Lichtensteig - Historisches Lexikon der Schweiz

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Lichtensteig - Historisches Lexikon der Schweiz
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27/11/2008 |
Lichtensteig
Polit. Gem. SG, Region Toggenburg. Einziges Städtchen des
Toggenburgs, rechts der Thur am Fusse der Wasserfluh und der Ruine
Neu-Toggenburg auf einem Felssporn gelegen. 1228 Liehtvnsteige,
1310 Liechtensteig. 1560 um 400 Einw.; 1850 875; 1900 1'387; 1950
1'798; 2000 1'893. L. wurde von den Gf. von Toggenburg gegründet
(1228 erw.), die nach Süden expandierten, da die nördl. Besitzungen
Wil und die Alt-Toggenburg an das Kloster St. Gallen vergabt worden
waren. Auch die 1270 erstmals erw. Neu-Toggenburg, die ab dem 15.
Jh. zerfiel, gehört in diesen Zusammenhang. 1310 ist in L. zum ersten
Mal ein Schultheiss erwähnt. Im 14. und v.a. im 15. Jh. entwickelte sich
L. zum Marktort (1374 Erwähnung des L.-Masses). 1400 wurden mit
dem ersten von vier Freiheitsbriefen das Vorrecht und die Marktrechte
bestätigt, welche L. gegenüber den Landgemeinden heraushoben.
Gemäss dem vierten Freiheitsbrief von 1439, ausgestellt durch die Frh.
von Raron, wurde der Zwölferrat durch die Bürger bestellt, das
Zwölfergericht je zur Hälfte durch den Landesherrn und die Bürger.
Gewählt wurde an der jährl. Maiengemeinde. Der Landesherr wählte
aus den Vorschlägen der Bürger den Schultheissen. 1411 schrieb
Kaplan Dietrich von L. im Auftrag von Gf. Friedrich VII. die
"Toggenburger Weltchronik" nach dem Vorbild des ma. Epikers Rudolf
von Ems. 1425 ist eine Stadtschule erwähnt. Mit dem Kauf der
Landschaft Toggenburg 1468 durch die Fürstabtei St. Gallen wurde L.
bis 1798 Verwaltungssitz des fürstäbt. Landvogts (Landvogtei im
heutigen Rathaus). 1469 bestätigte der St. Galler Fürstabt Ulrich Rösch
die vier Freiheitsbriefe. Im alten Rathaus in der Hintergasse tagten der
Zwölferrat, das Niedergericht, der toggenburg. Land- und Kriegsrat, das
toggenburg. Landgericht und die evang. Synode. Ab 1534 sind die
Ratsbücher überliefert. 1798 erklärte sich L. frei.
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Anfänglich nach Wattwil kirchgenössig, wurde L. 1435 zur eigenen Pfarrei erhoben. Zwischen 1524 und 1531
trat L. mehrheitlich zur Reformation über (1528 Stadtratsbeschluss). Trotz teilweiser Rekatholisierung (1532
Wiedereinführung des kath. Gottesdiensts) blieben die damals geschaffenen konfessionellen Verhältnisse bis
um 1900 bestehen. Die kath. Geschlechter der Fuchs, Wirth, Würth und Germann zeichneten sich vorwiegend
als Verwaltungsbeamte und Wirte aus, die ref. Giezendanner, Steiger oder Zehender als Silber- und
Goldschmiede, Zinngiesser und Hafner. 1532-1647 waren die Reformierten nach Wattwil kirchgenössig. Die
Kirche wurde paritätisch genutzt, die Schulen hingegen waren getrennt. 1678-80 wurde ausserhalb der
Stadtmauern eine Loreto-Kapelle erbaut. 1868 erfolgte der Bau der paritätischen neugot. Kirche an einem
neuen Standort (1968 abgebrochen). Mit dem Neubau einer ref. Kirche (1967) und der kath. Kirche St. Gallus
(1970) wurde das Simultanverhältnis 1967 beendigt. Bereits 1868 hatten sich die konfessionell getrennten
Schulen vereinigt (1892 definitiv).
Die Altstadt von L. mit ihren Arkaden und Bürgerhäusern, im Wesentlichen eine Bausubstanz des 16. bis 18.
Jh., gilt als nationales Kulturgut. Im 19. Jh. erlangte L. Bedeutung als Marktort mit dem Wochenmarkt für Garnund Baumwolltücher und vier Jahrmärkten. Im 20. Jh. entwickelten sich daraus sechs Hauptmärkte und der
wöchentl. Kälbermarkt. Ab 1863 war L. Sitz der Toggenburger Bank, die 1912 mit der Bank in Winterthur zur
Schweiz. Bankgesellschaft fusionierte. Ab 1870 war L. mit einem Bahnhof auf Wattwiler Boden dem
Bahnverkehr angeschlossen. 1874 wurden die Gebiete Blatten, Hof und Loretto, die zur Gem.
Oberhelfenschwil gehörten, L. zugeteilt. Traditionelles und neu geschaffenes Brauchtum sind das seit 1652
nachweisbare Toggenburger Landschiessen, der Toggenburger Waffenlauf, der Foto-Flohmarkt, das
Drehorgeltreffen und die Jazztage. Die Kulturgeschichte der ganzen Landschaft wird im Toggenburger
Museum gezeigt, in drei weiteren Museen mechan. Musikinstrumente, Europas grösste Modelleisenbahn der
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Spur 0 und eine mechan. Buchdruckerei.
Literatur
– A. Müller, Schulgesch. des Städtchens L., 1963
– A. Müller, L., 1977
– L., 7 Bde., 1984-98
Autorin/Autor: Hans Büchler
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