Die Konstruktion und Instrumentalisierung von Identität und
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Die Konstruktion und Instrumentalisierung von Identität und
AIPA 2/2014 Arbeitspapiere zur Internationalen Politik und Außenpolitik Michaela Zimmermann Die Konstruktion und Instrumentalisierung von Identität und Geschlecht im War on Terror Lehrstuhl Internationale Politik Universität zu Köln ISSN 1611-0072 AIPA 2/2014 Arbeitspapiere zur Internationalen Politik und Außenpolitik Michaela Zimmermann Die Konstruktion und Instrumentalisierung von Identität und Geschlecht im War on Terror ISSN 1611-0072 Lehrstuhl Internationale Politik Universität zu Köln, Gottfried-Keller-Str. 6, 50931 Köln Redaktionelle Bearbeitung: Linda Kramer und Laura Lemmer Köln 2014 Abstract In dieser Arbeit wird geprüft, wie die Geschlechterbilder im Zusammenhang mit kollektiven Identitätskonstruktionen eine zentrale symbolische Ressource darstellen. Dazu zählen die sozial konstruierten Vorstellungen über Männlichkeit und Weiblichkeit sowie die damit einhergehenden Erwartungen und das daraus resultierende geschlechtsspezifische Verhalten. Am Beispiel des War on Terror und der Operation Enduring Freedom in Afghanistan 2001 wird gezeigt, wie die US-Regierung unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush gezielt Identitäten und insbesondere Geschlechterrollen konstruiert und zu ihrem Zweck – die Mobilisierung von Verbündeten und die Legitimation des Einsatzes – instrumentalisiert hat. Eine inhaltsanalytische Untersuchung der verschiedenen Darstellungen von Identität und Geschlecht seitens des Weißen Hauses erklärt, wie die Rekonstruktion von Deutungsmustern, das politische Handeln angeleitet beziehungsweise gerechtfertigt hat. Michaela Zimmermann hat Politikwissenschaft an der Universität zu Köln und der Philipps-Universität Marburg studiert. Kontakt: [email protected]. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ............................................................................................................................... 5 2. Theoretischer und begrifflicher Rahmen ......................................................................... 3 2.1. Fragestellung und Forschungsmethode ................................................................. 3 2.2. Das Konzept des homo sociologicus ....................................................................... 6 2.3. Der Doing-Gender-Ansatz ........................................................................................ 8 3. Forschungsfeld: Konflikt, Identität und Geschlecht...................................................... 9 3.1. Der Einzug von Geschlecht in die Friedens- und Konfliktforschung................. 13 3.2. Militär und Geschlecht ............................................................................................ 15 3.3. Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe .................................................................... 17 4. Die Konstruktion von Geschlechterrollen ..................................................................... 19 4.1. Frieden und Weiblichkeit ........................................................................................ 19 4.2. Krieg und Männlichkeit .......................................................................................... 23 4.3. Sind Geschlechterrollen veränderbar? .................................................................. 25 5. War on Terror - Hintergründe und Akteure ................................................................... 26 5.1. Die Beziehungen zwischen den USA und den Taliban ...................................... 26 5.2. Die Situation der Frauen in Afghanistan unter den Taliban.............................. 28 5.3. Die Operation Enduring Freedom (OEF)................................................................. 30 5.4. Embedded media: Die Rolle der Medien .................................................................. 32 5.5. Embedded feminism: Die Instrumentalisierung von Frauenrechten .................... 34 5.6. Die Rolle der US-amerikanischen Frauenbewegung .......................................... 37 6. Analyse: Die Konstruktion und Instrumentalisierung von Identität und Geschlecht im War on Terror ................................................................................................ 39 6.1. Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring....................................................... 39 6.2. Analyseergebnisse: Faktor Eigenidentität .............................................................. 42 6.3. Analyseergebnisse: Faktor Fremdidentität ............................................................. 45 6.4. Analyseergebnisse: Faktor Geschlechtliche Implikationen ..................................... 51 7. Die Auswirkungen des War on Terror ............................................................................ 57 7.1. Diskussion der Analyseergebnisse ........................................................................ 57 7.2. Die Auswirkungen auf die Lage der Frauen in Afghanistan............................. 61 7.3. Ausblick: Ein Krieg ohne Ende .............................................................................. 64 8. Literaturverzeichnis ............................................................................................................ 67 Die Konstruktion und Instrumentalisierung von Identität und Geschlecht im War on Terror 1. Einleitung Am 20. September 2001 eröffnete der damalige US-Präsident George W. Bush in seiner Rede vor dem US-Kongress den War on Terror1 mit den Worten: Our war on terror begins with Al Qaida, but it does not end there. It will not end until every terrorist group of global reach has been found, stopped, and defeated (Bush 2001g). Auslöser waren die Terroranschläge vom 11. September 2001. Die Attentäter hatten damals mehrere Passagierflugzeuge entführt und auf das World Trade Center in New York sowie das Pentagon in Washington gelenkt. Zu den Anschlägen bekannte sich Al-Qaida, ein Terrornetzwerk, das in Afghanistan mit Unterstützung der Taliban zahlreiche Ausbildungslager unterhielt (Nachtigall 2012, S. 9). Unzählige Forschungsarbeiten beschäftigen sich seither mit der Entstehung, der Entwicklung und den Auswirkungen des islamistischen Terrorismus und dem internationalen Kampf für seine Eindämmung. Bei den Akteuren, die in diesem Zusammenhang von der Wissenschaft beleuchtet werden, handelt es sich um Staaten, Regierungen, Militär sowie internationale Organisationen und die Terrorgruppen selbst. Frauen oder die Bedeutung von Geschlecht spielen bei diesen Untersuchungen nur selten eine Rolle. Wenn Frauen sichtbar werden, dann meist als Mütter von gefallenen Soldaten, Opfer von repressiven Diktatoren oder arme 1 In Deutschland ist die gängige Bezeichnung Kampf gegen den Terrorismus oder auch Anti-TerrorKampf. Im Folgenden wird die Kursivschreibweise nicht als Mittel zur Hervorhebung verwendet, sondern um konstruierte und dadurch mit einer besonderen Bedeutung versehene Begriffe sichtbar zu machen. Zusätzlich werden englische Begriffe sowie Titel von Werken und Zeitschriften kursiv gesetzt. 2 Identität und Geschlecht im War on Terror Witwen, die nach Ende des Krieges um ihre Existenz fürchten (Klaus und Kassel 2008, S. 267). Doch gewaltförmige Konflikte werden auf geschlechtsspezifischem Terrain konstruiert, geführt und legitimiert. Angesichts der fortwährenden Aktualität und der aus feministischer Perspektive offensichtlichen Notwendigkeit zum Anti-Terror-Kampf Stellung zu beziehen, hat sich in der englischsprachigen Forschung eine regsame Debatte entwickelt. Zudem hat sich in der feministischen Diskussion auch eine politische Konfrontationslinie herausgebildet, denn ebenso wenig wie Frauen ausschließlich Opfer von kriegerischer und terroristischer Gewalt sind, sprechen sie sich ausnahmslos gegen den Anti-Terror-Krieg aus. Gerade im Westen ziehen viele Feministen und Feministinnen die Befreiung anderer Frauen zur Legitimation von staatlicher Gewalt heran2. Die deutschsprachige Debatte steht diesbezüglich an einem anderen Punkt: Obwohl die Auswirkungen vom Anti-Terror-Kampf in den letzten Jahren durchaus Einzug in Politik und Öffentlichkeit gehalten haben, kann von keinem feministischen Forschungsfeld zu Terror und dem Kampf gegen den Terrorismus im engeren Sinne gesprochen werden (Brunner, Eichler und Purkarthofer 2008, S. 135-136). „To whatever extent women are visible in this war on terror, the dynamics of gendered power remain problematically undertheorized” (Hunt und Rygiel 2006, S. 1). Forschungsleitend für die vorliegende Arbeit ist die These, dass Geschlechterbilder im Zusammenhang mit kollektiven Identitätskonstruktionen eine zentrale symbolische Ressource darstellen. Sie verschärfen beziehungsweise verstärken die diskursiven hierarchisierenden Prozesse, die die Grenze zwischen eigener und fremder Identität ziehen. Es ist wichtig zu verstehen, wie die diskursive Konstruktion von Eigen- und Fremdidentität sowie Geschlecht den US-geführten Angriff auf Afghanistan als legitime Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 dargelegt hat. Zum Beispiel durch den Rückgriff auf die mutmaßliche 2 Siehe Kapitel 5.6. M. Zimmermann 3 Frauenfeindlichkeit des Islam, die zu einer Zuspitzung der vermeintlichen Differenzen zwischen Islam und dem Westen geführt hat. Krieg und nun auch Terrorismus werden als rein männliche Angelegenheit dargestellt und mit Frauenhass und Sexismus erklärt, die wiederum als spezifisches Merkmal des Islams gekennzeichnet werden (Nachtigall 2012, S. 43). Durch die Untersuchung der verschiedenen Darstellungen von Identität und Geschlecht in der Zeit nach den Terroranschlägen bis zum Amtsantritt der afghanischen Übergangsregierung wird erklärt, wie die Rekonstruktion von Deutungsmustern, das politische Handeln angeleitet beziehungsweise gerechtfertigt hat. Deutungsmuster organisieren individuelle beziehungsweise kollektive Erfahrungen und implizieren meist Vorstellungen angemessenen Handelns. Dadurch spiegeln Deutungsmuster die politische Wirklichkeit nicht einfach nur wider. Indem sie bestimmte Themen, Ereignisse und Akteure betonen, erzeugen sie eine spezifische Perspektive und legen dadurch eine bestimmte Bewertung der Geschehnisse nahe (Nachtigall 2012, S. 77). 2. Theoretischer und begrifflicher Rahmen 2.1. Fragestellung und Forschungsmethode Ein Ziel der vorliegenden Arbeit ist es deutlich zu machen, dass Identität und Geschlecht eine signifikante Rolle in der Konfliktanalyse spielen. Dazu zählen die sozial konstruierten Vorstellungen über Männlichkeit und Weiblichkeit sowie die damit einhergehenden Erwartungen und das daraus resultierende geschlechtsspezifische Verhalten. Da das soziale Geschlecht in gewaltsamen Konflikten ein komplexes Feld darstellt, beschränkt sich die vorliegende Arbeit auf die Konstruktion und Instrumentalisierung von Identität und Geschlecht in der 4 Identität und Geschlecht im War on Terror Konflikt-Eskalationsphase.3 Die Frage, welche Rolle Geschlechterverhältnisse, Geschlechterdiskurse und geschlechtsspezifische Identitäten im Entstehungskontext gewaltsamer Konflikte spielen, gilt als untertheoretisiert und unterbeforscht. Zwar ist die Forderung nach "Gendersensibilität" in der Betrachtung gewaltsamer Konflikte und im Peacebuilding so etwas wie eine neue Orthodoxie geworden; das bedeutet aber nicht, dass Gender als Analysekategorie tatsächlich etabliert wäre (Seifert 2006, S. 2). Am Beispiel des Krieges gegen den Terror und der Operation Enduring Freedom in Afghanistan 2001 wird gezeigt, wie die US-Regierung unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush gezielt Identitäten und insbesondere Geschlechterrollen konstruiert und zu ihrem Zweck – die Mobilisierung von Verbündeten und die Legitimation des Einsatzes – instrumentalisiert hat. Wie Krista Hunt und Kim Rygiel bereits 2006 in ihrem Werk (En)Gendering the War on Terror klar gemacht haben: As this conflict grows, spreads and deepens, it is more important than ever to examine how diverse international actors are using the war on terror as an opportunity to reinforce existing, and create new, gendered inter/national relations (Hunt und Rygiel, 2006, S. 2). Der deskriptive Teil der Arbeit klärt die wesentlichen Begriffe und Konzepte vor dem Hintergrund der Fragestellung. Der Schwerpunkt des Erkenntnisinteresses liegt auf der Empirie: Wie wird Eigen- und Fremdidentität sowie Geschlecht konstruiert und instrumentalisiert? Eine Theorie, die den Rahmen für diese Praxis erklärt, ist das Handlungskonzept des homo sociologicus von Ralf Dahrendorf. Es beruht auf der Annahme, dass Menschen die Träger sozialer Rollen sind, die 3 Die Friedens- und Konfliktforschung unterscheidet drei Phasen des Konflikts: die KonfliktEskalationsphase, die Zeit des offenen Konflikts und die Nach-Konflikt-Phase. M. Zimmermann 5 Ansprüche der Gesellschaft von zweierlei Art beinhalten: Zum einen die Ansprüche an das Verhalten der Träger von Positionen (Rollenverhalten) und zum anderen Ansprüche an sein Aussehen (Rollenattribute) sowie seinen „Charakter“ (Dahrendorf 2010, S. 35). Daran knüpft das Doing-Gender-Konzept an, das nicht das konkrete Handeln, aber die Reproduktion von Geschlecht erklärt. Beide Konzepte bilden die Grundlagen für die spätere empirische Analyse. Im empirischen Teil der Arbeit werden das methodische Vorgehen sowie die Analyseergebnisse erläutert. Für die gewählte Fragestellung wurde die qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring als Forschungsmethode ausgewählt, da diese qualitativ-inhaltsanalytische Technik die Analyse des manifesten und latenten Wissens um die Bedeutung einer Handlungssituation ermöglicht. Die Inhaltsanalyse wertet Material aus, das aus irgendeiner Art von Kommunikation stammt. Dabei geht man systematisch, regel- und theoriegeleitet vor. Nicht nur manifeste Inhalte, sondern auch formale Punkte sowie latente Sinnstrukturen werden erfasst. Ziel ist der wissenschaftlich kontrollierte Nachvollzug bestimmter Aspekte der Kommunikation (Mayring 2007, S. 11-13). Kritiker dieses Forschungsansatzes sehen im induktiven Vorgehen keinerlei Gewähr, dass die für den Einzelfall gewonnenen Befunde auch für eine größere Gesamtheit gelten. Der qualitativen Inhaltsanalyse wird zudem vorgeworfen, beliebiges Interpretieren zu zulassen und keinerlei Mittel zu generieren, um die intersubjektive Überprüfbarkeit der Interpretationsbefunde zu sichern (Mayring 2007, S. 7). Durchaus gibt es auch bei dieser Methode Einschränkungen, die beachtet werden müssen: Zum einen muss diese spezifische Auswertungstechnik mit Techniken der Datenerhebung und Datenaufbereitung kombiniert werden. Zum anderen darf die Inhaltsanalyse nicht zu starr werden und muss auf den konkreten Forschungsgegenstand ausgerichtet sein. Die Angemessenheit gegenüber dem Untersuchungssachverhalt ist hierbei wichtiger, als die Systematik, denn so stellt 6 Identität und Geschlecht im War on Terror die qualitative Inhaltsanalyse eine offene Methode dar, die Standards methodisch kontrollierten Vorgehens genügen und sich an sozialwissenschaftlichen und spezifisch inhaltsanalytischen Gütekriterien messen lassen kann (Mayring 2007, S. 116-117). Abschließend werden diese kritisch im Hinblick auf die Fragestellung reflektiert und den Ergebnissen vergleichbarer empirischer Untersuchungen gegenüber gestellt. Gegebenenfalls können Empfehlungen formuliert werden, die aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse dieser Arbeit an die Berufspraxis beziehungsweise die Forschung weitergegeben werden können. 