Betula Jahresbericht 2005
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Betula Jahresbericht 2005
Jahresbericht 2005 Leben Lernen Leisten Vorstand Präsident Adrian Rieter Aktuar Heinz Wiederkehr Mitglieder Theres Suter-Horat Daniela Lutz Markus Zeller Hermann Roth Alfred Müller Mit beratender Stimme Co-Institutionsleitung Christian Brönimann Stefan Ribler Betriebskommission Adrian Rieter Theres Suter-Horat Heinz Wiederkehr Finanzkommission Adrian Rieter Daniela Lutz Alfred Müller In den Kommissionen mit beratender Stimme vertreten: Christian Brönimann und Stefan Ribler Revisionsstelle Batag Revision AG 9215 Schönenberg an der Thur Institution BETULA Institutionsleitung Christian Brönimann Stefan Ribler Briefadresse Betula, Alleestrasse 68, Postfach 317 8590 Romanshon Telefon 071 466 14 00, Fax 071 466 14 01 [email protected] www.betula.ch Bankverbindung: Thurgauer Kantonalbank Romanshorn, Kt.Nr. 17 20 019.138-05 Vorwort Beziehungen. Beziehungsfelder. Beziehungspflege. Das waren Substantive, welche wir mit Inhalten füllten und sie in Kontext zu unserem Kernauftrag stellten. Integration als Kernauftrag gegenüber den Betreuten und ihrem unmittelbaren Lebensfeld. Inhalte waren Projekte unterschiedlichster Art und Weise. Schwerpunktmäßig wird von zwei dieser Projekte in vorliegendem Jahresbericht die Rede sein. Projekte jenseits von Randgruppenproblematik, Behindertenpolitik oder allgemeiner Problembezogenheit. Zum Beispiel ein Projekt, in dem die gemeinsame Erreichung eines sportlichen Zieles und die Befähigung zur entsprechenden Leistung im Mittelpunkt standen. Wobei gemeinsam bedeutete, dass Interessierte aus der Region, Betreute und Mitarbeitende des Betula das Projekt in Angriff nahmen und miteinander Trainingsleiden und Erfolge erlebten. Oder unterschiedliche Projekte im Bereich Kultur. Die vielseitigen Facetten von Kultur gemeinsam zu erleben, zu gestalten und umzusetzen. Als eines der speziellsten Projekte entstand der 1. Betula PoetrySlam. Dieses Unterfangen führte zur Beziehungsaufnahme durch Wortakrobatik aus einer kreativen Subkultur in einem realen Umfeld. Projekte wie das Benefizessen, Seeputzete, slowUp, u.v.m., welche in diesem Jahresbericht nicht oder nur am Rande erwähnt werden, waren gemessen am Beziehungsaspekt wertvoll und erfolgreich. Stefan Ribler Christian Brönimann Inhalt 04 05 07 09 10 10 11 12 14 16 17 18 19 20 MitarbeiterInnen Bericht Präsident Bericht Institutionsleitung Projekt «Von 0 auf 21»: Aus jeder Perspektive ein Erfolg Erlebnisperspektive Journalistische Perspektive Fachliche Perspektive Sportliche Perspektive Marketing Perspektive Ziel erreicht Jahresrechnung Statistik Dank Betula Dates 2006 MitarbeiterInnen Institutionsleitung Christian Brönimann Stefan Ribler Wohnheim Marie-Theres Kalt Evelyn Karlen Beate Seitz Reinhard Winter Stefan Preisig Hansjörg Neff Enrico Rusconi Carmen Böhler, Sozialpädagogin i. A. Beschäftigungswerkstatt Ilex Ruedi Leuenberger Claudia Stump Externat / Trainingswohnungen Frank Oehler Cornelia Wetzel Anita Eberle Elfriede Demmer Alejandro Guzman Küche/Hauswirtschaft Daniel Eschenmoser Sabine Eschenmoser Sandra Buccino WG Fagus Maya Probst Natascha Ruthe Günter Kerlin Sebastian Straub, Sozialpädagoge i. A. WG Tilia Daniela Dettling-Burr Monica Vetsch Erich Thomann Pascal Mächler, Sozialpädagoge i. A. Sekretariat Daniela Maron Freie MitarbeiterInnen Hedi Anderegg (Teamsupervision Wohnheim) Peter Haas (Teamsupervision Beschäftigung) Franziska Lang (Teamsupervision Externat) Madeleine Fischer (Organisationsentwicklung IL) Ärztlicher Dienst Dr. med. Markus Zeller (Hausarzt) Psychiatrisches Ambulatorium Romanshorn We are the champions Am Sonntag, dem 20. November 2005, war es trotz zeitweiligem Sonnenschein kalt in Wil. Die Bise liess die tatsächliche Tagestemperatur kälter scheinen und man war gut beraten, währschaftes Schuhwerk und eine windfeste Bekleidung zu tragen. Ich war nach Wil gefahren, um mit dem Fotoapparat einige Impressionen vom Start zum Halbmarathon Wil– Frauenfeld einzufangen. Für die Sportler des BetulaLaufprojektes «Von 0 auf 21» sollte es der Tag der Tage werden; absolvierten sie doch seit rund 10 Monaten ein Lauftraining , um beim «Frauenfelder» die Halbdistanz von 21 km bestehen zu können. Der «Frauenfelder» – eingefleischte Waffenläufer bekommen in der Regel beim Nennen dieses Wortes glänzende Augen. Da ich nicht zu dieser Spezies gehöre, war es auch für mich eine Premiere. Punkt 12.00 Uhr sollte der Start der Frauen sein. Also machte ich mich gut schweizerisch, rechtzeitig auf den Weg, um ja nichts zu verpassen. Gegen 11 Uhr traf ich im Parkhaus ein. Dann mit dem Lift hinauf zum Kirchplatz und weiter zur Kirchgasse, wo der Start erfolgen sollte. Das Startgelände war zu diesem Zeitpunkt noch fast menschenleer. Nur vereinzelt stiess man auf kleinere Gruppen, die sich vorzubereiten schienen. Mit suchendem Blick hoffte ich bekannte Gesichter oder ein Träger oder eine Trägerin des weissen Betula-Shirt zu finden. Leider erfolglos. Dann, wie ich Richtung Marktgasse schlenderte, standen dort Militärfahrzeuge mit dem Vermerk «Gepäcktransport Kaserne Frauenfeld». «Das ist es doch», dachte ich mir – hier müssen sie bestimmt vorbei kommen. Also stellte ich mich in Position – bereit für einen Schnappschuss. Atem anhalten, zielen, Druckpunkt fassen…. aber diese «Trockenübung» sollte vergeblich sein. Diejenigen, die ich anzutreffen hoffte, schienen wie vom Erdboden verschluckt. Dabei rückte der Uhrzeiger unerbittlich weiter. Dies bedeutete für mich langsam, die Transportfahrzeuge Fahrzeuge sein zu lassen, und mich zum Start in die mittlerweile recht belebte Kirchgasse zu begeben. Hier drängte ich mich wie ein Pressefotograf mit umgehängter Kamera zwischen die bald startenden Frauen; immer Ausschau haltend nach dem