Psalmen - Pater Gahlen

Transcription

Psalmen - Pater Gahlen
N a c h
d e m
B u c h
PSALMEN
TEXTE
d e r
2
PROLOG
(nach Psalm 1)
So viele Wege stehn mir offen.
Mich lockt der Wünsche ungenannte Zahl.
Doch wie enttäuscht wird oft mein Hoffen.
Der Wünsche Ziel - es wird zur Qual.
Ich folgte gern dem Rat der Toren
- und fand mich wieder in der Spötter Runde.
Ich ließ mich treiben von des Glücksritts Sporen:
Was ich für Wunder hielt - es ward zur Wunde.
Lass gehn mich, Herr, auf Deinen Wegen.
Nur deine Weisung wird mich ewig freun.
Begleite mich mit Deinem Segen:
Was ich dann tu, das wird mich nicht gereun.
Pater Werner Gahlen MSC
Johanneum / Homburg 23. 04. 1985
3
BUSSLIED
(nach Psalm 6)
In deinem Zorn,
Herr, straf uns nicht,
verstört ist unsre Seele.
Wende uns zu
dein Angesicht!
Schuld schnürt uns
zu die Kehle.
Erbarm dich unser,
guter Gott,
du hörst das Flehn der Beter.
Befrei uns
aus der Sünde Not!
Bleib Vater uns
und Retter!
P. Werner Gahlen MSC
Homburg / Johanneum 21.11.1984
4
DEIN NAME,
HERR,
WIE WUNDERBAR
(nach Psalm 8)
Dein Name, Herr, wie wunderbar!
Ich heiße, sagst du: Ich bin da.
Dein Wirken, Herr, wie unfassbar!
Du sprichst das Wort - und Welt ist da.
Uns Menschen gilt dein Wort und Werk.
Wir sind dein Gut, dein Augenmerk.
Nur wenig unter Engeln steht
der Mensch, von deinem Geist umweht.
Dein Name, Herr, gewaltig groß!
Dein Wirken, Herr, birgt unser Los.
Hier sind wir, Herr, zu deinem Ruhm.
Hier sind wir, Herr, dein Eigentum.
Pater W. Gahlen MSC
Homburg / Johanneum, Nov. 1983
5
MEIN ANTEIL IST JAHWE
(nach Psalm 16)
JAHWE, mein Anteil an Erbe und Becher,
Du hältst in der Hand meine Lose.
Ich will nicht den Anteil der Prasser und Zecher:
Ihr Beten ist Phrase, ihr Glauben ist Pose.
Mir fiel die Messschnur auf liebliches Land,
gar wohl gefällt mir mein Erbe;
so will ich erst gar nicht der Götzen Tand,
ich kenne ihr Prahlen und meid' ihr Gewerbe.
Ich preise Dich, Jahwe, der Einsicht mir gab,
ja, mein Herz mahnt mich selbst in der Nacht.
Wann immer ich Dich zur Seite mir hab’,
wank’ ich vor keiner irdischen Macht.
Drum freut sich mein Herz, meine Seele frohlockt,
und in Frieden wird ruh'n auch mein Leib;
denn Du wirst lösen, was immer verstockt
in mir stak; erhöre mein Flehen und bleib!
Pater Werner Gahlen MSC
Ariccia / Via Appia Nuova 4-8 (ROMA)
Casa Generalizia / Suore Misionarie
del S. Cuore di Gesù // 28. 07. 1987
6
MIT DIR ÜBERSPRINGE ICH
MAUERN UND WÄLLE
(nach Psalm 1 8 )
Der Himmel zu, die Erde kalt.
Mein Atem stockt, mein Raum ist schmal.
Kein Weg, kein Ziel, kein Wort, kein Halt.
Mein Fühlen stirbt, mein Herz ist schal.
Aufs Neue ruf ich, Herr, zu Dir,
Fels, Feste, Burg, Befreier.
Neig Deine Himmel her zu mir,
zünd an in mir Dein Feuer!
Spreng meine Enge, ich tret auf der Stelle.
Mach meine Finsternis hell!
MIT DIR ÜBERSPRINGE ICH MAUERN UND WÄLLE,
bin wie der Hirsch so schnell.
Wolken erstrahlen in Deinem Glanz.
Die Tiefen des Meeres tun sich kund.