2.2. Das Konzept des homo sociologicus Geschlecht ist ein soziologisches Phänomen, das sich weder auf die Makro- noch auf die Mikroebene beschränken lässt. Auf der Makroebene weist es die Eigenschaften eines Kollektivs auf. Es geht nicht um die Handlungen von Einzelpersonen, sondern um Handlungsmuster innerhalb einer Gesellschaft. Daher müssen Ursachen und Folgen von Geschlechterkonstruktionen unter anderem auf der Makroebene liegen. Das Geschlecht richtet sich aber auch an Individuen, die auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen reagieren und damit einen kausalen Zusammenhang zwischen einer bestimmten Ausgangsposition und dessen Wirkung auf die Wahrnehmung von Geschlecht erzeugen (Lück 2009, S. 65-66). Ein Modell, das die Wechselwirkung zwischen Gesellschaft, Akteur und Handlung aufgreift, ist das Konzept des homo sociologicus von Ralf Dahrendorf. In Abgrenzung zum homo oeconomicus sowie dem psychological man beruht die Handlungstheorie darauf, dass die Menschen als Träger sozial vorgeformter Rollen verstanden werden. Soziale Rollen umfassen das erwartete Verhalten des Einzelnen, der sich einer Gesellschaft gegenüber sieht, die den Einzelnen mit gewissen Ansprüchen konfrontiert. Wie der Einzelne sich angesichts solcher Erwartungen tatsächlich verhält, gewinnt an spezifischer Bedeutung. Die Kategorie der sozialen M. Zimmermann 7 Rolle zeigt sich in drei Aspekten als Element soziologischer Analyse: 1) Soziale Rollen sind gleich Positionen, die — unabhängig vom Einzelnen — Komplexe von Verhaltensvorschriften bilden, 2) ihr Inhalt wird von der Gesellschaft bestimmt und verändert sowie 3) diese gebündelten Verhaltenserwartungen haben eine gewisse Verbindlichkeit, so dass sich der Einzelne nicht ohne Sanktionen entziehen kann (Dahrendorf 2010, S. 39-40). Darin zeigt sich normorientiertes Handeln, denn das unmittelbare Ziel besteht darin, positive Sanktionen für das Verhalten zu ernten oder negative Sanktionen zu verhindern. Es ist unerheblich, inwieweit der Akteur die Normen und Erwartungen als richtig ansieht oder gar von ihnen profitiert (Lück 2009, S. 109). Der homo sociologicus ist nicht autonom und geht vollständig in den Erwartungen seines sozialen Umfeldes auf. Daher ist die Rollentheorie nur in Bezug auf solche Fälle plausibel, in denen die Handlungen nicht das Ergebnis eines bewussten rationalen Reflektierens sind. Ein homo sociologicus funktioniert nicht ohne Gesellschaft, denn die entscheidenden Rahmenbedingungen sind die in dem sozialen Milieu geltenden sozialen Normen sowie die Erwartungen der dazugehörigen Personen. Es sind nicht die strukturellen, sondern die sozial konstruierten Umstände, die den homo sociologicus beeinflussen. In Bezug auf geschlechtsspezifisches Verhalten betrifft das Situationen, in denen uns bestimmte Normen und Erwartungen dazu verleiten, beispielsweise für Mädchen den Strampelanzug in rosa und für Jungen in blau auszuwählen (Lück 2009, S. 83-85, 96). Das Konzept des homo sociologicus kann zwei für diese Arbeit relevante Punkte erklären: Zum einen warum „geschlechtsspezifisches Verhalten“ so weit verbreitet ist und zum anderen, warum es selbst bei einem radikalen Umsturz der Rahmenbedingungen (wie beispielsweise in einem gewaltsamen Konflikt) so schwer fällt von diesen Geschlechterrollen abzurücken (Lück 2009, S. 83-85). 8 Identität und Geschlecht im War on Terror 2.3. Der Doing-Gender-Ansatz Daran knüpft das Doing-Gender-Konzept von Candace West und Don H. Zimmerman an, das sich mit der Analyse von sozialen Prozessen beschäftigt, die zwei Geschlechter hervorbringen und stetig rekonstruieren. Es wird explizit hinterfragt, wie Frauen und Männer zu verschiedenen Mitgliedern der Gesellschaft werden (Wetterer 2008, S. 127). Es gehört zu den Selbstverständlichkeiten des Alltags von einer Geschlechtszugehörigkeit der Personen auszugehen. Hinzu kommt die Festlegung auf die Zweigeschlechtlichkeit des Menschen, das heißt der Mensch wird entweder dem einen oder dem anderen Geschlecht zugeordnet. Diese Zugehörigkeit steht von Geburt an fest und kann im Laufe des Lebens nicht gewechselt werden. An den Genitalien bleibt sie zweifelsfrei erkennbar und gilt daher als eine natürliche Gegebenheit, auf die wir keinen Einfluss haben (Hagemann-White 1984, S. 81). That is, difference between men and women is habitually represented. And, simultaneously, it is reinforced as a norm. It is represented as natural, rooted in biology and confirmed in history. Sex roles and responsibilities are accepted, even idealized, as contrasted and complementary (Cockburn 2001, S. 14). Das Doing-Gender-Konzept versteht die soziale Wirklichkeit hingegen als Ergebnis historischer Entwicklungsprozesse und einer fortlaufenden sozialen Praxis, die wiederum zur Festigung dieser Alltagstheorie von Zweigeschlechtlichkeit beiträgt. Demnach hat sich eine geschlechtsspezifische Routine eingeschlichen, die aus einem kulturellen Leitbild resultiert, das wir aufgrund von (un-)bewussten Erfahrungen permanent im Kopf haben. Im Gegensatz zu den Ansätzen der Frauen- und Geschlechterforschung, die sich auf Basis der Unterscheidung zwischen biologischem (sex) und sozialem Geschlecht (gender) auf die Analyse von letzterem konzentrieren, wird damit in der Konsequenz auch das biologische Geschlecht historisiert und als Effekt sozialer Praxis begriffen (Wetterer 2008, S. 126). M. Zimmermann 9 Wir halten uns in unserem Handeln an das, was wir fortwährend als unser soziales Geschlecht erlernen. […]. Wir dienen anderen als Vorbild, werden selbst imitiert und reproduzieren auf diese Weise Gender (Lück 2009, S. 86). Das Doing-Gender Herstellungsprozess. repräsentiert Das primäre einen interaktiven Instrument sozialer und situativen Handlungen ist Kommunikation, demnach ist Sprache hierbei das entscheidende Mittel im DoingGender-Prozess: In Gesprächen werden individuelle Aktualisierungen der sozialen Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit vollzogen. Regeln des Sprachsystems tragen dazu bei, überindividuelle Geschlechterkonzepte zu festigen. Beispielsweise gehört zur allgemeinen Praxis, immer auch die Geschlechtszugehörigkeit der Personen mit anzugeben (durch Anreden, Verwandtschaftsbeziehungen usw.). Durch den Sprachgebrauch wird so die Geschlechterdifferenz hervorgehoben. Neben dem Zwang zur Kategorisierung implizieren die Normen des Sprachsystems auch Bewertungen. Männer werden als das überlegene Geschlecht angenommen, weil der Gebrauch von generischen Maskulina eine sprachliche und kognitive Überrepräsentation des männlichen Geschlechts darstellt. Bis auf wenige Ausnahmen werden feminine Personenbezeichnungen von den maskulinen abgeleitet. Weil diese Normen sehr früh im Spracherwerb erlernt werden, gelten sie als natürlich und unveränderlich (Gottburgsen 2000, S. 33-34). Der Doing-Gender-Ansatz beschreibt eine Wechselbeziehung von kulturellem Leitbild und normgeleitetem Handeln, damit erklärt er nicht das konkrete Handeln, aber die Reproduktion von Geschlecht (Lück 2009, S. 86). 3. Forschungsfeld: Konflikt, Identität und Geschlecht Das Bedürfnis nach kollektiver Identität in Form von Sprache, Kultur und Religion spielt in der Friedens- und Konfliktforschung eine entscheidende Rolle. Identitäten 10 Identität und Geschlecht im War on Terror werden dabei als historisch konstruiert aufgefasst, da sie im Zusammenspiel sozialer Rollen und Beziehungen sowie institutioneller und ökonomischer Strukturen entstehen. Identitäten sind nicht fix, sondern variabel, konkurrierend und kontextabhängig. Kollektive Identitäten sind von Interesse, da sie mit dem Konfliktverlauf in einem Verhältnis der wechselseitigen Beeinflussung stehen. Jedoch ist Identität „weder Ursache bewaffneter Konflikte noch eine unabhängige Variable ihrer Entstehung oder ihrer Verläufe“ (Engels 2008, S. 18). Identitäten können aber gezielt geformt werden, um Gefahren und Ängste zu schüren und dadurch ein Mobilisierungspotenzial für Gewalt freizusetzen. Wiederum sind gewaltförmige Konflikte4 Teil der Konstruktionen von Identität. Die Eigengruppe Wir wird über vermeintliche gemeinsame Wertvorstellungen und Verhaltensweisen definiert. Es folgt eine klare Abgrenzung zur Fremdgruppe, den Anderen. Die Konstruktion kollektiver Identität verlangt die Anpassung nach innen und die Exklusion nach außen. Die Kohäsion einer Gruppe wird daher durch die Betonung der Gleichartigkeit erhöht (Engels 2008, S. 17-18). „Gefühle der Zugehörigkeit zu einer Gruppe sind weder angeboren noch unveränderlich. Ihre Entstehung basiert auf dem Wunsch nach Anerkennung“ (Engels und Chojnacki, 2007, S. 6). Bisherige Forschungsarbeiten über gewaltsame Konflikte und ihre Auswirkungen weisen eine markante Leerstelle auf: Es wird nicht ausreichend thematisiert, dass Männer und Frauen von kollektiver Gewalt jeweils anders betroffen sind und dass es geschlechtsspezifische Risiken und Kosten gibt. Männer und Frauen sind verschiedenen Gefahren ausgesetzt und haben unterschiedlichen Zugang zu Sicherheitszonen und Überlebensressourcen (Seifert 2006, S. 3). Die Untersuchung von kollektiven Identitäten kann daher nicht ohne die Berücksichtigung der Kategorie Geschlecht erfolgen, denn das Geschlecht ist immer ein Identitätsmerkmal, ob nun innerhalb von Nation, Ethnie oder Religion. Die 4 An einem Konflikt sind mindestens zwei Parteien beteiligt, die unterschiedliche, unvereinbare Ziele verfolgen oder dasselbe Ziel anstreben, das aber nur eine Partei erreichen kann. Möglich ist auch, dass die Konfliktparteien unterschiedliche, unvereinbare Mittel zur Erreichung eines bestimmten Zieles anwenden wollen (Meyer 2011, S. 30). M. Zimmermann 11 Konstruktion von Identität verläuft — wie die von Geschlecht — über einen hierarchischen Dualismus. It shapes individual identities and it is also symbolically mapped out on a set of masculine/feminine, binary oppositions culture/nature, e.g. public-private rational/emotional, mind/body, formal/informal etc and on an institutionally sanctioned sexual division of labour. At a structural level gender legitimises a web of power relations based on these dualism (Cooper 2007, S. 2) Die Geschlechterperspektive zeigt auf, wer in der Konstruktion von kollektiven Identitäten Definitionsmacht inne hat und wer davon ausgenommen ist und marginalisiert wird (Engels 2008, S. 19-21). Die Kategorie 'Geschlecht' […] referiert […] auf eine soziale Konstruktion, die 'Männlichkeit' bzw. in Aushandlungsprozessen 'Weiblichkeit' kulturspezifisch jeweils herstellt, zueinander in ein hierarchisches Verhältnis setzt und als heteronormatives Muster andere Formen der Geschlechtlichkeit ausschließt (Virchow, Thomas und Thiele 2010, S. 20). Besonders gewaltförmigen Konflikten liegt meist eine kulturelle Konstruktion von Identität zugrunde, die maßgeblich geprägt ist von Annahmen über Weiblichkeit und Männlichkeit, Geschlechterrollen und -verhältnisse. Denn obwohl der Feind für Menschen einer anderen Nation, Ethnie oder Religion steht, bestehen diese dennoch auch aus Männern und Frauen. Es gibt Beispiele, wo die Konstruktion des Feindes mit dessen Feminisierung einher geht — er wird als weibisch und dadurch schwach dargestellt beziehungsweise Nationen werden in Kriegszeiten als weibliches, zu eroberndes Territorium deklariert (Thiele 2010, S. 62). Darüber hinaus ernähren sich kollektive Identitäten von gemeinschaftlicher Symbolik, die immer auch geschlechtlich codiert ist. In Zeiten von gewaltförmigen 12 Identität und Geschlecht im War on Terror Konflikten werden solche geschlechtlichen Symboliken gezielt intensiviert. Männern wird die Aufgabe zugeteilt, die Eigengruppe nach außen zu verteidigen sowie Frauen und Kinder zu schützen. Frauen wiederum stehen unter Druck durch Reproduktion die Eigengruppe zu erhalten und den Kindern deren Werte und Symbole zu vermitteln. „Frauen werden zum Symbol der Eigengruppe, zu „Müttern der Nation“ und zu Trägerinnen und Hüterinnen kultureller Identität“ (Engels 2008, S. 23). Ein weiteres Argument für die Berücksichtigung von Geschlecht in der Konfliktanalyse zielt auf die sozialen Positionen von Frauen ab, die von entscheidender Bedeutung für den Wiederaufbau und bei der Herstellung einer lebensfähigen Gemeinschaft sind. Darüber hinaus ist für die Herstellung demokratischer Verhältnisse auch die Gleichberechtigung von Männern und Frauen nötig: Wenn Demokratie eine Vorbedingung für friedliche Verhältnisse ist, dann ist es offensichtlich, dass die gleichberechtigte Beteiligung von Frauen im Friedensprozess und an der Neugestaltung der Gesellschaft unabdingbar ist (Seifert 2006, S. 4). Die angeführten Punkte sind für die Begründung von Geschlecht als eigene und separate Kategorie in der Konfliktanalyse von Bedeutung. Insbesondere ist sie aber unabdingbar für die Beziehung zwischen Konflikt und Identität, da diese Felder mit Geschlecht in einem Dreiecksverhältnis wechselseitiger Beeinflussung stehen. Auf der gesellschaftlichen Makroebene sind implizite oder explizite Annahmen und Normen über Geschlechterrollen und Geschlechterverhältnisse zentrale Faktoren jeder soziokulturellen Konstruktion kollektiver Identität. Stehen sich konkurrierende Identitätsgruppen gesellschaftlicher Identität gegenüber, wird die soziale, kulturelle und rechtliche Stellung von Frauen zu einem umkämpften Teil des Konflikts. Auf der individuellen Mikroebene wiederum begünstigt der Zusammenbruch geschlechtlicher Identitäten Gewalt als Mittel des Konfliktaustrags (Engels und Chojnacki 2007, S. 5). M. Zimmermann 13 Geschlecht ist daher als zentrale Kategorie gesellschaftlicher Ordnung anzusehen, da es durch vorausgegangene gesellschaftliche Prozesse strukturiert und dabei auch auf aktuelles und zukünftiges Geschehen einwirkt. Es bezieht sich nicht nur auf eine biologisch bzw. anthropologisch begründete Unterscheidung von Geschlecht. Durch die in der Regel unterschiedliche Bewertung der zugewiesenen Eigenschaften und Handlungsoptionen wird Geschlecht zum gesellschaftspolitischen Problem (Sturm 2010, S. 405-406). 3.1. Der Einzug von Geschlecht in die Friedens- und Konfliktforschung Die Friedens- und Konfliktforschung beschäftigt sich mit den Ursachen und Bedingungen der Gewaltanwendung und wägt die Möglichkeiten und Grenzen friedlichen Konfliktverhaltens ab. Ziel ist die Verringerung organisierter Gewaltpotenziale sowie kollektiver und individueller Gewaltanwendung. Aus feministischer Sicht haben sowohl Theorie als auch Praxis in diesem Feld eine männlich geprägte Orientierung. Konzepte und Begriffe müssen daher erst einmal aus einer weiblichen Perspektive beleuchtet werden. Die vorherrschende androzentrische Sichtweise blendet die spezifischen Lebenszusammenhänge von Frauen in einem System des Unfriedens aus, was in geschlechtsspezifischer Hinsicht zu verzerrten Ergebnissen führt (Hinterhuber 2003, S. 189). Insbesondere Krieg und gewaltförmige Konflikte sind vergeschlechtlicht, das heißt auf verschiedenen Geschlechterverhältnissen Ebenen mit verwoben. Geschlechterkonstruktionen Einerseits ist damit die Ebene und der symbolischen und diskursiven Repräsentation und Zuschreibungen von Geschlecht gemeint, die Bilder und Vorstellungen von Krieg und Frieden sowie des Militärischen grundlegend formen. Anderseits geht es um die 14 Identität und Geschlecht im War on Terror geschlechtsspezifischen Auswirkungen und Folgen von gewaltförmigen Konflikten5 sowie die unterschiedliche Partizipation von Männern und Frauen innerhalb des kriegerischen Geschehens6. Daher können Forschungsarbeiten über gewaltsame Konflikte und ihre Auswirkungen nicht umfassend ohne die Kategorie Geschlecht analysiert werden (Nachtigall 2012, S. 33). Die Frauen- und Geschlechterforschung wirft daher einen kritischen Blick auf die Mechanismen und Strukturen, die zur Ausblendung und Unterdrückung des weiblichen Geschlechts führen und entwirft entsprechend sensiblere Analysemodelle. Durch eine Reformulierung des analytischen Instrumentariums der Friedens- und Konfliktforschung aus einer Gender- Perspektive soll ein höheres Maß an Objektivität erreicht werden (Hinterhuber 2003, S. 189). Beide Disziplinen verfolgen demnach ein emanzipatorisches Forschungsinteresse: Die Friedens- und Konfliktforschung möchte die Formen struktureller, direkter und kultureller Gewalt offen legen und überwinden. Die Frauen- und Geschlechterforschung zielt auf die Analyse und Aufhebung hierarchischer und gewaltförmiger Geschlechterverhältnisse ab (Hinterhuber 2003, S. 187-188). Beide Forschungszweige fanden jedoch erst Anfang der 1990er Jahre zueinander, als die Geschlechterperspektive auf Konflikt, Sicherheit und Frieden Einzug in die internationalen Beziehungen erhielt. Neben den Erklärungslücken die konventionelle Ansätze nicht zu schließen wussten, führten auch der gesellschaftliche Druck durch die Frauen- und Friedensbewegung sowie die verstärkte Berichterstattung über die sexualisierte Gewalt gegen Frauen in den Kriegen auf dem Balkan und dem Völkermord in Ruanda zu mehr Aufmerksamkeit auf die Kategorie Geschlecht in Krieg und Frieden (Gayer und Engels 2011, S. 10-11). 