Jugend - Medien - Kultur Völlig losgelöst?
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Jugend - Medien - Kultur Völlig losgelöst?
2007 ajs-Jahrestagung 25. Oktober 2007 FILDERHALLE LEINFELDEN-ECHTERDINGEN Völlig losgelöst? Jugend - Medien - Kultur AKTION JUGENDSCHUTZ Landesarbeitsstelle Baden-Württemberg Völlig losgelöst? Jugend – Medien – Kultur Netzwerktechnologien und interaktive Anwendungen bestimmen in steigendem Maße das soziale, politische und kulturelle Handeln der Menschen. In einer globalisierten Medienwelt gibt es nicht mehr die Entscheidungsmöglichkeit, ob Fachkräfte in pädagogischen Einrichtungen sich mit Medien befassen wollen oder nicht – es muss zum verbindlichen Standard werden! Denn Formen und Möglichkeiten der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen sind abhängig von deren sozialem Hintergrund und ihrer Bildung. Um die gleichberechtigte Teilhabe aller zu fördern, ist neben dem politischen auch pädagogisches Engagement notwendig. Vor allem Internet, Handy und andere mobile Endgeräte haben zu einer Individualisierung der Mediennutzung und der Medienerlebnisse geführt. Kinder und Jugendliche wachsen mit diesen Medien auf, ganz selbstverständlich und oft unabhängig von den Erwachsenen. Diese haben häufig keinen Einblick in die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen und können deshalb oft nicht mitreden. Die Kluft zwischen Jugend- und Erwachsenenkultur scheint immer größer zu werden. Notwendig ist deshalb unserer Meinung nach eine Art „Übersetzungsarbeit“ zwischen den Generationen, die wir mit dieser Jahrestagung voranbringen wollen. Hier können Sie einen Einblick bekommen in aktuelle jugendspezifische Mediennutzungsformen und die damit verbundenen Kulturen der Kommunikation, der Partizipation und des Lernens. Wir möchten so zum Verstehen dieser neuen Kulturen beitragen und die darin enthaltenen Zukunftsvisionen deutlich herausarbeiten. Ebenso wichtig ist es uns, Handlungsoptionen und -notwendigkeiten im pädagogischen wie politischen Feld zu diskutieren. Nicht zuletzt versprechen wir uns, selbst von der Cleverness, der Neugier und der Kreativität vieler Kinder und Jugendlicher inspiriert zu werden! Das Präsidium und die Geschäftsstelle der Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg laden Sie herzlich ein! 2 Vorwort 25. Oktober 2007 FILDERHALLE LEINFELDENECHTERDINGEN PROGRAMM 8.45 Uhr Öffnung des Tagungsbüros 9.30 Uhr Völlig losgelöst? Begrüßung und Anmerkungen zum Tagungsthema Marion v. Wartenberg Vorsitzende der Aktion Jugendschutz Dr. Monika Stolz MdL Ministerin für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg 10.00 Uhr Die eigenwillige Mediennutzung von Jugendlichen Facetten – Kompetenzen – Szenen PD Dr. Waldemar Vogelgesang Fachbereich Soziologie, Universität Trier 11.00 Uhr Pause 11.30 Uhr Neue Wege durch die konvergente Medienwelt Wie Jugendliche sich mediale Räume aneignen Ulrike Wagner JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, München 12.45 Uhr Mittagspause 14.00 Uhr Foren Input und Diskussion 16.00 Uhr „You must be logged in to do that!” Tagungseindrücke, Probleme und Chancen Anja Rützel Journalistin 16.30 Uhr Tagungsende Programm 3 FOREN ab 14.00 Uhr 1 Learning by doing? Digitale Medien – eine Chance für Bildungsprozesse in Schule und Jugendarbeit Bildung ist mehr als zweckgerichtete Ausbildung. Sie ist ein umfassender Prozess der Selbstentfaltung und Entwicklung eines Menschen in Auseinandersetzung mit der Welt. Bildung findet überall