Das neue Lagerverwaltungs- und
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Das neue Lagerverwaltungs- und
ALUMINIUM Sonderdruck aus... Originally published in... ALUMINIUM . 80 (2004) 1/2 Das neue Lagerverwaltungs- und Transportmanagementsystem bei Alcan Nachterstedt The new store and transport management system at Alcan Nachterstedt Alcan Deutschland GmbH Werk Nachterstedt Gaterslebener Straße 1 D-06469 Nachterstedt Tel. +49 34741 77-0 Fax +49 34741-204 http://www.alcan.com Das neue Lagerverwaltungs- und Transportmanagementsystem bei Alcan Nachterstedt The new store and transport management system at Alcan Nachterstedt Im September 2002 hat das in Berlin ansässige Softwareunternehmen PSI-BT AG ein neues Lagerverwaltungs- und Transportmanagementsystem beim Alcan-Werk in Nachterstedt eingeführt. Das Werk ist innerhalb des Alcan-Konzerns der bedeutendste Produzent von Aluminiumhalbzeugen, vor allem für die Automobilindustrie. Das neue System bewerkstelligt die werksinterne Bestandsbewegung und Platzierung. Dieser Artikel behandelt die wichtigsten Fähigkeiten des Systems und ihre Auswirkungen auf die Produktivität innerhalb der Anlage. Bild 1 gibt einen Überblick über die Anlage mit ihren wichtigsten Einrichtungen und Transportrouten. Die Anlage ist in drei Bereiche gegliedert. Der südliche Bereich hat mehrere Schneidanlagen und die Rampe für die Bahnanlieferung der Coils. Der Kran AK3 arbeitet in diesem Bereich. Der mittlere Bereich beinhaltet zwei Walzstraßen. Dieser Bereich wird durch den Automatikkran AK1 sowie durch einige manuell betriebene Krane unterstützt. Der nördliche Bereich beinhaltet die wichtige Bandverarbeitungs- anlage (Kontianlage) sowie mehrere Schneidanlagen. Ein kontinuierlicher Betrieb der Kontianlage muss gewährleistet sein, da ungeplante Ausfälle an dieser Stelle sehr kostspielig sind. Transporte werden in diesem Bereich vom Automatikkran AK2 ausgeführt. Die automatisch oder manuell gesteuerten Bundtransportwagen (BTW) verbinden die verschiedenen Kranbahnen. Die automatischen Bundtransportwagen BTW4 und BTW5 verbinden die Bahnen der automatischen Krane, die das Herz des Transportnetzes bilden. Die Coils werden in diesem Bereich häufig bewegt, oft über lange Distanzen. Es gibt über 1.500 Lagerplätze und täglich etwa 1.000 Transporte. Die Aufgabe Der Hauptgrund für die Einführung des neuen Systems ("PSImetals WTM") war die Komplexität des Materialflusses nach der Erweiterung der Anlage. Das früher eingesetzte Softwaresystem, das nur Teile des Coillagers und der Transportmittel verwaltete, war nicht mehr ausreichend. Die Mitarbeiter mussten die Versorgung In September 2002 the software company PSI-BT AG in Berlin installed a new store and transport management system at the Alcan works in Nachterstedt. The plant is the largest producer of aluminium semis within the Alcan concern, especially for the automobile industry. The new system carries out in-plant stock movements and placements. This article describes the most important capabilities of the system and their effects on plant productivity. Fig. 1 shows an overall view of the plant with its most important equipment and transport routes. The plant is divided into three parts. The southern area accommodates several cutting units and the ramps for rail delivery of the coils. An automatic crane AK3 operates in this area. The central area contains two rolling lines. This area is served by an automatic crane AK1 and some manually operated cranes. The northern area contains the important continuous strip treatment plant (conti-unit) and several cutting units. Continuous operation of the conti-unit must be ensured, since unplanned stoppages at this point are very expensive. In this area transport is undertaken by an automatic crane AK2. Coil transport wagons (CTW) link the various crane tracks. The automatic coil transport wagons CTW4 and CTW5 link the tracks of the automatic cranes, which form the core of the transport network. In this area coils are moved frequently, often over long distances. There are over 1,500 storage locations and about 1,000 transport operations take place per day. The task The main reason for introducing the new system ("PSImetals WTM”) was the complexity of the material flow after the plant had been enlarged. The software system in use earlier, which managed only part of the coil store and transport means, was no longer sufficient. The workers themselves had to ensure that the working units were kept supplied. Once the coils had been found, they had to indicate the transport routes and all the operations for the cranes and coil wagons along those routes (either with the help of the computer system or simply by driver commands). Thus, conflicts between the requirements of the various production units were unavoidable. Accordingly, the management decided that the new system had to do more than just be a limited database