Die Erde legt um ihren Schöpfungskranz,
- schließt Du mit mir den NEUEN BUND.
Johanneum / Homburg, 17.12.1989
Pater Werner Gahlen msc
7
LIED BEIM EINZUG DES HERRN
IN SEIN HEILIGTUM
(nach Psalm 24)
Dir, Herr, gehört die Erde,
was sie erfüllt, ist dein.
Du bist der Hirt der Herde
und lässt uns nicht allein.
Wer darf, o Herr, besteigen
den Berg, dein Heiligtum?
Wer darf vor dir sich zeigen
an deiner Stätte Ruhm?
Der rein das Herz, die Hände,
kein Mensch von Lug und Trug,
der in der Zeiten Wende
an dir, Herr, hat genug.
So hebt euch denn ihr Tore,
ihr Pforten Öffnet euch!
Singt Völker dem im Chore,
des Allmacht keiner gleich!
P. Werner Gahlen MSC
Johanneum / Homburg, 14. 04. 1985
8
WENDE DICH MIR ZU
(nach Psalm 25)
Zu dir erheb ich meine Seele,
mein Gott, auf dich vertraue ich.
Wenn ich mit Schuld mich selbst auch quäle,
bleib du bei mir, sei nah und sprich
das Wort, das herzlich schenkt Erbarmen,
das Wort, das neu mir Richtung weist,
das Wort, das überfüllt mich Armen
mit deiner Huld und deinem Geist!
So wende dich mir zu und sei mir gnädig,
denn einsam fühl ich mich und oft gebeugt.
Nie werd ich meines Herzens Ängste ledig,
wenn meine Hast nicht deinem Frieden weicht.
So wend ich dir mich zu, gelob mich dir aufs neu
- und leb in deinem Bund geborgen erst und frei.
Pater Werner Gahlen Msc
Josefsheim Bad Wörishofen, Juli 1985
Johanneum Homburg, 04. August 1985
9
„Zu dir redet mein Herz,
nach dir sehnt sich mein Gesicht,
nach deinem Antlitz suche ich.“
zu Psalm 27,8
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„Zu dir redet mein Herz“
im Bann der Nachfolge
im Strahl deines Lichtes
im Bannstrahl der Sünde
„Nach dir sehnt sich mein Gesicht“
im Sehnen nach gelöster Schau
im Suchen nach Geborgenheit
in Sehnsucht nach Erfüllung
„Nach deinem Antlitz suche ich“
im Du, das mir begegnet
im Du, das mich versteht
im Du, das mich gesegnet
im Du, das mich umweht
Pater Werner Gahlen MSC
Johanneum Homburg, 1979
10
NICHT SCHWEIGEN
KANN ICH VON DIR
(nach Psalm 30)
Gefangen hielt mich der Abgrund,
mein Herz eine Grube der Sünde.
Ich suchte Selbstheilung und fand nur der Frevler Gesinde.
Da rief ich zu dir, Jahwe Gott.
Du ließest nicht zu mein Verderben,
errettetest mich vor dem Tod,
mich bannte dein göttliches Werben.
Dein Zorn währt den Augenblick,
die Huld deines Herzens ewig.
Geborgen in dir find ich Glück,
du sprengst meiner Ichsucht Käfig.
Nicht schweigen kann ich von dir,
mein Bußgewand hast du genommen.
Gekleidet mit deiner Zier,
sing ich das Lied deiner Frommen.
P. Werner Gahlen MSC
Johanneum / Homburg,19. 03. 85
11
GEBET IN BEDRÄNGNIS
(nach Psalm 31)
Voll Ängste flücht ich, Herr, zu Dir,
getrübt mein Blick, das Herz in Kummer.
Verstört sind Leib und Seele mir,
mir stirbt das Wort, leb' wie ein Stummer.
Erbarm Dich meiner, „Ich bin da“! *
Eile herbei, sei Zuflucht mir.
Zerreiß das Netz, das mich als Narr
hilflos aussetzt der Spötter Gier.
Entreiße mich der Welt Gewalt!
Lass leuchten über mir Dein Antlitz.
Mach ähnlicher mich der Gestalt,
nach der geschaffen mich Dein Hauchblitz.
Ich sage gern: „Du bist mein Gott“,
„In Deiner Hand sind meine Zeiten“;
bekenne froh: „Du hilfst aus Not,
gibst meinen Füßen Ziel und Weiten.“
Wie groß ist Deine Huld doch denen,
die Ehrfurcht Dir, Jahwe, erweisen!
