01. Juli 2015
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01. Juli 2015
1 Grußwort des Herrn Minister Webel zur Festveranstaltung 175 Jahre Kreissparkasse Börde am 01. Juli 2015 in Oschersleben Es gilt das gesprochene Wort! Anrede, vielen Dank für die Einladung und die Gelegenheit, heute hier sprechen zu dürfen. Ich habe aus zahlreichen Gründen das Gefühl, zum Jubiläum dieser Institution doch Einiges sagen zu können. Doch keine Angst: mein Gedächtnis ist nicht so gut, um Sie mit allzu vielen Fakten zur Bilanzentwicklung zu langweilen! Aber es freut mich außerordentlich, dass wir heute gemeinsam die wichtigsten Stationen der letzten 25 Jahre Revue passieren lassen können. Und ich möchte gleich zu Beginn ein herzliches Dankeschön sagen an diejenigen, ohne die diese Erfolgsgeschichte nicht möglich gewesen werden: Liebe Mitarbeiter der BördeSparkasse – Toll, was Ihr geleistet habt! Ihr könnt zu Recht stolz darauf sein. Viele von Ihnen werden sich noch daran erinnern, unter welchen Bedingungen hier im Jahr 1990 begonnen werden musste. Die Neuorganisation der Sparkasse war eine Mammutaufgabe und sie war – weiß Gott – nicht die einzige. Mit der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion am 1. Juli 1990 wurde heute genau vor 25 Jahren das Fenster zur Einheit aufgestoßen, aber eben auch die Marktwirtschaft eingeführt. Es gab nicht nur völlig neue Regeln, sondern auch deutlich mehr Konkurrenz. Und trotzdem hat damals kaum jemand Angst gehabt vor dieser Herausforderung, sondern sich über die Chance gefreut, hier etwas aufbauen zu können. Und ich hoffe und weiß, dass sich auch heute noch bei vielen diese Aufbruchsstimmung erhalten hat. Wir alle sollten stolz und dankbar sein für den Optimismus und die Zuversicht, die den dynamischen Aufbruch im Jahr 1990 – unter sehr schwierigen Verhältnissen – ermöglicht haben. 1 2 Erst im Rückblick wird deutlich, wie viele Weichen in dieser bewegten Zeit richtig gestellt wurden. Nicht nur unser Land, nicht nur die Landkreise der Region, sondern eben auch viele Unternehmen haben sich gut entwickelt. Erst im Rückblick sehen wir auch, wie viel in unsere Infrastruktur investiert werden musste, weil die Hinterlassenschaften der Planwirtschaft eben nicht in 2 oder 4 Jahren zu beseitigen waren. Heute sind unsere Innenstädte kaum wiederzuerkennen. Fast jeder, der dies wollte, hat seinen Traum vom eigenen Haus verwirklicht. Und fast jeder, der ein Haus gebaut, der eine Firma gegründet oder erweitert hat, ist ein Kunde der Sparkasse. Und wer es noch nicht war, dem habe ich persönlich immer sehr stark und mit Nachdruck zugeraten – auch wenn die Kundenwerbung eigentlich nie meine Aufgabe war. Anrede, Ich bin der Sparkasse eng verbunden. Hier hatte ich mein erstes Sparbuch, später mein erstes Konto. Meine Frau hat eines, meine Kinder ebenfalls. Als Verwaltungsratsvorsitzender durfte ich den Weg der Börde-Sparkasse über einige Jahre mitgestalten. Das typische Sparkassenrot ist für mich die Farbe meiner Heimat. (Allerdings nicht meiner politischen Heimat. Doch das ist hier nicht das Thema.) Denn die Sparkasse – da werden Sie mir zustimmen – ist mehr als eine Bank. Sie ist eine Institution, die gesellschaftliches Miteinander möglich macht und an vielen Stellen unterstützt. Wir wollen und müssen uns – Gott sein Dank – nicht vorstellen, wie unsere Vereine, wie unsere Kultur, wie so manches Infrastrukturprojekt aussehen würden ohne die Zuwendungen der Sparkasse. Unsere Region und ihre Menschen verdanken ihr viel. Über 400 Sparkassen in Deutschland übernehmen Verantwortung für ihre Region und sie scheuen sich nicht zu gestalten. Wir brauchen diesen Mut zur Gestaltung – damals, heute und auch in Zukunft. Und es ist auch gut, dass aus diesem Mut nur selten Übermut geworden ist. Die Sparkassen sind regional verwurzelt und sehr bodenständig. Und unsere Börde-Sparkasse ist sicherlich noch etwas bodenständiger als viele andere. 