Petra Ilyes - Goethe

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Petra Ilyes - Goethe
„Offshore Living“ – Arbeits- und Alltagswelten
transnationaler Professionals in Frankfurt-Rhein-Main
“Una Fuente de Desarollo”?
Internationale berufliche Mobilität lateinamerikanischer Professionals
Lea Romaker
Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Juli 2007
Lea Romaker
“Una Fuente de Desarollo”?
Internationale berufliche Mobilität lateinamerikanischer Professionals
Lea Romaker
Projektaufsatz im Rahmen des Lehrforschungsprojekts „Offshore Living” – Arbeits- und
Alltagswelten transnationaler Professionals in Frankfurt-Rhein-Main, durchgeführt von
Sommersemester 2006 bis Sommersemester 2007 am Institut für Kulturanthropologie und
Europäische Ethnologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Abstract: This study is concerned with the debate about brain drain and brain circulation,
with highly skilled migration from Latin American countries to Frankfurt, or more general
to Germany, as a case in point. It investigates into the different backgrounds for occupational mobility of six professionals from different Latin American countries working and
living in Frankfurt, and takes a closer look at their perspectives on options of returning to
their respective home countries. By employing an ethnographic approach that tracks the
biographies and migrational histories of the respondents, a variety of mobility decisions
can be identified. The findings of the study suggest that, one, the motives for moving to
Frankfurt, and the assessment of return opportunities, strongly correlate with the specific
political, economic, and social conditions of the home countries, and, two, that mobility
decisions must be viewed as a process with changing context variables.
Keywords: brain gain, international professional mobility, effort and cirumstances, Latin
America, developing nation, emerging nation
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Lehrforschungsprojekt „Offshore Living”
Lea Romaker
„Una Fuente de Desarollo”?
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Internationale berufliche Mobilität lateinamerikanischer Professionals
Ein Kontinent der Migration
Vor etwa 50 Jahren vollzog der lateinamerikanische Subkontinent einen rasanten Wandel
von einer Region der Immigration zu einer der massiven Emigration. Seitdem ist auch der
Anteil hoch qualifizierter Fachkräfte unter den Auswanderern überproportional hoch
(Steinhauf 2002). Die Emigration von Wissensträgern bedeutet jedoch nicht zuletzt einen
Verlust des Entwicklungspotentials eines Landes. Diese Problematik ist nicht neu; bereits
in den 1950er und 1960er Jahren, mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und den damit
beginnenden Dekolonialisierungsprozessen, begann die Thematik der Migrationsbewegungen Hochqualifizierter Einzug in akademische Debatten zu finden. 1967 wurde bei einem
Gipfeltreffen der UN in Lausanne zum ersten Mal von einem „brain drain“ (Salt 1997),
also einem Abfluss von Fachwissen, gesprochen. Der Debatte um die Auswirkungen der
Migration Hochqualifizierter 2 wurde mit diesem Begriff formal Ausdruck verliehen (Pellegrino ohne Jahr, a). Mit dem Wissen um die Problematik des Brain Drain entstanden Initiativen, die versuchten, die emigrierten Fachkräfte zu einer Rückkehr zu bewegen, um mit
ihrem Fachwissen und ihren internationalen Geschäftskontakten zur Entwicklung ihrer
Herkunftsländer beizutragen und damit als „fuente de desarollo“ (Pellegrino ohne Jahr, a,
155), als Quelle der Entwicklung, zu fungieren. Die betroffenen Fachkräfte äußerten sich
jedoch eher kritisch gegenüber solchen Programmen: Es fehle immer noch an wirtschaftlicher Entwicklung und staatlichen Initiativen (Pellegrino ohne Jahr b, 22). Solche Aussagen
Eine Quelle der Entwicklung? (Pellegrino ohne Jahr, a, 155) (eigene Übersetzung).
Unter hoch qualifizierten Migranten verstehe ich in Anlehnung an die Definition der Higly Skilled
Migrants von Salt (1997) Personen mit einer universitären Ausbildung oder gleichwertigen Erfahrung in dem entsprechenden beruflichen Sektor. Sie beeinflussen mit ihrem international anerkannten Wissen die Entwicklung und das Management der globalen Wirtschaft, indem sie sich zwischen
verschiedenen internationalen Kapitalmärkten bewegen (Salt 1997). Bewusst benutze ich nicht den
Begriff des Expatriates, da er in seiner klassischen Form von Inter-Company-Ttransfers ausgeht,
was in meiner Forschung nicht zum Tragen kommt. Analog zu dem Begriff der Hochqualifizierten
benutze ich die Bezeichnung Professionals.
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implizieren, dass die berufliche Migration 3 sowie die Entscheidung zu einer Rückkehr
durch die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen in den Herkunftsländern der Betroffenen bestimmt sind. Studien von Adela Pellegrino, die den sozialen und politischen
Kontext der beruflichen Migration lateinamerikanischer Fach- und Führungskräfte untersuchen, bestätigen diese Annahme (vgl. z.B. Pellegrino ohne Jahr, a, b, 2000 und 2004).
In meiner Studie möchte ich mit einer Forschung auf Mikroebene Theorien über das Phänomen der beruflichen Migration lateinamerikanischer Fach- und Führungskräfte mit der
von mir erhobenen Empirie vergleichen. Meine Fragestellung soll lauten, ob Übereinstimmungen in den Karrierewegen lateinamerikanischer Professionals zu finden sind, die aus
politischen oder ökonomischen Bedingungen in ihren Herkunftsländern resultieren. Sind es
also länderspezifische Bedingungen, welche die internationale berufliche Mobilität 4 lateinamerikanischer Fach- und Führungskräfte bestimmen. Und wenn ja, welche weiteren Faktoren spielen dabei eine Rolle? Dabei gehe ich davon aus, dass sowohl äußere Bedingungen
des Herkunftslandes als auch individuelle Biographien die Wahl und Umstände einer beruflichen Mobilität beeinflussen.
Zunächst gebe ich einen Überblick über die bestehende Literatur zum Thema. Danach
wird die Vorgehensweise einer ethnographischen Studie, mit dem Fokus auf individuelle
Lebenswege, begründet. Die relevanten Erkenntnisse der Interviews werde ich in der Empirie darstellen. In der anschließenden Diskussion werde ich Gemeinsamkeiten und Spezifika der internationalen beruflichen Mobilität meiner Befragten, ihre Einstellung gegenüber
einem Brain Drain, sowie ihre Rückkehrintentionen darstellen und mit der bestehenden
Literatur abgleichen.
Die Relevanz des Themas zeigt sich beispielsweise an einem fraktionsübergreifenden Antrag der Parteien des deutschen Bundestages vom 01. Februar 2007. In diesem wird die
Bundesregierung aufgefordert, die Wirtschaftskraft und das soziokulturelle Potential von
Migranten besser zu nutzen und die Auswirkungen der Migrationsströme auf die Aufnahme- und Herkunftsländer nicht zu unterschätzen (Das Parlament 07.02.2007, 7). Da hierzu
ein Wissen über die individuellen Lebens- und Karrierewege der beruflich international
mobilen Migranten von Nutzen ist, möchte ich meine Studie in diesen Kontext einbetten.
