Geistreiches und Historisches
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Geistreiches und Historisches
ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 1 4. Jahrgang, 1. Ausgabe, Februar 2008 Foto: Dörte Gerlach Die Hauszeitung des SchillerGartens zu Dresden-Blasewitz Foto: Ausstellungskatalog „Von Monet bis Mondrian“ „Brüder, fliegt von euren Sitzen, wenn der volle Römer kreist. Lasst den Schaum zum Himmel Editorial spritzen: Dieses Glas dem guten Geist!“ „An die Freude“, Friedrich Schiller Adolf Rothermundt war ein Blasewitzer Kunstsammler, der Anfang des 20. Jahrhunderts eine große private Sammlung mit Bildern von Liebermann, Cézanne und Manet in seiner Villa zusammengetragen hatte. Lesen Sie mehr auf Seite 12. Inhalt In eigener Sache: Neues Buch vom SchillerGarten 3 Der besondere Gast: Jürgen Flückschuh . . . . . . . . . 5 Historie: Gastwirt Bruno Wendler . . . . . 6 Literatur: Schillersprüche im Alltag . . . . . 9 Blasewitz: Kunstsammler Rothermundt . 12 Zu Gast: Im Stadtarchiv Dresden . . . . 16 Loschwitz: Sternwarte Manfred v. Ardenne 18 Sächsische Küche: Die Kartoffelsuppe . . . . . . . . 21 Foto: Archiv Adolf Rothermundt Geistreiches und Historisches Vielleicht ist es ja der „Gute Geist“, den Friedrich Schiller im obigen Spruch bedichtet, der über oder vielleicht gar in dem Traditionsgasthaus an der Elbe schwebt. Gesehen hat ihn noch keiner, wohl aber hat er offenbar so manchem Wirt in der 300jährigen Geschichte des Hauses den Weg gewiesen und glanzvolle Zeiten ermöglicht. Wo er sich ausruhte, als es mal nicht so gut lief für die Wirte, ist nicht bekannt. Ganz gleich, Grund zum Feiern gab es jedenfalls zu allen Zeiten immer wieder, Ende des vergangenen Jahres besonders, als ein neues historisches Buch über den SchillerGarten sowie Blasewitz aus der Taufe gehoben wurde. Bei Buchentstehung und –premiere hielt der „Gute Geist“ seine schützende Hand, nachzulesen in dieser Ausgabe des Potz Blitz. Schiller allerdings scheint sich nicht so recht in der Gastronomie auszukennen – oder warum spritzt der (Bier-)Schaum bei ihm aus einem (Wein-) Römer? Eine neue Zeitrechnung hat begonnen, liebe Gäste: die der rauchfreien Gastronomie in Sachsen. Die Zeit, in der man eine gute Zigarre nach dem Essen genießen konnte, gehört nun der Vergangenheit an. Ich selbst hätte mir eine weniger reglementierende Lösung wie zum Beispiel die Möglichkeit zum eigenverantwortlichen Einrichten von Nichtraucher- und Raucherbereichen von unseren Politikern gewünscht. Ich denke, dass damit den Wünschen aller Gäste hätten entsprochen werden können. Doch nun hat es uns der Gesetzgeber vorgeschrieben und wir müssen lernen, auch damit umzugehen. Ihr Gastwirt Frank Baumgürtel ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 2 Der Friedrich-Schiller-Code – noch nicht geknackt! Das Geheimnis um den Schädel von Friedrich Schiller ist noch nicht gelöst. Seit über einem Jahr laufen auf Veranlassung der Klassik Stiftung Weimar DNA-Untersuchungen am exhumierten Schädel Friedrich Schillers, über dessen Authentizität bis heute ein Gelehrtenstreit herrscht. Wie die Klassik Stiftung Weimar und das MDR Landesfunkhaus Thüringen, was eine Dokumentation dazu senden wird, im Herbst 2007 bekannt gaben, werden weitere wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt. An dem wissenschaftlich fundierten, interdisziplinären Pro- jekt sind namhafte Institute und Wissenschaftler beteiligt. Es entsprang dem Wunsch der Klassik Stiftung Weimar, die Authentizität der Relikte zweifelsfrei zu klären. Die Stiftung stellte die in ihrem Besitz befindlichen sterblichen Überreste, die Friedrich Schiller zugeordnet werden, zur Verfügung: den so genannten „FürstengruftSchädel“, den so genannten „Froriep-Schädel“, mutmaßlich zu den beiden Schädeln gehörige Skelette und drei Haarlocken, die möglicherweise von Schiller stammen. Eine Ausstrahlung des Filmes ist nunmehr für Mai 2008 vorgesehen. SchillerGarten dreidimensional Seit Ende vergangenen Jahres können Gäste des SchillerGartens auch virtuell durch das Haus spazieren. Auf der Internetseite des Traditionsrestaurants www.schillergarten.de können unter der Rubrik „Rundgang“ insgesamt zehn verschiedene Punkte in Haus und Biergarten ausgewählt werden. An jedem dieser Punkte ist ein 360-Grad-Blick im Raum möglich. Dieser Service ist gerade auch für Ortsunkundige wichtig, die sich auf diese Weise vorab über die Räumlichkeiten des Gasthauses informieren können. Ballhäuser, Biergärten und Gaststätten Historische Fotos im Lesesaal der SLUB Mit einer Ausstellung von 68 großformatigen Fotos „Zwischen Schankwirtschaft und Ballsaal“ präsentiert die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek bis zum 30. Juni 2008 historische Motive sächsischer Restaurants, Schankwirtschaften und Ballhäuser. Sie Oberelbemarathon 2008 Zum 11. Mal findet am 27. April der Renta-OberelbeMarathon statt. Entlang des Elberadwegs begeben sich die Marathonis vom Startpunkt in der Sächsischen Schweiz bis zum Ziel im Heinz-Steyer-Stadion auf eine der landschaftlich reizvollsten Marathonstrecken. Bereits zu Jahresbeginn konnten die Veranstalter steigende Teilnehmerzahlen registrieren. Als einen vollen Erfolg wertete Organisationsleiter Uwe Sonntag die Präventionsaktion für einen gesunden Laufsport, die gemeinsam mit dem Uniklinikum Dresden ins Leben gerufen wurde. Gegen einen rabattierten Betrag können sich Läufer einer sportmedizinischen Untersuchung unterziehen. Auf Kilometer 35 der Marathonstrecke – am SchillerGarten – wird wieder eine Verpflegungsstation eingerichtet. Das Traditionsgasthaus ist wie in den letzten Jahren einer der Hauptsponsoren. Schillerstadt Dresden Wie aus dem Informationsblatt „Dresdner Zahlen aktuell“ der Stadt Dresden zu entnehmen ist, ist Dresden eine wahre „Schiller-Stadt“. Insgesamt gibt es zur Zeit 3.145 benannte Brücken, Straßen und Plätze, jede dritte Straße ist nach einer historischen Person benannt. Von den 104 nach Personen benannten Straßen kommen 60 Prozent aus Kunst, Literatur und Wissenschaft. Unangefochtener Spitzenreiter ist Friedrich Schiller: Er ist im Straßenverzeichnis sechs Mal vertreten. 2 macht damit begehrte Postkartenmotive von Innen- und Außenaufnahmen aus der im Jahr 1997 übernommenen Sammlung des Postkartenverlages A. & R. Adam öffentlich. Die Ausstellung ist montags bis sonnabends von 8 bis 24 Uhr an der Galerie im Lesesaal zu sehen. Impressum Herausgeber: SchillerGarten Dresden GmbH, Schillerplatz 9, 01309 Dresden Tel. 0351 / 811 99 0 • Fax 0351 / 811 99 23 • www.schillergarten.de Konzept, Gesamtherstellung & Verlag: 2dPROJECT, Enderstr. 59, 01277 Dresden Tel. 0351 / 250 76 70 • Fax 0351 / 250 76 80 • www.2dproject.de Redaktion: Verantw.: Daniella Fischer, Tel. 0351 / 250 76 70 [email protected] Charles M. Bugnowski, Susanne Dagen, Matthias Griebel, Dagmar Möbius, Christian Mögel, Ingrid Wenzkat Fotos: Dörte Gerlach, Archiv SchillerGarten, Archiv Christian Mögel, Karlheinz Georgi, Ausstellungskatalog „Von Monet bis Mondrian“, Klassikstiftung Weimar/Olaf Mokansky, Wikipedia Satz, Druckvorlagen, Produktionsleitung: Dörte Gerlach Lektorat: Rosemarie Knöfel Druck: addprint AG, Am Spitzberg 8a, 01728 Possendorf www.addprint.de Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Druckfix, ausgezeichnet mit dem „Blauen Umweltengel“ Anzeigenleitung: Barbara Groß, Tel. 0177 / 705 58 50 [email protected] Anzeigenschluss für Ausgabe 2/2008: 20.04.08 Redaktionsschluss für Ausgabe 2/2008: 20.04.08 Erscheinungstermin Ausgabe 2/2008: 10.05.08 Nachdruck, Vervielfältigung, Verbreitung in elektronischen Medien von Inhalten und Abbildungen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandte Unterlagen übernimmt der Verlag keine Haftung. Zurücksendung erfolgt nicht. Der Verlag übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben in den veröffentlichten Texten. Alle Rechte vorbehalten. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.02.2005. ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 3 In eigener Sache „Mein Schillergarten“ – Ein Gasthaus voller Leben gezeichneten Team bis zur Endherstellung durch die Druckerei Thieme, Meißen, konnte schon für Oktober 2007 der Redaktionsschluss festgelegt werden. Sie alle waren gekommen, als bereits am 26. November ein Band aus der Taufe gehoben werden konnte, der weit mehr ist als eine Huldigung an eines der ältesten Gasthäuser der Stadt, sondern ein regionalgeschichtliches Mosaik von ernst zu nehmendem Erkenntniswert in optischer Vielfalt. Dank dieses Fundamentes erhielt sein „Taufabend“ einen ebenso festlichen wie anregenden Charakter, bei dem der Blick aus dem Elbzimmer auf Brücke, Fluss und Loschwitzer Ufer im Schein der Lichter und Dialoge zu Geschichte und Geschichten bildete, deren Wiederbelebung Daniella Fischer nun auch als Moderatorin, von einer Diaschau begleitet, temperamentvoll zelebrierte. Als Matthias Griebel, unser aller Matz, mit Einblicken in das Kapitel „Darben und Schlemmen von Biersuppe bis Hummer“ ein Buffet eröffnete, mit dem die SchillerGarten-Wirte ihre Gaumenkompetenz schmackhaft demonstrierten, war schlüssig bewiesen: Der SchillerGarten – ein „Gasthaus voller Leben“. Ingrid Wenzkat Buchpremiere: Steffen Brasche, Frank Baumgürtel, Daniella Fischer, Thomas Jacob und Dörte Gerlach (v.r.n.l.) Autorin Daniella Fischer während der Buchlesung Fotos: Dörte Gerlach „Mein Schillergarten“ – Anspruch und Erfüllung für viele Blasewitzer, Dresdner überhaupt und auch Gäste der Stadt. Jede Stätte, die der Begegnung dient, entwickelt ihren eigenen Charakter, umso mehr, wenn sie seit etlichen Jahrhunderten fortbesteht. Sie ist getränkt von Erlebnissen, überwiegend heiter-kulinarischen bis feuchtfröhlichen, wie es der Ort selbst verspricht: nämlich Gasthaus zu sein. Sie sammelt die Namen interessanter Persönlichkeiten, die hier verweilten, vermerkt glanzvolles Haushalten der Wirte oder ihr klägliches Versagen, wird aber ebenso betroffen von den Bitternissen der Zeitereignisse. – Und, ist sie so alt und an so prägender Stelle etabliert wie der SchillerGarten, dann ist sie geadelt durch Legenden. Diese Fülle von mehr oder minder vagen Einzelbildern zusammenzufassen, zu ordnen und interessant aufzuschreiben, übernahm Daniella Fischer im Auftrag des außerordentlich innovativen SchillerGarten-Wirtes Frank Baumgürtel sowie der Miteigentümer Steffen Brasche und Thomas Jacob 2006. Gemeinsam mit Dörte Gerlach, die Illustrationskonzept, Layout, Satz und Herstellung exzellent besorgte sowie einem aus- Foto: Sven Hoffmann Buchpremiere im Traditionsgasthaus Matthias (Matz) Griebel liest aus dem neuen Buch Lesen, Blättern, Entdecken ... 