Erfolgreiche Korruptionsprävention für den - Krisen

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Erfolgreiche Korruptionsprävention für den - Krisen
Montag, 12. Januar 2015
Erfolgreiche Korruptionsprävention für den Mittelstand
Matthias Glötzner, Senior-Berater Engel & Zimmermann AG
Viele Mittelständler befürchten hohe Kosten für eine wirksame Prävention von Compliance-Fällen: ein Trugschluss. Teuer wird es vielmehr ohne Compliance-Management,
z.B. durch höhere Haftungsrisiken. Zu den häufigsten Ursachen von Unternehmenskrisen gehören Bestechungsfälle. Wie Mittelständler vorbeugen können, zeigt der neu
erschienene Sammelband „Korruptionsprävention“ der Herausgeber DICO - Deutsches
Institut für Compliance e.V. und Deutsches Global Compact Netzwerk. Interessierte
können die Publikation kostenfrei per Mail an [email protected] anfordern.
Im Gegensatz zu börsennotierten Konzernen haben mittelständische Unternehmen
häufig noch kein Compliance Management System (CMS) aufgesetzt. Sie unterliegen
oftmals der falschen Annahme, dass ein CMS mit hohen Kosten und hohem Kontrollaufwand verbunden sei und unterschätzen, dass Haftungsrisiken durch Prävention
erheblich reduziert werden. Haftungsvermeidung ist daher auch die größte Motivation
für Mittelständler ein CMS (83%) aufzusetzen. Nicht minder entscheidend: Korruptionsprävention. 78 Prozent der Unternehmen geben dies laut Studie des Center for
Business Compliance & Integrity (CBCI) als maßgeblichen Beweggrund an, um Regeln
und Kontrollmechanismen für eine gute Unternehmensführung festzuschreiben.
Wie Unternehmen das Bestechungsrisiko senken können, erklärt eine neue Veröffentlichung, die das Deutsche Institut für Compliance (DICO) zusammen mit dem Deutschen Global Compact Netzwerk (DGCN) herausgegeben hat. Dass sich der 90-seitige
Sammelband als praxisnahe Handreichung versteht, geht bereits aus dem Untertitel
vor: „Korruptionsprävention. Ein Leitfaden für Unternehmen“. In prägnanten Artikeln
decken die Fachbeiträge alle Bereiche rund um das Thema Korruptionsprävention ab,
wie beispielsweise rechtliche Grundlagen, Compliance-Risiken, Kommunikation und
Information, Sponsoring oder Compliance in Grauzonen. Als Autoren haben DICO und
DGCN Praktiker aus den verschiedensten Bereichen gewonnen – Compliance-Officer
von Konzernen und Mittelstand, Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer sowie Wissenschaftler.
Montag, 12. Januar 2015
Schärfere Unternehmensstrafen erwartet
Deutlich wird in dem Sammelband, wie gut Unternehmen daran tun, ein System zur
Korruptionsprävention zu implementieren. Denn finanzielle Schäden drohen nicht nur
wegen Geld- und Haftstrafen, sondern auch weil der illegal erlangte Gewinn von den
Behörden abgeschöpft werden kann. Folgenschwer kann auch der Reputationsschaden
sein, der im Fall eines Bestechungsskandals das Unternehmen nachhaltig belastet und
nur durch eine professionelle Krisenkommunikation gemildert werden kann. In seinem
Beitrag über „Zukünftige nationale Entwicklungen“ prognostiziert Thomas Himmelreich
von der Anwaltssozietät Krause & Kollegen, dass der Gesetzgeber bestehende Regelungen verschärfen werde und die Verfolgungsbehörden ihre Befugnisse künftig effektiver ausnutzen würden (S. 20). Diese Tendenz sieht Himmelreich auch durch den aktuellen Gesetzesentwurf zur Einführung eines eigenen Unternehmensstrafrechts bestätigt, der unter Compliance-Spezialisten heiß diskutiert wird. Er gelangt zu dem
Schluss, „dass das Sanktionsinstrumentarium gegen Unternehmen […] noch erheblich
erweitert wird“ (S. 21).