Der Begriff der beruflichen Migration soll die Bedeutung des Faktors Arbeit bei der Migrationsentscheidung verdeutlichen und ihn damit von Flüchtlingen als auch von niedrigeren oder nicht
qualifizierten Arbeitsmigranten unterscheiden.
4 Der Begriff berufliche Mobilität soll die Offenheit in den Migrationsentscheidungen demonstrieren, er unterscheidet sich also von der klassischen Migration in der Häufigkeit des Ortswechsels.
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Brain Drain – Verlust oder Chance?
Viele Länder Lateinamerikas erleben massive Auswanderungswellen. Waren diese zunächst
auf Regionen innerhalb der Staaten konzentriert, sind sie seit den 1990er Jahren zunehmend auch internationaler Natur. Im Laufe der letzten fünfzig Jahre entwickelten sich unterschiedliche Ansätze dieses Phänomen zu analysieren. Diese werde ich im Folgenden
kurz erläutern, um die Diskursentwicklung darzustellen. In den 1960er Jahren wurde davon ausgegangen, dass – im Zeichen der neoklassischen Schule 5 – die Entscheidung zur
beruflichen Migration rein zweckorientiert getroffen wurde und sich nach einem Gleichgewichtsmechanismus zwischen Angebot und Nachfrage richtete. Die Anhänger der Dependenztheorie 6 (vgl. Menzel 1997, Senghaas 1986) sahen die Emigration qualifizierter Personen hingegen als einen Ausdruck des Ungleichgewichtes der Macht zwischen Peripherie
und Zentrum. Als Resultat der massiven Auswanderungsströme in Folge von Wirtschaftskrisen und politischer Repressionen dominierten in den Migrationsanalysen der 1970er
Jahre Themen, welche die Menschenrechte und die Situation der Flüchtlinge und Exilanten
betrafen (Pellegrino ohne Jahr, a).
Es existieren also unterschiedliche Studien, die sich mit dem Phänomen der beruflichen
Abwanderung und seinen Folgen beschäftigen, darunter allerdings wenige, die im speziellen
die berufliche Migration von lateinamerikanischen Fach- und Führungskräften auf Mikroebene der Alltags- und Lebenswelt untersuchen. Verwendbare qualitative und statistische
Daten sind kaum zu finden. Auch in der deutschsprachigen Kulturanthropologie gibt es
keine Untersuchungen, die dieses Phänomen anhand von entwicklungspolitischen Studien
betrachten. Vor allem die Soziologin Adela Pellegrino (Pellegrino ohne Jahr, a, b, 2000 und
2004) sowie der Ethnologe Andreas Steinhauf (Steinhauf 2002) stellen in einigen Studien
Statistiken und Migrationstendenzen Hochqualifizierter des Subkontinents in den Kontext
der herrschenden Bedingungen der jeweiligen Länder und betrachten die Folgen dieses
Brain Drain. Jedoch beklagt auch Pellegrino den Mangel an Forschungsbeiträgen zur lateinamerikanischen Migration Hochqualifizierter, vor allem in europäischen Ländern. Sie
bemängelt darüber hinaus, dass Studien zu dieser Thematik üblicherweise keine Aspekte
beinhalten, die von großer Relevanz für die Gründe gegenwärtiger Migrationsprozesse in
Lateinamerika seien. Als Determinanten nennt sie politische und soziale Gewalt, Autorität
Die neoklassische Theorie geht von der Rationalität des Wirtschaftssubjekts, dem homo economicus, aus. Bei seinen Entscheidungen ist das handelnde Individuum umfassend informiert, bei vollständiger Transparenz des Marktes (Holstein 2003).
6 Die Dependenztheorie beschreibt die Unterentwicklung eines Landes als Resultat der strukturellen Abhängigkeit (Dependenz) von einem dominantem Land (Senghaas 1986).
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und Instabilität 7 (Pellegrino ohne Jahr, a). Sie untersucht ähnlich wie Steinhauf den politischen und sozialen Kontext der beruflichen Migration, der einige signifikante PushFaktoren liefert. Die Push-Pull-Hypothese ist ein Modell zur Erklärung von Migrationsbewegungen. Sie geht davon aus, dass so genannte Abstoßungs-/Push-Faktoren der Herkunftsländer oder Regionen, zusammen mit Anziehungs-/Pull-Faktoren des Ziellandes,
verantwortlich sind für Migrationsentscheidungen (Kroehnert 2001). Als Push-Faktoren
nennen Pellegrino und Steinhauf schlechte ökonomische Bedingungen aufgrund dauerhafter Wirtschaftskrisen sowie Flucht vor politischer Gewalt und Alltagskriminalität. Dass
dabei gerade Fach- und Führungskräfte das Land verlassen und diese auch vorwiegend
international mobil sind, sehen Solimano und Pollack in den folgenden Faktoren verankert,
die ich für meine Untersuchung heranziehen möchte: 1. Die Zusammenarbeit mit internationalen Arbeitskollegen; 2. Erwartete Einkommensverbesserungen; 3. Netzwerke mit
Verwandten, Freunden oder Arbeitskollegen; 4. Politische Gründe; 5. Mangel an qualifizierten Arbeitskräften im Zielland (Solimano/Pollack 2004, 10). Ackers benennt Punkt 1.
und Punkt 2. als „knowledge“ und „economic migration“ und fügt der Aufzählung noch
den Punkt „esoteric issues“ hinzu (Ackers 2004, 5). Damit bezeichnet sie „personal development associated with travel and experience of another culture” (ebd.). Der Bildungshintergrund der Migranten hängt den Autoren zufolge zudem mit dem Bedarf des Ziellandes
an Arbeitskräften zusammen, sowie mit der Aussicht auf bessere Bedingungen bei Arbeit
und Studium, so genannten Pull-Faktoren. Pellegrino führt aus: „An explanation should be
sought both in factors peculiar to each country and basically in the opportunities offered by
the receiving country” (Pellegrino 2000, 402). Um die Bedeutung spezifischer Bedingungen
der Ziel- und Herkunftsländer für die Entscheidung der internationalen beruflichen Migration herauszuarbeiten, möchte ich diesen Ansatz für meine eigene Untersuchung heranziehen.
Neben den äußeren Bedingungen des Destinations- bzw. Herkunftslandes kommt in einigen Studien zur beruflichen Mobilität Hochqualifizierter die persönliche Entscheidungsebene zur Sprache. Einige Annahmen, wie beispielsweise von Salt, sehen in dem Phänomen der internationalen beruflichen Mobilität jedoch weniger persönliche Bestrebungen,
sondern die globale Expansion transnationaler Unternehmen und die Rekrutierungsaktivitäten diverser Institutionen (Salt 1997). Andere Autoren betonen die Bedeutung individueller Biographien und ein „interwaving of motives, opportunities and facilitating mechanisms
„Habitualmente los estudios sobre las causas de la migración calificada no incluyen otros aspectos,
que han sido de gran relevancia en la determinación de las corrientes migratorias en América Latina.
La violencia politica y social, el autoritarismo y la inestabilidad han sido factores esenciales en el
desencadenamiento de varias corrientes migratiorias.” (Pellegrino ohne Jahr a, 151).