3 ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 4 Ein Rat für alle Fälle rei-Beirat“ des Waldschlösschens, das Frank Baumgürtel vor dem SchillerGarten betrieb, ist die Gemeinschaft in den SchillerGarten gefolgt. Waren es zu Waldschlösschen-Zeiten vornehmlich soziale Projekte, die der Beirat Foto: Dörte Gerlach Sie treffen sich aller zwei Monate. Den gemeinsamen Abend beginnen sie mit einem frisch Gezapften am langen Zinntresen im Schankraum. Ist es Zeit, begeben sie sich in das Elbzimmer. Was dann geschieht, erfährt Potz Blitz nur durch Hören-Sagen: Ein Protokoll wird verlesen, Diskussionen werden geführt, Beschlüsse gefasst. Getrunken wird aus extra angefertigten Bierkrügen aus Meißner Porzellan – namentlich gekennzeichnet, sonst in einem verschlossenen Glasregal verwahrt und von einem Krugwart verwaltet. Der Vorsitzende, sagt man, sei manchmal ein Diktator, er leite die Versammlung straff und zielführend. Beitreten kann man ihrer Runde nicht, sie berufen ihre Mitglieder – und Gäste haben sie noch nie empfangen. Auch Frauen nicht. Sie besitzen eine strenge Satzung. „Sie“ – das sind derzeit 27 hochkarätige Herren aus Wirtschaft, Kultur und Politik. So wie Schiller einst Weimarscher Rat war, sind sie heute die Räte des SchillerGartens. Sie sind der „Beirat des SchillerGartens zu DresdenBlasewitz“. Mitglieder des Beirats des SchillerGartens zu Dresden-Blasewitz aus seinen Mitgliedsbeiträgen förderte, sind es nun regionale und kulturgeschichtliche Aktivitäten, die er unterstützt. Seit dem Einzug in das Traditionsgasthaus am Blauen Wunder steht Friedrich Schiller im Vordergrund. So wurden zum Beispiel aus Mitteln des Beirates die Schiller-Gedenksäule auf der Terrasse restauriert sowie die Medaillons der „Gustel von Blasewitz“ und von Schiller wiederhergestellt. Und auf dem Protokoll Nostalgie pur ihrer geheimen, männlichen Was wie ein Bericht über die Sitzungen stehen auch schon Rituale eines alten Ritteror- mal solche Augenzwinkerdens klingt, ist in Wahrheit Punkte wie „Einrauchen eieine wohl einzigartige Ge- nes Aschenbechers“ oder meinschaft. Sie hat nichts zu „Bekömmlichkeits-Proben“. tun mit elitärem Dünkel einer höheren Gesellschafts- Wertvolles schicht, auch nichts mit Zusammenwirken einem „Aufsichtsrat“. Sie ist „Natürlich besteht zwischen eine nostalgische, liebenswer- den Mitgliedern ein Netzte Vereinigung von wichtigen werk“, erläutert der VorsitPersönlichkeiten, die Gast- zende des Beirates, Wolfgang wirt Frank Baumgürtel und Zimmermann. „Aber das in seine Partner seit zehn Jah- solchen Vereinigungen häufig ren um sich geschart haben. vordergründige ‚Geschäfte Entstanden aus dem „Braue- machen‘ ist hier nicht domi4 nierend. Vielleicht sind viele Mitglieder daher auch so entspannt.“ Wolfgang Zimmermann, im Februar erneut – einstimmig! – für die nächsten zwei Jahre zum Vorsitzenden gewählt, empfindet das bewundernswerte Zusammenwirken im Beirat als sehr wertvoll für sich und die Mit- glieder. Diese sehen sich als Repräsentanten eines an Tradition reich gesegneten Gasthauses – und diese Funktion nehmen sie ernst. Nicht nur, dass sie mit eigenen Geschäftspartnern und Freunden in den SchillerGarten kommen und damit ein Stück Regionalgeschichte weitertragen. Sie sind auch angehalten, während ihrer Aufenthalte im Haus auf Qualität und Service zu achten. Auf gemeinsamen Sonderveranstaltungen besuchen sie Unternehmen oder kulturelle Einrichtungen und bewahren sich ihren Blick über den Tellerrand der SchillerGarten-Gerichte und der eigenen Unternehmen. Einmal im Jahr veranstalten sie eine „Beirats-Ausfahrt“, waren schon in München, Prag, Marienbad, Wroclaw, Coburg, Görlitz/Bad Muskau, Quedlinburg/Wernigerode und in Weimar. Der Earl of Chesterfield, ein englischer Staatsmann und Schriftsteller, prägte einst einen weisen Satz: „Guter Rat ist selten willkommen; am wenigsten bei denen, die ihn am nötigsten hätten.“ Gastwirt Frank Baumgürtel hatte und hat – so attestiert ihm Beiratsmitglied Jürgen Flückschuh, Vorstandsvorsitzender der Ostsächsischen Sparkasse – im unternehmerischen Sinne einen „Rat“ oder einen „Beirat“ nie nötig. Aber dies ist vielleicht der Grund, warum ihm seine 27 „Beiräte“ daher stets so willkommen sind. Daniella Fischer ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 5 Der besondere Gast Jürgen Flückschuh Herr Flückschuh, beginnen wir mit einem Gedankenexperiment. Können Sie sich eine Welt ohne Geld vorstellen? Es wird viel diskutiert, ob man einmal ohne Bargeld leben wird. Wir haben Kreditkarten, den Geldverkehr über Internet, vielleicht braucht man eines Tages kein Bargeld mehr. Aber eine Welt ohne eine Werteinheit kann ich mir nicht vorstellen. Sie sind seit 1991 in Dresden. Was finden Sie hier lebenswert? Alles. Dresden ist eine wunderschöne Stadt. Man muss in Deutschland lange suchen, so etwas zu finden. Viel schöner als hier kann man nicht leben. Welche Aufgaben haben Sie? Ich bin verantwortlich für Koordination und Vertrieb und kümmere mich um den privaten als auch den Firmenkundenbereich. Wir haben eine sehr gute Mannschaft mit 750 Mitarbeitern und sind mit etwa 550.000 Privatkunden Marktführer. Wie zufrieden sind Sie mit dem vergangenen Geschäftsjahr? Wir sind sehr zufrieden. Trotz aller Schlagzeilen um die Landesbank ist es für uns gut gelaufen. Wir haben unsere Ziele sowohl auf Kundenseite als auch bei der Verbesserung innerer Strukturen erreicht. Sie erwähnen das Thema Landesbank. Sind die Sparkassen ein Hort der Stabilität? Die Sparkasse ist seit 1821 ein Hort der Stabilität und wurde aus dem Wunsch einer einfachen Dienstmagd heraus gegründet, ihre Spargroschen sicher verwahren zu wollen. Um 1860/70 begannen sich dann Banken zu gründen. Wir haben den Kollegen also etwa 50 Jahre Erfahrung voraus. Warum sollte man zur Sparkasse kommen? Da sage ich nur: „Wenn’s um Geld geht – Sparkasse!“ Auch Kreditinstitute suchen nach Wegen, neue Kunden zu gewinnen. Ist nicht alles schon erfunden? Es geht immer um Kundenbindung. Über welche Vertriebskanäle will ich Kunden bedienen? Gerade die Entwicklung im Internet hat völlig neue Wege gezeigt. Auch hier sind wir einer der größten Anbieter mit über 140.000 Kunden, die ihren Zahlungsverkehr online abwickeln. Neu seit Januar 2007 ist unser Angebot „S-Mobil“. Sie können mit einem Mitarbeiter einen Termin für zu Hause vereinbaren. Dieser Vertriebsweg ergänzt unser stationäres Kerngeschäft in den Filialen und den medialen Vertrieb über Internet. Auf ihrer Internetseite gibt es Bereiche in tschechischer und polnischer Sprache. Warum? Wir haben in den Grenzregionen nicht wenige Kunden aus den Nachbarländern. Und da wir Mitarbeiter haben, die tschechisch, polnisch oder auch russisch sprechen, nutzen wir unseren strategischen Vorteil und bieten unsere Dienstleistung in der Muttersprache unserer Nachbarn an. Unabhängig vom Internet geben Sie das Kundenmagazin „Canaletto“ heraus. Warum? Foto: Dörte Gerlach Jürgen Flückschuh ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Ostsächsischen Sparkasse und seit zehn Jahren Mitglied des Beirates des SchillerGartens zu Dresden-Blasewitz. Jürgen Flückschuh ist „Krugwart“ Es ist für uns ein sehr wichtiges Kundenbindungsinstrument. Wir wollen mit redaktionellen Beiträgen Themen links und rechts unseres eigentlichen Finanzgeschäftes beleuchten und über die Region berichten, in der wir leben und wo unsere Kunden zu Hause sind. So finden Sie darin kulturelle, sportliche und regionale Themen. Die Ostsächsische Sparkasse ist mit ihren Stiftungen einer der wichtigsten Förderer kultureller, sozialer und sportlicher Projekte. Hier, wo wir zu Hause und unsere Kunden sind, wollten wir uns von Anbeginn für ein lebenswertes Umfeld einsetzen. Wir können nicht nach Asien oder Amerika gehen, unser Geschäft ist regional. Dies war die Gründungsidee der Stiftungen. Wer kann eine Förderung erhalten? Man muss ein gutes, nachhaltiges Projekt vorstellen und die Gemeinnützigkeit nachweisen. Ein mit hochkarätigen Fachleuten besetztes Kuratorium entscheidet dann über die Förderwürdigkeit. Sie sind seit 10 Jahren Beiratsmitglied im SchillerGarten. Was verbindet Sie mit den Eigentümern? Ich bin stolz auf diese lange Zeit! Ich habe insbesondere von Herrn Baumgürtels Professionalität eine ganz hohe Meinung. Er hat nach der Wende eine der großen ostdeutschen Erfolgsgeschichten geschrieben und ist in meinen Augen ein begnadeter Wirt. Was er anfasst, das gelingt. Dies ist mit hohem persönlichem Einsatz verbunden, für den man ihm nur Respekt zollen kann. Ich mag Menschen, die sich voll einsetzen. Dies kann man Herrn Baumgürtel über all die Jahre attestieren. Ich will dazu noch sagen, dass er den Beirat vom ersten Tag an zur Unterstützung seines Geschäftes nur sehr eingeschränkt nötig hatte! Er ist eine schöne nostalgische Geschichte, die viel Spaß macht. Trotz meines vollen Terminkalenders versuche ich, regelmäßig an den Beiratssitzungen teilzunehmen, die immer schöne Abende mit interessanten, sympathischen Menschen sind. Man muss doch auch Spaß haben, oder? Das Gespräch führte Daniella Fischer 5 ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 6 heit im Publikum erfreuten, hatte die Verhandlungen überGeschichten aus dem SchillerGarten nommen und den SchillerGarten schließlich gepachtet. Das Traditionsgasthaus an der Elbe hat eine lange Geschichte. Sie scheute keine Mühe und Vieles ist bekannt, wie etwa der Aufenthalt Friedrich Schillers, Kosten, das Haus instand zu anderes wird als Legende weitererzählt – und so manche Le- setzen. Einige Wochen waren gende erwies sich als historisch belegbare Tatsache. Potz Blitz verschiedene Handwerker wie blättert im Geschichtsbuch des SchillerGartens und erzählt Maurer, Zimmerer, Maler und in loser Reiherfolge über Ereignisse, Begebenheiten und be- Tapezierer zu Gange und sondere Menschen. machten das Gasthaus „wieder schmuck und sauber in tadelloser Weise“. Aus diesen Berichten könnte man schlieVor 100 Jahren übernahm Gastwirt Bruno Wendler ßen, dass der vormalige Wirt Fast genau 100 Jahre ist es sehen lässt, nur noch interes- wohl wenig für die Erhaltung her, dass der SchillerGarten santer wie früher.“ getan hat, doch dies bleibt in die Hände des Gastwirtes Nach vollständiger „Renova- Spekulation. Bruno Wendler überging. „Mit tion“ sollte der SchillerGarten den bisherigen Betriebsver- nun jedenfalls laut Zeitungs- Neueröffnung hältnissen musste unbedingt berichten an eine „andere, Am 28. Februar 1908 war es gebrochen werden, weshalb sehr tüchtige bewährte Kraft“ schließlich soweit: Der frisch eine kurze Schließung des übergehen und das beliebte renovierte SchillerGarten wurEtablissements für richtig Etablissement in einer Weise de wiedereröffnet. Max Bruno erachtet wurde“, schrieb die wiedereröffnet werden, die an Wendler, der neue Gastwirt, „Sächsische Dorfzeitung und die früheren besten Jahre er- hatte seine Gastronomie-ErElbgaupresse“ am 25. Januar innern sollte. Wie beliebt der fahrungen unter anderem in 1908. Welche „Betriebsver- SchillerGarten zu jener Zeit sieben Jahren als Oberkellner hältnisse“ es waren, die den vormaligen Gastwirt William Weise aus dem Hause trieben, bleibt ungenannt. Immerhin war auch Weise ein gestandener Wirt, der vor dem SchillerGarten die Loschwitzhöhe betrieben hatte und vier Jahre lang Wirt im SchillerGarten war. Laut damaligen Zeitungsberichten hatte das Traditionsgasthaus an der Elbe auch nicht durch die 1893 in Betrieb gegangene Brücke an Wert verloren, was einen Niedergang des Geschäftes verursacht haben Anzeige vom 28. Februar 1908 könnte. „Viele Naturfreunde teilen die Ansicht nicht, dass war, ließ sich daran erken- und Geschäftsführer bei Traidurch die Brücke das Etablis- nen, dass wohl täglich Hun- teur Hoffmeister in der Waldsement an Wert verloren hat, derte von Besuchern wieder schlösschen-Terrasse (später sondern finden den Aufent- umkehren und „die beliebte, Tivoli) erworben und sich halt im Schillergarten, – der geschlossene Stätte verlassen“ von der bewährten Hoffmeisruhig und staubfrei liegt, – mussten. Eine damalige Groß- ter’schen Schule zu einem durch den stärkeren Verkehr brauerei Dresdens, das „Hof- vollendeten Fachmann auszwischen Blasewitz und Losch- brauhaus“, deren vorzügliche bilden lassen. Die Pächter witz sowie den Betrieb der Biere sich wegen ihrer versprachen sich vom guten Drahtseil- und Schwebebahn, Reinheit und Wohlbekömm- Ruf des Gastwirtes, dass „das der sich von da großartig über- lichkeit besonderer Beliebt- schöne Etablissement nun- Wirtswechsel im SchillerGarten 6 mehr wieder seine frühere Beliebtheit erhalten wird und in dem sich jeder Besucher bei aufmerksamer, höflicher und vorzüglicher Bedienung wohl fühlt.