlicher Themen in Stellung brachte. Mit der Regional marketing-Initiative „Oberfranken offensiv“ legte er den Grundstein für eine neue Art der Imageverbesserung und „Vermarktung“ seiner Wahlheimat. 1994 wechselte Jungbauer zum Fränkischen Tag und beweis auch dort seine herausragende Gestaltungskraft. Bis Ende 2008, als er in Ruhestand ging, hatte sich der Umsatz der Mediengruppe von 35 Millionen auf 120 Millionen gesteigert. Mit einer Gesamtauflage von über 100 000 Exemplaren ist sie heute die größte Zeitung Oberfrankens. Kammerpräsident Dr. Wolfgang Wagner und Hauptgeschäftsführer Georg Schnelle gratulierten Dr. Jungbauer persönlich zu seinem runden Geburtstag und würdigten die vielfältigen Verdienste in den vielen verschiedenen beruflichen Positionen. Handelsrichter Horst Söllner geehrt Bayerns Finanzminister Markus Söder ehrte den Lichtenfelser Unternehmer Horst Söllner für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement als Handelsrichter mit der Finanzmedaille für Verdienste um das bayerische Finanzwesen in Bronze. Horst Söllner ist seit 1990, also seit insgesamt 21 Jahren, ehrenamtlicher Handels richter. Als Laienrichter bringen die ehrenamt lichen Handelsrichter ihren wirtschaftlichen Sachverstand und unternehmerischen Kodex in die Rechtsprechung mit ein und stärken somit die Unabhängigkeit der Gerichte. Georg Ultsch 50 Jahre Firmenchef Georg Ultsch konnte jetzt zwei Jubiläen feiern: seinen 70. Geburtstag und 50 Jahre als Geschäftsführer der Firma Ultsch. Als 20-Jähriger hatte er sich als Kohlenhändler mit einem Pferdefuhrwerk selbstständig gemacht und kann heute auf eine beachtliche Unternehmensentwicklung zurückblicken. Die UltschGruppe betreibt einen Brennstoffhandel mit vier Tankzügen und einem Verteilerfahrzeug, hat acht Tankstellen und fünf Waschanlagen in Oberfranken. Unser Bild zeigt Georg Ultsch mit der Ehrenurkunde der IHK zusammen mit Landrat Christian Meißner (l.), Klemens Jakob von der IHK (r.) und seinem Sohn und Mitgeschäftsführer Michael Ultsch (2. v. r.). Sind Sie an der Tätigkeit eines ehrenamtlichen Handels- oder Finanzrichters interessiert? Dann wenden Sie sich an IHK-Justiziarin Gabriele Hohenner, Tel: 0921/886-210, E-Mail: [email protected] IHK – die erste Adresse für • aktive Unternehmensförderung • berufliche Bildung • fairen Wettbewerb Impulsgeber und unabhängige Stimme der Wirtschaft Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth 11 1122 W I R T S C H A F T I N D E R R E G I O N AUSGABE 1/2/2012 Aus oberfränkischen Unternehmen Neue GesundheitsStaatssekretärin Hessel wanderführer bei RECARO Child Safety Child Safety bereits zwölf neue Arbeitsplätze im Frankenwald (Kinder-)Sicherheit wird bei RECARO Child Safety großgeschrieben: Der Hersteller von Rückhaltesystemen und Kinderwägen im oberfränkischen Marktleugast setzt mit innovativem, intelligentem Design und jahrzehntelanger Erfahrung damals wie heute den Maßstab für perfektes Sitzen. Das Unternehmen bekennt sich deutlich zu seinem Standort – wird doch derzeit kräftig gebaut. So konnten unter dem neuen Namen RECARO „Zertifiziertes Gesundheitswandern nach DWV“ ist Teil der Bewegungsinitiative des Deutschen Wanderverbandes „Let´s go – jeder Schritt hält fit“ und darüber hinaus Modellprojekt von „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“. Wandern ist gesund – darüber sind sich alle einig, aber was macht dann einen Gesundheitswanderführer aus? Gesundheitswanderführer/Innen (GWF) sind vom Deutschen Wanderverband (DWV) ausgebildete und autorisierte Wanderführerinnen und Wanderführer, die neben den Qualifikationen als Wanderführer gesundheitsrelevante Inhalte zu Prävention und Gesundheitsförderung durch aktive Übungen, Wissensvermittlung und Verhaltensänderung im wanderspezifischen Umfeld nachhaltig vermitteln. Im Rahmen einer fünftägigen Fortbildung an der Wanderakademie des Sauerländischen Gebirgsvereins im Herbst 2011 wurde speziell dieses Thema in Theorie und Praxis sehr eingehend vermittelt. Sylvia Neckermann aus Burgkunstadt und der aus Bad Steben stammende Frankenwald-Tourismus-Geschäftsführer Markus Franz waren die beiden fränkischen Teilnehmer bei diesem Seminar und füllen somit „den bisher weißen Fleck“ auf der Liste der Gesundheitswanderführer im Raum Nordbayern. (aktuell 130 Mitarbeiter) geschaffen werden – zehn weitere Stellen werden in den nächsten Wochen besetzt. Die Staatssekretärin für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, Katja Hessel, durfte bei ihrem Besuch in der Kindersitz-Produktion von RECARO Child Safety den Mitarbeitern nicht nur über die