for the information ("where is what?”) and an interface to the automatic cranes and coil transport wagons. In particular, it was clearly too elaborate and expensive to control the material flow, the supply and the management of the production units manually. Rather, the new system should take control of the transport operations and make appropriate decisions when transport means were unavailable. The new system PSImetals WTM is a computersupported store and transport Bild 1: Überblick der Anlage mit ihren wichtigsten Einrichtungen und Transportrouten Fig. 1: Overall view of the plant with its most important equipment and transport routes der Anlagen selbst sicherstellen. Nach dem Auffinden des Coils, hatten sie die Transportroute sowie alle Aufträge für die Krane und die Bunttransportwagen entlang der Route (entweder mit Hilfe des Rechnersystems oder einfach durch Aufforderung der Fahrer) anzugeben. Konflikte zwischen den Anforderungen der verschiedenen Produktionseinheiten waren so unvermeidbar. Das Management entschied deshalb, dass das neue System mehr leisten muss als nur eine beschränkte Datenbasis für die Information ("Wo ist was?") und eine Schnittstelle zu den Automatikkranen und den Bundtransportwagen. Es erschien insbesondere zu aufwändig, den Materialfluss, die Versorgung und die Disposition der Produktionsanlagen manuell zu betreuen. Vielmehr sollte das neue System die Steuerung des Transportnetzwerkes übernehmen, d.h. Auswählen der Transportrouten, Planen der Transporte, sinnvolle Entscheidungen beim Ausfall von Transportmitteln treffen. duktionsmanagementsystems speziell für die Anforderungen der Metallindustrie entwickelt worden. Dieses System, welches bereits in verschiedenen Projekten, zum Beispiel bei Corus in Belgien, eingesetzt und optimiert wurde, bildete die Basis für die Lösung in Nachterstedt. Das System ist übrigens nicht begrenzt auf die Aluminiumbranche und wird auch bei ThyssenKrupp Stahl oder Arcelor EKO GmbH benutzt. Der größte Teil des Wissens über die betrieblichen Abläufe ist in Form von benutzerdefinierten Regeln vorhanden und nicht fest programmiert. Es sind keine Programmierkenntnisse notwendig um die Regeln zu ändern – dies kann von der hierfür befugten Belegschaft ausgeführt werden. Dies betrifft zum Beispiel die Struktur der Lagerbereiche, des Transportnetzwerkes, Strategien zum Einlagern und zum Transportieren und andere. Insgesamt setzt sich das System aus den drei Teilsystemen "Lagerverwaltung", "Materialfluss" und "Transportverwaltung" zusammen. Das neue System Lagerverwaltung PSImetals WTM ist ein Computer gestütztes Lagerverwaltungs- und Transportmanagement-System und als Teil eines kompletten Pro- Das System verwaltet eine beliebige Anzahl von Lagerbereichen, wie benötigt. Das Krankoordinatensystem ermöglicht das automa- tische Verfolgen von Coilbewegungen. PSImetals WTM hat Kenntnis davon, dass ein Coil an Position A angehoben und danach an Position B abgelegt wurde. Mit dieser Information ist das System in der Lage, die Veränderung des Coils von Position A nach Position B in seiner Datenbank zu aktualisieren. Die anpassbaren Einlagerungsbeschränkungen helfen Lagerstrategien durchzusetzen. Zum Beispiel können Coils nach Kunden, Größe oder Gewicht, und anderen Kriterien gruppiert werden. Über 30 Arten von Regeln sind verfügbar. Zudem besitzt das System die Fähigkeiten, eine Inventur zu unterstützen und die Lagerbestandsmenge zu ermitteln. Materialflussverwaltung Das System bewältigt automatisch die Ver- und Entsorgung von Coils an den Produktionsanlagen. Die Coils werden in der richtigen Zeit und in der richtigen Reihenfolge geliefert. Sofern dies nicht geschieht, wird der Mitarbeiter frühzeitig benachrichtigt. Die Nachricht wird an das Betriebsdatenerfassungsystem (BDE) weitergeleitet und dort ausgegeben, da die BDE-Terminals hauptsächlich von den Mitarbeitern benutzt werden. Somit werden die Warnungen unmittelbar im BDE erkannt. Informationen, die den Produktionsplan betreffen, sind wesentlich für die automatische Coilversorgung. Diese Informationen werden nach jeder Änderung im Planungssystem an das System gesendet. Dieses generiert die Transportaufträge nach Maßgabe der Planung. Aber es kann noch mehr: Es prüft die aktuellen und die erwarteten Materialeigenschaften der Coils. Über eventuelle Differenzen kann festgestellt werden, dass das Coil noch nicht zur Verarbeitung freigegeben ist, in der Regel auf Grund von Problemen in vorhergehenden Produktionsstufen, die dem Planungssystem unbekannt sind. In solchen Fällen liefert das System das Coil nicht aus und generiert statt dessen unverzüglich eine management system specially developed as part of a complete production management system to suit the needs of the metal industry. This system, which has already been used and optimised in various projects, for example at Corus in Belgium, forms the basis for the solution in