“ Wendler schien zunächst seinem Ruf zu genügen, an die „althistorischen Zeiten des Vergnügungs-Etablissements anzuknüpfen“. Er verspricht „Berühmten vorteilhaften Mittagstisch“, „Bestgepflegte Biere“, veranstaltet Mostfeste und Fest-Diners zu Weihnachten, organisiert Walzer- und Operetten- sowie Kabarett-Abende. Auch ließ er von renommierten Militärkapellen Militärkonzerte aufführen, die Gäste in Scharen anzogen, dass kaum mehr Platz war. Dabei ließ er den Garten mit hunderten Lampions beleuchten und garantierte auch noch bei voll besetztem Hause eine vorzügliche Bedienung und tadellose Bewirtung. Der Andrang muss zuweilen so groß gewesen sein, dass eine Zeitung schrieb: „Jedenfalls waren alle Besucher des schönen Konzerts von dem Gebotenen recht befriedigt und die vielen, vielen Hunderte, welche vor dem Konzertgarten und auf der Elbbrücke als „Zaungäste“ Aufstellung genommen hatten, sind auch auf ihre Rechnung gekommen.“ Bruno Wendler führte den SchillerGarten knapp zwei Jahre bis Ende Oktober 1909. Zum 1. November übernahm das Wirtsehepaar Siegert das Traditionsgasthaus. Welche Gründe es für Wendler gab, das offenbar gut laufende Geschäft im SchillerGarten abzugeben, ist nicht bekannt. Daniella Fischer ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 7 Markenzeichen: Satzgesang Foto: Archiv Christian Mögel Das Pepitas-Trio Die legendäre Tanzkapelle Pepitas Heute würde man sie als die „Könige der Tanzpaläste“ feiern – aber schon vor über 40 Jahren begeisterten sie in den Dresdner Tanzetablissements SchillerGarten, Luisenhof, Carolaschlösschen und später in der Mazurka-Bar die tanzwilligen Dresdner. Pepita (schmunzelnd erinnert sich Klaus: „Wir sahen aus wie Köche“). Ihren ersten Vertrag bekamen sie 1959 in der Pirnaer „Serenade“ und es folgten Engagements im Meißener Burgkeller und im Dresdner „Haus Altmarkt“. 1965 war es dann soweit: Die Pepitas wurden über viele Jahre hinweg die „HausBrüder-Trio 1959 gründeten die in Pirna kapelle“ des SchillerGartens. geborenen Brüder Wolfgang, Peter und Klaus ihr Trio – Gesangssätze statt benannt nicht nach dem Stoff, Westimporte aus dem die Träume sind, son- Die Besucherschlangen standern nach dem ihrer Jacken: den vom SchillerGarten bis zum „Goldbroiler“, dem legendären Restaurant, wo heute die Speisegaststätte von Vitanas ist. Für ein Sommerfest wurden sie extra aus dem Urlaub in den SchillerGarten „beordert“ – natürlich kamen sie und begeisterten wie immer ihr Publikum. Und das vor allem mit ihrem ausgezeichneten Satzgesang. Die Entwicklung der elektronischen Musikinstrumente war im Lande noch nicht recht in Gang gekommen, die „Westimporte“ waren teuer und so „haben wir etwas draus ge- macht, haben uns um ein Mikrofon gedrängt und haben Sätze gesungen.“ Gesangssätze, die ihr Markenzeichen wurden und auch bei den Berufskollegen hohe Anerkennung fanden. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser und damaliger Gast an die phänomenale Bearbeitung des Welthits „White Christmas“ durch den Dresdner Musiker Rolf Härting für das Pepita-Trio. Als im Mai 1972 die Nachttanzbar „Mazurka“ im „International“ auf der Prager Straße eröffnet wurde, ergaben sich für die Pepitas neue Auftrittsmöglichkeiten und die legendäre SchillerGarten-Zeit näherte sich ihrem Ende. Durch den Tod seiner Musikerbrüder wurde 1986 aus dem Trio ein Duo und seit 1998 bewahrt Klaus als Solist das musikalische Erbe des Pepita-Trios. „Es war eine wunderschöne Zeit“ erinnert er sich – und wir denken, nicht nur für die Musikanten des Trios, sondern auch für die Besucher des SchillerGartens. Christian Mögel 7 ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 8 Ihre Geschichte Fasching im SchillerGarten Faschingsfeier 1958: Prof. Rauda, Prof. Hentschel, Fam. Prof. Bauch (v.l.) ration für die Räume im SchillerGarten im Malsaal der Staatstheater herstellten, im SchillerGarten montierten und die Premiere dort feiern durften. Dann übernahm das Wirtsehepaar die Deko kostenlos für ihre offiziellen Faschingsveranstaltungen. Schon damals galt: manus manum lavat (lat., eine Hand wäscht die andere, die Red.). Nichts kann ich dazu ausführen, wie lange diese relativ junge Tradition von den Architekten beibehalten werden konnte. Für uns standen die Diplomprüfungen und –arbeiten bald an und dann zerstreute sich die Truppe in alle Welt, der Kontakt riss ab, Hochschulreform und HO folgten. Ich weiß nicht, was blieb! Auf dem Bild ist deutlich die Aufschrift Architektur auf der Schärpe zu erkennen, die unser Lehrer, Professor W. Rauda, 1958 trug.“ Foto: Böhmer „So wie die Kunststudenten in der Kunstgewerbeschule auf der Güntzstraße bzw. später in der HfBK versuchten, Fasching unter besondere Themen zu stellen, so taten es auch die Studenten der 10. Semester Architektur der damaligen TH Dresden. Und das geschah im SchillerGarten. Ich erinnere mich noch an zwei Faschingsfeiern der ‚Künstler’: ‚Somnambula’ und ‚Cloaca’ ‚Maxima’. Die zugehörigen Jahreszahlen sind mir entfal- len, es war aber Ende der 1950er Jahre. Die Architekten, damals noch mit großer Beteiligung ihrer Professoren, feierten im SchillerGarten. Der Immatrikulationsjahrgang 1951 feierte 1956 unter dem Motto ‚monoton’, wir waren 1957 mit ‚Mobile’ und der Folgejahrgang 1958 mit ‚Hazifa’ vertreten. Es spielte Günter Hörig mit seinem Sextett. Ich erinnere mich noch, als wir die zugehörige DekoFoto: Karlheinz Georgi Besonders Anfang der 1950er Jahre war der SchillerGarten ein Lokal in Dresden, in dem gern und lange gefeiert wurde (das ist er ja eigentlich auch heute noch!). Gastwirt Claus Bongers scharte damals Musiker um sich, belebte mit Tanzabenden das Geschäft und ließ auch Außergewöhnliches zu: Faschingsfeiern mit im Malsaal der Staatstheater hergestellten Dekorationen! Unser Leser Dr. Hansgeorg Bedrich erinnert sich: Prof. Rauda trug die Schärpe mit der Aufschrift „Architektur“ 8 ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 9 Donner und Doria! Schiller in unserer Alltagssprache Ohne es zu wissen, verwenden wir in unserem Alltag häufig Sprichwörter, deren Schöpfer Friedrich Schiller ist. Johann Wolfgang von Goethe stellte einmal fest: „Es ist bei Schillern jedes Wort praktisch, und man kann ihn im Leben überall anwenden“. In dem von Friedrich Maurer und Heinz Rupp herausgegebenen Buch „Deutsche Wortgeschichte“ wird Schillers anhaltender Einfluss auf die tägliche Sprache wie folgt beschrieben: „Schiller hat den Ausdrucksbestand der auf ihn folgenden Generationen in kennzeichnender Weise bestimmt, allerdings weniger durch Wortneubildungen – … – als vielmehr durch prägnante Gedankenformeln. Seine schöpferische Wirkung, sein produktiver Anteil am deutschen Ausdrucksgut liegen vor allem darin, daß seine Fähigkeit, die eigenen Gedanken in schlagkräftig-sentenziöser Weise auszuprägen, eine Reihe von höchst treffenden, ja zündenden Wen- dungen geschaffen hat, auf die unsere Rede kaum noch verzichten kann.“ So führen wir also häufig einen großen Klassiker im Mund! Nun ist es nicht so, dass Schiller diese Sprichwörter als solche erfunden hat. Das, was uns als geflügelte Worte in so mancher Situation über die Lippen kommt und in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist, entstammt seinen Gedichten, Bühnenstücken und Dramen und steht im Zusammenhang mit der jeweiligen Handlung. Viele andere Redensarten unserer täglichen Sprache sind hingegen häufig sprachlicher Unfug, sie kommen einem spanisch vor, man versteht nur Bahnhof, gibt aber seinen Senf dazu und manchmal wird der Hund in der Pfanne verrückt … delfi Die folgenden Sprüche stammen alle aus der Feder Friedrich Schillers: „Dem Manne kann geholfen werden“ (Aus: Die Räuber) „Auf den Brettern, die die Welt bedeuten“ (Aus: An die Freunde) „Daran erkenn ich meine Pappenheimer“ (Aus: Wallensteins Tod) „Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.“ (Aus: Die Verschwörung des Fiesko zu Genua) „Die Axt im Haus erspart den Zimmermann“ (Aus: Wilhelm Tell) „Früh übt sich, was ein Meister werden will“ (Aus: Wilhelm Tell) „Ich hab' hier bloß ein Amt und keine Meinung“ (Aus: Wallensteins Tod) „Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte“ (Aus: Die Bürgschaft) „Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens“ (Aus: Die Jungfrau von Orléans) „Seid umschlungen, Millionen!“ (Aus: Ode an die Freude) „Was man nicht aufgibt, hat man nie verloren.“ (Aus: Maria Stuart) „Was tun? spricht Zeus“ (Aus: Die Teilung der Erde) „Wie kommt mir solcher Glanz in meine Hütte?“ (Aus: Die Jungfrau von Orléans) „Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann sich kein Gebild gestalten“ (Aus: Das Lied von der Glocke) 9 ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 10 Ein Buch zu schreiben, zu gestalten, zu drucken und buchbinderisch zu verarbeiten, sind vier verschiedene Künste. Nur wenn jede dieser Künste ihre ganze Kompetenz und Leidenschaft entfaltet, hält der Leser ein vollendetes Buch in der Hand. Er kann eintauchen in Geschichte und Geschichten, das schöne Papier des Buches fühlen, aber auch innehalten und mit einem Lesebändchen das Lesevergnügen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Wie viele Stunden der Recherche, des Schreibens und Gestaltens des Buches zu zählen sind, ist genauso erstaunlich wie die Anzahl der Hände, durch die ein Buch in der Herstellung gehen muss, bevor es zum Vergnügen des Lesers vor ihm liegt. Start im Computer Geschrieben, korrigiert und gestaltet wurde das SchillerGarten-Buch am Computer. Über 150 Bilder aus dem um- 10 fangreichen Archiv wurden Kapitel für Kapitel zum Text hinzugefügt und zu Buchseiten gestaltet. Besonders die zahlreichen Fotomontagen, die historische Bilder mit heutigen Fotografien aus dem SchillerGarten verbinden, waren sehr aufwendig. Nicht zu vergessen an dieser Stelle sind Lektorat und Korrektorat. Der Lektor prüft inhaltliche Zusammenhänge im Text, Jahreszahlen und stilistische Formen, während der Korrektor auf die Rechtschreibung achtet – kein einfaches Unterfangen bei den vielen Reformen der letzten Zeit. Vom Computer aufs Papier Die Druckerei Thieme in Meißen erhielt das fertig gestaltete Buch nach der Einarbeitung aller Korrekturen auf elektronischem Weg über eine Datenleitung. Dieser „Transport“ dauerte etwa vier Stunden. Eine Druckerei druckt auf große Druck- Fotos: Dörte Gerlach Wie das SchillerGartenBuch entstand Druckbögen auf Paletten bögen, weswegen die Buchseiten nach einem ausgeklügelten System in der Druckerei zunächst so angeordnet werden müssen, dass sie nach Falzen und Beschneiden der Druckbögen die richtige Seitenreihenfolge im Buch ergeben. Dieser Vorgang wird „ausschießen“ genannt. Für die 128 Buchseiten des SchillerGarten-Buches wurden insgesamt 31.250 Bogen Papier bedruckt, was etwa 2.270 Kilogramm Papier sind. Immer wieder prüften die Drucker mit speziellen Messgeräten die Qualität des Druckes, achteten genau auf die Farbhaltung. Knapp 20 Stunden dauerte es, bis alle Seiten und der Umschlag des Buches fertig gedruckt waren und auf den Paletten trocknen konnten. Sonderbehandlung für den Buchumschlag Bevor der Buchumschlag in der Buchbinderei auf Pappen aufgezogen werden konnte, die dann das „Hardcover“ sind, musste er noch eine Reise nach Leipzig antreten. Dort wurde er in einer Veredelungsfirma mit einer nur 13 Mikrometer dünnen Folie kaschiert, die für sein mattes Aussehen verantwortlich ist und Schutz bietet. Schließlich kamen alle Bucheinzelteile in der Buchbinderei zu Altenburg zusammen, einer historischen Buchbinderei und Druckerei, in der schon Luther-Schriften gedruckt und gebunden wurden. Da waren die gefalzten Druckbögen aus Meißen angeliefert worden, aus Leipzig reiste das kaschierte Umschlagpapier an, hinzu kamen die Pappen für den Umschlag, das Lesebändchen und das so genannte „Kapitalband“, das man sehen kann, wenn man das Buch von oben oder unten am Buchrücken betrachtet. Nun musste aus den Einzelteilen „nur“ noch ein Buch werden. 