Der Drache - Christho2001.de
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Der Drache von Jewgeni Schwarz - nur zum Gebrauch in der Vorlesung Bildsprache WS 03/04 - Die Personen Besetzung Der Drache 1. Kopf 2. Kopf 3. Kopf Lanzelot Charlesmagne Elsa, seine Tochter Bürgermeister Heinrich, sein Sohn Mariechen, der Kater Esel Die zwei Weber: Großmeister der Mützen- und Hutmacherzunft Schmied Meister der Instrumentenbauerzunft Die Freundinnen Elsas Anna, 1. Freundin Erna, 2. Freundin Berta, 3. Freundin Wachtposten Gärtner 1. Bürger 2. Bürger 1. Bürgerin 2. Bürgerin Junge Straßenhändler Kerkerkommandant Lakaien des Bürgermeisters 1. Lakai 2. Lakai 2 Erster Akt 3 Kater Fft! Lanzelot Hallo?! Niemand zu Hause?! Herr Kater! Kommen Ihre Herrschaften bald zurück? Sie schweigen? Kater Wenn dus warm und weich hast, tust du am klügsten, wenn du vor dich hindöst und schweigst, mein Bester. Lanzelot Nun sag mir schon, wo deine Leute sind. Kater Sie sind ausgegangen, und das ist äußerst angenehm. Lanzelot Du liebst sie nicht? Kater Und ob ich sie liebe. Mit jedem Häärchen meines Fells, aber ich kann nur so richtig von Herzen ausruhen, wenn sie aus dem Haus gehen, denn es droht ihnen großes Leid. Lanzelot Kater? Was geht hier vor? Antworte mir. Also! Ich bin imstande und rette sie. So was kommt bei mir vor. Nun? Kater Wenn dus warm und weich hast, tust du am klügsten, wenn du vor dich hindöst und schweigst. Lanzelot Wie rufen sie dich? Kater Mariechen. Lanzelot Ich dachte, - du bist ein Kater. Kater Ja, ich bin ein Kater, aber die Menschen sind so unaufmerksam. Meine Menschen wundern sich immer wieder, daß ich noch nie Junge gekriegt habe. Lanzelot Sag - Wer sind sie, deine Menschen? Kater Herr Archivar Charlesmagne und seine einzige Tochter, die so weiche Pfötchen hat, die liebe, gute, stille Elsa. Lanzelot Was steht ihnen bevor? Kater Wenn dus warm und weich hast... Lanzelot ...tust du am klügsten, wenn du vor dich hindöst und schweigst. Ich weiß. Also!? 4 Kater Miau! Es sind bald vierhundert Jahre, daß sich auf unserer Stadt ein Drache breitmacht. Lanzelot Ein Drache? Ausgezeichnet! Kater Unsere Stadt ist ihm tributpflichtig. Jedes Jahr sucht er sich eine Jungfrau aus. Wir geben sie ihm, ohne miau zu sagen. Er führt sie in seine Höhle. Dort muß sie ihn lausen, und sie stirbt vor Ekel. Er hat sich dieses Jahr unsere Elsa ausgesucht. Lanzelot Wie viele Köpfe hat er? Kater Drei. Lanzelot Nicht schlecht. Und Tatzen? Kater Vier. Lanzelot Na ja. Mit Krallen? Kater Ja! Fünf Krallen an jeder Tatze. Jede einzelne ist so groß wie ein Elefantenzahn. Lanzelot Ernsthaft. Und diese Krallen, sind sie scharf? Kater Messerscharf. Lanzelot Speit er Feuer? Kater Die Wälder brennen. Lanzelot Ich bin im Bilde. Steckt er in einem Schuppenpanzer? Kater In einem Schuppenpanzer. Lanzelot Und der Schuppenpanzer ist wahrscheinlich sehr hart? Kater Wie sich das gehört. Lanzelot Nun sag schon! Kater Ein Diamantschneider rutscht ab. 5 Lanzelot Soso. Kann mirs jetzt vorstellen. Die Größe? Kater Wie die Kirche. Lanzelot Alles klar. Kater Werden Sie sich mit ihm schlagen? Lanzelot Wollen sehen. Kater Fft! Ich flehe Sie an - fordern Sie ihn zum Kampf. Er wird Sie natürlich umbringen, aber während des ganzen Hin und Her kann man davon träumen, daß Sie ihn durch Zufall oder durch ein Wunder, so oder so, wenn nicht auf die eine Art, dann auf die andere, vielleicht doch irgendwie plötzlich töten. Lanzelot Na vielen Dank, Kater. Kater Stehen Sie auf. Lanzelot Was ist los? Kater Sie kommen. Lanzelot Wenn sie mir doch gefiele! Das hilft sehr... Kater Still. Wünsche Gesundheit! Wollen wir Abendbrot essen, meine lieben Freunde. Lanzelot Wünsche Gesundheit, guter Herr und schönes Fräulein. Charlesmagne Wünsche Gesundheit, junger Mann. Lanzelot Ihre Tür stand weit offen, und ihr Haus sah einladend aus, so daß ich unaufgefordert eintrat. Verzeiht mir. Charlesmagne Nicht doch. Unsere Türen stehen jedem offen. Charlesmagne biete Wein an / Elsa bezieht sich später darauf Setzen Sie sich, junger Freund. Ich sehe Fremdlinge gern. Das kommt daher, ich bin mein Leben lang aus dieser Stadt nicht herausgekommen. Wo sind Sie her? Lanzelot Von Süden. 6 Charlesmagne Hatten Sie viele Abenteuer unterwegs? Lanzelot Mehr als mir lieb waren. gelogen Elsa Sie sind sicher müde. Setzen Sie sich. Weshalb stehen Sie? Lanzelot Danke. Charlesmagne Sie werden sich bei uns gut ausruhen. Unsere Stadt ist still. Hier passiert nichts. Lanzelot Nichts? Blick zum Kater Charlesmagne Nichts. Vorige Woche allerdings gab es starken Wind. Er hätte fast ein Dach davongetragen. Aber das ist kein Ereignis. Elsa Setzen sie sich doch. Was ist Ihnen? Lanzelot Verzeihen Sie ... Sie sagten, Ihre Stadt sei still? Elsa Freilich. Lanzelot Und der Drache? Charlesmagne Ach, der... Wir haben uns an ihn gewöhnt. Er lebt schon vierhundert Jahre bei uns. Lanzelot Wie ich höre, soll Ihre Tochter... Elsa Herr Wanderer Lanzelot Ich heiße Lanzelot. Elsa Herr Lanzelot, verzeihen Sie mir, aber ich muß Sie bitten, darüber kein Wort. Daran ist nichts zu ändern. Lanzelot Ach!? Charlesmagne Ja, daran ist nichts zu ändern. Wir haben einen Spaziergang durch den Wald gemacht und haben alles schön ausführlich besprochen. Wenn der Drache sie morgen hinweggeführt hat, sterbe auch ich. Elsa Papa 7 Lanzelot Erlauben Sie mir eine Frage. Hat niemand versucht, mit dem Drachen zu kämpfen? Charlesmagne In den letzten zweihundert Jahren - nein. Lanzelot Ich verstehe - Es will niemand gegen ihn kämpfen? Das hat ihn sicher dreist und überheblich gemacht. Charlesmagne Nein, ich bitte Sie! Er ist so gut! Lanzelot Gut!? Charlesmagne Aber gewiß. Als unserer Stadt die Cholera drohte, hat er auf Bitten des Stadtarztes sein Feuer auf den See gehaucht und ihn zum Kochen gebracht. Die ganze Stadt trank abgekochtes Wasser und wurde von der Epidemie verschont. Lanzelot Ist das lange her? Charlesmagne Aber nein. Vor zweiundachtzig Jahren. Gute Taten vergißt man nicht. Lanzelot Was hat er sonst Gutes vollbracht, euer Drache? Charlesmagne Er hat uns von den Zigeunern befreit. Lanzelot Was habt Ihr gegen Zigeuner. Charlesmagne Das sind Vagabunden von Natur aus und von Bluts wegen. Zwar habe ich in meinem Leben noch keinen Zigeuner gesehen, aber sie sind Feinde jedes Staatssystems, sonst würden sie sich irgendwo niederlassen und nicht von Ort zu Ort ziehen. Ihren Liedern fehlt Männlichkeit, und ihre Ideen sind zerstörerisch. Sie stehlen Kinder. Und dringen überall ein. Jetzt haben wir uns von ihnen reingewaschen, aber noch vor hundert Jahren mußte jeder Dunkelhaarige beweisen, daß er kein Zigeunerblut in sich hat. Lanzelot Was frißt er, euer Drache? Charlesmagne Unsere Stadt gibt ihm tausend Kühe, zweitausend Schafe, fünftausend Hühner und zwei Zentner Salz im Monat. Im Sommer und im Herbst kommen hierzu noch zehn Gärten Salat, Spargel und Blumenkohl. Lanzelot Er frißt euch arm! Charlesmagne Aber nein, was denken Sie! Wir beklagen uns nicht. Wie sollte es anders sein? Solange er da ist, wagt kein anderer Drache, uns anzurühren. Ich versichere Ihnen, es gibt nur eine Möglichkeit, vom Drachen verschont zu bleiben: man muß einen eigenen Drachen haben. 8 Lanzelot Ich werde euch helfen? Elsa/Charlesmagne Wie wollen Sie uns helfen? Lanzelot Ich fordere den Drachen zum Kampf. Elsa Nein! Er wird Sie töten, und ich werde die letzten Stunden meines Lebens verfluchen. Kater Miau! Lanzelot Ich fordere den Drachen zum Kampf! Kater Wenn man von ihm spricht! Man hört das ohrenbetäubende Pfeifen einer landenden Düsenmaschine. Sound! Es klopft Charlesmagne Herein! Lakai Der Herr Drache. Charlesmagne Ich lasse bitten! Mann kommt forschen Schrittes herein. Er scheint es eilig zu haben und schaut nur mal eben nach dem Rechten. Kinder, wie gehts? Elsa, guten Tag, Kleines! Besuch. Wer ist das? Charlesmagne Das ist ein Fremdling, ein Wanderer. Mann Was? Die Meldung laut und deutlich, wie sichs für einen Soldaten gehört. Charlesmagne Ein Fremdling! Mann Kein Zigeuner? Charlesmagne Ich bitte Sie! Das ist ein lieber Mensch. Mann Was? Charlesmagne Ein lieber Mensch. Mann Gut. Fremdling! Warum siehst du mir nicht in die Augen? Was glotzt du aus dem Fenster? 9 Lanzelot Ich warte auf den Drachen. Mann Ha, ha! Ich bin der Drache. Lanzelot Sie? Man sagte mir, Sie hätten drei Köpfe, Krallen und so weiter. Drache Ich mache heute keine Umstände, bin ohne Rangabzeichen. Charlesmagne Der Herr Drache lebt schon so lange unter uns Menschen, daß er sich gelegentlich selber in einen Menschen verwandelt und uns freundschaftlichen Besuch abstattet. Drache Ja! Lieber Charlesmagne, ich bin wirklich euer Freund. Ja mehr, ich bin der Freund eurer Kindheit. Ich bin der Freund der Kindheit eurer Väter, der Kindheit eurer Großväter, ja der Kindheit eurer Urgroßväter. Mitnichten! Ihren Ururgroßvater habe ich gekannt in kurzen Hosen. Teufel! Eine Träne. Der Fremdling glotzt. Solche Gefühle hattest du nicht von mir erwartet, wie? Antworte! Er findet keine Worte, der Hundesohn. Schon gut. Macht nichts. Elsa! Elsa Ja, Herr Drache. Drache Setz dich. Gib Pfötchen. Schelmin. Närrchen. Ein warmes Pfötchen. Schnütchen höher! Lächle. So. Was hast du, Fremdling? Lanzelot Ich ergötze mich. Drache Bist in Ordnung. Antwortest knapp. Ergötze mich. Bei uns gehts schnurstracks. Nach Soldatenart. He? Warum bist du hier? Lanzelot Berufliche Gründe. Drache Was? Lanzelot Aus beruflichen Gründen. Drache Also sprich. Vielleicht helfe ich dir. Was willst du hier? Lanzelot Dich töten. Drache Lauter! Elsa Nein. Er macht Spaß. Nicht wahr Herr Lanzelot. 