Wenn mich jemand fragen würde, wie soll man denn leben?, dann

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Wenn mich jemand fragen würde, wie soll man denn leben?, dann
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Mittwoch, 16. Juni 2010
Heidi Kabel is nich doot! Ein plattdeutscher Nachruf von Jasper Vogt Seite 24
Online Heidi Kabel singt „Mein Hamburg, ich liebe dich“ und andere Lieder Abendblatt.de/heidi-kabel-singt
Heidi Kabel 1914–2010
Wenn mich jemand fragen würde,
wie soll man denn leben?,
dann würde ich sagen:
Für alles Neue offen bleiben, auch für neue Menschen.
Aufeinander zugehen.
Den Blick für die Schönheit des Einfachen behalten.
Und alles nicht so tierisch ernst nehmen.
Wenn Sie geliebt werden wollen,
dann müssen Sie zuerst die Menschen lieben
mit all ihren Schwächen.
So einfach und so schwer ist das.
Heidi Kabel
Das Ohnsorg war
ihr Leben: Heidi
Kabel 1992 im
Theater. Foto: T&T
+
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H E I D I KA B E L 1914 – 2 010
Hamburger Abendblatt
Mittwoch, 16. Juni 2010
Online Ein Video-Interview mit Ohnsorg-Intendant Christian Seeler Abendblatt.de/video-interview-seeler
Stationen
eines
langen Lebens
Heidi Kabel, mein Vorbild
Mit norddeutscher
Gradlinigkeit und Witz spielte
sich Heidi Kabel in die Herzen
:: Die große Heidi Kabel war meine
Urgroßmutter. Natürlich nur auf der
Bühne, 1992 standen wir gemeinsam
auf den Brettern des Ohnsorg-Theaters,
und sie hat für meine Liebe gekämpft.
In dem zauberhaften Stück „Manda
Voss ward 106“ nach Jean Sarment.
Sechs Wochen Proben, sechs Wochen
Spielzeit, drei unvergessliche Monate.
Ich war damals gerade 25 Jahre alt
und noch ziemlich neu im Ensemble des
Ohnsorg-Theaters. Und dann gleich eine wunderschöne Rolle neben Heidi
Kabel! Gemeinsam mit dieser unglaublich talentierten Komödiantin, die ein
bekannter Star war, eine „Volksschauspielerin mit Leib und Seele“, wie es
heute vielleicht gar keine mehr gibt.
Schon als kleines Mädchen habe
ich, wie so viele, in den 70er-Jahren die
Ohnsorg-Stars vom Wohnzimmer aus
angehimmelt, in den Stücken, die seit
1954 bundesweit im Fernsehen ausgestrahlt wurden. Damals wusste ich natürlich noch nicht, dass ich auch Schauspielerin werden würde. Und ich ahnte
nicht, dass ich mit Heidi Kabel arbeiten
dürfte.
1914
Am 27. August wird Heidi Kabel, die
vollständig Heidi Bertha Auguste Kabel
heißt, in Hamburg geboren. Sie wächst
an den Großen Bleichen auf, wo ihr Vater, selbstständiger Buchdrucker, niederdeutsche Abende veranstaltet und
sie selbst das Plattdeutsche lernt.
1932
Kabel wird in das Ensemble der „Niederdeutschen Bühne“ als Schauspielerin
aufgenommen. Eigentlich wollte sie
Pianistin werden, begleitete nur zufällig
eine Freundin zum Vorsprechen beim
Theater; dort wird ihr Talent erkannt.
1933
Sie tritt in ihrer ersten Rolle auf, Kabel
steht in dem Stück „Ralves Carstens“
auf der Bühne.
1937
Kabel heiratet ihren Kollegen Hans
Mahler, der auch als Regisseur erfolgreich ist. Zuvor hatte Heidi Kabel eine
mehrjährige Schauspielausbildung absolviert.
1938
Kabel wird Mutter, der erste gemeinsa-
me Sohn Jan-Rasmus wird geboren.
1942
Sohn Nummer zwei, Heiko, kommt zur
Welt.
1944
Kabel bringt Tochter Heidi auf die Welt.
Auch sie wird Schauspielerin und gehört seit Mitte der 60er-Jahre mit zum
Ohnsorg-Ensemble. Mit ihr und
Schwiegersohn Michael Koch geht Kabel mehrmals auf Tournee.
1954
Über hanseatische Grenzen hinaus wird
Kabel mit ihren Mundart-Stücken erst
jetzt populär, denn nun werden die
Ohnsorg-Aufführungen bundesweit im
Fernsehen übertragen. Das erste dieser
Stücke war „Seine Majestät Gustav
Krause“. Insgesamt spielt sie in mehr
als 160 plattdeutschen Stücken abgearbeitete Hausfrauen und keifende Hausdrachen, gute Mütter und andere Frauen mit norddeutscher Geradlinigkeit,
Witz und Herz.
Schauspielerin Sandra Keck hat 1992 mit dem Ohnsorg-Star auf der Bühne gestanden. Ein ganz persönlicher Abschied
Die große Heidi Kabel ließ auch
anderen Schauspielern Raum
Aufgeregt war ich vor der ersten
Probe. Heidi Kabel, damals 77 Jahre alt,
muss das sofort gespürt haben. Sie kam
auf mich zu, nahm meine Hand und sagte ganz herzlich: „Bruukst nich bang
ween, mien Deern! Dat klappt al!“
Dieser Zuspruch hat mir viel Selbstvertrauen und Mut gegeben, ich habe
einfach drauflosgespielt. In den nächsten anderthalb Stunden war ich einfach
nur Marie-Luise, Urenkelin von Manda
Voss. Angenehm war es, neben Heidi
Kabel auf der Bühne zu stehen. Weil sie
sehr kollegial war. Weil sie auch anderen Schauspielern Raum ließ, sich zu
entfalten. Kein Star mit großem Ego
und großem Namen, nicht zu eitel, um
die Entfaltung jüngerer Kollegen zuzulassen. Heidi Kabel ist dagegen immer
„hanseatisch“ gewesen, bescheiden und
bodenständig.
Fasziniert hat mich häufig der
Schalk in ihren Augen, dieses unbeschreibliche Glitzern. Auf dem Fernsehbildschirm war mir das schon aufgefallen, auf der Bühne war es unübersehbar.
Ein paarmal hat Heidi Kabel mich damit regelrecht rausgebracht, weil ich
mein Lachen nicht mehr unterdrücken
konnte. Ich erinnere mich an eine Szene, in der ich ihr den Nachtrock zuknöpfen sollte. Die Zuschauer konnten mein
Gesicht sehen, aber nicht das Gesicht
von Frau Kabel. Also hat sie Grimassen
geschnitten. Ich musste richtig losprusten, so komisch war sie. Wer hätte ihr
diese kleinen Ausbrüche zugetraut, dieser legendären Grande Dame des Theaters! Aber dann dachte ich mir: Sie ist
Sandra Keck, Ohnsorg-Schauspielerin
und AbendblattKolumnistin.
1970stirbt ihr Ehemann Hans MahIm März
eben jung geblieben und manchmal so
übermütig wie wir jungen Schauspieler.
Was ich von Heidi Kabel gelernt habe: Ein großer Name ist noch lange kein
Grund, die Bodenhaftung zu verlieren.
Sie ist immer authentisch geblieben.
Volksnah eben. Und natürlich wollten
die Zuschauer „ihre“ Heidi Kabel sehen,
mit ihr sprechen, sie berühren, nachdem ihr Spiel die Menschen so bezaubert hatte. Ich habe bewundert, mit welcher Grandezza sie das hingenommen
hat. Denn sie war zwar ein Star zum Anfassen, mochte dieses Angefasstwerden
aber nicht so, glaube ich.
Privat war sie eher zurückhaltend.
Aber wenn sie jemanden mochte, dann
war Heidi Kabel sofort warmherzig und
alles andere als unnahbar. Sie war
pünktlich, gut vorbereitet, stets ein Vorbild an eiserner Disziplin. Vielleicht
hatte sie manchmal Knieschmerzen
oder es ging ihr nicht so gut. Nie hat sie
ein Wort darüber verloren, alles hinter
der Bühne gelassen. Ihr Publikum sollte
ihr den Schmerz nicht anmerken. Ganz
ehrlich, bis zu zehnmal in der Woche
haben wir mit „Manda Voss ward 106“
auf der Bühne gestanden – das ist ein
Kraftakt, auch wenn man jung ist.
Heidi Kabel hat der plattdeutschen
Sprache ein Gesicht gegeben und dem
Ohnsorg-Theater eine unglaubliche Popularität! Und damit hat sie auch mir
den beruflichen Weg geebnet. Gerade
habe ich mit ihrer Tochter Heidi Mahler
auf der Bühne gestanden, und ich glaube sagen zu dürfen, dass sie so viel Ähnlichkeit mit ihrer Mutter hat: die Gestik
und auch diesen unverwechselbaren
Schalk in den Augen.
Heidi Kabel war dem Ohnsorg-Theater immer verbunden. Auch als sie
selbst nicht mehr auf der Bühne stand,
kam sie zu jeder Premiere – so auch zu
unserer Kultrevue „Rock op Platt“, die
ich 2002 geschrieben und inszeniert habe. Rasante Rockmusik op Platt, na,
wenn das mal was für die Ohren einer
87-Jährigen ist?! Doch Heidi Kabel sagte: „Toll gemacht. Das ist ein ganz neuer
Weg für das Ohnsorg-Theater! Ich freu
mich so, wenn das Haus sich modern
und frisch präsentiert!“
Vorbildlich, wie sie als dreifache Mutter
Familie und Beruf vereinbart hat
Heidi Kabel war nicht nur schauspielerisch ein Vorbild. Als Mutter eines
sechsjährigen Sohnes finde ich es beeindruckend, wie sie als dreifache Mutter Familie und Schauspielerei vereinbart hat – in einer Zeit, in der das nicht
selbstverständlich war.