Betula-Signet. Fehlanzeige – wie verhext! Nichts desto trotz, langsam musste ich mich verdrücken, wollte ich nicht unangenehm auffallen und beim Start überrannt werden. Also zwängte ich mich weiter nach vorne vor die Startlinie, um wenigstens ein allgemeines Bild vom Frauenstart einzufangen. Punkt 12.00 Uhr – ein Schuss, das Startband senkte sich und die schier unüberschaubare Schar von Sportlerinnen setzte sich in Bewegung. Doch da, da – «unsere» Frauen, praktisch auf einer Linie passierten sie meine Stelle. Ein kurzer Schwenk, schnell den Auslöser gedrückt und hoffen, der Schnappschuss möge gelingen. Und schon war der Spuk vorbei. Die Zuschauer zerstreuten sich und bis zum Start der Männer, in 45 Minuten, blieb mir Zeit, die «BetulaLäufer» aufzuspüren, was dann auch gelang. Zuerst ein vor sich hinsinnender Teilnehmer mit der fast ins Gesicht geschriebenen Frage, was ihn wohl erwarten wird! Zwei weitere vertieft in ein Gespräch, vielleicht über taktische Laufvarianten? Und daneben, etwas abseits, ein weiterer «Betulaner» der Dehnübungen machte zum Aufwärmen. Jeder überbrückte die Wartezeit und die aufkommende Nervosität auf seine Weise. Punkt 12.45 Uhr – dasselbe Prozedere – der Startschuss hallte durch die Kirchgasse und das Abenteuer Halbmarathon konnte auch für die Männer beginnen. Für mich aber hiess es jetzt sputen, wollte ich die Läuferinnen und Läufer auch noch auf der Laufstrecke fotografisch einfangen. Deshalb ab zur Parkgarage, über die Autobahn bis Matzingen und dann die Abzweigung Richtung Stettfurt hoch. Von weitem bestätigte mir eine parkierte Autokolonne, dass ich hier richtig war. Das Auto abgestellt und den leichten Abhang hinauf über die Feldstrasse zur Laufstrecke gehetzt waren es etwa 300 Meter. Dort stand ich und blickte gespannt Richtung Stettfurt. Auf der kaum autobreiten Feldstrasse herrschte Betrieb. Unablässig, in längeren und kürzeren Abständen trabten die Waffenläufer und zivilen Sportler an den sie aufmunternden Zuschauern vorbei. Sollte ich «unsere» Frauen doch verpasst haben? Ungeduldig schaute ich zur etwa 200 Meter vor mir liegenden Geländekuppe nach Stettfurt hinauf. Und da, etwas Weisses – unverkennbar – es musste eine Läuferin von uns sein. Eine Stunde und 30 Minuten waren seit dem Frauenstart mittlerweile vergangen. Zügig näherte sie sich uns und der Schriftzug «www.betula.ch leben lernen leisten» war gut sicht- und lesbar. Die Leute klatschten. Also doch – ich hatte es noch geschafft! Ein erleichtertes, entspannendes Ausatmen. Kurz danach, keine 3 Minuten waren vergangen, unübersehbar kam sie, die geschlossene SechserFrauengruppe mit den weissen Betula-Shirts. Die ganze Strassenbreite ausnützend trabte die Gruppe im leichten Laufschritt daher. Und wie ich sie mir nähern sah, locker, mit freudigen Gesichtern, erklang in mir wie von Ferne, sozusagen in meinem innern Ohr, ganz spontan der Song «we are the champions»! Jawohl dachte ich mir, sie alle sind Meister, sind Sieger, Sieger über sich selbst. Und ich war stolz. Stolz auf das Projekt, stolz auf unsere Teilnehmer, stolz darauf, dass sie es alle geschafft haben. Und jetzt bleibt mir nur noch allen zu danken, die uns im Jahr 2005 begleitet, unterstüzt und in unserer Tätigkeit bestärkt haben. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Co-Leitung, dem Vorstand und den Spenderinnen und Spendern. Herzlichen Dank! Adrian Rieter, Präsident Verein Betula Jahresbericht Institutionsleitung Beschäftigungswerkstatt Ilex Bewegung auf unterschiedlichsten Ebenen begleitete die Ilex übers Betriebsjahr 2005. Frau Cornelia Stump ergänzte zu Beginn des Jahres das arbeitsagogische Team und brachte wichtige Inputs in der Beschäftigungsanleitung wie in der Produkteentwicklung. Dynamik auch unter den Mitarbeitenden mit Behinderung. Mit fünf Eintritten und drei Austritten und 11 Personen, welche das Beschäftigungsangebot mit einer Schnupperwoche kennen lernen wollten, waren alle Beteiligten gefordert beweglich zu bleiben. Für räumliche Bewegung sorgte die Nutzung der Ilexräume für bereichs-übergreifende Veranstaltungen wie der Poetry-Slam. Für innovative wie kreative Abwechslung war die Produkteentwicklung verantwortlich, welche unter anderem den Kinderklappstuhl oder die Flechtschachteln als Resultate hervorbrachte. Externat Glückwünsche durfte das Externatsteam anlässlich des Jubiläumsaktes zum 10-jährigen Bestehen des Externats und am Tag der offenen Tür von vielen Besuchern entgegennehmen. Zu diesem Anlass besuchte das Externat mit allen Betreuten eine Theateraufführung inklusive Nachtessen. Das Angebot der Trainingswohnungen entspricht dem Bedarf. Auf viele Anfragen konnte wegen Man- gels geeigneter Wohnungsmöglichkeiten nicht oder nur teilweise eingegangen werden. Auf den Anstieg der Betreutenzahl wurde auch mit der Erweiterung des Teams reagiert. Elfie Demmer stiess im März zum Mitarbeiterstab. Alejandro Guzman hat seine Ausbildung zum Sozialarbeiter FHS an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Soziale Arbeit mit seiner Diplomarbeit und der Diplomprüfung erfolgreich abgeschlossen. Küche/Hauswirtschaft Die Herausforderungen, am Mittag in zwei Schichten zu kochen sowie die kulinarische Umsetzung des Benefizessens, wurden optimal gelöst. Durch die sehr unterschiedlichen Arbeitszeiten der Betreuten wurde es nötig, die Mittagessen im Wohnheim auf zwei um eine Stunde versetzte Zeiten zu legen. Das Benefizessen im Schloss Dottenwil war ein durchschlagender Erfolg und die viel zitierte Kochkunst Eschenmosers wurde nachhaltig bewiesen. Viele Schnupperstifte haben im Laufe des Jahres einen Einblick in die Anforderungen eines Arbeitsplatzes in Küche und Haushalt gewonnen. Einschneidend für den Hauswirtschaftsbereich war sicher auch, dass die Lehrstelle nicht besetzt werden konnte, weil die Bewerberin die Bewilligung