statt, in der Familie, in der Schule, in der Jugendgruppe und auch allein vor dem Computer. Bildungseinrichtungen sollen Bildungsprozesse in besonderer Weise unterstützen und fördern. Damit dies gelingen kann, ist es angesichts der Entwicklung der Medienlandschaft notwendig, auch Bildungskonzepte zeitgemäß weiterzuentwickeln. Diese Veränderung umfasst Inhalte und Formen des Lehrens und Lernens. So lernen Kinder und Jugendliche am Computer oftmals durch Ausprobieren, durch „Fehler machen“. Bildungsinstitutionen können durch ihre Angebote, diesen intuitiven und selbstgesteuerten Lernprozess durch die Vermittlung von systematischen Kenntnissen ergänzen, neue Herausforderungen bieten und zu einer Form des Wissenserwerbs beitragen, bei dem Theorie und Praxis nicht getrennt werden. Bieten digitale Medien eine aktuelle Chance zur Veränderung von Lernkulturen hin zu neuen Formen der Zusammenarbeit? Welche Voraussetzungen sind dazu notwendig? Wir werden zwei Beispiele – aus Schule und Jugendarbeit – vorstellen und deren Konzepte gemeinsam diskutieren. Prof. Dr. Heidi Schelhowe, Universität Bremen, Digitale Medien in der Bildung, Informatik Wolfgang Schindler, Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit in Josefstal e.V. Moderation: Prof. Dr. Gudrun Marci-Boehncke, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg 4 2 Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser? Normen und Regeln im Netz In menschlichen Gemeinschaften ist das Individuum ständig vor Entscheidungen gestellt, bei denen nach dem richtigen Handeln gefragt ist. Werte und Normen regeln das menschliche Zusammenleben und definieren mögliche Handlungsformen. Sie sind gesellschaftlich wie kulturell bedingt und unterliegen dem sozialen Wandel. Werte und Normen zu vermitteln, ist ein wichtiger Bestandteil von Erziehung. Sie zu lernen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen gehört zum Sozialisationsprozess und ist eine Voraussetzung für soziale Integration. Für pädagogische Fachkräfte ist es wichtig zu wissen, wie sie diesen Prozess unterstützen können. Auch für die Kommunikation via Internet oder Handy gibt es Normen und Regeln. Doch scheint die altehrwürdige „netiquette“ nicht mehr zu gelten. Nicht selten kommt es in Chaträumen und Communities zu Beleidigungen und Bedrohungen. Handelt es sich hier um Normenverstöße, die zum Prozess des Heranwachsens gehören oder fordern die neuen Medien in besonderer Weise zu Regelverletzungen heraus? Können Erkenntnisse über die Aneignung von Werten, Normen und Regeln im „realen Leben“ auf Prozesse im Cyberspace übertragen werden? Wie gehen die Mitglieder verschiedener Communities mit Regelverstößen um? Welche Möglichkeiten der Intervention oder Selbstregulierung haben sie in den letzten Jahren entwickelt? Prof. Dr. Roland Eckert, Universität Trier Sandra Goller, Redaktion SWR Kindernetz Sandra Sokola, KWICK! COMMUNITY Moderation: Sibylle Walter, iris e.V., Tübingen 25. Oktober 2007 FILDERHALLE LEINFELDENECHTERDINGEN 3 An- oder ausgeschlossen? Vernetzung als Lebensprinzip Beinahe alle älteren Kinder und Jugendlichen sind Teil mindestens einer virtuellen Gemeinschaft. Die Präsenz im Internet durch die Selbstdarstellung im Schülerverzeichnis oder einer anderen Community, eine ICQNummer und ein Handy: Das alles gehört dazu, um unterschiedliche Beziehungen und Freundschaften zu organisieren und aufrecht zu erhalten. Die persönliche Buddy Liste in einer Community oder das Adressbuch des Handys sind Gradmesser