June 2016 - Berghain

Transcription

June 2016 - Berghain
TB Arthur LIVE
Answer Code Request ostgut ton Anthony Parasole the corner
Blind Observatory gravitational Fiedel mmm Gunnar Haslam l.i.e.s.
Rødhåd dystopian Young Male work them
Panorama Bar – Zehn Jahre Rekids
Boris ostgut ton David Morales def mix Jamie Fry stablo
Markus Suckut figure Peggy Gou rekids Radio Slave rekids
Ryan Elliott ostgut ton Spencer Parker work them
Techno war schon immer gut zur Mythenbildung. Als vor zwei Jahren die erste Platte von T.B.
Arthur erschien, verkündete das beiliegende Infosheet die Story eines vergessenen Produzenten
aus Chicago, der in den 90ern beeindruckend heutig klingende Acid Techno-Nummern produzierte
und kurz danach wegen Geldproblemen die Szene wechselte. Sein damaliger Partner, so hieß es,
bot jetzt diese als Testpressung daherkommende Platte als Warehouse-Fund den üblichen TrüffelJägern Hard Wax und Clone an. Dass in der Auslaufrille „MMMJR“ eingraviert war, eine Abkürzung
für Metropolis Mastering Chicago – ein legendäres Presswerk, das Ende der 90er Jahre schließen
musste –, untermauerte die Geschichte. Nun, inzwischen sind fünf weitere, nicht weniger relevante
Platten von T.B. Arthur erschienen und er spielt regelmäßig live – man darf also durchaus von
einem gut gemachten Hoax ausgehen. Dass seine psychedelischen Acid-Exkursionen dadurch
nicht weniger intensiv ausfallen, davon kann man sich heute Nacht im Berghain überzeugen. In
der Panorama Bar feiert derweil Matthew Edwards alias Radio Slave mit einem beeindruckenden
Line-up das Zehnjährige seines Labels Rekids – unter anderem mit dem New Yorker DJ David
Morales, den man sehr lange nicht mehr in Berlin hören durfte. Der mehrfache Grammy-Gewinner
und Topless-Posterboy der amerikanischen Superstar-House-DJs war zuerst Resident-DJ in Clubs
wie der Paradise Garage, Loft und Sound Factory, bevor er sich als Producer und Remixer von
Mariah Carey, Madonna, Whitney Houston und vielen mehr auch abseits der Underground-Clubs
etablieren konnte.
INIT LIVE hivern discs
Ben Klock klockworks Cassegrain prologue Etapp Kyle klockworks
Function ostgut ton Marcel Dettmann mdr Phase Fatale jealous god
Silent Servant jealous god
Panorama Bar
Chez Damier prescription Discodromo cocktail d'amore
Fatherhood clubwerks Ge-ology sound signature Steffi ostgut ton
Tama Sumo ostgut ton The Black Madonna stripped & chewed
Zwei Wochen nach seinem DJ-Set in der Correspondant-Nacht spielt Benedikt Frey heute mit sei­
nem Projekt INIT live im Berghain. Zusammen mit der Sängerin Nadia D'Alo erkundet er damit eher
das kosmische, Kraut-beeinflusste Spektrum psychedelischer House-Musik, wie man auf ihrem
im vergangenen Jahr erschienenen Album Two Pole Resonance hören kann. Frey zählt sicher zu
den interessantesten der von interessanten Producern nicht gerade dünn besiedelten Rhein-MainGegend, mit dem Robert Johnson als institutionellen Fixpunkt. Als INIT führt beide ihre Interessen
an Jazz, Dub, Krautrock und Minimal Music konsequent zu einem hochverdichteten, komplexen
Sound, der einen in nebelverhangene Rotlichtatmosphären führt. Fatherhood ist das gemeinsame
Projekt des New Yorkers Michael Magnan und des Berliners Physical Therapy. In ihren Sets spielen
sie eine Menge selbstproduzierter Edits von Disco-Klassikern, eine Vorliebe, die sich auch auf ihrer
bislang einzigen Veröffentlichung manifestiert. „Loleatta On Acid“ ist genau das: ein gut bekanntes
Vocal der Disco- und Soul-Sängerin Loleatta Holloway in einem umwerfenden Acid-Workout –
passt natürlich prima zum übrigen gewitterschweren Programm.