10 Lanzelot Nein. Elsa Wünschen Sie noch einmal meine Hand, Herr Drache? Lanzelot Ich fordere dich zum Kampf, Drache, hörst du? Zum drittenmal - ich fordere dich zum Kampf Drache brüllt Dummkopf. Da schweigst du? Hast Angst, was? Lanzelot Nein. Drache Nein? Lanzelot Nein. Drache Na schön. Der Drache wechselt den Kopf Kater flüstert Staune nicht, Lanzelot. Er hat drei Köpfe und wechselt sie nach Bedarf. Lanzelot Aha. Drache Sie heißen Lanzelot? Lanzelot Ja. Drache Sie sind ein Nachkomme des fahrenden Ritters Lanzelot? Lanzelot Ja, er ist ein entfernter Verwandter von mir. Drache Ich nehme ihre Herausforderung an. Fahrende Ritter sind wie Zigeuner. Sie müssen vernichtet werden. Nehmen Sie bitte Platz. Lanzelot Danke. Drache Rauchen Sie? Rauchen Sie ruhig. Genieren Sie sich nicht. Lanzelot Danke. Drache Wissen Sie übrigens, wann ich zur Welt kam? Am Tage einer mörderischen Schlacht. Attila wurde vernichtend geschlagen, und das will was heißen. - Die Erde triefte von Blut. Die Blätter der Bäume wurden gegen Mitternacht braun. Und im Morgengrauen wuchsen unter diesen Bäumen große schwarze trichterförmige Pilze - Totentrompeten genannt. Und hinter diesen 11 Totentrompeten her kroch ich aus der Erde. Ich bin Sohn des Krieges. Der Krieg, das bin ich. In meinen Adern fließt das Blut der toten Hunnen - das Blut ist kalt. Und so bin ich im Kampf kalt, ruhig und treffsicher. Er schießt eine Flamme zu Lanzelot Lanzelot Danke. Drache Es steht Ihnen also ein ruhmloser Untergang bevor. Verstehen Sie jetzt? Lanzelot Nein. Drache Was? Sie sind nach wie vor entschlossen? Lanzelot Mehr denn je. Drache Sie sind ein würdiger Gegner. Elsa, bring den Besen! Elsa Den Besen? Drache Ich mache den Kerl zu Asche, und du fegst ihn weg. Sterben Sie jetzt tapfer, still und ruhmlos. Charlesmagne Halt! Drache Was ist los? Charlesmagne Sie dürfen nicht. Als Archivar verwahre ich ein Schriftstück, das Sie vor dreihundertzweiundachtzig Jahren unterschrieben haben. Drache Na und? Charlesmagne Jeder Herausforderer des Drachen ist bis zum Tag des Kampfes unantastbar und darf den Tag des Kampfes selbst bestimmen. So stehts im Schriftstück. Sie haben unterschrieben. Und weiter: Die ganze Stadt soll dem Herausforderer beistehen, und niemand wird dafür bestraft. Das ist auch unterschrieben. Drache Wann wurde das aufgesetzt? Charlesmagne Vor dreihundertzweiundachtzig Jahren. Drache Ja, da war ich ein Jüngling, leichtgläubig, unerfahren. Charlesmagne Das Schriftstück ist aber rechtskräftig. 12 Drache Schluß mit dem Schriftstück. Wir sind erwachsene Menschen. Charlesmagne Ich protestiere! Drache So, jetzt radiere ich das ganze Nest aus. Lanzelot Dann erfährt die ganze Welt, daß Sie feige sind. Drache Durch wen? Kater verschwindet durch das Fenster Durch mich, alter Echserich. Drache Wie Sie wünschen. Wir werden uns morgen schlagen. Ab Charlesmagne Ich fühle mich entsetzlich schwach. Ich leg mich hin. Nein, begleite mich nicht. Bleib bei unserem Gast. Entschuldigt mich. Pause Elsa Warum haben Sie sich das in den Kopf gesetzt? Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, aber alles war so klar und voller Würde. Es macht mir nichts aus, jung zu sterben. Lanzelot Und ihr Bräutigam? Elsa Woher wissen Sie, daß ich einen Bräutigam habe? Lanzelot Haben sie keinen? Elsa Der Drache hat Heinrich, um ihn zu trösten, zu seinem persönlichen Sekretär ernannt. Lanzelot Aber Ihre Heimatstadt? Elsa Ich sterbe für meine Heimatstadt. Ab Sonntag werde ich tot sein. Und bis zum Dienstag wird die ganze Stadt in Trauer gehen. Drei Tage lang wird niemand Fleisch essen. Zum Tee wird man besondere Brötchen reichen, die mir zum Gedächtnis ,,Arme Jungfrau" genannt werden. Mariechen kommt. Mariechen! Kater Acht meiner bekannten Katzen und achtundvierzig meiner Katzenkinder sind alle Häuser abgelaufen und haben von dem bevorstehenden Kampf erzählt. Der Bürgermeister kommt gelaufen. Miau! Bürgermeister stürmt herein Wünsche Gesundheit, Elsa! Wo ist der Fremdling? 13 Lanzelot Hier bin ich. Bürgermeister Vor allem seien Sie so gut und sprechen Sie leise, möglichst ohne Gesten, bewegen Sie sich alngsam und unauffällig, aber vor allem sehen Sie mir nicht in die Augen. Meine Nerven sind in einem entsetzlichen Zustand. Glauben Sie, es ist leicht, unter dem Drachen Bürgermeister zu sein? Lanzelot Beruhigen Sie sich. Ich zerschlage den Drachen, und Sie haben es leichter. Bürgermeister Ha, ha! Leichter? Ha, ha! Leichter! Ha, ha! Leichter! Fällt in einen hysterischen Zustand. Trinkt Wasser. Beruhigt sich Daß Sie sich erdreisten, unsern Herrn Drachen zu fordern, ist ein Unglück. Alles lief wie am Schnürchen. Unser Herr Drache hat durch seinen Einfluß meinen Stellvertreter zahm gemacht. Er ist ein derartiger Halunke... Lanzelot Der Drache? ... mein Stellvertreter - daß ich zwei Städte opfern würde, um ihn zu vernichten. Lieber fünf Drachen als dies Scheusal von Stellvertreter. Jetzt kommt alles durcheinander. Ich flehe Sie an, reisen Sie ab. Lanzelot Ich reise nicht ab. Verstehen Sie doch, ich rette die Stadt. Bürgermeister Ha, ha! Die Stadt? Ha, ha! Die Stadt! Die Stadt! Ha, ha! trinkt Wasser, beruhigt sich Herzlichen Glückwunsch! Ich habe einen Anfall von Katalepsie. Erstarrt mit einem bitteren Lächeln im Gesicht, Lanzelot bespritzt ihn mit Wasser, kommt zu sich Sehen Sie zum Fenster hinaus. Die besten Bürger der Stadt sind hergerannt und fordern Sie auf, sich aus dem Staub zu machen. Meine Freunde, sagt Lanzelot, was ihr von ihm wollt Nun? Eins! Zwei! Drei! Bürger Fort von hier! Heute noch! Lanzelot Ich denke nicht daran. Bürgermeister Herzlichen Glückwunsch. Jetzt habe ich eine leichte Geistesstörung... Lanzelot Ob ihr wollt oder nicht... Bürgermeister Ich bin eine Teekanne Lanzelot Ich bringe die Sache in Ordnung. Bürgermeister Brüht mich! Es klopft Elsa Tretet ein. Derselbe Lakai tritt ein, der das Kommen des Drachen angemeldet hat 14 Bürgermeister Guten Tag, Sohn. Lakai Guten Tag, Vater. Bürgermeister Du kommst von ihm? Es wird nicht gekämpft, wie? Du bringst den Befehl, Lanzelot ins Gefängnis zu stecken, was? Lakai Der Herr Drache befiehlt: erstens, der Kampf ist auf morgen festgesetzt, zweitens, Lanzelot wird mit Waffen ausgerüstet, drittens, mit dem Kopf denken! Bürgermeister Herzlichen Glückwunsch, meine Gedanken haben sich hinter meinem Kopf versteckt. Kuckuck! Gedanken! Gebt Antwort! Zeigt euch! Lakai Ich habe Befehl, mit Elsa unter vier Augen zu sprechen. Bürgermeister Ich gehe, ich gehe. Kuckuck! Ich gehe! Kommen sie Herr Lanzelot, sprechen sie selbst mit den Bürgern der Stadt. Lakai Wünsche Gesundheit, Elsa. Elsa Wünsche Gesundheit, Heinrich. Heinrich Du hoffst, Lanzelot wird dich retten? Elsa Nein, und du? Heinrich Ich auch nicht. Elsa Was befahl der Drache, mir auszurichten? Heinrich Er befahl, dir auszurichten, du sollst Lanzelot töten, wenn es nötig werden sollte. Elsa Was? Heinrich Mit einem Messer. Mit diesem hier. Es ist vergiftet... Elsa Ich will nicht! Heinrich Darauf befiehlt der Herr Drache zu sagen, er wird deine drei Freundinnen umbringen. Elsa Gut. Sag ihm, ich werde mich bemühen. 15 Heinrich Darauf befiehlt der Herr Drache zu sagen: jedes Schwanken wird als Ungehorsam bestraft. Elsa Ich hasse dich! Heinrich Darauf befiehlt der Herr Drache zu sagen, treue Diener weiß er zu belohnen. Elsa Lanzelot wird deinen Drachen töten. Heinrich Darauf befiehlt der Herr Drache zu sagen: abwarten! VORHANG 16 Zweiter Akt 17 Marktplatz der Stadt. Rechts das Rathaus mit einem Türmchen, auf dem ein Wächter steht. Hinten ein riesiges düsteres braunes Gebäude ohne Fenster und mit einer übergroßen gußeisernen Tür, die vom Fundament bis zum Dach reicht, Auf der Tür steht mit gotischen Buchstaben geschrieben: ,,Zutritt für Menschen auf keinen Fall gestattet". Links eine breite altertümliche Festungsmauer. In der Mitte des Platzes ein überdachter Brunnen mit geschnitzter Umzäunung. Heinrich, ohne Livree, mit einer Schürze angetan, putzt die kupfernen Verzierungen an der gußeisernen Tür. Aus dem Rathaus kommt der Bürgermeister gelaufen. Er steckt in einer Zwangsjacke Bürgermeister Wünsche Gesundheit, Sohn. Du hast nach mir geschickt? Heinrich Wünsche Gesundheit, Vater. Ich wollte hören, wie bei euch die Dinge laufen. Ist die Sitzung der städtischen Selbstverwaltung beendet? Bürgermeister Wo denkst du hin! Die ganze Nacht haben wir gesessen und es mit Ach und Krach geschafft, die Tagesordnung zu bestätigen. Heinrich Hast dich abgequält? Bürgermeister Was dachtest du? Während der letzten halben Stunde hat man mir dreimal die Zwangsjacke auswechseln müssen. Gähnt Es gibt morgen Regen; meine verfluchte Schizophrenie macht sich wieder bemerkbar. Ich phantasiere, ich phantasiere .. Halluzinationen, fixe Ideen, dieses, jenes. Rauchen wir eine. Heinrich steckt dem Bürgermeister eine Zigarette in den Mund - Sie rauchen Heinrich Wann löst ihr endlich das Problem der Waffe? Bürgermeister Welcher Waffe? Heinrich Für Lanzelot. Bürgermeister Für welchen Lanzelot? Heinrich Was ist los mit dir? Hast du den Verstand verloren? Bürgermeister Natürlich. Du bist mir ein schöner Sohn. Vergißt, wie schwerkrank dein Vater ist. Schreit Oh, Menschen, Menschen, liebet einander! Ruhig Da siehst du, wie schlimm es um mich steht. Heinrich Papa, sag mir - du bist älter als ich ... erfahrener... Sag, was hältst du von dem bevorstehenden Kampf? Bitte, antworte mir. Bürgermeister Bitte, Sohn, ich antworte dir frei von der Leber weg. Er wird siegen, der liebe Gute! Ich bin DraDra, verstehst du das, Kleiner, innig verbunden! Ich würde sogar, wie soll ich dir das sagen, mein Leben für ihn hergeben. Bei Gott, wenn das nicht die Wahrheit ist, will ich hier auf der Stelle in die Erde versinken! Er siegt, das Wundertierchen-Zundertierchen! Mein Schnucki-Putzi-Butz! Mein Zugvögelchen! Mein geschäftiges! Och, wie ich ihn liebe! Nein, wie ich ihn liebe! Ich liebe ihn eben. Da hast du die ganze Antwort. 