3.000 gedruckte Buchumschläge Die „Hochzeit“ Das Faszinierende an einer Buchbinderei ist die vermeintliche Diskrepanz zwischen den „groben“ Maschinen und den filigranen Schönheiten, die am Ende eines vielteiligen Produktionsprozesses eingeschweißt in Folie auf dem Tisch liegen. Buchumschlag und Buchinhalt („Buchblock“) gehen in der Buchbinderei ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 11 auf die Pappen auf, die die beiden Buchdeckel bilden, fügten den „Schrenz“, den Buchrücken, und einen Fälzelstreifen ein. Nun waren Buchdeckel und Buchblock zu einem Ganzen zu „verheiraten“ und das Lesebändchen einzubringen. Bevor das fertige Buch zum Abschluss in eine schützende Folie eingeschweißt wurde, hatte es insgesamt zehn MaschinenAutorin Daniella Fischer (re.) mit Sonja Mühlhans (2.v.re.), Druckerei Thieme, in der Buchbinderei in Altenburg stationen passiert und war zunächst getrennte Wege. Die rückenbereich die Fäden durch viele Hände gegangen. delfi einzelnen gefalteten Bögen sehen. Allein für die Fadenmüssen richtig zusammen- heftung der ganzen Auflage getragen und miteinander ver- des Buches waren etwa zehn bunden werden. Das Schiller- Stunden Maschinenarbeit Garten-Buch erhielt eine hoch- notwendig. wertige „Fadenheftung“, bei Während der Buchblock geder die gefalzten Druckbö- heftet wurde, kümmerten sich gen sozusagen miteinander andere Buchbinder um den „vernäht“ wurden. Wenn Buchumschlag. Sie zogen den man das Buch vorsichtig auf- kaschierten Umschlagdruck schlägt, kann man im Buch- mit einer speziellen Maschine uch euSechilB lerGarten Daälstlicnh im del erh oder im B uchhan Daniella Fischer „Mein Schillergarten. Dresden-Blasewitz und sein historisches Gasthaus“ ISBN: 978-3-00-021998-6, 24,90 Euro Aus dem Inhalt Schiller in Blasewitz, sein Leben bei Körner und die Geschichte der Gustel von Blasewitz Über das Haus und den Garten, An- und Umbauten und das alte Kino Von Wirten und Besitzern, von Matthäi bis Frank Baumgürtel Darben und Schlemmen, sächsische Küche und die Ideen der Wirte Feiern und Tanzen, Musiker und Kapellen, Schillerfeiern und Dixieland Der Schillergarten heute, das Haus und seine Besitzer Fadengeheftete Buchblöcke 11 08.02.2008 09:08 Seite 12 Der Kunstsammler Adolf Rothermundt Mit 50 Jahren und einem beträchtlichen Vermögen jenseits beruflicher Zwänge den eigenen Interessen nachgehen – ein lebenswertes Ziel, heute wie auch schon in früheren Zeiten. Adolf Rothermundt, Sohn eines Industriellen und langjähriger Leiter des Handelshauses A.W. Rothermundt in St. Petersburg in Russland, hatte es Ende des 19. Jahrhunderts erreicht. 20 Jahre war Adolf Rothermundt im 1928 gegründeten Familienunternehmen in leitenden Positionen. Er machte sein Vermögen mit dem Han- Adolf Rothermundt del überseeischer Tabake, später außerdem mit dem Imund Export verschiedenster Waren. Während Rothermundts Tätigkeit in Russland stieg das Unternehmen in die hochprofitable Zuckerindustrie in Südrussland ein, die immense Einnahmen garantierte. Trotzdem Rothermundt kein gebürtiger Dresdner war, ließ er sich hier nieder, wo seit 1858 seine Eltern lebten. Laut der „Familienchronik Rothermundt“ waren weitere Gründe für die Rückkehr aus Russland das Klima in St. Petersburg, der Wunsch nach Bewahrung der deutschen Identität und die drohende Gefahr einer vom Staat geförderten Russifizierung 12 aller deutschstämmigen Bürger. Das „Jahrbuch der Millionäre im Königreich Sachsen aus dem Jahr 1912“ schreibt Rothermundt ein Vermögen von 1,3 Millionen Mark zu. Einzug in Blasewitz Als er 1897 in die eigens für ihn gebaute luxuriöse Villa in der heutigen Mendelssohnalle in Blasewitz einzog, lagen 20 glückliche Jahre vor ihm. Jahre, in denen er sich seiner von russischen Traditionen geprägten Großfamilie mit acht Kindern und vor allem seiner Kunstsammlung widmen würde. Im Alter jedoch, mit über 70 Jahren, musste Rothermundt ertragen, wie sein Vermögen wieder zerrann. Die politischen Ereignisse 1917 in Russland, die Zerstörung des Rothermundtschen Handelshauses 1919 durch die Bolschewiki, der Verlust von Grundbesitz und anderer Vermögenswerte sowie die gnadenlose Inflation in Deutschland 1923 mit beispielloser Geldentwertung waren immense Belastungen. Rothermundt konnte sie nur durch den schrittweisen Verkauf seiner wertvollen Kunstsammlung wenigstens teilweise mindern. Bitter für ihn, aber auch bitter für die Sammlung, die in alle Welt verstreut wurde. Nur ein Bruchteil blieb in der Gemäldegalerie in Dresden. Wann Adolf Rothermundt seine Sammlertätigkeit begann, ist nicht genau bekannt, wahrscheinlich interessierte er sich schon in Russland für Kunst und Malerei. Doch erst nach dem Bezug seiner Blasewitzer Villa begann er mit intensiven Bemühungen, die Sammlung auszu- bauen und nahm Kontakte zu Kunsthändlern und Künstlern auf. Einem Ausstellungskatalog des „Sächsischen Kunstvereins“ über eine „Ausstellung moderner Kunstwerke aus Privatbesitz“ von 1907 ist zu entnehmen, dass Bilder von Gustave Courbet, Vincent van Gogh und französische Impressionisten den Kern seiner anfänglichen Sammelleidenschaft bildeten. Gleichzeitig lag der konzeptionelle Schwerpunkt auf Werken deutscher Impressionisten, in deren Mittelpunkt Bilder von Max Liebermann standen. Bis 1917 erwarb Rothermundt 28 Gemälde Liebermanns und besaß damit neben der Hamburger Kunsthalle die sikszene genoss, veranstaltete hier Kammerkonzerte und hatte in der Halle im Erdgeschoss eigens dafür sogar eine Orgel einbauen lassen. Vielfältige Sammlung Der Besitz von Bildern weiterer Künstler wie Adolph Menzel, Fritz von Uhde, Robert Sterl oder Oskar Zwintscher lässt erkennen, dass Adolf Rothermundt offenbar nach ausgeprägtem persönlichem Geschmack sammelte und weniger nach kunsthistorisch definierten Gruppen. Neben seinen privaten Kunstaktivitäten war er Mitglied im Kunstund im Dresdner Museumsverein sowie im Verein der Dresdner Galeriefreunde, überFotos und Quelle: Ausstellungskatalog „Von Monet bis Mondrian“ ausgabe_01_2008.qxd Galerie in Rothermundts Villa mit Werken von Max Liebermann, um 1911 wohl umfassendste Liebermann-Sammlung. Insgesamt konnten bislang 94 Gemälde und Ölstudien als Rothermundts Besitz nachgewiesen werden. So besaß der Kunstsammler Werke französischer Impressionisten, vier Bilder von Cézannes, ein Pastell von Degas, zwei Werke von Daumier, Manets „Dame in Rosa“ und Renoirs „Portrait de la Comtesse de Pourtalès“. Im Erdgeschoss der Villa hatte das lebensgroße Bild Max Slevogts „Bildnis der Tänzerin Marietta di Rigardo“ im „Musikzimmer“ seinen Platz gefunden. Rothermundt, der aktiv am Dresdner Kulturleben teilnahm und die Dresdner Mu- nahm allerdings keine führenden Ämter in diesen Organisationen. Die Nachkommen Rothermundts, der im Jahre 1930 84-jährig verstorben war, konnten die Villa mit ihren hochwertigen Kunsttischlerarbeiten, den beeindruckenden Deckengemälden und dem wunderschönen Park nicht halten. Seit 1937 ist sie in städtischer Hand, seit 1947 Heimat für hochbegabte Musikschüler. Und die werden im Frühjahr nach der denkmalgerechten Sanierung des Hauses auch wieder einziehen und Kunstsinn, Kultur und Geist in diesem Hause weitertragen. Daniella Fischer ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 13 Villa Rothermundt Wer heute zu Vermögen gekommen ist und dieses in einer modernen High-Tech-Villa anlegen möchte, tut dies gerne in einem schlichten, unauffälligen Stil. Am besten im Verborgenen, weit ab und geschützt vor den neugierigen Blicken Fremder. Vor über 100 Jahren sah dies in Dresden noch ganz anders aus. Wer Erfolg hatte, wollte dies auch zeigen, möglichst mit einer schlossartigen Villa. So auch Adolf Rothermundt, der sich 1897 an der ehemaligen Deutsche-Kaiser-Allee 5, der heutigen MendelssohnAllee, seinen Altersruhesitz errichten ließ. Als Architekt kam für ein solches Bauwerk zu dieser Zeit und an diesem Ort eigentlich nur Karl Emil Scherz infrage. Dieser war nicht nur der angesagteste Baumeister von Blasewitz, er war außerdem als Schüler von Constantin Lipsius an der Dresdner Kunstakademie ein Anhänger des Historismus, einer Stilrichtung welche sich durch ihre reiche und repräsentative Formensprache für eine Villa wie diese geradezu aufdrängte. Dass Scherz zudem die Bauausführung seiner Projekte stets persönlich überwachte, bedeutete für den Bauherrn einen großen Vorteil im Bezug auf Qualität und Baufortschritt. Auch war die Wahl des Architekten in den Gemeinderat von Blasewitz 1897 dem Vorhaben sicherlich nicht abträglich. Wie die Villa heute noch sehr eindrucksvoll zeigt, konnte Scherz aus dem Vollen schöpfen. Die Baukosten betrugen damals 500.000 Reichsmark. Zum Vergleich: Der Blasewitzer Gemeindevorstand Paulus Foto: Dörte Gerlach Ein Schloss für 500.000 Reichsmark Rothermundt Villa während der Sanierung im Januar 2008 verdiente 4.000 und ein Hausmädchen gerade einmal 180 Reichsmark. Im Jahr, versteht sich. Diese nicht nur damals immense Summe machte die Villa Rothermundt zu einer der teuersten in ganz Blasewitz, was sich am Gebäude sehr gut ablesen lässt. geschwungene Freitreppe gut begeh- und durch große Fenster im Erdgeschoss des Gebäudes erlebbar gemacht. Die reichen Formen der Fassade setzen sich im Inneren erwartungsgemäß fort. Die nahezu im Originalzustand erhaltene Innenausstattung beeindruckt mit reichhaltigen Holzschnitzereien, Wandvertäfelungen aus Sandstein-Villa Wurzelholz, Kunstschmiedearmit Garten beiten und üppigen StuckdeDer zweigeschossige Bau mit korationen. In der Formenseinen rundbogigen Fenstern sprache und Ornamentierung wurde aus sächsischem Sandstein errichtet. Zum Schmuck umlaufen Reliefs mit Weinmotiven Teile des Hauses, eine Sonnenuhr am Giebel richtet sich zum parkähnlichen Garten hin, der natürlich ein solches Villenensemble erst komplettierte. Gestaltet wurde dieser vom königlichen Gartenbaudirektor Max Bertram, welcher auch für den Waldpark in Blasewitz und den BienertPark in Dresden-Plauen verantwortlich zeichnete. Damit der Garten seiner Stellung auch gerecht werden konnte, wurde er durch eine schimmert bereits der aufkommende Jugendstil durch. Möglicherweise sind hier schon einige Einflüsse der Scherz'schen Paris-Reise im Jahr 1896 zu erkennen, welche sich besonders in seinen späteren Kirchenbauten niederschlug. Dass die Villa auch sonst kein rückwärtsgewandter Bau war, zeigen ihre „verborgenen“ Eigenschaften. Neben der komfortablen Ausstattung, auf die Rothermundt großen Wert legte, verfügte das Gebäude schon zur damaligen Zeit über eine moderne Warmwasserheizung und eine eigene elektrische Beleuchtungsanlage. Zur Zeit wird das Ensemble für 5,9 Millionen Euro denkmalgerecht umgebaut, der Garten nach altem Vorbild wiederhergestellt und das Ganze um einen Internatsneubau außerhalb des Geländes ergänzt. So ist die Villa für die nächsten 100 Jahre sicher gut für ihre Aufgabe als Musikgymnasium gewappnet. Charles M. Bugnowski 13 09:08 Seite 14 Anna Amalia Im Herbst vergangenen Jahres wurde die bei einem Brand 2004 schwer zerstörte Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar wiedereröffnet. Schon Schiller lieh sich dort Bücher aus, um seine Werke mit historischen Tatsachen zu untersetzen, sich über die Geschichte zu informieren und anregen zu lassen. Doch wer war die Herzogin Anna Amalia, die Geistesgrößen wie Schiller und Goethe, Wieland und Herder nach Weimar zog? erzog der Dichter Christoph Martin Wieland, der später weitere Dichter und Philosophen anzog. Als sie nach 17-jähriger Regierungszeit die Geschäfte an den nun volljährigen Sohn übergibt, übernimmt dieser ein relativ schuldenfreies und gut strukturiertes Herzogtum. kamen, machten mir einen solchen Tumult in meiner Seele, dass ich nicht zu mir selber kommen konnte. Ein Zusammenfluss von Ideen, von Gefühlen, die alle unentwickelt waren, kein Freund, dem ich mich aufschließen konnte. Ich fühlte meine Untüchtigkeit, und dennoch musste ich alles Förderung der Künste in mir selber finden.