spat, m. (I) eine pferdekrankheit. 1) formales. a) spat ist ein auf das

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spat, m. (I) eine pferdekrankheit. 1) formales. a) spat ist ein auf das
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Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 16.01.2017.
spat, m. (I) eine pferdekrankheit.
1) formales.
a) spat ist ein auf das deutsche beschränktes wort
unbekannten ursprungs, s. Weigand 2, 752. die
etymologischen anknüpfungsversuche von Adelung (an spitze oder spannen), ten Doornkaat
Koolman 3, 268 (= nl. spat, engl. spot, fleck),
Höfler krankheitsnamenb. 659b (zum folgenden
spat, das schon im vocal abweicht, oder zu mlat.
spathus equus castratus, spado eunuche u. s. w.)
sind abzuweisen. mhd. spat, m. f., s. mhd. wb.
2, 2, 489a, auch mnl. spat, n. Schiller-Lübben
4, 306b. nl. spat ist nach Franck 930 (der spat,
spritz[fleck], davon trennt) aus dem hd. entlehnt.
dasselbe gilt vielleicht auch von dem nd. worte,
wenigstens scheint der mangel der verschiebung
gegen gemeinsames erbgut zu sprechen; doch ist
das bei dem fehlen beweisender flectierter formen
nicht sicher. nd. d scheint vorzuliegen in ostfries.
spad, spadd, spadde, sparr(e) neben spat(h),
spatt, s. ten Doornkaat Koolman 3, 268a. sonst
lautet die heutige nd. form nur spat brem. wb. 4,
938. Schambach 203a, spatt Dähnert 445b. Mi
84a. Woeste 249a. entlehnt scheinen ferner dän.
spat, schwed. spatt; dagegen hat das engl. spavin, mittelengl. spaveyne aus altfranz.
esparvain, s. Skeat 578. Diez4 302.
b) das geschlecht ist im allgemeinen masc., daneben im hd. vereinzelt das fem.:
o mensch, nicht hinkch an einer spat
deʒ christenleichen glauben.
Suchenwirt 44, 34.
so auch nhd. (?), s. d. dagegen mnd. dat spath in
einem belege bei Schiller-Lübben a. a. o. auch
hd.: fur daʒ spat nim ein messer und schnid
daʒ spat auf cräuczweis. quelle bei Schm. 2, 689.
(neund. das masc. ausdrücklich bezeugt bei
Schambach und Woeste.)
c) der vocal ist im mhd. kurz (vgl. J. Grimm ged.
auf Friedrich I. s. 10, anm.), ebenso im nd. (s.
a) und den nord. sprachen. auch im ältern nhd.
herrscht durchaus die form spatt, n. morbus equi
[Bd. 16, Sp. 1970]
ita dictus. Schottel 1418. so noch in den belegen
aus Hohberg und Hagedorn, s. unten. nicht
beweisend ist die schreibung spat, m. [da spannen, tendere] difetto d'un cavallo causato da spasimo e contrattione de' nervi de' piedi, posto. den
spat haben. Kramer dict. 2, 851a; spat, der, à
spannen, morbus et vitium equorum est, spasmus, nervorum contractio in pedibus, vitiatae
suffragines, seu flexurae posteriorum crurum.
Stieler 2071; spat, m. ein mangel der pferde.
Frisch 2, 293c. dagegen zeigt die seit Adelung
herrschende schreibung spath die vollzogene
vocaldehnung an. (litteraturbelege aus Voss,
Immermann, Hebbel s. unten.) neuerdings läszt
man das etymologisch unberechtigte h wieder
fort. (mundartlich spat in Würzburg, s. Sartorius 116.)
