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Dreamberries – zwischen Traum und Trauma Eine Videonacht im Westfälischen Kunstverein in Münster am 23. August 2008 ab 20 Uhr Ariane Andereggen, Olaf Breuning, Beate Geissler/Oliver Sann, Aneta Grzeszykowska, Cameron Jamie, Anna Jermolaewa, Jesper Just, Dagmar Keller/Martin Wittwer, Jen Liu, Shana Moulton, Heike Mutter/Ulrich Genth, Oliver Pietsch, Claus Richter, Jackie Sumell/Herman Wallace Träume können süß wie saftige Erdbeeren sein, aber auch sauer wie knackige Preiselbeeren. An verregneten Apriltagen kann in der Imagination des herannahenden Frühlings eine pralle Erdbeere von allerschönstem Rot auftauchen. Dieses perfekte Bild steht der Realität häufig drastisch gegenüber. Die Erdbeere kann in ihrer tatsächlichen Erscheinung enttäuschend sein, aber gerade auch in ihrer Unperfektion geliebt verschlungen werden. Die für die Video- und Filmnacht „Dreamberries – Zwischen Traum und Trauma“ ausgewählten Arbeiten beschäftigen sich mit virtuellen und fiktiven Welten, denen wir innerhalb unseres Alltags begegnen oder in die wir aus diesem heraus bewusst eintreten. Die in unserer konsumorientierten Welt angebotenen Lebenskonzepte, Hoffnungen und Lösungen, oder auch die durch sie ausgelösten Ängste, Abwandlungen und Fantasien sind häufig Grundlage der präsentierten Werke. In ihren neu produzierten „Träumen“ dekonstruieren die eingeladenen KünstlerInnen diese Angebote, überprüfen sie auf ihre Tauglichkeit, führen Erweiterungen durch oder schaffen fast vollständig davon losgelöste neue illusionistische Welten. Bei fast allen versammelten Arbeiten kann beobachtet werden, dass der Fokus auf dem bewussten Kreieren einer anderen Welt bzw. dem bewusste Eintreten in eine virtuelle Welt liegt. Von dem Moment an jedoch ist der Übergang zum weniger bewussten, unsteuerbarem Verhalten und Ereignis oft fließend. So wie auch der Sprung vom Traum zum Trauma nicht weit ist. Die präsentierten „Träume“ der KünstlerInnen sprechen davon wie nahrhaft und erfrischend Illusionen fürs Leben sein können, aber auch von deren bitteren, enttäuschenden oder grausamen Nebenwirkungen. In diesen imaginierten Welten liegen Fiktion und Wirklichkeit nah beieinander und sie zeigen auf, wie schwer es ist eine Trennung zu ziehen zwischen dem was real und was fiktiv ist. Theresa Frölich/Antonia Lotz ////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Screening I – 20.30 Uhr Shana Moulton: Whispering Pines 8 (2006) 7‘35“ Lebt in Brooklyn (NY), USA. Studium an der University of California, Berkeley und an der Carnegie Mellon University, Pittsburgh sowie an der Skowhegan School of Painting and Sculpture in Skowhegan, Maine. In der Videoserie „Whispering Pines“ versammelt Shana Moulton verschiedene Suchen nach der Befreiung ihrer physischen Qualen und negativen Gedanken. In mehreren fantastischen Episoden wendet sie sich den Produkten und Versprechungen der heutigen neu-modischen Spiritualitäten zu, um sie für ein bisschen Frieden und Wohlgefühl auszutesten. Auch in der achten Episode tritt die Künstlerin als ihr Alter-Ego Cynthia auf. Das Zuführen des zuckerfreien Drinks Crystal Light beschert Cynthia einen zeitgemäßen Alice in Wunderland Trip, der mit dem Besuch eines Raves endet, auf dem zu den Klängen eines Techno-Remix des kommerziellen Crystal Light Songs getanzt wird. Die Auswege, die Cynthia in der „Whispering Pines“ Serie begeht, eröffnen der BetrachterIn rosig-süße, positiv anregende Erlebnisse, die jedoch deutlich traumatische Züge tragen. Claus Richter: Mechanized Conveyor Cave (2006) 2‘30‘‘ Geboren 1971 in Lippstadt. Lebt in Frankfurt am Main. Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Den thematischen Hintergrund für „Mechanized Conveyor Cave“ bilden ebenso Welten industrieller Produktion – beispielsweise diejenige der Hollywood-Filmindustrie – wie auch kreative Prozesse als solche. Das Material für den Film basiert ebenso auf der Warner Brothers Movie World als auch auf Aufnahmen in einer Opel-Montagehalle in Rüsselsheim. Der Konstruktionscharakter subjektiver Wirklichkeiten und individueller Identität wird hinterfragt, indem die Grenzen zwischen Fiktion und Realität changieren. Gleichzeitig wird die wirklichkeitsstiftende Kraft der Fantasie der Erzählung sowie diejenige von Bildern und Modellen erlebbar. nisten bilden, widersprechen den zunächst geschürten Erwartungen. Präsentiert wird eine weniger stetige Vision von Männlichkeit, der Just innerhalb seiner Arbeiten einen in der Gesellschaft wenig vorhandenen Raum eröffnet. Anna Jermolaewa: Kiss (2006) 3’ Geboren 1970 in Sankt Peterburg, Russland. Lebt seit 1989 in Wien. Studium der Kunstgeschichte an der Universität in Wien und der Bildenden Kunst an der Kunstakademie Wien. Seit 1999 ist sie Professorin für Medienkunst am der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. In Anna Jermolaewas Videos und Installationen taucht häufig in Aktion getretenes Spielzeug auf, das als Spiegel realer Situationen und „Wirklichkeiten“ gelesen werden kann. In „Kiss“ sind es zwei Mickey Maus Masken, die von zwei Menschen vorgeführt werden, deren Stimmen in nur schwer entzifferbare Piepslaute verzerrt sind. Eine spielerische Welt wird dem Betrachter dargeboten, die jedoch schnell ins Traumatische abdriftet. Wie in einer Art Zeitraffer scheint mit „Kiss“ auf den Punkt gebracht zu sein, wovon menschliche Beziehungen bestimmt werden. ////////////////////////////////////////////////// Jesper Just: Bliss and Heaven (2005) 8’10’’ Geboren 1974 in Kopenhagen, Dänemark. Studium an der Königlichen Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen. Jesper Just entwirft mit seinen Videoarbeiten alternative Visionen gegenüber den träumerischen und sehnsüchtigen Hollywoodfantasien, die unser Weltbild prägend mitgestalten. Innerhalb zunächst klassisch erscheinender Filmsets tauchen zu erwartende Stereotype von Männern auf. Die sich in diesen Begebenheiten entwickelnden Geschichten, in denen Musikstücke zumeist die Hauptform des Dialogs zwischen den Protago- Pause Screening im Kabinett Heike Mutter/Ulrich Genth: Creating an image while sleeping (2005) 16‘ Heike Mutter, geboren 1969 in München, studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule für Gestaltung, Pforzheim und Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe sowie der Kunsthochschule für Medien Köln. Ulrich Genth, geboren 1971 in Tübingen, studierte an der Kunstakademie in Münster. Beide leben in Hamburg. Die Szene beginnt mit einer tafelbildähnlichen Kameraeinstellung, die die Gestalt der tief schlafenden Künstlerin zeigt. Sie befindet sich inmitten eines zwielichtigen tropischen Gartens, der von der intensiven Geräuschkulisse zahlreicher Tiere erfüllt ist. Während des ganzen Videos bleibt die Kamera ohne Unterlass in einer schwebenden Bewegung, alternierend zwischen Nahaufnahme und Fernsicht. Zeitweise wird der Betrachter nahe an die Schlafende herangeführt, so dass er ihre Mimik beobachten kann. Dann bringt ihn die Kamera wieder auf Distanz und seine Wahrnehmung wird auf die Beobachtung des Umfeldes gelenkt. Die Sequenz bleibt dabei konstant in einer unprätentiösen Ruhe, die der Atmosphäre eines Bildschirmschoners gleicht. ////////////////////////////////////////////////// Screening II – 21.30 Uhr Jen Liu: Iron Man (2008) 15’’ Geboren 1976 in