Schulter schauen, sondern auch selbst Hand anlegen: und kräftig „mitschrauben“. Brauerei Kundmüller ist Spitze in Europa Große Freude für die Brauerei Kundmüller: Gleich drei Preise durften Roland und Oswald Kundmüller bei der Verleihung des „European Beer Stars 2011“ am 10. November in Nürnberg entgegennehmen: Gold für das „Weiherer Keller“, Bronze für den „Weiherer Bock“ und - was die Brauerei-Brüder besonders glücklich macht – den „Consumer’s Favourite“ in Bronze für ihr „Weiherer Keller“. AUSGABE 1/2/2012 WIRTSCHAFT IN DER REGION 08 :20 01 90 Aus oberfränkischen Unternehmen Brose Gruppe mit „BMW Supplier Innovation Award“ ausgezeichnet Die BMW Group hat den internationalen Automobilzulieferer Brose für die Entwicklung des sogenannten „Smart Opener” – einem System zum berührungslosen Öffnen und Schließen von Heckklappen – mit dem „Supplier Innovation Award 2011” ausgezeichnet. Dabei war Brose einer von nur neun Zulieferern, die unter den mehr als 800 BMW-Lieferanten für diesen Preis nominiert wurden. Jürgen Otto, Vorsitzender der Geschäftsführung der Brose-Gruppe, nahm die Auszeichnung am 7. November in München entgegen. „Das ist ein toller Erfolg für unsere Mannschaft und bestätigt unsere hohe Entwicklungskompetenz und unseren Erfindergeist”, freut sich Jürgen Otto. Unser Bild zeigt (v. l.) Horst Heissler, Brose-Leiter Key Account BMWKonzern; Carsten Abert, Leiter Vorentwicklung Elektrik/Elektronik; Henning Mönch, Projektlei ter Elektronik Entwicklung Neue Produkte; Kurt Sauernheimer, Geschäftsführer Türsysteme und Jürgen Otto, Vorsitzender der Geschäftsführung Brose-Gruppe. NKD expandiert nach Polen Der Textildiscounter NKD steuert weiter auf Wachstumskurs und verstärkt seine Aktivi täten im Ausland. Bis Ende 2012 sollen es 30 Geschäfte im Nachbarland sein. Damit ist NKD in sieben Ländern vertreten und zeigt nicht nur in Deutschland und Österreich Präsenz, sondern auch in Italien, der Schweiz, Kroatien, Slowenien und nun Polen. Militzer & Münch in Russland: Projektlogistik boomt Der international tätige TransportlogistikDienstleister Militzer & Münch ist in Russland mit Projektlogistik auf Wachstumskurs: Die Landesgesellschaft ZAO Militzer & Münch mit Sitz in Moskau hat dem Anteil dieses Bereiches am Gesamtumsatz gegenüber 2010 auf mehr als zwölf Prozent verdoppelt. Diese Entwicklung ist das Ergebnis eines starken Aufschwungs auf dem russischen Logistikmarkt. Vor allem der Öl- und Gassektor erlebte in Russland 2011 einen starken Aufschwung. Gerade hier spielt Projekt logistik eine entscheidende Rolle. Technische Anlagen brachte ZAO Militzer & Münch mit Hilfe von Spezialequipment von Italien über das Schwarze Meer und durch russisches Gebirge direkt auf eine Baustelle. Dort wurden die Anlagen mit einem 200-Tonnen-Kran entladen. Die erste polnische NKD-Filiale öffnete in Tarnowskie Góry ihre Türen. Die Weichen dafür wurden durch die Neugründung der Tochtergesellschaft NKD PolskaSp. z o.o. gestellt. Die Ware für den Shop in Tarnowskie Góry kommt aus dem Zentrallager im oberfränkischen Bindlach bei Bayreuth, über welches der gesamte Warenumschlag für die mehr als 1600 Filialen erfolgt. „Wir setzen damit unser Auslandsengagement konsequent fort“, betont Helmut Wirsieg, Geschäftsführer der NKD Vertriebs GmbH mit Sitz in Bindlach. „Wir haben eingehend die Möglichkeiten geprüft und Polen erwies sich als zukunftsweisender Wirtschaftsstandort.“ Darüber hinaus hat NKD seine Aktivitäten in Italien, der Schweiz, Slowenien und Kroatien ausgebaut. Allein in diesen vier Ländern wurden 2011 44 neue Geschäfte eröffnet. Ins gesamt stieg die Filialanzahl im Herbst dieses Jahres erstmals über 1600. Geplant ist 2012 die Eröffnung von rund 250 Filialen, davon 60 außerhalb von Deutschland und Österreich. 13 1144 W I R T S C H A F T I N D E R R E G I O N AUSGABE 1/2/2012 Aus oberfränkischen Unternehmen Grundig Business Systems und DEKRA Akademie starten deutschlandweites Pilotprojekt Grundig Business Systems (GBS) und die DEKRA-Akademie in Bayreuth haben ein bundesweites Pilotprojekt gestartet und die Schulung „Löten unter dem Mikroskop” für Firmen ins Leben gerufen, die im Rahmen ihres Tätigkeitsfeldes Leiterplatinen bestücken und beschädigte Platinen reparieren. In dem Kurs werden Fachkräfte umfassend und auf dem höchstmöglichen Niveau unterrichtet. Derzeit durchlaufen 25 Mitarbeiter von GBS in sechs Monaten bis zu fünf verschiedene Module. Das Modul 5 führt zur IPC-Zertifizierung. Diese bestätigt das Engagement, Kundenanforderungen zu entsprechen, und ist eine bedeutende Unterstützung für ISO-9000 gewidmete