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Achtung! Dies ist eine Internet-Sonderausgabe des Aufsatzes „Zur Etymologie des Wortes ‚Karneval‘“ von Jost Gippert (1986). Sie sollte nicht zitiert werden. Zitate sind der Originalausgabe in Akten der 13. Österreichischen Linguistentagung Graz, 25.–27. Oktober 1985, Graz: Leykam 1988, 85–98 zu entnehmen. Attention! This is a special internet edition of the article “ Zur Etymologie des Wortes ‚Karneval‘” [“The Etymology of ‘Carnival’”] by Jost Gippert (1986). It should not be quoted as such. For quotations, please refer to the original edition in Akten der 13. Österreichischen Linguistentagung Graz, 25.–27. Oktober 1985, Graz: Leykam 1988, 85–98. Zur Etymologie des Wortes „Karneval“ Von Jost Gippert 0.1. D ie sog. "to llen" oder "fröh lichen Tag e" vor dem Beg inn d er christlich en Fasten zeit kenn en im d e u tsch en Sprachraum d r eier le i Bezeichnungen : Fa s ch ing im b a ir. D ia lek tg eb ie t, Fa s tna ch t am Ob er- und Mittelrhein und Karn eval weiter nörd lich d avon. W ährend d ie er sten b e id en N a me n sich er ger man. Ursp rungs sind , hand elt es sich b e i Ka rn eva l u m e in e r e l. r e zen te En tlehnung aus d e m Ro ma n isch en : W ie d as Etymo log is ch e W örterbu ch von Klug e feststellt, wurd e das Wort zun äch st nu r auf d en "römisch en und v en ezian is ch en K arn eval" ang ew endet, seit 1699 d ann ab er au ch au f d ie "d t. Fastnach t" über tragen ; "ital. U rsprung ist damit erwiesen" 1. W en iger k la r ist d ie E tymo log ie d er ita l. Vorfo r m s elbs t, üb er d ie ich im fo lg end en h andeln will. Drei v ersch iedene Deutung en sind fü r ital. ca rne va le vorg es ch lagen word en : Die e rste D eu tung, für d ie sich d as W örterbuch en ts ch eidet, g eh t von e i n er "s ch erz h af t en Zu sa m me n s e t zu n g " ( b e ss er w o h l Ζusamme n rü ckung) mlat. carn e- va le "F le is ch, leb e woh l! " aus ; eb enfa lls a uf d e m la t. W or t für " F le is ch" be ruh t d ie Ann ah me e ine s ur s prüng lich en ca rne leva re "W egnah me des Fleisch es". Einen g an z a nder en W eg b es chr e ite t d ie dr itte E tymo logie , d ie d ie Ben ennung sgrund1 age in einem lat. carrus na va lis " f e s t l i c h e r U mz u g mit Räd ersch iff zur W ieder eröf fnung d er Schiff ahr t im Februar" such t, also einen n ich t-christlichen H in tergrund ann immt 2. Leid er läß t d ie G ew ich tung der d rei Erk lärungen b e i K luge / Mitzk a d en K enn tn is s tand, d en d ie Ro ma n is tik im L a u fe der le tz1 Cf. Kluge / Mitzka (1967: 352). 2 Cf. Kluge / Mitzka (ib.); die gleichen drei Etymologien vorher z.B. schon bei Rademacher (1910: 225 f.), für den aber "the derivation of the word 'carnival' from currus navalis (Romance car navale) [sic !] has ... a good deal in its favour" (ib.: 226). 85 ten hunder t Jahr e im Hinb lick nuf ital. carn eva le gewonnen hat, vö llig unb erü cks ich tig t. E s w aren vor a lle m z w e i Arb e iten, d ie d ie Fr ag e ihr er K lärung n ähe rbra ch ten : w ie C. Mer lo und P . A eb ischer mit u mf a ngr eich em Mater ial nachw e is en konn ten, ist auf jed en Fall von d er zweiten Lö sung au szugeh en, und zwar von Ko mpo s italfοr me n w ie c a rn e le va re, l a t in is i e r t a l s ca rn e1ev ar ium od er carn e le va m en, carnis levamen, d ie s e i t d e m X I. J h . in I t a l ien a ls B e z e ic h n u n g e n d e r Κarneν alszeit bzw. des letzten Vorf asten sonn tags g ebräuch lich war en. Me r lo v erweist z. B. auf Beleg e wie I n dom enic ha d i Ca rn elevare (Pisa, XIV. Jh.) oder d as b ereits im mlat. W ör terbu ch von Du Cang e v erzeichnete dom in ica in capu t Quadrag esima e qua e d icitu r Carn elevale und n immt fo lg end e En tw ick lung nn : "In To sk ana wurd e ca rne l e va r e w ahrsch e in lich