Datenklau und Abzocke im Internet - Sinus
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Datenklau und Abzocke im Internet - Sinus
Datenklau und Abzocke im Internet Rechtsanwalt Thomas Bradler Neuss, den 05.02.2013 Übersicht I. Themen 1) 2) 3) 4) II. Abofallen im Internet Abzocke via Smartphone Phishing Sonderfall: Filesharing Aufbau 1) 2) 3) Sachverhalt / Beispiele Prävention Verhalten im Ernstfall / Haftungsfragen 2 Abofallen im Internet • Preisangaben im Kleingedruckten locken User seit Jahren in die Abofalle • Beispiele: Gedichte, Kochrezepte, Hausaufgaben, Ahnenforschung • Betroffen waren Millionen von Verbrauchern • Entsprechende Anfragen bildeten lange den Schwerpunkt in der Verbraucherberatung 2 3 Problem: Forderungsabwehr • Forderungen regelmäßig unberechtigt: – Kein wirksamer kostenpflichtiger Vertrag – Verbraucher hatte in der Regel wirksam Widerrufen • Aber: – Widerruf wurde nicht anerkannt – Verbraucher wurden mit Mahnungen und Drohungen (Schufa etc.) unter Druck gesetzt und zur Zahlung gedrängt 4 Problem: Rechtsdurchsetzung • Fallensteller verstießen oft massiv gegen wettbewerbsrechtliche Vorschriften • Aber: • • • • Im Ausland sitzende Anbieter sind kaum greifbar Vielzahl einschlägiger Seiten machte flächendeckendes Vorgehen unmöglich Langwierige und kostspielige Gerichtsverfahren Erstrittene Urteile gingen bei Änderungen der Internetseite oder des Verantwortlichen ins Leere 5 Die (Button-)Lösung !? • Neue gesetzliche Regelungen zum Vertragsschluss im Internet • Verbrauchern muss unmittelbar vor Abgabe ihrer Bestellung klar und verständlich in hervorgehobener Weise Informationen erhalten über – – – – • die wesentlichen Merkmale der Ware oder Dienstleistung die Mindestlaufzeit bei Dauerschuldverhältnissen den Gesamtpreis der Ware oder Dienstleistung zusätzlich anfallende Liefer- und Versandkosten sowie weitere Steuern oder Kosten Verbraucher muss mit seiner Bestellung ausdrücklich bestätigen, dass er sich zu einer Zahlung verpflichtet. Schaltfläche ist gut lesbar mit nichts anderem als den Wörtern „zahlungspflichtig bestellen“ oder entsprechend eindeutig zu beschriften. -> Folge eines Verstoßes: Ein Vertrag kommt nicht zustande. 6 Prävention gegen Abofallen • Skepsis, wenn für angeblich kostenfreie Leistung eine Anmeldung unter Angabe persönlicher Daten nötig ist. •Sicherheits-Tools nutzen, z.B. Web of Trust (Add-On) oder Computer Bild-Abzockschutz 7 Was tun, wenn die Falle zuschnappt • Forderung schriftlich bestreiten Vertrag hilfsweise widerrufen, anfechten und kündigen • Bei Minderjährigen (7-17 Jahre) – Vertragsschluss nicht genehmigen – Taschengeldparagraph (§ 110 BGB) greift nicht • Rat suchen – Verbraucherzentrale – Rechtsanwalt 8 Gewinnspiele im Internet Zwecke: • Preisgabe von Daten • Adresshandel und Werbung • Unterschieben von Verträgen • Rückruf bei einer 0900-Telefonnummer zur Gewinneinlösung 9 Prävention gg. Smartphone-Fallen • Drittanbietersperre einrichten • Rufnummerngassen sperren • Gerät nicht (unbeaufsichtigt) in Kinderhände geben • Vorsicht beim Anklicken von Werbebannern 10 Was tun, wenn die Falle zuschnappt? • Telefonrechnung kontrollieren • Zeit für Beanstandungen: 8 Wochen • Ggf. Lastschrift zurückbuchen lassen • ACHTUNG: Info an Rechnungssteller und unstreitige Rechnungsbeträge fristgemäß zahlen • Auch unberechtigte Abos „kündigen“ 11 Minderjährige • Zurechnung über § 45i Abs. 4 TKG: „Soweit der Teilnehmer nachweist, dass ihm die Inanspruchnahme von Leistungen des Anbieters nicht zugerechnet werden kann, hat der Anbieter keinen Anspruch auf Entgelt gegen den Teilnehmer.