Unternehmen. GBS ist derzeit sowohl nach der ISO 9001:2008 als auch nach der strengen Norm ISO/TS 16949:2009 zertifiziert, die für viele Firmen der Automobilindustrie mittlerweile zum Qualitätsstandard erhoben wurde. Bernhard Roetzel zu Gast bei Roberto Bauer Herrenmodenspezialist ROBERTO BAUER aus Lichtenfels holte die Stilikone Bernhard Roetzel an den Obermain zum Thema „Klei dung ist die Visitenkarte Ihrer Persönlichkeit“. Im Rahmen seiner Schneidertage mit der Firma SCABAL konnte ROBERTO BAUER den international bekannten Buchautor und Stilberater Bernhard Roetzel für einen exklusiven Vortragsabend gewinnen. Der Einladung in das perfekte Ambiente von ROBERTO BAUER waren 70 Modeinteres sierte gefolgt. Festlich von außen beleuchtet, stilsicher die Dekoration drinnen. Bernhard Roetzel begann seinen Vortrag „Kleidung ist die Visitenkarte Ihrer Persönlichkeit“ gleich mit einer provokanten Idee: Eigentlich müsste es wie bei Zigaretten Warnhinweise an Klei dungsstücken geben, wie beispielsweise „Ihre Kleidung kann unerwünschte Rückschlüsse auf Ihre Person geben und Nebenwirkungen haben“. Kleidung solle Kompetenz, Ehrgeiz, Weltläufigkeit und Souveränität ausdrücken. Klei dung sage, wo man herkomme und wo man hinwolle. Das brachte er auf unterhaltsame Weise anhand vieler Bildbeispiele von Prominenten und Designern bestens auf den Punkt. Man müsse hart dran arbeiten, sagte er, um die gewünschte Qualität immer wieder aufs Neue zu erreichen. Neue BUHL-Niederlassung in Bamberg Der gastronomische Personaldienstleister BUHL aus dem bayerischen Wertingen hat erneut sein Niederlassungsnetz ausgebaut und ist nun auch in Bamberg mit einer eigenen Niederlassung vertreten. Bereits seit 1988 sorgt BUHL deutschlandweit für maßgeschneiderte, auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittene Perso nallösungen in den Bereichen Gastronomie, Hotellerie, Catering und Gemeinschaftsverpflegung. Die neue Niederlassung in Bamberg ergänzt nun das Angebot im Norden Bayerns. Ziel des Firmengründers und Geschäftsführers Hermann Buhl ist es, damit noch näher am Kunden zu sein und so die steigende Nachfrage decken zu können. Zuständig für den Aufbau der neuen Niederlassung in Bamberg ist der erfahrene BUHL-Regionalleiter Michael Laudenbach, der bereits die Verantwortung für die BUHL-Standorte Nürnberg, Würzburg und Regensburg trägt. AUSGABE 1/2/2012 WIRTSCHAFT IN DER REGION Aus oberfränkischen Unternehmen BestEMS Hattrick für Vierling REHAU fertigt Front Zum dritten Mal in Folge schneidet Vierling beim Fachzeitschrift Markt & Technik an Dienstleister endträger für die BestEMS-Wettbewerb als eines der erfolgreichs für Elektronikfertigung und -entwicklung auf Basis einer Kunden- und Leserumfrage. Über ten EMS-Unternehmen (Electronic Manufactu Mercedes-M-Klasse ring Services) in Deutschland, Österreich und der Schweiz ab. Vierling gewinnt die Goldmedaillen in den Kategorien Flexibilität und Reparaturservice. Damit belegt Vierling als einziges Unternehmen zwei der insgesamt sechs Spitzenplätze. Die BestEMS-Auszeichnungen vergibt die 200 Unternehmen haben sich beworben. Unser Bild zeigt Franz Josef Kraus, Bürgermeister von Ebermannstadt (r.), Manfred Vierling, Geschäftsführer, und Martin Vierling (l.), Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung. Bayreuther Multiplex-Filmtheater ist jetzt „PREMIUM DIGITAL“ Bis vor kurzem konnte man im „Broadway“ im Cineplex Bayreuth das Rattern eines 35-mmProjektors hören. Das ist nun endgültig vorbei – denn nun ist auch der letzte von acht Kinosälen mit modernster digitaler Bild- und Tontechnik ausgestattet. In Zukunft kommen die Bilder nur noch von der Festplatte oder per Satellit- und die Filmprojektion ist PREMIUM DIGITAL! Aber durch das digitale Kino wird auch das Angebot auf andere Weise erweitert: „Durch exklusive Live-Übertragungen von Pop-, Rock- und Klassik-Premium-Konzerten und Mega-Sportevents bieten wir unseren Gästen eine neue Dimension faszinierenden Kinoerlebnisses in HD-Qualität und Dolby 7.1. Auch Originalversionen von Kinofilmen sind nun schnell und unkompliziert möglich“, so Michael Thomas, Inhaber und Geschäftsführer des Cineplex Bayreuth. Das Ganze hat seinen Preis: „Wir haben in Bayreuth rund eine Million Euro in den Umbau und die neue Technik investiert, um unseren Besuchern in Zukunft einen technisch perfekten Kinobesuch und auch neue, interessante Leinwanderlebnisse zu bieten.