5 Siehe Kapitel 3.3. 6 Siehe Kapitel 3.2. M. Zimmermann 15 3.2. Militär und Geschlecht In der Vergangenheit war die Militärwissenschaft stets männlich besetzt und das im doppelten Sinne: Frauen waren von der sozialen Praxis im Militär nahezu ausgeschlossen und die Militärwissenschaft war vorrangig für Männer reserviert. Mittlerweile haben sich die Forschung sowie das Militär für Frauen geöffnet, so dass die Zahl der interdisziplinären Studien über den Zusammenhang von Militär und Geschlecht gestiegen ist. Inhaltlich werden vor allem drei Themenfelder fokussiert: Die Konstruktionen von Männlichkeit, die Beteiligung von Frauen am Krieg und ihr jüngster Zugang zu den Streitkräften (Apelt 2005, S. 13). Die Bedeutung des Militärs für die Konstruktionen von Männlichkeit sowie die Beziehung zwischen Krieg und Maskulinität wird unterschiedlich konzeptualisiert. Boys become men through, among several things, military service and by participating in war. By contrast, participation in war or military service is not normally considered a significant event in the social identity construction process of women (Skjelsbæk 2001, S. 61). Einige Ansätze sehen Männlichkeit als determinierende Variable an, andere meinen, dass die soziale Praxis des Krieges die Reproduktion von Männlichkeitsbildern benötigt. Eine weitere These geht schließlich von einer beidseitigen Konstituierung und Verstärkung aus: Militaries have been shown to be central institutions for the making of masculinities and the shaping, through socialization, of the connections between men's identities, men’s bodies, male power, male citizenship and society (Tallberg und Valenius 2008, S. 86-87). Ein zweites Forschungsfeld untersucht die Beteiligung von Frauen am Krieg, was bereits zu dem Ergebnis führte, dass Frauen einen wesentlich größeren Anteil am 16 Identität und Geschlecht im War on Terror militärischen Geschehen hatten, als dies bis dato angenommen wurde. Mitte der 1980er Jahre mündete die, innerhalb der Frauenbewegung äußerst kontrovers geführte Diskussion über die Rolle von Frauen, in Kriegszeiten im sogenannten Historikerinnenstreit. Man warf den Forscherinnen, die den Nationalsozialismus sowie den Zweiten Weltkrieg untersucht hatten vor, die historischen Akteurinnen lediglich als Objekte einer frauenfeindlichen Politik und Ideologie zu sehen und sie damit zu Opfern zu stigmatisieren und die Täterinnen systematisch auszublenden. Aus feministischer Perspektive ergab sich also eine gewisse Zwangslage: Einerseits ging es darum, Frauen in ihrem Sein und ihrem Handeln sichtbar zu machen, andererseits musste man sich dadurch auch mit Frauen auseinanderzusetzen, deren Handeln und Verhalten eigenen Überzeugungen möglicherweise widersprachen (Thiele 2010, S. 68-69). Nira Yuval-Davis hebt hervor, dass „militaries and warfare have never been just a 'male zone'. Women have always fulfilled certain, often vital, roles within them” (Yuval-Davis 1997, S. 93). In beiden Weltkriegen haben Frauen dem Krieg zugearbeitet, zum einen durch kriegswirtschaftliche Erwerbsarbeit, zum anderen durch Propaganda. The historic representation that invigorates women's collective self-recognition as essentially caring, concerned, nonviolent beings who can, however, be mobilized as wartime civic cheerleaders and home-front helpmeets […] is the Just Warrior’s better half, the Beautiful Soul (Elshtain 1987, S. 140). Beispielsweise forderte die Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst 1914 die Frauen dazu auf, in den Fabriken zu arbeiten, um die Männer für die Front freizustellen. Bei einer Versammlung sagte sie: If you go to this war and give your life, you could not end your life in a better way, for to give one’s life for one’s country for a great cause is a splendid thing (Klein 2003, S. 2). M. Zimmermann 17 Ein dritter Forschungsschwerpunkt bildet in diesem Zusammenhang die uneingeschränkte Öffnung der Streitkräfte für Frauen. Die einen sehen darin einen Orientierungswandel, der das Verhältnis der Geschlechter untereinander neu bestimmt (Apelt 2005, S. 14). Die anderen vermuten die Motive eher in den Rekrutierungsschwierigkeiten und die zunehmende Bedeutung der Funktionsbereiche abseits der Front, wie zum Beispiel Verwaltung und Logistik. Susanne A. Friedel hat die Bedeutung der Institution des Militärs für die gesellschaftliche Konstruktion von weiblicher Geschlechtsidentität am Beispiel der israelischen Armee untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass das Ideal des guten Soldaten der Israel Defense Forces (IDF) traditionell vom männlichen Kampfsoldaten verkörpert wird. Diese und andere Studien stützen daher die These, dass die Berechtigung von Frauen als Soldatinnen zu fungieren, keineswegs per se zu einem Aufbrechen traditioneller, patriarchaler Geschlechterverhältnisse führt (Friedel 2010, S. 103, 115). Sylvia Schießer hat dazu den Umgang mit dem Militäreintritt von Frauen innerhalb der Bundeswehr, insbesondere in deren Printmedien, untersucht. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Frauen weiterhin als Mutter und Ehefrau oder Verführerin klassifiziert werden. In den militärischen Verbänden erfahren die Frauen jedoch in der Regel dieselbe Abwertung und Rollenzuteilung wie in der sozialen Gesellschaft. Die Einbindung von Frauen als Soldatinnen, Truppenbetreuerinnen und Rekrutierungshelferinnen weisen daher weniger auf eine Veränderung, als vielmehr auf die Festigung bestehender Geschlechter-verhältnisse hin (Schießer 2002, S. 48). 3.3. Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe Frauen werden in Konflikten häufig Opfer von sexualisierter Gewalt, die sich sowohl in Zwangsprostitution und sexualisierter Folter, als auch durch kollektive Vergewaltigung und erzwungene Schwangerschaften äußern kann. Die These des sexuellen Notstands bei Militärangehörigen, als Begründung für die sexuellen 18 Identität und Geschlecht im War on Terror Übergriffe, wird von feministischer Seite vehement bestritten. Vergewaltigung sei kein aggressiver Ausdruck von Sexualität, sondern ein sexueller Ausdruck von Aggression. Vorrangiges Ziel ist nicht die sexuelle Befriedigung des Täters, sondern die Erniedrigung des Opfers. Gewalt gegen Frauen ist kein Nebenprodukt des Krieges (Hinterhuber 2003, S. 191-192). Sexuelle Gewalt ist kein Ausdruck oder Folge von Kriegen, sondern Instrument in gewaltsamen Konflikten. Frauen fungieren — zumindest ideologisch — als Verteidigungsmotiv. In vielen gewaltsam ausgetragenen Konflikten stellen Frauen, die es zu beschützen gilt, eine wesentliche Ressource der Mobilisierung der Kriegsführenden dar. Der Schutz vor Verletzung und Besitznahme durch feindliche Männer wird zum Gegenstand kultureller und medialer Propaganda. Sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung gehören somit zur Strategie der Konfliktparteien. Dabei wird deutlich, dass Gewalt gegen Frauen in kriegerischen Konflikten verschiedene Funktionen erfüllt: Während des Krieges dient sie als Angriff auf das männliche Beschützergebot und die Kultur sowie die ethnische Identität des Gegners, nach dem Ende des Krieges gelten sie als Trophäen (Hinterhuber 2003, S. 192). In Erinnerungsdiskursen, die auf rhetorische Opferfiguren zurückgreifen, wird die Nation als (weibliches) Opfer konstruiert, das „geschändet“ wird bzw. wurde und deshalb durch die (männliche) Kriegerfigur mit Gewalt geschützt, verteidigt und gerächt werden muss (Jalušiæ 2004, S. 42). Der Übergriff auf Frauen macht diese zum passiven Objekt des Handelns anderer Männer. Die eigenen Männer können damit ihren Teil des ungeschriebenen Vertrages der Geschlechter — Schutz gegen Fürsorge — nicht einhalten und werden damit in ihrem Verständnis von Männlichkeit angegriffen (Virchow, Thomas und Thiele 2010, S. 29-30). Die öffentliche Anerkennung systematischer Anwendung von Gewalt gegen Frauen als weitverbreitete Kriegsstrategie erfolgte durch das Kriegsgeschehen im ehemaligen Jugoslawien. Durch das Bekanntwerden der sogenannten rape camps, in M. Zimmermann 19 denen Frauen nicht nur zum seriellen Geschlechtsverkehr, sondern auch zur Austragung der Kinder aus diesen Vergewaltigungen gezwungen worden sind. Dies diente nicht nur der persönlichen, sondern auch der kollektiven Erniedrigung der betreffenden Kriegspartei, weil dadurch der Feind als Kindsvater Einzug in die Familie hielt (Zwingel 2002, S. 178). There are two aspects of reproductive labour consider: Rape to impregnate, making women beat children for the 'enemy' community, and rape to prevent women from becoming mothers in their own community, by making them unacceptable to their community or by so injuring them physically that they are unable to bear children (Turshen 2001, S. 62). Elisabeth Jean Wood hat das Thema von einer anderen Seite beleuchtet: In ihrer Studie untersuchte sie bewaffnete Gruppen und die Abwesenheit von sexueller Gewalt und kam zu dem Ergebnis, dass „if some groups do not engage in sexual violence, then rape is not inevitable in war as is sometimes claimed, and there are stronger grounds for holding responsible those groups that do engage in sexual violence” (Wood 2009, S. 131). Es ist jedoch Fakt, dass Mädchen und Frauen weltweit, sowohl in Zeiten des Krieges, als auch des Friedens, die größte Bevölkerungsgruppe sind, die von sexualisierter Gewalt betroffen ist (Virchow, Thomas und Thiele 2010, S. 29-30). 4. Die Konstruktion von Geschlechterrollen 4.1. Frieden und Weiblichkeit In gewaltförmigen Konflikten werden geschlechtliche Symboliken und Stereotypen besonders hervorgehoben. Jean Bethke Elshtain schuf dazu 1987 in ihrem Werk Women and War die Prototypen beautiful soul und just warrior. 20 Identität und Geschlecht im War on Terror For when we speak of the constitutive role of prototypical symbols, we refer not to interests people may have, or to rational calculations of possible costs and benefits they may compute, but to what in fact people are and have become: it is a question of identities, not easily sloughed off external garments (Elshtain 1987, S. 6). Die beautiful souls sind Teil der Familie, der privaten Sphäre und bilden die Einheit Frauen und Kinder, die es zu beschützen gilt. Demnach wird ihnen die passive Opferrolle zugewiesen. Die Männer als just warrior sind dem öffentlichen Raum zugedacht. Sie müssen über eine aktive Kampfbereitschaft verfügen, um ihre Frauen und Kinder zu beschützen. Das heißt Männlichkeit wird an Militarismus geknüpft und mit Aggression aufgewogen (Elshtain 1987, S. 4). These tropes on the social identities of men and women, past and present, do not denote what men and women really are in time of war, but function instead to re-create and secure women's location as noncombatants and men's as warriors (Elshtain 1987, S. 4). Die weißrussische Schriftstellerin Svetlana A. Aleksievič hat in ihrem 1985 erstmals erschienenen Werk Der Krieg hat kein weibliches Gesicht Frauen interviewt, die im zweiten Weltkrieg gekämpft, aber auch weit hinter der Frontlinie gearbeitet haben. Vor diesem Hintergrund ist Aleksievič zu dem Entschluss gekommen, dass Frauen eine völlig andere Sichtweise auf Krieg haben: Im Gegensatz zu Männern sei Krieg für Frauen immer Mord, sie würden keinen Sinn im gegenseitigen Töten sehen (Aleksievič 1987, S. 7). All unser Wissen um die Frau läßt sich am genauesten mit dem Begriff Barmherzigkeit umschreiben. Gewiß, es gibt auch andere Wörter: Schwester, Ehefrau, Freundin und das höchste von allen – Mutter. […]. Die Frau schenkt das Leben, die Frau schützt das M. Zimmermann 21 Leben – Frau und Leben sind synonymische Begriffe (Aleksievič 1987, S. 7). Man begründet diese ausgeprägte Wertschätzung des Lebens dadurch, dass überwiegend Frauen mit der Pflege von Kindern und Angehörigen vertraut sind, wodurch sie einen intensiveren Zugang zur Reproduktion des Lebens haben. Diese tief verwurzelte Ansicht, Mutterschaft sei untrennbar mit den Aufgaben der Fürsorge sowie dem Schutz vor Gewalt verbunden, verstärkt den traditionellen weiblichen Geschlechterrollenstereotyp (Hinterhuber 2003, S. 196). Women are reminded that by biology and by tradition they are the keepers of hearth and home, to nurture and teach children 'our ways'. Men by physique and tradition are there to protect women and children, and the nation, often also represented as 'the motherland' (Cockburn 2001, S. 19). Insbesondere im ethnisch-nationalistischen Kontext wird dem Gebären und Erziehen der Kinder eine Stärkung des eigenen Kollektivs — auch hinsichtlich des Militärs — gesehen (Virchow, Thomas und Thiele 2010, S. 25). The centrality of the military has been a cornerstone of men’s masculine identity, and the centrality of the family a cornerstone of women’s feminine identity. The encounter of the two institutions has become a genderizing social mechanism which reconstitutes the gendered division of roles (Virchow, Thomas und Thiele 2010, S. 26). Der bipolaren Logik zur Folge werden Frauen in kriegerischen Konflikten vor allem als passiv Leidende dargestellt und entsprechend wahrgenommen: trauernde Soldatenmütter, arme Flüchtlinge mit Kindern, Opfer von Gewalt und Verfolgung. Das weibliche Geschlecht stellt in kriegerischen Konflikten stets den Prototypen eines Opfers dar (Klaus und Kassel 2008, S. 267). 22 Identität und Geschlecht im War on Terror Jedoch sind Frauen keine homogene soziale Gruppe. Es bedarf daher einer genaueren Untersuchung, welche Rollen sie in kriegerischen Konflikten einnehmen und welche Folgen diese Auseinandersetzungen für ihre Lebenswelt haben7, denn die friedfertige Natur der Frau ist nicht nur eine sozial definierte Erwartungshaltung, sondern wirkt vor allem handlungsorientiert. Daher ist sie auch in der Diskussion um Frauen und Militär sowie Frauen und Krieg zu berücksichtigen (Wasmuth 2002, S. 93). Jean Bethke Elshtain führt auch die historische Selbstdarstellung der Frauenbewegung an, die sich mit der Friedensbewegung gleichgesetzt hat. Dadurch hätten die von der Gesellschaft geprägten Identitäten wie die friedfertige Frau — durch die aktive Unterstützung der Frauen selbst — eine normative Kraft entwickelt. Pacifism historically has drawn women to its ranks, including preFirst World War feminist internationalists and current feminist anti-militarists. Given representations of women as the pacific Other, pacifist identity is perhaps more accessible to women than to men. Pacifist constructions reinforce and reaffirm dominant cultural images of women […] but challenge masculine representations, calling into question male identities as fighters, warriors, protectors (Elshtain 1987, S. 139). Die Polarisierung führt zur Unterstützung eines Dualismus, denn die friedfertige Frau kann ohne ihr Pendant, dem kriegerischen Mann nicht in diesem Ausmaß existieren. Aufgrund ihrer anthropologischen oder psychologischen Ausstattung stellen Frauen demnach eher ein Friedenspotential dar als Männer. Analysen von Krieg und gewaltsamen Konflikt, so die These, müssen sich daher im Wesentlichen den 7 Dieser Diskussionsstrang kann aufgrund des begrenzten Umfangs der Arbeit nicht berücksichtigt werden. M. Zimmermann 23 psychologischen bzw. psychoanalytischen Fragen männlicher Identitätsbildung zuwenden. Frauen sind generell als friedensfähiger als Männer einzuordnen (Seifert 2006, S. 3). 