18 Heinrich Papa, du willst mit deinem einzigen Sohn nicht offen reden? Bürgermeister Noch bin ich nicht verrückt. Das heißt, ich bin natürlich verrückt, aber nicht so. Hat Dra-Dra dir befohlen, mich auszuhorchen? Heinrich Aber, Papa! Bürgermeister Du kannst was, Sohn! Das Gespräch hast du sehr gut geführt. Ich bin stolz auf dich als Fachmann. Hast du dir gemerkt, was ich dir geantwortet habe? Heinrich Selbstverständlich: Wundertierchen-Zundertierchen, Zugvögelchen, mein geschäftiges. Bürgermeister Schnucki-Putzi-Butz! Heinrich Schnucki-Putzi-Butz - Alles gemerkt. Bürgermeister Dann mußt dus ihm auch hinterbringen! Heinrich Gut, Papa. Bürgermeister Ach, du mein einziger, mein kleiner Spion du... Er macht Karriere, der Kleine. Brauchst du Geld? Heinrich Nein, vorläufig nicht, danke, Papa. Bürgermeister Nimm doch, genier dich nicht. Ich habs. Gestern hatte ich wieder einen Anfall von Kleptomanie. Nimm... Heinrich Ich erinnere Sie daran, Herr Bürgermeister, daß von Minute zu Minute die feierliche Zeremonie der Waffenübergabe an den Helden stattfinden muß. Es ist möglich, daß Dra-Dra höchstpersönlich die Zeremonie durch seine Anwesenheit zu beehren wünscht, und du hast noch nichts fertig. Bürgermeister Also dann, ich gehe. Irgendeine Waffe suchen wir ihm im Handumdrehen aus. Er wird zufrieden sein. ... Da kommt er ja! Heinrich Führ ihn weg von hier! Gleich kommt Elsa, ich muß mit ihr sprechen. Bürgermeister Heil dir, Hosianna, Heiliger Georg, Drachentöter. Verzeihen Sie, habe ich Sie verwechselt? Lanzelot Das macht nichts, Georg ist ein entfernter Verwandter von mir. Bürgermeister Die Mitglieder der städtischen Selbstverwaltung wollen Sie persönlich sehen, um eine 19 Vorstellung zu bekommen, welche Waffe am besten zu Ihnen paßt, Herr Lanzelot. Kommen Sie, zeigen wir uns ihnen! Elsa kommt Heinrich Ich ließ dich rufen, um dich zu fragen, ob du meine Frau werden willst. Elsa Hör auf! Heinrich Ich scherze nicht. Ich bin bevollmächtigt, dir folgendes auszurichten: wenn du gehorsam bist und Lanzelot tötest, dann gibt Dra-Dra dich zur Belohnung frei. Elsa Ich will nicht. Heinrich Laß mich ausreden. An deiner Stelle wird eine andere, vollkommen unbekannte Jungfrau aus dem einfachen Volk auserwählt. Sie war sowieso für das nächste Jahr vorgesehen. Wähle, was besser ist - den Tod oder ein Leben, erfüllt mit Freuden, die du bisher nur träumen konntest. Elsa Er hat Angst? Heinrich Wer? Dra-Dra? Ich kenne seine Schwächen. Er ist ein Dickkopf, ein Grobian, ein Parasit - nur kein Feigling. Elsa Ich kann keinen Menschen töten! Heinrich Und doch hast du das Messer bei dir. Da ist es, in deiner Tasche. Ich muß gehen, aber ich gehe beruhigt. Du führst den Befehl aus, um deinet- und um meinetwillen. Überleg dirs. Das Leben, das ganze Leben liegt vor uns - wenn du es willst. Überlege, mein Liebling. geht ab Elsa Das Maß ist voll! Ich war die Gefügigste in der Stadt. Alles habe ich geglaubt. Und was kam dabei heraus? Sie haben mich alle geachtet, aber das Glück wurde anderen zuteil. Sie sitzen jetzt zu Hause, suchen sich ein schmuckes Kleid aus, bügeln die Rüschen, drehen sich Locken und schicken sich auf den Weg, mein Unglück zu begaffen. Ich will nicht! Ich will alles sehen, alles hören, riechen, fühlen. Ich will glücklich werden! Lanzelot Elsa! Ein Glück, daß ich Sie treffe! Elsa Warum? Lanzelot Mein schönes Fräulein, heute ist ein schwieriger Tag für mich, das Herz verlangt nach Rast, und sei es nur eine kurze Minute. Elsa Sie waren auf der Sitzung? Lanzelot Ja. 20 Elsa Weshalb hat man Sie kommen lassen? Lanzelot Sie haben mir Geld angeboten, damit ich vom Kampf zurücktrete. Elsa Und was haben Sie gesagt? Lanzelot Ich habe gesagt: ,,Ihr armseligen Dummköpfe!" Aber reden wir nicht davon. Elsa, heute sind Sie noch schöner als gestern. Das ist ein sicheres Zeichen, daß Sie mir gefallen. Glauben Sie, daß ich Sie retten werde? Elsa Nein. Elsas Freundinnen kommen angelaufen, plappernd Erste Wir Zweite sind Erste Elsas Zweite beste Erste Freundinnen. Zweite So viele Jahre lebten wir Erste Herz Zweite an Herz, Erste seit unserer Kindheit. Zweite Sie war die Klügste... Erste Sie war die Beste von uns. Zweite Kommen wir auch nicht zu spät? Erste Sie wollen wirklich mit ihm kämpfen? Zweite Wir müssen den Kampf sehen! Erste Er wird sie sicher töten! peinliche Pause Zweite Nun sind Sie uns sicher böse. Und wollen nicht mit uns sprechen. Erste Dabei sind wir wirklich keine schlechten Mädchen. Zweite Sie denken, wir wollen Sie aus Boshaftigkeit hindern, von Elsa Abschied zu nehmen. Erste Das tun wir nicht aus Boshaftigkeit. Heinrich hat uns befohlen, Sie nicht mit ihr allein zu lassen. Zweite Er hat uns befohlen zu schwatzen... 21 Erste Und da schwatzen wir nun. Charlesmagne kommt aus dem Rathaus Charlesmagne Die Sitzung ist geschlossen, Herr Lanzelot. Der Beschluß über Ihre Waffe ist gefaßt. Vergeben Sie. Vergeben Sie uns armen Mördern, Herr Lanzelot. Trompetensignale. Die Wachen kommen aus dem Rathaus gelaufen, breiten Teppiche aus und stellen einen großen und reichgeschmückten Sessel in die Mitte. Der Bürgermeister kommt heraus umgeben von Mitgliedern der städtischen Selbstverwaltung. Er ist sehr aufgeräumt. Heinrich in seiner Paradelivree ist auch dabei Bürgermeister Kommt, kommt, Herrschaften. Gleich haben wirs geschafft. Der Bürgermeister verneigt sich vor dem leeren Sessel haspelt schnell herunter Erschüttert und gerührt von dem Vertrauen, das Sie, Exzellenz, uns erweisen, indem Sie uns gestatten, einen so wichtigen Beschluß zu fassen, bitten wir Sie, den Platz des Ehrenvorsitzenden einzunehmen. Wir bitten einmal, wir bitten zweimal, wir bitten dreimal. Wir sind betrübt, aber da kann man nichts machen. Fangen wir also alleine an. Setzt euch, Herrschaften. Ich erkläre die Sülzung... Pause Wasser! Wache bringt Wasser. Der Bürgermeister trinkt Ich erkläre die Salzung... Wasser! trinkt - mit sehr dünner Stimme Ich erkläre... In tiefem Baß die Sitzung... Wasser! trinkt - Dünn Danke, mein Teuerster. Baßtimme Fort mit dir, Schurke! Mit seiner eigenen Stimme Herzlichen Glückwunsch, Herrschaften, bei mir setzt Bewußtseinsspaltung ein. Mit Baßstimme Was machst du da, dumme Trine? Dünn Siehst du das nicht, ich führe den Vorsitz. Mit Baß Seit wann ist das Weibersache? Dünn Ich bin selber nicht erbaut davon, Schatzi. Hau mir aber nicht gleich die Hucke voll, ich verlese jetzt das Protokoll. Mit natürlicher Stimme Antrag lautet auf Ausrüstung eines gewissen Lanzelot mit Waffen. Beschluß: Ausrüsten, auch wenns das Herz abdrückt. Ihr da, bringt die Waffe! Trompetensignale Wache reicht Lanzelot eine kleine Messingschüssel, an der schmale Riemchen befestigt sind Lanzelot Das ist ein Barbierbecken. Bürgermeister Ja, aber wir haben es dazu bestimmt, die Funktion eines Helms auszuüben. Das Messingtablett ist als Schild gedacht. Einen Ritterharnisch haben wir leider nicht auf Lager, aber einen Speer haben wir. Übergibt Lanzelot einen Bogen Papier Damit wird Ihnen bescheinigt, daß der Speer sich in Reparatur befindet, was durch Unterschrift und beigefügtes Siegel beglaubigt wird. Während des Kampfes halten Sie die Bescheinigung dem Herrn Drachen vor, und alles wird bestens zu Ende gehen. Mit Baßstimme Schließe die Sülzung, dumme Trine! Mit dünner Stimme Und ob ich schließe, und ob ich schließe, verflucht soll sie sein. Was das Volk sich bloß immer aufregt und aufregt. Es weiß selber nicht, warum es sich aufregt. Singt Eins, zwei, drei, vier, Herr Ritter gehet zum Turnier... Baßstimme Mach Schluß, verfluchtes Weib! Mit dünner Stimme Ich bin doch dabei! Singt Kommt der Drache angekrochen, hat den Ritter totgestochen... Kieks, Kieks, oi, oi, oi, piff paff, ich erkläre die Salzung für geschlossen. Lautsprecher Stillgestanden! Augen zum Himmel! Seine Exzellenz sind über den Grauen Bergen aufgetaucht und fliegen mit schrecklicher Geschwindigkeit hierher. Alle springen auf und erstarren, den Kopfgen Himmel erhoben Entferntes Getöse, das mit erschreckender Geschwindigkeit anwächst. Auf der Bühne wird es dunkel. Völlige Dunkelheit Das Getöse bricht ab Stillgestanden! Seine Exzellenz schwelt wie eine Wolke über uns und hat die Sonne verdeckt. Haltet die Luft an! Zwei grünliche Lichter zucken auf 22 Lautsprecher Stillgestanden! Seine Exzellenz stürzen sich kopfüber auf den Marktplatz herab. Ohrenbetäubendes Pfeifen und Brüllen. Das Licht flammt auf In dem großen Sessel sitzt mit angezogenen Beinen ein winziges, todbleiches altes Männchen Bürgermeister Exzellenz! In der mir anvertrauten städtischen Selbstverwaltung keine Vorkommnisse. In der Umgebung eins. Anwesend sind... Drache Mit etwas brüchiger kleiner Tenorstimme sehr ruhig Fort mit dir, fort mit allen! Alle gehen ab Auf der Bühne