Statistische Untersuchung zur Vertikalstruktur von Niederschlag auf
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Statistische Untersuchung zur Vertikalstruktur von Niederschlag auf
Diplomarbeit im Fach Meteorologie zum Thema Statistische Untersuchung zur Vertikalstruktur von Niederschlag auf der Basis von Mikro-Regen-Radar Profilen und Neuro-Fuzzy-Modellen Sabine Banzhaf Oktober 2007 Gutachter: Prof. Dr. Peter Builtjes PD Dr. Peter Névir Institut für Meteorologie Fachbereich Geowissenschaften Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Das Mikro-Regen-Radar 4 2.1 Funktionsbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.2 Ableitung der Tropfenverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.3 Bestimmung der Regenparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.4 Bisherige Untersuchungen mit dem MRR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.5 Verwendung der Mikro-Regen-Radar Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3 Fuzzy und Neuro-Fuzzy Modelle 3.1 3.2 14 Fuzzy Logik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3.1.1 Fuzzy Mengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3.1.2 Fuzzy Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Neuro-Fuzzy Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 3.2.1 Neuronale Netze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 3.2.2 Kombination von Fuzzy-Systemen und Neuronalen Netzen . . . . . . . . . 21 3.2.3 Takagi-Sugeno Modelle und Active Learning Method Modelle . . . . . . . 22 4 Datenaufbereitung und Modellerstellung 4.1 4.2 31 Wahl und Aufbereitung der Parameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 4.1.1 Mikro-Regen-Radar Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 4.1.2 Interpolation der Radiosondendaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 4.1.3 Wolkenradar Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Modellerstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 5 Diskussion und Auswertung der Neuro-Fuzzy Modelle 37 5.1 Validierung der TS- und der ALM-Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 5.2 Vergleich der verwendeten Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 5.3 Erweiterte Auswertung der Takagi-Sugeno Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 5.3.1 Variation der Inputparameter und Modellvalidierung . . . . . . . . . . . . 44 5.3.2 Variation der Lern- und Testdaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 5.3.3 Fallbeispiele von Niederschlagsvertikalprofilen . . . . . . . . . . . . . . . . 52 I 5.3.4 Anwendung der TS-Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Verdunstung von Niederschlag in der Troposphäre 57 58 6.1 Betrachtung der Verdunstungsrate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 6.2 Fallbeispiele zur Verdunstung in der Troposphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 7 Zusammenfassung und Ausblick 66 7.1 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 7.2 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Anhang 71 Abbildungsverzeichnis 72 Tabellenverzeichnis 75 Literaturverzeichnis 76 Danksagung 80 Kapitel 1 Einleitung Neben den Emissionen natürlicher Vorgänge wie Vulkanausbrüche, Waldbrände und Sandstürme gelangen auch anthropogen verursachte Beimengungen aus Verkehr, Industrie, intensiver Landwirtschaft und Hausbrand in die Atmosphäre. Diese entstandenen Emissionen werden transportiert und verweilen unterschiedlich lange in der Atmosphäre. Mit der nassen Deposition werden gelöste und ungelöste Schadstoffe durch die Niederschläge ausgewaschen. Die Effektivität dieses Vorgangs ist unter anderem abhängig von den Niederschlagscharakteristika. Hierbei ist der Auswaschkoeffizient proportional zur Regenrate. Das am meteorologischen Institut betriebene Analyse-System TRAMPER ist der meteorologische Treiber der chemischen Transportmodelle REM-CALGRID und LOTOS. Zur Berechnung des Auswaschkoeffizienten übergibt TRAMPER den chemischen Transportmodellen die am Boden bestimmte Regenrate. In der Vertikalen wird die Regenrate als konstant angenommen (Schaap u. a., 2004). Verdunstungsprozesse werden nicht beachtet. Es stellt sich die Frage, wie stark die Verdunstung von Niederschlag in der Troposphäre die nasse Deposition beeinflussen, und damit verbunden, wie groß die Quellen an Aerosolpartikeln sind, die durch vollständige Verdunstung von Regentropfen unterhalb der Wolkenbasis entstehen. Bei vollständiger Verdunstung der Niederschlagspartikel in der Troposphäre werden die im Tropfen enthaltenen Aerosolpartikel regeneriert (Mitra u. a., 1992). Der vertikale Verlauf der Regenrate ist für die 3D-Darstellung von Niederschlag und für die chemische Transportmodellierung zur verbesserten Bestimmung der nassen Deposition und damit verbundener Prozesse von Bedeutung. Aus dieser Motivation heraus ist zur Quantifizierung der Verdunstung in der Troposphäre eine Statistik von Nöten, anhand derer, vom Erdboden ausgehend, auf die Regenrate an der Wolkenuntergrenze geschlossen werden kann. Für die vorliegende Diplomarbeit wird die Neuro-Fuzzy Methode als statistisches Verfahren verwendet. Für die Betrachtung von 1 2 KAPITEL 1. EINLEITUNG Niederschlagsprozessen kommt der Simulation von Extremwerten eine besondere Bedeutung zu. Neuro-Fuzzy Modelle haben die Fähigkeit Extremwerte zu simulieren, während Regressionsverfahren im Allgemeinen mittelwertbezogen sind. Ein weiterer Vorteil der Neuro-Fuzzy Methode ist, dass Neuro-Fuzzy Modelle lernfähig sind. Ziel dieser Arbeit ist, mit Hilfe von Neuro-Fuzzy Modellen das Vertikalprofil des Niederschlags anhand anderer meteorologischer Größen zu parametrisieren. Durch Verwendung der erstellten Neuro-Fuzzy Modellen kann mittels meteorologischer Parameterfelder auf Verdunstungsprozesse in der Troposphäre geschlossen werden. Dabei stehen zunächst großräumig ausgedehnte Niederschlagsereignisse im Vordergrund. Die erstellten NeuroFuzzy Modelle sollen im Anschluß an die Arbeit in den Treiber eines chemischen Transportmodells, in das Analyse-System TRAMPER, intergriert werden, um die Parametrisierung der Verdunstung in der Troposphäre in das Modell einzubinden. Neuro-Fuzzy-Systeme basieren auf einer Kombination von Fuzzy-Systemen und neuronalen Netzen. Kern eines Fuzzy-Systems ist die nichtlineare Abbildung von Eingangsgrößen auf eine Ausgangsgröße, gestützt auf eine Liste von Regeln. Diese Regeln werden anhand bekannter Eingangs- und Ausgangsparameter erstellt. Nach Erstellung des Regelwerkes führt ein dem System bis dahin unbekannter Satz von Eingangsgrößen zu einer simulierten Ausgangsgröße. Neuronale Netze dienen in dieser Untersuchung der Optimierung von Fuzzy-Systemen. Sie sind lernfähig und das Neuro-Fuzzy-System passt durch Training mit bekannten Input- und Outputvektoren die Regeln selbstständig an den Input/Outputdatensatz an und optimiert diese, bis der Modellfehler unterhalb eines gesetzten Fehlergrenzwertes fällt. In dieser Arbeit werden zwei verschiedene Neuro-Fuzzy Methoden getestet. Die TakagiSugeno Methode (Takagi und Sugeno, 1985), die innerhalb des GLOWA-Elbe Projektes am Meteorologischen Institut der Freien Universität Berlin erfolgreich angewendet wurde (Reimer u. a., 2005), und die Active Learning Method (Bagheri Shouraki und Honda, 1997), die in dem Teilprojekt ’Downscaling kontinuierlicher Niederschläge’ des HW-Bode Projekts am Meteorologischen Institut der Freien Universität Berlin zu den besten Ergebnissen führte (Sodoudi und Reimer, 2007). Die Kombination aus Fuzzy-System und neuronalem Netz wurde in der Arbeitsgruppe Troposphärische Umweltforschung am Meteorologischen Institut der Freien Universität bereits auf die Ozonprognose angewandt und führte zu guten Ergebnissen (Reimer u. a., 2000; Gronastay, 2000; Schulze, 1997; Klawon, 1996). Anhand lokaler Meßreihen für Ozon, Stickoxide und meteorologische Parameter wie Temperatur, relative Feuchte, Bewölkung und Wind wurden Prognoseregeln zur Bestimmmung des Ozonmaximums des Folgetages und zur Abschätzung eines Trends in der Ozonentwicklung für die Folgetage entwickelt. 3 Die Datenbasis für die Parametrisierung des Niederschlagsvertikalprofils anhand von NeuroFuzzy-Modellen wurde vom Observatorium Lindenberg zur Verfügung gestellt. Neben meteorologischen Größen wie Temperatur, relative Feuchte, Bodenniederschlag etc. waren die Daten eines Mikro-Regen-Radars, welches das Vertikalprofil des Niederschlags misst, von besonderer Bedeutung für die Untersuchung. Sie bildeten den Outputdatensatz in der Modell Trainingsphase. Das Mikro-Regen-Radar ist ein 24 GHz FM-CW Doppler Radar. Anders als bei dem konventionellen Regenradar, wird hier das Signal vertikal nach oben abgestrahlt. Ein Teil des gesendeten Signals wird beim Kontakt mit Regentropfen zum MRR zurückgeworfen. Dieses empfangene Signal ist dem transmittierten Signal gegenüber frequenzverschoben. Anhand der Frequenzverschiebung kann von der Tropfenfallgeschwindigkeit ausgehend auf die Tropfenverteilung geschlossen werden. Aus dem Vergleich von Mikro-Regen-Radar Messungen mit Messungen konventioneller Niederschlagsmesser am Boden gingen hohe Korrelationen von 0.87 (Peters u. a., 2002) und 0.94 (Löffler-Mang u. a., 1999) zwischen den Messwerten der verschiedenen Geräte hervor. Der Vergleich mit einem konventionellen Regenradar zeigte, dass das Mikro-RegenRadar zur Korrektur der bodenbasierten Bestimmung der Z/R-Beziehung herangezogen werden kann (Peters u. a., 2005). Für die vorliegende Untersuchung wurde der von dem Mikro-Regen-Radar aus der Tropfenverteilung bestimmte vertikale Verlauf der Regenrate verwendet. Im nächsten Kapitel folgt zunächst eine Funktionsbeschreibung des Mikro-Regen-Radars und die Herleitung der durch das Gerät bestimmten Regenparameter. Daran schließt sich im folgenden Kapitel die Erläuterung von Fuzzy-Systemen, neuronalen Netzen und der Kombination beider an. Kapitel 4 beschreibt die Datenauswahl und Datenaufbereitung und die anschließende Modellerstellung. In Kapitel 5 werden die Modellergebnisse präsentiert und diskutiert. Es folgt im nächsten Kapitel die Betrachtung der Verdunstung in der Troposphäre. In einem letzten Kapitel werden die Ergebnisse der Untersuchung zusammengefasst und es wird ein Ausblick auf mögliche Weiterführungen des Themas gegeben. Kapitel 2 Das Mikro-Regen-Radar Die hier durchgeführte Untersuchung der Vertikalstruktur von Niederschlag basiert auf den Daten des Mikro-Regen-Radars. In den folgenden Unterkapiteln soll kurz die Funktionsweise des Mikro-Regen-Radars erläutert werden. Der Algorithmus zur Bestimmung der Regenparameter wird kurz dargestellt und Einschränkungen der Messtechnik, die bei Verwendung der Mikro-Regen-Radar Daten zu beachten sind, werden erläutert. 2.1 Funktionsbeschreibung Das Mikro-Regen-Radar (MRR) ist ein FM-CW (= Frequency Modulated Continuous Wave) Doppler Radar, hergestellt von der METEK GmbH. Anders als bei dem herkömmlichen Regenradar, wird hier das Signal vertikal nach oben abgestrahlt. Das MRR benutzt für den Sende und den Empfangszweig dieselbe Antenne. Das Gerät ist so konfiguriert, dass beim Ausschalten des Senders auch der Empfänger nicht aktiv ist. Daher kann das MRR nicht im gepulsten Modus betrieben werden. Die Abstrahlung erfolgt kontinuierlich. Abbildung 2.1 zeigt ein Blockschema des MRR. Das Herz des MRR ist die Gunn-Diode mit integriertem Mischer, die ein linear frequenzmoduliertes Signal aufbaut. Die Leistung der transmittierten elektromagnetischen Welle beträgt 50 mW, die Frequenz des Radars liegt bei 24 GHz. Ein Teil des gesendeten frequenzmodulierten Signals wird beim Kontakt mit Regentropfen zum MRR zurückgeworfen und mit Hilfe der Misch-Diode, die als Mischer dient, detektiert. Auf Grund der Laufzeit der elektromagnetischen Welle von Antenne zu Regentropfen und zurück entsteht eine Zeitverschiebung zwischen gesendetem und empfangenem Signal (siehe Abbildung 2.1 links). Dieser Effekt führt jedoch zu keiner Frequenzverschiebung des Signals. Die Zeitverschiebung ist proportional zur Entfernung zwischen Messgerät und gemessenen Partikel. Auf diese Weise kann die Entfernung anhand der Zeitverschiebung bestimmt werden. Zusätzlich ist das empfangene Signal dem transmittierten Signal gegenüber frequenzver4 2.1. FUNKTIONSBESCHREIBUNG 5 Abbildung 2.1 Funktionsprinzip und Signalverlauf beim MRR. Quelle: METEK (2005) schoben. Diese Frequenzverschiebung ist eine Folge der Relativbewegung des fallenden Tropfens zum Erdboden und damit zum Standort des Mikro-Regen-Radars (→ DopplerEffekt). Die Frequenzverschiebung wird aus den Radardaten mit Hilfe einer Spektraluntersuchung ermittelt. Anhand der Doppler Relation, die in Gleichung 2.1 wiedergegeben ist, kann von der erfassten Frequenzverschiebung auf die Tropfenfallgeschwindigkeit geschlossen werden. ∆fDoppler = v λ (2.1) ∆fDoppler : Frequenzverschiebung v: Geschwindigkeit der Relativbewegung λ: Wellenlänge Mit Hilfe einer schnellen Fourier-Transformation werden der Effekt der Zeitverschiebung und der Effekt der Frequenzverschiebung voneinander getrennt. Man erhält so die Fallgeschwindigkeit und die Entfernung des betreffenden Partikels. 6 2.2 KAPITEL 2. DAS MIKRO-REGEN-RADAR Ableitung der Tropfenverteilung Von dem Radar wird zunächst die spektrale Leistung p(f) gemessen: η(f )df = C r2 p(f )df δr (2.2) η(f ): Spektrale Reflektivität C: Konstante r: Entfernung zum Messbereich δr: Tiefe des Messbereichs Die rechte Seite von Gleichung 2.2 ist bekannt und die spektrale Reflektivität η(f ) in Abhängigkeit der Frequenz f kann bestimmt werden. Um die Tropfenverteilung berechnen zu können, muss die spektrale Reflektivität als Funktion des Tropfendurchmessers bekannt sein. Gunn und Kinzer (Gunn und Kinzer, 1949) haben eine empirische Relation zwischen Fallgeschwindigkeit und Tropfendurchmesser hergeleitet, die später von Atlas (Atlas u. a., 1973) in analytische Form gebracht wurde (siehe Abbildung 2.2). Mit Hilfe der Gleichung 2.3 kann die Fallgeschwindigkeit in Abhängigkeit des Tropfendurchmessers bestimmt werden, wobei für die Fallgeschwindigkeit δv(h) eine höhenabhängige Dichte-Korrektur enthalten ist. Für 0.109mm ≤ D ≤ 6mm gilt: v(D) = (9.65 − 10.3 ∗ exp(−0.6∗D) )δv(h) (2.3) ∂v = 6.18 ∗ exp−0.6∗D δv(h) ∂D (2.4) Daraus folgt: D: Tropfendurchmesser f: Frequenz v: Fallgeschwindigkeit Man erhält nun die gewünschte spektrale Reflektivität als Funktion des Tropfendurchmessers: η(D) = η(f ) ∂f ∂v ∂v ∂D (2.5) 2.3. BESTIMMUNG DER REGENPARAMETER 7 Abbildung 2.2 Fallgeschwindigkeit versus Tropfendurchmesser. Quelle: METEK (2005) ∂v Dabei ist ∂f die Doppler Relation und ∂D die von Atlas (Atlas u. a., 1973) in eine analyti∂v sche Form gebrachte empirische Relation von Gunn und Kinzer (Gunn und Kinzer, 1949) zwischen Tropfendurchmesser und Fallgeschwindigkeit. Durch Einsetzen des Rückstreuquerschnitts σ(D), erhält man schließlich die Tropfenverteilung N(D). Der Rückstreuquerschnitt wird via Mie-Theorie berechnet, da die Wellenlänge des abgestrahlten Signals nicht klein gegenüber allen in der Natur vorkommenden Tropfendurchmessern ist und somit die Rayleigh Approximation hier nicht anwendbar ist. Es folgt N (D) = η(D) σ(D) (2.6) Die erhaltene Tropfenverteilung N(D) wird einer Absorptionskorrektur unterzogen, da mäßiger und starker Regen die 24 GHz Strahlung stark dämpft. Die Absorption durch Wasserdampf wird vernachlässigt. 2.3 Bestimmung der Regenparameter Durch Integration über die Tropfendurchmesser erhält man nun aus der absorptionskorrigierten Tropfenverteilung N(D) verschiedene abgeleitete Regenparameter. 