Liebe Leserinnen und Leser
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Liebe Leserinnen und Leser
2 EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, sakra, der „Mosi“ ist tot! Erdrosselt durch Mörderhand. Ich persönlich habe ihn ja zu Lebzeiten immer ein wenig suspekt gefunden. Die Betonfrisur, der Schnäuzer, die schicken Klamotten, Yorkshire-Terrier Daisy, das alberne Getue - der Mann passte rein äußerlich so gut auf die Straße wie ich auf den Wiener Opernball. Natürlich wussten wir, dass sich Moshammer hin und wieder beim Münchener Straßenmagazin „Biss“ blicken ließ und auch den einen oder anderen Euro locker machte. Aber jetzt wissen wir: Sein Einsatz ging weit über das hinaus und war mehr als aller Ehren wert. Ehrlich, das Anzeige hätte ich dem Moshammer, Rudolph nicht zugetraut. Wo die Ämter zehn Wochen brauchen, um zwanzig Euro für einen gebrauchten Schlafsack raus zu rücken, griff „Mosi“ mal kurz in seine Schatulle und das Problem war gelöst. Ganz ohne Allüren, so hört man aus der Obdachlosen-Szene in München. Der Mann hatte, so scheint’s, keine Angst, sich das weiße Hemd dreckig zu machen. wenn er einem Bettler die Hand gab. Na klar, manche Spende konnte er vermutlich von der Steuer absetzen. Aber ihm deshalb Eigennutz unterstellen? Die vielen tausend Euro, die er im Laufe der Zeit den Bettlern der Stadt in den Hut geworfen hat, akzeptiert kein Finanzbeamter. er sich arme Stricher ins Bett holte. Und ihnen nicht 200 Euro gab und nach Hause schickte. Trotzdem war an „Mosi“ nicht alles Gold was glänzte. Nicht, dass er schwul war, danach sollte heute kein Hahn mehr krähen. Nein, mich stört, dass Bis dänne, Ihr Anzeige Stadtwerke neu siehe auf der CD „Stadtwerke“ Gerrit Hoekman I N H A LT Impressum Herausgeber: ,,draußen!“ e.V. Armut macht dumm 5 Was die neue PISA-Studie an Deutschland stört Anschrift: Overbergstr. 2 48145 Münster Zahlemann und Söhne Redaktion: Tel.: 02 51 / 53 89 - 128 Fax: 02 51 / 53 89 - 129 Streetwork: Sabrina Kipp 7 Die Stadtwerke ziehen die Preise an Kein Konto unter dieser Nummer 8 Das neue Arbeitslosengeld II ist da E-Mail-Adresse: [email protected] „Mosi“ und die Obdachlosen Internet: www.muenster.org/draussen Hier erfahren Sie die ganze Wahrheit An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet: Lekker punken! Heinz Dalmühle, Katharina Grützmacher, Sebastian Henneke, Gerrit Hoekman (V.i.S.d.P.), Sabrina Kipp, Malte Koppe, Ralph Korte, Sigi Nasner, Kristina Rzehak, Claudia Siemens, Katrin Steiner, Dihia Wegmann 10 14 „draußen! interviewt „De Heideroosjes“ Vom Aussterben bedroht 17 Ganztagsschule bringt Kinderhort in Bedrängnis Fotos: Archiv (ar), Heinz Dalmühle (hd), Katharina Grützmacher (kg), Sebastian Henneke (sh), Malte Koppe (mk), Kristina Rzehak (kr), Dihia Wegmann (dw) Karikaturen: Manü Ausgestopft und zugenäht Wie Tierpräparatoren so arbeiten Singen und Gedichte schreiben Layout: Heinz Dalmühle Wolfgang macht seit 15 Jahren in Münster Platte Auflage: 7000 Café für Abgefahrene Titel: Ursula Zeidler Druck: Borgsmüller Druck unterstützt durch: 18 19 21 Sam Ragga Band gastiert im Gleis 22 Was tun gegen Besserwisser? 22 So klappt’s mit den Kollegen Siverdes-Stiftung Bankverbindung: Sparkasse Münster Konto-Nr. 33 878 BLZ 400 501 50 Wir danken allen Spendern! Hilfe von Mutter Natur 24 Was Sie gegen Schnupfen tun können Zu schade für den Aufschnitt 30 Brot backen mit den lustigen Bäckerinnen von „draußen!“ draußen! 2/05 Arme Schweine! Nun sind sie alle gefunden und vermutlich längst geschlachtet - die Sparsäue, die der Münsteraner Künstler Ruppe Koselleck vor einem Vierteljahr im Stadtgebiet ausgesetzt hatte, jedes gefüllt mit ca. 50 Euro. Manche der Tiere waren schnell entdeckt, andere standen über zwei Monate an ihrem Platz. Erst vor zwei Wochen mussten die letzten Schweine dran glauben. In Berg Fidel und an der Uni hatten sie sich lange verstecken können - jetzt kamen sie doch noch unter den Hammer. Die beiden letzten Sparwildsäue kurz vorm Schlachten... 5 ARMUTSZEUGNIS PISA-Studie, zweiter Teil: Armut macht dumm Kaum hatte sich die Aufregung um die erste PISA-Studie gelegt, da kam im letzten Dezember der nächste Nackenschlag für die deutsche Bildungspolitik: Das dreigliedrige Schulsystem verstärkt Ist das bundesdeutsche Schulsystem mit seinen drei Säulen Hauptschule, Realschule und Gymnasium ein Auslaufmodell, weil es soziale Ungleichheit verstärkt anstatt zu mindern? Zieht man die zweite PISA-Studie heran, die Anfang Dezember vorgestellt wurde, dann ist die Antwort eindeutig: Ja! Nur in Ungarn, Belgien und Portugal haben Ausländerkinder und Kinder aus sozial schwachen Familien schlechtere Bildungsaussichten, so das Ergebnis der internationalen Studie. In keinem anderen vergleichbaren Land klafft die Schere zwischen Arm und Reich, was die Schulleistungen angeht, weiter auseinander als in der Bundesrepublik. Und der Abstand wächst und wächst. „Bei gleicher Begabung haben Kinder reicher Familien eine 5,7 mal größere Chance als Kinder aus der unteren Mittelschicht, das Gymnasium statt einer Realschule zu besuchen“, rechnet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ vor. Mehr als jeder fünfte 15-Jährige ist ein Risikoschüler. Das bedeutet: Am Ende ihrer Schullaufbahn können die Jugendlichen nur die Grundrechenarten und verstehen selbst einfache Texte nur mit Mühe. Die Lehrerin Barbara Imholz hat ab 2001 zwei Jahre lang an einer Studie der Fachhochschule Münster zum Thema „Kindheit und Ar- die soziale Ungleichheit in der Bundesrepublik. Da war es fast nebensächlich, dass die deutschen Schüler im Bereich Mathematik mal wieder unter ferner liefen landeten. Katrin Steiner berichtet. mut“ mitgearbeitet. In Bocholt und Münster hat das Team jeweils zwölf Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren befragt. Außerdem noch Erzieher, Bildungspolitiker und Verbände, wie Caritas, Diakonie und Arbeiterwohlfahrt. In welcher ökonomischen Situation sich unwohl fühlen. Sie brauchen fürs Lernen länger und haben in der Regel schlechtere Noten. „In unserem Bildungssystem aus Gymnasium, Haupt- und Realschule haben sie erhebliche Probleme“, kritisiert Imholz. „In Finnland und Schweden wird solchen Deutsche Schüler: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen befinden sich die Kinder? Wie lernen sie? Welchen Kontakt haben sie außerhalb der Familie? Wie verbringen sie ihre Freizeit? Ergebnis: Nur wenn sozial benachteiligte Kinder in mehreren Bereichen schwere Mängel aufweisen, wird es problematisch. Häufig sind sie dann mit ihrer Familie sehr eng verbunden und haben wenig Kontakt nach außen. Schule ist für diese Kinder ein fremder Ort, an dem sie -archiv Schülern gezielt geholfen, bei uns werden sie aussortiert und in eine andere Schulform abgeschoben.“ Politiker und Pädagogen sind geschockt ob der PISAErgebnisse und fordern hektisch Reformen. Dabei hatte bereits die erste Studie auf den Zusammenhang zwischen Armut und Bildungschancen hingewiesen. Passiert ist in den vier Jahren wenig, die neue Unter- suchung gibt den deutschen Schulen dieselbe schlechte Note wie damals. Nun möchten SPD und Grüne das dreigliedrige Schulsystems abschaffen. „Kinder müssen bis zur Jugend gemeinsam lernen und dabei individuell gefördert werden“, verlangt Grünen-Chef Reinhard Bütikofer. Das nötige Geld dafür will er durch die Abschaffung der Eigenheimzulage hereinholen. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft geht noch weiter: Bis zum Ende der Schulzeit sollen die Schüler auf derselben Schulform bleiben. Die FDP möchte Kinder schon mit fünf Jahren auf die Schulbank schicken und verlangt einen einheitlichen Einschulungstest mit vier Jahren. Kindern, die bei dieser Prüfung zum Beispiel sprachliche Defizite offenbaren, könnte noch ein Jahr lang gezielt und kostenlos geholfen werden, den Anschluss an die anderen wieder herzustellen, so die Liberalen. Das Institut für Wirtschaftsforschung rät, den Schulen mehr Unabhängigkeit von den allgemeinen Lernplänen zu geben und zentrale Prüfungen einzuführen. „Eine effiziente Bildungspolitik sollte Zentralprüfungen mit Schulautonomie verbinden, also Standards extrem vorgeben und überprüfen, und es den Schulen überlassen, wie sie diese Standards erreichen wollen“, sagt der Bildungsexperte des Wirtschaftsinstituts, Ludger Wößmann. Bis Maßnahmen greifen egal welche - werden zehn bis 15 Jahre vergehen, so schätzen Experten. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn hat nach der ersten PISA-Studie vor vier Jahren gefordert, die Kompetenzen zwischen Bund und Ländern draußen! 2/05 6 neu aufzuteilen, die Bundesregierung solle in Zukunft die Federführung in den Schulen übernehmen. Damit konnte sich die Ministerin bis heute aber nicht durchsetzen. Immerhin stellte sie vier Milliarden Euro für den Ausbau der Ganztagsbetreuung an Schulen zur Verfügung. In fünf Jahren soll jede dritte Schule auch nachmittags betreuen, so Bulmahns ehrgeiziges Ziel. Ob es mit einer einfachen Verlängerung der Schulstunden getan ist, bezweifeln Kritiker. Kinder aus unteren Schichten müssten auch Entfaltungs- und Freizeitmöglichkeiten haben, die vielen anderen Kindern schon durch ihr Elternhaus offen stehen. Die Kultusminister der Länder ARMUTSZEUGNIS einigten sich vor einem Jahr nach langem Hin und Her auf bundesweite Standards für Schüler. Demnächst soll unabhängig vom Bundesland und für jede Schulform exakt festgelegt werden, wie gut ein Schüler am Ende der Grundschule lesen können muss und welche mathematischen Fähigkeiten eine Schülerin in der zehnten Klasse haben muss. Ein neugegründetes Institut für Qualitätssicherung im Bildungswesen an der HumboldUniversität in Berlin soll den Lehrern mächtig Dampf machen. Olaf Köller, Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Nürnberg und designierter Leiter des neuen Instituts, glaubt, dass sich Erfolge auch mit dem aktuel- 25.Januar - 8. Februar Wasser-Spiegel. Über den gesellschaftlichen Umgang mit Wasser - Ausstellung im __labor 27.Januar, 20 Uhr „Wasser für alle“ - Wasserprivatisierung und Staudammproblematik am Beispiel von Nicaragua, Diavortrag und Diskussion mit Karsten Hackländer vom Infobüro Nicaragua (Wuppertal) Veranstaltet vom Zwischenzeit e.V. - Initiative für soziale, interkulturelle und ökologische Forschung, Analyse und Bildung. len Schulsystem erreichen lassen: „Für die schulische Leistung ist nicht die Schulstruktur entscheidend, sondern die Unterrichtsstruktur.” Und hier seien die Lehrer gefragt sich fortzubilden. Die Krise der deutschen Bildungspolitik sei auch eine Krise des Lehrkörpers. „Die Schulen und Universitäten sind vermutlich die letzten Bastionen, in denen einem keiner so richtig auf die Finger schaut”, sagt Köller. „Lehrer müssen lernen, Tests als Anstoß zur Verbesserung der eigenen Arbeit zu sehen.” Ob die Misere des deutschen Bildungssystems wirklich an schlecht aus- und fortgebildeten Lehrern liegt, bezweifeln manche. Die Gesellschaft selbst sei für viele Probleme verantwortlich und schiebe nun den Lehrern den Schwarzen Peter zu. Nordrhein-Westfalen wird ab dem kommenden Schuljahr neue Regeln für die Einschulung aufstellen: Die Grundschulen können ab dem Sommer die Klassen eins und zwei zusammenlegen. Gute Schüler kommen dann nach nur einem Jahr schon in die dritte Klasse. „Wir sagen nicht mehr: Das Kind muss vorher schulfähig sein und dann in die Schule kommen, sondern wir sagen: Die Kinder kommen und die Schule muss kindfähig sein”, freut sich Dorothee Schneider vom Schulministerium in Düsseldorf. In Münster werden allerdings kaum Schulen von der neuen Kann-Bestimmung Gebrauch machen und die ersten beiden Klassen gemeinsam unterrichten. „Uns fehlen einfach die Lehrer”, sagt die Mitarbeiterin einer Grundschule im Südviertel. Die Lehrerin Barbara Imholz hat als Praktikerin so ihre eigene Sicht der Dinge: „Eigentlich müsste es eine grundsätzliche gesellschaftliche Debatte geben. Und zwar zu folgenden Fragen: Was sollen unsere Kinder lernen? Wohin soll unsere Erziehung führen? Welches Bildungssystem brauchen wir dafür?“ Eine solche Debatte aber gibt es bis heute nicht. Vielleicht auch, weil Bildung kaum noch als etwas angesehen wird, das einen Wert an sich hat. „Es besteht kein Interesse von Seiten der herrschenden politischen Klasse daran, an den bestehenden Verhältnissen grundsätzlich etwas zu ändern”, zweifelt Imholz am festen Willen der Verantwortlichen. „Die Menschen sollen lernen, Ungleichheit zu akzeptieren. Das Ideal einer gleichen Gesellschaft soll in der Mottenkiste verschwinden.“ 4. und 5. Februar, 20 Uhr Cinema muss bleiben - Die Benefizreihe Nach 6 x „ausverkauft“ noch einmal! Aper und Daniel mit „Liebe und andere Lächerlichkeiten“. Eine Revue mit Szenen, Sketchen, Liedern und Texten von Tucholsky, Polt, Heidenreich, Gernhard u.a. 20.-27. Februar lomovies - Ausstellung im __labor Die Lomo ist eine kleine russische Kamera im Jackentaschenformat, Lis Hümmeler hat die movies in Acryl gemalt und zwischen 7 kleinen Gemälden versteckt sich ein Foto - Entschuldigung! - eine Lomographie. 26.Februar, 20 Uhr säure!fabrik - Super8 Filmabend von und mit dem Schweizer Filmemacher David Pfluger, draußen! 2/05 Ausländische Schüler im Cafe Kelim:klüger als die deutschen -hd 7 STROM & GAS Stadtwerke: Zahlemann und Söhne Das neue Jahr begann gleich mit einer schlechten Nachricht für viele Münsteraner Haushalte - Gas und Strom werden dieses Jahr zum Teil erheblich teurer. Während die Energieversorger den schwierigen Markt als Die Stadtwerke selbst sprechen sich von aller Schuld frei: „Wir können den Preisanstieg auf den Beschaffungsmärkten nicht länger auffangen“, so Werner Spickenheuer, kaufmännischer Geschäftsführer des Münsteraner Energieversorgers zu dem Anstieg der Gas- und Strompreise. Besonders der zum Teil happige Anstieg beim Erdgas brachte die Gemüter in Wallung. Seit Januar werden nun 0,46 Cent mehr für eine Kilowattstunde Gas fällig. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 3300 kWh im Monat betragen die Mehrkosten über 15 Euro im Monat! Ab Februar wird dann auch der Strom teurer. Die verschiedenen Tarife steigen um durchschnittlich etwas mehr als fünf Prozent. Ein Beispiel: Im Rahmen des auf Familien zugeschnittenen Tarifs „Fashion L“ werden die Mehrkosten bei einem Verbrauch von 4200 kWh pro Jahr rund 50 Euro betragen. Die steigenden Energiepreise sind nicht nur in Münster ein Ärgernis. In Gronau erhielten die örtlichen Stadtwerke rund hundert Protestschreiben, auf die das Unternehmen eher ungehalten reagierte. Die Androhung, aufgrund des Zahlungsboykotts die Staatsanwaltschaft einzuschalten, steigerte die Wut bei vielen Verbrauchern noch. In ganz Deutschland Ursache angeben, wettern Verbraucherschützer gegen Preistreiber und Wucher. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Malte Koppe über die Kostenexplosion bei den Stadtwerken. sind bereits fast 200.000 Widersprüche gegen die Erhöhung bei den örtlichen Versorgungsbetrieben eingegangen. Verbraucherschützer hatten nach bekannt werden den Kunden dazu geraten, die kommenden Rechnungen nur unter Vorbehalt zu zahlen oder gar Widerspruch gegen die Preiserhöhungen einzulegen. Die Energielobby verurteilte den Appell: „Es ist unverantwortlich, internationalen Markt. Denn Deutschland bezieht seine Gaslieferungen im wesentlichen aus Russland, Norwegen und den benachbarten Niederlanden. Mittlerweile hat sich auch das Bundeskartellamt in die Auseinandersetzung eingeschatet. Die Beamten ermitteln unter anderem gegen Tochterunternehmen von RWE und E.on. Der Verdacht: Die Kon- Das böse Erwachen kommt mit der neuen Abrechnung dass staatlich finanzierte, eigentlich zur Objektivität verpflichtete Verbraucherschützer die Kunden zu Rechnungskürzungen aufrufen und dadurch die Energieversorger unter Druck setzen.“, so Uwe Steckert, Präsident des Bundesverbandes der Gas- und Wasserwirtschaft gegenüber der „Welt“. Nicht die bösen Endverteiler seien der Grund für den Preisanstieg, sondern die Schwankungen auf dem -mk zerne geben lediglich gestiegenen Beschaffungskosten an die Kunden weiter, während sie bei sinkenden Kosten, die Preise nicht heruntersetzen. Besonders heftig werden die Energieriesen von den Verbraucherverbänden kritisiert. Ihrer Ansicht nach sind die Gaspreise in Deutschland um etwa 20 Prozent überhöht, was auf die Monopolstellung einiger weniger Marktgrößen zurückzuführen sei. Die Verbände sehen hierin einen der Gründe für das schwache Wirtschaftswachstum in Deutschland. Die Verbraucherzentrale NRW hält Musterschreiben bereit, um Zahlung unter Vorbehalt oder Widerspruch gegenüber den Stadtwerken zu erklären. „Unser Schwerpunkt liegt aber darauf, den Verbraucher für einen sparsameren Umgang mit Energie zu sensibilisieren. Wir können keine vollständige Rechtsberatung im Falle eines gerichtlichen Streits erteilen.“, so Udo Peters, Energieberater in der Zweigstelle Münster. Um die Energiekosten zu senken verweist er auf Spartipps, die auf der Internetseite der Verbraucherzentrale zusammengestellt sind. (www.vz-nrw.de/muenster) In den meisten Fällen ist die Heizung - egal, ob mit Öl oder Gas betrieben - der größte Kostenfaktor. Wer auf maximaler Stufe heizt und nur leicht bekleidet durch die Wohnung wandelt, darf sich später über eine hohe Heizrechnung nicht wundern. Als energieeffizient und optimal für die Atemwege gilt eine Raumtemperatur von 18 bis 19°C. Länger unbenutzte Räume können dabei auch zwei bis drei Grad kälter gehalten werden. Wichtig ist auch ein richtiges Lüften der Wohnung. Im ersten Moment mag es widersinnig klingen: Stoßartiges Lüften bei weit geöffnetem Fenster ist oftmals energiesparender als Dauerlüften mit Kippfenster. Wer hingegen überhaupt nicht lüftet, „sammelt“ Feuchtigkeit im Raum - ein idealer Nährboden für Schimmel. Weitere Tipps und Tricks um den steigenden Kosten entgegenzuwirken, gibt es in der Verbraucherzentrale NRW Beratungsstelle Münster am Spiekerhof 27. draußen! 2/05 8 NEUE ARMUT Arbeitslosengeld II: Kein Konto unter dieser Nummer Falsche Bescheide, verkehrte Kontonummern und Hunderttausende warteten vergeblich auf ihre Stütze - der Start des neuen Arbeitslosengeld II Anfang des Jahres lief eigentlich genauso wie erwartet. Der Stein, der Michael Willamowski vom Herzen fiel, war vermutlich noch in Amelsbüren zu hören: Alles in Butter, meldete der Chef des Münsteraner Sozialamts erleichtert. Auch Thomas Gahlen von der Agentur für Arbeit freute sich. „Wir sind froh, dass das Arbeitslosengeld II rechtzeitig berechnet und pünktlich ausgezahlt werden konnte“, freuten sich beide unisono. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben im Schicht- und Wochenenddienst über 9.000 Anträge in kürzester Zeit bearbeitet.“ Bis zu 80 Überstunden hätten manche Sachbearbeiter inzwischen auf dem Buckel. Fehler könnten natürlich trotzdem vorkommen, räumten die beiden ein. Zumindest bei der Agentur für Arbeit lief längst nicht alles glatt. Durch einen Programmierfehler im Zentralrechner in Nürnberg waren Kontonummern falsch. Wer Kunde bei einer cleveren Bank mit gutem Service war, hatte Glück. Wie ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der „draußen!“: Sein Kreditinstitut suchte selbst nach der richtigen Kontonummer. Besser erging es denjenigen, die ihren Bescheid vom Sozialamt gekriegt hatten, ihre Überweisungen kamen direkt aufs richtige Girokonto. „Ein besonderer Dank gebührt den kontoführenden Kreditinstituten des Münsterlandes, die eine überaus große Kooperationsbereitschaft und hohes draußen! 2/05 Auf vielen Arbeitsämtern herrschte das totale Chaos; die Kundenbetreuer durften sich das eine oder andere geharnischte Wort anhören. Gerrit Hoekman berichtet, wie es in Münster war. Verantwortungsbewusstsein gezeigt haben und durch so manche Buchung per Hand die Überweisung der Gelder auf die Konten pünktlich gewährleisten konnten“, lobte der abgesehen davon, dass Unbekannte in den frühen Morgenstunden eine Stinkbombe in den Briefkasten der Behörde geworfen hatten. Die Buttersäure raubte Mitar- Blitz und Donner über der Agentur für Arbeit Leiter der Agentur in Münster, Wolf-Rüdiger Schwedhelm. Nur so konnte das Arbeitslosengeld wohl doch noch pünktlich ausgezahlt werden. Über 70 Demonstraten, die sich am ersten Werktag des neuen Jahres vor dem Arbeitsamt an der Wolbecker Straße eingefunden hatten, mochten nicht in die allgemeinen Lobeshymnen einstimmen. Wie Arbeitslose in 80 anderen deutschen Städten protestierten sie gegen die Hartz-IVReform. Es gab Kaffee, Saft und leckere „Arbeitsplätzchen“. Der Münsteraner Liedermacher „Baxi“ sang aufmunternde Weisen. Auch wenn manche der Arbeitslosen ziemlich angefressen waren, der Protest blieb friedlich, mal -aw beitern und Besuchern noch stundenlang den Atem. Außerdem waren im Gebäude am Nevinghoff Türschlösser mit Sekundenkleber beschädigt worden. Münsters AgenturChef Schwedhelm lobte dennoch die Sachlichkeit der Demonstranten. Seine Angestellten seien nur das ausführende Organ vor Ort. Für den Inhalt des neuen Gesetzes wären andere verantwortlich. „Wir suchen das Gespräch nicht nur mit den betroffenen Arbeitslosen. Auch mit den Angestellten wollen wir sprechen und sie dazu auffordern, ihren Spielraum bei der Umsetzung von Hartz IV zu nutzen“, sagte Torsten Bewernitz vom „Bündnis: Besser Leben!“. Die Angestellten hatten jedoch keine Zeit für einen Plausch. Wegen des großen Betriebs am ersten Hartz-Tag. „Die Flure sind sehr voll, wie derzeit auch nicht anders zu erwarten. Zusätzliche Gespräche sind da nicht möglich“, bat Pressesprecher Harry Penellis um Verständnis. Als eine der Rednerinnen betonte Barbara Imhoff vom Institut für Theologie und Politik, wie entwürdigend die Reformen für viele sind: Gerade erst habe sie einen Mann aus der Agentur herauskommen sehen mit Tränen in den Augen. „Als Christin weiß ich, dass es nicht richtig sein kann, Menschen so zu behandeln.“ Die hohe Erwerbslosigkeit in Deutschland läge nicht daran, dass die Arbeitlosen keine Lust hätten, sondern es fehlten freie Stellen. Die meisten Demonstranten waren sich einig: Das Arbeitsamt verwaltet das Elend nur noch, die Sachbearbeiter sind dazu da, die Arbeitslosen zu überwachen und notfalls mit Leistungskürzung zu bestrafen. Die Verantwortlichen der Protestaktion kündigten an, die Betroffenen nicht im Regen stehen zu lassen. Die unabhängige, radikal-linke Gewerkschaft „Freie Arbeiter Union“, die ihr Büro am Dahlweg hat, begleitet auf Anfrage Arbeitslose bei Terminen auf dem Arbeitsamt. KAI, eine ArbeitslosenInitiative in Kinderhaus, befürchtet das dicke Ende kommt erst noch. „Hartz IV wird sich erst ab Ende Februar, Anfang März bemerkbar machen“, glaubt Ursula Tölle, die Sprecherin der Initiative auf Nachfrage der Münsterschen Zeitung. Besonders der Wegfall der einmaligen Hilfe für Kleidung, Waschmaschinen oder Schulhefte NEUE ARMUT wären für die Betroffenen schmerzhaft. Schon im letzten Jahr ist die Armut im Hochhaus-Viertel im Norden Münsters erheblich gestiegen, hat Tölle festgestellt. Immer mehr Bewohner seien auf Lebensmittelspenden angewiesen. Mit einem Fragebogen will sie nun herausfinden, wo den Arbeitslosen in Kinderhaus sonst noch der Schuh drückt. Frist für einen Widerspruch läuft für die noch im alten Jahr ausgestellten Bescheide am 31. Januar aus. Sie sind dann für das nächste halbe Jahr rechtskräftig, egal um wie viele Euro sich der Sachbearbeiter verrechnet hat. Für den 31. Januar rufen Arbeitslosengruppen und Sozialhilfe-Initiativen zum bundesweiten Aktionstag gegen die Hartz-Reform auf. Auch Straßenmagazine wollen sich am Protest beteiligen. „Wir halten es für notwendig, dass der allzu gefälligen Berichterstattung im Zusammenhang mit Hartz IV medienwirksam etwas entgegengesetzt wird“, begründet die Redaktion der Freiburger Obdachlosenzeitung „FreieBürger“ ihren Aufruf an die Kollegen von Kiel bis München. Zwar behaupteten die offziellen Stellen, es habe keine Probleme gegeben, aber „alle, die jetzt bis zu den Ohren in der Beratungsarbeit stecken und sich vor Anfragen kaum retten können, haben da ganz andere Erfahrungen gemacht.“ Ein großer Teil der Bescheide sei falsch berechnet, in den Jobcentern der Bundesagentur würden Chaos und Unwissenheit herrschen. „Lieber einen Widerspruch zu viel als zu wenig“, raten deshalb die ArbeitslosenInitiativen. „Vielen Bescheiden sieht man gar nicht an, dass sie falsch sind.“ Vor allem die Miet- und Heizkosten seien zu Ungunsten der Leistungsempfänger falsch berechnet und bei der Anrechnung des Einkommens würden die Sachbearbeiter längst nicht alle Freibeträge berücksichtigen. Manche Behörden ignorierten zum Beispiel systematisch den Mehrbedarf, der Schwangeren zusteht. „Wer jetzt keinen Widerspruch einlegt, verschenkt unter Umständen bares Geld, das dringend zum Leben gebraucht wird“, heißt es in dem bundesweiten Aufruf. Im Einzelfall bekämen Arbeitslosengeld-Empfänger weit über hundert Euro zu wenig im Monat. Tipp der Selbsthilfegruppen: Den Widerspruch persönlich abgeben und die Abgabe vom Sachbearbeiter oder der Poststelle des Amtes schriftlich bestätigen lassen. Mustertexte für den Widerspruch finden Arbeitslose im Internet. Die Freiburger wollen deshalb auf dem letzten Drücker noch möglichst viele Arbeitslose zum Widerspruch gegen ihren Bescheid bewegen. „Die Betroffenen merken es oft gar nicht, wenn ihnen Leistungen vorenthalten werden. Die Bescheide sind kaum lesbar und die Berechnungen selbst für Fachleute kaum nachvollziehbar“, so die Redaktion. Die Zeit drängt, denn die Auf der Homepage des Münsteraner Unrast-Verlag findet man eine Übersicht, welche finanziellen Veränderungen das neue Arbeitslosengeld II für die Betroffenen mit sich bringt und gibt einige unverbindliche Tipps, was man tun muss, um auch wirklich alle Leistungen zu bekommen. „Peinlich genau und ziemlich kleinlich, prüfen die Bundesagentur für Arbeit und die Sozialämter die Lebensverhältnisse“, klagen die Autoren. Besonders drastisch macht sich das neue Arbeitslosengeld bei Paaren bemerkbar, die verheiratet oder ledig zusammenwohnen. Das Einkommen des Partners wird nun voll und ganz angerechnet. Ungefähr ein Viertel der Arbeitslosen bekommt deshalb überhaupt keine Leistungen mehr, vermuten Kritiker. Viele werden auch in eine kleinere Wohnung umziehen müssen, weil die Ämter die Miete nur bis zu einer bestimmten Quadratmetergrenze bezahlen. Wer drüber liegt, bekommt nicht etwa den maximal höchsten Betrag und zahlt den Rest selbst, nein, der Mietzuschuss wird komplett gestrichen. Wie früher bei der alten Sozialhilfe. Der Deutsche Mieterbund erwartet, dass bundesweit mehr als 100.000 Haushalte umziehen müssen. Vorsichtig geschätzt. „Es herrscht heilloses Durcheinander. Jede Kommune hat eine andere Lösung gefunden!“, klagt der Mieterbund. Manche Arbeitslose müssten raus aus ihrer Wohnung, obwohl sie nur um zwei, drei Quadratmeter zu groß ist. Die von der Bundesagentur angekündigte Kulanz erweist sich in der Praxis offenbar als leeres Versprechen. Hilfe gegen die von vielen Arbeitslosen als ungerecht 9 empfundene Hartz-IV-Reform kommt eventuell demnächst vom Bundesverfassungsgericht. Verfassungsrechtler bezweifeln nämlich, ob das neue Arbeitslosengeld II mit dem Grundgesetz in Einklang steht. Neben der PDS hat nun auch der Deutsche Gewerkschaftsbund imHamburg ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Vermutung: Die gezahlten Regelsätze sind verfassungswidrig, weil viel zu niedrig. Das verletzt nach Ansicht der Hamburger Gewerkschafter das Sozialstaatsgebot. Der Staat, das haben die Karlsruher Richter bereits einmal entschieden, muss die Mindestvorraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben schaffen. Arbeitslosengeld II hingegen reicht nicht aus, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Da hilft auch keine noch so pünktliche erste Zahlung wie in Münster. Mustertexte für den Widerspruch finden Sie unter: www.erwerbslos.de www.tacheles-sozialhilfe.de www.alg-2.info Eine Übersicht der wichtigsten Veränderungen und brauchbare Tipps bietet: www.unrast-verlag.de draußen! 2/05 10 BUSSI Rudolph Moshammer: Der Modezar und die Obdachlosen Wir geben es ja zu: Ein wenig neidisch sind wir schon auf die Obdachlosen in München und ihre Straßenzeitung „Biss”. Denn wenn es stimmt, was die Spatzen rund um den Stachus von den Dächern pfeifen, dann wird Wie aus heiterem Himmel tauchte er manchmal zusammen mit seiner Mutter unter den Isarbrücken auf und verteilte Obst und Brot an die Ärmsten der Armen, die dort ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Diese Anekdote erzählte sich die ObdachlosenSzene zwischen Stuttgart und Kiel oft, wenn das Gespräch auf Rudolph Moshammer kam. Der schrägste Vogel der Münchener Bussi-Gesellschaft der Reichen und Schönen hatte ein großes Herz für alle, die auf der Straße leben. Das Straßenmagazin „Biss“ (Bürger in sozialen Schwierigkeiten) unterstützte er mit fünfstelligen Beträgen und sorgte als „Pate“ dafür, dass die Zeitung drei Verkäufer fest einstellen konnte. Kostenpunkt 15.000 Euro. Er bezahlte der Redaktion den Betriebsausflug und spendierte einen neuen Fußboden fürs Büro - kein billiges PVC, sondern edles Parkett. „Wir sollten nicht in einem Loch sitzen“, erinnert sich Chefredakteurin Eleni Adamidu. Nebenbei rührte Moshammer für „Biss“ kräftig die Werbetrommel: „Er hat in einem Kinospot etwas pathetisch Tauben für sie fliegen lassen, hat sein Gesicht für das Cover hergegeben, hat in Talkshows dafür geworben“, weiß die Süddeutsche Zeitung. Der 64-Jährige war sich auch nicht zu schade, das Straßenmagazin als Verkäudraußen! 