An unsere gemeinsame Zeit auf der
Bühne habe ich gestern intensiv gedacht. Auch an ihre Sterbeszene am Ende von „Manda Voss“, die sie jeden
Abend mit so einer darstellerischen
Kraft gespielt hat, dass vielen Menschen vor und hinter der Bühne die Tränen kamen.
Es war so anrührend, wie meine Urgroßmutter beruhigt von dieser Welt
gehen konnte, weil sie für mich, ihre Urenkelin, alles erreicht hatte.
Ick warr di nich vergeeten, Heidi
Kabel!
Heidi Kabel am Telefon – am 14.12.1986 in „Froo Pieper levt gefährlich“ im Ohnsorg-Theater. Foto: Chris Pohlert
Aufgezeichnet von Vanessa Seifert
ler. Kabel ist erst 56, heiratet kein zweites Mal.
1985
Sie gewinnt die Goldene Kamera für ihre
Arbeit im Ohnsorg-Theater. Ausgezeichnet wird sie in ihrem Leben mit
zahlreichen weiteren Preisen, darunter
Bambi, Goldener Bildschirm, Silbernes
Blatt der Dramatiker Union und der Ehren-Schleusenwärter.
1989
Kabel nimmt nun auch Schallplatten auf.
Ihre beliebtesten Stücke sind die Schlager „In Hamburg sagt man Tschüs“ oder
„An de Eck steiht ’n Jung mit ’nem Tüdelband“.
1992
Kabel begeht ihr 60. Theaterjubiläum
und feiert – nach zwei Jahren OhnsorgUrlaub – mit 78 Jahren in der Komödie
„Manda Voss ward 106“ ein viel beachtetes Comeback.
2007
In Detlev Bucks Verfilmung von „Hände
weg von Mississippi“ übernimmt Kabel
eine kleine Rolle an der Seite ihrer
Tochter Heidi, obwohl sie sich seit 2002
zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat.
2010 stirbt die VolksschauspieleAm 15. Juni
rin in Hamburg.
„Das Spiel mit ihr
war immer entzückend“
CHRISTIAN SEELER
::
Der Intendant des Ohnsorg-Theaters, in dessen Foyer ein Porträt von Heidi
Kabel hängt, ist der beliebtesten Schauspielerin seines Hauses seit vielen Jahren
sowohl ganz persönlich als auch beruflich verbunden.
Meine erste Begegnung mit ihr war
1984, damals war sie schon die große
Dame des Volkstheaters, und ich war
ein Jungschauspieler von 26 Jahren
und als jugendlicher Liebhaber eingesetzt. Es gab eine Szene, in der ich meine Schwärmerei für das Mädchen spielen sollte, einen Tanz mit einem Lied,
aber es lief nicht so, wie es sollte. Heidi
Kabel nahm mich beiseite und sagte:
„Mien Jung, so geiht das nich“, sie
drückte mir ein dickes Sofakissen in die
Arme, erklärte: „Stell dir vor, das ist
dein Mädchen! Noch mal!“ – und dann
lief’s. Das vergesse ich nicht. Das Spiel
mit ihr war immer entzückend.
Sie hat übrigens immer sehr streng
darauf geachtet, dass wir gutes Plattdeutsch sprachen, hat auch korrigiert,
und wehe, wenn einer den Text nicht
kannte! Sie konnte ihn immer.
Heidi Kabel hat jahrzehntelang auf
der Bühne des Ohnsorg-Theaters gestanden und die Besucher begeistert.
Die Zuschauer konnten sich mit ihren
Bühnenfiguren identifizieren und mit
ihnen lachen oder weinen. Ihre Glaubwürdigkeit musste sie nie herstellen, sie
war immer da.
Durch ihr außergewöhnliches Talent, verbunden mit unermüdlicher Arbeit, war sie der Star des deutschen
Volkstheaters. Ihr Publikum hat ihr ein
einzigartiges Attribut verliehen, das
mehr bedeutet als jeder Preis und jede
andere Auszeichnung: „Uns Heidi“. Ein
liebevoller Ritterschlag – eine wunderbare Liebeserklärung.
Der Name Heidi Kabel und der Name des Ohnsorg-Theaters sind untrennbar miteinander verbunden.
Ohnsorg-Intendant Christian Seeler mit
Heidi Kabel. Foto: Fotopress
+
Bilder, Videos und viele
weitere Informationen
auf abendblatt.de
Modeschöpfer Jürgen Hartmann:
„Ich vermisse meine Heidi“
Noch viel mehr Informationen, Fotos
und Videos zur großen Schauspielerin
Heidi Kabel finden Sie unter
www.abendblatt.de/heidi.
Es gibt eine Fotostrecke mit mehr
als 80 Bildern der beliebten Schauspielerin, darunter Familienaufnahmen
und Fotografien ihrer langen und bewegten Karriere. Außerdem sind mehrere Videos zu sehen, auch ein Film
über die Feier anlässlich des 80.Geburtstags von Heidi Kabel 1994 auf dem
Jungfernstieg. Dort hatte sie mit Tausenden Fans gefeiert. Außerdem dokumentiert ein Video eine Straßenumfrage: Was sagen die Hamburger zum Tod
von Heidi Kabel? Ein weiteres Video
zeigt schöne Aufnahmen von Hamburg,
die untermalt werden von Heidi Kabels
berühmtesten Lied „In Hamburg sagt
man Tschüs“. Der Intendant des Ohnsorg-Theaters, Christian Seeler, berichtet in einem Video-Interview von seinen Begegnungen mit Heidi Kabel und
verrät den schönsten Moment, den er
mit ihr erlebte und in Erinnerung behalten wird.
Um persönlich von der großen
deutschen Volksschauspielerin Abschied zu nehmen, können Sie sich online unter www.abendblatt.de/letztergruss eintragen und Ihre Gefühle für
den außergewöhnlichen Menschen
Heidi Kabel zum Ausdruck bringen.
:: Jürgen Hartmann erfuhr die Nachricht vom Tod seiner langjährigen und
besten Freundin Heidi Kabel gestern
aus dem Radio. Kein persönlicher Anruf
aus dem Familienkreis, das Verhältnis
des Modeschöpfers zu Heidis Angehörigen sei nicht das Beste gewesen, sagt er.
Privat war Heidi sehr ruhig, „sie war
eigentlich ein scheuer Mensch“
Die Künstlerin und Hartmann
kannten sich seit 1970, „da stand Heidi
mit ihrer Managerin in meinem Atelier,
weil sie ein Kleid für eine Fernsehsendung brauchte“, erinnert er sich. Von
diesem Zeitpunkt an kreierte er alle Roben für die Schauspielerin – und sie
wurde zu einer engen Freundin. Trotz
des Altersunterschieds von 17 Jahren
verstanden sich die beiden blendend,
fuhren fast jedes Jahr gemeinsam mit
zwei weiteren Freunden in den Urlaub
zu den heißen Quellen von Abano. „Heidi und ihre drei Musketiere“, sagt Hartmann gedankenverloren.
Oft sei er gefragt worden, ob er mit
der „Rappelschnute“ wirklich seinen
Urlaub verbringen könne, aber privat
sei Heidi sehr ruhig gewesen. „Eigentlich war sie ein scheuer Mensch.“ In den
Wochen in Italien hatten sie Spaß zusammen, „wir haben immer gewitzelt,
dass die Quellen unser Jugendelixier
sind“. In diesen Sommern habe Heidi
gelernt, das Leben zu genießen, das Rollenbuch mal aus der Hand zu legen, gut
zu trinken und zu essen – mit Leidenschaft blutige Steaks.
„Sie hat sich immer mehr entwickelt, hat dann Spaß an der Mode gefunden, obwohl sie ungern anprobierte. Sie
liebte starke Farben und wurde immer
kühner und schicker“, erinnert sich
Hartmann. Er schluckt. „Sie ist einfach
nicht zu ersetzen.“
Doch er habe Heidi Kabel schon
länger verloren, seit die Demenz sie
langsam vergessen ließ. Auch der Tod
war ein Thema in ihren Gesprächen.
Er sang ihr bei seinen Besuchen vor,
dann erkannte sie ihn manchmal
Alle vier Wochen besuchte Hartmann seine Freundin im Altenheim.
