Wovon wir träumen
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Wovon wir träumen
DESIGNSTUDIE GTI Wovon wir träumen Der Golf wird in seiner GTI-Version zwar etwas später kommen, aber sofort alles klarstellen. Edle Optik: Gebürstetes Aluminium ziert den GTI im Inneren – so z.B. am Sportlenkrad mit Wildleder-Griffflächen, an der Pedalerie oder als Einfassung an den Rundinstrumenten. 28 auto 4/03 er erste GTI ist längst Legende, und VW hat dabei nur einen einzigen Fehler gemacht: Das GTI-Label nicht schützen zu lassen für den Urmeter. So klebte es bis weit in die 80er Jahre auf diversen Imitaten, meist nachgekauft im Baumarkt ums Geld einer Wurstsemmel. Das hatte der Golf GTI nicht verdient, immerhin hatte er eine neue Zeit in der Automobilgeschichte eröffnet. D Denn der erste Pionier war der Golf als solcher, als Erfinder der Kompaktklasse, seine Geschichte ist zu lesen ab Seite 24. Das war 1974, und als die Idee eifrig das Straßenbild umgezeichnet hatte, kam 1976 der GTI: 810 kg, 110 PS aus 1588 cm3. Im Stillstand waren die Hinweise auf Power und Punch dezent: rot umrandeter Kühlergrill, ein zarter Frontspoiler, rotes Schottenkaro auf den Sitzen, Sportlenkrad, DESIGNSTUDIE GTI Golfball am Schalthebel. Mehr war nicht nötig, denn die Fahrleistungen stellten alles klar: 182 km/h, von 0 auf 100 in genau 9 Sekunden. Nur damit die Koordinaten stimmen: Die Reichsbrücke stand damals noch über der Donau und Elvis Presley noch auf der Bühne. Tuning beschränkte sich meistens auf Rallyestreifen und breite Reifen, Sportcoupés bogen mit weniger Leistung ums Eck. Der GTI drehte Kreise um sie und war dabei wunderbar klassenlos und simpel. Die geplante Serie von 5000 Stück war so flink ausverkauft, dass ihn VW ins reguläre Programm holte. Kraftpaket Der GTI wuchs im Lauf der Jahre, um die aufkeimenden Imitate zu distanzieren. Der GTI II war der meistverkaufte, er kam auch als 16V und löste damit den zweiten Boom aus: 16V-Schriftzug und 16V-Antenne wurden zum Gütesiegel unter den Flinken. Als G60 schöpfte er 160 PS mittels G-Lader, nur ein Jahr später kam der G60 auch als syncro. Das war 1991, der Wahnsinn steckt unterm Blech, die Karosserie war noch immer so dezent, dass Oma gerne ein wenig dazulegte, um dem Enkel einen Golf vor die Haustür zu stellen. In den 90ern gab’s den GTI auch mit dem sensationellen TDI-Motor, zuerst mit 110, dann auch mit 150 PS. Mittlerweile sind über 1,5 Millionen Golf GTI verkauft. Kein G60 aus dem Jahre 91: Der Sportwagen der 90er Jahre mit G-Lader und 160 PS. Sportlicher Charakter: Die Heckpartie mit großem Dachspoiler und verchromtem DoppelauspuffEndrohr zeugt von der Power der 200 Turbo-PS. schlechter Erfolg für ein Auto, das ursprünglich nur 5000-mal hätte fahren sollen. Jetzt gibt’s die fünfte Generation des Golf, und natürlich lässt sich VW nicht lange um den GTI bitten: Er wird kommen, mit schlankem Abstand zu den anderen GolfModellen. Die Designstudie steht schon am Horizont – rot wie der erste GTI, und das Design lässt keinen Zweifel, was die 200 PS des FSI-Turbo-Motors auf den Asphalt malen können. Basis des GTI wird der Zweitürer sein, dessen