zun äch st dur ch p rogr essive A ssimilation zu ca rn elev a le u mg e s t a l t e t, s p ä t er zu ca rne va le , inf o lg e v o n S yn k o p e d er d r i t t e n Si lb e , d ie im G r u n d e e i n e D is s i mi l a t i o n is t. " D ie s e lb e H er le itung s tü tz t A eb is cher mit weiteren nord ital. Dialek tfor men des X. -XIII. Jhs. w ie z.B. in Carn eleua re, usqu e carn elevarium, in Car le vare , in Ca rne va le, du rch d ie j eweils d ie K arnev a lsz eit b enann t is t, sow ie dur ch zahlr e ich e Pers onen n a me n, d ie off enb ar auf d ies en T ermin i b eruh en, w ie z .B. Carlev a r iu s (b eleg t 1167) , Ca rne var iu s (1179), Carne va le (1137) u .a. 3 Zu r Stü tzung ihrer Auff assung v erw eisen b e ide f ern er au f ä h n l ich g eb il d e te K ar n ev a lsn a me n in d e r Ro ma n i a, d ie n eb e n ca rn e "F le isch" e in and ere s V erb en th a lten , w ie z . B. s ard in. carr a s eca re < * carn e sec ar e, ar agon. ca rnestoltes u . a . a ls F o r ts e tze r d es im mo z ar ab is ch en Mis sa le b e zeug te n Dom in ica an te carn es tollend es od er d iv. For men w ie car las sa re , ca r la sc iale , c a rna sc ia l e e t c . , d ie a u f e in e m e b enf a l l s b e l eg b ar en ca rnem la xare b eruh en dürf ten 4. 3 Cf. Merlo (1911: 88–102; v.a. 93); Aebischer (1952: 1–10); DuCange (1883–87: 2, 177 f. s.vv. carnelevale, carnelevamen, carnelevarium). 4 Cf. Merlo, Aebischer (ib.); DuCange (ib.: 178 s.v. carnem laxare). 86 D ie von K lug e/Mitzk a b evorzug te D eu tung als "Fleis ch, le be woh l! " k ann dan ach allenfalls no ch als ein vo lksetymo log isch er Ank lang gew er te t w erde n, d er d ie U mg es ta ltung von *ca rn e le va r e zu *ca rne -va le b egün stig t h ab en könn te; und auch d er zu le tzt no ch ein mal von V. Pisan i in s Feld gefüh r te "carrus navalis" 5 stellt sich endgü ltig als eine – ang esich ts d er b estehend en Br äuch e natür lich sehr v er lock end e – Sch imä r e h er aus. Den g eg enwär tig en Stand d er Fo rschung faß t Μ. D o r ia w ie f o lg t z u s a mme n : "L'etimo d i ital. c a rn e va le e o r ma i a s sod a to ( d a C A R N E M L E V A R E , cf r . o r a l e a tt e s t az ion i Ludu s Ca rn e1 eva r ii, a. 1140– 1143..) e non p ar e p er c iò p iù so stenib ile il C A R R U S N A V A L I S . . " 6. 0.2 . Jedo ch is t auch d as hier als Ausg angsfor m angesetzte Syn tag ma nich t g anz unprob1 ematisch : d ie dur ch Bildungen w ie d as o.g . car nis levam en vor ausg esetzte Fügung carn em lev ar e – mit c a r n em a ls d irek tem O bjek t zu leva r e – w ird von kein em d er g enann ten Au tor en ta ts ä ch lich bele g t und ist a uch in k e ine m mla t. G los sa r na chzuwe is en ; üb erh aup t s te llt s ich d ie Fr age , ob leva re d ie hierfür an zun eh mende Be deu tung "w egneh men , aufg eb en" im Mittellatein gekann t h a t. Mit aller g ebo ten en Vorsich t sei h ier d esh alb ein and erer Lösung svorsch lag un terb reitet, d er zwar von denselben Elemen ten , aber von einer ander en syn tak tisch en Struktur au sgeh t. 1. Auf ein en solch en Lösungsvor schlag w e is t der fo lg ende Beleg au s ein er Mön chsr egel, d er en Ab fassung von ih rem H erau sg eber üb erzeugend in die Mitte d es VIII. Jhd ts. d a tiert wird ; h ier h e iß t es in Be zug auf die F as ten ze it 7: Greci autem a Sexagesima de carne levant ieiunium; monachi vero et Romani devoti vel boni christiani a Quinquagesima levant; rustici autem et reliquus vulgus a quadragesima. 5 Pisani (1979: 230): "Ma si avrà perciò da respingere l'origine da carrus navalis ..?" 6 Doria (1982: 133); ähnlich zuvor bereits Bolelli (1982: 215). 7 Ordo XV in Andrieu (1961: 95-125); cap. 82 (ib.: 115). 