Beispiele zum Gegendarstellungsrecht
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Beispiele zum Gegendarstellungsrecht
Personenrecht Ass.-Prof. Dr. R. Fankhauser Beispiele zum Gegendarstellungsrecht Akt. 23.09.09; 09:51 Pub. 19.09.09; 16:47 FC St. Gallen Die ganze Wahrheit im Ärztestreit von Lars Gansäuer Wildwest im Osten: Bislang sorgte der Ärztestreit beim FC St. Gallen nur für einige Randbemerkungen, doch nun kommt die ganze Wahrheit ans Licht: Intrigen, Grabenkämpfe und leere Versprechungen zu Lasten des Teams. FCSG-Abwehrchef Jiri Koubsky liess sich nicht von den Vereinsärzten sondern in seiner Heimat behandeln. (Bild. Keystone) Am 23. Juni gingen der FC St. Gallen und seine Vereinsärzte Dr. Hans-Ulrich Backes und Dr. Felix Buschor an die Presse. Auf einer Konferenz nahmen sie Stellung zu den Vorwürfen der Fehlbehandlungen und falschen Diagnosen. Sie hätten keine Fehler begangen, hiess es bereits damals. Der ehemalige Physiotherapeut Frank Arndt sieht das jedoch anders. 14 Ärzte und viele verschiedene Diagnosen Mittelfeldspieler Thomas Knöpfel besuchte innerhalb von wenigen Monaten nach eigenen HS 09 1 Angaben 14 verschiedene Ärzte und erhielt unterschiedliche Diagnosen. Hinzu kommen die konfus verlaufenen Therapien der langzeitverletzten Bernt Haas, Alex Tachie-Mensah und Adrian Winter. «Im Fall von Haas und Alex gibt es sogar einen unmittelbaren Zusammenhang von Behandlung und Karriereende», hält der ehemalige Physiotherapeut Frank Arndt gegenüber fcsg.info fest. «Alex Tachie-Mensah sollte noch am Abend seiner schweren Verletzung von Dr. Pierre Hofer (ein Vertrauensarzt der Spieler Winter, Lopar, Kollar, Costanzo und Weiteren; die Red.) am Fuss operiert werden, doch Hans-Ulrich Backes intervenierte und die OP musste verschoben werden. Für Alex' Fuss war das ein grosser Nachteil. Die Ärzte hätten ihre eigenen Interessen in Fällen wie diesen über den Erfolg gestellt.» Ärzte wehren sich «Wir stehen seit Jahren in der Kritik», gibt Dr. Hans-Ulrich Backes zu und stellt klar: «Wir haben in den vergangenen zwölf Jahren keine schwerwiegende Fehldiagnose gestellt. Zudem sind zahlreiche Operationen von Ärzten durchgeführt worden, die nicht mit dem FC St. Gallen zusammenarbeiten.» Der zweite Vereinsrzt, Dr. Felix Buschor, erklärte: «Eine Vertrauensbasis kann doch nur entstehen, wenn alle Beteiligten hinter ihren Ärzten stehen. Das betrifft sowohl die Masseure und Physiotherapeuten, aber beispielsweise auch ein Trainer Uli Forte.» Nur so könne Vertrauen entstehen. «Und ich möchte festhalten, dass in medizinischer Hinsicht nichts falsch gelaufen ist und kein gröberer Fehler passiert ist - kein Einziger.» Trotz der Erklärungsversuche hat seither kaum mehr ein Spieler Vertrauen in das Ärzteteam: Jiri Koubsky liess sich in seiner tschechischen Heimat behandeln, Davide Callà ging mit seinem kaputten Kreuzband nach Zürich und Trainer Uli Forte empfahl den Spielern schon bei seinem Amtsantritt einen externen Arzt, mit dem er schon beim FC Will zusammenarbeitete. Via Klubarzt zum eigenen Arzt Vereinsboss Michael Hüppi sieht die Problematik aber auch bei den Spielern, die sich bei ihrer Arztwahl allzu frei gezeigt haben, ohne die Vereinsärzte zu informieren oder dann den zugewiesenen Arzt aufzusuchen: «Es gibt gewisse Dienstwege und Weisungen im Umgang mit Verletzungen und diese müssen einfach eingehalten werden», so der Clubchef: «Es sind langjährige, erfahrene Ärzte - und das vertrauen wird auch wieder kommen, wenn sich die Wogen wieder geglättet sind. Es sagt ja niemand, dass die freie Arztwahl eingeschränkt werden soll, sondern die Spieler sollen einfach via Klubarzt zu ihrem eigenen Arzt