Smithtown (NY), USA. Lebt in New York. Studium des kreativen Schreibens am Oberlin College in Ohio sowie der Bildenden Kunst und Medienkunst am California Institute for the Arts in Valencia (CA). Die beiden gezeigten Videos der Künstlerin Jen Liu sind Teil 1 und 2 einer Trilogie, deren Handlung auf Jen Lius Erzählung „The Brethren of the Stone“ basiert. In „Comfortably Numb“ (Monitor) wird die Aufnahme eines neuen Mönchs in eine Bruderschaft geschildert, wobei deren ketzerische und gewalttätige Handlungen aufgezeigt werden. Im zweiten Teil verbildlicht die Geburt des „Iron Man“ (Screening) den Kämpfer des heutigen, technologischen Zeitalters, der den Mönchen konträr gegenüber steht. Grundlage für die musikalischen Elemente der Arbeiten sind die gleichnamigen Stücke der Bands Pink Floyd und im zweiten Fall Black Sabbath. Mit ihrer Trilogie lässt Jen Liu das 14. mit dem 21. Jahrhundert zusammenstoßen. Neben dem Kampf zwischen Natur und Technologie werden Aspekte von Staatsgewalt und zivilem Ungehorsam sowie Modernität und Nostalgie thematisiert. Leicht, selbstverständlich bis ironisch ist dabei der Umgang der Künstlerin mit Science Fiction und aktueller Popkultur. Olaf Breuning: King (2000) 9’24’’ Geboren 1970 in Schaffhausen, Schweiz. Lebt in New York and Zürich. Berufsausbildung zum Fotografen in Zürich und Postgraduiertenstudium der Fotografie an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. In seiner Arbeit „King“ tritt Olaf Breuning selber als Teil seiner präsentierten Fantasiewelt auf. Mit Perücke, roten Shorts, Sonnenbrille und Goldkette scheint er sich aus dem Alltag hinaus in eine fantastische, heldenhafte Welt katapultiert zu haben. Schnell wird sowohl deutlich, wie sehr unsere Wahrnehmung von Fernsehbildern, Werbung und Computerspielen beeinflusst wird als auch wie eng das Universum des Künstlers an reale Problematiken geknüpft ist. In der Wüste von Utah entfaltet Olaf Breuning eine von Kampf, Krieg, Leben und Tod beherrschte Szenerie, die alte Mythen und Popkultur durchmischt und schafft so mit seiner besonderen Art der Darstellung eine Traumwelt, die Fragen nach der Realität aufwirft. ////////////////////////////////////////////////// Pause Screening im Kabinett Cameron Jamie: Spook House (2003) 20’ Geboren 1969 in Los Angeles (CA), USA. Lebt in Paris. Cameron Jamie forscht seit seinen künstlerischen Anfängen, zu Beginn der 1990er Jahre, intensiv in subkulturellen Schattenreichen und dokumentiert seither in seinen künstlerischen Arbeiten vorwiegend die Ausformungen von Fantasien und Ideen der amerikanischen Mittelklasse. Ihre Vorstadtutopien präsentiert er den BetrachterInnen radikal im Spiegel, womit er sich nicht nur zu einem präzisen Chronisten amerikanischer, sondern in der Konsequenz auch unserer Kultur und Lebensweise macht. Denn sowohl die Popularität von Wrestling (Fokus seiner Videoarbeit „BB“) als auch Halloween (zentrales Thema des hier präsentierten Videos „Spook House“) schwappten in der Folge nach Europa. Mit „Spook House“ fokussiert Cameron Jamie die skurrilsten Auswirkungen des Halloween Festes, die von einer Faszination für Tod, Angst und Gewalt sprechen. Eine parallele, greifbare, materielle Welt wird zu der Alltäglichen aufgezeigt. ////////////////////////////////////////////////// Screening III – 22.30 Uhr Aneta Grzeszykowska: Black (2007) 11’43’’ Geboren 1974 in Warschau, Polen. Lebt in Warschau. Studium an der Kunstakademie in Warschau. Zusammenarbeit mit Jan Smaga seit 1999. Mit ihrer Arbeit „Black“ schafft Aneta Grezeszykowska eine fiktionale Auseinandersetzung mit dem Thema der Unendlichkeit. Die Künstlerin selbst begibt sich im Video auf eine Reise