2/05 der ermordete Modezar Rudolph Moshammer der Szene in der bayrischen Landeshauptstadt weit mehr als eine Million Euro hinterlassen. Gerrit Hoekman über einen Promi mit sozialem Gewissen. fer in der Fußgängerzone anzubieten. „Seinen ganzen Nimbus hat er für uns eingesetzt“, sagt Adamidu. Gesicht und Name des Mode- Schräger Vogel mit Herz und Hund machers waren in der BayernMetropole so eng mit dem Obdachlosenmagazin verbunden, dass manche Kunden nach der „Moshammer-Zeitung“ fragten, wenn sie die „Biss“ meinten, berichten Verkäufer. Der erfolgreiche Geschäftsmann setzte sich nicht von ungefähr für Wohnungslose ein. „Das sind liebenswerte, wertvolle Menschen. Menschen wie du und ich, die durch Umstände in die Obdachlosigkeit gerutscht sind”, sagte er in einem Interview. gesamte Vermögen durch. Die Familie konnte die Miete nicht mehr bezahlen und die Stadtwerke stellten den Strom ab. „Wir hatten oft Hunger”, erinnerte sich Moshammer. Der alkoholkranke Vater landete auf der Straße, lebte in Männerheimen, schlief unter den Isarbrücken und beging schließlich in einer Notunterkunft Selbstmord. „Das mache ich natürlich auch für meinen Vater”, bekannte Moshammer, wenn ihn Journalisten auf sein soziales Engagement ansprachen. „Mosi”, wie ihn Freunde, Fans und die BoulevardPresse riefen, hatte jedoch auch eine dunkle Seite: Mehrmals in der Woche soll er, so die Ermittlungen der Kripo, auf den Straßen rund um den Hauptbahnhof junge Männer gekauft und mit zu sich nach Hause genommen haben. Oft Asylbewerber, so die Polizei. Für die im Internet kursierenden Behauptungen, unter den Strichern seien auch Obdachlose gewesen, gibt es bis jetzt keine Beweise. Was aber reizt einen Mann, der Geld hat wie Heu, daran, sich Liebesdienste an der Bordsteinkante zu kaufen, dort wo die armen Hunde auf Freier warten? 2.000 Euro soll er seinem mutmaß-U. Zeidler lichen Mörder versprochen haben - viel Geld für einen In der Kindheit musste er am 25-jährigen Spielsüchtigen eigenen Leib erfahren, was es mit akuter Ebbe im Porbedeutet, arm zu sein. Lange temonnaie, der versucht ging es der Familie gut, sein sich als Hilfskoch über Vater verdiente als Direktor Wasser zu halten. Betrachbei einer Versicherung mehr tete Moshammer seine als genug, ein Chauffeur Besuche auf dem Straßenbrachte den kleinen Rudolph strich als andere Form der in die Schule. Doch als der Mildtätigkeit? „Er hatte ein Vater von heute auf morgen starkes soziales Gewissen, seinen Job verlor, begann er war aber privat ein großer zu trinken und brachte Egoist”, sagt ein Bekannter. innerhalb kurzer Zeit das Den Münchener Obdach- BUSSI losen ist das Doppelleben ihres Mäzens ziemlich egal. Nach dem Mord stehen alle unter Schock, verlieren sie doch ihren zuverlässigsten Gönner und einen treuen Freund. „Moshammer ist tot. Sehr traurig. Vergelts Gott!”, hat ein Bettler in der Innenstadt kurz nach dem Mord auf einen Zettel geschrieben. Auf „Mosi” war Verlass: „Vor Weihnachten hat er uns noch Jacken vorbeigebracht und mit uns geredet. Er war nie arrogant, von dem hat man immer die Hand gekriegt. Er war wie ein Kumpel”, erzählt der wohnungslose Seppi der Süddeutschen Zeitung. „Biss”-Verkäufer Burkhard, der durch Moshammers Spende beim Münchener Straßenmagazin fest angestellt ist, sagt weinend: „Für mich war er wie Prinzessin Diana. Ich habe bei ihm immer ehrliches Mitgefühl gespürt. Ich habe gefühlt, dass er sich mit ganzem Herzen um uns sorgt.” Oft habe Moshammer die Innenstadt abgeklappert, um dem einen oder anderen 50 Euro zuzustecken, berichten andere. „Mich hat er auf dem Oktoberfest mal zu einem Glas Wein eingeladen”, erinnert sich einer. Berührungsängste waren dem Modezaren offenbar fremd. Seit vielen Jahren erschien er auf Weihnachtsfeiern in Obdachlosenheimen und verteilte Geschenke. „Ab und zu auch ohne Presserummel”, wie die Süddeutsche ein wenig süffisant bemerkt. „Man ist schon bewegt, wenn man spürt, dass die Menschen einfach so glücklich sind, wenn sie ihr Päckchen haben”, freute sich Moshammer. Es störte ihn auch nicht, wenn es bei der Bescherung etwas turbulenter zu ging. „Ich verstehe, dass die Not so groß ist und jeder Angst hat, das er nix kriegt.” Der „Engel der Straße” ist tot, aber von seinem Erbe wird die Obdachlosen-Szene noch eine ganze Weile zehren können - der Großteil des Vermögens, das sich gerüchteweise auf etwa sieben Millionen Euro belaufen soll, geht wohl an den von Moshammer gegründeten Verein „Licht für Menschen ohne Obdach“. Aus einem Teil des Vermögen soll, so heißt es, in der Münchener Innenstadt ein Obdachlosenasyl für 50 Männer gebaut werden, ein „Hotel für Clochards” mit Einzelund Doppelzimmern. Schon zu Lebezeiten hatte Moshammer darüber mit dem „Evangelischen Hilfswerk München” verhandelt. Die Finanzierung des Projekts war aber scheinbar noch offen, Moshammer wollte sich nicht alleine beteiligen, sondern nach weiteren Sponsoren suchen. Nun will der Nachlassverwalter Nägeln mit Köpfen machen. Viele Obdachlose werden vermutlich enttäuscht sein, wenn feststeht, wie das Vermögen verwendet wird. Sie trifft Moshammers Tod direkt: In Zukunft wird wohl niemand mehr auf der Straße vorbeikommen und helfen, wenn die Not groß ist. Auf den „Fuffi” nebenbei werden sie auch verzichten müssen. In den Tagen nach dem Mord liefen bei den Sozialarbeitern die Drähte heiß: Alle wollten wissen, wie das Geld verteilt wird, wer wie viel bekommt. „Das schürt Neid”, befürchtet eine Ordensschwester. Neuste Meldung von der „Mosi“-Front: In seine Villa im Promiviertel Grünwald sollen jetzt Obdachlose einziehen. Das hat doch was. 11 Delirium Nur wer sein Bier in einem Zug leert Und einen Schnaps auch noch geschwind Der darf als ganzer Mann sich schimpfen So hörte er es schon als Kind Der Vater sprach`s im Kreis der Freunde Die Zeitung schrieb`s im Werbetext Das Fernsehen pries den Geist des Weines Sogar im Rundfunk, wie verhext Wenn alle dies als Wahrheit preisen Wer sehr viel trinkt, wird schnell zum Mann Dann wird sich`s wohl als wahr erweisen Mit zwölf, der erste Vollrausch dann Später im Kreis von jungen Leuten War`s ganz normal, wenn Flaschen kreisten Und dann im Dienst für`s Vaterland Nun ja, dort soffen auch die meisten Er dachte längst, er sei ein Mann jetzt Mit Alkohol fiel das nicht schwer Doch gab es nun auch schon Momente Da fühlte er sich nur noch leer Wie ausgekotzt, im Morgengrauen Sein Kopf zersprang, er konnt` nicht denken Es half nur noch der Griff zur Flasche Der Schnaps, der sollte Kraft ihm schenken Schon bald war Jahr und Tag vergessen Die Sucht, sie hatte nun gewonnen Schnell merkte er, das ihm die Zeit Wie Sand durch seine Hand geronnen Jetzt trank er ständig, mehr und zügig Den Job verlor`n. Vom Weib verlassen Der Suff der machte ihn gefügig Und er begann die Welt zu hassen Verbittert von den kranken Werten Die ihm die falschen Menschen zeigen Begann sein Körper und sein Geist Sich seinem irren Traum zu neigen Doch dessen Fratzen waren schrecklich Nun hatte er Angst, sie bringen ihn um Die Welt zersprang in seinen Träumen Was kam war das Delirium von Sigi Nasner draußen! 2/05 12 NOVIZIN Sabrina Kipp: „Manches muss man einfach tun...! Seit letzten Oktober strahlt den Besuchern ein ganz neues Gesicht in der „draußen!“Redaktion entgegen: Sabrina Kipp, gerade von ihrer morgendlichen Runde zu den Plätzen der „draußen!“-Verkäufer zurückEin Blick in die graue, nasse Suppe vor dem Fenster drängt einem das Fernweh förmlich auf, aber bei Sabrina Kipp, der „Neuen“ bei „draußen!“ ist die Sehnsucht nach woanders besonders verständlich: Bevor sie sich in Münster niederließ und in die Fänge der „draußen!“ geriet, radelte sie mit der Leeze zwei Jahre kreuz und quer durch Europa. Mit ihrem Mann hatte die 34-Jährige einen Plan: Die Welt sehen! Durch Holland, Belgien und Frankreich führte der Weg. Das Geld verdiente sich das Paar unterwegs in Gaststätten als Tellerwäscher und Spülhilfe. „Hin und wieder machten wir in Hotels die Zimmer sauber und bekamen als Gegenleistung ein warmes Bett“, erinnert sich Sabrina. Eine längere Station legten sie an den Stränden Spaniens ein. Nicht um sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen - das natürlich auch - aber Sabrina und ihr Mann entdeckten ihre künstlerische Ader. Sie bauten am Strand aus Sand Skulpturen: Jesus am Kreuz, die Weihnachtskrippe, Dinosaurier oder bettelnde Männer. „Das hat uns eine ganze Zeitlang über Wasser gehalten“, erzählt Sabrina. Touristen gaben den beiden eine kleine Spende oder wuschen für sie die Wäsche. Hin und wieder wurden sie direkt von der Stadtverwaltung engagiert. „Die haben uns bezahlt und uns am Strand große Sandhaufen zusammengeschoben, aus denen wir die draußen! 2/05 gekehrt, verbreitet mit ihrer sonnigen Art ausgesprochen gute Laune auch unter den größten Morgenmuffeln. Kristina Rzehak stellt die gute Seele und ihr spannendes Leben vor. Skulpturen bauen konnten. Wir waren eine echte Attraktion“, grinst sie. Die Sandskulpturen dienten dabei sogar meistens als Schlafstätte. „Sonst schliefen wir im Zelt oder bekamen auch schon mal ein Ferienhaus zur Sabrina Kipp: Sonne im Herzen Verfügung gestellt.“ Eigentlich wollten sie nach Vorbild der Handwerker auf der Walz drei Jahre und drei Tage (die Walz dauert drei Jahre und einen Tag) auf Tour sein. Als sie sich jedoch zwischen Portugal und Nordafrika als nächste Etappe entscheiden mussten, nahm ihnen der Nachwuchs die Entscheidung aus der Hand Sabrina wurde schwanger und das Paar kehrte nach Deutschland zurück. Was danach geschah, bezeichnet Sabrina im Nachhinein als „Riesenglück“. Da sie vor der Abfahrt in die große weite Welt all ihr Hab und Gut verkauft hatten, landeten sie nach ihrer Rückkehr zunächst -hd bei Freunden (Danke, Janine!). Ein kulanter Vermieter überließ ihnen dann eine Wohnung, in der sie bis zur Geburt ihres Sohnes Marius bleiben durften. Als der Kleine dann schon etwas älter war, machte sich Sabrina auf den Weg zum Arbeitsamt: „Ich wollte einfach gerne wieder etwas machen.“ Am liebsten im Bereich Streetwork. Doch dafür hätte sie studiert haben müssen. Zum Glück, denn so landete Sabrina stattdessen bei der Verkäuferbetreuung der „draußen!“. Die hatte zuletzt zwei Jahre lang brach gelegen, weil dem Straßenmagazin das Geld für eine Stelle fehlte. Mehr als ein Ein-Euro-Job (vormals „Arbeit statt Sozialhilfe“) ist für Sabrina im Moment zwar nicht drin, aber immerhin. Also dreht Sabrina Morgen für Morgen ihre Runde auf dem klapprigen „draußen!“-Lastenfahrrad und schaut bei den Verkäufern nach dem Rechten. Seien es Alkohol-, Geld- oder Beziehungsprobleme: Sabrina hat für alle ein offenes Ohr und hilft, wo sie kann. Mittwochs ist Frühstückstag. Dann bepackt Sabrina ihre Leeze mit Kaffee, Brötchen, Salaten und Obst und macht sich auf zu den hungrigen Außendienstmitarbeitern der „draußen!“. Dabei vergisst sie natürlich auch die anderen Obdachlosen nicht, die sie in der City trifft. Einmal die Woche ist sie im HdW, dem städtischen Nachtasyl, Ansprechpartnerin für zukünftige Verkäufer. Die Arbeit im „draußen!“Team gefällt ihr eigentlich recht gut, aber manchmal wünscht sie sich mehr Aufmerksamkeit der Münsteranerinnen und Münsteraner: „Ich habe das Gefühl, dass Obdachlose häufig übersehen werden.“ Vielleicht keine böse Absicht, aber etwas wacher für die Probleme anderer könnten viele Passanten ruhig sein, findet sie: „Nicht jedem sieht man sein Schicksal sofort an!“, mahnt Sabrina. Allen, die mit ihrem Leben unzufrieden sind, empfiehlt sie: „Macht euch auf den Weg. Die Erlebnisse auf meiner Tour durch Europa kann mir keiner mehr nehmen und manches muss man einfach tun!“ Sabrina hat es gemacht. 13 H A N N A PAT Z Anzeige Bundesverfassungsgericht sagt: Schumi darf jetzt kiffen! Bislang war es so: Kam ein Autofahrer in eine Verkehrskontrolle und hatte kurz vorher noch ein Glas Sekt getrunken, durfte er weiterfahren. Hatte er aber drei Tage vorher nur einmal kurz am Joint gezogen, war der Lappen futsch. Diese Praxis ist verfassungswidrig haben nun die Karlsruher Richter entschieden. Der Gesetzgeber muss ähnlich wie beim Alkohol eine Mindestgrenze festlegen. Laut Straßenverkehrsgesetz gilt in Deutschland momentan die sogenannte „Nullwertgrenze“, das heißt, Cannabis ist im Straßenverkehr tabu. ge von THC zu einer Strafe führen dürfe. Die Polizei müsse vielmehr nachweisen, dass „eine Wirkung vorliegt, die es als möglich erscheinen lässt, dass der untersuchte Kraftfahrzeugführer am Straßenverkehr teilgenommen hat, obwohl seine Fahrtüchtigkeit eingeschränkt war.“ Studien belegen jedoch inzwischen: die Wirkung von Cannabis endet bereits nach wenigen Stunden. Die moderne Technik macht es aber möglich, THC noch viele Tage später nachzuweisen. „draußen!“-Verkäufer Dietmar Hinrichs bietet an: frische Lachsforelle 1000g geräucherte Lachsforelle 1000g frische Forelle Stück geräucherte Forelle Stück Forellenfilet, kaltgeräuchert Aal, geräuchert 1000g 7,00Euro 10,00 Euro 2,50 Euro 3,00 Euro 18,00 Euro 25,00 Euro telefonische Bestellung: 0163-4548777 abzuholen vorm Aldi, Bohlweg oder Aldi, Friedrich-Ebert Straße Anzeige Dagegen klagte jetzt ein kiffender Pfälzer, dem man aufgrund einer im Blut nachgewiesenen Restmenge an THC (das ist der Wirkstoff von Cannabis) den Führerschein entzogen hatte. Der Mann hatte am Abend einen Joint geraucht und war am nächsten Morgen wegen einer anderen Angelegenheit zur Polizei gefahren. Dort benahm er sich so merkwürdig, dass die Beamten vor Ort eine Blutprobe nahmen. Die ergab: 0,5 Nanogramm/Milliliter (ein Nanogramm ist ein Milliardstel Gramm) THC im Blut. Der Führerschein war weg. Der Pfälzer zog vor das Verfassungsgericht - und bekam Recht! Die Richter argumentierten, dass nicht jede Restmen- Nun muss ein Grenzwert her. Im Gespräch ist ein Wert von ein Nanogramm/Milliliter. Das würde den Joint am Abend und das Autofahren am Morgen danach von Strafe befreien. Doch wie wirkt sich das Kiffen auf das Fahrverhalten aus? Es gibt Studien, die besagen, dass bekiffte Fahrer defensiver fahren. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder Unfälle mit Verursachern unter Cannabis-Einfluss. „Bei einer hohen Dosierung kann es zu Denkstörungen kommen“, sagt der Bremer Professor Lorenz Bölliger vom Institut für Drogenforschung. Nun ist der Gesetzgeber gefragt. Kristina Rzehak/Dihia Wegmann draußen! 