87 D ir ek te s Obj ek t zu le va re ist h ier ieiun ium "da s F a sten ", während "d as Fleisch" als Gegen s tand des "Fastens" in d er Präpo s itionalfügung de carn e angeführ t ist. In d iesem Syn tag ma dürf te leva re a m e h e s ten mi t " a u f n e h me n , b eg in n en" zu ü b e r s e tz en se in , evtl. ko mmt a u ch e in e Bed eu tung " auf s ich n eh me n" in B e t r a ch t : "S i e n eh me n d a s F as t en o d e r d i e En th a l ts a mk ei t 'vo m F le is ch e ' auf ( s ich )" . G es icher t w ird d iese r Bed eu tung san sa tz dur ch e ine S te lle in d en "V erb a sen ioru m" , e in er Sa mmlu ng von Abh and lungen üb er d ie rech te Leb ensführung der Mönch e, wo fo lg ender Dispu t au sg etr agen w ird 8: Frater interrogavit quemdam senem, dicens: Duo sunt fratres, ex quibus unus quiescit in cella sua, protrahens jejunium sex dierum... Cujus opus magia acceptum est Deo? Respondit ei senex: Si frater ille, qui sex diebus jejuniun levat ... 1.1 . Will ma n nun in d e m ob en im Ordo Ro ma nus ang e troffen en S yn tagma d e carne le var e ie iun ium d ie Grund lage für d i e c a rn ele va re- Bildung en d es ital. Mittelalters seh en, so muß ma n vor aussetzen, d aß eine Ellipse stattg efunden hat: d as W or t ieiun ium h at in d ie sen Fo r men ke in er le i Spur h in ter las sen. Daß eine so lche v erkür zte Λ usdru cksweise d enkbar ist, daß leva re a lso se lb s t d ie p rägn ante Bed eu tung "e in F a ste n auf ( s ich) n ehme n " gew inn en konnte, läß t sich ev tl. eben schon an d er angeführten Stelle au s d e m Ordo Ro ma nu s illu s tr ie ren : au ch in dem z w e i t en S a tz monach i vero et Roman i d evo ti vel bon i ch ristian i a Lma le van t i s t j a e in ieiun ium levan t g e me in t. Au ch w enn e s s ich in d ie se m F a ll nur u m e in e Kon tex te llip se hand e lt, so ze ig t s i ch m. Ε. do ch, w ie d ie ang enomme n e En tw ick lung von statten g egang en sein k ann. Ähn lich zu beu rteilen ist d ann auch ein z we ima l in den V erb a s en ioru m b egegn end es b iduana s leva re "zweitäg ige (sc. En thaltsamk e it ? ) au f sich neh men"; ma n vg l. d i e f o lg en d e P as sag e : Et d ixit ei abba s Longinus: Alia cog itatio m ea est, u t je jun em b iduanas levando 9. H ier dürf te e in ab stin en tia s zu erg änz en se in . 8 Migne (PL 73: 976). 9 Migne (ib.: 918). 88 1.2 . Be i d ies er H er le itung e rg ib t s ich we iter de r zw ing ende Sch luß, daß so lch e "latin is ier ten " For men wie c a rn i s le vam en eine U md eutung reflek tieren , b e i der d a s "Fleis ch " d ennoch als d ir ek te s Obj ek t auf leva re bezogen wu rde; ein e U md eu tung, d ie angesich ts d er jung en Bezeugung d ieser Bildung en (XIII . Jh.) dur chau s d enkb ar is t. Üb er d en we ite ren Zu samme n h ang mit d e n K ar n ev a l sname n , d i e and er e V er b e n en th a l ten , w er d e ich u n ten no ch einzugehen hab en. 2. Ein e Stü tze fü r d ie b ish er igen Ann ah men ergib t sich nun, wenn ma n and ere Sprach en mit christlich er Überlieferung strad ition zurate zieh t, wob ei vor allem das Georg isch e von Interesse is t, da s ich h ier e ine ger ad ezu s ch lagende Über e in s timmu n g mit d e m lat.-ital. Bild zeig t. Dazu ist vo rau szu sch icken , d aß in d er Ostk irch e allg emein eine and ere Ein teilung d er vorö s ter lic hen Fasten zeiten herrsch t als in der rö m. -k ath. K ir ch e, worüb er j a auch schon d as ob en angefüh r te Zitat aus dem O rdo Ro ma nus Aufs ch luß g ib t: W ährend in Ro m d ie F as tenz e it a llge me in mit d e m Mittwoch vor dem 6. Sonn tag vor Ostern b eg inn t, k enn t d er gr iech isch-or thodox e Ritus – und en tspr echend auch d er g eorg isch e – eine zu sätz lich e Vorf astenwo che, in d er zunäch st der Fleischg enuß un tersag t ist; d ie eig en tliche Fastenzeit beg inn t mit d er d ar auffo lg enden Wo che, in der au ch Milch- und Fettspeisen aufgeg eb en werd