Vergleichstest DSP-Karten

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Vergleichstest DSP-Karten
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Vergleichstest DSP-Karten
Vergleichstest DSP-Karten
Power
für den Mix
Zum Mischen im Rechner kann man nie
genügend Leistung haben. Unterstützung
bieten hier die DSP-Karten von TC Works,
Creamware und Universal Audio, die
leistungshungrige PlugIns auf ihren DSPs
berechnen und so deutlich zur Entlastung der
Computer-CPU beitragen.
Track 10
Die Kandidaten
TC Works Powercore
Creamware Pulsar
Universal Audio UAD-1
Vertrieb
TC Works, Hamburg
Creamware, Siegburg
Mackie, Emsdetten
Internet
www.tcworks.de
www.creamware.de
www.poweredplugins.com
ca. 1.200 €
Pulsar II ca. 999 €
Power Pulsar ca. 2.222 €
ca. 900 €
Preis
72
+
Leistung
viele gute Synthesizer
Preis
Drittanbieter
Drittanbieter
Gitarren-Simulation
4x kaskadierbar
SFP-Modus
-
Modulationseffekte
schwach
EQs durchschnittlich
kein MultibandKompressor
KEYS
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as Computer-Mischen ist für viele Anwender keine Utopie mehr, denn mit aktuellen Computern lassen sich mittlerweile
zahlreiche Aufgaben im Rechner bewältigen. Bei aufwendigen Produktionen geht
aber selbst der schnellste Rechner in die
Knie.
In diesem Beitrag wollen wir die Frage beantworten, wie die DSP-Karten TC Powercore
von TC Works, UAD-1 von Universal Audio
und die Creamware Pulsar/Scope-Karten die
Leistungsfähigkeit des Computers bei der
Aufgabe Mischen im Rechner erhöhen.Dabei
zeigt sich das Thema aus zwei Richtungen:Einerseits gibt es mit Pro-Tools-TDM DSP-Systeme, deren Leistungsfähigkeit schon seit einigen Jahren dazu reicht, vollwertige Mischungen mit Effekten und Automation im
Rechner zu erstellen. Aus diesem Blickwinkel
weckt der Begriff DSP-Karte natürlich Begehrlichkeiten. Andererseits sind die hier besprochenen DSP-Karten in der Anschaffung
deutlich günstiger als TDM-Karten, liegen
aber trotzdem in einem Preisbereich,wo man
nicht einfach bedenkenlos zugreift. Deshalb
haben wir überprüft, was die Karten leisten
und sagen Ihnen, ob sich die Anschaffung
lohnt und welche Karte für welche Anwendungen besonders geeignet ist.
D
Gattung
Rein äußerlich sehen sich die DSP-Karten
recht ähnlich: grüne Riegel mit einer PCISchnittstelle. Zum Leben erweckt werden
diese recht unspektakulären ComputerKomponenten erst mit der Software, die auf
den DSPs der Karten berechnet wird, denn
derzeit sind einzig die Creamware-Karten
mit I/O-Boards ausgestattet. Die drei Anbieter legen aber ihren Karten bereits eine Vielzahl von Software-Effekten und -Instrumenten bei.
Etwas trügerisch ist die Aussage, dass
die Karten die VST- und die MAS-Schnittstelle für PlugIns verwenden. Sie können
nämlich nicht beliebige VST- oder MASPlugIns kurzerhand von einer der Karten berechnen lassen. Alle Karten arbeiten mit speziellen PlugIns, die auf die jeweiligen DSPs
angepasst sind. Allerdings arbeiten die drei
Anbieter insofern mit den beiden beliebten
PlugIn-Schnittstellen zusammen, als die
PlugIns elegant in den Kanalzügen der
Logic- oder Cubase-Software-Mischpulte
wie VST- oder MAS-PlugIns angesprochen
werden.
Philosophie
Hinter den verschiedenen DSP-Karten
stecken unterschiedliche Produkt-Ideen.