Lanzelot und der Drache Wie gehts? Lanzelot Danke, ausgezeichnet. Drache Was sind das für Schüsseln auf der Erde? Lanzelot Meine Waffen. Drache Das haben sich meine Leute ausgedacht? Lanzelot So ist es. Drache Flegel. So was kann einen kränken. Lanzelot Nein. Drache Du lügst. Ich habe kaltes Blut, aber das würde sogar mich kränken. Meine Untertanen sind sehr schrecklich. Solche findest du nirgends. Sie sind mein Werk. Ich hab sie zugeschnitten. Lanzelot Und trotzdem sind es Menschen. Drache Nur von außen. Wenn du ihre Seelen sehen könntest, du würdest erzittern. Lanzelot Nein. Drache Du würdest fliehen. Solcher Krüppel wegen würdest du nicht sterben wollen. Ich habe sie selbst zu Krüppeln gemacht, mein Lieber, so wie ich sie brauchte, hab ich sie mir verkrüppelt. Menschliche Seelen, mein Lieber, sind zählebig. Zerhackst du den Körper in zwei Hälften, verreckt der Mensch. Wenn du ihm aber die Seele zerhackst, passiert gar nichts, er wird gefügig. Kettenseelen, Spürhundseelen, durchlöcherte Seelen, käufliche Seelen. Schade, daß sie unsichtbar sind. Lanzelot Das ist Ihr Glück. Wenn die Menschen sehen könnten, was Sie aus ihnen gemacht haben, würden sie etwas dagegen tun. 23 Drache Also fangen wir an? Lanzelot Bitte. Drache Nimm Abschied von dem Mädchen, für das du in den Tod gehst, Bursche! Heinrich eilt herbei Die Elsa! Heinrich lauft davon Gefällt dir das Mädchen, das ich mir ausgesucht habe? Lanzelot Sie gefällt mir. Drache Freut mich zu hören. Mir gefällt sie auch. Ein hervorragendes Mädchen. Ein gehorsames Mädchen. Elsa und Heinrich treten auf Komm näher, meine Liebe. Sieh mir in die Augen. So. Schön. Die Äuglein sind klar. Du darfst mir die Hand küssen. So. Brav. Schöne warme Lippen. Möchtest du von Herrn Lanzelot Abschied nehmen? Elsa Wie sie befehlen, Herr Drache. Drache Ich befehle. Geh. Sprich zärtlich mit ihm. Leise Küß ihn zum Abschied. Du darfst das. Und dann töte ihn. Es ist nichts dabei. Ich bin bei dir. Schieb ab. Du kannst weiter weggehen mit ihm. Ich sehe sehr gut. Ich sehe alles. Schieb ab. Lautsprecher Stillgestanden! Augen zum Himmel! Seine Exzellenz sind über den Grauen Bergen aufgetaucht und fliegen mit schrecklicher Geschwindigkeit hierher. Alle springen auf und erstarren, den Kopfgen Himmel erhoben Entferntes Getöse, das mit erschreckender Geschwindigkeit anwächst. Auf der Bühne wird es dunkel. Völlige Dunkelheit Das Getöse bricht ab Stillgestanden! Seine Exzellenz schwelt wie eine Wolke über uns und hat die Sonne verdeckt. Haltet die Luft an! Zwei grünliche Lichter zucken auf Lautsprecher Stillgestanden! Seine Exzellenz stürzen sich kopfüber auf den Marktplatz herab. Ohrenbetäubendes Pfeifen und Brüllen. Das Licht flammt auf In dem großen Sessel sitzt mit angezogenen Beinen ein winziges, todbleiches altes Männchen Bürgermeister Exzellenz! In der mir anvertrauten städtischen Selbstverwaltung keine Vorkommnisse. In der Umgebung eins. Anwesend sind... Drache Mit etwas brüchiger kleiner Tenorstimme sehr ruhig Fort mit dir, fort mit allen! Alle gehen ab Auf der Bühne Lanzelot und der Drache Wie gehts? Lanzelot Danke, ausgezeichnet. 24 Drache Was sind das für Schüsseln auf der Erde? Lanzelot Meine Waffen. Drache Das haben sich meine Leute ausgedacht? Lanzelot So ist es. Drache Flegel. So was kann einen kränken. Lanzelot Nein. Drache Du lügst. Ich habe kaltes Blut, aber das würde sogar mich kränken. Meine Untertanen sind sehr schrecklich. Solche findest du nirgends. Sie sind mein Werk. Ich hab sie zugeschnitten. Lanzelot Und trotzdem sind es Menschen. Drache Nur von außen. Wenn du ihre Seelen sehen könntest, du würdest erzittern. Lanzelot Nein. Drache Du würdest fliehen. Solcher Krüppel wegen würdest du nicht sterben wollen. Ich habe sie selbst zu Krüppeln gemacht, mein Lieber, so wie ich sie brauchte, hab ich sie mir verkrüppelt. Menschliche Seelen, mein Lieber, sind zählebig. Zerhackst du den Körper in zwei Hälften, verreckt der Mensch. Wenn du ihm aber die Seele zerhackst, passiert gar nichts, er wird gefügig. Kettenseelen, Spürhundseelen, durchlöcherte Seelen, käufliche Seelen. Schade, daß sie unsichtbar sind. Lanzelot Das ist Ihr Glück. Wenn die Menschen sehen könnten, was Sie aus ihnen gemacht haben, würden sie etwas dagegen tun. Drache Also fangen wir an? Lanzelot Bitte. Drache Nimm Abschied von dem Mädchen, für das du in den Tod gehst, Bursche! Heinrich eilt herbei Die Elsa! Heinrich lauft davon Gefällt dir das Mädchen, das ich mir ausgesucht habe? Lanzelot Sie gefällt mir. 25 Drache Freut mich zu hören. Mir gefällt sie auch. Ein hervorragendes Mädchen. Ein gehorsames Mädchen. Elsa und Heinrich treten auf Komm näher, meine Liebe. Sieh mir in die Augen. So. Schön. Die Äuglein sind klar. Du darfst mir die Hand küssen. So. Brav. Schöne warme Lippen. Möchtest du von Herrn Lanzelot Abschied nehmen? Elsa Wie sie befehlen, Herr Drache. Drache Ich befehle. Geh. Sprich zärtlich mit ihm. Leise Küß ihn zum Abschied. Du darfst das. Und dann töte ihn. Es ist nichts dabei. Ich bin bei dir. Schieb ab. Du kannst weiter weggehen mit ihm. Ich sehe sehr gut. Ich sehe alles. Schieb ab. Elsa tritt zu Lanzelot Herr Lanzelot, mir wird befohlen, von Ihnen Abschied zu nehmen. Lanzelot Gut, Elsa. Nehmen wir Abschied für alle Fälle. Der Kampf wird hart sein. Alles Mögliche kann passieren. Ich möchte Ihnen zum Abschied sagen, Elsa, ich liebe Sie. Elsa Mich? Lanzelot Ja, Elsa. Schon gestern haben Sie mir gut gefallen, Dann stellte ich fest, daß Sie mir bei jeder Bewegung schöner und schöner vorkamen. Aha, dachte ich. Und dann, als Sie dem Drachen die Hand küßten, hat mich Ihr Gehorsam nur traurig gestimmt. Ich wurde nicht zornig. Da war mir alles klar. Elsa Ich glaubte, Sie hätten den Drachen auch so zum Kampf gefordert, auch wenn ein anderes Mädchen an meiner Stelle gewesen wäre. Lanzelot Natürlich hätte ich ihn gefordert. Ich kann sie nicht ausstehen, diese Drachen. Aber um ihretwillen würde ich ihn mit bloßen Händen erwürgen, obwohl das sehr widerlich wäre. Oh wenn ich denke, daß ich gestern, an der Kreuzung der drei Wege, statt nach links fast nach rechts abgebogen wäre, wir hätten uns nie getroffen. Schrecklich, nicht? Elsa Ja. Lanzelot Ja. Jetzt gibt es auf der Welt keine, die mir so lieb ist wie Sie. Ihre Stadt ist meine Stadt. Wenn ich ... kurz, wenn wir uns nicht wiedersehen, vergessen Sie mich nicht? Elsa faßt Lanzelot bei der Hand Nein. Drache Gut, das Mädchen. Jetzt macht sie ihn zahm. Heinrich Ja. Sie ist nicht dumm, Exzellenz. Lanzelot Ich bin ein Wanderer, wissen Sie, federleicht, mein ganzes Leben bestand aus schweren Kämpfen. Hier ein Drache, da ein Menschenfresser, dort Riesen. Viel zu tun... Mühselige Arbeit, 26 undankbar. Aber ich wurde nicht müde, und ich war oft verliebt. Elsa Oft? Lanzelot Natürlich. Man zieht kreuz und quer durch die Welt, kämpft und lernt Mädchen kennen. Da kommt es eben vor - man verliebt sich. Aber so wie jetzt war es nie... Elsa Sprich nicht weiter. Ich bitte dich. Lanzelot Furcht, Müdigkeit und Zweifel verbrennen, verschwinden auf ewig. So sehr kann man lieben. Selbst die Bäume im Wald können zärtliche Worte mit uns wechseln und die Vögel und die wilden Tiere, weil Liebende alles verstehen und sich eins fühlen mit der ganzen Welt. Drache Was flötet er da? Aha! Sie legt ihm die Hand auf die Schulter. Prachtmädel! Elsa Liebster, ich wußte nicht, daß es Menschen wie dich auf der Erde gibt. Gestern war ich noch gehorsam wie ein Hündchen, wagte nicht, an dich zu denken. Trotzdem stieg ich nachts ganz leise in die Küche und trank den Wein, den du in deinem Glas gelassen hattest. Und so habe ich dich in der Nacht geküßt, weil du für mich kämpfen willst. Ich liebe dich. Küßt Lanzelot Drache Gleich tut sies, gleich tut sies, gleich tut sies! Elsa Siehst du das Messer? Der Drache hat befohlen, daß ich dich umbringen soll. Drache Na! Heinrich Tus, tus! Elsa Sieh her! Schleudert das Messer fort Heinrich Blöde Gans! Drache Du wagst es! Elsa Schweig! Glaubst du, ich lasse mich von dir beschimpfen, nachdem er mich geküßt hat. Ich liebe ihn. Er wird dich töten. Lanzelot Das ist die reine Wahrheit, Herr Drache. Drache So? Dann auf zum Kampf. Offen gestanden, es ist mir nicht zuwider. Ich habe mir unlängst einen interessanten Tatzenschlag ausgedacht, Richtung n nach x. Und den probieren wir jetzt an deinem Körper aus. Lauf, Bursche, ruf die Wache. Marsch, marsch, nach Hause, Dummerchen, wir sprechen uns nach dem Kampf. 27 Heinrich kommt mit der Wache Hör zu, Wache, was wollte ich sagen... ja... Geleite dieses Mädchen nach Hause und bewache sie. Schieb ab! Lanzelot drückt die Wache in die Knie Elsa Laß. Schone deine Kräfte. Wenn du ihn erschlagen hast, holst du mich. Ich werde auf dich warten. Lanzelot Und ich werde kommen. Drache So, das wärs. Schieb ab! Die Wache führt Elsa davon Bursche, rufe den Wachtposten vom Turm und schicke ihn ins Gefängnis. Heute nacht wird ihm der Kopf abgehackt. Er hat gehört, wie das Ding mich angeschrien hat, er könnte in der Kaserne schwatzen. Dann kommst du und reibst mir die Krallen mit Gift ein. Heinrich läuft davon. Zu Lanzelot Du bleibst hier stehen, hörst du! Und wartest. Wann ich anfange, sage ich dir nicht. Ein richtiger Krieg beginnt schlagartig. Verstanden? Wo sind meine Untertanen? die Bürger erscheinen Ich befehle, daß jeder dem Kampfe beiwohnt. Heinrich Wollt ihr diesen Kampf und denSieg des Drachen? Bürger Ja! Ja! Ja! Der Drachen fliegt in die Höhe und entfaltet sich. Während dessen gehen die Begeisterungsrufe der Masse in Musik über und man hört eine Soundcollage mit weiteren Begeisterungsrufen. Marschmusik. Orginalrede: Goebbels, Hitler usw. Ausblenden und Lichtwechsel/Der eiserne Vorhang geht zu Lanzelot vor dem Vorhang/Der Kater tritt auf Vor dem eisernen Vorhang Kater Lanzelot, schau nach rechts. Siehst du diese Leute dort? Es sind Freunde und sie wollen dich sprechen. Lanzelot Kommt näher Freunde. Was wollt ihr? Die Handwerker erscheinen - vorsichtig Heinrich tritt auf - eilig Was macht ihr hier? Weber Wir bringen Ware zum Markt, Eurer Ehren. Heinrich mißtrauisch Was für Ware? Weber Teppiche, Schmied Hausrat, Schneider Kleidung Euer Ehren. 