Freitag 24.06.2016
Tür 20 Uhr, Start 21 Uhr
Merge
Berghain
Blanck Mass LIVE sacred bones Föllakzoid LIVE sacred bones
Mueran Humanos LIVE atp S S S S LIVE haunter
Michael Nur Jaba
MERGE verbindet organische Musik mit der Speerspitze der Elektronik. Zum Start der neuen Event­
reihe wird Blanck Mass sein Berliner Clubdebüt feiern. Unter diesem Alias übersteigt Benjamin
John Power, den man vor allem als Teil der Fuck Buttons kennt, die Grenzen von EBM und ähnlich
darke Gefilde ebenso wie die düsteren Körperwelten von Techno. Neben der gemeinsamen Freund­
schaft und der Natur ihrer Heimat Chile ließen sich Föllakzoid vor allem von alten Krautrock-Helden
inspirieren. Als Ergebnis entstand ein meditativer, repetitiver und psychedelischer Sound, irgendwo
zwischen Ayahuasca und Kraftwerk. Das Wahlberliner Duo Mueran Humanos ist dieses Jahr nicht
oft an der Spree zu finden – vom SXSW Festival bis zum Primavera erkannten die Booker von Welt
die Magie der beiden Argentinier. Mueran Humanos zufolge verweist der Name vor allem auf das
Sterben als einzig wirklichen Imperativ und auf die morbide Kehrseite alles Leben­digen. Entspre­
chend wird das Menschliche auch auf allerlei Spuren des Verfalls hin abgeklopft, die Musik wird
zur Katharsis, der Auftritt zu einer dunklen Beschwörung.
David Morales spielt am Samstag, den 11. Juni, in der Panorama Bar.
Samstag 18.06.2016 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain
Auch wenn der Berliner CSD dieses Jahr verlegt wurde, ist der Juni
traditionell der Gay Pride-Monat in der Stadt. Als jemand, der in den
70ern und 80ern in New York lebte, musst du eine Menge sozialer
Umwälzungen mitgemacht haben. Was waren deine ersten Erfahrungen
in der schwulen Szene New Yorks?
Dazu kann ich eine Geschichte erzählen. Ich bin als Hetero-Clubber
immer freitags in die Paradise Garage, weil der Samstag die
schwule Nacht war. Als mich der Besitzer dann mit 21 fragte, ob
ich in der Paradise Garage auflegen wolle, habe ich ihm gesagt,
Samstag 11.06.2016 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain
From vinyl with love! Seit über zehn Jahren folgt Thomas Wendel alias Oracy dem Leitspruch für
seine Labels Mojuba, a.r.t.less und Wandering, auf denen er jeweils unterschiedliche Facetten von
House, Techno und experimentellere Musik ohne Tanzkorsett verlegt. Wissend um die history of
house music, extrem qualitätsbewusst, top Mastering, gutes Artwork – Wendel zeigt, wie man
ein Label konsequent über den Inhalt und nicht den Hype positionieren kann. Zur heutigen Finest
Friday-Nacht spielt er zusammen mit seinen Label-buddys Sirko Müller und Konstantin Sibold, der
vor seinem aktuellen Omen-Gedenk-Übertrance-Hit „Mutter“ auf Running Back vor zwei Jahren
mit „I'm In Need“ seine soulorientierte Seite auf Mojuba offenbart hat. Live gibt es das Münchner
Hardware-Techno-Duo Trap10 zu hören, deren Interregnum EP auf a.r.t.less gerade frisch das
Presswerk verlassen hat.
Du hast kürzlich eine Maxi auf Rekids und einen Remix auf Crosstown
Rebels veröffentlicht – ist das ein Zufall oder näherst du dich gerade
wieder etwas der europäischen Szene an?
Meine Karriere startete auf dem europäischen Markt. Ich war in
Europa früher bekannt als in den USA. Ich habe eine Menge Platten
für den britischen Markt geremixt. Auch als New Yorker HouseDJ habe ich schon ganz früh eine Menge Musik aus UK gespielt,
schon alleine weil die meisten meiner Remixes nur als Importe zu
haben waren. Europäische Musik hatte einen großen Einfluss auf
mich, Sachen wie KLFs „What Time Is Love“ oder Technotronics
„Pump Up The Jam“. Manche sagen, dass ich als erster diesen
düster-dubbigen Progressive-Sound im damaligen Club Red Zone
spielte. Mein Red Zone-Projekt ist eine Hommage an diese Zeit und
ich fühle mich geehrt, dass es auf Rekids erschienen ist. Ich spiele
alle Arten von Musik, das ist mir wichtig. Man sollte als DJ nicht
immer versuchen, zu kategorisieren. Als ich zwischen 1989 und 1992
Resident im Red Zone war, habe ich immer 7 Stunden aufgelegt und
mich dabei stilistisch nicht beschränkt – am Ende geht’s nur darum,
dass man versteht, wie man den Dancefloor bearbeiten muss.
