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Qualitätsnachbearbeitung in der Produktion von Lebensmitteln Gezielte Bearbeitung von Schadstellen am Beispiel der Kartoffelverarbeitung Michael Weyrich, Jens Winkel, Yongheng Wang, Philipp Klein (Universität Siegen) Universität Siegen - Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung Paul-Bonatz-Straße 9-11; 57068 Siegen Tel.: 0271/740-3414; Fax: 0271/740-2542 E-Mail: [email protected] Abstract Bei der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln spielt die Qualität der jeweiligen Erzeugnisse eine erfolgsentscheidende Rolle. Dabei stellen die natürlichen Schwankungen der Produkte eine große Herausforderung für die Produktion qualitativ hochwertiger und fehlerfreier Produkte dar. Die steigenden Kundenanforderungen beziehen sich dabei nicht nur auf die gesundheitlichen und geschmacklichen Aspekte des Produktes – die Optik und auch die Herstellung rücken immer mehr in den Fokus. Daraus ergibt sich die Forderung in der Lebensmittel verarbeitenden Industrie, die eingesetzten Ressourcen möglichst effizient zu nutzen und gleichzeitig die hohen Qualitätsstandards zu erfüllen oder zu verbessern. Aus dieser Forderung resultiert die Entwicklung einer gezielten Qualitätsnachbearbeitung für die industrielle Produktion. Im Rahmen eines durchgeführten Projektes wurde eine Systemanlage entwickelt und in Betrieb genommen, die durch eine Kombination aus Bildverarbeitung und nachgeschalteter Bearbeitungseinheit die Qualität der Endprodukte verbessert und den Anteil an Abfall begrenzt. Im Folgenden Beitrag soll die entwickelte Systemanlage vorgestellt sowie die Möglichkeiten für die Fehlstellendetektion im Rahmen der Qualitätskontrolle landwirtschaftlicher Objekte beschrieben und diskutiert werden. Stand der Technik Zur Sicherstellung gleichbleibender Qualität und Optik und gleichzeitig eingesetzte Ressourcen effizient zu bearbeiten, wird vor allem in der industriellen Verarbeitung eine automatische Prüfung und Bearbeitung der Ausgangsprodukte benötigt. [Sun (et al.), 2008] Als Prüfmethode findet auch die Bildverarbeitung immer häufiger Einsatz. Die zurzeit auf dem Markt erhältlichen Systeme zur automatischen Inspektion sind zwar in der Lage schadhafte Objekte zu erkennen, sortieren diese jedoch ganz aus. Diese Produkte werden anschließend entsorgt oder zu qualitativ minderwertigen Produkten weiterverarbeitet. Alternativ können diese aussortierten Produkte derzeit lediglich aufwendig manuell nachbearbeitet werden. [Weyrich (et al.), 2012] In bisher eingesetzten Anlagen gehen durch das Aussortieren ganzer Objekte also auch solche Agrarprodukte komplett verloren, die durch eine Nachbearbeitung zurückgewonnen werden könnten. Diese Anlagen bestehen in der Regel aus einem Förderband, einer Bildverarbeitungseinheit sowie einer Sortiereinheit [Noordam (et al.), 2000]. Dabei werden meist auch landwirtschaftliche Erzeugnisse aussortiert, die mittels geeigneter Nachbearbeitung zu einem verwertbaren Produkt führen könnten. Die Vermeidung dieser Verschwendung der eingesetzten Produkte bietet für die Lebensmittel verarbeitende Industrie ein großes Einsparpotential. Die besondere Herausforderung der Entwicklung eines Systems zur gezielten, automatischen Nachbearbeitung liegt dabei in den hohen Stückzahlen, dem Produktionsumfeld in Bezug auf Hygiene, Klima, etc. und den natürlichen Schwankungen in Form, Farbe und Qualität der Agrarprodukte. Die Einbindung von Sensor- und Kameratechnik für die Qualitätssicherung in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte hat ein hohes Potential, insbesondere in Bezug auf automatisierte Prozessabläufe [Brosnan (et al.), 2002]. In den letzten Jahren wurde die Technologie des Hochdruckwasserstrahls