“ Trotz der schwierigen finanUnd sie fand alles in sich ziellen Lage des Staates förselbst: „Alles mit eigenen derte Anna Amalia Künste Augen zu sehen, Ohren zu und Wissenschaften. Sie selbst hören und einem jeden auf- spielte vier Instrumente, zeichmerksames Gehör geben“, nete und übersetzte aus mehwar ihre Maxime. Sie ver- reren Sprachen. Ab dem Jahr „Erhabenes verehrend, suchte, das vom Siebenjäh- 1761 ließ sie das „Grüne Schönes genießend, Gutes rigen Krieg schwer in Mitlei- Schlösschen“ in Weimar zum wirkend“ denschaft gezogene Herzog- Bibliotheksgebäude umbauSie war 16, als sie verheiratet tum wirtschaftlich zu stabili- en, in das 1766 die Bibliowurde. Mit 18 hatte sie zwei Kinder und war Witwe, was sie Zeit ihres Lebens blieb. Und mit dem Tod ihres Mannes war sie, fast selbst noch ein Kind und nicht mündig, Regentin des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach als Obervormund ihres einjährigen Sohnes Carl August, des späteren Herzogs. Anna Amalia hatte im vergangenen Jahr ihren 200. Todestag. Die Stadt Weimar feierte dies mit dem „Anna Amalia Jahr 2007“ so- Abendgesellschaft bei Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, wie einer umfangreichen Aus- um 1795 stellung und krönte es mit der sieren, frühere Misswirtschaften thek aus dem Schloss einzog. Wiedereröffnung bei dem zu kompensieren und Wei- Carl August wird später verheerenden Brand schwer mar einen städtischen Cha- Goethe als Direktor der Bibgeschädigten Bibliothek (Potz rakter zu geben. Sie ließ liothek einsetzen, der auch Blitz 04/07 berichtete). Straßenlaternen aufstellen gleichzeitig der eifrigste Leser und Scheunen in der Stadt wird, wie die Ausleihscheine Mit eigenen Augen sehen abreißen, suchte mit einer bezeugen. Goethe und sein Die junge Mutter, die 18-jäh- Freischule die Lebensum- Ministerkollege Christian Gottrig Regierungsgeschäfte über- stände ärmerer Menschen zu lob Voigt erlassen am 26. Febnimmt, schreibt 1772 in ihrer bessern und eröffnete eine ruar 1798 die „Vorschrifft, Autobiografie: „In meinem Hebammenschule, um die nach welcher man sich bey 18. Jahr fing die größte Mütter- und Kindersterblich- hießiger Fürstl. Bibliothek, Epoche meines Lebens an. keit zu senken. Der Ausbil- wenn Bücher ausgeliehen werIch wurde zum zweiten Mal dung ihrer Söhne maß sie den, zu richten hat“. Da wurMutter, wurde Witwe, wurde neben den Regierungsge- den die Öffnungszeiten der Vormundschaftsregentin. Die schäften immer höchste Prio- Leihstelle und die Leihfrist schnellen Veränderungen, rität bei. Den 15-jährigen festgelegt, aber auch die Zuwelche Schlag auf Schlag Carl August unterrichtete und lassung „junger Leute“. 14 Foto: Wikipedia 08.02.2008 Anna Amalia Klassik Stiftung Weimar; Museen (Kat. 26.01); Foto Olaf Mokansky ausgabe_01_2008.qxd Nach Übernahme der Regentschaft durch ihren Sohn bleibt Anna Amalia selbst mehr Zeit für die schönen Künste und interessante Menschen. Die aufgeschlossene Dame schart in Weimar zur „Mittwochstafel“ Goethe, Wieland und Herder, später auch Schiller sowie weitere Künstler und Gelehrte um sich und versammelt im Sommersitz auf Schloss Tiefurt gesellige Runden, die später als der „Weimarer Musenhof“ in die Geschichte eingingen. Gemeinsam mit Goethe gründete Anna Amalia das Weimarer Liebhabertheater und ging, um endlich einmal „sich selbst zu gehören“, 1788 für zwei Jahre auf Italienreise. Wenige Monate nach der Schlacht von Jena und Auerstedt im April 1807 verstarb Anna Amalia, deren letzte Lebensjahre durch die Auswirkungen der napoleonischen Kriege überschattet waren. Auf eigenen Wunsch wurde sie in der Stadtkirche beigesetzt. Die Lebensleistung dieser ungewöhnlichen Frau, die die Grundlagen für die Herausbildung Weimars als geistiges und kulturelles Zentrum bildeten, würdigt Goethe mit seiner Grabinschrift: „Erhabenes verehrend, Schönes genießend, Gutes wirkend“. Daniella Fischer 08.02.2008 09:08 Glanzvolle Bibliothek Momentaufnahmen nach dem Brand, leere Räume, verbrannte Regale – ein verletztes Gebäude, mancher Schätze für immer beraubt. Dennoch kein hoffnungsloser Fall, wie weitere Fotos zeigen. Leere Stühle vor einer Lesung in der Baustelle, Entlüftungsrohre, Zeichnungen für ein geändertes Nutzungskonzept, der rekonstruierte Rokokosaal. Neben vielen großformatigen Abbildungen sind es vor allem die Essays und Dokumentationen, die das Buch so wertvoll machen: die „Kleine Bibliotheksgeschichte“ von Direktor Michael Knoche, die „Baugeschichte vom Herzogschloss des 16. Jahrhunderts zur Großherzoglichen Bibliothek 1849“ oder die umfangreiche Beschreibung der Gebäudesanierung nach dem Brand. Das Autorenteam, das im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar diesen Band zur Wiedereröffnung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek im Oktober 2007 verfasste, liefert dem Leser sowohl faktische, technische Dokumentationen als auch kulturhistorisch und emotional wertvolle Artikel – eine faszinierende Mischung. 184 Seiten, 240 Abb., 22x30 cm ISBN 978-3-87527-114-0, 39,90 Euro Seite 15 Literat auf Reisen Autor Robert Schneider Der Österreicher Robert Schneider ist vor allem durch seinen ersten Roman „Schlafes Bruder“ bekannt, der auch in einer eindrucksvollen Interpretation von Joseph Vilsmaier verfilmt wurde. Kennengelernt habe ich ihn als Leserin und seit diesem Buch als Verehrerin seiner Literatur vor ungefähr 15 Jahren. Damals noch Lehrling einer kleinen Buchhandlung in Rostock, zogen mich seine Sprache, seine Bilder und die sinnliche Darstellung von Musik ganz in seinen Bann. Nun weiß man, dass der Erfolg des Erstlingswerkes eines Autoren, ein weltweiter zumal, diesem nicht selten zu Kopf steigt. Kurzum: Schneider wurde für seine nächsten Bücher eine vom Feuilleton hämisch rezensierte Diva. Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Robert Schneider zu seiner ersten Lesung in Dresden war. Damals als ein schwerst angeschlagener Wirrkopf, der die Welt um sich herum nicht mehr verstand. Dennoch, die Leser blieben ihm die Treuesten und nun hat er diese belohnt! „Die Offenbarung“ Ein neues Buch mit einem gänzlich neuen Ton stellte er im November in der Hauptbibliothek der Städtischen Bibliotheken Dresden vor: „Die Offenbarung“, erschienen im Aufbau-Verlag. Gleich nachdem ich es gelesen hatte, wusste ich, dass uns diesmal ein gereifter und gefestigter Autor erwarten wird. Das Grundthema auch diesmal die Musik von Johann Sebastian Bach, die Handlung verlagert nach Thüringen in die Wirren der Wende- zeit. Ein kluger und zugleich gefährlicher Schachzug, der ihn als Nicht-Ostdeutschen angreifbar macht. Aber wie er es vermag, die Situation dieser Zeit, die Ängste und Besorgnisse zu beschreiben, ist liebevoll und zugleich auf das Trefflichste recherchiert. Wie amüsant und auch bitter kommt Jakob Kemper als der frustrierte Organist von St. Wenzel in Naumburg daher – und wie viel gibt Schneider ihm seine Sprache, sein Erzählen um die eigenen Erfahrungen. Mit Freude habe ich diesem so eloquent und fabulierenden Vorleser zugehört, der die Meisterschaft von Ironie auf das Glänzende versteht. Nun haben sich auch die privaten Verhältnisse dahingehend verändert, dass Robert Schneider mit seiner angenehmen Frau auf Reise war, die ihn, ohne zuviel zu verraten, als glühende Verehrerin auf einer Lesung kennengelernt hat. Und die mit ihrem scharfzüngigen Witz so manchen überzähligen Satz aus dem Manuskript rausstrich, versehen mit einem rotgeschriebenen „Raus!“. Eine vergnügliche Fotos: Dörte Gerlach ausgabe_01_2008.qxd Der Autor als pointierter Erzähler Runde war es im SchillerGarten, wo wir als Gäste auch zu mitternächtlicher Stunde noch aufs Beste versorgt wurden und die sächsische Küche vor allem vollmundiges Lob erhielt. Und einstimmig stellten wir fest, dass der Humor der Österreicher und der Sachsen ein ganz verwandter ist. „Dresden, ich komme wieder!“ – Robert Schneider, wir warten auf Dich! Susanne Dagen Robert Schneider im Gespräch mit dem Dresdner Schriftstellerkollegen Michael G. Fritz 15 ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 16 Das Gedächtnis der Stadt Fotos: Dörte Gerlach Zu Gast im Stadtarchiv Dresden Archivdirektor Thomas Kübler Im hellen Lesesaal herrscht konzentrierte Ruhe. Fast alle Arbeitsplätze sind belegt, mitunter durchbricht das Klappern einer Laptop-Tastatur die Stille. So manche alte Akte bringt mit ihrem typischen Geruch den „Hauch der Geschichte“ mit in den Lesesaal. „Einen Archivar können Sie blind in sein Archiv schicken. Er wird am Geruch erkennen, bei welchem Archivgut er sich befindet“, beschreibt Archivdirektor Thomas Kübler seinen Beruf. Das Klischee vom zerknitterten, sonnenlicht-entwöhnten und schweigsamen Archivar, der jeden beargwöhnt, dem er ein Archivgut zur Ansicht vorlegen muss, erfüllt er so ganz und gar nicht. Keine Falte im schicken Anzug, mit akkurat sitzender Fliege, höchstlebendig und mitteilsam erklärt er schmunzelnd: „Dieser Typ Archivar ist eine aussterbende Spezies. Wir Archivare sind heute moderne Menschen, bedienen uns elektronischer Hilfsmittel und zeitgemäßer Archivsysteme.