Eine Finest Friday-Nacht mit DJs, die sich lokal engagieren und weit über die Grenzen ihres ange­
stammten hometurfs beliebt sind. Steffen Bennemann ist einer der Köpfe hinter dem auch nach 20
Jahren immer noch sehr sympathischen Festival Nachtdigital, das seinen Reiz unter anderem aus
dem eklektischen Booking mit Hang zum Experimentellen und Melodie-Seeligem bezieht – was
sich auch im DJ-Stil von Bennemann widerspiegelt. Eng verbunden mit dem Festival und dieses
Jahr auch wieder mit dabei sind Kann-Labelbetreiber Sevensol und Map.ache mit ihrem DJ-Duo
Manamana – lange Sets sind ihre Spezialität. Nicolas Lutz ist einer der wenigen DJs, die sich aus­
schließlich auf’s Auflegen konzentrieren, seine subtilen Sets und seine unoffensichtliche Selection
haben ihm in den vergangenen Jahren eine wachsende Anhängerschaft beschert.
Trap10 LIVE a.r.t.less
Konstantin Sibold running back Oracy mojuba Sirko Müller tokomak
Zu welchem Künstler mit denen du gearbeitet hast – wie Mariah Carey,
Madonna, Michael Jackson, Whitney Houston, U2 oder Róisín Murphy –
fühlst du die stärkste Verbindung? Gibt es jemand, der noch auf deiner
Wunschliste steht?
Mit Mariah Carey habe ich am meisten gearbeitet. Ich habe eine
Menge von ihr gelernt. Ich kann mich glücklich schätzen, mit
einer Menge toller Künstler gearbeitet zu haben. Von der jungen
Generation würde ich gerne mal was mit Justin Timberlake machen,
den finde ich großartig.
Edward giegling Manamana kann
Nicolas Lutz my own jupiter Steffen Bennemann nachtdigital
Mojuba
Du spielst selbst gerne mit deiner physischen Präsenz und absolvierst die
meisten Gigs ohne Oberbekleidung. Wie kam‘s eigentlich dazu?
Damals wurde in den Clubs geraucht. Ich hasste es zu schwitzen
und nach Zigarettenrauch zu stinken, vor allem weil ich selbst
nie geraucht habe. Ich fühlte mich immer etwas unwohl. Also zog
ich mein Shirt aus, selbst als ich noch untrainiert und dünn war.
Lustigerweise dachten alle ich sei schwul, als ich muskulöser
wurde. Für einen Hetero-DJ war es einfach nicht normal, das T-Shirt
auszuziehen, das machten nur die Typen in den schwulen Clubs.
Mir ging es aber in erster Linie darum, ohne T-Shirt bequemer
aufzulegen, gerade wenn es im Club sehr heiß ist. Wenn es eher
kalt ist, lasse ich meine Klamotten natürlich an.
Finest Friday
Start 24 Uhr
dass ich noch nie vor einem schwulen Publikum aufgelegt hätte.
Seine Antwort war: „Ich möchte einfach nur, dass du deine Musik
spielst“ – ich dachte ich müsste da irgendwie anders auflegen. An
dem Zeitpunkt realisierte ich, wie großartig es sein kann, für ein
schwules Publikum aufzulegen. Sie liebten meine Musik, hatten
eine super Zeit miteinander. Ich muss zugeben, dass ich in jungen
Jahren etwas homophob war. Im Laufe der Zeit habe ich aber
sehr gute schwule Freunde gewonnen. Ich urteile nicht über die
Sexualität anderer Menschen.
Start 24 Uhr
Und dann die CSD-Demos. Ab jetzt jedes Jahr. Überall, immer
mehr und für uns sehr bald nur noch in Berlin. Anfangs waren
die Strecken eher kurz, die Teilnehmerzahl überschaubar, die
Aussagen eindeutig und klar politisch. Aber es war schon
immer sehr viel Spaß dabei. Dass die anfängliche Radikalität
und Klarheit immer mehr „im Brei der Bewegung“ verschwamm,
wurde schon 1983 im Torso (für die Nachgeborenen: frühe, sehr
politische Schwulenzeitschrift) beklagt. Nun ja, alles wurde
immer bunter, immer schöner, und heute sind es große Paraden
für alle, wichtige Termine im Berliner Veranstaltungskalender.
