Eröffnung des Regionalbüros Hamburg im Rahmen der Initiative
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Eröffnung des Regionalbüros Hamburg im Rahmen der Initiative
Eröffnung des Regionalbüros Hamburg im Rahmen der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft am 7. Mai 2010, Medienbunker, Hamburg Rede Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, Abteilungsleiterin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Anrede, ich begrüße Sie herzlich im Namen von Staatsminister Bernd Neumann und im Namen der Bundesregierung zur zweiten Regionalkonferenz der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft hier im Hamburger Medienbunker. Wir werden in diesem Jahr sukzessive die bundesweit acht Regionalbüros des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft im Rahmen von Tagungen öffentlich vorstellen – und wir suchen dafür immer Orte aus, die für die Vielfalt der Branche stehen. Der Medienbunker mit seiner regen und bunten Mischung von Kreativen ist so ein idealer Ort. Dazu kommt, dass ganz in der Nähe, im Musikhaus Karostar, Herr Lemloh, der Leiter des Regionalbüros, Beratungsstunden anbieten wird. Lieber Herr Lemloh, ich begrüße Sie ganz herzlich! Vor etwas über einer Woche (am 26. April) waren Sie in Berlin, bei einem Treffen von Staatsminister Neumann mit den Leitern aller acht Regionalbüros und des Kompetenzzentrums in Eschborn im Bundeskanzleramt. Mir ist berichtet worden, dass dies ein sehr interessantes Gespräch war, alle Leiter sind hoch motiviert. Ich bin mir mit Staatsministern Neumann sicher, dass die Kulturwirtschaft in Deutschland durch die Beratungsstellen viel Auftrieb bekommen wird! Meine Damen und Herren, Hamburg zählt neben Berlin national wie international zu den führenden Standorten der Kulturund Kulturwirtschaft. Diese Branche ist auch in Hamburg ein Wachstumssektor, der hier fast 5 Prozent des Gesamtumsatzes und rund 64.000 Erwerbstätigen Arbeit und Einkommen bringt. Hamburg verfügt über eine höchst lebendige Kulturszene und eine Vielzahl bedeutender Theater, Museen und Musikclubs. 2 Hier leben und arbeiten knapp 10.000 selbständige Künstler. Von großer kulturwirtschaftlicher Bedeutung ist auch die traditionsreiche Stiftertradition der Freien und Hansestadt. Fast 1000 Stiftungen zeugen von einem regen und starken Bürgersinn, der auch der Kultur und den Kreativen zugute kommt. All das zeigt: Hamburg ist ein – wie man neudeutsch sagt – kulturwirtschaftlicher „Cluster“ der Republik. Der Hamburger Senat hat die Bedeutung der Kulturwirtschaft erkannt und unterstützt ihre Entwicklung nach Kräften. Jüngster Beleg dafür ist die Einrichtung der Hamburg Kreativ Gesellschaft, auf die Sie, sehr verehrte Frau Senatorin, sicherlich noch näher eingehen werden. In Hamburg hat man erkannt, dass in der Beziehung von Kultur und Wirtschaft kein Widerspruch, sondern eine Chance liegt. Kultur und Wirtschaft sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Löst man diese Medaille ein, erhält man dafür faszinierende Kunstwerke und kulturelle Erzeugnisse, die die ganze Gesellschaft bereichern. Doch dabei dürfen wir nicht vergessen: Kunst ist immer zuerst Selbstzweck, sie ist frei und primär nicht ökonomisch orientiert. Darum kostet sie der öffentlichen Hand Geld und muss es auch. Dieses Geld ist gut angelegt; die Förderung von Kunst und Kultur ist keine Subvention, sondern eine Investition in die Zukunft unseres Landes. Kunst und Kultur vermitteln wesentliche Werte, auf denen unsere Gesellschaft aufbaut. Öffentliche Kulturförderung ist die Grundlage des kulturellen Reichtums unseres Landes und letztlich auch die Quelle seines enormen kreativen Potenzials. Mit Einschnitten in den Kulturetats werden keine Haushalte saniert, dafür aber auf lange Sicht irreparable Schäden angerichtet. Bundesregierung und Bundestag haben deshalb den Kulturhaushalt des Bundes in diesem Jahr erneut erhöht, und zwar zum sechsten Mal hintereinander. Ein starkes Signal auch in Richtung Länder und Kommunen! 