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Lehrforschungsprojekt „Offshore Living”
that operate at the level of individuals“ (Ackers 2004, 44) . So identifiziert auch die Weltbank in einem Bericht über Brasilien aus dem Jahr 2004 die äußeren Umstände („circumstances“, Kuznetsov 2005, 6), die sich außerhalb der eigenen Kontrolle befinden, als ausschlaggebend für die Entscheidung einer Auswanderung. Gleichzeitig seien aber auch persönliche Anstrengungen und Bemühungen, so genannte „effort“-Variablen (ebd.), maßgeblich für das eigene Schicksal und damit auch für diese Entscheidung einer Auswanderung
(World Bank Country Study, 2004). Da ich in meiner Studie sowohl von einer tragenden
Bedeutung der äußeren Umstände als auch der subjektiven persönlichen Entscheidungsebene ausgehe, möchte ich diese Annahme für meine eigene Forschung heranziehen.
Die Debatte um den Brain Drain existiert seit den 1960er Jahren und es entwickelten sich
verschiedene Theorien zu dieser Thematik. Annahmen über Effekte und Auswirkungen
der Migration Hochqualifizierter für deren Herkunftsländer divergieren bei verschiedenen
Autoren und in unterschiedlichen Strömungen. Pellegrino zufolge existiert ein erheblicher
Mangel an empirischen Studien über die Folgen der Migration für entsendende Länder, im
Gegensatz zu Arbeiten über Konsequenzen der Migration für die aufnehmenden Länder
(Pellegrino ohne Jahr, a, 132). Pellegrino und Steinhauf stellen die Frage, ob durch den
Abfluss der Wissensträger ein Nachteil für wissenschaftliche, technologische oder geschäftsorientierte Sektoren des Landes entsteht. Die Länder investieren in die Ausbildung
ihrer Eliten, mit dem Wissen, dass Bildung dazu beiträgt, Armut zu verringern. Durch die
Abwanderung der Bildungseliten in industrielle Zentren ginge dieses Potential jedoch verloren. Weitere Annahmen bezeichnen die Problematik des Brain Drain als „overestimated“,
so der OECD Report von 2002 (OECD Policy Brief 2002, 1). Diese Studien verstehen den
Abfluss hoch qualifizierter Arbeitskräfte nicht als endgültigen Verlust, sondern als eine
Chance für einen Rückfluss an Know-how und einen Transfer von Technologie durch die
Rückkehrer. Die Autoren Papademetriou und Martin hingegen sehen keinen Zusammenhang zwischen der beruflichen Migration Hochqualifizierter und der Entwicklung eines
Landes. Es sei schwer, generelle Indikatoren auszumachen, da die positiven und negativen
Faktoren je nach untersuchtem Fall stark variieren (Papademetriou/Martin 1991).
Die unterschiedlichen Ansätze interpretieren den Brain Drain als Chance, Verlust oder als
völlig irrelevant für die Entwicklung eines Landes. Eine kurze Darstellung dieser Ansätze
soll verdeutlichen, inwieweit die Haltung meiner Befragten mit diesen Theorien übereinstimmen.
Als wesentliche Gründe, die eine Auswanderung und das Auswanderungsziel bestimmen,
nennt die erwähnte Literatur zum einen politische und ökonomische Bedingungen des
Heimatlandes, bestehende Netzwerke mit den Destinationsländern sowie einen Mangel an
qualifizierten Arbeitskräften in den Aufnahmeländern. Darüber hinaus werden die Aussicht
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auf bessere Bedingungen in Arbeit und Studium, höhere Einkünfte sowie persönliche Entfaltung und die Neugier „andere Kulturen kennen zu lernen“ genannt (Ackers 2004, 5).
Motivationen der internationalen beruflichen Migration sowie die einer Rückkehr sind also
unter anderem in den Bedingungen des Heimat- sowie Gastlandes zu suchen. Doch gibt es
keine Literatur, welche die besonderen Bedingungen der Karrierewege und Planungen von
Professionals, die nicht aus Industrieländern stammen, mittels ethnographischer Alltagsbeobachtung betrachtet, sie in die spezifischen Kontexte der Herkunftsländer und bestehende
Erhebungen einbettet und so auf Gemeinsamkeiten und Spezifika bezüglich Auswanderungsmotivationen und Rückkehrintentionen hinweist. In meiner Studie möchte ich unter
anderem herausstellen, ob meine empirisch und auf der Mikroebene erhobenen Befunde
mit der bestehenden Literatur übereinstimmen. Zu erörtern ist, mit welchen Bedingungen
eine Rückkehrorientierung verbunden ist, um festzustellen, welche neuen Entscheidungsprozesse sich im Laufe des Aufenthaltes im Zielland entwickeln.
Im folgenden Teil möchte ich die angewandte Methodik einer ethnographischen Studie
begründen und meine Vorgehensweise genauer erläutern.
Biographien im Blickpunkt
Um die Rolle der beiden oben beschriebenen Variablen, der Efforts und Circumstances, zu
demonstrieren, habe ich meine Forschung sowohl auf theoretischer, als auch auf empirischer Ebene angelegt. Bestehende Studien und Theorien zu der Thematik der internationalen beruflichen Migration von Fachkräften aus lateinamerikanischen Ländern sollen einen
Rahmen für die Empirie bilden. Zum anderen habe ich versucht, durch narrative Interviews mit sechs Professionals aus lateinamerikanischen Ländern individuelle Entscheidungsprozesse in deren Lebens- und Karriereplanung zu verdeutlichen, und damit Erkenntnisse zu Fragen internationaler beruflicher Mobilität zu gewinnen. Die Personen wurden
unter anderem nach Gründen ihrer Auswanderung befragt, warum sie Deutschland als
Zielort wählten, welche Rückkehrintentionen sie haben und mit welchen Bedingungen diese verbunden sind. Ein weiterer Fragekomplex soll Aufschluss darüber geben, inwieweit
meine Gesprächpartner Deutschland oder Frankfurt als ihr zu Hause bezeichnen, ob sie
sich eher in einer lateinamerikanischen, regionen- bzw. länderspezifischen oder berufsbezogenen Community 8 bewegen und inwieweit dies für Rückkehrüberlegungen entscheiUnter einer länderspezifischen Communitiy verstehe ich, in Anlehnung an Kong, eine Communiy
von Personen gleicher Herkunft, die im Ausland Gewohnheiten, Praktiken oder Feste ihres Heimatlandes pflegen und eine nationale Gemeinschaft konstruieren (Kong 1999). Analog dazu sehe
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dend ist. Sind beispielsweise Personen, die sich in einer lateinamerikanischen Communitiy
im Ausland bewegen, eher zu einer Rückkehr bereit? Und was bedeutet es für eine Rückkehrentscheidung, in Frankfurt seine „zweite Heimat“ gefunden zu haben?
Diese Empirie möchte ich in die bestehende Literatur einbetten, um so zu demonstrieren,
dass sowohl die äußeren Umstände des Herkunftslandes als auch die individuellen Biographien die Wahl einer internationalen beruflichen Mobilität beeinflussen.