“ Seinem Engagement, seiner leb16 haften Kommunikation und vielfältigen Präsenz ist es zu verdanken, dass das Stadtarchiv als benutzbares Stadtgedächtnis in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Und sein Anzug bleibt nicht deswegen so sauber, weil der Chef nie ins Magazin geht, sondern weil es da nicht staubig ist – vielmehr hell, sauber, klimatisiert. Noch ein Klischee, von dem wir uns verabschieden. Das Stadtarchiv Als studierter Historiker und Archivwissenschaftler ist Thomas Kübler seit 1994 der Herr über Dresdens Gedächtnis. Mittlerweile 19 Kilometer Originaler Riss von George Bähr Akten, Pläne und Risse, 15.000 Karten, über 4.000 Urkunden, Patientenakten ehemaliger Polikliniken sowie Schul- und Klassenbücher lagern auf über 6.000 Quadratmetern in der alten Heeresbäckerei. Jeder, der ein berechtigtes Interesse an diesem Archivgut glaubhaft macht, darf das Archiv nutzen. Mit keinem Geschichtsbuch, keiner Internetseite, keinem Lexikon kann man authentischeren Zugang zur Vergangenheit finden als mit Zeitdokumenten. Oftmals entwickelt sich lebendige Geschichte, erschließen sich Zeitbilder, Biografien oder werden aus Legenden plötzlich historisch belegbare Tatsachen. Gänsehaut-Momente sind garantiert, wenn nach langem Suchen eine Entdeckung gemacht wird wie zum Beispiel beim neuen SchillerGartenBuch. Die Akten des Geistlichen Brückenamts von 1764 gaben schließlich den Kaufkontrakt der Mutter der „Gustel von Blasewitz“, Johanna Dorothea Segedin, preis, die das Gebäude des heutigen SchillerGartens erwarb. Langes Suchen bedeutet jedoch nicht Unordnung im Stadtarchiv. Vielmehr ist es Ausdruck der Nichtgenormtheit des Verwaltungswesens seit vielen hundert Jahren. Wer wo in welchen Akten Ablassbrief für Gläubige der Kreuzkirche aus dem Jahre 1319 etwas aufbewahrt hat, ist oft nicht klar. „Kein Findmittel ist so gut wie ein guter Archivar, der Mensch im Archiv ist durch nichts zu ersetzen“, fasst Thomas Kübler zusammen. Papier ist Pflicht Wie gut es ist, dass Menschen nicht alles wegwerfen, zeigte sich unter anderem beim Bau der Frauenkirche. Anhand eines im Stadtarchiv bewahrten originalen Risses von George Bähr konnten Statiker an den Geheimnissen des alten Baumeisters partizipieren. Alte Baurechnungen gaben Aufschluss darüber, welche Baustoffe verwendet und von wo sie bezogen wurden. Papier ist im Übrigen noch heute Pflicht für die Aufbewahrung, trotz allen Fortschritts mit neuen Medien. „Papier hat eine tausendjährige Geschichte“, erläutert Thomas Kübler und öffnet eine Schublade mit seinem Lieblingsstück, dem „Ablassbrief für Gläubige der Kreuzkirche aus dem Jahre 1319“. „Elektronisches Speichern ist eine der großen Herausforderungen für Archive. Schon heute sind Datenspeicherungen aus den 1970er Jahren mitunter nicht mehr lesbar, ein Alptraum.“ Systematisch wird im Stadtarchiv Archivgut verfilmt und erschlossen. Als das zweitgrößte Stadtarchiv Deutschlands hat es mit etwa 70 Prozent einen der höchsten Erschließungsgrade. Jährlich kommt etwa ein halber Kilometer Archivgut hinzu, dennoch muss Thomas Kübler mit geteilter Seele leben: Als Historiker möchte er am liebsten alles aufheben, als Archivar weiß er, dass er dies nicht kann – auch dann nicht, wenn das Stadtarchiv seinen geplanten Erweiterungsbau erhält. Daniella Fischer 08.02.2008 09:08 Seite 17 Nachbarn am Schillerplatz Geschenke Arnold Es ist früher Nachmittag, der Verkehr am Schillerplatz hält sich noch in Grenzen. Gabriele Arnold ist gerade dabei, ihr Schaufenster von der Weihnachts- auf die Winterdekoration umzugestalten. Auch hierbei ist sie kreativ: Aus Weihnachtssternen werden Schneekristalle, mit anderen Materialien zaubert sie den fehlenden Winter in ihr Fenster. Hin und wieder bleiben Leute stehen, winken durch die Scheibe, grüßen. Gabriele Arnold ist bekannt am Schillerplatz, „alteingesessen“ wäre ein klein wenig übertrieben – aber die elf Jahre, die sie ihr Geschäft hier am Platz als Alleinkämpferin führt, sind schließlich kein Pappenstiel. Seit 20 Jahren ist sie schon selbstständig, was bedeutet, dass sie dies schon zu einer Zeit war, in der Privatwirtschaft nicht die Regel war und der, der sie betrieb, durchaus kein einfaches Leben hatte. Begonnen hat die geborene Blasewitzerin am Pohlandplatz mit einem kleinen Geschäft, zog dann auf die Tolkewitzer Straße und 2004 schließlich in ihren jetzigen Laden – der wirklich günstigen Mietbedingungen wegen, wie sie sagt. Sie liebt das Leben am Schillerplatz und auch wenn es im Handel mit vielen Auf und Ab’s zu kämpfen gilt, fallen ihr Optimismus und ihre positive Ausstrahlung sofort ins Auge. „Am Schillerplatz haben wir sehr individuelle Kundschaft“, erzählt sie, „der Verkauf läuft sehr personenbezogen und wir haben ein überaus treues Stammpublikum.“ Sie hat Geschenkartikel im Angebot, aber vor allem Edel-Erzgebirge wie Wendt&Kühn und Kunstpostkarten, die viele Leute als eine willkommene Alternative zur Massenware im Supermarkt sehen. Mit klarer Philosophie für ihren kleinen Laden erweiterte sie ihr Angebot um selbst kreierten Schmuck. Dafür kauft sie geeignetes Material ein, lässt sich von den verschiedensten Dingen inspirieren und bietet so völlig individuellen Schmuck aus echten Steinen, Perlen und Sterlingsilber zum Verkauf – echt einzigartige Geschenke. Die sind im Übrigen nicht mehr nur am Schillerplatz zu haben, sondern auch im Maritim Hotel und demnächst im Hotelshop des Hotel Bellevue. Gabriele Arnold glaubt an den Aufwind am Schillerplatz. „Natürlich ist der SchillerGarten ein Zugpferd, doch es gibt auch viele Händler, die sich mit großem Engagement bemühen, etwas zu bewegen“, erläutert sie. Sie hat Hochachtung vor denen, die etwas auf die Beine stellen und zollt Fotos: Dörte Gerlach ausgabe_01_2008.qxd Gabriele Arnold dem Verein Brückenschlag ihr Lob, in den sie große Hoffnung hat und weswegen sie auch Mitglied geworden ist. „Früher haben die Privatgeschäfte gerade hier doch auch zusammengehalten“, erinnert sie an legendäre Zeiten auf dem Schillerplatz. Auf dem ist der Verkehr inzwischen stärker geworden – und eine Kundin bringt einen hoffnungslos scheinenden Schmuck-Notfall: die Lieblingskette, kaputt. Doch auch Schmuckreparatur ist ein Fall für Gabriele Arnold – und das weiß die Kundschaft zu schätzen. Daniella Fischer 17 ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 18 Mars regiert die Stunde Der Faszination eines klaren Nachthimmels, an dem tausende Sterne funkeln und die eigene Winzigkeit im großen Kosmos erahnen lassen, kann sich kaum jemand entziehen. Freilich beschränkt sich bei vielen die Kenntnis der Sternbilder auf nur wenige wie den „Großen Wagen“ oder den „Orion“, doch schon Goethe dichtete: „Die Sterne, die begehrt man nicht, man freut sich ihrer Pracht“. Umfangreiche Rekonstruktion Seit Ende vergangenen Jahres ist nun die Von Ardenne Sternwarte auf der Plattleite wieder für Besucher zugänglich. Nach fast zehnjähriger Schließungszeit und einer umfangreichen Rekonstruktion lädt sie wieder regelmäßig zur Himmelsbeobachtung ein. Etwa 100.000 Euro investierte die VON ARDENNE Anlagentechnik in das Gebäude und den alten Zeiss-Refraktor, von dem zwischen 1906 und 1911 nur insgesamt sechs Stück gebaut wurden. Die Ganggenauigkeit des mechanischen Stundenlaufwerks, mit dem das Fernrohr die Bewegung der Erde kompensierte, um das eingestellte Himmelsobjekt immer im Fokus zu halten, war schon 1956 exzellent. In jenem Jahr ließ Manfred von Ardenne das Fernrohr in der von ihm errichteten Sternwarte auf der Plattleite aufstellen. Unzählige Dresdner und vor allem viele Schüler blickten seither unter fachkundiger Anleitung durch dieses Fernrohr und erlebten die faszinierende Welt der Astronomie. Nunmehr hat der Refraktor eine zeitgemäße elektronische Schrittmotorsteuerung erhalten und wurde von der Firma -4H-Jena engineering in Jena komplett restauriert. Doch sein Interesse für die Sternenwelt hielt sein Leben lang an, wovon seine Sternwarten auf der Plattleite, am Loschwitzer Elbhang und auch im Ostseebad Heringsdorf zeugen. „Die Betrachtung von Planeten, Kugelsternhaufen und der größeren Nebelflecke Die Sternwarte Manfred von Ardenne in Teleskopen dieser Abmessung ist einer kann uns die Sterne nicht der besten Wege, um dem näher bringen, sie bleiben Menschen die gewaltigen Lichtpunkte, derer man in Maßstäbe des Kosmos näher- einer klaren Nacht etwa zubringen und ihn innere 6.000 mit bloßem Auge Bescheidenheit zu lehren“, erkennen kann. schreibt der Professor in seinen Erinnerungen. Die nächsten Veranstaltungen Hobbyastronom Details auf dem Mond, die in der Sternwarte Manfred Manfred von Ardenne sichelförmigen Phasen der von Ardenne sind am 14. und Von Ardenne selbst blieb Zeit Venus, der Mars oder die Ju- 28. Februar sowie am 13. seines Lebens Hobbyastronom, pitermonde sind mit einem März, jeweils 18.30 und der sich als Schüler schon Fernrohr wie dem in der Von 19.30 Uhr. Bitte melden Sie mit Brillengläsern, Kistenholz Ardenne Sternwarte sehr wohl sich unter Telefon und Gardinenrohren eigene zu beobachten. Doch auch 0351/2637120 an. kleine Fernrohre gebaut hatte. das größte Fernrohr der Welt Daniella Fischer Anzeige 18 Foto: von Ardenne Sternwarte Manfred von Ardenne wieder öffentlich ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 19 Wo das „Qi“ wieder zum Fließen gebracht wird Wachwitzer Klinik-Ambulanz für Traditionelle Chinesische Medizin zunehmend gefragt Strahlentherapiepraxis und die Psychosomatische Abteilung der Uniklinik befinden sich auf dem Territorium. Alte östliche Heilmethode TCM letzte Hoffnung für viele „Um unser Behandlungsangebot zu erweitern, eröffneten wir 2006 die Ambulanz für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), die wir gemeinsam mit der Dresden International University betreiben“, erzählt Carsten Tietze, Geschäftsführer der Klinik. Jeder Interessierte kann einen Termin vereinbaren, die Kosten werden jedoch in der Regel nicht von den Kassen übernommen. Frau Chaolemen ist von Anfang an dabei und weiß: „Für viele Patienten sind wir die letzte Hoffnung. Manche haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich.“ Die chinesische Ärztin studierte Traditionelle Chinesische Medizin an der Universität Peking und arbeitete einige Jahre im Krankenhaus in der Heimat, bevor sie 2001 nach Deutschland kam und den Aufbau- Foto: Dörte Gerlach Im Klinikgelände auf der Malerstraße wandelten schon vor knapp 100 Jahren Patienten. Das damalige Dr. Weidner-Sanatorium war weit über Sachsens Grenzen für seine naturheilkundliche Orientierung und sein exklusives Ambiente berühmt. Prominente wie die Schauspieler Grete Weiser und Willy Fritsch, der Komponist Paul Lincke, der Dichter Stephan Hermlin oder auch der Schriftsteller Gerhard Hauptmann weilten hier. Weil das Gebäudeensemble nach dem Zweiten Weltkrieg als Armeelazarett fungierte und deshalb bis zur politischen Wende militärisches Sperrgebiet war, ist es auch heute noch vielen Einheimischen unbekannt. 1991 übernahm die HUMAINE Kliniken-Gesellschaft das Klinikum von der Bundeswehr, seit 2006 gehört es zur HELIOS Unternehmensgruppe. Das Fachkrankenhaus verfügt über 110 Betten für internistische Onkologie und Palliativmedizin sowie eine stationäre Pflegeeinrichtung mit 22 Betten. Auch eine Sozialstation, eine Frau Chaolemen ist chinesische TCM-Ärztin, hier bei der Therapie mit einer elektronisch unterstützten Akupunktur studiengang Public Health absolvierte. Kollegen und Patienten dürfen sie mit ihrem Vornamen rufen: Frau Chaolemen. „Mein Nachname ist für Deutsche zu schwierig, deshalb ist das so in Ordnung“, lächelt sie. „Hoffentlich bleibt sie noch lange bei uns, denn wir schätzen sie sehr und die Nachfrage nach TCM steigt ständig“, wünscht sich Carsten Tietze. Chinesische Zeichen für Gesundheit TCM ist kein Allheilmittel „Traditionelle Chinesische Medizin ist aber kein Allheilmittel“, betont Fachärztin Chaolemen, „es empfiehlt sich, sie ergänzend zur Schulmedizin anzuwenden.