4.2. Krieg und Männlichkeit Der starke Mann ist auch eine sozial definierte Erwartungserhaltung, die zahlreiche Attribute mitliefert, zum Beispiel nicht zu weinen, hart zu sein und bei Bedarf mutig in den Krieg zu ziehen, um Frau und Kind zu verteidigen. Wer daher von einer friedfertigen Frau ausgeht, unterstützt auch das soziale Konstrukt des kriegerischen Mannes als Norm (Wasmuth 2002, S. 93). Während des Konflikts wird das Verhalten der Konfliktparteien entscheidend von den übertriebenen Selbst- und Fremdbildern beeinflusst, was auch Auswirkungen auf die Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit hat. Der Raum für abweichendes Verhalten schränkt sich — insbesondere für Männer — ein. Sie werden zu Kriegern, die zur Anwendung von Gewalt bereit sein müssen. Wer kein Krieger werden kann oder sein möchte, hat keinen Platz mehr in der Mitte der Gesellschaft (Dittmer 2010, S. 94). Auch Männer profitieren nicht von Konflikten: Für sie sind die Möglichkeiten, für sich selbst aushandeln zu können, inwieweit sie sich mit einer militarisierten Männlichkeit identifizieren wollen oder können, stark eingeschränkt. Ihnen steht in eskalierenden Konfliktsituationen in vielen Fällen nur jene Identität zur Verfügung, die Gewalt als legitimes politisches Mittel ansieht (Dittmer 2010, S. 94). Zur Stärkung dieser geschlechtsspezifischen Sozialcharaktere ist auch der Umgang mit Sexualität von Bedeutung. Die Personifizierung und Sexualisierung von (kriegerischen) Konflikten offenbart den Zusammenhang zwischen dem 24 Identität und Geschlecht im War on Terror männlichen Sozialcharakter und der Zerstörung: Das Eindringen in einen fremden, unterlegenen (weiblichen) Körper — im übertragenen Sinne der Geschlechtsakt — ist ein häufig genutztes Bild der Konfliktparteien. Die Besitznahme von Territorium des Gegners und seiner Frauen wird gleichgesetzt (Wasmuth 2002, S. 96)8. Der Krieg als Ausdruck aggressiver Männlichkeit bietet den Rahmen und die Legitimation, um den Angehörigen des Feindes alle Formen von Gewalt zu zufügen. Vergewaltigung ist Teil dieses Spektrums und dient als Beweis männlicher Macht, als Bescheinigung der Fähigkeit von Eroberung und Kontrolle. Diese Erotisierung von Gewalt ist fest verankert mit der Kampfbereitschaft. Solange es die Konstruktion von legitimer Gewaltanwendung zwischen den Geschlechtern gibt, solange wird es auch immer wieder die Mobilisierung zum Krieg und sexualisierter Gewalt geben (Wasmuth 2002, S. 97). Männlichkeitswahn, Krieg und Vergewaltigung sind keine von der Weltgesellschaft losgelösten Ausnahmeerscheinungen, sie sind von Menschen gegen Menschen gemacht, sie sind historisch gewachsen und sozial verankert (Wasmuth 2002, S. 99). Edgar Forster hat sich in einem Beitrag mit Krieg und Männlichkeit vor dem Hintergrund der US-amerikanischen Reaktionen auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 beschäftigt. Er stellt die These auf, dass der Krieg zwar männlich ist, jedoch nicht allein weil er von Männern geführt wird oder es Eigenschaften bedarf, die als typisch männlich gelten. Anhand von Nachrichten, politischen Statements und Reportagen identifizierte Forster eindeutig das monotone Bild des kriegerischen Mannes. Es zeigten sich die männlichen Heldengeschichten, die von Frauen als unschuldige Opfer und trauernde Angehörige verziert worden waren. Darüber hinaus erkannte man Männer nicht nur als Helden, sondern auch als Feinde. Sie repräsentierten ein zu verachtendes Männlichkeitsbild von Autorität und Gewalttätigkeit, besonders gegenüber Frauen (Forster 2003, S. 31-34). 8 Siehe Kapitel 3.3. M. Zimmermann 25 4.3. Sind Geschlechterrollen veränderbar? Statt einem essentialistischen Identitätsverständnisses, das davon ausgeht, dass individuelle und soziale Identität durch einen nicht flexiblen inneren Kern bestimmt ist, schlägt die konstruktivistische Perspektive vor, sich mit Prozessen der Identitätsbildung auseinanderzusetzen. Demnach ist Geschlecht eine durchlässige soziale Kategorie, die von den jeweiligen Akteuren und Akteurinnen in unterschiedlichen kulturellen und sozialen Kontexten anders ausgestaltet wird. Findet eine Veränderung gesellschaftlicher Normen und Strukturen statt, kann dies Geschlechterverhältnisse neu konfigurieren und ausdifferenzieren (Virchow, Thomas und Thiele 2010, S. 20). Die Dichotomie von Geschlechterrollen, die in Zeiten des Friedens sichtbar ist, wird in Zeiten des gewaltsamen Konflikts noch stärker reproduziert. Dies steht nicht unbedingt im Widerspruch zu der Tatsache, dass die bestehende soziale Ordnung oft während und nach einem Krieg umgeworfen wird (Klaus und Kassel 2005, S. 339). The disruption of the traditional gender arrangements is one of the consequences of war with families being torn apart and with women fulfilling tasks extending the narrow confines of ‘proper’ female behavior (Klaus und Kassel 2005, S. 339). Ein gewaltsamer Konflikt führt zu einer Situation des Chaos, die manchmal den Weg für eine neue Definition oder eine Überarbeitung traditioneller GeschlechterArrangements ebnet. Cordula Reimann stützt diese These mit ihrer Definition von Geschlecht anhand von drei verschiedenen Dimensionen: 1) Identität, 2) Symbolik und 3) Struktur. 1) In der Interaktion zwischen Geschlechter-Zuschreibungen und (Selbst-)Konstruktionen bilden sich Geschlechtsidentitäten von Männlichkeit und Weiblichkeit aus. 2) In vielen Konflikten werden Frauen zum Symbol banalisiert — für die Reinheit der Nation, zu Gebärenden oder schutzbedürftigen Opfern. Unterdessen besteht die Vorstellung, nur Krieger seien echte Männer. 3) Die 26 Identität und Geschlecht im War on Terror strukturelle Dimension meint die geschlechtliche Arbeitsteilung und die geschlechtliche Prägung von Institutionen, z.B. des Nationalstaats und militärischer Verbände (Reimann 2002, S. 3). The individual gender identity is a fluid and transformative construction derived from certain notions of femininity and masculinity (the gender symbolism) which, in turn, are very much based on the distribution of labour in the public and private sphere (the gender structure) (Reimann 2002, S. 3). Alle drei Dimensionen stehen für Reimann in einem Dreiecksverhältnis und machen nur in ihrer Kombination Sinn: One dimension like the gender structure in form of the gendered division of labour has little, if any, theoretical and political meaning without taking into account the gender symbolism and the individual gender identity which produce and re-produce the gender structure (Reimann 2002, S. 5). Kommt es innerhalb einer Dimension zu einer entscheidenden Veränderung, hat dies auch Auswirkungen auf die anderen Dimensionen des Dreiecks. Werden beispielsweise in Zukunft mehr Frauen in Männerberufen tätig, kann dies zu einer Modernisierung des Geschlechterbildes und der Erwartungen der Gesellschaft bezüglich dem typischen Verhalten von Männern und Frauen führen (Reimann 2002, S. 5). 5. War on Terror - Hintergründe und Akteure 5.1. Die Beziehungen zwischen den USA und den Taliban Für die geostrategischen und sicherheitspolitischen Überlegungen der USA spielte das historisch als kaum beherrschbar geltende Afghanistan zunächst keine Rolle. M. Zimmermann 27 Dies änderte sich mit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen im Jahr 1979. Die USA unter Präsident Jimmy Carter unterstützten fortan die Mujahedin. Auch Amtsnachfolger Ronald Reagan, der die Mujahedin als „Freiheitskämpfer gegen die kommunistische Bedrohung“ bezeichnete, setzte die finanzielle und logistische Unterstützung fort (Stabile und Kumar 2005, S. 766-767). With the help of Pakistani intelligence, the US armed and trained mujahideen fighters from Afghanistan and elsewhere in camps set up in Pakistan and Afghanistan. One of these recruits was a Saudi businessman, Osama bin Laden, who made contacts at these camps that enabled him to form al Qaeda in the early 1990s (Stabile und Kumar 2005, S. 767). Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen im Jahr 1989 befand sich Afghanistan in einem furchtbaren Zustand: Über zwei Millionen Bürger und Bürgerinnen waren während der sowjetischen Besatzung gestorben und Afghanistan war übersäet von Landminen. Anstatt die finanziellen Ressourcen in den Wiederaufbau umzuleiten, verließ die USA das Land und damit die Menschen, die für sie stellvertretend gegen die Sowjetunion gekämpft hatten. Zeitgleich entfachte sich ein Machtkampf unter den verschiedenen Fraktionen der Mujahedin. Als 1992 schließlich eine Koalition aus sieben Mujahedin-Fraktionen den Islamischen Staat Afghanistan ausrief, verschärften sich die prekären Bedingungen, insbesondere für Frauen, deren Verbannung aus dem öffentlichen Leben bereits beschlossen war (Stabile und Kumar 2005, S. 768). The ascendance of the mujahideen government in 1992, who would later form the Northern Alliance, meant that women’s rights were severely curtailed. What rights remained would be summarily denied when the Taliban came to power in 1996 (Stabile und Kumar 2005, S. 768). 28 Identität und Geschlecht im War on Terror Der Aufstieg der Taliban zur dominanten Kraft in Afghanistan war eine Folge des Legitimationsverlustes der in sich zerstrittenen Bürgerkriegsparteien sowie der guten sozialen Verankerung, die die Taliban im traditionalen Milieu Afghanistans aufweisen konnten (Kreile 2005, S. 48). Ihr flächendeckender Erfolg, der im Mai 1997 zur Eroberung fast des gesamten Landes führte, wäre aber ohne direkte Unterstützung durch die pakistanische Regierung nicht möglich gewesen, die wiederum mit Billigung der Vereinigten Staaten und Saudi Arabiens erfolgte (Kreile 2005, S. 48). Das vorrangige Ziel der Taliban bestand in der Errichtung einer moralischen Ordnung in einem reinen islamischen Staatswesen auf Basis der Scharia. Ein Kernpunkt bildete dabei die Ehre und Demut der Frauen, das heißt der zentrale Aspekt des Machtgewinns und dessen Erhalt war eine radikale patriarchalische Politik (Kreile 2005, S. 48). Trotz dieser offenen Verletzungen der Frauenrechte unterstützten die USA die Taliban, um sich den Zugang zum Öl-Vorkommen am Kaspischen Meer zu sichern. Jedoch verschob sich das Gleichgewicht der Macht in Afghanistan weg von den Moderaten, die für Beziehungen mit den USA und den Vereinten Nationen offen waren, hin zu den nationalistischen und fundamentalistischen Kräften. In dieser Konstellation war das Regime nicht empfänglich für die Pläne der USA, eine Öl-Pipeline vom Kaspischen Meer durch Afghanistan zu legen. Diese wäre ein wichtiger Bestandteil der weltweiten Ölversorgung — unter Kontrolle der USA — geworden (Cloud 2004, S. 298). 5.2. Die Situation der Frauen in Afghanistan unter den Taliban Elaheh Rostami Povey hat in einer qualitativen Umfrage im Jahr 2002 126 afghanische Frauen in Kabul zu ihren Erfahrungen und ihr Rollenverständnis vor, während und kurz nach Ende der Taliban-Herrschaft befragt. Viele Frauen M. Zimmermann 29 empfanden ihre Situation vor der Machtergreifung der Taliban als prekärer, da während des Bürgerkrieges viele Frauen von den Mujahedin vergewaltigt und ermordet worden sind. Nachdem die Taliban die Warlords entmachtet hatten, etablierten sie jedoch — ebenfalls mit Gewalt und Brutalität — ihr eigenes System von Recht und Ordnung (Povey 2004, S. 172-173). As among the mujahedin there were no women among the Taliban who exercised power. Moreover, Taliban interpretation of Islam appears even more stringent than the mujahedin view (Khan 2008, S. 165). Die ersten Handlungen der Taliban nach ihrem Siegeszug durch Afghanistan schränkten zunächst die Bewegungsspielräume der Frauen ein (Kreile 2005, S. 111 112). While the mujahedin allowed veiled women on the street, women in areas under Taliban control were initially orders to stay indoors (Khan 2008, S. 165). Dabei zeigten sich die geschlechterpolitischen Reglementierungen jedoch mit beachtlichen Unterschieden bezüglich Art der Durchsetzung, Reichweite und Akzeptanz. Dies lag unter anderem an den unterschiedlichen sozialen, regionalen und personalen Konstellationen. Die meisten Frauen lebten abseits in ländlichen Gebieten, ihr Alltag wurde von den geschlechterpolitischen Anordnungen der Taliban wenig berührt. Anders verhielt es sich mit den gebildeten Frauen aus der städtischen Mittelschicht. Ihnen wurde der Zugang zu Bildung und Beruf verwehrt. Auch wenn die grundlegenden patriarchalischen Wertvorstellungen der Taliban mehrheitlich von der afghanischen Bevölkerung getragen wurden, gab es dennoch Kritik an der radikalen Umsetzung — auch seitens der Männer. Durch ihre Anordnungen von oben, verloren diese ihr Vorrecht selbst zu entscheiden, wie ihre Frauen sich zu kleiden haben oder welche Bewegungsspielräume sie ihnen 30 Identität und Geschlecht im War on Terror eingestehen (Kreile 2005, S. 111 - 112). Dies impliziert, dass die Frauen bereits vor der Machtergreifung der Taliban keinerlei Recht auf Selbstbestimmung hatten. In dieser Zeit kam es außerdem zum Stillstand der ökonomischen Entwicklung. Armut und Hunger zwangen viele Frauen in die Prostitution oder zur Heirat mit einem Taliban-Führer (Povey 2004, S. 173). Nach dem Sturz der Taliban waren viele Frauen optimistisch und entschlossen ihre Rechte zurückzufordern. Afghan women activists did attempt to use the fall of the Taliban in November to spawn a new movement for women's rights (Smith 2002). Sie begannen Zeitungen herauszugeben und ihre Netzwerke, die sie vorher versteckt vor den Taliban unterhielten, zu erweitern. Insbesondere die schulische Bildung von jungen Mädchen und Frauen stand im Vordergrund. Jedoch gab es auch gewaltige Rückschläge9. 5.3. Die Operation Enduring Freedom (OEF) Die erste militärische Antwort auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 war die Operation Enduring Freedom (OEF). Der Militäreinsatz stand unter der Führung der USA und wurde im Rahmen der internationalen Terrorismus-bekämpfung auch von den Bündnispartnern unterstützt. Grundlage für die militärische Offensive war der Artikel 5 des Nordatlantikvertrages, der die Terroranschläge als einen Angriff auf die USA wertete und damit einen Akt der Verteidigung möglich machte. Dies wurde am 12. September 2001 vom NATO-Rat beschlossen und mit der UNResolution 1368 über das Recht zur Selbstverteidigung nach Terrorangriffen vom 04. Oktober 2001 bekräftigt (Viehrig 2010, S. 44). 9 Siehe Kapitel 7.2. M. Zimmermann 31 Trotz dieser Einigkeit wurden die Angriffe nahezu im USamerikanischen Alleingang vollzogen. Sowohl die NATO als auch die EU blieben als Akteure unsichtbar (Ramsperger 2009, S. 82). Vor Beginn der OEF gab die US-Regierung ein Ultimatum aus, das die TalibanRegierung aufforderte, unter anderem alle führenden Al-Qaida-Mitglieder wie Osama bin Laden10 auszuliefern sowie alle Aktivisten terroristischer Vereinigungen vor Gericht zu stellen. Außerdem wollten die Amerikaner Zugang zu allen Terrorcamps im Land: And tonight the United States of America makes the following demands on the Taliban: Deliver to United States authorities all the leaders of Al Qaida who hide in your land. […]. Close immediately and permanently every terrorist training camp in Afghanistan, and hand over every terrorist and every person in their support structure to appropriate authorities. […]. These demands are not open to negotiation or discussion (Bush 2001g). Da den Forderungen nicht nachgekommen wurde, begann am 07. Oktober 2001 die OEF mit einem Bombardement der US-Luftwaffe auf zentrale Stellungen der Taliban. Parallel versuchte die Nordallianz von Norden aus, mit der logistischen Unterstützung von USA und Großbritannien, die Kampflinien der Taliban zu durchbrechen. Der Widerstand brach etwa ein Monat nach Beginn der Kampfhandlungen zusammen, als am 08. November 2001 die Nordallianz Mazar-i Sharif einnahm. Es folgte fünf Tage später der Rückzug der Taliban aus der Hauptstadt Kabul. Am 25. November 2001 kam es schließlich auch zur kampflosen Übergabe Kunduz, der letzten Kampfstätte im Norden an die Nordallianz. Als am 08. Dezember 2001 mit Kandahar die letzte Anlaufstelle der Talibankämpfer 10 Während das Taliban-Regime gestürzt und die Infrastruktur Al-Qaidas in Afghanistan empfindsam geschwächt wurde, blieb die Suche nach Osama bin Laden erfolglos. Erst im Mai 2011 — fast 10 Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 — wurde er von einer US-Spezialeinheit aufgespürt und erschossen (Nachtigall 2012, S. 10). 32 Identität und Geschlecht im War on Terror verloren ging, flüchteten sie in die paschtunischen Stammesgebiete in der unzugänglichen pakistanischen Grenzregion (Schetter 2011, S. 17). Nach zwei Monaten war das Taliban-Regime gestürzt und die offiziellen Kampfhandlungen beendet. Der von den Vereinten Nationen betreute Mediationsprozess galt mit dem Petersberger Abkommen vom 05. Dezember 200111 als abgeschlossen. Der Staatsbildungs- und Wiederaufbauprozess sollte mit der Übergangsregierung unter Präsident Hamid Karzai eingeleitet werden (Hühnert 2011, S. 454). 