Nachterstedt. The system is not limited to the aluminium branch and is also used by ThyssenKrupp Stahl and Arcelor EKO GmbH. Most of the knowledge about the operational sequences is available in the form of user-defined rules and not fixed programs. No knowledge of programming is necessary to change the rules, which can be done by the employees assigned to the task. For example, this concerns the structure of the store area the transport network, storage and transport strategies, and other matters. Overall, the system consists of three parts, namely "store management”, "material flow” and "transport management”. Store management This system manages an arbitrary number of storage areas, as necessary. The crane coordinate system enables coil movements to be followed automatically. PSImetals WTM knows that a coil was taken up from position A and then deposited at position B. With this information the system can update the change in the coil’s position from A to B in its databank. The adaptable storage restrictions assist in applying storage strategies. For example, coils can be grouped according to customer, size, weight or other criteria. Over 30 types of rules are available. The system can also produce an inventory and determine quantities in stock. Material flow management The system automatically manages the movement of coils to and from the production units. The coils are delivered at the right time and in the correct sequence. When this cannot take place, the work- ers receive early warning. The warning report is passed on to the operating data capture (ODC) system and issued from there, because the ODC terminals are mainly used by the workers. Thus warnings are recognised directly in ODC. Information concerning the production plan is important for the automatic coil delivery system. This information is transmitted to the system whenever the plan is changed, so that transport operations can be defined in accordance with planning requirements. But the system can do still more: it tests the actual and expected material properties of the coil. Differences indicate that the coil has not yet been released for processing, as a rule because of problems in the previous production steps which are unknown to the planning system. In such cases the system does not deliver the coil and instead generates a warning without delay, so that operating personnel can intervene as necessary. The ODC system informs the system when a work step has been completed, updates the coil properties, and automatically authorises clearance transport. Thereupon, the destination position is determined on the basis of user-defined rules. Possible strategies include for example transport to the next store or storage close to the next production step. The system shortens transport times, since it generates commands in advance to transport coils close to their next processing step, using free transport capacities for this. Transport management The system supports both manual and automatic transport. In the first case it uses the interfaces for vehicle control. For automatic transport the vehicle is equipped with a wireless terminal, which displays the transport commands to the driver. The system controls transports, recognising the paths through the plant according to the user-defined rules. They can be generated automatically in accordance with the topography of the transport network and completed by the users (e.g. provided with priorities). It is easy to introduce new transport means. The system selects the transport path having regard to the momentary and future load distribution in the various parts of the plant. For example, it can decide whether to wait for an automatic crane which is occupied at the time, or instead to use a fork-lift. The system can re-check the transport routes or bring back the coil when transport cannot be continued. Automatic transport then begins again as soon as possible. The planning of time sequences is governed by priorities, which also take account of stocks ahead of the production units. Thus, no new material – even for the contiunit – is delivered when enough material for production is still available ahead of the production unit. Fig. 2 shows a transport operation from coil store A to the masking system of the system. The drive commands for the cranes, the coil movements along the transport path and their status are indicated in the lower part of the mask. The AK3 automatic crane has loaded the CTW vehicle. The CTW and the AK2 crane then receive movement commands at the same time. AK2 reaches the transfer point earlier and its task of unloading the CTW is suspended. Once the CTW has reached the transfer point, the system again commands the AK2 automatic crane to unload, and this is shown actually in progress. The task of the final transport means, namely the manually controlled crane K31, is also planned. Here it