Wie sauber ist der Neckar? - Von Fischen und Frachtern

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Wie sauber ist der Neckar? - Von Fischen und Frachtern
„Von Fischen und Frachtern“ – Themen
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Wie sauber ist der Neckar?
Sauberes Trinkwasser ist für uns Menschen in
Mitteleuropa etwas Selbstverständliches. Es
steht immer frisch und in ausreichender Menge zur Verfügung. Aber nicht nur das Wasser,
das aus unseren Leitungen kommt, ist wichtig,
sondern auch jenes, das in unseren Flüssen
und Bächen fließt. Diese sind leider oftmals gar
nicht so sauber und vor allem im Sommer mit
Keimen belastet. Wie ist die Lage im Neckar?
Verbesserung der Wasserqualität
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Die Abwässer enthielten viele Schadstoffe, bei
deren Abbau Sauerstoff verbraucht wird. Dieser
für Fische und Kleintiere wichtige Sauerstoff
wurde somit dem Neckarwasser entzogen.
Andere Stoffe im Abwasser, wie z.B. Stickstoffverbindungen und Phosphate, schädigten die
Gewässer, indem sie als Pflanzendünger für
Algen wirkten. Die Algen unterdrückten durch
ihr starkes Wachstum andere Wasserpflanzen,
die dann wiederum Tieren als Nahrung fehlen.
Außerdem führt die starke Algenentwicklung
tagsüber zu einer teilweise sogar toxischen
Übersättigung des Wassers mit Sauerstoff;
nachts entziehen diese Algen dem Wasser dann
wiederum sehr viel Sauerstoff. Die Folgen der
Verschmutzung für die Tiere lassen sich anhand
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Zunehmende Probleme mit der Wasserqualität (Gewässergüte) entstanden besonders zum
Ende des 19. Jahrhunderts, als die größeren
Städte Kanäle anlegten, um private und gewerbliche Abwässer in die Flüsse zu leiten.
Besonders in Ballungsgebieten hat der Neckar
damals stark gelitten. In den 1960er Jahren
erreichte die Gewässerverschmutzung dramatische Ausmaße, Fischsterben waren an der
Tagesordnung, und der Neckar war nicht selten
von Schaumkronen „geziert“.
Güteklassen:
Güteklasse I:
unbelastet
Güteklasse I-II:
gering belastet
Güteklasse II:
mäßig belastet
Güteklasse II-III:
kritisch belastet
Güteklasse III:
stark verschmutzt
Güteklasse III-IV:
sehr stark verschmutzt
Güteklasse IV:
übermäßig verschmutzt
Gewässergütekarte des Neckareinzugsgebiets von 1974 (oben) und von 2004
(unten) im Vergleich (Daten: LUBW)
Das Projekt „Von Fischen und Frachtern“ ist eine Initiative im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Baden-Württemberg und wird getragen von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft
Baden-Württemberg.
Weitere Informationen unter www.fische-frachter.de
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der Artenzahlen sehr gut dokumentieren: Zu
Beginn des 20. Jahrhunderts lebten 44 verschiedene Fischarten im Neckar; 60 Jahre später nur
noch etwa die Hälfte. Ebenso waren die Bestände an Wasserpflanzen und Wirbellosen stark
zurückgegangen.
Mit dem Bau und Ausbau der Kläranlagen mit
mechanischen und biologischen Reinigungsstufen seit den 1970-er Jahren konnte die Wasserqualität des Neckars und seiner Nebenflüsse
deutlich verbessert werden. Heute beheimatet
der Neckar wieder über 40 Fischarten und weit
über 100 Arten wirbelloser Tiere.
Im Einzugsgebiet des Neckars leben etwa fünf
Millionen Menschen. Jeder davon verbraucht
am Tag durchschnittlich 130 Liter Wasser und
produziert beinahe ebensoviel Abwasser. Trotz
der verbesserten Abwasserreinigung gibt es
auch heute noch besonders in der Niedrigwasserzeit im Sommer eine erhöhte Keimbelastung
in den Gewässern. Diese resultiert aus dem
temporär schlechten Verhältnis von Abwasser
zu Frischwasser.
Biologische Gewässergütebestimmung
Die biologische Bestimmung der Gewässergüte mittels Bioindikatoren lässt eine Aussage
über die langfristige Belastung des Gewässerabschnitts mit Sauerstoff verbrauchenden
Schmutzstoffen zu. Mit biologischen Methoden
sind auch Verschmutzungen nachweisbar, die
bereits Tage, Wochen oder Monate zurückliegen. Bestimmte Tiere (v.a. Mikroorganismen),
die „Abbauer“ oder „Saprobier“, verwerten
den „Abfall“ im Wasser, bauen ihn mithilfe des
Sauerstoffs ab und reinigen somit das Wasser.
Dieses Phänomen wird auch als Selbstreinigungskraft eines Gewässers bezeichnet und ist
im Grunde vergleichbar mit der biologischen
Reinigung in den Belebungsbecken der Kläranlagen (siehe Kapitel 3.3). In sauberen, sauerstoffreichen Gewässern leben zahlreiche Tierar-
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ten, die hohe Ansprüche an die Wasserqualität
stellen. Ihr Auftreten zeigt, dass der Gewässerabschnitt ihren Ansprüchen genügt, also sauber
sein muss. Wenn ein Bach durch sauerstoffzehrendes Abwasser belastet wird, verlieren die
sogenannten „Sauberwassertiere“ ihre Lebensgrundlage. Gleiches gilt auch für Gewässerverschmutzung mit giftigen Stoffen, z.B. Schwermetallen. Andere Tierarten kommen gut mit
wenig Sauerstoff im Gewässer zurecht. Wenn
solche, so genannte „Schmutzwassertiere“
zahlreich auftreten, kann man daraus schließen,
dass das Wasser mit Sauerstoff verbrauchenden
Verunreinigungen belastet sein muss.
Gewässergüteklasseneinteilung
Ähnlich der Schulnoten gibt es auch für die
Gewässergüte eine Einteilung von Klasse 1
(unbelastet bis gering belastet) bis Klasse 4
(übermäßig verschmutzt) mit Zwischenstufen.
In Zukunft soll von diesem siebenstufigen System auf ein fünfstufiges System übergegangen
werden.
Chemische Gewässergütebestimmung
Mit chemischen Messmethoden kann man
untersuchen, welche Substanz sich in welcher
Konzentration zu einem genau bestimmten
Zeitpunkt im Gewässer befindet. Sie stellen also
eine Momentaufnahme dar, die den augenblicklichen Zustand eines Gewässers anzeigt.
Das Projekt „Von Fischen und Frachtern“ ist eine Initiative im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Baden-Württemberg und wird getragen von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft
Baden-Württemberg.
Weitere Informationen unter www.fische-frachter.de