5.4. Embedded media: Die Rolle der Medien In demokratischen Gesellschaften benötigt die politische Herrschaft für ihre Handlungen eine gewisse öffentliche und gesellschaftliche Zustimmung. Um eine bewaffnete Auseinandersetzung zu führen ist es daher notwendig, die Öffentlichkeit von diesem Vorhaben zu überzeugen, da es sich um keine legitime Form der Konfliktlösung handelt. Es muss ein gesellschaftlicher Konsens geschaffen werden. Die Medien bieten hierfür eine geeignete Plattform. Sie stellen ein Forum für den Meinungsaustausch dar, den sie jedoch durch eine quantitative oder qualitative Gewichtung entscheidend beeinflussen können. Insbesondere Massenmedien zeigen sich von entscheidender Bedeutung in der politischen Sinnstiftung (Nachtigall 2012, S. 28). Medien versehen die Ereignisse mit spezifischen Bedeutungen und stellen selektive Interpretationsangebote bereit; sie produzieren, befestigen und verstetigen dadurch Meinungen, die 11 Vom 27. November bis zum 05. Dezember 2001 fand auf dem Petersberg bei Bonn die erste Afghanistan-Konferenz statt, an der vier Delegationen verschiedener afghanischer Gruppen teilnahmen. Thema war der politische und wirtschaftliche Wiederaufbau Afghanistans. Die Konferenz endete mit der Verabschiedung des Petersberger Abkommens, das einen Ablaufplan zur Machtübergabe an eine demokratisch legitimierte Regierung nach der Entmachtung der Taliban umfasste. M. Zimmermann 33 etwa einen Krieg als legitim oder nicht legitim erscheinen lassen können (Nachtigall und Bewernitz 2011, S. 28). Gewaltsame Konflikte erfordern eine starke Identifikation mit der eigenen Gemeinschaft in Form von Nation, Kultur oder Werten. Dies geschieht über die Konstruktion von Feindbildern und die Betonung der Unterschiede im Vergleich zu der eigenen Identität (Nachtigall 2012, S. 28). Journalismus in Kriegszeiten, das ist das überwältigende Ergebnis der Forschung zur Kriegskommunikation, hinterfragt diese Kriegslogik in der Regel nicht, sondern folgt ihr, stützt und verbreitet sie (Klaus und Kassel 2008, S. 268). Im Irakkrieg 2003 bildete sich eine neue Ebene zwischen Politik und Medien unter Einbeziehung des Militärs heraus: Unter den Begriffen embedded journalism oder embedded media wurden zivile Kriegsberichterstatter gezielt einer militärischen Einheit im Konfliktgebiet zugeteilt. Sie lebten, arbeiteten und reisten unter gewissen Auflagen mit der ihnen zugewiesenen Truppe, um ausführlich aus Sicht der USStreitkräfte berichten zu können (US Department of Defense 2003). We need to tell the factual story – good or bad – before others seed the media with disinformation and distortions, as they most certainly will continue to do. Our people in the field need to tell our story – only commanders can ensure the media get to the story alongside the troops (US Department of Defense 2003). Das US-Verteidigungsministerium sah zudem in dieser neuen Art der Medienkooperation eine Unterstützung für die Erreichung der politischen Ziele wie Sicherheit und Stabilität in der Region. Dies stellt natürlich die Unabhängigkeit der Berichterstattung in Frage. Zwar waren die Journalisten noch nie zuvor — mit Einverständnis des Militärs — so nah am Geschehen, jedoch warnen Kritiker vor der Zensur des US-Militärs und die Umwandlung zum Sprachrohr der USRegierung: 34 Identität und Geschlecht im War on Terror Zu Recht spricht man in diesem Zusammenhang nicht mehr allein von der Instrumentalisierung, sondern gar von der Militarisierung der Medien (Unmüßig 2011). Die mediale Berichterstattung ist durch ihre fortlaufende Rekonstruktion von Identitäten schon immer von zentraler Bedeutung gewesen. Dies ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass Frauenrechte instrumentalisiert werden können. Die geschlechtsspezifischen Stereotypen in den Medien erwirken besondere Nachwirkungen und Funktionen: Zum einen die Reproduktion der binären Geschlechterordnung und zum anderen die damit verbundenen impliziten und expliziten Kriegslegitimierungen (Nachtigall und Bewernitz 2011, S. 29). Diese dominanten Identitäten erweisen sich für die Begründung politischen Handelns als funktional und werden seit Jahrhunderten zur Vorbereitung und während eines Krieges gezielt eingesetzt, um staatliche und militärische Gewalt zu legitimieren (Nachtigall und Bewernitz 2011, S. 27). Die Medien gliedern die Frauenrechte in die dualistische Konstruktion von Freundund Feindbildern mit ein. Hierbei steht nicht die Sorge um das Wohlergehen der Frauen im Vordergrund, sondern die Instrumentalisierung für das entsprechende Anliegen — die Legitimation des kriegerischen Konflikts (Klaus und Kassel 2008, S. 269). 5.5. Embedded feminism: Die Instrumentalisierung von Frauenrechten Immer häufiger — insbesondere im Kampf gegen den Terror — werden feministische Interessen und Forderungen für die Kriegslegitimation kooptiert. Dieser embedded feminism leitet sich von dem bereits ausgeführten Konzept embedded media ab. Er steht für die Eingliederung von feministischen Interessen in politische M. Zimmermann 35 Projekte. Man gibt vor, für die Anliegen der Frauen zu kämpfen, aber letztendlich sind diese Forderungen untergeordnet oder sogar verzichtbar (Hunt 2006, S. 52-53). Die Begrifflichkeit embedded feminism ist zwar erst vor wenigen Jahren aufgetaucht, jedoch ist das Konzept dahinter bereits zu Kolonialzeiten zu finden. Die Unterstützung der Feministen und Feministinnen wurde dabei mit Behauptungen geködert, dass der Erfolg politischer Projekte eine Emanzipation der Frauen zur Folge hätte. Frühere Studien zeigen darüber hinaus bereits die negativen Auswirkungen, die der eingebettete Feminismus in nationalistischen und revolutionären Bewegungen auf die Frauenrechte hatte (Hunt 2006, S. 53). This reality, juxtaposed to the rhetoric that the war would liberate women, provides an important example of how appeals to women’s rights are used to gain feminist support for projects that ultimately undermine women’s rights (Hunt 2006, S. 51-52). Jan Jindy Pettman konstatiert dazu, dass die Unterordnung von feministischen Interessen unter das nationale revolutionäre Anliegen, die Debatte um Frauenrechte immer auf unbestimmte Zeit vertagt hat. Dadurch wurden die Frauen in die Unterstützerrollen gedrängt und in der postrevolutionären Zeit spiegelte sich dies in den Geschlechterverhältnissen wieder, in dem eine gesellschaftliche Verbesserung für Frauen höchstens von ihrem männlichen Part abgeleitet wurde. Sprich: Nationale Befreiung bedeutete bereits früher keine Befreiung der Frauen. Es wurde zwar Emanzipation versprochen, doch der embedded feminism stärkte mehr die Revolution, als den Kampf für Frauenrechte (Hunt 2006, S. 53). „Embedded feminism is exposed as a far-reaching process of appropriating and subverting feminism through appeals to women's rights” (Hunt 2006, S. 53). Der Verweis auf Geschlechterverhältnisse erfüllt darüber hinaus eine symbolische Funktion. Die Skandalisierung von beispielsweise Gewalt gegen Frauen und die Forderung nach Frauenrechten werden in die kriegsnotwendige Konstruktion von Freund und Feind integriert (Nachtigall und Bewernitz 2011, S. 43). 36 Identität und Geschlecht im War on Terror Sie dienen als Beleg für Brutalität und Grausamkeit des Gegners bei gleichzeitiger Legitimierung des eigenen heldenhaften Vorgehens und Stärkung des Selbstbildes einer auf Freiheit und (Geschlechter-) Gleichheit beruhenden Nation (Nachtigall und Bewernitz 2011, S. 43). Der Rückgriff auf Frauenrechtsverletzungen, ohne dadurch im Interesse von Frauen zu agieren, zeigt sich auch in der Kriegsberichterstattung. Susanne Kassel hat in einer Analyse der beiden deutschen Wochenmagazine Der Spiegel und Fokus aufgezeigt, dass die Präsentation von Frauen nicht gleichbedeutend mit einer Berichterstattung über Frauen ist. In beiden Magazinen spielten die Belange von Frauen in Afghanistan keine nennenswerte Bedeutung. Der Fokus lang eindeutig auf Dauer und Umfang des Krieges. Dies änderte sich für den Zeitraum vom Tag der Terroranschläge bis zum Einmarsch in Kabul. Wurden innerhalb der Gesamtberichterstattung Frauen erwähnt, so geschah dies mit Verweis auf die Burka oder das Kopftuch. Lebensbedingungen, politische Aktivitäten oder Zukunftsperspektiven waren nur von untergeordneter Bedeutung. Nach dem Einmarsch der westlichen Gruppen haben sich die Bilder entsprechend gewandelt: Frauen ohne Burka und Kopftuch als Zeichen für ihre Befreiung. Der Schleier ist im Westen zu dem entscheidenden Symbol für die Unterdrückung der Frauen geworden, daher dient er als Mittel der Emotionalisierung und als Ersatz für Argumente (Klaus und Kassel 2008, S. 275-276). Da diese Darstellungen fast ausschließlich im Zusammenhang mit Berichten über das 'islamistische' Regierungssystem der Taliban stehen, kann die Berichterstattung über Frauen als Bestandteil der Konstruktion eines radikalen, fundamentalistischen Islam gesehen werden, der in der dualistisch angelegten Kriegslogik gegenüber dem „Westen“ als fremd und unzivilisiert konnotiert ist (Klaus und Kassel 2008, S. 276). Die vielfältigen anderen Bedeutungen des Schleiers bleiben unerkannt. M. Zimmermann 37 5.6. Die Rolle der US-amerikanischen Frauenbewegung Um die Frauenbewegung für den War on Terror zu gewinnen, hielt der damalige Außenminister Colin Powell am internationalen Frauentag eine maßgeschneiderte Rede, in der er den Krieg gegen den Terror mit dem Anliegen der Frauen verknüpfte. Powell sprach zunächst von dem Siegeszug, den die USA in Sachen Menschenrechte sowie dem Wohlergehen von Frauen und Minderheiten in der Vergangenheit zurückgelegt hätten. “Women's issues affect not only women; they have profound implications for all humankind. Women's issues are human rights issues” (Powell 2002). Er betonte, dass es keine Rolle spiele, unter welchen Umständen, in welchem Land oder Kulturkreis die Menschen- und Frauenrechtsverletzungen begangen werden. Die Brutalität gegen Frauen, der Frauenhandel und die Vergewaltigung von Frauen könnten niemals gerechtfertigt sein. Das wäre auch ein Anliegen im Krieg gegen den Terror: As President Bush has said, we have a great opportunity during this time of war against terrorism to lead the world toward the values that will bring lasting peace. We have no intention of imposing our culture, but America will always stand firm for the non-negotiable demands of human dignity, including respect for women (Powell 2002). Nachdem Powell die Interessen generiert und die gemeinsamen Ziele betont hatte, rief er dazu auf eine Allianz zu bilden: The women of Afghanistan are eager to participate, and they have a great deal to offer. And I've spoken to a number of them here already this evening who are ready, willing and able to get back into the fight (Powell 2002). Viele Feministen und Feministinnen in den USA und darüber hinaus zeigten sich in ihrer Reaktion skeptisch gegenüber Bushs Erklärung die afghanischen Frauen retten 38 Identität und Geschlecht im War on Terror zu wollen. Zu deutlich war sein Desinteresse für dieses Thema vor den Anschlägen vom 11. September 2001 (Hunt und Rygiel 2006, S. 9). Kritiker und Kritikerinnen fragten sich offen, wie die Unterstützung der Nordallianz, die in ihrer Regierungszeit von 1992 bis 1996 systematisch Frauenrechte verletzt hat, mit der Rettungsmission vereinbar wäre. Daher sprach sich eine überwältigende Mehrheit von Feministen und Feministinnen gegen Bushs War on Terror aus, mit der Begründung, dass dieser die Situation der Frauen nur verschlechtern würde. Those interested in winning genuine liberation for Afghan women must firmly reject the notion that U.S. bombs can advance the interests of women – in Afghanistan or anywhere else. U.S. military intervention advances only the interests of U.S. rulers, who care nothing about women's rights (Smith 2002). In einem Krieg sind die Frauen dazu gezwungen ihre Häuser zu verlassen, sie müssen mit der Gefahr leben, ins Kreuzfeuer zu geraten und sind der geschlechtsspezifischen Gewalt ausgesetzt, die ein Konflikt in der Regel auch nach seinem Ende zur Folge hat. Wenn die Bush-Regierung ein wirkliches Interesse an der Verbesserung der Situation der Frauen in Afghanistan hätte, würde sie auf die afghanischen Frauenrechtlerinnen hören, die aufgrund des Anti-Terror-Kampfes eine Stärkung des Fundamentalismus und erhebliche Einschränkungen im Kampf für Demokratie und Menschenrechte befürchteten (Hunt 2006, S. 57). As long as women are not permitted to speak for themselves, they provide the perfect grounds for an elaborate ventriloquist act, in which they serve as the passive vehicle for the representation of US interests (Stabile und Kumar 2005, S. 778). Natürlich gab es auch Stimmen abseits dieser Argumentationslinie: Die Schriftstellerin und feministische Aktivistin Robin Morgan hebt zumindest die Tatsache positiv hervor, dass die Situation der Frauen in Afghanistan nun endlich öffentlich thematisiert wird, nachdem die US-amerikanische Frauenbewegung M. Zimmermann 39 selbst jahrelang vergeblich versucht hätte, die US-Regierung darauf aufmerksam zu machen (Morgan 2003, zitiert nach Hunt 2006, S. 57). 6. Analyse: Die Konstruktion und Instrumentalisierung von Identität und Geschlecht im War on Terror 6.1. Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring Für die Bearbeitung der Dokumente wurde die qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring angewendet. Die Analyse umfasst neun Schritte: 1) Zunächst wird das Material ausgewählt, in denen sich der Interviewpartner explizit und bewusst zum Gegenstand der Forschungsfrage äußert. 2) Dabei werden Informationen über den Entstehungskontext dokumentiert. 3) Es muss darüber hinaus erkennbar sein, in welchem Format das Material vorliegt und 4) in welche Richtung die Analyse geht. 5) Die Fragestellung muss daher vorab theoretisch differenziert werden. 6) Als nächstes wird aus den drei Verfahren – Zusammenfassung, Explikation, Strukturierung – die Analysetechnik festgelegt. 7) Daran anschließend erfolgt eine Definition der Analyseeinheit: Es werden die Teile eines Interviewprotokolls bestimmt, die ausgewertet werden sollen. Hierfür werden Kategorien gebildet, die der Analyst durch Lektüre ermittelt hat, um den Text beschreiben zu können. 8) Zum Ende hin findet schließlich die eigentliche Analyse des Materials statt, 9) deren Ergebnisse im letzten Schritt in Richtung der Fragestellung interpretiert werden. Bei der qualitativen Inhaltsanalyse ist es möglich qualitative und quantitative Analyseschritte miteinander zu verbinden. Der Prozess der Kategorienbildung und die Zuordnung der Textstellen sind eindeutig qualitative Schritte, in der Regel werden dann aber Kategorienhäufigkeiten erhoben und quantitativ analysiert (Mayring 2007, S. 54). 1) Bei der folgenden Analyse zur Konstruktion und Instrumentalisierung von Identität und Geschlecht im War on Terror handelt es sich um eine 40 Identität und Geschlecht im War on Terror Dokumentenanalyse, da das Material zur Auswertung nicht erst durch die Datenerhebung geschaffen werden muss: Das American Presidency Project, eine Plattform von John T. Woolley und Gerhard Peters von der University of California, ist eine Online-Ressourcendatenbank, die unter anderem öffentliche Dokumente, Statements und Presseprotokolle seitens der amerikanischen Präsidenten sammelt. 2) Für den Untersuchungszeitraum 11. September bis 31. Dezember 2001 hat die Datenbank 153 öffentliche Dokumente archiviert, die die Region Afghanistan erwähnen. Davon beinhalten 68 Dokumente zusätzlich auch den Terminus Frauen. 3) Für den Kontext der Arbeit sind davon vier Pressebriefings, drei Radioansprachen und drei Statements in Zusammenhang mit verschiedenen Anlässen aussagekräftig. 4) Die Analyse orientiert sich an folgenden Leitfragen: Wie erfolgt die Selbstdarstellung im Verhältnis zur Konstruktion des Feindes? Wie sind die verschiedenen Aussagen über Frauen im Gesamtkontext des War on Terror eingelassen? Wo sind Brüche im dichotomen Verständnis von Weiblichkeit und Männlichkeit erkennbar? 5) Diese Aspekte werden vor dem Hintergrund der Kernfrage – Wie die US-Regierung unter George W. Bush im War on Terror gezielt Identitäten und insbesondere Geschlechterrollen konstruiert und zu ihrem Zweck instrumentalisiert hat – beleuchtet. 