Honoursarbeit:
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SAE Institute in association with University of Middlesex Technische Ausstattungen des Disc Jockeys im Wandel des digitalen Zeitalters Block Name: Research Project Module Number: 303 Date Submitted: 18.12.06 Award Name: Bachelor of Arts (Hons.) Rec. Arts Course: BRA106 Name: Lars Langholz Phone: +49 170 58 74 989 Mail: [email protected] City: Munich Country: Germany Vorwort Vorwort Im Jahre 1877 erfindet Thomas Edison den Phonographen, jenes Gerät, das von Beginn an bis heute, in nur leicht abgewandelter Form, zu den wichtigsten Arbeitsgeräten eines Disc Jockeys (DJs) zählt. Diese Arbeit mit dem Titel „Technische Ausstattungen des Disc Jockeys im Wandel des digitalen Zeitalters“ untersucht, ob digitale Lösungen für DJs den analogen Schallplattenspieler, im Fachjargon auch „Turntable“ genannt, ablösen. Ich stelle die These auf, dass sich die technischen Ausstattungen des Disc Jockeys mit einer Tendenz zu digitalen DJ-Systemen, besonders seit den letzten drei Jahren, gravierend verändern. Dieses Thema ist für mich von besonderem Interesse, da ich seit 1996 selbst als DJ aktiv bin und mein herkömmliches DJ-Setup seit kurzem um neue digitale Möglichkeiten erweitere. Zudem treffe ich, in meiner Tätigkeit als Audio Engineer und Veranstalter, regelmäßig auf Missverständnissen und Vorurteilen zu diesem Thema, die ich in dieser Arbeit klären möchte. Hierzu wird im Rahmen einer repräsentativen wissenschaftlichen Studie dokumentiert, ob und wenn ja seit wann ein technischer Wandel stattfindet, welche Entwicklungen dabei zu erkennen sind und in welcher Weise Konsequenzen für Techniker und DJs zu erwarten sind. Gleich zu Beginn möchte ich den zahlreichen Interviewpartnern, den 212 Umfrageteilnehmern sowie den Firmen und Organisationen danken, durch die die Umsetzung dieser Arbeit erst möglich geworden ist. Zudem danke ich meinen Fach- und Formsupervisoren Katja Langholz, Marcel Remmy und Eric Dessloch und nicht zuletzt meiner Familie, die mich bei jeder Tages- und Nachtzeit im Rahmen dieses Projektes unterstützt hat. Lars Langholz 1 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Vorwort ............................................................................................................................. 1 Inhaltsverzeichnis........................................................................................................... 2 1 Einleitung ...................................................................................................................... 4 1.1 Motivation und aktueller Bezug.......................................................................... 4 1.2 Ziel der Arbeit ........................................................................................................ 5 1.3 Zielgruppe der Arbeit ........................................................................................... 5 1.4 Aufbau und Umsetzung der Arbeit.................................................................... 6 2 Historischer Hintergrund und technische Entwicklung ...................................... 7 2.1 Geschichte der DJ-Kultur...................................................................................... 7 2.2 Spezifikation von DJs nach Technik und Genre.............................................. 11 2.3 Technische Entwicklungen des DJ-Setups ....................................................... 13 3 Neue DJ-Systeme am Markt .................................................................................... 17 3.1 Überblick über neue Entwicklungen ................................................................ 17 3.1.1 DJ-CD-Player................................................................................................. 17 3.1.2 Hybridlösungen............................................................................................ 21 3.1.3 Harddrivelösungen und MP3-Player ........................................................ 21 3.1.4 DJ-Software und Controller ........................................................................ 22 3.2 Analyse der bekanntesten Digitallösungen für DJs........................................ 26 3.2.1 CDJ-1000 MK2 (PIONEER) ......................................................................... 26 3.2.2 Traktor 3 (Native Instruments)................................................................... 28 3.2.3 Final Scratch 2 (Stanton) .............................................................................. 32 3.2.4 XONE:3D (Allen & Heath).......................................................................... 36 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis ........................................................................... 38 4.1 Analyse der Arbeitsweisen populärer DJs....................................................... 38 4.1.1 Paul Van Dyk ................................................................................................ 38 4.1.2 Marc Hype..................................................................................................... 39 4.1.3 Chris Liebing................................................................................................. 39 4.1.4 Turntablerocker ............................................................................................ 40 4.1.5 Switch............................................................................................................. 40 4.1.6 Richard Dorfmeister..................................................................................... 41 4.1.7 Sven Väth....................................................................................................... 41 4.1.8 Axwell ............................................................................................................ 42 4.1.9 John B ............................................................................................................. 42 4.2 Analyse DJ-technischer Einrichtungen............................................................. 43 4.2.1 Festivals ......................................................................................................... 43 4.2.2 Clubs und Discotheken ............................................................................... 46 4.2.3 Radiostationen .............................................................................................. 47 2 Inhaltsverzeichnis 5 DJ-Umfrage ................................................................................................................. 49 5.1 Ziel der Umfrage.................................................................................................. 49 5.2 Vorgehensweise ................................................................................................... 49 5.2.1 Gestaltung und Aufbau des Onlinefragebogens ..................................... 50 5.2.2 Ermittlung und Erreichen der Probanden ................................................ 50 5.3 Ergebnisse der Umfrage ..................................................................................... 51 5.3.1 Beteiligungsrate und Rücklauf ................................................................... 51 5.3.2 Art und Erfahrung der teilnehmenden DJs.............................................. 52 5.3.3 Arbeitsweisen im Wandel der letzten sechs Jahre................................... 53 5.3.3.1 Arbeitsweisen vor sechs Jahren (2000)............................................... 53 5.3.3.2 Arbeitsweisen vor drei Jahren (2003) ................................................. 54 5.3.3.3 Arbeitsweisen heute ............................................................................. 56 5.3.3.4 Zeitlicher Verlauf über sechs Jahre..................................................... 58 5.3.4 Entwicklungsprognose der Arbeitsweisen............................................... 59 5.3.5 Verbreitung und Bewertung digitaler Systeme ....................................... 60 5.3.5.1 DJ-CD-Player ......................................................................................... 60 5.3.5.2 Vinyl-Control-Systeme......................................................................... 60 5.3.5.3 DJ-Software ............................................................................................ 61 5.3.5.4 Controller (Hardware) ......................................................................... 61 5.3.6 Auswirkungen auf das Musikkonsumverhalten von DJs ...................... 62 6 Fazit............................................................................................................................... 63 7 Quellen......................................................................................................................... 64 7.1 Interviews ............................................................................................................. 64 7.2 Literaturquellen ................................................................................................... 66 7.3 Internetquellen [i] ................................................................................................ 67 7.4 Sonstige Quellen [s]............................................................................................. 68 7.5 Quellen von Fotos und Grafiken ....................................................................... 69 8 Anhang......................................................................................................................... 74 8.1 Rundmail zur Onlineumfrage............................................................................ 74 8.2 Umfrage ................................................................................................................ 75 8.3 Englische Zusammenfassung ............................................................................ 84 8.3.1 Title................................................................................................................. 84 8.3.2 Introduction, Structure and Objective of the Work................................. 84 8.3.3 Historical Background & Development.................................................... 85 8.3.4 New DJ-Systems on the Market ................................................................. 85 8.3.5 Modern DJ-Setups in Practice..................................................................... 86 8.3.6 DJ-Poll ............................................................................................................ 86 8.3.7 Conclusion..................................................................................................... 88 9 Ehrenwörtliche Erklärung ........................................................................................ 89 3 1 Einleitung 1 Einleitung 1.1 Motivation und aktueller Bezug Die komplette Medienbranche und mit ihr die professionelle Tontechnik befindet sich seit Anfang der 90er Jahre, durch die Einführung der Digitaltechnik, in einem grundlegenden Wandel. Arbeitsabläufe, die sich jahrzehntelang bewährt haben, werden inzwischen mit digitalen Aufnahmeverfahren und digitalen Effekten kombiniert und erweitern die Möglichkeit in einem modernen Tonstudio um ein Vielfaches. Auch auf der Konsumentenseite ist die digitale Audiotechnik im Vormarsch. Im Jahre 1990 löst die Audio CD (Audio Compact Disc) die Vinylschallplatte als Standard-Musikmedium für die breite Masse ab. Jedoch tritt dieser Wandel bei DJs zu diesem Zeitpunkt nicht ein. Dies zeigen die niedrigen und dennoch stabilen Verkaufzahlen von Vinyl ab 1995, die laut IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) auf die konstanten Absatzzahlen in speziellen DJ-Vinylstores zurückzuführen sind. Beachtenswert ist nun, dass von 2004 an die Absatzzahlen von Schallplatten wieder leicht zurückgehen, wie sich in folgender Tabelle (Abbildung 1-1) erkennen lässt. Abbildung 1-1: Grafik über Absatzzahlen des Bundesverband Phono Der Rückgang der Schallplattenverkäufe, in jüngster Zeit, liefert unter Fachleuten reichlich Diskussionsstoff, da diese Entwicklung auf neue DJLösungen zurückzuführen sein könnte. In wie weit dies zutrifft, wird in dieser Arbeit, unter anderem, näher behandelt. 4 1 Einleitung 1.2 Ziel der Arbeit Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll nachgewiesen werden, dass sich die technischen Ausstattungen professioneller DJs, besonders in den letzten drei Jahren, mit einer Tendenz zu digitalen DJ-Systemen, gravierend verändert haben. Hierbei werden Professionalität, Popularität sowie musikalische und DJtechnische Ausrichtung der verschiedenen Kategorien von DJs berücksichtig. Die Inhalte dieser Arbeit geben zunächst einen Überblick über neue DJEntwicklungen am Markt. Darüber hinaus werden die grundlegenden technischen Funktionsweisen der bedeutenden neuen Systeme und deren Herkunft dargelegt. Zudem werden Auswirkungen auf themenverwandte Gebiete, wie z.B. das Musikkonsumverhalten von DJs, aufgeführt und erläutert. 1.3 Zielgruppe der Arbeit Durch zahlreiche neue Entwicklungen im DJ-Bereich, wird es zunehmend schwieriger die Bedeutung, die Funktionsweisen und die Besonderheiten neuer Systeme einzuschätzen. Dies hat zur Folge, dass häufig Missverständnisse und technische Schwierigkeiten im professionellen Einsatz auftreten. Aus diesem Grund richten sich die ausgearbeiteten Daten dieser Arbeit an Künstler und Tontechniker, die mit DJ-technischem Equipment arbeiten. Zu dieser Zielgruppe zählen: o Techniker, Bühnenbetreuer oder Veranstalter von Festivals o Club- beziehungsweise Discothekenbesitzer und deren Techniker o Techniker eines Radiostudios o Entwickler, Hersteller und Vertriebe von DJ-Equipment Darüber hinaus werden Musikvertriebe und Labels von den Inhalten der Arbeit profitieren. Die Daten über das Konsumverhalten von DJs, abhängig von ihrer Arbeitsweise, werden für marketingtechnische Entscheidungen bezüglich des Musikmediums und des Vertriebswegs nützlich sein. 5 1 Einleitung 1.4 Aufbau und Umsetzung der Arbeit Die Ziele dieses Projektes werden durch eine deutschlandweite Umfrage, zahlreiche Interviews, Analysen des Marktes und Dokumentationen von technischen Installationen bei Festivals, Radiostationen, in Clubs und Discotheken umgesetzt. Im ersten Teil der Arbeit wird auf den historischen Hintergrund der DJKultur eingegangen. Nachfolgend wird DJ-Equipment aufgeführt, welches jahrzehntelang als Standard angesehen wurde und deren Handhabungsmöglichkeiten von neuen Entwicklungen für DJs oft nachgeahmt werden. Die Zusammenhänge dieses Kapitels, auch die Spezifikation von DJs nach Technik und Genre, sind essentiell wichtig, um die Arbeitsweisen und Techniken professioneller DJs analysieren und bewerten zu können. Im dritten Kapitel werden neue DJ-Systeme am Markt vorgestellt. Hierbei wird zunächst ein Überblick über die Neuentwicklungen der letzten Jahre erstellt. Anschließend werden die bekanntesten Systeme aufgeführt, deren Entwicklung erläutert und auf die Inbetriebnahme, Funktionsweisen und Besonderheiten eingegangen. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit ist das vierte Kapitel, in dem moderne DJ-Setups anhand von Praxisbeispielen aufgezeigt werden. Hierzu werden zunächst die Arbeitsweisen populärer DJs unterschiedlicher Musikgenres analysiert, um aktuelle DJ-Systeme im professionellen Einsatz zu definieren. Dies wird durch Interviews realisiert. Darüber hinaus werden in diesem Kapitel die technischen Einrichtungen für DJs bei Festivals, Radiostationen, in Clubs und Diskotheken dokumentiert, um Besonderheiten und Trends aufzudecken. Hierbei wird zudem berücksichtig, ob innerhalb der letzten Jahre ein Wandel zu beobachten ist. Um zu dieser Thematik Daten zu gewinnen, wird z.B. der komplette Verlauf eines Festivals aus der Sicht eines „Assistant Stage Managers“ (Bühnenbetreuer) protokolliert. Das fünfte Kapitel beinhaltet die Vorgehensweise und Auswertung einer deutschlandweiten Onlineumfrage für DJs. Ziel ist es hierbei, eine möglichst repräsentative Erhebung von Informationen über die Arbeitsweisen von DJs zu erhalten, sie zu analysieren und sie zu beurteilen. In dem sechsten Kapitel wird im Rahmen des Fazits das Ergebnis der Auswertungen dargelegt und durch eine Schlussfolgerung angegeben inwiefern das Ziel der Arbeit erreicht wurde. Abschließend wird in kurzer Form gezeigt, welche Ausblicke sich aus dem Ergebnis für die Zukunft eröffnen. 