„Seit Weihnachten habe ich schon gemerkt, dass es ihr nicht gut geht. Sie hat
mich nur noch erkannt, wenn ich ihr
vorgesungen habe.“ Der Gesang gehörte
zu ihrer Freundschaft, sie nahmen gemeinsam zwei CDs auf. „Sie hat unsere
‚Tingeltouren‘ geliebt. Zum Beispiel an
die Ostsee, wo wir aufgetreten sind.“
Als Heidi noch ganz gesund gewesen sei, da hätten sie täglich bis zu fünfmal telefoniert. „Und richtig gern sind
wir bodenständig essen gegangen, auf
dem Bootssteg oder auf dem Alsterdampfer – nicht nur das vermisse ich.“
Mittwoch, 16. Juni 2010
H E I D I KA B E L 1914 – 2 010
Hamburger Abendblatt
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Online Frage des Tages: Sollte Heidi Kabel Ehrenbürgerin von Hamburg werden? Abendblatt.de/ehrenbuergerin
Z I TAT E
VON HEIDI KABEL
Leuchtturm des Nordens
Für Freunde und Kollegen war Heidi Kabel hanseatisch, talentiert und authentisch – das Musterbeispiel einer Volksschauspielerin
Mit persönlichen Erinnerungen oder
Anekdoten und vielen lieben Worten erinnern sich Freunde und Weggefährten
an Heidi Kabel. Und die eine oder andere
Liebeserklärung an die bekannteste
Hamburgerin findet sich unter den Reaktionen vom Bürgermeister Ole von Beust
über Uwe Seeler bis Detlev Buck:
Ole von Beust, Erster Bürgermeister:
Heidi Kabel gehörte zu Hamburg wie
der Michel. Zu Recht als die große deutsche Volksschauspielerin gefeiert, eroberte sie mit Witz, Geradlinigkeit und
Herzenswärme die Zuschauer im
Sturm. Sie war in ihren Rollen wie im
wahren Leben immer hanseatisch, bodenständig und ehrlich, eben eine echte
Hamburger Deern!
Uwe Seeler, Ehrenspielführer der Nationalmannschaft: Sie war eine der
größten Hamburgerinnen, sie war beliebt bei Jung und Alt, sie hatte eine unglaubliche Wärme und Herzlichkeit –
sie war einmalig. Wir hatten ein ganz
enges Verhältnis. Wenn wir uns trafen,
waren wir stets ein Herz und eine Seele,
unsere Familie ist über ihr Ableben tieftraurig. Hamburg ist um einen ganz lieben Menschen ärmer geworden, wir
werden Heidi Kabel niemals vergessen.
Jan Fedder, Schauspieler: Beim letzten
großen Leuchtturm des Nordens ist das
Licht ausgegangen. Heidi Kabel war eine der größten deutschen Volksschauspielerinnen, wir haben ein paarmal zusammen gedreht, sie war – wie ich auch
und wie Uwe Seeler und Siegfried Lenz
– Alsterschleusenehrenwärter, und ich
habe sie sehr verehrt. Sie war ein wirklich herzensguter Mensch, war immer
bemüht, dass auch alle genug zu essen
haben. Ich sag ja immer, ich bin hauptberuflich Mensch und nebenberuflich
Schauspieler. Bei ihr war das auch so.
Sie war nie affektiert, sie war ganz natürlich. Und 95! Mensch! Ich wär froh,
wenn ich mal so alt werde.
Helge Adolphsen, ehemaliger MichelPastor: Heidi Kabel war eine Komödiantin, die einen Pastor wie mich viel
lehren konnte. Einmal hatte ich sie in
den Michel zum Lesen eingeladen. Sie
bestand drauf, auf Plattdeutsch zu lesen, setzte sich durch und las dreimal
plattdeutsch. Sie hat das beherzigt, was
Luther sagte: Man muss dem Volk aufs
Maul schauen, so hat sie die Menschen
wirklich erreicht.
Detlev Buck, Regisseur (u. a. des letzten
Kinofilms mit Heidi Kabel, „Hände weg
von Mississippi“): Heidi Kabel hat als
Schauspielerin Identität geschaffen
und Wärme ausgedrückt. Durch ihre direkte, kernige Art hat man sich wohlgefühlt, im besten Sinn. Heute, wo alles
global und international sein will, ist
viel von dieser Wärme und Identität
verloren gegangen. Ihr Tod macht das
umso schmerzlicher bewusst.
Laudator Jan Fedder begleitet Heidi Kabel am 18. November 2004 zur Bambiverleihung auf die Bühne.
Jutta Wübbe, Schauspielerin (Marlene
Jaschke): Ich habe es immer als Auszeichnung empfunden, wenn man Marlene Jaschke mit Heidi Kabel verglichen
hat, und werde nie den Tratsch im Treppenhaus vergessen.
Foto: AP / Fabian Bimmer
Karin von Welck, Kultursenatorin: Für
Sie starb um 6 Uhr im Seniorenstift
viele Menschen war Heidi Kabel weitaus mehr als eine Schauspielerin. Sie
war ein Hamburger Original. Mit Heidi
Kabel verbinden wir nicht nur die plattdeutsche Sprache, die sie mit dem Ohnsorg-Theater über Jahrzehnte in deutsche Wohnzimmer brachte. Sondern
Heidi Kabel, das war und bleibt Hamburg: Hafen, Michel, Reeperbahn, unnachahmlich bodenständig, mit einem
ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit
und mit großem sozialen Engagement.
Kinder der Schauspielerin planen die Trauerfeier. Kondolenzbuch liegt im Rathaus aus
CLAUDIA EICKE -DIEKMANN
:: Heidi Kabel starb gestern früh um
6 Uhr in der Seniorenresidenz „Ernst
und Claere Jung Stiftung“ in Othmarschen im Alter von 95 Jahren. Dort hat
die große Dame der plattdeutschen
Volksbühne, die zuletzt an Altersdemenz litt, ihre letzten fast sieben Lebensjahre in Betreuung verbracht.
Sohn Heiko Mahler hatte am frühen Morgen die Nachricht vom Tod seiner Mutter vom Seniorenstift erhalten.
„Sie ist friedlich eingeschlafen“, sagte
Enkel Jan-Hinnerk Mahler am Mittag.
„Wir sind traurig, aber sie hat ein sehr
schönes Leben gehabt.“ Am frühen
Nachmittag trafen sich die drei Kinder
von Heidi Kabel in Hamburg. Jan-Rasmus, Heiko und Heidi Mahler begannen
mit den Planungen der Beisetzung. Ob
die Beerdigung öffentlich oder im engen
Kreis stattfinden soll, hat die Familie
noch nicht entschieden.
Alle Hamburger können sich in ein
Kondolenzbuch im Rathaus eintragen
Das Ohnsorg-Theater hatte am Mittag die Nachricht vom Tod Heidi Kabels
in Abstimmung mit der Familie veröffentlicht. „Wir trauern um eine großartige Schauspielerin, eine wunderbare
Kollegin und einen einzigartigen Menschen“, so Intendant Christian Seeler.
Im Rathaus können von heute an
die Hamburger und auch die Gäste der
Hansestadt ihre Erinnerungen an die
deutschlandweit verehrte Schauspielerin in einem letzten Gruß aufschreiben.
„In der Rathausdiele liegt neben einem
Foto und einem Blumenstrauß das Kondolenzbuch der Hansestadt aus“, sagt
Bürgerschaftssprecher Ulfert Kaphengst. In den kommenden Tagen wolle
man sich mit der Familie Mahler und
dem Ohnsorg-Theater über eine öffentliche Trauerfeier abstimmen.
Sie war eine sehr elegante und stets
perfekt frisierte Frau
Den Bewohnern, Gästen und Nachbarn der „Ernst und Claere Jung Stiftung“, in der Heidi Kabel seit 2003
wohnte, wird die Schauspielerin vor allem als „gediegene und freundliche Dame“ in Erinnerung bleiben.
Meta Stölken hat sie kennengelernt, als sie ihren inzwischen verstorbenen Mann Harald täglich in der Seniorenresidenz besuchte. „Heidi Kabel
war eine sehr elegante, stets perfekt frisierte Frau und hatte so gar nichts gemein mit der volkstümlichen resoluten
Deern, die sie immer in den Theaterstücken gemimt hat.“ Heidi Kabel sei von
den Bewohnern verehrt worden. „Das
konnte man spüren“, sagt Meta Stölken.
„Jeder begegnete ihr mit Hochachtung
und gleichzeitig rücksichtsvoll.“ Die Familie habe sich rührend um sie gekümmert. „Heidi Kabel liebte das Singen“,
sagt Meta Stölken. „Ich habe sie jeden
Montag beim Singen erlebt. Die Volksliedertexte kannte sie allesamt auswendig. Ich bin mir sicher, dass es ihr im Seniorenheim sehr gut ging und dass sie
ein glücklicher Mensch war.“
Für ihre Nachbarin Magdalene
Lahs war Heidi Kabel vor allem in den
Jahren, in denen sie fernab von Hamburg in Bonn lebte, „ein Stück Heimat“.
„Ich habe sie mir damals immer im
Fernsehen angeschaut. Das brauchte
ich“, sagt die ehemalige Altenpflegerin.
„Hier bin ich ihr einmal in unserer Straße begegnet. Sehr schick sah sie aus. Ich
habe ihr nachträglich zum Geburtstag
gratuliert. Ich glaube, sie hat sich gefreut, dass ich sie erkannt habe.“
Edgar Bessen, Schauspieler: Man konnte sich auf sie verlassen, sie hat immer
die anderen auf der Bühne unterstützt,
wenn mal was wackelte. Bei einer Feier
im Thalia-Theater hat sie spontan ihre
Hamburger Lieder gesungen, und alle
haben mitgesungen, auch die jungen
Menschen. Das konnte sie eben, sie hatte diese Ausstrahlung.
Margret und Detlef Olzog leben seit
42 Jahren in den USA, besuchen zweimal im Jahr die Mutter im Ernst-undClaere-Jung-Stift. „Zu Heidi Kabels 95.
Geburtstag waren wir zufällig hier. Das
ganze Haus war voller Blumen.“ Heidi
Kabel habe Blumen gemocht. „Das haben wir bei einem Gespräch zwischen
ihr und ihrer Tochter über eine Sonnenblume gehört.“
+
Krista Sager, Bündnis 90/Die Grünen:
Heidi Kabel ist die bekannteste Hamburgerin überhaupt. Sie hat uns damals
als jüngere Generation die plattdeutsche Sprache ins Herz gepflanzt. Sie
hatte das Herz auf dem rechten Fleck,
war bodenständig und ging direkt auf
Menschen zu.