Wie tragend Deine Treue jenen,
die Dich auch noch im „Trotzdem“ preisen!
Pater Werner Gahlen MSC
Priesterhaus St. Thomas,
29. Dez. 1986, am Fest des Hl. Thomas Beckett
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* „Ich bin da“ ist die deutsche Übersetzung für „JAHWE“, den Namen Gottes,
mit dem sich Gott selbst dem Mose im brennenden Dornbusch offenbart.
12
JA, HERR, ICH KOMME
(nach Psalm 40)
Dein Rufen Übertönte mein Schrei.
Der Berg deines Lichts lag im Grauen.
Das Leben erschien mir wie Spreu.
Dein Sinn - nicht zu fassen, zu schauen.
Doch etwas in mir blieb Dir treu,
ließ dumpf zwar, doch stet auf Dich bauen.
War's Hoffnung, war's Sehnsucht, war's Scheu,
war’s Furcht vor der Abgötter Klauen?
Zuwandtest Du mir Dein Gefallen.
Auf Fels stelltest Du meine Füße,
entzogst mich der Trübsinne Krallen,
zersprengtest der Hohlheit Verliese.
Neu sang ich Dein Loblied vor allen,
dass Deine Gemeinde Dich priese.
Fest schritt ich in Deinen Hallen,
erfüllt von der Gottesfurcht Süße.
Glücklich der Mensch, dessen Sicherheit Du,
der frei ist von Ichsucht und Lüge.
Glücklich der Mensch, der Dir nur traut zu
die Wunder im Lebensgefüge.
Glücklich der Mensch, dem Du gibst die Ruh,
der an Deinem Plan findet Genüge.
Glücklich der Mensch, der schnürt seine Schuh',
um zu künden der Welt deine Siege.
Du forderst nicht Opfer und Gaben,
liebst Brand- nicht noch Schlachtaltar.
Nicht etwas -, mich selbst willst Du haben,
drum bring ich von neuem mich dar.
Drum sage ich: „Ja, Herr, ich komme!
Hier bin ich, sende mich, wie Du willst!
Nicht schweig ich - der Frevler, der Fromme von meiner Sehnsucht, die Du allein stillst.“
Pater Werner Gahlen MSC
Bad Wörishofen / Josefsheim (6.8.85)
Johanneum / Homburg(15. 08. 1985)
13
INTROIBO AD ALTARE DEI
(nach Psalm 43)
Verschaff mir Recht, o Gott, und führ Du meine Sache!
Oft mein' ich mich verstoßen - von Menschen und von Dir.
Doch bleibst Du meine Stärke, erhaben jeder Rache;
und fühl ich mich bedrängt, Du Herr, Du stehst zu mir.
So sende mir Dein Licht und lehr mich Deine Wahrheit;
und finden werd ich hin zu Deinem heil'gen Berg.
Dort nimmst Du mir der Trauer dunkle Starrheit,
denn Deine Freiheit, Herr, sie sprengt der Menschen Pferch.
Drum will ich treten hin zu Deinem heiligen Altar,
zu Dir, mein Gott, der mich von Jugend auf erfreut.
Ich will Dir singen, jauchzen in der Tempelschar,
Dich loben, Herr, durch Zeit und Ewigkeit.
Warum nur immer noch die Trübsinnsweisen?
Warum, mein Herz, die Unruhe in mir?
Ich setz auf Gott! Und dankbar werd ich preisen
IHN, der mir öffnet Seiner Wohnung Tür.
(In dankbarer Erinnerung an meine langjährige Ministrantenzeit in der Pfarrei „Heilige Familie“ - Grafenwald)
Pater Werner Gahlen MSC
Johanneum / Homburg 20. 04. 1985
INTROIBO AD ALTARE DEI: AD DEUM, QUI LAETIFICAT IUVENTUTEM MEAM
Priester: Judica me, Deus, et discerne causam meam de gente non sancta:
ab homine iniquo et doloso erue me.
Ministrant: Quia tu es, Deus, fortitudo mea: quare me repulisti, et quare tristis incedo,
dum affligit me inimicus?
Priester: Emmitte lucem tuam et veritatem tuam: ipsa me deduxerunt, et adduxerunt
in montem sanctum tuum et in tabernacula tua.