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KEYS
A
B
Klangverbieger erster Sahne: der Pultec EQ
für die UAD-1 (a) und der EQ Sat für die
Powercore (b)
Und damit ist weit mehr gemeint als nur die
Audioschnittstellen der meisten Creamware-Karten.
TC Works verfolgt die Idee, mit Powercore die CPU des Rechners von den besonders rechenintensiven Aufgaben zu
befreien. Man hat sich also auf qualitativ
hochwertige Effekte und Instrumente spezialisiert, einfache Brot-und-Butter-Aufgaben können von der CPU selbst in großer
Anzahl berechnet werden. Es geht also weniger darum, möglichst viele PlugIns
gleichzeitig auf einer Karte berechnen zu
können, als eine überzeugende Qualität sicher zu stellen.
Hinter dem Schlagwort „offene Plattform“ verbergen sich zwei entscheidende Punkte: Powercore ist offen für Drit-
tanbieter-PlugIns und einige namhafte Firmen, wie zum Beispiel Sony und Waldorf,
bieten bereits PlugIns für die Plattform an.
Das Gros des Angebots wird jedoch von der
Herstellerfirma selbst angeboten.Des Weiteren ist Powercore ausdrücklich als Leistungserweiterung für ein bestehendes Recording-System gedacht, die Karte integriert sich daher lückenlos in bestehende
Arbeitsumgebungen und erfordert nicht,
dass man seine Arbeit an die Produktidee
anpasst.
Die Creamware-Produktidee heißt
Scope Fusion Platform (SFP) und bietet
eine eigene Studioumgebung, bei der der
Audio-Sequencer nur als Hilfsmittel verwendet wird, um Audio- und MIDI-Spuren
aufzuzeichnen und wieder zu geben. In
der KEYS-Ausgabe 01/03 haben wir uns die D
TC Works Powercore
Die Besonderheit der Powercore
D
ist die offene Plattform. Die Karte integriert sich recht einfach in bestehende Studioumgebungen und bietet
mit den Drittanbieter-PlugIns von
Sony (Oxford EQ ist bereits verfügbar,
Inflator soll bald folgen) schon echte
Sahnestückchen zum Nachkauf. Mit
dem neuen Assimilator von TC Works
(optionales PlugIn, ca. 249 Euro)
können die spektralen Informationen
eines Mixes auf einen anderen übertragen werden. Der von der TDMPlattform bekannte MasterX 5 ist nun
ebenfalls für die Powercore-Plattform
verfügbar. Auch für Instrumente ist
die Plattform offen: Bislang gibt es
den Synthesizer Powercore 01, der
zum Lieferumfang gehört. Drittanbieter haben von dieser Möglichkeit bislang leider noch keinen Gebrauch gemacht.
Zum Nachkaufen: Waldorf D-coder, TC Works
Assimilator und der superedle Sony-EQ
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So viel geht
Obwohl die Karten jeweils eigenen
PlugIns verwenden, kann man natürlich
die maximal mögliche Anzahl Hall- und
Kompressor-PlugIns als Größenordnung
für die Leistungsfähigkeit heranziehen.
Die Ergebnisse, wobei alle PlugIns als
Stereo-In/Out aufgerufen wurden:
• TC Powercore bringt 8 ClassicVerb-Instanzen
• Creamware Pulsar2 im XTC-Mode bringt 8
MasterVerb-Classic-Instanzen, auch bei
D
größeren Karten (Scope) sind nicht mehr
möglich, da Hall-PlugIns einen hohen
Durchsatz auf dem PCI-Bus erzeugen
• UAD-1 schafft 10 RealVerb-Pro-Instanzen
• TC Powercore schafft 16 24/7c-Instanzen
• Creamware Pulsar2 im XTC-Mode schafft
13 Vinco-Instanzen, PowerPulsar ca. 35
• UAD-1 schafft 8 1176-LN-Instanzen
Karte
Hall
Kompressoren
Powercore
8 x Classic-Verb
16 x 24/7c
Pulsar2 XTC
8 x MasterVerb
13 x Vinco
UAD-1
10 x RealVerb
8 x 1176-LN
sen Modus genauer angesehen. Creamware
spendiert mittlerweile jedoch allen DSP-Karten auch den XTC-Modus, in dem die Effekte
und Klangerzeuger wie VST-PlugIns in
Audio-Sequencern genutzt werden können.