zum Schneiden landwirtschaftlicher Produkte in vielen wissenschaftlichen Abhandlungen beschrieben. Grundsätzlich ist jedes landwirtschaftliche Produkt mittels Hochdruckwasserstrahl schneid- bzw. bearbeitbar, wobei durch den Wasserstrahl unterschiedliche Werkzeugeigenschaften zur Verfügung gestellt werden, um diese nach Vorgabe konstruktiver wie auch betrieblicher Parameter entsprechend anzupassen [Ligocki, 2005]. Die Kombination aus dem Einsatz der Hochwasserstrahltechnik mit Bildverarbeitung bzw. Sensorik zu Qualitätssichernden Maßnahmen stellt nicht nur in Bezug auf Nachhaltigkeit und sinnvollen Umgang mit Naturprodukten ein großes Potential für Entwicklungen dar [Weyrich (et al.), 2011]. Aus diesem Grund widmet sich das vorgestellte Projekt dieser Aufgabenstellung. Systemanlage und Datenkommunikation Durch die Entwicklung des Systems werden die eingesetzten Agrarprodukte effizienter genutzt. So können durch ein gezieltes Wegschneiden der Fehlstellen Teile der aussortierten Produkte zu Endprodukten verarbeitet werden. Bild 1 zeigt schematisch den Aufbau der entwickelten Anlage. Diese besteht aus einem Transportband, einer Kamerabrücke zur Inspektion der Produkte und einer Schneidbrücke zur gezielten Bearbeitung der detektierten Schadstellen. Bild 1: Konzept einer automatisierten Nachbearbeitung für Kartoffelprodukte Das entwickelte Nachbearbeitungssystem ist auf Grund der Hygiene-gerechten Ausführung der Komponenten für den Einsatz in der Lebensmittel verarbeitenden Industrie nach Schutzklasse IP69k konzipiert. Durch den modularen Aufbau des Systems können verschiedene Bearbeitungsmengen realisiert werden. Entsprechende Änderungen im Bildverarbeitungs- und Schneidsystem erlauben die Anpassung der Nachbearbeitung an neue Produkte. Das Herz der Anlage besteht aus einer Kamerabrücke, die alle detektierten Informationen der geförderten landwirtschaftlichen Produkte in ein Labview basiertes, selbst entwickeltes Bildverarbeitungsprogramm überträgt. Das Anlagenkonzept mit der zugehörigen Datenkommunikation ist in Bild 2 veranschaulicht. Sowohl die Bildverarbeitung (PC-IBV) als auch die Bearbeitungseinheit (PC-BP) werden durch separate Rechner betrieben, die in IP69k basierten Schaltschränken untergebracht sind. Bild 2: Anlagenkonzept mit zugehöriger Datenkommunikation Um eine gewünschte Schnittführung durch die nachgeschaltete Bearbeitungseinheit zu realisieren wurde ein spezielles Motion Control Programm entwickelt und implementiert. Dieses Steuerungsprogramm ist in der Lage, durch die mittels Ads.dll-Protokoll von Labview übertragenen Geometrieinformationen so zu verarbeiten, dass eine gerade Schnittführung realisiert wird. Dabei wird das Förderband mit Hilfe von Drehgebertaktinformationen als virtuelle Encoderachse in das Steuerungsprogramm eingebunden, damit die Bearbeitungsachse direkt auf die Bewegung des Förderbandes aufsynchronisiert werden kann. Da sowohl die Bildverarbeitung als auch die Steuerung die gleichen Drehgeberinformationen verwenden, entsteht auf diese Art und Weise eine leistungsfähige und aufeinander abgestimmte Datenkommunikation. Die detektierten Fehlstelleninformationen werden auf wenige relevante Faktoren reduziert und diese nacheinander in ein Schieberegister in dem erstellten Steuerungsprogramm geschrieben. Innerhalb des Steuerungsprogramms werden die jeweiligen Werte nacheinander abgearbeitet und die gewünschten Koordinaten zum richtigen Zeitpunkt angefahren, um die Fehlstelle zu entfernen. Bearbeitungseinheit Des Weiteren stellt die Auswahl einer geeigneten Bearbeitungseinheit für die gegebene Problemstellung eine große Herausforderung dar. Zur Materialbearbeitung sollte ein effizientes, schnelles und lebensmitteltaugliches System gefunden