8 KAPITEL 2. DAS MIKRO-REGEN-RADAR Radar Reflektivitätsfaktor Z: Der äquivalente Radar Reflektivitätsfaktor Ze ist definiert als Ze = λ4 1 Z ∞ η(f )df π 5 |K|2 o (2.7) η(f ): Spektrale Reflektivität λ: Wellenlänge des Signals |K|2 ' 0.92 f: Frequenz Für kleine Tropfen (Rayleigh Approximation D λ) ist Ze gleich dem 6. Moment der Tropfenverteilung Ze/kleineT ropf en = Z = Z ∞ N (D)D6 dD (2.8) o Dies ist die im Allgemeinen verwendete Definition für den Reflektivitätsfaktor Z. Flüssigwassergehalt LWC: Der Flüssigwassergehalt ist das Produkt aus dem Volumen aller Tropfen und der Dichte von Wasser, dividiert durch das Streuvolumen. πZ∞ LW C = ρw N (D)D3 dD 6 o (2.9) ρw :Dichte Wasser Regenrate RR: Zunächst wird die differentielle Regenrate aus dem Produkt zwischen dem Volumen der differentiellen Tropfenanzahldichte π6 N (D)D3 und der Fallgeschwindigkeit gebildet. Hieraus erhält man per Integration über die Tropfengröße die Regenrate πZ∞ N (D)D3 v(D)dD RR = 6 o (2.10) 2.4. BISHERIGE UNTERSUCHUNGEN MIT DEM MRR 9 Charakteristische Fallgeschwindigkeit W: Es gibt mehrere mögliche Definitionen für die charakteristische Fallgeschwindigkeit. Bei der für das Mikro-Regen-Radar verwendeten Definition wird das erste Moment des Dopplerspektrums bestimmt. λ ∞ η(f )f df W = Ro ∞ 2 o η(f )df R 2.4 (2.11) Bisherige Untersuchungen mit dem MRR Mit dem Mikro-Regen-Radar wurden bereits Untersuchungen durchgeführt um die Güte des Gerätes zu testen und mit anderen Messgeräten zu vergleichen (Peters u. a., 2005). Peters et al. (Peters u. a., 2002) verglichen auf der Halbinsel Zingst die vom Mikro-RegenRadar für die Höhe 500 Meter bestimmte Regenrate mit der Messung eines konventionellen THIES-Niederschlagsmessgerätes, das in der Nähe des MRR vom Umweltbundesamt betrieben wurde. Die Integrationszeit des THIES Niederschlagsmessers betrug 30 Minuten. Zum besseren Vergleich wurden auch die MRR Regenraten über 30 Minuten gemittelt. Es wurde der Zeitraum von Mai bis September 1998 betrachtet. Abbildung 2.3 zeigt die gemessenen Ereignisse und die dazugehörige Anzahl ihres Auftretens. Da weder das MRR noch der THIES-Niederschlagsmesser als absolute Referenz dienen, wurde die Steigung der Regression anhand des Verhältnisses der Standardabweichungen beider Datensätze ermittelt. ´ Der resultierende Korrelationskoeffizient für die Regenraten betrug 0.87. In- Abbildung 2.3 MRR Regenrate in 500m Höhe versus THIESNiederschlagsmesser von Mai bis September 1998. Quelle: (Peters u. a., 2002) 10 KAPITEL 2. DAS MIKRO-REGEN-RADAR Abbildung 2.4 MRR Regenrate in 100m Höhe versus Joss-Waldvogel Distrometer am 25.02.97 von 16 UTC bis 22 UTC. Quelle: (Löffler-Mang u. a., 1999) tegriert über die gesamten 5 Monate betrug die Abweichung des Gesamtniederschlags zwischen den Geräten lediglich 5%. Löffler-Mang et al. (Löffler-Mang u. a., 1999) verglichen die vom Mikro-Regen-Radar bestimmte Regenrate in 100 m mit der anhand eines Joss-Waldvogel Distrometers gemessenen Regenrate. In Abbildung 2.4 ist die mit einer Auflösung von einer Minute gemessene Regenrate beider Geräte für den 25. Februar 1997 von 16 UTC bis 22 UTC dargestellt. Auch hier zeigt sich eine gute Übereinstimmung beider Geräte. 2.5 Verwendung der Mikro-Regen-Radar Daten Bei der Anwendung der Relation zwischen Fallgeschwindigkeit und Tropfendurchmesser wird vorausgesetzt, dass keine vertikalen Luftbewegungen vorhanden sind. Die Tropfen werden in der realen Atmosphäre jedoch mit dem Wind transportiert und erfahren Auslenkungen in der Vertikalen. Bei Aufwind wird die Fallgeschwindigkeit der Tropfen verringert. Nach Gunn und Kinzer (Gunn und Kinzer, 1949) folgt daraus ein kleinerer Tropfendurchmesser. Der Rückstreuquerschnitt ist in 6. Potenz vom Tropfendurchmesser abhängig. Es kommt zur Überschätzung der Anzahlkonzentration und damit auch zur Überschätzung der Regenrate und des Flüssigwassergehalts. Vertikalwinde treten vorallem bei stark konvektiven Vorgängen auf. In den Jahren 2002/2003 wurde der durch Vertikalwinde verursachte Fehler anhand si- 2.5. VERWENDUNG DER MIKRO-REGEN-RADAR DATEN 11 multaner in-situ Vertikalwind-Messungen in 100m Höhe über mehrere Monate untersucht (METEK, 2005). Der Vertikalwind wurde bei der Ermittlung der Tropfenfallgeschwindigkeit und damit bei der Bestimmung der daraus abgeleiteten Tropfenverteilung berücksichtigt. Auf diese Weise wurde eine korrigierte Regenrate erstellt. Abbildung 2.5 zeigt das Ergebnis. Aufgetragen ist die vom Mikro-Regen-Radar gemessene unkorrigierte Regenrate Abbildung 2.5 Vergleich von Regenraten mit und ohne VertikalwindKorrektur. Quelle: METEK (2005) gegen die anhand der in-situ Vertikalwind-Messung korrigierte Regenrate. Jede Messung repräsentiert ein 1 Minuten-Mittel. Es ist kein mittlerer systematischer Fehler erkennbar. Der Vertikalwind gemessen in einer Schicht ist im Mittel Null. Der Einfluss des Vertikalwindes auf die unkorrigierte Regenrate ist jedoch weniger ersichtlich, da die Abhänigkeit korr nicht linear ist. Die Standardabweichung von 10log( RRunkorr ) beträgt ungefähr 1dB. Eine Abhängigkeit der Standardabweichung von der Regenrate wurde nicht beobachtet. Die Regentropfen werden nicht nur vertikal, sondern auch horizontal mit dem Wind transportiert. Man kann nicht davon ausgehen, dass der Tropfen, den das MRR in 500m Höhe detektiert, auch noch in 100m Höhe detektiert wird. Durch den horizontalen Transport durchqueren die Tropfen teilweise das vom Radar detektierte Volumen lediglich. Soll der Effekt der Verwehung vernachlässigbar klein werden, so müssen möglichst homogene Regenfelder, die meist stratiformer Art sind, betrachtet werden. Der in Abschnitt 2.2 erläuterte Algorithmus zur Ermittlung der Tropfenverteilung ist nur für die flüssige Phase anwendbar. Schnee fällt langsamer als Regen, wodurch es zu einer starken Überschätzung der Regenrate und des Flüssigwassergehalts bei Schneefall kommt. Daher kann man in den MRR-Regenraten-Profilen das Schmelzniveau immer sehr gut als 12 KAPITEL 2. DAS MIKRO-REGEN-RADAR Maximum der Regenrate erkennen (METEK, 2005). Zur Messgenauigkeit des Mikro-Regen-Radars ist in der Literatur wenig zu finden. Richter and Peters (Richter und Peters, 1994) ermittelten während eines Feldexperiments für die Mittlungszeit von 1 Stunde einen Messfehler von (+/-) 2%. Als Beispiel soll im Folgenden das vom Mikro-Regen-Radar am 26.04.2004 um 9 UTC gemessene Niederschlagsvertikalprofil betrachtet werden. Lindenberg lag innerhalb eines ausgedehnten stratiformen homogenen Niederschlagsgebietes. Um zunächst den vertikalen Aufbau einer typischen stratiformen Wolkenschicht zu veranschaulichen, ist der mit dem Wolkenradar gemessene Aufbau in Abbildung 2.6 dargestellt. Die Schmelzschicht ist auf 1400m deutlich sichtbar. Zwischen Eisphase und flüssiger Phase Abbildung 2.6 Mit dem Wolkenradar gemessene Target Classification für den 26.04.2004 von 4 UTC bis 14 UTC gibt es einen Übergangsbereich mit unterkühlten Tropfen und schmelzenden Eispartikeln. Abbildung 2.7 zeigt das zugehörige vom Mikro-Regen-Radars gemessene und über die Stunde von 8 UTC bis 9 UTC gemittelte Vertikalprofil der Regenrate. Die Station Lindenberg meldete um 9 UTC 7/8 Stratocumulus mit einer Wolkenuntergrenze auf 1350m. In der Stunde von 8 UTC bis 9 UTC fielen 0.28mm Niederschlag. Die Schmelzgrenze lag auf ca. 1400m, was anhand des Wolkenradarbildes bekräftigt wird. Auch hier ist die Schmelzschicht auf ca. 1400m gut sichtbar. Wie bereits erwähnt ist diese anhand der starken Überschätzung der Regenrate durch das Mikro-Regen-Radar zu erkennen. Aus dem Stratocumulus fiel der Niederschlag zunächst in fester Form und ging während des Falls in die flüssige Phase über. Dies bestätigt auch die Messung des Wolkenradars. Unterhalb von 1000m, im Bereich flüssigen Niederschlags, nahm die Regenrate zum Erdboden 2.5. VERWENDUNG DER MIKRO-REGEN-RADAR DATEN 13 Abbildung 2.7 Vertikalprofil des Stundenmittels der Regenrate für den 26.04.2004 9 UTC hin leicht ab. Dies ist vermutlich auf Verdunstungsprozesse unterhalb der Wolkenbasis zurückzuführen. Kapitel 3 Fuzzy und Neuro-Fuzzy Modelle Die vom Mikro-Regen-Radar gemessene Regenrate wurde mit Hilfe von Neuro-Fuzzy Modellen simuliert. Im Folgenden werden die verwendeten Methoden vorgestellt. Für das bessere Verständnis wird zunächst das Grundgerüst der Fuzzy Logik und die Erstellung und Struktur von Fuzzy Systemen erläutert. In einem zweiten Schritt wird auf die Kombination von Fuzzy Systemen mit Neuronalen Netzen und die daraus resultierenden lernfähigen Neuro-Fuzzy Systeme eingegangen. 3.1 Fuzzy Logik Prof. Lofti Zadeh hat 1965 (Zadeh, 1965) den Begriff ’unscharfe Menge’ (engl. Fuzzy Set) zur Benennung eines erweiterten Mengenbegriffs geprägt. Er formulierte die auf der Fuzzy-Menge aufbauende Fuzzy-Logik, welche ein Kalkül zur exakten mathematischen Behandlung von unscharfen Informationen ist. Mit Hilfe der Fuzzy Logik können Prozesse, die zu komplex für einen numerischen Ansatz sind, analysiert, simuliert oder gesteuert werden. 3.1.1 Fuzzy Mengen Die Fuzzy-Menge resultiert aus einer Erweiterung der klassischen Mengenlehre. Der Unterschied zwischen der klassischen Menge und der Fuzzy-Menge wird in Abbildung 3.1 deutlich. Die Abbildung zeigt für die scharfe klassische Menge und die unscharfe FuzzyMenge jeweils eine Funktion, die jedem Element eine Zugehörigkeit zu der Menge zuschreibt. Diese Funktion ist die sogenannte Zugehörigkeitsfunktion. Wie man feststellt sind bei der Fuzzy-Menge, im Gegensatz zur klassischen Menge, neben den klassischen scharfen Wahrheitswerten 0 und 1 bzw. falsch und wahr, auch beliebige reelle Zahlen als unscharfe Werte zugelassen. 14 3.1. FUZZY LOGIK 15 Abbildung 3.1 Zugehörigkeitsfunktion einer klassischen Menge (links) und einer Fuzzy-Menge (rechts) Es gibt drei Stufen der Zugehörigkeit zu einer Fuzzy-Menge • f (x1 ) = 1 → Das Element x1 gehört vollständig zur Menge • f (x1 ) = 0 → Das Element x1 gehört nicht zur Menge • 0 < f (x1 ) < 1 → Das Element x1 gehört mit der Zugehörigkeit f(x1 ) zur Menge Auf diese Weise ist eine Darstellung unpräziser Informationen, wie zum Beispiel stark bewölkt oder kleine Menschen, möglich. Man kann nun für einen beliebigen Parameter Fuzzy-Mengen bilden, indem man ihn anhand linguistischer Terme unterteilt. Am Beispiel der Temperatur ist eine solche Unterteilung in Abbildung 3.2 gezeigt. Die lingustischen Terme sind tief, sehr niedrig, niedrig, mäßig niedrig, mittel, hoch und sehr hoch. Zugehörigkeitsfunktionen können ganz unterschiedlicher Form sein, meist handelt es sich Abbildung 3.2 Die für den Parameter Temperatur definierten linguistischen Terme 16 KAPITEL 3. FUZZY UND NEURO-FUZZY MODELLE Abbildung 3.3 Beispiele für Zugehörigkeitsfunktionen. Quelle: MathWorks (2002) um Dreiecks-, Trapez- oder Gaußfunktionen. Abbildung 3.3 zeigt einige Beispiele. Die definierten Fuzzy-Mengen können auch über logische Operatoren verknüpft werden, was für die spätere Regelerstellung von Bedeutung ist. Hierbei wird der Durchschnitt mit Hilfe des max-Operators und die Vereinigung anhand des min-Operators gebildet. Abbildung 3.4 zeigt die Wahrheitstafel für die klassischen Verknüpfungen und für die Fuzzy Verknüpfungen. Aus den Wahrheitstafeln geht hervor, dass der Durchschnitt dem max-Operator und die Vereinigung dem min-Operator äquivalent ist. Die Negation von A ist äquivalent dem (1-A)-Operator. Abbildung 3.4 Wahrheitstafel für die klassischen Verknüpfungen (oben) und die Fuzzy Verknüpfungen (unten) 3.1. FUZZY LOGIK 3.1.2 17 Fuzzy Systeme Der Kern eines Fuzzy-Systems ist die nichtlineare Abbildung der Eingangsgrößen auf die Ausgangsgröße, gestützt auf die Interpretation einer Liste von Regeln. Zunächst werden die Regeln anhand von bekannten Eingangs- und Ausgangsdaten erstellt. Abbildung 3.5 zeigt eine mögliche Kombination von Ein- und Ausgangsgrößen. Nach der Erstellung des Abbildung 3.5 Erstellung der Regeln aus bekannten Eingangs- und Ausgangsdaten Fuzzy-Systems führt ein Satz von Eingangsgrößen über die zuvor erstellten Regeln zu einer simulierten Ausgangsgröße (→ Abbildung 3.6). Hierbei sind alle Regeln, unabhängig von deren Reihenfolge, parallel verarbeitbar. Ein Fuzzy-System setzt sich aus mehreren Phasen zusammen. Die Struktur eines FuzzySystems ist in Abbildung 3.7 (Gronastay, 2000) wiedergegeben. Fuzzyfizierung Zunächst werden die Eingangswerte fuzzyfiziert. Die später in den Fuzzy-Regeln verwendeten linguistischen Terme legen einen unscharfen Bereich fest, der innerhalb des FuzzySystems durch die in Kapitel 3.1.1 erläuterten Fuzzy-Mengen repräsentiert wird. Bei der Fuzzyfizierung wird jedem scharfen Eingangswert ein Zugehörigkeitsgrad zwischen 0 und 18 KAPITEL 3. FUZZY UND NEURO-FUZZY MODELLE Abbildung 3.6 Simulation der Ausgangsgröße aus den Eingangs- größen Abbildung 3.7 Struktur eines Fuzzy-Systems 1 zu jeder Fuzzy-Menge zugeteilt. Dies geschieht mit Hilfe der Zugehörigkeitsfunktionen. Hierbei werden die Fuzzy-Mengen, die Zugehörigkeitsfunktionen und der Grad der Zugehörigkeit der Eingangswerte zu den Fuzzy-Mengen manuell erstellt. Fuzzy-Inferenz Bei der Fuzzy-Inferenz werden die manuell erstellten Regeln angewandt. Aus den bei der Fuzzyfizierung bestimmten Zugehörigkeitsgraden wird eine Zugehörigkeitsfunktion für die Ausgangsgröße ermittelt. Bei den in dieser Arbeit verwendeten Fuzzy-Systemen ist die Zugehörigkeitsfunktion der Ausgangsgröße eine konstante oder lineare Funktion in Abhängigkeit der Eingangsgrößen (Takagi und Sugeno, 1985). Das heißt die Regeln haben 3.1. FUZZY LOGIK 19 die Form WENN die Temperatur x1 =z1 ist UND die Bewölkung x2 = v1 DANN ist y1 =p1 x1 +q1 x2 +r1 WENN die Temperatur x1 =z2 ist UND die Bewölkung x2 = v2 DANN ist y2 =p2 x1 +q2 x2 +r2 Jede Regel hat ein Gewicht in Form einer Zahl zwischen 0 und 1. Auf diese Weise hebt man besonders wichtige Regeln hervor. Der Erfüllungsgrad wi der Prämisse wi = min(fT (zi ), fB (vi )) wobei fT /B (zi /vi ) die Zugehörigkeitsfunktionen von Temperatur bzw. Bewölkung sind, definiert das Gewicht der Regel. Defuzzyfizierung Schließlich wird über das gewichtete Mittel P2 wi yi i=1 wi RR Output = Pi=1 2 (3.1) defuzzyfiziert. Abbildung 3.8 zeigt nochmals die drei Schritte der Modellerstellung anhand des einfachen Beispiels mit den zwei Eingangsgrößen Temperatur und Bewölkung. Abbildung 3.8 Die drei Schritte der Fuzzy-Modellerstellung mit den zwei Eingangsgrößen Temperatur und Bewölkung und der Ausgangsgröße Regenrate 20 3.2 KAPITEL 3. FUZZY UND NEURO-FUZZY MODELLE Neuro-Fuzzy Modelle In Kapitel 3.1.2 wurde die Erstellung von Fuzzy-Systemen anhand sehr einfacher Beispiele erläutert. In der Praxis ist die Problemstellung meist komplizierter und der Eingabe/Ausgabe Datensatz, der zur Erstellung des Fuzzy Systems verwendet wird, enthält eine große Anzahl an Parametern. Die Modellstruktur ist komplex und durch reines Analysieren des vorhandenen Datensatzes nicht erkennbar. Daher führt eine manuelle Erstellung des Fuzzy Regelwerkes, und damit des Fuzzy Systems, zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. An dieser Stelle kommen die sogenannten neuro-adaptiven Lerntechniken zum Einsatz. In den folgenden Unterkapiteln wird die Kombination von Fuzzy-Systemen mit neuronalen Netzen erläutert. 3.2.1 Neuronale Netze Für die Realisierung lernfähiger Systeme werden Strukturen des menschlichen Gehirns adaptiert. Es werden künstliche Neuronen entworfen, die in ihrer Grundstruktur Merkmalen der Nervenzellen nachempfunden sind. Den Aufbau eines solchen künstlichen Neurons Abbildung 3.9 Perzeptron (Perzeptron) zeigt Abbildung 3.9. Der Input x1 , x2 , ..., xn wird mit den zugehörigen Gewichten w1 , w2 , ..., wn bewertet und aufsummiert. Anschließend wird ein Bias b addiert. Wie stark das Ausgangssignal y eines jeden Neurons ist, bestimmt die Aktivierungsfunktion f(z). Stellt man mehrere Neuronen zu einem Netz zusammnen, so erhält man ein Perzeptron-Netz. In Abbildung 3.10 ist ein solches Perzeptron-Netz mit einer verdeckten Schicht dargestellt. Ein Netz dieser Art kann auch mehrere verdeckte Schichten aufweisen. Ein neuronales Netz ist eine nichtlineare Abbildung des Inputvektors x auf den Outputvektor y. Die Parameter des Netzwerkes, das heißt die Gewichte und der Bias, werden anhand des Backpropagation Lernverfahrens oder einer Kombination desselben und der Least-Mean-Squares-Methode durch Training mit bekannten Input- und Outputvektoren angepasst. 3.2. NEURO-FUZZY MODELLE 21 Abbildung 3.10 Perzeptron-Netz mit einer verdeckten Schicht Jede beliebige Funktion lässt sich anhand eines Perzeptor-Netzes darstellen. Das Netz hat die Fähigkeit zur Generalisierung. Das heißt, das trainierte neuronale Netz kann nun dem Netz unbekannte Inputvektoren auf korrekte Outputvektoren abbilden. Der hierbei auftretende Fehler ist der sogenannte Generalisierungsfehler. Während der Trainingphase wird nach jeder Lernepoche der Fehler ermittelt. Dieser Fehler ist eine weitere Eingangsgröße für den Lernalgorithmus bei der Optimierung der NetzwerkParameter. Der Fehler soll minimal werden und nimmt im Laufe der Trainingsphase mit zunehmender Anzahl an Lernepochen ab. Auch der Generalisierungsfehler nimmt zunächst ab, d.h. die Fähigkeit des Netzes zur Generalisierung nimmt zu. Nach der Überschreitung einer gewissen Anzahl an Lernschritten nimmt der Generalisierungsfehler jedoch wieder zu, d.h. das Netz verliert an Fähigkeit zur Generalisierung ( siehe Abbildung 3.11). Man sagt, das Netz beginnt die Trainingsdaten ’auswendig’ zu lernen. Der Fehler sollte aus diesem Grund während des Trainings beobachtet und bei Erreichen des minimalen Generalisierungsfehlers das Training abgebrochen werden. Die entsprechende Anzahl an Lernepochen hängt vom betrachteten Prozeß ab und muss empirisch ermittelt werden. 