becomes clear that the system automatically covers the complete coordination of all transport means along the entire transport path. Other functions The system can be accessed at any point via mobile wireless termi- Bild 2: Transport vom Coillager A zur Anlage 1 auf dem Maskensystem des PSImetals WTM Fig. 2: Transport operation from coil store A to the masking system of the system Warnung, so dass das Bedienpersonal die Möglichkeit zum Eingreifen hat. Das BDE System benachrichtigt das System, wenn ein Arbeitsgang abgeschlossen wurde, aktualisiert die Coil-Eigenschaften und der Abtransport wird automatisch veranlasst. Daraufhin werden automatisch die Zielposition auf Basis der benutzerdefinierten Regeln ermittelt. Mögliche Strategien beinhalten zum Beispiel den Transport zum nächsten Lager oder das Einlagern nahe beim nächsten Produktionsschritt. Das System verringert die Transportzeiten, in dem es voraus Aufträge generiert, um Coils in die Nähe ihrer nächsten Fertigungsstufe zu transportieren und nutzt dabei freie Transportkapazitäten. Transportverwaltung Das System unterstützt manuelle und automatische Transporte. Im ersteren Fall benutzt es die Schnittstelle zur Fahrzeugsteuerung. Beim automatischen Transport ist das Fahrzeug mit einem drahtlosen Terminal ausgestattet, welches die Transportaufträge dem Fahrer anzeigt. Das System steuert die Transporte. Es kennt die Wege durch die Anlage entsprechend der benutzerdefinierten Regeln. Sie können entsprechend der Topologie des Transportnetzes automatisch generiert und von den Benutzern nachbearbeitet (z.B. mit Prioritäten versehen) werden. Es ist einfach ein neues Transportmittel einzuführen. Das System wählt den Transportweg unter Berücksichtigung der augenblicklichen und der zukünftigen Lastaufteilung an den Anlagenteilen. Es kann zum Beispiel entscheiden, ob es auf einen automatischen Kran wartet, der im Augenblick belegt ist, oder ob es statt dessen einen Gabelstapler benutzt. Das System kann die Transportroute erneut überprüfen oder das Coil zurückbringen, wenn der Transport nicht fortgesetzt werden kann. Der automatische Transport wird dann so früh wie möglich wieder neu gestartet. Die Planung des zeitlichen Ablaufs ist über Prioritäten gesteuert, wobei auch Bestände vor den Produktionsanlagen berücksichtigt werden. So wird kein neues Material - auch nicht für die Kontianlage - angeliefert, wenn noch genug Material für die Produktion vor der Anlage liegt. Bild 2 zeigt einen Transport vom Coillager A zur Anlage auf dem Maskensystem des Systems. Die Fahraufträge für die Krane, die Coilfähren entlang des Transportweges sowie ihr Status werden in der Tabelle im unteren Teil der Maske angezeigt. Der automatische Kran AK3 hat die BTW-Fähre beladen. Anschließend erhalten die Fähre und der Kran AK2 gleichzeitig Fahraufträge. AK2 erreicht den Übergabepunkt eher und sein Auftrag, die Fähre zu entladen, wird abgebrochen. Nachdem die Fähre den Übergabepunkt erreicht hat, beauftragt das System noch einmal den automatischen Kran AK2 mit der Entladung, und dieser Auftrag befindet sich aktuell in der Ausführung. Der Auftrag für das letzte Transportmittel, d.h. den manuell gesteuerten Kran K31, ist immer noch geplant. Hier wird deutlich, dass die komplette Koordination für alle Transportmittel entlang der Transportwege automatisch durch das System abgedeckt. Weitere Funktionalitäten Auf das System kann von jedem Punkt über mobile, drahtlose Terminals zugegriffen werden. Sie sind mit Scannern ausgestattet, um Fehler bei der Eingabe von Coilnummern, Position o. ä. zu vermeiden. Das System speichert die Historiendaten eines jeden Coils. Informationen, wer ein Coil transportiert hat und wann das geschah, können nützlich sein, wenn ein Coil gesucht wird. Systemarchitektur PSImetals WTM ist ein Client/Server System basierend auf einer Oracle Datenbank. Die Systemarchitektur ermöglicht Programmänderungen ohne das System herunterzufahren sowie ein Rechnerplattform unabhängiges System. Der Server in Nachterstedt ist eine IBM RS 6000. Die Benutzeroberfläche ist für Windows-PCs und drahtlose mobile Terminals verfügbar. PSImetals WTM hat eine Schnittstelle zum Planungssystem, über 15 BDE Systeme und über 20 Krane und Transportmittel. Eine Standardschnittstelle zu SAP/R3 wird bereitgestellt. nals. These are equipped with scanners to avoid errors in the input of coil numbers, positions or other data. The system stores the historical data of every coil. Information about who transported a coil and when, can be useful when searching for a coil. System architecture PSImetals WTM is a client/server system based on an Oracle databank. The system architecture enables program changes to be made without major interference and provides a system independent of the computer platform. The server in Nachterstedt is a IBM RS 6000. The user interface is available for Windows-PC and wireless mobile terminals.