“ Während sich diese vorwiegend darauf konzentriert, wie und ob der menschliche Organismus funktioniert, ist TCM eine ganzheitliche Medizin, die weit mehr kann als verschiedene körperliche Symptome zu behandeln. Mit ihrer Hilfe kann ein krankmachendes energetisches Ungleichgewicht erkannt und ein Patient entsprechend therapiert werden. Gesund ist, wenn Organe und Qi, die Le- bensenergie, vollkommen harmonieren – wenn Körper, Geist und Seele im Gleichgewicht sind. Ganzheitlich mit Beifußrauch, Nadelstichen und Qi Gong Menschen mit Allergien, Asthma, Schmerzen und Migräne, Erkrankungen des Bewegungsapparates oder bei Stress und Suchtproblemen können beispielsweise von den Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin profitieren. Die Behandlung wird individuell abgestimmt. „Akupunktur, Schröpfen, spezielle Massagen oder Heilkräuter sind am bekanntesten“, berichtet Frau Chaolemen, „meist kombinieren wir verschiedene Anwendungen miteinander.“ Auch die Moxibustion ist eine typische TCM-Methode. Dabei werden bestimmte Akupunkturpunkte gereizt, indem eine angezündete, aus Beifuß bestehende Moxa-Zigarre über die Haut gehalten wird. Dabei entsteht nicht nur Wärme, sondern es verbreitet sich ein exotischer Geruch. „Bald startet auch ein Qi-Gong-Kurs“, kündigt Frau Chaolemen an. Damit das Qi wieder fließen kann. Dagmar Möbius 19 ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 20 Verliebt in einen Nasenbären Foto: Archiv Werner Vogel Werkverzeichnis des Blasewitzer Bildhauers Otto Pilz hier auch wohnte. Vogel nahm weltweit Kontakte mit Kunsthändlern und Galeristen auf, recherchierte in Archiven, Bibliotheken und im Internet Sie stand auf der Kommode und hat mittlerweile 20 Leitzbei einer alten Bekannten – Ordner mit umfangreichem und Werner Vogel verliebte Material gefüllt. sich sofort in sie. In Bronze gegossen zeugt die Nasen- Werksverzeichnis bären-Skulptur vom handwerk- Rund 200 Arbeiten des Blaselichen Können ihres Schöpfers, witzer Bildhauers werden nun seiner Beobachtungsgabe und im Frühjahr erstmals in eiseinem Geschick, Bewegun- nem Werkverzeichnis zusamgen von Tieren realistisch in mengefasst der Öffentlichkeit Plastiken festzuhalten. In präsentiert. Werner Vogel komüber fünfjähriger Arbeit trug plettierte dieses Verzeichnis der mittlerweile 87-jährige mit dem Lebenslauf von Pilz, A. Werner Vogel mit großer skizziert dessen vielfältige BeLeidenschaft alles zusammen, ziehungen zu anderen Künstwas er zu Otto Pilz (1876- lern und Architekten wie 1934) finden konnte, der Erich Hösel, dem ehemaligen über drei Jahrzehnte sein Ate- Vorsteher der Gestaltungsablier in Blasewitz hatte und teilung der Meißner Porzellan- manufaktur, dem Architekten Martin Pietzsch oder Stadtbaurat Hans Erlwein. Spannend wird es da, wo Werner Vogel den Geschichten mancher Skulpturen nachspürte und ihre verschlungenen Wege auf dem internationalen Kunstmarkt beschreibt. Das Buch wird etwa 200 Seiten umfassen und über 200 zum Teil farbige Abbildungen enthalten. Die Nasenbären-Skulptur hat Werner Vogel mittlerweile seinem Enkel geschenkt, der die Leidenschaft seines Großvaters zu Otto Pilz längst teilt und ihn auf vielfältige Weise unterstützt. Informationen über Otto Pilz können noch in das Werk einfließen. Bitte senden Sie diese an die Redaktion Potz Blitz, Agentur 2dPROJECT, Enderstraße 59, 01277 Dresden Daniella Fischer Buchempfehlung Michael Ladewein (Hg.) Raffaels Sixtinische Madonna Pforte Verlag, 18 Euro Ursprünglich als Altarbild für eine Klosterkirche in Piaczenza gemalt, gelangte Raffaels Bildnis 1754 nach Dresden und beeinflusste in den folgenden Jahrhunderten nicht nur Künstler und Gelehrte, sondern entfaltete auch eine ungeahnte Popularität quer durch alle Schichten der Bevölkerung. Sie wurde Inspirationsquelle für Maler, Schriftsteller, Musiker und Philosophen. Dieser Band beinhaltet ausgewählte literarische Fundstücke und Bilddokumente und vermittelt somit die einzigartige Wirkungsweise eines Kunstwerkes. Jochen Knobloch / Matthias Getzschel Im Flug über Dresden Hinstorff Verlag, 34,90 Euro, D/E Dresden ist trotz all der Zerstörungen, die es erfahren musste, eine Stadt geblieben, die zu den herausragenden in Deutschland zählt. Wie kaum sonst konzentrieren sich auf kleinem Raum Bauwerke in großer Zahl und nur selten hat ein Ort eine derart starke Ausstrahlungskraft gewinnen können. Dieser Band mit Luftbildern zeigt nicht nur die Höhepunkte im Stadtzentrum, stimmungsvolle Aufnahmen von Blasewitz und Loschwitz, berühmte Bauwerke und Schlösser, bis hin zum Elbsandsteingebirge. Anzeige Richtig versichert: damit aus Freundschaftsdiensten kein Desaster wird Natürlich hilft man gern, wenn die beste Freundin fragt, ob man eine Stunde lang auf ihr Kind aufpassen könne. Auch wenn der alte Mann aus dem vierten Stock krank ist, fasst man sich ein Herz und führt seinen Hund aus. Über diese kleinen Freundschaftsdienste freuen sich alle – zumindest solange nichts passiert. Was aber, wenn beim Baby-Sitten ein Saft-Fleck auf das teure Designer-Sofa kommt oder der Hund sich selbstständig macht und den Postboten ins Bein beißt? Nicht selten kommt es hier auch zwischen guten Nachbarn oder Freunden zum Streit, wer tatsächlich Schuld an der Situation ist und eventuelle Kosten bezahlen muss. Der Gesetzgeber gewährt dem Helfenden Schutz: Er muss Schäden nicht bezahlen, die durch einen unentgeltlichen Gefälligkeitsdienst entstanden sind. Deshalb tritt auch die private Haftpflichtversicherung des Helfenden nicht ein. Die Kosten muss die Person tragen, der geholfen wurde – wie bei einem selbstverursachten Schaden. Das Problem dabei: Was genau als Ge- 20 fälligkeitsdienst gilt, ist Auslegungssache. Daher entscheidet in letzter Instanz ein Gericht darüber, ob es sich um einen Freundschaftsdienst handelt und wer entsprechend den Schaden zu begleichen hat. Auch bei Freundschaftsdiensten abgesichert Um den Ärger eines Streits zu vermeiden, kann man das Risiko der Gefälligkeitsschäden in die Haftpflichtversicherung einschließen, empfiehlt Brigitte Augustin aus Dresden. Die Versicherung übernimmt dann die entstandenen Kosten. Wer eine neue Haftpflichtversicherung abschließt, sollte beim Vertragsabschluss auch auf Folgendes achten: • Ehe- oder Lebenspartner sowie Kinder sollten in den Vertrag eingeschlossen werden. Macht die Tochter beim Baby-Sitten etwas kaputt, übernimmt die Versiche-rung den Schaden. Sind die Kinder schon volljährig, bleibt der Versicherungsschutz noch bestehen, solange sie sich in der Ausbildung befinden. • Die Haftpflichtversicherung sollte auch dann helfen, wenn man selbst geschädigt wird: So bieten viele Haftpflichtversicherungen den Einschluss einer Forderungsausfalldeckung an. Hat der Schadensverursacher keine Haftpflichtversicherung und ist zahlungsunfähig, so erhält der Geschädigte von der eigenen Versicherung Schadenersatz. • Man sollte sich nach so genannten Kombiprodukten erkundigen, wie beispielsweise MultiPlus von der Zurich Gruppe. Diese bieten neben der Haftpflichtversicherung auch Unfall-, Hausrat- und Rechtsschutz in einem einzigen Vertrag. Das ist einfacher zu verwalten und spart zusätzlich Geld. Übrigens hilft die Haftpflichtversicherung auch dann, wenn die Schadensforderungen unberechtigt sind. In diesem Fall lehnt der Versicherer die Forderungen ab und zieht bei Streitigkeiten auf eigene Kosten vor Gericht. Weitere Informationen: Zurich Gruppe Deutschland Brigitte Augustin Generalagentur Wachtelweg 27 01237 Dresden Tel. 0 35 12 02 21 41 Fax 0 35 12 50 03 85 Mobil 0 17 22 92 49 46 Natürlich hilft man gern, wenn die beste Freundin fragt, ob man eine Stunde lang auf ihr Kind aufpassen könne. Aber wer haftet, wenn ein Mißgeschick passiert? ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 21 Ni blos änne Subbe* Geheimniss der Sächsischen Küche Dankenswerterweise wird in vielen Wirtshäusern, wie auch im SchillerGarten, „Sächsische Kartoffelsuppe“ angeboten, unter Suppen und mit Wiener Würstchen, ganz oder in Scheiben. Bei uns zu Hause, wir ließen das „sächsisch“ übrigens weg, war die Kartoffelsuppe stets eine vollwertige Mahlzeit. Und die ging so: Wir brauchten den wellenförmigen Kartoffelstampfer (keine Quetsche, kein Pürierstab!), drei Töpfe und ´nen Tiegel. Zuerst wurde Kasslerbrühe gekocht (aus Kamm zu späterem Kaltaufschnitt oder Kasslerrippchen). Im anderen Topf wurden die Kartoffeln gekocht, das Wasser weggegossen und die „Ärbern“ so gestampft, dass noch kleine Brocken blieben. In Topf drei kochte das Gemüse: Zwiebel, Möhre, Porree, viel Sellerie und eventuell ein paar getrocknete Pilze (Hallimasch) und wurde im eigenen Saft gestampft. Dann kam alles in die Brühe. Dazu frisch gewiegter Liebstöckel, im Handballen gerebelter Majoran, geschroteter Pfeffer (und wer mag, kann ein wenig Knoblauch zugeben). Im Tiegel wurden Speckwürfel braun ausgelassen und ohne dem Fett hinzugegeben. Zum Schluss wurde alles zusammen ganz kurz aufgekocht und für jeden eine ganze Bockwurst zum Ziehen hineingetan, ein Schweinsknacker ist noch herzhafter. Und deshalb lagen neben dem Teller nicht nur der Löffel, sondern auch Messer und Gabel. Es war eben ein richtiges Essen. Übrigens, wer den Majoran nicht mag und lieber Petersilie nimmt: Erst auf dem Teller hinzufügen, nicht in den Topf! Dort könnte sie säuern, denn die Kartoffelsuppe schmeckt am nächsten oder übernächsten Tag noch besser. Matz Griebel *sächsisch: Nicht bloß eine Suppe Anzeige Eisblau und gut gekühlt Lichtenauer Medium in neuer 0,5 l-Gastronomieflasche Klassisch elegant, eisblau und mit schmackhaftem Inhalt: Die Lichtenauer Gastronomieflaschen machen jeden Tisch zu etwas Besonderem. Passend zum sommerlichen Durst bietet die Lichtenauer Mineralquellen GmbH neben den 0,25 l und 0,75 l Gebinden eine neue exklusive Flaschengröße für Lichtenauer Medium an: Das bekömmliche Mineralwasser ist ab sofort in der 0,5 l-Gourmetflasche erhältlich. Mit dieser mittle- ren Größe entspricht der sächsische Brunnen den Wünschen der Gastronomen. Denn die Gäste trinken, Dank des wachsenden Gesundheitsbewusstseins, auch unabhängig vom Durst immer größere Mengen Mineralwasser. Die neue Halbliter-Flasche bietet genau das richtige Maß an Erfrischung, nicht zu viel und nicht zu wenig – eben Lichtenauer Medium. Warum ausgerechnet dieses Mineralwasser im neuen Gourmetgebinde angeboten wird, liegt für Ralph Sander, Geschäftsführer der Lichtenauer Mineralquellen GmbH, klar auf der Hand: „Lichtenauer Medium ist mit seinem dezenten Kohlensäuregehalt ein Wasser für alle Geschmäcker. Es zeichnet sich durch das Mineral-Ideal, einem besonders ausgewogenen Verhältnis von Natrium und Magnesium aus, und ist der perfekte Begleiter zu Brunch, Mittag- oder Abendessen.“ 21 ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 22 Gut zu wissen „Der Wein erfindet nichts, er schwatzt's nur aus“ Karten spielen, Schnupftabak und edle Tropfen – was wäre ein Dichter ohne kleine Laster. Friedrich Schiller war ein Weintrinker, man sagt allerdings, ein „gemäßigter“. Seine Mutter war Gastwirtstochter, die Vorfahren waren Winzer, Schillers Vater hatte sogar ein Buch über den Weinbau geschrieben. Reiche Auswahl Die Weinkarte im SchillerGarten bietet neben vorzüglichen sächsischen Weinen auch andere deutsche sowie Weine aus allen wichtigen Weinländern wie Italien, Frankreich, Spanien, aber auch aus Chile, Argentinien, Südafrika und Australien an. Wer den Wein lieber nach der Rebsorte auswählt, findet im SchillerGarten bei Cabernet Sauvignon, Shiraz, Merlot, Grauburgunder oder Riesling mit Sicherheit einen Tropfen, der ihm schmeckt. 