6 2 Historischer Hintergrund und technische Entwicklung 2 Historischer Hintergrund und technische Entwicklung 2.1 Geschichte der DJ-Kultur Um zu verstehen, welche Anforderungen DJs an technische Systeme stellen, ist es wichtig, einen Überblick über die kulturelle Entwicklung der DJ-Kultur zu erwerben. Das Kürzel „DJ“ ist eine Abkürzung für Disc Jockey. Im deutsprachigen Raum wird es zusammen geschrieben, in der englischen Schreibweise jedoch auseinander. Das Wort ist zusammengesetzt aus dem englischen „disc“, Scheibe, dessen Herkunft sich wiederum aus dem Altgriechischen „diskos“ ableiten lässt sowie dem englischen Begriff „jockey“, der Bezeichnung für Handlanger oder Fahrer. [DuRe06] In der ehemaligen DDR (Deutsche Demokratische Republik) wurde der DJ als Schallplattenunterhalter (SPU) oder Diskomoderator bezeichnet. Hierfür musste eine einjährige Ausbildung mit anschließender staatlicher Prüfung absolviert werden. Die englische Bezeichnung Disc Jockey hat sich jedoch nach der Wiedervereinigung (1990) durchgesetzt. [iStu89] Im „Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache“ wird der Disc Jockey beschrieben als jemand, „der Platten präsentiert“. [FrKlu02] Da diese Definition nicht nur auf DJs vor Publikum zutrifft, sondern auch auf DJs, die ihre Schallplatten im Radio präsentieren, beginnt die Geschichte des DJs mit der Geschichte des Radios. 1906, 18 Jahre nach der Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch den deutschen Physiker Heinrich Hertz und zehn Jahre nach der Entdeckung der Morsezeichen durch den Italiener Guglielmo Marconi, gelingt es den beiden amerikanischen Ingenieuren Reginald A. Fessenden und Lee DeForest, akustische Signale unverschlüsselt zu übermitteln. Die Voraussetzung für das Senden von Musik, Sprache und Geräuschen wird somit geschaffen. Am Heiligabend des Jahres 1906 schlägt die Geburtsstunde des Rundfunks, als die mit Funkgeräten ausgestatteten Schiffe an der Ostküste der USA das erste Radioprogramm empfangen. Somit kann Fessenden mit seinem Weihnachtsprogramm als erster DJ bezeichnet werden. [LiBu84] In der weiteren Entwicklung der Radiostationen ist es anfangs sogar verpönt im Radio Musik von Schallplatten zu spielen. Doch der DJ hat mit Platten die Möglichkeit sein Musikprogramm unabhängig von großen Orchestern, eigensinnigen Künstlern und allen menschlichen Unwägbarkeiten, zusammenzustellen. Platten widersprechen nicht, fordern kein Honorar und spielen jede Art von Musik. 7 2 Historischer Hintergrund und technische Entwicklung Einer der die Fülle dieser Möglichkeiten zuerst erkennt, ist Dr. Elman B. Myers, der zum ersten Full-Time-DJ (hauptberuflicher DJ) wird. Er sendet bereits 1911 ein achtzehnstündiges Programm in New York City, bei dem er ausschließlich Platten auflegt. [ArPa71] Somit verhilft der damalige Rundfunk, mit seinen Radio-DJs, der Schallplatte zum ersten Erfolg. Marshall McLuhan schreibt darüber in seinem Buch „Die magischen Kanäle“: „Das Radio war der elektrische Zündfunken für die Welt des Grammophons.“ [MaLu70/S.272] Alan Freed, einer der großen DJs dieser Zeit, spielt z.B. regelmäßig die Songs des damals noch unbekannten Bill Haley (Rock`n`Roll Star) und verhilft ihm und vielen anderen späteren Rock`n`Roll Stars zum Durchbruch. Durch den DJ beginnt der Rock`n`Roll und mit dem Rock`n`Roll die Popmusik. Somit schreibt sich der DJ von Anfang an in der Geschichte des Pop ein. [sSaKa56] Als erster DJ in Deutschland gilt Chris Howland (Abb. 2-1), der 1952 beim NWDR die erste DJSendung moderiert. [SHel72] Das Zeitalter der DJs, die vor Publikum Abb. 2-1, Chris Howland spielen, beginnt jedoch erst zusammen mit der Eröffnung der ersten Diskotheken. Disco ist eine Abkürzung für den französischen Begriff „discotheque“. Der französische Ursprung des Wortes rührt daher, dass es in Frankreich die ersten Diskotheken gibt. Während der deutschen Besetzung von Paris im Zweiten Weltkrieg werden die Jazzbands aus den Clubs vertrieben und mit ihnen das Publikum, das zu dieser Musik tanzt. Doch die Franzosen umgehen dieses Verbot und flüchten sich in dunkle Höhlen am linken Seineufer. Sie legen Kabel in die Keller und installieren einfache Soundsysteme aus Plattenspielern und Boxen. Als der Krieg vorbei ist und die Besatzer verschwinden, eröffnen viele Clubs wieder mit Bands. Jedoch bleiben einige Veranstalter bei dem Konzept Schallplatten zu spielen. Dies erweist sich in den 50er „Rock`n`Roll-Jahren“ als sehr lukrativ. Diskotheken und damit auch DJs machen in ganz Europa Schule und viele Clubmanager entdecken, dass es weit ökonomischer ist, einen DJ zu engagieren als eine komplette LiveBand oder gar ein Swing Orchester. Der Ursprung der Diskothek ist also europäisch, doch die ganze Tragweite dieses Konzeptes wird erst in Amerika entdeckt. In New York in einer ehemaligen Garage eröffnet im Jahre 1960 die Diskothek „Le Club“, deren Name an den französischen Namen und damit an das Ursprungsland erinnern soll. „Le Club“ wurde 8 2 Historischer Hintergrund und technische Entwicklung unter anderem von Prominenten wie Henry Ford (Präsident der Ford Motor Company) mitfinanziert. Slim Hyatt, ein ehemaliger Butler, wurde im „Le Club“ zum ersten Disco-DJ Amerikas. Er arbeitet damals schon mit leichten Fades (Übergängen). Neue Hits wie „Out Of Sight“ oder „Papa`s Got A Brand New Bag“ von James Brown ließen die Tanzflächen beben. Mit diesen Platten, aus den Jahren 1964 und 1965, entwächst die Musik Browns dem alten Konzept des R&B. In Folge dieser Veröffentlichungen entwickelt sich die DiscoMusik zu einem kräftigen Soul Sound mit fettem Groove. In diesem Sinne kann James Brown leicht als Ahne des Disco-Sounds festgemacht werden. [DaTo92] Abbildung 2-2 zeigt James Brown in frühen Jahren. Abbildung 2-2, James Brown Early Years „Set Me Free“ oder „Set Your Body Free“ sind typische Textelemente, die nun für Disco-Stücke benutzt werden. Ebenso wie „Release Yourself“ oder „Let Your Body Go!“. Fast in jedem zweiten Disco-Song lassen sich diese Befehle an den Körper finden. Ab Mitte der 70er Jahre haben Disco-DJs der angesagten Clubs die Aufgabe einen Nonstop-Soundtrack für die ganze Nacht herzustellen. Der DJ übernimmt von da an erstmals die Kontrolle über den inhaltlichen Verlauf der Stücke und benutzt bei einem Mix Rhythmuselemente eines bestimmten Titels, um die Stimmung in eine Richtung zu lenken. Die Maxisingle wird zu dieser Zeit das erste mediale Produkt der DJ Kultur. Ihr vorausgegangen ist das ständig wachsende Bedürfnis der DJs nach Platten, in denen reine Rhythmuspassagen endlos verlängert werden. Ende der 70er Jahre entwickelt sich in den New Yorker Bronx ein eigenständiger Musikstil, den die DJs anfangs noch „Scratch-„ oder „Breakbeat“- Musik nennen. Nach und nach entsteht eine eigenständige Musikkultur, die Mitte der 80er Jahre weltweit als HipHop bekannt wird. DJ Grandmaster Flash, Kool DJ Herc und Afrika Bambaataa entwickeln in dieser Zeit die meisten Techniken, die bis heute das „DJing“ prägen. (siehe 9 2 Historischer Hintergrund und technische Entwicklung 2.2 DJ-Techniken) Seit Anfang der 90er wird im Zusammenhang mit den, von diesen DJs entwickelten, Techniken auch von Turntablism gesprochen. Dieser Begriff wird seitdem sehr stark in Verbindung mit den regelmäßig stattfindenden DJ-Battles verknüpft, die im Rahmen von regionalen Vorentscheiden bis zu weltweiten Meisterschaften ausgetragen werden. (z.B. ITF, International Turntablist Federation) Parallel dazu entwickeln sich, über die 80er Jahre hinweg, aus dem Discosound und der Discokultur, zahlreiche Unterarten wie z.B. New Wave, Synthpop oder EBM (Electronic Body Music). Die Titel dieser Musikgenres werden zunehmend mit Synthesizern und Samplern produziert. Auch Remixe werden weiter ausgebaut und Intros und Outros verlängert, damit DJs die Titel in den Clubs und Diskotheken gut mischen können. [iDiFm06] Anfang der 90er Jahre werden die Musikart Techno (auch Tekkno) und mit ihr die DJs, die diese Musik in den Clubs spielen, weltweit sehr populär. Bekannte DJs wie Sven Väth, Jeff Mills oder Carl Cox treten bei riesigen Raves (großen Festivals, bei denen ausschließlich die Musikart Techno und deren Unterarten gespielt wird) auf. Aus diesem Trend entsteht nach und nach eine ganze Jugendbewegung der 90er Jahre, die alljährlich in Berlin die Loveparade feiert. Diese Parade besteht aus dutzenden dekorierten LKWs (Lastkraftwagen), auf denen Beschallungsanlagen installiert werden und DJs, die Helden dieser Veranstaltung, ihre Mixkünste präsentieren. Im Jahre 1999 besuchen insgesamt 1,5 Millionen Gäste die Loveparade. Seither gilt sie als größte Tanzveranstaltung der Welt. [iLoP06] Folgende Abbildung 2-3 zeigt eine Luftaufnahme der Loveparade 1999 im Bereich der Berliner Siegessäule. Abbildung 2-3: Loveparade 1999 Luftaufnahme 10 2 Historischer Hintergrund und technische Entwicklung 2.2 Spezifikation von DJs nach Technik und Genre Im Laufe der DJ-Geschichte verwandelt sich der Plattenspieler des DJs vom bloßen Abspielgerät zu einem eigenständigen Musikinstrument, mit dem verschiedenste Techniken möglich werden. DJs unterschiedlicher musikalischer Orientierung entwickeln ganz spezifisch für ihren Sound eigene Techniken und somit ist es möglich, DJs nach ihrer Arbeitsweise zu spezifizieren. Aus diesem Grund wird in diesem Abschnitt auf unterschiedliche DJ-Techniken eingegangen, diese analysiert und im Anschluss eine Gruppe von DJs spezifiziert, in deren Kreisen diese Techniken gängig sind. Besonders zu Beginn der 80er Jahre, in den Anfängen der HipHop-Kultur, werden sehr viele neue Techniken entwickelt. Eine der berühmtesten ist das „Scratchen“ (engl. „to scratch“ = „zerkratzen“). Beim Scratchen wird durch das rhythmische Vor- und Zurückziehen, einer laufenden Schallplatte, ein Ton erzeugt. Oftmals wird dabei die Lautstärke im Takt ein- und ausgeblendet, wodurch die ursprüngliche Melodie der Schallplatte zu einer neuen Melodie zusammengefügt werden kann. Inzwischen haben sich viele Unterkategorien von Scratches gebildet. Sie werden von den DJs „Moves“ genannt. Die Wichtigsten sind z.B. „Baby“, „Uzi“, „Steps“, „Flare“ oder „Chirp“. Für jeden dieser „Moves“ wird eine relativ genaue Vorgehensweise festgehalten, wobei jeder DJ über die Zeit seine eigenen entwickelt. In der Kombination mit „Scratching“ wird des Öfteren das „Beatjuggling“ angewendet. Dies ist eine weitere DJ-Technik, die vor allem im HipHopBereich Anwendung findet. Der DJ hat beim „Beatjuggling“ die Aufgabe Instrumentalteile aus verschiedenen Musikstücken zu selektieren, worauf der MC (Master of Ceremonies, Performer von Sprachgesang) rappen kann. Oftmals loopt (wiederholt) der DJ zwei instrumentale Abschnitte zweier Schallplatten so lange hintereinander, wie es vom MC benötigt wird. „Scratches“ und „Beatjuggling“ werden hauptsächlich DJs des Turntablism oder HipHop zugeschrieben. Diese Techniken verwenden sie oftmals in DJ-Battles, in denen die einzelnen Moves von einer Jury beurteilt werden. Musikalisch spielen im Turntablism die Musikgenre HipHop, Rap, Breakbeat und Funk eine große Rolle. Abbildung 2-4 zeigt DJ Hype, den ITF-Champion 1998 und 1999, beim Scratchen. 11 2 Historischer Hintergrund und technische Entwicklung Abbildung 2-4: DJ Hype, Deutscher ITF-Champion 1998 und 1999 Eine weitere grundlegende Technik, ist das „Beatmatching“. Dies gilt vor allem für DJs, die innerhalb ihres Mixes einen Stimmungsverlauf ohne Unterbrechung erreichen möchten. Das Beatmatching setzt zwei Abspielgeräte voraus, bei denen durch einen Pitchregler (Geschwindigkeitsregler, meist +/- 8%) die Abspielgeschwindigkeit geändert werden kann. Nun ist es die Aufgabe des DJs zwei Musiktitel unterschiedlicher Geschwindigkeit, rein nach dem Gehör, zu synchronisieren und ineinander zu mischen. Diese Technik ist vor allem bei DJs verbreitet, die mit Stimmungsverläufen über mehrere Titel hinweg arbeiten, sprich DJs von speziellen Musikrichtungen, wie z.B. Techno, House, Drum `n` Bass und deren Unterarten. Eine Technik, die als reiner Soundeffekt eingesetzt wird, ist hingegen das „Backspinning“. Hierbei wird einer laufenden Schallplatte eine schnell 12 2 Historischer Hintergrund und technische Entwicklung zurückgedrehte Schallplatte, als Effekt, hinzugemischt. Dieses Geräusch ist je nach Platte eine Art lautes Quietschen. Anwendung findet diese Technik gleichermaßen bei DJs des Turntablism, wie auch bei DJs spezieller Musikrichtungen. [UlPo97] Des Weiteren gibt es noch die Unterteilungen der DJs für Charts- oder Partyorientiertes Publikum. Deren Techniken und Arbeitsweisen variieren sehr stark mit der Musikart, welche wiederum vom aktuellen Publikum abhängt. Diese DJs sind vor allem in Lokalitäten zu finden, bei denen der Musikstil nach dem Motto des jeweiligen Abends variiert. Aus diesem Grund müssen sie über ein groß und breit gefächertes Musikarchiv verfügen. Dem entgegen sind Alternative DJs zu nennen, die sich auf eine ganz bestimmte Nische spezialisieren. Hier stehen in der Regel nicht die Techniken, sondern die gezielte Auswahl ganz bestimmter Stücke im Vordergrund. Diese Gattung von DJs ist des Öfteren z.B. in den Genres Rock, Independent oder Salsa zu finden. Bei der Spezifizierung von Disc Jockeys gibt es jedoch viele Ausnahmen, deren Arbeitsweise und Musikstil nicht in eine der genannten Kategorien einzuordnen ist. 2.3 Technische Entwicklungen des DJ-Setups Zwei Plattenspieler, selten auch drei, ein DJ-Mixer und ein Kopfhörer werden bis heute als wichtigste Werkzeuge des DJs bezeichnet. Als Besonderheit haben sich hier ganz bestimmte Hersteller als Qualitätsstandard durchgesetzt. Somit ist es möglich ein Standard-DJSetup zu definieren, wie es professionelle DJs die letzten 20 Jahre in Clubs, in Disckotheken, in Radiostationen oder bei Festivals vorfinden. Die ersten DJ-Werkzeuge, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wurden jedoch nicht speziell für DJs konzipiert. Erst in den Anfängen des Discozeitalters, als DJs immer mehr das Bedürfnis verspüren in den direkten Verlauf einer Schallplatte einzugreifen, werden erste Schallplattenspieler so modifiziert, dass die Umdrehungsgeschwindigkeit leicht verändert und angepasst werden kann. Ende der 70er Jahre beginnt die Firma „Technics“ einen Plattenspieler zu entwickeln, der genau auf die Arbeitsweisen von DJs angepasst wird. Folgende Abbildung 2-5 zeigt den DJ-Plattenspieler Technics SL 1200 MK2, wie er vom Hersteller angeboten wird. 13 2 Historischer Hintergrund und technische Entwicklung Abbildung 2-5: Technics SL 1200 MK2 Ab 1979 wird er in Silber als TECHNICS SL 1200 MK2 und in Schwarz als TECHNICS SL 1210 MK2 weltweit verkauft. Der MK2, wie ihn DJs gerne nennen, besitzt eine große Start- und Stopptaste, eine ausfahrbare Plattentellerbeleuchtung für die Arbeit im Dunkeln, einen daumenbreiten Pitchregler (Pitchfaders), der Dank eines genau arbeitenden Flachbahnpotentiometers eine Drehzahlfeinregulierung in +/- 8% zulässt. Wie üblich, ist die Drehzahl auf 33 1/3 U/min (Umdrehungen pro Minute) und 45 U/min fest einstellbar. Ein starker Quarz-Direkt-Antrieb-Motor ist über im Kreis angeordnete Magnete mit dem massiven Plattenteller verbunden. Durch sein Gewicht von elf Kilogramm und die vibrationsabsorbierenden Sockel ist das Gerät gegenüber Rückkopplungen, die über den Boden von der Beschallungsanlage übertragen werden, sehr gut geschützt. [iPrPa06] Der MK2 ist sehr stabil gebaut und besitzt eine niedrige Defektanfälligkeit, wodurch er innerhalb kürzester Zeit in Clubs und Diskotheken sehr beliebt wird. Mitte der 90er Jahre werden von verschiedensten Herstellern günstige „MK2 Nachbauten“ auf den Markt gebracht, die allerdings das Original nicht verdrängen. Der Technics 1210 MK2 gilt als, das am längsten produzierte, Konsumenten-Elektronik-Produkt (1979-2006) und ist damit ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. [GuBu05] Seit einem Jahr bietet Technics zusätzlich die Modelle