Als erprobtes Mittel zur Korruptionsprävention empfiehlt Guido Strack, Vorsitzender
des Whistleblower-Netzwerk e.V., Hinweisgebersysteme. Allerdings müsse deutlich
kommuniziert werden, dass es „nicht um Leistungsüberwachung, sondern um Hinweise auf Rechtsverstöße im Unternehmenszusammenhang“ (S. 53) gehe. Sven Biermann
von der Humboldt-Viadrina School of Governance spricht sich dafür aus, die Mitarbeiter mit Trainings für regelkonformes Verhalten zu sensibilisieren. Insbesondere von
Vertriebs- und Logistikmitarbeitern, die den höchsten Korruptionsrisiken ausgesetzt
seien, müssten die „drei Bs“ (Bewusstsein, Bereitschaft, Befähigung) erlernt werden
(S. 46f.).
Fünf Elemente erfolgreicher Krisenprävention
Die beiden Herausgeber, Noor Naqschbandi (DGCN) und Hannes Zeiner (DICO), haben
es sich für den Leitfaden zum Ziel gesetzt „Komplexität zu reduzieren“ (S. 8). In Worten, die auch für Fachfremde gut verständlich sind, legen sie die fünf Elemente dar, die
für eine erfolgreiche Korruptionsprävention berücksichtigt werden müssten. Zunächst
ist eine Null-Toleranz-Kultur (1) für Korruption gefragt, gefolgt von einer ehrlichen Risikoanalyse (2). Auf dieser Grundlage können konkrete Handlungsanweisungen (3) erlassen werden, die den Mitarbeitern durch abgestimmte Trainings- und Kommunikationsmaßnahmen (4) vermittelt werden. Nicht zuletzt muss es einen festen Ansprech-
Montag, 12. Januar 2015
partner (5) für Compliance-Themen geben – sei es ein interner Beauftragter oder ein
externer Ombudsmann.
Neben den praktischen Hilfestellungen, wie Korruptionsprävention konkret ausgestaltet sein kann, beleuchtet der Leitfaden auch bestimmte Risikofaktoren. Sylvia Schenk
von Transparency International Deutschland e.V. erklärt, was beim Sponsoring zu beachten ist (S. 60ff.); Jürgen Gleichauf, Chief Compliance Officer bei Mercedes-Benz
Cars, informiert über Hospitality. Rainer Markfort, DICO-Vorstand und CorporatePartner bei Mayer Brown LLP, schreibt über die Bedeutung der GeschäftspartnerCompliance. Als Quintessenz zitiert er ein Bonmot des Star-Investors Warren Buffet,
das den Sachverhalt ideal zusammenfasst: „You can’t make a good deal with a bad
person“ (S. 67).
DICO – Deutsches Institut für Compliance e.V.
DICO wurde im November 2012 in Berlin auf Betreiben führender Compliance-Praktiker
und -Experten gegründet und hat als gemeinnütziger Verein Mitglieder aus allen Branchen in Deutschland, darunter namhafte Unternehmen, Beratungsgesellschaften und
Vertreter aus der Wissenschaft. DICO versteht sich als unabhängiges interdisziplinäres
Netzwerk für den Austausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung
und sieht sich als zentrales Forum für die konsequente und praxisbezogene Förderung
und Weiterentwicklung von Compliance in Deutschland. DICO definiert in diesem Bereich Mindeststandards, begleitet Gesetzgebungsvorhaben und unterstützt zugleich die
praktische Compliance-Arbeit in privaten und öffentlichen Unternehmen durch Leitlinien und Arbeitspapiere, fördert Aus- und Weiterbildung und entwickelt Qualitäts- und
Verfahrensstandards. www.dico-ev.de