der IV nicht erhalten hatte. WG Fagus Farbe ins Dorf brachte eine lustvoll-kreative Idee des Fagus-Teams zum fünfjährigen Bestehen der Wohngruppe. Von Januar bis April war die WG Fagus an der Schulstrasse mit Farbbändern aus Stoff von Dach bis Boden dekoriert. Dieser Blickfang lud zum Näher kommen und zur Beziehungsaufnahme ein. Mit einem Quartierfest im Sommer wurde das Jubiläum würdig gefeiert und abgeschlossen. Mit den Bewohnern wurde intensiv an Gruppenprozessen zu Rollen und Beziehungen gearbeitet. Das WG Fagus Team war über sechs Jahre in der Zusammensetzung konstant. Gegen Ende des Jahres verliess das Gründungsmitglied Günter Kerlin die WG und das Betula, um sich beruflich neu zu orientieren. WG Tilia Selbstständigkeit bewiesen die Bewohner der WG durch das erfolgreiche Planen, Organisieren und Umsetzen eines Wochenendes ohne Betreuungsteam. Dies wurde auch möglich durch eine sehr konstante Phase in der Bewohner- und Betreuerzusammensetzung. Viel Schwung und neue Inhalte brachte die Teilnahme von Betreuten und Mitarbeitenden am Projekt «Von 0 auf 21» in die Abläufe der Wohngemeinschaft. Ende des Jahres konnten alle Teilnehmenden auf vier absolvierte Läufe zurückblicken. Durch die neu erstellte Feuerstelle, den angebauten Kräutergarten und die Neugestaltung des Sitzplatzes wurde ein Angebot geschaffen, welches rege genutzt wird. Wohnheim Die Neurahmung von agogischen Inhalten wie auch von räumlichen Anforderungen war im vergangenen Jahr zentral und bestimmte die Bereichsplanung. Die agogisch-strukturelle Neurahmung führte zu mehr Gruppengefühl, Identität und Entsprechung der Bedürfnisse. Zudem konnte mit der Neurahmung auf die Veränderung des Klientels in Bezug auf Alter und entsprechende Förderung fachlich reagiert werden. Mit der Renovation eines Grossteiles der sanitären Anlagen und dem Streichen vieler Bewohnerzimmer wurde der Lebens- und Wohnatmosphäre Sorge getragen. Mit dem Platz, welcher geschaffen wurde durch den Auszug von Institutionsleitung und Verwaltung, konnte ein neues Büro und Pikettzimmer gewonnen werden. Trotz der vielen intensiven und beanspruchenden Alltagsthemen und der parallelen Neuorientierung blicken wir auf viele umgesetzte Ziele zurück. Institutionsleitung und Verwaltung Still und leise konnten wir auf 15 Jahre Betula zurückblicken und teilhaben an den Jubiläen des Externats und der WG Fagus. Im letzten Jahresbericht haben wir die Veränderung der Organisationsstruktur, ihre Beweggründe und ihre Konsequenzen dargestellt. Jetzt gilt es, die Evaluationsergebnisse zu verdichten und transparent zu machen. Das Betula hat durch diese Massnahmen gewonnen. Bunte Steine Verabschiedung und Begrüssung An der letzten Vereinsversammlung verabschiedeten wir unser langjähriges Vorstandsmitglied Pfarrer Adolf Lemke auf Grund seiner beruflichen Veränderung. An dieser Stelle bedanken wir uns herzlichst für sein Mitdenken und Mitgestalten in den strategischen Belangen unseres Vereins und wünschen ihm und seiner Familie alles Liebe und Gute am neuen Wirkungsort. Neu begrüssen durften wir Daniela Lutz als Nachfolgerin von Brigitte Zweidler. Frau Lutz ist Rechtsanwältin und ergänzt den Vorstand auf unterschiedlichsten Ebenen optimal. Wir heissen sie aufs Herzlichste willkommen. Dividende und Gewinnbeteiligung Wären wir ein Wirtschaftsunternehmen mit all seinen Abläufen und Mechanismen und würden wir fachlich-agogische Erfolgsfaktoren auf eben diese umlegen, wären wir in der vorteilhaften Lage, den Aktionären, sprich den Vereinsmitgliedern, eine massgebliche Dividende auszubezahlen und dem Verwaltungsrat, sprich dem Vorstand, eine umfangreiche Gewinnbeteiligung zu gewähren und den Mitarbeitenden könnten wir einen tollen Bonus in Aussicht stellen. Wir sind aber ein Non-Profit-Unternehmen mit ureigensten Rahmenbedingungen und können nur mit sehr beschränkten Möglichkeiten am Ende eines Geschäftsjahres «Danke» sagen. Rückblick und Ausblick Vieles, was wir uns zum Ziel gesetzt haben im Kernsowie im erweiterten Auftrag konnten wir angehen und umsetzen. Bei vielen Inhalten und Neuausrichtungen wurden wir bestätigt und motiviert, weiterzumachen und zu optimieren. Mit diesem Rückenwind gehen wir den agogischen Integrationsauftrag an und führen massgebliche Projekte weiter. Die Betula Dates zeigen, dass wir das Laufprojekt «Von 0 auf 21» weiterziehen, dass wir ein Benefizessen 06 durchführen, dass wir den 2. Betula Poetry-Slam veranstalten, dass wir neue Projekte, wie das erlebnisorientierte Unternehmen «fliessende Pfade» oder das Projekt «Sozialraumorientierte Arbeit», u.v.m. angehen. Vorausschauend und rückblickend teilnehmen können Sie unter www.betula.ch . Stefan Ribler Christian Brönimann Laufprojekt «Von 0 auf 21»: Aus jeder Perspektive ein Erfolg. Irgendwie lag es in der Luft, dass im und mit dem Betula gelaufen wird. Einerseits wurde im Vorstand visioniert, auf welche Art das Betula mit einem positiven Image einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden könnte. Andererseits war da Hansjörg Neff, ein sportbegeisterter Mitarbeiter, der die Idee hatte, mit Betreuten ein Lauftraining zu veranstalten, um schlussendlich im November in Frauenfeld den Halbmarathon zu bestreiten. Im Zusammenhang mit unseren Merkwörtern «Leben, Lernen, Leisten» schien ein Lauftraining sowohl für Betreute als auch für die Bevölkerung aus der Region ein guter Ansatz. Darauf wurden Flyer verteilt und Fachpersonen gesucht, die das Projekt «Von 0 auf 21» mitbegleiten. Die erste Informationsveranstaltung fand im Januar 2005 statt und fand grossen Anklang. Mit 27 Personen wurde ein Trainingsvertrag abgeschlossen. Ende Januar begann das Lauftraining, welches konsequent und kontinuierlich zwei Mal wöchentlich stattfand. Das Training wurde durch theoretische und praktische Veranstaltungen zu den Themen