Ministrant: Et i n t r o i b o a d a l t a r e D e i : ad Deum, qui laetificat iuventutem meam.
Priester: Confitebor tibi in cithara, Deus, Deus meus: quare tristis es, anima mea,
et quare conturbas in me?
Ministrant: Spera in Deo, quoniam adhuc confitebor illi: salutare vultus mei,
et Deus meus.
Vor der Liturgiereform wurde dieser Psalm 43 als Wechselgebet zwischen Priester und Ministrant bei
der Eröffnung des Gottesdienstes in lateinischer Sprache gesprochen (= Stufengebet).
14
GOTT, UNSER GOTT,
WIR SUCHEN DICH
(nach Psalm 63)
Gott, unser Gott, wir suchen dich.
Es dürstet nach dir unsre Seele.
Gott, unser Gott, wir finden dich
in Licht und Nacht, in Haus und Höhle.
Du reichst die Hand, wir spüren Halt.
Wir strecken aus nach dir die Hände.
Du rettest uns vor List, Gewalt;
gibst unserm Weg ein gutes Ende.
Gott, unser Gott, wir suchen dich.
Wir sehnen uns nach deinem Frieden.
Lenk unser Sinnen, hilf und sprich
das Wort, das uns dein Heil beschieden.
Pater Werner Gahlen MSC
Homburg / Johanneum, 19. 11. 1983
15
WIE LIEBENSWERT
IST DEINE WOHNUNG
(nach Psalm 84)
Wie liebenswert ist Deine Wohnung!
Es sehnt sich nach ihr meine Seele.
Der Sehnsucht einzige Belohnung:
Dein Tempel, Herr, - trotz Schuld und Fehle.
Mein Herz, mein Leib jauchzen Dir zu.
Du bist für mich der Gott des Lebens.
Wohl denen, dessen Wohnung DU,
die Heimat nicht gesucht vergebens.
Wenn selbst der Spatz ein Haus gefunden,
die Schwalbe für ihr Kind das Nest,
dann wirst Du, die mit dir verbunden,
aufnehmen zu des Tempels Fest.
Zur Wallfahrt bin ich froh gerüstet
und finde in dir meine Kraft;
und scheint der Freude Weg befristet,
Du stärkst mich auf der Wanderschaft.
Erhör mein Beten, Gott der Scharen,
vernimm den Ruf deines Erwählten!
Sieh meinen Glauben, hilf ihn wahren,
zähl mich zu den von Dir Beseelten!
In Deinen Vorhöfen e i n Tag
wiegt mehr als tausend Tage sonst.
An Deines Hauses Schwelle wag'
mein Leben ich, weil Du dort wohnst.
P. Werner Gahlen msc,
Johanneum, Homburg - 14.04.1985
16
BEFIEHL DEINEN ENGELN,
MICH ZU BEHÜTEN
(nach Psalm 91)
Herr, ich bin so weit:
Befiehl deinen Engeln,
mich zu behüten
auf all meinen W egen!
Herr, jetzt ist es Zeit:
Befiehl deinen Engeln,
mich zu begleiten
mit deinem Segen!
Im Schutz des Höchsten wähnt' ich mich,
im Schatten des Allmächtigen,
und mein Vertrauen zu DIR glich
der Fluchtburg des Verdächtigen.
Mein Leben lebe ich leidgeprägt.
Schrecken der Nächte umgaukeln mich.
Schlingen der Jäger sind mir gelegt.
Der Neider Lügen verschaukeln mich.
Drob fielen schon tausend zu meiner Seite,
zu meiner Rechten Zehntausende.
W eidwund getroffen, wittert mich Meute;
sie geifert frohlockend: Aus! Ende!
Doch DIR hang ich an.
Und du wirst mich retten.
Dich kenn ich,
erkenn dich in deinem Namen.
Ich flehe dich an: Zerreiß meine Ketten!
Schütz du dein Ab-Bild in deinem Rahmen!
Pater Werner Gahlen MSC
Johanneum Homburg, 27. 09. 1987
17
PREISEN WOLLEN WIR
(nach Psalm 111)
Preisen wollen wir von Herzen
dich inmitten der Gemeinde.
Brennen sollen unsre Kerzen
hell zum Ruhm dem, der uns einte.
Kostbar, Herr, sind deine Werke,
derer wir voll Dank gedenken.