SL-1210M5GE und SL1210MK5E an. Die technischen Daten und die Bauart sind mit dem 14 2 Historischer Hintergrund und technische Entwicklung klassischen Model MK2 identisch. Beim MK5E kommt lediglich eine Funktion zum Deaktivieren des Pitchfaders hinzu. Der M5GE bietet zusätzlich die Möglichkeit die Drehzahlfeinregulierung von +/- 8% auf +/16% umzustellen. Auch werden bei diesem Modell der matte Lack durch ein schwarzes Hochglanzfinish und die standardmäßig weiße Plattentellerbeleuchtung durch eine blaue ersetzt. [iPrPa06] Um die Reibung der Schallplatte auf dem Plattenteller, gerade beim Scratchen, zu verringern, schneiden DJs, Anfang der 80er Jahre, runde Filzmatten aus und legen sie zwischen Vinyl und Plattenteller. DJs der unterschiedlichsten Genres tauschen seit dem die mitgelieferten Gummimatten durch so genannte „Slipmats“ aus. [RaNi00] Die Entwicklung von DJ-Mixern wird in dieser Zeit, ebenfalls durch den Erfindungsgeist technisch versierter Disc Jockeys, vorangetrieben. Mischpulte für den Radio- oder Tonstudiobetrieb werden soweit umgebaut, dass im Club oder in der Diskothek damit gearbeitet werden kann. Ein Beispiel ist hierfür DJ Grand Master Flash, der als Erfinder des Crossfaders gilt. Dieser Fader ist ein Flachbahnpotenziometer, mit dem die Möglichkeit besteht, direkt zwischen zwei Kanälen hin und her zu faden. Durch diese Erfindung ergeben sich, gerade für DJs des späteren Turntablism, ganz neue Möglichkeiten zur kreativen Entfaltung. [iGrMa06] Ende der 80er Jahre kristallisieren sich zwei Arten von DJ-Mixern heraus. Zum einen entwickelt sich die Kategorie der Clubmixer, die wie der Name schon verrät, hauptsächlich in Clubs und Discotheken verwendet wird und zum anderen die DJ-Battlemixer, welche bei DJ-Wettbewerben und im Hip-Hop-Bereich großen Anklang finden. Clubmixer werden oftmals im 19“-Format hergestellt, damit sie in Clubs und Discotheken fest installiert werden können. Darüber hinaus verfügen sie mindestens über vier Channels (hier Kanäle mit Fader) von denen jeder über 3-Band-Equalizer verfügt. Des Weiteren werden in Clubmixern oftmals Effektsektionen integriert, die der DJ seinem Mix zumischen kann. Darüber hinaus verfügen viele Clubmixer über einen professionellen, symmetrischen XLR (Xternal Live Return) Stereo Ausgang. Dieser hat bei langen Signalwegen, z.B. auf Konzerten, den Vorteil, dass keine DI-Box (Direct Injection Box, ist ein Gerät, das ein assymetrischen Signal in ein symmetrisches Signal umwandelt) zwischengeschaltet werden muss. [MiDi97] Diese Art von Mixern wird zu Beginn der 90er Jahre, gerade bei DJs der elektronischen Genres, sehr beliebt. Bekannte Hersteller von Clubmixern sind z.B. PIONEER, ALLEN & HEATH oder RODEC. Battlemixer hingegen unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Ausstattung. Generell verfügt ein Battlemixer über weniger Funktionen als ein Clubmixer. Oftmals ist in diesen Mixern nur ein 2-Band-Equalizer verarbeitet. Auch werden in der Regel keine Effektsektionen verwendet. Als Merkmale für einen Battlemixer gelten Robustheit und 15 2 Historischer Hintergrund und technische Entwicklung Überschaubarkeit, damit der Disc Jockey in einem DJ-Battle auf die üblichen Parameter schnell zugreifen kann. Bekannte Hersteller von Battlemixern sind Vestax, Rane oder Stanton. [RaNi00] Auf den folgenden Abbildungen 2-6 und 2-7 ist der Clubmixer DJM 600 des Herstellers PIONEER (links) und der Battlemixer PMC 06 PRO von VESTAX (rechts) zu sehen. Abb. 2-6: PIONEER DJM 600 Abb. 2-7: VESTAX PMC 06 PRO 16 3 Neue DJ-Systeme am Markt 3 Neue DJ-Systeme am Markt 3.1 Überblick über neue Entwicklungen In den letzten Jahren wird der Markt mit neuen digitalen Entwicklungen für DJs geradezu überflutet. Hersteller aller Preisklassen bieten inzwischen Digitallösungen für DJs an und möchten den anbahnenden Wandel der Ausstattungen von DJs weltweit nutzen, um ihre Neuentwicklungen zu platzieren. Dieser Trend zeichnet sich unter anderem auf der jährlich stattfindenden Musikmesse in Frankfurt (Internationale Fachmesse für Musikinstrumente, Musiksoftware, Computerhardware, Noten und Zubehör), ab. Bis vor wenigen Jahren wurde dem Bereich der DJ-Technik, im Vergleich zu den anderen Messebereichen, eine geringe Aufmerksamkeit geschenkt. Inzwischen wird die DJ-Technik in eine eigene Produktgruppe unterteilt, da die Anzahl der Anbieter in diesem Segment seit mehreren Jahren stark ansteigt. [iMuMe06] Im Bereich der technischen Ausstattungen für DJs lassen sich verschiedene Lösungen wie folgt unterteilen: o DJ-CD-Player o Hybridlösungen o Harddrivelösungen oder MP3-Player o DJ-Software und Controller 3.1.1 DJ-CD-Player Speziell für DJs konzipierte CD-Player werden seit Anfang der 80er Jahre entwickelt. Der Hersteller Technics bietet 1988 mit dem Modell SL-P1200 einen DJ-CD-Player mit Pitchregelung an. (Abbildung 3-1) 17 3 Neue DJ-Systeme am Markt Das Gerät ist von den Maßen dem bekannten DJ-Turntable MK2 (Technics) angepasst und sehr hochwertig verarbeitet. Dennoch setzt sich diese Entwicklung nicht durch. Der SL-P1200 wird, nicht zuletzt wegen dem hohen Preis, nur vereinzelt eingesetzt. Abbildung 3-1: Technics SL-P1200 Mitte der 90er Jahre werden die ersten Doppel-CD-Player für DJs entwickelt. Sie bestehen aus zwei CD-Laufwerken in einem 19“ Gehäuse, die jeweils über einen externen Controller, ebenfalls in 19“, gesteuert werden. Zu den ersten DJ-Doppel-CD-Playern, die im professionellen Bereich genutzt werden, zählt z.B. der DN-2500F (Abbildung 3-2) des Herstellers DENON. Abbildung 3-2: DENON DN-2500F Das Gerät verfügt über einen Pitchfader, um die Geschwindigkeit in + / 8% zu regulieren und eine Pitch Band Funktion, die dem Anschieben und Abbremsen einer Schallplatte ähnelt. Da diese Geräte in einem 19“ Gehäuse konstruiert sind, können sie sehr gut in ein bestehendes DJ-Setup integriert werden und bieten so dem DJ die Alternative, neben Schallplatten, dem Publikum auch Audio CDs zu präsentieren. Die Techniken Scratching, Beatjuggling oder Backspinning sind mit diesem Gerät nicht möglich, da in den direkten Verlauf des Titels nicht in Echtzeit eingegriffen werden kann. 18 3 Neue DJ-Systeme am Markt CD-Player, die von der Bauart dem DN-2500F ähnlich sind, finden heute größtenteils in Kneipen oder Lokalitäten Verwendung. Dort werden die Titel meist nur nacheinander abgespielt und nur selten von professionellen DJs gemischt. Ebenfalls ist Mitte der 90er Jahre immer häufiger der DJ-CD-Player CDJ500 der Firma PIONEER in Diskotheken vorzufinden. (Abbildung 3-3) Abbildung 3-3: CDJ 500 (PIONEER) Dieser ähnelt vom Aufbau prinzipiell einem Plattenspieler. In der Mitte des Players befindet sich ein Jog Wheel (rundes Steuerelement), ähnlich dem Plattenteller beim Schallplattenspieler. Dieses Bedienelement dient dem DJ zum Anschieben und Abbremsen des Titels. Darüber hinaus kann er sich damit Stück für Stück an bestimmte Stellen im Titel herantasten und Cue-Punkte (Erinnerungspunkte, die später aufgerufen werden können) setzen. DJ-Techniken, wie z.B. Scratchen, sind mit diesem Modell ebenfalls nicht möglich. Daher wird dieser CD-Player im professionellen Bereich meist nur als Ergänzung zu Schallplattenspielern genutzt. Bekannte Modelle ähnlicher Bauart werden von Numark, Denon, Vestax oder Gemini hergestellt. Der Durchbruch im Bereich der DJ-CD-Player gelingt 2003, als die Firmen PIONEER und Technics die ersten DJ-CD-Player präsentieren, die technisch so weit fortgeschritten sind, dass damit in den direkten Verlauf des Titels eingegriffen werden kann. Der Player SL-DZ1200 von Technics (Abbildung 3-5) gilt bei der Musikmesse 2004 in Frankfurt als Sensation. Der Hersteller wirbt mit dem ersten CD-Player, der vom Handling wie ein Technics MK2 Turntable zu bedienen ist. Dies wird durch ein „schallplattengroßes“ Jog Wheel realisiert, welches genau wie bei einem Plattenspieler, wahlweise in 45 oder 33 1/3 U/min rotiert. Der DJ kann auf dieser Platte Techniken 19 3 Neue DJ-Systeme am Markt anwenden, wie er sie bei der Schallplatte normalerweise anwendet. Diese Bewegungen werden in Echtzeit auf den laufenden Titel übertragen und haben zur Folge, dass die Techniken Scratching, Beatmatching, Beatjuggling und Backspinning uneingeschränkt möglich sind. [iPrPa06] Bei dem DJ-CD-Player CDJ 1000 der Firma PIONEER sind diese Techniken ebenso problemlos anwendbar. Dieses Gerät erscheint zeitgleich mit dem Konkurrenten der Firma Technics auf dem Markt. Jedoch ist der CDJ 1000 nach Berichten von bekannten DJs zuverlässiger im täglichen Gebrauch, wodurch er innerhalb kürzester Zeit zum Standard in vielen Clubs weltweit avanciert. Zitat, Roger Sanchez (weltweit bekannter House- Produzent und DJ) : "Mit dem CDJ-1000 erreiche ich beim Mixen die selbe Präzision wie mit Vinyl und verfüge zudem über Funktionen wie Looping, Master Tempo und Hot Cues. Er hat meinen Arbeitsstil revolutioniert." [iPiCd06] Zitat, DJ Laurent Garnier (weltweit bekannter Techno- Produzent und DJ): "Der CDJ-1000 ist der einzige CD-Turntable, der einen Platz neben einem Vinyldeck verdient.“ [iPiCd06] Der Hersteller Numark bietet mit dem CDX ebenfalls einen DJ-CD-Player dieser Kategorie an. (Abbildung 3-4) Die Besonderheit bei diesem Modell ist die extreme Ähnlichkeit zu einem echten Schallplattenspieler durch das Jog Wheel, auf das eine echte Vinylschallplatte montiert ist. Somit ist für den Gast eines Clubs im halbdunkel nicht erkennbar, ob der DJ mit Vinyl oder einem digitalen Medium arbeitet, was bei der Berücksichtigung der Imagefrage verschiedener Musikmedien eine große Rolle spielt. Abbildung 3-4: CDX (Numark) Abbildung 3-5: SL-DZ1200 (Technics) Weitere Hersteller von DJ-CD-Playern mit Vinylsound-Emulationen sind z.B. Vestax (CDX-05) oder Denon (DN-S 1000). [JuMu06] 20 3 Neue DJ-Systeme am Markt 3.1.2 Hybridlösungen Als Hybridlösungen werden DJ-Player bezeichnet, die CDs und Vinylschallplatten gleichermaßen abspielen können. Diese Entwicklung wird erstmals auf der Musikmesse 2004 in Frankfurt präsentiert. Der Hersteller Gemini bietet mit dem CDT 05 (Compact Disc Turntable) die Möglichkeit über den Plattenteller in Echtzeit auf den Verlauf der CD zuzugreifen. Nach betätigen des Vinyl Modus, ist es unmittelbar im Anschluss möglich das Gerät als gängigen DJ-Plattenspieler zu nutzen. Abbildung 3-6 zeigt den CDT 05 (Gemini). Abbildung 3-6: CDT 05 (Gemini) Da diese Systeme sehr neu am Markt sind, haben sie sich bei professionellen und populären DJs bisher noch nicht durchgesetzt. [sDjUm06] 3.1.3 Harddrivelösungen und MP3-Player Erst seit kurzem bietet der Markt dem DJ Harddrive-DJ-Systeme mit integrierter Festplatte oder Anschlussmöglichkeiten für Speichermedien, wie z.B. MP3-Player, an. Vorreiter in diesem Bereich ist der Hersteller Numark, der zurzeit sieben Produkte dieser Kategorie präsentiert. Diese Systeme werden jeweils in ganz eigener Form umgesetzt. Der HDX Taple Top 12“ (Numark) zum Beispiel ist von der Bauart mit dem, in Abschnitt 3.1.1 (DJ-CD-Player) vorgestellten, CDX (Numark) DJ-CDPlayer vergleichbar. Den nennenswerten Unterschied stellt hier die im HDX integrierte 80-Gigabyte-Festplatte und die Anschlussmöglichkeit externer Speicherquellen über eine USB 2.0 Schnittstelle dar. Der HDMix (Numark) bietet hingegen eine komplette „ALL-IN-ONELösung“. In einem übersichtlichen Gehäuse sind der DJ-Mixer und zwei Kontrollbereiche mit den üblichen Funktionen von DJ-Playern integriert. Dort hat der DJ die Möglichkeit Audiodateien der internen 80-GigabyteFestplatte abzuspielen und in deren Verlauf einzugreifen. Zusätzlich 21 3 Neue DJ-Systeme am Markt verfügt dieses Gerät über ein großes LCD-Display, welches die Verwaltung der Musiksammlung zulässt. Von dieser Entwicklung ausgehend präsentiert Numark im Frühjahr 2005 den iDJ2 (Abbildung 3-7). Diese Erfindung stellt ebenfalls eine „ALL-INONE-Lösung“ dar, jedoch zusätzlich mit einer iPod-Docking-Station. (Anschlussmöglichkeit für den beliebten MP3-Player „iPod“ des Herstellers Apple.) Abbildung 3-7: iDJ2 (Numark) Mit dem iDJ2 reagiert Numark auf die große Nachfrage nach dem MP3Player „iPod“ von Apple und bietet DJs die Möglichkeit ihre tragbare Musiksammlung jederzeit mit diesem System zu mixen. 3.1.4 DJ-Software und Controller Bei DJ-Software handelt es sich um Computerprogramme, die es möglich machen, Musikdateien, z.B. MP3s, auf einem Computer abzuspielen und ineinander zu mischen. Die ersten DJ-Software-Lösungen, die Mitte der 90er Jahre programmiert werden, finden im professionellen DJ-Bereich vorerst keine Verwendung. Erst mit zunehmender Rechnerleistung und damit verbundenen, steigenden Möglichkeiten in Echtzeit auf den Sound einzugreifen, werden erste Systeme von experimentierfreudigen DJs verwendet. Bei der Frankfurter Musikmesse 2002 präsentiert Stanton, in Zusammenarbeit mit dem Softwarehersteller Native Instruments, die Software-Hardware-Kombination „Final Scratch“. Diese Software mit zugehörigem Audio Interface (Audioschnitte zur Analog/Digital und Digital/Analog Wandlung) macht es möglich mit herkömmlichen Schallplattenspielern eine Musikdatei auf einem Computer zu synchronisieren. Das Angebot solcher Vinyl-Control-Systeme erregt in DJ22 3 Neue DJ-Systeme am Markt Kreisen hohe Aufmerksamkeit, da es nun möglich ist DJ-Techniken, wie z.B. Scratchen, über einen Turntable auf Audio Dateien anzuwenden. Vergleichbare Produkte werden inzwischen von D-Vinyl, M-Audio und Numark angeboten. Die Software-Hardware-Kombination von Numark bietet dem DJ zusätzlich die Möglichkeit digitale Filmdateien mit dem Plattenspieler zu synchronisieren. Zu den bewährten Systemen dieser Art zählen Serato Scratch Live (SSL) von Rane und das schon erwähnte Final Scratch 2 (FS2) von Stanton. Serato Scratch Live ist vor allem in seinem Herkunftsland Amerika sehr beliebt und gilt als ein sehr zuverlässiges System. Gerade unter DJs des Turntablism genießt SSL einen guten Ruf. Abbildung 3-8 zeigt, wie Serato Scratch Live in ein bestehendes DJ-Setup integriert wird. Abbildung 3-8: Serato Scratch Live Setup Final Scratch 2 hingegen wird vor allem von Club-DJs im europäischen Raum genutzt. Die zugehörige Software Traktor DJ Studio (Native Instruments) ist auch ohne den Scratch Amp (Final Scratch 2 Audio Interface) bei DJs sehr beliebt und wird entweder direkt über Maus und Tastatur des Computers oder mit einem Controller bedient. Bei DJ-Controller unterscheiden sich reine Midi-Controllern, die als Kontrolleinheit der Parameter einer DJ-Software dienen und DJ-Controller mit integriertem Audio Interface, die dem DJ eine Komplettlösung bieten. [iStan06] Als reiner Midi-Controller werden z.B. der „KDJ-500“ des 23 3 Neue DJ-Systeme am Markt Herstellers KONTROL:DJ oder der „X-Session“ von M-Audio am Markt angeboten. Hierzu wird ein zusätzliches Audio Interface benötigt. DJ-Controller mit integriertem Audio Interface, die erst seit 2004 auf dem Markt erhältlich sind, bieten Einsteigern und semiprofessionellen DJs eine sehr günstige Alternative zu einem teueren DJ-Setup. In diesem Preissegment sind vor allem die Produkte der Hersteller Behringer (z.B. „BCD-2000“, Abbildung 3-9) oder Hercules (z.B. „DJ Conslole MK2“, Abbildung 3-10) sehr beliebt. Abbildung 3-9: BCD-2000 (Behringer) Abbildung 3-10: DJ Conslole MK2 (Hercules) Dem entgegen, sind hochwertige Entwicklungen, wie z.B. der „Xone:3D“ der Firma Allen & Heath, zu nennen. Seit der Markteinführung 2005 wird dieser DJ-Controller, mit integriertem analogem Mixer, zunehmend im professionellen DJ-Bereich verwendet. [iAlHE06] Der Xone:3D wird meist in der Kombination mit der Software „Traktor DJ Studio“ von Native Instruments oder „Live“ von Ableton genutzt. Ableton Live wird ursprünglich als Midisequencer und Softwaresampler für Live-Acts konzipiert. Da die Grenzen zwischen Live Acts und DJs zunehmend verschmelzen, gibt es immer häufiger DJs, die ihr DJ-Set mit Ableton Live ergänzen oder komplett umsteigen. Als einzigartig unter den DJ-Controllern gilt der „Motion Capture MIDI Controller“ des Herstellers Sonalog. Bei diesem DJ-Controller handelt es sich um ein „Motion-Capturing-Anzug“ der die Bewegungen der Arme und Hände in Midi-Signale umwandelt. Diese Signale können wiederum den Parametern einer DJ-Software zugewiesen