gehen.» Der ehemalige FCSG-Physio packt aus «Was die beiden machen, hat mit Sportmedizin nichts zu tun», erklärte der St. Galler Physiotherapeut Frank Arndt. «Bei Zerrungen drei Wochen Pause, Voltaren und FlectorPflaster zu verschreiben, ist Steinzeit», hält er fest und fügt an: «Thomas Weller hat vier Tage nach einem von Hans-Ulrich Backes diagnostizierten Muskelriss bei einem Auswärtsspiel in Sion ein Tor gemacht und einen Corner direkt verwandelt.» Trotz oder vor allem wegen der knappen finanziellen Mittel stellte Vereinsarzt Dr. Backes einen fusballunerfahrenen Masseur (Mengesha Feyesha) an und ergänzte zudem das Team mit einem Sport-Masseur in 20-Prozent-Anstellung (Roland Mastel). «Zu wenig», wie Arndt festhält. «Meine durchschnittliche Wochenarbeitszeit betrug bereits rund 80 Stunden. In dieser Zeit musste ich nun auch noch Herrn Feyesha in die Fussballarbeit einführen. Herr Mastel HS 09 2 zeigte grosses Engagement und unterstützte mich so oft es ging, doch er kam dadurch auch auf eine fast 100 prozentige Tätigkeit.» Grabenkämpfe, Intrigen und Egoismus Nach dem Abstieg und gegenseitigen Schuldzuweisungen drängte Dr. Backes dann auf Entlassungen, die Uli Forte jedoch zumindest teilweise verhindern beziehungsweise wieder rückgängig machen konnte. Fortan arbeitete das Physioteam dann ohne Arbeitsverträge weiter, dafür aber mit viel Gegenwind der im Machtkampf unterlegenen Ärzte. Von Vereinsseite gab es dann erst im Januar 2009 «Billigverträge», doch die zugesagten Aufstiegsprämien wurden bis zum 22. Juli nicht ausbezahlt. Der damalige Sportchef Fredy Strasser habe die Prämie versprochen und eine weitere Festanstellung für den reaktivierten Marc Flammer zugesagt, so Arndt im Juli zu Vereinspräsident Michael Hüppi in einem E-Mail, das der Fanseite vollumfänglich vorliegt. Zudem habe, so Arndt, Physiotherapeut Armend Avdili weiterhin eine 60 Stunden-Wochen und dennoch wird er monatelang bei der Frage nach einem angemessenen Lohn von Herrn Strasser abgewimmelt und bekommt zu hören, dass man froh sein könne, hier arbeiten zu dürfen. Seit Ende Mai arbeite Avdili ohne Vertrag und müsse jeweils Gesuche stellen, um seinen Lohn zu erhalten, hielt Frank Arndt in seinem Mail vom 22. Juli fest. Arndt zog bereits seine Konsequenzen Zum 1. September gab Frank Arndt dann seinen Rücktritt, weil er mit der Situation überfordert und der «permanent beleidigenden und diskreditierenden» Kontakten mit den Vereinsärzten überdrüssig ist. Vereinsleitung reagiert mit einer «Null-Lösung» Betroffen von diesem Dauerkrieg sind jedoch Unbeteiligte, allen voran die Spieler. Doch eine Besserung ist nicht in Sicht, denn nach wie vor ist die Situation teilweise ungeklärt und konfus. Auf einer Pressekonferenz reagierte der FC St. Gallen und präsentierte eine Lösung in Form einer Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital St. Gallen und versetzte die involvierten Ärzte in die U21. In den Augen von Arndt bringt diese Änderung aber herzlich wenig. «Was nützen schon etliche Ärzte, wenn man weiterhin keinen Physio und nur einen unterbezahlten Masseur angestellt hat?» Mitarbeit: Marco Latzer HS 09 3 Akt. 22.09.09; 11:59 Pub. 22.09.09; 11:59 Gegendarstellung «Es gibt keinen unmittelbaren Zusammenhang» In der folgenden Gegendarstellung zum Artikel «Die ganze Wahrheit im Ärztestreit» von 20 Minuten Online gehen die verantwortlichen Clubärzte des FC St. Gallen auf die Vorwürfe ein. Jiri Koubsky wurde auch in der Hirslandenklinik operiert. «Im Artikel wird behauptet, dass sich der FCSG-Abwehrchef Jiri Koubsky nicht von den Vereinsärzten behandeln liess. Dies entspricht nicht den Tatsachen. Ein Leistenbruch wurde zwar erfolglos