en. Der au sführ lichen Darstellung d er Verhältn isse im " K alend arium Man uale" von N. Nilles en tneh me ich fo lg ende Übersich t 10: Κυριακὴ τοῦ ἀσώτου Dominica Septuagesimae (9. Sonntag vor Ostern) ῾Εβδομὰς τῆς ἀπόκρεω Hebdomada Septuagesimae (darauffolgende Woche) Κυριακὴ τῆς ἀπόκρεω Dominica Sexagesimae (8. Sonntag vor Ostern) ῾Εβδομὰς τῆς τυροφάγου Ηebdomada Sexagesimae (Fleischfastenwoche) Κυριακὴ τῆς τυροφάγου Dominica Quinquagesimae (7. Sonntag vor Ostern) ῾Εβδομὰς πρώτη τῶν νηστειῶν Hebdomada Quinquagesimae (Fastenanfgsw. : darin: ) Δευτέρα· ἄρχεται ἡ μεγάλη τεσσαρακοστή (Beginn der eigtl. Fasten am Montag) / Feria IV. cinerum (Beginn der eigtl. Fasten am Mittwoch) Κυριακὴ τῆς τεσσαρακοστῆς Dominica Ouadragesimae (6. Sonntag vor Ostern, = erster Fastensonntag). 10 Cf. Nilles (1881: 2). 89 2.1 . I m g eorg isc hen Ritus trag en d ie b e id en W ochen τῆς ἀπόκρεω und τ ῆς τ υ ρο φάγ ο υ h eu te die Na me n xor c is aγ eba und q̇ v e1 i s a γeba 11. D ies e b e iden Aus drück e bed eu ten wörtlich übersetzt sov iel wie "das Aufn eh me n d es Fleisches" und " d a s A u f n eh me n d es K äs es " ; s ie s i n d w i e f o lg t zu analy s i er en : von d e m V erb alno me n aγ eba "Einneh men, Au fn eh me n, Erh eben " h ängen xo rc is und q̇ velis a ls Ge n itive d es d ir ek ten Obj ek ts ab (im Geo rg, tritt wie in d en idg . Sprach en d er Patiens in d en G en., w enn das reg ier end e Verb no min a lisier t w ird). Man k an n a l so z u n ä chs t e in ma l e i n e p er f ek te Ü b e r e in s t i mmu n g mi t d en mla t . F o r me n d e s T yp s ca rn is le vam en kon statier en, in den e n w ir ob en jüng ere U md eu tung en v ermu tet hab en; ein U mstand, d er g egen d iese Ann ah me spr ech en könn te. 2.2 . Be me r ken sw e iterw e ise lä ß t s ich in d er geo rg. Üb er liefe rung ab er e ind eu tig der N achw e is führ en, d aß d ies e For me n eben f a lls auf Umd e u tung en b eruhen , und zwar auf U md eu tungen, d ie g enau die selb en s yn taktis ch en G ege benh e iten b e tre ffen . In d en ä lte s ten liturg isch en T ex ten d e s G eorg, b eg egne n d ie be ide n Bezeichnung en n ä mlich no ch in and erer Gestalt: D ie Woche τ ῆς ἀπόκρεω h e iß t h ier noch qo rcita aγ eba, d ie "Butterwo che" q̇ velita a γeba ; q o r c i ta 12 und q̇ v e l i ta s in d k e ine Gen itiv e, sondern In stru me n tale. Man vgl. z.B. d ie fo lg end en Z ita te au s T ex ten de s 7 . b is 11. Jhs . : L i t u r g i s c h e r K a l e n d e r S i n a i t i c u s 3 4 ( X . J h . ) 13: qorcita aγebisa ṗ(a)r(a)sḳ(e)vsa, mokcevaj da sin(a)n(u)li nineveltaj, m(a)rxvaj. "Am Freitag der (Woche) 'qorcita aγeba' (feiern wir) Bekehrung und Reue der (hl.) Niniviter, (und) Fasten (findet statt)"; q̇ velita aγ (e)bisa ṗ(a)r(as)ḳevsa c (̣ mida)ta mt(a)v(a)rang(elo)zt(aj). "Am Freitag der (Woche) 'q̇ velita aγ eba' (: Feiertag) der hl. Erzengel." 11 Cf. z.B. Čubinašvili (1971: 548 s.v. мясопустие) bzw. Meṭrev e l i ( 1 9 8 0 : 7 5 8 ) . D i e " B u t t e r w o c h e " w i r d a u c h m i t q̇ v e l i e r i b e z e i c h n e t , einer Adjektivableitung der Bedeutung "zum Käse gehörig, Käse"; cf. Čxenḳeli (1965–74: 1686) oder Čubinašvili (ib.: 512 s.v. масленица). Zu dem jüngeren xorcis aḳreba s.u. unter 3. mit Anm. 37. 12 Das im Anlaut des ageorg. qorci "Fleisch" erscheinende (aspirierte) q ist zum Ngeorg. hin generell mit dem (uvularen) x zusammengefallen. 13 Garitte (1958: 52 bzw. 116). 90 "Ältestes Tropologion" (ca. VIII. Jh., Hss. des X.-XI. Jhs. ) 14: dγ esa qorcit aγ ebasa (v.l.: qorcita) "Am Tage (= Sonntage) 'qorcita aγeba'" (: es folgt eine Auflistung der vorgeschriebenen Lesungen etc.); q̇ velit aγebasa (ḳuiraesa (v.ll.: q̇ velita aγeba ḳ(w)r(ia)ḳ(e)sa dγesa, dγesa ḳwriaḳesa q̇ velita aγebasa) "Am Sonntag 'q̇ velita aγeba'" ... "Jerusalemer Lektionar" (ca. VII. Jh., Hss. des X.