werden, wodurch es möglich wird, ohne zusätzliche Controller, eine DJ-Software im freien Raum zu bedienen. Abbildung 3-11 zeigt einen DJ bei der Verwendung des „Motion Capture MIDI Controllers“. [iSoLo06] 24 3 Neue DJ-Systeme am Markt Abbildung 3-11: Motion Capture MIDI Controller Dieses System ist jedoch in der Praxis nur vereinzelt verbreitet und wird meist als Showeffekt neben üblichen DJ-Setups eingesetzt. [I.MaRe] 25 3 Neue DJ-Systeme am Markt 3.2 Analyse der bekanntesten Digitallösungen für DJs Von den aufgezeigten neuen DJ-Digitallösungen des letzten Abschnitts haben sich einzelne Produkte als sehr bewehrt und praxistauglich erwiesen. Sie werden weltweit von professionellen DJs eingesetzt. Zu diesen in der Praxis relevanten Systemen zählen z.B. der CD-Player „CDJ1000 MK2“ (PIONEER), die DJ-Software „Traktor DJ 3“ (Native Instruments), das Vinyl Control-System Final Scratch 2 (Stanton) und der Universal-DJ-Controller XONE:3D (Allen & Heath), auf welche in diesem Kapitel näher eingegangen wird. [I.SwSc06] 3.2.1 CDJ-1000 MK2 (PIONEER) Die zugrunde liegende Idee der Entwicklung des CDJ-1000 MK2 ist, einen CD-Player zu konzipieren, der die Vorteile der digitalen Entwicklung mit dem Handling des altbewährten DJ-Turntables verbindet. Im Bereich der DJ-CD-Player genießt die Firma PIONEER schon seit den 90er Jahren ein sehr gutes Image durch zukunftsweisende Entwicklungen und zuverlässige Technik, jedoch unterscheidet sich der CDJ-1000 MK2 (Abbildung 3-12) sehr stark von den ihm voraus gegangenen Modellen. Abbildung 3-12: CDJ-1000 MK2 (PIONEER) 26 3 Neue DJ-Systeme am Markt Die Inbetriebnahme ist ähnlich wie bei jedem anderen DJ-CD-Player. Das Gerät benötigt eine 220 - 240 Volt Stromversorgung und kann über Stereo Cinch oder Digitalausgang in das DJ-Setup integriert werden. Als CDFormat werden Audio-CD, CD-R und CD-RW in Größen 12 cm und 8 cm akzeptiert. Der CDJ-1000 MK2 ist von seinen Maßen 20 mm x 105 mm x 370 mm den Größenverhältnissen eines Turntables angepasst und wiegt durch seine massive Verarbeitung 4,2 kg. Der Player verfügt über ein großes, mehrfarbiges LCD-Display. Hier finden sich unter anderem Informationen über Track-Nummer, Pitchstellung, BPM-Zahl (Geschwindigkeit in Beats Per Minute, Schläge pro Minute) und den Pegelverlauf des gesamten Tracks in einer Waveanzeige (Wellenform des gesamten Titels). Das Gerät besitzt einen großen Pitchfader zur Geschwindigkeitsfeinregulierung, welcher sich in den Bereichen +/- 6%, 10%, 16% und 24% umschalten lässt. Zusätzlich steht in diesem Bereich noch eine Pitch Reset Funktion zur Verfügung. Durch diese Einstellung werden Titel, unabhängig von der Position des Pitchfaders, in der Originalgeschwindigkeit wiedergegeben. Eine der Neuheiten des CDJ-1000 MK2 ist zudem das berührungsempfindliche, 206 mm große Jog Dial, mit deren Betätigung der DJ im Vinyl Modus scratchen kann. Als Modi stehen Vinyl Mode (zum Scratchen) und CD Mode (zum Arbeiten wie mit herkömmlichen DJCD-Player) zur Auswahl. Der Ring des Jog Dial ist zudem unabhängig bedienbar und somit ist es möglich im Vinyl Modus den Titel anzuschieben oder abzubremsen. Im zweiten Display, welches im Jog Dial integriert ist, lassen sich Laufrichtung, Titelnummer, gesetzte Cue Punkte und der eingestellte Modus ablesen. Des Weiteren verfügt der CDJ-1000 MK2 über eine Cue-Sektion. Die Informationen dieser Cue-Punkte lassen sich auf eine MMC (Multi Media Card) abspeichern und bei jedem anderem CDJ-1000 MK2 wieder abrufen. Als zusätzliches Feature steht ein Kippschalter für Vorwärts- und Rückwärtslauf zur Verfügung. Der CDJ-1000 MK2 hat sich seit seiner Markteinführung 2003 in Clubs, Diskotheken, Radiosendern und bei Festivals einen festen Platz erobert. Inzwischen gibt es von PIONEER erweiterte Modelle, z.B. den CDJ-1000 MK3, welcher zusätzlich das Arbeiten mit MP3-Dateien zulässt oder den CDJ-800 MK2, der durch einen anderen Aufbau eine niedrigere Preisklasse bedient. [iPiCd06] 27 3 Neue DJ-Systeme am Markt 3.2.2 Traktor 3 (Native Instruments) Die DJ-Software Traktor 3 wird von dem Berliner Softwarehersteller Native Instruments (NI) angeboten. Seit Jahren zählt dieses Unternehmen zu den renommierten Herstellern von professioneller Audio Software und ist für innovative und zuverlässige Entwicklungen bekannt. Als Systemanforderung wird auf Macintosh ein G4 1.5 GHz mit 512 MB RAM sowie auf Windows 1 GHz mit 512 MB RAM empfohlen. Abbildung 3-13 zeigt einen Screenshot der Software Traktor 3. Abbildung 3-13: Screenshot Traktor 3 (Native Instruments) Traktor 3 unterteilt sich in vier grundlegende Bereiche. Im oberen Teil befindet sich die Console. Hier können wahlweise verschiedene Parameterfenster angezeigt werden. Zur Auswahl stehen z.B. System Info, Final Scratch Control, Audio Recorder, Masterausgang oder Effektsektionen. Als Effekte stehen, pro Kanal, zwei Filter, ein Delay, ein Reverb und ein Beatmasher (Sampleeffekt) zur Verfügung. Im mittleren Teil befindet sich der 4-Kanal-Clubmixer mit Vorhörsektion, der nahezu alle Funktionen des wegweisenden Allen & Heath „Xone:92“ Clubmixers authentisch simuliert. 28 3 Neue DJ-Systeme am Markt Rechts und links des Mixers befinden sich zwei oder auch wahlweise vier Decks. Diese dienen zum Abspielen von Musikdateien, die über Pitch und Pitch Band rhythmusgenau synchronisiert werden können. Darüber hinaus können in den Decks Cue- und Looppunkte gesetzt werden. Im unteren Abschnitt der Software ist der Browserbereich zu finden. Hier können Musikdateien gesucht, sortiert, vorgehört, virtuelle Plattenkoffer angelegt oder direkt über den Anbieter Beatport.com legal Musiktitel in hoher Qualität (wahlweise MP3 in 320 kBit/s oder WAV-Datei) erworben werden. Jeder Benutzer kann die Anordnung der einzelnen Bereiche ganz auf seine Bedürfnisse anpassen und bis zu 10 Layouts speichern. Zudem ist das Layout abhängig vom Aufbau des Setups, da die Titel intern, aber auch extern, über einen Hardware-DJ-Mixer gemischt werden können. Je nach Aufbau des DJ-Setups wird der interne Mixer ein- oder ausgeblendet. Die Software kann in vier verschiedenen Setups verwendet werden. Die Wahl des Setups hängt davon ab, in welcher Weise und in welchem Einsatzbereich die Software verwendet wird. Für zuhause und unterwegs bietet sich die Konfiguration des „Basis-Setups“ (Abbildung 3-14) an. Abbildung 3-14: Basis-Setup Traktor 3 Hierfür wird ein Computer, z.B. ein Notebook und eine Abhörmöglichkeit, z.B. ein Kopfhörer, benötigt. Bei dieser Konstellation wird die interne Soundkarte des Computers genutzt. Da hier in der Regel nur ein Stereoausgang zur Verfügung steht, ist es schwierig Titel vorzuhören. 29 3 Neue DJ-Systeme am Markt Eine weitere Konfiguration ist das "klassische" DJ-Setup, bzw. Club-Setup. Abbildung 3-15: "klassisches" DJ-Setup bzw. Club-Setup Traktor 3 Dieses Setup (Abbildung 3-15) ist für den Einsatz im Club oder in einer Diskothek vorgesehen. Voraussetzung ist hierbei ein Computer, ein externer Hardware-DJ-Mixer und eine mehrkanalige Soundkarte oder ein externes Audiointerface mit mindestens zwei Stereo Ausgängen. Bei diesem Aufbau ist es wichtig im TRAKTOR-Audio-Setup das OutputRouting auf „external“ zu stellen. Nach dieser Einstellung wird automatisch Deck A auf den ersten Stereoausgang der Soundkarte und Deck B auf den zweiten geroutet. Steht eine Soundkarte oder ein AudioInterface mit 4 Stereo-Ausgängen zur Verfügung, werden die weiteren Decks (maximal vier Decks insgesamt) auf Stereoausgang drei und vier geroutet. Jeder Ausgang der Soundkarte wird anschließend getrennt mit den LINE-Eingängen des DJ-Mixer verbunden. Vorhören, Equalizereinstellungen und Mischen erfolgt identisch wie beim Arbeiten mit Turntables über den DJ-Mixer. TRAKTOR 3 ist zudem vollständig kompatibel zu Final Scratch 2 von Stanton. Aus diesem Grund können die Decks in TRAKTOR komfortabel über Turntables gesteuert werden. Das Pitching (Geschwindigkeitsregulierung) und Scratching erfolgt wie beim klassischen „DJing“ direkt über die Turntables. Die digitalen Musikdateien in TRAKTOR 3 folgen dadurch exakt den Bewegungen der speziellen FS Vinyl-Platten, die einen Timecode enthalten. Abbildung 3-16 zeigt den Aufbau eines solchen Setups. Abbildung 3-16: Setup mit Turntables und Final Scratch 2 30 3 Neue DJ-Systeme am Markt Die Einsatzbereiche dieses Systems sind Clubs, Diskotheken und Studios in deren Produktionen Scratches verwendet werden. Als Equipment wird ein Computer, ein DJ-Mixer, zwei DJ-Plattenspieler und die Final Scratch 2 Hardware (Scratch Amp Interface) benötigt. Das Routing im TRAKTORAudio-Setup erfolgt genau wie bei jedem anderen mehrkanaligem Audiointerface. Zusätzlich ist es notwendig die Schallplattenspieler, die das Timecodesignal senden, an die Stereoeingänge des Scratch Amp anzuschließen. (siehe Abschnitt 3.2.3 Final Scratch 2) Immer häufiger wird Traktor 3 auch über professionelle Midi-Controller mit integriertem Audiointerface gesteuert. Folgendes Setup (Abbildung 317) wird in diesem Aufbau gerne für Erweiterungen von Live-Auftritten verwendet. Abbildung 3-17: Setup mit Midi-Controller Dieses Setup besteht aus einem Laptop oder einem Desktoprechner und dem Controller Xone:3D von Allen & Heath. Bei dieser Kombination lassen sich alle Parameter von Traktor 3 bequem über den Controller zuweisen und steuern. Der Xone:3D wird über USB (Universal Serial Bus) an den Computer angeschlossen. (Abschnitt 3.2.4 XONE:3D) [sTrNi06] Bei dieser Software ist anzumerken, dass sie bis Mitte Oktober 2006 unter dem Namen „TRAKTOR DJ STUDIO 3“ vermarktet wurde. In einer Pressemitteilung vom 09. Oktober 2006 wird mitgeteilt, dass Native Instruments diverse Änderungen in ihrer Produktpolitik für den DJ-Markt plant und aus diesem Grund die Software „TRAKTOR DJ STUDIO 3“ zukünftig als „Traktor 3“ angeboten wird. [PrNi06] Unter diesem Namen gilt sie, nicht zuletzt wegen den vielen Einsatzmöglichkeiten, als beliebteste Software im professionellen DJBereich. 31 3 Neue DJ-Systeme am Markt 3.2.3 Final Scratch 2 (Stanton) Mitte der 90er beginnt die Firma Stanton ein System zu entwickeln, das es DJs möglich macht den Schritt in die digitale Audiowelt zu wagen, ohne das direkte Gefühl zu den Schallplattenspielern zu verlieren. Die Firma Stanton Magnetics wird 1946 gegründet und zählt zu den Markführern im Bereich professioneller Audiotechnik für DJs. Mit diesem Systems wird eine Hardware-Software-Kombination geschaffen, die es möglich machen soll, Musikdateien auf einem Computer mit einem normalen DJ-Setup (zwei Turntables und ein DJMixer, siehe Abschnitt 2.3 Technische Entwicklungen des DJ-Setups) zu kontrollieren und in Echtzeit zu mischen. Das System lässt sich in jedes klassische DJ-Setup integrieren und bietet die Option gleichzeitig oder abwechselnd Musikfiles und originale Schallplatten abspielen zu lassen. Die Schnelligkeit und die Kompaktheit eines Computers wird mit der Intuitivität des „Vinylmixings“ kombiniert. Es existierten zunächst einige Prototypen, die von versierten DJs und Hard-/Softwareentwicklern getestet werden. Richie Hawtin (Detroit) und John Acquaviva (Kanada), beide seit den 90er Jahren weltweit populäre DJs, gehören zu den ersten bekannten Benutzern dieses Systems. [iStan06] Abbildung 3-18 zeigt John Acquaviva bei der Release Party von Final Scratch 2 im Frankfurter Club Robert Johnson 2004. Abb 3-18: John Acquaviva, Release Party Final Scratch 2 (Club R. Johnson, Frankfurt) Als Ende der 90er Jahre die ersten Systeme auf dem Markt erhältlich sind, kosten sie mehrere tausend US-Dollar und werden nur in Verbindung mit einem modifizierten Laptop angeboten. Die eigens entwickelte Software des Systems wird 2003 zur Serienreife durch eine DJ-Software von Native Instruments ersetzt. Von da an ist auch kein spezieller Laptop mehr nötig. Verschiedene Versionsschritte (1.1, 1.5, zuletzt 2.0) erweitern das System 32 3 Neue DJ-Systeme am Markt und verbessern die Stabilität und Qualität. Final Scratch 2 ist inzwischen auf den Betriebssystemen Linux, Mac und Windows verfügbar und wird zusammen mit der DJ-Software „Traktor FS 2“ von Native Instruments angeboten. Das Stanton Final Scratch 2 System setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen: o ScratchAmp (FireWire Audio-Interface): Der ScratchAmp ist das Herzstück des Systems. Im Grunde ist es ein Input/Output-AudioInterface mit drei Stereo Ein- und Ausgängen. Davon kann ein Eingang als Mikrofoneingang (XLR, symmetrisch) genutzt werden. Über eine zusätzliche Midi I/O-Verbindung können externe Peripherien, z.B. Midi-Keyboards, DJ-Controller, Sampler oder Synthesizer, angeschlossen werden. o 3 Standard FS 2-Schallplatten: Auf die drei herkömmlichen analogen Vinyl-Schallplatten ist auf beiden Seiten ein absoluter Timecode (ähnlich LTC, Longitudinal Timecode im Studiobereich) aufgepresst. Hierbei kann der DJ sich zwischen Seite A (33 1/3 U/Minute) und Seite B (45 U/Minute) entscheiden. Beide Seiten beinhalten ein durchgehendes Timecodesignal von 15 Minuten Länge. Zur zeitlichen Orientierung dienen visuelle Abgrenzungen bei jeder Minute. o 2 FS Timecode-CDs: Durch die zwei CDs ist es möglich das System durch einen handelsüblichen DJ-CD-Player anzusteuern. o Software Installations-CD: Diese beinhaltet die Installationsdateien von Traktor FS 2 und Treiber für den ScratchAmp. o 6-Pin FireWire-Kabel: Das FireWire-Kabel stellt die Verbindung zwischen ScratchAmp und Rechner her. o 4 Stereo Cinch-Audiokabel: Die Audiokabel Verbindungen zwischen Scratchamp und Mixer her. stellen die o Netzteil: Dieses wird nur benötigt, wenn der Computer nicht über den empfohlenen 6-Pin FireWire Anschluss verfügt. (z.B. bei 4-Pin FireWire, Standard bei vielen PC-Laptops) Zusätzlich zu den Bestandteilen wird natürlich ein übliches DJ-Setup benötigt. 33 3 Neue DJ-Systeme am Markt Folgende Grafik (Abb. 3-19) zeigt, wie alle Komponenten miteinander verbunden werden und der ScratchAmp anschließend via FireWire mit dem Rechner verlinkt wird. Abb. 3-19: FS 2 Scratch Amp, Rückseite Die Schallplattenspieler werden mit deren Cinch-Kabel mit den Eingängen des ScratchAmp IN1 und IN2 verbunden. Wichtig ist, dass hier am ScratchAmp PH für Phono (Plattenspieler) eingestellt ist. Im nächsten Schritt werden die Line-Signalausgänge OUT 1 und OUT 2 des ScratchAmps mit den entsprechenden Line-Eingängen des DJ-Mischpultes verbunden. Um zusätzlich normale Schallplatten über die Phono-Kanäle des DJ-Mixers wiederzugeben, ist es nötig THRU 1 und 2 des ScratchAmps mit den entsprechenden Phono-Eingängen am Mischpult zu verbinden. Abbildung 3-20 zeigt die Frontseite des Scratch Amps. Abb 3-20: FS 2 Scratch Amp, Frontseite Der ScratchAmp kann nun über FireWire mit dem vorgesehenen Rechner verbunden werden. Verfügt der Rechner nur über einen 4-Pin FireWire Anschluss, muss der ScratchAmp zusätzlich über das Netzteil versorgt werden. 