“ Im Zuge des Umbaus wurden außerdem weitere Säle mit 3D-Technik ausgerüstet. Für die Mercedes-M-Klasse, einen Geländewagen, der genau wie die GL-Modelle des namhaften Automobilherstellers im DaimlerWerk in Vance, Alabama (USA), gebaut wird, fertigt Polymerspezialist REHAU an seinem nordamerikanischen Standort Cullman den Frontendträger in einem neuartigen Technologieverfahren. Die Entwicklung des High-TechTeiles begann bereits im August 2008 und fand auf deutschem Boden zwischen REHAU mit Stammsitz in Oberfranken und Daimler in Sindelfingen statt. Beide Unternehmen sind weltweit mit Produktionsstätten vertreten. Der Frontendträger besteht aus zwei Komponenten: Stahlblechen, die als Versteifungselemente dienen und mit Kunststoff umspritzt werden. Diese bis dato neuartige Technologie bedingt sehr enge Toleranzen in der Produktion. Dafür bietet das Fertigungsverfahren große Vorteile: Das Bauteil wird zum einen leichter. Dank des Kunststoffs minimiert sich das Gewicht um etwa 25 Prozent. Zum anderen lassen sich viele Funktionen integrie ren. Das umspritzte Frontendteil fungiert als Träger für den Ladeluftkühler, die Schein werfermodule, den Spritzwasserbehälter, das Signalhorn, das Abstandsradar-Modul und die Luftansaugung. Darüber hinaus dient es zur Abstützung der Motorhaube. Auch die Schwellerverkleidungen in drei Ausführungen, das Trittbrett sowie der Heckspoiler für die neue M-Klasse stammen von REHAU. Im Trittbrett steckt jede Menge Entwicklungs-Know-how. So ist es den Experten aus Oberfranken gelungen, das Gesamtgewicht des Bauteils im Vergleich zum Vorgängermodell um die Hälfte auf nur noch 4,5 Kilogramm zu reduzieren. 15 1166 W I R T S C H A F T I N D E R R E G I O N AUSGABE 1/2/2012 Aus oberfränkischen Unternehmen LUMEN: Genossenschaftsverband Slush meets Softeis erwartet zufriedenstellendes Geschäftsjahr Die LUMEN GmbH, deutscher Marktführer für Marken-Softeis in der Systemgastronomie aus Kulmbach, erweitert 2012 ihr Produkt angebot: Das Traditionsunternehmen kündigt an, rechtzeitig zum Start in die neue Softeissaison, unter der Marke LunaMil auch Slush-Ice anzubieten. Das Produktpaket rund um das beliebte halbgefrorene Erfri schungsgetränk kann zum Start zu günstigen Frühstarterkonditionen bestellt werden. Vom lukrativen Zusatzgeschäft mit dem trendigen Eis-Getränk können sowohl die Systempartner der fränkischen Softeis-Experten als auch andere Interessenten profitieren. Schließlich stellt die neue Slush-Maschine ein eigenes System dar, das sich unabhängig von einer Softeis-Maschine betreiben lässt. Um ein breites Publikum anzusprechen, wird das neue Produkt in vier fruchtigen Sorten erhältlich sein: Blaubeere, Sauerkirsch, Orange und Waldmeister-Apfel. Wer ebenfalls eine LUNA-Softeismaschine im Einsatz hat, kann seinen Kunden außerdem einen Slush-XXL-Joker anbieten, bei dem ein SlushIce nach Wahl mit cremigem LunaMil-Softeis getoppt wird. Für ein intensives Geschmackserlebnis der kalten Erfrischung sorgt übrigens ein Fruchtsaftgehalt von bis zu 85 Prozent im Konzentrat. Die permanente Bewegung der Slush-Maschinen stellt zudem sicher, dass die Kristalle des Eisgetränks auch unter null Grad flüssig bleiben und eine angenehme Konsistenz entsteht. Zwei getrennte Kühlkreisläufe ermöglichen noch dazu eine flexible Befüllung und auch bei Bedarf den Betrieb von nur einer Kammer. Die oberfränkischen Volksbanken- und Raiff eisenbanken erwarten ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2012. „Die Menschen suchen einen Vertrauensanker und finden ihn in den VR-Banken“, sagte Dr. Jürgen Gros, Pressesprecher des Genossenschaftsverbandes Bayern, in Bayreuth. In Zahlen bedeutet die zufriedenstellende Geschäftsentwicklung einen Anstieg der Gesamtbilanzsumme aller 27 oberfränkischen Kreditgenossenschaften in den ersten drei Quartalen um 1,2 Prozent auf 9,58 Milliarden Euro. Bei den Kundengeldern konnten die oberfränkischen Institute nach den Worten des Pressesprechers bis September einen Zuwachs von 0,7 Prozent auf 7,68 Milliarden Euro verzeichnen, wobei der Regierungsbezirk sogar geringfügig über dem bayerischen Durchschnitt liegt. Im Gegenzug seien die Ausleihungen um 2,1 Prozent gegenüber Jahresbeginn auf 4,46 Milliarden angestiegen. Der Genossenschaftsverband erwartet ein aus oberfränkischer Sicht zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2011 für die Volksbanken und Raiffeisenbanken (von links): die beiden stellvertretenden Bezirksvorsitzenden Karlheinz Kipke und Gregor Scheller, Pressesprecher Dr. Jürgen Gros und Regionaldirektor Friedrich Blaser. Kiddy investiert eine Million Euro am Standort Hof „Kiddy“, der seit mehr als 30 Jahren in Hof ansässige und weltweit tätige Hersteller von Autokindersitzen, Kinderwagen und Zubehör, erweitert