2/05 14 BLUMENFREUNDE 15 Jahre „Heideroosjes”: Lekker punken! Sie stammen aus einem Nest namens Horst, kennen sich bereits seit der Jugend und auf der Bühne gehen sie ab wie Nachbars Lumpi: „De Heideroosjes”, deren Name auf Deutsch genau das bedeutet, wonach er aussieht, sind die erfolgreichste, draußen!: Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt neulich Geburtstag gefeiert mit einer großen Party in Tilburg. Seit 1989 steht Ihr auf der Bühne. Eine verdammt lange Zeit. Was ist Euer Geheimnis? niederländische Punkband überhaupt. Wo die vier Jungs aus der Provinz Limburg auftreten, sind Spaß und Pogo garantiert. Aber auch politisch haben „De Roosjes” was zu sagen. Gerrit Hoekman hat Frontmann Marco Roelofs interviewt. wir eine große Fangemeinde haben, können die Medien uns nicht mehr übergehen. Zum Glück. draußen!: Ihr seid durch dunklen Saal stehst, dann ist der Unterschied natürlich erst einmal nicht so groß. Aber ich kann schon sagen, dass unsere Musik in einigen Ländern Marco Roelofs: Knallhart arbeiten, alles geben, ein bisschen Glück und Durchsetzungsvermögen. Nur dann kann es im Musikgeschäft gelingen. Aber vor allem sind wir immer ehrlich zueinander. Wir haben als Freunde angefangen und das sind wir zum Glück immer noch. Natürlich haben wir schon mal Stress, aber das diskutieren wir sofort aus. Anders geht’s gar nicht, wenn man fast jeden Tag zusammen in einem kleinen Bus sitzt. draußen!: Ich habe Euch neulich in Alkmaar gesehen und muss sagen: „De Heideroosjes” sind ein echtes Erlebnis. Hängt Ihr vor dem Konzert an der Steckdose oder woher nehmt Ihr die enorme Energie? Immerhin seid ihr alle ja auch schon Mitte 30... Marco: Es klingt vielleicht wie ein Klischee, aber wir wollen einfach immer das Beste geben. Es gibt tausende Bands, die wie wir in einem alten Stall begonnen haben zu proben. Wir haben die Chance bekommen, unseren Traum wahr werden zu lassen. Wir können davon leben, verkaufen viele Platten und reisen durch die Weltgeschichte. Dafür sind wir sehr dankbar und wollen den Menschen im Saal etwas bieten für ihr Geld. Sie bezahlen die Eintrittskarte und haben Recht auf eine gute Show. Wir finden es einfach geil vor Publikum zu spielen. Das ist Adrenalin pur. draußen!: Ihr seid zu Hause die erfolgreichste Punkband aller Zeiten. Seid Ihr so etwas wie die Toten Hosen der Niederlande? Marco: Wir sind, wie auch die Toten Hosen in Deutschland, eine der wenigen Punkbands, die auch Menschen außerhalb der eigenen Szene ansprechen. Zu unseren Konzerten kommen nicht nur Punks, sondern auch „normale” Musikliebhaber. Außerdem können wir uns darüber freuen, dass wir ab und zu auch im Radio und Fernsehen vorkommen. Das Glück haben die meisten Punkbands nicht. Aber weil draußen! 2/05 große soziale Spannungen gibt wie zum Beispiel in Südafrika oder Ex-Jugoslawien, sind die Menschen grimmiger. Sie tanzen aggressiver und feindseliger. Aber sonst sind die Fans nach unseren Konzerten meistens zufrieden mit dem, was sie gesehen und gehört haben. Das ist auch unser Ziel: Alles geben und eine Reaktion auslösen. Ob die nun positiv ist oder negativ, macht nicht so viel aus. Nichts ist schlimmer als ein apathisches Publikum. Ungarn getourt, habt in Spanien, Ex-Jugoslawien und Südafrika gespielt und tretet auch oft in Deutschland auf. Unterscheidet sich das Publikum von Land zu Land? Oder sind Punks überall gleich? Marco: Wenn du in einem ganz unterschiedlich erlebt wird. In südlichen Ländern wie Spanien oder Italien sind die Fans zum Beispiel viel „ausgelassener”. Sie tanzen fröhlich rum mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Temperamentvoll könnte man sagen. In Ländern, in denen es draußen!: Am Anfang habt ihr bestimmt nicht dran gedacht, mit Punkrock Geld zu verdienen. Wann habt Ihr gemerkt: Hey, das wird doch noch ein netter Beruf? Marco: Wir haben das noch nie als Beruf betrachtet. Das wäre auch nicht gut, dann sähe es so aus, als ob wir das nur für Kohle machen würden 15 BLUMENFREUNDE und das ist nicht wahr. Natürlich ist es super, dass wir unseren Lebensunterhalt durch die Musik verdienen können. Aber es ist unsere Passion, ein aus dem Ruder gelaufenes Hobby sozusagen. Seit sieben Jahren können wir davon jetzt leben, aber in den acht Jahren davor haben wir genauso hart und intensiv gespielt wie jetzt. Da macht Geld keinen Unterschied. länderpolitik ist zu lange unter den Teppich gekehrt worden. Allochtonen, (Niederländer, die im Ausland geboren sind, vor allem aus Surinam und von den Niederländischen Antillen) dürfen wohl bei uns wohnen, aber nicht mit uns. Sie werden geduldet, aber nicht akzeptiert. Allerdings wurde das nie ausgesprochen. Sie werden zusammen in be- draußen!: Nach dem Mord an Theo van Gogh war die Aufregung groß. Muslime in den Niederlanden gelten jetzt fast als Feinde. Aber kaum jemand spricht darüber, dass Theo van Gogh Muslime als „Ziegenficker” beschimpft hat. Was darf man Deiner Meinung nach in einer liberalen Gesellschaft sagen und was besser nicht? draußen!: Ihr seid nicht nur eine Funpunk-Band, sondern Ihr wart auch immer politisch. Im Moment gibt es in den Niederlanden viel Stress zwischen Christen und Muslimen. Der Mord am Filmemacher Theo van Gogh, die Bomben in Kirchen und Moscheen. Was denkst Du darüber? Marco: Tja, da kann ich eine ganze Seite lang drüber reden. Die Atmosphäre in den Niederlanden verändert sich gerade. Von progressiv, liberal und links verschiebt sich das politische Klima jetzt nach konservativ und rechts. Es ist in den Niederlanden über einige Sachen zu lange geschwiegen worden. Die Asylproblematik, islamischer Fundamentalismus, da durfte man bei uns nicht drüber reden. Leute, die sowas anschnitten, waren sofort „Rassisten” oder „intolerant”. Dadurch ist eine normale Auseinandersetzung über diese Art von Dingen viel zu lange unmöglich gewesen. Aber die Probleme haben sich aufgestapelt und sind nun wie eine Pustel aufgeplatzt. Ich fürchte, es wird in den kommenden Jahren eher noch schlimmer. draußen!: War die liberale niederländische Gesellschaft nur Fassade? Marco: Nicht nur, aber teilweise. In Sachen Drogen und Sex sind die Niederlande unverändert liberal. Die Aus- Marco: Fortuyn war der erste, der das totgeschwiegene Ausländerproblem an den Pranger stellte. Er sagte, was „der kleine Mann auf der Straße” dachte und fühlte. Er war kein dummer Rechtsextremist, sondern ein Intellektueller, der zwischen den Menschen stand und nicht über ihnen. Ich war nicht einverstanden mit dem, was er dachte, aber ich begreife, warum er so viel bei den Menschen ausgelöst hat. draußen!: Die „Heideroosjes” waren keine Anwärter auf den Preis „Größte Niederländer der Geschichte”. Enttäuschend? Marco (lacht): Haha, nee, ganz bestimmt nicht! Lass uns mal weiter schön punkrocken. draußen!: Ihr setzt Euch für Demokratie ein. Sind Punks nicht eigentlich fiese Anarchisten? „De Heideroosjes“: Wer würde da nicht pflücken wollen? stimmte Stadtviertel gepackt und in sogenannte „schwarze Schulen“ geschickt Hinzu kommt, dass die Regierung viel Geld ausgegeben hat um sie ruhig zu stellen. Aus Furcht, sie könnte des Rassismus beschuldigt werden. Davor haben Niederländer immer viel Angst. Weil sie sich selbst so human und weltoffen finden. Aber die „gewöhnlichen Niederländer” sahen ihrerseits, dass sich alle sozialen Leistungen reduzieren. Das hat Unzufriedenheit geweckt. Durch das ganze Elend der letzten Zeit wird die niederländische Gesellschaft nun gezwungen darüber zu reden. Aber die Diskussion ist nun schon im Vorhinein vergiftet. -roosjes Marco: Das Schöne ist: Du darfst in einer liberalen Gesellschaft - wie der in den Niederlanden - alles sagen. Aber das muss noch nicht heißen, dass du auch alles sagen musst. Und schon gar nicht mit den schroffen Ausdrücken, die Theo van Gogh oft benutzte. Wenn du Respekt von deinem Gegenüber willst, dann musst du ihm diesen Respekt auch geben. Jedem Menschen seinen Wert lassen. Das ist wichtig. draußen!: Vor kurzem wurde Pim Fortuyn im Fernsehen zum größten Niederländer der Geschichte gewählt. Noch vor Willem van Oranje, Rembrandt oder Anne Frank. Warum war Fortuyn so populär? Marco: Das ist eine überholte Ansicht, denke ich. Punk bedeutet für mich Freiheit. Unabhängig handeln und denken. Für viele Kids ist Punk eine Entschuldigung fürs Nichtstun und dafür ihr Leben zu vergeuden. Dann bist du in meinen Augen kein Punk, sondern einfach nur ein Verlierer. Punk ist dasselbe wie Religion - das ist ein Überbegriff, aber jeder füllt den anders aus. draußen!: Wann spielt Ihr mal wieder bei uns in der Ecke? Marco: Heute nicht mehr, haha... Nein, aber wir sind im letzten Jahr viel unterwegs gewesen. Aber wir werden trotzdem 2005 wieder oft in Deutschland spielen. Auf www.heideroosjes.com bleibt Ihr auf dem Laufenden. draußen! 2/05 16 INTERNA Bücherflohmarkt bringt 750 Euro Horst Gärtner neuer VorLiebe Freundinnen und werden in diesem Jahr versitzender bei „draußen!“ Freunde der „draußen!“, suchen, die Aktion zu der Bücherflohmarkt, den die „draußen!“ Ende letzten Jahres veranstaltet hat, war ein voller Erfolg. Zehn Tage lang hatten Ehrenamtliche und freie Mitarbeiter im „__labor“ an der Warendorfer Straße Trödel und gebrauchte Schmöker verkauft. Weil der Filmverein „Die Linse“ das Ladenlokal kostenlos zur Verfügung stellte, lagen am Ende 750 Euro Reingewinn in der Kasse. Deshalb einen herzlichen Dank an die „Linse“ und das „Cinema“ für die freundschaftliche Aufnahme. Neben dem warmen Geldregen kam es beim Bücherverkauf zu netten Kontakten zu den Leserinnen und Lesern der „draußen!“. Wir wiederholen. Die Bücher stapeln sich immer noch bei uns im Büro bis zur Decke. Die Flöhmärkte im Sommer bieten sich da an. Außerdem suchen wir händeringend nach einem Verkaufsraum - auch gerne zeitlich befristet als Zwischennutzer. Nur kosten darf es wenig. Das ist aber noch nicht alles: Wir brauchen dringend einen trockenen Lagerraum. Eine Garage tut es auch. Um die Bücher auszulagern, die jetzt noch im Büro liegen. Und natürlich darf das auch nicht teuer sein. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Andreas Wolff „draußen!“ dankt den Spenderinnen und Spendern! Nun ja, es hatte zwar nicht die Dimension des Moshammer-Erbes, aber wir waren trotzdem sehr gerührt. Eine alte Frau hat, die vor kurzem gestorben ist, hat ihre Freundin angewiesen, ein paar hundert Euro der „draußen!“ zu spenden - weil sie uns so gerne gelesen hat. Auch die Idee eines Lesers hat uns begeistert. Jedes Jahr veranstaltet er unter Freunden eine Auktion, bei der für Krimskrams geboten wird. Das Geld, das zusammen kommt, spendet die Gruppe dann einem sozialen Prokekt. Diesmal ging der dreistellige Betrag an die „draußen!“. Insgesamt sind im letzten Geschäftsjahr 12.500 Euro auf das „draußen!“-Konto eingegangen. Das bedeutet: Die Spenderinnen und Spender tragen zum erheblichen Teil zum Erhalt unserer Straßenzeitung bei und schaffen damit Arbeitsplätze. Wir schließen das Jahr mit einem leichten und verkraftbaren Minus von 1.500 Euro ab und bitten Sie, uns auch im laufenden Jahr zu unterstützen. Denn: Viele „daußen!“-Leserinnen und Leser machen vielleicht irgendwann einen halben „Mosi“. Die nächste „draußen!“ erscheint am 04.März 2005 Redaktionsschluss ist am 28. Februar 2005 draußen! 2/05 Die schlimmste Zeit scheint überstanden: Im letzten Jahr ist die Auflage der „draußen!“ im Schnitt pro Monat um über 1.000 Exemplare angestiegen. Eine der erfreuchlichsten Nachrichten, die der ehrenamtliche Geschäftsführer Andreas Wolff den anwesenden Mitgliedern des gemeinnützigen Vereins „draussen!“ mitteilen konnte. Überhaupt hat Münsters Straßenmagazin im letzten Jahr eine positive Bilanz aufzuweisen. Die Kuh ist zwar noch nicht vom Eis, aber sie ist wieder ein gutes Stück näher ans Ufer geschlittert. Schwachpunkt bei „draußen!“ bleibt nach wie vor die Werbung. Trotz einiger Anstrengung konnten nur wenige neue Werbekunden gewonnen werden. Noch immer ist die Rückseite weitestgehend von Reklame frei. Pro Ausgabe verliert „draußen!“ auf diese Weise mehrere hundert Euro. Mit der Arbeit des Vorstands zeigten sich die Mitglieder sehr zufrieden. Bei der Neuwahl bestätigten sie die vier Mitglieder im Amt. Mit einer kleinen Änderung: Horst Gärtner wurde ohne Gegenstimme zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der ehemalige Chef des Münsteraner Sozialamts wird in Zukunft den Verein nach außen vertreten. Sein Vorgänger, Gerrit Hoekman, ist nun der Stellvertreter. und weiter für die Redaktion verantwortlich. Sonst bleibt alles beim Alten: Andreas Wolff, der maßgeblich für die Konsolidierung der Finanzen veranwortlich ist, führt weiter die Geschäfte, „draußen!“Gründer Peter Wolter macht den Vorstand komplett. Knecht Ruprecht musste „draußen“ bleiben! Früher war es bei Weihnachtsfeiern so: 15 „draußen!“-Verkäufer quetschten sich ins Büro an der Overbergstraße, aßen heiße Würstchen und Kartoffelsalat und zogen nach zwei Stunden wieder ab. Diesmal war es anders. „draußen!