Gnädig, Herr, ist deine Stärke:
Du wirst uns stets neu beschenken.
Einen Bund hast du errichtet,
der für alle Zeiten bindet.
Du hast dich zuerst verpflichtet,
dass erlöst der Mensch sich findet.
Preisen wollen wir von Herzen
dich inmitten der Gemeinde.
Brennen sollen unsre Kerzen
hell zum Ruhm dem, der uns einte.
Pater Werner Gahlen MSC
Homburg / Johanneum, 21. 11. 1984
18
HERR, DU BIST DA
(nach Psalm 139)
Herr, Deine Hand liegt auf mir,
getragen von Dir all mein Wanken.
Herr, Dein Blick ruht auf mir,
durchdacht von Dir meine Gedanken Herr, Du bist da.
Und flüchtete ich vor Dir
zur Höhe empor, in die Tiefe;
und schwäng ich mich fort von hier,
dass Menschenwort nicht mehr riefe Herr, Du bist da.
Als ich gebildet im Dunkel der Erde,
gewoben im Leib meiner Mutter:
Du wolltest, Herr, dass ich werde,
Jahwe, Schöpfergott, Guter Herr, Du bist da.
Du kennst meiner Seele Ringen,
mein Tun ist Dir nicht verborgen.
Du lösest mich aus den Schlingen,
erhellst nach der Nacht mir den Morgen Herr, Du bist da.
Pater W. Gahlen MSC
Homburg / Johanneum 10.03. 85
19
EBED JAHWE / JESUS
(zu: Jesaja 42,1-4)
Knecht und Erwählter,
gestützt, weil Gequälter,
Bund für das Land,
an Gottes Hand Ebed Jahwe!
Nicht Lärmer, nicht Schreier,
fachst glimmendes Feuer.
Das Rohr das geknickt,
es wird nicht zerstückt Ebed Jahwe!
Rechtsgründer auf Erden,
nicht müd’ trotz Beschwerden;
denn Geist ruht auf dir
sei JESUS auch mir,
Ebed Jahwe!
(Geschrieben im Zug während der Fahrt in Richtung Heimat anlässlich des Sechswochenamtes meiner Mutter / 27.03.1987)
Pater W. Gahlen msc
Johanneum, Homburg msc
20
MAGNIFICAT
MAGNIFICAT
„Des Höchsten Sohn genannt,
dies Kind sollst du gebären“, spricht Gabriel.
Erwählt bist Du zu Gottes hohen Ehren.
Sein Lob erzähl!
MAGNIFICAT
MAGNIFICAT
„Auch deine Seele wird
ein Schwert durchdringen“, so spricht der Greis.
Und wirst du dann
Magnificat noch singen,
bleibt dir der Preis.
MAGNIFICAT
MAGNIFICAT
„Die Gottes Willen tun,
die sind mir Mutter, Brüder", so spricht der Sohn.
Und weist den Weg
durch Kreuz- und Taborlieder
zur ewigen Kron’.
MAGNIFICAT
Pater Werner Gahlen MSC
Johanneum / Homburg, im November 1984
21
MARIA, SCHWESTER MEINES GLAUBENS
1 Wie soll das geschehen?,
4 „Warum, du, mein Sohn,
frag oft ich - erschlafft.
hast du das getan?“
Der Auftrag ist da,
So fragst du, Maria.
doch fehlt mir die Kraft.
- Dein Glaube gewann!
Ich wag nicht das Ja.
Und so blieb dein Ja.
Wer wird’ mit mir gehn?
Er selbst ist dein Lohn.
2 „Wie soll das geschehen?
5 Maria, auch du fragst
Ich hab’ keinen Mann.“
nach Wie und Warum.
So fragst du, Maria.
Du klagst nicht, du glaubst,
Doch Gott spricht dich an,
doch ich bleib oft stumm.
und du wagst das Ja.
Du siehst, weil du glaubst,
Er wird mit dir gehen.
den Weg, den du wagst.
3 Warum kann den Sinn
6 "Was ER euch sagt, tut!"
So oft ich nicht sehn?
- ist dein letztes Wort,
Ich fühl mich allein.
ist Losung für dich,
Wer wird mich verstehn?
ist Quelle und Hort.
Die Welt scheint aus Stein.
Maria, führ Du mich
Wer zeigt mir den Sinn?
zum Ziel, mach mir Mut!