Auch gut, oder?
Freitag 10.06.2016
Panorama Bar
Pfingsten 1976 in München. Treffen von politischen
Schwulengruppen, organisiert vom Verein für sexuelle Gleichberechtigung, wir waren Teil der Braunschweiger Delegation.
Jede Gruppe stellte sich auf der Eröffnungsveranstaltung kurz
vor. Ich erinnere ich mich hier nur an unser merkwürdig albernes
und ziemlich blödes Auftreten. „Wir begrüßen den Aufbruch mit
einem dreifachen Tuck, Tuck, Tuck“ oder so ähnlich. Aber es
wurde heftig gelacht und gejubelt. Auf dem Marienplatz wurde
eine Kundgebung abgehalten, es wurden Flugblätter verteilt,
es gab wohl auch einen kleinen Umzug. Keine Parade! Und im
Rationaltheater sang Ingrid Caven. Zufällig oder absichtlich
zur Zeit des Pfingsttreffens? Weiß ich nicht. „Mein Lederkerl“,
„Liebe kommt“, „Der Heideknabe“. Wie toll!
Trotzdem ist der CSD wichtig, auf jeden Fall wichtiger als Fußball.
Mir jedenfalls! Also: Wir sehen uns am 25.06. oben an der Klobar,
dann können wir ja nochmal drüber reden!
Das in Berlin ansässige Label Cosmo Rhythmatic macht für diese Nacht gemeinsame Sache mit
CTM Festival und Berghain. Das von Shapednoise, D.Carbone und Ascion betriebene Label feiert
das neueste Release, das aus der Zusammenarbeit von Grischa Lichtenberger und dem kana­
dischen Künstler Jesse Osborne-Lanthier entstand. Aber auch andere Künstler aus dem Label­
dunstkreis dürfen nicht fehlen: Mika Vainio & Franck Vigroux sind ebenso im Line-Up vertreten
wie Shapednoise persönlich, in audiovisueller Kollaboration mit dem Videokünstler sYn sowie mit
einem DJ-Set. Live-Auftritte von Container und Xosar sowie ein DJ-Set von Golden Pudel-Resident
Nina runden das Paket ab. Intensität pur.
Freitag 17.06.2016
Panorama Bar
David, du gehörst zu den frühen New Yorker Superstar-DJs und
hast in den vergangenen drei Dekaden nicht nur immer wieder die
Grenzen zwischen Underground-Club-Kultur und Massenkompatibilität
ausgelotet, sondern auch mit einigen der erfolgreichsten SängerInnen
und Gruppen gearbeitet. Heutzutage mutet eine Karriere wie deine völlig
unmöglich an, zumindest abseits der EDM-Szene. Was war das kulturelle
Fundament, auf dem deine Karriere fußt?
Anständige Musik. Damit meine ich, dass ich als Heranwachsender
vor allem Funk hörte. Meine Bildung bestand aus gut produzierten
Songs. Ich habe mit Fünf oder Sechs angefangen, intensiv Musik zu
hören. Meine Eltern haben zuhause immer viel Latin Music gespielt,
das war aber nicht so mein Ding. Es gab ein Veranstaltungshaus
in unserer Nachbarschaft, in das ich mich immer einschlich, wo
ich Funk-Bands hören konnte. Als ich anfing in Clubs auszugehen,
ging es mir vor allem um Songs, die Live-Elemente wie echte
Drummer und eine Orchestrierung hatten. Als DJ war das meine
Ausbildung. Stell’ dir vor, du mixt zwei Platten mit unterschiedlichen
live eingespielten Schlagzeugern. Die Intros damals waren kurz.
Man musste wirklich mit den Plattenspielern arbeiten, um die Beats
anzugleichen, weil die sich immer wieder verschoben. Dagegen ist
es einfach, Sequenzer-basierte Musik zu mixen.
Über das sich wunderbar lautmalerisch SHXCXCHCXSH nennende Techno-Duo ist nicht viel be­
kannt, außer dass sie aus Schweden kommen und auf ihren bisherigen zwei Alben STRGHTS und
­Linear S Decoded für Shifteds Avian-Label ziemlich viel richtig gemacht haben. War ihr Erstling
noch ein äußerst ernst klingender Monolith in Sachen Industrial Techno, erlaubten sie sich
auf den folgenden Releases immer wieder mal etwas Licht und musikalische Variation in ihre
Noise-getränkte Härte schimmern zu lassen. Heute Nacht live im Berghain: SHXCXCHCXSH!