-XII. Jhs.) 15: cm ̣ idasa ḳwriaḳēsa dγesa qorcita aγebasa (v.l.: dγesa ḳwriaḳēsa) "Am hl. Sonntage 'qorcita aγeba'" ...; "Nomokanon des Johannes Nesteutes" (übers. im XI. Jh.) 16: egrētve msgepsi igi alaǯortaj da da aγebataj qsnilni arian monazonta tuis c ụ elaj da erisḳacta tws qorci, x(olo) q̇ velierisa msgepssa c ụ elaj qsnil ars monazonta tv(i)sca da erisḳacta twsca, r(ametu) x(or)ci (!) ḳ(w)r(ia)ḳ(e)sa mas q(or)cita aγebisa iqm(a)rebis (?). "Auch in der 'Aradžavor'-Woche 17 und in der (Woche) der 'aγebani' (Pl. !) sind den Mönchen Milchprodukte erlaubt und den Laien Fleisch, aber in der 'Butterwoche' sind sowohl den Mönchen als auch den Laien (nur) Milchprodukte erlaubt, denn Fleisch wird (nur) am (bis zum ?) Sonntag der (Woche) 'qorcita aγeba' verzehrt (?) 18." 2.2 .1. E s g ib t nun k e iner le i Mög lichk eit, d en h ier vor liegend en In s tru me n ta l a ls Rek tionsk a sus d e s d ir. Obj ek ts auf aγe b a zu b ez ieh en, de nn w ede r b e i den fin iten Fo rme n no ch b e i d e m inf in iten V erb a lno me n k ann e in P atie ns in d ies e m K a su s e rs ch e in en. Es fr agt sich also, w e lch e and er e Funk tion dem I nstrume n tal in d iesen W endungen zuko mmt. I m Ag eorg . ko mmen dafür zwei H aup tfunk tion en in Betr ach t: d ie e rs te, d er e r s e inen N a me n v er d a n k t , is t d ie e in e s K a s u s d e s " M i t t e l s " w ie i n d e m B i b e lz i t a t b zē ig i dac ̣u es c e cx l i ta m i t u šr eṭita "d ie Spr eu w ird er verbr enn en mit ewig em (wörtlich 'un auslösch lichem') Feuer" 19. D i e 14 Šaniʒe (1977: 55 f.); Meṭreveli (1980: 99 f.). 15 Ḳeḳeliʒe (1912: 56); Tarxnišvili (1959: 45). 16 Zaozerskij / Xaxanašvili (1902: 64). 17 Über die im armen. Ritus anfallenden aradžavor-Fasten in der Woche vor der ἑβδομὰς τῆς ἀπόκρεω cf. Melikʿsetʿ-Bek (1917: 74 ff.) 18 Der Text der Edition hat an dieser Stelle unklares ikmrebis, das mit "воспрещается" übersetzt ist; Druckfehler für *iqm(a)rebis "wird verbraucht, verzehrt" (vgl. die Buchstaben კ = <k> und ჴ - <q>)? Denkbar wäre auch *aḳrbebis (s. dazu Anm. 37), weniger wahrscheinlich ist *iḳrʒalebis "wird untersagt". 19 Mt. 3, 12; weitere Beispiele bei Šaniʒe (1982: 177 f.). 91 z we ite H a u p t f u n k t i o n i s t d i e e i n e s " S e p a r a t i v s " , d i e z . B . i n d e m S a t z iesu mo ikca iordan it " J e s u s k a m z u r ü c k v o m J o r d a n " ( L k . 4 , 1 ) o d e r W e n d u n g e n w i e dγ iti dγ ed " v o n T a g z u T ag ", c ḷ iti c ḷ ad "von Jahr zu Jahr" vor lieg t 20. 2 . 2 . 2 . U n t e r d e r A nn a h me , d a ß d e n g eorg. Bezeichnungen qorcita a γeba und q̇ v e l ita aγ eba eine en tsprech end e Wendung zugrunde1 ieg t, w ie w ir sie oben im mlat. Ordo Ro ma nu s kenneng e lern t ha tte n, läß t s ich d er Ins trume n ta l im S inn e d er zw e iten , sep ar a tiven Funk tion ohn e weiteres mo tiv ieren ; g eorg . qo rcita würd e d ann d e m la t. de carn e en tspr ech en : d e carn e leva re ie iun ium ≈ qorcita a γ eba *ma rxva j. 2.2 .3. L e id er k ann ic h d as h ier ang eno mme ne Ausg ang ss yn tag ma im A g eorg. eben so wenig beleg en, w ie d ie dar in en th altene V erknüpfung von aγ eba mit m ar xv a j "F a s ten " a ls d ir . Objek t s e lb s t 21. Daß d iese V erknüpfung sema n tisch und syn taktisch mö g lich g ew es en s e in mu ß , erw e is t abe r imme r h in d ie fo lg ende Τ ex t s te l l e a u s e in e m d er ä l t e s te n g eo r g . O r ig in a l tex te , d e m "Mar tyr iu m des h l. Habo von Ṭpilisi": a iγo manca p icxeli ig i š ro m a j 22. H i e r i s t aγ eba mit š ro m a j "Müh e" v erbund en, wobei nur ein e Übersetzung mit "auf sich n eh men" in Frag e ko mmt ( "und er n ah m d ies e s chwer e Müh e auf s ich ") : und daß š ro m a j "Müh e" und ma rxva j " Fa s ten" se ma n tis ch b ena chb ar t sind und in verg le ichbaren Kon tex ten er sch ein en könn en, zeig t d er kurz d an ach ers ch ein ende S a tz mašin γa daa cada p icxeli ig i ma rxva j "dann b e endete er d ieses str enge Fasten" 23, wo marx va j "d as Fasten " dur ch dasselbe Adjek tiv p i cx e l i "s treng , h ar t" ch ar akter isier t ist w ie zuvor šr oma j "d ie Mühe". 