Wie die Stücke auf mich
zukommen, so kommt auch
das Leben. Und wie der
Augenblick ist, so handle ich.
Rüdiger Kowalke, Fischereihafenrestaurant: Sie war für mich die größte Volksschauspielerin. Und im Restaurant war
sie immer gut drauf und immer nett zu
uns. Sie kam privat mit ihren Kindern
und bevorzugte Bodenständiges – zum
Beispiel Karpfen blau.
Männer sind zwar oft so jung,
wie sie sich fühlen,
aber niemals so bedeutend . . .
Uwe Friedrichsen , Schauspieler: Ich
empfinde große Trauer. Ich habe sie
sehr geschätzt, ja sehr lieb gehabt. Sie
war für mich das Musterbeispiel einer
Volksschauspielerin. Heute ist der Begriff mehr und mehr inflationiert. Bei
ihr trifft er wirklich zu. Sie betrat die
Bühne. Die Leute guckten hin und liebten sie. Das passiert ganz selten.
Ulrich Tukur, Schauspieler und Musiker:
Mit ihr ist die letzte Hamburger Volksschauspielerin von uns gegangen. Damit ist eine Zeit abgeschlossen, die so
nicht wiederkommt.
Jürgen Flimm, Regisseur und Leiter der
Salzburger Festspiele: Ich habe viele
Gespräche mit ihr geführt und durch sie
etwas kennengelernt, von dem ich nicht
wusste, dass es das gibt: eine echte
Hamburger Seele. Die Hamburger gelten als nüchtern und spröde. Sie war das
Gegenteil. Sie war zugewandt und fröhlich. Meine erste Begegnung mit ihr hatte ich bei einem Sonntagsfrühstück in
Köln bei Willy Millowitsch, wir haben
lange geplaudert, und meine Lust auf
Hamburg stieg. Sie war eine große
Schauspielerin, und ihr Publikum hat
sie zu Recht auf Händen getragen. Von
wem kann man das schon sagen?
Maria Jepsen, Bischöfin: Beeindruckt
hat mich die Selbstverständlichkeit, mit
der sie eine ganz natürliche Frömmigkeit lebte. Als ich sie vor einigen Jahren
im Altenheim besuchte, haben wir
spontan zusammen Weihnachtslieder
gesungen.
Frank Schira, CDU-Bürgerschaftsfraktionschef: Der Tod von Heidi Kabel ist ein
schwerer Verlust für Hamburg. Mit ihrer Leistung als große Volksschauspielerin, ihrem Charme und Humor hat sie
die Herzen der Menschen erobert und
nie an Bodenhaftung verloren.
Michael Neumann, SPD-Bürgerschaftsfraktionschef: Ich habe an ihr bewundert, dass sie trotz ihres Alters und ihrer
angegriffenen Gesundheit nie ihren Lebensmut verloren hat. Und wie sie im
Wahlkampf 2002 in Altona Gerhard
Schröder die Schau gestohlen hat – das
hatte schon was.
Rolf Salo, Landesvorsitzender der Hamburger Liberalen: Mit Heidi Kabel verliert die Hansestadt eine Theaterlegende. Ihr Witz und ihr mimisches Talent
haben sie zur Kultfigur werden lassen!
Friedrich Schirmer, Schauspielhaus-In-
tendant: Heidi Kabel war ein Stück
Hamburg, einzigartig aufgrund ihrer
Popularität. Und die wurzelte darin,
dass die Figuren, die sie spielte, absolut
authentisch waren, und sie waren es,
weil Heidi Kabel als Mensch authentisch war.
Ulrich Waller, Intendant St.-Pauli-Thea-
ter: Für mich war Heidi Kabel immer eine Verbindung nach Norddeutschland.
Mit ihr ist eine Ikone meiner Kindheit
verschwunden.
Heidi Kabels Tod ist ein großer Verlust
für uns alle. Sie war, solange ich denken
kann, eine wundervolle Botschafterin
Hamburgs. Abschiede gehören natürlich zum Leben dazu, aber dieser ist
auch für mich persönlich schmerzhaft.
Auf der Bühne habe ich sie Dutzende
Male erlebt und vor allem ihre Natürlichkeit genossen.
Horst Königstein, Theatermann und Filmemacher: Heidi Kabel war die ideale
Verbindung aus absoluter Volkstümlichkeit und feiner Komik. Sie hatte keine Angst vor Grobheiten, konnte es aber
mit ihrer Komik mit den Größten dieser
Kunst aufnehmen. Ähnlich wie Ulrich
Wildgruber, bei dem man sich wegen
seines chaotisch-aufbrausenden Temperaments nicht vorstellen konnte, dass
er dieselbe Figur zweimal auf die gleiche Weise spielt, es dann aber doch tat,
war auch sie immer hundertprozentig
bei der Sache.
Joachim Lux, Thalia-Intendant: Am Tode von Heidi Kabel erkennt man, was
uns fehlt: Künstlerpersönlichkeiten,
mit denen sich die gesamte Bevölkerung identifizieren kann. Das nennt
man Volksschauspieler. Es scheint immer schwieriger zu sein, Menschen mit
Michael Lang, Direktor Komödie Winterhuder Fährhaus: Heidi Kabel gab ihren Figuren eine emotionale Tiefe, eine
große Ernsthaftigkeit, und verstand es
dabei, ein breites Publikum zu unterhalten. (asti, jomi, msch, See, ma, reba, TRS)
Lutz Mohaupt, Bürgerschaftspräsident:
Fernab von Hamburg war Heidi Kabel
für viele ein Stück Heimat
solcher Lebensnähe und einem solchen
Humor anzutreffen. Vielleicht hat das
mit einer veränderten Zeit zu tun, in der
solche Gestalten kaum mehr ermöglicht
werden.
Ich bin glücklich über das
Prädikat Volksschauspielerin.
Die Leute identifizieren
sich mit mir und
fühlen sich mit mir in den
Stücken verbunden.
Nee, ich bin nie auf die Idee
gekommen, mich selbst
zu verwirklichen.
Dazu hatte ich keine Zeit.
Es gibt für mich nichts
Schöneres, als mein
Publikum zum Lachen, zum
Nachdenken und zum
Weinen zu bringen.
Ich habe immer versucht,
mit beiden Beinen
auf der Erde zu bleiben,
habe nie versucht, mir
Wolkenkuckucksheime zu
bauen, und ich bin ganz gut
damit gefahren.
Boulevard ist sehr
schwierig. Die meisten
verwechseln Heiterkeit mit
Oberflächlichkeit.
Leider wissen viele
junge Leute gar nicht ihr
Glück zu schätzen.
Wenn ich an meine Jugend
denke, da gab es keine Zuschüsse, kein BAföG, kein
Mutterschutzgesetz.
Da waren wir froh,
wenn wir etwas zu essen
hatten und mal ein paar
Kohlen klauen konnten.
Ich habe immer versucht,
mit Anstand zu leben,
was mir mein Schicksal
vorgegeben hat.
Ich habe zeit meines
Lebens gearbeitet.
Das hält frisch. Das
frühe Aufhören,
so mit 60 oder 65,
ist ein großer Fehler.
Die Emanzipation ist
erst dann vollendet,
wenn auch einmal eine total
unfähige Frau in eine
verantwortliche Position
aufgerückt ist.
Flirtende Ehemänner am
Strand sind keine Gefahr,
denn sie schaffen es
nicht lange, den Bauch
einzuziehen ...
22
H E I D I KA B E L 1914 – 2 010
Hamburger Abendblatt *
Mittwoch, 16. Juni 2010
Online Ein Video zu Heidi Kabels 80. Geburtstag Abendblatt.de/heidi-kabel-geburtstag
Mit der
„Rosenkönigin“
fing alles an
Die Mutter Courage der kleinen Leute
Warum die Zuschauer Heidi Kabel zur Volksschauspielerin machten: Ihr Erfolg setzt sich aus fünf Bausteinen zusammen
Die wichtigsten Stationen
einer Schauspielkarriere mit
mehr als 200 Bühnenrollen
:: In mehr als 200 Ohnsorg-Aufführungen trat Heidi Kabel auf und wirkte
in mehr als 200 Fernsehfilmen mit. Außerdem spielte sie Schallplatten ein,
verfasste zwölf Kochbücher und drei
Erinnerungsbände.
1932
Erste Hauptrolle in „Die Rosenkönigin“.
1951
Filmdebüt mit einer Nebenrolle in
„Grün ist die Heide“.
1954
Das Fernsehen beginnt, mit dem Stück
„Seine Majestät Gustav Krause“ Ohnsorg-Aufführungen aufzuzeichnen.
1966 spielt in „Tratsch im TrepHeidi Kabel
penhaus“ eine Paraderolle. Das Publikum feiert sie enthusiastisch.
1973
Erste Theatertournee mit dem Stück
„Zwei Engel“, das später in „Mein ehrlicher Tag“ umbenannt wird.
1979 bringt ihre ersten MemoiHeidi Kabel
ren unter dem Titel „Manchmal war es
nicht zum Lachen“ heraus.
1982
Große Triumphe feiert Heidi Kabel mit
den Produktionen „Mudder Mews“ und
„Die Kartenlegerin“.
1983/84
in der ARD-Fernsehserie
Kabel wirkt
„Rummelplatzgeschichten“ mit.