In der Panorama Bar feiert Jennifer Cardini das fünfjährige Jubiläum ihres Labels Correspondant,
das von der 15 neue Tracks umfassende Compilation 4 flankiert wird. Cardini hat ihr Label als
erstklassige Plattform mit einer internationalen Producercrew für das dunklere, ambivalentere
Spektrum von Clubmusik aufgebaut, das an den Schnittstellen von House, Techno, Disco und
Wave operiert.
Container LIVE spectrum spools Franck Vigroux LIVE d'autres cordes
Grischa Lichtenberger LIVE raster-noton Jesse Osborne Lanthier LIVE hobo cult
Mika Vainio LIVE touch Shapednoise LIVE cosmo rhythmatic
sYn present Metaphysical LIVE Xosar LIVE gyrocyre
Nina Shapednoise
Thilo Schneider
David Morales
Andre Bratten LIVE full pupp Zombies in Miami LIVE correspondant
Benedikt Frey larj Jennifer Cardini correspondant
Lena Willikens cómeme Marvin & Guy correspondant
Mozhgan we are monsters nd_baumecker ostgut ton Solar we are monsters
Polymorphism #18|Cosmo Rhythmatic
Januar 1976 im FreiBiZe (Freizeit und Bildungszentrum)
Braunschweig. Ödipus-Kollektiv, eine schwule Theatergruppe
aus Hamburg präsentiert Brühwarm – ein schwuler Jahrmarkt.
Meine Aufgabe als Mitglied in der Schwulengruppe
Braunschweig war es, im Foyer einen Büchertisch mit
emanzipatorischer Literatur zu betreuen. Was da so lag, keine
richtige Ahnung mehr, sicherlich viel Hektographiertes und
Zusammengetackertes, Literatur über die Männer mit dem
Rosa Winkel und über die Freuden der Schwulen, vielleicht
auch „… und wenn Ihr Sohn so wäre?“. Es war auf jeden Fall für
uns sehr wichtig. Auch an das Stück erinnere ich mich nur noch
fragmentarisch. Es war brüllend komisch, sehr unanständig
(na klar), extrem kraftvoll, radikal, kompromisslos. Und genau
so fühlte ich mich hinterher, wie sicherlich ganz viele andere
auch. Und dann begegnete ich am Büchertisch dem (Vorsicht:
Pathos!) Mann meines Lebens. Er interessierte sich bald nur
noch sehr oberflächlich für das Ausgelegte, um sich dann
neben den Büchertisch zu stellen, mich permanent anzusehen
und einfach nicht mehr wegzugehen – bis heute. Gepriesen
sei daher auch aus dieser ganz persönlichen Erfahrung der
schwule Aufbruch und die emanzipatorische Literatur!
Panorama Bar – Fünf Jahre Correspondant
Start 24 Uhr
1976 …
von Jürgen Wronski
SHXCXCHCXSH LIVE avian
Aurora Halal mutual dreaming Cosmin TRG fizic Developer modularz
DJ Nobu bitta Kareem zhark P.E.A.R.L. falling ethics Vincent Neumann distillery
– im Fummel und auf High-Heels: Es ging am Adenauer-Platz los; als
ich an der Gedächtniskirche ankam, hätte ich mir am liebsten die
Füße abgesägt – das schien mir weniger schmerzhaft, als auch nur
einen Schritt weiterzulaufen.
Samstag 04.06.2016 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain
Unverrückbar
von Ades Zabel (Protokoll: Biggy van Blond)
Alan Abrahams Musik hat eine zeitlose und sofort wiedererkennbare Qualität, die in dieser Form
einmalig sein dürfte. Der ursprünglich aus Südafrika stammende und nach Stationen in London,
Berlin und Lissabon inzwischen in Paris lebende Producer hat nämlich etwas, was den meis­
ten seiner Kollegen abgeht: Songwriter-Qualitäten, ein Gespür für besondere Sounds und eine
Stimme, die einen so kraftvoll wie enigmatisch in die Knie zwingt. Als Portable veröffentlicht
er seine songorientierteren Sachen (im Herbst wird ein Album auf !K7 erscheinen), als Body­
code rückt er mit polyrhythmischen Grooves dem Dancefloor stärker auf die Pelle. Zur heutigen
…get perlonized!-Party spielt Abrahams eines seiner Bodycode-Sets, flankiert von den üblichen
Verdächtigen.