“ feierte auswärts im Vereinsheim des „Club 68“. Gut 30 Verkäufer, Mitglieder und Freunde fanden bequem Platz. Es gab Dominosteine, Lebkuchen und Nüsse, die Einzelhändler gespendet hatten. Und unser Rudi hatte Grünkohl gekocht. Bei der anschließenden Bescherung floss hier und da ein Tränchen der Rührung - manche hatten schon lange kein Geschenk mehr bekommen. Anschließend saßen alle noch nett beiander, tauschten Anekdoten aus vom Leben auf der Straße und als Höhepunkt brachte Wolfgang einige Lieder von Tom Astor zum Besten. Als die letzten aufbrachen, war es bereits weit nach Mitternacht. Der Chefredakteur brachte die Nachtschwärmer - ausnahmsweise zu Weihnachten - schließlich mit seinem klapprigen Golf reihum nach Hause. KOTEN Kinderhorte: Vom Aussterben bedroht Die rot-grüne Koalition in NordrheinWestfalen will die Offene Ganztagsschule (OGS) flächendeckend einführen. Dort werden Kinder auch nachmittags betreut, es findet jedoch kein Unterricht statt. Der draußen!: Warum wollen Sie die Horte erhalten? Beate Heeg: Horte bieten Schulkindern eine verlässliche Betreuung vor und nach der Schule sowie in den Ferien. Zwei Erzieherinnen plus eine Berufspraktikantin sind für 20 Kinder da. Das ist überschaubar. Außerdem sind Horte integrativ. Das heißt, Kinder mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen leben und lernen zusammen. In der Offenen Ganztagsschule (OGS) kümmert sich eine Erzieherin um 25 Kinder. Zur Seite stehen ihr noch geringfügig Beschäftigte und Ehrenamtliche. Beschluss des Landes könnte das Aus für den guten, alten Kinderhort bedeuten. Deshalb hat sich in Münster eine Initiative „Pro Hort“ gegründet. Dihia Wegmann sprach mit einer der Gründerinnen, Beate Heeg. nicht meine Freizeit im Büro oder mit den Kollegen verbringen. Die OGS muss aber nicht unbedingt im Schulgebäude stattfinden. Das ist eine Besonderheit in Münster. Integration von Kindern anderer Schulformen? Beate Heeg: In Münster gibt es demnächst drei OGS an Sonderschulen. Ein Problem draußen!: Ist es gut, Schule und Freizeit mit einander zu vermischen wie in der OGS? Beate Heeg: Persönlich sage ich: Nein. Ich möchte auch bereits beschlossen, dass die Horte weiterbestehen sollen. Eventuell wird die Öffnungszeit gekürzt. Es wäre schlimm, wenn die Horte zwar bestehen bleiben, aber zu „Ghettos“ für Kinder mit besonderem Förderbedarf würden, wie es zur Zeit in der Stadt diskutiert wird. draußen!: Wer trägt die Kosten für Horte, wenn es die günstigere Variante Ganztagsschule gibt? Beate Heeg: Die Stadt Münster ist offensichtlich bereit, dafür in die Tasche zu greifen. draußen!: Welche Partei setzt sich besonders für die Ganztagsschule ein? draußen!: Sind die Ganztagsschulen eine Konkurrenz für Horte? Beate Heeg: Natürlich. Zum Beispiel weil der Weg zwischen Schule und Hort entfällt. Wenn es ein gutes Angebot gibt mit Musikschule, Werkstatt und Sport, ist das sicher attraktiv. Dabei wird aber oft übersehen, dass die Kinder im Hort besser begleitet und unterstützt werden. Dafür sind Horte aber auch teurer und können nicht flächendeckend ausgebaut werden. 17 draußen!: Können Kinder sich in der Ganztagschule voll entwickeln? Beate Heeg: Ja, wenn sie gerne hingehen, die Angebote nutzen und die Qualität stimmt. Die Stadt will dafür sorgen, dass ab dem nächsten Schuljahr wirklich in jeder OGS eine Erzieherin pro Gruppe arbeitet. Darüber bin ich sehr froh. In Münster sind die Politiker dem Rat der Fachleute gefolgt. Das ist landesweit längst nicht so. draußen!: Was ist mit der bleibt aber, wenn die Horte geschlossen würden: Wo bleiben die Kinder an weiterführenden Schulen im Alter von zehn bis 14 Jahren? draußen!: Wie viele Erzieherinnen müssen um ihren Job bangen? Beate Heeg: Das ist unklar. Das Land sagt, die Horte könnten ja von den Kommunen weitergeführt werden. Eine Aussage, die angesichts der Finanzlage vieler Städte unrealistisch ist. Der Rat der Stadt Münster hat jedoch Beate Heeg: CDU und FDP sind gegen die OGS. Die CDU fordert mehr echte Ganztagsschulen, mit Unterricht auch am Nachmittag. Sicher die beste Lösung vor dem Hintergrund der PisaStudie. In Münster wollen alle Partein OGS und Horte nebeneinander anbieten. Landesweit geht Münster da einen Sonderweg. Die Stadt steckt Geld in die OGS, um die Qualität zu steigern, tut dies aber auch gleichermaßen für den Erhalt der Horte. Gott sei Dank, ist Münster noch nicht von der Haushaltssicherung betroffen draußen!: Was würden Sie Eltern raten: Hort oder Ganztagschule? Beate Heeg: Das kommt auf das Kind an: Ein Hort ist ein familiäres Angebot, die OGS ein vielleicht flexibleres. „Pro Hort“ fordert, dass Eltern weiterhin ihr im Gesetz verankertes Wahlrecht ausüben können. Die OGS darf nicht, wie von der NRW-Regierung geplant, das einzige Angebot sein. draußen! 2/05 18 JAGD & HUND Tierpräparator: Ausgestopft und zugenäht Die einen mögen sich von ihrem Haustier auch nach dem Tod nicht trennen, andere wollen sie als Trophäe - ausgestopfte Hunde, Katzen, Wildschweine. Viele Erwachsene finden es makaber, wenn ein toter Adler sie In seiner Werkstatt im Dülmener Vorort Hiddingsel fällt der König der Tiere sofort ins Auge. „Kinder streicheln ihn immer gegen den Strich, anders als die Erwachsenen“, sagt Roger Dinius. Deshalb ist dem ausgestopften Löwen an „Lebend hat er 250 Kilo gewogen, jetzt sind es nur noch 25“, sagt Dinius. ohne Papiere. Weil: Fast alles steht unter Artenschutz“, erklärt Dinius. In Dinius' Werkstatt ist fast das gesamte westfälische Tierreich versammelt: Frischlinge, Vögel, Füchse und ein Dachs. Auch ein Natürlich hat auch der Löwe eine gültige Einreiseerlaubnis. Mit Herkunftsnachweis, datiert auf den 29. Mai 2002. Ausgefallene Wünsche haben natürlich ihren Preis: „Den europäischen Seeadler kann ich für 3.000 Euro besorgen, groß und tipptopp.“ Der Vogel kommt tiefgefroren nach Hiddingsel und wird hier erst von Dinius ausgestopft. Roger Dinius mit einem 25 Kilogramm schweren jungen Löwen einigen Stellen das Fell ausgegangen. Von den unzähligen Kinderhänden, die ihm lieb und manchmal auch ein wenig ängstlich über den Rücken gestrichen haben. Bei gutem Wetter stand Leo nämlich oft in Hiddingsel draußen vor der Haustür. draußen! 2/05 mit kalten Augen im Wohnzimmer fixiert, Kinder freuen sich über die „Plüschtiere“. In Dülmen schreckt ein Präparator auch vor großen Tieren nicht zurück. Reinhold Kübber hat ihm über die Schulter geguckt. -rk Marderhund-Pärchen ist noch im Tod vereint. Die nötige Genehmigung vorausgesetzt, kann der Präparator so ziemlich jede Kreatur besorgen, die auf dem Planeten kreucht und fleucht. „Ich kann sogar Schwarz- und Eisbären kriegen oder einen Luchs - aber nie der teurer“, sagt Dinius. Mit Genehmigung darf er auch geschützte Tiere präparieren für Schulen und Universitäten zum Beispiel. Der Präparator freut sich, wenn Schüler ihn um Rat fragen bei kniffligen Biologie-Hausaufgaben. Anschauungsmaterial ist reichlich vorhanden. Auch in Schulen kommt er gerne, um über seinen Beruf und die Tiere zu erzählen, die er ausstopft. Alles kostenlos natürlich. Den Kindern könnte Dinius erklären, was er tun muss, damit ein toter Löwe aussieht als sei er noch lebendig, aber der Arbeitsvorgang ist für Jugendliche unter 16 Jahren ungeeignet. In Dinius Werkstatt geht es manchmal zu wie in der Pathologie. „Mein Kindheitstraum war, Präparator zu werden“, erzählt der 40-jährige. Mit 17 begann er eine Ausbildung in Ascheberg, die drei Jahre dauert. Lange hat er im Messebau gearbeitet, bevor er sich als Präparator vor zwei Jahren selbständig machte. Aber schon nach kurzer Zeit, musste er das Gewerbe wieder abmelden. Wegen fehlender Nachfrage. „Jetzt betreibe ich das als Nebengewerbe.“ Das Geschäft läuft trotzdem nicht so gut. 90 Prozent seiner Kunden sind Jäger, die selbst erlegtes Wild präpariert haben wollen. Als erstes wird dem stolzen Löwen das Fell abgezogen, „balgen“ nennen das die Insider. Dann vermisst Dinius den Körper und macht eine Zeichnung. „Jetzt wasche ich das Fell und lege es zum Gerben in 98-prozentigen Alkohol“, sagt Dinius. Bis er weiterarbeiten kann, dauert es noch rund zwei Wochen, je nach Größe. Damit keine Insekten das Fell anfressen, wird es „eulanisiert“. Nun wird das Tier dünngeschnitten, das heißt Fleisch- und Fettreste werden entfernt. Erst dann beginnt das eigentliche Präparieren. „Ich wickle den Körper in Holzwolle. Im Körper habe ich Drähte verarbeitet, dadurch kann ich das Tier biegen und drehen, wie der Kunde es haben möchte.“ Wer nicht jagt, für den hat Dinius einen festen Bestand an einheimischen, nicht geschützten Vögeln und Säugetieren vorrätig. Alleine 30 Füchse liegen in seiner Tiefkühltruhe oder in Alkohol. 220 Euro kostet ein ausgestopfter Meister Reinecke. Ein Sonderangebot. „Normalerweise ist Mit Ton modeliert er die Muskeln und den Kopf, danach setzt er die Glasaugen ein. Dann wird der Löwe getrocknet, das Fell lässt sich nur feucht verarbeiten. „Zum Schluss coloriere ich noch die Nase.“ Nun sieht der Löwe aus wie echt - nur weglaufen kann er nicht mehr. 19 VONNER STRASSE Wolfgang: Singen und Gedichte schreiben Andere Leute feiern Silberhochzeit oder ein halbes Jahrhundert Parteizugehörigkeit. Wolfgang Freitag hat demnächst Obdachlosenjubiläum - bald macht er seit fünfzehn Jahren auf der Straße Platte. Noch mal dasselbe und er kommt ins Wenn samstags und mittwochs auf dem Domplatz um Käse, Gemüse oder Fleisch gefeilscht wird, trifft man Wolfgang in der Domgasse. Den Rest der Woche sitzt er vor der Bücherei „Phönix“. Stunde um Stunde hockt er dort mit seinem Bettelschälchen und hofft auf eine kleine Spende der Passanten. „In der Weihnachtszeit ist es ganz gut gelaufen“, erzählt er. „Das heitert die Laune auf, wenn die Finger und Füße eiskalt sind.“ Geboren ist er in der Lüneburger Heide, seine Jugend verbrachte er aber im Sauerland, wo er auch eine Lehre als Bäcker gemacht hat. „Das war aber irgendwie nicht das Richtige“ meint Wolfgang. Er versucht sich noch als Maler und Tischler, aber auch das ist nicht das, was er will. Mitte der siebziger Jahre dann die Idee sich mit einem Imbiss selbstständig zu machen. Gemeinsam mit seinem damaligen Stiefvater versorgt er fast zwei Jahre lang hungrige Mäuler mit Pommes und Currywurst. Doch dann der Schock: Sein Stiefvater brennt mit fast 100000 Mark durch und lässt ihn und seine Mutter entsetzt zurück. Wolfgang heuert als Schausteller an und arbeitet bei der Geisterbahn, mit der er 1979 auch nach Münster kommt. Als sich das Sendvergnügen auf dem Hindenburgplatz „Guinness-Buch der Rekorde“, hofft er. 15 Jahre sind eine lange Zeit, in der viel passiert ist. Turbulente Jahre, aus denen Wolfgang gerne die eine oder andere Anekdote preisgibt. Katharina Grützmacher hat ihm zugehört. dem Ende zuneigt und dicke Kräne bunte Karussellteile auf LKW verfrachten, entschließt sich Wolfgang nicht mit weiter zu ziehen, sondern in Münster zu bleiben. Die ersten Jahre verdient er sich bei Horten und in der Halle Münsterland als Toilettenmann ein paar Mark. Später auch auf der Autobahnraststätte Münsterland. Kein besonders schöner Job. „Aber Wolfgang an seinem Stammplatz immerhin etwas“, sagt Wolfgang. Außerdem hat der 55Jährige dort seine zukünftige Frau kennen gelernt - damals ebenfalls Toilettenfrau auf der Raststätte. Fünf Jahre sind die beiden verheiratet und bekommen zwei Kinder. Dann lassen sie sich scheiden. „Da habe ich schon nicht mehr mitgemacht“, erinnert er sich. Man merkt, wie ihn das Thema noch heute nervt. Die nächsten beiden Jahre reist er durch Deutschland. Von Rosenheim bis Sylt. „Ich wollte meine Freiheit genießen und etwas Neues erleben.“ Schließlich kehrt er nach Münster zurück, lebt -dw aber weiter auf der Straße, auch im Winter schläft er lieber draußen. Seinem „Schlafzimmer“ ist er nun schon seit sechs Jahren treu. Wo er sich jede Nacht aufs Ohr haut, wird natürlich nicht verraten. Nur so viel: „Da hab ich bis auf die jährliche Grünflächenreinigung meine Ruhe,“ verrät er aber. Doch alles geht nicht draussen , deshalb geht er seit über zehn Jahren in die Tagesstätte der Diakonie. Dort findet er Dusche, Waschmaschine und eine warme Mahlzeit. Aber vor allen Dingen ein bisschen Geborgenheit. Wolfgang ist ein Charmeur, deshalb ist er zwischendurch immer mal wieder bei Frauen untergekommen, war ein paar Mal verlobt und ist einmal sogar mit einem Kurschatten durchgebrannt. „Das waren aber meistens schwierige Beziehungen, die nie wirklich lange gehalten haben.“ Aber er gibt die Suche nach dem großen Glück nicht auf. Zur Zeit wohnt er wieder bei einer Frau. Vielleicht ja diesmal für länger. „Wenn nicht tröste ich mich halt mit Singen und Dichten“, meint Wolfgang. Denn Singen, das kann er. Schon in Wetter an der Ruhr hat er im Männerchor mitgewirkt und auch in Münster hat er kräftig im „Rheingold“-Chor mitgesungen. Im Moment ist Wolfgang Solist, singt für sich selbst oder auf der „draußen!“Weihnachtsfeier - am liebsten Lieder von Fred Astor. „Wenn mir etwas durch den Kopf schwirrt, schreibe ich ein Gedicht“, sagt er. Aber er liest auch gerne mal das eine oder andere gute Buch. Gerade an langen kalten Winterabenden. Und egal was kommt, einmal im Jahr geht's über die niederländische Grenze ins „Avonturenland“ nach Hellendoorn. Das kostet zwar zehn Euro Eintritt. Aber die müssen einfach drin sein!. Schließlich hat er ja mal auf dem Rummel gearbeitet. Das prägt. draußen! 2/05 20 WEIHRAUCH Zum ins Zimmer hängen: Die Redaktion auf einen Blick Sicher haben Sie sich schon oft gefragt: Wie sehen die eigentlich aus, die mich in der „draußen!“ Monat für Monat in Rage bringen? Die Namen kennen Sie, hier nun die dazu gehörenden Gesichter. Repräsentativ draußen! 2/05 und ungeschminkt. Na, und was sagen Sie? Sind wir nicht eine unglaublich gut aussehende Redaktion. Und so freundlich! Nur der Chef guckt mal wieder ernst. Oder investigativ, wie er behauptet. Sabrina Kipp Gerrit Hoekman Ralph Korte Sebastian Henneke Sigi Nasner Heinz Dalmühle Katharina Grützmacher Katrin Steiner Paul Demel Dihia Wegmann Kristina Rzehak Malte Koppe Claudia Siemens MUSIKHALLE Gleis 22: Café für Abgefahrene Unter Münsters Nachtschwärmern ist das „Gleis 22“ schon lange eine der beliebtesten Locations. Aber der Schuppen an der Hafenstraße ist auch im Rest von Deutschland ein Begriff. Letztes Jahr wählten die Junge und Junggebliebene, Raver und Rastafari - im Gleis 22 sieht man die unterschiedlichsten Gesichter. Das liegt wohl am breit gefächerten Angebot: von Reggae über Punk zu Ska. Gleich spielt die Sam Ragga Band und auch heute Abend sind manche der Besucher von weit her gekommen. Der eine oder andere ist vielleicht nur zufällig hier. Das „Gleis“ liegt optimal, mitten in Münster, an der Hafenstraße zwischen Bahnhof, Kreativkai und Ludgerikreisel. Da springt man schon mal eben rein, wenn man mit dem Fahrrad dran vorbei muss. Eigentlich ist das „Gleis“ eine Einrichtung der Stadt Münster und gehört zum Jib. Dort können Jugendliche ihre Leezen reparieren oder sich Hilfe bei der Berufswahl holen. Das Jugendzentrum ist für alle bis Mitte 20 da. Ja, und das „Gleis“ ist sozusagen das dazugehörige Cafè. Die Preise sind hier trotz „Teuro“ noch erschwinglich. Mittags gibt es was zu essen und ein paar Mal die Woche wird das „Gleis“ zum Konzertsaal und zur Partyzone. Wer hat hier nicht schon alles gespielt! Blumfeld, Marky Ramone, Dick Brave and the Backbeats. Viele bei uns fast unbekannte Bands aus dem Ausland waren darunter. Aus Uruguay, Finnland oder Asien. So manche Gruppe hat ihre Deutschland-Tour im „Gleis“ gestartet. Booker Frank Leserinnen und Leser der Musikzeitschrift „Spex“ das „Gleis“ zum besten Club der Republik. Dihia Wegmann hat sich beim Konzert der Sam Ragga Band im Dezember mal umgeschaut. Dietrich und seine Helfer wissen, was ankommt. Und sie haben ein Pfund, mit dem sie wuchern können - das Publikum im „Gleis“ macht mächtig Stimmung. Doch bleiben sie dem Dancehall treu. Und weil die Dancehall-Riddims ihnen den musikalischen Freiraum lassen, bewegen sie sich dort auf wohligem Terrain. Unterstützt Bayern München lügt: Der beste Club in Deutschland kommt aus Münster Heute Abend also die Sam Ragga Band. Mit einer bunten Mischung von Reggae bis Soul wollen sie ihre positiven Vibes durchs „Gleis“ wabern lassen. Das erste Album brachten Sam Ragga 2001 raus. Seit dem haben sie sich stetig weiter entwickelt und lassen sich jetzt durch Afrobeats und Funk beeinflussen. werden sie von Jan Delay, dem sozialkritischen Hamburger Rapper von den „Absoluten Beginnern“. Das heißt schon was! Und auch das alte Pop-Häschen Nena ließ es nicht nehmen, den Track „Schade“ gemeinsam mit Sam Ragga aufzunehmen. Die beiden Sängerinnen Jessica und Esther liefern den 21 perfekten Schliff für die rauchige Stimme des Sängers Seanie. Sam Ragga verkörpern eine beispielhafte Art der Völkerverständigung und das spiegelt sich auch in den Texten wider. Es geht um Rassismus, Abschied, Selbstkritik, Akzeptanz. Aber nicht im 08/15 Style. Als sei das Publikum mit den Verstärkern verbunden, geht es ab wie nichts. Leider ist das „Gleis“ ziemlich klein und Sam Ragga wollen viele sehen. Da es recht eng ist, müssen sich Tanzlust und Ausgelassenheit auf das Innere beschränken. -hd Aber vielleicht ist ja beim nächsten Mal mehr Platz. Dann kommen wieder echte Insider: Eastern Standard Timme aus den USA und aus Uruguay La Vela Puerca. Wer sonst noch auftritt, steht unter: w w w. g l e i s 2 2 . d e draußen! 