10 gute Tipps Mit einem Augenzwinkern sollten Sie die folgenden Punkte bei der Weinbestellung in einem Restaurant beherzigen und könnten damit sogar den Eindruck eines Weinkenners erwecken, auch wenn Sie’s nicht sind! 1. Lassen Sie sich für Ihre Weinbestellung zuerst immer eine Weinkarte vorlegen und nehmen Sie sich Zeit dafür. Sie sind schließlich im Lokal und nicht auf der Flucht! 2. Sollte diese Weinkarte ausschließlich aus einem Rotwein und einem Weißwein bestehen, bestellen Sie am besten ein Bier. 3. Die Frage „Welcher Wein ist am billigsten?“ sollte nicht Ihre erste Frage an die Bedienung sein. Billige Weine können durchaus gut sein, SchillerGarten-Buch: Ihre Meinung ist gefragt! Sie haben das neue Buch über den SchillerGarten und Dresden-Blasewitz gelesen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung! Wie gefallen Ihnen dieses Buch und seine Gestaltung? Gibt es Dinge, die Sie vermissen? Haben Sie eigene Erlebnisse im SchillerGarten, die auch andere interessieren und in einer Nachauflage gedruckt werden könnten? Oder besitzen Sie alte Fotos, Eintrittsoder Speisekarten? Wir sind gespannt auf Ihre Reaktion! Schreiben Sie an den Schillergarten Dresden, Schillerplatz 9, 01309 Dresden 22 aber wenn der Preis das erste Kriterium ist, kann schnell ein bitterer Nachgeschmack entstehen. 4. Nein, Sie können nicht erst alle Weine probieren bevor Sie sich entscheiden. 5. Jeder Wirt bietet gern offene Weine an, denn an diesen verdient er mehr. Gibt es einen Wein nicht „offen“, hat dies qualitative Gründe und ist stets zum Vorteil des Gastes. Und Pssst! Schon nach wenigen Gläsern ist eine ganze Flasche billiger. 6. Wird Ihnen nach dem Öffnen der Flasche der Korken gereicht, sollten sie nicht daran riechen, denn Kork riecht nach Kork. Wichtiger ist es, ob der Korken intakt ist. Ist er „unten“ feucht, wurde der Wein richtig gelagert. 7. Ist der Wein schon ein paar Jahre alt und richtig teuer, so ab 100 Euro aufwärts, lohnt es sich auf die Beschriftung des Korkens zu achten. Wenn diese nicht zur Flasche passen sollte, liegt der Verdacht nahe, dass der Weinhandel etwas „geschummelt“ hat. 8. Weine riechen nach vielen Dingen, gelegentlich sogar nach Kuhdung. Dies bedeutet nicht, dass ein Wein schlecht ist. Riecht er nach Essig, nach Chemie oder muffigem Käse, sollte man allerdings vorsichtig sein. Schmeckt er dann auch noch bitter, ist die Chance groß, einen so genannten Korkschmecker erwischt zu haben. Solch einen Wein müssen Sie nicht trinken. 9. Hat eine Flasche einen Verschluss aus Kunststoff, Glas oder gar einen „Schrauber“, will man Sie nicht übers Ohr hauen. Selbst höherpreisige Weine haben heutzutage solche Verschlüsse. Sie stehen den besten Naturkorken in nichts nach und haben natürlich auch keine Korkschmecker. 10. Haben Sie plötzlich das Gefühl, neben dem Wein etwas „Kaffeesatz“ im Mund zu haben, könnte dies Weinstein sein. Der ist weder ein Fehler des Weines noch ein Qualitätsmerkmal und hat für den Menschen keine schädlichen Auswirkungen. Sollten Sie mit allen diesen Punkten nichts anfangen können, dürfen Sie auch der Beratung durch die Bedienung vertrauen. Sie hat täglich mit Wein zu tun und möchte, dass Sie gern wiederkommen. Charles M. Bugnowski ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 23 Die Region Italien/Südtirol Südtirol ist ein Land der Gegensätze: Norden und Süden, Deutsch und Italienisch, schneebedeckte Berge und fruchtbare Täler, alpines und mediterranes Klima gehen hier eine einzigartige Symbiose ein. Ein spannender Mikrokosmos, um Weine mit Charakter und Herkunft anzubauen. Im südlichen Teil Südtirols liegt das Überetsch. Eine sanfte, von eiszeitlichen Gletschern geformte Hügellandschaft, in die sich malerische, alte Dörfer schmiegen. Aufgefädelt wie Perlen an einer nicht enden wollenden „Rebschnur“. Eines der bekanntesten Weindörfer der Gegend ist Girlan. Dort hat die Kellerei Schreckbichl den idealen Standort gefunden. Als Schnittpunkt und Schmelztiegel multikultureller Weintradition. Weinberge in den besten Lagen des Überetsch und des Südtiroler Unterlandes, zwischen 250 und 550 Höhenmetern gelegen, mit unterschiedlicher Bodenzusammensetzung, verschiede- nen Mikroklimata und Reifephasen sind das natürliche Potential der Kellerei Schreckbichl. Hier ist es ein Leichtes, für jede Rebsorte den richtigen Standort zu finden, damit sie ihre volle Kraft und Frucht entfalten kann. Im Schutz der Alpen und im Genuss von über 1.800 Sonnenstunden, gut durchlüftet von frischen Gardasee-Winden, mit sehr warmen Tagen und kühlen Nächten während der Reifezeit, liefern die vielfältigen Lagen eine große Bandbreite an hochwertigem, vollreifem Lesegut. Der Winzer Nicht erst Erzherzog Sigismund, der im 15. Jahrhundert auf Schloss Sigmundskron residierte, schätzte den Schreckbichler Wein. Bereits um 15 v. Chr. ließ sich ein römischer Siedler namens Cornelius auf einem nahe gelegenen Bichl (mundartlich für Hügel) nieder und legte mit seinem Weingut Cornelianum – aus dem sich später der Name Girlan ableitete – die Wurzeln der Schreckbichler Weinkultur. Tradition verpflichtet auch zu mutigen Entscheidungen. Im Jahr 1960 gründeten 28 Weinbauern die Kellereigenossenschaft Schreckbichl. Weitere Höfe in- und außerhalb von Girlan schlossen sich an. Heute bewirtschaften 290 Mitglieder über 300 Hektar der besten Weinberglagen der Gegend. Viele internationale Weinpreise sind Beweis für die hervorragende Arbeit um den Geschäftsführer Luis Raifer. Foto: Dörte Gerlach Der Weintipp Manfred Hempel, Fa. KGS und edlen Duft. Im Mund kommen die typischen, exotischen Aromen wie Ananas und Mango. Die Empfehlung Der trocken ausgebaute Wein Der Wein mit delikater Säure empfiehlt Chardonnay „Altkirch“ sich besonders zu gekochtem Die Rebsorte „Chardonnay“ Fisch, leicht gewürzten Gestammt ursprünglich aus richten mit hellem Fleisch Frankreich und wird in wie Kalb und Schwein sowie Südtirol seit etwa 100 Jahren Pastagerichten mit hellen angebaut. Der vorgestellte Soßen. Wein stammt aus den Weinbergen von Salurn und Umgebung (südlich von Bozen). Der Wein präsentiert sich mit einer schönen hellgelblichen Farbe und grünen Nuancen Der „Weintipp“ wird präsentiert von KGS – Knüttels Getränkespezialitäten, dem sowie einem sehr delikaten Lieferanten des SchillerGartens. 23 ausgabe_01_2008.qxd 08.02.2008 09:08 Seite 24 Blasewitzer Geschichten Auf den Hund gekommen Wegen „Nächtigung im Freien“ wurde im Februar 1908 der vielfach vorbestrafte und aus Sachsen ausgewiesene Bummler Florian Ruprecht in einem Gartengrundstück in der damaligen Residenzstr. (heute Loschwitzer Str.) verhaftet. Aufgespürt hatte ihn Schutzmann Dannhauer mit Polizeihund „Lotte“. Dieser fand zwei Monate später auch den auf Wanderschaft befindlichen 63-jährigen Paul Wieczorek, der sich mangels jeglicher Barschaft trotz der kalten Nacht in ein Gebüsch an der Elbe zum Schlafen niedergelegt hatte. Der alte Mann, so schrieb eine Zeitung, hatte schon am Feldzug 1870/71 teilgenommen und die Gefechte bei Toul, Milly, Fontaine und La Riviere mitgemacht. Doch auch dies schützte ihn nicht davor, in polizeiliche Obhut genommen zu werden. Das gleiche Schicksal ereilte den ebenfalls vorbestraften, gerade erst aus der „Korrektions-Anstalt“ Hohnstein entlassenen Gelegenheitsarbeiter Karl August Holzhausen, der in der Nähe der Vogelwiese nächtigend von „Lotte“ aufgespürt wurde. Kurzum, „Lotte“, der Polizeihund aus Blasewitz, war 1908 ein Star. Prämierte Hundedame Ausgezeichnet mit dem Prädikat „Sehr gut“, das der „Verein zur Förderung der Zucht und Verwendung von Polizeihunden im Bezirk der Königlichen Kreishauptmannschaften Dresden“ verlieh, hatte „Lotte“ auf einer Vorführung die „sehr scharfe“ Konkurrenz von weiteren 16 Polizeihunden hinter sich gelassen. Unter Anwesenheit des Herrn Gemeindevorstandes Fischer, mehrerer Herren des Gemeinderates und vieler Blasewitzer Einwohner hatte „Lotte“ auf dem Auf Schillers Versen Hoffnung Feuerwehr-Übungsplatz und am Ufer der Elbe eine einstündige Probe ihres Könnens gezeigt. Die begann zunächst mit dem Test der Leinenführigkeit des Hundes und dem anschließenden Folgen frei bei Fuß seines Führers. Danach lieferte die eineinviertel Jahre alte „Lotte“ sichere Beweise im Bewachen von Gegenständen und Verweigern von Futter aus fremder Hand. Allen Verlockungen, die dargereichten Leckerbissen anzunehmen, widerstand sie. Das Suchen fremder Personen, geworfener Sachen, vergrabener Gegenstände führten den Hund durch fortgesetztes eifriges Spüren immer wieder an das richtige Ziel. Sehr Beachtenswertes, so schrieb die Zeitung, leistete das kluge Tier aber im Stellen eines „Verbrechers“. Fassen auf Befehl, Loslassen auf Befehl, Festhalten des Fliehenden auf ebenem Wege und Hindernisnehmen waren weitere Bewährungsproben, denen „Lotte“ ausgesetzt wurde. Auch im Besteigen einer Leiter zeigte „Lotte“ große Kletterfertigkeit. Den Schluss der umfangreichen Prüfungen bildete das Apportieren eines Gegenstandes aus dem Wasser und die Rettung eines ins Wasser Gefallenen. Beides führte „Lotte“ rasch und sicher aus und zeigte damit, dass sie auch allen Anforderungen im Wasser gewachsen war. Noch zwei Mal schrieben die Zeitungen von „Lotte“, die wiederum eine in den Elbwiesen in den Weiden-Anpflanzungen nächtigende, vielfach vorbestrafte Frauensperson aufgespürt und ein wohnungsloses Liebespärchen bei „Mutter Grün“ überrascht hatte. Ob es danach in Blasewitz keine zweifelhaften Gestalten mehr gab oder „Lotte“ ihren Dienst an anderer Stelle verrichten musste, bleibt leider im Dunklen verborgen. Daniella Fischer Unsere Schiller-Frage „Daran erkenn ich meine Pappenheimer“ ist ein geflügeltes Wort. In welchem von Schillers Werken steht es geschrieben? Ihre Einsendungen richten Sie bitte an: Agentur 2dPROJECT, Redaktion SchillerGarten, Kennwort: Schiller-Frage, Enderstr. 59, 01277 Dresden Es reden und träumen die Menschen viel von bessern künftigen Tagen. Nach einem glücklichen, goldenen Ziel sieht man sie rennen und jagen. Die Welt wird alt und wird wieder jung, doch der Mensch hofft immer Verbesserung. Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein, sie umflattert den fröhlichen Knaben, den Jüngling locket ihr Zauberschein. Sie wird mit dem Greis nicht begraben, denn beschließt er im Grabe den müden Lauf, noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf. Es ist kein leerer, schmeichelnder Wahn, erzeugt im Gehirne des Thoren. Im Herzen kündet es laut sich an: Zu was Besserm sind wir geboren. Und was die innere Stimme spricht, das täuscht die hoffende Seele nicht.. Friedrich Schiller lebte zwischen 1785 und 1787 bei seinem Freund Christian Gottfried Körner, was der gesuchte Name ist. Einige Einsender glaubten „Theodor Körner“ sei die richtige Antwort, dies war jedoch der Sohn Christian Gottfrieds. Herzlichen Glückwunsch unseren Gewinnern: W. Schröder, Dr. Chr. Huhle und K. Reetz aus Dresden SchillerGarten Dresden GmbH Schillerplatz 9, 01309 Dresden Telefon: 0351/ 811 99-0 Telefax: 0351/ 811 99-23 Gutbürgerliche Küche Hauseigene Patisserie Eigene Eisproduktion Großer Biergarten mit Elbblick E-Mail: [email protected] Internet: www.schillergarten.de Öffnungszeiten: Täglich 11.00 – 01.00 Uhr Unter den Einsendungen werden drei Gewinner ausgelost, die je einen Gutschein im Wert von je 20,- Euro für den SchillerGarten erhalten. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeitern des SchillerGartens sowie von 2dPROJECT und ihren Angehörigen ist die Teilnahme nicht gestattet. Einsendeschluss: 15. April 2008 Auflösung Schillerfrage Ausgabe 04/2007