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Neues Konferenzzentrum
der Messe Friedrichshafen
Im neuen Konferenzzentrum Ost der Messe Friedrichshafen unterstützt moderne Medientechnik flexible
Nutzungsszenarien.
Die 2002 eröffnete Messe Friedrichshafen (www.messe-fn.de) liegt zentral im Herzen Europas. In direkter Nachbarschaft zu
Österreich und der Schweiz bietet der Standort am Bodensee vielen Branchen einen idealen Marktzugang, und der lokale
Flughafen stellt eine gute Erreichbarkeit aus deutschen Ballungszentren wie internationalen Destinationen sicher.
Seit Juli 2009 verfügt die Messe über ein neues Konferenzzentrum, das im Osten des weitläufigen Areals angesiedelt ist und
entsprechend auf die Bezeichnung „Konferenzzentrum Ost“ hört. Teil der „Ost-Erweiterung“ sind zudem ein neues MesseEntree sowie zwei stützenfreie Hallen mit Flächen von je 6.300 Quadratmeter. Eingeweiht wurde das Ensemble anlässlich der
europäischen Fachmesse „OutDoor 2009“; genutzt wurden die Konferenzareale in diesem Zusammenhang vorrangig für
zahlreiche Pressetermine.
Mit der Planung der Medientechnik für das neue Konferenzzentrum Ost war die Ingenieurbüro Sulzer GmbH & Co. KG
(www.ibsulzer.de) betraut. Die Ausschreibung konnte die Bellgardt Vertriebs GmbH (www.bellgardt.de) aus der von der
Messe nicht weit entfernten Bodenseegemeinde Langenargen für sich entscheiden. Geschäftsführer ist Thomas Bellgardt, der
durch das Radio- und Fernsehgeschäft seines Vaters bereits in jungen Jahren mit Bild- und Tontechnik konfrontiert wurde
und seit einiger Zeit sehr erfolgreich als Medientechnikspezialist mit einem achtköpfigen Team am Markt agiert. Zu den
größten Kunden der Langenargener Firma zählt die Telekom, für welche in der Vergangenheit hunderte Konferenzräume
eingerichtet wurden, aber auch für renommierte Unternehmen wie ZF, EADS und MTU wird Bellgardt regelmäßig tätig.
Metropolen am Bodensee
Zum neuen Konferenzzentrum Ost gehören Räume unterschiedlicher Größen, von denen unter medientechnischen Aspekten
insbesondere die nach europäischen Hauptstädten benannten Räume „Berlin“, „Paris“, „London“ und „Rom“ interessant sind.
„Berlin“ und „Paris“ sind mit Flächen von jeweils 225 qm gleich groß und lassen sich bei Bedarf durch das Öffnen einer
Trennwand zu einem Saal vereinen. Wie üblich sorgt ein Kontakt in der Wand dafür, dass die Mediensteuerung über die
aktuelle Nutzung „informiert“ wird und geeignete Parameter bereitstellt; bei speziellen Konstellationen wie etwa einer nur zur
Hälfte geöffneten Trennwand lassen sich passende Einstellungen jedoch auch manuell abrufen. „London“ und „Rom“ weisen
wie ihre größeren Konterparts identische Dimensionen auf, stellen jedoch im Vergleich zu diesen mit Flächen von jeweils
112,5 qm exakt das halbe Raumangebot zur Verfügung.
„Die erste Ausschreibung aus dem Jahr 2007 setzte noch weitgehend auf eine analoge Signalübertragung, welche angesichts
der Dimensionen des Projektes jedoch an ihre Grenzen stieß“, erinnert sich Thomas Bellgardt. „Die aktuell zum Einsatz
kommende digitale Netzwerktechnologie ist nicht teurer, lässt sich jedoch deutlich flexibler nutzen.“ Der Geschäftsführer
berichtet, dass in Abstimmung mit den Verantwortlichen bis zum letztmöglichen Zeitpunkt Änderungen eingebracht wurden,
um aktuellen technischen Entwicklungen Rechnung zu tragen – die „EXPI/O-2“-Einheiten (s. u.) von Biamp Systems
beispielsweise waren sozusagen punktgenau vor der endgültigen Fertigstellung des Projektes erhältlich.