2/05 22 CHEFSACHE Büro-Knigge: Was tun gegen Besserwisser? Warum habt ihr eigentlich bei euch in der Redaktion ständig tolle Laune, fragen uns manchmal Besucher. Ganz einfach: Wir halten uns an den Büro-Knigge. Freundlich sein, Zuhören, Loben - das hebt die Stimmung. Und „Darf ich dir mal einen Tipp geben? So geht das viel einfacher“ - Kollegen, die zu jedem Handschlag, den man tut, ihren Senf dazu geben und alles, aber auch wirklich alles besser wissen, können einem schon mächtig den Büroalltag verdunkeln. Überall kennen sie sich aus, die anderen haben keine Ahnung. Aber sogar der Volksmund weiß: „Ratschläge sind auch Schläge“. Hinter dem angeblich gut gemeinten Hinweis steckt nämlich oft ein Vorwurf und das sorgt auf Dauer für böses Blut. Vor allen Dingen, wenn der Tipp ungebeten kommt. „Statt einfach Ratschläge zu verteilen, ist es besser, durch offene Fragen herauszufinden, wie der andere eine Situation beurteilt“, rät der Psycholge Gerd Reimann im wer sich nicht dran hält, wird gnadenlos rausgemobbt! Denn wir wissen: In manchen Betrieben verschlingt der Psychokrieg ein Drittel der Arbeitskraft. Gerrit Hoekman über gute und schlechte Manieren beim Tagwerk. Internet. Grundsatz: Erst wenn Hilfe erwünscht ist, sie auch anbieten. Meistens ist bei solchen Leuten das Selbstbewusstsein angeknackst, sie müssen sich und dem Rest der Welt beweisen, wie unersetzbar sie sind - weil sie selbst daran zweifeln. Ausrasten und den Besserwisser erbost in die Schranken weisen, hilft da wenig, sagen Arbeitspsychologen. Auch wenn der florentinische Machtpolitiker Machiavelli schon vor 500 Jahren der Ansicht war: „Nimm niemals einen Rat entgegen, wenn du nicht gefragt hast.“ Ungebetene Ratschläge wehrt man heutzutage am elegantesten ab, indem man den Ball zurückspielt: „Glaubst du, daran habe, darüber habe ich noch nicht Anzeige Presse und Informationsamt Tausend Fragen - eine Adresse Infos und Service im publikom - Stadtnetz für Münster www.muenster.de Portal für Münster und das Münsterland www.muenster.de/stadt Service und Infos der Stadtverwaltung www.muenster.de/soziales-netz Sozialforum, Online-Freiwilligenbörse www.termine.muenster.org Münsters Veranstaltungskalender www.wilsberg.muenster.de Das „Wilsberg“-Spiel des Presseamtes www.buene.org/stadtgespraech Diskussion: Münsters Bürger reden mit www.awm.muenster.de Abfall und Recyling, Entsorgungskalender www.muenster.de/stadt/formulare Vordrucke online - das spart Zeit und Wege draußen! 2/05 nachgedacht?“ Oder den Alleskönner loben, aber hinzufügen, das sei einem schon selbst eingefallen. Das nimmt dem Gegenüber den Wind aus den Segeln und entschärft die Lage. Besonders schlimm ist es, wenn der Superschlaue der Chef ist, denn ewiges Genörgel vertreibt jede Motivation bei den Mitarbeitern: Wozu noch anstrengen, wenn es sowieso nie richtig ist? Wer Untergebene vor versammelter Mannschaft runterputzt, muss sich nicht wundern, wenn die Belegschaft sich nicht mehr für den Betrieb verantwortlich fühlt und nur noch Dienst nach Vorschrift macht. Innere Kündigung nennen das die Experten. „Probleme mit dem Vorgesetzten sind der Motivationskiller Nummer eins“, weiß das Wochenblatt „Die Zeit“. Nur zwölf Prozent der Deutschen gehen gerne zur Arbeit; jeder Fünfte gibt an, seinen Chef zu hassen. „Da züngelt kein Feuer aus dem Dach, da wuchert ein gefährlicher Schwelbrand“, warnt die „Zeit“. Nur wer Eigeninitiative entwickeln darf, arbeitet gerne - und effektiv. Grundsätzlich gilt: Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeiter ist das A und O. Wer seinen Angestellten nichts zutraut, hätte sie erst gar nicht einstellen dürfen. Damit niemand seine Kompetenzen überschreitet, muss der Boss klipp und klar festlegen, wo die Grenzen sind. Und loben! Allgemein klagen deutsche Arbeitnehmer darüber, dass der Vorgesetzte ihre Leistung zu selten oder nie anerkennt. Zum guten Betriebsklima gehören aber immer zwei. Wer bei jedem Job dieselben Probleme mit dem Chef bekommt, muss auch mal sein eigenes Verhalten hinterfragen, Bin ich zu dünnhäutig? Fühle ich mich durch Kritik in den Grundfesten erschüttert? Lege ich Worte zu sehr auf die Goldwaage? Arbeite ich eventuell wirklich nicht so gut, wie ich selbst glaube? Neben dem Besserwisser kann nämlich auch der Typ „Mimose“ den letzten Nerv rauben. Er ist ein hoffnungsloser Pessimist, der mit seinem Gequengel schnell die anderen runterzieht. Ignorieren, empfehlen Experten. Oder der „Abstauber“, der gerne fremde Ideen aufgreift und als seine eigenen deklariert. Auch den „Provokateur“ gibt es in fast jeder Betriebsgruppe. Er widerspricht aus Prinzip und will immer das letzte Wort haben. Ohren auf Durchzug ist bei ihm die beste Taktik. Der gefährlichste Spaltpilz fürs Team ist der „Intrigant“. Er hat immer brandheiße Informationen: „Wisst ihr schon? Kollegin Müller hat ein Techtelmechtel mit dem Chefredakteur. Deshalb erscheinen ihre Artikel immer auf der ersten Seite“, klatscht er gerne. Ruckzuck werden bei ihm Gerüchte zu Tatsachen - auf Kosten der Kollegin. Gerne schmiedet er Intrigen, er ist ein Meister des Mobbings. Ist die Atmosphäre im Büro erst vergiftet, hilft nur noch ein sogenannter Mediator, der zwischen den Parteien vermittelt. Große Firmen wie Siemens haben einen eigenen Schlichter: Aber eventuell reicht schon ein neutraler Kollege, der vertrauenswürdig und diplomatisch ist. Ein wenig Humor ist auch nicht schlecht. Aber vor allen Dingen müssen ihn beide Streithähne als Vermittler akzeptieren. Hat auch das keinen Zweck mehr, müssen die Profis ran. Mediatoren findet man im Internet unter www.bmwa.de. Und stellt fest: Streiten kann verdammt teuer sein, so um die 150 Euro die Stunde. 23 P R O L E TA R I E R Fritz-Hüser-Institut: Europas einziges Arbeiterarchiv Dortmund ist eine Stadt der Arbeiter und auf Kohle gebaut. Wo sonst also sollte Europas einziges Forschungsinstitut für Arbeiterliteratur stehen? Über 38.000 Bände und Zeitschriften warten im Fritz-Hüser-Institut auf Wissensdurstige. Darunter auch alle Ausgaben des „Kunden“, der Ende der zwanziger Jahre gegründeten, ersten Straßenzeitung Deutschlands. Und die „draußen!“ ist ebenfalls von Anfang an im Archiv vertreten. Die Sammlungen des Instituts beruhen auf dem privaten Engagement des Stahlarbeiters und späteren Bibliothekars Fritz Hüser (1908-1979). Seit 1920 sammelte er Bücher, Auflage, es als selbständiges Institut fortzuführen. In Erinnerung an ihn heißt es heute „Fritz-Hüser-Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur“. Broschüren, Aufsätze und Zeitungsausschnitte zur Arbeiterliteratur. Nach einem Unfall wurde er mit Hilfe der Berufsgenossenschaft zum Bibliothekar ausgebildet. Die Stadt Dortmund ernannte ihn 1945 zum Direktor ihrer Volksbüchereien, die er beispielhaft bis zu seinem Ruhestand 1973 ausbaute. Neben seinem Beruf erneuerte und erweiterte er seine Sammlung nach den Verlusten durch die Nationalsozialisten und den Zweiten Weltkrieg und gründete das „Archiv für Arbeiterdichtung und soziale Literatur“, das er 1973 der Stadt Dortmund überließ mit der In Archiv und Bibliothek sammelt das Institut die Zeugnisse der Arbeiterbewegung und der Arbeitswelt wie sie sich in der Literatur, im Drama und im Theater, in Biografien und Autobiografien, in der Musik, in der Kunst und im Sport wiederspiegeln. So entstand im Laufe der Jahrzehnte eine der größten Bibliotheken zu diesem Themenbereich mit Monografien und zum Teil sehr seltenen Zeitschriften sowie ein Archiv mit Nachlässen, Kunst- und Mediensammlungen. Dazu gehören unter anderem die Nachlässe und Teilnachlässe der Arbeiterdichter Max Barthel, Heinrich Lersch, Gerrit Engelke, Paul Zech, Ernst Preczang, Bruno Schönlank, Oskar Wöhrle; der Nachlass der Gründer der „Büchergilde Gutenberg“ Bruno und Helmut Dreßler; die Nachlässe zahlreicher Mitglieder der „Dortmunder Gruppe 61“ und des „Werkkreises Literatur der Arbeitswelt“ sowie die Archive dieser beiden Vereinigungen; die Nachlässe von Mit- gliedern der „Bruderschaft der Vagabunden“ wie Gregor Gog, Hans Tombrock und Hans Bönnighausen. Die Arbeiter-Esperanto-Bewegung ist durch die Sammlung Weichmann und mehrere einzelne Nachlässe von Esperantisten herausragend dokumentiert. Mehrere Arbeiterchöre und der „Deutsche Arbeiter-Sängerbund“ respektive „Deutsche Allgemeine Sängerbund“ haben ihre Archive dem Institut übergeben. Zu den Sammlungen gehören auch mehrere Tausend Grafiken, Plakate, Schallplatten und Videos sowie eine umfangreiche Foto- und eine Zeitungsausschnittsammlung. Die Bestände des Instituts wurden und werden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. In seiner Schriftenreihe stellt das Institut regelmäßig die Forschungsergebnisse zur Arbeiterliteratur und -kultur vor. Kontakt: Fritz-Hüser-Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur Ostwall 64 44135 Dortmund Telefon (0231) 50- 23135 / 26305 e-mail: [email protected] / [email protected] www.dortmund.de/fhi Radlos ? Neue und gebrauchte Fahrräder Montag bis Freitag 10 - 13 Uhr 14 - 18 Uhr Frauenfahrradladen Dortmunderstr. 11 Tel 66 57 61 Anzeige draußen! 2/05 24 HUSTENREIZ Grippaler Infekt : Hilfe von Mutter Natur In der nasskalten Jahreszeit boomt das Geschäft der Taschentuchindustrie - der grippale Infekt ist hierzulande die häufigste Infektionskrankheit. Die Symptome sind Schnupfen, Hals-, Kopf- und GliederMit Medikamenten dauert Schnupfen eine Woche, ohne Medikamente sieben Tage, sagt der Volksmund. Trotzdem können Natur und Homöopathie die Beschwerden lindern. Schweißtreibender Tee aus Holunder- oder Lindenblüten, schon bei den ersten Anzeichen einer Erkältung getrunken, schwächt den Verlauf ab. Öl aus Kamille, Minze oder Thymian lassen die Schleimhäute abschwellen und machen die Nebenhöhlen frei. Der Schleim löst sich und kann abfließen. Hierbei helfen auch Dampfbäder aus Kochsalz oder ätherischen Ölen sehr gut. schmerzen, Husten und leicht erhöhte Temperatur. Wie Natur und Homöopathie helfen, wenn die Nase läuft, sagt Ihnen der Allgemeinmediziner Dr. Ralph Korte. Wer auf Homöopathie schwört, dem empfiehlt sich bei plötzlichem Krankheitsbeginn die Einnahme von „Aconitum D6“. Jede Viertelbis halbe Stunde fünf Tropfen. Bei zusätzlicher Schweißbildung noch jede Stunde ser. Bei der sogenannten Kopfgrippe hilft „Gelsemium D12“, ebenfalls vier mal pro Tag. Zu den allgemeinen Maßnahmen einer raschen Erholung gehören warme Klei- Arzneimittel wie Sinupret und Gelomyrtol als Kapseln, Tabletten oder Tropfen eingenommen, haben einen ähnlichen Effekt. Auch Husten wird durch diese Therapie günstig beeinflusst. Ganz unterdrückt werden darf er nicht, denn der Schleim muss raus. Kindern hilft ein Extrakt aus Efeutrockenblättern, den diese am liebsten als Saft einnehmen. Bei Kleinkindern sind Zäpfchen die bessere Wahl. Besonders zur Nacht, damit der Nachwuchs hustenfrei durchschlafen kann. Bei Halsentzündungen hat sich Tonsipret als Tabletten oder Tropfen bewährt. ViburcolZäpfchen, ein homöopathisches Kombinationsmittel, senken bei unruhigen Kleinkindern das Fieber. draußen! 2/05 oder alle zwei fünf Tropfen „Belladonna D6“. Stehen Gliederschmerzen und Halsund Rachensymptome im Vordergrund bietet sich „Phytolacca D6“ an. Vier mal tägliche eine Tablette und dem Hals geht es schnell bes- dung und eine wohl temperierte Wohnung, weder zu heiß noch zu kalt. Aber genug trinken! Drei Liter am Tag um den Verlust an Flüssigkeit durch Schwitzen auszugleichen und um den Schleim zu lösen. Körperlich anstrengen- de Tätigkeiten meidet man in dieser Zeit besser. Ist die Temperatur erhöht, empfiehlt es sich sogar ganz im Bett zu bleiben. Außerdem sollte man sich viel Ruhe gönnen und viel schlafen. Eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung (Obst und Gemüse) unterstützen den Heilungsprozess. Mit diesen Tipps sollte der grippale Infekt nach ungefähr einer Woche im Wesentlichen überstanden sein. Ist die Erkältung bis dahin nicht besser geworden oder hat sich gar verschlimmert - unbedingt zum Arzt gehen, der eventuelle Folgeerkrankungen oder eine Influenza, die echte Grippe, spezifisch behandelt. Gegen Grippe ist eine Impfung möglich, die jährlich wiederholt werden sollte. Der Impfstoff wird nämlich jedes Jahr den ersten Infektionsfällen in Südostasien angepasst. Besonders über 60Jährigen und chronisch Kranken empfiehlt sich die Impfung. Auch Personen, die sehr viel Kontakt zu anderen Menschen haben. Aber Vorsicht: Patienten, die gegen Hühnereiweiß allergisch sind, müssen darüber vorher unbedingt mit ihrem Hausarzt reden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen übrigens die Kosten der Grippeschutzimpfung voll und ganz. Wird man jedoch immer wieder krank, muss auch ein Arzt zur Rate gezogen werden. Findet der keine medizinische Ursache, liegt wahrscheinlich eine instabile Immunitätslage vor. Um die körpereigene Abwehr zu stärken, bieten sich unter anderem besonders naturheilkundliche Verfahren an: eine körperliche Abhärtung, Kneippkuren, Eigenbluttherapie oder die Mikrobiologische Therapie. 25 SZENE Pennerkalender 05 Trauriges Ende eines lustigen Abends Mal kein schöner Spruch, eine sexy Frau oder eine atemberaubende Landschaft auf dem Titel eines Kalenders, sondern ein bärtiger Mann mit Käppi, über der Augenpartie der breite Schriftzug „Obdachlos!