28 Stimme des Drachen Bursche! Heinrich Weitergehen, weitergehen! Wir haben den Notstand verhängt. Größere Menschenansammlungen sind strengstens verboten. Läuft eiligst in den Palast Weber Guten Tag, Herr Lanzelot. Schmied Wir sind Freunde. Weber Viele Teppiche habe ich geknüpft, aber der schönste hier ist für Sie. Lanzelot Schöne Arbeit. Weber Ja, ein Teppich der Sonderklasse, doppelt geknüpft, Wolle in Seide. Die Farben nach Geheimrezept zubereitet. Doch nicht das macht den Wert des Teppichs aus. Es ist ein fliegender Teppich. Lanzelot Gut. Die Bedienung. Weber Einfach, Herr Lanzelot. Dies ist der Zipfel der Höhe, die Sonne ist darin eingewebt. Dies ist der Zipfel der Tiefe, die Erde ist darin eingewebt. Dies ist der Zipfel der Zick-zack-Flüge, Schwalben sind darin eingewebt. Und dies ist der Zipfel der Sturzflüge. Ein leichter Druck, und man fliegt steil nach unten, dem Feind direkt auf den Kopf. Ich - wir alle haben so auf sie gewartet. Hutmacher Wünsche Gesundheit, mein Herr! Darf ich bitten! Den Kopf so. Und so. Vorzüglich, mein Herr, ich bin Großmeister der Mützen- und Hutmacherzunft. Ich mache die besten Hüte und Mützen der Welt. Ich nehme nicht Maß. Ich werfe einen Blick auf den Kunden, und es entstehen Dinge, die den Menschen wunderbar zum Schmuck gereichen, und daran habe ich meine Freude. Heute habe ich die ganze Nacht für Sie gearbeitet, mein Herr, und wie ein Kind vor Kummer geweint. Lanzelot Warum? Hutmacher Das ist eine tragische, besondere Fasson von Kappe. Es ist eine Tarnkappe. Lanzelot Gut! Hutmacher Nein!!! Bitte nicht! Wer sie aufsetzt, wird unsichtbar, und ich erfahre nie, ob ihnen die Kappe steht oder nicht. Nehmen Sie sie, aber setzen Sie sie nicht in meiner Gegenwart auf. Ich ertrage das nicht! Nein, das ertrage ich nicht! Schmied Da! Nimm! Wir haben die ganze Nacht geschmiedet. ,,Hals-und Beinbruch". Schneider Ich bin verdienter Meister des Schneider und Rüstungshandwerks, Herr Lanzelot. Schon meine frühen Vorfahren begannen an dieser Kampfausrüstung zu bauen. Ein Geschlecht nach dem 29 anderen hat daran gewirkt, und so wurde es zu einem Kunstwerk der Rüst.- und Schneiderkunst. Dieses Kleid gibt dem Träger Mut, Tapferkeit und Zutrauen in die eigenen Kräfte. Bitte ziehen Sie es an und geben sie uns ein Fünkchen Hoffnung, daß sich unser Leben und das unserer Kinder und Enkel ändern wird. Hutmacher Hunderte von Jahren haben wir auf Sie gewartet, Herr Lanzelot. Der Drache hat uns still werden lassen. Und nun ist es soweit. Schmied Töten Sie ihn! Schneider Schenken Sie uns die Freiheit. Musik - Lanzelot zieht die Kleidung an - die Handwerker helfen ihm Brüllen aus dem Drachenpalast Kater Der Kampf beginnt, fort mit euch! Handwerker ab. (schneller Umzug) Eiserener Vorhang auf. Lanzelot stellt sich auf den Teppich, nimmt die Waffen, zieht die Tarnkappe hervor, setzt sie auf und verschwindet Akkurate Arbeit. Vorzügliche Meister. Bist du noch da, Lanzelot? Stimme Lanzelots Nein, ich steige langsam in die Höhe. Auf Wiedersehen, Freunde. Kater Auf Wiedersehen, Bester. Gebrüll des Drachen Drache Lanzelot! Lanzelot! In Rauch und Flammen sieht man undeutlich mal drei riesige Köpfe mal riesige Tatzen mal funkelnde Augen Heinrich Er hat sich verkrochen, Exzellenz. Schwertgeklirr. Der Drache stöhnt auf Drache Wer wagt es, mich zu schlagen? Lanzelots Stimme Ich, Lanzelot! Kampfeslärm Der Marktplatz füllt sich mit Volk. Das Volk ist ungewöhnlich still Alle flüstern und schauen zum Himmel Erster Bürger Der Kampf dauert! Zweiter Schon zwei Minuten. Erster Es ist gleich alles vorbei. 30 Zweiter Unsre Ruh ist hin. Es ist Essenszeit - aber man hat keinen Appetit. Auftritt Gärtner Guten Tag, Herr Gärtner. Warum so traurig? Gärtner Heute sind mir die Teerosen, die Brotrosen und die Weinrosen aufgeblüht, man schaut hin, ist satt und trunken. Der Herr Drache hatte versprochen, vorbeizukommen und sie sich anzusehen. Er wollte mir Geld für weitere Versuche geben. Jetzt kämpft er. Das kann mich die Früchte langjähriger Mühen kosten. Hausierer Mit geschäftigem Flüstern Rauchglas gefällig? Rauchglas gefällig? Wenn man durchschaut, sieht man Dra-Dra geräuchert. Alle kaufen Gläser Erster Unverschämter Kerl! Ha, ha, ha! Zweiter Dra-Dra geräuchert. Hi, hi, hi! Kampflärm Junge Mama, vor wem reißt der Drache aus? Alle Tsss! Erster Er reißt nicht aus, mein Junge, er manövriert. Junge Und warum zieht er den Schwanz ein? Alle Tsss! Erster Den Schwanz, mein Junge, zieht er nach wohlüberlegtem Plan ein. Erste Bürgerin Man stelle sich das vor! Der Krieg dauert jetzt sechs Minuten, und noch ist kein Ende abzusehen. Alle sind aufgeregt. Der Milchpreis hat schon dreimal aufgeschlagen. Zweite Bürgerin Ach was, Milchpreis. Auf dem Wege hierher gab es ein Schauspiel, das einem die Seele vereiste. Zucker und Butter krochen totenbleich aus den Läden ins Lager zurück. Kaum hören sie Kampfgetümmel, gleich verkriechen sie sich. Schreckensrufe. Die Menge weicht zur Seite Charlesmagne tritt auf Charlesmagne Wünsche Gesundheit, Herrschaften! Schweigen Erkennt ihr mich nicht? Erster Natürlich nicht. Seit gestern abend sind Sie nicht wiederzuerkennen. 31 Charlesmagne Wieso denn? Gärtner Schrecklich, diese Leute. Nehmen Fremde auf. Verderben dem Drachen die Laune. Schlimmer, als wenn jemand über den Rasen latscht. Und dann noch fragen - wieso denn? Zweiter Ich kenne Sie überhaupt nicht mehr, seit die Wache Ihr Haus beschattet. Charlesmagne Ja, schrecklich, nicht wahr? Die Wache läßt mich nicht zu meiner Tochter. Sie sagt, der Drache hat befohlen, niemand zu Elsa zu lassen. Erster Na und? Von seinem Gesichtspunkt aus hat Exzellenz vollkommen recht. Kampfgetümmel Junge Er ist umgekippt und streckt die Beine hoch. Irgendwer schlägt ihn, daß die Funken fliegen! Alle Tsss! Trompetensignal Heinrich tritt auf Heinrich Hört meinen Erlaß. Zur Vermeidung einer Epidemie der Augenkrankheiten, und nur deshalb, wird jetzt verboten, in den Himmel zu blicken. Was am Himmel vor sich geht, erfahrt ihr aus den Kommuniqués, die der persönliche Sekretär des Herrn Drache - also ich - nach Bedarf herausgibt. Trompete Erster Sehr richtig! Zweiter Hätte längst passieren müssen. Junge Mama, warum dürfen wir nicht sehen, wie er geschlagen wird? Alle Tsss! Erste Freundin Zehn Minuten dauert der Krieg schon! Warum ergibt er sich nicht? Zweite Er weiß doch, daß der Drache unbesiegbar ist. Erste Er will uns einfach quälen. Zweite Wenn dieser Fremdling nicht wäre, hätte der Drache Elsa längst zu sich geholt. Und wir könnten in Ruhe zu Hause sitzen und weinen. Hausierer Ein interessantes wissenschaftliches Instrument, Spieglein genannt, gefällig? Man sieht zur 32 Erde und sieht den Himmel. Für fünf Groschen hat man Dra-Dra zu seinen Füßen. Alle kaufen Erster Bürger Unverschämter Kerl! Ha, ha, ha! Zweiter Dra-Dra zu seinen Füßen! Hi, hi, hi! Erbitterter Kampflärm Erste Bürgerin Das ist schrecklich! Zweite Bürgerin Der arme Drache! Erste Er speit schon keine Flammen mehr. Zweite Es kommt nur noch Rauch. Erste Wie kompliziert er manövriert. Zweite Meiner Meinung nach... ich schweige lieber! Heinrich Hört das Kommuniqué der städtischen Selbstverwaltung. Der Kampf nähert sich seinem Ende. Der Feind hat sein Schwert verloren. Seine Lanze ist zerbrochen. Im fliegenden Teppich hat man eine Motte entdeckt, die mit niedagewesener Geschwindigkeit die Flugkraft des Feindes zersetzt. Von seiner Basis entfernt, kann der Feind keine Mottenkugeln auftreiben und hascht nach der Motte durch Schläge mit der flachen Hand, was ihn der nötigen Manövrierfähigkeit beraubt. Nur aus Liebe zum Krieg vernichtet der Drache den Feind nicht. Er ist der Heldentaten noch nicht satt und will sich an Wundern der eigenen Tapferkeit weiden. Trompete Erster Bürger Jetzt ist mir alles klar. Junge Aber, Mamachen, sieh doch, also ganz bestimmt, jemand haut auf seinen Hals. Erste Bürgerin Er hat drei Hälse, mein Junge. Junge Seht hin, jetzt kriegen alle drei Hälse was ab. Bürgerin Das ist eine optische Täuschung, mein Junge! Erster Bürger Nehmen Sie das Kind weg. Zweiter Ich traue meinen Augen nicht! Einen Arzt, einen Augenarzt! 