in Tschechien operiert, doch die entscheidende Operation des Hüftgelenks, nach der er nach längerer Rehabilitationszeit wieder voll spielfähig war, wurde – wie übrigens auch bei David Marazzi - von der Orthopädie am Rosenberg in der Hirslandenklinik am Rosenberg in Heiden durchgeführt. Bernt Haas Beim Fall Haas besteht in keiner Art und Weise ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Behandlung durch die Clubärzte und Karriereende, wie der Artikel suggeriert, da sämtliche Leiden bei ihm vorbestehend waren (alle Knie-Operationen auswärts durchgeführt) oder frühzeitig diagnostiziert und behandelt wurden. Er liess sich übrigens auch die gerissene Achillessehne von Dr. Buschor erfolgreich in der Hirslandenklinik in Heiden operieren. HS 09 4 Alex Tachie-Mensah In der Unfallnacht von Alex Tachie-Mensah wurde vom Clubarzt in einem nächtlichen Auftrag an die Sanitätsnotrufzentrale 144 ein Patiententransport von Zürich in die Klinik am Rosenberg in Heiden organisiert, welcher ohne Wissen des Clubarzts in die Klinik Stephanshorn umgeleitet wurde. Letztlich kam der Spieler (auch auf seinen eigenen Wunsch hin) dann doch nach Heiden, wo die Verletzung nach modernen medizinischen Richtlinien behandelt wurde. Schuld am Karrierenende war die rüde Attacke eines gegnerischen Spielers, die zur schwersten Verletzung einer ausgerenkten Knöchelfraktur mit schwerem Knorpelschaden geführt hatte. Thomas Weller Vom im Artikel zitierten Vorwurf der «steinzeitlichen Sportmedizin» kann keine Rede sein. Bei der 13-jährigen Tätigkeit der Clubärzte (ohne Entschädigung, aber mit viel Herzblut und Aufwand) lag immer die Sorge um die Gesundheit der Spieler im Vordergrund, deshalb dauerte vielleicht einmal die Rehabilitation einer Muskelverletzung drei statt nur eine Woche, dafür gab es dann auch keine Rückfälle. Im erwähnten Fall von Thomas Weller vergingen genau 16 Tage von einer diagnostizierten Zerrung resp. Muskelfaserriss bis zum Spiel in Sion. Es stimmt also weder die Diagnose Muskelriss noch das geschossene Tor vier Tage nach der Diagnose. Frank Arndt Der Rücktritt von Frank Arndt war für ihn schon im Juni 2009 klar, denn er verlangte per SMS am 10. Juni aus Bulgarien ein Zwischenzeugnis für seine Arbeit beim FC St. Gallen, also lange vor der Entscheidung bezüglich des Ärzteteams.» Dr. med. Hans-Ulrich Backes und Dr. med. Felix Buschor HS 09 5 Was Polanski von Mobutu unterscheidet Von Hubert Mooser. Aktualisiert am 29.09.2009 Beim Regisseur Roman Polanski zeigte sich die Schweiz gnadenlos. Wenn es um blutrünstige Diktatoren, Kriegsverbrecher und bekannte Kriminelle geht, drücken die Polizeibehörden gerne beide Augen zu. Von den Bundesbehörden wohlgelitten: Zaires Diktator Mobutu Sese Seko und Bundesrat Pierre Aubert im Jahr 1983. Wäre die Schweiz tatsächlich so konsequent, wie dies Justizministerin Eveline WidmerSchlumpf nach der Verhaftung Polanskis versicherte, dann hätte sie auch schon früher in anderen Fällen hart durchgreifen müssen. Das tat man aber nicht. Der Zuger Rohstoffhändler Marc Rich wurde jahrelang von der US-Justiz strafrechtlich gejagt. Er war aus Furcht vor einer strafrechtlichen Verfolgung unter anderem wegen Steuerhinterziehung, illegalen Ölhandels mit dem Iran und organisierter Kriminalität 1984 in die Schweiz geflohen. Es gab zwar ein Rechtshilfegesuch der Amerikaner, dieses blieb aber wirkungslos. Die Bundesbehörden halfen damals sogar mit, die Firmenunterlagen von Marc Rich vor dem Zugriff der US-Strafbehörden in Sicherheit zu bringen. Der frühere US-Präsident Bill Clinton begnadigte Rich 2001. HS 09 6 Witwe von Kriegsverbrecher Arkan Wieso hat man von Justizministerin Widmer-Schlumpf