“ Dafür dass sicherlich nicht jeder einen Kalender mit Obdachlosen an der Wand hängen haben möchte, hat sich die Idee von Leander Gilbert, Geschäftsführer einer Druckerei in Essen, gut verkauft. Gemeinsam mit dem Fotografen und Kommunikationswissenschaftler Matthias Duschner hat er Menschen von der Straße ins Fotostudio geholt und abgelichtet. Ohne Schminke oder sonstigen Schnick-Schnack, die normalerweise zum Shooting gehören. „Wir wollten kein Klischee oder Bild bedienen, sondern die Menschen einfach so zeigen wie sie sind“, erklärt der Fotograf. Anfangs galt es Vertrauen aufzubauen: „Manche hatten Angst, aber wenn wir erklärt haben, wer wir sind und was wir wollen ist die meist schnell verflogen.“ Inzwischen ist der Kalender ausverkauft und hat großen Anklang in der Öffentlichkeit gefunden. Etliche Zeitungen und der WDR haben über das Projekt berichtet. Und damit ist das Ziel der beiden Essener eigentlich schon erreicht: Aufmerksamkeit für diejenigen, denen es schlecht geht und die tagtäglich von uns allen gerne übersehen werden. Jeden Monat ein neues Gesicht, ein Schicksal, eine Geschichte, ein Mensch wie jeder andere, ein Obdachloser. Einer von denen die sonst am Rande der Gesellschaft stehen. Und die stellt der Fotograf auf zwölf SchwarzWeiß-Porträts in den Mittelpunkt. Da wird Weggucken schwer: der Penner von der Straße hat einen Namen und etwas zu erzählen. 14,80 Euro kostet der Kalender und der Erlös kommt der Essener Notschlafstelle für Jugendliche sowie dem Arztmobil der „Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen“ zugute. „4000 Euro sind durch den Verkauf zusammen gekommen“ berichtet Duschner zufrieden. Nicht nur das Grund ist genug, das Projekt nächstes Jahr zu wiederholen. Es bleiben ja noch 399988 Gesichter auf Deutschlands Straßen die Platz finden könnten im „Pennerkalender“. Katharina Grützmacher Es ist ja nichts Neues, das dem einen oder anderen die Sicherungen durchbrennen sobald eine gewisse Grenze des Alkoholkonsums erreicht ist. In Greven brannten einigen Trinkfreunden in der Nacht vom 30.12 auf den 31.12 in Greven allerdings einige um nicht zu sagen alle Sicherungen durch. Vermutlich hatten sich die fünf Männer im Alter zwischen 20 und 70 Jahren mit einer 43jährigen Frau zu einem kleinen Saufgelage in einem Zimmer in einer Unterkunft für Wohnungslose getroffen. Dabei entstand ein Streit, der für einen 39-jährigen Mann tödlich endete. Und wen wundert's, es ging um Geld. Laut Polizeibericht gerieten die 20und 37-jährigen Tatverdächtigen mit dem 39-jährigen auf Grund offener Schulden von 160 in Streit. Die Polizei ermittelte mit einer 18köpfigen Mordkommission und fand im Zuge ihrer Ermittlungen heraus, dass das Opfer von den beiden tatverdächtigen Männern mit Schlägen und Tritten attackiert worden war. Sogar den Rottweiler des 37-jährigen hetzten die beiden unter Alkoholeinfluss stehenden Männer auf ihr wehrloses Opfer. Zivilcourage zeigten die anderen Anwesenden auf Grund massiver Einschüchterung der Tatverdächtigen nicht. Ihr schwerverletztes Opfer ließen die Männer alleine zurück und verließen mit ihren Saufkumpanen die Wohnung. Der 39-jährige starb an Bissverletzungen und inneren Blutungen. Die Staatsanwaltschaft Münster beantragte Untersuchungshaft gegen die beiden Männer. Nur was war mit den zuständigen Sozialarbeitern? Werden auch Ermittlungen gegen die Verantwortlichen eingeleitet? Wie kann es sein, dass in einem Heim für Obdachlose kein Ansprechpartner ist, kein Nachtdienst, niemand der dem Opfer helfen konnte? Dihia Wegmann Dirk Ronald Wickboldt *15. 11. 1963 +22.12. 2004 Für alle plötzlich und unerwartet verstarb Herr Wickboldt. Wir denken an ihn. Die Hausgemeinschaft des HdW draußen! 2/05 26 HOCHLAND Tibetische Gesänge in der Dominikanerkirche Anzeige Am Freitag, den 26. November füllte sich gegen 19.30 Uhr die Dominikanerkirche an der Salzstraße. Alle Plätze waren besetzt als eine kleine tibetische Nonne in gelb-roten Roben nach vorne ging, ihre Schuhe auszog und auf einem kleinen Podest Platz nahm. Nachdem sie ein paar einführende Worte über sich, über ihr Projekt in Nepal eine Schule für Nonnen zu bauen und über ihr Konzertprogramm gesagt hatte wurde es mucksmäuschenstill. Ani Chöying Drölma schloß ihre Augen, konzentrierte sich eine kurze Weile, und dann erhob sich ihre klangvolle Stimme, erst leise beginnend und dann die ganze Kirchenkuppel durchdringend. Ihr Programm besteht aus traditionellen tibetischen Melodien aus der „Chöd“-Praxis (tib. Chöd = schneiden, durchtrennen). „Chöd“ bezieht sich auf das Durchtrennen der Anhaftung an das eigene egoistische Verhalten. Normalerweise dauern die Rezitationen, Mantras und Gesänge einen ganzen Tag. Für ihren Vortrag hatte Ani Chöying nur die schönsten Melodien ausgesucht, dabei allerdings die ursprüngliche Reihenfolge eingehalten. Sie begleitete ihre Gesänge mit einer kleinen Glocke und einer etwas größeren Doppeltrommel. Sie traf mit ihrer Stimme die Herzen der Zuhörer, die gebannt lauschten und erst gegen Ende des Vortrags laut applaudierten. Ani Chöying Drölma bedankte sich danach bei den Zuhörern dafür, dass sie sich die Zeit für das Konzert genommen hatten, dass sie damit gleichzeitig ihr Schulprojekt unterstützt hat- draußen! 2/05 ten, („draußen!“ berichtete darüber in Heft Nr. 11. 04.) und dass sie die Zeit mit ihr verbracht hatten. Für die Zuhörer war der Besuch des Konzerts ein aussergewöhnliches musikalisches Erlebnis. Wer mehr über das Projekt erfahren möchte oder für den Bau der neuen Schule spenden oder eine Patenschaft für eine der Schülerinnen übernehmen möchte wende sich bitte an: A. und M. Steinkamp Tel.: 02504-4070 oder S. Fossa, 0251-9720458 Dharmagruppe Münster Achtermannstr. 26 (www.dharmagruppe-muenster.de) MIEZE DES MONATS „Mimi ist eine vierjährige Katzendame mit Persönlichkeit. Sie schmust gerne und läßt sich auch gerne streicheln - aber nur, wenn sie es wünscht. Bei solch einer „Prinzessin auf der Erbse“ versteht es sich von selbst, dass sie ihre Menschen mit keiner anderen Samtpfote teilen möchte. Es dauert ein bißchen, bis Mimi ihr Herz verschenkt. Doch nach einer Eingewöhnungszeit kann man sich ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen“ Katzenhilfe Münster e.V. Tel. 8469757 JURISPRUDENZ 27 Mietertipp: Was der Anwalt kriegt „Geld bewegt die Welt.” Das ist auch bei Gericht und Anwälten so. Bevor das Gericht überhaupt tätig wird, verlangt es meistens vom Kläger einen Vorschuss auf die Gerichtskosten und Anwälte wollen häufig Ulli Hermanns, der seinen richtigen Namen nicht preisgeben möchte, ist ziemlich angefressen. Er wohnte mit Frau und Kleinkind eine Einliegerwohnung in einem Einfamilienhaus. Dann kündigte sein Vermieter, der selben Haus lebte, den Mietvertrag und wies darauf hin, dass er die Kündigung nicht begründen müsse, weil es sich um eine Einliegerwohnung handele. Richtig. So steht es im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), §573a. Allerdings: Viele Gerichte lassen eine solche Kündigung erst nach ein bis zwei Jahren Mietdauer zu. Ulli hatte die Kündigung schon nach einem halben Jahr auf dem Tisch. Er wollte es aber lieber nicht auf einen Prozess ankommen lassen und suchte nach einer neuen Wohnung. Das dauerte etwas länger und in seiner Not wandte er sich schließlich an einen früheren Studienkollegen, der mittlerweile in Münster als Makler tätig ist: „Hör mal Du hast doch was mit Wohnungen zu tun. Ich bin ziemlich unter Druck. Kannst Du mir nicht mal einen Tipp geben.” Der „alte Freund” meinte nur: „Das ist mein Beruf. Das musst Du verstehen. Ich mach das nur gegen das übliche Honorar.” „Wieviel ist das?” „Zwei Monatsmieten, kalt.” „Abzocker!”, eine Anzahlung aufs Honorar. Da können schnell ein paar hundert Euro zusammen kommen. Mit welchen Kosten Sie bei einem Mietprozess genau rechnen müssen, erklärt Rechtsanwalt Paul Demel. dachte Ulli. Aber er brauchte dringend eine andere Bleibe. „Kannst Du mir da nicht etwas entgegenkommen? Ich hab es ja auch nicht so dicke. Sagen wir pauschal 350 Euro ?” „Na gut.” Dann ging alles ganz flott. Der „Kumpel” hatte eine Reihe von Wohnungen im Angebot und tatsächlich hatte Ulli vier Wochen später eine Bude. Er wunderte sich noch, dass mit dem Makler nichts Schriftliches abgemacht war, führte das aber auf das gute alte Verhältnis zurück. 14 Tage nach Einzug in die Wohnung war er schlauer. Auf einmal lag eine ganz normale Makler-Vergütungsrechnung in Höhe von zwei Kaltmieten im Postkasten. 1.200 Euro! Um die Sache schnell und in beiderseitigen Einvernehmen zu beenden, zahlte er 150 Euro mehr als mündlich ausgemacht war. Trotzdem kam drei Wochen später der Mahnbescheid für die restlichen 700 Euro. Ulli hat einen großen Bekanntenkreis und er setzte sich mit einem befreundeten Jurastudenten zusammen. Der rechnete durch, was Ulli zahlen müsste, wenn er vor Gericht gegen seinen „Kumpel” verlieren würde. „Das kommt auf die Höhe des Streitwerts an”, erklärte der angehende Jurist. Bei 700 Euro sei das Anwaltshonorar noch niedrig - 84,50 Euro für das allgemeine Verfahren und noch mal 78 Euro, wenn es zum Prozess käme. Dazu dann noch 20 Euro Portound Telefonpauschale und 16 Prozent Mehrwertsteuer. Insgesamt also 211,70 Euro. Wer den Prozeß verliert, muss dann auch noch die Kosten für den gegnerischen Anwaltes bezahlen. Das macht zusammen 423,40 . Darin enthalten sind aber noch nicht Kosten fürs Gericht, bei einem Streitwert von 700 Euro liegen die bei 135 Euro. Macht summa summarum 558,40 Euro. Aber vielleicht könne man sich vor Gericht ja gütlich einigen. Zum Beispiel auf die Hälfte der noch geforderten Marklercourtage von 700 Euro. „Wie viel Prozesskosten muss ich dann zahlen?”Sein Freund blätterte im Vergütungsgesetz für Rechtsanwälte: „In diesem Fall bekommen beide Anwälte noch eine Einigungsgebühr. Bei einem Streitwert von 700 Euro 65 Euro plus Mehrwertsteuer, also 75,40 Euro. Deinen Anwalt muss du natürlich auch bezahlen. Alles zusammen 287,10 Euro. Die Gerichtskosten werden geteilt. Die sind bei einer Einigung aber gering, weil der Richter keine Arbeit mit dem Urteil hat. Für beide Parteien macht das jeweils 22,50 Euro.” Ulli war sich unsicher: „Was würdest du tun?” „Ich würde versuchen, mich noch aussergerichtlich zu einigen. Ihr habt beide keine Zeugen. Genau genommen, muss sogar der Makler beweisen, dass ihr die 350 Euro nicht von Anfang an vereinbart hattet. Andererseits weiß man ja normalerweise, dass Makler zwei Monatsmieten nehmen. Da ist also der Prozessausgang keinesfalls sicher.” „Na gut, versuche ich das”, meinte Ulli. „Aber sag mal, wenn der Streit jetzt um 1.400 Euro gehen würde, wäre dann das Kostenrisiko doppelt so hoch und bei 2.800 Euro viermal?” „Nein. Allerdings steigt das Risiko mit zunehmenden Streitwert. Bei einem Streitwert von 1.000 Euro liegt es normalerweise bei etwa 700 Euro, bei einem Streitwert von 2.000 Euro bei etwa 1.000 Euro und bei einem Streitwert von 5.000 Euro bei etwa 2.000 Euro. Bei einem Streitwert ab 600 Euro kann dann auch noch eine Berufung vor dem Landgericht hinzukommen. Die kostet dann meistens noch etwas mehr, als das Verfahren vor dem Amtsgericht.” „Ach, zu einer Berufung kann es hier dann ja auch noch kommen Dann versuch ich das mit der außergerichtlichen Einigung erst recht.” Allerdings klappte dieser Versuch nicht. Erst vor dem Amtsgericht einigten sich die Parteien auf dringendes Anraten des Richters dahin, dass Ulli noch die Hälfte der restlichen Maklerkaution nachzahlen musste und beide Seiten sich die Prozeßkosten teilen mussten. draußen! 2/05 28 HÖREN & LESEN Le Tigre, This Island, Universal 2004, Bestellnummer: 602 498 63, 16,99 Euro Können Lesben Hetero-Männer betören? Mich schon. Zum Beispiel, wenn sie Musikerinnen sind und Kathleen Henna heißen. Anfang der Neunziger war die Amerikanerin eine der Mütter der sogenannten Riot-Grrrl-Bewegung in den USA. Mit der Frauen-Punkband „Bikini Kill“ und radikal-feministischen Texten erschreckten Hanna und ihre Mitstreiterinnen das männliche Establishment. Nach dem Ende von „Bikini Kill“ wurde es eine Zeit lang stiller um die „draußen“ sucht ... Praktikantinnen und Praktikanten freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Für die Mithilfe in der Redaktion und die Betreuung von Verkäufern. Wir stellen auch Praktikumsbescheinigungen aus! Interesse? Ruft bitte in der Redaktion an! 02 51/ 53 89 128 draußen! 2/05 Gitarristin, Sex, Drugs & Rock 'n' Roll forderten ihren Tribut. „Bikini Kill“ haben alles mitgenommen, was da war. jetzt ernsthaft darüber nach, auszuwandern. Nach Europa. Andererseits wollen sie auch die Freundinnen in Manhattan nicht verlassen. Vor fünf Jahren meldete sie sich mit ihrer neuen Band „Le Tigre“ eindrucksvoll zurück. Nicht ganz geläutert, aber um ein paar Jahre reifer. Auch wenn sie immer noch ganz schön rotzig sein kann. Drei CDs haben Hanna, J.D. Samson und Johanna Fateman seitdem auf den Markt gebracht, ihre jüngste „This Island“ ist die wohl bislang beste. Feministischen ElektroPunk nennen die drei Sirenen aus Manhattan das, was sie machen. Dazu braucht es wenig: Sampler, Gitarre, Keyboard, Synthesizer. Genug um im vergangenen Herbst auf ihrer Deutschland-Tour mächtig abzuräumen. Und wer sagt, das hätte nur an den neckischen Cheer-LeaderKostümen gelegen, lügt oder ist ein unverbesserlicher Steinzeit-Macho. „Le Tigre“ sehen nicht nur verdammt gut aus, sie haben auch einen Auftrag: gegen George Bush, gegen den verbrecherischen Krieg im Irak, aber vor allem gegen das Patriarchat. Neben großer Politik geht es auf „This Island“ ums Outing als Lesbe und um HeteroPartys. „Le Tigre“ wettern gegen den neuen Sexismus in der Werbung und als besonderen Gag haben sie eine schräge Cover-Version des Hits „I'm so excited“ von den Pointer Sisters auf Lager. Inhaltlich alles beim Alten also, nur der Sound ist jetzt deutlich besser. Denn Musik soll ja auch Freude machen. „Ich versuche Spaß zu haben und alles zu genießen, trotz der ganzen schrecklichen Scheiße, die in der Welt passiert“, sagt Kathleen Hanna ganz Punk. „Le Tigre“ bieten poltischen Dancehall vom Allerfeinsten. Agitprop, der in die Beine geht. Könnte ich die Charts beeinflussen, das Stück „Nanny, nanny, boo, boo“ wäre für viele, viele Wochen die Nummer Eins. Und danach käme dann der Rest der Songs, einer nach dem anderen. Manche, besonders in der Lesben-Community, werfen den Ladys Verrat an den Idealen vor, weil „Le Tigre“ mit der neuen CD vom Frauenlabel „Mr. Lady“ zu einer großen Plattenfirma gewechselt sind, nämlich Universal. Zu Unrecht, wie ich finde. Die Texte sind ebenso scharf wie früher. Als Teil der US-Bewegung „Bands gegen Bush“ singen Hanna und ihre Schwestern natürlich über den 11. September und den ganzen Wahnsinn, der ihm folgte. „Le Tigre“ haben eine klare Meinung: Die BushRegierung muss weg! Nun ja, der neue Präsident ist der alte und die drei Frauen denken Aber es ist eben immer das alte Lied bei Linken: wer poltitisch korrekt sein will, muss am Hungertuch nagen, wer sein Hobby zum Beruf macht, ist schnell unten durch. Das ging Chumbawamba auch nicht anders. „Wir glauben nicht an weibliche Selbstunterdrückung als einzig politisch korrekte Position“, ist das Credo von „Le Tigre“. Richtig: Ist doch schön, wenn mal eine Frauenband außer den Spice Girls und No Angels von ihrer Musik leben kann. Und wem es wichtig ist: Die Vinyl-Version von „This Island“ gibt es beim bandeigenen Independent-Label „Le Tigre Records“. So what! Gerrit Hoekman Cooper, Carol, Babys & Kleinkinder. Der praktische Ratgeber. Aktualisierte Neuausg, Aus dem Engl. übers., Starnberg: Dorling Kindersley Verlag 2004. 