33 Erster Er stürzt ab. Gärtner Das überlebe ich nicht! Erster Bürger Drängelt nicht so! Wir wollen alle was sehen! Ein Drachenkopf fällt polternd auf den Platz Trompete Heinrich Hört ein Kommuniqué der städtischen Selbstverwaltung. Der geschwächte Lanzelot hat alles verloren und ist teilweise in Gefangenschaft geraten. Zweiter Wieso teilweise? Heinrich Eben teilweise. Das ist Kriegsgeheimnis. Seine übrigen Teile leisten vereinzelt Widerstand. Übrigens hat unser Herr Drache einen seiner Köpfe vom Kriegsdienst befreit und ihn zur Reserve einbeordert. Trompete Zweiter Versteht das wer Erster Bürger Was gibt es da nicht zu verstehen? Sie haben Ihre Milchzähne auch verloren. Zweiter Allerdings. Erster Sehen Sie. Und quietschvergnügt leben Sie weiter. Zweiter Aber meinen Kopf habe ich noch nicht verloren. Erster Warten Sie ab. Das kann Ihnen noch passieren. Trompete Heinrich Hört einen Kommentar zu den laufenden Ereignissen. Thema: Warum ist zwei genaugenommen mehr als drei? Zwei Köpfe sitzen auf zwei Hälsen. Ergibt vier. So. Außerdem haften Sie besser. Der zweite Drachenkopf poltert donnernd auf den Platz herab Der Kommentar wird aus technischen Gründen unterbrochen. Trompete Heinrich ab. Tritt wieder auf Trompete Hört ein Kommuniqué. Die Kampfhandlungen entwickeln sich planmäßig. Zweiter Nanu? Heinrich Vorläufig nichts weiter. Trompete Zweiter Zwei Drittel Achtung vor dem Drachen habe ich verloren. 34 Erster Charlesmagne! Bester Freund!. Warum stehen Sie abseits? Zweiter Kommen Sie doch zu uns. Erster Hat man je so etwas gehört? Die Wache läßt Sie nicht zur eigenen Tochter. Das ist niederträchtig. Zweiter Warum sagen Sie nichts? Erster Sie sind doch nicht etwa beleidigt? Charlesmagne Nein, aber ich finde keine Worte. Gärtner Charlesmagne, nicht grübeln! Das deprimiert. Wenn ich daran denke, wieviel Zeit ich vergeudet habe, diesem dreiköpfigen Ungeheuer in den Arsch zu kriechen. Wie viele Blumen hätte ich in der Zeit züchten können! Trompete Heinrich Hört einen Kommentar zu den Ereignissen! Gärtner Ruhe! Erster Uns reichts! Heinrich Kann ich was dafür? Wir haben Krieg. Durchhalten! Ich fange an. Ein Gott, ein Mond, eine Sonne, ein Kopf auf den Schultern unseres Gebieters. Nur einen Kopf zu haben, das ist menschlich, das ist human im wahrsten Sinne des Wortes. Außerdem ist das günstig, auch in militärischer Hinsicht. Dadurch wird die Front wesentlich verkürzt. Einen Kopf verteidigen ist dreimal leichter als drei. Der dritte Drachenkopf poltert donnernd auf den Platz herab. Explosion von Ausrufen. letzt reden alle sehr laut Erster Bürger Nieder mit dem Drachen! Zweiter Man hat uns von Kind an betrogen! Erste Bürgerin Wie schön! Jetzt kann jeder machen was er will! Zweite Ich bin trunken, Ehrenwort. Hausierer Das neueste Spielzeug gefällig? Der Kartoffeldrache! Schwupps - der Kopf ist ab! 35 Alle lachen aus voller Kehle Erster Bürger Geistreich. Schwupp, der Kopf ist ab. Erste Bürgerin Hurra! Gärtner Ein Pfundskerl. Dra-Dra als Hackfrucht. Hurra! Erster Bürger Hurra! Zweite Bürgerin Nieder mit ihm! Zweiter Bürger Kartoffeldrache! Erster Schlagt ihn, wo ihr ihn trefft Trompete Heinrich Hört ein Kommunique! Gärtner Schnauze. Erste Bürgerin Wir jubeln, wies uns paßt! Zweite Und johlen, wie es uns paßt! Erster Bürger Schlag zu! Zweiter Hurra! Bürgermeister Wache! Die Wache kommt auf den Platz gerannt. Zu Heinrich Sprich zu ihnen sachte, aber dann hau zu. Stillgestanden. Alle Verstummen Heinrich Sehr weich Bitte, hört ein Kommuniqué. An den Fronten ist buchstäblich, also rein gar nichts von Bedeutung vorgefallen. Alles steht überaus günstig. Wir verhängen jetzt den Belagerungszustand. Wer Gerüchte verbreitet, dem wird der Kopf abgehackt. Der Platz leert sich Wieso lächelst du? Bürgermeister Schweig, Sohnemann. Dumpfer schwerer Schlag der die Erde erzittern läßt Das war sein Leib. Er ist hinter der Mühle aufgeplumpst! 36 Heinrich Weshalb reibst du dir die Hände, Papa! Bürgermeister Junge! Mir fällt die Macht von selbst in den Schoß. Ich werde sie aufgreifen und gebrauchen wie ich will. Es läuft wie geschmiert, Heinrich. Der Gewesene hat die Stadt so abgerichtet, daß sie sich von jedem reiten läßt, der die Zügel straff in die Hand nimmt. Heinrich Hast du keine Angst vor Lanzelot, Papa? Bürgermeister Nein, Sohn. Denkst du etwa, das war ein Kinderspiel, den Drachen zu töten? Glaub mir, Lanzelot liegt entkräftet auf seinem Fliegenden Teppich, und der Wind treibt ihn von unserer Stadt fort. Heinrich Wenn er aber plötzlich landet... Bürgermeister Glaub mir, er ist fertig. Unser Entschlafener verstand sich aufs Kämpfen, das muß man ihm lassen. Komm. Wir diktieren die ersten Erlasse. Komm, komm. Verlieren wir keine Zeit. Sie gehen ab Auf dem Platz erscheint Lanzelot. Er steht auf dem Fliegenden Teppich und stützt sich auf sein verbogenes Schwert. In seinen Händen die Tarnkappe. Das Instrument liegt ihm zu Fußen Lanzelot Tot ist er, aber mir gehts auch nicht viel besser. Die Arme gehorchen nicht. Ich sehe schlecht. Ich höre immerzu, wie jemand meinen Namen ruft: ,,Lanzelot, Lanzelot". Die Stimme kenne ich. Ich mag ihr nicht folgen. Aber diesmal muß ich wohl. Was meinst du, Wundergeige - sterbe ich? Das Instrument antwortet Das klingt erhaben und edel. Aber ich fühle mich elendig schwach. Ich bin zu Tode verwundet. Warte noch, Tod. Elsa! Ich habe ihn besiegt! Aber ich sehe dich nicht. Du siehst mir nicht in die Augen, du küßt mich nicht, du fragst mich nicht: ,,Lanzelot, was ist mit dir? Warum bist du betrübt? Warum dreht sich dir der Kopf? Warum schmerzen deine Schultern? Wer ruft beständig nach dir - ,,Lanzelot, Lanzelot"? Es ist der Tod, der mich ruft. Ich sterbe. Das ist sehr traurig, findest du nicht auch? Das Instrument antwortet Das ist ärgerlich. Sie verstecken sich alle. Ist mein Sieg ein Unglück? Warte noch, Tod. Du kennst mich. Ich fürchte dich nicht, ich reiße dir nicht aus. Laß mich noch eine Minute nachdenken. Sie verstecken sich alle. Aber sie besinnen sich. ,,Warum haben wir dieses Scheusal gefüttert und gehätschelt? Jetzt stirbt unsretwegen auf dem Marktplatz ein Mensch, mutterseelenallein. Aber von nun an werden wir klüger sein! Haben wir nicht gesehen, was für ein Kampf sich am Himmel abspielte? Nein, jetzt ist ein für allemal Schluß! Wegen unserer Schwachheit mußten die Stärksten, die Besten, die Unbeugsamsten fallen." Ja, daraus würden selbst Steine Lehren ziehen, und sie sind immerhin Menschen. Ja, so besinnen sie sich jetzt in jedem Haus. Stimmts? Das Instrument antwortet Ja, ja. Genau so. Also sterbe ich nicht umsonst. Leb wohl, Elsa. Ich wußte, daß ich dich mein Leben lang lieben würde ... aber nicht, daß mein Leben so schnell enden würde. Leb wohl, Stadt, leb wohl, Tag, Morgen, Mittag, Abend. Und jetzt kommt schon die Nacht! Hallo, ihr! - Der Tod drängt... die Gedanken verwirren sich... Etwas wollte ich noch sagen. - Hallo, ihr! Habt keine Angst. Das schafft ihr. - Witwen und Waisen schützen. Und einander beistehen, das ist auch nicht verboten. Das ist die Wahrheit, die reine Wahrheit, die reinste Wahrheit. Das wollte ich auch noch sagen. Lebt wohl. Vorhang 37 Dritter Akt 38 Prachtvoll ausgestatteter Saal im Palast des Bürgermeisters Hinten und auf beiden Seiten Türen, halbrunde Tische, die zum Abendessen gedeckt sind. Vor ihnen in der Mitte ein mittelgroßer Tisch, auf dem ein dickes Buch in Goldeinband liegt. Wenn der Vorhang sich öffnet, dröhnt ein Orchester. Eine Gruppe von Bürgern schaut auf die Tür und ruft. Heinrich hört ab, während der Kerkerkommandant wartend abseits steht Bürger Leise im Chor Eins, zwei, drei. Laut Es lebe der Drachentöter! Leise Eins, zwei, drei. Laut Es lebe unser Befreier! Leise Eins, zwei, drei. Laut Wie sind wir glücklich. Leise Eins, zwei, drei. Laut Wir hören seine Schritte! Erster Bürger Du unser ruhmreicher Gebieter. Genau vor einem Jahr wurde der verfluchte antipathische, taktlose, widerliche Hundesohn von einem Drachen durch dich vernichtet. Wir wissen nicht wohin vor Glück! Pieperepiep! Hurra! Alle Hurra! Heinrich Hervorragend, die übrigen Stellen haben wir schon geprobt? Bürger Jawohl, Herr Bürgermeister. Heinrich Schön. Der Drachentöter, der Präsident der befreiten Stadt, wird gleich zu euch kommen. Denkt daran - nicht zackig sprechen, herzlich, menschlich, demokratisch! Wachtposten Stillgestanden! Seine Exzellenz der Präsident der befreiten Stadt kommen den Korridor entlanggelaufen. Das Orchester dröhnt Die Wachen nehmen Achtungstellung ein. Der Bürgermeister tritt auf Heinrich Exzellenz, Präsident, Oberhaupt, Vater dieser befreiten Stadt. Du Weiser, du! Wohltäter du! Bürgermeister Wünsche Gesundheit, Bürgermeister. 0, Blumen, nanu Drückt Bürgermeister die Hand Bürgermeister? Für mich? Heinrich Unsere Mitbürger haben nicht vergessen, Herr Präsident, daß Sie vor genau einem Jahr den Drachen getötet haben. Sie sind herbeigeeilt, Sie zu beglückwünschen. Bürgermeister Welch angenehme Überraschung! Schießt los. Bürger Leise Eins, zwei, drei. Laut Es lebe der Drachentöter! Leise Eins, zwei, drei. Laut Es lebe unser Befreier! Bürgermeister Wünsche Gesundheit, Kerkerkommandant. Kerkerkommandant Wünsche Gesundheit, Exzellenz. Bürgermeister Zu den Bürgern Danke, meine Herren. Ich weiß auch so, was ihr mir sagen wolltet. Zum Teufel, 39 eine Träne. Spritzt die Träne mit einer Handbewegung weg Bitte versteht, ich heirate heute, da gibt es allerhand zu erledigen. Trollt euch. Aber zur Hochzeitsfeier seid ihr alle wieder da. Verstanden! Der Alpdruck ist weg, wir wollen es uns wohlsein lassen! Stimmts? Bürger Jawohl, Herr Präsident! Bürgermeister Genauso. Wißt ihr noch, was ich unter dem verfluchten Drachen war? Ein Kranker, ein Irrer. Und jetzt? Gesund wie zehn Gurken. Also lebhaft! Heinrich, bring sie raus! Die Bürger und die Musiker ab Bürgermeister Wie stehts bei dir im Gefängnis? Kerkerkommandant Alles voll. Bürgermeister Was macht mein ehemaliger Stellvertreter? Kerkerkommandant Er quält sich. Bürgermeister Lügst du auch nicht? Kerkerkommandant Beim Recht, er quält sich. Bürgermeister Geschieht ihm recht! Widerlicher Hund. Wie oft hat er mir einen Bart gezeigt, wenn ich einen Witz erzählt hab. Dafür sitzt er. Hast du ihm mein Bild gezeigt? Kerkerkommandant Gewiß! Bürgermeister Welches? Das, wo ich lächle? Kerkerkommandant Selbstverständlich. Bürgermeister Und? Kerkerkommandant Er hat geweint. Bürgermeister Du lügst? Gut! Und die Weber, die diesem ... den Fliegenden Teppich verschafft haben? Haben sie gesagt, wo dieser... geblieben ist? Kerkerkommandant Nein! Bürgermeister Läßt du sich auch richtig hungern? 