1985
mit der „Goldenen Kamera“.
Ehrung
1988
ARD-Tatort „Pleitegeier“.
Rolle im
1989
Gemeinsamer Auftritt mit ihrer Tochter
Heidi Mahler in „Een Mann is keen
Mann“.
1990
Mit der Aufführung „Een Mann mit Charakter“ in Rostock spielen Kabel und
das Ohnsorg-Ensemble erstmals seit 53
Jahren wieder in der DDR.
1990
veröffentlicht das Album „Meine
Kabel
Heimat ist der Norden“ mit zum Teil eigenen Liedern.
Heidi Kabel vor der
Kulisse ihres geliebten Hamburg. Im
Frühsommer 2002
machte sie einen
Spaziergang an der
Alster.
Foto: action press
HANS -JUER GEN FINK
:: Wie ist Heidi Kabel zum in ganz
Deutschland populären Gesicht der
Hansestadt geworden, so bekannt wie
Michel, Hafen, Fischmarkt, der HSV
oder das HH auf dem Nummernschild?
Heidi Kabels gewaltiger Erfolg hatte
fünf Bausteine.
Eine von uns. Heidi Kabel galt den Menschen auf der Straße immer als „eine
von uns“. Dabei war die Drucker- und
Verlegertochter nicht in einfachen Verhältnissen geboren. Ihre Rollen in niederdeutschen Stücken holten sie in die
Volksnähe: Das war die Sprache des Volkes, das waren Frauen von nebenan, aus
dem Mietshaus oder vom Bauernhof.
Frauen, die sich durchbeißen. Wichtig
vielleicht auch: Heidi Kabel war in der
NS-Frauenschaft, sie durfte deshalb
zwei Jahre nicht spielen nach dem
Zweiten Weltkrieg. Sie musste weiterleben im Bewusstsein, dass sie vor 1945
wohl zu unkritisch gedacht hat. Das verband sie mit einer Mehrheit der Hamburger, denen es ähnlich ging, die auch
weiterleben mussten mit moralischer
Schuld. Sie war eine von ihnen. Und sie
erlebte, wie es ist, wenn man in Kriegsund Nachkriegszeiten drei kleine Kinder durchbringen muss. Da alles half,
die Nase nicht hoch zu tragen.
Das Ohnsorg-Ritual. Mit der Fußball-
WM 1954 wird Fernsehen zum Massen-
ereignis. Das Zeitalter von Salzstangen
und Käse-Igel bricht an; wer schon einen Bildschirm hat, lädt Nachbarn ein.
1954 geht zum ersten Mal das OhnsorgTheater auf Sendung, damals aus dem
Bunker auf dem Heiligengeistfeld und
mit einer Revolution: Man spricht vor
der Kamera eine entschärfte Form des
Plattdeutschen, damit es draußen im
Land auch jeder verstehen kann. Die
Stücke kommen gut an, die Einschaltquoten liegen nicht selten bei Straßenfeger-Zahlen: bei 70, 80 Prozent der Geräte. Der Marktanteil beträgt, weil das
Erste noch das Einzige ist, 100 Prozent.
Heidi Kabel wird zum nationalen Fernsehstar, auch weil man sie so gut verstehen kann. Meine Eltern haben ebenfalls
immer wieder auf das „Ohnsorg“ gewartet. Die Kinder durften länger aufbleiben, weil jugendfrei, der rote Vorhang
ging so hübsch auf, und das Publikum
applaudierte. Fernsehen war Theater.
und Pläne, schimpft begnadet, explodiert auch mal. Dann aber so, dass man
ihr dabei nicht begegnen möchte.
Sie ist immer ein Familientier, und
vor der Mattscheibe sitzen ebenfalls Familien. Die wollen heile Welt, mentales
Kuscheln, Zusammenhalt in schweren
Zeiten. Sie wollen auch Lachen, das befreit. Heidi Kabel gibt es ihnen. Noch
besser, als die eigene Tochter mit auf
der Bühne steht – die wird Tausende
Male vor dem falschen Liebhaber, vor
Betrügern, Hochstaplern und arroganten Schnöseln gerettet und in die richtigen Hände geleitet.
Heile Familie wird immer wichtiger, je seltener sie sich zum Ohnsorg-Ritual vor dem Fernseher versammelt. Am
Ende wird Heidi Kabel so etwas wie das
Leitfossil dieser Idee, so wie Freddy
Quinn an eine Romantik der Seefahrt
erinnert, die längst vergangen ist (und
die so selten ist wie Familien-Idylle).
Im Grunde sucht sie immer den guten Kompromiss, ist eine Vertreterin
des Machbaren, des Vernünftigen. Sie
empört sich aufrichtig über Unrecht.
Und regelt pragmatisch, dass es nicht
gewinnen kann. Gelebter Pragmatismus zugunsten der heilen Welt – das
unterscheidet sie wohltuend altmodisch vom Egoismus unserer Tage. Auch
dafür wird sie geliebt.
Bleibende Werte und vergängliche. Das
Ohnsorg ist ein Theater der kleinen
Leute, und Heidi Kabel war ihre
Klatschbase und Mutter Courage. Sie
rettet das gute Kleine vor dem großen
Bösen – ein bisschen Heinz-RühmannSyndrom steckte in fast jeder Rolle:
Man kennt seinen Platz in der Gesellschaft, aber zu doll sollen es die anderen
nicht treiben, sonst … Ja, was? Sonst
werden sie Heidi Kabel mal so richtig
kennenlernen. In ihren Rollen trickst
sie und intrigiert, schmiedet Allianzen
Unterhaltung ist harte Arbeit. Kollegen
rühmen ihr Arbeitsethos. Dass sie immer auf der Bühne stand, auch wenn sie
kränkelte. Dass sie selbstverständlich
die Vorstellung zu Ende brachte, in der
sie 1970 hinter der Bühne erfuhr, dass
ihr Mann gestorben war. Sie hat jungen
Kollegen mit ganz praktischen Ratschlägen geholfen: „So, das Kissen hier,
das ist jetzt deine Deern, nu mal los.“
Das Publikum hat ihr alles gedankt, so
wie die großen Tourneen mit bis zu 450
Vorstellungen. Den Klönschnack mit
Zuschauern, die Autogramme. Das waren nicht ihre Lieblingstätigkeiten, aber
sie wusste, was sie ihren Zuschauern
und Fans schuldig war.
Am stärksten war Heidi Kabel,
wenn sie sich in kleinen, fast anarchischen Momenten aus der Wirklichkeit herausträumte. Wenn sie plötzlich
für unkalkulierbare Sekunden hinüberglitt in einen kleinen Traum – Liebe,
Reichtum, Glück, dessen Seifenblase an
der nächsten Realität zerplatzte. Dieses
kleine „könnte aber doch auch sein,
dass …“ – das war wunderbar. So wie die
komischen Augenblicke, in denen sie
Männer bezirzte, ihnen hemmungslos
um den Bart ging, bis die kommunikationsgestörten Bären brummelig einlenkten. Oder die erschütternden, in denen sie scheitert und verzweifelt war.
Die Volksschauspielerin. Fast jeden Titel
kann man kaufen oder herbeischreiben.
„Volksschauspielerin“ nicht – das ist eine bilaterale Vereinbarung, bei der nur
das Volk sagt, wer das ist und wer nicht.
Wer es ist, muss authentisch sein, das
Volk möchte sich wiedererkennen und
ernst genommen fühlen. Und es möchte
seine eigene Sprache hören. Das Plattdeutsche, sagte sie mal, hat mehr Kraft
für Gefühle. Privat hat sie hochdeutsch
gesprochen, mit unverkennbarem
Hamburger Einschlag.
Viele möchten gar keine Volksschauspieler sein, fühlen sich da eingesperrt in Schubladen. Anders Heidi Kabel. Sie war es mit Leib und Seele, war
vor allem menschlich nicht weit entfernt von den Figuren, die sie gespielt
hat. Von der quasseligen Meta Bold aus
„Tratsch im Treppenhaus“, der „Kartenlegerin“ Wilhelmine Lührs – und
250 anderen Rollen. Mit herrlich querschießendem Humor und Warmherzigkeit, mit hartnäckigem Charme und
Durchhaltetalent. Sie hat auch gesungen („Hamburg, ich liebe dich“), gefilmt, und 2002 (in Bremen – bitter,
aber wahr) ihr 70. Bühnenjubiläum gefeiert. „Weil ich verkörpere, was sie in
sich selbst fühlen“ – so sah sie ihren Ehrentitel „Volksschauspielerin“ begründet, den jeder Applaus bekräftigte. Das
Volk gönnte ihn nicht vielen, in Hamburg gehören noch Helga Feddersen,
Henry Vahl, Hans Albers ihnen. Die
Brüder Wolf („An de Eck steiht’n Jung
mit’n Tüdelband“) wurden von den Nazis zum Schweigen gebracht. Von den
Heutigen ist Jan Fedder auf einem guten Weg. Aber Heidi Kabel, die wird es
für immer sein. Im Fernsehen, auf YouTube und in unserer Erinnerung.
1992
Eine ernste Charakterrolle übernimmt
sie in der TV-Serie „Mutter und Söhne“.
1992
Mit der Premiere des Stücks „Manda
Voss ward 106“ kehrt Heidi Kabel nach
zwei Jahren Pause auf die OhnsorgBühne zurück und begeht ihr 60. Bühnenjubiläum.
1996
durch ganz Deutschland mit dem
Tour
Programm „Wenn du Geld hast“.