20 Diese und weitere Beispiele bei Šaniʒe (ib.). 21 A n s t e l l e v o n m a r x v a j k o m m t z . B . a u c h g a n q̇ e n e b a j " E n t h a l t u n g " i n Betracht. 22 Abulaʒe (1963: 60, Z. 9). 23 Abulaʒe (ib., Z. 24). 92 2.2 .4. Ein e sekund äre Ev iden z d afür , d aß d as ageorg. aγ eba in d en W endung en qo rcita, q̇ velita aγ eba tatsäch lic h d as "Aufsichn ehmen " und damit d en "Beg inn d er Fasten " bezeichn et h a t, erg ib t s ich mög lic herw e ise a us d e m ä lte s ten Na me n de s O s ter f e s te s i n d ie se r S p r a che : W ä h r end d a s F e s t h eu te me i s t aγdgoma , d.h . "Auferstehung" g en ann t w ird, h ieß es früh er nur a γv s eba, wör tlich üb ersetz t "Erfü llung, Vo llendung ". W ie der georg. Ph ilo log e Ḳ. Ḳ eḳe l iʒ e üb er ze ugend n a chw e is en konn te, is t d er H in tergrund d ieser N a me nsg ebung d ar in zu seh en, d aß sich mit d e m Oste rsonn tag eb en d ie Fasten zeit "erfü llte, vo llendete" 24; e in e Ausdru cksw e is e, d ie s ich mit d e m g r iech . Sp rachgeb rau ch d eck t und ev tl. als Lehnüber setzung darauf beruh t: ma n vg l. z.B. d ie Au sführung en der "Con stitu tiο apo sto lo r u m" , w o e s h eißt : ᾿E πιϑελείσϑω δ ὲ ἡ νηστεία αὑτὴ πρό τῆς νηστείας τοῦ Π άσχα, ἀρχομένη μ ὲν ἀπὸ δ ευ τέ ρ ας, π λ η ρο υ μ έ ν η δὲ εἰς Π αρ ασ κ ευ ήν . 25 Gr iech . πλ ηροῦμ αι, h ier von ν η στ εία " F a s ten " a u sg es ag t, w ir d i m Ag eorg. g anz r egelmäß ig dur ch a γvs eba üb ersetzt. 2.3. I n d ie se m Z u sa m me n h an g erh eb t s ic h d i e F r age , w i e s i ch d as geo rg. q o rc i ta aγ eba zu dem gr ie ch . ἀπό κρεω v erh ä lt, d.h ., ob auch h ie r e ine g eme in s a me Βen ennung sgrund lage g efunden werden k ann. Nun ist d ie Bild ew eise des g riech. W or tes j a n ich t vö llig k lar; led ig lich seine Bestand teile stehen fest: d ie Präpo s ition ἀπό sow ie κ ρέας " F l e isc h " . Da ἀπόκ ρ εω in d en V erb indungen Κ υρ ι ακ ὴ τ ῆς από κ ρεω und ἑβδομὰς τ ῆς ἀπό κ ρεω durch d en Ar tikel als femin in ausg ew ie sen ist, is t zu erwäg en, ob es sich ev tl. u m eine h ypo statisch e Ab leitung von einem Syn tagmn ἡ ἀπο χὴ τοῦ od er ἀπὸ τοῦ κρέως h andeln könn te; eine H er leitung , 24 Cf. Ḳeḳeliʒe (1956: 131 ff.); ders. Autor gibt an, daß im pšav. und im xevsur. Dialekt des Georg. das Osterfest noch heute aγvseba heißt (1908: XXI und 1912: 324). 25 Migne (PG 95: 74). 93 d ie d as mir vor liegend e Ma ter ia l zw ar n ich t be we isen k ann, d ie a ber imme r h in durch ein Z ita t w ie d as fo lg end e aus d er S chr if t " De s acr is j ejun iis " des Ioann e s D a ma sk enos g es tü tz t wird : ... μ ί αν προν ήσ τι μον ἑ β δ ο μ άδ α, ἐν ᾗ μόνων τῶν κ ρ εῶ ν ἀποχὴ κ αὶ ἡ μέχρις ἑ σ π έρ α ς ν ησ τ εί α ἐ π ε τε λ εῖ το... 26. Un ter d er Annah me e in es gr ie ch . ἀν αλ αμβ άν ω od er * ἀν αδ έχομ αι ἀποχὴν ἀπὸ ( τοῦ) κ ρ έω ς "En th a ltsamk e it vo m F le is ch e auf s ich n eh me n" ließe sich dann sog ar ein verb indend es G lied zw is chen den b e h andelten W endungen des G eorg. und d es Latein. rekon stru ier en, auf d e m b e id e als Lehnüb ersetzungen b eruhen könn ten 27. 