Michael Beck, staatlich geprüfter Heizungs- und Lüftungstechniker/Heizungsbaumeister und im Konferenzzentrum Ost unter
anderem für die Medientechnik verantwortlich, berichtet: „Ein Beispiel für die praxisbezogene Abstimmung sind die
drahtlosen Mikrofone, die zunächst fest einzelnen Räumen zugewiesen waren - gemeinsam konnten wir jedoch eine flexible
Lösung finden, dank welcher sich die vorhandenen Drahtlossender frei in jedem Raum nutzen lassen.“ Heute kommen im
Konferenzzentrum Ost für Hand- und Taschensender der „Opus 900“-Serie von Beyerdynamic drei „NE 900 Q“-Receiver
zum Zuge, denen ein UHF-Antennensignalverteiler des Typs „ZAS 800“ zugeordnet ist. In den einzelnen Räumen fassen
Mipro Antenna-Combiner („AD 808“) die Antennensignale (Mipro „AT 70 A/B“) zusammen.
Ein weiteres Ergebnis des Abstimmungsprozesses ist der Verzicht auf konventionelle Mischpulte: Über das Thema wurde
zunächst länger diskutiert, wobei sich die letztlich gewählte Automatikmischung per „AudiaFLEX“-Prozessor im speziellen
Konferenzzentrumszenario mittlerweile bestens bewährt.
Netzwerk
Zentraler Aspekt der Medientechnik im neuen Konferenzzentrum Ost ist ein flexibles Signalrouting auf Netzwerkbasis.
Hierbei ist zwischen den Netzwerken für Audio- und Videosignale zu unterscheiden: Während digitale Toninformationen via
CobraNet verteilt werden, kommen zur Übertragung der Bildinformationen Produkte aus der „MTP“-Serie von Extron zum
Einsatz. Hier wie dort ermöglicht die strukturierte Verkabelung eine freie Signaldistribution von und zu jedem Punkt;
geeignete Verschaltungen werden in einer Zentrale vorgenommen und lassen sich erwartungsgemäß von diversen Stellen im
Konferenzzentrum beeinflussen – vollständige Routing-Flexibilität zwischen allen Räumen und sämtlichen Quellen/Senken
ist gewährleistet.
Herzstück der Audiofunktionalitäten sind zwei leistungsstarke „AudiaFLEX“-Prozessoren von Biamp Systems, welche
Bearbeitung, Verteilung und Mischung der Signale übernehmen. Als Schnittstellen zur Außenwelt dienen Expander des Typs
„EXPI/O-2“, welche jeweils zwei analoge Eingänge sowie zwei analoge Ausgänge zur Verfügung stellen und über einen
zentralen Gigabit-Switch mit den DSP-Units kommunizieren. Als Hauptbeschallung dienen in den großen Konferenzräumen
„Panaray-Systeme“ von Bose (2 x 3 „MA12“-Tops plus 2 x „MB4“-Subbass), welche durch Deckeneinbaulautsprecher (Bose
„FreeSpace DS 100F“) ergänzt werden. Die Deckeneinbaulautsprecher befinden sich in Deckenausschnitten mit schräg nach
oben zulaufenden Flächen und werden gemäß der gewünschten Beschallungsrichtung geschaltet. Die Zweiwege-Lautsprecher
sind in ein 100-V-System eingebunden, während die „Panaray“-Systeme niederohmig an großen Kabelquerschnitten
betrieben werden. Die Endstufen (Biamp Systems „MCA 8050/8150“ für die Einbaulautsprecher, diverse Inter M-Modelle für
die „Panaray“-Systeme) wurden mit Gedanken an Abwärme und Geräuschentwicklung in den Technikraum ausgelagert.
Die Video-Übertragung im Netzwerk wird in Friedrichshafen mit Produkten aus der „MTP“-Serie von Extron und einer Cat7Verkabelung realisiert. Zum Einsatz kommen kompakte „MTP RL 15HD RS”-Einheiten (Twisted-Pair-Empfänger für
RGBHV und RS-232 mit Durchschleifausgang) an den Beamern sowie „MTP C7 T 15HD A“-Units (Twisted-Pair-Sender für
RGBHV und Audio) in den Medientechnikschränken der einzelnen Räume. Verschaltet werden die Signale über eine in der
Technikzentrale untergebrachte Extron Twisted-Pair-Kreuzschiene („MTPX Plus 1616“). Die insgesamt 16 Eingänge der
Kreuzschiene sind noch nicht vollständig belegt, so dass künftige Erweiterungen problemlos möglich sind.
