Information - Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
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Information - Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
Pressemitteilung Neugestaltung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel Von 2014 bis voraussichtlich 2017 wird die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel unter Leitung der Historikerin Martina Staats neugestaltet. Zur Gesamtmaßnahme gehören die Sicherung der baulichen Zeugnisse und eine Umgestaltung der ehemaligen Hinrichtungsstätte als Großexponat und Gedenkort, ein Neubau mit einer neuen Dauerausstellung sowie ein multimedialer Lernraum. „Für die Stiftung und für die Gedenkstätte ist das ein sehr großer Erfolg und ein unverzichtbarer Schritt, um der nationalen und internationalen Bedeutung dieses Ortes gerecht zu werden“, so der Geschäftsführer der Stiftung, Dr. Habbo Knoch. Möglich wird die Neugestaltung durch Mittel des Landes Niedersachsen im Umfang von 2,5 Millionen Euro und eine Förderungszusage der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien zunächst für das erste Teilprojekt. Spätestens im Sommer 2014 kann mit der Umsetzung der Neugestaltung begonnen werden. Eine internationale Expertenkommission unter dem Vorsitz von Frau Prof. Dr. Inge Marszolek (Bremen) hat das Konzept der Neugestaltung intensiv beraten und seine Umsetzung empfohlen. Seit 1990 erinnert die Gedenkstätte innerhalb der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel an die Opfer der nationalsozialistischen Justizverbrechen. Die ehemalige Hinrichtungsstätte als Gedenkort und die historischen Zellenbereiche zeugen vom mörderischen Wirken von Juristen, der Verwaltung und ihren Unterstützern zwischen 1933 und 1945, die zur Vollstreckung von mehr als 600 Todesurteilen führten. Zwei Wand- bzw. Tafelausstellungen von 1990 und 1999 dokumentieren derzeit Aspekte dieses Geschehens. Mit der Neugestaltung wird ein Ensemble historischer Orte hinsichtlich ihrer Nutzung in der NS-Zeit baugeschichtlich zusammenhängend erschlossen und, zum Beispiel unter Berücksichtigung von möglichen Wandinschriften, als wichtigstes Exponat der Gedenkstätte besser zugänglich gemacht und erläutert. Die ehemalige Hinrichtungsstätte soll unter Erweiterung auf das gesamte Erd- und Obergeschoss des Gebäudes als Gedenkraum und Großexponat gesichert, saniert und neu gestaltet werden. Die dort vorhandene Ausstellung wird durch eine gezielte Kommentierung des historischen Ortes ersetzt. Eine ehemalige Todeszelle in einem historischen Haftraumgebäude soll zugänglich gemacht werden. Im Bereich der ehemaligen Haftzellen, die bereits jetzt durch die Gedenkstätte genutzt werden, ist ein multimedialer Themen- und Vertiefungsbereich für Schüler- und Fachgruppen vorgesehen. Die Gedenkstätte soll zudem leichter erreicht werden können. Dazu ist ein Neubau auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt geplant, der Sichtbeziehungen zu wesentlichen historischen Orte des Gefängnisses eröffnet. Im Neubau wird eine moderne Dauerausstellung den Ort historisch erschließen und einordnen. Hier sind drei Themenschwerpunkte geplant: der Verlust und die Zerstörung von normativen und moralischen Grundlagen des Rechtsstaats und der Justiz von der Weimarer Republik im Zuge der Etablierung des NS-Staats; die Dynamik und Praxis der Entrechtung unter Mitwirkung der Justiz nach 1933; die Radikalisierung der Justiz mit der Herrschafts- und Verfolgungspolitik während des Zweiten Weltkriegs. In die Dauerausstellung und die Schwerpunktangebote des multimedialen Lernraums werden neue Quellen und Erkenntnisse eingearbeitet sowie zusätzliche Themen und Perspektiven ergänzt. So sind neben den Themen „Erbgesundheit“ oder Militärjustiz auch die Nutzung nach dem Krieg, insbesondere die Vollstreckung von Todesurteilen durch die britischen Militärbehörden und die Inhaftierung von verurteilten Kommunisten in den 1950er Jahren, neu zu berücksichtigen. Ein wichtiges zusätzliches Thema wird auch der Umgang mit den Juristen und der Justiz im Nationalsozialismus nach 1945 sein. Die Art der Präsentation soll die eigene Auseinandersetzung der Besucher anregen sowie zeit- und zielgruppengemäße didaktische Angebote beinhalten. Dazu ist auch eine innovative, webbasierte Lernund Informationsstruktur vorgesehen, die den historischen Ort in eine umfassende individuelle, schulische oder fachliche Bildungskette einbindet. Nach Abschluss der Planungen für die erste Projektphase wird im Sommer mit der Sanierung der Hinrichtungsstätte und dem multimedialen Lernraum begonnen. In der zweiten Phase folgen ab 2015/16 der Neubau und die neue Dauerausstellung. Begleitend wird das pädagogische Konzept der Gedenkstätte vertieft und erweitert. „2017 wollen wir das Gesamtkonzept umgesetzt haben, wenn alle benötigten Mittel bereitgestellt werden“, so Martina Staats. „Machbar wird dieses Projekt aber nur dank der großen Kooperationsbereitschaft der Anstaltsleitung und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Kontakt Stephanie Billib Stiftung niedersächsische Gedenkstätten Kommunikation und Entwicklung 05141 - 9 33 55-14 [email protected]