Lebensentwürfe und Karrierewege
In der folgenden Empirie werde ich, geordnet nach Gesprächspartnern, die unterschiedlichen Themenfelder Karrierewege, zu Hause in Frankfurt, Rückkehrintentionen und die
Einstellung meiner Gesprächspartner zum Thema Brain Drain darstellen. Diese Annordnung soll erlauben, Gemeinsamkeiten in den Lebens-, Karrierewegen und -planungen meiner Befragten nachzuvollziehen.
„Entfernung“ vom Herkunftsland
M.P. stammt aus einem kleinen Ort in Ecuador. Nach Deutschland kam sie im Jahr 2000,
zunächst nur für ein Studium. Für sie war bereits die Ausbildung im Herkunftsland mit
unzureichenden Bedingungen verbunden: „Man ist ja gezwungen, auszuwandern, das fängt schon
beim Studium an. Die staatlichen und öffentlichen Unis sind nicht so gut, und die privaten sind unbezahlbar.“ Verwandte in der Rhein-Main-Region erleichterten ihr die Entscheidung, auszuwandern. Sie arbeitet nun als Analystin für Spanien und Lateinamerika in einer Immobilienbank.
M.P. fühlt sich in Deutschland und Frankfurt vollständig zu Hause und nennt die Stadt
ihre „zweite Heimat“. Die zweite Heimat beschreibt sie als ein „dichtes Netzwerk“ von Freunden und ein Umfeld, das positiv auf sie als Lateinamerikanerin reagiert. In Deutschland sei
sie geblieben, da sie sich von Ecuador, das sie seit fünf Jahren nicht mehr besucht hat, „entfernt“ habe:
„Aber man verbringt hier soviel Zeit, da ist es schwierig wieder zurückzukehren. Nach so
vielen Jahren hat man sich von der eigenen Kultur entfernt, und man fühlt sich eher hier zu
ich in einer beruflichen Communitiy eine berufspezifische Gemeinschaft, die sich auf Grund geteilter professioneller Perspektiven definiert.
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Hause. (...) Da passe ich nicht mehr in die Kultur, die Mentalität der Menschen [in Ecuador] passt mir gar nicht.“
Ihr Land sei von Korruption durchzogen, was es unmöglich macht, einen Job zu bekommen. Kontakte seien ausschlaggebend, nicht die Qualifikation. Außerdem seien die Verdienstmöglichkeiten in Ecuador schlechter als in Deutschland, trotz beruflicher Expertise:
„Ich glaube, ich wäre in Ecuador nicht glücklich, weil ich mir so viel Mühe mit dem Studium und allem
gegeben habe, und dann für nichts arbeite, wenn ich hier die Möglichkeit habe fünfmal soviel zu verdienen
und ein gutes Leben zu führen.“ Der Gedanke, mit einer Rückkehr zur Entwicklung ihres Landes beizutragen, empfand sie als fremd. Sie fühlte sich nicht verantwortlich für die Menschen ihres Heimatlandes. Man habe keine andere Möglichkeit als auszuwandern, wenn
man Achtung vor seiner Bildung und ein gutes Leben erlangen möchte.
Engagement für das Herkunftsland
C.M. stammt aus Peru, Lima, und kam ebenfalls für sein Studium vor zehn Jahren nach
Deutschland. Er erklärte: „Mit einem Studium in Deutschland erhoffte ich mir eine bessere Anerkennung meiner Ausbildung in Zukunft.“ Ein Studium in seiner Heimat war für ihn mit zu schlechten Bedingungen verbunden. Darüber hinaus nannte er das „große Chaos“ zu Beginn der
1990er Jahre 9 als Grund der Auswanderung. Seine in Deutschland lebende Tante gab ihm
letzte Impulse für eine Auswanderung. Er fand nach seinem Studienabschluss sofort eine
Anstellung im Projektconsulting eines Unternehmens mit namhaften Auftraggebern.
Genau wie M.P. bezeichnete C.M. Frankfurt und Deutschland als „zweite Heimat“, was der
befragte Peruaner wie folgt begründet: „Ich habe meine Freunde hier, einen Teil meiner Familie. In
acht Jahren ist mir die Stadt ans Herz gewachsen und mittlerweile kenne ich die Stadt sehr gut. Ich kann
sagen, ich habe zwei Heimaten, Peru und Deutschland.“
Durch den langen Aufenthalt habe er zwar schon viel von einem „peruanischen Bürger verloren“. Trotzdem fühlt er sich durchaus verantwortlich für die Menschen seines Herkunftslandes und möchte zu einer Verbesserung der Situation Perus beitragen. Besonders deutlich wird dies durch das Betreiben einer Internetseite, mit der er auf die Probleme des Landes aufmerksam machen möchte. Er schloss eine Rückkehr im Prinzip nicht aus, doch
Korruption und Diskriminierung von Personen indigener Abstammung bei der Jobsuche
in Peru hinderten ihn bisher daran. Er betont: „Wenigstens in Deutschland finden wir [Fach- und
Führungskräfte indigener Abstammung] Akzeptanz und Respekt vor unserem Wissen.“
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Peru war Anfang der 1990er von einer enormen Hyperinflation betroffen. Mehr dazu in Kapitel 5.
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Lehrforschungsprojekt „Offshore Living”
„Bunte Zutat“
M.L lebt seit 1989 in Deutschland. Sie hatte zunächst in ihrem Heimatland Brasilien ein
Studium abgeschlossen. Ein Professor vermittelte ihr einige Praktika in Deutschland, nach
deren Absolvierung sie blieb, um noch weiter zu studieren, mit der Hoffnung auf bessere
Jobchancen. Sie arbeitet nun im Bereich Business Administration bei einem großen Unternehmen für Kommunikationslösungen. M.L. war mit einem Deutschen verheiratet, ist
mittlerweile geschieden und hat eine Tochter.
Sie fühlt sich in Frankfurt nicht vollständig akzeptiert, sondern nur geduldet und berichtet,
dass sie das Gefühl habe, als eine „bunte Zutat“ betrachtet zu werden. Sie geht sogar so weit,
ihre Herkunft zu verleugnen: „Ich sage immer, dass ich Portugiesin bin. Denn wenn man sagt, man
ist Brasilianerin, dann hat man ein Problem als Frau, weil die Mentalität ist, die Brasilianerinnen sind
Huren, und entsprechend wird man behandelt.“ Sie bewegt sich eher in einer internationalen
Community, betont jedoch, dass sie sich sehr in ihre Aufnahmegesellschaft eingelebt habe.
M.L. erkennt zwar die Problematik des Brain Drain für ihr Heimatland, doch gleichzeitig
sieht sie in einer Auswanderung eine Notwendigkeit und eine „Chance, zu überleben“. Sie verstand ihren Aufenthalt zwar als vorübergehend und schloss eine Rückkehr nicht aus, doch
dafür müsse sie mit einer ihrer Qualifikation entsprechenden Beschäftigung und weniger
Kriminalität in Brasilien rechnen können. Mit ihren Qualifikationen sei sie jedoch zu teuer
für ihr Heimatland, und ein Rückgang der Kriminalität zeichnet sich nicht ab. M.L. verstand sich als „wirtschaftliche Asylantin“, die dort lebt, wo es Arbeit gibt. Bisher hatte sie nicht
an eine Rückkehr gedacht, da ihr Ex-Mann in Brasilien nicht hätte arbeiten können. Nun,
nach ihrer Scheidung, will sie ihrer Tochter den regelmäßigen Kontakt zum Vater erhalten.