3.2.2 Kombination von Fuzzy-Systemen und Neuronalen Netzen Es gibt verschiedene Arten von Kombinationen von Fuzzy-Systemen mit neuronalen Netzen. In dieser Arbeit dienen neuronale Netze der Optimierung von Fuzzy-Systemen. Stellt man die Eigenschaften beider Theorien gegeneinander, wie in Tabelle 3.1 dargestellt, so stellt man fest, dass sie sich positiv ergänzen. In neuronale Netze kann kein a-priori Wis- 22 KAPITEL 3. FUZZY UND NEURO-FUZZY MODELLE Abbildung 3.11 Verlauf des Lern- und Test-Fehlers Eigenschaften mathematisches Prozessmodell Lernfähigkeit Interpretierbarkeit a-priori Wissen nutzbar Regelwissen erforderlich Generalisierungsfähigkeit Fuzzy-Systeme nein nein ja ja ja ja Neuronale Netze nein ja nein nein nein ja Tabelle 3.1 Vergleich von Fuzzy-Systemen und neuronalen Netzen. Quelle: Schulze (1997) sen einfließen, das heißt das neuronale Netz muss sein Wissen ausschließlich durch Lernen erwerben. Außerdem ist ein trainiertes neuronales Netz nicht interpretierbar, es weist ein sogenanntes ’Blackbox Verhalten’ auf. Dagegen ist bei Fuzzy-Systemen a-priori Wissen bei der System-Erstellung nutzbar. Das fertige Fuzzy-Modell ist außerdem transparent und kann bei Bedarf modifiziert werden. Hingegen ist ein Fuzzy-System nicht lernfähig. Diese Eigenschaft kann das neuronale Netz wiederum aufweisen. Durch die Kombination von Fuzzy-Systemen und neuronalen Netzen erhält man am Ende ein Neuro-Fuzzy-System, das transparent (Fuzzy-Systeme) und adaptiv (Neuronales Netz) ist. 3.2.3 Takagi-Sugeno Modelle und Active Learning Method Modelle Innerhalb dieser Diplomarbeit wird mit zwei verschiedenen Neuro-Fuzzy Methoden gearbeitet: 3.2. NEURO-FUZZY MODELLE 23 1) Takagi-Sugeno Methode (=ANFIS Modelle) 2) Active Learning Method (=ALM) Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihres Lernalgorithmus, worauf im Folgenden näher eingegangen wird. Die einzelnen Schritte der Neuro-Fuzzy-Modellerstellung sind in Abbil- Abbildung 3.12 Die einzelnen Schritte der Modellerstellung dung 3.12 zusammengefasst wiedergegeben (Abrishamchi u. a., 2006). Im ersten Schritt wird ein Eingabe-Ausgabe-Datensatz zusammengestellt. Im Folgenden sei ein einfaches Beispiel mit nur zwei Eingangsgrößen x1 und x2 und einer Ausgangsgröße y betrachtet (siehe Abbildung 3.13). x1 und x2 könnten zum Beispiel, wie im vor- 24 KAPITEL 3. FUZZY UND NEURO-FUZZY MODELLE herigen Abschnitt, für Temperatur und Bewölkung stehen und y für die resultierende MRR-Regenrate. Im zweiten Schritt werden die Daten auf xi-y-Ebenen projiziert, wobei i für die Anzahl der Eingangsgrößen steht (siehe Abbildung 3.13), um im dritten Schritt ein Polynomial an die vorhandenen Punkte anzupassen. Hierin unterscheidet sich die Active Learning Method von der Takagi-Sugeno Methode. Abbildung 3.13 Eingabe-Ausgabe-Datensatz und die auf x1 -yEbenen bzw. auf x2 -y-Ebenen projizierten Datenpunkte Bei der Active Learning Method wird die Ink Drop Spread (IDS) Methode (Bagheri Shouraki und Honda, 1997) angewendet. Hierbei wird jeder Punkt einer x-y-Ebene als Lichtquelle mit umgebendem Lichtkegel betrachtet (siehe Abbildung 3.14). Mit wachsendem Abstand zum jeweiligen Datenpunkt sinkt die Helligkeit des Lichtkegels und geht gegen Null. Das Helligkeitsmuster verschiedener Datenpunkte kann sich hierbei auch überlagern und neue Helligkeitszentren bilden. Die IDS Methode wird auf jeden Datenpunkt der x-y-Ebene angewendet. Der Radius Abbildung 3.14 Anwendung der IDS Methode auf einen Datenpunkt in der x1 -y-Ebene (linke Seite), Anwendung der IDS Methode auf alle Datenpunkte der x1 -y-Ebene (mitte) und die Anwendung der IDS Methode auf alle Datenpunkte der x2 -y-Ebene (rechte Seite). Quelle: Abrishamchi u. a. (2006) 3.2. NEURO-FUZZY MODELLE 25 eines jeden Lichtkegels wird dann so lange vergrößert, bis der gesamte Definitionsbereich der Variablen auf der x-y-Ebene abgedeckt ist (siehe Abbildung 3.14 mitte und rechts). Schließlich werden durch Berechnung des Schwerpunktes in y-Richtung implizite nichtlineare Funktionen erstellt. Der Schwerpunkt wird anhand Gleichung 3.2 berechnet. Pm Y (xi ) = j=1 (yij × IL(xi , yj )) j=1 yij Pm (3.2) Hierbei ist j:1,...,m die Auflösung des y-Definitionsbereiches, xi ist die i-te Position auf der x-Achse, yij ist der Ausgangswert der j-ten Position auf der y-Achse und der i-ten Position der x-Achse, IL(xi , yj ) ist der Helligkeitsgrad auf der x-y-Ebene am Punkt (xi , yj ) und Y (xi ) ist der entsprechende Funktionswert an der Stelle xi . Die erstellten nichtlinearen Funktionen für das hier gezeigte Beispiel sind in Abbildung 3.15 wiedergegeben. Abbildung 3.15 Mit der IDS Methode aus Abbildung 3.13 konstruierte Funktion für die x1 -y-Ebene (linke Seite) bzw. für die x2 -y-Ebene (rechte Seite). Quelle: Abrishamchi u. a. (2006) Bei der Takagi-Sugeno Methode (Takagi und Sugeno, 1985) wird die Zugehörigkeitsfunktion mit Hilfe beliebig vieler linearer Funktionen angenähert (Abbildung 3.16). Auf diese Art und Weise wird für jede x-y-Ebene eine nichtlineare Funktion konstruiert. Im vierten Schritt wird die Güte der konstruierten nichtlinearen Funktion für jede x-yEbene anhand des Root Mean Square Error (RMSE) bestimmt. Dieser wird über den Vergleich zwischen gemessenen Daten (Abbildung 3.13) und modellierten Daten entlang der erstellten Funktion (Abbildung 3.15 bzw. Abbildung 3.16) ermittelt. Der RMSE ist die Wurzel aus dem mittleren quadratischen Fehler. sP RM SE = N i=1 (M essungi − Simulationi )2 N (3.3) 26 KAPITEL 3. FUZZY UND NEURO-FUZZY MODELLE Abbildung 3.16 Nach Takagi und Sugeno aus Abbildung 3.13 konstruierte Funktion für die x1 -y-Ebene (linke Seite) bzw. für die x2 -yEbene (rechte Seite) Gemäß des bestimmten RMSE wird im nächsten Schritt x1 oder x2 als bester Parameter gewählt und die entsprechende Zugehörigkeitsfunktion abgespeichert. In unserem Beispiel sei x1 die bessere Variable. Im sechsten Schritt werden die Fuzzy-Regeln generiert, wobei es nach dem ersten Durchlauf erst eine Regel gibt. In unserem Fall lautet diese y=f(x1 ). Dabei ist f(x1 ) die in Schritt fünf gespeicherte Funktion. Die Fuzzy-Regeln werden im nächsten Schritt angewendet und der Modellfehler (d.h. der Root Mean Square Error der aus dem Vergleich zwischen den gemessenen und den vom Modell simulierten Werten resultiert) wird bestimmt. Der ermittelte Fehler wird in Schritt 8 mit einem zu Beginn festgelegten Fehlergrenzwert verglichen. Anhand dessen entscheidet sich, ob die Modellerstellung fortgeführt wird (Schritt 9) oder beendet ist (Schritt 10). Der Modellfehler soll in diesem Beispiel oberhalb des Grenzwertes liegen, es folgt also Schritt 9. Hier wird mit Hilfe eines heuristischen Suchverfahrens (Takagi und Sugeno, 1985) der Definitionsbereich der Parameter geteilt. Es wird nach der Fuzzy-Methode vorgegangen. Dieser Vorgang ist in Abbildung 3.17 graphisch dargestellt. Zunächst wird der Definitionsbereich von x1 in zwei Teile geteilt. Die anderen Variablen werden zunächst nicht geteilt. Es folgen für jeden Teilbereich die oben erläuterten Schritte 1 bis 8 und es wird jeweils eine Zugehörigkeitsfunktion, die zum kleinsten lokalen RMSE führt, abgespeichert. Wie in Abbildung 3.17 zu sehen ist, sind dies in unserem Beispiel für den Parameter x1 die Zugehörigkeitsfunktionen g3 (x1 ) und h4 (x2 ). Aus den lokalen Root Mean Square Errors wird anschließend für den Parameter x1 ein globaler Root Mean Square Error gebildet. Hier beträgt dieser für x1 RMSE=4.2. In gleicher Weise wird dieser Algorithmus auf alle anderen Parameter angewendet. In unserem Beispiel gibt es lediglich einen weiteren Parameter x2 . Der Parameter, der zum 3.2. NEURO-FUZZY MODELLE 27 Abbildung 3.17 Erste Teilung der Definitionsbereiche der Variablen kleinsten globalen RMSE führt (hier x1 ) wird geteilt. Liegt nun nach dem Teilen des gewählten Parameters der globale RMSE noch immer oberhalb des zu Beginn festgelegten Grenzwertes, so werden die Definitionsbereiche ein weiteres Mal geteilt, wie in Abbildung 3.18 dargestellt. Der in unserem Beispiel nach zwei Teilschritten entstandene Regelbaum ist in Abbildung 3.19 gezeigt. Die dazugehörigen Regeln lauten: Wenn (x1 klein ist) und (x2 klein ist) ⇒ y= h5 (x2 ) Wenn (x1 klein ist) und (x2 groß ist) ⇒ y= g6 (x1 ) Wenn (x1 groß ist) und (x1 mittel groß ist) ⇒ y= g12 (x1 ) Wenn (x1 klein ist) und (x1 sehr groß ist) ⇒ y= h11 (x2 ) ⇒ Anzahl der Regeln= 22 nach zwei Schritten Die hier erläuterten Schritte und Teilungen der Definitionsbereiche der verschiedenen Variablen werden so lange wiederholt, bis der Modellfehler unterhalb des zu Beginn definierten Fehlergrenzwertes liegt. Die Modellerstellung ist dann abgeschlossen (Schritt 10). Im folgenden soll anhand eines Beispiels erläutert werden, wie das erstellte Modell für 28 KAPITEL 3. FUZZY UND NEURO-FUZZY MODELLE Abbildung 3.18 Zweite Teilung der Definitionsbereiche der Variablen einen beliebigen Zustand P (Abbildung 3.17 und Abbildung 3.18) den zugehörigen Output bestimmt. Zunächst bestimmt das Modell für den Zustand P die Zugehörikeiten zu den verschiedenen Teilbereichen der verwendeten Variablen. Die Wahrscheinlichkeiten sehen in dem betrachteten Beispiel wie folgt aus: 1. Teilschritt: P ∈ (x1 klein) mit der Wahrscheinlichkeit w11 =0.2 (y=h4 (x2 )) P ∈ (x1 groß) mit der Wahrscheinlichkeit w22 =0.8 (y=g3 (x1 )) 2. Teilschritt: P ∈ (x2 klein) mit der Wahrscheinlichkeit w33 =0.1 (y=h5 (x2 )) P ∈ (x2 groß) mit der Wahrscheinlichkeit w44 =0.9 (y=g6 (x1 )) P ∈ (x1 mittel groß) mit der Wahrscheinlichkeit w55 =1.0 (y=g12 (x1 )) P ∈ (x1 sehr groß) mit der Wahrscheinlichkeit w66 =0.0 (y=h11 (x2 )) Abbildung 3.20 zeigt den Regelbaum aus Abbildung 3.19 nochmals mit den resultierenden Wahrscheinlichkeiten. Anschließend werden die Regeln mit Hilfe des RMSE gewichtet. Je kleiner der RMSE, 3.2. NEURO-FUZZY MODELLE 29 Abbildung 3.19 Der entstandene Regelbaum nach zwei Teilschritten Abbildung 3.20 Regelbaum nach zwei Teilschritten mit den resultierenden Wahrscheinlichkeiten desto größer ist das Gewicht g der Regel. gi = 1 RM SEi (3.4) Der endgültige Output wird dann über das gewichtete Mittel errechnet PN y(x2 , x1 ) = i=1 wi RM1SEi fj (x1/2 ) PN i=1 wi RM1SEi (3.5) Hierbei ist fj (x1/2 ) die jeweils zutreffende Zugehörigkeitsfunktion. Für den Zustand P folgt y(x2p , x1p ) = (0.02 ∗ 1 1 + (0.18 ∗ 2.7 )g6 (x1 ) + (0.8 ∗ 3.4 )g12 (x1 ) 1 1 1 (0.02 ∗ 3.3 ) + (0.18 ∗ 2.7 ) + (0.8 ∗ 3.4 ) 1 )h5 (x2 ) 3.3 (3.6) 30 KAPITEL 3. FUZZY UND NEURO-FUZZY MODELLE Es sei noch gesagt, dass der betrachtete Fall mit nur zwei Eingangsgrößen x1 und x2 ein sehr vereinfachtes Beispiel ist und die Modellerstellung und die entstehende Modellstruktur bei der Verwendung mehrerer Eingangsgrößen und dem Vollzug mehrerer Teilungsschritte beliebig kompliziert wird. Nach Abschluss der Trainingsphase wird die Güte des Modells geprüft. Hierfür wurden die Daten zu Beginn in Lern- und Testdaten unterteilt. Mit den Lerndaten wurde das Modell trainiert. Die nach der Lernphase folgende Modell Validierung ist der Prozess, bei dem die Eingaben, die nicht für den Lernprozess verwendet wurden, d.h. die Testdaten, das erstellte Modell durchlaufen, um zu prüfen, wie genau das Neuro-Fuzzy Modell die entsprechenden Ausgangswerte wiedergeben kann. Als Ausgabe der Modell Validierung erhält man den Root Mean Square Error des erstellten Modells, den sogenannten Checking Error. Das Modell wird in einem letzten Schritt entsprechend so angepasst, dass der Checking Error kleinst möglich ausfällt. Kapitel 4 Datenaufbereitung und Modellerstellung Im diesem Kapitel wird zunächst die Aufbereitung der zur Verfügung stehenden Daten erläutert. Anschließend wird auf die Wahl der zur Modellerstellung verwendeten Inputparameter eingegangen und die erstellten Modelle werden kurz beschrieben. Die für die Arbeit verwendeten meteorologischen Daten wurden vom Observatorium Lindenberg bereitgestellt. Der Standort bot für die Untersuchung ideale Bedingungen. Aufgabe war es, das Vertikalprofil des Niederschlags anhand anderer meteorologischer Größen zu parametrisieren. Diese zur Parametrisieung verwendeten Größen sollten idealerweise in unmittelbarer Umgebung des Mikro-Regen-Radars gemessen werden. Dieser Voraussetzung wird der Standort Lindenberg gerecht. Außerdem werden am Observatorium Lindenberg 6-stündig Radiosondenmessungen durchgeführt, welche sehr wichtige Informationen über den vertikalen Aufbau der Atmosphäre liefern und damit für die Modellierung des vertikalen Verlaufs der Regenrate von großer Bedeutung sind. Vom Observatorium Lindenberg wurden die Daten des mit dem Pluvio-Niederschlagsmesser nach dem Wägesystem gemessenen Bodenniederschlags, die Daten der mit dem Ceilometer 10-minütig gemessenen Wolkenuntergrenze, die Synop-Wolkenbeobachtungen, die Daten des Present Weather Sensors, der mit einer zeitlichen Auflösung von einer Minute den Wetterzustand meldet, die Daten der Radiosondenmessung und die Daten des Mikro-Regen-Radars für den zu untersuchenden Zeitraum zur Verfügung gestellt. Die Daten des in Lindenberg operierenden Wolkenradars MIRA 36 wurden von Cloudnet, einem von der Europäischen Kommission unterstützten Forschungsprojekt am Meteorologischen Institut der Universität Reading, aufbereitet und bereitgestellt. Abbildung 4.1 zeigt den Lageplan des Fernerkundungsmessfeldes. Das Mikro-Regen-Radar, 31 32 KAPITEL 4. DATENAUFBEREITUNG UND MODELLERSTELLUNG der Pluvio-Niederschlagsmesser, das Wolkenradar und der Present Weather Sensor stehen auf einem gemeinsamen Messfeld. Abbildung 4.1 Lageplan des Fernerkundungsmessfeldes. Quelle: DeutscherWetterdienst (2004) 4.1 Wahl und Aufbereitung der Parameter Die im Rahmen dieser Diplomarbeit erstellten Neuro-Fuzzy-Modelle sollen im Anschluss an die Arbeit in den Treiber eines chemischen Transportmodells, in TRAMPER (Tropospheric Realtime Applied Meteorological Procedures for Enviromental Research (Reimer und Scherer, 1992)), integriert werden. Daher ist die Wahl der verwendbaren Inputparameter insofern eingeschränkt, als dass diese von TRAMPER auch zur Verfügung gestellt werden müssen. TRAMPER ist ein diagnostisches Analysesystem. Das Analyseverfahren ist eine Kombination aus einer statistischen Interpolation von meteorologischen Beobachtungsdaten und 4.1. WAHL UND AUFBEREITUNG DER PARAMETER 33 abgeleiteten Feldgrößen auf isentropen Flächen am Gitterpunkt und einem physikalischen Abgleich aller Felder via Variationsrechnung. Tabelle 4.1 enthält nun die zur Neuro-Fuzzy-Modellerstellung gewählten Inputparameter und ihre Herkunft. Inputparameter Bedeckungsgrad für die 3 untersten Wolkenschichten Wolkentyp für die 3 untersten Wolkenschichten Wolkenuntergrenze für die 3 untersten Wolkenschichten Flüssigwassergehalt in der Modellhöhe und in Höhe der 3 Wolkenuntergrenzen Druck in der Modellhöhe und 100m oberhalb der Modellhöhe Temperatur in der Modellhöhe und 100m oberhalb der Modellhöhe Windstärke in der Modellhöhe und 100m oberhalb der Modellhöhe Relative Feuchte in der Modellhöhe und 100m oberhalb der Modellhöhe Mischungsschichthöhe Kalendermonat Bodenniederschlag Regenrate 100m unterhalb der Modellhöhe Herkunft Wolkenbeobachtung der Station 10393 Lindenberg Wolkenradar MIRA 36 Lindenberg Radiosondenaufstieg der Station 10393 Lindenberg TRAMPER-Analyse Pluvio Regenmesser Lindenberg Mikro-Regen-Radar Lindenberg Tabelle 4.1 Liste der Inputparameter Für alle Höhenmodelle oberhalb von 100 Metern ist einer der Inputparameter die Regenrate 100 Meter unterhalb der Modellhöhe. Für das 100m-Modell steht dieser Inputparameter nicht zur Verfügung. Als Information der Regenrate 100 Meter unterhalb des 100m-Modells dient die Niederschlagsmessung des Pluvio-Messgerätes am Boden. Das heißt, die verschiedenen Höhenmodelle sind über die Regenrate gekoppelt. Das Vertikalprofil der Regenrate wird vom Erdboden ausgehend nach oben aufgebaut. Auf diese Weise soll die Kontinuität des vertikalen Profils gesichert werden. Die Synop-Wolkenbeobachtungen werden stündlich gemeldet und können nicht interpoliert werden. Aus diesem Grund wurde für die Modellerstellung eine zeitliche Auflösung von einer Stunde gewählt. Alle Inputparameter müssen in stündlicher Auflösung zur Verfügung stehen. Die zeitliche Auflösung des TRAMPER Modells beträgt ebenfalls eine Stunde. Das heißt, die Mischungsschichthöhe und die Wolkenbeobachtung stehen be- 34 KAPITEL 4. DATENAUFBEREITUNG UND MODELLERSTELLUNG reits in stündlicher Auflösung zur Verfügung. Die Bodenniederschlagsdaten des PluvioNiederschlagsmessers, dessen zeitliche Auflösung 10 Minuten beträgt, wurden zu Stundenwerten aufsummiert. 