P. Werner Gahlen MSC
Johanneum / Homburg. 16.11. 1984
22
GEBURTSGROTTE in BETHLEHEM
(I)
Genagelt liegt der Stern auf Marmorstein;
die harte Erde scheint ihn festzuhalten.
Sie presst ihn an sich, will ihn gleichgestalten
dem Erdenrund, verleiben ganz ihn ein.
Doch hier liegt mehr als nur ein Silberschein,
der sich der Erde Kraft anpassend würd' verhalten.
Hier zeugt ein Stern von Gottes hehrstem Walten
für diese Welt: Hier ließ geboren sein
ER den, der in der Zeitenfülle kam
als Kind der jungfräulichen Magd, Maria,
der, - Gottessohn -, den Menschen wurde gleich.
Der Stern, der aufging über Jakobs Stamm,
einst Gottes Zeichen zur Verheißung des Messija,
fand hier sein Ziel: In einer Grotte Gottes Reich.
Inschrift im Innenrund des Sterns:
„ H i c de virgine Maria Jesus Christus natus est.
(= Hier wurde Jesus Christus von der Jungfrau Maria geboren).
Pater Werner Gahlen msc
Johanneum, Homburg, Weihnachten 1987
23
Gedanken zum SONETT „Geburtsgrotte in Bethlehem“:
Das S O N E T T (= 2 Vierzeiler und 2 Dreizeiler) geht aus von der
Inschrift im Innenrund des Sterns: (s.o.). Das lateinische HIC ist das deutsche Wörtchen „Hier“. Darin wird deutlich die Ortwerdung des verheißenen Gottessohnes. Das „Hic de virgine Maria“ verweist auf die Fleischwerdung des Wortes Gottes.
Die erste Strophe (festhalten, gleichgestalten, einver-leiben)
geht zunächst ein auf das immer wieder feststellbare menschliche Missverständnis, alles dem menschlichen Denken und Handeln gleichschalten zu
wollen. Das Festhaltenwollen geht übrigens bis in die Ostererfahrung hinein: „Halte mich nicht fest!“ (Jo 20,17) - Der Auferstandene an Maria Magdalena.
Die zweite Strophe verweist mit dem „hier... mehr als“ auf ein
Wort Jesu selbst: „Und siehe, hier ist mehr als Salomo!“ (Mt 12,42). Das
„Aggiornamento“ Gottes ist immer mehr als reine Anpassung, sicher mehr
als rein anpasserisches Verhalten. Davon legt dieser Stern schon mit der
„Geburtsstunde Gottes“ Zeugnis ab: Die Phantasie des Erlösergottes bevorzugt „hier“, im Stall von Bethlehem, Raum und Zeit der Menschwerdung. Das dreifache „hier“ unterstreicht Wert und Würde des Ortes, der
Grotte.
Die dritte Strophe gibt eigentlich in drei Zeilen den Inhalt des
Paulus-Hymnus in Phil 2,6-11 wieder und sollte von daher leicht verständlich sein. Dennoch müsste der aufmerksame Leser den Unterschied in der
Aussage von Zeile 3 und Zeile 11 merken: Z.3: „will ihn gleichgestalten“
(irdisch menschliches Wollen) / Z.11: „den Menschen wurde gleich“ (Gottes
Heilshandeln = GNADE).
Die vierte Strophe greift auf die Vorderseite der Meditationskarte zurück:
„Ein Stern wird aufgehen aus Jakob“ (4 Mos24,17). Diese Textstelle ist
wohl eine der ältesten Hinweise auf den Stern als Zeichen des Messias.