2.3 .2. W ährend d iese Annahme f ür d as G eorg. unprob lema tisch ist, da d ie g eorg. K irche j a generell d e m gr iech . Ritu s fo lg t, mü ß te ma n für da s L a te in. d avon a usg ehen , da ß d ie Üb ern ah me d er Bezeichnung zu einer Zeit erfolg te, als d ie ter min lich e Fix ierung d er vorö s ter lich en F a s ten no ch n ich t d iv erg ie r te 28. D azu ist zu b ed enk en, dnß sich d ie o.a. Ellip s e von *de ca rne le va re ieiun ium zu *de carn e le va re an le ich tes ten erk lär en läß t, w enn ma n au ch für d as Latein eine ur sprüng lich e G eg enüb erstellung d es "Fleis ch- " und d es "Fettfastens" ann immt, w ie sie am d eu tlichsten in den g eorg. Bezeichnungen repräsen tier t ist 29. 26 Migne (PG 95, 69). Für das Latein. ist dabei festzuhalten, daß die "Verba seniorum", die u n s o b e n ( 1 . ) e i n e n B e l e g f ü r d i e F ü g u n g "i e i u n i u m l e v a r e " l i e f e r t e n , offenbar aus einem – verlorenen – griech. Original übersetzt sind; cf. H. Rosweyd in Migne (PG 73: 851). – Für die Annahme eines Lehnzusammenhangs zwischen lat. carnelevare und griech. ἀπόκρεως cf. bereits Kahane/Kahane (1962: 126 ff. mit Verweis auf Antonios Hatzes). 28 Vgl. die Aufstellung unter 2., wonach der "Karnevalssonntag" Quinquagesimae und die Κυριακὴ τῆς ἀπόκρεω ja nicht zusammenfallen; über die unterschiedliche Entwicklung der Fastensysteme bei den einzelnen christl. Kirchen cf. z.B. Maclean (1912: 765 ff.). 29 Das griech. τυροφάγου müßte demnach ein älteres *ἀποτύρου o.ä. ersetzt haben (belegbar ist nur ἀποτυρώσεως; cf. Nilles [1881: 36]). Diese Ersetzung konnte durch das Mißverhältnis zwischen Bezeichnetem und Bezeichnendem hervorgerufen worden sein, das den Begriffen mit ἀπό anhaftete: Ebenso wie mit "Karneval" ja nicht der 27 94 2.4 . Ein e zu sätzliche Ev id en z für d ie Rich tigk eit d es obig en An sa tze s erg ib t s ich aus d er T er mino log ie zweie r and ere r Vö lk er d es Chr is tlic hen O r ien ts . Be i den S yrern h e ißt d er Sonn ta g, d er d er κυ ρι ακ ὴ τ ῆ ς τυ ρο φάγου e n tsp r i ch t, m aʿ1a i ṣ aumā 30; d ies ist eine status-con structu s-V erb indung des W ortes für das "Fasten", ṣaumā, mit dem Ve rba lno me n maʿ la i, d eren Bed eutung ma n zun äch st g rob mit "Fastenan tr itt" w ied ergeb en k ann 31. Bei g enau er er Analyse zeig t sich jedo ch eine vö llig e Üb erein stimmu ng mit d e m latein. i e iun iu m l e v a r e: D ie in maʿ la i v o r lie g end e W u r ze l ʿ - l- w bed eu te t n ich t e inf ac h "b eg inn en", sond ern "erhöh en, erh eb en ". Ähn liches g ilt d ann au ch für d ie chr istlich- ar abisch e Ben ennung d es K arn evals, ma rfaʿ 32: au ch d i e s i s t d a s V er b a ln o me n e i n er W u r z e l, d i e " er h eben , erhöh en" b edeutet 33. U n d d e r N a me f ü r d ie κυρι ακ ὴ τ ῆ ς ἀπό κ ρεω , ma rfaʿ a l- lahm 34, d er wör tlich übersetzt "d ie Erhöhung des Fleisch es" b ed eu tet, weist auf gen au d ieselbe "U md eu tung ", w ie sie ob en für das ngeorg . x o rc i s aγ eba od er d as latein. ca rnis levamen angeno mmen wurd e. "Fastenanfang" selbst, sondern eben die Tage davor benannt werden, ist die κυριακὴ τῆς ἀπόκρεω der letzte Tag vor der Fleischfastenwoche ( c f . z . B . N i l l e s [ i b . : 3 0 ] ) , u n d e nt s p r e c h e n d e s h ä t t e a u c h f ü r e i n e κυριακή oder ἐβδομὰς *τῆς ἀποτύρου gegolten; τυροφάγου gibt stattdessen die reale Situation der betr. Woche und des betr. Sonntags wieder. Fraglich bleibt allerdings, warum dann nur *ἀποτύρου ersetzt wurde. – "Vorausweisende" Benennungen des Karnevals sind z.B. auch frz. carême-entrant (Merlo [1911: 88]) oder irisch init (< lat. initium), wobei sich für letzteres sogar die Bedeutungsentwicklung "Anfang der Fastenzeit" > "Karneval" belegen l ä ß t , c f . W a l s h ( 1 9 3 9 - 4 1 ) . – G e o r g . q̇ v e l i e r i f ü r d i e " B u t t e r w o c h e " g i b t offenbar das im Griech. neben τυροφάγου gebräuchliche (ἐβδομὰς) τυρινή wieder. 30 Daneben auch maʿālai ṣaumā; cf. z.B. Bolotov (1901: 941) oder, für die Jakobiter, Baumstark (1910: 206). 31 So bei Baumstark (ib.); "наступление поста" bei Bolotov (ib.). 