34 3 Neue DJ-Systeme am Markt Die zugehörige Software Traktor FS 2 ist im Grunde identisch mit der Traktor DJ-Software. Es werden jedoch einige Funktionen eingeschränkt, die zum Mixen mit Final Scratch nicht verwendet werden. Die Vorgehensweise bezüglich der Einstellungen von Final Scratch sind bei den verschiedenen Versionen von Traktor identisch. Zu Beginn einer jeden Mix Session mit Traktor FS muss die Software kalibriert werden. Dies dauert nur wenige Augenblicke und wird durch Aufsetzen der Nadel auf beide sich drehende FS 2-Schallplatten erreicht. Das Programm erkennt innerhalb von Sekunden welche Art von Timecode-Schallplatte verwendet wird und ist in der Regel direkt betriebsbereit. Ist die Schallplatte beschädigt, falsch eingepegelt oder ein Fehler im Signalweg, weist die Software während der Kalibrierung im Bereich von Deck A oder Deck B darauf hin. Der Timecode, der die Wiedergabe von Deck A und Deck B steuert, wird in zwei separaten symmetrischen Grafiken innerhalb des Kalibrierungsdialogfeldes angezeigt. In der folgenden Abbildung ist zunächst das Kalibrierungsdialogfeld ohne anliegenden Timecode zu sehen. (Abb. 3-21) Darüber hinaus sind jeweils die Kalibrierungsdialogfelder mit defektem (Abb. 3-22) und korrektem Timecode (Abb. 3-23) zu sehen. [iStan06] Abb. 3-21: Kalibrierungsdialogfeld Abb. 3-22: Defekter Timecode Abb. 3-23: Korrekter Timecode 35 3 Neue DJ-Systeme am Markt Mit erfolgreicher Kalibrierung, ist die Inbetriebnahme des Systems abgeschlossen. Final Scratch 2 ist heute, neben dem direkten Konkurrenten „Serato Scratch Live“ des Herstellers Rane, das erfolgreichste Vinyl-ControlSystem am Markt. [sDjUm06] Beide Systeme sind vom Signalfluss identisch aufgebaut. Bei einem unabhängigen Test des Magazins „MK ZWO“ werden beide Systeme in der Praxis miteinander verglichen. Die Ergebnisse der Testreihe haben ergeben, dass sich die Produkte qualitativ auf demselben Niveau befinden. [sMkZw] 3.2.4 XONE:3D (Allen & Heath) Der Hersteller Allen & Heath steht seit über 30 Jahren für hochqualitative und zuverlässige Mischpulte im Live- und Tonstudiobereich. Seit Beginn der 90er Jahre stellt das Unternehmen zudem hochwertige DJ-Mischpulte her, die sich vor allem in großen Clubs und Diskotheken etabliert haben. Mit dem XONE:3D (Abbildung 3-24) setzt Allen & Heath wieder neue Maßstäbe. Diese Neuentwicklung ist eine in dieser Form einzigartige Kombination aus einem High Performance DJ-Mixer, einer USBSoundkarte mit vier Stereokanälen und einer umfassenden MIDIControlleroberfläche. Abbildung 3-24: XONE:3D (Allen & Heath) 36 3 Neue DJ-Systeme am Markt Die Bedienfläche teilt sich in drei Hauptbereiche. Links und rechts in den MIDI-Sektionen stehen acht Fader, 16 Drehpotis, 50 Taster und zwei Costum Jog Wheels (rundes Bedienelement) zur Verfügung, die frei allen Parametern einer Software zugeteilt werden können. Die Jog Wheels können mit der geeigneten DJ-Software, z.B. Traktor 3 (Native Instruments) zum Andrücken, Abbremsen und Scratchen der Titel benutzt werden. Im mittleren Teil befindet sich die Mischpultoberfläche, die von den, sich bewährten, analogen Allen & Heath DJ-Pulten XONE:92 und XONE:62 stammt. Ebenfalls sind in diesem Bereich hochwertige analoge 3-BandEqualizer pro Kanal und ein VCF-Filter (Voltage Controlled Filter) untergebracht. Des Weiteren ist links oben ein Beat Detector integriert, welcher die Geschwindigkeit des Mastersignals in BPM misst. Zusätzlich hat der XONE:3D einen Gameportanschluss, der z.B. mit einem Joystick als Modulationsmöglichkeit für den Filter genutzt werden kann und einen Midi-Ein- und Ausgang, der für den angeschlossenen Computer als MidiInterface zur Verfügung steht. [iAlHe] Zur besseren Übersicht in den Midisektionen, werden vorgefertigte Schablonen mitgeliefert, die z.B. auf Live (Ableton) oder Traktor (Native Instruments) angepasst sind. Bei Verwendung des passenden Presets, welches auf der Herstellerwebseite erhältlich ist, müssen nicht einmal mehr die Parameter zugewiesen werden. Die Zuweisungen können bequem aus dem Preset geladen werden. Bei den „TECH AWARDS 2006“ des „DJMAG“, dem meistgelesenen internationalen DJ-Magazin, wird der XONE:3D in der Kategorie „Innovative New Product“ von den Lesern zum besten DJ-Produkt 2006 gewählt. [iDjTe] 37 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis 4.1 Analyse der Arbeitsweisen populärer DJs Um die aktuellen DJ-Systeme im professionellen Einsatz zu definieren, werden im folgenden Kapitel die Arbeitsweisen populärer DJs unterschiedlicher Musikgenres analysiert. Untersucht wird hierbei, mit welchem Equipment der DJ heute arbeitet und ob diesbezüglich innerhalb der letzten Jahren ein Wandel stattfindet. 4.1.1 Paul Van Dyk Paul Van Dyk startet seine Karriere 1991 im Berliner Tresor als Resident DJ. Wie damals üblich, legt er mit Vinylschallplatten auf. Jedoch ist er digitalen Musikmedien von Beginn an nicht abgeneigt. Er nutzt schon früh DJ-CD-Player, um neue Produktionen vor Publikum zu testen. Ebenfalls zählt er zu den ersten populären Nutzern von Serato Scratch Live (Rane). Im Jahre 2005 wechselt er komplett zu digitalen Musikmedien. Seither nutzt er bei seinen DJ-Auftritten das XONE:3D (Allen & Heath) in Verbindung mit der Software Live (Ableton) auf einem Powerbook (Apple). Als zusätzlichen Midi Controller dient der Trigger Finger von MAudio. Heute zählt Paul Van Dyk, als Trance-DJ und Abb. 4-1: Paul Van Dyk Producer, zu der weltweiten DJElite. In der „Top 100 DJ POLL“ (größte Abstimmung über die beliebtesten DJs, DJ-Magazin „DJ MAG“) wird er von 217102 Wählern aus 129 unterschiedlichen Ländern zum beliebtesten DJ 2005 und 2006 gewählt. Abbildung 4-1 zeigt Van Dyk bei einem Gig im Club Amnesia (Ibiza) 2006. [iPvD06] 38 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis 4.1.2 Marc Hype Marc Hype, besser bekannt als DJ Hype, beginnt in den 80er Jahren als HipHop DJ. Schnell entwickelt er sich zu einem der besten Turntablisten Deutschlands. 1998 und 1999 wird er zum Deutschen ITF-Champion gewählt. Seitdem wird Hype auch international gebucht. Zur Zeit ist er zusammen mit dem Konzertpianisten Jim Dunloop, der ihn am E-Piano begleitet, auf Tournee. Hierbei setzt Hype erstmals statt herkömmlicher Vinylschallplatten Serato Scratch Live (Rane) in Kombination mit dem Battle-Effekt-Mixer DJM-909 von PIONEER ein. Abbildung 4-2 zeigt Marc Hype und Jim Dunloop live beim Electricityfestival 2006 in Saarbrücken. [iMaHy06] Abbildung 4-2: Marc Hype & Jim Dunloop (live) 4.1.3 Chris Liebing Chris Liebing beginnt Anfang der 90er Jahre als HipHop-, Pop- und House-DJ. Mitte der 90er Jahre wächst er gemeinsam mit der Frankfurter Technokultur zu einem der beliebtesten deutschen DJs heran. Als TechnoProduzent prägt er, durch die Stilrichtung, „Schranz“, die weltweite Kultur progressiver elektronischer Musik. Als DJ nutzt er schon früh, neben Vinyl, verschiedene technische Entwicklungen und Effektgeräte. Mit der Markteinführung von Final Scratch (Stanton) steigt er auf digitale Musikmedien um. Im Jahr 2005 ist er maßgeblich an der Entwicklung des XONE:3D (Allen & Heath) beteiligt und nutzt diesen Controller seither in Kombination mit Traktor 3 (Native Instruments). 39 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis 4.1.4 Turntablerocker Das DJ-Team Turntablerocker besteht aus Dee Jot Hausmarke (Michael Beck) und DJ Thomilla (Thomas Burchia). Beide sind Mitbegründer der deutschen HipHop Kultur und legen Ende der 90er Jahre zusammen im Stuttgarter HipHop Club Red Dog als Resident-DJs auf. Mit der Gründung der Turntablerocker beschließen sie die von House- und Technodominierte deutsche Clublandschaft mit ihrem neuen Sound zu erobern. Von Beginn an setzen die Turntablerocker auf digitale DJ-Technik und zählen somit zu den ersten DJs, die mit Final Scratch arbeiten. Heute zählen sie zu den meistgebuchten Acts in Deutschland und feiern auch auf internationalen Festivals große Erfolge. 4.1.5 Switch Switch heißt mit bürgerlichem Namen Dave Tayler. Seit Ende der 80er Jahre ist er Club-DJ in London. Derzeit zählt er zu den angesagten und einflussreichsten britischen House-Producern und -DJs. Seine Produktionen sind in Clubs weltweit beliebt und werden von Größen wie Peter Tong oder Richard Dorfmeister gerne in DJ-Sets verwendet. Er selbst hat immer mit Vinyl gearbeitet und steigt 2004 auf digitale Musikmedien um. Heute benutzt er ein Powerbook (Apple) mit der Software Live (Ableton) und das Audiointerface Traveler von MOTU. Seit kurzem erweitert er dieses Setup um den DJ-Controller „X-Session“ von M-Audio. Switch sieht die Vorteile dieses Systems hauptsächlich in der Mobilität, da er es als Handgepäck im Flugzeug mitführen darf. Jedoch bemängelt er, dass er in vielen Clubs mit dem Rücken zum Publikum steht, da viele DJ-Plätze nicht für DJs mit Notebook eingerichtet sind. [I.DaTa06] Abbildung 4-3 zeigt Switch mit dem genannten Setup. Abbildung 4-3: DJ Switch beim Electricity Festival 2006 in Saarbrücken 40 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis 4.1.6 Richard Dorfmeister Richard Dorfmeister zählt zu den bekanntesten Produzenten Österreichs und ist seit Ende der 80er Jahre zusammen mit Peter Kruder als DJ aktiv. Musikalisch bewegt er sich als Disc Jockey zwischen House, HipHop, Jazz und Drum’n’Bass. Seit wenigen Jahren benutzt er neben Vinyl bei seinen Auftritten auch Audio-CDs. Bei der Arbeit mit digitalen Musikmedien bevorzugt er die DJ-CD-Player des Herstellers PIONEER, z.B. den CDJ1000 MK2. Den Vorteil sieht er vor allem darin, Titel, die er nicht auf Vinyl besitzt, trotzdem bei Auftritten einzusetzen. [I.RiDo] Folgende Abbildung 4-4 zeigt Richard Dorfmeister zusammen mit Lars Langholz beim Electricity Festival 2006 in Saarbrücken. Auf der Aufnahme ist die CDMappe und parallel dazu die laufende Vinylschallplatte zu sehen. Abbildung 4-4: Richard Dorfmeister und Lars Langholz, Electricity Festival 2006 Sbr. 4.1.7 Sven Väth Sven Väth gilt als Urgestein der Deutschen DJ-Kultur. Er steht seit Beginn der 80er Jahre hinter den Plattentellern und prägt als Clubbesitzer, Labelmanager, Produzent und nicht zuletzt als DJ, die Technokultur weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Von den DJ-Magazinen „Raveline“ und „Groove“ wird er seit Jahren regelmäßig zum beliebtesten DJ Deutschlands gewählt. Sein bevorzugtes Medium zum Auflegen ist seit je her Vinyl. Zum Testen neuer Produktionen nutzt er dennoch gerne die DJ-CD-Player CDJ-1000 von PIONEER. Als Veranstalter achtet er zudem seit Jahren darauf, dass die DJ-Kanzeln seiner Events neben einem hochwertigen Clubmixer und mindestens drei Technics MK 2 – Turntables mit mehreren DJ-CD-Playern von PIONEER (bevorzugt CDJ-1000 MK2) ausgestattet sind. 41 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis 4.1.8 Axwell Axwell, mit bürgerlichem Namen Axel Hedfors, ist ein international sehr erfolgreicher House-DJ, Produzent und Remixer unter anderem für Madonna, Moby oder Bob Sinclar. Anfang der 90er Jahre beginnt er in einem kleinen schwedischen Clubs als Resident DJ mit Vinyl. Mit der Einführung des CDJ-1000 von PIONEER steigt er komplett auf digitale Musikmedien um. Den Vorteil bei der Arbeit mit Audio-CDs sieht er vor allem in der Mobilität. Er nimmt lediglich eine kompakte CD-Mappe zu seinen internationalen Gigs mit. Darüber hinaus schätzt er die klanglichen Vorteile gegenüber herkömmlichen Vinylschallplatten. [iPiCd06] 4.1.9 John B John B beginnt seine Karriere Mitte der 90er Jahre als Club-DJ in London. Kurz darauf wird er durch seine Drum’n’Bass Produktionen weltbekannt. In den letzten Jahren hat John B seinen Stil gewandelt und produziert vor allem eigene Remixes der „80er-Jahre-Pop-Hits“. Eine Besonderheit hierbei ist, dass er diese Stücke nur in seinen DJ-Mixes präsentiert, wodurch er inzwischen zu den beliebtesten Drum’n’Bass-DJs der Welt zählt. John B arbeitet von Beginn an mit Audio-CDs, um seine eigenen Produktionen mit in seine DJ-Mixes einfließen zu lassen. Bei seinen Auftritten spielt er heute ausschließlich auf den CDJ-1000 MK 2 (PIONEER). [I.JohB06] Abbildung 4-5 zeigt John B bei einem Gig in Bangkok 2006. Abbildung 4-5: John B in Bangkok 2006 42 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis 4.2 Analyse DJ-technischer Einrichtungen Mit den Veränderungen der Arbeitsweisen vieler populärer DJs ändert sich in den letzten Jahren auch die Bühnenanforderung bezüglich des DJPlatzes. [sDjUm06] In den folgenden Unterkapiteln (4.2.1 – 4.2.3) werden die technischen Einrichtungen für DJs bei Festivals, Radiostationen, in Clubs und Diskotheken dokumentiert, um Besonderheiten und Trends aufzudecken. 4.2.1 Festivals Jährlich stattfindende Festivals, bei denen DJs als Künstler gebucht werden, erfreuen sich seit Jahren wachsender Beliebtheit. Zu den bekanntesten Festivals dieser Art zählen in Deutschland z.B. TDK Time Warp (Mannheim), Melt! (Dessau), splash! Festival (Chemnnitz), Nature One (Kastellaun), Sonne Mond und Sterne (Saalburg) oder Electricity (Saarbrücken). Das zuletzt genannte Festival Electricity, das durch sein hochgradiges DJ-Line-Up inzwischen internationales Publikum anzieht, wird im Rahmen dieser Arbeit im Bezug auf den Wandel in der DJTechnik dokumentiert. Dabei werden Besonderheiten und Probleme festgehalten. Der Veranstaltungsort ist die Congresshalle Saarbrücken. Diese ist für das Event in vier Floors unterteilt. Folgendes Line-Up (Abbildung 4-6) zeigt die Einteilung der Bereiche und die zeitliche Einplanung der einzelnen Künstler. Abbildung 4-6: Line-Up Electricity 2006, Saarbrücken Laut dem technischen Leiter Falk Gruber bestanden die DJ-Setups, die noch vor wenigen Jahren auf solchen Events eingerichtet wurden, 43 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis standardmäßig aus einem Clubmixer und zwei Turntables (Technics 1210 MK2). Dies hat sich jedoch innerhalb der letzten drei Jahre drastisch geändert. Die vier DJ-Plätze bei Electricity 2006 werden mit je zwei Turntables „Technics SL-1210M5GE“, zwei DJ-CD-Playern (PIONEER CDJ-1000 MK2) und einem Clubmixer von PIONEER ausgerüstet. Als Clubmixer werden drei mal der DJM-600 (PIONEER) und auf Sonderwunsch eines Künstlers in einem Floor die neuere Version DJM-800 (PIONEER) verwendet. Zusätzlich beinhaltet die Bühnenanweisung einiger DJs ein Stereomonitoring, dessen Lautstärke der DJ selbst über den Boothoutput (Monitorausgang) des DJ-Pultes steuern kann. Wie oft fälschlicher Weise angenommen wird dieser Ausgang nicht zum vorhören der Kanäle benötigt. Das Boothsignal dient rein zur Verbesserung der Akustik für den DJ und entspricht einem zweiten Masterausgang mit eigener Lautstärkeregulierung. Zu beachten ist hierbei, dass DJM-800 (PIONEER) bereits über zwei symmetrische XLR-Ausgänge verfügt, um die Stereosumme des DJs abzunehmen. Die Pegel dieser Kanäle lassen sich auf der Rückseite des Mixers über eine Stellschraube um 3 dB, 6 dB oder 12 dB trimmen. Der gesonderte Boothoutput besteht bei dem DJM-600 aus einem unsymmetrischen Stereo-Chinch-Ausgang und bei dem DJM-800 aus einem unsymmetrischen Stereo-Klinken-Ausgang. Zusätzlich wird beim Einrichten der DJ-Plätze darauf geachtet, dass genügend Platz für Laptops und Effektgeräte vorhanden ist. Zur Stromversorgung dieser Geräte wird eine extra abgesicherte Schukosteckdose mit drei Anschlüssen im Bereich des DJ-Tisches freigehalten. Ebenfalls wird darauf geachtet, dass die Plattenspieler gegen Rückkopplungen abgesichert sind, die über den Boden übertragen werden. Lösungen hierfür sind zum Beispiel schwere Steinplatten oder spezielle Kissen, die bei Bedarf unter den Geräten angebracht werden. Abbildung 4-7 zeigt das fertig in Betrieb genommene DJ-Setup nach dem Soundcheck. Abbildung 4-7: DJ-Setup Electricity 2006, Saarbrücken 44 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis Bis auf vier Künstler arbeiten alle DJs dieses Festivals zumindest neben Vinyl auch mit digitalen Musikmedien. Hierbei werden überwiegend die DJ-CD-Player CDJ-1000 MK2 (PIONEER) benutzt, die bei den DJ-Setups mit eingerichtet sind. Jedoch werden die DJ-Plätze auf allen Floors während der laufenden Veranstaltung mehrmals umgebaut, da fünf Künstler mit Serato Scratch Live (Rane) oder Finals Scratch 2 (Stanton) arbeiten. In Abbildung 4-8 ist zu sehen, in welcher Form das bekannte Setup, für den Künstler „Marc Hype“ umgerüstet wurde. Abbildung 4-8: DJ-Setup nach Umrüstung auf Serato Scratch Live Electricity 2006 Hierbei wird der Clubmixer DJM-600 (PIONEER) durch den Battle-EffektMixer DJM-909 (PIONEER) ersetzt, das Audiointerface des Serato Scratch Live Systems (Rane) eingeschleift und die Turntables in eine vertikale Position gebracht. Da Marc Hype das Line-Up eröffnet, ist kurz vor Beginn der Veranstaltung noch ausreichend Zeit um das Setup umzurüsten. Anders verhält es sich bei Künstlern, für die, während der laufenden Veranstaltung, das Setup auf ein solches System umgerüstet werden muss, da Umbaupausen bei Festivals mit DJs zeitlich nicht eingeplant sind. In diesem Fall wird während der letzten Schallplatte des vorherigen Künstlers, der Plattenspieler, der gerade nicht aktiven Seite, als erster Turntable in das Abb. 4-9: Christian Vogel Vinyl-Control-System eingebunden. (siehe Abschnitt 3.1.4) Der zweite Schallplattenspieler wird anschließend nach Beginn des nächsten Titels eingebunden. Abbildung 4-9 zeigt ein, in dieser Weise in Betrieb genommenes, Setup. 