4.1.1 Mikro-Regen-Radar Daten Die zeitliche Auflösung des Mikro-Regen-Radars beträgt eine Minute. Gemessen wird nur, wenn Niederschlag im Messprofil detektiert wird. Wie bereits erwähnt, sollen die Neuro-Fuzzy Modelle im Anschluss an die Arbeit in den Treiber eines chemischen Transportmodells integriert werden. Auch der niederschlagsfreie Fall hat Auswirkungen auf die Chemie der Atmosphäre und soll von den Modellen ebenfalls simuliert werden können. Aus diesem Grund wurden die Minuten ohne Niederschlag in den Mikro-Regen-Radar Daten mit Nullen gefüllt. Anschließend wurde für alle Stunden das Mittel der Regenrate gebildet. 4.1.2 Interpolation der Radiosondendaten In Lindenberg wird alle sechs Stunden eine Radiosondenmessung durchgeführt. Für die Modellerstellung waren stündliche Werte erforderlich. Aus diesem Grund wurden die 6stündigen Messungen zunächst auf stündliche Werte interpoliert. Die Interpolation erfolgte innerhalb der TRAMPER Analyse. Anhand einer linearen Interpolation wurden die stündlichen Radiosondendaten von Druck, Temperatur, Wind und relative Feuchte schließlich auf die Messhöhen des Mikro-Regen-Radars interpoliert. 4.1.3 Wolkenradar Daten Das Wolkenradar hat eine zeitliche Auflösung von 30 Sekunden. Da für die Untersuchung Stundenwerte vonnöten waren, wurde das Stundenmittel des Flüssigwassergehalts gebildet. Die räumliche Auflösung des Wolkenradars beträgt in der Vertikalen 30 Meter. Zur Bestimmung des Flüssigwassergehaltes in Modellhöhe wurde jeweils die der Modellhöhe am Nächsten liegende Messhöhe herangezogen. Die Höhen der Wolkenuntergrenzen werden für die Synopmeldungen verschlüsselt. Diese verschlüsselten Höhenangaben stehen für ein Höhenintervall. Zur Bestimmung der Flüssigwassergehalte in Höhe der Wolkenuntergrenzen wurde über dieses Höhenintervall gemittelt. 4.2. MODELLERSTELLUNG 4.2 35 Modellerstellung Anhand der in Kapitel 3 beschriebenen Neuro-Fuzzy Modelle kann lediglich ein eindimensionales Ausgangssignal simuliert werden. Zur Modellierung des Niederschlagsvertikalprofils muss aus diesem Grund für mehrere Höhen jeweils ein Modell erstellt werden. Das Mikro-Regen-Radar misst die Regenrate von 100m bis 3000m in 100m Schritten. Entsprechend wurde mit Hilfe der zur Verfügung stehenden MRR Messdaten für jede der 30 Höhen jeweils ein Neuro-Fuzzy-Modell anhand der Takagi-Sugeno (TS) Methode und ein Neuro-Fuzzy-Modell anhand der Active Learning Method (ALM) erstellt. Hierbei wurden bei der Modellerstellung, wie in Kapitel 4 erläutert, für beide Methoden die gleichen Inputparameter, die in Tabelle 4.1 dargestellt sind, verwendet. In Kapitel 2 wurde bereits auf mögliche Fehlerquellen bei der Verwendung der MikroRegen-Radar Daten eingegangen. So führen Vertikalbewegungen zu einer fehlerhaften Bestimmung der Regenrate, da bei Anwendung der Relation nach Gunn und Kinzer (Gunn und Kinzer, 1949) zwischen Fallgeschwindigkeit und Tropfendurchmesser keine Vertikalbewegungen berücksichtigt werden. Das Tropfenspektrum kann so vom Mikro-Regen-Radar nicht richtig bestimmt werden. Vertikalbewegungen treten besonders bei konvektiven Ereignissen auf. Daher beschränkt sich diese Untersuchung auf stratiforme Niederschlagsereignisse. Anhand der Synop-Wolkenbeobachtungen wurden die Termine mit konvektiven Ereignissen bestimmt und aus dem Datensatz, der zur Modellerstellung verwendet wurde, entfernt. Für die spätere Betrachtung der Verdunstung von Niederschlag in der Troposphäre sind die starken konvektiven Ereignisse mit meist großtropfigen Niederschlägen ohnehin nicht von großem Interesse, da die großen Tropfen schnell fallen. Je größer die Fallgeschwindigkeit des Tropfens, desto geringer ist die Verdunstungsrate (Kessler, 1969). Selbst im Fall der vollständigen Verdunstung von Tropfen in der Troposphäre, werden bei solch starken Ereignissen die freigesetzten Schadstoffe, die durch Verdunstung regeneriert wurden, wieder ausgewaschen. Eine mögliche Fehlerquelle bei der Interpretation der Niederschlagsvertikalprofile, die in Kapitel 2 genannt wird, ist die horizontale Verwehung. Durch den horizontalen Transport durchqueren die Tropfen teilweise das vom Radar detektierte Volumen lediglich. Die Tropfen, die in 1000m Höhe detektiert wurden und in 500m Höhe nicht mehr im Profil enthalten sind, sind nicht zwingend verdunstet, sondern wurden möglicherweise durch horizontale Luftbewegungen aus dem detektierten Volumen transportiert. Aus diesem Grund wurden in der Untersuchung horizontal ausgedehnte, homogene Niederschlagsereignisse betrachtet. Diese wurden mit Hilfe der TRAMPER-Analyse ermit- 36 KAPITEL 4. DATENAUFBEREITUNG UND MODELLERSTELLUNG telt. Konvektive Niederschläge, die soeben genannte Attribute selten aufweisen, wurden ohnehin bereits aus dem Datensatz entfernt. Der zur Modellerstellung verwendete Datensatz enthielt, um Fehlereinflüsse durch Vertikalbewegungen zu mindern, nur Termine mit stratiformen Niederschlagsereignissen und, um den Effekt der horizontalen Verwehung vernachlässigbar gering zu halten, ausschließlich Termine mit ausgedehnten, homogenen Niederschlagsereignissen. Die Neuro-FuzzyModelle sollen auch den niederschlagsfreien Fall simulieren können, damit im Vertikalprofil auf Verdunstungsprozesse geschlossen werden kann. Daher waren auch Termine, zu denen kein Niederschlag fiel, im Datensatz enthalten. Die resultierenden verfügbaren Termine wurden in einem nächsten Schritt in Lern- und Testdaten unterteilt. Die Lerndaten müssen für eine erfolgreiche Neuro-Fuzzy Modellerstellung möglichst repräsentativ für alle Eigenschaften des Datensatzes sein. Um dieser Voraussetzung gerecht zu werden, wurden die Daten alternierend in Lern- und Testdaten unterteilt. Das heißt jeder zweite Termin entfiel auf den Lerndatensatz und jeder andere zweite Termin auf den Testdatensatz. Um zu untersuchen, in welchem Maße die Modellgüte von der Wahl der Trainingstermine abhängt, wurden die Termine später für einige Höhenmodelle nicht alternierend, sondern in Blöcken aufgeteilt, und die Modelle erneut erstellt. Die Ergebnisse sind in Kapitel 5 aufgeführt. Mit Hilfe der Lerndaten wurden die Takagi-Sugeno Modelle und die Active Learning Method Modelle jeweils für alle 30 Mikro-Regen-Radar Höhen von 100m bis 3000m erstellt und anschließend anhand der Testdaten validiert. Kapitel 5 Diskussion und Auswertung der Neuro-Fuzzy Modelle In den folgenden Unterkapiteln werden zunächst die Modellergebnisse diskutiert und die beiden Methoden der Neuro-Fuzzy Modellerstellung miteinander verglichen. Im Anschluss folgt eine erweiterte Auswertung der Takagi-Sugeno Modelle, da sich die Takagi-Sugeno Methode als die für diese Anwendung besser geeignete Methode herausstellte. 5.1 Validierung der TS- und der ALM-Modelle Wie in Kapitel 4.2 erläutert, wurden anhand des dort beschriebenen Lerndatensatzes die Takagi-Sugeno Modelle und die Active Learning Method Modelle für jeweils alle 30 verfügbaren Mikro-Regen-Radar Höhen erstellt. Insgesamt wurden somit 60 Modelle erzeugt. Mit Hilfe des Testdatensatzes konnten in einem nächsten Schritt die erstellten Modelle validiert werden. Hierfür durchläuft ein, dem Modell bis dahin unbekannter Testdatensatz an Inputparametern das Neuro-Fuzzy-Modell, und der simulierte Output wird mit dem realen Output des Testdatensatzes verglichen. Diese Prozedur wurde für beide Methoden jeweils auf alle 30 Modelle angewandt. Abbildung 5.1 zeigt die resultierenden Root Mean Square Errors für die Takagi-Sugeno (TS) Methode in blau und die Active Learning Method (ALM) in grün. Abbildung 5.2 zeigt den dazugehörigen mittleren absoluten Fehler. Wie man sieht, ist für alle Höhen der Root Mean Square Error der Modelle, die anhand der Takagi-Sugeno Methode erstellt wurden, geringer, als der Fehler der anhand der Active Learning Method erstellten Modelle. Das gleiche gilt für den mittleren absoluten Fehler. Der Root Mean Square Error der Active Learning Method Modelle ist bis zu 13 Mal größer als der der Takagi-Sugeno Modelle (→ 2200m-Modell). Der mittlere RMSE beträgt für die Takagi-Sugeno Modelle 0.11 mm/h und für die Active Learning Method Modelle 0.49 mm/h. 37 38 KAPITEL 5. DISKUSSION UND AUSWERTUNG DER NEURO-FUZZY MODELLE Abbildung 5.1 Root Mean Square Error der Takagi-Sugeno Modelle (blau) und der Active Learning Method Modelle (grün) Die Simulation des Niederschlagsvertikalprofils anhand der TS Modelle ist außerdem robuster, als die Simulation anhand der ALM Modelle. Der Fehler der verschiedenen TSHöhenmodelle schwankt deutlich weniger, als der der ALM-Modelle. Eine mögliche Erklärung dafür, dass die Verwendung der Takagi-Sugeno Methode zu kleineren Modellfehlern führt, wird in Kapitel 5.2 erläutert. Was bei Betrachtung der RMSEs beider Methoden auffällt, ist, dass der Fehler in den typischen Höhen der Wolkenniveaus am größten ist. Bei näherer Betrachtung der zugehörigen Testdatensätze wird klar, dass dieser Umstand auf das in den Wolkenniveaus schwer zu bestimmende Maximum innerhalb der Schmelzschicht zurückzuführen ist. In Kapitel 2 wurde bereits erläutert, dass es innerhalb der Schmelzschicht zu einer starken Überschätzung der Regenrate durch das Mikro-Regen-Radar kommt, da der Algorithmus zur Ermittlung der Tropfenverteilung durch das Mikro-Regen-Radar nur auf die flüssige Phase anwendbar ist. Es handelt sich bei dem besagten Maximum nicht um eine repräsentative Regenrate, sondern um eine Überschätzung durch das Messgerät innerhalb der Schmelzschicht. Daher konnten Neuro-Fuzzy-Modelle die Bestimmung der Regenrate innerhalb der Schmelzschicht während der Modell-Trainingsphase nicht erlernen. Das vom Mikro-Regen-Radar bestimmte Maximum ist für die Modelle sehr schwer zu simulieren, da 5.2. VERGLEICH DER VERWENDETEN METHODEN 39 Abbildung 5.2 Mittlerer absoluter Fehler der Takagi-Sugeno Modelle (blau) und der Active Learning Method Modelle (grün) der Rückstreuquerschnitt in 6. Potenz vom Tropfendurchmesser abhängig ist und damit das Gerät entsprechend sensibel reagiert. Aus diesem Grund war es auch nicht Ziel, den genauen Maximalwert der Regenrate innerhalb der Schmelzschicht zu simulieren. Von Bedeutung ist, dass die Schmelzschicht in den Vertikalprofilen zu erkennen ist und dass der Verlauf der Regenrate im Bereich der flüssigen Niederschlagsphase unterhalb der Wolke von den Modellen gut wiedergegeben wird. 5.2 Vergleich der verwendeten Methoden Mit Hilfe der jeweils 30 Modelle der TS-Methode und der ALM-Methode wurden simulierte Vertikalprofile des Niederschlags für den Standort Lindenberg erstellt und mit den vom Mikro-Regen-Radar gemessenen Vertikalprofilen verglichen. Abbildung 5.3 zeigt das Beispiel eines Vergleichs vom 02.10.2005 11 UTC. Nach dem Durchzug einer Okklusion am Vortag befand sich Deutschland im Bereich steigenden Luftdrucks. In der Nacht und bis zum betrachteten Termin fiel leichter bis mäßiger Regen und Sprühregen in Lindenberg. Die Station 10393 Lindenberg meldete um 11 UTC 8/8 Altostratus auf 2300m und 5/8 40 KAPITEL 5. DISKUSSION UND AUSWERTUNG DER NEURO-FUZZY MODELLE Abbildung 5.3 Vergleich zwischen MRR-Messung (rot), TS-Modell (blau) und ALM-Modell (grün) für den 02.10.2005 11 UTC Stratus auf 200m. In der Stunde von 10 UTC bis 11 UTC fielen 0.04 mm Niederschlag. Die Schmelzgrenze lag auf ca. 2200m. Die rote Kurve in Abbildung 5.3 zeigt die vom Mikro-Regen-Radar gemessene Regenrate, blau ist die anhand der TS-Methode simulierte Regenrate und grün die anhand der ALM-Methode simulierte Regenrate. Der Mikro-Regen-Radar Messung kann entnommen werden, dass aus dem Altostratus auf 2300m Niederschlag gefallen ist. Das Schmelzniveau ist an der überhöhten Regenrate gut zu erkennen. Es ist anzunehmen, dass der Niederschlag zunächst in fester Form aus dem Altostratus fiel und auf dem Weg zum Erdboden schmolz. Ab 1800m war die flüssige Phase erreicht und das Mikro-Regen-Radar lieferte eine repräsentative Regenrate. Die Simulation anhand der TS-Methode gibt die Messung gut wieder. Die Höhe der Schmelzgrenze wurde richtig bestimmt und auch der Verlauf unterhalb des Schmelzniveaus wurde gut simuliert. Die ALM-Modelle hingegen können den vertikalen Verlauf der Regenrate nicht zufriedenstellend wiedergeben. Die Höhe der Schmelzschicht wurde nicht erkannt und die Regenrate von vielen Höhenmodellen falsch bestimmt. Abbildung 5.4 zeigt ein weiteres Beispiel des Vergleichs zwischen Messung, TS-Methode und ALM-Methode. Betrachtet wurde der 04.11.2005 um 13 UTC. Seit dem Vortag er- 5.2. VERGLEICH DER VERWENDETEN METHODEN 41 Abbildung 5.4 Vergleich zwischen MRR-Messung (rot), TS-Modell (blau) und ALM-Modell (grün) für den 04.11.2005 11 UTC streckte sich von der Iberischen Halbinsel ein Tiefausläufer über Frankreich und Deutschland. Mit der herrschenden Südwest-Strömung gelangte milde Meeresluft nach Deutschland. Die Station 10393 Lindenberg meldete um 13 UTC 2/8 Stratocumulus auf 1800m und 7/8 Altostratus auf 2600m. Am Boden wurde in der Stunde von 12 UTC bis 13 UTC und im gesamten Verlauf des Vormittags weder vom Pluvio-Regenmessgerät, noch vom Present Weather Sensor, Niederschlag gemeldet. Das Schmelzniveau lag auf ca. 2700m. Aus dem Altostratus auf 2700m fiel Niederschlag zunächst in fester und nach kurzer Fallstrecke in flüssiger Form, wie aus der Mikro-Regen-Radar Messung (rot) hervorgeht. Die TS-Modelle haben den vertikalen Verlauf der Regenrate unterhalb der Altostratus Wolkengrenze gut simuliert. Eine kleine Abweichung zwischen Messung und TS-Modell ist auf 1900m und 2000m zu erkennen. Hier wurde dem Stratocumulus, der sich zeitweise in dieser Höhe befand, von den Modellen eine kleine Regenrate zugeschrieben. Die ALM-Modelle hingegen haben erneut kein der MRR-Messung entsprechendes Niederschlagsvertikalprofil erstellt. Das Schmelzniveau innerhalb des Altostratus ist in dem Vertikalprofil nicht vorhanden. Aus dem Altostratus fiel laut Simulation kein Niederschlag. Unterhalb von 400m simulierten die ALM-Modelle eine Regenrate, die in der Messung 42 KAPITEL 5. DISKUSSION UND AUSWERTUNG DER NEURO-FUZZY MODELLE nicht vorhanden ist. Die hier besprochenen zwei Beispiele bestätigen die Erkenntnis, die aus der Betrachtung der Modellfehler hervorging. Die Takagi-Sugeno Methode ist zur Parametrisierung der Regenrate anhand anderer meteorologischer Größen besser geeignet, als die Active Learning Method. Es stellt sich die Frage, weshalb die Active Learning Method für diese Art von Anwendung nicht geeignet ist. Wie in Kapitel 3 erläutert, unterscheiden sich die beiden verwendeten Methoden innerhalb der Lernphase durch die Konstruktion der Zugehörigkeitsfunktionen. Während nach Takagi und Sugeno (Takagi und Sugeno, 1985) die Zugehörigkeitsfunktion mit Hilfe beliebig vieler linearer Funktionen erstellt (Abbildung 3.16) wird, verwendet die Active Learning Method (Bagheri Shouraki und Honda, 1997) die Ink Drop Spread (IDS) Methode zum Anpassen einer nichtlinearen Funktion an die Datenpunkte. Hierbei wird jeder Datenpunkt als Lichtquelle mit umgebendem Lichtkegel betrachtet (siehe Abbildung 3.14). Mit wachsendem Abstand zum jeweiligen Datenpunkt sinkt die Helligkeit des Lichtkegels und geht gegen Null. Das Helligkeitsmuster verschiedener Datenpunkte kann sich auch überlagern und neue Helligkeitszentren bilden. Die IDS Methode wird auf jeden Datenpunkt der x-y-Ebene angewendet und anschließend der Radius eines jeden Lichtkegels so lange vergrößert, bis der gesamte Definitionsbereich der Variablen auf der x-y-Ebene abgedeckt ist (siehe Abbildung 3.14 mitte und rechts). Schließlich wird über die Berechnung des Schwerpunktes in y-Richtung eine nichtlineare Funktion angepasst (siehe Abbildung 3.15). Bei einigen der Inputparamter befinden sich alle Datenpunkte innerhalb eines kleinen Werteintervalls. Dies trifft zum Beispiel auf die Eingangsgrößen Bodenniederschlag und Regenrate 100m unterhalb der betrachteten Höhe zu. Beide Parameter sind sehr wichtig für die erfolgreiche Modellierung des Outputs. Abbildung 5.5 zeigt die absolute Häufigkeitsverteilung des stündlichen Niederschlages der verwendeten stratiformen Niederschlagsereignisse für das Jahr 2005. Aus der