werden. Die entwickelte Bearbeitungseinheit besteht demnach aus einem Wasserstrahlschneidkopf, der auf einer High Speed Linearachse mit bis zu 15 G Beschleunigung angebracht ist. Zur Aufnahme der Komponenten und zur Aufnahme der auftretenden Betriebskräfte wurde ein spezielles IP69k gerechtes Edelstahlgestell konzipiert und in die Systemanlage mit eingebunden. Die Linearachse ist, wie aus Bild 3 ersichtlich, senkrecht zum Förderband angebracht, sodass eine ebene Schnittbewegung für die Bearbeitung realisiert werden kann. Bild 3: Hochgeschwindigkeitslinearachse zur Bearbeitung scheibenförmiger Produkte Dabei wurde der Tool Center Point des Wasserstrahls genau auf den Koordinatennullpunkt des Bildverarbeitungssystems ausgerichtet, um die übergebenen Hilfspunktkoordinaten für die gewünschte Schnittbahn direkt verarbeiten zu können. Im Rahmen mehrerer Versuchsreihen wurde sich mit der Entwicklung einer übergeordneten Bearbeitungsstrategie beschäftigt. Diese führten zu dem Ergebnis, dass für die gegebene Problemstellung eine direkte Bearbeitungsstrategie anzuwenden ist, bei der die Bahnplanung für den Online Bearbeitungsprozess bereits in der Bildverarbeitung in Labview erfolgt. Aufgrund des hohen Gewichts des Schneidkopfes sind der Bearbeitungsgeschwindigkeit bzw. der maximalen Achsbeschleunigung Grenzen gesetzt, die ebenfalls in einer Versuchsreihe ermittelt wurden. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass mit maximaler Achsbeschleunigung ein minimaler Schnittwinkel α realisiert werden kann, dessen Wert in den Bildverarbeitungsalgorithmus integriert wurde. Bild 4 zeigt dazu die Prinzipskizze einer direkten Bahnplanung mittels Labview. Bild 4: Bearbeitungsstrategie zur gezielten Entfernung der Fehlstellen Die vorgestellte Bearbeitungsstrategie von Scheibenprodukten kann durch den modularen Aufbau der Systemanlage einfach auf knollenförmige Objekte angepasst werden, siehe Bild 5. Zur Führung des Schneidkopfes ist dazu eine mehrachsige Roboterkinematik notwendig. Bild 5: Bearbeitung von flachen (links) und dreidimensionalen Produkten (rechts) Für die Bearbeitung knollenförmiger Produkte ist allerdings eine entsprechende 3D-fähige Bildverarbeitungseinheit einzusetzen, die im Folgenden näher vorgestellt wird. Automatisierung der Optischen Inspektion In der Lebensmittelindustrie werden die Produkte im Rahmen der Qualitätskontrolle nach ihren Eigenschaften und Merkmalen in verschiedene Qualitätsklassen eingeteilt. Produkte in niedrigen Qualitätsklassen müssen in der Regel entsorgt oder durch entsprechenden Preisnachlass veräußert werden. Im Vergleich zu technischen Erzeugnissen können Nahrungsmittel während des Produktionsprozesses auf einfache Weise verarbeitet werden, was für die Qualitätskontrolle von großem Vorteil ist. Beispielsweise können Kartoffeln bei der Herstellung von Kartoffelsalat bei Überschreiten einer festgelegten Größe direkt auf einem Förderband in kleine Stücke geschnitten werden. Aus diesem Grund richtet sich das Interesse der Lebensmittelindustrie zunehmend von der Aussortierung fehlerbehafteter Erzeugnisse hin zu einer korrigierenden Verarbeitung defekter Produkte. Auf diese Weise kann das Aufkommen an Abfall reduziert und somit Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen erzielt werden. Eine Methodik basierend auf dem Einsatz einer optischen Inspektions- und einer Verarbeitungseinheit zur Qualitätskontrolle von Lebensmitteln ist vorgestellt worden [Weyrich (et al.), 2012]. Diesem System werden Lebensmittel kontinuierlich über ein Förderband zugeführt und durch ein Bildaufnahmesystem erfasst. Die Bilddaten werden schließlich mit Hilfe eines Bildverarbeitungsalgorithmus nach Bild 6 analysiert. Bild 6: Schematische Darstellung des