45 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis 4.2.2 Clubs und Discotheken In Clubs und Discotheken ist ebenfalls eine Veränderung der Arbeitsplätze der DJs zu beobachten. Am Beispiel des Clubs „Blau“, einem sehr beliebten Nightclub in Saarbrücken, in dem regelmäßig populäre DJs, wie z.B. Mousse T, DJ Falcon, Tocadisco, John Acquaviva oder Boris Dlugosch, gebucht werden, wird diese Veränderung deutlich. So legen 2002 noch 90% aller gebuchten Gast-DJs mit Vinyl auf. Lediglich 10% der gebuchten DJs verlangen neben Schallplattenspieler auch DJ-CD-Player, welche für diesen Artist bei dem DJ-Setup ergänzt werden. Das standardmäßige Setup besteht hingegen aus dem Clubmixer PIONEER DJM-600 und zwei Technics 1210 MK2. Wie in Clubs üblich, ist dieses System fest installiert, wodurch ein Umbau während der laufenden Veranstaltung sehr schwierig ist. Da die Anzahl der gebuchten DJs, die mit Audio CDs oder Laptop arbeiten, innerhalb der letzten Jahre ansteigt, wird Anfang 2006 die Festinstallation des DJ-Setups um zwei PIONEER CDJ-200 (DJ-CD-Player) und ein Final Scratch 2 System (Stanton) erweitert. Hierbei wird darauf geachtet, dass DJs die weiterhin nur mit herkömmlichen Vinylschallplatten arbeiten, durch die Umrüstung nicht beeinträchtigt werden. Abbildung 4-10 zeigt den Resident-DJ Kasimir bei der Arbeit mit Final Scratch 2 (Stanton). Er ist seit 1978 als DJ aktiv und hat bis zur Installation von Final Scratch 2 ausschließlich herkömmliche Vinylschallplatten gespielt. [iKaBl06] Abbildung 4-10: DJ Kasimir mit Final Scratch 2 46 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis Der Frankfurter Club Cocoon wird 2004 von Sven Väth eröffnet und wird seither regelmäßig von den Szenezeitschriften Groove und Raveline zum besten Technoclub des Jahres gewählt. Hier wird der Problematik der unterschiedlichen Arbeitsweisen von populären DJs Folgendes entgegen gesetzt: In der DJ-Box sind insgesamt drei verschiedene Varianten von DJSetups aufgebaut, welche mit unterschiedlichem Equipment den individuellen Ansprüchen der internationalen Gast-DJs gerecht werden sollen. Hans Nieswandt beschreibt diesen Bereich, in seinem Buch „Disko Ramallah“, als „den Maybach unter den DJ-Boxen“. [HaNi06/S.140] 4.2.3 Radiostationen Der Wandel der Arbeitsweisen hat natürlich auch Auswirkungen auf den Aufbau des DJ-Setups in Radiostationen, bei denen Gast-DJs gebucht werden. Am Beispiel des Saarbrücker Radiosenders „103.7 Unser Ding“ ist zu sehen, inwiefern sich das Setup in den letzten Jahren verändert und welche Schwierigkeiten ein Vinyl-Control-System im Radiobetrieb mit sich bringt. Das standardmäßige DJ-Setup (zwei Technics MK2 und ein PIONEER DJM 600) wird, ähnlich wie in vielen Clubs, Anfang 2006 um zwei DJ-CDPlayer (CDJ-800 MK2) erweitert, um DJs die Möglichkeit zu bieten Audio CDs in den Mix mit einfließen zu lassen. [I.ErDe06] Die Abbildung 4-11 zeigt das aktuelle DJ Setup im Studio A des Radiosenders „103.7 Unser Ding“. Abbildung 4-11: DJ-Setup 2006 „103.7 Unser Ding“ 47 4 Moderne DJ-Setups in der Praxis Immer häufiger kommt es jedoch vor, dass DJs Vinyl-Control-Systeme anstatt einem Platten- oder CD-Koffer ins Radiostudio mitbringen. Die Inbetriebnahme eines Vinyl-Control-Systems mit Audiointerface (z.B. Final Scratch 2 mit Scratch Amp) ist am Beispiel von „103.7 Unser Ding“ jedoch, ohne zusätzliches Werkzeug, problematisch, da die Verkabelung von seitens der Wellentechnik fest installiert ist. Dies ist auf folgender Abbildung 4-12 zu erkennen. Abbildung 4-12: Verkabelung DJ-Setup „103.7 Unser Ding“ Da kein Soundcheck möglich ist, birgt das Einschleifen eines VinylControl-Systems während der Sendung die Gefahr, dass ein Sendeausfall entsteht. Zudem ist die Qualitätsanforderung des Senders nicht immer gewährleistet, da das Risiko besteht, dass DJs Musikdateien minderwertiger Qualität, z.B. MP3s in einer niedrigen Bitrate, spielen. Nach Meinung des Moderators und DJs Eric Dessloch (103.7 Unser Ding) wächst die Anzahl der Gast-DJs, die Final Scratch 2 (Stanton) benutzen stetig. Aus diesem Grund wird, in absehbarer Zeit, das aktuelle Setup um die Festinstallation eines Final Scratch 2 Systems (Stanton) erweitert. [I.ErDe06] 48 5 DJ-Umfrage 5 DJ-Umfrage 5.1 Ziel der Umfrage Ziel dieser deutschlandweiten Onlineumfrage ist es, eine möglichst repräsentative Erhebung von Informationen über die Arbeitsweisen von DJs zu erhalten, sie zu analysieren und sie zu beurteilen. Zudem werden folgende Aspekte im Rahmen dieser Umfrage untersucht: o Veränderungen der Arbeitsweisen innerhalb der letzten sechs, bzw. drei Jahren in Abhängigkeit von der musikalischen Ausrichtung o Trends zu DJ-Lösungen o Erfahrungswerte bezüglich digitaler DJ-Systeme o Auswirkung auf das Musikkonsumverhalten von DJs o Einschätzung der zukünftigen Entwicklung von DJ-Systemen 5.2 Vorgehensweise Bevor der Fragebogen konzipiert wird, ist eine ausführliche Vorbereitung notwendig, um alle wichtigen Daten zu erhalten, damit anschließend eine aussagekräftige Auswertung erfolgen kann. Abbildung 5-1 zeigt die verschiedenen Phasen der Vorbereitung. Phase Aktivität 1 Vorbereitung/Recherche 2 Programmierung/Gestaltung des Fragebogens 3 Erste Rundmail 4 Zweite Rundmail 5 Erinnerungsmails Abbildung 5-1: Vorgehensweise im Überblick 49 5 DJ-Umfrage 5.2.1 Gestaltung und Aufbau des Onlinefragebogens Zur Erhebung wird ein Onlinefragebogen erstellt, der aus zwei offenen Fragen und 18 Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten besteht. Die wählbaren Antworten werden mit Radio-Buttons und Checkboxen umgesetzt. Die Checkboxen werden zum Teil mit grafischen Skalen kombiniert. Bei sieben geschlossen Fragen wird zudem die Möglichkeit gegeben, in einem offenen Textfeld eine alternative Antwort einzutragen oder zu ergänzen. In den Textfeldern der zwei offenen Fragen hat der Umfrageteilnehmer die Möglichkeit seine E-Mail-Adresse, Kommentare, Anregungen, Tipps und Infos zu dem Projekt zu hinterlassen. Um den Zeitaufwand des Probanden so gering wie möglich zu halten, werden elf Fragen mit Filtern versehen. Dies hat den Vorteil, dass einige Fragen, abhängig von den Antworten anderer Fragen, ausgeblendet werden. Um ein repräsentatives Ergebnis zu erhalten und die Mehrfachteilnahme eines Probanden zu vermeiden, wird der Fragebogen so konzipiert, dass die Teilnahme von einem Computer aus nur einmal möglich ist. Die Onlineumfrage ist in dem Zeitraum vom 09.11.2006 bis zum 20.11.2006 unter dem Link http://www.langholz.org aufrufbar gewesen. 5.2.2 Ermittlung und Erreichen der Probanden Aktive DJs aller Musikgenres stellen bei dieser Onlineumfrage die repräsentative Untermenge der zu untersuchenden Bevölkerungsgruppe dar. Diese werden per E-Mail benachrichtigt. E-Mail-Adressen von aktiven DJs werden von folgenden Quellen zur Verfügung gestellt: o DJ-Booking-Agenturen o Musiklabels o Radiostationen o Clubbesitzer o Festivalveranstalter -/booker Die Bedingung für die Verwendung dieser E-Mail-Adressen ist, dass diese ausschließlich im Rahmen dieser Arbeit verwendet werden. Darüber hinaus muss technisch gewährleistet werden, dass ein Empfänger nicht 50 5 DJ-Umfrage die E-Mail-Adressen der anderen Empfänger sehen kann. Insgesamt sind 420 E-Mails an aktive DJs versendet worden. In der Rundmail werden die Empfänger in wenigen Sätzen über das Projekt und über den Zeitaufwand der Umfrage informiert. Die Dauer zur Bewältigung des Fragebogens wird nach mehreren Testläufen, je nach Filter, auf ca. zwei Minuten angesetzt. Auch wird den Teilnehmern versichert, dass persönliche Daten selbstverständlich vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben werden. Darüber hinaus wird darum gebeten die E-Mail an DJ-Kollegen weiterzuleiten. Als Anreiz zur Teilnahme haben die Umfrageteilnehmer die Möglichkeit die Ergebnisse dieser Studie nach Abschluss der Auswertungen zugesendet zu bekommen. Im Fall einiger DJ-BookingAgenturen wird die Rundmail direkt an die Agentur gesendet. Diese leiten die Mails dann an ihre DJs weiter. 5.3 Ergebnisse der Umfrage 5.3.1 Beteiligungsrate und Rücklauf In dem Zeitraum vom 09.11.2006 bis zum 20.11.2006 öffnen insgesamt 249 Teilnehmer das Onlineumfrageformular. 37 Teilnehmer brechen die Umfrage ab und 212 Disc Jockeys nehmen an der Umfrage teil. Diese geben insgesamt 3758 verwertbare Datensätze ab. Abbildung 5-2 liefert eine Übersicht über die Beteiligungsrate an den verschiedenen Tagen. Das Kuchendiagramm veranschaulicht zudem das prozentuale Verhältnis zwischen abgebrochenen und vollständig ausgefüllten Formularen. Datum vollständig abgebrochen 20.11.2006 18 1 19.11.2006 3 2 18.11.2006 2 0 17.11.2006 9 6 16.11.2006 28 3 15.11.2006 38 6 14.11.2006 19 4 13.11.2006 9 2 12.11.2006 11 2 11.11.2006 13 1 10.11.2006 30 5 09.11.2006 32 5 Gesamt 212 37 Rücklauf 15% 1. vollständig 2. abgebrochen 85% Abbildung 5-2: Beteiligungsrate im Überblick und Rücklauf 51 5 DJ-Umfrage Am 09.11., am 14.11. und am 20.11.2006 werden jeweils Rundmails, bzw. Erinnerungsmails versendet. Dies ist sehr gut am Rücklauf dieser Tage ersichtlich. 5.3.2 Art und Erfahrung der teilnehmenden DJs Um herauszusfinden wie lange jeder DJ bereits aktiv ist, werden alle Teilnehmer der Umfrage in drei Erfahrungsgruppen unterteilt. Zu der Erfahrungsgruppe „a“ zählen all diejenigen, die weniger als drei Jahre auflegen. Zu dieser Gruppe gehören 48 (22.64%) Beteiligte. Zu der Gruppe „b“ (3 bis 6 Jahren) zählen 51 DJs (24%). Die meisten Teilnehmer, insgesamt 113 (53.39%), sind jedoch erfahrene DJs und legen seit über sechs Jahren auf. Folgende Grafik (Abbildung 5-3) veranschaulicht dies. 22,64% a. weniger als 3 Jahre b. zwischen 3 und 6 Jahre 53,39% c. mehr als 6 Jahre 24% Abbildung 5-3: Erfahrungsgruppen Da die Arbeitsweisen von Disc Jockeys unterschiedlicher musikalischer Ausrichtung sich oft grundlegend unterscheiden, werden die Umfrageteilnehmer in vier Arten von DJs unterteilt. Wie bereits in Abschnitt 2.2 beschrieben, ist es möglich DJs nach Techniken und Genre zu kategorisieren. In Frage 2 müssen sich die Teilnehmer der Umfrage daher entscheiden, welcher Art von DJ sie sich am ehesten zugeordnet fühlen. Hierbei stehen vier Kategorien zur Auswahl, wie aus Abbildung 54 hervorgeht. 52 5 DJ-Umfrage a. DJ der elektronischen Genres, z.B. House, Techno oder Drum'n'Bass b. DJ des Turntablism oder Hip Hop c. Flexibler DJ für Chart- oder Partyorientiertes Publikum d. Alternativer DJ (Rock, Independent, Reggae, Salsa u.s.w.) 75,94% 8% 12,26% 3,77% Abbildung 5-4: Kategorisierung der teilnehmenden DJs Den größten Anteil bilden DJs der elektronischen Genres, da 161 (75,94) Probanden sich dieser Kategorie am ehesten zugehörig fühlen. Zu DJs des Turntablism oder HipHop zählen sich nur 17 Teilnehmer (8%). Außerdem nehmen 26 Charts- und Party-DJs (12.26%) und nur 8 Alternative DJs bei der Umfrage teil. 5.3.3 Arbeitsweisen im Wandel der letzten sechs Jahre Um Daten über die Arbeitsweisen der teilnehmenden DJs vor sechs Jahren, vor drei Jahren und heute zu gewinnen, werden diesbezüglich drei Fragen formuliert. Da Disc Jockeys des Öfteren verschiedene Musikmedien gleichzeitig nutzen, ist hierbei eine Mehrfachnennung möglich. o „Mit welchem DJ-Equipment hast Du vor sechs Jahren aufgelegt?“ o „Mit welchem DJ-Equipment hast Du vor drei Jahren aufgelegt?“ o „Mit welchem DJ-Equipment legst Du heute vorwiegend auf?" 5.3.3.1 Arbeitsweisen vor sechs Jahren (2000) Von 113 Teilnehmern, die vor sechs Jahren schon als DJ aktiv waren, arbeiteten 98 (86,73%) zu diesem Zeitpunkt mit herkömmlichen Schallplatten. Mit CDs arbeiteten hingegen nur 33 DJs (29,20%). 21 von ihnen legten CDs parallel zu Vinylschallplatten auf. Somit bevorzugten von den 113 DJs vor sechs Jahren nur 12, ausschließlich die CD als Musikmedium. Mit DJ-Software arbeiteten lediglich 4 DJs (3,54%). 53 5 DJ-Umfrage Speichermedien, wie z.B. MP3-Player, wurden nur von einem DJ zu diesem Zeitpunkt genutzt. Vinyl-Control-Systeme, wie z.B. Final Scratch, können hier noch nicht berücksichtigt werden, da sie noch nicht am Markt angeboten wurden. Die Angaben der Teilnehmer zu den Arbeitsweisen vor sechs Jahren werden in Abbildung 5-5 dargestellt. Arbeitsweise vor sechs Jahren a. Schallplattenspieler (Turntable) mit herkömmlichen Vinylschallplatten b. Compact Disc (CD) über DJ-CD-Player (Audio CD oder Daten CD) c. DJ-Software (direkt über PC oder digitalen Controller) d. Direkt von Speichermedien (Harddrivelösungen oder MP3-Player) 100,00% 90,00% 86,73% 80,00% 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 30,00% 29,20% 20,00% 3,54% 10,00% 0,88% 0,00% Abbildung 5-5: Arbeitsweisen vor sechs Jahren 5.3.3.2 Arbeitsweisen vor drei Jahren (2003) Vor drei Jahren arbeiteten von 164 DJs 141 (85,98%) mit Vinyl. Somit ist zu diesem Zeitpunkt kein erwähnenswerter Rückgang zu verzeichnen. Jedoch gibt es einen wachsenden Trend zur Nutzung von digitalen Musikmedien, da 56 DJs (34,15%) auch Audio-CDs, 10 DJs (6,10%) DJSoftware und 8 DJ (4,88%) Vinyl-Control-Systeme nutzten. Lediglich 4 DJs (2,44%) arbeiteten zu diesem Zeitpunkt mit Harddrivelösungen oder MP3Playern. Dies geht aus Abbildung 5-6 hervor. 54 5 DJ-Umfrage Arbeitsweise vor drei Jahren a. Schallplattenspieler (Turntable) mit herkömmlichen Vinylschallplatten b. Compact Disc (CD) über DJ-CD-Player (Audio CD oder Daten CD) c. DJ-Software (direkt über PC oder digitalen Controller) d. Direkt von Speichermedien (Harddrivelösungen oder MP3-Player) e. DJ-Software (mit Timecodeschallplatte als Controller, z.B. Final Scratch) 100,00% 90,00% 85,98% 80,00% 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 34,15% 30,00% 20,00% 10,00% 6,10% 2,44% 4,88% 0,00% Abbildung 5-6: Arbeitsweisen vor drei Jahren Wird bei der Auswertung der Arbeitsweisen vor drei Jahren die stilistische Ausrichtung der DJs berücksichtigt, so lassen sich sehr große Unterschiede herausstellen. Alle 11 teilnehmenden DJs des Turntablism (100%), die länger als drei Jahre aktiv sind, arbeiteten noch vor drei Jahren mit Turntables und herkömmlichen Vinylschallplatten. Lediglich ein Turntablism-DJ arbeitete neben herkömmlichen Schallplatten auch mit einem Vinyl-ControlSystem, in diesem Fall Final Scratch 1 (Stanton). Von 126 DJs der elektronischen Genres, die länger als drei Jahre tätig sind, geben 117 (92,13%) an, mit herkömmlichen Vinylschallplatten zu arbeiten. Jedoch waren zu diesem Zeitpunkt 34 DJs (26,77%) der Arbeit mit CDs nicht abgeneigt. Mit DJ-Software arbeiteten 7 (5,51%), mit Vinyl-ControlSystemen 6 (4,71%) und mit sonstigen Speichermedien 4 (3,15%) DJs dieses Genres. Von 22 Chart- und Party-DJs bevorzugen 19 DJs (86,36%) DJ-CD-Player. Somit lässt sich ein Trend hin zu Compact Discs feststellen. Lediglich 11 DJs (50%) spielten herkömmliche Vinylschallplatten, 3 DJs (13.64%) arbeiteten mit DJ-Software und ein DJ nutzte ein Vinyl-Control-System. Von den vier alternativen DJs, die vor drei Jahren schon tätig waren, arbeiteten 3 (75%) mit CDs, ein DJ neben CDs mit Schallplatten sowie ein DJ ausschließlich mit Schallplatten. 55 5 DJ-Umfrage 5.3.3.3 Arbeitsweisen heute Wird die heutige Arbeitsweise von DJs betrachtet, so lässt sich ein Wandel feststellen. Von 212 DJs geben nur noch 149 (70,28%) an, mit herkömmlichen Vinylschallplatten aufzulegen. Dies ist im Vergleich zu der Arbeitsweise vor drei Jahren ein Rückgang um 16,45%. Zugleich lässt sich hierbei ein klarer Trend hin zu Digitallösungen für DJs feststellen, besonders zu DJ-Software und Vinyl-Control-Systemen. 50 DJs (23,58%) geben an, inzwischen mit DJ-Software zu arbeiten. Dies ist im Vergleich zu der Arbeitsweise vor drei Jahren eine Steigerung um 17,48%. Ebenfalls lässt sich eine Steigerung um 20,60% bezüglich der Nutzung von VinylControl-Systemen feststellen, da inzwischen 54 DJs (25,47%) diese Systeme einsetzen. Harddrivelösungen oder MP3-Player werden weiterhin nur von einem kleinen Teil von DJs eingesetzt. Dennoch werden dieses Systeme immer beliebter, da inzwischen 9 DJs (4,25%) mit solchen DJ-Lösungen arbeiten. Beachtenswert bei dem zu verzeichnenden Wandel zu Digitallösungen, ist der leichte Rückgang derjenigen DJs, die angeben, aktuell mit CDs zu arbeiten. Von 212 DJs arbeiten zurzeit 67 (31,60%) mit CDs. Dies ist jedoch im Verhältnis zur Nutzung der anderen Systeme nur ein Rückgang um 2,55% zu der Arbeitsweise vor drei Jahren. Die Angaben der Umfragenteilnehmer hierzu werden in Abbildung 5-7 dargestellt. Arbeitsweise heute a. Schallplattenspieler (Turntable) mit herkömmlichen Vinylschallplatten b. Compact Disc (CD) über DJ-CD-Player (Audio CD oder Daten CD) c. DJ-Software (direkt über PC oder digitalen Controller) d. Direkt von Speichermedien (Harddrivelösungen oder MP3-Player) e. DJ-Software (mit Timecodeschallplatte als Controller, z.B. Final Scratch) 80,00% 70,28% 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 31,60% 30,00% 25,47% 23,58% 20,00% 10,00% 4,25% 0,00% Abbildung 5-7: Arbeitsweisen heute 56 5 DJ-Umfrage Hierbei ist zu berücksichtigen, dass lediglich 56,25% der DJs, die innerhalb der letzten drei Jahre mit dem Auflegen begonnen haben, mit Schallplatten auflegen. 