Häufigkeitsverteilung kann abgelesen werden, dass für das Beispieljahr 2005 Niederschlagsereignisse mit einer stündlichen Regenmenge von 0.0 mm bis 0.1 mm mit einer absoluten Häufigkeit von 6943 Ereignissen gegenüber Niederschlagsereignissen mit einer höheren Regenmenge deutlich überwiegen. Die restlichen Ereignisse entfallen fast ausschließlich auf Regenmengen zwischen 0.1mm und 1mm. In nur sehr wenigen Fällen werden Mengen über 1mm gemessen. An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass hier nur stratiformer Niederschlag betrachtet wurde. Würden konvektive Ereignisse in die Statistik einbezogen, so würde die Häufigkeit von starken Niederschlagsereignissen zunehmen. Projiziert man nun die Datenpunkte auf die x-y-Ebene, wie in Abbildung 3.13 für einen 5.2. VERGLEICH DER VERWENDETEN METHODEN 43 Abbildung 5.5 Absolute Häufigkeitsverteilung des stündlichen Niederschlages für das Jahr 2005 Satz an Beispieldaten gezeigt, so entsteht für den Inputparameter Bodenniederschlag das Bild, dass in Abbildung 5.6 dargestellt ist. Wird auf die in Abbildung 5.6 dargestellten Datenpunkte die oben beschriebene IDS Methode angewandt, überlagern sich die Helligkeitszentren der geringeren Niederschlagsereignisse stark. Hingegen müssen für die Ereignisse mit höheren Regenmengen die Radien der Lichtpunkte sehr stark vergrößert werden, um den gesamten Definitionbereich der Eingangsvariable abzudecken. Dies führt zu einem Helligkeitsmuster mit vielen Überlagerungen und diffusen Helligkeitszentren auf der einen Seite und großen Helligkeitskegeln mit schwer zu bestimmbarem Helligkeitszentrum auf der anderen Seite. Das hat zur Folge, dass die Bestimmung des Schwerpunktes in y-Richtung ungenau ausfällt und somit die entstandene nichtlineare Funktion, die sogenannte Zugehörigkeitsfunktion, die Charakteristik des betrachteten Parameters nicht richtig wiedergibt. Das ist eine mögliche Erklärung, warum die Parametrisierung des Niederschlagsvertikalprofils anhand anderer meteorologischer Größen mit Hilfe der Active Learning Method zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führt. Die von Takagi und Sugeno entwickelte Methode zur Bestimmung der Zugehörigkeitsfunktion ist robuster als die Methode der 44 KAPITEL 5. DISKUSSION UND AUSWERTUNG DER NEURO-FUZZY MODELLE Abbildung 5.6 Projektion des Inputparameters Bodenniederschlag und des Outputs des 1100m-Modells auf die x-y-Ebene Active Learning Method. Mit Hilfe der TS-Modelle kann das Niederschlagsvertikalprofil anhand anderer meteorologischer Größen parametrisiert werden. 5.3 Erweiterte Auswertung der Takagi-Sugeno Modelle Da die Takagi-Sugeno Methode zu guten Ergebnissen führte, sollen diese in den folgenden Unterkapiteln nochmals ausführlicher besprochen werden. 5.3.1 Variation der Inputparameter und Modellvalidierung Aus meteorologischer Sicht ist es zunächst interessant zu wissen, welche der Inputparameter für die Modellerstellung besonders wichtig waren und somit das größte Gewicht hatten. Hierzu wurde ein sogenanntes Screening durchgeführt. Mit Hilfe des Screenings werden aus allen zur Verfügung stehenden Inputparametern die vier für die Modellerstellung wichtigsten Parameter ermittelt. Zunächst werden Zugehörigkeitsfunktionen zwischen dem Output und jedem Inputparameter erstellt. Anhand des Fehlers während der Lernphase (Trainingerror) und des Fehlers während der Testphase (Checkingerror) wird im Anschluss ermittelt, welche der erstellten Zugehörigkeitsfunktionen den nichtlinearen Zusammenhang zwischen Input und Output am besten beschreibt. 5.3. ERWEITERTE AUSWERTUNG DER TAKAGI-SUGENO MODELLE 45 Unter Berücksichtigung des als besten Parameter gewählten Inputparameters, wird der Vorgang erneut durchgeführt und so der zweitbeste Parameter ermittelt. Dieser Vorgang wird ein drittes und ein viertes Mal wiederholt. Auf diese Weise wurden für jedes der 30 Modelle die vier besten Inputparameter bestimmt. Tabelle 5.1 zeigt die vier wichtigsten Parameter für alle Höhen. Die Abkürzungen sind in Tabelle A.1 im Anhang erläutert. Höhe des Modells 100 m 200 m 300 m 400 m 500 m 600 m 700 m 800 m 900 m 1000 m 1100 m 1200 m 1300 m 1400 m 1500 m 1600 m 1700 m 1800 m 1900 m 2000 m 2100 m 2200 m 2300 m 2400 m 2500 m 2600 m 2700 m 2800 m 2900 m 3000 m 4 beste Inputparameter rr00, tthh, mona, pphh mr10, pp10, rr00, tthh mr10, rr00, tt10, mona mr10, ww10, rr00, pp10 mr10, mona, rr00, tt10 mr10, rh10, rr00, mona mr10, mish, ww10, pphh mr10, pp10, tthh, rr00 mr10, mona, tthh, rr00 mr10, wwhh, hh02, rhhh mr10, typ1, wwhh, rr00 mr10, nn01, pp10, rr00 mr10, hh01, hh02, rr00 mr10, hh02, wwhh, rr00 mr10, hh02, mona, rr00 mr10, typ1, tthh, rr00 mr10, mona, tthh, rr00 mr10, mona, tt10, nn01 mr10, ww10, mona, rr00 mr10, nn01, mona, rr00 mr10, nn01, mona, rr00 mr10, pp10, mona, rr00 mr10, nn01, mona, wwhh mr10, mona, typ1, rr00 mr10, typ1, wwhh, rr00 mr10, ww10, tthh, rr00 mr10, mish, wwhh, nn01 mr10, ww10, typ2, rr00 mr10, ww10, typ1, mona mr10, hh01, nn02, mona Tabelle 5.1 Best 4 Liste In einem nächsten Schritt wurde das Ergebnis grafisch dargestellt. In Abbildung 5.7 ist für jeden Parameter die Anzahl des Vorkommens unter den vier besten Inputparamtern innerhalb der 30 Modelle dargestellt. Außerdem wurden die Modelle in drei Höhenberei- 46 KAPITEL 5. DISKUSSION UND AUSWERTUNG DER NEURO-FUZZY MODELLE che unterteilt und farblich unterschieden: 100m-1000m (blau), 1100m-2000m (grün) und 2100m-3000m (braun). Wie zu sehen ist, waren der Bodenniederschlag, der Monat und Abbildung 5.7 Verteilung der Best 4 Parameter die Regenrate 100m unterhalb der Modellhöhe in allen Modellhöhenbereichen wichtig für die Modellerstellung. Die Regenrate 100m unterhalb der Modellhöhe war in allen Modellen, außer im 100m-Modell, in welchem die Regenrate kein Inputparameter ist, der beste Parameter. Es war zu erwarten, dass die Regenrate in der Modellhöhe mit der Regenrate 100m unterhalb der Modellhöhe stark korreliert sein würde. Interessant ist, dass die Wolkenparameter offensichtlich zuerst für die Modelle ab 1000m von größerer Bedeutung waren. Druck, Wind, Temperatur und Feuchte waren unterhalb von 1000m die besseren Parameter bei der Modellerstellung. Ebenso auffällig ist, dass die dritte Wolkenschicht und der Flüssigwassergehalt in keiner Modellhöhe unter den besten vier Inputparametern angesiedelt war. Nach Betrachtung der Best4-Verteilung stellt sich die Frage, ob der Einbezug aller Inputparameter zur erfolgreichen Modellerstellung vonnöten ist. Womöglich fallen die Modellfehler geringer aus, wenn der Flüssigwassergehalt nicht mit einbezogen wird. Vielleicht lassen sich bereits anhand der jeweils vier besten Parameter Neuro-Fuzzy Modelle erstel- 5.3. ERWEITERTE AUSWERTUNG DER TAKAGI-SUGENO MODELLE 47 len, die zu einem kleinen RMSE führen. Aus diesem Grund wurden vier verschiedene Kombinationen von Inputparameter zur Modellerstellung verwendet. Die erstellten Modelle wurden anschließend mit Hilfe von Testdaten validiert und die Fehler verglichen. Abbildung 5.8 zeigt den Root Mean Square Error der verschiedenen Modellversionen für alle Höhen. Folgende Modellversionen wurden Abbildung 5.8 Root Mean Square Error der verschiedenen Modellversionen für alle 30 Höhen erstellt: 1. all: Alle verfügbaren Parameter als Input für alle Höhen (blau) 2. ohne-LWC: Alle verfügbaren Parameter außer dem Flüssigwassergehalt als Input für alle Höhen (rot) 3. best4: Für jede Höhe jeweils die besten vier Parameter als Input (hellblau) 4. best4-all: Eingeteilt in 3 Höhenbereiche jeweils alle Parameter, die unter den besten vier des betreffenden Höhenbereiches vorkamen als Input(grün) • 100m-1000m: rr00, hh02, mish, pphh, pp10, TThh, TT10, wwhh, ww10, rhhh, rh10, mr10, mona 48 KAPITEL 5. DISKUSSION UND AUSWERTUNG DER NEURO-FUZZY MODELLE • 1100m-2000m: rr00, nn01, typ1, hh01, hh02, pp10, TThh, TT10, wwhh, ww10, mr10, mona • 2100m-3000m: rr00, nn01, typ1, hh01, nn02, typ2, mish, pp10, TThh, wwhh, ww10, mr10, mona Wie bereits zuvor in Abbildung 5.1, sind auch hier für alle Modellversionen die Modellhöhen der typischen Wolkenniveaus mit höheren Fehlern behaftet. Dies folgt aus dem schwer zu bestimmenden Maximalwert innerhalb der Schmelzschicht. Für einige Höhen liegen die Fehler der Modellversionen dicht zusammen. Es gibt jedoch Fälle, in denen sie sich signifikant unterscheiden. So ist zum Beispiel der Fehler des 300m ohne-LWC-Modells mehr als doppelt so groß, wie der Fehler aller anderen Modellversionen. Die all-Modelle (blau) schneiden, mit wenigen Ausnahmen, in allen Höhen besser ab, als die ohne-LWC-Modelle (rot). Das heißt, der Flüssigwassergehalt war zwar für keines der Höhenmodelle unter den wichtigsten vier Parametern, im Regelwerk der Modelle war er bei dieser Kombination von Inputparametern dennoch von Bedeutung und die Integration desselben führte zu geringeren Modellfehlern. Der RMSE der best4- (hellblau) und der best4-all-Modelle (grün) ist unterhalb von 1700m im Mittel gleich dem der all-Modelle (blau), oberhalb von 1700 m fehlten den Modellen jedoch zusätzliche Informationen, die in den restlichen, nicht verwendeten, Inputparametern enthalten waren. Betrachtet man die Schwankungen des RMSE entlang der verschiedenen Höhenmodelle, so stellt man fest, dass die all-Modelle, die mit allen verfügbaren Inputparametern erstellt wurden (blau), die stabilste Kurve bilden. Das Niederschlagsvertikalprofil, das anhand aller Inputparameter erstellt wurde ist robuster, als das anhand weniger Inputparameter erstellte Profil der anderen Modellversionen. Besonders im Bereich von 1700m bis 3000m ist der Fehler der all-Modelle deutlich geringer als der der ohne-LWC-, best4-, und best4-all-Modelle. Im Mittel beträgt der RMSE für die all-Modelle 0.11 mm/h, für die ohne-LWC-Modelle 0.15 mm/h, für die best4-Modelle 0.13 mm/h und für die best4-all-Modelle ebenfalls 0.13 mm/h. Die all-Modelle, in welche alle verfügbaren Parameter als Input einflossen, haben das Vertikalprofil des Niederschlags am besten wiedergegeben. In den Abbildungen 5.9 und 5.10 sind weitere Ergebnisse der Modellvalidierung für die all-Modelle, die anhand der Takagi-Sugeno Methode erstellt wurden, dargestellt. In Abbildung 5.9 ist für das 100m-, das 1000m-, das 2000m- und das 3000m-Modell die Mikro-Regen-Radar Messung gegen den Modelloutput für den Zeitraum vom 15.09.2005 bis zum 30.11.2005 aufgetragen. Die 5.3. ERWEITERTE AUSWERTUNG DER TAKAGI-SUGENO MODELLE 49 Abbildung 5.9 Vergleich zwischen MRR-Messung und Modelloutput für vier verschiedene Höhenmodelle Modelle konnten der Verlauf der Regenrate gut wiedergeben. Auch in dieser Abbildung zeigt sich, dass die Bestimmung des genauen Maximalwertes innerhalb der Schmelzschicht durch die Modelle fehlerhaft ist. Da es sich jedoch dabei um keine repräsentative Regenrate handelte, sondern um eine Überschätzung durch das Mikro-Regen-Radar, war die genaue Bestimmung des Maximalwertes nicht von Bedeutung. Von Bedeutung ist, dass der Verlauf unterhalb der Wolken gut simuliert wurde. Betrachtet man den Vergleich für das 1000m-Modell, so stellt man außerdem fest, dass das Neuro-Fuzzy Modell zu einigen Terminen kleine Regenraten simuliert hat, obwohl das Mikro-Regen-Radar keine Regenrate gemessen hat. Wie man der Skala entnehmen kann, handelt es sich bei diesen simulierten Ereignissen um sehr kleine Regenraten. Abbildung 5.10 zeigt die Scatterplots zwischen der MRR-Messung und dem Modelloutput für das 100m-, das 1000m-, das 2000m- und das 3000m-Höhenmodell für den gesamten Zeitraum vom 01.04.2004 bis zum 31.12.2005. Messung und Simulation zeigen eine hohe Korrelati- 50 KAPITEL 5. DISKUSSION UND AUSWERTUNG DER NEURO-FUZZY MODELLE Abbildung 5.10 Scatterplot zwischen MRR-Messung und Modelloutput für vier verschiedene Höhenmodelle on. Die Korrelationskoeffizienten betragen für das 1000m-Modell und das 2000m-Modell 0.94 und für das 3000m-Modell sogar 0.98. In 3000m Höhe ist die Anzahl an Niederschlagsereignissen jedoch gering und somit die Simulation der Regenrate entsprechend erfolgreicher. Der Korrelationskoeffizient des 100m-Modells fällt mit 0.77 etwas kleiner aus. Dies ist darauf zurückzuführen, dass dem 100m-Modell ein, für die Modellerstellung wichtiger, Inputparamter weniger zur Verfügung stand. Die vom Mikro-Regen-Radar gemessene Regenrate 100m unterhalb der Modellhöhe konnte nicht als Inputparameter verwendet werden, sondern lediglich der vom Pluvio Gerät gemessene Bodenniederschlag. Die Auflösung des Pluvio Regenmessers ist jedoch geringer, als die des Mikro-Regen-Radars. Aus diesem Nachteil bei der Modellerstellung folgt auch ein größerer Modellfehler. 5.3. ERWEITERTE AUSWERTUNG DER TAKAGI-SUGENO MODELLE 5.3.2 51 Variation der Lern- und Testdaten Wie bereits in Kapitel 4 erläutert, wurden die verfügbaren Daten in Lern- und Testdaten unterteilt. Anhand der Lerndaten wurden die Takagi-Sugeno-Modelle trainiert und anschließend anhand der Testdaten validiert. Da noch keine kompletten 24 Monate Daten des Mikro-Regen-Radars zur Verfügung standen, sondern nur 21 Monate, konnten die Daten nicht jahresweise in Lern- und Testdaten aufgeteilt werden. Diese Aufteilung hätte dazu geführt, dass entweder die Termine des Trainingsdatensatzes oder die Termine des Testdatensatzes sich nicht über alle Jahreszeiten erstreckt hätten. Voraussetzung für eine erfolgreiche Neuro-Fuzzy-Modellerstellung ist jedoch, dass die Lerndaten möglichst repräsentativ für alle Eigenschaften des Datensatzes sind. Aus diesem Grund wurden die Daten alternierend in Lern- und Testdaten unterteilt. Das heißt jeder zweite Termin entfällt auf den Lerndatensatz und jeder andere zweite Termin auf den Testdatensatz. Hierzu sei noch gesagt, dass es sich bei den verfügbaren Terminen im ursprünglichen Datensatz sehr oft nicht um aufeinander folgende Stunden handelte, da viele Termine wegen Fehlen einer Messgröße (verursacht durch Ausfall eines Messgerätes, konvektiven Niederschlag etc.) gelöscht wurden. Es ergaben sich für das 100m-Modell 4174 Termine zum Training und 4174 Termine zur Validierung. Für die anderen Höhen-Modelle standen jeweils 4508 Termine zum Training und zur Validierung zur Verfügung. Es stellt sich die Frage, in welchem Maße die Modellgüte von der Wahl der Trainingtermine abhängt, mit anderen Worten, wie robust ist die Takagi-Sugeno Methode innerhalb der Modellierung des Niederschlags. Um dies zu untersuchen, wurden einige Höhenmodelle mit anderen Terminen erneut trainiert und getestet. Dabei wurden zum Training die verfügbaren Termine vom 01.04.2004 bis zum 31.01.2005 und zur Validierung die verfügbaren Termine vom 01.02.2005 bis zum 31.12.2005 verwendet. Dies ergab für das 100m-Modell 3569 Lern- und 4779 Testtermine und für alle anderen Höhenmodelle 4237 Lern- und 4779 Testtermine. Es wurde das 200m-, das 800m-, das 1500m-, das 2100m- und das 3000m-Modell mit den veränderten Terminen der Inputdaten erneut erstellt. In Tabelle 5.2 sind die Fehler der neu erstellten Modelle im Vergleich zu den mit alternierenden Trainingsdaten erzeugten Modellen dargestellt. Die Untersuchung zeigt, dass der Fehler der Modelle mit Terminaufteilung in Blöcken größer ist, als der Fehler der Modelle mit alternierender Terminaufteilung. Der Unterschied im RMSE liegt jedoch maximal bei 0.05 mm/h. Dennoch ist auffällig, dass der Fehler aller neu erstellten Modelle, bis auf den des 200m Modells, größer ist als zuvor. Die Ursache liegt jedoch eher in dem Fakt, dass die Anzahl der Trainingstermine nach der Terminaufteilung in Blöcken geringer ist, als nach der alternierenden Terminaufteilung. Je mehr Trainingstermine zur Verfügung stehen, desto mehr Wissen erlernt das Modell 52 KAPITEL 5. DISKUSSION UND AUSWERTUNG DER NEURO-FUZZY MODELLE Modellhöhe RMSE(Terminaufteilung alternierend) 200m 0.11 mm/h 800m 0.17 mm/h 1500m 0.22 mm/h 2100m 0.09 mm/h 3000m 0.02 mm/h RMSE(Terminaufteilung in Blöcken) 0.11 mm/h 0.20 mm/h 0.25 mm/h 0.14 mm/h 0.05 mm/h Tabelle 5.2 Vergleich der Root Mean Square Errors nach Wahl verschiedener Inputtermine für die gleichen Höhenmodelle und desto geringer fällt der resultierende Modellfehler aus. Hätte die Takagi-Sugeno Methode sich als nicht robust für diese Anwendung herausgestellt, so wäre die Fehlerabweichung zwischen den ursprünglichen und den neu erstellten Höhenmodellen gravierender und weniger systematisch ausgefallen. 