Ernährung, Trainingsaufbau, Dehnen und Kraftaufbau, ergänzt. An einem Abend wurde die Laufgruppe von Bruno Heuberger (Marathonsieger am Frauenfelder 2004) begleitet, der von seinen Erfahrungen berichtete und viele gute Tipps weitergab. Anfänglich war die Gruppe, die sich nun aus sechs BetulanerInnen und neun Personen aus der Region formierte, vor allem walkend unterwegs. Nach zwei Monaten war es allen TeilnehmerInnen möglich, die Referenzrunde von 5 Kilometern zu joggen. Ein erster Höhepunkt war die Teilnahme der Läuferinnen am Frauenlauf in Bern. Alle Läuferinnen bewältigten die Strecke problemlos. Der Anlass schweisste die Frauengruppe zusammen und steigerte die Motivation weiter. Es folgten weitere Läufe in Berg, St. Gallen, Amriswil und die Teilnahme am Triathlon in Frauenfeld. Die Läufer und Läuferinnen lernten dabei die Wettkampfstimmung kennen und konnten ihre Leistungsfähigkeit mit anderen LäuferInnen vergleichen. Nach zehnmonatigem, regelmässigem Lauftraining starteten sie am 20. November 2005 in Frauenfeld am Halbmarathon. Das lange Training, bei dem es nie darum ging die Leistungsgrenzen zu überschreiten, hatte sich gelohnt. Alle Läufer und Läuferinnen erreichten frisch und glücklich das Ziel. Lesen Sie nun die Analysen und Interpretationen zum Projekt «Von 0 auf 21», die Fachleute aus verschiedenen Bereichen aus ihren unterschiedlichen Perspektiven verfasst haben. Maya Probst, WG Fagus, Sozialarbeiterin FHS Erlebnisperspektive Im Januar 2005 entschloss ich mich, beim Projekt «Von 0 auf 21» mitzumachen. Ich suchte einen Grund fürs Mitmachen und fand ihn in meiner «Figur». In den ersten Wochen fand ich das Joggen eher mühsam. Später dann, im Sommer, machte ich beim Triathlon in Frauenfeld, beim Frauenlauf in Bern, beim St. Galler-Stadtlauf und beim City-Run in Amriswil mit. Es war für mich sehr spannend, an diesen Läufen zu starten, weil ich so kontrollieren konnte, wo ich stehe und woran ich noch trainieren muss. Der Höhepunkt für mich war dann der Halbmarathon Wil – Frauenfeld. Diesen Tag vergesse ich nicht so schnell wieder. Es war für mich sehr angenehm und spannend, obschon ich kurz vor dem Ziel aufhören wollte. Glücklicherweise hat mich eine Betreuerin und ebenfalls Läuferin zum Weitermachen motiviert. Schlussendlich schaffte ich es, vor ihr ins Ziel zu gelangen mit einer Zeit von 2 Stunden, 17 Minuten und 45 Sekunden. JJJUUUUHHHHEEEEEEEEEEE!!!! Geschafft, endlich geschafft!!!! Im Sommer ging die ganze Jogginggruppe einmal grillieren im Wald. Es war eine sehr schöne Atmosphäre. Ich geniesse es jetzt joggen zu gehen, weil eine gute Stimmung herrscht in der Gruppe. Ich ging fast in jedes Training, nur wenn ich meine Krise 10 hatte, liess ich es sein. Als ich eine zeitlang arbeitslos war, joggte ich fast jeden Tag und zwar mit Musik. Die darf nicht fehlen bei mir, sonst läuft nichts mehr! Ich bin froh, dass das Lauftraining im neuen Jahr weitergeht. Wir treffen uns jeweils am Montag- und Donnerstagabend um 19 Uhr und rennen etwa eine Stunde. Mein Ziel abzunehmen habe ich zur Hälfte erreicht und ich hoffe, die zweite Hälfte bald auch noch zu schaffen. Das Lauftraining im 2005 war eine schöne Zeit und ich wünsche mir, dass es im 2006 ebenso weiter geht. Manuela Blumenthal, Bewohnerin/Joggerin WG Tilia Journalistische Perspektive Laufen liegt im Trend. Die grossen Veranstaltungen in der Schweiz verzeichnen seit Jahren steigende Teilnehmerzahlen, und ein Ende des Booms ist noch nicht abzusehen. Innerhalb der Laufbewegung nimmt der Marathon eine Ausnahmestellung ein: Der Mythos des ersten Marathonläufers, der am Ziel tot zusammenbrach, hat dieser Strecke den Nimbus des Grenzerlebnisses verliehen. Wer sich auf den Marathon wagt, findet vielleicht nicht ins Ziel, aber sicher zu seinen persönlichen Grenzen. Der Halbmarathon nimmt diese Aspekte auf, macht sie aber auch für Anfänger erlebbar. 21 Kilometer – das ist, wenn man sich das bildlich vorstellt, ein sehr langer Weg. Aber er ist mit regelmässigem Training und etwas Willen zu bewältigen. Dass sich nun Menschen, die im Alltag mit ihren Grenzen zu kämpfen haben, auf diesen Weg machen, begleitet von ihren sozialen Betreuern, ist ein interessanter Ansatz. Für einen Journalisten könnte dies die Gelegenheit sein, die andere Sportgeschichte zu schreiben, nach der er vielleicht schon lange sucht. Hier schleifen nicht Spitzensportler an ihrer Form, sondern Menschen an ihrem Leben. Dadurch, dass das Projekt nicht nur aus dem Wettkampf besteht, sondern den ganzen Trainingsprozess einschliesst, kann journalistisch eine Entwicklung mitgezeichnet werden: Welche Euphorie lösen die ersten Erfolgserlebnisse aus? Wann und warum kommt es zu ersten Krisen, und wie werden diese bewältigt? Was sind die Wechselwirkungen zwischen Alltag und Laufen? Wie wird der Moment des Ankommens erlebt? Und was bleibt, wenn das Ziel einmal erreicht ist? Lauter spannende Fragen, die man in regelmässiger journalistischer Arbeit beantworten könnte. Allerdings erfordert dies einen grossen Aufwand. Um ein solches Projekt publizistisch zu nutzen, wäre es wohl ideal, mit einer Zeitung ein festes, zum Beispiel monatliches Gefäss auszuhandeln und dieses von einem freien Journalisten gestalten zu lassen. Regelmässige Publizität hat einen doppelten Nutzen. Zum einen erhalten die Teilnehmer ein wichtiges Feedback und damit einen Ansporn für ihr Trai- ning. Das ist im Spitzensport übrigens nicht anders. Es gibt kaum einen Athleten, der nicht nach den Journalisten schielt. Publizität trägt im Fall des Betula-Projekts aber auch dazu bei, dass die Öffentlichkeit einen wertvollen Einblick in die Arbeit einer sozialen Institution bekommt. Bei der Beantwortung der oben gestellten Fragen können Aspekte der Tätigkeit der engagierten Betreuer dargestellt werden, und es ist ein Blick in den