Dann arbeiten diese Karten ähnlich wie
Powercore und UAD-1 als Bestandteile
einer VST-Recording-Umgebung. Allerdings
haben sie dann auch die gleichen,systembedingten Latenz-Problemen wie die anderen
Kandidaten. Ähnlich wie Powercore setzt
auch Creamware auf die Unterstützung von
Drittanbietern wie etwa SPL mit dem Transient Designer, so dass derzeit über 200 optionale PlugIns unterschiedlicher Hersteller auf
dem Markt sind, teilweise sogar kostenlos.
Anders wiederum die UAD-1, denn sie
ist als ein in sich geschlossenes Produkt
ausgelegt. Zur Verfügung stehen die mitgelieferten PlugIns und solche, die Universal
Audio in Updates mitliefert, Drittanbieter
sind derzeit nicht an Bord. Am ehesten kann
man die UAD-1 von daher mit einem Effektgerät vergleichen: Fest umrissene Effekt-Algorithmen und garantierte Leistung.
erfordert jedoch eine ausgefeilte, strategische Planung und zudem ausreichende Hörerfahrung.
Wie viel Leistung man benötigt, ist sicherlich von Anwendung und Nutzer abhängig. Im Gegensatz zu Audiospuren gibt
es bei PlugIns noch den Qualitäts-Aspekt
und der führt dazu, dass die Leistungsanforderungen proportional zur Leistungssteigerung neuer Rechner wachsen – ein Teufelskreis. Vor diesem Hintergrund bleiben DSPKarten also auch zu Zeiten von Drei-Gigahertz-Prozessoren immer noch ein Thema.
Die Effekte
ten, auch Software-Klangerzeuger zu berechnen, spielen bei unseren weiteren Betrachtungen daher keine große Rolle. Beachten Sie zu den Besonderheiten und Highlights der verschiedenen Kartensysteme
aber bitte die einzelnen Produktkästen.
Um im Rechner zu mischen, benötigt
man eine Vielzahl unterschiedlicher
Effekte und Dynamics. Sicherlich können
aktuelle Rechner schon eine Menge solcher
PlugIns berechnen, doch spätestens wenn
noch Software-Klangerzeuger dazu kommen, werden die Ressourcen knapp. Das
Bouncen von Effekten und Klangerzeugern
kann zwar Rechnerkapazitäten freisetzen,
Um den DSP-Karten auf den Zahn zu
fühlen und die Leistung in Beziehung zu
setzen, haben wir einen kleinen SongAusschnitt mit jeweils einer der Karten gemischt und dabei einzelne Effektkategorien betrachtet. In unserem Beispiel besteht
der Song aus schlanken drei Stereo- und drei
Mono-Audiospuren: Die Drums benötigen
einen zupackenden Kompressor, um die Dynamik ein wenig einzuschränken.Der StereoMix der Gitarren klingt schon ein wenig zu
HiFi-mäßig und sollte deshalb mit einem EQ
am oberen und unteren Ende des Frequenzspektrums eingegrenzt werden. Unsere Rhodes-Spur ist noch ein wenig langweilig und
soll mit einem Modulationseffekt aufgewertet werden. Die drei Vocal-Spuren schließlich
benötigen Hall sowie EQ und Dynamics – jeweils in unterschiedlicher Dosis. Und zum
Schluss soll die komplette Mischung noch
mit dem nötigen Druck versehen werden.
A
B
Ohnehin ist ein wesentlicher Pluspunkt der DSP-Karten die garantierte
Leistungsfähigkeit im Vergleich zu CPUberechneten PlugIns. Die DSPs sind im Gegensatz zur CPU eben nur für die Berechnung der Audio-PlugIns zuständig und nicht
für alle möglichen anderen Aufgaben, die
man mit einem Computer bewältigen kann.
DSP Karten – wozu?