H I E R hat er sein Ziel erreicht: „In einer Grotte Gottes Reich". Die „coincidentia oppositorum“ (Nikolaus von Cues) = „In Gott fallen die Gegensätze
zusammen.“
24
GEBURTSGROTTE in BETHLEHEM
(II)
Ein STERN - dessen Strahlen festgenagelt
im Steinherz der Erde
Ein STERN - dessen offenes Innen
ganz aus der Fülle des Mysteriums lebt
Ein STERN - dessen 14 Zacken
die 14 Kreuzwegstationen bereits andeuten
Eine GROTTE - deren Dunkel ausreicht,
da in ihr das Licht der Welt geboren
Eine GROTTE - deren Ampeln,
Symbole
der getrennten christlichen Konfessionen,
vereint anbeten
Eine GROTTE - deren Marmorgrund
wirkt wie lebendiges Wasser,
das den Stern zum Taufbrunnen macht
S T E R N
- von Bethlehem,
werde Licht auch
in der Grotte meines Herzens
Bild: Stern der Geburtsgrotte in Bethlehem Inschrift im Innenrund
das Sterns: „Hic de virgine Maria Jesus Christus natus est.“
(= „Hier wurde Jesus Christus von der Jungfrau Maria geboren.“)
Weihnachten 1985, Johanneum, Homburg
Pater W. Gahlen msc
25
LIED zum 87. Deutschen Katholikentag
„KEHRT UM UND GLAUBT
- ERNEUERT DIE WELT!“
1. Glauben leben, Welt verändern,
Zeugnis geben allen Ländern hat das jemand je getan?
Jesus nahm sich unser an!
„Kehrt um und glaubt - erneuert die Welt!“
2. Senfkorn klein und Schatz im Acker,
Samenkorn und Netz im Wasser
- Jesus hat nicht nur gelehrt,
hat sich selbst uns zugekehrt!
„Kehrt um und glaubt - erneuert die Welt!“
3. Frag nicht, wer der Größte sei!
Jesus war es einerlei,
ob du stark, schwach, arm, ob reich,
denn vor Gott sind alle gleich!
„Kehrt um und glaubt - erneuert die Welt!“
4. Umkehr heißt nicht: rückwärts schreiten,
Glauben heißt nicht nur: Gott deuten.
Umkehr sucht Gott in der Welt,
Glaube weiß, dass Liebe zählt!
„Kehrt um und glaubt - erneuert die Welt!“
5. Glauben leben, Welt verändern,
Zeugnis geben allen Ländern,
- Jesus hat's für uns getan!
Genug der Worte - fanget an!
„Kehrt um und glaubt - erneuert die Welt!“
P. Werner Gahlen MSC
Homburg / Johanneum
26
… denn, was bringt’s?
Er wartet am Bahnhof auf keinen Zug.
Er hat von Leistung und Luxus genug.
Er saugt Nikotin, trinkt runter die Wut.
Er fühlt sich ganz einfach kaputt, kaputt.
... denn, was bringt’s?
Sie hat viel erwartet von Schule, Beruf.
Sie paukte, sie jobbte, sie hoffte und schuf
für ein Morgen, das anders, das besser würd’ sein,
- frustriert gab sie auf: Ich fiel rein, fiel rein!
... denn, was bringt’s?
Wir setzten auf uns, wir wähnten uns stark.
Wir planten und bauten am Zukunftspark.
Wir wussten auf einmal alles und mehr.
Wir wussten nur noch, unser Fühlen blieb leer.
... denn, was bringt’s?
Bis endlich -, getroffen von Seinem Wort,
wir - zaudernd noch - stiegen bei Ihm an Bord.
Bis endlich Sein Schiff uns den Kurs angab und Sinn in uns aufkeimt, weit Über das Grab.
... denn: ER bringt’s!
ER brachte sich selbst dar als Brot für die Welt.
ER bringt uns zurück in Sein zeitloses Zelt.
ER brachte uns den Frieden, den wir nicht begreifen.
ER bringt uns den Geist, in dem einzig wir reifen.
... denn: ER bringt’s!
P. Werner Gahlen MSC
Johanneum / Homburg-Saar
27
E P I P H AN I AS
Fragen
ragen
bizarr
in mein Leben
Leben
eben
noch klar
nebelt im Licht
Licht:
Ich
DU
EPIPHANIE
Pater Werner Gahlen MSC
Johanneum / Homburg 06. 01. 1979
28
da es aber nicht so ist
es käme denn
jemand
und sagte
das wort
vieles sähe denn
jemand
und wagte
den blick
es fühlte denn
jemand
und fragte warum
zueignung
augenblick
leicht
besser
nicht
geschrie-
P a r a b e l
Eine Flöte spielte
seit langer Zeit
in einem angesehenen
Orchester.
Sie kannte und
beherrschte alle
einschlägige Literatur
für ihre Gattung.
Eines Tages
trifft sie auf eine
Komposition,
die ihr Tönerepertoire
überschreitet.