“ • Duldungs- bzw. Anscheinsvollmacht 12 Phishing • • • • Meint das Abfischen von Passwörtern Opfer erhält E-Mail mit Verweis (Link) auf eine gefälschte Seite Dort wird Eingabe geheimer Daten erbeten. Versender gibt vor, jemand zu sein, der er nicht ist, z.B. – – – – Hausbank / Kreditkarten-Anbieter Online-Shop / Zahlungssystem DHL-Packstation Soziales Netzwerk 13 Was tut die Verbraucherzentrale? • Wir stellen betrügerische E-Mails in das PhishingForum ein: Internetforum nur für Phishing-Mails • Wir prüfen, ob der Link in der E-Mail zu einer noch offenen Betrugsseite führt • Wir informieren den echten Anbieter oder den Provider, damit dieser die Seite sperren kann • Wir warnen täglich auf unserer Homepage und über Twitter vor aktuellen Phishing-E-Mails 14 Prävention gegen Phishing • Gesundes Misstrauen an den Tag legen Nicht auf Links oder Anhänge klicken Keinesfalls persönliche Daten preisgeben • Phishing-E-Mails weiterleiten An das Phishing-Radar ([email protected]) An den echten Anbieter • Strafanzeige stellen – geringe Erfolgsaussichten • Antivirenprogramm und Browser aktuell halten 15 Was tun, wenn die Falle zuschnappt • Kreditinstitut / Anbieter informieren • Kreditkarte bzw. Konto sperren • Passwörter wechseln • Kontobewegungen im Auge behalten • Strafanzeige stellen 16 Sonderfall: Filesharing • Urheberrecht, § 15 UrhG Der Urheber hat das ausschließliche Recht, sein Werk zu verwerten, inkl. Vervielfältigungsrecht • Anspruch auf Unterlassung und Schadensersatz, § 97 UrhG • Strafbarkeit nach § 106 UhrG „Wer in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ohne Einwilligung des Berechtigten ein Werk oder eine Bearbeitung oder Umgestaltung eines Werkes vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergibt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ 17 Prävention gegen Abmahnungen • Keine Filesharing-Software installieren • Kindern die Nutzung von Tauschbörsen verbieten • Dateien nur aus offiziellen Quellen beziehen • Legale Download- oder Streaming-Dienste nutzen (z.B. itunes; Simfy, Spotify, Napster) • W-LAN sichern 18 Haftung des Anschlussinhabers • Täterhaftung • Störerhaftung bei eigenhändiger Verletzung von Urheberrechten bei Verletzung von Prüfpflichten – Haftung für Ehegatten nicht, solange keine tatsächliche Kenntnis, dass dieser die Rechte anderer verletzt (OLG Köln, Urt. v. 16.5.12 – 6 U 239/11) – Haftung für minderjährige Kinder nicht, wenn die Kinder über das Verbot einer rechtswidrigen Teilnahme an Internettauschbörsen belehrt wurden und keine Anhaltspunkte vorlagen, dass die Kinder sich nicht an dieses Verbot halten (BGH, Urt. v. 15.11.12 – I ZR 74/12) – Haftung für ungesichertes W-LAN nicht, wenn die Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, die zum Zeitpunkt des Kaufes des Routers üblich waren (BGH, Urt. v. 12.05.10 – I ZR 121/08) 19 Heimisches WLAN sichern Problem: Mögliche Haftung für Vergehen unbefugter Nutzer • Benutzerpasswort ändern • WLAN mit Passwort verschlüsseln (WPA2) • WLAN-Name ändern bzw. verfremden (SSID) • WLAN abschalten, wenn nicht genutzt • Firmware/Software des Routers aktualisieren 20 Die Abmahnung • Empfänger – Anschlussinhaber ermittelt durch IP-Adresse • Aufforderung, – die betroffene Datei von der Festplatte zu löschen – eine Unterlassungserklärung für die Zukunft abzugeben – einen bestimmten Geldbetrag zur Begleichung der Rechtsanwaltsgebühren und Schadensersatz zu zahlen • Kurze Frist – Meist 3 – 5 Tage 21 Was tun bei Erhalt einer Abmahnung • Abmahnung nicht weglegen oder wegwerfen • Unterlassungserklärung nicht ungeprüft • unterzeichnen Umgehend rechtlich beraten lassen – Verbraucherzentrale – Rechtsanwalt • Ggf. modifizierte Unterlassungserklärung • abgeben Weitere Verstöße verhindern 22 Unser Ratgeber Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! erscheint im März www.vz-nrw.de 23