Alltag der Betreuten möglich. Die unsichtbare Mauer zwischen Institution und Aussenwelt kann abgetragen werden. Wie der Läufer auf seinem langen Weg irgendwann eine Mauer durchbrechen muss, kann das Projekt dank seiner Langfristigkeit Schritt für Schritt Klischees aufbrechen. Gleichzeitig ist es möglich, Qualitäten der Institution Betula zu transportieren: Professionelle Betreuung, qualitativ hochwertige Trainings und das Nutzen modernster Hilfsmittel wie Lactat-Stufentest und Pulsuhr stehen für hohe Leistungen auch innerhalb der Institution. Ideal war sicher, den bekannten Triathleten Olivier Bernhard einzuladen. Das wirkte motivierend auf die Teilnehmer und zog die Medienaufmerksamkeit an. Das Projekt scheint sehr gut geeignet für eine journalistische Umsetzung. Inwiefern diese gelungen ist, lässt sich von aussen nur schwer beurteilen. Sicher kam das Betula zu einiger Publizität, aber ob dabei die ganze Qualität der Arbeit gewürdigt wurde, ist fraglich. Die Problematik des Projektes lag gerade darin, dass Laufen derzeit derart populär ist. Überall entstehen Laufgruppen: In Firmen, in Frauenvereinen, an Schulen – und alle suchen sie den Weg an die Öffentlichkeit. Die grosse Schwierigkeit bestand darin, das Betula-Projekt als einzigartig von den anderen Gruppen abzugrenzen, damit mehr als nur ein paar Gefälligkeitsartikel entstehen. Das ist eine journalistische Aufgabe, die nur vollständig zu lösen gewesen wäre, wenn ein Reporter von Anfang an ins Projektteam integriert worden wäre. Soll in Zukunft mit einem ähnlichen Projekt Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden, wäre es wünschenswert, der journalistischen Umsetzung von Anfang an hohe Priorität einzuräumen, in dem Fachleute zugezogen werden. Remo Geisser, NZZ Sport-Redaktor Fachliche Perspektive Wie das Betula das Leitbild zum Vorbild macht Das eindrückliche Bild auf der Betula Homepage zeigt eine LäuferInnengruppe des Projektes «Von 0 auf 21» unterwegs mit andern Teilnehmenden am Frauenfelder Halbmarathon vom vergangenen 11 November. Unverkennbar die strahlenden Gesichter auf dem Gruppenbild nach dem Zieleinlauf. Welche Leistung! Nach nur 10 Monaten Aufbautraining haben diese Männer und Frauen individuelle Entwicklungsschritte gemacht und Ziele erreicht, welche sie mit Befriedigung und Stolz erfüllen. «Wir betreuen Männer und Frauen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Entwicklungsschritte im sozialen, psychischen sowie lebenspraktischen Bereich zu verwirklichen.» (Leitbild Betula) Sozialpsychiatrische Arbeit orientiert sich am Potenzial jedes Menschen und bietet entsprechende Unterstützung an. Das Projekt «Von 0 auf 21» setzt diesen Ansatz in bestechender Weise um, indem auf vorhandenen Ressourcen aufbauend ein individueller Entwicklungsprozess ermöglicht wird, der professionell begleitet und gefördert wird. Etliche wissenschaftliche Arbeiten über die therapeutischen Möglichkeiten des Laufens weisen darauf hin, dass wer regelmässig und ohne verbissenen Ehrgeiz joggt, psychisch stabiler wird. « Jeder Mensch ist förderungs- und entwicklungsfähig.» (Leitbild Betula) Letztendlich übernimmt jede beteiligte Person für 12 den Trainingsprozess die eigene Verantwortung und entwickelt dadurch «laufend» ihre Persönlichkeit, im wahrsten Sinne des Wortes. Die personale Verantwortungsübernahme steht in direktem Zusammenhang mit dem positiven Trainingseffekt, selbst etwas dafür tun zu können um sich wohl zu fühlen und aus ausschliesslich eigenen Kräften eine respektable Leistung zu erbringen. «Menschen mit Behinderungen sind gleichberechtigt und können, wie alle Menschen, ihr Leben selbstbestimmt und selbstverantwortlich gestalten.» (Leitbild Betula) Joggen in der Natur ermöglicht die direkte Wahrnehmung der Umgebung im Wandel der Jahreszeiten. Ob das Wetter kalt oder warm ist, Regenschauer oder Schneetreiben herrscht, die Luft nach Frühling oder Herbst riecht, nehmen wir mit all unseren Sinnen wahr. Dadurch wird die Wahrnehmung sensibilisiert und erweitert, was eine intensivere «Natur-Erfahrung» als Genuss ermöglicht. «Wir sind Teil der Umwelt und mit dieser in allen Bereichen vernetzt.» (Leitbild Betula) Die Laufforschung kann mittlerweile zahlreichen Nutzen für Joggende wissenschaftlich nachweisen. Aus pädagogischer und sozialpsychiatrischer Sicht kann heute ein Ausdauerprogramm durchaus als ein Stück Anleitung zu autonomer, eigenständiger und eigenverantwortlicher Lebensbefähigung angesehen werden. Allerdings wird von diesem Wissen sozialpsychiatrisch noch wenig Gebrauch gemacht und konzeptionell umgesetzt. Wissen ist das Eine, Tun das Andere. Ich gratuliere den Betula-Verantwortlichen für ihre Motivation und Ausdauer in der Umsetzung dieses wegweisenden Projektes. Christa Thorner, Dipl. Sozialpädagogin, Supervisorin, Dozentin FHS, Joggerin Sportliche Perspektive Das kommt Ihnen bestimmt bekannt vor...? Die Arbeitsmenge scheint ständig zu steigen, das Nachtessen mit Freunden springt aus Zeitmangel über die Klinge, die Sportkleidung liegt sauber gewaschen im Schrank, das Gewicht nimmt langsam und stetig zu, die Treppen werden immer steiler, Verspannungen klopfen immer häufiger an, persönliche Ziele und Visionen verblassen und die Beziehungspflege mit Partner und Familie wird auf die nächsten Ferien verschoben. Aus «Mangel» an Zeit kommen Massnahmen zur Erhaltung unserer Gesundheit und Leistungsfähigkeit oft zu kurz. Gesundheitliche Beschwerden sind die Folge. Ab und an meldet sich schüchtern ein ungutes Gefühl. «Ich muss wieder mal was für die Fitness tun!» Schnell sind die neuen Laufschuhe gekauft und auf zur ersten Runde. Aus der Haustür raus und mit vollem Speed wird versucht, den ungläubigen Blicken der Nachbarn und Bekannten möglichst schnell zu entfliehen. Früher ist es ja schliesslich auch gegangen. Man muss ja