2 3 Aber Kultur kostet nicht nur Geld, sondern die Kultur- und Kreativwirtschaft ist mittlerweile zu einem wichtigen Wirtschaftsmotor geworden. Sie ist eine der wenigen Wachstumsbranchen, die wir noch haben. Mit über einer Million Erwerbstätigen in 238.000 Unternehmen hat sie 2008 in Deutschland einen Umsatz von 132 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt beträgt 2,6%, das ist bedeutend höher als der Anteil der Chemischen Industrie und liegt nur kurz hinter der Automobilindustrie mit 3,1%. Dies sind beeindruckende Zahlen. Andererseits weiß ich, dass Kreative häufig zu den Geringverdienern zählen. Nur wenige können sich gut am Markt behaupten, viele leben am unteren Ende der Einkommensskala. Kulturstaatsminister Neumann sieht sich als Anwalt der Kreativen und Kulturschaffenden und hat sich daher in der Vergangenheit immer wieder vehement für ihre Rechte und ihre soziale Sicherung – sei es beim Urheberrecht oder bei der Stärkung der Künstlersozialkasse – eingesetzt. Wir werden dies auch weiterhin tun! Der „Arme Poet“ hat zwar als „Spitzweg“-Idyll seinen Reiz – als Lebensmodell für Kreative aber kann er kein Vorbild sein. Es war dieses Spannungsverhältnis zwischen den enormen Potenzialen für Wachstum und Beschäftigung und den zugleich oft schwierigen finanziellen Verhältnissen in der Kultur- und Kreativwirtschaft, die den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und den Bundeswirtschaftsminister Ende 2007 bewogen haben, die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft auf den Weg zu bringen. Inzwischen können wir auf gut zwei Jahre erfolgreicher Kooperation von Wirtschafts- und Kulturpolitik zurückblicken, die sich zum Ziel gesetzt hat, diese wichtige Zukunftsbranche Deutschlands gemeinsam zu stärken. Bei einem so jungen und gleichzeitig so vielfältigen Bereich wie der Kultur- und Kreativwirtschaft müssen allerdings die Bedürfnisse erst einmal ausgelotet werden. Darum haben wir in der ersten Phase intensive Dialoge mit den elf kulturwirtschaftlichen Teilbranchen geführt. Diese Branchenhearings – ich selbst konnte an einigen von ihnen teilnehmen – waren sehr erfolgreich. 3 4 Und so konnte Staatsministern Neumann es durchsetzen, dass die Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft ein wichtiger Punkt auch im Koalitionsvertrag wurde. Darin heißt es: „Die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft wird fortgeführt und weiter ausgebaut.“ Wir sind heute hier, weil die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft nun in eine neue, konkrete Phase eintritt. Mit dem Aufbau des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft in Eschborn und seiner acht Regionalbüros, die alle Bundesländer abdecken, erhalten gewerblich tätige Künstler und Kulturschaffende erstmals eine eigene Anlaufstelle für Fördermöglichkeiten auf Bundesebene. Ihre Aufgabe ist es, Kulturbetriebe, kulturwirtschaftlich tätige Künstler und Kulturschaffende individuell auf ihrem Weg zu wirtschaftlichem Erfolg zu unterstützen. Die Zusammenarbeit mit externen Spezialisten, Branchenkennern und Netzwerkpartnern ist dabei integraler Bestandteil des Konzepts. Dazu gehört es auch, die Arbeit des Regionalbüros mit den örtlichen Industrie- und Handelskammern zu verknüpfen. Mit dem Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft und seinen Regionalbüros bauen wir also keine Doppelstrukturen zu den vorhandenen Einrichtungen in den Ländern auf. Im Gegenteil: Wir vernetzen die Initiativen des Bundes mit den Landesstellen, stimmen uns ab und verstärken damit den Effekt unseres gemeinsamen Einsatzes für die Kulturwirtschaft. Meine Damen und Herren, das mit der heutigen Veranstaltung eröffnete Regionalbüro wird den kulturwirtschaftlichen Aktivitäten der Länder Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Auftrieb geben – so unterschiedlich sie auch sind. Ich erhoffe mir auch starke Synergieeffekte für alle drei Länder. Herrn Lemloh, unserem „Mann vor Ort“, wünsche ich alles Gute und viel Erfolg bei seiner Arbeit. Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, wünsche ich noch einen interessanten kulturwirtschaftlichen Nachmittag. 4