6) Als Analysetechnik stehen bei der qualitativen Inhaltsanalyse drei Verfahren – Zusammenfassung, Explikation und Strukturierung – zur Auswahl. Die Zusammenfassung zielt darauf ab, das Material so zu reduzieren, dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben, aber besser überschaubar werden. Da diese Methode eine Streichung von ausschmückenden, wiederholenden und verdeutlichenden Wendungen verlangt, ist dieser Weg vor dem Hintergrund der Forschungsfrage unbrauchbar. Auch die Explikation, die interpretationsbedürftige Textstellen voraussetzt, die durch zusätzliches Material verständlich gemacht werden, eignet sich für diese Arbeit nicht. Die verwendete Analysetechnik ist daher die Strukturierung: Das Ziel ist dabei unter vorher festgelegten Ordnungskriterien einen Querschnitt durch das Material zu legen. Bei einer Strukturierung sind M. Zimmermann 41 verschiedene Untergruppen zu differenzieren: die formale, inhaltliche, typisierende oder skalierende Strukturierung. In Anbetracht des Forschungsinteresses wird das Material in einzelnen Dimensionen auf Ausprägungen in Form von Skalenpunkten eingeschätzt. Es handelt sich daher um eine skalierende Strukturierung (Mayring 2007, S. 58). 7) Als Analyseeinheiten gelten die vollständigen Texte der Auswahleinheiten, da sie sich ausschließlich zum Forschungsinteresse äußern und sich daher eine Reduzierung auf bestimmte Textstellen nicht anbietet. Demnach werden vier Pressebriefings, drei Radioansprachen und drei Statements zu verschiedenen Konferenzen ausgewertet. Dafür wurde ein Kategorienschema12 angefertigt, das für eine skalierende Strukturierung notwendig ist. In Anlehnung an die vorgestellten Konzepte homo sociologicus und Doing-Gender werden bei der Kategorisierung das Rollenverhalten und die Rollenattribute berücksichtigt. Der erste Faktor, der untersucht wird, ist die Eigenidentität. Eigenidentität meint die Selbstdarstellung Amerikas im War on Terror, explizit im Untersuchungsmaterial aufgeführt als amerikanische Nation, das amerikanische Volk oder auch vertreten durch das amerikanische Militär sowie seine Soldaten und Soldatinnen. Als Variablen dienen hierfür Souveränität und Dominanz. Souveränität wird verstanden als – nach innen und außen – unabhängige staatliche Herrschaftsmacht und Entscheidungsgewalt, die legitimiert ist. Dominanz misst sich an einer Verhaltens- oder Ausdrucksweise, die Stärke und Entschlossenheit demonstriert: „America is determined to oppose the state sponsors of terror“ (Bush 2001c). Sie kann im Untersuchungsmaterial aber auch implizit auftauchen. Der zweite Faktor beschäftigt sich mit der Fremdidentität. Fremdidentität meint die Darstellung des Feindes im War on Terror, explizit im Untersuchungsmaterial genannt als Taliban, Al-Qaida, Terroristen, islamische Fundamentalisten oder Osama Bin Laden. Die Variablen zur Auswertung sind ebenfalls Souveränität 12 Siehe Anlage 1. 42 Identität und Geschlecht im War on Terror und Dominanz, um eine Vergleichbarkeit der Eigen- und Fremdidentität zu ermöglichen. Der dritte Faktor beschäftigt sich mit den geschlechtlichen Implikationen. Geschlechtliche Implikationen sind Aussagen über Männlichkeit und Weiblichkeit, die meist implizit getroffen werden. Trotz ihrer Nichterwähnung strukturieren sie Denk- und Handlungsmuster des Politischen. Sie finden ihren Ausdruck in der Symbolik und Struktur. In vielen gewaltförmigen Konflikten werden Frauen zu Gebärenden oder schutzbedürftigen Opfern. Unterdessen besteht die Vorstellung, nur Krieger seien echte Männer. Es findet eine geschlechtliche Arbeitsteilung (private / öffentliche Sphäre) und Formung von Institutionen, z.B. des Militärs statt. Die Ausprägung der geschlechtlichen Implikationen kann stark, mittel oder schwach sein. Bei einer starken Darstellung werden Frauen sowohl als Opfer klassifiziert, als auch über ihre Rolle als Mütter und/oder Hausfrauen definiert. Findet in den Ausführungen nur eine der beiden Zuschreibungen statt, gilt dies als mittlere Ausprägung. Der Skalenpunkt schwach erfasst Aussagen, bei denen Frauen zwar genannt werden, dies aber ohne Rollenverhalten oder im gleichrangigen Verhältnis zu Männern geschieht. Zum Beispiel in der Aussage: “Yet we are equally determined to respect and help the men and women those regimes oppress” (Bush 2001c) 8) Alle Äußerungen aus dem Analysematerial13 , sprich Satz für Satz, werden mit dem eben vorgestellten Kategorienschema codiert14. 9) Die Ergebnisse werden schließlich im letzten Schritt in Richtung der Fragestellung interpretiert. 6.2. Analyseergebnisse: Faktor Eigenidentität Die US-Regierung strotzt in ihren Ausführungen über die eigene Identität — namentlich im Untersuchungsmaterial als amerikanische Nation oder das 13 Siehe Anlage 3. 14 Siehe Anlage 2. M. Zimmermann 43 amerikanische Volk aufgeführt und durch das amerikanische Militär und seine Soldaten und Soldatinnen in Afghanistan vertreten — vor Stärke und Entschlossenheit: I make this promise to all the victims of that regime: The Taliban's days of harboring terrorists and dealing in heroin and brutalizing women are drawing to a close. And when that regime is gone, the people of Afghanistan will say with the rest of the world, "Good riddance" (Bush 2001c). Dominanz ist von allen untersuchten Merkmalen die am häufigsten auftretende Variable und in ihrer starken Ausprägung besonders für die Konstruktion der Eigenidentität entscheidend. Über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg gibt es kaum ein Eingeständnis von Schwäche. Lediglich in den ersten Wochen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 räumt die US-Regierung — wenn auch nur indirekt — ihre Verwundung durch die Terrorattentate ein. Dabei zeigt sich, dass der Anerkennung von Verlust oder Schwäche stets eine entschlossene Kampfansage folgt: Taliban regime has made that nation into a sanctuary and training ground for international terrorists, terrorists who have killed innocent citizens of many nations, including our own. […]. The Taliban has been given the opportunity to surrender all the terrorists in Afghanistan and to close down their camps and operations. Full warning has been given, and time is running out (Bushn 2001f). In Bezug auf die Rechtfertigung der unmittelbar auf die Terroranschläge gefolgten Operation Enduring Freedom wird angeführt, dass es nicht nur um die Vereitelung weiterer Terrorakte — sprich Schutz und Sicherheit — geht. Die US-Regierung führt als Motiv auch die Bedeutung und Durchsetzung von Menschenrechten an: 44 Identität und Geschlecht im War on Terror We work for a new era of human rights and human dignity in that country. […]. In Afghanistan, America not only fights for our security, but we fight for the values we hold dear (Bush 2001a). Die eigene Seite wird mit erheblichen Wertezuschreibungen ausgeschmückt. Auch vormals feministische Forderungen wie Gleichberechtigung und Emanzipation der Frau werden als eigene und schon immer geltende Grundsätze dargelegt: So obviously, the reign of the Taliban has been horrific for women. And that is something the President thinks is important to be taken into account when the future Afghanistan is discussed. The United States won't dictate what that should be, but it's part of America's values and America will say that (Fleischer 2001b). Explizit betont wird in diesem Kontext neben der Achtung der Frauen auch die Rechtsstaatlichkeit. Die Variable Souveränität — verstanden als legitime staatliche Herrschaftsmacht und Entscheidungsgewalt — trat in ihrer negativen Ausprägung nicht ein einziges Mal in Bezug auf die eigene Darstellung auf. Man verzichtet grundsätzlich darauf, auf eventuelle Mängel oder Defizite des eigenen Profils hinzuweisen. Die Sprecher der US-Regierung verwenden Amerika zudem nicht einfach nur als Name des Landes, sie inszenieren ihn immer wieder als Ausdruck einer geschlossenen Einheit, die seinesgleichen sucht: The overwhelming support for this legislation sends a clear message: As we drive out the Taliban and the terrorists, we are determined to lift up the people of Afghanistan. [...]. This great Nation will work hard to bring them hope and help. To the bill's sponsors, thank you from the bottom of our hearts. You show the true compassion of this great land (Bush 2001a). In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder auf die Armut der afghanischen Bevölkerung hingewiesen, die die US-Regierung seit vielen Jahren mit M. Zimmermann 45 ihrer humanitären Hilfe einzudämmen versuche. Diese Unterstützung würde man trotz der terroristischen Aktivitäten in Afghanistan fortführen, da die afghanische Bevölkerung selbst ein Opfer ihrer eigenen Regierung wäre und ohnedies schon schrecklich leiden müsse. America has long been the largest source of food and humanitarian assistance to Afghanistan. This week I announced an additional $320 million in aid to the Afghan people […]. Conditions permitting, we will bring help directly to the people of Afghanistan by airdrops. This aid will help Afghans make it through the upcoming winter (Bush 2001f). Insgesamt zeigt die Analyse, dass die Eigenidentität mit einer starken Ausprägung der Variablen Souveränität und Dominanz einhergeht. Die Selbstdarstellung Amerikas im War on Terror wird begleitet von Zuschreibungen wie souverän und demokratisch sowie Stärke, Entschlossenheit und Standhaftigkeit. Die negativen Ausprägungen dieser Eigenschaften finden kaum bis gar nicht Erwähnung. 6.3. Analyseergebnisse: Faktor Fremdidentität Die Vorstellungen des Eigenen und des Fremden gehen im gewaltförmigen Konflikt einher mit der binären Reduktion von Komplexität. Im Regelfall werden starre Freund- und Feindbilder entworfen, in denen Zwischentöne und Differenzierungen sowie historische Verortungen keinen Platz haben. Die vielschichtigen politischen, sozialen und historischen Zusammenhänge, die das Phänomen Terror hervorgebracht hat, werden beispielsweise einfach heruntergebrochen. Das asymmetrische Paar lautet im War on Terror: Zivilisation oder Terrorismus. In einer Radioansprache vom 06. Oktober 2001 — am Vortag des Beginns der Operation Enduring Freedom — weist Präsident George W. Bush entsprechend auf die Eigenund Fremdgruppe kollektiver Identität im internationalen Kampf gegen den Terrorismus hin: 46 Identität und Geschlecht im War on Terror Stand with the civilized world, or stand with the terrorists. And for those nations that stand with the terrorists, there will be a heavy price (Bush 2001f). Die Repräsentation der Akteure im War on Terror ist von der Konstruktion kollektiver Identität und der kriegsnotwendigen Unterscheidung von Freund und Feind eigentlich kaum zu trennen. Dennoch betont Ari Fleischer — von sich aus — bei einer Pressekonferenz am 25. September 2001, den Unterschied zwischen dem afghanischen Volk und den Taliban: The President said that we have respect for the Afghani people. I remind you that the Taliban regime is not comprised entirely - it's comprised substantially of non-Afghanis who came into Afghanistan for the purpose of sponsoring terror and bringing it to the rest of the world (Fleischer 2001c). Auf Nachfrage eines Journalisten wiederholt er wenig später, dass die Afghanen kein Synonym für die Taliban wären, die zu einem entscheidenden Teil von anderen Nationen und Regionen der Welt stammen würden und die das Fehlen einer starken Zentralregierung genutzt hätten, um in Afghanistan ihre Plattform für einen internationalen Terrorismus zu schaffen. Weitere Differenzierungen, wie zum Beispiel von welchen Nationen oder aus welchen Regionen die Taliban stammen, werden jedoch nicht vorgenommen (Fleischer 2001c). Auch US-Präsident George W. Bush versucht zumindest klar zu stellen, wer nicht zu den Gegnern gehört: Our enemy is not the Arab world. [...]. Our enemy is not Islam, a good and peace-loving faith that brings direction and comfort to over one billion people, including millions of Americans. And our enemy is not the people of any nation, even when their leaders harbor terrorists (Bush 2001f). Das Anliegen deutlich zu machen, dass der Kampf gegen den internationalen Terrorismus kein Feldzug der westlichen Welt gegen die arabischen Länder und M. Zimmermann 47 den Islam darstellt, kann natürlich ein politisches Kalkül sein, um nicht noch weitere gesellschaftliche Gruppen in Aufruhr zu versetzen. Das würde auch erklären, warum die First Lady, die in ihrer Radioansprache vom 17. November 2001 sonst keinerlei Differenzierungen tätigt, ausgerechnet den Umgang mit Frauen seitens des Taliban-Regimes von der islamischen Religion und der sozialen Praxis der arabischen Staaten abgrenzen möchte: The severe repression and brutality against women in Afghanistan is not a matter of legitimate religious practice. Muslims around the world have condemned the brutal degradation of women and children by the Taliban regime. The poverty, poor health, and illiteracy that the terrorists and the Taliban have imposed on women in Afghanistan do not conform with the treatment of women in most of the Islamic world (Bush 2001b). Dennoch werden in Amerikas Darstellung über den Kampf gegen den Terrorismus die Differenzen durch einen großen Unterschied repräsentiert: Freiheit gegenüber Terror. Die Merkmale, die Identität herstellen und repräsentieren, sind meist durch eine Äquivalenzbeziehung verbunden, das heißt eine Eigenschaft kann eine andere ersetzen oder für alle anderen stehen. Demnach führt es nicht zu einer Differenzierung der Identität, wenn man ihr eine neue Eigenschaft hinzufügt. Im Gegenteil, die Vielfältigkeit wird auf asymmetrische Paare wie gut/böse oder Freund/Feind reduziert (Forster 2003, S. 35-36). Amerika wird reflektiert als Land der Freiheit, die Taliban stehen für Unterdrückung. Beide Charakterisierungen ermöglichen eine Äquivalenzkette: Freiheit = Mut = Heldentum = Stolz im Gegensatz zu Unterdrückung = Radikalität = Gewalt = Destruktion. Die Variable Souveränität zeigt sich in Bezug auf die Konstruktion der Fremdidentität als dahin aussagekräftig, als dass die US-Regierung nicht ein einziges Mal das Taliban-Regime als legitime Regierung gelten lässt: There's no question the Taliban is a repressive regime. [...]. 48 Identität und Geschlecht im War on Terror It's just by all definitions of the free world and other world a repressive regime. [...]. The United States has never recognized the Taliban regime as a legitimate government (Fleischer 2001c). Im Gegenteil, wesentlich häufiger als man sich selbst Demokratie und Gesetzmäßigkeit zuschreibt, spricht man sie dem Feind ab. Hinzu kommt die Ausmalung der Schreckensherrschaft, bei der die US-Regierung insbesondere Frauen als Leittragende des Taliban-Regimes in den Fokus rückt: This is a regime that brutalizes its population, that brutalizes women in particular, that executes its citizens summarily in a stadium that was given to it by the United Nations for sports games (Rice 2001). Um den Feind entsprechend negativ dastehen zu lassen, wird der eigentlichen Anklage — die Unterstützung von Terroristen — auch jedes weitere Übel im Umfeld des Gegners zugeschrieben: And my country grieves for all the suffering the Taliban have brought upon Afghanistan, including the terrible burden of war (Bush 2001c). Nicht nur für die Intervention in Afghanistan ist das Taliban-Regime selbst verantwortlich. Auch gravierende Probleme wie Armut und Hunger gehen nach Aussagen der US-Regierung auf das Konto der Gegner. Dabei wird ihnen nicht nur mangelndes Krisenmanagement vorgeworfen, sondern auch die Behinderung von Hilfslieferungen seitens der Vereinten Nationen wie Condoleezza Rice am 08. November 2001 auf einem Pressebriefing klar stellt: Let's remember that the humanitarian crisis in Afghanistan started well before September 11th, with the systematic starvation of parts of the country because the Taliban was unwilling to let U.N. M. Zimmermann 49 workers work there in a way that they could get humanitarian relief (Rice 2001). Außerdem zieht der US-Präsident mehrfach im Untersuchungsmaterial eine direkte Linie vom Zweiten Weltkrieg zu den Taliban und dem Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Durch den Vergleich mit den Faschisten wird dem Feind endgültig der Stempel der Abscheulichkeit aufgedrückt: Like the Fascists and totalitarians before them, these terrorists – Al Qaida, the Taliban regime that supports them, and other terror groups across our world – try to impose their radical views through threats and violence. We see the same intolerance of dissent, the same mad global ambitions, the same brutal determination to control every life and all of life (Bush 2001d). Wie die Faschisten am Ende des Zweiten Weltkriegs würden auch die Terroristen von den Amerikanern zur Strecke gebracht werden: In a Second World War, we learned there is no isolation from evil. We affirmed that some crimes are so terrible, they offend humanity itself. And we resolved that the aggressions and ambitions of the wicked must be opposed early, decisively, and collectively, before they threaten us all. That evil has returned, and that cause is renewed (Bush 2001c). In seiner Ansprache zur Anti-Terror-Konferenz der ost- und mitteleuropäischen Staaten am 06. November 2001 ist es US-Präsident George W. Bush ein deutliches Anliegen den Terrorismus vom amerikanischen zum weltweiten Problem zu erheben: These terrorist groups seek to destabilize entire nations and regions. They are seeking chemical, biological, and nuclear weapons. Given the means, our enemies would be a threat to every nation and eventually to civilization, itself (Bush, 2001d). 