d) im ältern nhd. findet sich zuweilen schwache
flexion, so deutlich den spatten neben der spatt:
für den spatten. Seuter roszartzn. 297; dasz der
spatt erwarmet. 298; hat ein rosz spatten, so leg
es nider auff die seiten da der spatten ist, unnd
... netz den spatten mit kaltem wasser. ebenda;
schmirbe den spaten alle tage zwaymal darmit
... so lang, dasz du sihest dasz der spat hinweg
ist. 299; schür das haar ab auff dem spatt ... bind
safft unnd kraut auff den spatten ... spalt den
spatt entzway mit einem guten messer. ebenda;
der spatt kommt auch an den hintern beinen,
nahend bey den elenbogen, inwendig bey dem
geäder, wird eine harte beulen, davon hinckt
ein rosz ... thue ihm die haut creutzweisz auf
dem spatten auf ... item scheer ihm das haar
auf dem spatt hinweg ... bind ihm safft und
kraut auf den spatten sechs tage ... item nimm
venedische seiffen ... und legs über den spatten, elenbogen und bein-gewächse. Hohberg 2,
218b. ferner begegnet der (jetzt ganz ungebräuchliche) plural die spatten: es tragen sich offt
kranckheiten oder mängel zu an einem rosz,
als da seind spatten, elenbogen, laist, uberbein,
allerley gallen. Seuter 67; die spatten widerfahren einem rosz an den hindern schenckeln,
innwendig desz bains nahend bey den ellenbogen bey dem geäder, wird ein harte beulen,
darvon hinckt ein pferd gar fast. 298; die spatten sind eine kalte, harte und dichte geschwulst
oder beule, einer halben nussen, oder auch wol
etwan eines eyes grosz. haben jhren ursprung
ausz den kalten feuchtigkeiten, so ein wenig
unter dem bein, so hinden an dem hindern knie
hinausz, und in die höhe raget, an der jnnwendigen seyten gegen dem andern hindern schenckel zu, uber den beinlin desz gleychs, unfern
von der grossen blutader, die fontanell genannt,
zusammen lauffen, zwischen denselbigen häutlin, mäusen und beinen: und werden endlich ...
so hart wie ein gummi, unnd fast gar zu einem
bein. Uffenbach neues roszb. (1603) 2, 262. doch
scheint daneben auch spatten als fem. sing. vorzukommen: thue jhm die haut ob der spatten
creutzweisz auff .. oder schneid jhm die spatten
creutzweisz auff. Seuter 298. daher kann man
in den meisten fällen bei die spatten in zweifel
sein, obwol der plur. gröszere wahrscheinlichkeit
hat: nimb brantenwein, das weisz von zway
oder mehr ayern, ... und dem gaul auff die spatten gebunden: sonst magstu auch wol die spatten mit brantenwein dörren. 299. neben der
spat: so eyn pferd spätig ist, oder die spaten
hat, so soll man ... mit feur uber den spat die
länge, die quere fahren. Sebiz feldb. (1579) 158.
s. auch unter spatig.
e) im bair. auch spatz, spàz, s. Schm. 2, 692 (d).
2) bedeutung.
a) eine krankheit der pferde, da sich an der innern
seite des sprung- oder fesselgelenks (kniegelenks
der hinterbeine) knoten wie überbeine bilden,
knorpelgeschwulst, entzündung des kniegelenks
mit schalenartiger ablagerung von knochensubstanz, sowie die dadurch bewirkte muskellähmung und steifheit des ganges, s. Jablonski 733a
(spatt). öconom. lex.2 2753 f. Eggers 2, 941 f.
Adelung. Nemnich (im wb., spat, spatt, spath).
Krünitz 145, 521 ff. ten Doornkaat Koolman
3, 268a. Höfler d. krankheitsnamenb. 661b f.
belege: biszweilen werden die pferde hinden am
schenckel am knöchel gar dicke, recht am knochen, das nennen die ärzte den spath. Coler
hausb. (1680) 371b; sein pferd hüftlahm, ...
geplagt von mundfäule, krank an der räude,
voller windgallen, elend am spath. Voss Shakesp. 3, 391 (die gezähmte keiferin 3, 2); der
prinz. es sei! pferde! Kilian. meine eignen,
meine eignen! und gejagt, dasz sie den spath
kriegen! Hebbel 1, 488 Werner (diamant 5, 3,
lesart);
lüg, dû wær mir ie unmær,
var in einen rostûschær,
wart mîn an der selben stat.
flôʒ gallen, beinwahs unde spat
gebt eʒ alleʒ hin für guot.