etwas leisten. «Denn, was nicht schmerzt, bringt auch nichts»!? Schauen wir mal, was noch so drin steckt. Bereits nach wenigen Metern ist die Gesichtsfarbe purpurrot und die Atmung ähnelt einer alten Dampflok auf Hochtouren. Nun wird das Tempo zunächst auf eine Geschwindigkeit gedrosselt, bei der wir wenigstens noch das Gefühl haben, genügend Luft zu bekommen. Nach etwa 20 bis 30 Minuten sind wir wieder zu Hause angelangt und beenden mit einem Schlusssprint bis an die Haustür das «Training». Den Rest der Woche können wir abhacken. Treppen steigen wird zur Qual. Der Rücken zwickt, die Knie schmerzen. Training und Sport sollen gesund sein? So macht das einfach keinen Spass! Wenn ich diese Läufer im Stadtpark sehe, muss ich an den armen Griechen denken, der 490 vor Christus, als ein athenisches Heer unter der Leitung von Miltiades in der Ebene von Marathon die Perser besiegte, die frohe Siegesbotschaft nach Athen brachte und vor Erschöpfung tot zusammenbrach. Die meisten Menschen laufen genauso wie sie arbeiten: Angestrengt, verbissen, erfolgssüchtig, leistungsorientiert. Läufer im Stadtpark keuchen, schwitzen, hecheln – als müssten sie eine eilige Botschaft überbringen und fragen sich erstaunt: Weshalb macht mein gestresster Körper keine Fortschritte? Warum macht mir das Training kein Spass? Wieso bin ich immer verletzt oder krank? Und einige von ihnen fallen wirklich tot um. «Wir müssten klüger sein, denn das Laufen steckt in unseren Genen.» «Als der Mensch den Baum verließ, lief er täglich um sein Leben.» «Jedes Kind läuft jeden Tag zehn Kilometer – bis man es mit sechs Jahren still setzt und ihm damit die Vitalität und Lebensfreude raubt.» In kleinen und vor allem langsamen Schritten haben die Projektteilnehmer dieses «natürliche Programm» wieder wachgerüttelt. Sie mussten lernen, dass Leistung nicht bedeutet, eine bestimmte Strecke immer schneller zurückzulegen, sondern gleich schnell immer weiter zu laufen. Ich muss mich nicht quälen, trotzdem aber anstrengen und immer wieder überwinden und herausfordern. Den Mut besit- 13 zen neue, unbekannte Wege auszuprobieren und dabei erkennen, was es braucht, um das grosse Ziel erreichen zu können. Sich an kleinen Fortschritten erfreuen und Motivation tanken. Ab und zu auch stürzen, und dabei die eigenen Stärken und Schwächen erkennen. Sofort wieder aufstehen…… …... und weiterlaufen! Genau so wie im richtigen Leben. Roger Balsiger, Coach, medizinisch/sportliche Begleitung Marketing Perspektive Einstimmung Die Betula Leitung hat mich gebeten, das Projekt von «Von 0 auf 21» aus Marketing-Sicht zu beschreiben. Ich habe aus zwei Gründen zugesagt: Erstens möchte ich damit meinen persönlichen Dank abstatten für die vielen positiven Kontakte, die ich während des Trainings zu den mitlaufenden «Betulanern» habe pflegen dürfen. Zweitens möchte ich damit symbolisch Busse tun dafür, dass ich wegen einer Meniskus-Verletzung nicht bis zum Schluss durchgehalten habe. Um das Projekt «Von 0 auf 21» aus Marketing-Sicht beurteilen zu können, verglei- 14 che ich seine Idee und Umsetzung mit den übergeordneten Ziele des Betula am Beispiel einiger ausgewählter Leitsätze. Ich beginne mit einer Definition des Begriffs Marketing und füge anschliessend einige Schlüsselsätze aus dem Leitbild ein, mit denen sich die Denkhaltung des Betula aus meiner Sicht sehr gut beschreiben lassen. Aus dem Marketing-Lehrbuch Marketing versteht sich als Denkhaltung, die alle Funktionen im Unternehmen integriert und auf den Markt ausrichtet. (Zollondz, Grundlagen Marketing, Cornelsen-Verlag). Aus der Definition im Lehrbuch können wir den Schluss ziehen, dass ein Projekt dann Marketing gerecht ist, wenn es in seiner Entwicklung und Umsetzung der Denkhaltung der Initianten entspricht. Vergleichen wir nun das Projekt von «Von 0 auf 21» mit den zitierten Schlüsselsätzen aus dem Betula-Leitbild: Ziele und Aufgaben «Wir betreuen Männer und Frauen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Entwicklungsschritte im sozialen, psychischen sowie lebenspraktischen Bereich zu verwirklichen.» Von der ersten Stunde an konnten Bewohnerinnen und Bewohner des Betula für die Idee begeistert werden. Sie haben sich die Devise «Leben Lernen Leisten» zu ihrem eigenen Motto gemacht und haben dank dem Laufprojekt im Jahr 2005 ganz sicher einen grossen Entwicklungsschritt im lebenspraktischen Bereich verwirklicht. Und sie haben sich selbst bewiesen, dass sie fähig sind, Ziele zu setzen und Ziele zu erreichen. Menschenbild «Jeder Mensch ist förderungs- und entwicklungsfähig. Menschen mit Behinderungen sind gleichberechtigt und können, wie alle Menschen, ihr Leben selbstbestimmt und selbstverantwortlich gestalten.» Das Projekt «Von 0 auf 21» hat eindrücklich unsere körperliche und mentale Fitness gefördert und entwickelt. Es war für uns alle, ob Bewohner oder Aussenstehende, ein schönes Erlebnis, gemeinsam ein grosses Ziel vor Augen zu haben und darauf hinzuarbeiten. Nebeneinander und hintereinander haben wir zweimal pro Woche nach Feierabend unter kundiger Leitung unsere Runden gedreht, haben persönliche Ziele gesetzt, gemessen und verglichen, haben am Schluss der Trainingseinheit unsere Muskulatur gedehnt und gelockert, sind dann ganz zufrieden auseinander gegangen und haben uns auf das nächste Mal gefreut. Es war im besten Sinne des Wortes gelebte Gleichberechtigung und Integration. tion wird auf allen Stufen vorausgesetzt, unterstützt und gefördert.» Das Führungsteam des Betula überzeugte auf der ganzen Linie: Sportlich fit, fachlich kompetent und erfahren, menschlich kollegial, betreute es die unterschiedlichen Stärkeklassen und schaffte eine sehr angenehme, freundschaftliche Atmosphäre, die von grossem gegenseitigem Vertrauen geprägt war. Die Führungsgrundsätze wurden in jeder Projektphase vorbildlich gelebt