50 Identität und Geschlecht im War on Terror Indem er den internationalen Terrorismus Möglichkeiten wie die Beschaffung von Massenvernichtungswaffen zuschreibt, erreicht das Bedrohungsszenario eine neue Dimension. Viele Strategien der Prävention und Bekämpfung wären auf dieser Ebene nicht wirkungsvoll genug. These same terrorists are searching for weapons of mass destruction, the tools to turn their hatred into holocaust. They can be expected to use chemical, biological, and nuclear weapons the moment they are capable of doing so (Bush 2001c). In der Konflikteskalationsphase fangen die negativen Faktoren des sozialen Konfliktes an ihre Wirkung zu entfalten. Sie führen dazu, dass sich die Positionen verhärten und die Bilder von einander noch negativer und stereotyper werden. Die Möglichkeit Kompromisse zu schließen oder kreative Lösungen auszuhandeln, verlieren sich in der Polarisierung und sozialen Mobilisierung. Diesbezüglich zeigt sich, wie die US-Regierung auf ein zeitnahes Handeln pocht: So we're determined to fight this evil and fight until we're rid of it. We will not wait for more innocent deaths. We will not wait for the authors of mass murder to gain the weapons of mass destruction. We act now because we must lift this dark threat from our age and save generations to come (Bush 2001d). Entgegen bisheriger Ausführungen, kann die Analyse die Konstruktion der Fremdidentität entlang nationaler und kultureller Linien nicht bestätigen. Die USRegierung hat wiederholt klar gestellt, dass sowohl der Islam, als auch die arabische Welt und auch das afghanische Volk nicht den Feind repräsentieren. Jedoch zeigen die Variablen Souveränität und Dominanz, dass man kein gutes Haar in Form von Legitimität oder Stärke an den Feind kommen lässt. Die starke Ausprägung tritt — entgegen dem Ergebnis bei der Konstruktion der Eigenidentität — kaum bis gar nicht auf. M. Zimmermann 51 6.4. Analyseergebnisse: Faktor Geschlechtliche Implikationen Im Diskurs des Anti-Terror-Kampfes werden Aussagen über Männlichkeit und Weiblichkeit meist implizit getroffen. Geschlechtliche Implikationen, die die Denkund Handlungsmuster des Politischen trotz ihrer Nichterwähnung strukturieren, bedürfen daher einer hermeneutischen Interpretationsarbeit. Das Gendering des Krieges lässt sich nicht isoliert von anderen Aspekten der amerikanischen Identitätspolitik begreifen […]. Der Feind ist nicht nur männlich, er ist auch fanatisch (religiös), gewalttätig (gegenüber Frauen), intolerant (Forster 2003, S. 35). Um die Reproduktion binärer Geschlechterstereotype15 durch die Analyse selbst zu vermeiden, ist es wichtig, auch Brüche und Irritationen zu erfassen (Nachtigall 2012, S. 83). Dazu diente bei der Variable Symbolik und Struktur die schwache Ausprägung, die Aussagen erfasste, in denen Frauen weder als Opfer, noch als Mutter dargestellt oder aber im gleichrangigen Verhältnis zu Männern erwähnt wurden. Von allen Ausprägungen dieser Variable, trat die schwache Form am wenigstens auf. Betrachtet man die entsprechenden Äußerungen, so erfolgt lediglich eine einfache Nennung von Personen, die sowohl Frauen als auch Männer bezeichnen können: This work begins by ensuring the essential rights of all Afghans. […]. This is a great goal, and that's why I'm so pleased that Afghanistan's new government will respect the rights of all people, women and men (Bush 2001a). Es sind keine, sich wiederholenden Konstruktionen, die die typischen Geschlechtergrenzen unterlaufen, zu erkennen. Ein einziges Mal fanden Frauen in einer Radioansprache des Präsidenten am 13. Oktober 2001 entgegen gesetzt zu den 15 Geschlechterstereotype werden definiert als kognitive Strukturen, die sozial geteilte Annahmen über charakteristische Merkmale von Frauen und Männern enthalten. Sie dienen als das Alltagswissen über die Differenzen zwischen den Geschlechtern (Gottburgsen 2000, S. 59). 52 Identität und Geschlecht im War on Terror Geschlechterstereotypen Frieden und Weiblichkeit sowie Krieg und Männlichkeit Erwähnung: Our men and women in uniform are performing as they always do, with skill and courage, and they have achieved the goals of the first phase of our campaign (Bush 2001e). Dies blieb jedoch im Untersuchungsmaterial die einzige Ausnahme. Insbesondere afghanische Frauen wurden nahezu ausschließlich als Opfer gruppiert, wobei sich auch eine deutliche Steigerung bezüglich der Verweise auf Frauenrechtsverletzungen im Laufe des Untersuchungszeitraums erkennen lässt: Vor und zu Beginn der Operation Enduring Freedom erfolgt nur ein kurzer Hinweis auf die Unterdrückung der Frauen durch die Taliban. Während der Pressekonferenz am 25. September 2001, bemerkt Ari Fleischer lediglich: “There's no question the Taliban is a repressive regime. Women have no rights” (Fleischer 2001c). Weitere Schilderungen erfolgen dazu nicht. Auch die Journalisten und Journalistinnen kommen nicht darauf zurück. Im November häuft sich daraufhin nicht nur die Erwähnung, sondern auch der Umfang, in dem das Schicksal der Frauen thematisiert wird. Dies kann mit der Dauer des Einsatzes und der Mobilisierung von Verbündeten für den Wiederaufbau Afghanistans sowie dem öffentlichen Bedürfnis nach Legitimation zusammen hängen. Außerdem verschiebt sich die Art der Ausführungen von sachlichen Feststellungen hin zu einer bildhaften Veranschaulichung. In einer Satellitenansprache vom 06. November 2001 anlässlich einer Anti-Terror-Konferenz von ost- und mitteleuropäischen Staaten in Warschau schildert Bush das Schicksal von Frauen und Kindern in Afghanistan wie folgt: Women are imprisoned in their homes and are denied access to basic health care and education. [...]. Children are forbidden to fly kites or sing songs or build snowmen. A girl of 7 is beaten for wearing white shoes (Bush 2001d). M. Zimmermann 53 Ähnlich illustrativ ist Bushs Stellungnahme auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York am 10. November 2001: Women are executed in Kabul's soccer stadium. They can be beaten for wearing socks that are too thin (Bush 2001c). Die Operation Enduring Freedom wird im politischen Diskurs über zwei narrative Traditionen und Praktiken legitimiert: das Schutz-Szenario und der Orientalismus. Beide Überlieferungen ziehen ihre rhetorische Kraft aus Diskursen über den Imperialismus. Das Argument um den Schutz von Frauen, als Rechtfertigung für die Bombardierung Afghanistans, verbindet Elemente beider Traditionen (Stabile und Kumar 2005, S. 769). Bei einem Pressebriefing am 08. November 2001 mit der damaligen nationalen Sicherheitsberaterin von US-Präsident Bush, Condoleezza Rice, hinterfragt ein Journalist oder eine Journalistin16 die Befreiungskampagne: Q: Dr. Rice, what is your current assessment of the attitudes of the Afghani people themselves to the American bombing and to the Taliban regime? There are some indications that the bombing has been counter-productive in rallying the Afghan people to liberate themselves. Condoleezza Rice: […]. The Taliban regime has been perhaps the most brutal in the world and the most brutal against its own people. It's very hard to imagine that the people of Afghanistan have forgotten that suddenly (Rice 2001). Um die militärische Intervention weiterhin als notwendige Rettungsmission für die afghanischen Frauen darzulegen, wurde Laura Bush als unnachgiebige Repräsentantin dieses Anliegens der Weltöffentlichkeit zugeführt. In einer Radioansprache des Präsidenten vom 17. November 2001, die sie stellvertretend als 16 Die Identität oder das Geschlecht der Fragesteller (Q) sind im Untersuchungsmaterial nicht aufgeführt. 54 Identität und Geschlecht im War on Terror erste Gattin eines US-Präsidenten hielt, trat sie eine regelrechte Hetzkampagne im Namen der Frauenrechte los: I'm delivering this week's radio address to kick off a world-wide effort to focus on the brutality against women and children by the al-Qaida terrorist network and the regime it supports in Afghanistan, the Taliban (Bush 2001b). Obwohl die Revolutionary Association of Women of Afghanistan (RAWA) gleich nach der Kriegserklärung vehement dagegen protestierte17, sprach die USRegierung weiterhin im Namen der Frauen Afghanistans, die sie unterschiedslos als Opfer von Unterdrückung und Gewalt darstellten. Durch die homogenisierende Subsumierung von Frauen als Opfer und von Terroristen als unzivilisierte Barbaren, impliziert die US-Regierung, dass Terroristen und die Unterdrückung von Frauen untrennbar miteinander verbunden wären. Dabei werden die jeweiligen kontextuellen Bedingungen und damit die Veränderbarkeit von des Status der Frauen beziehungsweise die Tatsache ihrer Handlungsfähigkeit nicht mit einbezogen (Langenberger 2008, S. 215-216). Eine Folge davon ist, dass der Krieg im Namen so genannter „orientalischer, unterdrückter Frauen“ in einem radikalmuslimischen Land genau jene Erfahrung von Frauen ignoriert, in deren Namen westliche Vertreterinnen von Frauenrechten angetreten sind (Langenberger 2008, S. 216). Die Rechtfertigung im Namen der „zivilisierten Menschheit“, diese unterdrückten Frauen durch Krieg zu befreien, basiert außerdem auf der systematischen Ausblendung der alltäglichen Misshandlung von Frauen in den USA und anderen Teilen der Welt, die unsichtbar bleiben oder keiner Einmischung für wert befunden 17 RAWA hat viele Jahre für Abrüstung und Friedenstruppen gekämpft. Sie haben sich auch unverschleiert für ein säkulares, demokratisches Afghanistan ausgesprochen. Doch alles, was die Welt gehört und reflektiert hat, waren die Exzesse der Taliban. In der militärischen US-Intervention sah RAWA keine Rettung, sondern hauptsächlich Not und Verlust auf die Frauen zu kommen (AbuLughod 2002, S. 789-790). M. Zimmermann 55 werden, was ein Journalist oder eine Journalistin bei einem Pressebriefing am 19. November 2001 im Weißen Haus hinterfragt: Q: There is a question, I guess some have been commenting about the First Lady's campaign kicking off. Why not talk about other countries which don't afford women rights and freedoms, such as Saudi Arabia? Why -- is this campaign going to extend to other countries beyond the Taliban -MR. FLEISCHER: Well, first of all, I don't think you can find another nation in the world that had a government that was as repressive to women as the Taliban were. Different nations have different cultures and different traditions, but no one has done what the Taliban has done (Fleischer 2001b). Bei der Verabschiedung eines Hilfspaketes, das afghanische Frauen und Kinder einen besseren Zugang zu Nahrung und medizinischer Versorgung sichern sollte, sprach US-Präsident George W. Bush gar von einem Krieg, den die Taliban gegen die Frauen führen würden: For several years, the people of Afghanistan have suffered under one of the most brutal regimes – brutal regimes – in modern history, a regime allied with terrorists and a regime at war with women (Bush 2001a). Der Terminus Frauen und Kinder wurde sehr oft seitens der Bush-Regierung verwendet, was den Frauen nicht nur die Opfer-, sondern auch die Mutterrolle zuwies: America is beginning to realize that the dreams of the terrorists and the Taliban were a waking nightmare for Afghan women and their children. […]. We strongly reject their brutality toward women and children (Bush 2001a). 56 Identität und Geschlecht im War on Terror Frauen und Kinder werden oft als geschlossene Einheit gesehen. Sie stehen für familiäre Werte, die es nach Ansicht der Gesellschaft mehr als alles andere zu schützen gilt. Frauen werden so zu Müttern, Hüterinnen der Familie, die die nationale Einheit und den Wohlstand sichern. Die Inszenierung von Frauen und Kinder als Opfer unterstützt die US-Regierung, in ihrem Anliegen, der amerikanischen Öffentlichkeit eine emotionale Reaktion zu entlocken und so Unterstützung für den Krieg gegen den Terror zu generieren. The representations of Afghan women in the days following 11 September 2001, and their cynical usage by US politicians, were solely aimed at supporting the US case for intervention (Stabile und Kumar 2005, S. 776). Jedoch schließt die Verknüpfung von Frau- und Muttersein viele Frauen aufgrund ihres Alters, ihrer Sexualität und sonstiger Umstände aus. Zudem wird durch die Gleichsetzung der Lage von Frauen und Kindern eine Relativierung der spezifischen Situation von Frauen vorgenommen (Langenberger 2008, S. 217). Die First Lady nimmt in ihrer Kommunikation diese Rollenzuschreibungen ebenfalls vor und verstärkte diese Konstruktionen, in dem sie die Beispiele ihres Mannes wiederholt und mit bildhaften Beispielen unterstreicht: Long before the current war began, the Taliban and its terrorist allies were making the lives of children and women in Afghanistan miserable. […]. Life under the Taliban is so hard and repressive, even small displays of joy are outlawed - children aren't allowed to fly kites; their mothers face beatings for laughing out loud (Bush 2001b). Weiterhin vermischt Laura Bush die Terroristen der Anschläge vom 11. September 2001 mit dem Taliban-Regime, durch die Aussage, dass „the brutal oppression of women (is) a central goal of the terrorists“ (Bush, 2001b). Dabei wird nicht nur das Anliegen der Attentäter vom 11. September 2001 verwischt, sondern auch der M. Zimmermann 57 totalitaristische und patriarchale Charakter des Taliban-Regimes in Afghanistan (Langenberger 2008, S. 218). Schließlich kommt Laura Bush auf die Angst der westlichen Welt zu sprechen, der im öffentlichen Diskurs über die Befreiung der afghanischen Frauen wohl zu wenig Platz eingeräumt wurde: Civilized people throughout the world are speaking out in horror – not only because our hearts break for the women and children in Afghanistan, but also because in Afghanistan we see the world the terrorists would like to impose on the rest of us (Bush 2001b). Die eigentliche Aufregung ergibt sich daher vielleicht nicht so sehr aus der grausamen Behandlung der Frauen in Afghanistan, sondern entspringt vielmehr der Hypothese, dass westliche Frauen auch Opfer einer solchen Ordnung werden könnten (Langenberger 2008, S. 218). Die Analyse bestätigt die Symbolik und Struktur, die Frauen als schutzbedürftige Opfer und Mütter zeigen. Sowohl die starke, als auch die mittlere Ausprägung der Variable tauchen mit großen Häufigkeiten auf. Konstruktionen, die jenseits der typischen Geschlechtergrenzen verlaufen, sind im Untersuchungsmaterial nicht präsent. 