Arbeitsablaufes Die Datenauswertung erfolgt dabei folgendermaßen: Vorverarbeitung (Bildrauschunterdrückung und Kontrastverbesserung), Segmentierung (Isolierung der Produkte vom Hintergrund), Fehlererkennung (Position, Orientierung, Größe etc.), Merkmalsextrahierung (Extrahierung der Fehlereigenschaften) und Klassifikation (Produkt- und Fehlerbewertung). Entsprechend des Fehlertyps, der Position, Orientierung und Verteilung werden die Lebensmittel auf dem Förderband in drei Klassen eingeteilt: (1) einwandfreie Produkte, (2) bearbeitbare und (3) nicht bearbeitbare Fehlprodukte. Während einwandfreie Produkte die Produktionslinie passieren, ist bei fehlerbehafteten Erzeugnissen ein automatisiertes Eingreifen notwendig. Ist ein mit Mängeln behaftetes Produkt bearbeitbar, wird es durch bestimmte Verarbeitungsstrategien bearbeitet. Ist die Verarbeitung des Fehlprodukts nicht möglich, wird es aussortiert. Herausforderung der Qualitätskontrolle bei Lebensmitteln Bei technischen Erzeugnissen handelt es sich oftmals um industrielle Produkte (vor allem Massen- und Serienprodukte), deren Geometrie, Oberflächen und entsprechende Toleranzen durch die Konstruktion festgelegt werden. Folglich weisen diese Erzeugnisse idealerweise eine vergleichbare geometrische Form und Oberflächenstruktur auf. Die Hauptaufgabe einer auf Bildverarbeitung basierenden Qualitätskontrolle für technische Produkte besteht demnach darin, Abweichungen der Geometrie oder der Oberfläche von einem vorgegebenen Sollwert zu detektieren. Wird eine signifikante Abweichung bei einem Produkt festgestellt, ist dieses auszusortieren. Im Gegensatz dazu sind Lebensmittel (insbesondere Agrarprodukte, z.B. Obst und Gemüse) inhomogen und werden stark von den äußeren Wachstumsbedingungen geprägt. Im Vergleich zu technischen Produkten sind Lebensmittel durch die folgenden Eigenschaften maßgebend gekennzeichnet: Kein geometrisches Muster (siehe Bild 7a) Die Geometrie der Agrarprodukte ist u.a. von den Wachstumsbedingungen geprägt und kaum beeinflussbar. Daher ist die Form in vielen Fällen kein geeignetes Kriterium zur Qualitätskontrolle von Lebensmitteln. Kein Farbmuster (siehe Bild 7b) Die Farbe eines Agrarprodukts ist wesentlich von der Wachstumsphase (Luftfeuchtigkeit, -temperatur, Intensität der Sonnenstrahlung, etc.) abhängig. Daher ist das Farbmuster oftmals ebenfalls nicht zur Qualitätsbeurteilung geeignet. Unregelmäßige Größe (siehe Bild 7c) Die Größe von Agrarprodukten unterliegt erheblichen Schwankungen. Die Einflussfaktoren sind nur teilweise beeinflussbar, so dass sogar Erzeugnisse derselben Pflanze unterschiedliche Größen aufweisen können. Große Vielfalt an Fehlertypen (siehe Bild 7d) Durch die unüberschaubare Anzahl an Einflussfaktoren auf die Wachstumsbedingungen kann bei Agrarprodukten eine Vielzahl verschiedener Fehlertypen auftreten. Bild 7: Landwirtschaftliche Produkte mit unterschiedlichen Farben, Formen und Fehlern Aufgrund dieser Eigenschaften sind die Anforderungen an das Bildverarbeitungssystem eine Herausforderung. Fehlertyp und Messgröße Bei der Produktinspektion mittels Bildverarbeitung sind ausschließlich äußere Defekte relevant (da innere Defekte nicht detektiert werden können). Diese äußeren Defekte können weiterhin in geometrische und oberflächliche Defekte unterteilt werden (s. Tab. 1). Fehler in der Geometrie eines Produktes umfassen Volumenfehler (z.B. eine Gurke, deren Länge, Breite oder Dicke als zu groß detektiert wird) und Formfehler (z.B. eine Kartoffel mit stark konkaver Form). Zu den Oberflächenfehlern gehören Farbfehler (z.B. Schimmel auf einer Orange) und Texturfehler (z.B. eine zerquetsche Erdbeere). Die dazugehörigen Messgrößen für die jeweiligen Fehlertypen sind in Tabelle 1 aufgelistet. Tab. 