Außerdem betont sie, alleine nur wenig für die Entwicklung ihres Landes beitragen zu
können. Es müsse mehr Rückkehrer geben, was nicht der Fall sei.
Zu Haus ist Mexiko
C.M. stammt aus Mexiko, wo sie Volkswirtschaft studierte. Ein Stipendium ermöglichte ihr
ein Aufbaustudium in England. Dort lernte sie ihren jetzigen Mann, einen Deutschen, kennen. Sie arbeitete ein Jahr in Mexiko und verließ dann das Land Anfang der 1990er Jahre,
um in Deutschland zu heiraten. Hier absolvierte sie ein weiteres Aufbaustudium. Sie arbeitet nun in einer großen deutschen Bank als Risikoanalystin. Die Befragte hat zwei Kinder.
Sie fühlt sich in Deutschland zwar wohl, aber auf keinen Fall zu Hause. Zu Hause verband
sie mit dem Ort, an dem sie aufgewachsen ist, ihre Familie lebt, wo sie studiert hat und wo
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sie gelernt hat, mit Menschen umzugehen. In Deutschland hatte sie auf Grund ihrer Herkunft zunächst Probleme bei der Jobsuche und kämpfe auch heute noch mit Vorurteilen:
„Aber wenn ich die Frage stelle, dann denken alle, ach die Mexikanerin, die Arme, die hat keine Ahnung. Man muss sich immer rechtfertigen und beweisen, das ist sehr anstrengend und das hört nicht auf.“
C.M. sieht sich eher als Teil einer beruflichen Community, obwohl sie ihr Zugehörigkeitsgefühl zu Mexiko betont. Sie konnte mir als einzige konkrete Gewohnheiten aus ihrem
Herkunftsland nennen, die sie beibehalten hatte, beispielsweise mexikanisches Essen und
ihre Kakteensammlung.
C.M sah keinen Bedarf an Volkswirten für die Entwicklung ihres Landes. In Mexiko könne
man sehr gut leben, und sie würde jeden Tag zurückehren, wenn sie nur ihren Mann überzeugen könne. Andererseits betont sie, dass sie sich sehr an die hier herrschenden Arbeitsbedingungen gewöhnt hat:
„Also, sehen Sie mal, hier bekomme ich sechs Wochen Urlaub im Jahr, und ich möchte auch
nur bis 18 Uhr arbeiten und nicht länger, und Überstunden mache ich nicht, es sei denn ich
bekomme sie bezahlt. Wenn ich Kinder bekomme, dann will ich drei Jahre zu Hause bleiben
und dann wieder meine Stelle haben. Da lachen sich [in Mexiko] alle tot. Und ich bin genauso geworden [wie die Deutschen], ich möchte es auch so haben [wie in Deutschland].“
Mit den Gedanken beim Heimatland
H.P. stammt aus einem kleinen Dorf in einer Andenregion in Peru. Er kam zunächst nach
Deutschland, um sich nach einem schweren Unfall einer medizinischen Behandlung zu
unterziehen, die in seinem Herkunftsland nicht durchführbar war. Deutsche Freunde regten ihn zur Ausreise an. Er begann in Deutschland zu studieren und verwirklichte eine akademische Karriere. Mit den Gedanken sei er allerdings immer bei seinem Herkunftsland.
So engagiert sich H. P. in hohem Maß für die Belange Lateinamerikas, er hält Seminare zu
Problemen des Kontinents und ist Mitgründer der „Lateinamerika Gruppe“, einer kulturellen Vereinigung in Frankfurt, die versucht, eine Öffentlichkeit für die Probleme des Subkontinents zu gewinnen. Er fühlt sich in der Verantwortung für sein Land und reist für
verschiedene Projekte öfter dorthin zurück. Aus persönlichen Gründen verstehe er zwar,
dass lateinamerikanische Wissenschaftler ihr Land verlassen, da ihnen dort keine Möglichkeiten für eine Weiterentwicklung geboten würden. Gleichzeitig kritisiert er jedoch, dass sie
keine Verantwortung für die Entwicklung ihrer Herkunftsländer übernehmen:
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„Ich kenne sehr viele Ärzte, die gut sind, die kommen aus dem Elend in Peru. Aber wenn
sie gut sind, dann arbeiten sie in einer Klinik [im Ausland], verdienen so viel Geld. Die haben aber die Probleme der eigenen Familie vergessen.“
Das in westlichen Industrieländern erlernbare Wissen sieht er jedoch als nicht kompatibel
und oftmals wenig nützlich für ein Land Lateinamerikas: „Die Lateinamerikaner, die Leute in
meinem Land, brauchen nicht so viel zu wissen. Ich meine, so viel Unwichtiges zum Überleben. Sie müssen
überleben, aber in anderen Verhältnissen.“
Deutschland ist auch für ihn seine „zweite Heimat“. Darunter versteht er Familie und Freunde vor Ort. An einer Rückkehr hindere ihn seine in Deutschland aufgewachsene Tochter.
In Peru wurde er außerdem aufgrund seiner indigenen Abstammung diskriminiert, was in
Deutschland nicht der Fall sei.
„Being Special“
S.R. stammt aus Mexiko City und beendete dort sein Tourismusstudium. Danach arbeitete
er bereits in den USA und auf den Bahamas, bevor er vor acht Jahren nach Deutschland
kam. Hier ist er in einem Werbeunternehmen als Account Manager tätig. Sein Traum war
es schon immer gewesen, in Deutschland zu leben. Deutsche Freunde brachten ihm das
Land durch Erzählungen näher und so schuf er sich vor seiner Emigration eine „connection“
zu Deutschland. Er empfindet den Ort, an dem er gerade lebt und arbeitet, als „home“, egal
wo er sich befindet. Wenn er seine Familie in Mexiko besucht, sei das „being at home“, worin
er jedoch keinen Widerspruch sieht. Er empfand sich als Teil einer internationalen Community und betonte: “I will never stick myself into only Latin things or Mexican stuff.”
S.R. erklärte, es sei „eine Schande“, dass so viele gut ausgebildete Menschen Mexiko verlassen
müssten, empfand sich selbst jedoch nicht in der Verpflichtung, für das Wohl seines Herkunftslands zurückzukehren. Mexiko brauche für seine Weiterentwicklung keine mexikanischen Expatriates, nur die notwendige Ökonomie. Bei einer Rückkehr würde er wie ein
Expat behandelt werden, würde also ein für Expats typisches, höheres Gehalt beziehen,
was er als absurd und unfair empfindet. „Staying local“, was für ihn bedeutet, sich beruflich
ausschließlich in seinem Herkunftsland zu bewegen, mache bei der zunehmenden Internationalisierung der Märkte keinen Sinn für ihn. So hatte er auch nicht vor zurückzukehren,
denn in Deutschland qualifiziere ihn bereits seine Herkunft. Als Mexikaner in Mexiko hingegen sei er „nothing special“. Darüber hinaus würde ihm in Mexiko sein internationaler Lebensstil fehlen. Vor einigen Jahren hatte er versucht zurückzukehren, sieht in diesem Ver-
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such jedoch einen Fehlschlag: „It was dreadful. I mean speaking only Spanish with only Spanish
mentality was absolutely dreadful for me.” Zusätzlich hatte er sich an deutsche Arbeitsbedingungen gewöhnt: „Because I am not used anymore to have only one week of holidays per year, I’m not used
to have to check up a card every morning and leaving.”