5.3.3 Fallbeispiele von Niederschlagsvertikalprofilen Mit Hilfe der Testdaten, mit welchen die Modelle validiert wurden, können anhand der 30 Modelloutputs simulierte Vertikalprofile des Niederschlags erstellt und mit der Messung des Mikro-Regen-Radars verglichen werden. Bei Messung und Simulation handelt es sich um das Stundenmittel der Regenrate. Im Folgenden sollen die Profile von vier ausgewählten Terminen besprochen werden. Abbildung 5.11 zeigt das gemessene (rot) und das simulierte (blau) Niederschlagsvertikalprofil für den 06.05.2005 10 UTC. Die Fronten des im Nordmeer gelegenen und in südöstliche Richtung ziehenden Tiefs CHRISTIAN okkludierten am Vormittag über Norddeutschland. Nach Durchzug der Okklusion lockerte die Bewölkung in Lindenberg von Westen her wieder auf. Die Station 10393 Lindenberg meldete um 10 UTC 6/8 Cumulus auf 210m und 8/8 Altostratus auf 1800m. Das Ceilometer, das in unmittelbarer Nähe des Mikro-Regen-Radars steht, meldete in der Stunde von 9 UTC bis 10 UTC Wolken in 920m Höhe. Vermutlich handelte es sich um Stratocumulus Bewölkung. In der nächsten Stunde wurde diese auch gemeldet. Die 0◦ C-Grenze lag auf ca.1300m. Der Pluvio-Regenmesser registrierte 0.01mm Niederschlag in der Stunde von 9 UTC bis 10 UTC. Die Höhe der Schmelzschicht ist in dem Vertikalprofil anhand der stark überschätzten Regenrate innerhalb der Wolke oberhalb von 920m gut zu erkennen. Aus dem Stratocumulus fiel Niederschlag, wobei die Regenrate im Stundenmittel unterhalb der Wolke nach unten hin leicht abnahm. Der Altostratus, der auf 1800m gemeldet war, ist im Profil nur ansatzweise sichtbar. Er enthält nur wenige unterkühlte Tropfen und Eiskristalle mit der 5.3. ERWEITERTE AUSWERTUNG DER TAKAGI-SUGENO MODELLE 53 Abbildung 5.11 Gemessenes und simuliertes Niederschlagsvertikalprofil für den 06.05.2005 10 UTC Größe von Niederschlagspartikeln. Die TS-Modelle haben den Verlauf des Niederschlagsvertikalprofils gut wiedergegeben. Besonders unterhalb der Wolke liegen Messung und Simulation nah zusammen. Das Maximum innerhalb der Schmelzschicht wurde von den Modellen unterschätzt, doch handelt es sich, wie bereits erwähnt, innerhalb der Schmelzschicht um keine repräsentative Regenrate, sondern um eine Überschätzung des Mikro-Regen-Radars. Eine Abweichung zwischen Modell und Messung zeigt sich oberhalb von 1800m. Die TS-Modelle simulierten für den Altostratus eine größere Regenrate, als die Mikro-Regen-Radar Messung aufweist. Ein weiteres Beispiel eines Niederschlagsvertikalprofils zeigt Abbildung 5.12. Der betrachtete Termin ist der 02.06.2005 10 UTC. Deutschland lag auf der Vorderseite des Tiefs NICK, welches vom Nordost-Atlantik Richtung Skandinavien wanderte. Lindenberg lag vor der Warmfront. Mit der Höhenströmung aus Nordwest wurden Stratocumulus-Felder von der Nordsee über Norddeutschland geführt. Der Pluvio Regenmesser, der neben dem Mikro-Regen-Radar steht, meldete für den Termin keinen Niederschlag. Die 0◦ C-Grenze lag über Lindenberg in ca. 1900m Höhe. Aus den Synopbeobachtungen geht hervor, dass Lindenberg um 10 UTC 1/8 Cumulus auf 1200m und 7/8 Altocumulus auf 2700m meldete. Das Ceilometer, das im 10 Minutenabstand die Wolkenuntergrenze bestimmt, registrierte zu mehreren Zeitpunkten innerhalb der Stunde von 9 UTC bis 10 UTC Wolkenuntergrenzen von 2100m, wobei es sich, betrachtet man die Wolkenbeobachtungen eine Stunde vor und nach dem betrachteten Termin und die Höhe der Wolkenbasis, vermutlich um Stratocumulus Wolken handelte. Wolken in der entsprechenden Höhe sind auch in dem Vertikalprofil des Niederschlags in Abbildung 5.12 54 KAPITEL 5. DISKUSSION UND AUSWERTUNG DER NEURO-FUZZY MODELLE zu sehen. Abbildung 5.12 Gemessenes und simuliertes Niederschlagsvertikalprofil für den 02.06.2005 10 UTC Aus den im Vertikalprofil sichtbaren Wolken ist zunächst Niederschlag in fester Form gefallen und anschließend in die flüssige Phase übergegangen. Bereits ab 1900m und auch am Erdboden wurde kein Niederschlag registriert. Der Niederschlag muss in der Troposphäre unterhalb der Wolkenbasis verdunstet sein. O’Connor et. al (O’Connor u. a., 2005) haben bereits festgestellt, dass an der Unterkante von Stratocumulus-Wolken, auch wenn kein Niederschlag den Erdboden erreicht, Niesel ausfällt, der unterhalb der Wolkenbasis vollständig verdunstet. Auf diesen Effekt wird im Kapitel 6 näher eingegangen. Die Kombination der 30 TS-Modelle haben den vertikalen Verlauf der Regenrate gut simuliert. Die Wolkenbasis wurde richtig erkannt und wiedergegeben. Interessant ist die von den Modellen angegebene Regenrate zwischen 1100m und 1200m. Der geringen Cumulus Bewölkung in dieser Höhe wurde eine Regenrate zugeschrieben. Es sei festgehalten, dass es sich mit 0.015mm/h um eine sehr kleine Abweichung von der MRR-Messung handelt. In Abbildung 5.13 ist das Vertikalprofil des Niederschlags für den 24.10.2005 um 19 UTC dargestellt. Das zu dem westlich von Irland liegenden Tiefdrucksystem HEIDO gehörende umfangreiche Regengebiet erreichte am Vormittag den Westen Deutschlands und verlagerte sich weiter Richtung Osten. Am Nachmittag überquerte die HEIDO zugehörige Warmfront Lindenberg. Die 0◦ C-Grenze lag zu diesem Termin auf ca. 1800m. Am Boden wurden für die vergangene Stunde 0.07 mm Niederschlag gemessen. Die Beobachtungsstation Lindenberg meldete um 19 UTC 7/8 Stratocumulus auf 1100m und in der vorangegangenen Stunde um 18 5.3. ERWEITERTE AUSWERTUNG DER TAKAGI-SUGENO MODELLE 55 UTC 7/8 Stratocumulus auf 1500m. Das Ceilometer registrierte in besagter Stunde meist Wolkenuntergrenzen von 1300m bis 1800m. Abbildung 5.13 Gemessenes und simuliertes Niederschlagsvertikalprofil für den 24.10.2005 19 UTC Auch in diesem Vertikalprofil des Mikro-Regen-Radars ist die Schmelzgrenze gut an der überschätzten Regenrate in der betreffenden Höhe zu erkennen. Aus dem Stratocumulus fiel Niederschlag mit einer nach unten hin leicht abnehmenden Regenrate. Die Zunahme der Regenrate auf 1300m resultiert aus der kurzzeitigen Präsenz einer Stratocumulus Wolke innerhalb der Stunde von 18 UTC bis 19 UTC in dieser Höhe. Die TS-Modelle geben den Verlauf der Regenrate zu diesem Termin nicht zufriedenstellend wieder. Zwar wurde die Höhe der Schmelzgrenze gut simuliert, doch der Verlauf der Regenrate unterhalb der Wolke stimmt erst unterhalb von 500m mit der Messung des Mikro-Regen-Radars überein. Zwischen 600m und 1400m war die Simulation des Vertikalprofils nicht erfolgreich. Die Modelle simulierten oberhalb 600m die zeitweise Präsenz einer Wolke die Niederschlagspartikel enthält und eine entsprechende Regenrate. Eine mögliche Ursache hierfür ist ein kleiner Sprung der Feuchte im Mittel zu größeren Werten jeweils von 500m auf 600m und von 600m auf 700m zum betrachteten Termin. Unterhalb 600m stimmen Messung und Modelle wieder gut überein. An dieser Stelle sei erwähnt, dass für die Untersuchung lediglich 21 Monate Mikro-RegenRadar Messdaten zur Verfügung standen. Von den zur Verfügung stehenden gemessenen Niederschlagsereignissen wurden wiederum nur die stratiformen und homogenen Ereignisse betrachtet. Es erfolgte anschließend eine Teilung der Daten in Lern- und Testdaten. Das heißt die resultierende Anzahl der Lerndaten, anhand welcher die Modelle trainiert wurden, war angesichts der Komplexität des zu simulierenden Parameters Niederschlag 56 KAPITEL 5. DISKUSSION UND AUSWERTUNG DER NEURO-FUZZY MODELLE recht gering. Die Verwendung von längeren Trainingszeitreihen würde zu besseren TSModellen führen. Mit dem Termin vom 12.02.2005 6 UTC soll an dieser Stelle noch ein weiteres Niederschlagsereignis gezeigt werden. Das gemessene und simulierte Niederschlagsvertikalprofil ist in Abbildung 5.14 dargestellt. Lindenberg lag vor der Warmfront des kleinen Tiefdruckgebietes TEJA. Im Laufe des Tages wurden über 12mm Niederschlag gemessen. Am Erdboden wurden innerhalb der Stunde von 5 UTC bis 6 UTC 0.06 mm Niederschlag gemessen. Die 0◦ C-Grenze lag auf ca. 600m Höhe. Lindenberg meldete um 06 UTC 7/8 Stratus auf 150m und um 5 UTC 7/8 Stratocumulus auf 720m. Die Betrachtung der Ceilometer-Daten von 5 UTC bis 6 UTC zeigt, dass bis 5:40 UTC eine Wolkenuntergrenze zwischen ca. 700m und 900m gemessen wurde. Außerdem wurde auf ca. 1500m eine zweite Wolkenschicht gemeldet. Erst nach 5:40 UTC detektierte das Ceilometer den Stratus. Abbildung 5.14 Gemessenes und simuliertes Niederschlagsvertikalprofil für den 12.02.2005 6 UTC Daher ist der Stratocumulus auch deutlich in dem Mikro-Regen-Radar-Profil sichtbar. Die Schmelzschicht liegt wie erwartet zwischen 600m und 700m. Auch die vom Ceilometer zeitweise gemeldete zweite Wolkenschicht auf ca. 1500m ist im Vertikalprofil der mittleren Regenrate zu erkennen. Aus dem Stratocumulus fiel der Niederschlag zunächst in fester Form. Am Erdboden wurde jedoch flüssiger Niederschlag gemeldet, was bedeutet, dass der Schnee auf dem Weg zum Erdboden in der Troposphäre geschmolzen ist. Die Kombination der 30 TS-Modelle hat den vertikalen Verlauf der Regenrate sehr gut simuliert. Die Schmelzgrenze und der Verlauf der Regenrate unterhalb der Wolke wurden richtig wiedergegeben. Auch die Outputs der Modelle weisen eine zweite Wolkenschicht oberhalb des unteren Stratocumulus auf. 5.3. ERWEITERTE AUSWERTUNG DER TAKAGI-SUGENO MODELLE 5.3.4 57 Anwendung der TS-Modelle Die in dieser Untersuchung erstellten Takagi-Sugeno-Modelle wurden anhand von Daten des Standorts Lindenberg trainiert. Ein Neuro-Fuzzy Modell kann nur erlerntes Wissen simulieren. Es hat nicht die Fähigkeit zu extrapolieren. Entsprechend sind die erstellten TS-Modelle und die resultierenden Simulationen der Regenrate streng genommen nur auf den Standort Lindenberg anwendbar. Die Modelle sind durch die Trainingsdaten den geographischen und meteorologischen Gegebenheiten von Lindenberg angepasst. Da Lindenberg weder in direkter Gebirgsnähe, noch am Meer liegt, sollten die erzeugten TS-Modelle auf ganz Brandenburg anwendbar sein, da das Land Brandenburg weder Gebirge, noch Küste aufweist. Für Standorte in Gebirgs- oder Meeresnähe oder innerstädtische Standorte wird die Erstellung neuer Neuro-Fuzzy-Modelle empfohlen. Die vorliegende Untersuchung hat hierfür bereits gezeigt, dass die Parametrisierung des Niederschlagsvertikalprofils anhand von Neuro-Fuzzy Modellen prinzipiell möglich ist. Die erstellten Neuro-Fuzzy-Modelle sollen in das Analyse-System TRAMPER integriert werden. Auf diesem Ziel aufbauend wurden als Inputparameter der Modelle nur Größen gewählt, die von TRAMPER geliefert werden können. Entsprechend können die erstellten Neuro-Fuzzy Modelle in jedes meteorologische diagnostische oder prognostische Modell, das die verwendeten Inputparameter bereitstellen kann, integriert werden. An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass die erstellten Neuro-Fuzzy Modelle den vertikalen Verlauf der Regenrate lediglich für stratiforme Niederschlagsereignisse simulieren können. Bei konvektiven Ereignissen ist die Mikro-Regen-Radar Messung und damit der gemessene vertikale Verlauf der Regenrate durch Vertikalbewegungen beeinträchtigt. Stünde eine fehlerfreie Messung der Regenrate in der Vertikalen für konvektive Ereignisse zur Verfügung, wäre die Erstellung von Neuro-Fuzzy Modellen auch für konvektive Ereignisse möglich. Ob die Modellfehler der Neuro-Fuzzy Modelle für konvektive Niederschlagsereignisse ebenso gering ausfallen würden, wie die Modellfehler der Neuro-Fuzzy Modelle für stratiforme Niederschlagsereignisse hier ausgefallen sind, bleibt zu untersuchen. Kapitel 6 Verdunstung von Niederschlag in der Troposphäre Bei Verdunstung eines Stoffes geht der Stoff unterhalb des Siedepunktes vom flüssigen in den gasförmigen Zustand über. Die Teilchen einer Flüssigkeit, sowie die Teilchen eines Gases, weisen eine Geschwindigkeitsverteilung nach der Maxwell-Boltzmann-Verteilung auf. In der Flüssigkeit befinden sich immer einige Teilchen, die eine ausreichend hohe Geschwindigkeit und damit eine ausreichend hohe kinetische Energie besitzen, um die Anziehungskräfte ihrer Nachbarteilchen zu überwinden und der Flüssigkeit zu entweichen. Sie gehen in die Gasphase über. Es gehen jedoch auch ’langsame’ Teilchen mit entsprechend geringer kinetischer Energie von der Gasphase in die flüssige Phase über. In der Atmosphäre stehen diese beiden Prozesse nicht immer im Gleichgewicht. Überwiegt der Übergang von flüssigen Teilchen in die Gasphase, so spricht man von Verdunstung. Je ungesättigter, das heißt je trockener die Luft, desto größer ist die Verdunstungsrate. Die in vielen Atmosphärenmodellen verwendete Parametrisierung der Verdunstung von Niederschlag in der Troposphäre basiert zum Großteil auf dem Kessler Schema (Kessler, 1969). Hiernach ist die Verdunstungsrate proportional zum Betrag der Untersättigung und umgekehrt proportional zur Fallgeschwindigkeit der Tropfen. Abbildung 2.2 nach Atlas (Atlas u. a., 1973) in Kapitel 2.2 zeigt den empirisch ermittelten Zusammenhang zwischen Fallgeschwindigkeit und Tropfendurchmesser. Je größer der Tropfendurchmesser, desto höher die Fallgeschwindigkeit. Dies hat zur Folge, dass Niederschlagsereignisse mit Tropfen großen Durchmessers eine geringere Verdunstungsrate aufweisen, als Niederschlagsereignisse mit Tropfen kleineren Durchmessers. Die von Kessler aufgestellte Gleichung zur Parametrisierung der Verdunstung weist auch Schwächen auf. Der Anfangswert der Anzahl der Tropfenverteilung ist eine Konstante, obwohl durch Verdunstungsprozesse die Anzahl der kleinen Tropfen abnimmt. Außerdem ist die Gleichung nur für Verduns58 59 tung bei Standardluftdruck und -dichte gültig. Die Variation der Verdunstungsrate mit der Höhe wird nicht beachtet. Emissionen aus verschiedenen Sektoren wie z.B. Haushalt, Verkehr, Industrie und intensiver Landwirtschaft gelangen in die Atmosphäre. Die entstandenen Emissionen werden transportiert und verweilen unterschiedlich lange in der Atmosphäre. Gelöste und ungelöste Schadstoffe werden mit der nassen Deposition durch die Niederschläge ausgewaschen. Die Effektivität dieses Vorgangs hängt zum einen von den Eigenschaften der ausgewaschenen Substanzen (Partikelgröße, Löslichkeit) und zum anderen von den Niederschlagscharakteristika (Tropfenspektrum, Niederschlagsintensität) ab. Diese Selbstreinigung der Atmosphäre führt u.a. zum sogenannten ’sauren Regen’. Niederschlag wird als ’saurer Regen’ bezeichnet, wenn dessen pH-Wert unterhalb des pH-Wertes fällt, der sich in reinem Wasser durch den natürlichen Kohlendioxid Gehalt der Atmosphäre einstellt. Ursache hierfür sind hauptsächlich Schwefeldioxid und Stickoxide. Diese Gase bilden mit Wasser zusammen Schwefelsäure und Salpetersäure. Sulfat und Nitrat, die Anionen der starken Mineralsäuren Schwefel- und Salpetersäure, wirken versauernd. Es stellt sich die Frage, welchen Einfluß Verdunstungsprozesse in der Troposphäre unterhalb der Wolkenbasis auf die nasse Deposition und damit verbundene Prozesse haben. Bei vollständiger Verdunstung von Wolkentropfen werden die Aerosolpartikel, die im Tropfen enthalten waren, regeneriert (Mitra u. a., 1992). Ein Wolkentropfen produziert ein Aerosol Partikel, dessen Masse und Chemie durch die Masse und Chemie des fremdartigen Materials im Tropfen bestimmt wird. Die Aerosolpartikel, die in Regentropfen enthalten sind, werden bei vollständiger Verdunstung des Tropfens ebenfalls freigesetzt. In der Literatur ist zu diesem Zeitpunkt über die Quantifizierung dieser Rückstände jedoch noch nichts zu finden. Bisherige Untersuchungen zur Aerosolregeneration durch Verdunstung beschränkten sich auf Wolkentropfen (Mitra u. a., 1992; Yin u. a., 2005). Mit Hilfe der Niederschlagsvertikalprofile kann eine Aussage über die Differenz der Regenrate an der Wolkenbasis und der Regenrate am Erdboden erstellt werden. Interessant sind die Termine, zu denen der Niederschlag vollständig verdunstet, bevor der Erdboden erreicht ist. O’Connor et al. (O’Connor u. a., 2005) stellten bei der Untersuchung von Stratocumuluswolken anhand einer Kombination aus einem 94 GHz Doppler Radar und einem Lidar-Gerät fest, dass an der Wolkenbasis von Stratocumulus-Wolken, auch wenn kein Niederschlag den Erdboden erreicht, Sprühregen ausfällt, der vollständig verdunstet. Es wird außerdem die Vermutung aufgeworfen, dass durch die Verdunstung von Sprühregen und die dadurch induzierte Abkühlung die Produktion von Sprühregen verstärkt angeregt wird. Auch Williams et al. (Williams u. a., 2007) führte bei der Auswertung der 60 KAPITEL 6. VERDUNSTUNG VON NIEDERSCHLAG IN DER TROPOSPHÄRE Daten der Reflektivitätsmessung des Niederschlagsradars des TRMM-Satelliten die Abnahme der Reflektivität in den Vertikalprofilen