40 Kerkerkommandant Das will ich meinen! Bürgermeister Und der Schmied? Kerkerkommandant Der hat schon wieder das Gitter durchgefeilt. Ich mußte ein diamantenes an seinem Zellenfenster anbringen. Bürgermeister Gut, gut, scheue keine Ausgaben. Aber hat er immer noch nicht gestanden, wo dieser... ist? Kerkerkommandant Kein Wort. Bürgermeister Und der Hutmacher, der Instrumentenbauer auch nicht? Kerkerkommandant Nein. Bürgermeister So, so. Wie ist die Stimmung in der Stadt? Kerkerkommandant Gut. Bloß geschrieben wird viel. Bürgermeister Was? Kerkerkommandant ,,L", das bedeutet Lanzelot. Bürgermeister Unsinn, "L" bedeutet - lieber Präsident. Kerkerkommandant Dann soll ich die, die das schreiben, nicht einsperren. Bürgermeister Warum nicht. Immerzu. Sperr sie ein. Was wird noch geschrieben? Kerkerkommandant Der Präsident ist ein Rindvieh. Sein Sohn ist ein Lump... Am meisten aber schreiben sie "L". Bürgermeister Blödes Volk. Immer wieder dieser Lanzelot. Hört man wirklich nichts von ihm? Kerkerkommandant Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Bürgermeister Friede seiner Asche. Wer da? Heinrich tastet den Sessel ab Hier ist niemand. Papa, setz dich. Bürgermeister Lächle nicht so dumm. Mit seiner Tarnkappe kann er sich überall hinschleichen. 41 Setzt sich Nun, Sohn, mein Kleiner, laß uns von unseren Geschäften sprechen. Du stehst in meiner Schuld, Sohnemann! Heinrich Wieso, Papa? Bürgermeister Du hast wieder drei meiner Lakaien bestochen. Sie sollen mir nachspionieren, meine Papiere durchlesen und so weiter. Stimmt’s? Heinrich Ich bitte dich, Papa. Bürgermeister Siehst du, ich wiederum habe den Lakaien fünfhundert Taler aus der eigenen Tasche gezahlt, damit sie dir nur das melden, was ich genehmige. Du schuldest mir also fünfhundert Taler. Heinrich Nein, Papa. Als ich das herausbekam, legte ich sechs hundert hinzu. Bürgermeister Das dacht ich mir, und deshalb legte ich tausend hinzu, du Ferkel! Ja, du Kalbskopf! Du Tausendsassa! Willst auf Papas Platz. Heinrich Ich bitte dich, Papa. Bürgermeister So was gibts! Aber lassen wir das. Ich schlage dir folgendes vor: Wenn wir in Zukunft einander nachspionieren, machen wir es ohne Umstände, als gute Verwandte, von Vater zu Sohn. Wozu Außenstehende einspannen! Das kostet nur Geld! Heinrich Was bedeutet schon Geld! Bürgermeister Da hast du recht. Wenn man dich um die Ecke gebracht hat, nützt dir kein Geld mehr. Hufgeklapper und Glöckchengeläut Ah, die Equipage, die Equipage! Ganz mit Drachenschuppen verziert! Und Elsa darin! Das Wunder aller Wunder. Ganz in Spitzen! Nein, wer an der Macht sitzt, der kanns aushalten... Verhöre Sie! Heinrich Wen? Bürgermeister Elsa. Vielleicht weiß sie doch, wo dieser... Schaut sieh um... Lanzelot steckt. Heinrich Fängst du schon wieder an? Bürgermeister Red nicht. Frag sie vorsichtig aus. Ich verstecke mich. Versteckt sich Elsa und Charlesmagne treten ein Heinrich Elsa, ich begrüße dich. Du wirst mit jedem Tag schöner. Setze dich in den Sessel. Sie warten im Vorzimmer, Charlesmagne, ja? Charlesmagne geht mit einer Verbeugung hinaus 42 Elsa, ich freue mich. Ich wollte mich schon lange mit dir allein unterhalten, offen, freundschaftlich. Hörst du mir zu? Elsa Nein, Heinrich Bin ich dir wirklich so fremd geworden? Wo wir doch als Kind so gute Freunde waren. Weißt du noch? Elsa Ja. Heinrich Komm, unterhalten wir uns wie in alten Zeiten, wie Bruder und Schwester. Elsa Ich bin jetzt gehorsam wie nie zuvor. Mit mir kann man machen, was man will. Unterhalten wir uns. Heinrich Warum bist du in letzter Zeit so schweigsam? Elsa Wozu reden? Mir ist alles egal. Heinrich Und Lanzelot? Das war ein wunderbarer Mensch. Wir stehen alle in seiner Schuld. Ob wirklich keine Hoffnung besteht, daß er zurückkommt? Elsa Du kannst dich beruhigen, er kommt nicht mehr. Heinrich Ich weiß nicht, warum, aber mir scheint, wir sehen ihn doch wieder. Elsa Ich will dir etwas sagen. Genau vor einem Jahr lief unsere Katze Mariechen auf den Platz vorm Palast. Dort sah sie Lanzelot neben den toten Drachenköpfen stehen. Er stützte sich auf sein Schwert und war leichenblaß. Die Katze wollte mich zu Hilfe rufen. Aber die Wache hielt mich so streng unter Aufsicht, daß keine Fliege ins Haus gefunden hätte. Und die Soldaten verjagten die Katze. Heinrich Hundesöhne. Elsa Darauf rief sie ihren Freunde den Esel, legte den Verwundeten auf seinen Rücken, und sie schlichen durch finstere Gassen aus der Stadt. Heinrich Warum das? Elsa Sie trauten der Stadt nicht. Lanzelot war so schwach, daß ihn eine Maus erschlagen hätte. So zogen die Tiere über Schleichwege in die Berge. Der Kater saß neben dem Verwundeten und lauschte auf seinen Herzschlag. Heinrich Sein Herz schlug hoffentlich noch? 43 Elsa Aber schwächer und schwächer. Dann rief die Katze: ,,Anhalten!" und der Esel blieb stehen. Es war schon Nacht. Sie waren weit oben in den Bergen, ringsum war es still und kalt. ,,Machen wir kehrt!" sagte die Katze. ,,Jetzt tut ihm keiner mehr was. Elsa soll Abschied von ihm nehmen, und dann wird er begraben." Heinrich Also tot! Elsa Der Esel wollte nicht kehrtmachen. Er ging weiter. Aber die Katze lief zurück und erzählte mir alles. Seitdem warte ich auf niemand mehr. Bürgermeister Danke, Elsa! Wer wagt jetzt zu behaupten, ich hätte den Drachen nicht erschlagen? Wer? Wer? Das Fest beginnt, die Hochzeitsgäste kommen. Elsa Papa! Charlesmagne kommt eiligst ins Zimmer Charlesmagne Nicht doch, beruhige dich. Was können wir machen? Hier ist nichts mehr zu machen. Bürgermeister Läuft zum Fenster Die Pferde mit Bändern geschmückt. An den Deichselgabeln schaukeln Laternen. Wie herrlich lebt es sich doch auf der Welt, wenn man weiß, daß einem niemand mehr an den Kragen kann. Lächle, Elsa. Auf die Sekunde, zur festgesetzten Zeit wird dich der Präsident der befreiten Stadt persönlich in die Arme schließen. Die Musik dröhnt los. Die Türen fliegen auf, und die Gäste kommen Herzlich willkommen, liebe Gäste. Die Gäste treten ein und gehen paarweise an Elsa und dem Bürgermeister vorbei. Sie sprechen ehrerbietig fast flüsternd Erster Bürger Wir gratulieren dem Bräutigam und der Braut. Wir sind alle so froh. Zweiter Die Häuser sind illuminiert. Erste, zweite Freundin Auf der Straße ist es taghell! Gärtner Gestatten Sie mir, Ihnen Glockenblumen zu schenken. Sie läuten etwas traurig, aber das macht nichts, morgen früh sind sie sowieso welk und stumm. Erste Freundin Elsa, Liebes, sei bitte lustig. Sonst fange ich wieder an zu weinen und verderbe mir die Wimpern Sie sind mir heute so gut gelungen! Zweite Er ist immerhin besser als der Drache... Er hat Arme und Beine und keine Schuppen. Erste Und er ist ein Mann. Morgen erzählst du uns alles. Hach, das wird interessant! Bürgermeister Zählt halblaut die Gäste Eins, zwei, drei, vier. Dann die Bestecke Eins, zwei, drei ... aha... Da 44 scheint mir ein Gast zuviel zu sein... Ach der Junge... Heul nicht gleich. Du ißt mit deiner Mama von einem Teller. Wir sind komplett, Herrschaften, bitte zu Tisch. Das Vermählungsritual erledigen wir bescheiden und schnell, und dann beginnt der Hochzeitsschmaus. Ich habe einen Fisch aufgetrieben, der zum Essen da ist. Er quiekt vor Freude, wenn man ihn kocht, und er gibt dem Koch Bescheid, wenn er gar ist. Und dann gibts Pute, die mit ihren eigenen Küken farciert ist. Das Spanferkel ist nicht nur gemästet, sondern extra für unseren Tisch erzogen worden Es hört aufs Wort und gibt Pfötchen, auch wenns gebraten ist. Quak nicht, Junge, das ist nicht zum Quaken, das ist drollig. Wie angenehm ist es, reich zu sein. Die Kapelle bläst einen Tusch. Alle gehen an den Tisch und stürzen sich aufs Essen Halt, halt, noch nicht essen, erst ist die Trauung. Augenblick! Elsa! Gib Händchen! Elsa gibt dem Bürgermeister die Hand Schelmin, kleiner Schlingel! Was für ein warmes Pfötchen! Schnute höher! Lächle! Alles fertig, Heinrich? Heinrich Zu Befehl, Herr Präsident. Bürgermeister Schieß los. Heinrich Ich bin ein schlechter Redner, Herrschaften, und ich fürchte, daß ich etwas konfus sprechen werde. Applaus Die Distel gemeiner Sklaverei wurde vor einem Jahr mit der Wurzel aus dem Boden unseres gesellschaftlichen Wirkungsfeldes gerissen Applaus Die dankbare Stadt beschließt folgendes: Applaus Wenn wir dem verfluchten Unhold unsere besten Mädchen hingaben, dann werden wir doch unserem lieben Befreier dieses bescheidene und natürliche Recht nicht versagen! Applaus Um die Erhabenheit des Präsidenten einerseits und den Gehorsam und die Ergebenheit der Stadt andererseits zu unterstreichen, vollziehe ich also jetzt als Bürgermeister das Trauungsritual. Orgel, Vermählungshymne! Die Musik dröhnt los Bräutigam, antworte mir nach bestem Wissen und Gewissen. Willst du dieses Mädchen zur Frau haben? Bürgermeister Zum Wohl meiner Heimatstadt bin ich zu allem bereit. Heinrich Schreiber! Schreib auf und klecks nicht! So. Das wäre alles. Ach, Entschuldigung! Braut! Du bist natürlich einverstanden, die Frau des Herrn Präsidenten der befreiten Stadt zu werden? Elsa Nein. Heinrich Dann ist alles in Ordnung. Schreib, Schreiber, sie ist einverstanden. Elsa Das dürft ihr nicht. Heinrich Elsa, stör uns nicht bei der Arbeit. 