„Man ist ja gezwungen, auszuwandern“
Ausgangssituationen
Die bestehende Literatur zu hoch qualifizierten Migranten aus Lateinamerika sieht die
Triebfeder der Migration in der Flucht vor Gewalt, sowohl politischer als auch alltäglicher,
in einer Einschränkung individueller Freiheitsrechte und als Reaktion auf die desolate Wirtschaft. So stellen Solimano und Pollack die politischen Gründe der Migration dar und definieren als Push-Faktoren den Mangel an demokratischen Freiheiten: „No democratic regimes in host the countries that courtail individual rights, freedom of speech, academic freedoms” (Solimano/Pollack 2004, 10). Alle meine Interviewpartner kamen aus Ländern, welche in den letzten Jahren oder Jahrzehnten mit schweren wirtschaftlichen und politischen
Krisen zu kämpfen hatten, was als einer der bestimmenden Faktoren der beruflichen Migration bei vier von sechs Befragten auszumachen war. Im Folgenden werde ich kurz auf die
Situationen in den Ländern meiner Befragten eingehen, um die Gemeinsamkeiten in den
Ausgangssituationen zu demonstrieren.
Peru leidet unter Armut, Arbeitslosigkeit und sozialer Ungleichheit. Zwischen den unterschiedlichen Regionen existieren enorme Entwicklungsunterschiede. Zusätzlich wurde seit
Beginn der 1990er Jahre in einer Menschen- und Freiheitsrechte missachtenden Halbdiktatur
mit
militärischer
Gewalt
gegen
Regimegegner
vorgegangen
(Merkel/Puhle/Corissant/Thiery 2006). Zwei der aus Peru stammenden Interviewpartner verließen zu dieser Zeit ihr Herkunftsland, wobei einer von ihnen explizit das „große Chaos“
beschrieb, welches ihn in dieser Zeit zu einer Auswanderung bewog.
Brasilien kann auf eine lange Tradition von Militärregimes zurückblicken, sowie hohe Auslandsschulden und eine galoppierende Inflation. Das Land hat eine der weltweit am stärksten polarisierten Einkommensverteilungen, und von den 185 Millionen Brasilianern lebt
jeder fünfte in absoluter Armut. Das Resultat sind Alltagskriminalität und Gewalt der ärmsten Schicht der Bevölkerung, vor allem in den Großstädten (Fritz 2003). Brasilien gilt als
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Land mit großem Potential, 10 was auch meine aus Brasilien stammende Interviewpartnerin
betonte. Für sie sind jedoch Sicherheit, Arbeit und ein entsprechendes Einkommen entscheidende Bedingungen für eine Rückkehr, die sie noch nicht garantiert sieht.
Die Staatsadministration Ecuadors wird als ineffizient und wenig stabil beschrieben (Bertelsmannstiftung 2003). Das relativ niedrige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungsniveau sowie soziale und ethnische Auseinandersetzungen bringen dem Land wenig
Fortschritt. Vor allem zwischen 1990 und 2001, als sich meine Interviewpartnerin für eine
Ausreise entschied, verschlechterten sich die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen dramatisch (ebd).
Es existieren deutliche Übereinstimmungen in den Situationen der Herkunftsländer von
vier meiner Befragten. Eine Auswanderung stellte hier eine Notwendigkeit dar, sollte ein
bestimmter Lebensentwurf realisiert werden. Die Kontextvariablen im Herkunftsland sind
demnach ein entscheidender Push-Faktor. In anderen Fällen werden Transfers innerhalb
einer Firma, die Nachfrage nach einer bestimmten Berufsgruppe auf Seiten der Regierung
des Anwerberlandes oder das Streben nach beruflicher Weiterentwicklung als Gründe für
eine berufliche Auswanderung genannt (Salt 1997). Die äußeren Umstände in ihren Herkunftsländern ließen meinen Befragten keine andere Wahl, als ihr Land zu verlassen.
Eine genaue Zuordnung der Interviewten in die oben dargestellten Kategorien von Solimano/Pollack (Bildung, Einkommen, soziale Netzwerke, politische Determinanten und
Mangel an Arbeitskräften im Anwerberland) lässt sich allerdings kaum vornehmen. Die
von den Autoren genannten Faktoren sind zwar teilweise auszumachen, vermischen und
bedingen sich jedoch gegenseitig. In drei Fällen waren die Gründe der Auswanderung zunächst die Aussicht auf bessere Bildungs- und Berufschancen sowie unzureichende Ausbildungsbedingungen im Herkunftsland. Dies entspricht einer Auswanderung, die auf politische Determinanten, also Circumstances zurückzuführen ist. Die Suche nach besseren Bildungsbedingungen, Karrierechancen oder Einkommensmöglichkeiten beinhalten jedoch
ebenfalls Economic oder Knowledge Migration und damit Effort-Variablen: Der Wunsch
nach einer bestimmten Lebensgestaltung bewog zur Auswanderung. Sowohl politische
Gründe als auch individuelle Lebensplanung spielen eine Rolle. Um die Komplexität der
beruflichen Migration in ihrer Gesamtheit zu begreifen, müssen individuelle Kontrolle und
Bemühungen, als auch die nicht-beeinflussbaren äußeren Umstände betrachtet werden
(World Bank Country Study 2004). Die Pull-Faktoren, welche die Literatur ebenfalls als
bedeutsam für Migrationsentscheidungen identifiziert, spielen bei meinen Befragten kaum
Brasilien gehört zu den so genanten BRIC Ländern: Brasilien, Russland, Indian und China sollen
bis 2050 zwanzig Prozent des globalen Weltmarktes dominieren (Die Zeit, 16.05.07).
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eine Rolle. Einige nannten zwar bessere Ausbildungsbedingungen als einen Motivationsfaktor, doch reagierte keiner mit seiner Auswanderung auf eine Anwerbungsinitiative. Zentrale
Einfluss nehmende Variable sind soziale Beziehungen. Die autonome Form der Auswanderung scheint private soziale Netzwerke umso wichtiger zu machen, bzw. sind es erst diese privaten Netzwerke, welche eine Auswanderung anregen. Die von mir befragten lateinamerikanischen Professionals konnten mit keinen integrativen Angeboten eines Unternehmens oder eines Relocation Service rechnen. Ackers stellt bei der beruflichen Mobilität
europäischer Akademiker fest, es sei „very rare for them to receive the kind of assistance
with accomodation or support for the partners“ (Ackers 2004, 5). Diese Feststellung lässt
sich auch auf die von mir befragten lateinamerikanischen Professionals übertragen. Unterstützung in Form von vorherigen Informationen über die Arbeitsmarktsituation, über Unterkunft sowie erste soziale Kontakten lieferten Verwandte oder Bekannte oder, wie in
einem Fall, universitäre Verbindungen.