Das erste Mal
Bodycode LIVE
Sammy Dee Thomas Melchior Zip
Diese vermeintliche Community, die so oft beschworen wird, scheint
mir oftmals auch nur als Wortblase. Schwule und Lesben sind ein
Abbild der Gesellschaft, mit manchen will man dementsprechend
auch einfach nix zu tun haben, denn Sexualität ist da für mich der
kleinste gemeinsame Nenner. Ein Beispiel: Fans meiner Shows, die
erst mich als Edith Schröder und dann irgendwelchen AfD-Scheiß
auf Facebook liken – mit denen möchte ich nicht als Community
betrachtet werden.
...get perlonized!
Ach, vielleicht nehm’ ich das zu persönlich (Fußball langweilt
mich einfach!). Aber mit dem CSD verbinde ich nun mal auch ’ne
Menge persönliches! Im Grunde genommen ist er teilweise eine
Aneinanderreihung von ersten Malen:
Start 24 Uhr
Gut, das alles klingt natürlich nach jeder Menge Spaß und eher
weniger nach großem politischen Einsatz. Und trotzdem bleibt auch
für mich die Frage: Wo soll es mit dieser Veranstaltung hingehen?
Soll man sich dem Kommerz hingeben und einfach abfeiern?
Scheiße, stimmt schon: Ich liebe feiern! Aber man sollte dann und
wann auch mal genauer drauf gucken, dass es ’ne Demo ist und
nicht alles an Akzeptanz erreicht ist für unsere Community. Oh nein,
schon wieder so ein politisierten Begriff: Community.
Freitag 03.06.2016
Panorama Bar
Und mit der zunehmenden Kommerzialisierung des CSDs fiel
auch was für mich ab – in meinem persönlichen Erinnerungsalbum
legendär: das Besäufnis mit Wowereit an der Jägermeister-Maschine.
Die Idee, ein Album komplett aus Klängen einer Waschmaschine zu machen, kam Matmos' Martin
Schmidt während er mit den Fingern auf der Whirlpool Ultimate Care II in seinem Studio trommel­
te, versunken in zerstreuter Kontemplation ihrer zyklischen Rhythmik. Was als Jux begann, gipfelte
nach einer umfassenden Überprüfung des Erlebten im kreativen Prozess selbst. „Wir fingen mit
dem reinen Klang der Waschmaschine an“, sagt Daniel. „Wir nahmen den gesamten Waschzyklus
auf, waren aber recht enttäuscht davon.“ Dann begann das experimentieren und Fragen standen
im Raum: Wie macht man daraus ein Instrument? Viele Klangbearbeitungen später präsentiert sich
Ultimate Care II als ein kontinuierlicher Track von 38 Minuten, exakt die Länge eines Waschgangs.
Ich bin echt nicht der Traditionalist. Weihnachten? Stöhn…
Silvester-Ausflippen auf Bestellung? Gähn… Und auch der CSD ist
für mich keinesfalls DAS Highlight meines Jahres. Aber es wurmt
mich schon, dass diese Demo, die ohnehin seit Jahren eine immer
stärkere Kommerzialisierung erfährt – der Streit zwischen Polittunten
und Partyelsen hat eigentlich auch fast schon so lange Tradition wie
der Tag selbst –, einer so grandiosen Einrichtung (Achtung: Ironie!)
wie der Fanmeile weichen muss, nur um auf Teufel komm’ raus auf
der Straße des 17. Juni stattfinden zu können. Man könnte ja eine
Pulle Sekt und eine Trillerpfeife zu wenig verkaufen … Klar: Bei jeder
Demo kommt’s natürlich auch auf den Ort an, aber muss es immer
die große Kulisse sein?
Matmos LIVE thrill jockey
Klara Lewis LIVE
– Geschlechtsverkehr auf dem CSD. Der Mann roch auf dem Kopf
nach Sex (fragt nicht!). Wir hatten schon auf der Straße geflirtet. Im
Tiergarten kam der Vorschlag, hinter’s Gebüsch zu gehen. Ich wollte
nicht, dafür kennen mich zu viele! Wir zogen Richtung Adlon auf der
Suche nach einem Taxi, das wir aber erst am Friedrichstadtpalast
bekamen – aber dann war überall gesperrt. Naja, es hat noch eine
Stunde gedauert, bis wir endlich dazu kamen. Und ja, es hat sich
gelohnt…
– Moderation der Abschlusskundgebung an der Siegessäule: Der
Anblick der zuschauenden Massen auf den 17. Juni verschlug mir
den Atem.