seinen Hauptsitz in Hof und investiert dafür rund eine Million Euro. Die Erweiterung und Schaffung von zusätzlichen Büroflächen entspricht den unternehmerischen Erfordernissen und der in den letzten beiden Jahren signifikant gestiegenen Mitarbeiterzahl. Kiddy stellt damit die Weichen für weiteres internationales Wachstum. Dass die „kiddy GmbH“ zu den wachstumsstärksten bayerischen Familienunternehmen gehört, wurde im Juni 2011 durch die Auszeichnung „Bayerns Best 50“ bestätigt, die vom bayerischen Wirtschaftsministerium verliehen wird. Das Unternehmen hat seit Jahresbeginn 2010 25 neue Arbeitsplätze geschaffen und sich als interessanter Arbeitgeber in der Region etabliert. AUSGABE 1/2/2012 WIRTSCHAFT IN DER REGION Aus oberfränkischen Unternehmen Mit REHAU nach den Sternen greifen Mönchshof Bayerisch In Westaustralien, 400 Kilometer nordöstlich der en Antennen zusammen, die zusammen als ein Hell: Sieger des Jahres Instrument arbeiten. Hierbei hat jedes Element Stadt Geraldton, wird derzeit Wissenschaftsgeschichte geschrieben. Denn dort entsteht das ASKAP (Australian Square Kilometre Array Pathfinder), ein Radioteleskop der neuesten Generation, das mit modernster Empfängertechnologie, Informations- und Kommunikationstechnologie und ICT-Systemen ausgestattet ist. Der Array Pathfinder setzt sich aus 36 identisch- einen Durchmesser von zwölf Metern. Wenn das Projekt fertiggestellt ist, wird das ASKAP, eines der ersten Radioteleskope weltweit sein und dabei helfen, grundlegende Fragen über das Universum zu beantworten. Beim Bau der Teleskopanlage kamen auch Geothermie-Systeme von REHAU zum Einsatz. Mönchshof, die Spezialitätenmarke aus Kulmbach, erweiterte als nationaler Marktführer im Bügelverschlusssegment ihr Sortiment um das besonders milde Mönchshof Bayerisch Hell. Jetzt belegt das Mönchshof Bayerisch Hell im Rahmen der Handels-Umfrage durch das Fachmagazin „Getränkezeitung“ den ersten Platz als „Neuheit des Jahres“ und „Getränk des Jahres“ in der Kategorie „Bier“. „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung, die uns zeigt, dass wir mit der Einführung der neuen Sorte Mönchshof Bayerisch Hell richtig lagen“, sagt Markus Stodden, Vorstand Vertrieb und Marketing der Kulmbacher Brauerei. COMPOINT: Eröffnung des Firmenneubaus in Forchheim Die Firma COMPOINT Fahrzeugbau OHG eröffnete ihren 1200 Quadratmeter großen Firmenneubau im Gewerbegebiet Pfaffensee im Süden Forchheims. Unter den rund 200 geladenen Gästen waren Mitarbeiter, Geschäftspartner und hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann betonte die hervorragende Fachkompetenz der Firma COMPOINT, die auch in den Fachabteilungen seines Ministeriums anerkannt ist. Die stark wachsende Firma stellt „schlüsselfertige Sonderfahrzeuge“ her, vor allem für Feuerwehren, Rettungsdienste und die Polizei. Die Basisfahrzeuge von großen Autoherstellern wie Ford werden von COMPOINT umgerüstet. Mönchshof Bayerisch Hell spricht mit seinem Alkoholgehalt von 4,9 VolumenProzent und einer Stammwürze von 11,3 Gewichts-Prozent vor allem die Genießer milder Bierspezialitäten an. Es ist golden in der Farbe, besonders mild und abgerundet im Geschmack. Mönchshof Bayerisch Hell vermittelt aufgrund seiner geschmacklichen Ausrichtung und der Produktausstattung typisch bayerische Lebens- und Bierkultur. 17 1188 W I R T S C H A F T I N D E R R E G I O N AUSGABE 1/2/2012 Aus oberfränkischen Unternehmen Dachmarke Oberfranken goes Milano Alpha-InnoTec: Leistungsfähige Duale Luft/WasserWärmepumpen Die Dachmarke OBERFRANKEN präsentierte sich mit einem genussreichen Stand auf der größten Verbrauchermesse der Welt in Mailand. Mehr als drei Millionen Besucher strömen jedes Jahr Anfang Dezember auf das Mailänder Messegelände. In der ober italienischen Metropole findet dann die Handwerksmesse „Artigiano in Fiera“ statt, mit etwa 3000 Ausstellern aus 110 Ländern von al- len fünf Kontinenten. Mitten in einer der zehn Hallen hält seit neun Jahren Michael Hendl aus Bayreuth die Stellung. Mit seiner Firma frank&frei präsentiert er die Genusswelt seiner Heimat, vor allem rund um Bratwurst und Bier. 2011 nun vertrat der Vollblutoberfranke auch die Dachmarke Oberfranken im größten Ballungsraum Italiens. Die neuen Dualen Luft/WasserWärmepumpen von Alpha-InnoTec wurden für die Serienfertigung weiter optimiert und verbessert. Laut Messung des Wärmepumpenprüfzentrums in Buchs arbeiten die Geräte jetzt mit einem COP von 3,8 bei A2/W35. Die Maschinen der LWD-Reihe sind ideal für den Einsatz in modernen Niedrigenergiehäusern. Bei Bedarf arbeiten die Geräte