Anders liegt der Fall bei zwei Befragten aus Mexiko. Sie waren beide aus privaten Gründen,
wegen des Partners oder der eigenen Selbstverwirklichung, nach Deutschland gekommen.
Keiner der beiden nannte explizit nachteilige Bedingungen im Heimatland als Determinante der beruflichen Mobilität. Festzuhalten ist, dass die Ausgangssituation in Mexiko nicht
zwangsläufig besser ist. Die erste wirklich unter demokratischen Bedingungen herrschende
Regierung Vincent Fox ist heute mit einer stagnierenden Wirtschaftsentwicklung konfrontiert. Bezeichnend für die ungleiche Modernisierung Mexikos ist das Auseinanderdriften
des dynamischen Nordens und des armen Südens. Täglich versuchen zweitausend Menschen, in die USA zu fliehen (Merkel/Puhle/Corissant/Thiery 2006). Darin wird deutlich,
welche zentrale Bedeutung die individuelle Wahrnehmung der Umstände einnimmt. Keiner
der beiden aus Mexiko stammenden Gesprächspartner hatte die Befürchtung, sein individueller Lebensentwurf sei durch die äußeren Umstände in seinem Herkunftsland nicht zu
realisieren.
Brain Drain – Brain Gain
Wurde die Migration von Fach- und Führungskräften zunächst als eine Problematik betrachtet, wandelte sich die Einstellung in den 1990er Jahren und man begann, die Migrationsströmungen als Chance zu begreifen. Komplementär zu dem Begriff des Brain Drain
entstanden die Begriffe Brain Exchange, Brain Circulation und Brain Gain (Salt 1997). Diese Konzepte beschreiben die Chance, dass temporär oder endgültig zurückkehrende Hochqualifizierte als Brückenbauer zwischen den Ländern langfristige Handelsnetzwerke etablie-
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Lehrforschungsprojekt „Offshore Living”
ren sowie zu einem entwicklungspolitisch relevanten Wissens- und Technologietransfer
beitragen. Diasporen 11 , transnationale Netzwerke oder staatliche Rückkehrinitiativen sollen
dieses Ziel unterstützen (Pellegrino 2004). Transnationalität bedeutet, dass über nationalstaatliche Grenzen hinweg soziale Beziehungen und Netzwerke aufgebaut werden und sich
eine Person zwei oder mehr Kollektiven zugehörig fühlt. Transnationale Communities
zeichnen sich durch Verflechtungszusammenhänge in Herkunfts- und Aufenthaltsort aus
(Steinhauf 2002, 165). Mit bestehenden Netzwerken ins Herkunftsland ist die Option einer
Rückkehr realistischer als bei Auswanderern, die alle Kontakte zu ihrem Heimatland abgebrochen haben (Pellegrino 2004). Eine Studie der GTZ stellte fest, dass ein „hoher Integrationsgrad und eine gute soziale Stellung“ Voraussetzungen seien, um sich in einer Diaspora
zu engagieren (GTZ 2006). Initiativen, wie ein Workshop der Weltbank zur Stärkung von
Wissens-Diasporen durch den Staat, verdeutlichen, welche Bedeutung solchen Netzwerken
beigemessen wird (Kuznetsov 2005). Einige von mir befragte Personen bezeichneten
Frankfurt als ihr „zu Hause“, andere fühlten sich hier nicht vollständig akzeptiert, ein Gesprächspartner fühlte sich als Kosmopolit dort zu Hause, wo er sich in seinem internationalen Leben gerade befindet. Die Teilnahme an einer lateinamerikanischen Community, ein
Bezug zu einer lateinamerikanischen Diaspora oder aktives Engagement für das Heimatland war jedoch in den meisten Fällen nicht zu erkennen. Die Befragten bewegten sich
entweder in beruflichen oder internationalen Communities. Durch Äußerungen wie „Ich
komme mit der Kultur dort [im Herkunftsland] nicht mehr klar“ oder „Man passt sich schon sehr [an
die Aufnahmegesellschaft] an“ wurde deutlich, dass die lateinamerikanische Herkunft keine
zentrale Bedeutung im aktuellen Lebensabschnitt meiner Gesprächspartner hat. Migrationsexperten behaupten, um einen endgültigen Brain Drain zu verhindern, müsse ein Gefühl der nationalen Verbundenheit und Verantwortung für das Herkunftsland bestehen
(Pellegrino 2004). Doch nur zwei der von mir Befragten fühlten sich für die Entwicklung
ihres Landes mitverantwortlich. Die Annahme der meisten meiner Gesprächspartner zum
Thema Brain Drain stimmt im weitesten Sinn mit dem Konzept von Papademetriou und
Martin überein. In diesem gehen die Autoren davon aus, dass keine Beziehung zwischen
Migration und Entwicklung besteht (Papademetriou/Martin 1991). Ein Bewusstsein für
eine Problematik des Brain Drain war bei meinen Befragten durchaus vorhanden, doch die
wenigsten verstanden sich als Teil dieses Prozesses. Sie bewerteten ihre Auswanderung
bevorzugt auf persönlicher Ebene und nicht im Kontext der Entwicklung ihres Landes.
Diasporen sind ethnische oder religiöse Gruppen, die ihre Heimat verlassen haben, oft im Exil
leben, und oft das politische und kulturelle Leben des Herkunftslandes aus der Ferne analysieren
und kommentieren (OECD Policy Brief 2002).
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Lea Romaker
Zwei Interviewpartner allerdings bezeichnen Deutschland als ihre „zweite Heimat“ und engagieren sich gleichzeitig für die Belange ihres Herkunftslandes. Ein Interviewter betreut
eine Internet-Seite, welche die schwierige Lage Perus zum Inhalt hat. Ein anderer versucht
durch Seminare an der Universität und Engagement in einer Interessengruppe für Lateinamerika, eine Öffentlichkeit für die Probleme des lateinamerikanischen Kontinents zu gewinnen. Beide bewegen sich in einer lateinamerikanischen Community, was ich unter anderem bei einem gemeinsamen Besuch des Lateinamerika-Tages 2006 mit einem der Befragten beobachten konnte. Ein weiterer Gesprächspartner war einer der Ausrichter dieser
Veranstaltung. Die beiden Befragten äußerten deutlich, sich für die Verbesserung der Bedingungen in Heimatland verantwortlich zu fühlen und schlossen auch eine Rückkehr nicht
aus. In diesem Fall kann man von einem Zusammenhang zwischen der Beteiligung in einer
lateinamerikanischen Community und der Intention einer Rückkehr ausgehen. Auch der
starke Bezug zum Gastland und der „hohe Integrationsgrad“ (GTZ 2006) werden hier
deutlich.