Seifr. Helbl. 7, 746;
[Bd. 16, Sp. 1971]
ich kann den kranken hülf ertheilen,
spatt, kropf, geschwulst, und alles heilen.
Hagedorn 2, 22 (der wolf und das pferd);
jene drei erwähnten dinge,
waffenschaden, damenuntreu,
spath am schlachtrosz, sind die einz'gen,
die mit recht in trübsal dürfen
stürzen einen tapfern degen.
Immermann 12, 70 Hempel (Tulif. 2, 704).
scherzhaft: hat ein recht ruhiges brot bei mir,
der Pamphilius: er halt aber aus, wie ein russisches pferd. jetzt lauft er schon 2000 jahr' und
hat noch g'sunde huf'; er kriegt keinen spat,
keine steingallen. Raimund 1, 121 (diam. des
geisterk. 1, 14).
b) spat wird gewöhnlich nur von pferden gesagt,
seltener von ochsen (so Adelung und Campe),
oder von schweinen: biszweilen kompts den
säuen in die beine, dasz sie nicht gehen können,
sondern zittern gar wenn sie gehen. das nennen
die säuhirt den spat: aber andere sagen, es sey
nicht der spat, denn derselbe sey eine pferdskranckheit. Coler hausb. (1680) 467a. in bezug
auf einen hirsch, in der fabel:
do sach he wol, dat om nichein
let nutte was wen sine bein,
de ome duchten alto kleine
unde weren doch van lemede reine
beide ane spat unde ane leist.
Gerh. v. Min-
den 26, 25 Seelmann.
c) über die verschiedenen arten, meist durch
zusammensetzung ausgedrückt, vgl. besonders
Höfler d. krankheitsnamenb. 660a. blosze nebenform zu spat wird gespat sein, s. das. und theil
4, 1, 4138. (nach Höfler 'die öfters wiederkehrenden lähmungszustände infolge v. spat beim
pferde'.) — der eigentliche spat, der sich oberhalb
befindet; befindet er sich in der mitte, so heiszt
er korb oder schale (auch hasenspat, -hacke,
-kurbe Höfler), unterhalb ochsenspat (vgl. theil
7, 1138 und unten), innerhalb hahnenspat (auch
hahnentritt, zuckbein, wegen der krampfhaften
zuckenden bewegungen des hinterbeins, vgl. auch
theil 4, 2, 169 und Höfler a. a. o.). ferner wird
der eigentliche, harte spat, als beinspat (theil 1,
1388. Adelung. Höfler) oder knochenspat
(Höfler) unterschieden von dem unechten weichen spat, blutspat, einer weichen geschwulst,
nicht aus knochensubstanz, sondern ein krampfaderknoten. Höfler (vgl. theil 2, 192), gallenspat,
geschwulst aus eingekapselter galle Höfler (vgl.
theil 4, 1, 1192), ochsenspat ('eine balgartige,
spatähnliche auskapselung am sprunggelenk des
pferdefuszes, der dadurch dem ochsenknie ähnlich wird', auch blutspat. Höfler), wasserspat,
weiche geschwulst infolge vermehrten gelenkwassers. Höfler, trockener spat, 'esparvin sec,
gewächs an den kniekehlen' (also für spat überhaupt?). Jacobsson 7, 385a. ferner unsichtbarer
spat, der sich erst allmählich in der gelenkkapsel bildet und lange zeit noch keine sichtbaren
erhabenheiten bewirkt, aber schon hinken des
pferdes verursacht. Höfler.
d) mundartlich wird spat in freier übertragung
auf menschen angewandt, so südhannov. scherzhaft für podagra. Schambach 203a; ganz allgemein für ungesundes aussehen bei Schm. 2, 689.
e) in der mhd. poesie oft in bildlicher verwendung, vgl. Suchenwirt unter 1, b.