Berghain
Ein Text zum CSD im Juni-Programm? Der ist dieses Jahr doch
erst im nächsten Monat?! Tja, egal: Das Berghain macht halt jetzt
einen CSD-Flyer und „das ist auch gut so!“ Denn der Juni ist seit
jeher DER traditionelle‘CSD-Monat in Berlin. Aus gutem Grund:
Die Berliner Lesben- und Schwulenbewegung orientierte sich seit
dem ersten deutschen Christopher Street Day an dem Startschuss
der schwul-lesbischen Emanzipationsbewegung, den Stonewall
riots. Und die fanden am 28. Juni 1969 statt, somit war der letzte
Samstag im Juni als Gedenktag gesetzt, an dem für Rechte
demonstriert, Missstände angeprangert und Präsenz gezeigt
wurde. Bis 2006, als die Queens von König Fußball verdrängt
wurden und der CSD im Juli stattfand. Und dieses Jahr ist es Dank
EM in Frankreich wieder so? Wie oll!
Mittwoch 01.06.2016 Tür 20 Uhr, Start 21 Uhr
Freitag 10.06.2016
Berghain
JUNI 2016
Mittwoch 01.06.2016 Tür 20 Uhr, Start 21 Uhr
Berghain > Matmos LIVE Klara Lewis LIVE
Freitag 24.06.2016
Start 24 Uhr
Panorama Bar
Finest Friday
New Jackson LIVE permanent vacation
Fort Romeau ghostly international Jacques Green luckyme Nick Höppner ostgut ton
New Jackson ist das Projekt des Dubliner Musikers David Kitt, der unter seinem bürgerlichen
Namen bereits acht Singer/Songwriter-Alben veröffentlicht hat. Als New Jackson lebt er seit ein
paar Jahren seine balearische Vocoder-Slo-Mo-House-Ader aus, und das mit einigem Erfolg: seine
Platten für Hivern Discs und Permanent Vacation überzeugten mit ihren super geschmeidigen
Bass-Grooves und wehmütigen Synths noch jedem Cowbell-süchtigen Disco-Dancer. Wie die
Faust aufs Auge passt dann auch musikalisch das DJ-Set von Fort Romeau, der bereits schon zu
New Jacksons Hivern Discs-Release einen Remix beisteuerte. Als Romantiker der House-Szene
wird wiederum der kanadische DJ und Producer Jacques Green bezeichnet: in den vergangenen
sechs Jahren hat er unter anderem mit seinen Kollaborationen mit Jimmy Edgar, The xx und
Radiohead gezeigt, wie man Pop- und R’n’B-Einflüsse schlüssig auf den House-Floor übersetzt.
Berghain
Shlømo LIVE taapion
Antigone indigo aera Kobosil ostgut ton Kr!z token
Norman Nodge ostgut ton October tanstaafl Pangaea hadal Scuba hotflush
Panorama Bar
Aybee LIVE deepblak
Âme innervisions Jerome Sydenham ibadan Margaret Dygas perlon
Marquis Hawkes houndstooth Massimiliano Pagliara larj
Valentino Mora Virginia ostgut ton
Paris bleibt weiterhin ein äußerst fruchtbarer Boden in Sachen Techno. Shaun Baron-Carvais alias
Shlømo ist einer der relativ neuen Acts, die in den vergangenen Jahren rund um die ConcretePartys bekannt geworden ist. Dass er durch Aphex Twin und Boards Of Canada seinen Zugang
zur elektronischen Musik fand, ist auf seinen Releases noch entfernt zu spüren. Gerade auf seiner
neuen In Absentia: Tome 1 auf Delsin ist eine Subtilität in seinem Umgang mit Klängen zu hören,
die ihn über das Mehr der Tool-Produzenten hinaushebt. Mit einer Kathedralen-artigen Erhabenheit
variiert er ein abstraktes Choral-Thema zu einem äußerst einnehmenden Techno-Soul – heute live
im Berghain. Das Release seines Albums Social Housing auf Houndstooth feiert der Brite Marquis
Hawkes in der Panorama Bar. Seine Spezialität sind rohe, kraftvolle House-Trax mit Einflüssen
des Mittneunziger New York-Sound – gecuttete Diva-Vocals, Acid Basslines, Garage Tunes. Im
besten Sinne unberechenbar ist die Musik des ehemaligen Ron Trent-Zöglings Aybee: seine stilis­
tische Bandbreite geht von spirituellem House, Dubtechno über afrofuturistischen Jazz. Spiritual
Dancing.