45 Bürgermeister Sie stört gar nicht. Wenn ein Mädchen ,,nein" sagt, dann heißt das ,,ja", Schreib, Schreiber! Elsa Nein, das dürfen Sie nicht, ich reiße diese Seite aus. Ich zerfetze sie! Bürgermeister Jungfräuliches Schwanken! Tränen, Träume, dies und das. Vor der Hochzeit heulen die Mädchen, danach fühlen sie sich befriedigt. Elsa Ich will etwas sagen. Heinrich Schnauze! Bürgermeister Schrei nicht so. Alles geht seinen Gang. Die Braut bittet ums Wort, wir geben der Braut das Wort, der offizielle Teil ist beendet, wir sind doch unter uns. Bitte, Elsa. Elsa Besinnt euch! Ist der Drache nicht gestorben, hat er sich nur, wie so oft, in einen Menschen verwandelt? Dann hat er sich dieses Mal in viele Menschen verwandelt, die mich opfern wollen. Seid ihr denn Steine? Bürgermeister So, das wärs. Die Braut hat ihre Ansprache beendet. Das Leben geht seinen alten Gang. Heinrich Schreib, Schreiber: Die Ehe ist geschlossen. Alle stürzen sich aufs Essen. Klopfen an der Tür Bürgermeister Ist da jemand? Schweigen Alle stürzen sich aufs Essen. wieder klopft es Die Türen bleiben zu! Die Tür fliegt von selber auf Dahinter steht niemand Heinrich, zu mir! Heinrich Papa, das ist die alte Geschichte. Die Klagen der unschuldigen Jungfrau haben diese naiven Fluß, Wald- und Teichbewohner aufgeschreckt. Der Hausgeist kriecht vom Dachboden, der Wassergeist steigt aus dem Brunnen... Sollen sie doch... Was können sie uns anhaben? Sie sind genauso unsichtbar und machtlos wie das sogenannte Gewissen. Wir werden zwei, drei, schreckliche Träume sehen und basta. Bürgermeister Nein, er ist da! Heinrich Wer? Bürgermeister Lanzelot. Er hat die Tarnkappe auf. Er steht neben uns und hört, was wir reden. Sein Schwert schwebt über meinem Kopf. Heinrich Papa! Wenn Sie nicht bald zu sich kommen, übernehme ich die Macht. 46 Bürgermeister Musik! Spiele! Musik setzt chaotisch ein Liebe Gäste! Verzeiht die Verzögerung, aber ich fürchte nichts mehr als Zugluft Und durch Zugluft ging eben die Tür auf... Ein erschrockener Lakai kommt angerannt Lakai Retten Sie mich! Retten Sie mich! Bürgermeister Was hast du? Lakai Er wird uns für unsere Schandtaten erschlagen. Läuft davon Bürgermeister Wer erschlägt uns, Heinrich? Ein zweiter Lakai kommt angelaufen Zweiter Lakai Er kommt den Korridor entlang! Er sieht weder nach links noch nach rechts. Oh, jetzt wird uns alles heimgezahlt! Läuft davon Die Musiker flüchten auch Bürgermeister Heinrich! Heinrich Benimm dich! Einfach nicht beachten. Ganz gleich, was kommt. Der Kerkerkommandant erscheint, er geht rückwärts und ruft ins Leere Kerkerkommandant Ich bin unschuldig. Ich bringe Zeugen! verschwindet Bürgermeister Heinrich, sieh nach! Heinrich Einfach nicht beachten! Verdammt noch mal. Lanzelot tritt auf mit den Treibern Bürgermeister Oh! Wünsche Gesundheit! Sie hätten wir nicht erwartet. Aber dessen ungeachtet - herzlich willkommen. Wir feiern hier Hochzeit, sozusagen. Im kleinen Kreis... Machen Sie sich doch bekannt. Wo sind die Gäste? Ach, sie haben etwas fallenlassen und sitzen unterm Tisch. Das ist mein Sohn Heinrich. So jung und schon Bürgermeister. Es ging schnell voran, seit ich ... seit wir... seit der Drache tot ist. Elsa Warum sagst du nichts? Bürgermeister Ja, wirklich! Wie war die Reise? Wollen Sie nicht ausruhen von der langen Reise? Die Wache geleitet Sie. 47 Elsa Lanzelot! Deine Hände sind warm, du bist es! Du lebst! Komm, trink Wein, Liebster. Oder nein, nimm nichts von denen. Charlesmagne Wenn Sie wüßten, wie man sie gequält hat. Bürgermeister Wer hat das gewagt? Warum haben Sie sich nicht an mich gewandt? Ich hätte sofort Maßnahmen ergriffen! Heinrich Er lügt, werter Herr Lanzelot. Er lügt schamlos. Solche Maßnahmen hätte ich ergriffen. Er hätte für Elsa nicht den kleinen Finger gerührt. Sie können sich nicht vorstellen, wie schäbig er sich während Ihrer Abwesenheit aufgeführt hat. Schäbig, weiter sage ich kein Wort. Bürgermeister Du Lump! Heinrich Selber Lump. Ich kann Ihnen ein lückenloses Verzeichnis seiner Schandtaten aufstellen. Er hat seine Macht mißbraucht. Er hat sich von den Bürgern dieser Stadt die Hände küssen lassen, Herr Lanzelot. Ich habe ein lückenloses Verzeichnis Bürgermeister Aber ich kann doch nichts dafür! Sie haben sich mir von selbst aufgedrängt. Alle! Ich konnte mich kaum wehren. Am liebsten hätten sie mir den Hintern geküßt. He, Fleischer, komm her! Der Fleischer kriecht unter dem Tisch hervor. Es ist der erste Bürger aus II/20 Hast du nicht vor Begeisterung geweint, als du mir vorhin zuriefst ,,Heil dir, Drachentöter!"? Fleischer Ja, ich habe geweint. Aber aus Scham darüber, daß ich mich derart verstellen mußte, Herr Lanzelot. Bürgermeister Gärtner! Der Gärtner kriecht unter dem Tisch hervor Hast du nicht versucht, dem Löwenmaul beizubringen ,,Hurra, der Präsident" zu schreien? Gärtner Ja, aber bei jedem ,,Hurra" zeigt mir das Löwenmaul die Zunge. Was sollte ich tun? Ich brauchte doch Geld für meine Versuche, Herr Lanzelot. Bürgermeister Gerber! Der Gerber kriecht unter dem Tisch hervor. Er ist der zweite Bürger aus II/2 Gerber Er hat meinen Sohn in den Kerker werfen lassen. Bürgermeister Hast du mir nicht eine Pfeife mit der Inschrift ,,Ewig dein" geschenkt? Gerber Ja, wie hätte ich sonst sein Herz erweichen können, Herr Lanzelot? Bürgermeister Sie sehen, lieber Lanzelot, diese Schufte haben selbst schuld. Geben Sie sich nicht weiter mit ihnen ab. Das ist keine Arbeit für Sie. Heinrich und ich werden besser mit ihnen fertig. Am besten, Sie schnappen sich jetzt die Elsa und lassen uns leben, wies uns gefällt. Das wäre human, 48 das wäre demokratisch. Überhaupt Lanzelot Schweig, du Stück Vieh! Bürgermeister Ach, du lieber Gott. Wenn man mit mir unzufrieden ist, gehe ich in den Ruhestand. Er will gehen. Heinrich ebenfalls Lanzelot Halt, ihr Verbrecher! Heinrich Papa, er wird grob, wir gehen. Lanzelot Halt! Ich bin nicht mehr der, der ich voriges Jahr war. Ich habe euch die Freiheit geschenkt, und was habt ihr aus ihr gemacht? Alle Schnattern unter dem Tisch durcheinander Zweite Bürgerin und Freundinnen Was sollten wir tun? Fleischer Es kam alles so plötzlich! Erste Bürgerin Wir kamen kaum zur Besinnung. Gärtner und Gerber Retten Sie uns, Herr Lanzelot! Lanzelot Ruhe! Zu den Handwerkern, den Webern, dem Schmied dem Hut- und Mützenmacher, dem Instrumentenbauer Auch ihr habt mich enttäuscht, meine Freunde. Ich dachte, ihr werdet ohne mich mit ihnen fertig. Weshalb ließt ihr euch widerstandslos ins Gefängnis werfen? Ihr seid doch so viele. Die Weber Sie ließen uns keine Zeit. Sie sind hinterhältig. Lanzelot Führt sie ins Gefängnis. Den Bürgermeister und seinen Sohn. Heinrich und der Bürgermeister werden abgeführt. Alle kommen unter dem Tisch vor Was soll ich jetzt mit euch allen machen? Gärtner Haben Sie Geduld mit uns, ich flehe Sie an, Herr Lanzelot, haben Sie Geduld! Einen angekränkelten Baum pfropft man um. Wir werden uns selbst umpfropfen. Wir werden unser Unkraut ausreißen, vorsichtig, damit die gesunden Wurzeln nicht zu Schaden kommen. Schmied Quatsch, Wurzeln. Zupacken müssen wir! Jetzt reden plötzlich alle Städter durcheinander Die Weber Sehr richtig, zupacken! 49 Erster Bürger Ja, jetzt muß erst einmal Demokratie herrschen! Straßenhändler Jetzt sind wir frei! Wir brauchen ein Kraftwerk! Zweiter Bürger So einfach geht das nicht! Gärtner Sehr richtig, aber was ich mit den Wurzeln meinte, ist Erste Bürgerin Wie geht es denn? Sagen Sies doch, wenn Sies besser wissen. Hutmacher Von Wurzeln kann gar keine Rede sein. Bevor wir ein Kraftwerk brauchen, brauchen wir Mehl. Charlesmagne Zankt nicht, es wird sich alles geben! Gärtner Dazu ist aber nötig, daß wir zuerst Roggen Erster Bürger Es muß einfach Demokratie herrschen. Hutmacher Wir brauchen auch Fleisch. Zweiter Bürger Reden Sie leiser, es sind Frauen hier! Straßenhändler Die Preise müssen... Zweite Bürgerin Reg dich nicht auf! Zweiter Bürger Und ob ich mich aufrege. Die Weber Jawohl, und Tuche! Tuche müssen hergestellt werden! Zweite Bürgerin Was soll Herr Lanzelot von uns denken! Gärtner Ich sagte doch Straßenhändler Schweigen Sie doch, die Preisgestaltung Schmied Am besten, wir bauen gleich eine Eisengießerei. Erster Bürger Ruhe! Lanzelot soll sprechen! 50 Gärtner Ich protestiere. Die Weber Ruhe! Charlesmagne Was sagen Sie, Herr Lanzelot? Instrumentenbauer Erz liegt genug in der Höhle des Drachen. Zweiter Bürger Wollen Sie uns helfen? Gärtner Ich habe mich zu Wort gemeldet. Ich verlange, daß man mich anhört! Zweite Bürgerin Sprechen Sie! Lanzelot Ja, ich will euch helfen. Aber ich fürchte, das wird viel Kleinarbeit geben. Schlimmer als Stricken. Das ist ungewohnt für mich! Doch ich denke, so überwinden wir den Drachen am besten, der noch in euch steckt. Und du, Elsa? Hast du gar keinen Wunsch? Erste Freundin Und ob sie einen hat! Zweite Freundin Sie wagt ihn nur nicht auszusprechen. Erste Freundin Sie ist verliebt bis über beide Ohren. Zweite Freundin Das sieht doch jedes Kind. 51