Wir betrachten die DSP-Karten vor dem
Hintergrund, im Rechner zu mischen. Die
mehr oder weniger ausgeprägten Fähigkei74
C
Alle drei bieten Hall der absoluten Spitzenklasse: Powercore ClassicVerb (a),
UA RealVerb (b) und der Creamware-Hall Masterverb (c)
KEYS
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ten UAD-1 und Pulsar/Scope vor allem kreative Werkzeuge – ohne einen Schwerpunkt
auf den klassischen, und mittlerweile recht
unmodernen Chorus-Sound zu legen. Auf
diesem Gebiet liegen also UAD-1 und die
Creamware-Karten nach unserem Geschmack eindeutig vor Powercore.
A
B
C
Alle drei Kandidaten bieten sehr gute Nachbauten des Urei-Klassikers 1176:
UA 1176LN (a), TC Works 24/7c (b) und Creamware Vinco (c), der je nach
System nachgekauft werden muss
Dem Thema Hall haben sich alle Hersteller mit großer Akribie und hoher Qualität gewidmet. TC Works bietet mit MegaReverb und ClassicVerb zwei klanglich unterschiedliche Hall-PlugIns an: Während MegaReverb sehr analytisch und deshalb auch
für einige musikalische Anwendungen zu
kalt klingt, befriedigt ClassicVerb den
Wunsch nach einem warmen Hall. Für unsere Zwecke ist ClassicVerb auch die eindeutig bessere Wahl, hiermit können wir unsere
Vocals schön in Watte packen, ohne ins
Kitschige abzudriften. Während ClassicVerb
musikalische Hörgewohnheiten bedient,
eignet sich MegaReverb eher zum Nachbau
natürlicher Räume.
Auch mit dem RealVerb der UAD-1,das bereits seit längerer Zeit als TDM- und RTASPlugIn auf dem Markt ist, könnten wir einen
guten Hall für unsere Vocal-Spuren erzeugen,
da die Presets einige gute Basiseinstellungen
auch für kleinere Räumlichkeiten bieten. Die
Bedienung scheint jedoch eher auf AudioPost-Production ausgelegt. Entscheidende
Parameter sind hier neben der Nachhallzeit
die Wandbeschaffenheit und die Raumgeometrie, was sicherlich auch zum Nachbau
akustischer Realität hervorragend ist.
Creamware nennt seine Hall-PlugIns MasterVerb. In unserem Beispielsong haben wir
uns für die Version Classic entschieden, die
zum Software-Ausstattungspaket Pulsar
gehört. Auch damit kamen wir zu einem
guten Ergebnis. Die Parametrisierung entspricht bekannten Effektgeräten und benutzt Begriffe wie Room Size, Diffusion und
HiDamp Filter.
Beim Hall unterscheiden sich die drei
DSP-Systeme konzeptionell, so bietet
Powercore den Vorteil zwei sehr unterschiedlicher Hall-PlugIns, UAD-1 und Pulsar
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KEYS
erlauben dagegen, Early Reflections vom
Nachhall zu trennen. Objektive Vorzüge für
die eine oder andere Herangehensweise an
das Thema sind jedoch nicht auszumachen.
Sprich: Ordentlichen Hall können Sie mit
allen drei Systemen erzeugen.
Beim Modulationseffekt wirken sich
die unterschiedlichen Konzepte schon
deutlicher aus. Während Powercore zu diesem Thema lediglich den Chorus/DelayEffekt anbietet, der hochwertige klassische
Chorus- und Flanger-Sounds erzeugt, bie-
Im Dynamikbereich herrscht eine
Nostalgie vor. So haben sich alle drei Hersteller mittlerweile dem Kompressor-Klassiker Urei 1176 genähert.Während Powercore
und UAD-1 ihre 1176-Emulate mit der
Grundausstattung anbieten, muss man bei
Creamware für Vinco einen Aufpreis bezahlen. Während sich UAD-1 und Powercore
dabei mit Parametrisierung und Klang sehr
nah am Original sind, scheint es bei Creamware so, als sei ein 1176er lediglich das optische Vorbild für eine Neuschöpfung gewesen.Für die Kompression der Drums und der
Lead-Vocals sind jedoch alle drei PlugIns
gut geeignet und liefern Ergebnisse, die im
Mix kaum voneinander zu unterscheiden
sind.