1: Klassifikation von externen Defekten und deren zugehörigen Messmethoden Kamera- und Sensortechnik Eine Zusammenfassung der verfügbaren Sensortypen zur Detektion verschiedener Fehlertypen für scheibenförmige (z.B. Kartoffelscheiben, Schinkenscheiben, Fischfilet, Rindsteak, etc.) und knollenförmige (z.B. Orange, Apfel, Kuchen, etc.) Produkte ist Tab. 1 zu entnehmen. Die verschiedenen Sensortypen können u.a. nach der Dimension des detektierten Signals in 1D-, 2D- und 3D-Sensoren klassifiziert werden. Laserabstandssensoren erfassen ein eindimensionales optisches Signal, das zur Abstandsmessung von Objekten eingesetzt werden kann. Zu den zweidimensionalen Sensortypen gehören v.a. Flächenkameras. Dieser Gruppe können auch Zeilenkameras zugeordnet werden, da deren Videosignal zu einem zweidimensionalen Bildsignal zusammengesetzt wird. Dreidimensionale Sensortypen, wie sie beispielsweise in Stereo- und PMD-Kameras eingesetzt werden, sind darüber hinaus auch in der Lage Tiefeninformationen zu erfassen. Im Fall von scheibenförmigen Produkten genügt eine 2D-Kamera zur Detektion sowohl der Geometrie- als auch der Oberflächenfehler. Durch eine Vorrichtung zur Positionierung der Produkte können u.U. auch 1D-Sensoren zur Detektion von geometrischen Fehlern verwendet werden. Für den kamerabasierten Ansatz ist neben dem Sensor auch ein Beleuchtungssystem mit geeignetem Lichtspektrum zur Hervorhebung der Defekte erforderlich. Das Thema wurde bereits in Lu (et al.), 2008; Michelsburg (et al.), 2010; Weyrich (et al.), 2010; und Weyrich (et al.), 2011 ausführlich diskutiert. Ein Beispiel zur Detektion von Fehlstellen auf Kartoffelscheiben ist [Weyrich (et al.), 2012] zu entnehmen. Hierbei wird ein Kamerasystem mit unterschiedlichen Spektralbereichen (sichtbares Licht und Infrarotstrahlung) eingesetzt. Das Kamerasystem ist senkrecht zum Förderband montiert. Zwei Auflicht-Beleuchtungen werden, wie in Bild 8 visualisiert, zwischen Kamera und Förderband angebracht. Bild 8: Detektion von Fehlstellen auf Scheibenförmigen Produkt ist [Weyrich (et al.), 2012] Ein Infrarot-Durchlichtstrahler wird unter dem Förderband befestigt. Diese Beleuchtungsanordnung ermöglicht eine optimale Konturdetektion, womit die Isolierung des Messobjekts vom strukturierten Förderbandhintergrund realisiert werden kann. Die vollständige Hintergrundsegmentierung wird durch die Kombination aus Auflicht- und Durchlicht-Beleuchtung erreicht. Dies stellt jedoch ausschließlich einen fallspezifischen Vorschlag dar. Für abweichende Produkte oder Fehlertypen sind alternative Kamera- und Beleuchtungssysteme zu untersuchen. Im Fall von knollenförmigen Produkten wird zur Detektion von geometrischen Defekten normalerweise, wie in Bild 9 gezeigt, ein 3D-Kamerasystem verwendet, wohingegen Oberflächenfehler zumeist mit 2D-Kamerasystemen detektiert werden. Bild 9: Detektion von Fehlstellen auf knollenförmigen Produkten Die gängigen Technologien zur dreidimensionalen Erfassung von Objekten sind Time-ofFlight, Stereokameras und strukturierte Beleuchtungen. Die Konfiguration der Kamera und der Beleuchtung ist abhängig von der geometrischen Form der zu kontrollierenden Produkte und der Messaufgabe. Wenn das Produkt durch eine Vorrichtung positioniert wird, können u.U. auch 2D-Kameras zur Detektion von geometrischen Fehlern verwendet werden. Von dem Beitrag [Laurowski (et al.), 2011] zur dreidimensionalen Erfassung von rotationsymmetrischen Objekten kann man sich inspirieren lassen. In [Wilson (et al.), 2011] wird ein Lasertriangulationssystem zur Vermessung von Lebensmitteln vorgestellt. Zur Erstellung eines 3D-Models von Fleischprodukten (s. Bild 10) werden drei LaserlinienEmitter jeweils um 120° versetzt auf einem Gerüst angeordnet. Auf