José Maria Tojeira SJ, Rektor der Zentralamerikanischen

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José Maria Tojeira SJ, Rektor der Zentralamerikanischen
José Maria Tojeira SJ, Rektor der Zentralamerikanischen Universität:
„Sobrino ist kein Häretiker.“
Der Rektor der Zentralamerikanischen Universität (UCA) von San Salvador, der
Jesuit José Maria Tojeira, erklärte, dass der spanische Theologe Jon Sobrino
die „notificatio“ des Vatikans zu zwei seiner Werke gelassen hingenommen
habe.
„Die ‚notificatio’ klärt Begriffe und nennt ‚Kriterien eines sicheren Urteils’. In
diesem Sinne enthält sie sogar einige lobende Anmerkungen zur
‚schätzemswerten’ Sorge des Autors um das Schicksal der Armen, bemerkte
Tojeira in Erklärungen gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur EFE.
Die Glaubenskongregation veröffentlichte heute (14. März) im Vatikan eine
„notificatio“ zu Sobrino, dem 68jährigen Jesuiten und Theologen, in dem
Sinne, dass zwei seiner Werke in einigen Punkten „erhebliche Diskrepanzen
zum Glauben der Kirche“ aufweisen.
Es handelt sich um die beiden Werke „Jesucristo liberador. Lectura históricoteológica de Jesús de Nazaret“ (Madrid, 1991) und „La fe en Jesucristo.
Ensayo desde las víctimas“ (San Salvador, 1999) [Wörtliche Übersetzung:
„Befreiender Jesus Christus. Historisch-theologische Deutung Jesu von
Nazareth“ bzw. „Der Glaube an Jesus Christus. Versuch aus der Sicht der
Opfer“].
Der Heilige Stuhl hat auch keine Disziplinarmaßnahme gegen Sobrino
angekündigt, wie man es in El Salvador auf Grund von Erklärungen des
Erzbischofs erwartet hatte, der das Lehrverbot in katholischen Zentren
erwähnt hatte.
Die Glaubenskongregation erklärt, dass sie aufgrund der Ungenauigkeiten
und Irrtümer, die bei einer ersten Lektüre im Oktober 2001 (in den beiden
Werken Sobrinos) gefunden wurden‚ ‚die Entscheidung getroffen (hat), ein
weiteres und gründlicheres Studium der genannten Werke in Angriff zu
nehmen’.
Die Kongregation fügt hinzu, dass sie aufgrund der weiten Verbreitung dieser
Schriften und ihres Gebrauchs in Seminarien und anderen Studienzentren, vor
allem in Lateinamerika, entschieden (habe), bei diesem Studium gemäß dem
Eilverfahren
(procedimiento
urgente)
vorzugehen
und
dabei
schwerwiegende methodische wie inhaltliche Mängel entdeckt habe.
Sobrino, so behaupt die Kongregation, „tendiere dazu, die normative
Bedeutung von Aussagen des Neuen Testamentes und der Großen Konzilien
der frühen Kirche zu entwerten, wie zum Beispiel die Göttlichkeit Jesu Christi,
die Inkarnation des Sohnes Gottes, die Beziehung zwischen Jesus Christus und
dem Reich Gottes, das Selbstbewusstsein Jesu Christi sowie die erlösende
Bedeutung seines Todes’.
Diesbezüglich bekundete Tojeira: „Die Kongregation erklärt eine Reihe von
Begriffen zum Wohl der Gläubigen, die wir selbstverständlich respektieren. Die
Erklärung ist in Ordnung, es gehört zur Aufgabe der Kirche, den Leuten ihren
Dienst anzubieten“ .
Sobrino habe, fügte er hinzu, die Erklärung der Kongregation in Ruhe und
Gelassenheit hingenommen. Er sei weder wütend noch enttäuscht, sondern
denke reiflich darüber nach, was man ihm gesagt hat.
Tojeira teilte mit, dass Sobrino für den Augenblick entschieden habe, keine
Erklärungen abzugeben, und betonte dann, dass die vatikanische notificatio
keine Verurteilung des Menschen Sobrino, sondern nur Erklärungen zu seinem
Denken enthalte“ .
„Wichtig scheine ihm, darauf hinzuweisen, dass es bei theologischen Fragen,
beim Entwurf von Theorien über Gott stets irgendeine Art strittiger Thesen
gebe könne. Das sei aber etwas ganz anderes, als sich freiwillig von
Glaubenwahrheiten zu trennen oder sie zu leugnen.
In diesem Sínne müsse die Kirche klären, was sie für die Leute als verwirrend
einschätze oder was nicht genau mit der Lehre der Kirche übereinstimme.
Aber die Kongregation bezeichne Sobrino weder als Häretiker, noch verbiete
sie ihm, die Messe zu zelebrieren oder zu lehren. Sie sage ihm nur: Sehen Sie, in
diesem Text Ihres theologischen Denkens gibt es Thesen, die nicht eindeutig
mit der Lehre der Kirche übereinstimmen und die deshalb seitens der Kirche
geklärt werden müssen.
Tojeira bestritt, dass der Jesuitenorden Sobrino verbieten solle, Unterricht zu
erteilen oder Vorträge zu halten. „Es mag sein, dass man ihn bitten wird, sich
in den Punkten, in denen es Diskrepanzen mit dem Denken der Kirche gebe,
nicht öffentlich zu äußern. Offenbar wolle man ihn darum bitten.
Diese Bitte sei nach seiner Einschätzung logisch in den Punkten, in denen er
von der offiziellen Interpretation der Kirche zu den Glaubensgeheimnissen
abweiche, dass er also dazu keine öffentlichen Vorträge oder Reden halte.
Er versicherte, Sobrino habe sich bereit erklärt, alles zu akzeptieren, um das ihn
der Jesuitenorden bitte.
Quelle: Fehler! Textmarke nicht definiert.
Übersetzung: Norbert Arntz, Münster