35,24% beginnen direkt mit DJ-Software. Daraus lässt sich ableiten, dass Neueinsteiger im „DJing“ immer öfter direkt mit DJ-Software beginnen. Darüber hinaus lässt sich der Trend zu digitalen Lösungen für DJs durchweg bei allen Umfrageteilnehmern, unabhängig von musikalischer Ausrichtung und technischen Vorlieben, feststellen. Bei DJs der elektronischen Genres ist der sich vor drei Jahren zeigende Trend zu Digitallösungen weiter fortgeschritten. Von den 161 DJs der elektronischen Genres nutzen noch 128 (79,5%) Vinylschallplatten. Im Verhältnis sind dies 12,63% weniger als vor drei Jahren. 38 (23,60%) DJs dieses Genres arbeiten heute mit Vinyl-Control-Systemen. Dies ergibt innerhalb der letzten drei Jahre eine Steigerung um 18,84%. Bei Charts- und Party-DJs ist dieser Wandel noch stärker zu verzeichnen. Von 26 DJs dieser Art arbeiten nur noch 6 (23,08%) mit Vinylschallplatten, 12 (46,15%) mit CDs, 14 (53,85%) mit DJ-Software und neuerdings 8 (30,77%) mit Vinyl-Control-Systemen. DJs, die mit sonstigen Speichermedien und Harddrivelösungen arbeiten bilden mit 3 DJs (11,54%) die Minderheit. Von den 8 alternativen DJs arbeiten 6 (75%) mit CDs, 4 DJs (50%) neben CDs mit Vinyl, 2 DJs (25%) ausschließlich mit Schallplatten und ein DJ (12,5%) mit einem Vinyl-Control-System. Sogar bei DJs des Turntablism deren Arbeitsweise noch vor drei Jahren, zu 100% durch die Arbeit mit herkömmlichen Vinylschallplatten geprägt war, ist ein deutlicher Wandel zu verzeichnen. 7 (41,17%) von 17 DJs des Turntablism nutzen heute regelmäßig Vinyl-Control-Systeme neben herkömmlichen Schallplatten. 3 Turntablisten arbeiten inzwischen sogar ausschließlich mit einem solchen System. 2 DJs dieses Genres (11,76%) nutzen neben Vinylschallplatten CD-Player. 57 5 DJ-Umfrage 5.3.3.4 Zeitlicher Verlauf über sechs Jahre Die folgende Grafik (Abbildung 5-8) ist eine Übersicht über den Verlauf der bevorzugten DJ-Lösungen innerhalb der letzten sechs Jahre. Sie beinhaltet zusammengefasst die ausgewerteten Daten aller DJs aus Abschnitt 5.3.3.1 bis Abschnitt 5.3.3.3 und gibt die Möglichkeit Trends aufzuzeigen. a. Schallplattenspieler (Turntable) mit herkömmlichen Vinylschallplatten b. Compact Disc (CD) über DJ-CD-Player (Audio CD oder Daten CD) c. DJ-Software (direkt über PC oder digitalen Controller) d. Direkt von Speichermedien (Harddrivelösungen oder MP3-Player) e. DJ-Software (mit Timecodeschallplatte als Controller, z.B. Final Scratch) 100,00% 90,00% 85,98% 86,73% 80,00% 70,28% 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 34,15% 30,00% 31,60% 29,20% 25,47% 23,58% 20,00% 10,00% 3,54% 0,00% 0,88% 6,10% 4,88% 2,44% 4,25% 0,00% 2000 2003 2006 Abbildung 5-8: Zeitlicher Verlauf über sechs Jahre 58 5 DJ-Umfrage 5.3.4 Entwicklungsprognose der Arbeitsweisen Um die zukünftige Entwicklung der Arbeitsweisen von DJs zu prognostizieren, werden Fragen bezüglich der zukünftigen Arbeitsweise und der Einstellung zu neuen Systemen gestellt. 119 (79,87%) der 149 DJs die zurzeit ausschließlich mit Vinyl arbeiten, können sich vorstellen in absehbarer Zeit auf digitale DJ-Systeme umzusteigen oder diese zusätzlich neben Vinyl einzusetzen. Lediglich 30 DJs (20,13%) möchten in Zukunft ausschließlich mit Vinyl weiterarbeiten, wie aus Abbildung 5-9 hervorgeht. a. DJs, die auch in Zukunft auschließlich mit Vinyl arbeiten werden b. DJs, die sich vorstellen können in absehbarer Zeit auf digitale Systeme umzusteigen oder diese zusätzlich neben Vinyl einzusetzen 20,13% 79,87% 0,00% 10,00% 20,00% 30,00% 40,00% 50,00% 60,00% 70,00% 80,00% 90,00% Abbildung 5-9: Zukünftige Tendenz 91 (76,47%) der DJs, die in Zukunft auch digitale Systeme nutzen möchten, tendieren hierbei zu einem Vinyl-Control-System, 51 (42,86%) zu CDs und lediglich 3 (7,14 %) zu DJ-Software, die über Controller, bzw. direkt über den Computer bedient wird. Von 30 DJs, die angeben in Zukunft ausschließlich mit Vinyl weiterzuarbeiten, wird von 23 DJs (76,67%) das authentische Handling der Schallplatte und von 18 DJs (60%) das Image neuer digitaler Systeme als Verwendungsgrund genannt. Im Rahmen einer offenen Antwort geben mehrere DJs an aus Traditionsverbundenheit der Schallplatte weiterhin treu zu bleiben. Hierbei werden mehrmals Angaben wie „back to the roots“ oder „save the vinyl“ eingetragen. Auf die Frage, ob sich in der Zukunft digitale Systeme durchsetzen und Vinyl nur noch eine Nebenrolle spielen wird, antworten 157 Teilnehmer (74,06%) mit „ja, allerdings wird es immer eine kleine Gruppe von Vinyl-DJs geben“. 12 DJs (5,66%) sind sogar der Meinung, dass Vinyl ganz verschwinden wird. Lediglich 23 DJs (10,85%) denken, dass sich digitale Lösungen gegenüber der Schallplatte nicht durchsetzen. 20 Befragte (9,43%) möchten sich zu diesem Thema nicht äußern. 59 5 DJ-Umfrage 5.3.5 Verbreitung und Bewertung digitaler Systeme 5.3.5.1 DJ-CD-Player Wie in Kapitel 5.3.3.3 beschrieben, arbeiten heute 67 befragte DJs (31,60 %) mit DJ-CD-Playern. Zu den beliebtesten zählen die neuen Modelle des Herstellers PIONEER. Mit dem CDJ 1000 oder dem CDJ 800 von PIONEER arbeiten 44,78% aller CD-DJs regelmäßig. Ebenfalls sehr beliebt, jedoch nicht soweit verbreitet, ist der DJ-CD-Player SL-DZ1200 von Technics. 7,46% aller befragen DJs nutzen diesen regelmäßig. Effekte, Handling, Systemsicherheit und Latenz der neuen Modelle von PIONEER und Technics werden durchweg positiv bewertet. Mit Produkten des Herstellers Denon (11,94% aller CD-DJs) arbeiten vor allem DJs, die länger als sechs Jahre tätig sind. 14,94% aller Befragten nutzen sonstige Modelle. Hierbei werden des Öfteren die Modelle der Hersteller Numark, Reloop, Gemini, American Audio oder Stanton genannt, die gerade bei Neueinsteigern wegen des günstigen Preises sehr beliebt sind. 5.3.5.2 Vinyl-Control-Systeme Nach Auswertung der Daten ist festzustellen, dass 54 der befragten DJs heute mit Vinyl-Control-Systemen arbeiten. Hiervon verwenden 26 (48,15%) Final Scratch 2 (Stanton), 18 (33,33%) Serato Scratch Live (Rane), 3 (5,56%) Final Scratch 1 (Stanton) und 7 DJs (12,96%) gaben an sonstige Systeme zu nutzen. Hierzu zählen Digiscratch (Alcatech), Connective (MAudio) und IWS (Ms. Pinky). Folgende Abbildung 5-10 zeigt die Angaben der Umfrageteilnehmer bezüglich ihrer Vinyl-Control-Systeme. 12,96% 5,56% a. Final Scratch 1 (Stanton) b. Final Scratch 2 (Stanton) c. Serato Scratch Live (Rane) d. Sonstige 33,33% 48,15% Abbildung 5-10: Verteilung Vinyl-Control-Systeme 60 5 DJ-Umfrage Qualitativ bewerten die teilnehmenden DJs ihre Systeme Final Scratch 2 (Stanton) und Serato Scratch Live (Rane) ähnlich, vor allem im Bereich Latenz und Handling. Die Nutzer von Final Scratch 2 (Stanton) beurteilen jedoch die Einsatzmöglichkeit der Effekte stärker. Dafür geben die Serato Nutzer ihrem System die bessere Bewertung bezüglich der Zufriedenheit mit der Systemstabilität. 5.3.5.3 DJ-Software Von 45 DJs, die DJ-Software jedoch kein Vinyl-Control-System verwenden, bevorzugen 30 DJs (66,67 %) Traktor DJ Studio (Native Instruments) und 11 DJs (24,44%) Live (Ableton). Lediglich 4 DJs (8,89%) nutzen sonstige DJ-Software, wie z.B. BPM Studio (Alcatech) oder DVS (Mix Vibes). Dies geht nochmals aus Abbildung 5-11 hervor. 8,89% 24,44% a. Traktor DJ Studio (Native Instruments) b. Live (Ableton) c. Sonstige 66,67% Abbildung 5-11: Verteilung DJ-Software Unter Berücksichtigung der musikalischen Ausrichtung von DJs, ist festzustellen, dass vor allem Chart-DJs und DJs der elektronischen Genres mit DJ-Software in der genannten Weise arbeiten. Beachtenswert ist, dass keine Turntablisten oder HipHop DJs diese Verfahren nutzen. 5.3.5.4 Controller (Hardware) Von 45 DJs, die DJ-Software bei ihren Auftritten verwenden, geben 17 DJs (37,78%) an, diese direkt über den Computer ohne zusätzliche Controller zu steuern. 6 DJs (13,33%) nutzen den DJ-Controller BCD-2000 (Behringer) und 5 DJs (11,11%) die DJ Console MK2 (Hercules). Lediglich 2 DJs (4,44%) verwenden den XONE:3D (Allen & Heath). 17 DJs (37,78%) bevorzugen sonstige Controller der Hersteller „Tascam“, „PCDJ“, „Doepfer“, „M-Audio“, „e-mix“ oder „Kontrol:DJ“. Folglich lässt sich ein leichter Trend hin zu günstigen DJ-Controllern mit integriertem Audio-Interface feststellen. 61 5 DJ-Umfrage 5.3.6 Auswirkungen auf das Musikkonsumverhalten von DJs Im letzten Teil der Umfrage werden Daten bezüglich des Musikkonsumverhaltens erhoben, um herauszufinden, ob der Wandel der technischen Ausstattungen von DJs Auswirkung auf die Konsumgewohnheiten hat. Folgende Abbildung 5-12 zeigt über welche Wege DJs bevorzugt ihre Musik beziehen. a. Online DJ-Store (Vinyl) (offene Antworten) b. Persönlicher DJ-Store (Vinyl) c. Online Store (Audio CD) d. Persönlicher Store (CD) e. Online Downloadportal f. Community, Netlabel g. keine Antwort 70,00% 56,60% 58,49% 60,00% 39,62% 50,00% 40,00% 30,00% 20,00% 12,74% 9,91% 10,00% 20,28% 1,42% 0,00% Abbildung 5-12: Bezugsquellen von DJs Nach Angaben aller teilnehmenden DJs beziehen die meisten, 124 DJs (58,49%), ihre Musik bevorzugt über persönliche DJ-Vinyl-Stores in Form von Schallplatten. Dies stellt sich bei Berücksichtigung der verschiedenen musikalischen Ausrichtung ähnlich dar. 120 DJs (56,60%), die in persönlichen Vinylstores einkaufen, beziehen gleichzeitig auch Schallplatten aus Onlinevinylstores, wie z.B. „deejay.de“, „web-records.com“, „decks.de“ oder „djshop.de“. Bei den Bezugsquellen von digitaler Musik dominieren legale DJDownloadportale, wie z.B. „Beatport.com“ oder „clubload.de“. OnlineMusikdienste, wie iTunes (Apple) oder Musicload (T-Online), werden jedoch nur vereinzelt als Bezugquellen genannt, da DJ-Software, wie z.B. Traktor, Musikdateien, die mit dem DRM (Digital Rights Management, digitaler Schutz für Urheberrechte) versehen sind, nicht abspielen können. [MoSh03] Somit ist parallel zu der Tendenz zu digitalen Lösungen, ein Trend zu speziellen Downloadportalen für DJs und Netlabels (Labels, die Musik ausschließlich online vertreiben) zu erkennen. 62 6 Fazit 6 Fazit Diese wissenschaftliche Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Arbeitsmethoden professioneller Disc Jockeys aufgrund der zunehmenden digitalen Ausstattung massiv verändert haben. Seit Mitte der 90er Jahre lässt sich eine steigende Tendenz in der Verwendung von digitalen Musikmedien gegenüber Vinylschallplatten feststellen. Besonders in den letzten drei Jahren verstärkt sich der Trend zu VinylControl-Systemen und DJ-Software. Gleichzeitig nimmt die Anzahl der DJs, die Vinylschallplatten verwenden, stetig ab. Aufgrund der Auswertung der Umfrage ist zu erwarten, dass sich diese Entwicklung in der Zukunft fortsetzt. Bei international erfolgreichen DJs ist der Wandel zu digitalen Systemen besonders weit fortgeschritten, nicht zuletzt durch die verbesserte Mobilität bei kompakten Digitalsystemen. Da diese „Star-DJs“ bei zahlreichen semiprofessionellen DJs eine starke Vorbildfunktion einnehmen, ist zudem davon auszugehen, dass einige Fans die Arbeitsweisen ihrer Idole übernehmen werden. Auch lässt sich feststellen, dass Neulinge im DJ-Métier immer seltener mit Schallplatten beginnen. Dies ist auf das weitreichende Angebot an günstigen DJ-Digitalsystemen zurückzuführen, welche eine preiswerte Alternative zu teuren Plattenspielern und Schallplatten bieten. Zudem ist davon auszugehen, dass Radioanstalten, Festivalbetreiber sowie Clubund Discothekenbesitzer mit ihren technischen Einrichtungen mehr und mehr den Arbeitsweisen von DJs, die mit digitalen Systemen arbeiten, entgegenkommen werden. Somit werden sich die Probleme und Schwierigkeiten, die sich anfangs durch diese neuen Entwicklungen im professionellen Einsatz ergaben, abschwächen. Es ist anzunehmen, dass in der Zukunft sich die Arbeitsweise der DJs auch in andere Richtungen verändern wird. Neue Interaktionsmöglichkeiten mit dem Arbeitsgerät sowie die Verbindung von akustischer mit visueller Ausgestaltung einer Live-Performance liefern einen Zukunftsausblick, der zurzeit noch nicht absehbar ist. Die herkömmlichen Vinylschallplatten werden wohl nicht komplett vom Markt verschwinden, da sie einen gewissen Kultcharakter besitzen, der von Umfrageteilnehmern und Interviewpartnern bestätigt wird. Sollte sich allerdings der in dieser Arbeit nachgewiesene Trend fortsetzen, so wird der Großteil der DJs in Zukunft ausschließlich digitale Systeme verwenden. 63 7 Quellen 7 Quellen 7.1 Interviews [I.CrVo] Interview mit Christian Vogel, 04.11.2006 Electricity 2006 (Saarbrücken) Zur Person: international erfolgreicher Produzent und DJ (England) Thema: neue Arbeitsweisen von DJs in Verbindung mit einem Live Act [I.DaTa06] Interview mit Dave Taylor (DJ Switch), 04.11.2006 Electricity 2006 (Saarbrücken) Zur Person: britischen House- Produzenten und –DJ Thema: Wandel der Arbeitsweisen von DJs [I.ErDe06] Interview mit Eric Dessloch: 25.10.2006, 103.7 Unser Ding (Saarbrücken) Zur Person: DJ und Moderator seit 1995 Thema: Wandel der Arbeitsweisen von DJs bei DJ-Sendungen im Radio [I.FaRu06] Interview mit Falk Gruber: 01.11.2006, (Saarbürcken) Zur Person: Tonmeister/techn. Leiter bei THS und Virtigo Publishing Thema: Arbeitsweisen von DJs bei Festivals und Großveranstaltungen [I.HaMa06] Interview mit Hans Maurer: 11.11.2006, (Homburg, Saar) Zur Person: DJ seit 1990 / arbeitet seit 1995 mit dem Doppel-CD-Playern Thema: Arbeitsweisen von DJs zu Beginn der 90er Jahre [I.JaFl06] Interview mit James Flavour, 04.11.2006 Electricity 2006 (Saarbrücken) Zur Person: DJ und Produzent, z.B. Dirt Crew (Highgrade Rec.) Thema: Wandel der Arbeitsweisen von DJs [I.JohB06] Interview mit John B, 10.12.2005, Club Erdgeschoss (Zweibrücken) Zur Person: international erfolgreicher Drum’n’Bass DJ (England) Thema: Der DJ im Wandel der digitalen Medien 64 7 Quellen [I.MaHy06] Interview mit Marc Hype, 04.11.2006 Electricity 2006 (Saarbrücken) Zur Person: international erfolgreicher Produzent und DJ (Deutschland) Thema: Digitale DJ-Lösungen bei DJs des Turntablism [I.MaRe] Interview mit Marcel Remmy, 02.11.06, Zweibrücken Zur Person: Moderator, DJ und Produzent Thema: Digitale Systeme für DJs in Verbindung mit visuellen Medien [I.MaTa06] Interview mit Matthias Tanzmann, 04.11.2006 Electricity 2006 (Saarbrücken) Zur Person: Produzent und international erfolgreicher DJ Thema: Wandel der Arbeitsweisen von DJs [I.OnÖz06] Interview mit Onur Özer, 04.11.2006 Electricity 2006 (Saarbrücken) Zur Person: international erfolgreicher DJ und Live-Act-Artist (Türkei) Thema: Der Wandel vom DJ zum Live Act [I.RiDo] Interview mit Richard Dorfmeister, 04.11.2006 Electricity 2006 (Sbr.) Zur Person: international erfolgreicher Produzent und DJ (Österreich) Thema: Wandel der Arbeitsweisen von DJs [I.SiCu] Interview mit DJ Sir Cut, 28.10.2006, Püttlingen Zur Person: erfolgreicher DJ des Turntablism und HipHop Thema: Digitale DJ-Systemen, Turntablism, visuellen Medien [I.SwSc06] Interview mit Swen Schmidt, Electricity 2006 Zur Person: FOH für “Laut und Schnell”, “THS”, Virtigo Publishing Thema: Digitale DJ-Systemen bei Festivals und Großevents [I.ToKr] Interview mit Torsten Kraus, 12.10.2006 (Saarbrücken) Zur Person: DJ und Labelbesitzer (Twin Town Production) Thema: Arbeitsweisen und Musikkonsumverhalten von DJs 65 7 Quellen 7.2 Literaturquellen [AlGo78] Albert Goldman: Disco, New York 1978 [ArPa71] Arnold Passman: The Deejays, New York 1971 [ArSh78] Arnold Shaw: Rock`n`Roll, Die Stars die Musik und die Mythen der 50er Jahre, 1978 [DaTo92] David Toop: Lost in Music, 1992 [DuRe06] Dudenredaktion: Duden, Die deutsche Rechtschreibung, 2006 [FrKlu02] Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 2002 [GuBu05] Guinness Verlag: Guinness Buch der Rekorde, 2005 [HaNi02] Hans Nieswandt: plus minus acht. 