1997
Gemeinsamer Auftritt mit Harald
Juhnke und dem Programm „Heidi &
Harald“ in der Musikhalle Hamburg.
1998 beendet am Silvesterabend
Heidi Kabel
im CCH ihre Bühnenkarriere mit einer
Doppelrolle in „Mein ehrlicher Tag“, ihrem ersten Tourneestück.
2007
Letzte Filmrolle in Detlev Bucks Kinderfilm „Hände weg von Mississippi“ nach
einer Buchvorlage von Cornelia Funke.
Ende eines Zeitalters
Das Hamburg-Bild in den Stücken des Ohnsorg-Theaters wirkt rückblickend wie aus der Welt gefallen. Es wurde von der harten sozialen Gangart des Kinos abgelöst
TOM R. S CHULZ
:: Heidi Kabel war eine Volksschauspielerin. Sie wollte auf der Bühne verkörpern, was die Menschen im Saal oder
im Puschenkino der 60er-, 70er-Jahre
in sich selbst sahen: Otto und Herta
Normalzuschauer mit all ihren Hemmungen, Sehnsüchten, Ängsten, Sorgen
und Nöten. Und sie wollte Humor nicht
nur zeigen, sondern über die Rampe
bringen, ohne hochtourige Comedy-Anstrengungen. Sie verfügte über die vielleicht bestimmende Eigenschaft des
Volksschauspielers: dass er den Menschen im für ihn heikelsten Moment
zum Lachen bringt – beim Blick in den
Spiegel. Heidi Kabel war die Hamburger
Volksschauspielerin. Mit ihr stirbt nicht
nur eine Ära, mit ihr stirbt ein Beruf.
66 Jahre hat Heidi Kabel auf der
Bühne gestanden. Ihre nahezu beispiellos lange Karriere spannt sich wie ein
weiter Bogen gleich über mehrere Zeitalter nicht nur der Filmgeschichte, sondern auch der Stadtgeschichte Hamburgs.
Hamburgfilm-spezifisch gesehen
bildet Heidi Kabel das Missing Link
zwischen Hans Albers und Fatih Akin,
zwischen „Große Freiheit Nr. 7“ und
„Soul Kitchen“. Welten trennen diese
Filme. Aber Heidi Kabel, eine Art hanseatische Superwoman, spannt sie auf
wundersame Weise zusammen, durch
ihre Persönlichkeit, durch ihre zentrale
Stellung im Tableau der öffentlichen
Wahrnehmung Hamburgs. Wer in den
Jahren des Kalten Kriegs in der Pfalz, in
Franken, am Bodensee oder in Thüringen sagen sollte, was ihm oder ihr zu
Hamburg einfällt, hätte mit ziemlicher
Sicherheit die Namen Uwe Seeler, Helmut Schmidt und Heidi Kabel genannt.
Sie gehört so unverrückbar in unsere
Stadt wie Willy Millowitsch zu Köln.
Spiegelt soziale
Realität: Regisseur
Fatih Akin („Soul
Kitchen“). Foto: dpa
stuben der Republiken links und rechts
der deutsch-deutschen Grenze übermittelten, wurde erst in den mittleren
70er-Jahren abgelöst – durch die Filme
des Regisseurs Hark Bohm. Der zeigte
ein anderes, härteres Bild von Hamburg. Die vermeintlich heile Welt intakter Familien war gründlich in die Brüche gegangen, die soziale Wirklichkeit
hatte sich unschön ins Bild gedrängt
und ließ sich fortan nicht mehr wegschieben. In Bohms erstem HamburgFilm „Nordsee ist Mordsee“ (1976) blieb
vom Meer als nasser Chiffre fürs Fernweh und Seefahrerromantik nicht mehr
viel übrig. Und die längst Realität gewordene multikulturelle Gesellschaft
In den 70er-Jahren zeigten die Filme
ein härteres Hamburg-Bild
Das nach Schmierseife und düsteren Möbeln riechende Heimatgefühl
der kleinen Leute, wie es die OhnsorgÜbertragungen des Deutschen Fernsehens damals aus Hamburg in die Wohn+
Steht für maritime
Romantik: Hans
Albers (1891–1960).
Foto: KP/dpa
mit ihren gewaltigen Konflikten fand
hier in Gestalt des Jungen Dschingis
Einzug ins Bewusstsein der Zuschauer.
Unzählige „Tatorte“ und Polizeirufe und sonstige TV-Produktionen mit
innigem Hamburg-Bezug löschten anschließend auf der Netzhaut der Zuschauer die Bilder vom hanseatischen
Alltag à la „Tratsch im Treppenhaus“
aus dem Ohnsorg. Auf der Gedächtnisfestplatte älterer Zuschauer konnten
sie sich freilich halten.
Und Fatih Akin trug das HamburgBild dann mit seinen ersten Kurzfilmen
Mitte der 90er-Jahre und weithin sichtbar mit Spielfilmen wie „Kurz und
schmerzlos“, „Gegen die Wand“ oder
eben „Soul Kitchen“ vollends in eine
fiktionale, gleichwohl der sozialen Gegenwart dicht abgehörte Kinowelt.
Heidi Kabel schien da nicht mehr
reinzupassen. Das Volk, aus der die
Volksschauspielerin stammte, war abhanden gekommen. Die sozialen Verschiebungen und Verwerfungen der
letzten 40 Jahre lassen die Schwänke
und Stücke aus dem Ohnsorg im Rückblick wie Spielzeugtheater erscheinen.
Sie zeigen eine seltsam irreal gewordene Welt – aus der Zeit gefallen wie jene
Postkarten-Hafenkulissen, von denen
aus Heidi Kabel noch im hohen Alter
den „Jung mit’m Tüdelband“ sang, „In
Hamburg sagt man Tschüs“ oder „Mein
Hamburg, ich liebe dich“.
Noch in der Zurückgezogenheit des
Pflegeheims, in dem Heidi Kabel ihre
letzten Lebensjahre verbrachte, blieb
sie präsent. So scheint erst ihr physischer Tod jetzt mit 95 Jahren jene Zäsur
zu markieren, für deren Benennung
man um ein ziemlich großes Wort kaum
herumkommt: das Ende eines Zeitalters.
H E I D I KA B E L 1914 – 2 010
Mittwoch, 16. Juni 2010
* Hamburger Abendblatt
23
Online Hinterlassen Sie einen letzten Gruß an Heidi Kabel im elektronischen Kondolenzbuch Abendblatt.de/letzter-gruss
Z I TAT E
ÜBER HEIDI KABEL
„Wir spielen für Heidi Kabel“
Dienstagabend im Ohnsorg-Theater. Der königsblaue Vorhang öffnet sich. So hätte es die Volksschauspielerin auch gewollt
Am Ende von „Ich brauche
Dich“ gab es wahre Ovationen. Allen voran brillierte
Heidi Kabel, die mit der
minutiösen Studie einer
spitzzüngigen Klatschbase
gleichsam einen verblüffenden Doppelsalto ins Fach der
komischen Alten vollführte.
Hamburger Abendblatt, 1949
Ohnsorg-Fan Inge Petterson trägt sich
in das Kondolenzbuch ein.
Heidi Kabel wandelt sich
vom Abendkleid über Badeanzug und Biedermeierkleid
bis zur Zitronenjette.
Ein lustiger Abend.
Hamburger Abendblatt, 1952
Ein Bild der Schauspielerin hängt im
Foyer des Ohnsorg-Theaters.
Heidi Kabel in „Sluderee op
de Trepp“ muss man selbst
sehen und hören, zumal
wenn es sich um eine derart
gute Aufführung handelt wie
im Ohnsorg-Theater. Heidi
Kabel war die Königin des
Abends. Mit schauspielerischer Bravour löste sie Salven des Gelächters aus. Gelungener Start eines echten
Erfolgsstückes.
Hamburger Abendblatt, 1962
Frank Grupe kündigte gestern Abend
die Vorstellung an. Fotos: Roland Magunia
JENS MEYER- ODEWALD
:: Still ist es im Ohnsorg-Theater, sehr
still. Im Kontrast zur sonst hier alltäglichen Heiterkeit. An diesem Abend jedoch ist alles ganz anders. „Heidi Kabel
ist von uns gegangen“, sagt der Herr in
Schwarz oben auf der Bühne. Es ist
Oberspielleiter Frank Grupe. „Ein
Stück Ohnsorg und Hamburg ging unwiederbringlich verloren“, fährt er fort.
Man sei traurig und bestürzt: „Wir spielen für Heidi Kabel.“ Das Publikum
schweigt in Andacht. Dann öffnet sich
der königsblaue Vorhang.
„Heidi hätte sich keine Vorstellung
mit Trauerflor gewünscht.“
„Nix as Sand“ stand gestern auf dem
Programm, eine eigentlich brüllend komische Komödie – op Platt natürlich.
Bodenständiger Spaß mit Witz und
Herz. Ganz nach dem Geschmack der
Verstorbenen.
„Am allerwenigsten hätte sich Heidi heute eine Vorstellung mit Trauerflor
gewünscht“, hat Kollege Jürgen Lederer unmittelbar vor seinem Einsatz gesagt. Jahrelang spielte er an der Seite
der Verstorbenen. Wenn’s mal kritisch
wurde, habe sie ein Rezept parat gehabt.
Nun gelte dieses auch für die Trauernden: „Dor möt wi dörch!“ Jetzt muss da
auch Jasper Vogt durch. Seit 34 Jahren
wirkt er im Ensemble und animierte die
Zuschauer gemeinsam mit der berühmten Kollegin mehr als tausendmal zu
höchster Heiterkeit: „Nicht nur in ihrer
Heimatstadt wird Heidi Kabel unvergessen bleiben.“
Die Königin der Volksschauspieler
ist in aller Munde – und optisch präsent.