diese Weise wird die Oberfläche des Messobjekts vollständig beleuchtet. Zur Bildaufnahme werden drei Kameras ebenfalls jeweils um 120° versetzt auf dem Gerüst montiert. Mit Hilfe eines Host-PCs werden die Signale der drei Kameras zur Generierung eines genauen 3D-Models des Fleischprodukts zusammengefasst. Bild 10: Generierung eines 3D-Models mit Hilfe eines Lasertriangulationssystems [Wilson (et al.), 2011] Zusammenfassung und Ausblick In Zusammenarbeit mit den beteiligten Projektpartnern wurde eine Systemanlage entwickelt und als Prototyp in Betrieb genommen, die es ermöglicht, Fehlstellen auf landwirtschaftlichen Produkten zu erkennen und diese gezielt zu bearbeiten. Natürlich bedingte Schwankungen sorgen für das Auftreten verschiedener Fehlstellen und stellten eine maßgebende Herausforderung an die Auslegung der Anlage dar. Die Betrachtung der zyklischen Schwankungen über ein ganzes Jahr gesehen ergeben nicht nur Schwankungen in der Fehlerhäufigkeit, sondern auch in Form von Fehlerarten sowie der Qualität der jeweiligen Produkte. Demzufolge lag das Ziel darin, Bildverarbeitung und die relevante Bearbeitungsstrategie so aufeinander anzupassen, dass ein möglichst zuverlässiger Betrieb des Systems gewährleistet ist, um den Rückgewinnungsgrad zu steigern bzw. zu optimieren. Das entwickelte System für die Nachbearbeitung von Lebensmitteln durch Einsatz eines Hochdruckwasserstrahl ermöglicht es, die eingesetzten Ressourcen effizient zu nutzen. Fehlerbehafte Produkte können durch optische Bewertung und ein nachgeschaltetes, gezieltes Bearbeiten für eine Weiterverarbeitung zu hochwertigen Endprodukten zurückgewonnen werden. Zudem kann auf die natürlichen Schwankungen der Ausgangsprodukte durch eine Anpassung der Bewertung reagiert werden. Somit ist auch bei Unterschieden in den Ausgangsprodukten eine gleichbleibend hohe Qualität der gewünschten Endprodukte gewährleistet. Des Weiteren bietet die Bildauswertungssoftware der Universität Siegen die Möglichkeit, mittels integrierter Statistikfunktionen relevante Informationen über die Qualität der Produkte auszuwerten und dem Produzenten in geeigneter Form jederzeit zur Verfügung zu stellen. Das Nachbearbeitungssystem, wie es in Bild 11 dargestellt ist, ist auf Grund der Hygienegerechten Ausführung der Komponenten für den Einsatz in der Lebensmittel verarbeitenden Industrie konzipiert. Bild 11: Nachbearbeitungssystem Durch den modularen Aufbau des Systems können verschiedene Bearbeitungsmengen realisiert werden. Entsprechende Änderungen im Bildverarbeitungs- und Schneidsystem erlauben die Anpassung der Nachbearbeitung an neue Produkte. Die Kombination aus einer Bildverarbeitung sowie einem Bearbeitungssystem stellt eine effiziente und variable Möglichkeit dar, um die Qualität der erzeugten Produkte zu verbessern bei gleichzeitiger Ressourcenschonung. Im Rahmen der Qualitätssicherrung während der Verarbeitung unterschiedlichster landwirtschaftlicher Produkte bietet sich somit eine Vielzahl von Anwendungspotentialen, die von Form und Farbe der verarbeiteten Produkte unabhängig sind. Danksagung Das durchgeführte Projekt (NA01-035) Optimierung der landwirtschaftlichen Produktionskette (O-L-Pro-Ket), mit dem Forschungszentrum Jülich (ETN) als Projektträger, wurde durch die Landesregierung Nordrheinwestfalens und der EU im Rahmen des NRW Ziel2-Programmes gefördert. Die Forschungsstelle bedankt sich für die Förderung sowie die Unterstützung durch die beteiligten Projektpartner. 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Ligocki, Schneiden landwirtschaftlicher G¨uter mit Hochdruckwasserstrahl: Techn. Univ., Diss.–Braunschweig, 2005., Ser. Forschungsberichte des Instituts f¨ur Landmaschinen und Fluidtechnik. Aachen: Shaker, 2005