aufsteigende Flanke die Formensprache eines kompakten Sportwagens wunderbar vorzeichnet. Die Front greift weit in die Zukunft: Mit ihrem V-Motiv steht sie optisch neben Volkswagens b 1976 sorgte die GTI-Version des Golfs für Furore. Der Ur-GTI leistete 110 PS, beschleunigte von 0 auf 100 in 9 Sekunden, Spitzengeschwindigkeit: 182 km/h. auto 4/03 29 DESIGNSTUDIE GTI Roadsterstudie „concept R“, der wappenförmige, tiefschwarze Kühlergrill trägt einen rote, umlaufende Zierleiste – ein Tribut an den Ur-GTI. immerhin wird das im Straßenverkehr jene Ansicht des GTI sein, die andere Verkehrsteilnehmer besonders oft zu Gesicht bekommen. Muskulös wirken die Front- und Heckschürze sowie die Seitenschweller, in bester GTI-Tradition ebenfalls in Mattschwarz gehalten. Die Heckpartie setzt mit ihrem größeren Dachspoiler und dem verchromten Doppel-Endrohr eindeutige Akzente, Sportlich bis in den Innenraum Weil künftige GTI-Fahrer ihr Auto mehr von innen als von außen sehen werden, pflegt das Interieur den dynamischen Einschlag. Sofort fühlbar ist die Liebe zum Detail, die den sportlichen Faden nicht abreißen lässt: Dachhimmel und Säulenverkleidungen sind in Anthrazit gehalten, um in Harmonie mit den Sportsitzen zu stehen. Die sind nämlich mit anthrazitfarbenem Wild- und schwarzem Glattleder bezogen, das GTI-Logo ist optisch in die integrierten, aber selbstverständlich verstellbaren Kopfstützen eingeprägt. Sobald man Platz genommen hat, spürt man sofort die Ergonomie, den perfekten Seitenhalt, der die Welt gerade hält, wenn die Querbeschleunigung zuschlägt. Um den Kontrast zu den anthrazitfarbenen Materialien kümmert sich bei der Golf-Studie gebürstetes Aluminium: Einstiegsleisten, Pedale, die Fußablage und die Einfassungen der Gummimatten sind aus diesem Leichtmetall gefertigt, auch das Lenkrad trägt gebürstete Alu-Einlagen in den Speichen. Deren Zahl ist übrigens auch vom Ur-GTI inspiriert, drei Lenkradspeichen haben über die Jahre nichts von ihrem sportlichen Touch verloren. Damit der Grip am Lenkrad nie entgleitet, sind die Griffflächen mit Wildleder bezogen, wie im Motorsport eben üblich. Design und Sicherheit Von allen anderen Golf-Versionen unterscheidet sich die GTI-Studie auch bei den Rundinstrumenten, die mit Ringen aus gedrehtem Aluminium eingefasst sind. Dass der rote Bereich des Drehzahlmessers erst bei 7000 Touren seinen Zeigefinger erhebt, lässt aufs saftige Potenzial des 200-PS-FSI-Turbomotors schließen. Das Sicherheitsfahrwerk (inklusive elektronischem Stabilisierungsprogramm ESP und Dual Brake Assist) ist jedenfalls bereit, ebenso VWs neues, sensationelles Direktschaltgetriebe DSG – und die Fans sind es auch. Die Recaro-Sportsitze der GTI-Studie passen wie angegossen – für den optimalen Seitenhalt, wenn die Querbeschleunigung zuschlägt. Man beachte auch den GTI-typischen anthrazitfärbigen Dachhimmel. 30 auto 4/03 Sie ahnen nämlich: Was so stimmig auf den Rädern steht, wird sich bis zum Verkaufsstart treu bleiben. Änderungen wird’s bei den Felgen geben (wir denken da an die schnittige BBS-Felge, darunter geht gar nichts), alles drumherum bleibt nahezu ✖ unangetastet.