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WANDERPARADIES OSTSCHWEIZ
Die Schule des Rauschens entlang der Thur
Weieren bei Züberwangen–Niederstetten–Schwarzenbach–
Jonschwil–Mühlau–Bazenheid
Von Weieren geht es in die Ebene hinaus, gelenkt durch das Rauschen
der Autobahn. Die Thurau ist für Wil Naherholungsgebiet, von dem
grosse Teile zum Inventar der Auengebiete gehört. Nach dem Abzweiger Richtung Niederstetten wird es ruhig, Anfang Juli weht der Wind
fein den Duft der Linden durch die Gegend. Bei Schwarzenbach
imponieren Felsplatten in der Thur, die beruhigend rauscht. Dann
aber bleibt sie fast unsichtbar bis zur Mühlau-Brücke und ist nur zu
hören oder schimmert durch Bäume hindurch. Die Wanderung mit
wenig Höhenunterschied führt abwechselnd durch Natur-Trouvaillen
und Industriebauten. (kl)
Gibt Kraft
1 Weieren ist mit dem Bus von Wil
aus bestens erreichbar und liegt
verschlafen in der Mittagshitze.
Das Restaurant Alpenrose eignet
sich, um die Wanderroute zu besprechen, die «Brunnen-Bar» allerdings bleibt geschlossen. Entlang
eines Fischteichs geht es in die
Ebene hinaus, das Rauschen der
Autobahn gibt die Richtung an. Die
Thurau ist ein Naturjuwel, solange
man hinschaut und nicht hinhört.
Denn der Verkehr stört schon sehr.
Oder man stülpt sich Kopfhörer
über das Ohr und geniesst «Ich
hört ein Bächlein rauschen» von
Franz-Schubert. Die Thurau hat
eine interessante Geschichte: Im
15. Jahrhundert stand dort eine
Ziegelhütte, und in den Anfängen
der Fliegerei diente sie als Flugplatz. 1943 war sie Notlandeplatz
eines US-Bombers. Wer den Thurau-Wald verlässt, hat auch das Autorauschen hinter sich. Dafür weht
einem Anfang Juli der Duft von
Linden entgegen. Die wunderbar
gewachsenen Bäume sind den Kühen auch Schutz gegen die Hitze.
2 Nördlich von Niederstetten
zweigt der Weg scharf Richtung
Westen ab. Dem Waldrand entlang
erkennt der Wanderer verschiedenste Baumsorten: Eichen und
Buchen sind nur einige von ihnen.
Kurz vor Schwarzenbach kommt,
gleich nach der Kläranlage, eine der
schönsten Stellen: Imponierende
Felsplatten liegen wie Inseln in der
Thur. Kurz danach stösst man beim
Bahnhof auf eine Demonstration
der Technik: Eisenbahn, Tanks,
Bagger, Lastwagen. Und auf eine
Ständerätinnen-Beschimpfung mittels Spraydose auf einem Elektrokasten. Dann steht man im Dorf
Schwarzenbach: Das war doch der
Ort mit der «Möbel-Maa»-Werbung?
3 Die Strasse ist beflaggt mit Fahnen der Gemeinde Jonschwil, die
den mantelteilenden Martin darin
trägt. Der Weg führt entlang von
Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern Richtung Jonschwil und zweigt
bei der Degenau ins Feld ab.
4 Die Landwirtschaft lebt: Gerade
bringt am heissen Sommertag ein
Bauer das Heu nach Hause, während der Jugendliche mit dem Töffli
von der Schule nach Hause fährt.
Weit unten ist die Thur zu hören,
und beim Abstieg Richtung Schachen kommt sie näher. Ein kühler
Waldweg führt in Richtung Gräsau
und, vor dem steilen Aufstieg nach
Jonschwil, an einen Wasserfall.
Hoppla: Hier warnt die Politische
Gemeinde vor dem Begehen des
Thurwanderwegs unterhalb des
Chäferfelsens. Der kurze Aufstieg
nach Jonschwil treibt den Schweiss
auf die Stirn. Kaum hat man den
Wald verlassen, steht man auch
schon im Einfamilienhausquartier.
Ein abrupter Übergang. Der Kirchturm grüsst gesprenkelt.
5 In Jonschwil geht es der Strasse
entlang Richtung Süden. Auch hier
gibt es Anschauungsunterricht in
Sachen Einfamilienhaus-Architektur: Am Dorfausgang linker Hand
befindet sich ein Freiluftmuseum
der Baustilwut. Blickt man nach
rechts, kommt das Wanderziel in
den Blick: Bazenheid grüsst von
ennet der Thur.
6 Auf dem Weg Richtung Mülau
ist endlich die Thur nahe. Nachdem
sie durch Bäume blinkte, kommt
man ihr nach abgelegenen Weihern
bei Mühlau nahe. Der Blick flussabwärts zeigt, wie schön die mäandernde Thur sein kann. Bei der Brücke steht ein Kleinkraftwerk, das
seit September 2010 rund 1300
Haushalte mit Strom versorgt. An
Schafen vorbei geht es steil aufwärts, und das Thurrauschen verliert sich rasch. Nochmals gibt es
technischen
Anschauungsunterricht: Der Blick geht auf die Umfahrung Bazenheid mit den beiden
Tunnels.
7 Und wieder steht man plötzlich
im Dorf: Am warmen Nachmittag
sitzen Leute auf bootsähnlichen
Balkonen. Durch das verkehrsberuhigte Dorf geht es, entlang von
Schildern «Zimmer zu vermieten»
und heruntergelassenen Rollläden,
rasch zum Bahnhof. (kl)
Start und Ziel: Von Weieren
bei Züberwangen nach Bazenheid
Wanderzeit: 3 Stunden
Weglänge: 12 km
Gesamtaufstieg: 307 m
Gesamtabstieg: 220 m
Ausrüstung: Gutes Schuhwerk
Gaststätten: «Alpenrose»,
Weieren, 071 944 24 78;
«Hirschen», Schwarzenbach,
071 923 11 66; «Sonne»,
Jonschwil, 071 923 10 60
Parkplätze: vorhanden
Öffentlicher Verkehr: Bus 725
ab Wil, Haltestelle Züberwangen
Weieren; S9 ab Bazenheid
Kartenmaterial: Wanderkarte
Wil – Wattwil 1:25 000