Ctenocephalides felis/canis Katzen

Transcription

Ctenocephalides felis/canis Katzen
Ctenocephalides felis/canis
Katzen- und Hundefloh
Adulter Katzenfloh
Allgemeine Angaben
Name (Synonym): Ctenocephalides felis/canis; griech. ctenos: Kamm; griech. kephalon: Kopf; lat. felis: Katze;
lat. canis: Hund; deutscher Name: Katzen-/Hundefloh
Stamm: Arthropoda, Klasse: Insecta, Ordnung: Siphonaptera (Flöhe), Familie: Pulicidae;
Erstbeschreibung: C. felis: Bouché 1835
Die Risikogruppen nach BioStoffV gelten nur für biologische Arbeitsstoffe; in der Funktion
Risikogruppe:
als Vektor von Krankheitserregern gilt die Schutzstufe, die der Risikogruppe des entsprechenden Erregers entspricht (EU, BiostoffV, GenTSV).
Konsiliar-/Referenzlabor: Parasitologie, Universität Düsseldorf (Prof. Dr. H. Mehlhorn)
Molekularbiologie, Morphologie und Physiologie
Morphologie:
ungeflügelte, seitlich zusammengedrückte Insekten mit Sprungbeinen, etwa 3 mm lang,
Entwicklung über Ei, 3 Larven, Puppe, Adult (Abb.)
Physiologie:
adulte Stadien saugen Blut, Larven fressen bluthaltigen Flohkot und Detritus, Puppe: Ruhestadium (evtl. mehr als ½ Jahr)
Natürlicher Standort
Temporärer Ektoparasit im adulten Stadium
Wirtsbereich:
Der Katzenfloh hat ein weites Wirtspektrum (inkl. Mensch), während der Hundefloh spezialisierter ist. Der Katzenfloh macht 70% allen Flohbefalls bei Mensch, Hund und Katze aus.
Pathogenität/Gesundheitliche Bedeutung
Adulte: obligate Parasiten sowie potenzielle Vektoren oder Zwischenwirte von Erregern, z. B. Mycoplasma
haemofelis, Bartonella henselae, Rickettsia felis, Viren (bei Tierversuchen nachgewiesen),
Gurkenkernbandwurm; Larven: Detritusfresser
Infektiöse/zur Infestation befähigte Stadien: Adulte ♀ / ♂
Pathogenitäts-/Krankheitsauslösende Faktoren/Pathogenese: der injizierte Speichel kann allergische Wirkung
haben
Krankheit
Bezeichnung:
Patenz:
Symptome :
Verflohung, Flohstiche, Stichallergie
Flöhe steigen regelmäßig wieder auf den Wirt auf
Stichreaktion (1 – 24 Stunden): juckende, gerötete Quaddeln von ca. 1 cm Durchmesser,
mit zentraler, (geröteter) Stichstelle, aus der Lymphe austritt; allergische Reaktionen; Sekundärinfektionen durch Bakterieneintrag beim Kratzen
Diagnose:
Fang adulter Flöhe
Therapie:
Stichstellen: symptomatisch, Kühlgel, antibiotische Hautsalben
Prophylaxe (Prävention): Meiden des Kontakts mit streunenden Tieren; Prophylaxe im Freien durch Aufsprühen von Repellentien auf Kleidung, Schuhe, Beine, z. B. Viticks-Cool® (Fa. Alpha-Biocare),
Autan® (Fa. Johnson)
Epidemiologie
Übertragungswege und Eintrittspforten: Kontakt mit Menschen bzw. Tieren, Flöhe springen aber auch vom
Boden auf bzw. treten über beim Reinigen von Vogelnestern; Igel, Mäuse, Vögel schleppen
Flöhe in Gärten ein.
Erregerreservoire: viele Tierarten
Inzidenz/Prävalenz: Flöhe nehmen aktuell in Anzahl zu, da die Winter zu mild sind.
Widerstandsfähigkeit – Tenazität
Es zeigten sich bisher bei adulten Flöhen Resistenzen gegen einige Pyrethroide und andere Insektizide, daher immer erfahrenen Schädlingsbekämpfer einbeziehen.