Digital Signage ist im Konferenzzentrum Ost ebenfalls ein Thema: Im Technikraum steht ein eigener Laptop bereit, um von
Kunden gelieferte Inhalte auf bis zu vier großformatige Sharp LC-Displays mit Diagonalen von 65 Zoll zu verteilen, welche
von Bose-Boxen des Typs „FreeSpace DS 16S“ (Ansteuerung über Vierfach-Endstufe „QD 4480“ von Inter M plus OutputTransformer „OT 4480“ im 19“-Gehäuse) flankiert werden. Die Sharp-Monitore befinden sich in den Gängen vor den
Konferenzräumen und sind fest an den Wänden montiert. Gezeigt werden bislang vorrangig statische Inhalte wie etwa der
Tagesablauf bei Veranstaltungen. Sollten künftig einmal DS-typische Inhalte mit vielen und möglicherweise
tageszeitabhängigen Wechseln gewünscht sein, wäre auf dem Laptop eine geeignete Redaktionssoftware zu installieren.
Bemerkenswert ist sicher, dass sich die DS-Ausspielung dank „MTP RL 15HD RS”-Anbindung nahtlos in die übrige
Videotechnik integriert und nicht als separates System gehandhabt wird.
Alle medientechnischen Stränge laufen wie bereits angedeutet in einem separaten Technikraum in zwei großen 19“-Racks
zusammen: Eines der Racks wird vorwiegend von Endstufen gefüllt, während das andere Prozessoren und Mediensteuerung
Platz bietet. Geradezu sinnbildlich erscheint der Umstand, dass in der oberen Hälfte des Gestellschranks zahlreiche NetzwerkSwitches für die übrige Telekommunikations- und Computertechnik des Konferenzzentrums untergebracht sind - die derzeit
überall zu beobachtende Konvergenz von IT und A/V verdichtet sich hier räumlich wie eine in Hardware manifestierte
Metapher.
Konferenzräume
In jedem der vier für diesen Artikel relevanten Konferenzräume befindet sich ein eigener Technikschrank samt Cat7Umsetzer (Extron „MTP C7 T 15HD A“). Letzterem vorgeschaltet ist ein Switcher/Scaler (Extron „IN1508“), welcher
eingehende Signale durchgängig auf VGA (mit XGA-Auflösung) umsetzt. „Zum Zeitpunkt der Planung hätten Beamer mit
16:9-Format und der erforderlichen Helligkeit den gegebenen Budgetrahmen gesprengt“, erklärt Thomas Bellgardt und schaut
im Raum „Berlin“ auf einen Sanyo „PLC-XP200L“ mit einer Leistung von 7.000 ANSI-Lumen. Die kleineren Räume werden
mit Sanyo „PLC-XT35L“-Modellen bespielt und verfügen über lediglich vier statt acht Deckeneinbaulautsprecher. Verzichtet
wird dort bei den Bose-Arrays außerdem auf die dritte „MA12“-Box, und CD-Player sowie DVD-Recorder nebst ScanConverter wurden ebenfalls eingespart.
Als Zuspieler sind in den Technikschränken ein analoger TV- und Kabel-Tuner für PAL-Signale (Extron „AVT 100P“), ein
DVD/SACD-Player („DVD-S1700“) von Yamaha, ein DVD-Recorder („DMR-EH495“) von Panasonic sowie ein CD-Spieler
(„DN-C100“) von Denon untergebracht. Externe Signale können entweder über Bodentanks oder zwei seitlich am Rack
montierte Anschlussfelder (VGA/DVI-D/Audio-Miniklinke/Composite/S-Video/Audio-Cinch Stereo) eingespeist werden.
Für die lokale Vorschau dient ein auf dem Medienschrank platzierter Flatscreen von LG Electronics, der sein VGA-Signal aus
dem Loop-Ausgang eines Scan-Converters (Extron „VSC 500“) erhält, sofern er nicht direkt aus dem DVD-Recorder über
eine HDMI-Verbindung adressiert wird. Der Converter, welcher dem „IN1508“- Switcher/Scaler über den Monitorausgang
einer „MTP C7 T 15HD A“-Unit nachgeschaltet ist, liefert in seiner Hauptfunktion ein S-Video-Signal für den DVDRecorder.