7. Die Auswirkungen des War on Terror 7.1. Diskussion der Analyseergebnisse Die vorangegangene Analyse hat gezeigt, dass in den offiziellen Stellungnahmen der US-Regierung zu Beginn des Anti-Terror-Krieges und dem damit verbundenen Einsatz in Afghanistan explizit und implizit binäre Zuschreibungen in Bezug auf die Eigen- und Fremdidentität gemacht worden sind. Bestehende kulturelle Auffassungen sind (re-)produziert worden, jedoch hat man zumindest versucht zu differenzieren, wer nicht zu den Feinden gehört. In den dichotomen Freund-Feind- 58 Identität und Geschlecht im War on Terror Konstruktionen hielt auch die symbolische Kraft der Geschlechterbilder Einzug: Die diskursive Konstruktion von Weiblichkeit nahm eine entscheidende Position bei der Wahrnehmung, Erklärung und Bewertung der Ereignisse sowie der damit verbundenen politischen (kriegerischen) Handlungsoptionen ein. Die Frauenrechtsverletzungen erwiesen sich als funktional, um vermeintliche kulturelle Differenzen zwischen dem Westen und Islam plausibel zu machen und das Handeln der jeweiligen Akteure zu begründen und zu bewerten. Der Einsatz in Afghanistan hatte dadurch eine moralische Legitimation und wurde in der Bevölkerung als eine humanitäre und zivilisatorische Maßnahme wahrgenommen. Die Ergebnisse vergleichbarer Analysen bestätigen diese Schlussfolgerung: Matthew T. Bowles und Fatima Ayub untersuchten in ihrer Fallstudie Liberating Muslim Women, wie die USA mit einer anti-muslimischen Rhetorik und der Ausrichtung auf geschlechtsspezifische Dimensionen den Einsatz in Afghanistan im Jahr 2001 begründet hat. Ihr Fokus lag auf der Verwendung des Schleiers bei der Konstruktion der unterdrückten muslimischen Frau und die diskursive Verwendung von Befreiung muslimischer Frauen als Euphemismus für die westliche kulturelle, wirtschaftliche und militärische Eroberung der muslimischen Welt (Bowles und Ayub 2004, S. 2). Ihre Ergebnisse zeigen, dass in der Zeit nach den Anschlägen vom 11. September 2001 das öffentliche Klima in den USA von anti-muslimischer und geschlechtsspezifischer Rhetorik dominiert und verschärft wurde. Nach Bowles und Ayub resultiert diese Entwicklung aus den bereits existierenden OrientalismusDiskursen, die vom Westen über die muslimische Welt entwickelt wurden, um Eroberung und Kolonialismus in den letzten zwei Jahrhunderten zu rechtfertigen. Wie damals beim Aufbau der französischen und britischen Kolonien im 19. Jahrhundert, wurde auch heute das Bild der unterdrückten muslimischen Frau instrumentalisiert, um die territoriale, kulturelle und wirtschaftliche Eroberung muslimischer Länder wie Afghanistan zu verteidigen (Bowles und Ayub 2004, S. 1819). M. Zimmermann 59 We observe that the veil has been the primary icon used to forward the image of the 'subjugated Muslim woman' and the symbol by which the West constructs and defines the Muslim woman and her experiences (Bowles und Ayub 2004, S. 18-19). In Anbetracht der Ergebnisse der vorangegangenen qualitativen Inhaltsanalyse kann — zumindest für die politischen Akteure — die Instrumentalisierung des Schleiers nicht bestätigt werden. Nicht ein einziges Mal tauchen im Untersuchungsmaterial die Begriffe Schleier oder Burka auf. Da Bowles und Ayub die These vom Schleier als Symbol für Erniedrigung und Unterdrückung anhand von Medienberichten bestätigt haben, ist davon auszugehen, dass diese Komponente aufgrund seines starken bildlichen Ausdrucks von Seiten der Journalisten und Journalistinnen ins Spiel gebracht worden ist. Das wurde wiederum von der US-Regierung genutzt, wie es Dana L. Cloud in ihrer Analyse 'To veil the threat of terror' nachgewiesen hat. Cloud untersuchte die Vorstellungen über die afghanische Bevölkerung in der westlichen Welt und ihre Rolle für die öffentliche Unterstützung der Operation Enduring Freedom. Sie wirft der USRegierung die Annahme und aktive Nutzung der medialen Aufbereitung von verschleierten Frauen und deren notwendige Befreiung vor: Bush shares the narrative strategy of the Time photographs and constructs a new image of the Afghan people, not as pre-modern Others but as “friends” in his claim that U.S. forces led to freedom. The phrasing suggests that the women before intervention were Others, but that they now have been folded into U.S. identity as friends (Cloud 2004, S. 298). Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die narrative Logik der Befreiung der unterdrückten Frauen, die seitens der Politik und der Medien verfolgt wurde, die militärische Operation als eine legitime Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 getarnt hat (Cloud 2004, S. 296). 60 Identität und Geschlecht im War on Terror The cultivation of attitudes toward enemy Others in mass media is central to the rallying of public support for war. Most imagery about war is produced, mass mediated, and controlled by a mere handful of multinational media corporations beholden to state power (Cloud 2004, S. 299). Die Medien fütterten die Aussagen der US-Regierung stetig mit bildreichen Geschichten. Insbesondere mit dem proklamierten Erfolg der Operation Enduring Freedom wurde der Schleier als Symbol wieder verstärkt verwendet. Images of Afghan women and men establish a binary opposition between a white, Western, modern subject and an abject foreign object of surveillance and military action. These images construct the viewer as a paternalistic savior of women and posit images of modern civilization against depictions of Afghanistan as backward and pre-modern (Cloud 2004, S. 286). Die Befreiung ging mit der Entschleierung der Frauen in Bild und Schrift einher: In der Time vom 3. Dezember 2001 war auf dem Titel des Magazins das unverschleierte Gesicht einer afghanischen Frau zu sehen. Die Überschrift lautete Lifting the Veil. Die zahlreichen Fotos bewegten sich zwischen den Impressionen von Unterdrückung und Befreiung, dementsprechend wurden auch die Texte platziert – Geschichten über Frauen unter islamischer Diktatur gegenüber Aktivitäten von Frauen, die nach der Ankunft der US-Truppen hinter ihrem Schleier hervorkamen (Cloud 2004, S. 294-295). Krista Hunt und Kim Rygiel haben mit ihrer Untersuchung (En)gendering the war on terror ebenfalls sichtbar gemacht, inwiefern der Kampf gegen den Terrorismus vermännlicht, militarisiert, ethnisiert und sexualisiert wird, um die Funktion des Krieges zu gewährleisten und wie diese Dynamiken oft unbemerkt geschehen, bewusst ignoriert oder gar von den offiziellen Repräsentanten des Krieges vertuscht werden. Sie behaupten weiter, dass der politische Zweck von offiziellen Kriegsdarstellungen darauf abzielt die wahren Grundsätze, Programme M. Zimmermann 61 und Interessen zu tarnen und darüber hinaus Zustimmung für den Krieg gegen den Terror zu gewinnen (Hunt und Rygiel 2006, S. 3). Dies ist mit der Instrumentalisierung der Frauenrechte im Anti-Terror-Krieg deutlich geworden: In retrospect, the coverage of Afghan women that followed from 11 September 2001 can only be understood as a cynical and opportunistic use of women. Few journalists and reporters could have believed that the sudden interest in Afghan women was anything other than a cover for the Bush administration’s dreams of empire, particularly given the absence of coverage of issues involving women and violence in the US media in general (Stabile und Kumar 2005, S. 776). Obwohl sich die Situation der Frauen in Afghanistan seit 1995 kontinuierlich verschärfte, erfolgte eine entsprechende Thematisierung erst nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001: Before this point, the condition of women in Afghanistan and the injustices of Islamic dictatorship had not been of concern to the United States. Thus, there is a contradiction between the rhetoric of moral inferiority and the mercenary motives of the war (Cloud 2004, S. 298). Es stellt sich dennoch die Frage, ob das Vorgehen der US-Regierung zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen der Frauen in Afghanistan geführt hat. 7.2. Die Auswirkungen auf die Lage der Frauen in Afghanistan Im War on Terror hat die Bush-Regierung als Teil ihrer Strategie feministische Diskurse und Aktivitäten kooptiert. Mit diesem embedded feminism sollte eine öffentliche Wahrnehmung für den Afghanistan-Einsatz erzeugt werden, die sich auf die Befreiung der Frauen konzentriert, um so die Unterstützung für die „Zivilisierung Afghanistan“ voran zu treiben (Hunt 2006, S. 55-56). 62 Identität und Geschlecht im War on Terror Bereits 42 Tage nach dem Einmarsch in Afghanistan erklärte die First Lady triumphierend, dass die Befreiung der Frauen — dank der amerikanischen Operation — geglückt sei: Because of our recent military gains in much of Afghanistan, women are no longer imprisoned in their homes. They can listen to music and teach their daughters without fear of punishment. […]. That regime is now in retreat across much of the country, and the people of Afghanistan – especially women – are rejoicing (Bush 2001b). Auch Ari Fleischer spricht wenige Tage später auf einer Pressekonferenz am 27. November 2001 im Weißen Haus über die positiven Erfahrungen, die die afghanischen Frauen durch ihre Befreiung sammeln können: Having said that, thanks to the United States, the life of women in Afghanistan has improved immeasurably. The condition of women in Afghanistan today, compared to what it was three, even four weeks ago before the fall of the Taliban, has led to a dramatic improvement in the quality of lives of women in Afghanistan. […]. The situation has changed immensely for the better (Fleischer 2001a). Die US-Regierung gibt damit einen Erfolg aus, der von afghanischen Frauenrechtsgruppen und internationalen Menschenrechtsorganisationen seither bestritten wird. Tatsächlich wurde das Leben der Frauen von dem Einmarsch der Amerikaner sogar negativ beeinträchtigt: Durch die problematische Sicherheitslage, insbesondere außerhalb der Hauptstadt Kabul, gestaltete sich die Beteiligung der afghanischen Frauen am öffentlichen Leben äußert schwierig. Die permanente Präsenz von schwer bewaffneten Soldaten auf der Straße verursachte gewiss mehr als ein beängstigendes Gefühl. Hinzu kamen die Verwüstungen und Zerstörungen des fortdauernden Krieges, die viele Frauen heimatlos und zu Flüchtlingen gemacht M. Zimmermann 63 haben. Keinerlei Aufmerksamkeit hatte die Bush-Regierung auch für die (sexuelle) Gewalt gegen Frauen und ihre Last durch die Pflege von Alten und Verwundeten in Folge des Krieges. Die Erfahrungen der afghanischen Frauen handeln daher kaum von Eindrücken einer essentiellen Befreiung (Kreile 2005, S. 102-103). Dies bestätigen auch afghanische Frauenrechtsorganisationen und internationale Menschenrechtsgruppen, die die Situation in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban kritisch beobachten. Amnesty International geht sogar in manchen Bereichen von einer Zuspitzung der Lage für Frauen in Afghanistan aus. Beispielsweise haben die konservativen Kräfte in Afghanistan den Widerstand gegenüber Frauenrechten verschärft, da sie die Rhetorik der Bush-Regierung bezüglich der Befreiung der Frauen als Angriff auf ihre Kultur und Religion werten (Hunt 2006, S. 51). It has come to be assumed in much of the Muslim world that to be a proponent of women’s rights is to be pro-Western… [W]e see that women have long been the pawns in a struggle between the elite modernists, usually defined as pro-Western, and the religious and tribal-based traditionalists (Amiri 2001). Zwar können Frauen mittlerweile in manchen Regionen ohne männliche Begleitung einkaufen gehen, aber viele Grundrechte werden ihnen weiterhin verwehrt. Viele Mädchen dürfen weiterhin nicht zur Schule gehen. Immer wieder werden Fälle bekannt, in denen Frauen noch nach islamischen Gesetzen bestraft werden. Die Durchsetzung der Frauenrechte war für keine afghanische Regierung nach dem Sturz der Taliban von höherer Priorität. Komplexere Ursachen der Diskriminierung und der Gewalt gegen afghanische Frauen werden bis heute kaum thematisiert (Stabile und Kumar 2005, S. 775-776). The role of women in fighting for their own liberation has been left completely out of the equation. Afghan women activists fought for their rights throughout the reign of the Taliban. […]. Since the war, the numbers of women who are ready to organize and fight have 64 Identität und Geschlecht im War on Terror grown more still – despite the lack of enthusiasm displayed by the interim government (Smith 2002). Dennoch hält George W. Bush auch noch im Januar 2004 an seinem hoffnungsvollen und heldenhaften Einsatz in Afghanistan fest: As of this month, that country has a new constitution, guaranteeing free elections and full participation by women. Businesses are opening, health care centers are being established, and the boys and girls of Afghanistan are back in school (Bush 2004). Wenn man sich die gegenwärtige Situation der Frauen in Afghanistan anschaut, kann man davon ausgehen, dass die US-Regierung nie ernsthaft die Durchsetzung von Frauenrechten und die Verbesserung ihrer Lebensumstände verfolgt hat. President Bush said that in Afghanistan today, "women are free" […]. But then, as now – over two years after the US invasion – Afghanistan’s social structure and standard of living remains largely the same as it was under the Taliban, and life for women on most fronts remains unchanged (Bowles und Ayub 2004, S. 17). Der Krieg war kein Kampf für Frauenrechte, er wurde vielmehr auf ihrem Rücken ausgetragen. Kritiker und Kritikerinnen sehen in einer derartigen Instrumentalisierung der Geschlechterverhältnisse wie dem embedded feminism gar einen Rückschritt in der Bekämpfung der Geschlechterungleichheit (Hunt und Rygiel 2006, S. 11). 7.3. Ausblick: Ein Krieg ohne Ende Die Operation Enduring Freedom und der Kampf gegen den Terrorismus haben vielleicht das undemokratische und frauenfeindliche Taliban-Regime gestürzt, aber keinen Weg für die Stärkung von Frauenrechten aufgezeigt. M. Zimmermann 65 Without critical feminist scholarship […] of the war on terror miss the way this war has been constructed, waged and legitimized on gendered terrain and ignore the detrimental effects that the Bush administration's manipulation of women's issues has had on millions of women both in the United States and around the world (Hunt und Rygiel 2006, S. 2). Es braucht daher auch weiterhin Studien, die erklären, wie Frauen marginalisiert werden und welche Auswirkungen ihre Abwesenheit in Theorie und Praxis der internationalen Beziehungen haben. Die politischen Stellungnahmen und die medialen Deutungsmuster werfen darüber hinaus — insbesondere im Rahmen der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik — weitere Forschungsfragen bezüglich der Reproduktion von Identitäten auf, wie die Intersektionalität von Geschlecht und Ethnie. Beispielsweise welche Auswirkungen der Kampf gegen den Terrorismus auf die Minderheiten im eigenen Land hat. Krista Hunt und Kim Rygiel gehen davon aus, dass unter dem Deckmantel der Bekämpfung des Teufels und undemokratischer Regierungen in bestimmten Regionen, der War on Terror dazu dient, die wahren politischen Absichten zu verschleiern oder umstrittene lokale Praktiken zu rechtfertigen. Beispielsweise würden Grenzkontrollbestimmungen und Sicherheitsüberprüfungen eigentlich darauf abzielen, Gruppen wie Einwanderer, Flüchtlinge und Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigungen in ihren Aktivitäten und ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken. Thus, official war stories about fighting terrorism serve to camouflage other forms of terrorism made possible in the post9/11 environment, such as intimidation, harassment arrests, and control over the movement of certain groups of peoples already marginalized based on differences of class, gender, race, religion, immigration status and nationality (Hunt und Rygiel 2006, S. 14). Hunt und Rygiel weisen außerdem daraufhin, dass der Kampf gegen den Terrorismus seine eigene Schreckens- und Befehlsgewalt generiert, beispielsweise 66 Identität und Geschlecht im War on Terror durch die Einschüchterung und Verfolgung von potenziellen Terroristen auf Grundlage von racial profiling oder durch die Reglementierung von Kleiderordnungen im Kopftuchstreit. Eigentlich würde der Krieg gegen den Terror dazu genutzt werden, um eine Politik der absoluten Kontrolle zu tarnen. Eine Politik, die davon abhängig ist, Außenstehende auf Basis von Merkmalen wie Geschlecht, Ethnie, Religion, Nationalität und Klasse zu definieren (Hunt und Rygiel 2006, S. 15). Bereits in der finalen Phase des US-Wahlkampfs 2004 räumte George W. Bush in einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender NBC ein, dass der Krieg gegen den Terror ein nie endender globaler Krieg gegen einen gestaltlosen Feind ist. Damit öffnete er den Kreis der Terroristen für eine wachsende Anzahl an Feinden über die fundamentalistischen Islamisten hinaus (Hunt und Rygiel 2006, S. 17). Eines ist jedenfalls unbestritten, der internationale Kampf gegen den Terrorismus wird die internationalen Beziehungen auch in den nächsten Jahren dominieren. M. Zimmermann 67 8. Literaturverzeichnis Abu-Lughod, L. (2002). Do Muslim Women Really Need Saving? American Anthropologist, 104 (3), 783-790. Aleksievič, S. A. (1987). Der Krieg hat kein weibliches Gesicht. Berlin: Henschel Verlag. Amiri, R. (2001). 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