1
Stand:02/2011
Arbeits- und Gesundheitsschutz/Gefährdungsbeurteilung
Schutz-/Sicherheitsstufe: wenn mit einer Erregerübertragung/Laborinfektion gerechnet werden muss, Schutz/Sicherheitsstufe entsprechend der Risikogruppe des Erregers
Gefährdende Tätigkeiten/Expositionssituationen: Umgang mit befallenen Menschen und Tieren, Wäsche,
Teppichboden, Gartenarbeiten
Spezielle tätigkeitsbezogene Sicherheitsmaßnahmen:
Technische Sicherheitsmaßnahmen:
Die mikrobiologische Sicherheitswerkbank kann entfallen. Bei Arbeiten mit infizierten Flöhen (Sektion, Gewinnung von Magen-Darm-Inhalt, Magengewebe, Kot, rektale Inokulation)
Arbeitsfläche mit dicker Plastik- oder Aluminiumfolie abdecken, die desinfiziert oder autoklaviert werden kann. Spritzen und Kanülen mit Luer-Lock-Sicherung verwenden. Fluchtsichere, desinfizierbare Fütterungskäfige aus Metall verwenden. Lebende infizierte Flöhe
vor Arbeitsbeginn durch Kältestarre oder CO2 immobilisieren. Fütterung am Tier (Maus,
Goldhamster u.a.) im Haltungs- und Zuchtbehältnis der Flöhe vornehmen. Sorgfältiges Abund Einsammeln der Flöhe. Nicht mehr benötigte Blutspender fachgerecht töten, tiefgefrieren und einer Tierkörperbeseitigungsanstalt zuleiten. Infizierte Flöhe in ca. 80 cm hohen,
mit Gaze überspannten Edelstahltonnen halten. Die Tonnen müssen höher sein als das
Sprungvermögen der betreffenden Art.
Organisatorische Sicherheitsmaßnahmen:
Ständige Haltung von Flöhen auf dem Tier nur in abgetrennten Räumen mit besonderem
Hinweis. Infizierte Flöhe können auf diese Weise nur ausnahmsweise gehalten werden. Da
bestimmte Erreger in tiefgefrorenen Flöhen überleben, die Flöhe stets mit deutlichem Hinweis auf das Gefährdungspotenzial aufbewahren.
Desinfektion/Entwesungsmaßnahmen:
Überzählige infizierte Flöhe töten, z. B. mit Chloroform, oder tiefgefrieren und anschließend, wie auch den Inhalt von Zucht- und Haltungskäfigen, in Plastikfolie einschweißen
und autoklavieren. Sämtliche Arbeitsmittel bei Tätigkeiten mit nicht infizierten Flöhen und
deren Entwicklungsstadien auf mindestens 60 °C Kerntemperatur erhitzen oder in 70%igen
Alkohol überführen. Arbeitsmittel, die mit infizierten Flöhen in Berührung gekommen sind,
in gleicher Weise desinfizieren, wie für die Desinfektion infizierter Flöhe angegeben. Befallene Wohnungen müssen sowohl mit Insektiziden als auch einem Häutungshemmer (gegen Larven) ausgesprüht werden. Evtl. Entwesung von Räumen durch Schädlingsbekämpfer.
Versuchstierhaltung:
Flohhaltung am Tier, z. B. Katze, Hund, Schwein, Goldhamster, Maus, setzt eine getrennte
Unterbringung solcher Tiere sowie die Sicherung gegen den Zugang potenzieller Wirte, z.
B. Mäuse, voraus.
Transport:
Flöhe, Puppen, Larven und Eier nur in flucht- und bruchsicheren Behältnissen mit Kennzeichnung befördern. Infizierte Flöhe möglichst nicht versenden, bei einem Transport auf
das Gefährdungspotenzial hinweisen.
Persönliche Schutzausrüstungen (PSA): Bei Tätigkeiten mit lebenden Flöhen geeignete, ausreichend lange
und stichsichere Schutzhandschuhe (Überdecken der Ärmelmanschetten) tragen. Bei Tätigkeiten mit Fütterungs-, Zucht- und Haltungskäfigen infizierter Flöhe wird ein Mundschutz
empfohlen.
Berufsbedingte Erkrankungen/gefährdete Personen und Berufsgruppen: lediglich bei Erregerübertragung;
Flöhe befallen aber viele Personengruppen: Gärtner, Tierpfleger, Personal der öffentlichen
Verkehrsmittel, Pflegepersonal, Hotelpersonal, Schädlingsbekämpfer
Sofortmaßnahmen bei Unfällen/Erste Hilfe: Bei Verdacht auf eine Infektion bei Tätigkeiten mit infizierten Flöhen sofort Vorgesetzten informieren und erfahrenen Tropenarzt konsultieren.
Arbeitsmedizinische Vorsorge: keine besonderen Maßnahmen
Literatur
Eckert, J., Friedhoff, K.T., Zahner, H., Deplazes, P.: Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin, Enke,
Stuttgart 2005
Lane, R.P., Crosskey, R.W. (eds.): Medical insects and arachnids, Chapmann and Hall, London 1993
Mehlhorn, H., Eichenlaub, D., Löscher, T., Peters, W.: Diagnose und Therapie der Parasitosen des Menschen, ), 2. Aufl., G. Fischer, Stuttgart bzw. Urban/Fischer, München 1995
2
Stand:02/2011