Die im Schrank befindliche AMX-Steuerung („NetLinx Integrated Controller NI-3100“) wird dem Nutzer über per WLAN
angebundene AMX-Touchpanels des Typs „MVP-8400“ zugänglich, welche sowohl in der Technikzentrale als auch in den
Konferenzräumen Berlin/Paris/London/Rom (in passwortgeschützten Spezialhalterungen) anzutreffen sind. Das OberflächenLayout präsentiert sich selbsterklärend und sollte nach einer kurzen Einweisung keinen Anwender vor ernsthafte Probleme
stellen. Für Techniker eröffnen sich weiterführende Ebenen, dank welcher beispielsweise im Technikraum überprüft werden
kann, welchen Screen ein Referent in einem bestimmten Raum gerade auf seinem Touchpanel sieht. Darüber hinaus ist
erkennbar, ob sich die Panels an ihrem Platz befinden und die Akkus ausreichend geladen sind. Ein Fernzugriff auf die
Steuerung über das Internet wäre prinzipiell möglich, ist in Friedrichshafen jedoch nicht gewünscht.
Besucher mit guten Augen entdecken an den Decken der Konferenzräume Webcams, deren Signale sich prinzipiell derart
verschalten ließen, dass sie mit den DVD-Recordern aufzuzeichnen wären – von einer derartigen Praxis wird am Bodensee
jedoch aus Datenschutzgründen Abstand genommen. Übergabepunkte für extern einzubringende Dolmetschertechnik wurden
bei der Planung nicht vergessen, und für Notfälle ist eine Schnittstelle zur Alarmierung vorhanden – ein hier eintreffendes
Signal würde zu einer Stummschaltung der medientechnischen Komponenten führen.
Verdunkelung und Leinwände werden im neuen Konferenzzentrum über eine Schnittstelle zwischen AMX „NI-3100“ und
EIB gesteuert: „Für die hauseigene Klimatechnik fungiert der EIB allerdings lediglich als Transportmedium“, verrät Christian
Raidler vom Ingenieurbüro Sulzer. „Von dort geht es auf eine spezielle Lösung der Firma Siemens, mit deren Hilfe man die
Sollwerttemperatur im Raum verstellen kann.“ Der Zugriff auf die Raumfunktionen ist für Anwender über die bereits
erwähnten AMX-Touchpanels möglich.
Ausbau Ost
Im Vergleich zum bereits lange genutzten Konferenzzentrum West präsentiert sich die „Ost-Erweiterung“ der Messe
Friedrichshafen technisch hoch aktuell.
Dass die Bedienung der Medientechnik trotz ihrer vielfältigen Möglichkeiten kinderleicht ist, bestätigt nicht nur Michael
Beck als ausgewiesener Fachmann – auch Kerstin Rieger, Pressereferentin der Messe Friedrichshafen GmbH, äußert sich
hoch zufrieden: „Als wir die erste Pressekonferenz im neuen Konferenzzentrum hatten, musste zwischen drei
unterschiedlichen PowerPoint-Präsentationen gewechselt werden, wobei das Bild zeitweise eingefroren werden sollte, um den
Übergang zu kaschieren - nach einer kurzen Einweisung konnte ich das vollkommen problemlos bewerkstelligen! Die
Bedienung gestaltet sich wirklich einfach und übersichtlich.“
Die Möglichkeiten des neuen Konferenzzentrums sollten sich in der Region rasch herumsprechen – dank der flexibel
nutzbaren Medientechnik, mit der sich jedes Signal eines beliebigen Raums auf jedes Ausgabegerät beliebiger Räume
verteilen lässt, ist man in Friedrichshafen bestens für (Business-)Vorhaben aller Art gewappnet. Bereits jetzt wird das
Konferenzzentrum Ost vollkommen unabhängig von Messeaktivitäten für Betriebsversammlungen, Vorstandssitzungen und
ähnliche Events genutzt; die Frequenz der so genannten „Gastveranstaltungen“ weist eine positive Entwicklung auf. „Ich
könnte mir vorstellen, dass unter anderem die Möglichkeiten von Digital Signage schon bald weiter ausgebaut werden, was
angesichts der vorhandenen Netzwerkstruktur kein Problem darstellen sollte“, äußert sich Michael Beck zuversichtlich.
Text: Jörg Küster
Fotos: Messe Friedrichshafen, Jörg Küster