unterhalb der stratiformen Wolkenbasis auf Verdunstung von Niederschlag zurück. Der vertikale Verlauf der Regenrate ist außerdem für die Bestimmung der nassen Deposition von Bedeutung. Der Auswaschkoeffizient ist proportional zur Regenrate. In den chemischen Transportmodellen REM-CALGRID und LOTOS wird von einer in der Vertikalen konstanten Regenrate ausgegangen (Schaap u. a., 2004). Verdunstungsprozesse in der Troposphäre führen zu einer zum Erdboden hin abnehmenden Regenrate. Entsprechend beeinflusst die Verdunstung von Niederschlag in der Troposphäre die nasse Deposition. Anhand eines Vertikalprofils des Niederschlags kann die in der Vertikalen inkonstante Regenrate bestimmt und an die chemischen Transportmodelle übergeben werden. Somit kann die Bestimmung der nassen Deposition präzisiert werden. Aus dieser Motivation heraus wird in diesem Kapitel auf die Verdunstung von Niederschlag in der Troposphäre eingegangen. Von besonderem Interesse ist, ob anhand der von den TSModellen erstellten Niederschlagsvertikalprofile eine Aussage über Verdunstungsprozesse unterhalb der Wolkenbasis möglich ist. 6.1 Betrachtung der Verdunstungsrate Mit Hilfe der Takagi-Sugeno-Modelle konnte das Vertikalprofil des Niederschlags anhand anderer meteorologischer Größen parametrisiert werden. Auf der Basis dieser Vertikalprofile sind Rückschlüsse auf Verdunstungsprozesse unterhalb der Wolkenbasis möglich. In Kapitel 6.2 werden zwei Beispiele von Niederschlagsvertikalprofilen, die durch Verdunstungsprozesse in der Troposphäre geprägt sind, gezeigt. In einem ersten Schritt wurde zunächst für 1000 Termine im Jahr 2005 die Differenz zwischen der Niederschlagssumme an der Wolkenbasis (bzw. der Höhe unterhalb der Wolkenbasis ab der flüssiger Niederschlag fiel) und der Niederschlagssumme am Erdboden gebildet. Auf diese Weise sollte eine Aussage über die Verdunstungsrate in der Troposphäre über einen längeren Zeitraum hinweg ermöglicht werden. Die 1000 betrachteten Termine für das Jahr 2005 wurden beliebig aus den verfügbaren Daten gewählt. Da die TS-Modelle in einigen Fällen Regenrate simuliert haben, obwohl kein Niederschlag gefallen ist, handelte es sich nicht zwingend um Termine, zu denen vom Mikro-Regen-Radar Niederschlag gemeldet wurde, damit ein Vergleich zwischen Simulation und Messung möglich ist. In Abbildung 6.1 ist die ermittelte Differenz, die aus der Mikro-Regen-Radar Messung resultiert (linke Seite), und die ermittelte Differnez, die aus der Simulation resultiert (rechte Seite), dargestellt. Für die Messung beträgt die Summendifferenz zwischen dem 6.2. FALLBEISPIELE ZUR VERDUNSTUNG IN DER TROPOSPHÄRE 61 Abbildung 6.1 Ermittelte Differenz für 1000 Termine im Jahr 2005 zwischen dem Niederschlag an der Wolkenbasis und dem Bodenniederschlag für die MRR Messung (links) und die Simulation (rechts). Niederschlag an der Wolkenbasis und dem Bodenniederschlag 5.8mm und die resultierende Verdunstungsrate 59%, wenn davon ausgegangen wird, dass Verdunstung die einzige Senke für Niederschlag in der Troposphäre ist. Für die Simulation liegt die Summendifferenz mit 6.8mm einen Millimeter über der Summendifferenz, die aus der Messung resultiert. Entsprechend höher liegt die Verdunstungsrate bei 65%. Die Ursache hierfür ist, dass die TS-Modelle, wie bereits in Kapitel 5.3 erwähnt wurde, in einigen Fällen kleine Regenraten simuliert haben, obwohl das Mikro-Regen-Radar keinen Niederschlag registriert hat. Die Verdunstungsraten erscheinen sowohl für die Messung als auch für die Simulation überhöht. Es muss jedoch bedacht werden, dass in dieser Untersuchung nur stratiforme Niederschläge betrachtet wurden. Bei konvektivem großtropfigem Regen haben die Tropfen eine höhere Fallgeschwindigkeit und die Verdunstungsrate ist geringer (Kessler, 1969). Entsprechend würde eine Einbeziehung konvektiver Niederschläge die resultierende Gesamtverdunstungsrate verringern. 6.2 Fallbeispiele zur Verdunstung in der Troposphäre In diesem Unterkapitel sollen zwei Beipiele von Niederschlagsvertikalprofilen, die durch Verdunstungsprozesse in der Troposphäre geprägt sind, erläutert werden. Betrachtet wird der 17.09.2005 um 9 UTC. Lindenberg lag innerhalb eines homogenen Niederschlagsgebietes. Abbildung 6.2 zeigt das gemessene (rot) und simulierte (blau) Niederschlagsvertikalprofil für den 17.09.2005 6 UTC. Ein Tiefdruckwirbel ist mit der westlichen Strömung über Mitteleuropa nach Russland gezogen. Lindenberg lag zum betrachteten Termin hinter der zugehörigen Kaltfront. Unter fortschreitendem Luftdruckanstieg baute sich in den folgenden Tagen über Mitteleuropa eine Hochdruckzone auf. Lindenberg 62 KAPITEL 6. VERDUNSTUNG VON NIEDERSCHLAG IN DER TROPOSPHÄRE Abbildung 6.2 Gemessenes und simuliertes Niederschlagsvertikalprofil für den 17.09.2005 6 UTC meldete um 6 UTC 3/8 Cumulus auf 1050m und 6/8 Stratocumulus auf 1400m. Der Ceilometer Messung am Standort kann entnommen werden, dass die Wolkenuntergrenze des Stratocumulus in der Stunde von 5 UTC bis 6 UTC zwischen 1300m und 1400m schwankte. Der Pluvio-Bodenniederschlagsmesser maß 0.02mm in der vergangene Stunde und die 0◦ C-Grenze lag auf ca.1300m. In dem vom Mikro-Regen-Radar gemessenen Vertikalprofil der Regenrate ist die Schmelzgrenze auf ca. 1300m gut zu erkennen. Aus dem Stratocumulus fiel Niederschlag zunächst in fester Form und ging im Fall in die flüssige Phase über. Unterhalb 1000m war die flüssige Phase erreicht und das Mikro-Regen-Radar ermittelte eine repräsentative Regenrate. Im vertikalen Verlauf nahm die Regenrate zum Erdboden hin leicht ab. Die TS-Modelle haben die Messung besonders unterhalb der Wolkenuntergrenze gut simuliert. Das Maximum der Regenrate im Profil innerhalb der Schmelzschicht in 1300m Höhe wurde von dem Modell unterschätzt. Da das Mikro-Regen-Radar, das ausschließlich die Tropfenverteilung in der flüssigen Phase bestimmen kann, in der Schmelzschicht die Regenrate generell überschätzt, konnten die TS-Modelle die Bestimmung der Regenrate in der Schmelzschicht während der Modell-Trainingsphase nicht erlernen. Das vom Mikro-Regen-Radar bestimmte Maximum ist nur sehr schwer zu simulieren, da der Rückstreuquerschnitt in 6. Potenz vom Tropfendurchmesser abhängig ist und damit das Gerät entsprechend sensibel reagiert. Auf 1700m und 1800m nimmt die Regenrate in der Simulation erneut zu, als würde sich hier eine weitere Wolkenuntergrenze befinden. Durch nähere Betrachtung der Inputdaten für den 17.09.2005 um 6 UTC wird klar, dass diese erneute Zunahme in der Simulation auf einen Sprung des Flüssigkeitsgehaltes zu größeren Werten hin zurückzuführen ist. Vermutlich handelt es sich entweder um einen Messfehler des Wolkenradars oder der Flüssigwassergehalt wurde bei der Aufbereitung der Daten falsch ermittelt. 6.2. FALLBEISPIELE ZUR VERDUNSTUNG IN DER TROPOSPHÄRE 63 Unterhalb der Wolkenuntergrenze des Stratocumulus stimmen Messung und Simulation gut überein. Die Regenrate nimmt zum Erdboden hin leicht ab, und es stellt sich die Frage nach der Ursache dieses Effektes. Abbildung 6.3 zeigt den mit der Radiosonde in Abbildung 6.3 Temperatur- und Taupunktverlauf aus der Radiosondenmessung für den 17.09.2005 um 6 UTC Lindenberg um 6 UTC gemessenen Verlauf von Temperatur und Taupunkt. Der Stratocumulus ist oberhalb 1300m erkennbar. Unterhalb der Wolkenuntergrenze stieg die Differenz zwischen Temperatur und Taupunkt und unterhalb von 700m war die Atmosphäre sehr trocken. In dieser trockenen Schicht kam es zur Verdunstung von Niederschlag und entsprechend nahm die Regenrate zum Erdboden hin ab. An der Wolkenbasis meldete das MRR im Mittel 0.04mm/h und die Modelle simulierten ebenfalls 0.04mm/h. Am Erdboden wurden 0.02mm in der Stunde von 5 UTC bis 6 UTC gemessen. Daraus folgt eine Verdunstungsrate von 50%. Interessant ist, wie sensibel die Modelle auf die Zunahme der Trockenheit unterhalb von 700m reagiert haben. In Abbildung 6.2 ist im simulierten Vertikalprofil der Regenrate direkt unterhalb von 700m ein Sprung zu kleineren Werten hin erkennbar. Wird die nasse Deposition mit einem chemischen Transportmodell in einem solchen Fall anhand der am Erdboden bestimmten und in der Vertikalen als konstant angenommenen Regenrate berechnet, führt dies zu einer fehlerhaften Bestimmung der nassen Deposition. Je höher die Regenrate ist, desto größer ist der Auswaschkoeffizient und desto größer ist auch der Stoffeintrag durch das Niederschlagsereignis. Im Folgenden soll ein weiterer Termin, der am 25.04.2005 um 11 UTC, näher betrachtet werden. In Lindenberg und Umgebunug fiel in der vorangegangenen Stunde kein Niederschlag. In Abbildung 6.4 ist das zugehörige über eine Stunde gemittelte gemessene und das simulierte Vertikalprofil der Regenrate dargestellt. Das wetterbestimmende Hochdruckgebiet NICOLE lag über Nordeuropa und wanderte langsam nach Nordrussland. 64 KAPITEL 6. VERDUNSTUNG VON NIEDERSCHLAG IN DER TROPOSPHÄRE Die Station 10393 Lindenberg meldete um 11 UTC 2/8 Stratocumulus auf 1800m und Abbildung 6.4 Gemessenes und simuliertes Niederschlagsvertikalprofil für den 25.04.2005 11 UTC 6/8 Altostratus auf 2700m. Die Ceilometer Messung zeigt, dass sich der Altostratus oberhalb 3000m befand. Das heißt nicht der Altostratus, sondern der Stratocumulus wurde vom Mikro-Regen-Radar detektiert und ist in dem Profil in Abbildung 6.4 sichtbar. Der Pluvio Niederschlagsmesser meldete für die vergangene Stunde keinen Niederschlag und die 0◦ C-Grenze lag auf ca. 1900m. Auch zu diesem Termin fiel aus dem Stratocumulus Niederschlag in fester Form, welcher während des Falls Richtung Erdboden in die flüssige Phase überging. Die TS-Modelle haben das gemessene Niederschlagsvertikalprofil gut wiedergegeben. Die Schmelzgrenze der Modelle liegt ca. 100m höher als die der Messung. Doch sowohl die Messung als auch die Simulation melden in den Höhen unterhalb von 1800m keinen Niederschlag mehr. Am Erdboden wird ebenfalls innerhalb der betrachteten Stunde weder vom Pluvio-Regenmesser noch vom Present Weather Sensor Niederschlag registriert. In Abbildung 6.5 ist der von der Radiosonde um 12 UTC gemessene Verlauf von Temperatur und Taupunkt dargestellt. Temperatur- und Taupunktverlauf wurden eine Abbildung 6.5 Temperatur- und Taupunktverlauf aus der Radiosondenmessung für den 25.04.2005 um 11 UTC 6.2. FALLBEISPIELE ZUR VERDUNSTUNG IN DER TROPOSPHÄRE 65 Stunde nach dem betrachteten 11 UTC Termin gemessen. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass in einer Hochdrucklage, wie sie zum betrachteten Termin vorhanden war, sich die Schichtung der Atmosphäre innerhalb einer Stunde nicht wesentlich geändert hat. Abbildung 6.5 kann entnommen werden, dass die Atmosphäre besonders unterhalb von 2300m sehr trocken war. Der aus dem Stratocumulus gefallene Niederschlag ist unterhalb der Wolkenbasis auf nur kur-zer Fallstrecke in der Troposphäre verdunstet bevor er den Erdboden erreichte. Hierbei wurden Aerosolpartikel durch den Verdunstungsprozess unterhalb der Wolkenuntergrenze regeneriert und in der Troposphäre freigesetzt. Kapitel 7 Zusammenfassung und Ausblick 7.1 Zusammenfassung In der vorliegenden Diplomarbeit wurde das Vertikalprofil des Niederschlags mit Hilfe von Neuro-Fuzzy Modellen anhand anderer meteorologischer Größen parametrisiert. Mittels der Eingabe meteorologischer Parameterfelder in die erstellten Neuro-Fuzzy Modelle, konnte anhand des von den Modellen simulierten Niederschlagsvertikalprofils in generalisierter Form auf Verdunstungsprozesse in der Troposphäre geschlossen werden. Ein Neuro-Fuzzy Modell bildet Eingangsgrößen auf eine Ausgangsgröße ab. Diese nichtlineare Abbildung ist auf eine Liste von Regeln gestützt, welche anhand bekannter Eingangsund Ausgangsvektoren innerhalb einer Modelltrainingsphase erstellt und von dem lernfähigen Neuro-Fuzzy Modell optimiert werden. Nach Erstellung des Regelwerkes führt ein dem System bis dahin unbekannter Satz von Eingangsgrößen zu einer simulierten Ausgangsgröße. Da Neuro-Fuzzy-Modelle lediglich eine eindimensionale Ausgangsgröße simulieren können, muss für die Simulation des Niederschlagsvertikalprofils für verschiedene Höhen jeweils ein Modell erstellt werden. Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurden 30 Höhenmodelle innerhalb des Höhenintervalls von 100m bis 3000m erstellt. Um die Kontinuität des Vertikalprofils zu sichern, war eine der Modell-Eingangsgrößen die Regenrate 100m unterhalb der betrachteten Modellhöhe. Das heißt, die 30 Höhenmodelle sind über die Regenrate gekoppelt. Das Vertikalprofil der Regenrate wird vom Erdboden ausgehend nach oben aufgebaut. Aus der Kombination der Höhenmodelle konnte auf den vertikalen Verlauf des Niederschlags geschlossen werden. Die Datenbasis für die Untersuchung stellte das Observatorium Lindenberg zur Verfügung. Der betrachtete Zeitraum war der 01.04.2004 bis zum 31.12.2005. Die Modell-Eingangsgrößen bildeten meteorologische Parameter wie der Bodenniederschlag, die relative Feuchte, die Temperatur etc.. Die Modell-Ausgangsgröße bildete die Regenrate in der jeweiligen 66 7.1. ZUSAMMENFASSUNG 67 Modellhöhe. Dafür wurden die Daten des in Lindenberg betriebenen Mikro-Regen-Radars von der Universität Hamburg herangezogen. Das Mikro-Regen-Radar misst den vertikalen Verlauf der Regenrate. Zur Bestimmung der Tropfenverteilung, aus welcher die Regenrate ermittelt wird, verwendet das Mikro-Regen-Radar eine Relation zwischen Fallgeschwindigkeit und Tropfendurchmesser (METEK, 2005). Daher führen Vertikalbewegungen zu fehlerbehafteten Messungen der Regenrate. Aus diesem Grund beschränkte sich die vorliegende Untersuchung auf stratiforme Niederschlagsereignisse, da konvektive Ereignisse mit stärkeren Vertikalbewegungen verbunden sind. Um Fehlereinflüsse durch horizontale Bewegungen gering zu halten, wurden zudem ausschließlich horizontal ausgedehnte homogene Niederschlagsereignisse betrachtet. Im Rahmen der Diplomarbeit wurden 2 verschiedene Neuro-Fuzzy Methoden getestet, die Methode nach Takagi und Sugeno (TS) (Takagi und Sugeno, 1985) und die Active Learning Method (ALM) nach Bagheri Shouraki und Honda (Bagheri Shouraki und Honda, 1997). Die zur Verfügung stehenden Termine aus dem Zeitraum vom 01.04.2004 bis zum 31.12.2005 wurden alternierend in einen Lerndatensatz und einen Testdatensatz unterteilt. Mittels der Lerndaten wurden die Modelle anhand der Takagi-Sugeno Methode und der Active Learning Method für jeweils alle Höhen erstellt und anschließend mit Hilfe der Testdaten validiert. Aus der Auswertung der Modell Validierung konnte geschlossen werden, dass die TakagiSugeno Methode zur Parametrisierung des Niederschlagsvertikalprofils anhand anderer meteorologischer Größen besser geeignet ist, als die Active Learning Method. Der Root Mean Square Error der TS-Modelle war für alle Höhen geringer, als der der ALM-Modelle. Für ausgewählte Termine wurden anschließend anhand beider Methoden simulierte Vertikalprofile der Regenrate verglichen. Die Profile bekräftigten die Erkenntnis aus der Betrachtung der Root Mean Square Errors. Die TS-Modelle konnten den Verlauf der Regenrate gut wiedergeben, während die ALM-Modelle dies nicht zufriedenstellend vermochten. Die verwendeten Methoden unterscheiden sich bei der Anpassung der Zugehörigkeitsfunktionen grundlegend. Aus den Ergebnissen der Modellvalidierung konnte geschlossen werden, dass die bei der Active Learning Method zur Anpassung der Zugehörigkeitsfunktionen verwendete Ink Drop Spread Methode für die vorliegende Anwendung nicht geeignet ist. Da die Takagi-Sugeno Methode zu den besseren Ergebnissen führte, wurden anhand der Takagi-Sugeno Modelle weitere Untersuchungen durchgeführt. Mit Hilfe eines Screenings konnten die vier, für die Modellerstellung wichtigsten, Inputparameter ermittelt werden. Es zeigte sich, dass der Bodenniederschlag, die Regenrate 100m unterhalb der betrachteten Modellhöhe und der Kalendermonat in allen Modellhöhenintervallen am häufigsten unter den besten vier Parametern waren. Hingegen waren die 68 KAPITEL 7. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK dritte Wolkenschicht und der Flüssigwassergehalt nicht für ein Höhenmodell unter den vier wichtigsten Parametern zu finden. Daraufhin wurden zusätzlich zu den Modellen, die anhand aller verfügbaren Inputparamatern erstellt wurden, für alle Höhen drei, mit einer jeweils geringeren Anzahl an Inputparametern erstellte Modellversionen, getestet. Die Modellvalidierung und der anschließende Vergleich der verschiedenen Modellversionen zeigte, dass die Fehler der Modelle, die anhand aller verfügbarer Inputparameter erstellt wurden, geringer ausfallen, als die Modellfehler der Modellversionen, die mittels einer geringeren Anzahl an Inputparametern erstellt wurden. Die mit Hilfe aller verfügbaren Inputparameter erstellten TS-Modelle simulierten die Regenrate sehr zufriedenstellend. Der Vergleich zwischen Mikro-Regen-Radar Messung und Simulation für den Testdatensatz führte für die Höhenmodelle zu Korrelationskoeffizienten zwischen 0.77 und 0.98. In einem weiteren Schritt wurde untersucht, in welchem Maße die Modellgüte von der Wahl der Trainingstermine abhängt. Dies sollte Aufschluss darüber geben, wie robust die Takagi-Sugeno Methode innerhalb der Modellierung des Niederschlagsvertikalprofils ist. Alle verfügbaren Termine wurden zu Beginn alternierend in einen Lern- und einen Testdatensatz unterteilt. Anhand dieser Datensätze wurden die Modelle trainiert (Lerndatensatz) und anschließend validiert (Testdatensatz). In einem Test wurden die zur Verfügung stehenden Termine nicht alternierend, sondern blockweise in Lern- und Testdaten unterteilt. Fünf Höhenmodelle wurden mittels des neuen Lerndatenblocks nochmals erstellt. Der Root Mean Square Error der neu erstellten Modelle lag in der Größenordnung des Root Mean Square Errors der ursprünglichen Modelle. Für eines der neuen Modelle war der Fehler um 0.05 mm/h gegenüber dem Fehler des ursprünglichen Modells erhöht. Diese geringe Fehlerabweichung war vermutlich darauf zurückzuführen, dass der Lerndatensatz nach der blockweisen Aufteilung weniger Termine enthielt, als der Lerndatensatz nach der alternierenden Aufteilung. Den neu erstellten Modellen standen somit weniger Trainingstermine zur Verfügung, als den ursprünglichen Modellen. Aus dem Test konnte geschlossen werden, dass die Terminwahl der Lerndaten keinen Einfluss auf die Modellgüte hat, solange die Lerndaten repräsentativ für alle Eigenschaften des Datensatzes sind. Anhand von drei Beispielterminen, zu denen die Mikro-Regen-Radar Messung und die Simulation der TS-Modelle verglichen wurden, konnte veranschaulicht werden, dass die TS-Modelle den vertikalen Verlauf der Regenrate gut wiedergeben können. Besonders unterhalb der Wolkenbasis stimmten Messung und Simulation gut überein. Der Maximalwert der Regenrate innerhalb der Schmelzschicht wurde von den Modellen meist unterschätzt. Da es sich bei der Mikro-Regen-Radar Messung innerhalb der Schmelzschicht nicht um eine repräsentative Regenrate, sondern um eine Überschätzung durch das Messgerät handelt, war die genaue Bestimmung des Maximalwertes nicht von Bedeutung. Ziel der Arbeit war, dass die Modelle die Höhe der Schmelzschicht und den vertikalen Verlauf der Regen- 7.2. AUSBLICK 69 rate unterhalb dieser gut simulieren. Dieses Ziel wurde erreicht. Innerhalb der Diskussion der Ergebnisse wurde auch ein Beispieltermin erläutert, zu dem die TS-Modelle das Vertikalprofil des Niederschlags nicht zufriedenstellend wiedergeben konnten. An dieser Stelle sei nochmals betont, dass für die Untersuchung nur 21 Monate Mikro-Regen-Radar Messungen zur Verfügung standen. Von diesen 21 Monaten wurden wiederum lediglich die horizontal ausgedehnten stratiformen Niederschlagsereignisse betrachtet. Daher war die Anzahl der für das Modelltraining zur Verfügung stehenden Termine, angesichts der Komplexität des zu simulierenden Parameters Niederschlag, recht gering. Mit Hilfe längerer Trainingszeitreihen könnte der Modellfehler der TS-Modelle noch verringert werden. Die im Rahmen der Diplomarbeit erstellten Neuro-Fuzzy Modelle sind durch das Training mit Daten vom Standort Lindenberg streng genommen an den Standort Lindenberg gebunden und für diesen anwendbar. Sie sind den meteorologischen und geographischen Gegebenheiten von Lindenberg angepasst, welche jedoch innerhalb von Brandenburg durch keine lokalen Besonderheiten, wie Gebirge oder Küste, ausgezeichnet sind. Daher können die erzeugten Neuro-Fuzzy Modelle auf ganz Brandenburg angewendet werden. Für andere Standorte müssen neue Neuro-Fuzzy Modelle erstellt werden. Hierfür ist die vorliegende Diplomarbeit insofern ein erster Schritt, da sie zeigt, dass die Parametrisierung des Niederschlagsvertikalprofils anhand anderer meteorologischer Größen mit Hilfe von Neuro-Fuzzy Modellen möglich ist. Die in dieser Untersuchung erstellten TS-Modelle können in jedes meteorologische diagnostische oder prognostische Modell integriert werden, das die verwendeten Inputparameter liefern kann. In einem abschließenden Arbeitsschritt wurde gezeigt, dass anhand des, von den TSModellen simulierten Niederschlagsvertikalprofils, auf Verdunstungsprozesse in der Troposphäre geschlossen werden kann. Mit Hilfe der Modelle wird der vertikale Verlauf der Regenrate, der unter anderem durch Verdunstungsprozesse geprägt ist, wiedergegeben. Vom Erdboden ausgehend kann somit auf die Regenrate an der Wolkenbasis geschlossen werden. Dies ist für die chemische Transportmodellierung bei der Bestimmung der nassen Deposition und damit verbundener Prozesse von Bedeutung. 7.2 Ausblick In den chemischen Transportmodellen REM-CALGRID und LOTOS wird zur Bestimmung der nassen Deposition die Regenrate als vertikal konstant angenommen (Schaap u. a., 2004). TRAMPER, der meteorologische Treiber der genannten Modelle, übergibt hierbei zur Berechnung des Auswaschkoeffizienten den chemischen Transportmodellen die 70 KAPITEL 7. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK am Boden bestimmte Regenrate. Die im Rahmen der Diplomarbeit ausgewerteten MikroRegen-Radar Messungen und die hieraus abgeleiteten Neuro-Fuzzy Simulationen haben gezeigt, dass der vertikale Verlauf der Regenrate nicht konstant ist. Es bleibt zu untersuchen, wie groß der Einfluss der vertikalen Variation der Regenrate auf die Berechnung der nassen Deposition ist. Mit der Intension, die Bestimmung der nassen Deposition und damit verbundener Prozesse zu optimieren, sollen die erstellten Neuro-Fuzzy Modelle in das Analyse-System TRAMPER, den meteorologischen Treiber von REM-CALGRID und LOTOS, integriert werden. Desweiternen bleibt zu untersuchen, welchen Einfluss die vollständige Verdunstung und die damit verbundene Regeneration der in den Niederschlagspartikeln enthaltenen Aerosole auf die Chemie der Atmosphäre hat. Die vorliegende Untersuchung beschränkte sich auf stratiforme Niederschlagsereignisse. Zur Parametrisierung des Niederschlagsvertikalprofils konvektiver Niederschlagsereignisse sollen gleichermaßen Neuro-Fuzzy Modelle erstellt werden. Voraussetzung hierfür ist jedoch die explizite Untersuchung des Einflusses von Vertikalbewegungen auf die MikroRegen-Radar Messung bei konvektiven Niederschlagsereignissen. Anhang Tabelle A.1 zeigt die Parameterbeschreibung zu den in Kapitel 5 verwendeten Abkürzungen. Abkürzung Inputparameter rr00 nn01 typ1 hh01 nn02 typ2 hh02 nn03 typ3 hh03 mish lwch lwc1 lwc2 lwc3 pphh pp10 TThh TT10 wwhh ww10 rhhh rh10 mr10 mona Bodenniederschlag Bedeckungsgrad der 1. Wolkenschicht Wolkentyp der 1. Wolkenschicht Wolkenuntergrenze der 1. Wolkenschicht Bedeckungsgrad der 2. Wolkenschicht Wolkentyp der 2. Wolkenschicht Wolkenuntergrenze der 2. Wolkenschicht Bedeckungsgrad der 3. Wolkenschicht Wolkentyp der 3. Wolkenschicht Wolkenuntergrenze der 3. Wolkenschicht Mischungsschichthöhe Flüssigwassergehalt in Modellhöhe Flüssigwassergehalt in Höhe der 1. Wolkenschicht Flüssigwassergehalt in Höhe der 2. Wolkenschicht Flüssigwassergehalt in Höhe der 3. Wolkenschicht Luftdruck in Modellhöhe Luftdruck 100m oberhalb der Modellhöhe Temperatur in Modellhöhe Temperatur 100m oberhalb der Modellhöhe Windstärke in Modellhöhe Windstärke 100m oberhalb der Modellhöhe Relative Feuchte in Modellhöhe Relative Feuchte 100m oberhalb der Modellhöhe Regenrate 100m unterhalb der Modellhöhe Kalendermonat Tabelle A.1 abkürzungen Beschreibung der Parameter- 71 Abbildungsverzeichnis 2.1 Funktionsprinzip und Signalverlauf beim MRR. Quelle: METEK (2005) . . 5 2.2 Fallgeschwindigkeit versus Tropfendurchmesser. Quelle: METEK (2005) . . 7 2.3 MRR Regenrate in 500m Höhe versus THIES-Niederschlagsmesser von Mai bis September 1998. Quelle: (Peters u. a., 2002) . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.4 MRR Regenrate in 100m Höhe versus Joss-Waldvogel Distrometer am 25.02.97 von 16 UTC bis 22 UTC. Quelle: (Löffler-Mang u. a., 1999) . . . . 10 2.5 Vergleich von Regenraten mit und ohne Vertikalwind-Korrektur. Quelle: METEK (2005) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.6 Mit dem Wolkenradar gemessene Target Classification für den 26.04.2004 von 4 UTC bis 14 UTC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.7 Vertikalprofil des Stundenmittels der Regenrate für den 26.04.2004 9 UTC 3.1 Zugehörigkeitsfunktion einer klassischen Menge (links) und einer FuzzyMenge (rechts) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3.2 Die für den Parameter Temperatur definierten linguistischen Terme . . . . 15 3.3 Beispiele für Zugehörigkeitsfunktionen. Quelle: MathWorks (2002) . . . . . 16 3.4 Wahrheitstafel für die klassischen Verknüpfungen (oben) und die Fuzzy Verknüpfungen (unten) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3.5 Erstellung der Regeln aus bekannten Eingangs- und Ausgangsdaten . . . . 17 3.6 Simulation der Ausgangsgröße aus den Eingangsgrößen . . . . . . . . . . . 18 3.7 Struktur eines Fuzzy-Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3.8 Die drei Schritte der Fuzzy-Modellerstellung mit den zwei Eingangsgrößen Temperatur und Bewölkung und der Ausgangsgröße Regenrate . . . . . . . 19 3.9 Perzeptron . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 3.10 Perzeptron-Netz mit einer verdeckten Schicht 13 . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3.11 Verlauf des Lern- und Test-Fehlers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 3.12 Die einzelnen Schritte der Modellerstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.13 Eingabe-Ausgabe-Datensatz und die auf x1 -y-Ebenen bzw. auf x2 -y-Ebenen projizierten Datenpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 72 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 73 3.14 Anwendung der IDS Methode auf einen Datenpunkt in der x1 -y-Ebene (linke Seite), Anwendung der IDS Methode auf alle Datenpunkte der x1 -yEbene (mitte) und die Anwendung der IDS Methode auf alle Datenpunkte der x2 -y-Ebene (rechte Seite). Quelle: Abrishamchi u. a. (2006) . . . . . . . 24 3.15 Mit der IDS Methode aus Abbildung 3.13 konstruierte Funktion für die x1 -y-Ebene (linke Seite) bzw. für die x2 -y-Ebene (rechte Seite). Quelle: Abrishamchi u. a. (2006) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.16 Nach Takagi und Sugeno aus Abbildung 3.13 konstruierte Funktion für die x1 -y-Ebene (linke Seite) bzw. für die x2 -y-Ebene (rechte Seite) . . . . . . . 26 3.17 Erste Teilung der Definitionsbereiche der Variablen . . . . . . . . . . . . . 27 3.18 Zweite Teilung der Definitionsbereiche der Variablen . . . . . . . . . . . . . 28 3.19 Der entstandene Regelbaum nach zwei Teilschritten . . . . . . . . . . . . . 29 3.20 Regelbaum nach zwei Teilschritten mit den resultierenden Wahrscheinlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 4.1 Lageplan des Fernerkundungsmessfeldes. Quelle: DeutscherWetterdienst (2004) 32 5.1 Root Mean Square Error der Takagi-Sugeno Modelle (blau) und der Active Learning Method Modelle (grün) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 5.2 Mittlerer absoluter Fehler der Takagi-Sugeno Modelle (blau) und der Active Learning Method Modelle (grün) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 5.3 Vergleich zwischen MRR-Messung (rot), TS-Modell (blau) und ALM-Modell (grün) für den 02.10.2005 11 UTC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 5.4 Vergleich zwischen MRR-Messung (rot), TS-Modell (blau) und ALM-Modell (grün) für den 04.11.2005 11 UTC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 5.5 Absolute Häufigkeitsverteilung des stündlichen Niederschlages für das Jahr 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 5.6 Projektion des Inputparameters Bodenniederschlag und des Outputs des 1100m-Modells auf die x-y-Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 5.7 Verteilung der Best 4 Parameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 5.8 Root Mean Square Error der verschiedenen Modellversionen . . . . . . . . 47 5.9 Vergleich zwischen MRR-Messung und Modelloutput für vier verschiedene Höhenmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 5.10 Scatterplot zwischen MRR-Messung und Modell-output für vier verschiedene Höhenmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 5.11 Gemessenes und simuliertes Niederschlagsvertikalprofil für den 06.05.2005 10 UTC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 74 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 5.12 Gemessenes und 10 UTC . . . . 5.13 Gemessenes und 19 UTC . . . . 5.14 Gemessenes und 6 UTC . . . . . 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 simuliertes Niederschlagsvertikalprofil für den . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . simuliertes Niederschlagsvertikalprofil für den . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . simuliertes Niederschlagsvertikalprofil für den . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 02.06.2005 . . . . . . . 54 24.10.2005 . . . . . . . 55 12.02.2005 . . . . . . . 56 Ermittelte Differenz für 1000 Termine im Jahr 2005 zwischen dem Niederschlag an der Wolkenbasis und dem Bodenniederschlag für die MRR Messung (links) und die Simulation (rechts). . . . . . . . . . . . . . . . . Gemessenes und simuliertes Niederschlagsvertikalprofil für den 17.09.2005 6 UTC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Temperatur- und Taupunktverlauf aus der Radiosondenmessung für den 17.09.2005 um 6 UTC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gemessenes und simuliertes Niederschlagsvertikalprofil für den 25.04.2005 11 UTC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Temperatur- und Taupunktverlauf aus der Radiosondenmessung für den 25.04.2005 um 11 UTC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 . 62 . 63 . 64 . 64 Tabellenverzeichnis 3.1 Vergleich von Fuzzy-Systemen und neuronalen Netzen. Quelle: Schulze (1997) 22 4.1 Liste der Inputparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 5.1 5.2 Best 4 Liste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Vergleich der Root Mean Square Errors nach Wahl verschiedener Inputtermine für die gleichen Höhenmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 A.1 Beschreibung der Parameterabkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 75 Literaturverzeichnis [Abrishamchi u. a. 2006] Abrishamchi, A. ; Bagheri Shouraki, S. ; Fell, F. ; Fischer, J. ; Khodaparast, H. ; Preusker, R. ; Schaale, M. ; Taheri Shahraiyni, H. ; Tajrishy, M. ; Tavakoli, A. ; Vatandoust, M.: Extraction of water quality parameters using the satellite data and inverse modeling of radiative transfer equation by active learning method, Final Report for ESA. 2006 [Atlas u. a. 1973] Atlas, D. ; Srivastava, R. ; Sekhpn, R.: Doppler Radar characteristics of precipitation at vertical incidence. 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Für die Begutachtung der Diplomarbeit danke ich Prof. Dr. Peter Builtjes und PD Dr. Peter Névir. Den Mitarbeitern der Arbeitsgruppe Troposphärische Umweltforschung danke ich für die freundliche Arbeitsatmosphäre und die Hilfestellung bei Fragen jeglicher Art. Insbesondere gilt mein Dank Dr. Sahar Sodoudi, die stets zur Diskussion der Zwischenergebnisse und für wissenschaftliche und programmiertechnische Fragen zur Verfügung stand. Dr. Andreas Kerschbaumer danke ich für die Durchsicht des Manuskripts. Dr. Hamid Taheri Shahraini möchte ich für seine programmiertechnische Hilfe danken. Mein Dank gilt auch Herrn Dr. Gerhard Peters von Meteorologischen Institut Hamburg und dem Deutschen Wetterdienst, insbesondere Herrn Dr. Ulrich Görsdorf, für die Bereitstellung der Daten und die Beantwortung meiner Fragen diesbezüglich. Ich danke dem Cloudnet Projekt, insbesondere Ewan O’Connor, für die Aufbereitung der Flüssigwassergehalt Daten, welche am Observatorium Lindenberg gemessen und an der Universität Reading produziert wurden. Außerdem möchte ich meinen Eltern und Robinson für das stete Interesse und die Unterstützung während der Fertigstellung meiner Diplomarbeit danken. 80