einer erfolgreichen Vernetzung. Sie garantieren ständigen Kommunikationsfluss und Erreichbarkeit. Sind Online-Netzwerke eine Ergänzung zum oder ein Ersatz für das so genannte „reale Leben“? Ist es noch sinnvoll, zwischen „realem“ und „virtuellem“ Leben zu unterscheiden? Um in diesen sozialen Netzwerken agieren zu können sind eine Reihe von (neuen) Kompetenzen notwendig. Dazu gehört kommunikative Kompetenz in „realen“ wie auch in „virtuellen“ Gemeinschaften, um verbindliche Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen trotz offener Netzwerke. Wo lernen Heranwachsende, mit diesen Strukturen umzugehen? Haben alle die gleichen Chancen, diese Kompetenzen zu erwerben? Wer wird ausgeschlossen und welche Auswirkungen hat dies auf Ausbildung, Beruf und gesellschaftliche Partizipation? Trägt diese Kultur der offenen Communities zu gesellschaftlicher und globaler Gleichberechtigung bei oder manifestiert sie die Segmentierung in bestimmte Gruppen? 4 World of Warcraft und Second Life Virtuelle Welten und ihre Faszinationskraft In diesem Forum bekommen Sie einen anschaulichen Überblick zur Entwicklung virtueller (Spiele)Welten im Netz. Während viele Jugendliche sich mit Begeisterung und Ausdauer in die fantastischen Abenteuerwelten von World of Warcraft begeben, bewegen sich weltweit mehrere Millionen Menschen – Erwachsene bzw. junge Erwachsene – mit ihren Avataren durch die Web-3D-Simulation Second Life. Nachrichtenagenturen, Zeitungen und Firmen gründen Zweigstellen und beschäftigen Mitarbeiter/innen in Second Life. Auch das Land Baden-Württemberg hat dort mittlerweile eine Repräsentanz. Diese Entwicklungen provozieren viele Fragen: Was fasziniert Heranwachsende und Erwachsene an diesen virtuellen Welten? Erleben und gestalten sie das Geschehen dort als Spiegel ihrer Realität oder verwirklichen sie Wünsche und Utopien eines „besseren Lebens“? Bietet die 3D-Welt bessere Voraussetzungen für kreatives Handeln als die Realität oder gar die Möglichkeit, Kompetenzen zu lernen, die auch im „realen“ Leben Erfolg versprechen? Welche Regeln gelten in der virtuellen Welt, wie werden sie generiert und wer wacht über ihre Einhaltung? Andreas Lange, Computerspielmuseum Berlin Stefan Sottner, MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg mbH Moderation: Petra Kuropka, JUBEZ Medienwerkstatt, Stadtjugendausschuss Karlsruhe Dr. Benjamin Jörissen, Otto-vonGuericke-Universität Magdeburg, Institut für Erziehungswissenschaft Annika Leichner, Universität Dortmund, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie Moderation: Angelika Hensolt, Freie Journalistin 5 FOREN ab 14.00 Uhr 5 Top Models und coole Macker? Gender-Inszenierungen in den Medien Kinder und Jugendliche suchen in den Medien Material für ihre Identitätsbildung. Dabei nutzen sie auch Formate wie Casting-Shows oder Musik-Clips. Um die Begeisterung Heranwachsender für diese Sendungen nachvollziehen zu können, ist es notwendig, herauszufinden, welche Lebensthemen junger Menschen darin symbolisch „verpackt“ sind. Dazu gehören ganz sicher: die Auseinandersetzung mit weiblichen und männlichen Rollenvorbildern und die Frage, wie gesellschaftliche Anerkennung und Erfolg zu erreichen sind. Was machen Jugendliche mit dem symbolischen Angebot der Medien? Übernehmen, reproduzieren oder verändern sie es im Alltag? Ist jugendliche Selbstinszenierung Probehandeln, ein Ausdruck von gesundem Selbstbewusstsein, eine Abgrenzung von der Erwachsenenwelt oder schlicht eine Nachahmung medialer Vorbilder? 