optimal mit dem Alpha-InnoTecVentowerLüftungsgerät zusammen. Dann sorgt die Gesamtanlage genauso kostengüns tig für Heizung und Warmwasser wie für frische Luft. Der benutzerfreundliche Wärmepumpenregler übernimmt in diesem Fall zusätzlich die Steuerung der Lüftungs anlage. Dank der dualen Bauweise mit einem Innenmodul und dem dazugehörigen Außengerät können die „Dualen“ äußerst platzsparend installiert werden. So empfiehlt sich das Gerät überall da, wo Fläche knapp ist. Trotz der Installation im Außenbereich lässt sich die LWD auch in eng bebauten städtischen Baugebieten einsetzen. Denn mit einer Geräuschemission von gerade einmal 45 db (in einem Meter Abstand Freifläche gemittelt) arbeiten die Geräte sehr leise. Dies ist unter anderem der schalloptimierten Konstruktion sowie dem angemessen groß dimensionierten Wärmetauscher geschuldet. LivingLogic-Mitarbeiter übernehmen Mehrheit Zusammen mit den beiden Vorständen Philipp Ambrosch und Dr. Alois KastnerMaresch haben drei LivingLogic-Mitarbeiter die Aktien der Börsenmedien AG aus Kulmbach an der LivingLogic AG in Bayreuth in Höhe von 50,5 Prozent des Grundkapitals übernommen. Diese Veränderung der Gesellschafterstruktur wurde vom Management der LivingLogic AG initiiert und einstimmig von allen Gesellschaftern befürwortet. Mit dem bisherigen Mehrheitsanteilseigner, der Kulmbacher Börsenmedien AG, galt die Firma bisher nicht als KMU (kleine und mittlere Unternehmen) und konnte deshalb bei der Einwerbung von Fördermitteln in einschlägigen Förderprogrammen nicht zum Zuge kommen. Die Zusammenarbeit mit der Börsenmedien AG, für die der Webauftritt des Anlegermagazins deraktionaer.de sowie der Bookshopfinancebooks.de betreut wird, ist von den geänderten Mehrheitsverhältnissen unberührt. Dies drückt sich auch dadurch aus, dass beide Vorstände der Börsenmedien AG weiterhin im Aufsichtsrat der LivingLogic AG vertreten sind und für das Jahr 2012 bereits mehrere gemeinsame Projekte definiert wurden. Die aktuelle Geschäftslage und die Zukunftsperspektive des Bayreuther Unternehmens stellt sich ausgesprochen positiv dar. LivingLogic wird auch das Geschäftsjahr 2011 mit Gewinn abschließen, genau wie die letzten fünf Geschäftsjahre. Die Firma hat eine sehr gute Substanz auf der Basis eigener Produkte aufgebaut, besitzt namhafte Referenzen und ist frei von Kreditverbindlichkeiten. Die Entwicklung wird bisher komplett aus eigener Kraft finanziert. Künftig sollen Fördermittel neue Perspektiven eröffnen, so der Vorstand der AG. AUSGABE 1/2/2012 WIRTSCHAFT IN DER REGION Bundes- und Bayernbeste Azubis Drei „Super-Azubis“ aus Oberfranken Bei der Auszeichnung der besten Ausbildungsabsolventen Deutschlands durch den Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am 12. Dezember in Berlin hat Oberfranken hervorragend abgeschnitten. Drei bundesbeste Auszubildende haben ihre Ausbildung im Bezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth absolviert. Georg Schnelle, Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken Bayreuth, wertet das Ergebnis als Beleg für die hohe Qualität der betrieb lichen Ausbildung in der Region. „Nicht nur das hohe Engagement der Auszubildenden, sondern auch der ausbildenden Unternehmen in Oberfranken spiegelt sich hier wider und findet mit der Ehrung in Berlin auch die verdiente bundesweite Anerkennung.“ DIHK-Präsident dankte außerdem den Ausbildungsbetrieben, Eltern und Berufsschullehrern für ihren erheblichen Anteil am Erfolg der SuperAzubis. Gemeinsam mit Bundesminister Philipp Rösler ehrte der DIHKPräsident die jungen Leute im Rahmen einer Festveranstaltung in Berlin. Aus dem Kammerbezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth wurden als beste deutsche Ausbildungsabsolventen in ihrem Beruf ausgezeichnet: • Jenny Leßner, Verfahrensmechanikerin für Brillenoptik (Rupp + Hub rach Optik GmbH, Bamberg) • Cornelia Rauh, Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen (Deutsche Post AG, Bayreuth) • Franziska Bordihn, Kauffrau für Marketingkommunikation (Baur Versand GmbH & Co. KG, Burgkunstadt). IHK ehrt „Bayernbeste“ Ausbildungsabsolventen aus Oberfranken Die IHK für Oberfranken Bayreuth hat im Rahmen einer Feierstunde auf Kloster Banz die besten Auszubildenden Bayerns, die im Jahr 2011 ihre Ausbildung in Oberfranken abgeschlossen haben, geehrt. Neun der 134 „Bayernbesten“ haben ihre Ausbildung im IHK-Bezirk absolviert. Festredner Wilhelm Wenning, Regierungspräsident von Oberfranken, würdigte den großen persönlichen Einsatz der Absolventen. Die neun besten bayerischen Absolventen aus Oberfranken Von links: Cornelia Rauh, Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienst leistungen (Deutsche Post AG, Bayreuth) und Franziska Bordihn, Kauffrau für Marketingkommunikation (Baur Versand GmbH & Co. KG, Burgkunstadt) „Besonders mit Blick auf die demografische Herausforderung sind Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung entscheidend für die Wett bewerbsfähigkeit oberfränkischer Unternehmen“, so Schnelle. Damit sichern sie laut Schnelle nicht nur ihren eigenen Fachkräftenachwuchs, sondern leisten auch einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der Zukunftsfähigkeit Oberfrankens. „Die Zahl der bayern- und bundesbesten Auszubildenden aus der Region belegt, dass Oberfranken nicht nur bei der Quantität, sondern auch bei der Qualität überzeugt.“ Hans Heinrich Driftmann, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), beglückwünschte die Auszubildenden für ihre Leistung. Sie hätten nun die besten Chancen auf einen erfolgreichen Start ins Berufsleben, denn die Chancen auf einen Ausbildungs platz seien so gut wie lange nicht. Laut Driftmann suchen die Betriebe heute händeringend die Jugendlichen und nicht mehr umgekehrt. Der • Julia Berger, Medienkauffrau Digital und Print (Mediengruppe Oberfranken – Finanz und Service GmbH & Co. KG, Bamberg) • Jenny Leßner, Verfahrensmechanikerin für Brillenoptik (Rupp + Hub rach Optik GmbH, Bamberg) • Johannes Grießhammer, Industriekeramiker Anlagentechnik (Sigmund Lindner GmbH, Warmensteinach) • Cornelia Rauh, Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleis tungen (Deutsche Post AG, Bayreuth) • Max Thaler, Fachkraft für Süßwarentechnik Konfekt (Piasten GmbH & Co. KG, Forchheim) • Daniel Kofer, Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik (RAUMEDIC AG, Helmbrechts) • Konstantin Schlick, Technischer Zeichner Heizungs-, Klima- und Sanitärtechnik (Ingenieurbüro TGA Peter Sell, Zell im Fichtelgebirge) • Franziska Schuberth, Produktgestalterin Textil (Gebrüder Munzert GmbH & Co. KG, Naila) • Franziska Bordihn, Kauffrau für Marketingkommunikation (Baur Versand GmbH & Co. KG, Burgkunstadt) 19 2200 L E B E N I N D E R R E G I O N AUSGABE 1/2/2012 Die Baur-Gruppe: Vorbildlich bei der Integration von Menschen mit Handicap In einer Gesellschaft, die von Erfolg und Leistungsfähigkeit geprägt ist, haben es Menschen mit Behinderung oft schwer. Man traut ihnen kein oder nur ein geringes Leistungsvermögen zu, zahlreiche von ihnen kämpfen mit vielfältigen Vorbehalten und Vorurteilen. Dabei sind sie Menschen wie du und ich – nur mit einem Handicap. Eine solche Behinderung kann sich in unterschiedlichster Art und Weise manifestieren: angefangen von körperlicher Behinderung, wie man sie z. B. von einem Rollstuhlfahrer oder einem gehörlosen Menschen kennt, bis hin zur Stoffwechselerkrankung, unter der Diabetiker leiden. Schwerbehinderung heißt nicht, dass der Betroffene in seiner Leis tungsfähigkeit eingeschränkt sein muss. Dies gilt vor allem für sein Arbeitsumfeld: Hier kommt es darauf an, dass der Betreffende einen Arbeitsplatz hat, der seinen Einschränkungen entspricht. Darüber hinaus haben Menschen mit Behinderung oft außergewöhnliche Fähig keiten, bringen ihre besonderen Kompetenzen mit und bereichern die Unternehmenskultur. Kaum jemand hat so viel Erfahrung im kreativen Lösen von Alltagsproblemen. Zehn Prozent der Beschäftigten sind Menschen mit Handicap Sie wissen das Engagement von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Schwerbehinderung und von schwerbehinderten Menschen zu schätzen: Doris Bergmann, die Arbeitgeberbeauftragte für Menschen mit Behinderung bei BAUR, BAUR-Pressesprecher Dr. Jörg Hoepfner und Gerhard Braatz, Vertrauensperson der Schwerbehinderten in der BAUR-Gruppe (hintere Reihe von links nach rechts), sowie Manfred Neuberger, Oliver Stumpf und David Behringer (vordere Reihe von links nach rechts). Diese Tatsache hat die BaurGruppe im oberfränkischen Burgkunstadt schon lange erkannt. Dort schätzt man die besondere Leistungsbe reitschaft dieser außergewöhnlichen Menschen seit Jahren und hat mit diesem Ansatz hervorragende Erfahrungen gemacht. Etwa zehn Prozent der rund 4600 bei der BaurGruppe und ihren Tochterfirmen beschäftigten Mitarbeiter haben ein Handicap. „Diese Menschen sind weder weniger belastbar noch weniger motiviert als ihre gesunden Kollegen“, meint Gerhard Braatz, der Vertrauensmann der Schwerbe hinderten bei der BaurGruppe. Horst Bergmann, der Vorsitzende des Betriebsrats von Baur, ergänzt: „Oft ist es sogar so, dass Behinderte die ihnen angebotenen Arbeitsplätze als Chance nutzen, zu zeigen, was in ihnen steckt. Der Grund hierfür ist, dass die Arbeit für ihr Selbstwert gefühl und für ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit eine herausragende Bedeutung hat.