Donnerstag 30.06.2016
Start 22 Uhr
Alx9696
LIVE
Dinamarca
LIVE
LIVE
Mechatok
LIVE
Mobile Girl
LIVE
Toxe
Freitag 10.06.2016 Start 24 Uhr Finest Friday
Berghain > Edward Manamana Nicolas Lutz Steffen Bennemann
Freitag 17.06.2016 Start 24 Uhr Mojuba
Panorama Bar > Trap10 LIVE Konstantin Sibold Oracy Sirko Müller
Samstag 18.06.2016 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain > INIT LIVE Ben Klock Cassegrain Etapp Kyle
Function Marcel Dettmann Phase Fatale Silent Servant
Panorama Bar > Chez Damier Discodromo Fatherhood Ge-ology
Steffi Tama Sumo The Black Madonna
Freitag 24.06.2016 Tür 20 Uhr, Start 21 Uhr Merge
Berghain > Blanck Mass LIVE Föllakzoid LIVE Mueran Humanos LIVE S S S S LIVE
Michael Nur Jaba
Freitag 24.06.2016 Start 24 Uhr Finest Friday
Panorama Bar > New Jackson LIVE Fort Romeau Jacques Green Nick Höppner
Samstag 25.06.2016 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain > Shlømo LIVE Antigone Kobosil Kr!z
Norman Nodge October Pangaea Scuba
Panorama Bar > Aybee LIVE Âme Jerome Sydenham Margaret Dygas
Marquis Hawkes Massimiliano Pagliara Valentino Mora Virginia
Donnerstag 30.06.2016 Start 22 Uhr Polymorphism #19|Staycore
Panorama Bar > Alx9696 LIVE Dinamarca LIVE Ghazal LIVE
Mechatok LIVE Mobile Girl LIVE Toxe LIVE
Polymorphism #19|Staycore
Ghazal
Freitag 10.06.2016 Start 24 Uhr Polymorphism #18|Cosmo Rhythmatic
Berghain > Container LIVE Franck Vigroux LIVE Grischa Lichtenberger LIVE
Jesse Osborne Lanthier LIVE Mika Vainio LIVE Shapednoise LIVE
sYn Metaphysical LIVE Xosar LIVE Nina Shapednoise
Samstag 11.06.2016 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain > TB Arthur LIVE Answer Code Request Anthony Parasole
Blind Observatory Fiedel Gunnar Haslam Rødhåd Young Male
Panorama Bar > Boris David Morales Jamie Fry Markus Suckut
Peggy Gou Radio Slave Ryan Elliott Spencer Parker
Samstag 25.06.2016 Start 24 Uhr Klubnacht
Panorama Bar
Freitag 03.06.2016 Start 24 Uhr ...get perlonized!
Panorama Bar > Bodycode LIVE Sammy Dee Thomas Melchior Zip
Samstag 04.06.2016 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain > SHXCXCHCXSH LIVE Aurora Halal Cosmin TRG Developer
DJ Nobu Kareem P.E.A.R.L. Vincent Neumann
Panorama Bar > Andre Bratten LIVE Zombies in Miami LIVE
Benedikt Frey Jennifer Cardini Lena Willikens
Marvin & Guy Mozhgan nd_baumecker Solar
LIVE
Irgendwo zwischen künstlerischem Kollektiv und Label vereint die 2014 von Ghazal und Dinamarca
in Stockholm ins Leben gerufene Platform Staycore einige der interessantesten Künstler*innen
neuer hybrider Clubsounds: Toxe, Dinamarca, Mobile Girl, Mechatok, Ghazal und Alx9696 entwer­
fen radikal zeitgenössische Bassmusik zwischen Post-Internet-Overkill, mutierenden Pop-Ober­
flächen und globalen Beats. Mit quer über den Globus verteilten Freunden und Kollaborateuren
kooperieren die Staycore-Mitglieder in einem weitgefassten post-globalen Netzwerk mit Brüdern
und Schwestern im Geiste wie Lil Tantrum, Endgame oder den Labelcrews von NAAFI, NON,
Halcyon Veil oder Janus. Für die Polymorphism-Nacht in der Panorama Bar kommt das StaycoreKollektiv erstmals mit vollständigem Line-up nach Berlin, um die Veröffentlichung ihrer neuen
Compilation Erelitha zu feiern.
Artwork Flyer > Lukas Julius Keijser
unter Verwendung von Material von frühen schwullesbischen Demos
Am Wriezener Bahnhof
Berlin – Friedrichshain
S Ostbahnhof
WWW.BERGHAIN.BERLIN