Alle drei Karten-Systeme bieten jedoch
auch noch weitere Dynamics: Die UAD-1 simuliert zum Beispiel mit dem LA-2A das beliebte Teletronix-Original, das auch schon
bei den Beatles eingesetzt wurde. Creamware bietet Ressourcen-schonendere Kompressor-, Limiter, Expander- und Gate-Plug D
Creamware Pulsar/Scope-Systeme
Die eigentliche Stärke der CreamD
ware-Systeme ist der latenzfreie SFPModus (Scope Fusion Platform), bei
dem man in der virtuellen Studiowelt
von Creamware arbeitet, bei der auch
die Integration der I/Os und anderer
Studiokomponenten sehr gut durchdacht ist. Eine weitere Stärke liegt auf
dem Gebiet der Synthesizer: Creamware
bietet eine enorme Vielzahl und auch
sehr gute Synthesizer und Sampler an.
Dazu zählt der Minimax (Test in dieser
KEYS-Ausgabe), bei dem Creamware
einen Minimoog der Serie D sehr exakt
nachgebildet hat. Der Modular V2 und
III befriedigen den Modul-Enthusiasten: Beim Modular III stehen insgesamt 230 Module zur Verfügung. Aber
auch der Modular V2, der im Lieferumfang des Pulsar-Pakets enthalten ist,
bietet sehr weit reichende Möglichkeiten (Upgrade auf III: 98 Euro). Der
Sampler STS-5000, der zum ScopePaket gehört und auf den Pulsar-Usern
für 259 Euro upgraden können, bietet
Echtzeit-Timestretching und -Pitchshifting mit Formantkorrektur.
Synthesizer von Creamware: VS-Nachbau
Vectron, Modulsystem Modular 2 und das
Minimoog-Emulat Minimax (müssen ja nach
Ausbaustufe nachgekauft werden)
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A
B
Fürs Mastern ideal: Die Multiband-Kompressoren
Creamware OptiMaster (a) und TC Works
MasterX3 (b) sind dem TC Finalizer nachempfunden. Die UAD-1 bietet so etwas leider nicht
Ins, während TC Works mit dem Powercore
CL eine Kombination aus Vintage-Kompressor und -Limiter im Angebot hat.
Ein einfacher EQ kann auch auf CPU
berechnet werden, daher bieten UAD-1
und Powercore nur ausgefallene SpezialEQs, die aufgrund ihrer Komplexität besser auf einer DSP-Karte aufgehoben sind.
So ist etwa die Software-Simulation des legendären Pultec-EQs auf der UAD-1
tatsächlich ein hervorragendes Mittel, um
den Klang unterschiedlichster Signale positiv zu beeinflussen, denn das PlugIn färbt
stark unseren Hörgewohnheiten entsprechend.Demgegenüber ist der Mastering-EQ
EQ Sat von TC Works ein sehr analytisches
Werkzeug. Im Verhältnis zum Pultec-EQ hat
uns dieses PlugIn nicht so gut für die Vocals
gefallen. Wir würden für solche Anwendungen auf der Powercore eher den Sony Oxford EQ empfehlen (den man allerdings
nachkaufen muss).
Creamwares mitgelieferte EQ-PlugIns
sind eher bieder und sowohl vom DSP-Verbrauch als auch vom Klang nicht mit den
beiden anderen vergleichbar. Es gibt jedoch
noch das zukaufbare PSY Q, das ähnliche
Aufgaben wie die vorgenannten PlugIns
von TC Works und Universal Audio leisten
kann.
Powercore und UAD-1 bieten daneben
auch vollständige Kanalzüge, die sich vor
allen Dingen für die Bearbeitung von Gesangsstimmen eignen.