Unverändert. Vor dem Ohnsorg-Café
hängt ein Ölgemälde von Hans-Albert
Dithmer, eine Reverenz zu Heidi Kabels
75. Geburtstag. 20 Jahre ist das her. In
den Vitrinen liegen DVDs und CDs, allesamt Erinnerungen an urkomische, bisweilen herzergreifende, in jedem Fall
unvergessene Stunden. „Mein Mann
fährt zur See“. Oder „Verteufelte Zeiten“; „die“ Kabel gemeinsam mit „Sir
Henry“ Vahl sowie Edgar Bessen. Legendär. An den Wänden sind großformatige Fotos der Doyenne zu sehen. Aus
dem Stück „Suuregurkentied“ oder,
gleichfalls grandios, aus „Keen Utkommen mit dat Inkommen“. Und immer
wieder ist dieser Satz zu hören: „Weißt
du noch?“ Er wird weiterklingen, das ist
sicher.
„Vielen Dank, dass ich durch Sie so viel
lachen durfte. Tschüs.“
Dutzende Besucher nutzen das
Kondolenzbuch im Foyer; auch Passanten tragen sich in das schwarze Lederbuch ein. „Danke für die schönen Stunden“, notieren Nicole und Annette.
„Vielen Dank, dass ich durch Sie so viel
lachen durfte. Tschüs.“ steht darüber
geschrieben. „Sie haben mir Theater
schon als Kind nahegebracht“, hält ein
Mann fest. Auch Alex und Markus aus
dem Schwarzwald bekunden ihr Beileid.
Gepaart mit Dankbarkeit. Ein anderer
bringt seine Gefühle so auf den Punkt:
„Tschüs, Heidi!“
Während der Aufführung bleiben
Menschen in den Großen Bleichen stehen, verharren nachdenklich. „Heidi
Kabel ist untrennbar mit meiner Kindheit verbunden“, sagt Werner Wanesis
aus Lokstedt. Noch immer denke er gerührt an das Sonnabend-Programm einer vergangenen Ära zurück: Badewanne, im Frotteemantel aufs Sofa vor den
Fernseher, ausnahmsweise dort Butterbrot essen … und nach der „Tagesschau“
Ohnsorg-Theater mit Heidi Kabel. Ein
Ritual, eine wunderschöne Reminiszenz an eine heile Welt.
Um 20 Uhr verschließt Carmen
Schneider ihr Kassenhäuschen. Auch
sie erzählt von damals, zudem von Heidi
Kabel als Kundin. Immer wieder kam
sie nach ihrem Bühnenabschied auf einen Abend vorbei. „Unkompliziert, höflich und charmant“, weiß Frau Schneider aus eigener Erfahrung. An Schönes
denkt auch Dorothee Schwandt aus
Halstenbek: „Irgendwie war Heidi immer schon da.“ Sie sei eine Seele von
Mensch gewesen und habe ihr großes
Herz auf der Zunge getragen. Selbst im
Auslandsurlaub,
berichtet
Frau
Schwandt, sei sie auf die großartige
Volksschauspielerin angesprochen
worden. „Sogar von Bayern.“
„Irgendwie war Heidi
immer schon da.“
Ein Pulk hat sich vor der Theaterpassage versammelt. Jedem fällt eine
andere Episode persönlicher Verbindung mit der Verstorbenen ein: „Ich
weiß noch ganz genau …“ Eine junge
Dame um die dreißig mischt sich ein.
„Ich war noch nie im Ohnsorg“, sagt sie.
„Aber Heidi Kabel habe ich hoch geachtet.“ Ob ihres bescheidenen Naturells
und ihres hanseatischen Habitus. Mehr
Sein als Schein, diese Rolle habe sie
grandios verkörpert.
„Was ist los?“, fragt ein älterer Herr
in Nadelstreifen und mit Aktenkoffer.
Als er den Grund erfährt, senkt er kurz
sein Haupt, ruft dann dennoch gut gelaunt: „Tratsch im Treppenhaus.“ Dieses Stück habe er an der Seite seiner Eltern im Theater erlebt, irgendwann
Mitte der 60er müsse das gewesen sein.
Und noch ein Schauspiel hat der Mann
spontan auf Lager: „Manda Voss ward
106.“ Hebbt wi lacht. Unvergessen.
Im Saal läuft die Vorstellung weiter.
Ganz normal. Um 22 Uhr sinkt der Vorhang. So wie immer. Aber doch ist heute
Abend alles ganz anders. Einige verlassen schweigend das Ohnsorg-Theater,
andere lächeln. Ganz im Sinne von Heidi Bertha Auguste Kabel, die Trübsal
ganz und gar nicht schätzte. „Kinners,
ihr sollt die Sonne sehen, nicht den
Schatten“, hat sie einmal gesagt.
Dann sei es auch so.
Klar, offen, verlässlich und herzlich
Sie spielte in seinem Leben eine Hauptrolle: Altbürgermeister Henning Voscherau über Heidi Kabel
sönlich. Ihr Publikum liebte sie und
wird Heidi Kabel nie vergessen. Mir
wird sie ganz besonders fehlen.
An eine Zeit meines Lebens ohne
Heidi Kabel kann ich mich gar nicht erinnern. Sie war schon immer da. Ihr
Mann Hans Mahler und sie gratulierten
meinen Eltern zu meiner Geburt. Kindheitserinnerungen an sie habe ich spätestens, seit ich fünf oder sechs war. Mit
ihren Kindern Jan, Heiko und Heidi haben mein Vetter, mein Bruder und ich in
den Ferien gespielt – unbeschwerte gemeinsame Erinnerungen beider Familien aus einer für unsere Eltern schweren
HENNING VOS CHERAU
:: Unsere Heidi ist eingeschlafen. Alle wahren Hamburger Familien trauern
um sie. Heidi Kabel war gelungen, was
nur ganz Großen der Bühne gegeben ist:
Ihr Publikum hatte sie ins Herz geschlossen – ein für allemal. Heidi Kabel
war mehr als eine populäre Volksschauspielerin, sie war eine ganz natürliche
große Menschendarstellerin. Wer ihr
zuschaute und zuhörte, wusste: Sie ist
eine von uns geblieben, der Ruhm ist ihr
nicht zu Kopf gestiegen.
Sie schaut ihrem Publikum von oben zu
und denkt wohl gerade: gut so
Im ganzen deutschen Sprachraum
war Heidi Kabel Hamburg – klar, offen,
spröde, verlässlich, herzlich, zugleich
handfest und burschikos mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Immer
durch und durch vernünftig. Nie wird es
eine bessere Botschafterin unserer
Hamburger Wesensart, unserer Kultur
und unserer norddeutschen Sprache geben. Als ein Stück Hamburg ist Heidi
Kabel unersetzlich. Aber die Trauer
über ihren Tod geht über diese öffentliche Rolle weit hinaus. Sie ist ganz per-
Zwei, die sich mochten: Heidi Kabel und
Henning Voscherau. Foto: dpa
Zeit. In den fast zehn Jahren meiner
Bürgermeisterzeit waren Heidi Kabels
Zuspruch, ihre öffentlichen Äußerungen und sogar gemeinsame Shanty-Auftritte unschätzbar für mich.
Als ein Stück Hamburg
ist Heidi Kabel unersetzlich
Alle Hamburger fühlten: Das ist
echt, das kommt von Herzen, das tut sie
nicht für den Politiker, sondern für den
Menschen, dem sie vertraut, für Henning. Das Vertrauen einer solchen großen Frau überträgt sich. So hat sie mir
das Amt, ein schönes, aber kein leichtes
Amt, viele Jahre tragen helfen. Auch dafür werde ich ihr immer dankbar sein.
Vor allem aber: Das Stück meines Lebens, in dem sie eine Hauptrolle spielte,
bleibt in meinem Herzen.
Über 70 Jahre stand Heidi Kabel
auf der Bühne. Zu ihrem 60. Bühnenjubiläum im Ohnsorg-Theater spielte
sie „Manda Voss ward 106“. Damals haben wir beide ausgerechnet, das wäre
2020. Nun ist der Vorhang schon in ihrem 96. Lebensjahr gefallen. Sie schaut
ihrem Publikum von oben zu und denkt
wohl gerade: gut so.
Sie ist jetzt erlöst. Slop god, Heidi.
Sie prägte das Programm des NDR
In der ausgezeichneten niederdeutschen Fassung des
Stückes „Froo Pieper levt
gefährlich“ steht auf den
Brettern an den Großen Bleichen – wer könnte es anders
sein – „uns Heidi“, Heidi
Kabel, und sie ist einfach
eine Wonne. Was sie aus
dem Rollenklischee an
Menschlichkeit herausholt,
verblüfft und bezaubert. Sie
weiß genau, was sie tut, sie
weiß natürlich auch, was am
besten wirkt, aber nie überzieht sie ihre Rolle, nie entlässt sie sie aus ihrer Kontrolle. Dass sie mit ständigem Szenenapplaus belohnt
wurde, war nur allzu verständlich.
Hamburger Abendblatt, 1975
Heidi Kabel befindet sich
jetzt in einem Entwicklungsstadium. Möge sie sich die
Fähigkeit, Kunst und natürliche Menschlichkeit in der
Waage zu halten, immer
bewahren.“
Hamburger Abendblatt, 1979
Ein „Tatort“ besonderer
Klasse: Manfred Krug und
Charles Brauer steuerten die
Zuschauer so nüchtern und
realistisch durch den Wust
der Unwahrscheinlichkeiten,
dass daraus eine fesselnde
Geschichte wurde. Und dann
die Besetzung: Heidi Kabel
als sorgengeplagte Mutter –
einmal fern von jeder LachSchote. Hervorragend!