oder Aussenministerin Micheline Calmy-Rey im letzten Jahr nichts gehört, als die Gattin des bekannten serbischen Kriegsverbrechers Arkan für ein Konzert in die Schweiz kam? Ceca Raznatovic werden enge Beziehungen zum Kriegsverbrecher-Milieu ihres getöteten Ehemannes nachgesagt. Sie soll vor Jahren auch den Transport einer grossen Ladung kolumbianischen Kokains für den EU-Rauschgiftmarkt organisiert haben. Deswegen wurde sie von Mazedonien mit internationalem Haftbefehl gesucht. Die Berner Nationalrätin Evi Allemann verlangte vergeblich eine Einreisesperre. Zigarettenschmuggler hatten nichts zu befürchten Gegen Ende der Neunzigerjahre machte die EU publik, dass die Schweiz international gesuchten Zigarettenschmugglern Unterschlupf gewährt. Gerardo Cuomo wirkte fast zehn Jahre in Lugano als Direktor der Handelsgesellschaft Maxim, die den Schmuggelmarkt mit Zigaretten belieferte - völlig legal und mit Erlaubnis der Tessiner Behörden. Und sogar als in Italien gegen Cuomo ermittelt wurde, erhielt er seine Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung noch verlängert. Die Rechtshilfegesuche wurden samt und sonders abgelehnt. Erst nachdem die EU die Schweiz international an den Pranger stellte und den Druck erhöhte, bewegte sich die Justiz gegen Cuomo. Drahtzieher der Drogenmafia lebte in Sion Ein Mitglied der legendären «French Connection», Maurice Schoch, versteckte sich jahrelang in Sion und wohnte fast gegenüber der Walliser Kantonspolizei. Der Drogenring sorgte in den Siebzigerjahren weltweit für Aufsehen und wurde später mit Gene Hackmann in der Hauptrolle verfilmt. Offenbar war die Walliser Polizei über Schochs Anwesenheit informiert. Weshalb sie nichts unternahm und ob der Drogendealer von oben gedeckt wurde, ist bis heute nicht ganz klar. Bekannt wurde sein Aufenthaltsort, nachdem er in Mannheim bei einem Drogendeal einen Polizeibeamten erschoss. Ein sicherer Hort für Despoten aller Länder In der Schweiz lebten nicht nur international bekannte Kriminelle, sondern auch blutrünstige Despoten wie zum Beispiel Zaires Diktator Mobutu. 1996 wurde ihm die Einreise erlaubt, obwohl die Stadt Lausanne und der Kanton beim Bund heftig protestierten. Er liess sich im Luxushotel Beau-Rivage-Palace nieder. Während er in Lausanne mit seinem Hofstaat Millionen verprasste, hungerte sein Volk. Kriminelle, Kriegsverbrecher, Diktatoren, Steuerbetrüger – all diesen bot die Schweiz in den vergangenen Jahrzehnten Schutz. Weil es politisch opportun war - und den Banken wohl bekam. (bazonline.ch/Newsnetz) Erstellt: 29.09.2009, 23:31 Uhr HS 09 7 Gegendarstellung: «Was Polanski von Mobutu unterscheidet» Aktualisiert am 15.10.2009 Das Anwaltsbüro, das die Interessen von Marc Rich vertritt, möchte die folgende Gegendarstellung publizieren. Die im Artikel «Was Polanski von Mobutu unterscheidet» vom 29. September vorgenommene Gleichstellung der Fälle «Polanski» und «Rich» weisen wir in aller Form zurück. In den USA wurde 1983 ein Verfahren gegen Marc Rich wegen angeblicher Steuervergehen eingeleitet, jedoch nie ein Prozess hierzu durchgeführt und March Rich entsprechend nie verurteilt. 2001 wurde er durch Präsident Clinton begnadigt, der sagte, dass er die Anklage als ungerechtfertigt betrachte und die Angelegenheit zivil- und nicht strafrechtlich hätte erledigt werden müssen («New York Times», 20. Februar 2001). Der Sachverhalt, welcher Marc Rich von der US-Justiz vorgeworfen wurde, war nicht auslieferungsfähig, weshalb das Auslieferungsbegehren abgewiesen und von den USA nie erneuert wurde. Marc Rich hatte damals und seither Wohnsitz in der Schweiz. (bazonline.ch/Newsnetz) Erstellt: 15.10.2009, 10:50 Uhr HS 09 8