Bei der Frage nach Rückkehrinitiativen konnten mir drei meiner Befragten konkrete Einrichtungen nennen. Jedoch war nicht zu erkennen, dass alleine auf Grund einer solchen
Initiative eine Rückkehr attraktiv gemacht werden kann.
Eine Übereinstimmung mit der Annahme des OECD Policy Brief, die Problematisierung
eines Brain Drain sei überschätzt, da eine hohe Rückkehrquote zu verzeichnen sei (OECD
Policy Brief 2002), konnte ich bei meinen Befragten nicht erkennen. Einige lebten bereits
20 Jahre in Deutschland und hatten keine baldige Rückkehr geplant. Mit welchen Bedingungen eine solche Rückkehr bei meinen Befragten verbunden ist, möchte ich im Folgenden erläutern.
Rückkehr
Wie schon bei den Gründen der Auswanderung spielen auch bei einer Rückkehr vielerlei
Faktoren eine Rolle. Dabei sind in einigen Fällen länderspezifische Bedingungen auszumachen, doch diese müssen erneut auf individueller Ebene und in einem Veränderungsprozess der eigenen Ansprüche betrachtet werden. Die berufliche Mobilität ist, so wie es auch
Ackers beschreibt, als ein Prozess zu verstehen, durch den sich die gestaltenden Faktoren
im Laufe der Zeit und mit veränderten äußeren Bedingungen und Anforderungen ändern
(Ackers 2004). Entscheidungen, die im Rahmen einer beruflichen Mobilität getroffen werden, stehen in „constant appraisal and review“ (ebd., 4). Zunächst waren es bessere Bildungschancen, die zu einer Auswanderung bewogen. Letztendlich wurde die Rückkehr
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Lehrforschungsprojekt „Offshore Living”
durch schlechtere Verdienstmöglichkeiten sowie schlechtere Arbeits- und Lebensbedingungen am Herkunftsort verhindert. Somit kann hier von einer Economic und Knowledge
Migration gesprochen werden. Für zwei Interviewpartner, die nicht auf Grund der schwierigen politischen und ökonomischen Lage ausgewandert waren, machten die komfortableren Arbeitsbedingungen in Deutschland eine Rückkehr uninteressant. Ihre Ansprüche hatten sich durch den Aufenthalt in Deutschland verändert. In anderen Fällen war es die Befürchtung einer niedrigeren Bezahlung, mangelnder Sicherheit oder die Angst, erst gar keinen Job zu bekommen. Dies entspricht der Annahme Ackers, dass Faktoren, welche die
Entscheidungen einer Rückkehr beeinflussen, identisch sind mit jenen, die Fach- und Führungskräfte anderer Nationalität an einem Aufenthalt in einem lateinamerikanischen Land
hindern. Die Frage ist also, welche Länder für ausländische Führungskräfte generell attraktiv erscheinen (Ackers 2004, 12). Meine Interviewpartner berichteten, die Voraussetzung
für einen Job in ihren Herkunftsländern seien nicht Qualifikationen, sondern Kontakte zu
Entscheidungsträgern. Ihre Kompetenzen würden nicht angemessen geschätzt, und Diskriminierungen bei Rekrutierungsprozessen seien üblich. Dies verweist eher darauf, dass
diese Bedingungen, sowie die als problematisch empfundene politische und wirtschaftliche
Situation, das Interesse eines beruflichen Aufenthaltes in einem lateinamerikanischen Land
vermindern. Persönliche Gründe sind eine weitere entscheidende Determinante. Der Partner oder die Kinder schränken die Mobilität der Befragten stark ein. Hier kann erneut auf
sich verändernde Lebensbedingungen verwiesen werden, die eine internationale berufliche
Mobilität stark mitbestimmen. In einigen Fällen war die Entscheidung, wo man arbeitet
und lebt, eher an die Karriere, als an ein Land gebunden. Man hält sich dort auf, wo man
eine qualifizierte Beschäftigung findet.
Ein Gesprächspartner kann als Mitglied einer „third culture“ (Kong 1999, 7) bezeichnet
werden. Damit sind Personen gemeint, die sich in mehreren „local cultures“ (ebd.) bewegen und dadurch eine kosmopolitische Orientierung entwickeln. Dieser Gesprächspartner
betonte seinen kosmopolitischen Lebensstil, den er nicht aufgeben wollte. Ein anderes
Beispiel, bei dem eine Rückkehr nicht in Erwägung gezogen wurde, war das einer Gesprächspartnerin, die sich ihrer Aussage nach zu sehr von ihrem Land „entfernt“ hatte. Dies
stimmt mit der Annahme Pellegrinos überein, dass bei einer mangelnden Verbindung zum
Herkunftsland kaum mit einer Rückkehr zu rechnen ist (Pellegrino ohne Jahr, a).
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Schluss: Effort und Circumstances
Desolate ökonomische und politische Situationen in den Herkunftsländern meiner Befragten sind in einigen Fällen ausschlaggebende Faktoren einer Auswanderung bzw. einer
Rückkehr und damit als Gemeinsamkeit in der internationalen beruflichen Mobilität auszumachen. Andere Beispiele demonstrieren jedoch, dass man von heterogenen Entscheidungsprozessen ausgehen und unterschiedliche individuelle Lebensentwürfe- und Entwicklungen berücksichtigen muss. In der Literatur wird dies mit Effort und Circumstances beschrieben, was auf eigenständige Initiativen und Bemühungen sowie auf nicht beeinflussbare äußere Umstände verweist (World Bank Country Study 2004, 6). Entscheidungen, die
eine berufliche Mobilität betreffen, müssen als ein Prozess auf individueller Ebene mit sich
verändernden Bedürfnissen und Bedingungen verstanden werden. Eine ausschließliche
Betrachtung der länderspezifischen Bedingungen wäre zu einseitig.
Meine Interviewpartner bewerteten ihre Auswanderung zum größten Teil auf individueller
Ebene und nicht in einem übergreifenden Kontext von Brain Drain. Keiner strebte in
nächster Zeit eine Rückkehr an, was Annahmen widerspricht, Rückkehrquoten machen die
Effekte eines Brain Drain für die Herkunftsländer unwesentlich. Als „fuente de desarollo“
(Pellegrino ohne Jahr, a, 155) werden meine Gesprächspartner in nächster Zeit daher nicht
fungieren.
Politische Programme betonen, wenn durch die Migrationsströme Hochqualifizierter ein
beidseitiger Nutzen für die Gast- und Heimatländer geschaffen werden soll, bedürfe es
einer gesteigerten Kooperationsbereitschaft sowie gesteuerter bilateraler Programme und
Konzepte zwischen den Regierungen der betroffenen Länder. Um einen kontrollierten
Austausch der Wissensträger zu gestalten, müssten jedoch die Gründe, die zu einer Rückkehr führen, erfasst werden, um auf diese mit zielgerichteten Maßnahmen Einfluss nehmen
zu können. Meine Studie konnte ansatzweise zeigen, wie vielseitig solche Gründe sein können. Sie trägt damit einen Teil zu einer Debatte bei, die im zunehmend als zentral gesehenen Feld internationaler beruflicher Mobilität eine stärker differenzierte Sichtweise fordert.
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Lehrforschungsprojekt „Offshore Living”
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