Hamburger Abendblatt, 1988
Für NDR-Intendant Lutz Marmor ist Heidi Kabel „untrennbar“ mit seinem Sender verbunden
gente Komik verkörpert. Gerd Spiekermann findet für die Verdienste der
Hamburgerin den aktuellen Vergleich:
„Heidi Kabel verdankt das Fernsehen
ein so hohes Maß an Popularität, da
kann keine Fußball-Weltmeisterschaft
mithalten.“ Der Redakteur für Niederdeutsch bei NDR 90,3 und Autor der
Reihe „Hör mal’n beten to“ erinnert daran, dass in den 60er-Jahren die Übertragungen aus dem Ohnsorg-Theater
wahre Straßenfeger waren, selbst der
HSV habe an diesen Tagen nie ein Spiel
angesetzt. Spiekermann hat gemeinsam
mit seinem Kollegen Friedhelm Mönter
in den vergangenen Jahrzehnten die
runden Geburtstagsfeste von Heidi Kabel moderiert, zum Achtzigsten begrüßten sie in der Show live aus dem CCH
illustre Gäste: Ilse Werner, Anna Maria
Kaufmann, Harald Juhnke, Willy Millowitsch.
ARD-Programmdirektor Volker
Herres, der von 1987 bis 2008 in Diensten des NDR stand, zuletzt ebenfalls als
KARIN FRANZKE
KAI-HINRICH RENNER
:: Mit dieser Rolle ist Heidi Kabel im
kollektiven Gedächtnis von Millionen
Fernsehzuschauern: Als klatschsüchtige Meta Boldt tyrannisiert sie die Nachbarschaft, bis dem „Tratsch im Treppenhaus“ auf pfiffige Art und Weise Einhalt geboten wird.
Der NDR sendete gestern einen langen
Themenabend zum Tode Heidi Kabels
Das Theaterstück aus dem Jahr
1966 zeigte das NDR-Fernsehen gestern
zum Auftakt eines langen Themenabends anlässlich des Todes der Volksschauspielerin. „Mit ihren Rollen steht
Heidi Kabel für beste volkstümliche
Unterhaltung. Sie ist untrennbar mit
Norddeutschland und dem NDR verbunden“, würdigte NDR-Intendant
Lutz Marmor die Verstorbene. Wie
kaum eine andere habe sie Authentizität, norddeutschen Humor und intelli+
Programmdirektor, ist Heidi Kabel von
klein auf ein Begriff: „Als kleiner Junge
habe ich mit meinen Eltern immer Ohnsorg-Theater mit der damals noch jungen Heidi Kabel geguckt“, sagt er.
Heidi Kabel drehte erstmals 1954 für
den NDR, der damals noch NWDR hieß
Das Abendblatt erreichte Herres
auf einer Programmkonferenz, auf der
beschlossen wurde, am Dienstagabend
um 23.10 Uhr ein Porträt der Verstorbenen ins Programm des Ersten zu nehmen. Für den ARD-Programmdirektor
ist Heidi Kabel eine „der ganz großen
Volksschauspielerinnen“. Auf die Frage,
ob Heidi Kabel, das Programm des NDR
geprägt habe, sagt Herres: „Das kann
man ohne Einschränkung sagen.“
Heidi Kabel drehte erstmals mit
dem Sender, als der noch NWDR hieß:
1954 zeichnete er mit ihr und dem Ensemble des Ohnsorg-Theaters im Bunker auf dem Heiligengeistfeld das Stück
„Seine Majestät Gustav Krause“ auf.
Und Heidi Kabel darf sich
schließlich sogar selbst ironisieren: Aus dem Radio ertönt
die volkstümliche Melodie
„Mein Hamburg“ (Interpretin: Heidi Kabel), wenn
Konsulwitwe Marie alias
Heidi Kabel ganz in Rosa im
hanseatischen Appartement
eintrifft. Meint Marie: „Heidi
Kabel – gibt’s die immer
noch?“ Es gibt sie. Und wie!
Hamburger Abendblatt, 1997
Ihre Rolle im Stück „Mein
ehrlicher Tag“ verlangt es
aber, dass sie einmal „Sch…“
sagt. Da geht ein Raunen
durch den Saal; das ist man
nicht gewohnt.
„Bild“, 1999
24
Hamburger Abendblatt
H E I D I KA B E L 1914 – 2 010
Mittwoch, 16. Juni 2010
Online Weitere Bilder aus Heidi Kabels langer Karriere Abendblatt.de/heidi-kabel-bilder
Heidi Kabel und ihre Tochter Heidi Mahler, die 1964 ihre erste Rolle im Hauptprogramm des Ohnsorg-Theaters hatte, im Januar 2008.
Heidi Kabel in „Der möblierte Herr“ am Ohnsorg-Theater. Als eines der tratschenden Weiber macht sie dem Untermieter Kolbe das Leben schwer.
In der TV-Serie „Heidi und Erni“ (mit Erni Singerl, l.) erfahren die beiden Witwen
erst bei der Testamentseröffnung, dass sie mit demselben Mann verheiratet waren.
Heidi Kabel
is nich doot!
Toeerst is dor bi mi Dankborkeit,
dat ik so veel mit ehr op de Bühne vun’t
Ohnsorg-Theoter heff stahn kunnt. Veel
fine Rullen weern dor bi, un se is jümmer fründlich to mi west un hett mi hulpen, wenn dat nödig weer, dat is keen
Snack, dat stimmt würklich.
Un denn kümmt bi mi sogoor Freid
op – jawoll, Freid! Ik frei mi, dat jüst in
de Tied, as se de groten Rullen bi Ohnsorg speelt hett, dat Fernsehen dorbi
west is. Un nu kann ik mi Heidi Kabel
jümmer wedder to mi in de Wohnstuuv
inladen, so faken ik will. Denn kann se
mi vun „Tratsch in’t Treppenhuus“ vertellen oder een vun de annern velen
Hunnert Geschichten, de se in de velen
Johren op de Bühne bröcht hett. Un
denn is se maal jung un maal’n beten öller un denn old. Un eenmaal is se as
„Manda Voss“ sogoor hunnertsoss
worrn.
Un dorüm köönt de Lüüd noch so
veel snacken, ik segg: Heidi Kabel is nich
doot, dat geiht jo gor nich. Un nu schall
mi eerst maal een dat Gegendeel bewiesen.
Fotos: face to face (2), Frederika, kpa, adolph press, AP, dpa (3), babiradpicture, Ullstein Bild
JASPER VOGT
Güstern geiht dat Telefon, seggt een to mi:
Hest al höört? Heidi
Kabel is doot. – Dumm
Tüüch, segg ik, Heidi
Kabel is nich doot. –
Doch, seggt de anner, dat
stimmt würklich! – Du hest dat nich begrepen, wat ik meen, segg ik. Heidi Kabel kann gor nich doot sien, wiel so en
Minsch as Heidi Kabel nienich starven
deit. Dat geiht gor nich, de ward jümmer
lebennig sien.
Heidi Kabel is doot. Över fievunnegentich is se worrn, dor kann’n jo nu
egentlich nich vun „plötzlich und unerwartet“ snacken. Aver ik geev to, so’n
Ogenblick is mi dat doch in’n Maag
schaten un mien Knee sünd’n lüttbeten
week worrn. Denn nu is dat würklich
vörbi – endgültig. Un dat maakt trurig.
Aver denn heff ik faststellt: Bi all de
Truur kümmt bi mi bannig fix ok wat
anners hooch, wenn ik an Heidi Kabel
denken do.
1937 heiratete Heidi Kabel den Regisseur Hans Mahler, mit dem sie bis zu dessen
Tod 1970 verheiratet war und drei Kinder bekam.
Kurz vor Beginn einer SPD-Wahlkampfveranstaltung stellt sich Heidi Kabel im
August 2002 mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) den Fotografen.
Eine fröhliche Miene sieht anders aus: Heidi Kabel 1970 zusammen mit Henry Vahl
in „So richtig schön zum Lachen“ im Ohnsorg-Theater.
Nicht immer nur das brave Hausmütterchen: 1970 mit Hut und Zigarre.
Posierte schon als kleines Mädchen:
Heidi Kabel als Zweieinhalbjährige.
Neue Serie im Abendblatt
Heidi Kabel mit zwei von 160 Kindern im Alter von 4 bis 6 Jahren, für die sie 1979
nach einem neuntägigen Urlaub auf Jamaika die Patenschaft übernommen hatte.
Lila Outfit, blaues Haar – als mondäne
Tante Mary aus Paris in „Zwei Engel“.
Mit der Komödie „Manda Voss ward 106“ gelang Heidi Kabel nach zweijähriger
Ohnsorg-Pause im Oktober 1992 ein triumphales Bühnen-Comeback.
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Es war Zufall, dass Heidi Kabel eine
Freundin zum Vorsprechen ins
Ohnsorg-Theater begleitete. „Heidi, du nicht!“, mahnte Mutter Agnes, als ihre Tochter dort ein Angebot erhielt. So begann eine Karriere, deren Wurzeln, Hintergründe
und Überraschungen das Hamburger Abendblatt in einer großen Serie aufleben lässt. Lesen Sie morgen: „Holl di fuchtig, Heidi!“