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Oktober 2006 68 7 Quellen [sSaKa56] Sam Katzman: Rock`n`Rollfilm „Rock Around The Clock“, 1956 [sTrNi06] Benutzerhandbuch, Native Instruments Traktor 3, 2006 7.5 Quellen von Fotos und Grafiken Abbildung 1-1: Grafik über Absatzzahlen des Bundesverband Phono http://www.mediabiz.de/pcontent.afp?Biz=mediabiz&Premium=N&Navi= 01300500 gesehen 29.11.06 Abbildung 2-1, Chris Howland 1958 http://www.radio-journal.de/webabowerbung/12_04chris_howland1958.JPG gesehen 06.11.06 Abbildung 2-2, James Brown Early Years http://www.funky-stuff.com/jamesbrown/Pictures/jb1.jpg gesehen 06.11.06 Abbildung 2-3, Loveparade 1999 Luftaufnahme http://www.radiotbo.com/odyseo/espera/loveparade.jpg gesehen 06.11.06 Abbildung 2-4 DJ Hype, Deutscher ITF-Champion 1998 und 1999 Ralf Niemczyk / Torsten Schmidt: From Scratch, Das DJ Handbuch, 2000 S. 188 Abbildung 2-5, Technics MK2 1200 http://www.capitaldiscos.co.uk/images/technics1200mk.gif gesehen 10.11.06 Abbildung 2-6: PIONEER DJM 600 http://217.6.235.188/thomann/jpeg/images/141278.fpx/600_600_0c33_0c75_ 0c33_0c25.jpg gesehen 10.11.06 Abbildung 2-7: VESTAX PMC 06 PRO http://download.deck.pl/full_vestax_pmc06pro2crs.jpg gesehen 10.11.06 69 7 Quellen Abbildung 3-1: Technics SL-P1200 http://www.vintagetechnics.com/images/slp50pcatalog.jpg gesehen 11.11.06 Abbildung 3-2: DENON DN-2500F http://www.ptme.com/et/audio/dj/djtech/denon/DN2500F.gif gesehen 11.11.06 Abbildung 3-3: CDJ 500 (PIONEER) http://www.colossal.hu/images/cucc/PIONEER_cdj500II.jpg gesehen 11.11.06 Abbildung 3-4: CDX (Numark) http://www.djshop24.com/images/Numark%20CD-Player%20CDX.jpg gesehen 11.11.06 Abbildung 3-5: SL-DZ1200 (Technics) http://images.amazon.com/images/P/B00029BQ9I.01A1J7WSBJHTGUFA.LZZZZZZZ.jpg gesehen 11.11.06 Abbildung 3-6: CDT 05 (Gemini) http://www.djsupply.com/prodimages/cdplayers/cdt05.jpg gesehen 12.11.06 Abbildung 3-7: iDJ2 (Numarkt) http://www.sweetwater.com/images/items/iDJ2-large.jpg gesehen 12.11.06 Abbildung 3-8: Serato Scratch Live Setup http://www.musik-schmidt.de/oscschmidt/catalog/images/RANE_Serato_Scratch_Live_2.jpg gesehen 12.11.06 Abbildung 3-9: BCD-2000 (Behringer) http://www.behringer.com/BCD2000/BCD2000_big.jpg gesehen 12.11.06 Abbildung 3-10: DJ Conslole MK2 (Hercules) http://media.zzounds.com/media/brand,zzounds/DJConsoleMK2_3quarte rs-1528ddc7aa843baaeecf69b76eca71ca.jpg gesehen 12.11.06 70 7 Quellen Abbildung 3-11: Motion Capture MIDI Controller www.sonalog.com gesehen 01.12.06 Abbildung 3-12: CDJ-1000 MK2 (PIONEER) http://www.PIONEER.de/de/products/archive/CDJ1000%20MK2/media.html gesehen 12.11.06 Abbildung 3-13: Screenshot Traktor 3 (Native Instruments) http://www.native-instruments.com/uploads/pics/tds3full_760_01.jpg gesehen 14.11.06 Abbildung 3-14: Basis-Setup Traktor 3 http://www.native-instruments.com/uploads/pics/setup2_1.jpg gesehen 14.11.06 Abbildung 3-15: "klassisches" DJ-Setup bzw. Club-Setup Traktor 3 http://www.native-instruments.com/uploads/pics/setup2_2_01c.jpg gesehen 14.11.06 Abbildung 3-16: Setup mit Turntables und Final Scratch 2 http://www.native-instruments.com/uploads/pics/dj_setup.jpg gesehen 14.11.06 Abbildung 3-17: Setup mit Midi-Controller http://www.native-instruments.com/uploads/pics/setup2_3.jpg gesehen 14.11.06 Abbildung 3-18: John Acquaviva, Release Party Final Scratch 2 (R. Johnson, Frankfurt) aus eigenem Fotoarchiv Abbildung 3-19: FS 2 Scratch Amp, Rückseite Final Scratch 2 Operation Manual S. 7 Abbildung 3-20: FS 2 Scratch Amp, Frontseite Final Scratch 2 Operation Manual S. 8 Abbildung 3-21: Kalibrierungsdialogfeld Screenshot Traktor FS 2 Software, erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 3-22: Defekter Timecode Screenshot Traktor FS 2 Software, erstellt von Lars Langholz, 2006 71 7 Quellen Abbildung 3-23: Korrekter Timecode Screenshot Traktor FS 2 Software, erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 3-24: XONE:3D (Allen & Heath) http://www.futuremusic.com/news/images/xone3dtop.jpg gesehen 14.11.06 Abbildung 4-1: Paul Van Dyk erstellt von Lars Langholz, 2006, Club Amnesia Ibiza 2006 Abbildung 4-2: Marc Hype & Jim Dunloop (live) erstellt von Lars Langholz, 2006, Electricity Festival 2006 in Saarbrücken Abbildung 4-3: DJ Switch beim Electricity Festival 2006 in Saarbrücken erstellt von Lars Langholz, 2006, Electricity Festival 2006 in Saarbrücken Abbildung 4-4: Richard Dorfmeister, Electricity Festival 2006 Saarbrücken erstellt von Lars Langholz, 2006, Electricity Festival 2006 in Saarbrücken Abbildung 4-5: John B. in Bangkok 2006 http://www.betarecordings.com/betasite/CrazyPhotos/91_September_2006/Russiasept2006%20-%2002.jpg gesehen 20.11.06 Abbildung 4-6: Linup Electricity 2006, Saarbrücken Electricity Festival GUIDE 2006 Abbildung 4-7: DJ-Setup Electricity 2006, Saarbrücken Electricity Festival GUIDE 2006 Abbildung 4-8: DJ-Setup nach Umrüstung auf Serato Scratch Live Electricity 2006 erstellt von Lars Langholz, 2006, Electricity Festival 2006 Abbildung 4-9: Christian Vogel, Electricity 2006 erstellt von Lars Langholz, 2006, Electricity Festival 2006 Abbildung 4-10: DJ Kasimir mit Final Scratch 2 http://galerie.tanzwahn.de/blau/data/blau%20do%2009-0306/bl_090306_6005.JPG gesehen 20.11.06 72 7 Quellen Abbildung 4-11: DJ-Setup 2006 „103.7 Unser Ding“ erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 4-12: Verkabelung DJ-Setup „103.7 Unser Ding“ erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 5-1: Vorgehensweise im Überblick erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 5-2: Beteiligungsrate im Überblick und Rücklauf erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 5-3: Erfahrungsgruppen erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 5-4: Kategorisierung der teilnehmenden DJs erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 5-5: Arbeitsweisen vor sechs Jahren erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 5-6: Arbeitsweisen vor drei Jahren erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 5-7: Arbeitsweisen heute erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 5-8: Zeitlicher Verlauf über sechs Jahre erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 5-9: Zukünftige Tendenz erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 5-10: Verteilung Vinyl-Control-Systeme erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 5-11: Verteilung DJ-Software erstellt von Lars Langholz, 2006 Abbildung 5-12: Bezugsquellen von DJs erstellt von Lars Langholz, 2006 73 8 Anhang 8 Anhang 8.1 Rundmail zur Onlineumfrage Betreff: DJ-Umfrage, Studentenprojekt, dauert nur 2 Minuten! Hallo liebe Freunde der drehenden Scheibe, zurzeit führe ich, im Rahmen meiner Abschlussarbeit zum Bachelor of Arts, eine Umfrage über „Instrumente des DJs im Zeitalter digitalter Audiotechnik“ durch. Die dynamische Umfrage richtet sich an aktive DJs aus allen Genres und beansprucht nur 2 Minuten! Ziel ist es, die Arbeitsweisen aktiver DJs zu analysieren und Trends aufzudecken. Folgender Link führt dich direkt zur Umfrage: http://www.Langholz.org Ich würde mich freuen, wenn Du teilnimmst. Im Gegenzug werde ich Dir die Ergebnisse dieser Studie nach Abschluss der Auswertungen zusenden. Deine persönlichen Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Bei Fragen und Anregungen zu dem Projekt, bin ich jeder Zeit per E-Mail erreichbar. Gruß Lars Langholz -Lars Langholz (Audio Engineer) [email protected] 74 8 Anhang 8.2 Umfrage 75 8 Anhang 76 8 Anhang 77 8 Anhang 78 8 Anhang 79 8 Anhang 80 8 Anhang 81 8 Anhang 82 8 Anhang 83 8 Anhang 8.3 Englische Zusammenfassung 8.3.1 Title Tools of a Disc Jockey in the Course of the Digital Era (Summary) 8.3.2 Introduction, Structure and Objective of the Work The research project with the title „Tools of a Disc Jockey (DJ) in the Course of the Digital Era“ picks the revolution of new developments out as a central theme, as they are expected to replace the traditional DJ record player, also called „Turntable“ in lingo, in its present form. Due to the introduction of the digital technique in the beginning of the 90ies, the audio engineering resides a fundamental change along with the whole branch of the media. Though in the area of the DJ-technique the traditional, analogue record made of vinyl is still dominating. This is proven by the sales figures of records that show that the sale does not regress since 1995. However, since 2003 the sales figures are dropping again which causes experts to make it a subject of discussion, as this trend can be ascribed to new DJ developments that are more and more frequently favored to the traditional record by many DJs. For this reason, it shall be proven in the frame of the research project that the work method of professional DJs considerably changed especially in the last three years, with a tendency towards digital DJ-systems. The evaluated dates firstly outline the new developments that gain in importance in the professional employment, due to the described revolution. Also the fundamental technical functionality of the most important new evolutions and their origins will be demonstrated, given that new digital DJ-systems frequently entail problems in practice (festivals, radio stations, clubs). Furthermore the impact on related fields, such as the music consumer behavior of DJs will be presented and explained. The aims of this project are realized through a countrywide poll with DJs, numerous interviews, market analyses as well as documentations of technical installations on festivals, radio stations, in clubs and discotheques. 84 8 Anhang The following target audience will benefit from this research project: o o o o o Engineers, stage managers and organizers of festivals Owners of clubs or discotheques and their technicians Engineers of radio studios Developers, producers and sales departments of DJ-equipment Musiclabels and music sales departements 8.3.3 Historical Background & Development In the first part of the work the historical background of the DJ-culture will be elaborated. Initially, the beginnings of the first DJs on the radio in 1906 will be presented and their consequences on the formation of Rock’N’Roll and pop music. In the further course, music genres will be portrayed in which the DJ has played an important role from the start. This includes the funk and disco movements, the beginnings of HipHop, the first club sounds of New Wave and EBM (Electronic Body Music) of the 80ies and the later electronic music genres and their subgroups. Also the DJ-equipment will be pointed out given that it was viewed as a standard for decades and that its management possibilities are often emulated in the new developments. This includes the DJ-Turntable TECHNICS 1210 MK2 that was developed in the 70ies. The correlations of this chapter, as well as the specification of DJs in technique and genre, are essentially important to analyze and evaluate the work methods and techniques of professional DJs. 8.3.4 New DJ-Systems on the Market The third chapter of the research project introduces new DJ-systems on the market. At first an overview of new developments of the last years is presented. Using the example of the “Internationale Musikmesse Frankfurt” (international music exhibition frankfurt), it will be demonstrated how rapidly the supply of new digital solutions for DJs increased within the last years. Furthermore, digital DJ-systems will be classified into the categories DJ-CD-Player, hybrid solutions, hard drive solutions, DJ-software and controller. Subsequently, the best known systems will be listed, their development will be explained and the startup procedure, functionality and features 85 8 Anhang will be shown. These practice-oriented systems include the CD-Player „CDJ-1000 MK2“ (PIONEER), the DJ-software „Traktor DJ 3“ (Native Instruments), the Vinyl Control-System Final Scratch 2 (Stanton) and the Universal-DJ-Controller XONE:3D (Allen & Heath). 8.3.5 Modern DJ-Setups in Practice Another core theme is the forth chapter in which modern DJ-setups are pointed out on the basis of practical examples. For this purpose, work methods of popular DJs in different music genres will be analyzed at first to subsequently define current DJ-systems in professional use. Furthermore, in this chapter the technical arrangements for DJs at festivals, radio stations, in clubs and discotheques will be documented to reveal specials and trends. Herein it will be considered whether a change has taken place in the last years. 8.3.6 DJ-Poll The fifth chapter comprises the approach and evaluation of a countrywide online poll for DJs. The objective is to obtain a fairly representative inquiry of information on the work methods of DJs, and to analyze and evaluate them. Besides, the following aspects are determined: o Changes in the work method within the last six, and three years respectively, depending on the musical bias o Trends for DJ-solutions o Experiences with regard to digital DJ-systems o Impacts on the music consumer behavior of DJs o Estimation of future developments for DJ-systems In the period between 11/09/2006 and 11/20/2006 a total of 249 participants answered the online questionnaire, resulting in 3758 applicable records that incorporate the evaluation. 86 8 Anhang The following chart (Figure 5-8: Chronological sequence over six years) is a survey for the course of preferred DJ-solutions within the last six years. It contains the condensed, evaluated information of all DJs and offers the possibility to demonstrate trends. a. vinyl record (turntable) b. compact disc (CD) via DJ-cd-player (audio CD or data CD) c. DJ-software (via computer keyboard or digital controller) d. harddrive-system or mp3-player e. DJ-software (with vinyl-control-system e.g. Final Scratch) 100,00% 90,00% 85,98% 86,73% 80,00% 70,28% 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 34,15% 30,00% 31,60% 29,20% 25,47% 23,58% 20,00% 10,00% 3,54% 0,00% 0,88% 6,10% 4,25% 4,88% 2,44% 0,00% 2000 2003 2006 Figure 5-8: Chronological sequence over six years 87 8 Anhang 8.3.7 Conclusion It can be ascertained that the work methods of professional Disc Jockeys have considerably changed. Since the middle of the 90ies a slight tendency can be found, away from records of vinyl and towards the digital music media. Nevertheless, within the last three years a strong trend towards Vinyl-Control-Systems and DJ-Software has developed. Simultaneously, the number of DJs that make use of traditional vinyl records has dropped significantly. Given the data set of the DJ-poll, it can furthermore be assumed that this revolution will progress even more in the future. Therefore, it has to be considered that these developments take deviating shapes for DJs with varying professionalism, popularity and musical as well as DJ-technical orientation. However, it is quite improbable that new digital developments for DJs will entirely supersede traditional records of vinyl. In all likelihood, the future work method of DJs will be beyond the limits of musical possibilities. The task of a DJ will be more and more united with the function of a VJ (establishes real-time visual performances on a screen). This is shown by the latest developments of renowned manufacturers (i.e. PIONEER / Numark), that allow not only the integration of the acoustic but also of the visual media into the live performance. 88 9 Ehrenwörtliche Erklärung 9 Ehrenwörtliche Erklärung Hiermit erkläre ich, Lars Langholz, geboren am 06.07.1982 in Homburg, ehrenwörtlich, dass ich das „Research Project“ mit dem Titel „Technische Ausstattungen des Disc Jockey im Wandel des digitalen Zeitalters“ selbstständig und ohne fremde Hilfe angefertigt habe und keine anderen als in der Abhandlung angegebenen Hilfen benutzt habe; dass ich die Übernahme wörtlicher Zitate aus der Literatur sowie die Verwendung der Gedanken anderer Autoren an den entsprechenden Stellen innerhalb der Arbeit gekennzeichnet habe. Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben kann. München, 18.12.2006 89