und angewandt. Führung und Zusammenarbeit «Für uns ist Führen das Gestalten von tragfähigen Beziehungen. Wir schaffen Voraussetzungen dafür, dass die definierten Ziele gemeinsam erkannt, formuliert und wirksam umgesetzt werden. Partizipa- Umwelt «Wir sind Teil der Umwelt und mit dieser in allen Bereichen vernetzt.» Das Projekt von «Von 0 auf 21» eignete sich wie kaum ein zweites, um die Vernetzung mit der Umwelt, mit Natur und mit Gesellschaft zu erkennen und zu gestalten: Das Laufen durch Feld und Wald, in Wind und Wetter, in Kälte und Hitze, durch Dunkelheit und unter gleissender Sonne – was gibt es Besseres und Schöneres, um sich mit der Natur verbunden zu fühlen? Ebenso positiv erlebte ich die Verknüpfung des Projektes mit dem gesellschaftlichen Umfeld des Betula: Es ist damit gelungen, neue Beziehungen zu knüpfen. In Zeitungsberichten und über Internet wurde das Laufangebot in einen Zusammenhang mit den Zielen des Betula gebracht. Zusammenfassung Das Projekt von «Von 0 auf 21» hatte zum Ziel, mit einem sinnvollen und attraktiven Angebot neue Beziehungen mit Aussenstehenden zu entwickeln, neue Spenderquellen zu generieren und Sympathieträger zu gewinnen sowie für seine Bewohnerinnen und Bewohner Leistungsfreude zu fördern und Mehrwert zu schaffen. Die Idee dazu stammte aus dem Leiterteam und beeindruckte mich von der ersten Minute an wegen ihrer engen Verbundenheit mit der gelebten Vision «Leben Lernen Leisten». Das Projekt wiederspiegelt sich aufs Schönste im Leitbild des Betula und ist deshalb ein hervorragendes Beispiel für gelebtes, praxisnahes und glaubwürdiges Marketing. Ich gratuliere und danke den Verantwortlichen für die Idee und Umsetzung. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit wünsche ich dem Betula eine zweite und dritte Durchführung und dem Führungsteam weiterhin viel Kraft für die Umsetzung seiner zukunftsweisenden Kreativität. Alfred Müller, Unternehmer, Vorstandsmitglied 15 Ziel erreicht Das Projekt «Von 0 auf 21» war von Anfang an gut geplant und in die internen Strukturen des Betula eingebunden. Motivation und Ausdauer der TeilnehmerInnen sowie die Unterstützung der beigezogenen Fachpersonen ermöglichten dem Projektteam – das mit viel Herzblut dabei war – eine fachliche Durchführung des Projektes. Die pädagogischen, journalistischen und sportlichen Aussagen und Fragestellungen, welche das Projekt «Von 0 auf 21» aufwirft und die in den vorangegangenen Beiträgen behandelt wurden, verschmelzen zu Metaphern, welche in allen Alltagssituationen Anwendung finden. Mit dem Projekt «Von 0 auf 21» wurde Laufen zu «Schleifen am Leben». Aus dem Erlebnisbericht der Betreuten hören wir heraus, wie stolz sie über ihren persönlichen Erfolg ist. Sie hat gelernt, «gleich schnell immer weiter zu laufen». Das Projekt «Von 0 auf 21» hat die Betula-LeitbildInhalte vollumfänglich und professionell umgesetzt. Joggen wurde dabei zu einem wichtigen pädagogischen Mittel. Das qualitativ gute und ausgewogene Training transportierte die allgemeine Einstellung des Betula zu Qualität an die Öffentlichkeit. Aus marketingtechnischer Sicht gewann das Betula durch das Laufprojekt an gutem Image und fand im 16 2005 neue SympathieträgerInnen sowie mit Schenk Sport, Roggwil, einen Sponsor für die T-Shirts mit dem Betula-Aufdruck. Die journalistische Begleitung des Projektes hätten wir uns anders gewünscht. Bei der Projektplanung wurde eine verbindliche Zusammenarbeit mit Zeitungen und Journalisten gesucht, die leider aber gescheitert ist. Die kontinuierliche Medienarbeit ist ein Ziel, das wir mit neuen Projekten weiter verfolgen und dabei bestrebt sind, das Interesse und den Goodwill der Medien zu gewinnen. Danken möchten wir den Medien, welche die von uns eingesandten Artikel veröffentlicht haben. Das positive Echo und die vielen kleinen und grossen Erfolge, die mit dem Projekt erzielt werden konnten, haben das Projektteam motiviert, im 2006 weiter zu laufen und das Training mit einer eigentlichen Laufschule zu ergänzen. Damit sollte vorgesorgt sein, dass es niemandem ergeht wie «dem armen Griechen, der 490 vor Christus, als ein athenisches Heer unter Leitung von Miltiades in der Ebene von Marathon…», sondern dass alle nächsten Herbst ihren persönlichen Sieg in Frauenfeld feiern können. Maya Probst, WG Fagus, Sozialarbeiterin FHS Jahresrechnung 2005 Schlussbilanz per 31. Dezember 2005 SOLL AKTIVEN Kassen 36 398.96 Bankguthaben: Spendenkonto Allgemein181 703.20 Spendenkonto Zweckgebunden12 612.70 Vereinskonto14 666.95 208 982.85 Debitoren 491 151.35 Transitorische Aktiven 5 644.10 Total Umlaufvermögen 742 177.26 Immobilien 676 000.00 Mobilien 93 300.00 Total Anlagevermögen 769 300.00 BSV Guthaben 628 291.00 Verlust aus Erfolgsrechnung 20051 095 563.35 Total Aktive Berichtigungsposten1 723 854.35 Total Aktiven 3 235 331.61 HABEN PASSIVEN Kreditoren 55 855.25 Transitorische Passiven 2 186.85 TKB Konto-Korrent 516 855.65 BSV-Betriebsbeiträge 810 000.00 Hypotheken: TKB 1.Hypothek1 680 000.00 TKB 2.Hypothek193 000.001 873 000.00 Total Fremdkapital 3 257 897.75 Spendenkonto/Vereinskonto 209 148.05 Total Kapital 209 148.05 Vereinsvermögen -231 714.19 Total Passiven 3 235 331.61 Erfolgsrechnung vom 1.1. – 31.12.2005 2005 2004 AUFWAND Personalaufwand 2 193 163.50 2 114 390.50 Medizinischer Bedarf 3 127.35 5 341.85 Lebensmittel und Getränke 296 020.40 272 207.50 Haushalt 23 377.4519 000.30 Unterhalt/Reparaturen 42 010.10 62 708.70 (Mobilien und Imobilien) Anlagennutzung 601 614.40 567 964.85 Energie/Wasser 48 232.95 51 836.75 Schulung/Freizeit/Lager 33 592.60 40 243.74 Büro und Verwaltung 97 009.40106 941.95 Beschäftigungsbereich 38 037.45 47 925.80 Übriger Sachaufwand 78 712.85 98 853.20 Gesamtaufwand 3 454 898.45 3 387 415.14 ERTRAG Ertrag Wohnen/Beschäftigung 2 259 911.00 2 375 532.80 Ertrag Arbeitsbereich 3 356.40 21 613.80 Div.Dienstleistungen 96 067.70111 241.55 Betriebsertrag 2 359 335.10 2 508 388.15 Betriebskosten-Überschuss -1 095 563.35 -879 026.99 * Der Betriebskosten-Überschuss wird gemäss den gesetzlichen Vorschriften vom Bundesamt für Sozialversicherungen subventioniert. 