2 3 Die Verwurzelung in der Region bewahrt nicht in jedem Fall vor Fehlentscheidungen, aber sie ist ein guter Schutzschild gegen Krisen auf den internationalen Finanzmärkten. Während der Finanzkrise vor einigen Jahren habe ich oft Experten gehört, die gesagt haben: • Wenn es die Sparkassen nicht gäbe, müsste man sie erfinden. • Denn sie sind der Gegenentwurf zum Kapital, das anonym auf Knopfdruck um den Globus gejagt wird. • Sie sind ein Gegenentwurf zur Schnelllebigkeit der Börsenwelt. • Hier wird nicht in Quartalen, sondern in Generationen gedacht. Und das nicht nur, wenn Jubiläen zu feiern sind. Die Wurzeln unserer Sparkasse liegen im Jahr 1840. Das sind von heute aus zurück gerechnet mindestens 7 Generationen. Vor 175 Jahren, am 1. Juli 1840, wurde die Stadt- und Kreissparkasse Haldensleben gegründet, um der breiten Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, auf ihre Ersparnisse ein paar Zinsen zu bekommen. Seit damals haben sich eigentlich alle Bedingungen radikal verändert – aber nach fünf politischen Systemen, sieben Währungen und mehreren Inflationen gibt es diese Sparkasse immer noch: Auf einem festen Fundament und voll auf der Höhe der Zeit. Sparkassen haben ein regionales Gesicht – und sie gestalten ihre Region aktiv mit. Die gewachsene Bilanzsumme unserer Sparkasse spiegelt die erfolgreiche Entwicklung unserer Region wider. Neudeutsch würde man dazu sagen: eine win-win-Situation. Viele Kollegen aus anderen Ländern beneiden uns um dieses Modell – aber es steht auch immer wieder in der Kritik, insbesondere von den Wettbewerbsbehörden der Europäischen Union. Ich bin sicher: die Sparkassen brauchen keinen Artenschutz, aber sie können nicht mit den Maßstäben gemessen werden, die völlig zu Recht an global agierende Banken angelegt werden. Unsere Sparkassen haben einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass Deutschland gut durch die Krise gekommen ist – und das ganz ohne Staatshilfen in Milliardenhöhe. Aber die Finanzkrise hat den Sparkassen auch zugesetzt. Gerade bei den derzeitig sehr niedrigen Zinsen brauchen die Sparkassen keine neuen Vorschriften aus Brüssel, sondern mehr Verständnis für ihr Geschäftsmodell. 3 4 Ich bin sicher, dass die Bundesregierung gegenüber der EU auch in Zukunft ein verlässlicher Anwalt für die Interessen der Sparkassen sein wird. Als Stabilitätsanker sind sie unverzichtbar – auch und gerade angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Eurozone. Anrede, seit einigen Jahren übe ich in der Börde-Sparkasse keine Funktion mehr aus. Ich bin dankbar, dass ich dieses Haus über viele Jahre hinweg begleiten durfte. Es wird Sie nicht wundern, wenn ich sage: ich denke sehr gern an meine Zeit hier zurück. Denn es gab eigentlich kaum ein Projekt, bei dem man als Landrat und Verwaltungsratsvorsitzender der Kreissparkasse nicht gern geholfen hat. Heute habe ich ein Amt inne, in dem die Zahl der Begehrlichkeiten immer größer ist als das, was Finanzminister und Landtag zu geben bereit sind. Das Verkehrsministerium hat einen Haushalt, in dem jedes Jahr rund eine dreiviertel Milliarde Euro bewegt wird. (2014: 861 Mio. / 2015: 851 Mio. / 2016: 872 Mio.) Und trotzdem können längst nicht alle Projekte realisiert werden, die wir für notwendig halten. Tatsächlich können wir den Euro nur einmal ausgeben – und deshalb müssen wir Schwerpunkte setzen und zukunftsweisend investieren. Das sind wir den Steuerzahlern schuldig – aber auch den nachfolgenden Generationen. Sie sehen: das Denken in Generationen ist nicht nur ein Thema für die Sparkassen! Angesichts der Schuldenbremse ist Nachhaltigkeit auch ein Leitthema für die Landespolitik. Und es gibt weitere Gemeinsamkeiten: Was haben beispielsweis Sparkassen und Investitionen in Infrastruktur gemeinsam? Beides ist gut angelegtes Geld – und beides leistet einen ganz entscheidenden Beitrag zur regionalen Wertschöpfung. Ich wünsche der Börde-Sparkasse, dass ihre Mitarbeiter auch in den nächsten Jahren die vor 25 Jahren so mutig begonnene Erfolgsgeschichte weiterschreiben können. Die Sparkasse selbst hat alles dafür getan, das mit engagierten und qualifizierten Mitarbeitern tun zu können – denn sie ist und bleibt einer der größten Ausbilder in der Region. Auch dies ist in Zeiten des demographischen Wandels Beispiel gebend. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihnen allen noch eine schöne Veranstaltung! 4