Sie hält das Werk
für wertvoll.
händedruck
zuneigung
ben,
―
schrei
woraus?
warum?
wen an?
was?
oppression
Brustpresse
mahlt
Angst
Enge
nistet
behaglich
zwischen
der Presse
der Brust
geschwei-
……………………….
raumzeitlose heimat
angst
vexierbild
angeketteter hoffnung
sinnblind
heiltaub
leergefühlt
ge
denn
adam
ge-
adam
wo
bist
du
sagt
ich
weiß es
selbst
nicht
Pater Werner Gahlen msc
Johanneum, 24.12.1985
29
Sprechen können
möchte ich
metaphernreich
wie Nelly Sachs
wesentlich
wie Rose Ausländer
kunstvoll
wie Robert Walser
ehrlich
wie Gottfried Benn
- und hätte ich
die Sprache
der Liebe
nicht
wäre ich
tönendes Erz
klingende Schelle
was bleibt
Leer
vom Lernen
und Lehren
Geheimnis
Mystik des DU
Konversation
Worte - gewechselt
wie Geld
Wie-man-mir-so-man-dir
Inflation
sonst
I
M
P
L
O
hohl
und hölzern
das Hirn
Ausbruch
aus
dem Aus
Fort
ins
Fort Fortune
Alles Illusion
Leben ist brutal
was wär
sonst
real
S
I
Wissen
konnte ich
mehren
O
N
was bleibt
hinter der
Stirn
E
(W)erlöst
Wortkerben
Schweigend wirkt
ein Gespräch
Worte, die niemals
gesprochen,
kerbtiefe Spuren
ins Leben
N
Wer
Mensch
löst
deine Knoten
es sind
die Idioten
Pater Werner Gahlen msc,
Johanneum Homburg
Narben
Ich wate
im Wust von Erwartungen
wund
Ich friere
von frostigen Fragen
frustriert
Ich narbe
durch närrische Nachsicht
genadelt
30
Karneval
Treibsand,
Das Mikro
fährt ihm
ins Gesicht
der Entertainer
merkt es nicht
Die Boxen
stöhnen
phongequält
die Tänzer
glühn
Ekstase zählt
Treibsand
wohnt
weich
in wölbiger
Dünung
GedankenSplitter
Kapelle heult
es kreißt
der Saal
geboren ist
Baal-Karneval
angekettet
kalt gebettet
raum ist leer
mensch ist wer
Gesicht
Anruf
genügt
nicht
Treibsand
wühlt
wild
ins Herz
sich mir ein
fehler
du
fehlst
mir
eingefallen
aufgefallen
hier
und
jetzt
ohne
netz
Wort
will
Gesicht
beugen
wenn bilder
nichts mehr zeigen
parabeln nicht mehr ziehn
dann hilft nur noch sich beugen
du musst in die Wirklichkeit fliehn
- was ist wirklich
kann ich sagen
mein
fehler
weiß das
papier
schreibe
und
lös dir
die seele
weiß das papier
gib dich
ihm hin
es führt
dich
zu dir
Pater W. Gahlen msc
Johanneum, Homburg
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ordnung
meiner sinne exodus kaum mehr aufzuhalten
meines lebens topmodus mehr und mehr gespalten
was, wenn wirklichkeit und ich
nicht in eins sich fanden,
was, wenn wunschwelt widerlich
mir als halt gestanden
ort und ordnung weichen
plan und ideal
wechseln ihre zeichen
scheinen wertneutral
DU HOLDE KUNST
DU HOHLE GUNST
Du holde Kunst, in wieviel grauen Stunden,
Du hohle Gunst, in Nano-Schall-Sekunden
Wo mich des Lebens wilder Kreis umstrickt,
Wo mich des Lebens Widernis erstickt,
Hast du mein Herz zu warmer Lieb entzunden,
Hast du mein Blut in kalte Wut geschunden,
Hast mich in eine beßre Welt entrückt!
Hast mich in meiner wunden Welt (z)erdrückt!
Oft hat ein Seufzer, deiner Harf' entflossen,
Nie hat ein Gaukel, deinem Sud entsprossen,
Ein süßer, heiliger Akkord von dir,
Ein sehnend sieches Wort von dir,
Den Himmel beßrer Zeiten mir erschlossen,
Der Hölle Hoffnungslosigkeit verschlossen,
Du holde Kunst, ich danke dir dafür!
Du hohle Gunst, ich kranke dir dafür!
Franz von Schober
Werner Gahlen
(19.05.2006)
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