32 Cf. z.B. Wehr (1958: 316). 33 Wehr (ib.) gibt für das Verb im 2. Stamm die Bedeutung "hochheben, erhöhen; Karneval halten". 34 Cf. Nilles (1881: 31). 95 3. Ak zep tier t ma n d ie h ier vorg e tr agen e Her le itung d es W ortes "Karneval", so b leib t letz tlich no ch zu k lären , wie sich das b ehand elte d e carn e l ev a r e i e iun iu m zu d en übr ig en ro ma n. Kar n evalsname n v erh ält, die das W ort für "Fle isch " en th alten. G eh t ma n von den h eu te bekann ten Beleg en aus, so steh t d ie Wendung mit l e v a r e in ihr er r e l. früh en Be zeugung 35 a l l e i n d a. E s d r ä n g t sich d ie V er mu tung au f, daß d ie V ar ian ten carne l a s c ia r e, c a rn es e ca r e u sw. auf sekund ären volksetymo logisch en Adaptation en beruhen, d ie möglich wurd en, n a chdem d ie ur sprüng liche Syntax du rch d ie Ellipse von ieiun ium v erdunkelt word en w ar und so d ie Vo rstellung von einer "W egn ah me" od er ein e m "Aufg eben d es Fleisches" in d en Vord ergrund rü cken konn te; d ab ei wurde d as "f arb lose " levare d u r ch "deu t l ic h er e " V e r b e n e r s e tz t 36. Au ch d ies e Annah me lä ß t s ic h noch e inma l d ur ch e ine p ar a llele En tw ick lung im G e org . stü tzen : An stelle von xo rc is aγ eba b egeg n e t h e u te a u c h d i e B e z e ic h n u n g xor c is a ḳr eb a 37, w ö r t l i c h üb ersetzt "d as Einnehmen , Einsamme ln d es Fleisch es". Au ch d iese N eub ildung läß t sich nur als Sub s titu t v ersteh en : a ḳreba und aγ eba tr eff en sich in der Bedeutung "einn eh men, erheben von S teu ern o. ä." ; d abe i is t a uch aḳ reba d as pr ägnan tere Verb. 35 Noch Rademacher (1910: 225) begegnet ein dominica ad carnes levandas bereits bei Gregor dem Großen, was für die hier angenommene Lehnübersetzung und die syntaktische Umstrukturierung das VI. Jh. als terminus ante quem setzen würde: eine identifizierbare Belegstelle wird jedoch nicht angegeben. Der Hinweis dürfte vielmehr eine Fußnote im 4. Bd. der Werke Gregors meinen (Migne [PL 78: 1057 f.]), die sich allerdings nicht auf eine Schrift des Papstes selbst bezieht, sondern auf ein ebendort abgedrucktes Exzerpt "ex libro Petri Maliii canonici sancti Petri ad Alexandrum III.", das in das XII. Jh. zu datieren ist; die Note kommentiert das in diesem Text erscheinende Dominica ad carne, levario (sic !) wie folgt: "Forte de carne levanda, pro Dominica Quinqungesimæ, quæ apud veteres aliquando vocatur Dominica ad carnes tollendas seu levandas." Der terminus ante quem entfällt also. 36 Dies gilt auch für die in den roman. Volkssprachen offenbar nicht fortgesetzten mlat. carnicapium, carniprivium etc. 37 Cf. z.B. Meṭreveli (1980: 758); vgl. bereits folgenden Beleg aus den im XI. Jh. übersetzten "Kanones" des VI. Konzils: .. šwdeulsa mas q̇ velierisasa .. qorcis č ạ maj aḳrbebis .. ".. in der Butterwoche wird das Essen des Fleisches 'weggenommen' ≈ 'untersagt'" (Χaxanašvili [1903: 91]: Giunašvili [1972: 32]) oder die Wendung x(o)rci (!) aḳrebad vamcnebt "wir verfügen, das Fleisch 'wegzunehmen' = sich des Fleisches zu enthalten" im Nomokanon des Johannes Nesteutes (Zaozerskij / Xaxanašvili 1902: 66). 96 Bibliographie Abulaʒe I. 1963, ʒveli kartuli agiograpiuli liṭeraṭuris ʒeglebi , c ̣. I (V-X ss.), (ed.) Il. Abulaʒem (e.a.), Tbilisi Aebischer P. 1952, Les dénominations du "Carnaval" d'après les chartes italiennes du Moyen Age, in: Mélanges de Philologie romane offerts a M. Karl Michaelsson, Gothenburg, pp. 1–10 Andrieu M. 1961, Les Ordines Romani du Haut Moyen Age, III, Les Textes (suite) (Ordines XIV–XXXIV), Louvain (Spicilegium Sacrum Lovaniense, Etudes et Documents, 21) Baumstark A. 1910, Festbrevier und Kirchenjahr der syrischen Jakobiten, Paderborn (Studien z. Geschichte u. Kultur d. 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