17 15000 15000 10000 10000 5000 5000 0 0 Statistik Wohnkantone in Prozent Wohnkantone in Prozent 100 100 Kostgeldtage in CHF 80 BewohnerInnen 80 2005 2004 Kosttage IV-RentnerInnen1129911139 60 60 Kosttage IV-Tarif (berufliche 4244 5123 Wiedereingliederung) 40 Kosttage NICHT-IV172 509 40 Total Kostgeldtage1571516771 20 WOHNHEIM 3913 5870 20 EXTERNAT 7085 6111 WG FAGUS1996 2029 0 WG TILIA 2000 2001 2721 2002 2003 2761 2004 0 Total Kostgeldtage1571516 771 2000 2001 2002 2003 2004 Thurgau Zürich Thurgau Zürich Anzahl und Geschlecht der BewohnerInnen andere St. Gallen andere St. Gallen Frauen 24 Männer Total BewohnerInnen 20000 Kostgeldtage in CHFBewohnerInnen Anzahl Anzahl BewohnerInnen 20000 80 15000 15000 10000 10000 5000 2005 2005 5000 0 22 48 70 45 69 0 Wohnkantone in Prozent Altersverteilung in Prozent 100 Wohnkantone in Prozent unter 20 Jahre14.50% 30.00% 20 bis 29 Jahre 100 49.40% 35.70% 30 bis 39 Jahre 80 21.70%18.60% 40 bis 49 Jahre11.60%12.90% 80 über 50 Jahre 2.80% 2.80% 60 0 2000 2001 Thurgau St. Gallen Thurgau St. Gallen 2003 2004 2005 2002 Zürich 2003 2004 2005 andere Zürich andere 2004 Altersverteilung 2005 Altersverteilung 2005 unter 20 Jahre unter 20 Jahre 20 bis 29 Jahre 20 bis 29 Jahre 30 bis 39 Jahre 30 bis 39 Jahre 40 bis 49 Jahre 40 bis 49 Jahre über 50 Jahre über 50 Jahre 2005 2004 2004 2005 2003 2000 IV-Tarif 2001 2002 Wiedereingliederung) 2003 2004 Kosttage (berufliche Kosttage IV-RentnerInnen Männer Frauen Kosttage NICHT-IV Kosttage IV-Tarif (berufliche MännerWiedereingliederung) Frauen 2005 2005 10000 5000 0 Wohnkantone in Prozent 100 80 Anzahl BewohnerInnen 50 40 2002 20000 15000 Anzahl BewohnerInnen 20 Glarus, Appenzell (AI/AR) Graubünden, Tessin, 20 Schwyz, Solothurn11.20%11.20% 2001 Kostgeldtage in CHF 2000 2001 2002 2003 Kosttage IV-RentnerInnen 80 70 2000 80 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 2000 2001 2002 2003 0 2000 2001 2002 2002 2003 IV-RentnerInnen 0Kosttage 2000 2001 Kostgeldtage 2005 Kostgeldtage 2005 Wohnheim Wohnheim Externat Externat WG Fagus WG Fagus WG Tilia WG Tilia Kosttage NICHT-IV Wohnkantone in Prozent 60 Thurgau 58.00% 47.40% 40 St.Gallen 20.40% 25.70% Zürich10.40%15.70% 40 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Kosttage IV-RentnerInnen Kosttage IV-RentnerInnen Kosttage IV-Tarif (berufliche Wiedereingliederung) Kosttage IV-Tarif (berufliche Wiedereingliederung) Kosttage NICHT-IV Kosttage NICHT-IV Kosttage NICHT-IV Wohnheim2005 Kostgeldtage Externat Wohnheim WG Fagus Externat 80 70 60 60 50 60 WG Fagus Tilia WG Anzahl BewohnerInnen WG Tilia 80 70 40 30 40 60 Altersverteilung 2005 unter 20 Jahre Altersverteilung 2005 30 20 20 20 10 50 20 bis20 29Jahre Jahre unter 40 30 bis bis 29 39 Jahre Jahre 20 10 0 0 Kosttage IV-Tarif (berufliche Wied Kostgeldtage 2005 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2000 Frauen2001 2002 Männer 2003 2004 2005 Frauen Männer 2000 2001 40 bis bis 39 49 Jahre Jahre 30 200240 2003 über bis50 49Jahre Jahre 2004 Thurgau über 50 Jahre Zürich St. Gallen andere 30 2005 20 10 0 2000 2001 Frauen 18 2002 Männer 2003 Dank An dieser Stelle danken wir allen SpenderInnen, welche mit ihrem Beitrag Projekte, Aktivitäten, Anschaffungen oder Betreute direkt unterstützt haben. Folgende Anliegen konnten durch ihre Unterstützung umgesetzt werden: • Beteiligung Betreute am Projekt «Von 0 auf 21» • Kultur Projekt • Ausbildungshilfen • Individuelle Unterstützung einzelner Betreuten • Zinsloses Darlehen zur Schuldensanierung • Haushaltsunterstützung Spenden A. Somogyi AG, Romanshorn BATAG Revision AG, Schönenberg an der Thur Biro Edwin Bischof AG, Romanshorn Blaser Regina, Kesswil Bornhauser Elsbeth, Bottighofen Brönimann A. + R., Kesswil Bügler Peter, Romanshorn Eggmann Marga, Uttwil Etter Werner, Lindau Evang. Kirchenpflege, Uttwil Evang. Kirchgemeinde Romanshorn Fischer Madeleine, Zürich Gamma Peter, Niederglatt Gemeinnütziger Frauenverein, Arbon Gemeinnütziger Frauenverein, Romanshorn Greminger Stefen, Güttingen Hutter Nadine + Stefan, Altstätten Ibig Hansjörg, Schönenberg an der Thur Klaedtke Christine, Ennenda Knoll Werner + Annette, Kreuzlingen Kolb Ernst, Rapperswil Kolb-Gertsch, Rapperswil Koll Josef + Ulrike, Kesswil Maurer Helena, Romanshor Menu-System AG, St. Gallen Müller Alfred, Romanshorn Neubauer Franz + Martha, Erlen Nuck Franz, Matzingen Patzen Ruth, Fürstenaubruck Pirovino-Patzen, Le Prese Quellgebiet AG, Amriswil Rabe Gerhard, Romanshorn Ramseier I.+M., Dietlikon Raymann Marcel, Amriswil Ribler Friedi, Arbon Ribler Martin, Frasnacht Roth Hermann, Romanshorn Roth Pflanzen, Kesswil Roth Verena, Romanshorn Roth-Patzen Karl, Kesswil Schenk Sport, Roggwil Schramm Werner + Erika, Kesswil Stutz AG, Hefenhofen Vogel Hans, Romanshorn Vogel Regina, Kesswil Weber Walter, Romanshorn Weidmann Anita, Basel Wild Bruno, Weiningen Wild Hedwig + Kurt, Weiningen Zingg B., Langrickenbach Zuppinger Paul, Romanshorn Rohner Ernst, Romanshorn Rohrer Jürg, Romanshorn 19 19. Mai Mai 21. Juni 28. Juni 27. Aug. Sept. 13. Okt. 25. Okt. 19. Nov. Dez. Tiltanic Kultur im Betula «Fliessende Pfade» EO/EP-Projekt Jahresversammlung Referat Christian Hug, Sozialdienstleiter Romanshorn Plattform Betula Fachtagung Sozialdienste PK slowUp Betula Stand Benefizessen Kulinarisches mit dem Betula Cainero Kultur im Betula Jahrmarkt Romanshorn Betula Stand Halbmarathon in Frauenfeld Höhepunkt Projekt «Von 0 auf 21» Sozialraumorientierte Arbeit im Betula Präsentation 20 21. April 2. Betula Poetry-Slam Contest Kultur im Betula Betula Dates 2006