“ Doris Bergmann, die Arbeitgeberbeauftragte für Schwerbehinderte bei Baur, führt aus: „Aufgrund der Tatsache, dass zahlreiche Unternehmen Menschen mit Handicap selten eine Chance geben, sind diese Mitarbei ter in besonders motiviert, wenn ihnen ein Unternehmen endlich eine 21 faire berufliche Chance bietet. Dann fühlen sie sich als vollwertige und anerkannte Mitglieder der Gesellschaft.“ Aber was macht Baur anders als andere Unternehmen? Wie gelingt es Baur, die große Anzahl von rund zehn Prozent an Mitarbeitern mit Behinderung erfolgreich zu beschäftigen, während andere Unterneh men die Einstellung eines einzelnen Menschen mit Handicap scheuen? Das Erfolgsgeheimnis der Baur-Gruppe umfasst im Wesentlichen drei Punkte: 1. Dies ist zum einen die Tatsache, dass für jeden Mitarbeiter intensiv nach der passenden Stelle gesucht wird und dass dabei auch in Kauf genommen wird, dass diese Suche etwas länger dauern kann. 2. Der zweite Punkt ist der Versuch, die identifizierte Einsatzmöglichkeit möglichst genau entsprechend den individuellen Bedürfnissen des Menschen mit Handicap auszugestalten und sein Handicap dadurch zu minimieren: Dabei werden technische Arbeitshilfen, Maschinen und die Arbeitsumwelt an die Bedürfnisse des Einzelnen angepasst. Auch die Schaffung von Behindertenparkplätzen, ein stufenloser Zu gang zu Gebäuden und das Angebot an variablen Arbeitszeitmodellen zählen hierzu. 3. Der dritte Punkt ist schließlich die Akzeptanz von Menschen mit Handicap als „Kollegen“, als vollwertige, akzeptierte und zugleich wichtige Bestandteile der Belegschaft. Diese Akzeptanz ist bei Baur in der Mitarbeiterschaft, bei den Vorgesetzten und auch in der Geschäftsführung tief verankert – dies liegt nicht zuletzt daran, dass Kathi Baur, die Frau des Unternehmensgründers Dr. Friedrich Baur, selbst an Kinderlähmung erkrankt und an den Rollstuhl gefesselt war. Besonders geringe Fluktuation Gedankt wird dem Unternehmen dieser Einsatz durch eine sehr geringe Fluktuation dieser Beschäftigten: Wo andere Mitarbeiter gern neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt testen, sind Mitarbeiter mit Handicap oftmals besonders loyal gegenüber ihrem Arbeitgeber und binden sich überdurchschnittlich lang an ihn. „Ich habe gedacht, ich finde nie einen passenden Job. Nur zu Hause zu sitzen – das kam für mich nicht in Frage. Ich möchte arbeiten, wie jeder andere Mensch auch“, erklärt David Behringer, der heute bei dem Baur-Tochterunternehmen Zweite Hermes TranStore Service GmbH in Burgkunstadt angestellt ist. Beh ringer war vor seiner jetzigen Anstellung bei einem Unternehmen be schäftigt, das ihm lediglich einen Stundenlohn von fünf Euro bezahlte, für diese Anstellung gleichzeitig aber umfassende Fördergelder bekam. Als diese Förderung auslief, war auch Behringer seine Anstellung los. „Ich bin ganz einfach nur froh, heute in der Baur-Gruppe zu arbeiten“, erklärt Behringer rückblickend. Durchweg positive Erfahrungen für das Unternehmen „Gerne berichten wir über die durchweg positiven Erfahrungen mit unseren Kolleginnen und Kollegen mit Handicap und hoffen, damit in der Öffentlichkeit den Boden für mehr Verständnis und Akzeptanz von betrieblicher Integration zu bereiten“, meint Doris Bergmann, die Arbeit geberbeauftragte für Schwerbehinderte bei Baur. Sie führt aus: „Unsere Gesellschaft braucht Job-Angebote für Menschen mit Handicap. Behinderung kann schließlich jeden treffen. Laut Bevölkerungsstatistik wird jeder zwölfte Deutsche im Lauf seines Lebens schwerbehindert, beispielsweise durch Krankheit, Unfälle oder einfach aufgrund des Alters. Die Hälfte der Betroffenen ereilt dieses Schicksal während des Erwerbslebens, also zwischen dem 25. und dem 64. Lebensjahr. Und dann sind wir alle auf einen adäquaten Arbeitsplatz angewiesen.“ Hier können Unternehmen und Menschen mit Handicap Informa tionen zu betrieblicher Integration erhalten: – Agentur für Arbeit [www.arbeitsagentur.de] – Integrationsfachdienst Oberfranken [www.ifd-oberfranken.de] – Integrationsamt des Zentrums Bayern Familie und Soziales [www.zbfs.bayern.de/integrationsamt] – Schwerbehindertenvertretungen anderer Unternehmen Der Verein für Integrative Erziehung Bayreuth e. V. ist neben dem Hauptprojekt einer integrativen Montessori Schule engagiert für die Integration nach der Schule und die Berufswegeplanung. (www. montessori-bayreuth.de / Stefan Cagnacci)