Referent Nehir Basaran - Der Paritätische im Kreis Soest

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Referent Nehir Basaran - Der Paritätische im Kreis Soest
Konferenz der Mitglieder des Paritätischen in Soest/Hochsauerlandkreis
Mit einem Glas Tee und türkischem Gebäck empfing Mahir Şahin, 1. Vorsitzender des
"Alevitische Gemeinde Hochsauerlandkreis Kultur & Cemhaus e.V.“ im Namen des
gastgebenden Vorstands die teilnehmenden Mitglieder des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes aus den Kreisen Soest und Hochsauerlandkreis, zum ersten Mal in
Sundern.
Zur Konferenz der Mitglieder hieß dann Geschäftsführerin Kerstin Weitemeier alle
Erschienenen willkommen.
Ein besonderer Gruß ging dabei an den Referenten des Abends, Nehir Basaran. "Der Islam
und seine Organisationen in Deutschland", hieß der Fachvortrag, mit dem der Duisburger
Diplomsozialpädagoge vom Verein "Lebenswelt e.V" seinen gespannten Zuhörern die
verschiedenen Facetten des Islam vor Augen geführt hat.
Der Islam, so Basaran, baue auf fünf Hauptpflichten auf. Diese sogenannten "Säulen" seien
der Glaube an die Einheit Allahs und das Ablegen des Bekenntnisses zu Allah, die fünf
täglichen Gebete, Wohltätigkeit, das Fasten im Ramadan und die Pilgerfahrt nach Mekka.
Nach dem Tod Mohammeds im Jahr 632, das führte der Referent weiter aus, hätten sich in
der Diskussion um die Nachfolge des Propheten in der Lehre sehr unterschiedliche
Richtungen des Islam ausgebildet. Etwa 85-90% der Muslime zählten zu den Sunniten, die
vornehmlich auf den Koran und brauchtümliche Überlieferungen setzten. Zu den Schiiten
rechneten sich 10-15 % der Muslime, wobei die Aleviten etwa 20-30 % der türkischen
Bevölkerung ausmachten. Der Begriff "Alevi" leitet sich vom Namen des Heiligen Ali, dem
Vetter des Propheten Mohammed, ab. Die Aleviten, das erklärte Referent Basaran seinen
Zuhörern, hielten nicht an den fünf Säulen des Islam fest. Ziel ihres Lebens sei die
Erleuchtung, das Erreichen der Vollkommenheit der anfangs noch unreifen Seele. Als
wichtigste Glaubenssätze der Aleviten nannte Basaran Nächstenliebe, Geduld,
Bescheidenheit und die Gleichberechtigung von Mann und Frau. "Vor Gott ist jeder Mensch
gleich", befand der Referent. Auch in den Koran gab Basaran den Mitgliedern der
Kreisgruppe des Paritätischen einen Einblick und machte deutlich, dass die Koransuren
historisch gelesen werden sollten und nicht wörtlich zu nehmen seien. Im Lauf seines
Vortrages antwortete der Sozialpädagoge und ausgebildete Anti-Aggressions-Trainer auch
auf die Frage, wie denn Muslime in Deutschland leben. "Es herrscht keine Einigkeit unter
den Anhängern des Islam", befand Basaran und nannte als Beispiele für verschiedene
Auslegungen das Tragen des Kopftuches, das von extrem konservativen Muslimen
abgelehnte Händeschütteln, das Betreten der Wohnung ohne Straßenschuhe, den
Schwimmunterricht für muslimische Schülerinnen, sowie u.a. das Essen in den Schulen. Hier
sind sehr verschiedene Haltungen möglich. Zur Sprache kamen auch die Begriffe "Halal" und
"Haram" als Bezeichnungen für religiös statthafte Verhaltensweisen und auch für Verbotenes
im Sinne des Islam. Den "Dschihad" erklärte der Referent seinen Zuhörern nicht als
Glaubenskrieg, sondern als Anstrengung des Menschen auf dem Weg zu Gott und als
Überwindung der persönlichen Schwächen.
Die Anwesenden diskutierten Fragen zum praktischen Umgang mit einseitigen oder
extremen Haltungen und machten Vorschlägen zur Verbesserung der gegenseitigen
Akzeptanz. Damit Muslime und Deutsche gut miteinander leben können, so der
Grundgedanke der Diskussion, müssen sie aufeinander zugehen. "Bildung und Toleranz ist
der Schlüssel für ein Entgegenkommen", fasste Kerstin Weitemeier den Austausch
zusammen und machte deutlich, dass es darum gehen müsse, Vorbilder und Identifikation
für junge Menschen zu schaffen.
In der Tagesordnung schlossen sich dann der Geschäftsbericht, sowie die Wahlen zum
Kreisgruppenvorstand an. Einstimmig wählten die Kreisgruppenmitglieder Bernd Tiedemann,
Wilhelm Glarmin und Klaus Gith als Mitglieder des Vorstandes. Mit einem Blumenstrauß
bedankte sich Geschäftsführerin Kerstin Weitemeier bei Ruth Gerdvordermark für ihre
langjährige Arbeit im Kreisgruppenvorstand.