durch einen immateriellen, schwarzen Raum. Dieser scheint durch ihre Bewegungen und Handlungen hin und wieder als solcher greifbar zu werden, um sich dann sogleich wieder aufzulösen oder zu verändern. In seiner Fähigkeit sich zu verwandeln, entweder gesteuert durch die in ihm reisenden Künstlerin oder durch scheinbar magische Kräfte, mutiert er von unendlich bis einengend, vom Schutzraum zum Gefängnis. In ihrer Arbeit verbindet die Künstlerin reale Performance mit virtueller Fantasie und offeriert der BetrachterIn somit die Erfahrung von einer Körperlichkeit, die sich aus der schwarzen Fläche heraus konstituiert. Jackie Sumell/Herman Wallace: The House That Herman Built (2006) 16‘ Jackie Sumell, geboren 1973 in Brooklyn (NY), USA. Lebt in New York. Bachelor of Science in Sportmedizin am College of Charleston, South Carolina sowie postgraduierten Abschluss des San Francisco Art Institutes und Master of Fine Arts an der Stanford University. Das Projekt „The House That Herman Built“ ist der Versuch einer Künstlerin, einem Gefangenen virtuelle Freiheit zu schenken. Seit 34 Jahren verbringt Herman Joshua Wallace sein Leben in Einzelhaft im Lousiana State Penitentiary in An- gola, USA, einem der größten Gefängnisse des Landes. Er lebt dort in einer 2 x 3 Meter großen Zelle und hat täglich nur eine Stunde Ausgang, zum Duschen oder für den Freigang. Ursprünglich wegen Raubüberfalls inhaftiert, erhielt Herman Wallace in den 1970er Jahren weitere Haftstrafen aufgrund seiner Aktivitäten in der Black Panther Bewegung. Dagmar Keller & Martin Wittwer: Alles wird gut (2006) 10‘ Dagmar Keller, geboren 1972 in Donaueschingen, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und an der Kunsthochschule für Medien Köln. Martin Wittwer, geboren 1969 in Lausanne, Schweiz, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf. Beide leben derzeit in Bangkok und arbeiten seit 1997 gemeinsam als Künstlerduo. Dagmar Keller und Martin Wittwers Beschäftigung innerhalb ihrer trügerischen Videos und Installationen gilt den fiktionalen Fähigkeiten der Medienwelt, die sie über ein verschachteltes System von Konstruktionen und Dekonstruktionen entlarven. Die Videoinstallation „Alles wird gut“, entstand während eines Aufenthaltes des Künstlerpaars in Bangkok. Die von den Flammen umspielten Papierhäuser stammen aus Chinatown und werden normalerweise zusammen mit verschiedensten anderen Objekten von Chinesen bei Beerdigungszeremonien verbrannt. Sie sollen das „materielle“ Wohlergehen der Verstorbenen im Jenseits sichern. Dieses Ritual ist Ausgangspunkt von “Alles wird gut”. Die im Video vollzogene Umnutzung, Umkehrung und auch der Titel haben in ihrer Doppeldeutigkeit sowohl erlösende als auch beklemmende Wirkungen. ////////////////////////////////////////////////// Monitore im Ausstellungsraum: Jen Liu: Comfortably Numb (2008) 16’23’’Geboren 1976 in Smithtown (NY), USA. Lebt in New York. Studium des kreativen Schreibens am Oberlin College in Ohio sowie der Bildenden Kunst und Medienkunst am California Institute for the Arts in Valencia (CA). Die beiden gezeigten Videos der Künstlerin Jen Liu sind Teil 1 und 2 einer Trilogie, deren Handlung auf Jen Lius Erzählung „The Brethren of the Stone“ basiert. In „Comfortably Numb“ (Monitor) wird die Aufnahme eines neuen Mönchs in eine Bruderschaft geschildert, wobei deren ketzerische und gewalttätige Handlungen aufgezeigt werden. Im zweiten Teil verbildlicht die Geburt des „Iron Man“ (Screening) den Kämpfer des heutigen, technologischen Zeitalters, der den Mönchen konträr gegenüber steht. Grundlage für die musikalischen Elemente der Arbeiten sind die gleichnamigen Stücke der Bands Pink Floyd und im zweiten Fall Black Sabbath. Mit ihrer Trilogie lässt Jen Liu das 14. mit dem 21. Jahrhundert zusammenstoßen. Neben dem Kampf zwischen Natur und Technologie werden Aspekte von Staatsgewalt und zivilem Ungehorsam sowie Modernität und Nostalgie thematisiert. Leicht, selbstverständlich bis ironisch ist dabei der Umgang der Künstlerin mit Science Fiction und aktueller Popkultur. Ariane Andereggen: Videosagen (2003) 5´ Geboren 1969 in Aigle (Waadtland), Schweiz. Lebt in Basel und Zürich. Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Bern und Studium der Medienkunst und Szenografie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Der Arbeit „Videosagen“ liegt eine intensive Beschäftigung mit Sagen aus dem Unterengadin sowie dem Band „Mythologische Landeskunde“ von Arnold Büchli zugrunde. Bilder aus der Engadiner Landschaft bilden das visuelle Pendant zu den äußerst knapp und kurz gehaltenen Mythen. Die Bilder, spontane Blicke auf die Bergwelt sowie inszenierte Kuriositäten, finden ihre Entsprechung in den eigenwilligen Sagen, die sich mit Tod, Naturkatastrophen, Hunger, Armut und Glauben befassen. ////////////////////////////////////////////////// Monitore im Foyer: Oliver Pietsch: Drugged (2004) 16’ und Tuned (2004) 14’ Geboren 1972 in München. Lebt in Berlin. Studium an der Kunstakademie in München. Mit den Arbeiten „Drugged“ und „Tuned“ wirft Oliver Pietsch den Blick auf die sich eröffnenden Welten des Drogenkonsums. Als fantastische Erfahrung können diese Welten eine kurze Flucht aus dem Alltag bedeuten, in den es sich dann im Anschluss allerdings nicht immer wieder ganz einfach zurückkehren lässt. Innerhalb der Filmgeschichte tauchen zahlreiche Metaphern für den Drogenrausch auf, die Oliver Pietsch gesammelt und in seiner Arbeit „Drugged“ zusammengefügt hat. Seine Arbeit zeigt wie unsicher es ist ob der Drogenkonsum in einer wunderbaren Reise oder einem Alptraum enden wird. Gegenüber den Metaphern der sich eröffnenden Welten sind in „Tuned“ Bilder von Menschen während der Drogeneinnahme versammelt. Die schnell aufeinander folgenden Gesichter erscheinen in ihrer Hilfund Ziellosigkeit radikal isoliert und scheinen doch zusammengenommenen wieder eine Einheit zu bilden. Eine einheitliche Gruppe, die sich durch ihren Flug fern der Gesellschaft auf der Suche nach ihrem wahren Selbst auszeichnet. ////////////////////////////////////////////////// Screening im Foyer: Beate Geissler/Oliver Sann: Shooter (2001) 16‘ Beate Geissler, geboren 1970 in Neuendettelsau, studierte an der Staatlichen Fachakademie für Fotodesign in München und an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Oliver Sann, geboren 1968 in Düsseldorf, studierte an der Staatlichen Fachakademie für Fotodesign in München und schloss 1999 sein Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln ab. Beide leben derzeit in Chicago und arbeiten seit 1994 gemeinsam als Künstlerpaar. Beate Geissler und Oliver Sann nehmen in ihrem Video „Shooter“ eine Perspektive ein, die gänzlich aus dem Illusionsraum des Computerspiels heraustritt und sich den Spielenden selbst zuwendet. Im Verlauf von zwei Jahren haben sie auf LAN-Parties Personen mit Konzentration auf deren Mimik gefilmt, während diese in das Spiel so genannter Ego-Shooter vertieft waren. Aus minimalen Bewegungen und Veränderungen im Gesichtsausdruck der Spielenden lassen sich Erfolg und Misserfolg, Konzentration und Anspannung ablesen. So wie die Spieler sich zwar bewusst in das Spiel, damit jedoch zugleich in die Fiktion hineinbegeben, erfährt das Spiel ausgehend von den sichtbaren mimischen Spuren im Gesicht des Spielers eine Art Rückbindung an die „Wirklichkeit“.