6 Ein wichtiges Ergebnis der Medienwirkungsforschung besagt, dass Jugendliche zentrale Werte, Normen und Rollenvorstellungen in der Kommunikation mit anderen – insbesondere mit den Peers – aushandeln. Hier ist die Aufmerksamkeit und Einfühlung pädagogischer Fachkräfte gefragt. Sie können diesen Prozess unterstützen, indem sie Angebote machen, die das symbolische Material der Medien aufgreifen und als Möglichkeit zu kommunikativer Auseinandersetzung nutzen. Im Forum wird dies anhand der Beispiele „Germany’s next top model“ und „Pimp my ride“ dargestellt und diskutiert. Jun. Prof. Dr. Tanja Thomas, Universität Lüneburg Sebastian Hacke, Dipl.-Pädagoge, Humboldt Universität Berlin Moderation: Marc Schulz, Dipl.-Pädagoge, Lehrbeauftragter Universität Hildesheim, FH Frankfurt HINWEISE 25. Oktober 2007 FILDERHALLE LEINFELDENECHTERDINGEN Weitere Programme können unter Telefon 07 11/2 37 37 - 0 oder unter [email protected] angefordert werden. Bitte melden Sie sich bis zum 17. Oktober 2007 schriftlich an, per Anmeldekarte, Fax , E-Mail oder mit dem Online-Formular. Tagungsgebühr: 25,00 Euro, inkl. ajs-informationen I/2008 zum Tagungsthema (erscheint im März 2008). Für Teilnehmer/innen ohne Erwerbseinkommen: 10,00 Euro. Die Teilnahmegebühr ist am Tagungsbüro zu entrichten. Während der Pausen werden Getränke, Snacks oder Mahlzeiten kostenpflichtig angeboten. Sie erhalten keine Anmeldebestätigung, sondern nur eine Absage, falls alle Plätze belegt sind. Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt. Am Tagungsbüro erhalten Sie Ihre Tagungsmappe, eine Teilnahmebestätigung, die Bestätigung des ausgewählten Forums bzw. einer Alternative und einen Raumplan. Veranstaltungsort FILDERHAL LE Stadtbahn U5, S-Bahn S2, S3 Anreise 7 Zur Jahrestagung 2007 melde ich mich verbindlich an. Die Tagungsgebühr in Höhe von Bitte melden Sie sich für ein Forum € 25,– (€ 10,–) ist am Tagungsbüro Ihrer Wahl an. Die Anmeldungen wer- zu entrichten. den in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt. Für den Fall, dass die von Ihnen gewünschte Veranstaltung Datum Unterschrift bereits belegt ist, kreuzen Sie bitte (in Klammern) noch Ihre WunschAlternative an. 1 2 4 5 3 Anmeldung Anmeldung Landesarbeitsstelle Baden-Württemberg Postfach 70 01 60 70571 Stuttgart Aktion Jugendschutz Telefon PLZ/Ort Straße Anschrift Dienststelle Vorname Name Absender/in privat dienstlich Mitgliedsverbände der ajs Arbeiterwohlfahrt Baden-Württemberg Beamtenbund Baden-Württemberg Deutscher Kinderschutzbund, Landesverband Baden-Württemberg Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesverband Baden-Württemberg Deutsches Rotes Kreuz, Landesverband Baden-Württemberg Diözese Rottenburg-Stuttgart Erzdiözese Freiburg Evangelische Landeskirche in Baden Evangelische Landeskirche in Württemberg Gemeindetag Baden-Württemberg Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Baden-Württemberg Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg Landeselternbeirat Baden-Württemberg Landesjugendring Baden-Württemberg Landessportverband Baden-Württemberg Landkreistag Baden-Württemberg Schullandheimverband Baden-Württemberg Städtetag Baden-Württemberg VPK-Landesverband privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe Baden-Württemberg Besuchen Sie uns im Internet AKTION JUGENDSCHUTZ Landesarbeitsstelle Baden-Württemberg Jahnstraße 12 70597 Stuttgart Tel. 07 11/23 73 70 Fax 07 11/237 37 30 [email protected] Titelfoto: eb:STOCK Design: www.kreativplus.com www.ajs-bw.de