Bei der Summenbearbeitung fällt die
UAD-1 heraus, denn sie bietet keine Multiband-Dynamics – heutzutage der Standard bei der Summenbearbeitung. Zwar
lassen sich mit dem LA-2A oder dem 1176
jeweils in Verbindung mit dem Pultec-EQ
auch gute Summenbearbeitungen vornehmen, Multiband-Dynamics bieten jedoch
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gezieltere Eingriffsmöglichkeiten und einen
höheren Lautheitsgewinn.
TC Works legt mit dem kostenlosen MasterX 3 die legitime Software-Variante des
TC Finalizers in die Waagschale. Unser Mix
profitiert dabei sehr von diesem PlugIn und
wir empfinden den Zugang als sehr intuitiv
und gelungen. Creamware bietet das PlugIn
OptiMaster, das Pulsar-Besitzer jedoch zukaufen müssen. Auch hier wurde unübersehbar der TC Finalizer als Vorbild herangezogen. Das Creamware-PlugIn orientiert
sich jedoch in der Bedienung noch wesentlich stärker am Original,deshalb hat man leider nicht alle Einstellungen gleichzeitig im
Überblick. Klanglich hat uns aber auch dieses PlugIn sehr gut gefallen.
Leistungsverbrauch
Anhand unseres Demo-Tracks kann man
ermitteln, wie viel Leistung die Karten
mitbringen. Die UAD-Karte war mit 87 Pro-
zent nahezu ausgelastet; in Gebrauch waren
zwei 1176, ein LA-2A, ein RealVerb Pro, fünf
Pultec-EQs und ein Phasor. Die DSPs der
Powercore waren in etwa zur Hälfte ausgelastet und boten dafür zwei 24/7c (1176-Emulationen), einen Master X3, vier EQ-Sat-Instanzen, ein ClassicVerb und ein TC
Chorus/Delay. Unsere PowerPulsar-Karte
war zu zirka 30 Prozent ausgelastet und bot
dafür einen MasterVerb Classic, OptiMaster
in der Summe, zwei Vinco-Instanzen (1176Emulationen) und vier PEQs. Die preislich
vergleichbare Pulsar-Karte mit 6 DSPs liegt
dann bei ungefähr 70 bis 80 Prozent.
Wir waren überrascht, dass bereits dieser unspektakuläre Mix aus sechs Spuren
einige Karten ziemlich auszulastet. Einzig
die Powercore fällt hier positiv aus dem Rahmen, bietet sie doch noch fünfzig Prozent
ihrer Ressourcen. Die Creamware PowerPulsar passt nicht ganz in den Vergleich,
denn sie hat zwar viel mehr Power, ist aber
auch deutlich teurer.
Einfache Erkenntnis: Selbst wenn Sie sich
für den Kauf einer DSP-Karte entscheiden,
sollten Sie auch einen halbwegs aktuellen
Rechner verwenden, der dann auch einige
Mix-Funktionen übernehmen kann. Im übrigen beanspruchen auch die DSP-Karten für
den Transfer der Daten über den PCI-Bus ein
wenig CPU-Leistung. Bei unserem Pentium 4
mit 1,8 MHz lag die CPU-Belastung durch die
Karten zwischen fünf und acht Prozent.
Mischen Sie häufig komplexeres Songmaterial, sollten Sie über die Anschaffung
mehrerer Karten nachdenken. Kompatibilitätsprobleme untereinander haben wir
Universal Audio UAD-1
Die UAD-1 bietet ein Extra für GitarD
rensignale: Nigel ist eine Gitarren-Amp-
Karte geben, die ein achtkanaliges ADATOptical-Interface bieten soll und damit
auch als achtkanaliges Effektgerät verwendet werden kann.
Simulation mit dazugehörigem EffektRack. Zu den simulierten Amps gehören
verschiedene Marshalls, aber auch der
Fender Bassman. Die Auswahl an Speakern ist groß, zu den Effekten zählen
unter anderem Echo, Tremolo und Phaser. Mit Gate
und Kompressor ist auch für
Dynamics gesorgt.