240 S., über 500 Farbfotografien u. Abbildungen, geb. m. Schutzumschlag. ISBN 3-8310-0573-7, Euro 19,90 Eltern werden is nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr. Gerade beim ersten Kind kommt so viel Neues auf junge Eltern zu, dass es gut ist, bei Zweifelsfragen auf einen nützlichen Ratgeber zurückgreifen zu können. In neun thematischen Kapiteln, die farbig gekennzeichnet und altersmäßig unterteilt sind, wird versucht, auf möglichst viele auftauchende Probleme einzugehen. Fragen zur Ausstattung des Babys, Ernährung, Pflege, Familienleben und Gesundheit u.v.a.m. werden in einer einfachen Frage-Antwort-Form beantwortet. Sehr viel Verständnis für genervte bzw. verzweifelte Eltern. zeigt die Autorin (Ärztin und Mutter von drei Kindern) mit ihren „Tipps zum Durchhalten“. Im Kapitel „Gesundheit“ finden Eltern alle Informationen, die sie brauchen, um ihr krankes Kind zu pflegen bzw. rechtzeitig ärztliche Hilfe hinzuzuziehen Für den Notfall steht ein ErsteHilfe-Abschnitt zur Verfügung. Ein Adressen- und Stichwortverzeichnis runden diesen praktischen Ratgeber für die Zeit von der Geburt bis zum Vorschulalter ab. Barbara Blasum 29 LESESTOFF Sind Sie ein „Röhrentyp“? Dann können Sie sich beglückwünschen! Aber auch die Figurentypen Apfel, Sanduhr oder Birne müssen nicht gleich verzweifeln! In diesem Ratgeber, der sich hauptsächlich an Frauen richtet, wird ausführlich beschrieben, wie Sie figürlich das Beste aus sich machen können. Roberts, Matt: Bodystyling. Das richtige Training für Ihren Körpertyp. Aus dem Engl. übers. von Christiane Burkhardt. Starnberg: Dorling Kindersley Verlag, 2004. 160 S., über 300 Farbfotos, ISBN 3-8310-0552-4, Klappenbroschur, Euro 14,90 Sechs verschiedene Workouts - vier für das Fitnessstudio und zwei für Zuhause - werden Schritt für Schritt vorgestellt und können auf zwei Schwierigkeitsstufen absolviert werden. Somit ist es möglich, sowohl die Problemzonen zu trainieren, als auch die Vorteile des jeweiligen Körpertyps zu betonen. Ein Programm mit Dehnübungen sowie ein nach Figurtypen unterteiltes Register komplettieren das Buch. Ernährungsprogramm doch überlisten kann. Mit den richtigen Übungen sollen Ihre Pluspunkte in Form kommen. Zahlreichen internationalen Stars hat er so zu einer Traumfigur verholfen. Bei den gutaussehenden, perfekt proportionierten jungen Models, die die Übungen vorstellen, fragt frau sich unwillkürlich, ob es zu schaffen ist, die eigenen Problemzonen wenigstens ein bisschen in die erstrebte Richtung zu formen. Jeder weiß, dass die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt haben, aber packen Sie es an! Das neue Jahr bietet eine gute Gelegenheit, diese Vorsätze in die Tat umzusetzen. Der dynamische junge Autor geht davon aus, dass man seine Gene zwar nicht austricksen, aber mit einem vielfältigen Trainings- und Die Belohnung für konsequentes Training ist Ihre persönliche Traumfigur! Viel Erfolg wünscht Barbara Blasum Anzeige Paul Demel §§§§§§§§§§ §§§§§§§§§§ §§§§§§§§§§ §§§§§§§§§§ Rechtsanwalt Interessenschwerpunkte: Mietrecht Wohnungseigentum Baurecht Sozialhilfe Familienrecht Bahnhofstr. 5 48143 Münster Tel.: 02 51 - 414 05 05 Fax: 02 51 - 414 05 06 draußen! 2/05 30 LECKERBÄCKEREI Selbst gemachtes Brot: Zu schade für den Aufschnitt Was wir wirklich an der DDR vermissen, sind die Schrippen und das Brot. Mmmh, war das lecker und es fiel nicht gleich völlig auseinander, wenn man es geschnitten hat. Im Westen hingegen sind die Bäcker immer schlechter geworden, MOHNBROT so der Eindruck. Die Semmeln oft pappig und innen drin mit viel Luft und das Brot war auch schon mal besser. Da hilft nur eins: Mehl gekauft, Form gefettet, rein in den Backofen. Wie es geht zeigen Claudia Siemens und Katharina Grützmacher. BUTTERMILCH-NUSSBROT OLIVENBROT Zutaten: Zutaten: Zutaten: 30 g frische Hefe (3/4 Würfel) 250 ml lauwarmes Wasser ½ TL Zucker 200 g Weizenmehl Type 1050 150 g Weizenbackschrot Type 1700 1 EL Essig 1 TL Salz 40 g zerlassene Margarine Mohn zum Bestreuen 250g Weizenvollkornmehl 200g Gerstenvollkornmehl 40g frische Hefe (1 Würfel) 350 ml lauwarme Buttermilch 1 TL Salz 200g gehackte Haselnüsse Butter für die Form 80g Haselnussblättchen (Reformhaus) 300g Weizenmehl 1 TL Salz 20 g frische Hefe (1/2 Würfel) ¼ l warme Milch 50 g schwarze Oliven 50g grüne Oliven 1 EL Sonnenblumenkerne Margarine für das Blech Zubereitung: Hefe zerbröseln, mit Wasser und Zucker verrühren und zehn min. an einem warmen Ort gehen lassen. Mehl und Schrot mischen und in einer großen Schüssel zusammen mit Essig, Salz, Margarine und Hefewasser zu einem glatten Teig verkneten. Zugedeckt an einem warmen Ort gehen lassen bis er doppelt so groß ist. Dann einen länglichen Laib formen, diesen auf ein Stück Backpapier legen und nochmals gehen lassen. Backofen auf 200°C vorheizen und den Laib mit etwas Wasser bestreichen. Den Mohn darüber streuen und die Oberfläche schräg einschneiden. Das Mohnbrot etwa eine Stunde backen und danach gut auskühlen lassen. draußen! 2/05 SESAMBROT MIT HIRSE Zutaten: 200g Sesamkörner 200g Naturjoghurt 35g frische Hefe 120ml lauwarmes Wasser 1TL Salz, jeweils 1 Messerspitze gemahlenes Kurkuma und Muskatpulver 1 Ei 150g Weizenvollkornmehl 70g Hirseflocken 80g Maisgrieß je 15 g Sesam- und Hirsekörner Butter für die Form Zubereitung: Zubereitung: Zubereitung: Weizenund Gerstenvollkornmehl in einer Schüssel mischen und in eine Vertiefung in der Mitte die Hefe in 100 ml Buttermilch auflösen. An einem warmen Ort 20 min gehen lassen. Die restliche Buttermilch und das Salz hinzufügen und alles miteinander verkneten. Zum Schluss die Haselnüsse hinzugeben und den Teig eine ¾ Stunde gehen lassen. Dann nochmals kneten und zu einem ovalen Laib formen. Eine Kastenform ausfetten und mit der Hälfte der Haselnussblättchen ausstreuen. Den Brotlaib hineinlegen, mit etwas Wasser bestreichen und die restlichen Haselnussblättchen darübergeben. Den Backofen auf 200°C vorheizen, das Brot noch einmal ¼ Stunde gehen lassen und dann etwa eine ¾ Stunde backen. Mehl und Salz in einer Schüssel mischen. Die Hefe zerbröckeln und in der Milch auflösen. Die Oliven entkernen, grob hacken und zusammen mit den Sonnenblumenkernen und der angerührten Hefe zum Mehl geben. Alles zusammen zu einem lockeren Teig verarbeiten und zugedeckt an einem warmen Ort 1 ½ Stunden gehen lassen. Dann einen länglichen Laib formen und auf ein eingefettetes Blech legen. Mit einem Messer die Teigoberfläche überkreuz einschneiden und mit etwas Mehl bestäuben. Noch eine halbe Stunde gehen lassen und den Backofen auf 220°C vorheizen. Das Brot auf untersten Schiene eine halbe Stunde backen, dann auf 180°C herunterschalten und weitere 25 min fertig backen. Die Sesamkörner in einer beschichteten Pfanne ohne Fett goldgelb rösten. Zwei Esslöffel Joghurt leicht erwärmen und die zerbröckelte Hefe darin anrühren. An einem warmen Ort 40 min gehen lassen. Dann den restlichen Joghurt, Wasser, Salz, Gewürzen, Ei Getreide und gerösteten Sesamkörnern dazu geben und gut verkneten. Zugedeckt noch einmal eine halbe Stunde an einem warmen Ort gehen lassen. Den Teig gut kneten und zu einem ovalen Laib formen. Die Sesam- und Hirsekörnermischen und auf einer Arbeitsfläche verteilen. Den Brotlaib darin wälzen und in eine eingefettete Kastenform legen. Dann wieder eine 20 min gehen lassen und den Backofen auf 200°C vorheizen. Den Laib in den Ofen schieben und etwa eine Stunde backen. Nachher gut auskühlen lassen und vor dem Verzehr vier Stunden ruhen lassen. 31 ADRESSEN ARBEIT a) Beratungsstellen cuba-Arbeitslosenzentrum Achtermannstr.10-12, Tel. 511929 Arbeitsamt Münster Wolbecker Str. 45, Tel. 6 98 - 0 JAZ - Achse (Jugendausbildungszentrum) Friedensstraße 37-39, Tel. 89902-0/-21 JIB Tips & Hilfe bei Ausbildungsplatz- & Stellensuche, Bewerbung; Internetcafé, Workshops für alle zwischen 14 und 27 Jahren: Jugend-online, Alli van Dornick, Susanne Freßdorf Hafenstraße 34, Mo-Fr 14.00 - 18.00 Uhr, Tel. 492 - 5856 b) Selbsthilfe Rümpelfix, Bremer Str. 42, Tel. 60 94 60 Seelenlicht Münster e.V. Selbsthilfe für psychisch Belastete Tel. 0160/ 838 23 25 KAI e.V (Kinderhauser Arbeitsloseninitiative), Josef-BeckmannStr.5 , Tel. 26 36 89 WOHNEN a) Ohne Wohnung Christophorus-Haus Soester Str.11, Tel. 6063 35 0 Christophorus-Treff, Dienstags von 14.30 16.30 Uhr, insbesondere für Wohnungslose Aufsuchende Sozialarbeit f. Frauen Frauentreff am Elefantentor Katharinenstr. 10-12 Tel. 899 36 50 Fachstelle Wohnsicherungsmaßnahmen Stadt Münster Herr Berkemeier u. Herr Severin Tel.: 492 - 5031/2 draußen! e.V. Beratung & Verkäuferausweise Overbergstr. 2 Tel. 53 89 130 Bahnhofsmission (Gleis 12) Tel. 4 58 02 Haus der Wohnungslosenhilfe Übernachtungsmöglichkeit, Beratung, Essen, Waschen, Tagessatzauszahlung, aufsuchende Pflege, Kleiderkammer Bahnhofstraße 62, Tel. 48 45 20 Offene Tür des Diakonisches Werk Fliednerstr. 15, Tel. 89 09-0 Treffpunkt Schwester Eveline an der Clemenskirche Frühstück, Mittag, Dusche, NotfallKleiderkammer, Loerstr. 7, Tel. 26 55 568 Soz. Beratungsstelle Diak. Werk MS Mittagstisch, Beratung, Meldeadresse & mehr V.-Vincke-Str. 8, Tel. 4 90 15 - 0 b) Wohnungssuche Soz. Beratungsstelle Diak. Werk MS V.-Vincke-Str. 8 , Tel. 4 90 15 - 0 Selbsthilfeprojekt Hach Ewaldistr. 16, Tel. 6 51 68 Mädchen) Schlafen, Waschen, Beratung Hermannstr. 73 Tel. 53 11 45 Outlaw-Mädchen-Krisenhaus Tel. 5 50 19 (rund um die Uhr!) Beratungsstelle „Frauen helfen Frauen e.V.“ Hansaring 32b, Tel. 67666 JUGEND / FAMILIE Kommunaler Sozialdienst Hafenstraße 30, Tel. 4 92 - 5601 Caritasverband f. d. Stadt MS e.V. Beratungsstelle f. Eltern, Kinder u. Jugendliche, Josefstr.2, Tel. 53009- 392 Wohnungsamt Münster Iduna-Hochaus, Servatiiplatz Tel. 4 92 - 0 Pro Familia Beratungsstelle für Familienplanung, Sexualberatung und -pädagogik, Bohlweg 19, Tel. 4 58 58 Caritasverband f. d. Stadt MS e.V. Sozialdienst Wohnungsnotfälle Timmerscheidstr. 4, Tel. 72433 KiKriHi Kinderkrisenhilfe im Kinderheim St. Mauritz, Tag und Nacht, Tel. 13 30 44 4 FRAUEN Notruf für vergewaltigte und sexuell belästigte Frauen und Mädchen Mo.-Fr. 10-12 Uhr, Mo. 18-20, Do-16-18 Tel. 34 44 3 Gertrudenhaus Haus für wohnungslose Frauen Katharinenstr. 10-12, Tel. 8 99 36-0 Frauentreff am Elefantentor Katharinenstr. 10-12, Tel. 8 99 36-50 Beratung für werdende u. junge Mütter der Stadt MS Tel. 492-0 Frauen & Beruf im Frauen-Forum e.V. Warendorfer Str. 3, Tel. 5 56 69 Frauen- und Kinderschutzhaus des Sozialdienstes kath. Frauen Josef Str.2 Tel. 37 44 88 Sozialdienst kath. Frauen Josefstr. 2 Tel. 53 009418 Beratung & Therapie für Frauen Neubrückenstr. 73, Tel. 5 86 26 Frauenhaus Tel.: 02506 - 67 55( Wolbeck) Tel.: 02504 - 5155 (Telgte) Beratungsstelle MS 1420810 (10-18 Uhr) MASY (Sleep-In & Offener Treff für SKM Kath. Verein für soz. Dienste MS Kinderhauser Str. 63, 48147 Münster, Tel. 62 03 30 Streetwork Heike Nees & Georg Piepel Hafenstr. 43, Tel. 492 - 58 60 Büro: Di 9-12 Do 15-18 (& n. Vereinbarung) Streetwork-Mobil am Bahnhof (Fahrradparkhaus) Mo 15.00 - 17.00 Uhr Trialog Beratung bei Familienkrise, Trennung, Scheidung, Von-Vincke-Str. 6, Tel. 51 14 14 Verband alleinerziehender Mütter und Väter Bremer Str.42/56, Tel. 27 71 33 Projekt Alleinerziehende cuba Achtermannstr. 10-12, Tel. 5 88 56 Zoff - Jungenkrisenhaus Hilfe, Beratung u. Übernachtung für Jungen in Not, Hafenstr. 21, Tel. 522148 (rund u. d. Uhr) Amt f. Kinder, Jugendliche und Familie Tel. 4 92 - 51 01 Münsteraner Tageseltern e.V. Coerdestiege 83, Tel. 86 80 66, Fax 86 89 67 Mo-Fr 9.00 - 12.00 Uhr Zartbitter Münster e.V. Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene Bahnhofsstraße 6, Tel. 41 40 555 (Beratung nach tel. Vereinbarung) Deutscher Kinderschutzbund e.V. Wolbecker Str. 27-29, Tel. 471 80 Mo-Fr 10-12, Mi/Do 16-18, und nach Vereinbarung Beratungsstelle Südviertel e.V. für Kinder; Jugendliche und Erwachsene Friedrich-Ebert-Str. 114, Tel. 77466, Fax. 797960, email: [email protected] Ärztliche Kinderschutzambulanz Melcherstr. 55, 48149 Münster, Tel.: 418540 Termine nach Vereinbarung SUCHT Westf. Klinik f. Psychiatrie & Psychotherapie (WKM) Münster Friedrich-Wilhelm-Weber-Str. 30 Tel. 591-02 -Suchtambulanz: 591-48 77 „Therapie und Hilfe sofort“ im Gesundheitsamt Münster Stühmerweg 8, Tel. 492-5369 Psychotherap. Institut e.V. Harsewinkelgasse 4, Tel. 4 74 04 INDRO e.V.. Bremer Platz 18-20, Tel. 6 01 23 Caritasverband f. d. Stadt MS e.V. Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle f. Suchtkranke und Suchtgefährdete Josefstr. 2, Tel. 53009- 371 Drogenberatung Stadt Münster Schorlemer Str. 8, Tel. 492-5173 Trockendock Alkoholfreie Begegnungsstätte Grevener Str. 152, Tel. 29 88 83 Anonyme Alkoholiker Tel. 1 92 95 STRAFFÄLLIGKEIT/ NACH’M KNAST Amt für soziale Dienste Ludgeriplatz 4, Tel. 4 92 - 0 Fachstelle für Täter-Opfer-Ausgleich und Konfliktregelung (VIP) Wasserstr. 9, Tel. 55 123 Chance e.V. Beratungsstelle, Bohlweg 68a, Tel. 62088-20 Möbel-Trödel, Bohlweg 68a, Tel. 62088-10 Möbelrampe, Dieckstr. 73-75, Tel. 230 11 55 Die nächste „draußen!“ erscheint am 04.März 2005 draußen! 2/05 Anzeige Anzeigen Gr¸n f¸r die Groflstadt: Der Garten auf der Fensterbank Kr‰uter, Gem¸se und Zierpflanzen auf kleinstem Raum angebaut von „draußen!“-Layouter Heinz Dalmühle Einige Restexemplare abzugeben für 12 Euro Anfragen telefonisch: 0175-5207708 oder in der „draußen!“- Redaktion 0251-5389128 persönlich abzuholen bei „draußen!“ - Overbergstr. 2 - 48145 Münster