Für die Zukunft soll sich
einiges tun: So wurde im
Oktober die Software-Version
3.0 angekündigt, die einen
neuen EQ (Cambridge) bieten
wird und mit der man auch
mehrere UAD-Karten in
einem Rechner betreiben
kann. Daneben soll es auch
Gitarristen sind dank Nigel gut bei der UAD-1 aufgehoben
eine neue Variante der
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nicht festgestellt, obwohl während unserer
Testphase alle drei Karten in einen Rechner
eingebaut waren, arbeiteten sie klaglos miteinander. Möchten Sie allerdings mehrere
Karten des gleichen Typs einbauen, wird es
schwieriger:Die momentan verfügbare Software für die UAD-1 sieht nicht vor, mehrere
UAD-Karten in einem Rechner betrieben
werden können. Bei Creamware kann man
dagegen die DSP-Leistung durch weitere
Karten erhöhen, die dabei über einen so genannten S-TDM-Bus miteinander verbunden
werden. Ohne zusätzliche Verbindung kommen dagegen die maximal vier PowercoreKarten pro Rechner aus.
Kaufempfehlung
Die Entscheidung ist nicht leicht, denn
wie unser Beispielsong zeigt, haben alle
Karten ihre Stärken und Schwächen auf
unterschiedlichen Gebieten. Highlights
der UAD-1 sind die guten Kompressoren, der
Pultec EQ und RealVerb Pro. Bei Powercore
bestechen vor allen Dingen MasterX 3, ClassicVerb und 24/7c. Für Powercore spricht die
durchweg hohe Qualität und die Aussicht,
dass neben den schon existierenden PlugIns
von Sony, Waldorf und D-Sound weitere
Top-Hersteller auf die Plattform aufspringen. Bei Creamware haben uns OptiMaster,
Vinco und MasterVerb Classic gut gefallen,
wobei viele gute Effekte als optionale PlugIns erhältlich sind und somit zur Pulsar dazugekauft werden müssen. Für den Synthesizer-Enthusiasten sprechen bei Creamware
zudem auch sehr gute Synthesizer.
Preislich gesehen liegen die UAD-1
(zirka 900 Euro) und Pulsar II unter 1.000
Euro (X-mas-Specials), dagegen ist die Powercore mit zirka 1.200 Euro fast zwanzig
Prozent teurer, bietet aber auch mehr
Power. Zudem: Das Pulsar-System benötigt
noch einige optionale Software-PlugIns, um
beim Mischen mit den beiden anderen Karten mithalten zu können. Dann wird auch
hier schnell das Budget einer Powercore fällig, wobei man bei Creamware noch Einund Ausgänge dazubekommt.Bei der UAD-1
muss man sich dagegen um ein gutes Multiband-Dynamics-Tool kümmern, das nativ
arbeitet, um mit den anderen beiden Systemen preislich vergleichbar zu sein.
Mark Ziebarth/ar //
Latenz-Probleme
Leider wird durch den Datentransport zur und von der DSP-Karte eine
nicht unbeträchtliche Verzögerung des
bearbeiteten Signals erzeugt. Je nach
Audioprogramm können da schnell 50
bis 100 ms zusammen kommen. Allerdings bieten mittlerweile die meisten
Programme eine automatische DelayKompensation, bei der die Audiotracks
entsprechend vorgezogen werden.
D
Diese Technik versagt jedoch bei AuxWegen und Live-Inputs. Um auch hier
der Latenzproblematik Herr zu werden,
haben sich die Hersteller eine Hilfs-Methode einfallen lassen: Alle Signale, die
nicht mit PlugIns der DSP-Karte bearbeitet werden, sollen dabei auf einen eigenen Bus geroutet werden und mit einem
speziellen Delay-PlugIn verzögert werden. Die Methode verlangt dem Anwender ein wenig Verwaltungsarbeit ab,
funktioniert aber ansonsten einwandfrei.
Allerdings arbeiten viele Anbieter von
Audio-Sequencern mittlerweile auch an
einer automatischen Delay-Kompensation von Aux-Wegen, die hoffentlich bald
funktionieren wird.